Boris Fuchs und Christian Onnasch Dr.-Ing. Rudolf Hell Der Jahrhundert-Ingenieur im Spiegelbild des Zeitgeschehens

Sein beispielhaftes Wirken

3 Hell Verein / www.hell-.de Inhalt

7 Vorwort von Hermann Zapf 9 Prolog

10 1901–1907: Die Kindheit in Eggmühl 13 Kleine Geschichte der Gemeinde Eggmühl 13 Der Bahnhof Eggmühl 14 Die Bahn-Telegraphie 16 Eggmühls berühmtester Sohn

17 1907–1919: Die Schulzeit in Eger 18 Kleine Geschichte der Stadt Eger 17 Der »internationale« Bahnhof Eger 18 Die Volksschule und das Rudolphinum 19 Die Sprache in Eger war deutsch

22 1919–1929: Die Studienzeit in München 22 Die turbulente Nachkriegs- und Zwischenkriegszeit 25 Die Entstehung der Technischen Hochschule München 26 Die Münchner Schule der Telegraphie 28 Die Bild-Telegraphie 30 Dr. Dieckmanns Begeisterung für die Braun’sche Röhre 31 Unbezahlter Assistent in Dr. Dieckmanns Versuchsanstalt 33 Die Bildzerleger-Röhre für Fernseher 33 Die Frühgeschichte des Fernsehens 36 Die Würdigung durch Walter Bruch 37 Die Fortsetzung durch Manfred von Ardenne 38 Die weitere Entwicklung des Fernsehens 39 Der promovierte Ingenieur Rudolf Hell

41 Die Unternehmensgründung in 41 Das pulsierende Berlin © 2005 Edition Braus trotz Depression im Wachter Verlag GmbH, Heidelberg 46 Die harten Aufbaujahre in Berlin www.editionbraus.de 46 Der Hellschreiber als Grundstein Satz und Reproduktion: Druck: Wachter GmbH, Bönnigheim 52 Die Enigma-Story Alle Rechte am Text und Bild bei den Autoren 55 Die frühe Parallele ISBN 3-89904-163-1 zu John F. Crosfield

4 Hell Verein / www.hell-kiel.de 56 Nach 1945: 107 Diversifikation Die Wiederaufbaujahre in Kiel in verwandte Gebiete 58 Kleine Geschichte der Stadt Kiel 107 Das Matrizengerät MAT 60 Ein abermals schwieriges Beginnen 108 Patro-Geräte für die Textilindustrie 62 Fuß fassen mit ersten Produkten 109 Das Registat 62 Der Klischograph 110 Die Verschlüsselungsmaschinen brachte den Durchbruch 113 Und noch viel mehr...

64 Vom Klischograph 114 Der enorme Wandel zum Helio-Klischograph des graphischen Gewerbes 65 Der Farbenklischograph 116 Von der Gutenbergpresse und der Vario-Klischograph zur eisernen Handpresse 66 Der Helio-Klischograph 117 Die Erfindung der Schnellpresse 69 Die Entwicklung 118 Die Erfindung zum »Helio Data Processing« der Rollenrotationsdruckmaschine 121 Die Reproduktionstechnik 73 Vom Telebildsender zum Pressfax für den Vierfarbendruck 74 Das Kleinfax war seiner Zeit 126 Die Entwicklung des Tiefdrucks weit voraus 129 Der Siegeszug des Offsetdrucks 75 Die Faksimileübertragung 134 Vom Bürokopierer von Zeitungsseiten zur Digitaldruckmaschine 76 Homefax-Zeitungen 138 Wie der deutschsprachige Raum als Fortsetzung von Pressfax? Hochburg des Druckmaschinenbaus wurde 79 Vom Farbscanner zum Bildbearbeitungssystem 145 Der Unternehmer 79 Die Entwicklungsgeschichte und sein Unternehmen des Farbscanners 145 Das gute Verhältnis 80 Die Parallelentwicklung zum Hause bei Hell und Crosfield 146 Der kontinuierliche Aufbau 83 Das Gentlemen-Agreement des Unternehmens 84 Wer ist John F. Crosfield? 159 Die Auslandsgesellschaft HCM 86 Die weitere Entwicklung 160 Gesellschaftlicher Höhepunkt bei den Hell-Scannern Kieler Woche 87 Die Entwicklung 163 Die zahlreichen Ehrungen zum Bildbearbeitungssystem für Dr. Hell 167 Die Verleihung des 89 Vom Fotosatz zum Digiset Werner-von-Siemens-Rings 89 Die Entwicklunggeschichte als Krönung der mechanischen Setzmaschinen 172 Der Jahrhundert-Ingenieur wird 100! 94 Fotosatz und Lichtsatz 174 Epilog 95 Die Entwicklunggeschichte 177 Abstrakts der Patente von Dr. Hell des Foto- und Lichtsatzes 96 Der Digiset arbeitete mit digitalisierten Zeichen 102 Zum Digiset gehörte ein Satzrechner 103 Der Bezug zu Konrad Zuse 105 Die Bevorzugung von Großrechnern durch Siemens

5 Hell Verein / www.hell-kiel.de 6 Hell Verein / www.hell-kiel.de Vorwort

Zwei tiefgreifende Erfindungen prägten gen Leben zusammenarbeiteten und seine das 20. Jahrhundert: die Erfindungen des visionären Gedanken und Vorstellungen ersten programmierbaren Computers der zu praxisgerechten Produkten machten. Welt durch Dipl.-Ing. Konrad Zuse in Ber- Es ist keine trockene Technikgeschichte, lin mit der Konstruktion des Rechners Z3 sondern eine spannend und fachmännisch im Jahre 1943 und die digitale Darstellung geschriebene und mit Anekdoten gespick- von Bildern und Schriftzeichen durch Dr.- te Erzählung. Es ist aber auch ein Nach- Ing. Rudolf Hell. schlagewerk mit all den vielen Namen, die Viele der Erfindungen von Rudolf Hell mit Rudolf Hell zusammenkamen und das begegnen wir heute täglich; es sind Erfin- technische Umfeld mitbestimmten. dungen, die oft große Veränderungen in Als Unternehmer war er sich der Trag- vielen Bereichen unseres Lebens brachten. weite und des Ausmaßes seiner genialen In unserer ereignisreichen Zeit betrachten Ideen am Anfang mitunter gar nicht be- wir viele Dinge als etwas Selbstverständ- wusst und oft fügte sich eine prinzipielle liches, ohne darüber nachzudenken, wer Erfindung in eine andere ein. Seine 127 dies alles erdacht und deren praktische persönlichen Patente, die im Anhang mit Anwendung ermöglicht hat – kaum je- kurzen Abstrakts aufgelistet sind, zeigen mand kennt die Namen der Erfinder. nur annäherend sein ganzes Betätigungs- Mit dieser Dokumentation und Lebens- feld, die Telegrafie, Funktechnik, Faksi- geschichte soll an einen Mann erinnert mile- und Reproduktionstechnik. werden, dem wir viele Annehmlichkeiten Auch für den Nichtfachmann sind die unseres Alltags zu verdanken haben. Sie komplizierten Verfahren und Maschinen zeichnet nicht nur den beruflichen Werde- anschaulich erklärt. Es offenbart sich da- gang von Rudolf Hell nach, sondern es mit die Wichtigkeit, dass zum ersten Mal werden auch seine verschiedenen bahn- die Lebensarbeit von Rudolf Hell umfas- brechenden Erfindungen und technischen send beschrieben und gewürdigt wird. Entwicklungen in kompetenter Weise dar- Alle wesentlichen Stationen seiner Er- gestellt. Die schwierigen Jahre des Auf- findungen fanden in dem Buch ihren Nie- baus der Dr.-Ing. Rudolf Hell GmbH in derschlag. Bereits mit 25 Jahren erhielt er Kiel werden beschrieben, wobei auch der zusammen mit seinem Lehrer Dr. Max zeitgeschichtliche Hintergrund des Inge- Dieckmann von der Technischen Hoch- nieurs dazu gehört, um seine Erfindungen schule München ein Patent auf eine Bild- richtig einordnen zu können. Die einzel- zerlegerröhre für Fernsehkameras zuge- nen Konstruktionen erkennt man erst dann sprochen. Dies war ein Meilenstein in der in ihrer Bedeutung, wenn man um die Vor- Geschichte des Fernsehens, auf dem viele stufen und Ideen weiß, die␣ allmählich zu weitere Entwicklungen aufbauten. dem Endprodukt für die Praxis führten. Schon im Jahre 1925 entwickelte er das Natürlich gehören dazu auch Vorden- Prinzip, eine Bildvorlage punktweise zu ker, Wissenschaftler und Erfinder früherer zerlegen, sie elektronisch zu übertragen Jahrhunderte, die zu den Errungenschaften und danach wieder zusammenzusetzen, des 20. Jahrhunderts beitrugen. Vor allem ein Grundgedanke, der ihn sein ganzes Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) Leben nicht mehr los ließ. muss hier genannt werden, den Rudolf 1929 verhalf ihm ein Gerät zur Übertra- Hell sehr verehrt hat, denn Leibniz war der gung von Schriftzeichen zum ersten kom- Erfinder des binären Zahlensystems, der merziellen Erfolg: der »Hellschreiber«, der Grundlage der digitalen Technik von heute in Zeitungsredaktionen weltweit einge- und des Computers. Leibniz stellte 1673 setzt wurde. die erste, von ihm konstruierte Rechen- 1956 entwickelte er bereits ein Klein- maschine mit Staffelwalzen vor. faxgerät, ohne es vermarkten zu können, Wir begegnen in dem Buch Persönlich- bis Japaner diesen Absatzmarkt aufbauten keiten, die mit Rudolf Hell in seinem lan- und das Faxgerät populär machten.

7 Hell Verein / www.hell-kiel.de 1964 wurde zum ersten Mal eine digital Hell seine Erfindung als den Beginn einer arbeitende Lichtsetzmaschine der Fach- industrialisierten elektronischen Druck- welt vorgeführt. Sie war eine Sensation für technik und er fügte hinzu, dass sich diese das traditionsbewusste Druckgewerbe des zur Informationstechnik wandeln wird. Johannes Gutenberg, das über 500 Jahre Heute erkennen wir: die Satztechnik bestimmte. Der Digiset re- Seine digitale Arbeitsweise hat wesent- volutionierte die gesamte Arbeitsweise des lich zur Rationalisierung und Automatisie- Schriftsatzes und führte Gutenbergs Kunst rung der Druck- und Reproduktionstech- in das digitale Zeitalter. nik von heute beigetragen. Mit der Hell-Digiset-Lichtsetzmaschine Sein Arbeitsfeld umfasste das gesamte wurden Setzgeschwindigkeiten von meh- Nachrichtenwesen. Selbst dem legendä- reren Millionen Buchstaben in der Stunde ren Chiffriergerät des Zweiten Weltkriegs, erreicht. Sie löste die traditionellen Lino- der »Enigma«, hat er durch eine schreiben- type- und Monotype-Setzmaschinen end- de Ausgabeeinheit zur Weiterentwicklung gültig ab, jene noch mechanisch arbeiten- verholfen. Auch das Internet wäre ohne den Erfindungen aus dem 19. Jahrhundert, die digitale Technik von Hell nicht mög- ebenso die kurze Übergangszeit des Foto- lich geworden. satzes, der bereits eine moderne Verbes- Die technischen Einzelheiten und ge- serung der Arbeitsprozesse bei der Her- schichtlichen Hintergründe und Zusam- stellung von Büchern und Zeitschriften menhänge sollten auch junge Menschen darstellte. Das ideale Gerät für umfangrei- interessieren, die mit den zahlreichen Ent- che Satzmengen war aber die digitale Auf- wicklungen der Digitaltechnik aufwach- bereitung durch die Digiset-Setzmaschine. sen. Die großen Persönlichkeiten der Tech- Vor allen Dingen auch deshalb, weil sie nikgeschichte des 20. Jahrhunderts dürfen das schwierige Problem des Fotosatzes in dabei nicht vergessen werden. Zu ihnen bezug auf Korrekturen löste. gehört ganz zuerst Dr.-Ing. Rudolf Hell. Wer das Glück hatte, für Rudolf Hell arbeiten zu dürfen, dem ist diese Zusam- HERMANN ZAPF menarbeit mit vielen schönen Erinnerun- gen verbunden. Mein Beitrag waren die ersten speziell für Digiset zu entwerfenden Schriften. Sie waren Neuland für mich; die Aufgabe war auch so völlig anders in allen ihren Einzelheiten im Vergleich zum Blei- satz und der Arbeitsweise im Fotosatz. Hells Erfindung des lichtgesteuerten Bildpunktes ermöglichte viele andere, sich daraus entwickelnde Erfindungen. Man denke dabei an die Bildschirmwiedergabe von Texten und Bildern, an Telefax, an das Internet und schließlich seit einigen Jahren auch an die digitale Fotografie durch digi- tale Kameras oder die digitalen Druckver- fahren. Nicht zu vergessen sind die viel- fältigen Möglichkeiten der Bildretusche, die leider bis hin zur Manipulation und Verfälschung gehen kann. In seiner Dankesrede zur Verleihung des Gutenberg-Preises der Stadt und der »Internationalen Gutenberg-Gesell- schaft« im Jahre 1977 bezeichnete Rudolf

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