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Bomben auf Freund und Feind Alliierter Bombenkrieg in West- und Süd/Osteuropa

Eine Dokumentation von Günter Zemella

Inhaltsverzeichnis Alliierter Bombenkrieg in West- und Süd/Osteuropa ...... 1 Kurzbiographie ...... 1 Die Wege in die europäische Katastrophe in Stichworten ...... 1 Alliierte Luftangriffe auf Frankreich – „Franzosenabschlachten“ ...... 14 Alliierte Luftangriffe auf Holland und Belgien ...... 23 Alliierte Luftangriffe auf Italien: „Natürlich bombardieren“ ...... 26 Alliierte Luftangriffe auf Sofia und weitere bulgarische Großstädte ...... 34 Alliierte Luftangriffe gegen tschechische Städte ...... 36 Alliierte Luftangriffe auf Auschwitz, Buchenwald und Nordhausen ...... 40 Bilanz des alliierten Bombenkrieges in Europa ...... 41 Zerstörung von Kulturwerken ...... 42 Literaturverzeichnis ...... 45

Kurzbiographie Geboren 1940 in Streitkirch, Kreis Ratibor/OS. Im März 1945 Flucht mit Familie vor der Roten Armee nach Bayern. Im Oktober 1945 Rückkehr in die oberschlesische Heimat. 1947–1958 polnische Volksschule in Streitkirch (Borutin) und Lyzeum in Ratibor/OS. Mai 1958 Abitur. Im Oktober 1958 Beginn des Studiums der Rechtswissenschaften an der Universität Breslau. Im November 1958 Umsiedlung in die BRD, Fortsetzung und Abschluß des Studiums an der J.W. Goethe-Universität in Frankfurt (M). 1964-1968 Gerichtsreferendar. Bis zur Pensionierung Tätigkeit bei einer Bausparkasse. Verheiratet, 3 erwachsene Kinder, 9 Enkelkinder. Seit Juni 1953 oberschenkelamputiert, seit August 2008 nach einem schweren Schlaganfall auf den Rollstuhl und Rollator angewiesen. Schwäbisch Hall, im März 2019 E-Mail: [email protected] Die Wege in die europäische Katastrophe in Stichworten Der Erste Weltkrieg wird von vielen Historikern zu Recht als die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Dieser Zivilisationsbruch mit 20 Millionen getöteter Soldaten und Zivilisten war der Ausgangspunkt für die Bolschewistische Oktoberrevolution mit etwa 40 Millionen Menschenopfern des Roten Terrors und für den Zweiten Weltkrieg mit etwa 60 2

Millionen Toten. Der Bombenkrieg begann im Ersten Weltkrieg mit vereinzelten Luftangriffen der jeweiligen Kriegsgegner auf deutsche, französische und englische Städte. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bombenkrieg zum perfekten Werkzeug des totalen Krieges. Aufgrund ihrer Luftüberlegenheit griffen die Alliierten vor allem deutsche und japanische Städte massiv und flächenmäßig an. Aber auch Städte in Frankreich, Italien, Holland, Belgien und Bulgarien mußten schwere Bombardements der Alliierten hinnehmen. Über den Bombenkrieg der Anglo-Amerikaner gegen Deutschland und die Deutschen gibt es bereits zahlreiche Bücher und Abhandlungen. Ebenso über die Angriffe der deutschen Luftwaffe auf London, Coventry und weitere englische Städte. Auch die Bombardierung von Warschau, Rotterdam und Belgrad durch die Deutschen wurde schon vielfach thematisiert und kommentiert. Insoweit wird auf das Literaturverzeichnis und weitere einschlägige Publikationen verwiesen. Hauptthema der vorliegenden Dokumentation sind die Luftangriffe der Alliierten vor allem auf Frankreich, Holland, Belgien, Italien und Bulgarien. Dieses Thema wird wohl aus politischen Gründen weitgehend ausgeblendet. Um die Ursachen der europäischen Katastrophe nachvollziehen zu können, seien hier die wichtigsten Daten und Fakten zur (Vor-)Geschichte des Ersten und Zweiten Weltkrieges zusammengefasst, selbstverständlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit. • 1871 entstand mit dem 2. Reich ein deutscher Bundesstaat, der sich wirtschaftlich rasant entwickelte und die wirtschaftliche Vormacht Großbritanniens gefährdete. • Am 4. Januar 1894 trat ein geheimer Bündnisvertrag zwischen Rußland und Frankreich in Kraft. Die französisch-russische Allianz kam zustande, weil das Deutsche Reich den Rückversicherungsvertrag von 1887 mit Rußland nicht verlängert hatte. Die Nichtverlängerung dieses geheimen Neutralitätsabkommens führte letztlich zur Einkreisung des Deutschen Reiches durch die damaligen Großmächte Großbritannien, Frankreich und Rußland. • 1895 begann die britische Wochenzeitung The Saturday Review eine Artikelfolge, die zur Vernichtung Deutschlands aufrief. Die Devise: Germania esse delendam (Deutschland muß zerstört werden) stand fortan auf der Agenda geheimer antideutscher Kreise in Großbritannien. • Am 8. April 1904 schlossen Frankreich und Großbritannien ein „herzliches“ Bündnis (Entente cordial). 1907 trat Rußland dem Bündnis bei. Die Triple Entente war die kriegsentscheidende Koalition im Ersten Weltkrieg. • Deutschland hat weder den Ersten (1914-1918) noch den Zweiten Weltkrieg (1939- 1945) verschuldet. Weder Kaiser Wilhelm II. noch Reichskanzler Adolf Hitler wollten den Krieg. Beide Staatsmänner taten alles, um den Krieg zu vermeiden. Der (zweite) Dreißigjährige Krieg gegen Deutschland hatte mehrere Väter. • Die wahren Kriegstreiber des Ersten Weltkrieges waren Frankreich (Staatspräsident Reymond Poincaré), Großbritannien (Außenminister Edward Grey) und das mit ihnen verbündete Rußland (Außenminister Sergei Dimitrijewitsch Sasonow). Die Vereinigten Staaten traten 1917 in den Krieg ein, um die Entente zu unterstützen und Einfluß in Europa zu gewinnen. • Im Versailler Friedensdiktat vom 28. Juni 1919 wurde die alleinige Kriegsschuld Deutschland zugewiesen, obwohl Kaiser Wilhelm II. den Krieg nicht wollte. Deutschland mußte erhebliche Gebietsabtretungen hinnehmen. Danzig wurde als „Freie Stadt“ dem Völkerbund unterstellt und durch Zollunion mit Polen verbunden, 3

Westpreußen und die Provinz Posen sowie Teile von Ost-Oberschlesien (mit den Städten Lublinitz, Tarnowitz, Kattowitz) wurden an Polen abgetreten, das Sudetenland mit einer deutschsprachigen Bevölkerung von 3,5 Millionen wurde der neu gegründeten Tschechoslowakei zugeschlagen. Durch die Kriegsschuldlüge, die Gebietsabtretungen, untragbare Reparationen und sonstige Beschränkungen und Auflagen wurde Deutschland moralisch, politisch, wirtschaftlich und militärisch schwer geschädigt. Das Versailler Diktat war der Ausgangspunkt für den Zweiten Weltkrieg. • Von 1920 an kam es zu schweren Menschenrechtsverletzungen an nichtpolnischen Minderheiten im Vielvölkerstaat Polen. Die Drangsalierung der Millionen von Ukrainern, Deutschen, Weißrussen und Juden nahm 1939 unerträgliche Formen an. • Am 19. Februar 1921 schlossen Polen und Frankreich einen Allianzvertrag mit dem Versprechen, sich im Falle eines nicht provozierten Angriffs durch dritte Staaten gegenseitig beizustehen. Der Vertrag wurde durch eine geheime Militärkonvention ergänzt, die die französische Unterstützung im Falle eines deutschen oder sowjetischen Angriffs gegen Polen regelt. Frankreichs Absicht hinter den Verträgen war indessen, daß Polen Frankreich mit Truppen gegen Deutschland unterstützt, sollte Frankreich dies irgendwann einmal bedürfen. • Am 23. Januar 1932 wurde ein polnisch-sowjetischer Nichtangriffspakt paraphiert, im Juli 1932 unterschrieben, der die für Polen wichtige Bestimmung enthält, daß die Sowjetunion dem Deutschen Reich im Falle eines deutsch-polnischen Konflikts keinen Beistand leisten darf. • Am 30. Januar 1933 ernennt Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler. • 1933 ließen die Siegermächte, insbesondere Frankreich, die Abrüstungsbemühungen endgültig scheitern. Die Alliierten weigerten sich, selbst abzurüsten und verweigerten Deutschland die militärische Gleichberechtigung. • Am 26. Januar 1934 schlossen Deutschland und Polen einen Freundschafts- und Nichtangriffspakt für die Dauer von 10 Jahren. Die Gefahr eines polnischen Präventivangriffs auf Deutschland wurde dadurch beseitigt. Der Vertrag wurde am 28. April 1939 von Deutschland gekündigt. • Am 2. Mai 1935 schlossen Frankreich und die Sowjetunion einen Beistandsvertrag. • Am 16. Mai 1935 schloß die Tschechoslowakei mit der Sowjetunion einen Beistandsvertrag. • Die Alliierten begannen bereits Mitte der 1930er Jahre mit einer massiven Aufrüstung, um Deutschland in einem zweiten Durchgang vollends zu besiegen und zu zerschlagen. • Bereits ab 1935 entwickelten die Anglo-Amerikaner viermotorige strategische Langstreckenbomber, um sie gegen ihre potenziellen Feinde Deutschland und Japan einzusetzen. Dieser Bomberflotte waren die Deutschen und die Japaner nahezu wehrlos ausgesetzt. • Am 31. März 1936 richtete Adolf Hitler an Großbritannien und Frankreich einen Friedensappell. Hitlers Friedensplan bestand insgesamt aus zweiunddreißig Artikeln. In Art. 25 wird empfohlen, eine internationale Konferenz einzuberufen, um den Luftkrieg „in die moralische und menschliche Atmosphäre der seinerzeit durch die Genfer Konvention dem Nichtkriegsteilnehmer oder dem Verwundeten zugebilligten Schonung zu bringen“. Hitlers Vorschläge umfaßten ein Abkommen zur Ächtung von Gas, Gift und Brandbomben und ein Verbot jeglicher Bombardierung von offenen 4

Ortschaften außerhalb der Reichweite der mittelschweren Artillerie der kämpfenden Front. Die Westmächte gaben Hitler keine Antwort. Richard Overy, a.a.O. S. 61-62. • Am 14. Juli 1936 wurde das Bomber Command als Oberkommando der RAF- Bomberflotte (wieder-)gegründet. • Am 20. Mai 1938 ordnete die tschechoslowakische Regierung eine Teilmobilmachung an, weil angeblich an der Grenze zu Sachsen und Nordbayern deutsche Truppen konzentriert wurden. Dies war aber offensichtlich eine Falschmeldung. • Am 23. September 1938 rief die am Vortag installierte Regierung des Generals Jan Syrový eine allgemeine Mobilmachung aus und versetzte das Land in einen Verteidigungsnotstand, der formell erst am 11. Dezember 1945 aufgehoben wurde. Die Mobilmachung dauerte eine Woche. Am 30. September 1938 akzeptierte Staatspräsident Benes´ die Ergebnisse des Münchner Abkommens vom 29./30. September 1938. • 24. Oktober 1938 bis 30. August 1939: Serie von sechs vergeblichen Versuchen von deutscher Seite, das Danzig- und das Korridor-Problem auf dem Verhandlungsweg zu lösen. Kern der deutschen Kompromißvorschläge ist das Angebot, die polnischen Gebietserwerbungen in Ost-Oberschlesien, Westpreußen und Posen als endgültig anzuerkennen. Um diese Anerkennung hatte Marschall Piłsudski bis zu seinem Tode mehrfach vergeblich nachgefragt. Die 16 Reichsregierungen vor Hitler hatten diesen Wunsch der Polen nicht erfüllen wollen. Hitler bietet die erbetene Garantie nun gegen zwei „Tauschobjekte“: die Angliederung Danzigs, das völkerrechtlich ohnehin nicht polnisch ist, zurück ans Reich und exterritoriale Zugangswege in das abgetrennte Ostpreußen. Die Serie der Gespräche beginnt am 24. Oktober 1938 und setzt sich mit immer neuen Versuchen am 19. November, am 5. Januar 1939, am 25. und 26. Januar, am 21. März und am 28. April fort, bis am 30. August 1939 die letzte Offerte an Polen geht. http://www.vorkriegsgeschichte.de/polens-buendnispolitik-1920-1939/ • Hitler läßt den Polen nun keinen Raum mehr, auf Zeit zu spielen. Er setzt eine Frist für den Gesprächsbeginn. Er „erwartet“, daß Warschau bis zum 30. August 1939 um 24 Uhr einen bevollmächtigten Unterhändler nach Berlin entsendet. Außenminister Beck dagegen will weder den Zeitdruck noch den Verhandlungsort Berlin akzeptieren. Er weist Botschafter Lipski in der deutschen Hauptstadt an, den neuen deutschen Vorschlag nicht entgegenzunehmen. Lipskis Antwort: „er (habe) die unangenehme Pflicht, darauf hinzuweisen, daß jegliche weitere Verfolgung dieser deutschen Pläne, insbesondere soweit sie die Rückkehr Danzigs zum Reich beträfen, den Krieg mit Polen bedeuten“. Hier taucht die erste Drohung mit dem Krieg auf. • Am 23. März 1939 erklärte Polen die Teilmobilmachung als direkte Reaktion auf den am 15. März 1939 erfolgten deutschen Einmarsch in die sogenannte Rest-Tschechei. • Am 31. März 1939 gaben die Regierungen Großbritanniens und Frankreichs eine Garantieerklärung gegenüber Polen ab. Darin wurde Polen Beistand in jeglicher Form zugesichert. • Im Juni 1939 erklärte Edward Rydz-Smigly, Marschall von Polen, in einem Vortrag vor hohen polnischen Offizieren: „Polen will den Krieg mit Deutschland und Deutschland wird ihn nicht vermeiden können, selbst wenn es das wollte.“ Vgl. Heinz Splittgerber: Unkenntnis oder Infamie?, Recklinghausen, S. 7

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• Polens Stabschef Edward Rydz-Smigly läßt sich als „Sieger von Berlin“ bereits im März 1939 malen. Bild: http://www.globalecho.org/33335/wer-wollte-krieg-das-marchen-vom-uberfall-auf-polen-ist-eine- propaganda-luge/ • Im Sommer 1939 nahm die Feindschaft der Polen gegen die deutsche Minderheit wieder scharfe Formen an. Terrorakte gegen Deutsche, die Zerstörung deutscher Geschäfte und Brandstiftungen auf deutschen Bauernhöfen waren an der Tagesordnung. Die Zahl der Deutschen, die den Schikanen und Gewaltakten entkommen und Polen „illegal“ verlassen wollen, wurde immer größer. Bis Mitte August sind über 76.000 Menschen ins Reich geflohen und 18.000 zusätzlich ins Danziger Gebiet. Die Berichte über den Umgang der Polen mit ihrer deutschen Minderheit und die Schilderungen der Geflohenen sind Öl aufs Feuer des deutsch-polnischen Verhältnisses in den letzten Wochen und Tagen vor dem Kriegsausbruch. Der damalige Staatssekretär von Weizsäcker schreibt dazu in seinen Erinnerungen: „Unsere diplomatischen und Konsularberichte zeigten, wie 1939 die Welle immer höher auflief und das ursprüngliche Problem, Danzig und die Passage durch den Korridor überdeckte.“ Schultze-Rhonhof: „Polens Minderheiten 1920-1939“ unter http://www.vorkriegsgeschichte.de/polens-minderheiten-1920-1939/ • Am 23./24. August 1939 schlossen Deutschland und die Sowjetunion einen Nichtangriffspakt. Ein geheimes Zusatzprotokoll gestattete der Sowjetunion „für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung“, im Ersten Weltkrieg verlorene Territorien des Russischen Kaiserreichs wiederzugewinnen. Es erklärte Ostpolen, Finnland, Estland und Lettland zur sowjetischen Interessensphäre, Westpolen und Litauen zur deutschen. • Am 25. August 1939 schlossen London und Warschau das Beistandsabkommen, das sich die Briten und die Polen bereits im März 1939 in London zugesichert hatten. Im Geheimen Zusatzprotokoll vom 25. August wird präzisiert, daß das abgeschlossene Bündnis nur gegen Deutschland gültig ist. Dieses Schutzversprechen motivierte die Polen, in Zukunft noch kompromißloser gegenüber Deutschland aufzutreten. • Am 28./29. August 1939 beschloß die polnische Regierung die Generalmobilmachung. • Am 1. September 1939 griff Deutschland Polen an, nachdem alle Versuche der Reichsregierung, den Konflikt in der Danzig- und Korridorfrage sowie in der Frage der deutschen Minderheit, gescheitert waren. • Am 3. September 1939 erklärten Großbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg. Zu den wahren Kriegstreibern des Zweiten Weltkrieges gehörten vor allem 6

Großbritannien (, Anthony Eden, Duff Cooper, R), Frankreich (Léon Blum, Paul Reynaud), die USA (Franklin D. Roosevelt) und die Sowjetunion (Josef Stalin). Zu den Kriegstreibern gehörten weiterhin Polen (Józef Beck), Tschechoslowakei (Edvard Benesch) und nicht zuletzt das zionistische Judentum (Chaim Weizman, Wladimir Jabotinski, Samuel Untermyer). • Das britische Kriegsziel formulierte Winston Churchill am 3. September 1939 im Rundfunk wie folgt: „Dieser Krieg ist ein englischer Krieg und sein Ziel ist die Vernichtung Deutschlands.“ Sven Hedin, a.a.O. S. 175 f. • Am 17. September 1939 marschierte die Rote Armee nach Polen ein und annektierte „Ostpolen“. Die britische Regierung nahm dies ohne Protest und Konsequenzen hin. • Am 30. November 1939 griff die Sowjetunion Finnland an, weil es die Forderungen Moskaus nach Abtretung der im Südwestteil des Finnischen Meerbusens liegenden Halbinsel Hangö „zur Sicherung Leningrads und Kronstadts“ ablehnte. Es brach der berüchtigte finnisch-russische Winterkrieg aus, der bis zum 13. März 1940 dauerte. Am 13. März 1940 beendeten die Parteien den Krieg mit dem Friedensvertrag von Moskau. Finnland konnte seine Unabhängigkeit wahren, mußte aber erhebliche territoriale Zugeständnisse machen, insbesondere große Teile Kareliens abtreten. https://de.wikipedia.org/wiki/Winterkrieg • Am 10. Mai 1940 begann die Wehrmacht den Feldzug gegen Frankreich (Westfeldzug). • Am 11./12. Mai 1940 begann die britische Luftwaffe deutsche Städte zu bombardieren. Erste angegriffene Stadt war Mönchengladbach. Mit diesem Angriff begann ein fast fünf Jahre währender Luftterror gegen die deutsche Zivilbevölkerung. • Am 3. Juli 1940 begann die britische Royal Navy eine Unternehmung gegen den Großteil der im Hafen von Mers-el-Kébir (Marokko) liegenden Kriegsflotte des ehemaligen Verbündeten Frankreich. Die Flotte sollte weitgehend ausgeschaltet werden, um eine mögliche Übergabe der Schiffe durch Frankreich an Deutschland zu verhindern. Die Operation Catapult begann am frühen Morgen zusammen mit der Operation Grasp, bei der alle in britischen Gewässern befindlichen französischen Schiffe gekapert und beschlagnahmt wurden. Bei dem Angriff in Mers-el-Kébir starben je nach Quelle 1.147 bis ca. 1.300 französische Seeleute, 351 bis ca. 400 wurden verwundet. Sechs britische Flugzeuge wurden von französischen Flugabwehrkanonen abgeschossen. Die Franzosen bombardierten aus Vergeltung am 24. und 25. September 1940 Gibraltar, wobei aber nur geringe Schäden verursacht wurden. https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Catapult • Am 12. November 1940 traf der sowjetische Außenminister Wjatscheslaw Molotow zu Gesprächen mit Hitler in Berlin ein. Molotow kam nach Berlin mit dem Konzept seines Meisters Stalin im Kopf. Er hörte kaum hin, als Hitler und Ribbentrop ihm den Gegenplan vorlegten, die Sowjetunion solle dem Dreimächtepakt beitreten und im Bündnis mit Deutschland ihre Expansion nach Süden, zum Persischen Golf und gegen Britisch-Indien richten. Stattdessen ließ der Moskauer Abgesandte keinen Zweifel, daß es ihm um eine Neuregelung der beiderseitigen Interessensphären in Europa auf deutsche Kosten ging: in Südosteuropa (Rumänien, Bulgarien) ebenso wie in Nordeuropa (Finnland, Schweden und die dänischen Ostseeausgänge Belt, Kattegatt). Den Trumpf bildete die Forderung, sowjetische Militärstützpunkte an den türkischen Meerengen zu errichten. Das sowjetische Forderungspaket machte deutlich, daß es hier um das Programm einer militärstrategischen Einschnürung ging. Hitler erkannte, daß die Sowjets „die Katze aus dem Sack ließen“, daß er sich in den Händen „eiskalter 7

Erpresser“ befand. Molotow hatte den Preis des Paktes vom 23. August 1939 genannt. Drohend stand wieder die tödliche Gefahr des Zweifrontenkrieges für Deutschland am Horizont. Hitler meinte, keinen anderen Ausweg als die militärische Lösung zu finden. • Am 18. Dezember 1940, vier Wochen nach dem Molotow-Besuch, erließ Hitler die „Weisung Nr. 21“ („Fall Barbarossa“), wonach die Wehrmacht sich darauf vorbereiten sollte, „auch vor Beendigung des Krieges gegen England Sowjetrußland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen“. Hitler meinte, dem Zweifrontenkrieg durch einen erneuten Blitzkrieg nach dem Muster des Frankreichfeldzugs von 1940 entgehen zu können. Nach Stalins rabiaten Säuberungen der Führungsspitzen 1936/37 meinte Hitler zudem, die Sowjetarmee als „hohlen Riesen“ abtun zu können. Die deutsch- sowjetischen Gespräche in Berlin im November 1940 wurden zum Vorspiel des militärischen Zusammenstoßes der beiden totalitären Parteidiktaturen am 22. Juni 1941, durch den der bisherige Krieg in Europa eskalierte. Dieser Tag, der den Beginn eines brutalen und rücksichtslosen Weltanschauungskrieges markierte, wurde vor allem für die Deutschen und die Russen zum Schicksalsdatum. Klaus Hornung: „Eiskalte Erpresser“ Molotows Forderungen vom November 1940 und die Folgen“ unter https://jungefreiheit.de/service/archiv?artikel=archiv14/201403011056.htm • Am 22. Juni 1941 marschierten deutsche Truppen in die Sowjetunion ein (Unternehmen Barbarossa), um einem drohenden Angriff der Roten Armee zuvorzukommen (Präventivangriff). Daß Josef Stalin alle Maßnahmen für einen Krieg gegen Deutschland (z.B. Truppenkonzentration an der Westgrenze der UdSSR) getroffen hatte, war spätestens seit dem Molotow-Besuch in Berlin klar. • Vom 14. - 26. Januar 1943: Konferenz von Casablanca. F.D. Roosevelt und W. Churchill beschlossen, eine bedingungslose Kapitulation Deutschlands, Italiens und Japans zu fordern. Auch sollten verstärkt Luftangriffe auf deutsche Städte geflogen werden. Eine vorzeitige Beendigung des Krieges war durch diese Beschlüsse ausgeschlossen. • Am 7. Mai 1945 wurde in Reims die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht unterzeichnet. Die Kapitulationserklärung wurde aus protokollarischen Gründen am 8./9. Mai in Berlin-Karlshorst wiederholt. • Mit der Kapitulation der Wehrmacht wurden die militärischen Aktivitäten der Alliierten einschließlich des Luftterrors gegen Deutschland zwar beendet, aber der Krieg gegen die Deutschen wurde auf andere Weise fortgesetzt. Die ostdeutschen Provinzen Ostpreußen, Pommern, Schlesien wurden Polen annektiert, das Sudetenland der Tschechoslowakei zugeschlagen. Deutschland verlor ca. 116.000 Quadratkilometer seines Territoriums. Die 15-16 Millionen dort seit Jahrhunderten lebenden Deutschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben, wobei ca. zwei Millionen dort seit Jahrhunderten lebenden Menschen umkamen. Der Verlust von Hab und Gut, die Massenvergewaltigungen der deutschen Frauen vor allem in Ostpreußen und in Berlin durch die russischen und in Süddeutschland durch die französischen Soldaten, die Ausplünderung des Landes, die Demontierung von Industrieanlagen, die Zwangsarbeit, der Raub der Goldvorräte und Patente, der geplante Hungertod gefangener deutscher Soldaten (Rheinwiesenlager) mit ca. einer Million Toten usw. usw. All dies und noch viel mehr waren schwerste Zivilisations-und Völkerrechtsbrüche, ohne dass die Verantwortlichen jemals dafür zur Rechenschaft gezogen wurden. Man wird die von den Alliierten im, während und nach dem Krieg (Waffenstillstand) verübten Verbrechen am deutschen Volk nur verstehen, wenn man das Deutschlandbild der 8 maßgeblichen Politiker in Großbritannien, den USA und der Sowjetunion kennen lernt. In der westlichen Welt wurde dieses Bild beeinflußt und geprägt durch Persönlichkeiten wie z.B. Theodore N. Kaufman, Earnest Albert Hooton, Louis Nizer, Henry Morgenthau jun. und auf sowjetischer Seite von Ilja Ehrenburg. Es würde den Rahmen dieser kleinen Schrift sprengen, hier auch nur die Grundzüge der von alttestamentarischem Haß und Rache geleiteten Propagandaschriften dieser angeblichen Vorkämpfer für Demokratie und Humanität darzustellen. Einige Stichworte sind jedoch notwendig. Der Kaufman-Plan: Sterilisation der Deutschen Bereits im Februar 1941, ein halbes Jahr vor Eintritt der USA in den Krieg, forderte Theodore N. Kaufman, seinerzeit Präsident der amerikanischen Friedensliga, in seinem Buch Germany must perish (Deutschland muß zugrunde gehen) die Zwangssterilisierung aller Deutschen, selbst wenn sie Antinazis, Kommunisten oder Judenfreunde seien. In drei Monaten sollte es keinen zeugungsfähigen Deutschen in Europa mehr geben und das deutsche Volk in 60 Jahren auf dem Kontinent völlig ausgelöscht sein. Der Hooton-Plan: Bevölkerungsvermischung durch Immigration Bereits mitten im Krieg legten vor allem die USA konkrete Planungen für das Nachkriegsdeutschland offen. Die ethnische Vernichtung des deutschen Volkes wurde zum gemeinsamen Nenner, zum Hauptkriegsziel der Alliierten erhoben. Es galt offenkundig, die Zahl der Deutschen soweit wie möglich zu dezimieren und sie schließlich zu eliminieren. Diese Zielsetzung stellte der amerikanische Professor für Anthropologie, Earnest Albert Hooton, in der New Yorker Zeitung PM’s Daily vom 4. Januar 1943 auf. Der in besagtem Zeitungsartikel formulierte „Hooton-Plan“ kann als Rahmenplan zur Zerstörung der Identität der Deutschen bezeichnet werden. Hooton äußert die Ansicht, daß nicht nur äußere Einflüsse (sprich Umerziehung) erforderlich seien, um eine nachhaltige Veränderung dieses Verhaltens zu bewirken, sondern auch biologische Maßnahmen. Auf die Darstellung der Maßnahmen zur Erreichung dieses Zieles muß hier aus Platzgründen verzichtet werden. Der Nizer-Plan: Deutschland muß total umgestaltet werden Eine weitere in diese Richtung zielende Publikation ist der Bestseller von Louis Nizer What to do with Germany (Was tun mit Deutschland), erschienen 1943/44 in New York. Nizer war ein Prominenten-Anwalt und Mitglied der jüdischen B’nai B’rith-Loge (hebräisch: „Söhne des Bundes“). Den größten Teil des Buches widmet Nizer (1902-1994) der Frage, wie die Deutschen zu bestrafen seien. Unter der Überschrift: „Tag des Göttlichen Strafgerichts“ stellt Nizer das Programm der Bestrafung des deutschen Volkes im einzelnen vor: „Besetzung Deutschlands – Hoheitsrechte Aussetzen“. Das Volk als Ganzes müsse „in Schutzhaft genommen werden“, so Nizer wörtlich. „... Ihr Staat als geschlossene Einheit, durch die sie handelten, muß aufgelöst werden. Ihre nationale Einheit haben sie so lange verwirkt, bis sie durch Annahme zivilisierter Lebensregeln ihre Umformung bewiesen haben. Kurz gesagt, die deutsche Staatshoheit muß außer Kraft gesetzt werden. Das Land muß vollständig von den Streitkräften der Vereinten Nationen besetzt werden... Psychologisch gesehen ist die vollständige Besetzung eine notwendige Vorbedingung für das Erziehungsprogramm, über das wir später reden werden... Es darf daher keine Friedensverhandlungen mit Deutschland geben, denn Frieden können nur zwei selbständige Staaten miteinander schließen. Der Vertrag sollte Deutschlands Entlassung aus der Probezeit in die deutsche Eigenstaatlichkeit abwarten. Es dürfte kaum 9 wahrscheinlich sein, daß Deutschland trotz des später noch von u n s zu behandelnden Programms gelernt hat, die Regeln eines guten internationalen Betragens über eine längere Zeit hinweg anzunehmen...“ (S. 97-101). Unter der Überschrift: „Erziehung Kains“ behandelt Nizer Erziehungsfragen. Einleitend zitiert er einen Ausspruch von Professor Karl A. Kuhn aus seinem Buch „Die wahren Kriegsursachen“: „Muß die Kultur über Berge von Leichen, durch Ozeane von Tränen ihre Dome errichten unter der Todesrassel der Sieger? Ja, sie muß!...Die Macht des Siegers ist das höchste Gesetz der Moral, vor dem sich der Besiegte zu beugen hat.“ (S. 155-157). Strafe für Deutschland: „Erstens sprechen w i r Deutschland alle Hoheitsrechte über die Nation ab. W i r werden sie wieder herstellen, wenn und wann es aufhört, eine Bedrohung für die Gemeinschaft der Völker zu sein. W i r haben aufgezeichnet, wie diese Entscheidung gefällt werden soll. Zweitens, nachdem w i r die Nation als eine Wesenheit gestraft haben, bestrafen w i r die einzelnen Kriegsverbrecher... Die zweite Art ist der Internationale Gerichtshof mit seinen strafrechtlichen und militärischen Ablegern. Sie handeln als Gerichtshof ohne Berufungsmöglichkeit und ziehen „Regierende“ und andere große Verbrecher vor Gericht... Drittens sollen internationale wie auch nationale Kommissionen die im Überfluß vorhandenen Angaben über die verbrecherischen Handlungen unter der unmittelbaren Leitung der Ankläger sammeln. Viertens nehmen wir die Gruppe der Verfechter des großdeutschen Gedankens in Listen auf. Die amtlich organisierte Brutalität ist nämlich ihr Werk. Sie müssen als erste der unerbittlichen Rachejustiz ins Auge sehen... Fünftens haben wir Hinweise gegeben, wie gewisse lästige Fragen in Bezug auf das internationale Recht beantwortet werden sollten, wie zum Beispiel die Verteidigung mit dem Vorbringen, daß der Befehl eines höheren Offiziers ausgeführt worden wäre. Sechstens haben wir Maßnahmen vorgeschlagen, die verhindern sollen, daß Schuldige Asyl in neutralen Ländern erhalten... Der preußische Kriegskult und sein nazistischer hoher Vollstrecker müssen zerstört werden...“ (S. 196-197). Der Morgenthau-Plan: Deindustrialisierung und Agrarisierung Deutschlands Den größten Ruhm als Nachkriegsplaner für Deutschland erwarb sich Henry Morgenthau, von 1934 bis 1945 Finanzminister von Präsident Roosevelt und Schlüsselfigur seines „New Deal“. Am 15. September 1944 stimmten Roosevelt und Churchill auf der zweiten Quebec- Konferenz dem Plan zu. Der „Morgenthau-Plan“ enthielt folgende wesentliche Punkte: 1. Demilitarisierung Deutschlands. 2. Aufteilung Ostpreußens zwischen der Sowjetunion und Polen. Polen soll Schlesien erhalten, Frankreich das Saarland und einige linksrheinische Gebiete zwischen Rhein und Mosel. 3. Teilung Deutschlands in zwei unabhängige Staaten im Norden und Süden, Zollunion zwischen dem Süden und Österreich. 4. vollständige Demontage der Industrie im Ruhrgebiet einschließlich Rheinland. Verbot der Reindustrialisierung auf absehbare Zeit. 5. Entschädigungen und Reparationen. 10

6. Entnazifizierung von Schulen, Universitäten, Zeitungen, Rundfunk, Schließung und Neuaufbau durch eine alliierte Erziehungskommission. 7. politische Dezentralisierung (Föderalisierung). 8. Kontrolle der Wirtschaft durch die UNO. 9. Zerschlagung des Großgrundbesitzes, Verteilung an die Bauern. 10. Bestrafung von Kriegsverbrechen. Die wesentlichen Vorschläge des Morgenthau-Planes flossen in die Direktive „Joint Chief of Staff 1067“ vom Mai 1945 ein, so daß die Forderungen des Planes zumindest teilweise von der amerikanischen Militärregierung und nach ihrem Vorbild auch von den anderen Besatzungsmächten verwirklicht wurden. Diese Direktive wurde am 17. Oktober 1945 veröffentlicht und blieb bis zum 14. Juli 1947 in Kraft. Als Morgenthau am 6. Februar 1967 verstorben war, urteilte der Spiegel in seinem Nachruf auf den „Enkel eines jüdischen Zigarrenhändlers aus Mannheim“: „Er wollte das schöne Deutschland verderben, seine Gruben schließen und seine Hochöfen löschen, seine Junker enteignen und seine Nazis erschießen – ohne Urteil. Das Dichtervolk sollte Rüben ziehen und Rindvieh züchten – ohne Gnade.“ Der Spiegel, Nr. 8, 13. 2. 1967, S. 91; Nawratil, S. 126; Wikipedia, Morgenthau- Plan. Neben Kaufman, Hooton, Nizer, Morgenthau & Co. gab es auch auf östlicher Seite eine Reihe Vernichtungs- und Umerziehungsplaner sowie Haßpropagandisten. Beispielhaft seien hier die bereits seit 1942 ergangenen die Mordaufrufe des jüdisch-sowjetischen Propagandisten Ilja Ehrenburg zitiert: „Es gibt nichts, was an den Deutschen unschuldig ist, die Lebenden nicht und die Ungeborenen nicht!.. Zerstampft für immer das faschistische Tier in seiner Höhle... Brecht mit Gewalt den Rassenhochmut der germanischen Frauen. Nehmt sie als rechtmäßige Beute. Tötet, ihr tapferen, vorwärtsstürmenden Rotarmisten, tötet... Wir wollen nicht reden, wir wollen uns nicht entrüsten. Wir wollen töten. Wenn du nicht im Laufe eines Tages wenigstens einen Deutschen getötet hast, ist dein Tag verloren. Wenn du einen Deutschen getötet hast, so töte einen zweiten. Es gibt nichts Schöneres für uns als deutsche Leichen... Zähle nicht die Kilometer. Zähle nur eines: Die von dir getöteten Deutschen!“ Die „historische Mission“ der Sowjetarmee „besteht bescheiden und ehrenwert darin, die Bevölkerung von Deutschland zu vermindern“, schrieb Ehrenburg in einem Leitartikel am 3. Februar 1945. Beitrag: „Die Massaker der Roten Armee und der Untergang Preußens“, in: Focus, 7/2005, 14.02.2005, S. 76. Zu den Bombardements der Alliierten: • Die alliierten Bombardements waren von den Grundsätzen TERRORISIEREN- TÖTEN-ZERSTÖREN bestimmt. • Die alliierten Bomber griffen grundsätzlich unverteidigte Städte an. • Die Alliierten bombardierten vorsätzlich die Innenstädte, um möglichst viele Zivilisten zu töten und möglichst viele Kulturgüter zu vernichten. • Die britische Area Bombing Directive (Anweisung zum Flächenbombardement) vom 14. Februar 1942 verstieß gegen den damals maßgeblichen Art. 25 der Haager Landkriegsordnung. Er lautet: „Es ist untersagt, unverteidigte Städte, Dörfer, Wohnstädten, Gebäude, mit welchen Mitteln es auch sei, anzugreifen oder zu beschießen.“ Mit der Neuregelung im Genfer Abkommen von 1949 und durch Art. 51 11

des Zusatzprotokolls I von 1977 gelten derartige Flächenbombardements allgemein als Kriegsverbrechen. • Das sogenannte Paper (Enthausungspapier) vom 30. März 1942 sah zunächst die Zerstörung von 30% aller Wohnbauten in 58 Städten in Deutschland vor. Das dehousing paper wurde durch den wissenschaftlichen Berater der britischen Regierung, Frederick Lindemann (alias Lord Cherwell), ausgearbeitet und durch das britische Kabinett beschlossen. Lindemann gilt als der Erfinder des „Bombenteppichs“. 1 • Zu den Vordenkern und Strategen des „modernen“ Bombenkrieges gehörten auf britischer Seite ferner Soly Zuckerman, der Erfinder der „Transportoffensive“. Auf amerikanischer Seite stellte der Architekt Erich Mendelsohn sein Fachwissen zur Verfügung, um in Deutschlands Städten vernichtende Feuerstürme zu entfachen. Zu erwähnen ist schließlich der Chemiker Louis Frederick Fieser, der den Kampfstoff Napalm erfand. • Durch die Flächenbombardierung und den kombinierten Einsatz von Spreng- und Brandmitteln sollten möglichst viele Zivilisten getötet und Wohnräume, öffentliche Gebäude, historische Bauwerke sowie die Infrastruktur des Landes zerstört werden. • Der Bombenkrieg wurde von den Briten begonnen und von den Alliierten mit unverminderter Härte bis zum Waffenstillstand am 8. Mai 1945 fortgesetzt, obwohl Deutschland bereits Ende 1944 weitgehend zerstört und in der Luft wehrunfähig war. • Die unterschiedslose Flächenbombardierung wurde insbesondere ab 1944 durch gezielte Tieffliegerangriffe auf Zivilisten und soziale Einrichtungen (Feldarbeiter, Personenzüge, Krankenhäuser, Kurkliniken usw.) ergänzt. • Die Flächenbombardierungen und die Tieffliegerangriffe der Alliierten waren völkerrechtswidrig und unmenschlich. • Der alliierte Flächenbombardierung und die alliierten Tieffliegerangriffe hatten das erklärte Ziel, Deutschland zu zerstören und die Deutschen zu dezimieren. • Sie waren Ausdruck des totalen Krieges gegen Deutschland und der kollektiven Bestrafung des deutschen Volkes. • Die Bilanz des Bombenkrieges gegen Deutschland: Mehr als 600.000 getötete Zivilisten, überwiegend Kinder (75.000 Kinder unter 14 Jahren), Frauen und Alte, ca. 955.000 Verwundete, ca. 3.370.000 zerstörte Wohnungen, ca. 1,63 Millionen zerstörte Gebäude, darunter 500 Baudenkmäler von hohem Rang, 7,5 Millionen Obdachlose. • Die Luftangriffe der Anglo-Amerikaner gegen die deutschen Städte und die Zivilbevölkerung waren einzigartige Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Angriffe waren ein industriell geführter Vernichtungskrieg, der den Tatbestand des Völkermordes (Genozid) und des Kulturmordes (Kulturozid) erfüllt. • Für diese Verbrechen wurden die Alliierten bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen.

1 Frederick Lindemann stammte aus einem wohlhabenden jüdischen Elternhaus in der Pfalz. Obwohl er in Deutschland geboren (1886 in Baden Baden) und in Berlin studierte, war er einer der wichtigsten Befürworter der flächendeckenden Bombardierung Deutschlands. Der polnische Historiker Janusz Piekalkiewicz schreibt über Lindemann: „Diese graue Eminenz ist wohl der erfolgreichste Hofpolitiker unserer Zeit und hatte mehr unmittelbare Machtbefugnisse als irgendein anderer Wissenschaftler im Laufe der Geschichte. Vorwiegend auf seinen Rat lässt Churchill den totalen Bombenkrieg gegen deutsche Städte eröffnen, was die Taten eines Attila in den Schatten stellt.“ Prof. Heinz Alex Natan schreibt in seinem 1967 erschienenen Buch Graue Eminenzen. Geheime Berater im Schatten der Macht über Lindemann: Er sei von einem „grenzenlosen Deutschenhaß“ geleitet gewesen. „Die völlige Zerstörung Deutschlands war bei ihm zeitweise geradezu zur Manie geworden.“ Wikipedia, Frederick Lindemann, Heinz Alex Natan; Gerhard Frey, a.a.O. S. 88-89.

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Die RAF-Doktrin stützte sich in erster Linie auf die Erfahrung des sogenannten „Air Policing“ („Luftpolizeidienst“) in der Zwischenkriegszeit. Die Briten nutzten „Air Policing“ als billiges und wirksames Mittel zur Bekämpfung von Aufständen in Mandatsgebieten wie dem Irak und in den Kolonien. Der Einsatz von Flugzeugen gegen rebellische Stämme und Stammeskrieger (im „Manual“ als Krieg gegen „halbzivilisierte Völker“ beschrieben) sollte als Beispiel für den Fall dienen, daß ein zivilisierter Staat einem intensiveren Bombardement ausgesetzt würde. Auch Stammesgemeinschaften besäßen, so war zu lesen, lebenswichtige Zentren; diese könne man mit kleinen leichten Bombern zerstören und die rebellischen Untertanen auf diese Weise wieder gefügig machen. Ein Lieblingsbeispiel der RAF waren die Bombenangriffe, die 1938 im südafrikanischen Ovamboland geflogen wurden. Dort habe man den rebellischen Häuptling Ipumbu vom Ukuambi-Stamm durch drei Flugzeuge, die seinen Kral zerstörten und sein Vieh davon jagten, zur Räson gebracht. In diesen wie auch in anderen Fällen betonte man den „moralischen Effekt“ der Zwangsmaßnahme. Die Praxis des „Air Policing“ mit Hilfe von Bombern als strategischen Instrumenten wurde von allen Offizieren befürwortet, die später im Zweiten Weltkrieg hohe Ränge in der RAF bekleideten: die Luftmarschälle Charles Portal, Stabschef der Luftwaffe während des Krieges, und Arthur Harris, Oberbefehlshaber des Bomber Command; die Generäle Richard Peirse, dessen Vorgänger und Norman Bottomley, Portals Stellvertreter während des Krieges. Im September 1941 bezog sich Portal auf das „Air Policing“, um Churchill die Besonderheit des Angriffs auf die „allgemeine Aktivität des Gemeinwesens“ in Deutschland zu erklären: „Mit einem Wort, es geht, wenn auch in erheblich größerem Maßstab, um eine Anpassung jener Politik der Luftherrschaft, mit der die Air Force in den kleinen Kriegen der letzten Jahre so außerordentlich erfolgreich war.“ Richard Overy, a.a.O. S. 85-86. Bei der berühmten Begegnung zwischen Churchill und Stalin am 12. August 1942 teilte der Premierminister dem Sowjetführer zunächst mit, daß eine zweite Front an der nordfranzösischen Küste im laufenden Jahr nicht mehr eröffnet werden könne. Dann deutete Churchill jedoch an, daß die Bombardements mit zunehmender Härte fortgesetzt würden. Der Verlauf des sich anschließenden Gesprächs gibt die wahre Absicht der beiden Politiker in Bezug auf Deutschland wieder: „M. (Marschall) Stalin äußerte gleichfalls die Meinung, daß Bombardements ungeheuer wichtig seien(…). Nicht nur die deutsche Industrie solle bombardiert werden, sondern auch die Bevölkerung. Dies sei die einzige Möglichkeit, die deutsche Moral zu brechen. Der Premierminister (…) was die Zivilbevölkerung angehe, so betrachteten wir sie als militärisches Ziel. Wir hätten nicht um Gnade gebeten, und wir würden keine Gnade gewähren. M. Stalin sagte, das sei die einzige Möglichkeit. Der Premierminister sagte, daß wir hofften, zwanzig deutsche Städte so zu zertrümmern, wie wir Köln, Lübeck, Düsseldorf und so fort zertrümmert haben. Mehr und mehr Flugzeuge und immer größere Bomben (…). Wenn nötig, wollten wir im Fortgang des Krieges beinahe jede Behausung in beinahe jeder deutschen Stadt in Schutt und Asche legen. (Die Worte wirkten sich belebend auf die Begegnung aus, von da an wurde die Atmosphäre immer herzlicher). Richard Overy, a.a.O. S. 889. Anfang 1944 gab die amerikanische 8. Luftflotte ein viel gelesenes Propagandaheftchen mit dem Titel „Target Germany“ heraus. Es versprach, vom Bombenkrieg gegen den deutschen Feind zu berichten, „von der Verwüstung und Vernichtung, die auf die Nazi-Kriegsmaschinerie 13 herabregnete“. Im Heft war eine Europakarte abgebildet, auf der verzeichnet war, wo die amerikanischen Bomben bis dato gefallen waren: neunzehn Ziele in Deutschland, und ganze fünfundvierzig weitere in Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Viele der Bombenangriffe in der späteren Phase des Krieges zielten darauf ab, einen direkten militärischen Erfolg durch Unterstützung der Erdtruppen zu erzielen. Daneben wurden jedoch gleichermaßen schwere Fernbomberangriffe geflogen, um die deutsche Kriegsproduktion in den besetzten Ländern zu beeinträchtigen. Dazu dienten die Angriffe auch weiter gesteckten politischen Zielen. Nach Auffassung der 1941 gegründeten geheimen britischen Propagandaorganisation (Political Warfare Executive, PWE), dienten die Bombenangriffe auf die besetzten Gebiete der Schwächung wie auch der Stärkung der Moral („moral breaking“ beziehungsweise „moral making“). Kollaborateure und Deutsche, so nahm man an, würden durch die Angriffe demoralisiert, während der nicht zur Kollaboration bereite Teil der Bevölkerung durch die Aussicht auf Befreiung bestärkt würde. Durch Bomben zur Freiheit war die Botschaft der Alliierten. Richard Overy, a.a.O. S. 785-786. Im Sommer 1945 beabsichtigten die alliierten Sieger zunächst, die Bombardierung von Städten in die Liste der Anklagepunkte aufzunehmen, die sie für das Verfahren gegen die deutschen Hauptkriegsverbrecher zusammenstellten. Auf den Rat des englischen Außenministeriums wurde dieser spezielle Punkt in aller Stille zurückgezogen, denn es verstand sich von selbst, daß die deutschen Verteidiger sofort auf die alliierten Bombenangriffe verwiesen hätten. Der einzige Luftwaffenoffizier der Wehrmacht, der wegen des Bombenkrieges vor Gericht gestellt wurde, war Generaloberst Alexander Löhr, der aufgrund seiner Rolle bei der Bombardierung Belgrads 1941 von den jugoslawischen Behörden verurteilt und 1947 hingerichtet wurde. Richard Overy, a.a.O. S. 895-896. Arthur Harris („Bomber“-Harris, auch Butcher=„Schlächter“=Metzger genannt), Chefstratege des alliierten Bombenkrieges, wurde für seine Verbrechen nicht etwa verurteilt, sondern geehrt. 1992 weihte die englische Königinmutter Elisabeth zu seinen Ehren ein Denkmal in London ein. Herbert Wagner, der OB von Dresden, wurde in britischen Medien mit den Worten zitiert „Niemals in der Geschichte ist einem Henker ein Denkmal gesetzt worden“. Die Aussage von Harris: „Deutsche Städte waren nicht die Knochen eines einzigen britischen Grenadiers wert“ spricht für sich. Beitrag: „Kontroverse um ‚Schlächter‘ von Dresden“ vom 29.05.1992 unter https://www.neues-deutschland.de/artikel/359383.kontroverse-um-bschlaechterl-von- dresden.html Allerdings gab es auf englischer Seite auch entschiedene Kritiker der brutalen Bombardements der RAF. Schon in seinem Klassiker von 1979, „Bomber Command“, hatte Max Hastings geschrieben: „Die Auslöschung deutscher Städte noch im Frühjahr 1945 ist ein bleibender Schandfleck.“ Hastings beschrieb schon damals „das wachsende Entsetzen der vorrückenden alliierten Truppen über die physische Vernichtung Deutschlands.“ Wenige Jahre später pflichtete ihm John Grigg in seinem Buch „The Victory that never was“ bei: Die Ausradierung deutscher Städte qua Flächenbombardement „war ebenso nutzlos wie bestialisch“. Und vor wenigen Jahren hatte Rowan Moore nach einem Besuch Dresdens geschrieben: „Ob die Einäscherung der Stadt vergeben werden kann oder nicht – als tragischer Fehler im Krieg gegen die Barbarei erinnert sie uns noch heute auf schockierende Weise, wie viel grausame Rohheit die Nation des warmen Biers und des Krickets ihrerseits entfesseln konnte.“ Thomas Kielinger: „Denkmal für britische Bomberpiloten in London“ vom 28.06.2012 unter 14 https://www.welt.de/politik/ausland/article107281847/Denkmal-fuer-britische- Bomberpiloten-in-London.html

Denkmal für Arthur Harris in London. Bild: https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Harris Alliierte Luftangriffe auf Frankreich – „Franzosenabschlachten“ 2 „Kein Gewaltmittel glich nur entfernt der Gewalt des Bombenkrieges“. Jörg Friedrich, a.a.O. S. 326.

„Viele Tausend Franzosen werden in diesen Operationen getötet werden und viele Städte verwüstet. (...) Ich sehe mit Schrecken eine Militäroperation, die Vernichtung und Tod breit in Länder hineinträgt, die nicht unsere Feinde sind, insbesondere, wo die aus diesen Bombardements zu erzielenden Resultate noch gar nicht als ein entscheidender Faktor naschgewiesen sind.“ General Spaatz, Chef der US-Luftstreitkräfte in Europa, am 22. April 1944 in einem Brief an Eisenhower. Jörg Friedrich, a.a.O. S. 124.

„Jede der großen Bomberoffensiven verletzte anerkannte Bestimmungen des Kriegsrechts, die es verboten, Zivilisten und dem zivilen Umfeld vorsätzlich und unverhältnismäßig Schaden zuzufügen.“ Richard Overy, a.a.O. S. 894.

„Die Bomberoffensiven im Zweiten Weltkrieg (waren) die einzigen militärischen Aktivitäten, die einen gewaltsamen und unmittelbaren Angriff auf die Zivilbevölkerung darstellten.“ Richard Overy, a.a.O. S. 898.

Im Juli 1940 beschloß das britische Kabinett, daß jedes militärische Ziel im deutsch besetzten Teil Frankreichs bombardiert werden dürfe. Nach französischen Aufzeichnungen gab es 1940 210 Angriffe und 1941 439 Angriffe, bei denen insgesamt 1.650 Menschen getötet und 2.311 verletzt wurden. Die Vichy-Regierung legte im August 1941 einen offiziellen Protest bei der britischen Regierung ein, dem im September weitere Proteste gegen die fortgesetzte Bombardierung des Kanalhafens Le Havre folgten. Man gab an, die Stadt sei fünfundfünfzigmal von englischen Flugzeugen angegriffen worden, die Bomben seien weit verstreut auf Wohnviertel niedergegangen und hätten 205 Zivilisten getötet.

Am 23. Juni 1941 1941 genehmigte das Kriegskabinett Bombenangriffe gegen Fabriken in ganz Frankreich, allerdings nur bei Tageslicht, um eine größere Zielgenauigkeit zu gewährleisten. Im November 1941 genehmigte das Kriegskabinett Nachtangriffe auf gewerbliche Ziele im

2 Die folgenden Ausführungen basieren, soweit keine anderen Quellen genannt sind, auf dem Werk des britischen Zeithistorikers Richard Overy (geboren 1947). Er lehrt Geschichte an der University of Exeter. Sein Buch: „Der Bombenkrieg. Europa 1939-1945“ erschien in Deutschland 2014 im Rowohlt-Verlag Berlin. 15 gesamten besetzten Europa, darunter auch das Renault-Hauptwerk im Pariser Vorort Boulogne- Billancourt. Churchill erklärte sich schließlich mit der generellen Bombardierung europäischer Zielobjekte einverstanden. Im April 1942 erhielt das Bomber Command Anweisung, Ziele in Frankreich, Holland und Dänemark zu bombardieren („richtet sie übel zu“), um die Einheimischen dazu zu bringen, angemessene Schutzmaßnahmen einzufordern, was wiederum den deutschen Luftschutz auseinanderziehen würde.

Die Vichy-Behörden verurteilten die alliierten Bombardements als barbarische und willkürliche Akte. Die von „France-Aktualités“ vertriebenen Kino-Wochenschauen brachten Beiträge unter Titeln wie „Krieg gegen Zivilisten“, „Verwundetes Frankreich“, „Das Martyrium geht weiter“. Nach jedem Großangriff fanden sorgfältig inszenierte Begräbniszeremonien statt mit Trauereden, die das Massaker an Unschuldigen verurteilten. Die Alliierten mußten ihrerseits die Bombardements gegenüber der französischen Bevölkerung rechtfertigen, indem sie ihr zu erklären versuchten, daß die Angriffe letztlich der Befreiung Frankreichs dienten. Im Februar 1944 hatten die Amerikaner einundfünfzig Millionen Flugschriften abgeworfen, darunter das in französischer Sprache verfasste Blatt „Amerika im Krieg“, das den Kriegsverlauf und die Notwendigkeit der Bombardierung französischer Ziele erläutern sollte. Die Résistance sah in den Bombenangriffen der Amerikaner einen Hauptgrund für die allgemeine Verbitterung, weil sie eine „sorglose und gleichgültige“ Einstellung gegenüber den bombardierten Ortschaften verrieten: „Die Amerikaner machen sich einen Sport daraus und amüsieren sich beim Bomben aus solchen Höhen“, hieß es in einem ihrer Berichte. Richard Overy, a.a.O. S. 788 ff, 813-817. Bombenangriffe auf das Renault-Hauptwerk Der Bombenangriff auf das Renault-Hauptwerk wurde zum Testfall der Doppelstrategie wirtschaftlicher Abnutzung und moralischer Aufrüstung. In der Nacht zum 4. März 1942 schickte das britische Bomberkommando 235 Bomber in den Einsatz, die bis dahin größte Anzahl bei einem einzelnen Angriff. Von einer Flughöhe zwischen 600 und 1.200 Metern aus und ohne Flakfeuer, das zum Ausweichen gezwungen hätte, warfen 222 Flugzeuge 419 Tonnen Bomben auf die Fabrik und die umliegenden Arbeiterwohnungen ab. Ein weiter Teil des Werkgeländes wurde zerstört; es hatte keinen Alarm gegeben, und die Opferzahlen waren hoch: Der französische Luftschutz meldete zunächst 513 Tote und mehr als 1.500 Verletzte – die Pariser Präfektur legte sich schließlich auf 391 Tote und 558 Schwerverletzte fest. Schätzungsweise 300 Gebäude wurden zerstört und 160 weitere wurden schwer beschädigt. Am 4. April 1942 wurden die Renault-Werke von fünfundachtzig Fliegenden Festungen der 8. US-Luftflotte erneut bombardiert. Gerade einmal die Hälfte der Bomben traf den Industriekomplex, die übrigen verteilten sich breit über ein ausgedehntes Wohngebiet. Der Luftschutz zählte 403 Tote und 600 Verletzte. 118 Gebäude wurden zerstört, 480 schwer beschädigt. Ein paar Tage später beklagte sich der französische Botschafter der provisorischen Regierung in London, Rene´ Massigli, daß die zivilen Opfer infolge der bedenkenlosen amerikanischen Bombardements in Frankreich ein „Gefühl der Erbitterung“ hervorriefen. In der Bretagne, berichtete er, riefe die Bevölkerung: „Es lebe die RAF!“, aber auch „Nieder mit der amerikanischen Luftwaffe!“. Richard Overy, a.a.O. S. 797, 802. Bombenangriffe auf Hafenstädte an der französischen Westküste Als das Bomber Command auf die deutschen U-Boote in den Hafenstädten an der französischen Westküste angesetzt wurde, lautete der Befehl, die Hafengebiete bei guten Sichtverhältnissen zu bombardieren. Im April 1942 legte Arthur Harris, seit Februar 1942 Chef des Bomber Command, schriftlich dar, daß die beste Möglichkeit, den deutschen U-Boot-Krieg lahmzulegen und die französische Arbeiterschaft das Fürchten zu lehren, in „echten Blitzen“ auf Brest, Lorient, St. Nazaire, La Rochelle und Bordeaux bestehe. Als die Schlacht im Atlantik Ende 1942 ihren Höhepunkt erreichte, drängte die Admiralität darauf, jede Zurückhaltung aufzugeben und mit Flächenbombardements diejenigen Städte zu zerstören, die 16 gezwungenermaßen die deutschen U-Boote beherbergten. Das Kriegskabinett billigte diesen Beschluß am 11. Januar 1943. Es hatte bereits ab 1940 mehr als zwanzig Angriffe auf die Häfen an der Kanalküste gegeben Die schwersten Angriffe erlebte Lorient 1943, wo im Januar und Februar 4.286 Tonnen Bomben, (darunter 2.500 Tonnen Brandbomben) in der Absicht abgeworfen wurden, die Stadt völlig niederzubrennen. Der französische Bericht über die Bombardements beschrieb die Luftangriffe als ein Beispiel für die neue RAF-Strategie der „verbrannten Erde“. In der Stadt war nicht ein einziges Gebäude unbeschädigt geblieben, Lorient war eine „tote Stadt“ – abgesehen von den U-Boot-Bunkern, denen der Bombenhagel nichts anhaben konnte. Im Umkreis von dreißig Kilometern waren im ländlichen Umland Tausende von Gebäuden und Bauernhöfe zerstört und abgebrannt. Die PWE 3 veröffentlichte eine Stellungnahme, in der sie erklärte, daß die Unschuldigen mit den Schuldigen zu leiden hätten: Die Heftigkeit und die Häufigkeit der Angriffe müssen ungeachtet der Not der Zivilisten noch zunehmen.“ Im April 1943 bekam Harris den Befehl, das Unternehmen abzubrechen und sich wieder Deutschland zuzuwenden. Zugleich wurde entschieden, die Bombenangriffe auf das gesamte französische Territorium, also auch auf den südlichen, bisher noch unbesetzten Teil Frankreichs, auszudehnen. Als 1944 eine alliierte Invasion zu erwarten war, bestanden die deutschen Besatzungstruppen darauf, die Bevölkerung des nördlichen Küstenstreifens möglichst vollständig aus dem voraussichtlichen Kampfgebiet zu entfernen. Richard Overy, a.a.O. S. 800- 802, 810. USAAF-Luftangriffe auf Paris und Nantes Der Großraum Paris erlitt über sechzig strategische Angriffe und Menschenverluste im Bereich von 5.000 Opfern. Der Zeitzeuge Ernst Jünger (1895-1998), Besatzungsoffizier in Paris, notierte: „Die Blitze aus heiterem Himmel trafen kleine Geschäftsleute und was über ihren Läden an bescheidenem Volk in den alten verwinkelten Etagen haust.“ Am 3. und 15. September 1943 verursachten Angriffe der 8. Luftflotte auf Paris erneut weiträumige Schäden in Wohnstraßen, die voller Arbeiter und Menschen beim Einkauf waren. 377 Zivilisten wurden getötet. Die Bombenangriffe auf die westfranzösische Hafenstadt Nantes am 16. und 23. September 1943 forderten die bis dahin höchsten Opferzahlen aller Angriffe auf französisches Gebiet. Zu den Zielobjekten zählte ein deutsches Kriegsschiff, eine französische Lokomotivfabrik und ein Flugzeugwerk, das auch schwer getroffen wurde. Am 16. September griffen 131 B-17 mit 385 Tonnen Bomben die Stadt an. Am 23. September warfen 46 von 117 B-17, die am Morgen gegen Nantes flogen, bei schlechtem Wetter weitere 134 Tonnen ab; am Abend desselben Tages folgte ein weniger präziser Angriff von dreißig Bombern. Beim ersten dieser Angriffe streuten die Bomben erneut über ein weiträumiges Stadtgebiet, zerstörten 400 Gebäude und beschädigten 600 weitere schwer. Die Luftschutzstellen zählten 1.100 Tote und 800 Schwerverletzte. Während sich die örtlichen Rettungsdienste noch bemühen, der Schäden Herr zu werden, wurden sie am 23. September von den beiden Angriffen getroffen, deren Bomben nicht nur auf die Ruinen fielen, sondern sich über ein weiteres Gebiet von mehr als fünfhundert Hektar verteilten. Dieses Mal brach Panik unter den Einwohnern aus, woraufhin hunderttausend Menschen fluchtartig die Stadt verließen. Die Angriffe auf Nantes folgten in beinahe jeder Hinsicht dem Großmuster der Bombardements deutscher Städte, allerdings mit dem

3 Das Political Warfare Executive (PWE, deutsch: Ausschuß für Politische Kriegsführung) war eine geheime britische Körperschaft während des Zweiten Weltkrieges zur Verbreitung von Propaganda. Offiziell trat es als Political Intelligence Department (PID) auf. PWE wurde 1941 vom Außenministerium gebildet. Ziel war es, die Moral des Gegners zu beeinträchtigen und jene in den von ihm besetzten Ländern zu stärken. https://de.wikipedia.org/wiki/Political_Warfare_Executive 17

Unterschied, daß die Verluste der 8. Luftflotte hier bescheiden ausfielen; am 16. September gingen insgesamt sieben Bomber verloren, eine Woche später gab es keine Verluste. Die Fliegerangriffe vom Herbst 1943 riefen in Frankreich eine Mischung aus Empörung und Verständnislosigkeit hervor. In diesem Jahr fielen den Bombern 7.458 Menschen zum Opfer, beinahe dreimal so viele wie 1942. Ein französischer Bericht über die öffentliche Meinung, der die Alliierten Anfang 1944 erreichte, hob hervor, daß die verheerende Wirkung der aus großen Höhen abgeworfenen Bomben ein Volk treffe, das „müde sei und erschöpft von seinem Elend, seinen Entbehrungen, seiner Spaltung und dem viel zu langen Warten auf seine Befreiung“. Richard Overy, a.a.O. S. 803-804. USAAF-Luftangriffe auf Nizza, St. Étienne und Marseille Am 26 Mai 1944 wurden bei einem Angriff auf Nizza 438 Menschen getötet, zwei Drittel von ihnen auf offener Straße, ein Drittel in Gebäuden. Die Luftschutzräume, meist Splittergräben und umfunktionierte Keller, wurden ihrer Aufgabe nicht gleichermaßen gerecht; sie wurden wie in Rouen am 30. Mai zertrümmert und die Insassen kamen zu Tode. Zu einem der schwersten Verluste an Menschenleben kam es im Umfeld von Zielen in der ehemals unbesetzten Zone, die durch amerikanische Bomber der 15. Luftflotte von Italien aus angegriffen wurden. Zwei Angriffe – einer am 26. Mai 1944 auf St. Étienne, der andere am Tag darauf auf Marseille – waren besonders verheerend. In St. Étienne wurde rechtzeitig Alarm gegeben, die hundertfünfzig B-17 griffen in Wellen aus etwa viertausend Metern Höhe an und die Hälfte der Bomben fiel in der Umgebung der Gleisanlagen nieder. Da es für die Bevölkerung, die nicht an die Bedrohung aus der Luft gewöhnt war, zu wenig solide Luftschutzräume gab, wurden mindestens 1.084 Menschen getötet. Die Auswirkungen auf den Schienenverkehr waren dagegen zu vernachlässigen. Der Angriff auf Marseille wurde auf etwa sechstausend Metern Höhe geflogen und richtete sich gegen die Bahnhöfe St. Charles und Blancarde, die beide mitten im Wohngebiet der Stadt lagen. Die Bomben verteilten sich über zehn Stadtviertel, zerstörten fünfhundert Gebäude und töteten 1.752 Menschen. Die beiden Bahnhöfe waren unbedeutend (einer von ihnen ein Sackbahnhof), aber der Bombenangriff führte zu einer Krise der öffentlichen Moral und schürte die Feindseligkeit gegenüber den Bomberverbänden, die ihn geflogen hatten. Das Ausmaß des Luftangriffs und der angerichteten Schäden führte zu Protesten der Résistance und der französischen Exilregierung in London. Richard Overy, a.a.O. S. 822-823. RAF-Luftangriffe auf Amiens: Am 18. Februar 1944 flog die RAF einen Luftangriff auf das Gestapogefängnis von Amiens (Operation Jericho). Er war so geplant, daß die Wachmannschaft im Unterkunftsbereich ausgeschaltet würde und Résistance-Mitgliedern und weiteren Inhaftierten die Flucht gelingen sollte. Dabei wurden 102 Gefangene getötet und von den 258, denen die Flucht gelang, wurde ein großer Teil wieder gefangen genommen.

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Bombenschäden am Gefängnis (im Vordergrund Loch in der Gefängnismauer) Bild: Wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Jericho Im April 1944 flogen die Westalliierten Luftangriffe vor allem auf Eisenbahnknotenpunkte – darunter auf Amiens – zur Vorbereitung der Invasion in der Normandie. Dabei wurde Amiens stark beschädigt. https://de.wikipedia.org/wiki/Amiens RAF-Luftangriffe auf Rouen: In den Wochen vor der Invasion in der Normandie flog die RAF Luftangriffe und versuchte, Verkehrsknotenpunkte zu treffen, um den Nachschub der Wehrmacht zu behindern und seine Verlegefähigkeit zu reduzieren. In der Nacht vom 18. auf den 19. April 1944 griffen RAF- Bomber Rouen an mit dem Ziel, den Rangierbahnhof bei Sotteville-lès-Rouen und die nahegelegene Eisenbahnbrücke über die Seine zu treffen. Der Luftangriff traf die Altstadt von Rouen schwer, fünf Bomben fielen auf die Kathedrale. Ein tragender Pfeiler des zentralen Turmes wurde knapp verfehlt; Teile des südlichen Seitenschiffes und zwei Fensterrosen wurden zerstört. Luftangriffe von Bombern der USAAF einige Tage vor Beginn der Invasion verursachten Feuer in Rouen und der Kathedrale. Am 1. Juni 1944 brannte der Nordturm. Die Kathedrale von Rouen, Krönungsort und Grablage der normannischen Herzöge sowie Metropolitankirche der Normandie, zählt zu den bedeutenden Kirchenbauten Frankreichs im gotischen Stil. https://de.wikipedia.org/wiki/Kathedrale_von_Rouen

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St. Romain, 1. Juni 1944, Bild: Wikipedia

RAF und USAAF-Luftangriffe auf Caen Die am schlimmsten heimgesuchte Stadt bei der Rückeroberung Frankreichs war Caen. Es nahm eine Schlüßelposition im Invasionsgebiet ein. Die Deutschen befestigten sich bei der Stadt, um den Vormarsch der alliierten Bodentruppen aufzuhalten. Am 6. Juni 1944, dem ersten Tag der Invasion, forderte ein amerikanischer Bombenangriff auf Caen sechshundert Tote, weitere zweihundert Menschen kamen am nächsten Tag in den Trümmern der Stadt ums Leben. Während des 7. Juni 1944 setzten die Briten 467 Bomber ein, um einige deutsche Dorfstellungen nördlich Caens zu liquidieren. Aus Sorge, die nahe gelegenen eigenen Truppen zu treffen, rückte man den Angriffsschwerpunkt näher an die Stadt, warf 2.200 Bombentonnen ab, tötete kaum Deutsche, zerstörte dafür aber die nördlichen Vororte. Zwei Wochen später scheiterte der nächste Versuch schottischer Panzer und Infanterie, nach Westen durchzubrechen. Der nächste Durchbruchsversuch war für den 18. Juli geplant. Bevor die jenseits der Orne wartenden Panzer am Morgen dieses Tages losfuhren, war Bomber Command mit einer Armada von zweitausend Bombern gestartet, wie keine deutsche Stadt sie erlebt hat, um fünf befestigte Dörfer an der Durchbruchstelle auszulöschen und im übrigen siebentausend Bombentonnen auf zweihundert Quadratkilometern zu verstreuen. So wurde die Stadt Caen in Schutt und Asche gelegt. Die 1082 begonnene Kirche St. Gilles mit ihrer einzigartigen Durchmischung romanischer und gotischer Elemente, drei Jahrhunderte hatten an ihr gebaut, fiel ins Nichts. St. Pierre, von dem Urbild des normannischen Kirchturms bewacht, verlor dessen Spitze, die als die makelloseste der Region galt. Nichts blieb von der Stadthalle im prächtigsten französischen Barock. Zwei Drittel der Häuser waren zerstört. 3.000 Leichen lagen in der Stadt. Gefangengenommene Deutsche waren durch die Tortur der Sinne erst nach vierundzwanzig Stunden vernehmungsfähig. Jörg Friedrich, a.a.O. S. 126 f. Der Angriff vom 7. Juni vernichtete sechs Kleinstädte beinahe vollständig, darunter Vire, St.Lô, Lisieux und Constances. In den ersten beiden Tagen der Operation wurden dreitausend französische Zivilisten getötet. Das Dorf Aunay-sur-Odon, das ein paar Tage später bombardiert wurde, um deutsche Panzer aufzuhalten, wurde buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht. Nach dem Luftangriff aufgenommene Fotos zeigen einen einsamen Kirchturm in einer ansonsten fast völlig eingeebneten Landschaft. 20

Die beiden Angriffe auf Caen, am 7. und am 18. Juli, gehörten zu den schwersten im Rahmen der Operation „Overlord“ 4. Am 7. Juli waren 467 Bomber beteiligt, die 2.276 Tonnen Bomben auf die nördlichen Randbezirke der Stadt abwarfen. Es gab dort nur wenige deutsche Verteidiger und der Bombenangriff wirkte sich hauptsächlich dahin gehend aus, daß die englischen und kanadischen Truppen vor ihrem weiteren Vorrücken zunächst einmal die Straßen, die in eine Mondlandschaft verwandelt worden waren, frei räumen mußten. Beim Luftangriff vom 18. Juli warfen 942 Bomber die ungewöhnliche Menge von 6.800 Tonnen Bomben auf die Stadt und ihr östliches Umfeld ab, vermochten den deutschen Verteidigern aber kaum etwas anzuhaben., da sich diese größtenteils auf eine Auffanglinie südlich von Caen zurückgezogen hatten. Nach dem Ende der Invasion waren dank des gemeinsamen Einsatzes von Bombern und Granaten nur noch bewohnbare Unterkünfte für achttausend Menschen von den Behausungen der ursprünglich sechzigtausend Einwohner übrig. Richard Overy, a.a.O. S. 828-829. Durch die Bombardierungen wurden die Kathedrale und die Universität von Caen zerstört. Der britische Historiker Antony Beevor schrieb diesbezüglich: „Die britische Bombardierung von Caen, die am D-Day begann, war dumm, kontraproduktiv und befand sich vor allem ganz nahe am Rande eines Kriegsverbrechens.“ Heute spricht man allgemein von einer Befreiung der Stadt durch die Briten. Der britische Telegraph schreibt, daß die Einheimischen ihre Befreier bei ihrer Ankunft als „Bastarde“ beschimpften, die Bombenangriffe bezeichnete man als „kriminell“. Jean Quellien, ein führender französischer Historiker, schreibt: „Betrachtet man die Überlieferungen aus den Jahren 1944 und 1945, zeigt sich ein deutliches Gefühl der Wut. Man findet Phrasen wie: Oh, diese Bastarde.“ Quellien weiter: „Solche Ausdrücke sind im Laufe der Jahre völlig verschwunden, da es politisch unkorrekt ist, sie offen zu sagen. Aber wenn man mit Leuten leise und privat spricht, hat eine gewisse Anzahl definitiv noch ein Problem damit“. Der Wiederaufbau von Caen konnte erst im Jahr 1962 fertiggestellt werden. In der Kleinstadt Vire kamen offiziellen Zahlen zufolge 400 Einwohner ums Leben. In Lisieux kamen nach offiziellen Zahlen etwa 800 Zivilisten ums Leben. Hier wurde auch das Benediktinerkloster bombardiert, wodurch 20 Nonnen starben. In Saint-Lô starben 1.000 der 12.000 Bewohner im Bombenhagel. 06.06.1944: Bomben auf Caen, Vire, Lisieux und Saint- Lô (Frankreich) unter https://www.gegenfrage.com/bomben-caen-1944/

Britische Soldaten vor der zerstörten Kirche St. Pierre in Caen am 10. Juli 1944. Bild: Wikipedia

4 Operation Overlord (englisch für Oberherr, Lehnsherr) war der Deckname für die in Nordfrankreich 1944 stattfindende Landung der Westalliierten und die damit verbundene Errichtung der von der Sowjetunion zur Entlastung der Roten Armee seit längerem gewünschten zweiten Front gegen das Deutsche Reich. https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Overlord 21

Ein britischer Soldat hilft einer alten Frau nach der Eroberung Caens. Im Hintergrund sind die Ruinen Caens zu erkennen. Bild: Wikipedia. Alliierte Luftangriffe auf Le Havre Die Hafenstadt Le Havre wurde seit 1940 153 mal Ziel kleinerer Bombardements. Sie war von strategischer Bedeutung als potenzieller alliierter Nachschubhafen. Le Havre wurde von über elftausend Deutschen verteidigt. Da die Stadt schwer befestigt war und der deutsche Befehlshaber Eberhard Wildermuth den Befehl hatte, de Hafen so lange wie nur möglich zu verteidigen, wies er am 3. September eine Kapitulationsaufforderung zurück. Das Bomberkommando erhielt daraufhin den Befehl, die Stadt eine Woche lang zu bombardieren, ehe der Hafen dann im Sturm genommen werden könne. Die nachträgliche Analyse des RAF- Bombardements durch das SHAEF ergab, daß die Bomben nicht wesentlich zur Unterstützung des Sturmangriffs beigetragen hatten; die Bomben hatten nur einige wenige deutsche Soldaten getötet. Richard Overy, a.a.O. S. 831-832. Am 5. September 1944 warfen 348 britische Flugzeuge 1.820 Tonnen Sprengbomben und 30.000 Brandbomben im Südwesten der Stadt ab. Das gesamte Stadtzentrum verschwand, nur noch das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs stand. Am 6. September starteten die Alliierten sechs Luftangriffe. 1.458 Tonnen Sprengbomben und 12.500 Brandbomben wurden diesmal über den östlichen Teil der Stadt abgeworfen. Laut offiziellen Zahlen kamen bei der Bombardierung 5.126 Menschen ums Leben (Overy gibt nur 1.536 Todesopfer an). Etwa 12.500 Gebäude wurden zerstört und 80.000 Einwohner von Le Havre wurden obdachlos. 35.000 von ihnen hatten alles verloren. Im Jahr 1936 lebten 164.083 Menschen in Le Havre. Nach Kriegsende waren es nur noch 106.934. Insgesamt 82 Prozent der Stadt waren zerstört. Der Chef der „Provisorischen Regierung“ und spätere Staatspräsident Charles de Gaulle sagte am 7. Oktober 1944 während eines Besuchs in Le Havre: „Le Havre wurde für Frankreichs Wohl verletzt, hat aber überlebt!“. Winston Churchill mahnte bei US-Präsident Franklin D. Roosevelt ein Ende des von ihm selbst mitgestalteten „Franzosenabschlachtens“ an. Björn Schumacher: „Selbst Sofia wurde bombardiert. Alliierte Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg. Zehntausende Opfer gab es auch in Frankreich und Italien“, in: Junge Freiheit Nr. 7/19, 8. Februar 2019. http://unesco.lehavre.fr/de/mehr-wissen/die-bombenangriffe-von-1944 USAAF-Luftangriffe auf Royan Royan war im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert ein mondäner Badeort. Am 5. Januar 1945 wurde die von deutschen Truppen immer noch besetzte Stadt bei einem britischen Luftangriff fast vollständig zerstört. Mitte April wurde die Stadt nochmals von der US-Luftwaffe vernichtend angegriffen. Dabei wurde großflächig Napalm eingesetzt. Das war das Ende der Stadt Royan, so wie sie vor dem Krieg bestanden hatte. 442 Tote wurden unter den 2.223 in Royan zurückgeblieben Franzosen gezählt, dazu kamen 300 bis 400 mehr oder weniger schwer Verwundete. Die deutschen Truppen zählten 47 Gefallene. Die in der Hand der Deutschen befindlichen militärischen Anlagen und Einrichtungen wurden durch diese 22

Luftangriffe nicht in Mitleidenschaft gezogen. Von den rund 5.000 Gebäuden des Stadtzentrums von Royan waren allerdings nur noch 200 unbeschädigt, die meisten waren total zerstört oder so schwer getroffen, daß sie nicht mehr bewohnt werden konnten. Beitrag: „Royan im 2. Weltkrieg“ unter http://www.medoc-notizen.de/531.html und https://de.wikipedia.org/wiki/Royan#Geschichte

Das Casino Municipal vor der Zerstörung

Das Casino Municipal aus einer anderen Perspektive

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Das Casino Municipal (Mittelbau und rechter Flügel) nach der Zerstörung.

Das zerstörte Stadtzentrum von Royan. Hinter den Platanen auf der linken Bildseite die Ruinen der Kirche Notre-Dame. Alle Bilder: http://www.medoc-notizen.de/531.html Alliierte Luftangriffe auf Holland und Belgien RAF-Angriffe auf holländische und belgische Städte Holland und Belgien lagen in der Einflugschneise alliierter Bomberverbände zu deutschen Zielen. Für belgische und holländische Ziele galten dieselben Regeln, die im Oktober 1942 für das Bombardieren des besetzten Frankreichs festgelegt worden waren. Militärische Ziele mußten eindeutig identifiziert werden. Bei Aussicht auf einen „großen Fehler“, der zivile Opfer fordern könnte, sollte das Vorhaben abgebrochen werden. Das holländische Groningen wurde am 26. Juli 1940 versehentlich bombardiert, wobei es zwei Todesopfer gab; der Vorgang wiederholte sich, als die deutsche Stadt Emden in der Nacht zum 24

27. September 1941 unter dichtem Nebel verschwand: dieses Mal kamen sechs Menschen ums Leben. Im Februar 1942 wurde Maastricht anstelle Aachens bombardiert; die holländischen Proteste, die auf dem Fuß folgten, gründeten sich auf den Vorwurf, die RAF setze gegen nähergelegene und bequeme Ziele unerfahrene Besatzungen ein – was zutraf – und erhöhe damit die Wahrscheinlichkeit massiver Fehler. Mit Bedacht gegen holländische Ziele angesetzte Bombardements forderten noch mehr Opfer. Einsätze gegen Ziele in Rotterdam, die im Oktober 1941 und Januar 1942 geflogen wurden, führten zu 177 holländischen Todesopfern. Bei einem Fliegerangriff im Oktober 1942 auf Geelen und einen weiteren, zwei Monate später gegen die Philips-Fabriken in Eindhoven, kamen 221 Menschen ums Leben. Die systematische Bombardierung militärischer und gewerblicher Anlagen in den Niederlanden begann 1943, als die 8. Luftflotte ihre schweren und mittleren Bomber einsetzte, die nahe genug lagen, um den Schutz der Begleitjäger in Anspruch nehmen zu können. Unerfahrene Besatzungen konnten so bei geringerem unmittelbarem Risiko ihre Einsatzpraxis kennenlernen. Die Folge war ein augenblickliches Desaster. Am 31. März 1943 führte ein Tagangriff auf Rotterdam zu schätzungsweise vierhundert Todesopfern. Am 5. April 1943 sollte ein gemeinsamer RAF-und USAAF-Angriff das deutsche Erla- Flugzeugwerk bei Antwerpen treffen, verwüstete stattdessen die belgische Kleinstadt Mortsel. Unter den 926 belgischen Toten befanden sich 209 Kinder, weil auch vier Schulen von den Bomben getroffen worden waren. Die Bombardierung Mortsels hatte die meisten Bombenkriegsopfer zur Folge, die je ein einzelner für die Niederlande bestimmter Luftangriff forderte. Kein warnendes Flugblatt war abgeworfen worden, die Stadt war voller Menschen. Neben den Toten gab es 1.342 Verletzte, darunter 587 Schwerverletzte, 3.424 Häuser wurden beschädigt oder zerstört. In den Erla-Werken kamen 222 Arbeiter ums Leben. Für die Einwohner des Städtchens offenbarte das Bombardement den ganzen Schrecken des Luftkrieges. Richard Overy, a.a.O. S. 853-854. Weil Mortsel einem Angriff von „befreundeten Armeen“, also „Friendly Fire“ zum Opfer fiel, wurde der Angriff vom 5. April 1943 unter den Teppich gekehrt. Die Alliierten und die belgischen Regierungen sahen es nicht gerne, daß diesem schrecklichen Vorfall Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte. Erst seit 2004 ist dieser Teil der Geschichte auch offiziell anerkannt und erst 2011 nahm mit Howard Gutman zum ersten Mal ein amerikanischer Botschafter in Belgien offiziell an der jährlichen Gedenkfeier in der kleinen Stadt bei Antwerpen teil. 25

Foto vom zerstörten Mortsel. Beitrag und Bild: „Vor 75 Jahren: Tödliches ‚Friendly Fire‘ auf Mortsel“ unter https://www.vrt.be/vrtnws/de/2018/04/07/vor_75_jahren_toedlichesfriendlyfireaufmortsel-1-3175281/ Die neue „Pointblank“-Direktive sollte künftig die Grundlage für die Gemeinsame Bomberoffensive dienen. Als Teil des Gesamtplans wurden Zielobjekte spezifiziert, die in den dichtbewohnten Stadtkernen des besetzten Europas angesiedelt waren. Am 25. Juni 1943 erklärte sich die belgische Exilregierung mit der Bombardierung ausgewählter Ziele einverstanden, solange zuvor eine Warnung erfolgte. Die holländische Regierung äußerte sich am 15. Juli ähnlich, fügte allerdings hinzu, daß sie nur Unternehmen tolerieren werde, deren Ausführung „die Gefährdung der Zivilbevölkerung auf ein Mindestmaß beschränke“. Erneut wurde jedoch jene berüchtigte Angriffstaktik angewandt - das Fliegen in großer Höhe gegen Ziele, die selbst bei guter Sicht nicht mit hinreichender Genauigkeit zu treffen waren. Die 8. Luftflotte begann ihre Operationen mit B-17-Bombern gegen holländische Ziele bereits zwei Tage nach dem Erhalt der holländischen Genehmigung. Das vorgesehene Ziel waren die Fokker-Flugzeugwerke in Amsterdam, die 1940 zum ersten Mal mit geringem Erfolg von der RAF bombardiert worden waren. Am 17. Juli 1943 wurden 185 Menschen getötet, die Fabrik wurde dagegen verfehlt. Eine Bombe traf die St.-Rita-Kirche, in der fünfhundert Schulkinder nach dem Heulen der Sirenen das Ave-Maria sangen, um die Gefahr abzuwenden; elf Kinder wurden getötet. Weitere neunundzwanzig Menschen starben, als eine Bombe das Wartezimmer eines Arztes traf. Etwa 130 Gebäude wurden zerstört. Die Bombardierung Gents am 4. September 1943 führte zu 111 Toten, der B-17-Angriff auf Brüssel am 7. September verursachte weitere 327 Todesfälle. Ein amerikanischer Luftangriff auf Enschede – erneut waren B-17 Im Einsatz – forderte 150 Menschenleben. Die deutschen Kriegsanstrengungen wurden dadurch nicht wesentlich berührt. Am 3. März 1945, nur wenige Wochen vor der Räumung durch deutsche Truppen, fand ein englisches Bombardement auf Den Haag statt, bei dem Wohnviertel angegriffen und mehr als fünfhundert Menschen getötet wurden. Die Phase der intensivsten Bombardements begann 1944 mit den Vorbereitungen zur Landung in der Normandie und den „Crossbow“-Angriffen gegen die vorgesehenen V 1 und V 2 Raketenstellungen. Als Belgien und Holland ungewollt in das ausgedehnte Luftschlachtfeld über Nordwesteuropa einbezogen wurden, nahmen die Zerstörungen und Opferzahlen rasch zu. Im April und Mai 1944 flog die 8. Luftflotte 1.111 Angriffe gegen die in beiden Ländern 26 gelegenen deutschen Fliegerhorste; hinzu kamen im Mai 759 Einsätze gegen Rangierbahnhöfe. Die Angriffe der schweren Bomber zur Vorbereitung der Invasion führten mit zu den schwersten Verlusten des gesamten Krieges. In Belgien gab es am 26. März 252 Tote in Kortrijk und am 10. April 428 Tote in Gent. Zu den größten Verlusten in Belgien kam es zwischen dem 10. und 12. Mai, als mehr als 1.500 Menschen ums Leben kamen, wobei ein Angriff auf Löwen mit 246 Toten die meisten Opfer forderte. Insgesamt starben bei diesen „Overlord“-Vorbereitungen in Belgien 2.180 Menschen. Im späteren Frühjahr wurden die Niederlande nicht ganz so massiv bombardiert, aber noch zuvor, am 22. Februar 1944, mußte Holland den schwersten Angriff des Krieges über sich ergehen lassen. Das Stadtzentrum von Nimwegen wurde von einem Geschwader B-24 bombardiert, das von einem abgebrochenen Einsatz über Deutschland zurückkehrte. Die Besatzungen glaubten, sich noch immer über deutschem Gebiet zu befinden, warfen die Bomben auf den belebten Stadtkern ab. Die schätzungsweise achthundert Todesopfer waren im Freien überrascht worden, nachdem die Sirenen nur wenige Minuten vor dem Fall der Bomben Entwarnung gegeben hatten. Rund 1.270 Gebäude wurden zerstört oder schwer beschädigt. Die holländische Regierung legte in diesem Fall keinen Protest ein, weil sie über die Ergebnisse des Luftangriffs nicht ausreichend informiert wurde. In einem Flugblatt, das auf die Bombardierung Nimwegens anspielte, hieß es entschuldigend, es sei unter den Gegebenheiten eines modernen Krieges unvermeidlich, „unseren Freunden manchmal Schaden und Schmerz zuzufügen“. Richard Overy, a.a.O. S. 851-858. Alliierte Luftangriffe auf Italien: „Natürlich bombardieren“ „Die anglo-amerikanischen Truppen kompensieren ihre militärische Unfähigkeit mit Mord und zerstörerischen Bombardements.“ Bericht aus dem Vatikan, zitiert von Richard Overy, a.a.O. S. 783. Das faschistische Italien gehörte bis Herbst 1943 zu den sogenannten Achsenmächten. Für die Alliierten war es also - ebenso wie das dem Deutschen Reich angeschlossene Österreich – ein „Feindstaat“. Gegen Italien flog das Bomber Command insgesamt 1.646 Luftangriffe. In den Herbstmonaten 1942 standen Genua, Mailand, Turin und andere Ziele im Zentrum seiner Angriffsoperationen. In Mailand waren unter anderem die Werke von Alfa Romeo, Pirelli, Breda und Isotta-Fraschini schwer beschädigt worden. Aber auch die Stadt selbst und einige ihrer bedeutenden Kulturgüter erlitten schwere Schäden. Die Oper La Scala lag teilweise in Trümmern, und von der Kirche Santa Maria della Grazie blieb nur eine Mauer stehen – die Mauer mit Leonardo da Vincis Wandgemälde vom letzten Abendmahl. A.C. Grayling, a.a.O. S. 71, 77. Ersten Angriffen auf die nördlichen Industrieregionen 1940/41 folgten ab 1942 schwere Angriffe der Alliierten auf alle Landesteile mit dem Ziel, die Invasion des Landes vorzubereiten und das faschistische Regime zu schwächen. Mit den Luftschlägen wollten die Alliierten einen Stimmungsumschwung in der italienischen Bevölkerung zugunsten eines Kriegsaustritts des Landes erreichen. Die Angriffe forderten mindestens 60.000 bis 80.000 Todesopfer. Zwei Drittel aller Bombenopfer in Italien waren in der Zeit vom Waffenstillstand 1943 bis zum Ende des Krieges zu beklagen, obwohl sich Italien durch das am 3. September 1943 im sizilianischen Cassibile unterzeichnete Abkommen aus dem Bündnis mit dem Deutschen Reich gelöst hatte. Am 22./23. Oktober 1942 eröffnete das Bomber Command mit einem Angriff auf Genua eine größere Luftoffensive gegen die norditalienischen Industriegebiete. Hauptziele der Angriffe, an denen teilweise über 100 schwere viermotorige Bomber teilnahmen, waren Genua, Turin und Mailand. In Turin galten etwa dreizehn Kirchen als schutzwürdig, aber nur sechs von ihnen kamen relativ unberührt davon. Im Mailänder Konvent Santa Maria delle Grazie überstand Leonardos Wandgemälde „Das Abendmahl“ wie durch ein Wunder einen Volltreffer; das übrige Refektorium wurde zerstört. 27

Die Offensive wurde bis Mitte Dezember 1942 fortgeführt. Am 4. Dezember flog die amerikanische Ninth Air Force mit 20 Bombern von Nordafrika aus ihren ersten Angriff auf Italien, Ziel war Neapel. Angriffe der US-Bomber von Nordafrika aus auf Neapel und sizilianische Städte setzten sich über das erste Halbjahr 1943 fort. Im März und April 1943 zeigten sich die ersten Effekte der Bombardierungen, als es in Oberitalien zu Streiks kam, an denen rund 100.000 Menschen beteiligt waren. Im Sommer 1943, nach der anglo-amerikanischen Invasion Siziliens (10. Juli), kam es zu einer Serie von Flächenbombardements gegen italienische Bevölkerungszentren mit dem Ziel, das faschistische Regime zu stürzen und letztlich ein Ausscheiden Italiens aus dem Krieg herbeizuführen. Beim bis dahin schwersten Angriff gegen Turin am 12. Juli kamen 792 Zivilisten ums Leben. Am 8. September 1943 starben in Frascati 500 Zivilisten. Nach diesem 8. September, an dem Italien aus dem Achsenbündnis ausstieg, galten die alliierten Operationen meist Transport- und Nachschubwegen der Wehrmacht. Am 19. Juli 1943 erfolgte der erste Angriff des Krieges auf Rom, an dem über 500 Bomber beteiligt waren. Bis zu seiner Befreiung im Juni 1944 wurde Rom 51 Mal bombardiert, mit einem Verlust von geschätzt 7.000 Menschenleben. Die Alliierten erwogen danach zumindest zeitweise, auf weitere Bombardements zu verzichten. Als aber klar wurde, daß die neue italienische Regierung 5 dem Achsenbündnis weiterhin treu bleiben würde, wurden die Bombardierungen wieder aufgenommen und setzten sich über den gesamten August bis Anfang September fort. Am 27. August 1943 wurde Pescara in der Region Abruzzen bombardiert, es gab 1.600 Todesopfer. Am 31. August wurde Pisa von 144 Bombern heimgesucht, 953 Menschen kamen um, die Wohngebiete der Stadt wurden weiträumig zerstört. Richard Overy, a.a.O. S. 758-759. Bombenschlag auf Pescara: Am 31. August und am 14., 17. und 20. September 1943 wurde Pescara von den alliierten Luftstreitkräften heftigen Bombenschlägen ausgesetzt, die den Tod von mindestens 3.000 Menschen forderten (andere Quellen geben sogar 6.000 Tote an). Bei den Angriffen wurden 1.265 Gebäude zerstört und 1.335 schwer beschädigt. 80% der Gebäude des bewohnten Zentrums der Stadt wurden zerstört. Der Angriff vom 31. August ist immer noch im Gedächtnis vieler Überlebender lebendig. An einem warmen Augustnachmittag um 13.20 Uhr war der Strand voll mit Menschen. Die B-24- Bomber der amerikanischen Luftwaffe kamen aus Richtung Meer und ließen ihre Bomben im Stadtzentrum fallen. Der Angriff war verheerend. Insbesondere wurden die Gebiete zwischen der Strömung via Nicola Fabrizi und via Firenze sowie das Regierungsgebäude, in dem sich die Militärgarnison befand, sowie andere angrenzende Bereiche der Station zerstört. Aber der Bahnhof war nicht betroffen. Es wird geschätzt, daß diese Bombardierung 1.600 bis 1.900 Opfer verursacht hat, darunter Todesfälle und Verletzungen. https://it.wikipedia.org/wiki/Bombardamento_di_Pescara

5 Die Regierung Badoglio war die erste italienische Regierung der postfaschistischen Zeit. Sie kam ins Amt, als im Juli 1943 der diktatorisch regierende Benito Mussolini von oppositionellen Faschisten und monarchistischen Kräften gestürzt wurde, die das Bündnis mit Deutschland lösen und einer antifaschistischen Massenbewegung zuvorkommen wollten. Die Regierung vollzog den Wechsel auf die Seite der Alliierten und erklärte im Oktober 1943 dem vormals verbündeten Deutschland den Krieg. https://de.wikipedia.org/wiki/Regierung_Badoglio 28

Pescara: Schutt in der Nähe der Piazza Umbert I. Im Hintergrund ist der Palazzo Verrocchio zu sehen. Bildquelle: Wikipedia wie angegeben. Zu den am stärksten bombardierten Orten zählte Foggia, wo 75 Prozent der Wohngebäude zerstört oder schwer beschädigt wurden. Am 8. September, dem Tag der Verkündung des Waffenstillstands von Cassibile, wurde von US-Bombern ein schwerer Angriff auf Frascati geflogen, wo sich das Hauptquartier der deutschen Wehrmacht in Italien befand, rund 500 Zivilisten kamen ums Leben. In dieser Zeit wurden auch zahlreiche Flugblätter abgeworfen, um die öffentliche Meinung in Italien im Sinne der Alliierten zu beeinflussen. Darin wurde immer wieder betont, die Luftangriffe seien eine Folge des Bündnisses mit Deutschland und würden nach der Abkehr von diesem aufhören. Im Dezember 1943 stellte der Berater Arthur Tedders und Dwight D. Eisenhowers, Solly Zuckerman, eine Studie fertig, in der er die Angriffe der alliierten Bomber auf süditalienische Eisenbahneinrichtungen auswertete und zu dem Schluß kam, daß diese Art von Angriffen die effektivste bei der Unterstützung von Landungsoperationen sei. Das süditalienische Eisenbahnnetz sei während der Operationen Husky (Sizilien) und Avalanche (bei Salerno) durch die Angriffe auf lediglich sechs Zentren völlig paralysiert worden. Tedder und Eisenhower, die zur Jahreswende 1943/44 nach England versetzt wurden, um die Operation Overlord vorzubereiten, nutzten Zuckermans Ergebnisse bei der Planung der Invasion in Frankreich. Bis Juni 1944 wurden primär Angriffe geflogen, um die Versorgung der deutschen Truppen in Italien zu stören und die Bodentruppen zu unterstützen. Die Bodenkämpfe in dieser Zeit fanden hauptsächlich an der Gustav-Linie, rund 100 Kilometer südlich von Rom, statt. Während der Schlacht um Monte Cassino wurde am 15. Februar 1944 durch einen Angriff von über 400 Bombern die Abtei Montecassino bis auf die Grundmauern zerstört Die Alliierten nahmen an, diese würde von den Deutschen als Beobachtungspunkt genutzt. Mittelitalien war in dieser Zeit der meistbombardierte Landesteil. Es wurden aber auch weiterhin Angriffe auf norditalienische Industriezentren geflogen. Die US-amerikanische Fifteenth Air Force unter Nathan F. Twining, Ende Oktober 1943 in Tunis aufgestellt und mit viermotorigen Langstreckenbombern der Typen B-17 und B-24 ausgerüstet, nutzte hierbei die Ende 1943 eroberten Flugfelder um Foggia auch für Angriffe von Süden auf das Deutsche Reich und auf den Balkanraum. Am 20. April 1944 gingen, entgegen den Anweisungen, erstmals Bomben auf Venedig nieder. Eine Untersuchung des Vorfalls ergab, daß vierundfünfzig amerikanische Bomber ihre Zielobjekte in Triest nicht unter der dichten Wolkendecke hatten identifizieren können, daß sie sich über die Befehle hinweggesetzt und den Hafen von Venedig aus achttausend Metern Höhe 29 als Gelegenheitsziel bombardiert hatten. Zum Glück nahm der historische Stadtkern Venedigs keinen Schaden. Nach dem Fall Roms zogen sich die deutschen Truppen bis auf die Gotenstellung nördlich von Florenz zurück. Luftangriffe auf große Bevölkerungszentren wurden jetzt seltener, dafür wurden vermehrt kleinere Städte angegriffen, die als Verkehrszentren dienten. Eine der am stärksten bombardierten Städte in dieser Zeit war Bologna, das zwischen Sommer 1944 und Winter 1944/45 allein 94 Mal getroffen wurde, wobei rund 2.500 Zivilisten umkamen. Dreizehn Prozent der Gebäude in Bologna wurden zerstört. Gleichwohl setzten die Alliierten ihre Bombardements auf italienische Großstädte fort. Das vierzigmal bombardierte Padua schloß sich noch am 1. Februar 1945 der Forderung Roms an, als offene Stadt anerkannt zu werden. Insgesamt töteten alliierte Bomben mindestens 60.000 (80.000) Italiener. Der britische Militärhistoriker John Frederick Charles Fuller resümierte später, Italien habe den „taktisch absurdesten und strategisch unsinnigsten Feldzug des ganzen Krieges“ erlebt. https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriffe_auf_Italien Björn Schumacher wie vor; Richard Overy, a.a.O. S. 765, 781. In den letzten zwanzig Kriegsmonaten wurde der größte Teil der Bombenangriffe von der amerikanischen Luftwaffe durchgeführt. Am Ende der Offensive im Frühjahr 1945 befanden sich mehr als 1.900 schwere amerikanische Bomber von insgesamt fast 4.300 amerikanischen Kampfflugzeugen im Mittelmeerraum. 1943 flogen schwere Bomber 18.518 und 1944 90.383 Einsätze, darunter allerdings einige, bei denen Bomben über Zielen auf deutschem Boden oder auf dem Balkan abgeladen wurden. Von 1943 bis Kriegsende warfen die im Mittelmeerraum stationierten amerikanischen schweren Bomber 112.000 Tonnen auf italienische Ziele und 143.000 Tonnen Bomben auf Gro0deutschland und das deutsch besetzte Mitteleuropa ab. Die taktischen Bomber verteilten weitere 163.000 Tonnen über italienische Ziele. Richard Overy, a.a.O. S. 762. 19. Juli/13. August 1943: Die Bombardierung Roms Papst Pius XII. hatte schon nach dem Kriegseintritt Italiens im Sommer 1940 vergeblich versucht, die Alliierten zu einem schriftlichen Verzicht auf eine Bombardierung Roms zu bewegen. Die schweren Angriffe der Alliierten vom 19. Juli und 13. August 1943 konnte er aber nicht verhindern. Der Vatikan selbst wurde zwar dabei nicht bombardiert. Allerdings traf es am 1. Februar 1944 die päpstliche Sommerresidenz in Castel Gandolfo sowie ein zum extraterritorialen Vatikangebiet zählendes Priesterkolleg in Rom. Beitrag: „Wer warf die Bomben auf den Vatikan?“ in: Die Welt vom 04.11.2013 unter www.welt.de Rom wurde erstmals am 19. Juli 1943 bombardiert. Ein Hauptziel der 390 Bomber der USAAF war der Bahnhof Tiburtina. Zerstört wurden jedoch vor allem die Arbeiterviertel des Stadtteils San Lorenzo und die Kirche San Lorenzo fuori le mura. Ende Juli 1943 ersuchte das Badoglio- Regime, Rom zu einer offenen Stadt zu erklären. Die Amerikaner stellten daraufhin ihre Bombenangriffe vorerst ein, um das Ansinnen zu prüfen. Das Londoner Kriegskabinett wies jeden Gedanken, Rom diesen Schutzstatus zuzuerkennen, entschieden zurück, solange der Krieg in Italien andauerte. Am 13. August wurde Eisenhower darüber informiert, daß die Angriffe wiederaufgenommen werden könnte, und so wurde Rom erneut bombardiert; weitere einundfünfzig Bombardements folgten. Auch bei den folgenden Luftangriffen und als sich im Mai 1944 alliierte Truppen der Stadt näherten, harrte Papst Pius XII. in Rom aus. Um ein zweites Monte Cassino oder gar Stalingrad zu verhindern, bemühte er sich um eine allseitige Erklärung Roms zur „offenen Stadt“. Auf deutscher Seite erhielt der Plan Unterstützung u. a. von Ernst von Weizsäcker und SS-General Karl Wolff. Der deutsche Generalfeldmarschall Albert Kesselring erklärte Rom Anfang Juni 1944 zur offenen Stadt und zog bis auf eine Nachhut alle Truppen ab. Am 4. Juni 1944 30 marschierten alliierte Truppen in Rom ein. https://de.wikipedia.org/wiki/Rom#Zweiter_Weltkrieg; Richard Overy, a.a.O. S. 758. Die US-amerikanischen Bomber, die am 19. Juli 1943 in vier Angriffswellen mehr als 680 Tonnen Bombenmaterial über Rom, hauptsächlich über dem Stadtviertel von San Lorenzo, abwarfen, töteten 1.492 Menschen. Tausende von Verletzten waren zu beklagen. Eine kaum zu beziffernde Zahl von Römern verlor Hab und Gut. Viele Menschen standen ohne Unterkunft da – ganze Wohnblocks waren wie Kartenhäuser zusammengefallen. Der Schock bei den Bewohnern der Ewigen Stadt saß tief, hatte man doch gedacht, der einzigartige Charakter der Stadt würde die Alliierten vor solchen Unternehmungen zurückschrecken lassen. Der Papst hatte den Vatikan unmittelbar nach den Angriffen verlassen und war ohne Gefolge, nur begleitet von Monsignore Giovanni Battista Montini, dem Substituten im Päpstlichen Staatssekretariat, zu der Trümmerlandschaft gefahren. Als der Heilige Vater an diesem Abend, wie immer nach dem Rosenkranz, von einem Fenster seiner Wohnung aus, die geliebte Stadt segnete, liefen ihm die hellen Tränen über die Wangen. Man sah, daß er all das Leid des Nachmittags noch einmal durchlebte und durchlitt. Von da an waren die Kolonnaden von St. Peter Tag und Nacht die Zufluchtsstätte der verängstigten, vor einem neuen Angriff zitternden Bevölkerung der Vorstadtviertel. Jeder Alarm sah große Menschenmassen dem Petersplatz und St. Peter zuströmen“. Sr. M. Pascalina Lehnert, „Ich durfte ihm dienen“, Würzburg 1982, S. 130-13; Beitrag von Ulrich Nersinger vom 1. Dezember 2008 „Die Ewige Stadt im Bombenhagel“ unter www.zenit.org

Die italienische Partisanenbewegung unterhielt seit 1944 enge Kontakte zu den Alliierten. Sie kritisierte die grobe Ungenauigkeit der Bombenabwürfe und die daraus entstehenden Schäden, die überheblich und billigend in Kauf genommen und potenzielle Widerständler abschrecken würden, insbesondere, da viele der bombardierten Gebiete der Arbeiterklasse und dem Antifaschismus zuzurechnen seien. Proteste der Partisanen Ende 1944 zeigten immer wieder, daß die taktischen Bombardements weder die Deutschen noch ein erkennbares militärisches Ziel trafen und die „tragische Situation“ der Bevölkerung noch verschlimmerten. Wie Geheimdienstmeldungen betonten, barg dies für die Alliierten die Gefahr, daß sich die Bevölkerung dem Sowjetkommunismus zuwenden könnte, statt sich weiterhin mit den Truppen zu identifizieren, die für ihren Tod verantwortlich zeichneten. D‘Arcy Osborne machte in einem seiner Berichte aus dem Vatikan deutlich, daß viele Italiener die Westalliierten zu ihrem Nachteil mit der Roten Armee verglichen, die als Einzige „durch saubere militärische Mittel (? Fragezeichen vom Verf. eingefügt) Ergebnisse erzielt“, während die anglo-amerikanischen Truppen „ihre militärische Unfähigkeit mit Mord und zerstörerischen Bombardements kompensieren“. Richard Overy, a.a.O. S. 782-783. 15. Februar 1944: Die Zerstörung des Klosters Monte Cassino Am 15. Februar 1944 – und bei weiteren Angriffen in der Folgezeit – wurde das alte Kloster, eine kulturhistorisch einzigartige Wiege des abendländischen Mönchstums, durch alliierte Bombenangriffe völlig zerstört, obwohl kein einziger deutscher Soldat sich in ihm aufhielt. Die Schweizer Zeitung Basler Nachrichten kleidete das Entsetzen Europas in folgende Worte: „Sie sagen, es handele sich ja nur um Mauern. Monte Cassino ist aber ein Begriff der christlichen Kultur, ein geistiger Wert in der Seele jeden Europäers, sei er nun Katholik oder Protestant. Jede Granate, die auf das Kloster fällt, ist ein Stich ins Herz von Millionen von Menschen und löscht dort ein weiteres Licht der Hoffnung und des Glaubens.“ Zur Untersuchung der Schuldfrage setzte der Vatikan eine besondere Kommission ein. Der 83- jährige Abt des Klosters sowie zahlreiche nach Rom geflüchtete Mönche erklärten, daß kein deutscher Soldat im Kloster war; es befanden sich dort auch keine Verteidigungsanlagen. Rings um das Kloster war eine neutrale Zone errichtet. Präsident Roosevelt erklärte, die Bombardierung und Beschießung sei eine Notwendigkeit geworden, da die Deutschen das alte 31

Kloster nicht nur als Beobachtungspunkt gewählt hätten, von dem sie ihr Artilleriefeuer lenkten, sondern daß sie tatsächlich im Kloster Artillerie in Stellung gebracht hätten. 100 Mönche und Klosterschüler und über 600 Flüchtlinge fanden den Tod in der zerstörten Abtei. Die katholische Nachrichtenagentur Corrispondenza berichtete, vatikanische Kreise fragten sich vergebens, welchen militärischen Vorteil die Engländer und Amerikaner aus der Zerstörung der Abtei gezogen hätten. Am 2. März 1944 überreichte der Kardinalstaatssekretär Luigi Maglione den beim Heiligen Stuhl akkreditierten Vertretern eine Abschrift des Protestes, den Papst Pius XII. gegen die Zerstörung der Abtei durch die britisch-amerikanischen Streitkräfte erhoben hat. Schütz/v. Preradovich, a.a.O. S. 247 Die deutsche Wehrmacht hatte die Unantastbarkeit des Klosters streng beachtet, wobei sie auch militärische Nachteile in Kauf nahm. Noch bis zum Abzug der deutschen Fallschirmjäger in der Nacht zum 18. Mai 1944 konnte der Berg dann gegen einen vielfach übermächtigen Feind verteidigt werden. Auch das beweist schon, daß die alliierten Bombardierungen, die bedeutende Kulturgüter zerstörten, militärisch sinnlos waren. Obwohl schon bald in den fünfziger Jahren durch deutsche und auch alliierte Zeugnisse erwiesen war, daß das Kloster Monte Cassino kein deutscher Militärstützpunkt war, wurde die Schuld für diese barbarische Zerstörung vielfach den Deutschen zugeschoben. Der französische Journalist und Historiker Raymond Cartier schreibt dazu: Die Abtei, „an strategisch beherrschender Stelle nach Rom gelegen, war von der deutschen Führung nicht in die Verteidigungslinie einbezogen. Dennoch griffen am 15. Februar 1944 rund 250 alliierte Bomber das Kloster an, warfen 363 Tonnen Spreng- und Brandbomben und legten das Kloster in Schutt und Asche. Erst danach begannen sich die Deutschen in den Ruinen zu verschanzen.“ Die kostbaren Kirchenschätze wurden von deutschen Soldaten noch vor der Zerstörung des Klosters durch die 16. US-Luftflotte geborgen und in die Obhut der Kirche übergeben. Nach der Eroberung plünderten alliierte Soldaten die Reste des Klosters aus. Der Große Wendig Band 1, S. 797-806 mit weiteren Einzelheiten zum Thema.

Wegen der besonderen historischen Bedeutung hatte der deutsche Oberbefehlshaber in Italien, Generalfeldmarschall Albert Kesselring, verboten, das Kloster direkt in die deutschen Stellungen einzubeziehen; diese Entscheidung ließ er den Alliierten auch mitteilen. Diese vermuteten allerdings eine Kriegslist. Als die Alliierten weiter nach Norden auf das Kloster vorstießen, stellten sich die Truppen der Fallschirm-Panzer-Division Hermann Göring unter Oberstleutnant Julius Schlegel den Mönchen des Klosters zur Verfügung, um die einzigartigen Kulturschätze von Leonardo da Vinci, Tizian und Raffael sowie die sterblichen Überreste des Benedikt von Nursia vor dem Angriff in die Engelsburg nach Rom in Sicherheit zu bringen.

Nach ersten hohen Verlusten forderte der britische General Bernard Freyberg amerikanische Luftunterstützung an und befahl die Bombardierung der Klosteranlage. Tags zuvor hatten die Alliierten die im Kloster anwesenden Menschen über den bevorstehenden Luftangriff unterrichtet und mit Flugblättern zum Verlassen der Abtei aufgefordert. In zwei Angriffswellen warfen am 15. Februar 225 US-Bomber der 12. und 15. Luftflotte insgesamt 435 (nach anderen Quellen: 567) Tonnen Spreng- und Brandbomben auf die Klosteranlage. Zusammen mit zusätzlichem Artilleriebeschuß wurde das Kloster an diesem Tag binnen dreier Stunden mit Ausnahme der Krypta völlig zerstört. Zu Beginn der Angriffe hielten sich im Kloster und dessen Kellergewölben etwa 800 Menschen auf, in der Mehrzahl Mönche und schutzsuchende Flüchtlinge, von denen 250 (nach anderen Quellen: 427) Opfer des Bombardements wurden. Der Vatikan erklärte später, vor der Bombardierung hätten sich weder deutsche Soldaten noch Kriegsgerät im Kloster befunden, und bestätigte damit die Darstellung der deutschen Seite. Die Zerstörung des Klosters führte zu einer erheblichen diplomatischen Verstimmung zwischen dem Heiligen Stuhl und den westlichen Alliierten. https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_um_Monte_Cassino

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Die Benediktinerabtei Monte Cassino 140 Kilometer südlich von Rom vor ihrer Zerstörung. Das Foto ist nicht genau datiert. Bildquelle: https://www.welt.de/geschichte/zweiter- weltkrieg/gallery124840546/Wie-das-beruehmte-Kloster-unterging.html

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Das Kloster Monte Cassino nach der Bombardierung Bild: Wikipedia.

Zerstörungen Bild: Wikipedia

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Die völlig zerstörte Abtei. Bildquelle: https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/gallery124840546/Wie- das-beruehmte-Kloster-unterging.html

Deutsche Soldaten verladen in Holzkisten verpackte Kunstwerke auf einen LKW. Bild Wikipedia.

Alliierte Luftangriffe auf Sofia und weitere bulgarische Großstädte „Die Bulgaren sind ein sündiges Volk, dem eine strenge Lektion erteilt werden sollte.“ Winston Churchill am 19. Oktober 1943, zitiert nach Richard Overy, a.a.O. S. 20. In der Versailler Friedensregelung von 1919 mußte Bulgarien als Strafe empfindliche territoriale und finanzielle Verluste hinnehmen, weil es sich im Ersten Weltkrieg mit Deutschland und Österreich-Ungarn verbündet hatte. König Boris III. lehnte deshalb eine aktive Beteiligung seines Landes am Krieg ab. Nur widerstrebend und unter deutschem Druck 35 erwirkte der Premierminister Bogdan Filow die Kriegserklärung gegen Großbritannien und die Vereinigten Staaten. Regierung und König wußten aber um die Verwundbarkeit Bulgariens, sie wollten Kriegshandlungen gegen die Westmächte vermeiden und weigerten sich auch, der Sowjetunion den Krieg zu erklären. Bulgariens kleine Streitmacht unternahm nichts gegen die Alliierten; stattdessen wurde sie von den Deutschen als Besatzungstruppe in Mazedonien und Thrakien eingesetzt, Gebieten, die die Deutschen 1941 nach dem Sieg über Jugoslawien und Griechenlang den Bulgaren überlassen hatten. 1943 war der Regierung und dem bulgarischen Volk klar, daß sie abermals der falschen Seite zugearbeitet hatte. 1942 hatte sich eine linksgerichtete Vaterländische Front formiert, die forderte, den Krieg zu beenden und sich von Deutschland zu lösen. Kommunistische Partisanen verlangten eine engere Bindung an die Sowjetunion. Im Mai 1943 und dann noch einmal im Oktober veranlaßte Filatow die Kontaktaufnahme mit den Westalliierten, um Verständigungsmöglichkeiten zu sondieren. Man teilte ihm mit, daß nur eine bedingungslose Kapitulation und der Abzug aus den besetzten Gebieten akzeptiert würden. Bulgarien zu bombardieren war Churchills Idee. Er vertrat entschieden die Auffassung, daß Luftangriffe eine schnelle und kostengünstige Möglichkeit boten, den Gegner zu einem Seitenwechsel zu zwingen. Mit den Bombenangriffen meinte man, ein geeignetes politisches Mittel gefunden zu haben, um Bulgarien möglichst rasch zum Kriegseintritt zu bewegen. Kein Zufall also, daß es Churchill war, der am 19. Oktober 1943 in einer Lagebesprechung mit den britischen Stabschefs kundtat, seiner Ansicht nach seien die Bulgaren „ein sündiges Volk, dem eine strenge Lektion erteilt werden sollte“. Ihr Fehler sei es gewesen, sich abermals auf die Seite der Deutschen zu schlagen. Die Bombardements seien dazu bestimmt, die Bulgaren ihrer deutschen Schutzmacht abspenstig zu machen. Die „strenge Lektion“ sollte ein schwerer Bombenangriff auf Sofia sein. Churchill rechtfertigte die Operation politisch: „Die Erfahrung zeigt, daß die Bombardierung eines Landes, in dem es widerstrebende Gruppierungen gibt, nicht zu deren Einigung führt, sondern den Zorn der Antikriegspartei noch verstärkt.“ Die ersten Angriffe im November 1943 waren nur das Vorspiel zu einem gewaltigen Strafgericht aus der Luft, und vorübergehend brach Panik unter den Bewohnern der Hauptstadt aus. Damals wurden in Sofia etwa 209 Bewohner getötet und 247 Gebäude beschädigt. Die „strenge Lektion“ war den Alliierten nicht streng genug, denn sie bewog Bulgarien nicht dazu, eine politische Lösung zu suchen. Am ersten Weihnachtsfeiertag 1943 schrieb Churchill an Eden, es seien „schwerstmögliche Luftangriffe“ auf Sofia geplant, in der Hoffnung, sie würden ergiebigere „politische Reaktionen“ hervorrufen. Am 4. Januar 1944 startete ein Großverband von 108 B-17-Flying-Fortress-Bombern in Richtung Sofia, aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse wurde der Angriff jedoch abgebrochen. Am 10. Januar 1944 wurde schließlich der erste schwere Angriff von 141 amerikanischen B-17 geflogen, die in der Nacht vom 10. Auf den 11. Januar von vierundvierzig englischen Wellington-Bombern unterstützt wurden. Dieser Angriff hatte verheerende Folgen für die bulgarische Hauptstadt: Es gab 750 Tote und 710 Schwerverletzte, dazu kam es weitflächig zu Schäden an Wohnhäusern und öffentlichen Gebäuden. Wegen eines Stromausfalls blieben die Luftschutzsirenen stumm. Dieses Mal geriet die Bevölkerung vollends in Panik, es kam zu einer Massenflucht. Bis zum 16. Januar hatten dreihunderttausend Menschen die Hauptstadt verlassen. Der große Angriff vom 10. Januar zahlte sich politisch aus. Die meisten bulgarischen Politiker waren zu der Einsicht gelangt, daß sie die Verbindung mit den Deutschen so rasch wie möglich beenden und ein Abkommen mit den Alliierten schließen mußten. Am 12. Februar schrieb Churchill an Roosevelt, daß die Bombardierung seiner Meinung nach „genau die von uns erhoffte Wirkung“ hervorgerufen habe und die Bombenangriffe fortgesetzt werden müssten, 36 bis die Bulgaren sich zu offiziellen Verhandlungen bereit erklärten: „Wenn die Arznei gewirkt hat, sollen sie noch mehr davon haben“, so Churchill, dem Roosevelt sein volles Einverständnis kabelte. Über einen britischen Verbindungsoffizier, der in Bulgarien stationiert war, nahmen die Partisanen mit den Alliierten Verbindung auf und ermutigten sie, die Fliegerangriffe fortzusetzen, um den Zusammenbruch des deutschfreundlichen Regimes zu erzwingen Im März wurden die Partisanen schließlich von den Kommunisten in die Nationalrevolutionäre Befreiungsarmee eingegliedert. Aufgrund dieser Hinweise machten sich die Westalliierten – mit Stalins verdeckter Billigung (die Sowjetunion wollte nicht, daß die Bulgaren von ihrer Unterstützung des Bombardements erfahren) – Edens Auffassung zu eigen, daß man den bulgarischen Städten nur „die Hölle heißmachen“ müsse, um binnen kurzem ein Staatsstreich zu provozieren oder die Regierung an den Verhandlungstisch zu bomben. Sir Charles Portal berichtete Churchill von seinem Befehl, sobald wie möglich schwere Bombenangriffe gegen Sofia und andere bulgarische Großstädte zu fliegen. Am 16. und dann am 29/30. März 1944 führten die Alliierten die schwersten Bombardements auf Sofia durch, dazu unterstützende Angriffe auf Burgas, Warna und das im Hinterland gelegene Plowdiw. Der Schienenverkehr und der türkische Überseehandel mit Deutschland sollte damit zum Erliegen gebracht werden. Die Angriffe konzentrierten sich vor allem auf das Regierungs- und Verwaltungszentrum Sofias, wobei auch viertausend Brandbomben zum Einsatz kamen, mit denen man das erreichen wollte, was in Deutschland so gut gelungen war. Beim Angriff vom 16. März brannte der Königspalast nieder, das schwere Bombardement vom 29./30. März durch 367 B-17 und B-24-Bomber, dieses Mal unter Einsatz von dreißigtausend Brandbomben, löste einen großflächigen Feuersturm aus, der den Sitz der heiligen Synode der orthodoxen Kirche Bulgariens, das Nationaltheater, mehrere Ministerien und weitere 3.375 Gebäude zerstörte, aber „nur“ 139 der in der Stadt tötete. Der letzte Großangriff vom 17. April, an dem 350 amerikanische Bomber beteiligt waren, zerstörte weitere 750 Gebäude und richtete große Schäden am Rangierbahnhof an. Durch die alliierten Bombardierungen wurde Bulgarien hinreichend destabilisiert und eine Fortführung der Angriffe war überflüssig. Der britische Bericht zu den Fliegerangriffen endet mit der Forderung, die alliierten Bomber müssten immer in der Lage sein, auf diese Weise vorzugehen, ihre Operationen dürften „nicht durch unangebrachte Rücksichtnahme auf das mögliche Ausmaß an zufälligen Opfern beeinträchtigt werden. Diese Auffassung entsprach all dem, was die RAF seit 1941, seit dem Übergang zur vorsätzlichen Bombardierung deutscher Zivilisten, vertreten und praktiziert hatte. Richard Overy, a.a.O. S. 17 ff. Am 5. September 1944 erklärte die Sowjetunion Bulgarien den Krieg und besetzte das ganze Land. Mit Hilfe der sowjetischen Armee rief Georgi Dimitrow am 15. September 1946 in Sofia die Volksrepublik Bulgarien aus. https://de.wikipedia.org/wiki/Sofia Alliierte Luftangriffe gegen tschechische Städte US-Luftangriffe auf Prag (Praha) In der Schlußphase des Zweiten Weltkrieges erlebten nicht nur deutsche und österreichische Städte, sondern auch besetzte Orte außerhalb des Deutschen Reiches alliierte Luftangriffe. Diese trafen vor allem Städte und Ortschaften des Protektorats Böhmen und Mähren. So warfen am 14. Februar 1945 ungefähr sechzig B-17 Bomber der 8. US-Air Force in drei Wellen 152 Tonnen Bomben auf verschiedene Wohnviertel von Prag ab. Der Bombenteppich traf unter anderem Bereiche am Vysehrad (Prager Hochburg), in Vinohrady (Weinberge) und Pankrac (Stadtteil Praha-4). Über 100 zum Teil historisch wertvolle Häuser (z.B. die prunkvollste Synagoge der Stadt Vonohrady und das Emmauskloster in der Prager Neustadt) wurden zerstört oder schwer beschädigt. Ebenso ein Krankenhaus und dutzende Wohnhäuser. 37

Über 700 Tote und fast 1.200 Verletzte waren die Folge des nur wenige Minuten dauernden Angriffs. Das Ausmaß der Bombardierung läßt sich allerdings in keiner Weise mit den Luftangriffen auf die meisten deutschen Großstädte vergleichen. Anläßlich des 65. Jahrestages der Bombardierung hat Radio Prag Zeitzeugen zu Wort kommen lassen: „Wir haben in den Himmel geschaut, uns gefreut und umarmt. Wir haben den Fliegern zugewinkt, ihnen Küßchen zugeworfen“, berichtete die damals 18jährige Zdenka Prohaskova´. Wir hatten die Vorstellung, daß uns die Amerikaner nichts antun werden, weil sie doch eigentlich auf unserer Seite waren.“ Aber dieser 14. Februar belehrte sie eines anderen. Im März 1945 wurde Prag erneut Ziel eines Luftangriffs - diesmal fielen Bomben auf die Industrievororte Liben (Lieben) und Vysocany (Wissotschan, Stadtteil Praha-9). 370 Menschen kamen dabei ums Leben. Der letzte und größte Luftangriff auf Prag erfolgte am Palmsonntag, dem 25. März 1945, durch die USAAF. Diesmal handelte es sich um eine geplante Operation, an der 650 in Italien gestartete Bomber sowie Begleitjäger beteiligt waren. Der Angriff galt den Industriebetrieben im Osten Prags und dem Militärflugplatz Prag-Kbely im Nordosten der Stadt. Der Samstag wurde nach Darstellung der USAAF für den Angriff gewählt, um Menschenopfer in den Fabriken gering zu halten. Das Wetter war optimal. Der Angriff erfolgte in zwölf Wellen je etwa 50 Flugzeuge in der Zeit von 11.48 Uhr bis 13.02 Uhr. Es gab 235 Tote, 417 Verletzte, 90 zerstörte und 1.360 stark beschädigte Objekte. https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriffe_auf_Prag http://archiv.rhein- zeitung.de/on/05/02/13/tt/t/rzo127384.html?a In den beiden letzten Kriegsmonaten wurden auch die böhmischen Industriestädte Kladno, Kralupy und die Stadt Pilsen (Plzen) bombardiert, zudem erlitten Aussig (Usti nad Labem), Brünn (Brno) und besonders Ostrau (Ostrava) schwerste Schäden. Wolfgang Jung, „Alliierte Bombenangriffe nach 60 Jahren kein Thema für die Tschechen“, in: Frankfurter Rundschau vom 11. Februar 2005 unter www.fr-online.de Luftangriffe auf Brünn (Brno)

In der mährischen Hauptstadt Brünn lebten laut Volkszählung am 1. Dezember 1930: 200.213 Tschechen und 52.165 Deutsche. Im März 1945 lebten in Brünn noch ungefähr 30.000 Deutsche, davon überwiegend Frauen, Kinder und ältere Männer. Brünn wurde von der US- Luftwaffe mehrmals angegriffen. Der erste große amerikanische Luftangriff auf Brünn erfolgte am 25. August 1944, wo hauptsächlich der von Deutschen bewohnte Stadtteil Lösch und die Gegend um den Flugplatz betroffen waren. Der nächste größere Angriff am 20. November und am 19. Dezember 1944 traf die Stadt selbst. Am 18. April 1945 war die Front schon recht nahe an Brünn. Immer wieder fielen Bomben auf die Stadt, so am 8. und 12. April 1945. Bei den Luftangriffen kamen mindestens 1.200 Menschen ums Leben. Es wurden 1.278 Häuser zerstört und weitere 12.439 beschädigt. Bei den Luftangriffen wurde auch das Tschechische Brünner Nationaltheater zerstört. Auch das Palais Althan (Damenstift) wurde so schwer beschädigt, daß es 1948 abgerissen werden mußte. Oberbürgermeister Felix Judex und Landesvizepräsident Dr. Schwabe hatten bei der deutschen Wehrmachtsführung erreicht, daß die „Festung Brünn“ zur offenen Stadt erklärt wurde. Ihr Einsatz wurde ihnen nach dem Krieg nicht gelohnt und nicht gedankt. Dr. Schwabe wurde öffentlich gehenkt, Judex starb nach langer Kerkerhaft 1953 in Brünn. Am 25. April 1945 rückte das sowjetische Heer in Brünn ein und nächsten Tag ist die Stadt besetzt worden. Am 12. Mai 1945 hielt der tschechoslowakische Staatspräsident Edvard Benesch seine berüchtigte Rede von der „Ausliquidierung der Deutschen“ vom Balkon des Rathauses auf dem Dominikanerplatz (Rathausplatz).

Ein Teil der kollektiven Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Mähren war der berühmt- berüchtigte Brünner Todesmarsch. Er begann am 31. Mai 1945, dem Fronleichnamstag, in 38

Brünn und führte ins sowjetisch besetzte Niederösterreich. Etwa 27.000 Deutsche nahmen an dem Todesmarsch teil. Die Zahl der Todesopfer beträgt etwa 5.200.Mit Sicherheit belegt sind etwas über 2.000 Todesfälle, davon 890 in einem Massengrab bei Pohořelice und weitere etwas über 1.000, die auf mehreren Friedhöfen auf österreichischer Seite (im unmittelbaren Grenzgebiet und entlang der Straße nach Wien) in Einzelgräbern bestattet wurden. Als Hauptorganisator dieses Verbrechens gilt der tschechische Stabskapitän Bedřich Pokorný. Er wechselte wenig später ins tschechische Innenministerium und gilt auch als Organisator des Massakers von Aussig vom 31. Juli 1945. Aufgrund des „Amnestie-Gesetzes“ Nr. 115 vom 8. Mai 1946 blieben die begangenen Straftaten ungesühnt, demnach ist es im eigentlichen Sinne kein Amnestie-, sondern ein Straffreiheits-Gesetz. 6

Luftangriffe auf Pilsen (Plzen) Die westböhmische Stadt Pilsen (Plzen), weltbekannt durch das Pilsner Bier und die Skoda- Werke, entkam lange Zeit den alliierten Bombardierungen. Von 1942 bis 1945 wurde Pilsen insgesamt 11 Mal von den alliierten Bombern angegriffen. Dabei wurden 926 Menschen getötet und 6.777 Häuser zerstört oder beschädigt. Der erste große Angriff fand am 20. Dezember 1944 statt, bei dem der Brauereikomplex beschädigt wurde (18 Tote). Am 25. April 1945 wurden die Skoda-Werke (Autos, Maschinen, Motoren, Lokomotiven) durch einen gezielten US- Luftangriff fast vollständig zerstört. Pilsen wurde – ebenso wie Thüringen – nicht von der Roten Armee „befreit“, sondern von den US-Truppen. Dies auch nur zu erwähnen, war bis 1989 beinahe unmöglich. Erst danach wurde für die US-Truppen ein Denkmal errichtet. Am 6. Mai 1945 eroberten Einheiten der 3. US-Armee Pilsen. Ende November 1945 zogen die US-Truppen vertragsgemäß wieder ab und übergaben die Stadt den Sowjets. Die deutsche Bevölkerung der Stadt wurde ab Juni 1945 entschädigungslos vertrieben. 7

Luftangriffe auf Aussig (Usti nad Labem) Nach dem Münchener Abkommen wurde die Stadt Aussig (1939: 67.000 E.) am 9. Oktober 1938 dem Deutschen Reich angegliedert. Bei Luftangriffen der USAAF wurde am 17. und 19. April 1945 ein Fünftel der Stadt zerstört, die Vorstadt Oster (Ostrov) dagegen komplett vernichtet. Die Zahl der Opfer wurde meist mit 1.000 bis 2.500 angegeben. Doch sind nur die Überreste von 513 Menschen gefunden und davon 409 Tote identifiziert worden. In der Zeit von 1945 und 1946 wurden aus Aussig etwa 53.000 Deutsche vertrieben. Am 31. Juli 1945 fand in Aussig ein Pogrom gegen die deutsche Zivilbevölkerung statt. An diesem Tag kam es zu einer Explosion eines Munitionsdepots im Stadtteil Schönpriesen, die als Anschlag der Werwölfe deklariert wurde. Aus geheimen tschechischen Unterlagen ergibt sich jedoch zweifelsfrei, daß der Anschlag auf das Depot und auch die angebliche Reaktion der Bevölkerung eine gezielte Aktion des tschechoslowakischen Innenministeriums war. Ziel der Aktion war, einen für das Ausland klar erkennbaren Grund zu schaffen, die restlose Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus dem Sudetenland zu vollziehen. Um diesbezügliche Informationen und Zusammenhänge in die gewünschte Richtung zu lenken, wurde Stabshauptmann Bedřich Pokorný mit der offiziellen Untersuchung der Vorgänge beauftragt. Sofort nach der Explosion wurden deutsche Zivilisten von tschechischen Revolutionsgarden

6 Franz Chocholaty Gröger: „Deutsche in Brünn 1945-1946“ unter http://nassmer.blogspot.com/2011/02/deutsche-in-brunn-1945-1946.html https://de.wikipedia.org/wiki/Theater_an_der_Veve%C5%99%C3%AD-Stra%C3%9Fe https://de.wikipedia.org/wiki/Damenstift_(Br%C3%BCnn) https://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%BCnner_Todesmarsch 7http://www.pilsen.eu/burger/uber-die-stadt/geschichte/nach-spuren-der-stadtgeschichte/ https://de.wikipedia.org/wiki/Pilsen#Industriezeitalter 39 ohne nähere Untersuchung als vermeintlich Schuldige ausgemacht. Erkennbar waren die Deutschen an weißen Armbinden, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis mindestens Ende 1946 alle Deutschen in der Tschechoslowakei tragen mußten. Die Menschen wurden erschlagen, mit Bajonetten erstochen, in einem Löschwasserspeicher ertränkt oder von der Elbebrücke gestoßen und im Wasser beschossen. Die Leichen trieben bis ins benachbarte Sachsen. Dort wurden in jenen Tagen laut den Totenmatrikeln der Ufergemeinden 80 Leichen von Erschlagenen aus der Elbe geborgen. Etliche Leichen wurden in Meißen, Pirna und Bad Schandau aus der Elbe geborgen. Einer der Ermordeten war ein Monteur der Firma Brönner, ein Sozialdemokrat, der vier Jahre im Konzentrationslager inhaftiert gewesen war: Er wurde skalpiert und dann erschossen. Bis heute ist unklar, wie viele Deutsche Opfer dieses Massakers wurden. Sicher waren es mehr als 100, seriöse Historiker sagen, es waren mindestens 220 Deutsche, die nur deswegen getötet wurden, weil sie Deutsche waren. Zwei Tage später, am 2. August 1945, kommentierte die Prager Tageszeitung „Rudé Právo“ die Ereignisse so: „Der hinterhältige Angriff nazistischer Brandstifter in Aussig und die Berichte über das Wüten gemeiner deutscher Werwölfe erhalten ihre Antwort mit dem einmütigen zornigen Aufschrei unseres ganzen Volkes: ‚Raus mit den Deutschen aus unserem Land. Mit eiserner Hand werden wir unser Grenzgebiet säubern.‘“ Eine offizielle juristische Aufarbeitung dieses Geschehens ist bis heute nicht erfolgt. Das Beneš-Dekret 115/46 erklärt derlei Handlungen bis 28. Oktober 1945 im Kampfe zur Wiedergewinnung der Freiheit, ... oder die eine gerechte Vergeltung für Taten der Okkupanten oder ihrer Helfershelfer zum Ziel hatte,...für nicht widerrechtlich. 8

Luftangriffe auf Mlada Boleslaw und andere Orte Am 8. Mai 1945 hat die deutsche Wehrmacht bedingungslos kapituliert. Trotzdem griff die russische Luftwaffe am 9. Mai 1945 mehrere kleinere Ortschaften an. Die Angriffe forderten etliche Todesopfer. Über die sowjetischen Luftangriffe berichtete der Kurator der Flugzeug- Sammlungen im Nationalen Technischen Museum, Michael Plavec, im Tschechischen Fernsehen: „Es waren Dutzende Städte und Dörfer, die bombardiert wurden. Jener Luftangriff aber, der damals das meiste Leid hervorgerufen hatte, geschah in Mladá Boleslav, wo der zweite Fliegerverband im Einsatz war. Hier sind nachweislich rund 140 Menschen umgekommen, einige Historiker sprechen sogar von 500.“ Plavec nannte aber auch noch weitere Orte, die von den russischen Luftangriffen am 9. Mai 1945 betroffen waren: „Mělník, Roudnice nad Labem und Litoměřice. Im Rahmen der Luftangriffe, die der fünfte Fliegerverband durchführte, nahm die Bombardierung von Ždírec nad Doubravou und des benachbarten Krucemburk den tragischsten Verlauf.“ Unter dem Einfluß der damaligen Propaganda wurde der falsche Eindruck erweckt, diese tragischen Ereignisse seien auf das Konto der deutschen Luftwaffe oder der deutschen Artillerie gegangen. Es sei aber eindeutig die Rote Armee gewesen, die dieses zusätzliche Leid verursacht habe, betonte Plavec. 9

8 http://www.nachbarnkennen.eu/politik/item/aussig-an-der-elbe-am-31-juli-1945 https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Ast%C3%AD_nad_Labem#20._Jahrhundert https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Aussig https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article148073191/Raus-mit-den-Deutschen-aus-unserem- Land.html 9 Radio Prag Beitrag: „Museumsexperte: Auch am 9. Mai 1945 fielen im Protektorat noch Bomben“, unter www.radio.cz

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Alliierte Luftangriffe auf Auschwitz, Buchenwald und Nordhausen Luftangriffe auf Auschwitz In den etablierten Medien wird übereinstimmend behauptet, daß die Alliierten Auschwitz nicht bombardiert hätten, weil die Gleise außerhalb der Reichweite alliierter Bomber gewesen wären, die Nazis sie wieder schnell hätten reparieren können und die Bomben hätten Unschuldige töten können. Diese Informationen sind historisch falsch. Der erste größere Bombenangriff der USAAF auf die Werksanlagen der I.G. Auschwitz erfolgte am 20. August 1944. Aufgrund des starken Begleitschutzes von 100 Mustang-Jägern wurde von den 127 eingesetzten Bombern des Geschwaders nur ein Flugzeug abgeschossen. Der Angriff richtete beträchtliche Schäden an den Produktionsanlagen der I.G. Auschwitz an. Dem Monowitz-Häftling Adam Szaller gelang während des Luftangriffs die Flucht. Nach Aussage des Monowitz-Häftlings Siegfried Pinkus wurden bei diesem Angriff ca. 75 Häftlinge getötet und über 150 Häftlinge teils leicht, teils schwer verletzt. Pinkus machte hierfür die Werksleitung der I.G. Auschwitz mitverantwortlich, weil sie Häftlingen untersagt hatte, in selbstgebauten Unterständen Schutz zu suchen. Trotz der Lebensgefahr begrüßten viele Häftlinge die alliierten Luftangriffe, da sie die SS-Wachmannschaften in Angst versetzten, die Kapazitäten der deutschen Kriegsproduktion verringerten und die erhoffte Befreiung näher brachten. Am 13. September 1944 richteten die Luftangriffe eines britischen Luftgeschwaders von 96 Bombern des Typs Liberator auf der Baustelle von I.G. Auschwitz schwere Schäden an. Auch das Stammlager und das Lager Auschwitz II (Birkenau) wurden getroffen. Bei diesem Luftangriff wurden schätzungsweise 300 Personen verletzt und getötet, darunter auch SS- Männer. Ein weiterer Luftangriff am 18. Dezember 1944 richtete schwere Schäden an Pumpen- und Kompressoren-Anlagen der I.G. Auschwitz an. Wie ein alliierter Auswertungsbericht erwähnt, wurden dabei auch fünf Baracken des Konzentrationslagers beschädigt. Der vierte Luftangriff auf I.G. Auschwitz am 26. Dezember 1944 wurde von der alliierten Luftaufklärung aufgrund der starken Schäden am Werk als Erfolg gewertet. Der letzte Angriff der amerikanischen Luftwaffe erfolgte am 19. Januar 1945, einen Tag nach Beginn der Räumung des Lagerkomplexes. Beitrag: „Luftangriffe auf Auschwitz“ unter http://www.wollheim- memorial.de/de/luftangriffe_auf_auschwitz; Richard Overy, a.a.O. S. 834 ff. Luftangriff auf Buchenwald Am 24. August 1944 griff die US-Luftwaffe als Primärziel die großen Rüstungsanlagen des KZ Buchenwald an. Dabei wurden 388 Häftlinge getötet und 2.000 (1.462) verwundet, es gab viele Schwerverletzte. https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriffe_auf_Weimar#Luftangriff_auf_Buchenwald Luftangriffe auf Nordhausen Beim zweiten Großangriff der RAF am 4. April 1945 auf Nordhausen trafen die Bombenteppiche auch die Region der Boelcke-Kaserne. Dabei wurde die Stadt fast vollständig zerstört. Unter den 10.000 (8.800) Bombentoten befanden sich 1.300 Häftlinge aus der Boelcke- Kaserne. Die frühere Boelcke-Kaserne wurde seit Herbst 1943 nicht mehr militärisch genutzt. Sie hatte seitdem Tausende von Arbeitern, später auch Flüchtlinge aufgenommen. Seit 8. Januar 1945 existierte ein bald überfülltes Häftlingslazarett in der Anlage. Im Februar kamen zeitweise 3.500 Häftlinge aus dem KZ Groß Rosen dazu. 41

Opfer, vorrangig KZ-Häftlinge, in der durch Luftangriffe (3./4. April 1945) und Artillerie zerstörten Boelcke-Kaserne (Foto vom 12. April 1945). Das Mittelwerk Dora bei Nordhausen produzierte Anfang April 1945 keine V-Waffen oder andere Rüstungsgüter mehr. Die dort Beschäftigten, darunter Tausende von Häftlingen des KZ Mittelbau und Zwangsarbeiter, wurden evakuiert. Das Werk selber oder seine Verkehrsanbindungen waren nie Ziel alliierter Luftangriffe. Bild links: Einwohner Nordhausens tragen am 12. April 1945 unter Bewachung von Angehörigen der US-Armee tote Häftlinge aus der Boelcke-Kaserne und legen sie davor ab. In den Geschichtsbüchern werden sie als Holocaustopfer dargestellt.

Opfer, vorrangig KZ-Häftlinge, in der durch Opfer in Boelcke-Kaserne. Bild: Wikipedia Luftangriffe vom 3./4. April 1945 zerstörten Boelcke-Kaserne. Foto vom 12. April 1945. Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriffe_auf_Nordhausen#Opferzahlen_und_Begr%C3%A4bnisst%C3%A4tte; siehe auch: http://www.ta-webreportagen.de/bombardierungnordhausen; https://nordhausen-wiki.de/index.php?title=Luftangriffe_auf_Nordhausen

Bilanz des alliierten Bombenkrieges in Europa Die Luftangriffe der Anglo-Amerikaner trafen unbarmherzig über 200 deutsche Städte und über 850 kleinere Orte in Deutschland. Die Mehrzahl der über 1,4 Millionen Starts britischer und 42

US-amerikanischer Bombenflugzeuge in Richtung Deutschland galt den Zivilisten - Frauen, Kindern und Arbeitern -, nicht vorgeblichen militärischen oder industriellen Zielen.

Die zivilen Opfer der Luftbombardements werden heutzutage verharmlosend als „Kollateralschäden“ (Neben- oder Begleitschaden) bezeichnet. Je nach Quelle hat der hemmungslose Bombenkrieg allein im Reichsgebiete mehr als 600.000 Zivilisten das Leben gekostet. Bekker (a.a.O S. 523) nennt eine Zahl von 635.000 Toten, darunter 570.000 deutsche Zivilpersonen einschließlich Flüchtlinge und 32.000 Tote unter Ausländern und Kriegsgefangenen. Friedrich (a.a.O. S. 511) schätzt, daß durch den Bombenkrieg etwa 75.000 Kinder unter vierzehn Jahren – 45.000 Jungen, 30.000 Mädchen – getötet und 116.000 verletzt wurden. Fünfzehn Prozent der gesamten Todesopfer waren Kinder. Czesany a.a.O. hat in seiner Studie folgende Zahlen von Luftkriegsopfern des Deutschen Reiches errechnet: 635.000 Tote, 955.000 Verwundete, darunter an Verwundung Gestorbene: 76.000, Verwundete ohne Todesfolge: 879.000. Dazu kommen noch die Verluste der Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten und verbündeten Staaten, vor allem in Italien, Frankreich, Belgien und Rumänien. Die deutsche Bundesregierung hat eine Mindestzahl von 635.000 bei Luftangriffen getöteten Zivilisten, Luftschutz- und Polizeikräften errechnet (nicht geschätzt). Zum Vergleich: Großbritannien hatte rund 42.000 durch deutsche Bomben umgekommene Zivilisten zu beklagen; hinzu kommen 55.573 Piloten und Navigateure des Bomber Command, die bei ihren Einsetzen das Leben verloren. 10 Frankreich hatte etwa 53.000 bis 67.000 Bombentote zu beklagen (Overy, a.a.O. S. 832-833), in Italien waren es etwa 60.000 bis 80.000 Menschen, die den alliierten Bomben zum Opfer fielen. Insgesamt wurden durch den Bombenkrieg auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands 3.370.000 Wohnungen zerstört. In Deutschland wurden durch Bomben 1,63 Millionen Gebäude, darunter 500 Baudenkmäler von hohem Rang, zerstört, 7,5 Millionen Menschen sind am Kriegsende obdachlos. Zerstörung von Kulturwerken Zu den schrecklichen zivilen Opfern des Bombenkrieges kommen die unheilbaren Wunden, die die britisch-amerikanischen Bombardierungen der deutschen und abendländischen Kultur durch die Zerstörung unersetzlicher Kulturwerke und Kulturstätten beigebracht hat. Der Bombenkrieg gegen die Städte Deutschlands war zweifelsohne eine nationale Kulturkatastrophe, ein Kulturozid. Von den vierzig Millionen Bänden in den wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands befanden sich im Krieg dreißig Millionen auf der Flucht. Sie nahmen dieselben Wege wie die Archivalien, die Handschriften und Inkunabeln 11, die zunächst in Tiefgeschosse verlagert wurden. Als im September 1941 die Landesbibliothek in Kassel abbrannte, wurden die Bücher in Felsenkeller von Brauereien, Rittergüter, Gebirgsschlösser, Bergwerken oder in Klöster ausgelagert. Ohne die Massenflucht der Bücher wären nicht viele davon in Deutschland erhalten geblieben. Selbst bei allen Mühen überstanden von den dreieinhalb Millionen Bänden der hessischen Bibliotheken zwei Millionen die Brandangriffe nicht. Auch Archivmagazine aus Stahl und Beton konnten die Unterlagen nicht vor Feuer schützen. Die in Panzerschränken aufbewahrten Papiere wurden durch die

10 Thomas Kilinger: „Denkmal für britische Bomberpiloten in London“, veröffentlicht am 28.06.2012 unter https://www.welt.de/politik/ausland/article107281847/Denkmal-fuer-britische-Bomberpiloten-in-London.html 11 Als Inkunabeln (von lat. incunabula, „Windeln, Wiege, Ursprung“) oder Wiegendrucke werden die zwischen der Fertigstellung der Gutenberg-Bibel im Jahr 1454 und dem 31. Dezember 1500 mit beweglichen Lettern gedruckten Bücher und Einblattdrucke bezeichnet. 43

Hitzeeinwirkung oft vernichtet. Durch die alliierten Bombenangriffe wurden unter anderen folgende Bücherbestände vernichtet: • Die Landesbibliothek Kassel verlor durch die Zerstörung des damaligen Bibliotheksgebäudes (Museum Fridericianum) am 9. September 1941 350.000 Bände. • Die Badische Landesbibliothek in Karlsruhe verlor am 3. September 1942 360.000 Bände. • Die Bayerische Staatsbibliothek verlor in der Nacht zum 10. März 1943 eine halbe Million Bücher = 23 % des Gesamtbestandes. Betroffen waren die klassische Philologie, die Altertums- und Kunstwissenschaft, die Theologie, die außereuropäische Landeskunde. Vollständig vernichtet wurde die Sammlung der Academica, die Publikationen der Akademien und gelehrten Gesellschaften. Der Gesamtverlust kommt dem des Brandes der Bibliothek von Alexandria im dritten Jahrhundert n. Chr. gleich. (Friedrich, S. 536). • Die Staats- und Universitätsbibliothek verlor durch die Operation „Gomorrha“ im Juli 1943 625.000 Bände. • Die Universität Münster, die ihren Bücherbestand zu spät evakuierte, büßte im Oktober 1943 zwei Drittel ihres Bestandes = 360.000 Titel ein. • Die Deutsche Bücherei Leipzig, die 1,6 Millionen Bände auf zehn Plätzen im Erzgebirge und im Unstruttal verlagerte, behielt vierhunderttausend in ihren Kellergängen, wo sie am 4. Dezember 1943 verbrannten. • Die Universitätsbibliothek Gießen verlor am 11. Dezember 1944 neun Zehntel ihres Bestandes, der 25.000 Bände und 300.000 Dissertationen umfaßte. Ein Banktresor in der Gießener Innenstadt barg eine Kostbarkeit der Stadt, die „Gießener Papyri“ der Universitätsbibliothek, darunter ein Pergament mit einem Stück gotischer Bibelübersetzung, der ältesten in Deutschland. Durch einen nahen Bombeneinschlag erhielt der Tresor einen Riß, durch den das Grundwasser drang, das den Papyri schweren Schaden zufügte. • Die Sächsische Landesbibliothek Dresden wurde durch die Operation „Donnerschlag“ im Februar 1945 zerstört. Der Bücherbestand halbierte sich – auch infolge von Kriegsbeute der Sowjetunion. Am Bergungsort wurden die mathematischen Handschriften Albrecht Dürers und die Partituren der h-moll-Messe von Brahms durch einen Wasserrohrbruch vernichtet. • Die Universitätsbibliothek Heidelberg verlor am 1. April 1945 50 Tonnen der nach Schloß Menzingen bei Bruchsal ausgelagerten Bücher. Das Heidelberger Stammhaus blieb unbeschädigt.

Etwa die Hälfte der deutschen Archivalien konnte vor dem Brandkrieg (z.B. in Salzstöcken Grasleben und Salzdetfurth oder im Bergwerk Kochendorf bei Heilbronn) gesichert werden, die andere Hälfte war ihm ausgesetzt und wurde zu vier Fünftel verbrannt. Vernichtet wurden unter anderen folgende Archivalien: • München verlor im Feuersturm vom März 1943 die Archivalien des Finanz-, Justiz- und Kulturministeriums zur bayerischen Geschichte sowie zwanzigtausend Aktenbündel zum bayerischen Heer. 44

• Hannover verlor im Oktober 1943 fast alle Bestände zur Geschichte des Königreichs Hannover im 19. Jahrhundert, die meisten Urkunden, darunter den letzten Papyrus der Welt, eine Papsturkunde von 1026 für das Hochstift Hildesheim. • Der Augsburger Handelsverein verlor im Februar 1944 seine Archive. • Das Preußische Geheime Staatsarchiv in Berlin verlor einen Großteil der Akten der brandenburgisch-preußischen Geschichte. Bis zum März 1943 hatte das Staatsarchiv 8,5 Prozent seiner riesigen Bestände ausquartiert. Mit dem Beginn der Großangriffe auf Berlin wurde das fünfte Geschoß evakuiert. In Erwartung des Feuers räumten die Archivare nun Stockwerk drei bis vier. Am 29. Dezember 1943 schlug eine Bombe in das mächtige Gebäude ein, fand aber nur einen verlassenen Magazinteil vor. Die Trümmerberge erschwerten jedoch den Abtransport des Archivgutes. Sechzig herangezogene Schüler ließen keine Pausen aufkommen. Den befürchteten Volltreffer erlitt das Gebäude am 15. Februar 1944, seine oberen Trakte wurden hinweggesprengt. Zum Glück waren darin keine Archivalien mehr enthalten. Achtundvierzig Prozent des Gesamtbestandes lagerten inzwischen woanders. Als Asyle dienten abseits gelegene Schlößer, Klöster, Gutshäuser, Förstereien, Wassertürme, Kirchen, Pfarreien, Schulen, Felsenstollen, Weinkeller, Bergwerke, Festungsanlagen. • Die hessischen Zentralbehörden verloren im Darmstädter Feuersturm im September 1944 sämtliche Unterlagen aus dem 19. und 20. Jahrhundert. • Das Bistum Osnabrück büßte das bischöfliche Archiv im September 1944 ein. • Dortmund verlor im Oktober 1944 drei Viertel des Stadtarchivs. • Der Würzburgangriff im März 1945 vernichtete die im Würzburger Schloß aufbewahrten Akten des Kurfürstentums Mainz und des Fürstbistums Würzburg. • Potsdam verlor durch den britischen Luftangriff im April 1945 das Heeresarchiv mit sämtlichen Akten zu den Kriegen von 1864, 1866, 1870/71 und den beiden Weltkriegen. • Bei der Zerstörung des schwäbischen Löwensteins am 14. April 1945 verbrannte das nach hier ausgelagerte Stuttgarter Stadtarchiv. Etwa 40 Prozent der deutschen Archivalien wurden durch Bomben vernichtet. Die alliierten Bomber hatte die größte Bücherverbrennung aller Zeiten zur Folge. Natürlich war diese Zerstörung des deutschen kulturellen Erbes an Kunstschätzen, Kulturdenkmälern und historischen Schriften kein Kollateralschaden, zumal sie nach dem Krieg gezielt durch den Raub an Kunstschätzen aller Art fortgesetzt wurde. Deren immateriell unschätzbarer Wert muß, rein materiell gesehen, auf mindestens eine Billion Euro beziffert werden. Durch gezielte Umerziehungsmaßnahmen und die Auswirkungen der anglo-amerikanischen Zivilisation sollte die deutsche Kultur dann endgültig überwunden werden. Jörg Friedrich, a.a.O. S. 517 ff; Hans Meiser, „Kulturozid. Vernichtung der deutschen Seele und Kultur“, in: Euro-Kurier 10/2012, S.11.

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