Die Junge Alternative Für Deutschland (JA) in Nordrhein-Westfalen – Rekonstruktion Einer Parteipolitischen Profilbildung
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Die Junge Alternative für Deutschland (JA) in Nordrhein-Westfalen – Rekonstruktion einer parteipolitischen Profilbildung Dissertation im Fach Politikwissenschaft eingereicht in der Philosophischen Fakultät der Universität Siegen zur Erlangung des akademischen Grades des Doktors der Philosophie (Dr. phil.) vorgelegt von Vincent Knopp betreut von Prof. Dr. Sigrid Baringhorst Siegen, im Juli 2017 Diese Dissertation wurde auf alterungsbeständigem holz- und säurefreiem Papier gedruckt. I INHALTSVERZEICHNIS 1 Einleitung 1 2 Forschungsstand 11 3 Methodisches Vorgehen 59 4 Inhaltlich-programmatische Profilbildung der JA NRW 76 5 Akteure und Vernetzungspraktiken 149 6 Kollektive Identitätsbildung 172 7 Außenabgrenzung 213 8 Kommunikationsmedien und -stile im Online-Bereich 285 9 Zusammenfassung und Ausblick 353 10 Literatur- und Quellenverzeichnis 361 II III AUSFÜHRLICHES INHALTSVERZEICHNIS 1 Einleitung 1 1.1 Hinführung 2 1.1.1 (Post-)Demokratie 2016: konfus, simulativ, unpolitisch? 4 1.1.2 Rechts und Links: Begriffsverständnis 7 1.1.3 Fragestellung 8 2 Forschungsstand 11 2.1 Entwicklung der Alternative für Deutschland (AfD) 11 2.1.1 Die AfD: eine chronologische Skizze 12 2.1.2 Die AfD in Nordrhein-Westfalen 19 2.1.3 Entstehung der Jungen Alternative für Deutschland (JA) 24 2.1.4 Fazit 28 2.2 Parteien und politische Kampagnen im World Wide Web 28 2.2.1 Politik und Internet: Hoffnungen, Chancen und Risiken 29 2.2.2 Parteien im WWW: Adaption an ein neues Terrain 33 2.2.3 Charakteristika von Online-Kampagnen 38 2.2.4 Protest und Polarisierung: politische Kommunikation auf Facebook 40 2.2.5 Fazit 47 2.3 Profilbildung von Jugendorganisationen 47 2.3.1 ‚Die Jugend‘ und ihr Verhältnis zu Politik und Parteien 48 2.3.2 Frühe Profilbildung von Jugendorganisationen am Beispiel von Junger Union (JU) und Jungsozialisten 51 2.3.3 Fazit 56 3 Methodisches Vorgehen 59 3.1 Grounded Theory 60 3.2 Interviews 62 3.3 Teilnehmende Beobachtungen 65 3.4 Elektronische Prozessdatenanalyse 68 3.5 Dokumentenanalyse 69 3.6 Position des Forschenden im Feld 71 4 Inhaltlich-programmatische Profilbildung der JA NRW 76 4.1 Entwicklung der Kernthemen 76 4.1.1 Abgrenzung von den etablierten Parteien 77 4.1.2 Zuwachs patriotischer Einstellungen 83 4.1.3 Öffentliche Sicherheit 89 4.1.4 Einwanderung Geflüchteter 94 4.1.5 Konstruktion linker Spektren als Gefahrenquelle 97 4.1.6 Europäische Union 105 4.1.7 Gender Mainstreaming und mit Feminismus verknüpfte Diskurse 109 4.1.8 Spannungsfeld Islamismus, ‚Islamisierung‘ und Terrorismus 116 4.1.9 Fazit 123 4.2 Strömungen und Richtungskämpfe 123 4.2.1 Ideologiekritik einer angeblich ideologiefreien Jugendorganisation 125 4.2.2 Liberalismus, Konservatismus, Libertärismus 127 4.2.3 Libertäre in der JA NRW 129 IV 4.2.4 Liberalismus im Sinne der JA NRW 132 4.2.5 Selbstbilder der JA NRW 138 4.2.6 Konflikte und Umgang mit Divergenzen 143 4.2.7 Fazit 148 5 Akteure und Vernetzungspraktiken 149 5.1 Entwicklung des Landesverbandes und der Bezirks- und Kreisverbände der JA NRW 149 5.1.1 Gründungssituation und Gliederungsaufbau in der Fläche 149 5.1.2 Probleme des NRW-weiten Etablierungsversuchs 155 5.2 AfD-nahe Hochschulgruppen in NRW 157 5.2.1 Außenseiter-Image 159 5.2.2 Düsseldorfer AfD-nahe Hochschulgruppe als Bindeglied zwischen verschiedenen rechten Spektren 161 5.2.3 Pragmatismus und Provokation als Doppelstrategie 162 5.2.4 Ausweitung der AfD in den universitären Raum 166 5.2.5 Fazit 170 6 Kollektive Identitätsbildung 172 6.1 Freizeitaktivitäten 172 6.1.1 JA NRW als Lebenswelt ihrer Mitglieder 173 6.1.2 Weihnachtsmarktbesuche, Grillfest, Kneipentour und Kegelabende 173 6.1.3 Gemeinsamer Sport 175 6.1.4 Ausflüge in die Natur 176 6.1.5 Semithematische Freizeitaktivitäten 180 6.1.6 Fazit 184 6.2 Stammtische 184 6.2.1 Treffen in traditionalistischen Lokalitäten 186 6.2.2 Informationsweitergabe und inhaltliche Arbeit 187 6.2.3 Debattenkultur 189 6.2.4 Stammtische als Bühne 194 6.2.5 Fazit 198 6.3 Öffentliche politische Veranstaltungen 199 6.3.1 Publicity durch Großveranstaltungen mit polarisierenden Gästen 200 6.3.2 Demonstrationen, Kundgebungen und Kreativprotest 206 6.3.3 Fazit 211 7 Außenabgrenzung 213 7.1 Verhältnis zur Alternative für Deutschland (AfD) 213 7.1.1 Generelle Unterstützung der AfD 214 7.1.2 Einwirken auf die Einheit der AfD 218 7.1.3 Einmischung in den Lucke-versus-Petry-Machtkampf 223 7.1.4 Institutionelle Verflechtung mit der AfD NRW 227 7.1.5 Fazit 229 7.2 Nähe zu anderen politischen Formationen 230 7.2.1 Akteure des als rechtspopulistisch beschriebenen Spektrums 230 7.2.1.1 Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) 232 7.2.1.2 Schweizerische Volkspartei (SVP) 233 7.2.1.3 United Kingdom Independence Party (UKIP) 237 7.2.1.4 Affinität zu Donald Trump 239 V 7.2.2 Andere Jugendorganisationen 241 7.2.2.1 Junge Finnen 242 7.2.2.2 Jugend der Schwedendemokraten (Ungsvenskarna) 243 7.2.2.3 Junge Garde (Einiges Russland) 245 7.2.3 Außerparlamentarische Akteure 246 7.2.3.1 Identitäre Bewegung 246 7.2.3.2 Burschenschaftliches Milieu 253 7.2.4 Fazit 255 7.3 Politische Gegner 255 7.3.1 CDU/CSU und Junge Union (JU) 255 7.3.2 SPD und Jusos 260 7.3.3 FDP 263 7.3.4 Piratenpartei 266 7.3.5 Bündnis 90/Die Grünen 269 7.3.6 Die Linke und Linksjugend [‘solid] 276 7.3.7 Antifa-Spektren 278 8 Kommunikationsmedien und -stile im Online-Bereich 285 8.1 JA NRW in Online-Räumen 285 8.1.1 Facebook 285 8.1.1.1 Allgemeine Beobachtungen 286 8.1.1.2 Virtuelle Plakate 287 8.1.1.3 Insinuationen 290 8.1.1.4 Retorsionen 293 8.1.1.5 Provokationen 296 8.1.1.6 Polarisierungen 299 8.1.1.7 Personalisierungen 302 8.1.1.8 Fazit 305 8.1.2 Weitere mediale Plattformen 306 8.1.2.1 YouTube 306 8.1.2.2 Twitter 310 8.1.2.3 JA-NRW-App 316 8.1.2.4 Fazit 318 8.2 JA-NRW-Mitglieder in der Blogosphäre 319 8.2.1 Markus Mohr 320 8.2.2 Mara Müller 328 8.2.3 John-Lukas Langkamp 332 8.2.4 Carlo Clemens 338 8.2.5 Philipp Döbbe 346 8.2.6 Fazit 350 9 Zusammenfassung und Ausblick 353 9.1 Abschließende Bewertung der JA NRW 353 9.2 Aussichten und Forschungsdesiderat 357 10 Literatur- und Quellenverzeichnis 361 10.1 Primärquellen 362 10.2 Wissenschaftliche Quellen 410 10.3 Zeitungsartikel, Internetseiten, sonstige Quellen 432 1 1 EINLEITUNG „Trump und die AfD kann niemand aufhalten, der im lähmenden Konsens des Mainstreams jahrzehntelang degeneriert ist. Die Menschen aber sehnen sich nach Ecken und Kanten, nach Politikern, die sich vor Konflikten nicht verstecken, sondern sie suchen.“ (Tritschler 2016a) Die Junge Alternative für Deutschland – Landesverband Nordrhein-Westfalen (kurz: JA NRW) wurde am 16. Februar 2014 in Düsseldorf gegründet (vgl. NRW rechtsaußen 2014). Die AfD NRW gliederte die JA NRW im Rahmen ihres Landesparteitages in Bottrop am 7./8. Juni 2014 an – seither ist die JA NRW die offizielle Jugendorganisation des nordrhein-westfälischen AfD- Landesverbands (vgl. JA NRW 2014a). In ihrer Satzung bekennt die JA NRW, sich für eine „zusammenhaltende Gemeinschaft“, „Rechtsstaatlichkeit“ sowie die „Werte unserer Gesellschaft“ einzusetzen (vgl. JA NRW 2015b). Insbesondere die Online-Kommunikation der JA NRW zeugt hingegen von feindseligen Perspektiven, welche die Jugendorganisation hinsichtlich ihrer politischen Gegner einnimmt. Der Strategie ihrer Mutterpartei AfD folgend versucht die JA NRW, über Provokationen und Polarisierungen ihr politisches Profil zu schärfen. Die mit Blick auf Menschen muslimischen Glaubens betriebene Ethnisierung gesellschaftspolitischer Diskurse leistet eher einer gespaltenen denn einer zusammenhaltenden Gemeinschaft Vorschub. Dieses kulturalistische othering stellt ein Bindeglied zwischen der AfD, der JA und den AnhängerInnen Donald Trumps dar.1 Die vorliegende Arbeit basiert auf einem Feldaufenthalt des Verfassers. Mittels Interviews, teilnehmender Beobachtungen, elektronischer Prozessdaten- sowie Dokumentenanalysen wird versucht, die Profilbildung der JA NRW in möglichst all ihren Facetten nachzuzeichnen. Die Arbeit beschränkt sich nicht auf Ideologiekritik, wenngleich dieser – auch angesichts des europaweiten Rechtsrucks – eine wichtige Rolle zuerkannt wird.2 Der Verfasser hofft, mit der vorliegenden Untersuchung zum Verständnis des gegenwärtigen Erfolges rechter Bewegungen beizutragen. Isolierte, von gesellschaftlichen Entwicklungen abstrahierende Sichtweisen 1 Felix Schilk und Tim Zeidler betten den Erfolg des designierten US-Präsidenten in eine kapitalismuskritische Analyse ein (vgl. Schilk/Zeidler 2016). In einer stark individualisierten, soziale Ungleichheit und Konkurrenzdruck verschärfenden Gesellschaft erscheine eine ethnisch-kulturalistisch begründete Identitätspolitik attraktiv (vgl. ebd.). Schilk/Zeidler (2016) schreiben mit Blick auf Trump: „Sein offener Bruch mit allen Mindeststandards respektvoller Kommunikation, seine vulgäre Sprache und die aggressive Geringschätzung seiner Gegner wiederholt die Abwendung vom sozialen Miteinander als kulturindustrielles Spektakel, das das Kollektiv der Vereinzelten integriert“ (ebd.). 2 Den überall in Europa zu beobachtenden Rechtsruck beschreiben die AutorInnen des Sammelbandes Trouble on the Far Right: Contemporary Right-Wing Strategies and Practices in Europe (2016), der von Maik Fielitz und Laura Lotte Laloire herausgegeben wurde: „Europe is in trouble as right-wing motivated attacks have become a regular occurrence. Their targets span from religious minorities, such as Muslims and Jews, and ethnic minorities, such as Roma, to participants of LGBTQ parades, civil society protagonists and sometimes even representatives of the political order“ (Fielitz/Laloire 2016: 13). Ein xenophober Diskurs sorge dafür, dass die Trennlinie zwischen Rechtsaußenagitation und dem politischen Mainstream verwische (vgl. ebd.). 2 greifen jedoch zu kurz. Die Argumentationslogik der AfD und ihrer Jugendorganisation kann nur derjenige adäquat einschätzen, der sich mit den Dynamiken eines digitalisierten und gegen nachhaltige Kritik immunisierten kapitalistischen Wirtschaftssystems auseinandersetzt. Die politische Rechte antwortet auf die globalen Krisen mit einer Ethnisierung der Sozialen Frage, protektionistisch-nationalistischen Abschottungsstrategien und einer partikularistischen, auf Besitzstandswahrung der Wohlhabenden zielenden Politik (vgl.