NABU Gruppe Ruwertal 54317 , 13.05.2005 Im Hainbruch 3

Kreisverwaltung - Umwelt

Antrag auf Erteilung einer immissionsschutzrechtlichen Genehmigung für die Errichtung und den Betrieb von 8 Windkraftanlagen auf Gemarkung Mehring Az 14.3.2005; NABU Az 5793/05

Sehr geehrte Damen und Herren!

Wegen der unvertretbar hohen Beeinträchtigungen auf den Naturhaushalt können wir dem o.g. Vorhaben nicht zustimmen. Folgende Punkte sprechen gegen eine Genehmigung:

1. Fehlerhafte Grundlagenermittlung

● Die UVS geht auf S. 16 davon aus, dass der nächstgelegene Uhubrutplatz ca 6 km nördlich bei Pölich läge. Dabei wurde übersehen, dass in Sichtweite der Anlagen (Entfernung: 3.9 km) im Steinbruch Kesselstatt an der Straße zwischen Fell und Thomm der Uhu brütet; Nachweise in 1994, 2004 und 2005. Daneben erscheint der Steinbruch im rechten Hang des Noßertales ebenfalls als potentieller Brutplatz möglich zu sein (Entfernung: 3.2 km). Eine Wertung hinsichtlich des potentiellen Vogelschutzgebietes unteres Sauertal und Moseltal fehlt. ● Die UVS bezeichnet den Wald im Bereich der WEA 3 und 4 als wenig bedeutsam: “in kleinen Teilbereichen gut bis mäßig, überwiegend jedoch gering strukturiert”, “häufig fehlende Strauchschicht und wenig Totholz” und “das durchschnittliche Alter der Eichen liegt bei 50 bis 60 Jahren”. Wir kommen zu einer gänzlich anderen Aussage, denn diese Waldbereiche sind geradezu hervorrragend ausgebildet und ausgesprochen totholzreich. So stellten wir Buchen mit Durchmessern von bis zu 100 cm und Eichen von 60 bis 80 cm fest. Auf einen Mittelwert von 50 bis 60 Jahren könnte man höchstens kommen, wenn man die reichlich vorhandenen Sämlinge in die Mittelwertbildung einbezieht. Die Diskrepanz zwischen dem tatsächlichen Bestand und der Beschreibung lässt vermuten, dass ein gänzlich anderer Wald kartiert wurde. ● Untersuchungsumfang und -methoden zur Erfassung der Fledermausfauna entsprechen nicht mehr der guten fachlichen Praxis. Zwischenzeitlich sind sogenannte Horchboxen verfügbar, die eine wesentlich solidere Aussage über die örtlich vorkommenden und wandernden Fledermäuse ermöglichen. 5 Untersuchungsnächte zur Beurteilung von 15 Standorten sind derartig gering, sodass eine fundierte Aussage unmöglich wird.

2. Neue Erkenntnisse im direkten Umfeld

● Die Nachkontrolle des Fledermausbestandes im Bereich der WEA 3 und 4 erbrachte am 14.07.2004 auf Anhieb den Nachweis einer Wochenstube mit mindestens 14 Tieren der Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii), die ihre Quartiere in den Alteichenbeständen bezieht. Da eines der Tiere im FFH Gebiet Feller Bachtal am 01.09.2002 beringt worden war, ist die Verbindung zu diesem Schutzgebiet belegt. ● Am 16.07.2004 erfolgte in der Ortslage von (Wald) der Totfund (vermutlich Katzenopfer) der am 01.09.2002 ebenfalls im FFH Gebiet Feller Bachtal beringten männlichen Bechsteinfledermaus. Zuvor war dieses Tier durch insgesamt 4 Wiederfänge während der Schwärmphase in 2003 im FFH Gebiet Feller Bachtal festgestellt worden. Da die Fledermäuse eine hohe Treue zu ihren Standorten und Quartieren aufweisen, ist davon auszugehen, dass dieses Tier während der Schwärmphase täglich die Strecke von seinem Heimatort im Tal der Kleinen Dhron zum FFH Gebiet Fellerbachtal beflog. Da Ortslagen eher untypisch als Quartiere für Bechsteinfledermäuse gelten, muss vom umliegenden Wald ausgegangen werden. Möglicherweise diente gar das nahegelegene FFH Gebiet Dhronhänge als Refugium. Zumindest belegt dieses Ergebnis die tägliche Passage des Bergrückens zwischen den FFH Gebieten während der Schwärmphase.

3. Neue Erkenntnisse hinsichtlich der Gefährdung von Fledermäusen durch Windkraftanlagen

Über die Auswirkungen von Windkraftanlagen auf Fledermäuse liegt zwischenzeitlich ein erheblicher Zuwachs an Erkenntnissen vor. Dabei zeigt sich, dass der Einfluss auf Fledermäuse erheblich kritischer zu sehen ist, als bislang angenommen. Mit den zunehmenden Untersuchungen geraten neben den wandernden Fledermausarten auch die als strukturgebunden geltenden Arten ins Blickfeld. Offensichtlich nutzen diese auch zeitweise den freien Luftraum und können dabei in den Rotorbereich gelangen. Desweiteren liegen u.a. Beobachtungen vor, wonach Fledermäuse gezielt den Bereich der Rotoren von Windkraftanlagen anfliegen. Restlos überzeugende Erklärungen für diese Verhaltensmuster der Fledermäuse liegen noch nicht vor. Verschiedene Autoren diskutieren unterschiedliche Gründe (z.B. Anlocken durch Ultraschallemissionen der Anlagen; durch die Abwärme der Generatoren bedingte Insektenanhäufungen; durch Luftturbulenzen verursachte Insektenkonzentrationen; Quartiersuche der Fledermäuse in angenehmer Umgebungstemperatur; vergleiche hierzu: Hensen, F. (2004): Gedanken und Arbeitshypothesen zur Fledermausverträglichkeit von Windenergieanlagen. Nyctalus (N.F.) 9:427-435). Fest steht jedoch, dass während der Monate Juli bis September die höchsten Todesraten auftreten. Dabei ist nicht ein direkter Schlag durch die Rotorblätter als Mortalitätsgrund erforderlich, sondern Luftdruckschwankungen reichen hierzu aus. Besondere Fundhäufungen scheinen bei strahlungsarmen warmen Nächten mit relativ geringen Windgeschwindigkeiten aufzutreten.

4. Schlussfolgerungen

● Wegen der höheren Fledermausdichten im Wald und der damit verbundenen Kollisionsgefahr können wir generell in Waldstandorten Windkraftanlagen nicht zustimmen. ● An den Standorten WKA3 und WKA4 wirkt sich der hervorragende Waldzustand problemverschärfend aus. Die unzureichende Darstellung in den Antragsunterlagen ermöglicht Abwägungsfehler. ● Die Errichtung weiterer Anlagen würde den Zuflug und den Austausch zwischen den FFH Gebieten Dhronhänge und Feller Bachtal für Fledermäuse (insbesondere für Myotis bechsteinii) erschweren und das Gebot der Gewährleistung eines guten Erhaltungszustandes der Population am Standort sowie in den FFH Gebieten in Frage stellen. ● Die Gefährdung der lokalen Uhupopulation würde sich verstärken. ● Wenn aus Gründen des Bestandsschutzes der Betrieb der Anlagen sich nicht verhindern ließe, so sollte doch unbedingt ein Genehmigungsvorbehalt festgeschrieben werden, der das Abschalten der Anlagen während der besonders gefährdeten Zeiten (z.B. Juli bis September bei Luftgeschwindigkeiten kleiner 6 m/s) ermöglicht. ● Desgleichen wäre zur Beurteilung des Erhaltungszustandes ein Monitoring der Vorkommen von Myotis bechsteinii durch ein unabhängiges und seriöses Büro zu fordern.

gez.: Weishaar