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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Göttinger Naturkundliche Schriften

Jahr/Year: 1997

Band/Volume: 4

Autor(en)/Author(s): Heitkamp Ulrich

Artikel/Article: Die Auswirkungen von Wasserableitungen durch kleine Wasserkraftanlagen auf Fließgewässer-Ökosysteme am Beispiel der im (Südniedersachsen) 249-283 Göttinger Naturkundliche Schriften 4, 1997: 249-283 © 1997 Biologische Schutzgemeinschaft Göttingen

Die Auswirkungen von Wasserableitungen durch kleine Was­ serkraftanlagen auf Fließgewässer-Ökosysteme am Beispiel der Sieber im Harz (Südniedersachsen)

The effects of draining-offs of little hydroelectric power plants on river- ecosystems by example of the river Sieber in the Harz mountains (southern )

U lrich H e it k a m p

Summary The effects of drain-offs on the river ecosystem are described and a prognosis is given of the level of watercourse necessary for an intact zoocoenosis due to a small hydroelectric power plant on the river Sieber in the Harz mountains (southern Lower Saxony). Several drain-offs occur in the metarhithral of the Sieber which drain the whole quantity of water at low and middle water levels. This water is used by hydroelectric power plants and for indu­ strial purposes. River sections up to length of 200-300 m after the weirs fall dry, while over further 1-1,5 km the water level of the Sieber is reduced to 20-40 % during long periods of the year. In the dry sections of the river there is a total loss of the moss-fauna and a nearly total loss of the macrozoobenthos. There are high deficits of the interstitial-fauna and a clear shift of the spectrum of species in relation to sections of the river which are not affected by water drain off. The reduction of the flow rate to 100-300 1/s (= 25-40 %) of the standard flow off causes high deficits in all groups of the fauna, in the number of species and individuals, and in the compositi­ on of species and the composition of functional groups. At low water levels nearly two thirds of the macrofauna is provided by filtraters. This functional group is without importance in river sections lacking drain-offs. In comparison to sections without drain-offs, a reduction of the flow of 20-30 % causes no diffe­ rences in the structure of the zoocoenosis. The results of this study demonstrate that a drain off of 20-30 % can be tolerate if the flow dynamics of the river is maintained and there is no interrupti­ on of the river continuum. This demand of a low water utilization would, however cause severe economic problems for small hydroelectric power plants. Under these conditions an operation on the river Sieber would net be possible. From the point of view of nature conservation the operati­ on of hydroelectic power plants in rivers and brooks of high naturalness must be regeded.

1. EINLEITUNG

Der Nutzung der Wasserkraft als regenerati­ der Nutzung der Atomenergie einige Bedeu­ ver Energieträger kommt in der Diskussion tung zu. Nach DVWK (1996b) kann das um die Problematik herkömmlicher Energie­ wirtschaftlich nutzbare Wasserkraftpotential träger sowie um Entsorgungsprobleme bei in Deutschland auf ca. 20 % der theoretisch

2 4 9 vorkommenden Wasserkraftressourcen aus­ Veränderungen der Lebensgemeinschaften gebaut werden. Zur Zeit wird in Deutschland verschiedener Habitate bzw. Choriozönosen etwa 4 % des Energiebedarfs durch Wasser­ des Gewässers, Benthal, Interstitial und kraft gedeckt, ein vergleichsweise sehr ge­ Moospolster, beschrieben werden (vgl. ringer Anteil gegenüber Österreich mit mehr HEITKAMP et al. 1984a,b, LESSMANN 1983, als 70 % und der Schweiz mit etwa 60 %. PlEHL 1983). Inwieweit dabei die Unterbre­ Bei den meisten der bestehenden kleinen chung des Fließgewässerkontinuums (V an - Kraftwerke handelt es sich um Ausleitungs­ NOTE et al. 1980) eine Rolle spielt, kann mit kraftwerke, bei denen das Triebwasser über diesen Untersuchungen nicht beantwortet einen Betriebsgraben seitlich des Bachbettes werden. Die Aussagen, die hinsichtlich der den Wasserturbinen zugeleitet wird, um an­ „Restwassermenge“ gemacht werden, kön­ schließend wieder in das Gewässer eingelei­ nen als repräsentativ für Fließgewässer des tet zu werden. Bei derartigen Anlagen fallt Harzes angesehen werden, die eine ver­ das Bachbett zwischen Aus- und Wiederein­ gleichbare Struktur der abiotischen Parame­ leitung weitgehend trocken bzw. ist durch ter und biotischen Bestandteile des Lebens­ langfristige Niedrigwasserstände gekenn­ raumes wie die Sieber aufweisen. zeichnet. Aufgrund eines deutlich gewach­ senen Umweltbewußtseins in der Bevölke­ rung geraten Ausleitungs-Wasserkraft werke 2. BESCHREIBUNG DES UNTER­ immer stärker in die Kritik. Es ergibt sich SUCHUNGSGEBIETES daraus der Konflikt der umweltfreundlichen 2.1 Geographische Lage, naturräumliche Energiegewinnung durch Wasserkraft einer­ Gliederung, Geologie seits und den durch dieses Verfahren beding­ ten negativen Auswirkungen auf das Ökosy­ Die Sieber gehört zum Gewässersystem von stem Fließgewässer. , und . Sie durchfließt die Während bei Neuanlagen von Wasser­ naturräumlichen Regionen „Harz“ und„We- kraftwerken ausreichende rechtliche Mög­ ser-Leine-Bergland“ mit den Untereinheiten lichkeiten (NNatG, NWG, Nds.FischG) be­ „Oberharz“, „Harzterassen“ und „Harzvor­ stehen, um Forderungen nach Umleitungs­ land“ gerinnen (DVWK 1996a) ausreichend Das Quellgebiet der Sieber hegt am Süd­ dimensionierte Restwassermengen durch­ ostrand des Bruchberges im Oberharz in ei­ zusetzen, treten bei alten Rechten die vorste­ ner Höhe von 930-870 m ü.N.N., die Mün­ hend beschriebenen Probleme auf. In einer dung in die Oder in 174 m Höhe (Abb. 1). DVWK-Studie (1996b) wird versucht, die Die Gesamtlänge beträgt 32,7 km, bei einem zur Zeit vorhegenden Grundlagen und Er­ Höhenunterschied von 726 m (HEITKAMP et kenntnisse in ein praktikables Bewertungs­ al. 1985). verfahren umzusetzen. Das Ergebnis zeigt, Das Quellgebiet der Sieber hegt im daß aktuell viele Ansätze vorhanden sind, die Hochmoorgebiet des - und Son­ Ergebnisse aber sehr unterschiedlich ausfal- nenbergmoores. Im Bereich des Harzes len und damit darauf hinweisen, daß es keine durchfließt durchfließt der Fluß Formationen allgemeingültige Formel für alle Fließgewäs­ des Acker-Bruchberg-Quarzits, Brocken­ sertypen geben kann, sondern daß jeweils granits und der Sieber-Grauwacke. Im Harz­ eine individuelle Betrachtungsweise not­ vorland dominieren pleistozäne Lößauflagen, wendig ist. Kiese und Sande sowie holozäne Ablagerun­ Dem wird in dem folgenden Beitrag gen. Bei Hörden-Aschenhütte durchfließt die Rechnung getragen. Aufgrund umfassender Sieber wasserdurchlässige Zechsteinforma­ zoozönotischer Bearbeitungen von Abschnit­ tionen. In diesem Versickerungsgebiet ver­ ten verschiedenster Belastungsstufen durch liert der Fluß jährlich etwa 15 Mül. m3 Was­ Wasserkraftanlagen in der Sieber, eines klei­ ser (Haase et al. 1970), das in der - nen Mittelgebirgsflusses im Harz, können die quelle wieder zutage tritt.

2 5 0 Abb. 1: Das Flußsystem der Sieber. Einzugsgebiet, Lage der Probestellen für die faunistiscken Bestandsaufnahmen und Lage der Wehranlagen

2.2 Klima

Die klimatischen Verhältnisse werden im A ugust (S ee d o r f & M e y e r 1992, D eu t ­ Harz durch oft lange und schneereiche Win­ scherwetterdienst 1964). ter mit Monatsmittelwerten von Dezember bis Februar unter 0 °C und kühle Sommer 2.3 Vegetation mit Juli-Durchschnittstemperaturen von 10- 15 °C geprägt. Die Jahresmitteltemperaturen Im Quellgebiet der Sieber hegen die bis zu hegen oberhalb 800 m zwischen 3-4 °C, am 4 m mächtigen Hochmoore des Bruchberges Harzrand unterhalb 300 m zwischen 7-8 °C und des Sonnenberges, deren Entstehung auf (Deu tsc h er W etterdienst 1964). das Atlantikum (ca. 5000 v.Chr.) zurück­ Im Gebiet herrschen Westwinde vor. Die geht. Die Randgebiete sind mit versumpfen­ Niederschlagsmengen steigen mit zunehmen­ den Fichtenwäldern bestanden (Jen se n 1981, der Höhe an. Im Quellgebiet der Sieber wur­ 1987, 1990). den im langjährigen Mittel 1475 mm gemes­ Fichtenwälder mit einzelnen eingestreuten sen, am Harzrand in Herzberg 840 mm. Die Lärchen- und Douglasienbeständen bestim­ höchsten Monatsniederschläge hegen in den men das Bild des gesamten oberen und mitt­ Monaten November bis Januar und Juni bis leren Siebertales. Der Fluß selbst wird bis ins

251 Abb. 2: Abflußkurve am Pegelschreiber „Pionierbrücke“ in der Ortschaft Sieber aus dem Jahr 1982/83 als Beispiel für die Abflußdynamik der Sieber (Quelle: Harzwasserwerke)

Epirhithral hinein von einem oft nur mehrere Nach der Einteilung von HUET (1949, Meter breiten Erlenwaldstreifen (Stellario- 1954) müssen die ersten acht Kilometer dem Alnetum) gesäumt. Zum Südausgang hin sind Epirhithral (obere Forellenregion, Gefäalle die Hänge zunehmend von Buchenwäldern 5,9 %) zugeordnet werden. Bis km 24 er­ (Luzulo-Fagetum , teilweise Melico-Fagetum) streckt sich das Metarhithral (untere Forel­ bedeckt (DlERSCHKE & PEPPLER 1984). lenregion, Gefälle 1,3 %). Die Strecke bis Im Harzvorland treten ausgedehnte zur Mündung entspricht dem Übergang vom landwirtschaftliche Nutzflächen oft bis un­ Meta- zum Hyporhithral (Äschenregion, mittelbar an den Fluß heran. Auwaldreste mit Gefälle 0,5 %). Das durchschnittliche Gefälle Weiden, Eschen, Erlen usw. sind nur noch an des gesamten Flußlaufes beträgt 2,23 % wenigen Stellen kleinflächig vorhanden. An den nicht nutzbaren Flußhängen wächst ein eichenreicher Buchenmischwald, der z.T. als 2.5 Abfluß Eichen-Hainbuchenwald {Carpinion) ausge­ prägt ist. Die Abflüsse der Sieber werden bestimmt Typisches Kennzeichen der Sieber ist das durch die hohen Niederschläge in Höhenla­ Fehlen höherer Wasserpflanzen. Dies ent­ gen, die Speicherung der Wintemiederschlä- spricht der Charakteristik der meisten Harz­ ge in oft meterhohen Schneedecken und die bäche. Wichtigste Gruppen der Primärpro­ Versickerungsgebiete im Harzvorland. In den duzenten sind Kieselalgen (Diatomeen), Sommermonaten sind die Abflußmengen Grünalgen (Chlorophyceen) und aquatische niedrig bis sehr niedrig, nur unterbrochen Moose (W e b e r -O l d e l c o p 1987). durch wenige, kurzfristige Abflußerhöhun­ gen. Vom Herbst bis zum Frühjahr können mehrere Hochwasserwellen den Fluß hinab­ 2.4 Einzugsgebiet und Zonierung laufen. Als ein Beispiel für die beschriebenen Verhältnisse wurde die Abflußkurve am Pe­ Die Sieber besitzt ein Gesamteinzugsgebiet gelschreiber “Pionierbrücke" in der Ortschaft von ca. 134 km2, wovon etwa 74 % (= 99,2 Sieber der Harzwasserwerke (HWW) aus km2) im Harz hegen, der Rest das Harzvor­ dem Jahre 1982/83 ausgewählt (Abb. 2). land umfaßt (H a a s e et al. 1970). Nach H a a s e et al. (1970) und Schmidt

2 5 2 (1981) fließen in den Harzflüssen an 60-65 wesentlichen nur in den Unterlauf über meh­ Tagen des Jahres 50 % der Gesamtwasser­ rere Industriebetriebe sowie die Kläranlage menge ab, während sich die verbleibenden 50 der Stadt Herzberg. % auf die restlichen 300-305 Tage verteilen. Dies verdeutlicht die starke Dynamik der Wildwasserbäche des Harzes. 3. ERGEBNISSE DER BESTANDS­ Die mittleren Abflußmengen der Jahres­ AUFNAHMEN reihe 1951-1980 betragen für den Pegel 3.1 Methodik „Pionierbrücke“ in Sieber 1,49 m3/s, Pegel Herzberg 2,04 m3/s und Pegel Hattorf 2,42 Die Datengrundlage für die vorhegende Be­ m3/s. Für den Bereich eines Kraftwerkes im arbeitung wurde 1982/83 gelegt, wo mit Bereich der Ortschaft Sieber wurden folgen­ zwei Diplomarbeiten (L e s s m a n n 1983, de Abflüsse ermittelt (Gutachten Prof. PlEHL 1983) eine intensive wöchenthche H a r t u n g + P a r t n e r , Braunschweig, 1993; Probenahme bei physikalisch-chemischen Zeitreihe 1941-1990, in m3/s): NQ 0,141; Faktoren und eine monathche Probenahme MNQ 0,304; MQ 1,81; MHQ 17,0; HQ 48,0. für die Fauna erfolgte (vgl. auch „Öko­ Der höchste Abflußwert aller bisherigen logisches Beweissicherungsverfahren Sieber­ Pegelmessungen wurde am 4.1.1932 am Pe­ talsperren“, HEITKAMP et al. 1984b und gel Herzberg mit 142,5 m3/s registriert. Die 1985). niedrigsten Pegelstände stammen aus dem Die Erfassung der physikalisch-chemi­ Jahr 1959 mit 0,120 bis 0,020 m3/s von Sie­ schen Faktoren sowie der Makrobenthon-, ber bis Hattorf (Pegelmessungen der HWW). Moos- und Interstitialfauna erfolgte an 8 Probestellen vom Quellgebiet der Sieber bis zur Mündung in die Oder, je 3 im Epi- und 2.6 Wasserwirtschaftssystem Metarhithral, 2 im Unterlauf. Im Rahmen der vorhegenden Fragestellung wurden daraus 5 Der Flußlauf der Sieber im Harz bis Herz­ Probestellen ausgewählt. Um die Belastun­ berg ist durch sechs Wehranlagen gekenn­ gen durch Wasserableitungen zu erfassen, zeichnet, die dem Fluß ständig über parallel wurden 1984 zwei Probestellen hinter dem verlaufende Betriebsgräben einen großen Teil Wehr der Ableitung III (Höhe Friedhof der der Wassermenge bzw. die gesamte Was­ Ortschaft Sieber) eingerichtet, eine Probe­ sermenge entziehen. Insgesamt erreichten die stelle im trockenen Bereich, die zweite ca. Ableitungen einen Anteil von 27,2 % (8,2 1.2 km unterhalb der Wehranlage (Lage aller km) der Gesamtflußlänge bzw. 65 % der Probestellen siehe Abb. 1). 12.6 km langen Fluß strecke zwischen Forst­ Weitere Daten lieferten jährliche limnolo- haus Königshof und Herzberg (Stand 1985). gische Praktika in den Jahren 1984-1990, Heute (1993) sind noch vier der Wehranla­ zoologische Exkursionen, ein ab 1986 lau­ gen in Funktion. Hinter jedem Ableitungs­ fendes Monitoring-Programm des Umwelt­ wehr fällt eine oft mehrere hundert Meter bundesamtes sowie Gutachten aus den Jah­ lange Strecke des Flusses trocken. Dies ist ren 1989 und 1992 (u. a. HEITKAMP & besonders bei den Wehranlagen Nr. III und W a l b r u n 1992). IV (unterhalb Ortschaft Sieber, unterhalb Hotel Paradies), teilweise auch bei Wehr Nr. Physikalisch-chemische Methoden VI (unterhalb Herzberger Papierfabrik: Ab­ Die Abflußdaten von drei automatischen leitung Mühlengraben) sehr auffällig und Pegelschreibem (Sieber, Herzberg, Hattorf) fuhrt zu einem oft langfristigen Ausfall gan­ wurden von den Harzwasserwerken (HWW) zer Flußabschnitte. Im Unterlauf hegt ein zur Verfügung gesteht. Die Fheßgeschwin- Wehr, das den Mündungsbereich vom oberen digkeit wurde mit dem Tauchstab nach JENS Lauf trennt. Lage der Wehranlage s. Abb. 1. ermittelt. Die Analyse der Substratzusam- Einleitungen geklärter Abwässer erfolgen im mensetzung erfolgte für die Makrofauna

2 53 nach der Methode von M o r g a n & E g - Zucker-Schwemm-Methode extrahiert, im g l ish a w (1965), für die Interstitialfauna mit Anschluß an die Extraktion konserviert oder, einer Schüttelmaschine mit fünf Siebsätzen bei weichhäutigen Tieren, lebend determi­ (S c h w o e r b e l 1986, TlLZER 1968). Die niert. Luft- und Wassertemperaturen wurden mit geeichten Quecksilberthermometem bzw. 3.2 Kurzbeschreibung der Probestellen elektrometrisch (Wasser) erfaßt, die Fakto­ (Lage siehe Abb. 1) ren pH-Wert, Sauerstoff und Leitfähigkeit Probestelle (PS) 1 mit elektrometrischen Meßgeräten ermittelt, Probestelle 1 hegt kurz oberhalb des Orts­ weitere chemische Parameter nach den Deut­ einganges von Sieber. Quellentfemung 13,6 schen Einheitsverfahren zur Wasseranalyse km Höhe 350 m ü.N.N. Mittlerer Teil des (1960 ff) erfaßt. Der größte Teil dieser Mittellaufes mit einem Gefalle von ca. 1,5 %. Analysen wurde im Zentrallabor der HWW Flußbreite maximal 10 m, mit steilen Ufern. durchgeführt. Substrat aus anstehendem Fels, Geröll, Stei­ nen, Kies und Sand. Ufergehölze aus Grauer­ Makrobenthon- und Fischfauna len, Fichten, Hybridpappeln, Spitzahorn und Zur qualitativen und quantitativen Erfassung Esche. Flußbett teilweise beschattet. Die des Makrozoobenthon wurde der Surber- Probestelle hegt im Bereich einer periodisch Sampler (SüRBER 1937) eingesetzt, der sich sehr schwachen Versauerung. bei Untersuchungen in Bächen mit groben PS 1 ist die Referenzstelle für den ober­ Substraten bisher am besten bewährt hat und halb der Wehranlage eines Kraftwerks gele­ ein repräsentatives Bild der Besiedlung liefert genen Abschnitts. Sie hegt 1,7 km von der (Mac AN 1958). Das Tiermaterial wurde Wehranlage entfernt. noch im Gelände in 70 %igem Alkohol kon­ serviert und im Labor mit einer Schwem­ Probestelle 2 mapparatur nach PAULY (1973) aus­ Diese Probestehe hegt 50 m unterhalb des geschwemmt. Imaginalfänge der Insekten Wehres von Kraftwerk III etwa in Höhe des erfolgten ergänzend mit Kescher- und Friedhofs der Gemeinde Sieber. Quellentfer­ Lichtfallenfängen sowie mit Hilfe von Pho- nung 16,0 km, Höhe 315 m ü.N.N. Mittlerer toeklektoren. Teil des Mittellaufes mit 1 % Gefälle. Sub­ Zur Ermittlung der Zusammensetzung der strat aus Geröll, Steinen, Kies und Sand be­ Fischfauna dienten Fangstatistiken der Fi­ stehend. schereivereine Herzberg und Sieber sowie Das Flußbett fällt auf einem ca. 300 m halbquantitative Elektrobefischungen, die im langen Abschnitt trocken, da über einen gro­ Turnus von 4-5 Jahren durchgeführt wurden. ßen Teil des Jahres das gesamte Wasser der Sieber über die Wehranlage abgeleitet wird. Moos- und Kieslücken(=lnterstitial)fauna Im anschließenden Verlauf herrschen bei Die Moosfauna wurde mit einem kleinen Normalabfluß auf einer Länge von etwa Stechrahmen von 4 cm Kantenlänge erfaßt, 1 km Niedrigwasserstände vor. Die Ufer des der mit Gaze (80 pm) verschlossen war. Bei Flusses sind durch Betonmauem bzw. durch der Probennahme wurde das Moosquadrat Holzspundwände gesichert. Unterhalb des mit dem Stechrahmen ausgestochen und mit Verhaues sind die Ufer steil und mit einem einem Spachtel abgehoben. Zur Erfassung schmalen Erlensaum bestanden. der Interstitialfauna wurden PVC-Rohre PS 2 steht als Referenz für die hinter der (Volumen 50 cm3, Öffnungen mit Gaze ver­ Wehranlage von Kraftwerken trockenfallen­ schlossen) mit Standort-Substrat gefüllt, 10- den Abschnitte. 30 cm tief im Lückensysem exponiert und nach zwei Wochen wieder entnommen. So­ Probestelle 3 wohl bei moos- als auch bei Interstitialpro- PS 3 hegt etwas oberhalb der Brücke in das ben wurde das Tiermaterial lebend mit einer Langental vor Wiedereinleitung des Be-

2 5 4 trieb sgrabens von Kraftwerk III. Quellent- PS 4 ist die Referenzstelle für den unter­ fernung 17,2 km, Höhe 300 m ü.N.N. Mittle­ halb eines Kraftwerkes gelegenen Abschnitt rer Teil des Mittellaufes mit einem Gefälle mit unbeeinflußtem Abfluß. von 1 %. Das Flußbett ist 9-11 m breit, die Ufer steigen leicht an. Substrat steinig-kiesig Probestelle 5 mit einzelnen Felsen und Geröllbrocken. Der PS 5 hegt oberhalb Herzberg in Höhe des Fluß wird durch einen begleitenden Erlen­ alten Bahngeländes. Quehentfemung 19,7 wald teilweise beschattet. km, Höhe ü.N.N. 270 m. Das Gefälle im PS 3 zeichnet sich durch langfristige unteren Teil des Mittellaufes beträgt 1 %. Niedrigwasserstände aus, die durch die totale Das Flußbett ist 8-10 m breit, die Ufer stei­ Wasserableitung in den Betriebsgraben des gen mäßig bis steil an. Substrat aus Fels, Kraftwerkes III verursacht werden. Hinter Geröll, Steinen, Kies und Sand. Beschattet dem Wehr fallt eine Strecke von mindestens durch Erlenmischwald und hangseitig durch 300 m trocken, anschließend füllt sich die Buchenmischwald. Sieber langsam wieder durch Hangdruck­ PS 5 hegt im Bereich der Wasserableitung wasser aus dem undichten Betriebsgraben des Kraftwerkes IV ca. 2 km unterhalb des und aus kleinen Zuflüssen. Die Fließge­ Wehrs am Hotel Paradies. Der Abfluß ist schwindigkeit ist in diesem Abschnitt deut­ deuthch reduziert, erreicht aber nach den lich reduziert, die Strömung über den Ge­ vorhegenden Stichprobenmessungen bei wässerquer schnitt relativ gleichmäßig mit Normalabfluß etwa 70-80 % der Wasser­ Abnahme im Uferbereich. Hier finden sich, menge an PS 4. Das entspricht etwa 300 bis bedingt durch die geringe Strömung, an eini­ 500 Fs. Bei Hochwasser sind die Abflußwer­ gen Stellen geringmächtige Detritusablage­ te der Probestellen 4 und 5 identisch. rungen. PS 5 kann als Beispiel für einen reduzier­ Für PS 3 hegen einige Abflußmessungen ten Abfluß herangezogen werden, der zwi­ aus 1982/83 und von 1986-1990 vor. Da­ schen den Niedrigwasserabflüssen der PS 3 nach werden bei Hochwasser 85-90 % der und dem unbeeinflußten Abfluß der PS 4 Abflußmengen der PS 1 (oberhalb Ortschaft hegt. Sieber) erreicht, bei Normalabfluß mit voll­ ständiger Wasserableitung am Wehr III etwa 25-40 %. Dies entspricht einer Abflußmenge 3.3 Physikalisch-chemische Faktoren von ca. 100-300 Fs. PS 3 kann als repräsentativ für die Ab­ In Fheßgewässem ist die Ausbildung der schnitte unterhalb von Wehranlagen angese­ Biozönosen (Lebensgemeinschaften) vor hen werden, wo die Rest wassermengen sehr allem von Fheßgeschwindigkeit und Abfluß, stark reduziert sind. in direkten Zusammenhang damit von der Beschaffenheit des Substrats, ferner von der Temperatur und dem Sauerstoffgehalt ab­ Probestelle 4 hängig. Weitere chemische Faktoren wie pH- PS 4 hegt ca. 200 m unterhalb PS 3 nach Wert, Härte des Wassers, Nährstoffgehalte Zufluß des Wassers aus dem Betriebsgraben (Stickstoff, Phosphor) usw. haben ebenfalls von Kraftwerk III. Quehentfemung 17,4 km, eine mehr oder weniger große Bedeutung Höhe über N.N. 300 m. Mittlerer Teil des (A m b ü h l 1959, 1962, B r a u k m a n n 1987, Mittellaufes mit einem Gefälle von 1 %. Das H y n e s 1970, St e ff a n 1965, M a c a n 1961 Flußbett ist 10-11 m breit, die Ufer steigen usw.). Nachfolgend sollen die abiotischen leicht an. Substrat steinig-kiesig mit einzel­ Lebensbedingungen für die Sieber kurz dar­ nen Felsen und Geröllbrocken. Ein angren­ gestellt werden, wobei nur die Faktoren zender Erlenwald beschattet den Fluß teil­ ausführlicher erläutert werden, die eine Rele­ weise. vanz für die behandelte Fragestellung haben.

255 Die Ergebnisse sind in den Tab. 1 und 2 zu­ Herzberg Fels sowie besonders Geröll und sammengefaßt. Steine, die zwischen 50-80 % Anteil einneh­ men. Die prozentualen Anteile von Kies he­ gen bei 20-30 %, die von Sand bei 10 % 3.3.1 Fließgeschwindigkeit (Tab. 2). Im Kieslückensystem (hyporhei- sches Interstitial) dominiert Mittelkies Das Fließverhalten der Sieber wird im (Größe 4,0-20,0 mm). Höhere Anteile wer­ Längsverlauf und im Querschnitt geprägt den auch von Grobsand sowie Fein- und durch unterschiedliche Fließgeschwindigkei- Grobkies eingenommen. Die mittlere Korn­ ten von nahezu stehend in Kolken bis schie­ größe schwankt zwischen 4,8 und 6,6 mm ßend (bis 210 cm/s) (Tab. 2). Unterschiede zwischen unbeeinfluß­ Die Sieber ist damit ein typischer kleiner ten und durch Wasserableitungen beein­ Wildwasserfluß des Harzes. Das Gewässer trächtigten Abschnitten konnten nicht beob­ ist nicht reguliert, allerdings findet sich an achtet werden. mehreren Stehen Wehranlagen von Klein­ kraftanlagen mit Wasserableitungen. Über 3.3.3 Temperatur diese Wehre wird bei Niedrig- und Mittel­ Der Verlauf der mittleren Wassertemperatu­ wasserständen das gesamte Wasser der Sie­ ren der Sieber ist in den nicht beeinträch­ ber abgeleitet, so daß hinter den Wehren tigten Abschnitten gekennzeichnet durch zunächst ein trockengefallener Geröll- und einen leichten Anstieg der Temperaturen von Kiesbereich von 200-300 m Länge mit weni­ 7.4 °C oberhalb der Ortschaft Sieber (PS 1) gen Wasserpfützen entsteht. Anschließend bis 8,2 °C oberhalb Herzberg (PS 5). Kurz­ folgen durch Zufluß von Hangdruckwasser fristig werden in den Sommermonaten Maxi­ aus undichten Betriebsgräben Niedrigwas­ maltemperaturen bis 17,6 °C erreicht (Tab. 1). serstände mit schwach fließendem Wasser Deuthch höher hegt die Durchschnitt­ auf einer Länge bis ca. 1 km, bis der Bach stemperatur mit 9,6 °C im Niedrigwasserbe­ sich langsam wieder stärker mit Wasser füllt. reich hinter der Wasserableitung Nr. III (PS Bis zur Wiedereinleitung des Wassers aus 3). Diese Temperaturerhöhung wird durch den Betriebsgräben in die Sieber werden in die niedrigen Wasser stände und die geringere den Ableitungsab schnitten während der Fließgeschwindigkeit verursacht. Sommermonate, teilweise auch im Winter, immer nur Niedrigwasser stände erreicht. Die 3.3.4 Sauerstoffgehalt Fheßgeschwindigkeiten hegen hier deuthch niedriger (max. 140 cm/s gegenüber 170-210 Absolute Sauerstoffgehalte und Sättigungs­ cm/s) als in den anderen, nicht oder nur we­ weite hegen in der Sieber an den nicht beein­ nig durch Wasserableitungen beeinträch­ trächtigten Probestellen im optimalen Be­ tigten Bereichen (Tab. 1). Diese Ableitungs­ reich (Tab. 1). Die Sättigungswerte schwan­ wehre bilden unüberwindbare Barrieren für ken im Tagesverlauf zwischen 85-110 %. die in der Sieber lebenden, nicht flugfähigen Dies entspricht der natürlichen, biogen ver­ Tiere. Eine Verbindung im Fluß wird bei ursachten Schwankungsbreite von Bächen Hochwasserereignissen nur flußabwärts ge­ ohne oder mit sehr niedriger Belastung durch schaffen. Während dieser Perioden stürzt das organische Stoffe (BRAUKMANN 1987). Wasser über die Wehre, transportiert auch An PS 3 sind leichte, aber deuthche Sau- Organismen, verhindert aber Wanderungen erstoffdefiziete festzustellen. Gegenüber PS flußaufwärts. 4 hegt der Durchschnittswert der Sättigung um 15 % niedriger. Der niedrige Wert ist auf die niedrigen Wasserstände und geringeren 3.3.2 Substrat Fheßgeschwindigkeiten sowie einen höheren Wichtigste Substrate der Stromsohle der 0 2-Verbrauch aufgrund erhöhter Anteile Sieber sind im Ober- und Mittellauf bis abbaubaren organischen Materials zurück-

2 5 6 Zufuhren. Stichproben aus den Sommermo- und IV (unterhalb Sieber und Hotel ,JPara- naten 1992 (Gutachten HPF) in den Nied- dies“) bestätigen die obigen Werte, rigwasserabschnitten hinter den Wehren III

Tab. 1: Physikalisch-chemische Meßwerte der Probestellen 1-5 1982/83 und 1984. An Pro­ bestelle 2, Trockenbereich, konnten keine Messungen durchgefuhrt werden. Du = Durch­ schnittswert, Min Max = Minimum- bzw. Maximumwerte.

Probestelien .2 3 ;:3& . ..5' • . Faktoren Du Min Max Du Min Max Du Min Max Du Min Max Du Min Max Fließgeschwindigkeit - 0 2 1 0 - 0 140 - 0 170 - 0 190 (cm/s) Temperatur (°C) 7,4 0 17,6 9,6 0 18,6 7,7 0 17,0 8,2 0 17,1 Sauerstoffgehalt (mg/1) 10,7 9,5 13,2 9,2 7,5 13,5 10,6 9,0 13,6 10,8 9,5 13,5 Sauerstcflsättigung (%) 100 92 106 83 75 110 98 86 105 99 87 110 BSB5 (mg O2/I) 1,0 0,4 1,7 1,6 0,7 2 ,2 1,51 0 ,6 1,8 1,7 0,9 2,5 pH-Wert 7,0 6 ,0 7,6 7,0 6 ,0 7,9 7,0 6,1 7,9 7,2 6,3 7,9 Elektr. Leitfähigkeit 100 80 116 125 80 150 125 90 155 130 90 160 (pS/cm)

Säurebindungsver­ 0,3 0,1 0,5 0,4 0,1 0,7 0,4 0,1 0,7 0,45 0 ,2 0,8 mögen (mmol/1) Gesamthärte (°dH) 2 ,0 1,2 3,0 2,5 1,5 3,5 2,5 1,5 3,5 3,0 1,8 3,6 Calcium (mg Ca2+/1) 9,5 6 ,0 2 0 ,0 10,5 6 ,0 24,0 10,5 6 ,0 24,0 1 1 ,0 6,5 24,0 Magnesium (mg 1,7 1,5 2 ,0 2 ,0 1,5 2 ,6 2 ,0 1,5 2 ,6 2,5 1,5 2 ,6 Mg2'1'/!) Ammonium 0,07 0,04 0 ,1 0 0,25 0,07 0,45 0,15 0,05 0,35 0,15 0,04 0,30 (mg NH4VI) Nitrit (pg N 0271 ) 2 ,8 1 4 2 2 3 35 15,5 2 25 16,0 3 30

Nitrat (mg N 0371) 6,5 4,0 8 ,0 10,5 5,0 13,0 8,5 4,5 1 1 ,0 9,0 5,0 11 ,0 Ortho-Phosphat 4,0 1,0 10,0 15,5 3,0 2 1 ,0 10,5 2 ,0 15,0 1 1 ,0 2 ,0 15,0 (ggPCVvi)

Tab. 2: Substratzusammensetzung an den Probestellen 1-5. Anteile in %.

: 4 5 Fels 10 10 10 10 10

Steine >30 cm 30 20 2 0 10 20 Steine 30-5 cm 30 30 30 40 40 Kies < 5 cm 20 30 30 30 20 Sand < 0,2 cm 10 10 10 10 10 Mittlere Korngröße im Interstitial (mm) 5,5 n.n. 5 ,2 6,6 4,8

2 5 7 3.3.5 Biochemischer Sauerstotfbedarf (vgl. Tab. 1). Das Wasser ist sehr weich. (BSB5) Ursache ist die schwer löshche und extrem An allen erfaßten Probestellen liegen die kalkarme Grauwacke im Einzugsbereich. Werte im Bereich der Güteklasse I (Tab. 1). Entsprechend der Kalkarmut und des niedri­ Die Werte weisen auf eine nur sehr geringe gen Puffenmgsvermögens wird die Sieber organische Belastung hin (oligosaprober Be­ zum Typ des Silikatbaches gerechnet reich) (Bauer 1987). (BRAUKMANN 1987).

3.3.6 Wasserstoffionenkonzentration 3.3.10 Anorganische Stickstoffverbindun­ (pH-Wert) gen Die Situation der Sieber ist im Ober- und im Die Werte für Ammonium und Nitrit hegen oberen Mittellauf durch eine permanente bis an allen Probestellen mit Durchschnittswer­ periodische Versauerung mit Minimum- pH- ten von 0,07-0,25 mg/1 bzw. 2,8-22,0 pg/1 Werten zwischen 3,5 und 5,0 gekennzeich­ niedrig bis sehr niedrig. Für beide Substanzen net. ist im Niedrigwasserbereich von PS 3 eine Im Bearbeitungsgebiet zwischen Kulmke- leichte Erhöhung der Werte zu beobachten. mündung und Herzberg ist die Sieber ver­ Nach dem Entwurf der LA WA-Richtlinie zur sauerungsgefährdet, aber nicht versauert Chemischen Gewässergüteklassifizierung he­ (vgl. Tab. 1, PS 1 und 3-5). Die durch­ gen die Werte, mit Ausnahme von PS 3, im schnittlichen pH-Werte hegen nahe dem Bereich der Güteklasse I-II. Neutralpunkt (pH 7,0-7,2), während der Beim Nitrat sind die Werte mit durch­ Hochwasser sinken sie nicht unter pH 6,0 ab. schnittlich 6,5-9,0 mg/1 deuthch erhöht. Im LAWA-Entwurf entspricht dies der Güte­ 3.3.7 Elektrolytische Leitfähigkeit klasse III. Bei PS 3 ist wieder eine leichte Im untersuchten Abschnitt der Sieber hegen Erhöhung auf 10,5 mg/1 zu beobachten. Die die Werte mit durchschnittlich 100-130 hohen Nitratwerte sind auf Nitratauswa­ pS/cm niedrig (vgl. Tab. 1). Dies ist auf das schungen aus den stark versauerten Böden schwer lösliche Hauptgestein des Sieber-Ein­ des Einzugsgebietes zurückzuführen (Ma - zugsbereiches, die Grauwacke, zurückzu- LESSA 1994) fiihren. Nach BRAUKMANN (1987) sind die vorstehend genannten Werte typisch für Sili­ 3.3.11 Phosphat katbäche. Ortho-Phosphat ist an allen Probestellen in sehr niedriger Konzentration von durch­ 3.3.8 Säurebindungsvermögen (SBV) schnittlich 4,0-11,0 pg/1 vorhanden. An PS 3 Das SBV entspricht in der Sieber der Kon­ hegt, wie bei den Stickstoftverbindungen, zentration von Hydrogenkarbonat; Karbonat eine leichte Erhöhung (Du. 15,5 pg/1) vor. hegt nicht vor. Im versauerten Oberlauf ist Ahe Werte kennzeichnen nach dem LAWA- die Pufferkapazität sehr niedrig, teilweise Entwurf die Güteklasse I. bereits erschöpft. Im untersuchten Mittellauf hegen die Durchschnittswerte etwas höher 3.3.12 Fazit (0,3-0,45 mmol/1), zeigen jedoch immer noch Charakteristisch für die Sieber sind im Bach­ eine geringe Pufferkapazität an (Tab. 1). querschnitt stark variierende Fließgeschwin- digkeiten mit hohen Spitzenwerten, große 3.3.9 Gesamthärte, Calcium- und Mag­ Abfluß Schwankungen im Jahresverlauf mit nesium-Gehalt Hochwasserspitzen vom Herbst bis zum Im untersuchten Abschnitt der Sieber bis Frühjahr und Niedrigwasserperioden in den Herzberg hegen alle Werte mit Gesamthärten Sommermonaten sowie, abhängig von der von 2,0-3,0°dH sehr niedrig mit einem Strömung, felsig-st einig-kiesige Substrate. leichten Anstieg von PS 1 oberhalb der Ort­ Typisch sind ferner niedrige Wassertempera­ schaft Sieber bis oberhalb Herzberg (PS 5) turen ("sommerkühler Bach") und Sauer-

258 stoffsättigung. Das Wasser ist elektrolytarm erreicht. Absolut dominante Gruppe ist die und zeichnet sich durch fehlende oder sehr der Chironomiden (Zerkleinerer). Wie beim niedrige Pufferkapazitäten aus („Silikat­ Makrozoobenthon dominieren bei den Er­ bach“). Die untersuchten Abschnitte des Mit­ nährungstypen Weidegänger und Zerkleinerer tellaufes sind während der Hochwasserperi­ (Tab. 4, 5, 7-9). oden periodisch sehr schwach versauert bzw. unversauert. Als letztes Charakteristikum ist 3.4.2 Probestelle 2 die Nährstoffarmut zu nennen. Die Sieber ist ein oligotrophes Fließgewässer, allerdings An der über lange Abschnitte des Jahres mit erhöhten Nitratwerten, die durch Aus­ trockenfallende PS 2 fällt die typische Ma- schwemmungen aus versauerten Böden des krobenthon- und Moosfauna völlig aus. Bei Einzugsgebietes verursacht werden. der Makrofauna treten fast auschließlich Die Parameter Fließgeschwindigkeit, Formen mit amphibischen Larvenstadien auf, Temperatur, Sauerstoffgehalt, Stickstoff­ die Chironomidae (Zuckmücken) mit 77,5 % und Phosphorverbindungen sind im Bereich und die Empididae (Tanzfliegen mit 22,5 %- der PS 3, die durch Niedrigwasserabflüsse Anteil. Weitere Arten konnten nur in Einzel­ aufgrund von Wasserableitungen in Wasser­ exemplaren in Restwasserpfutzen nachge­ kraftwerke gekennzeichnet ist, ± deutlich wiesen werden; Fische fehlen (Tab. 3, 6, 9). negativ verändert. Bei der Kieslückenfauna ist eine sehr drastische Reduzierung der Arten und Indi­ viduenzahlen erfolgt. Es dominieren Formen 3.4 Fauna des semiaquatischen bzw. euryöke Arten des aquatischen Bereichs. Zur ersten Gruppe An dieser Stelle wird eine kurze Übersicht zählen Larven der Chironomidae (49,5 %), über die Ergebnisse gegeben, wobei insbe­ der Wenigborster Enchytronia parva (15,2 %) sondere auf die Differenzen eingegangen und Larven der Empididae (7,9 %), zur werden soll, die durch unterschiedliche zweiten der Ruderfußkrebs Bryocamptus Wasserführungen an den einzelnen Probestel­ zschokkei (13,3 %) und der Wenigborster len verursacht werden. Einzelheiten können Chaetogaster diastrophus (7,9 %) (Tab. 4, den Tabellen 3-9 entnommen werden. 7, 9).

3.4.1 Probestelle 1 3.4.3 Probestelle 3 Die nicht durch Wasserableitungen beein­ PS 3, mit Abflußwerten, die um 60-75 % trächtigte PS 1 zeichnet sich beim Makro- reduziert sind, unterscheidet sich bei der zoobenthon durch eine hohe Artenzahl, Makrobenthonfauna in der Artzusammenset­ niedrige Individuendichten der einzelnen zung, in der Artenzahl, im Dominanzspek­ Arten und eine niedrige Jahresindividuen­ trum und in der Siedlungsdichte sehr stark summe sowie das Vorkommen zahlreicher von den unbelasteten bzw. wenig belasteten Arten aus, die nur in unbelasteten Fließge- PS 1, 4 und 5. Ein direkter Vergleich ist mit wässem leben. Auf Gruppen- und Artbasis PS 4 möglich, die ca. 200 m unterhalb gele­ dominieren die Eintagsfliegen sehr deutlich. gen ist. Mit 34 gegenüber 81 Arten bzw. Bei den Emährungstypen ist die Dominanz Gattungen hegt die Artenzahl der Makrofau­ der Weidegänger und Zerkleinerer charakte­ na von PS 3 gegenüber PS 4 um mehr als die ristisch für Bäche des Mittelgebirgsbachtyps Hälfte niedriger (Tab. 3 und 6). Auch in der (Tab. 3,6,9). Artenzusammensetzung ist der Unterschied Fische sind in höherer Abundanz mit sehr deutlich (Tab. 3). Absolut dominante Bachfoelle und Groppe vertreten. Formen an PS 3 sind Filtrierer, die Köcher­ Bei der Interstitial- und Moosfauna wer­ fliegenlarven der Gattung Hydropsyche mit den, im Vergleich zu PS 4 und 5, nur mittel­ 36,0 % (Hydropsyche angustipennis und M hohe Artenzahlen und Individuendichten pellucidula, zwei euryöke Arten), die Larven

2 5 9 von Simuliiden (Kriebelmücken; Gattung PS einige euryöke Arten dominieren. Ein Simulium) mit 23,5 % und Polycentropus Beispiel dafür ist Chaetogaster diastrophus flavomaculatus (4,1 %), eine weitere netz­ (Interstitial 17,7 %; Moos 16,4 %). Wie bei bauende, filtrierende, räuberische Kö­ der Makrofauna wird ein erhöhter Anteil der cherfliegenlarve. Die Filtrierer nehmen damit Filtrierer deutlich (Tab. 9). Dieser Anteil nahezu zwei Drittel aller Individuen ein. An hegt im Interstitial mit 3,3 % (gegenüber allen anderen Probestellen hegt ihr Anteil nur 0,3 %) zwar niedrig, dies ist jedoch durch bei 1,4-2,3 % (Tab. 9). Weitere dominante den Lebensraum zu erklären, in dem die ge­ Formen sind neben den Filtrierem die Larven ringen Strömungen im Lückensystem den von Chironomiden (15,3 %) und die Larven Filtrierem grundsätzlich schlechte Bedingun­ der Eintagsfliege Baetis spec. (12,9 %), wo­ gen bieten. Ein deuthch anderes Bild ergibt bei mit Baetis rhodani eine Art mit relativ sich bei der Moosfauna, wo die Filtrierer geringen Ansprüchen an die Wasserqualität einen Anteil von 15,7 % (gegenüber 0,2 %) nachgewiesen wurde. Ein weiteres Zeichen einnehmen. Filtrierende Formen sind hier fast für die schlechtere Wasserqualität ist das ausschließlich Larven von Kriebelmücken Vorkommen von Formen mit breiter ökolo­ (Simuliiden). Die Unterschiede zwischen den gischer Valenz, die u.a. auch abwasserresi- beiden Probestellen werden bei der Betrach­ stent sind. Dazu zählen die Schlammröhren­ tung einzelner Arten bzw. der Arten be­ würmer der Gattungen Tubifex und Limno- stimmter Gruppen deuthcher. So sind bei­ drilus, die allerdings nur in niedriger Dichte spielsweise Crenobia alpina (Turbellaria), nachgewiesen werden konnten. Auffällig ist Stylodrilus heringianus , Rhynchelmis limo- ferner, daß die empfindlichen ''Rein­ sella, Haplotaxis gordioides (Ohgochaeta), wasserarten" mit eng begrenzter ökologi­ Graeteriella unisetiger sowie eine ganze scher Valenz (stenöke Arten) zum Teil fehlen Reihe von Eintags-, Stein- und Köcherfhe- oder, wenn sie Vorkommen, nur vereinzelt genlarven stenöke "Reinwasserformen", die oder in niedriger Dichte auftreten. Für PS 3 nur an PS 4 Vorkommen, im Abschnitt der sei noch auf die niedrige Jahresindividuen­ PS 3 aber fehlen oder, wenn sie Vorkommen, summe hingewiesen, die nur ca. 27 % der nur in sehr geringer Dichte auftreten. Dichte der PS 4 beträgt (Tab. 3). PS 3 wird von Bachforelle und Groppe Ursache für die Verschiebungen im Arten­ besiedelt. Quantitative Angaben hegen nicht spektrum und im Auftreten von Arten mit vor. spezifischen Verhaltensweisen und Nah­ rungsansprüchen (Filtrierer) ist der gleich­ 3.4.4 Probestelle 4 mäßige, niedrige Abfluß, damit im Zusam­ PS 4 repräsentiert die unbelasteten Abschnit­ menhang die weitgehende Nivellierung der te des Siebermittellaufes mit hohen Artenzah­ Fließgeschwindigkeit über den Bachquer­ len sowie typischer Artenzusammensetzung schnitt, die Ablagerung von organischem mit zahlreichen stenöken Arten („Reinwas­ Detritus, wenn auch in geringer Menge, die serarten“) der Makro-, Interstitial- und Moos­ leichte Erhöhung der Temperatur und die fauna (Tab. 3-9). leichten Sauerstoffdefizite. Das Spektmm der Arten enthält neben Ähnliche Differenzen wie bei der Makro­ den mehr oder weniger euryöken Formen, fauna bestehen auch bei der Moos- und der wie Baetis rhodani (13,5 %), die außer im Interstitialfauna zwischen den PS 3 und 4. versauerten Bereich in allen Abschnitten der Die Artenzahlen hegen an PS 3 um rund ein Sieber häufig ist, die empfindlichen und typi­ Drittel (Moos) bzw. um die Hälfte niedriger schen (stenöken) Arten der unbelasteten (Tab. 4,5,7,8). Bei der Artzusammensetzung Bergbäche wie Habroleptoides confusa und Dominanz sind die Unterschiede nicht so (7,2 %) und Rhithrogena semicolorata deutlich, da die dominierenden Chironomi­ (5,6 %) sowie weitere Eintags-, Stein- und den (jeweils ca. 55 %-Anteil) nicht weiter Köcherfhegen (Tab. 3). Das Artenspektrum differenziert werden konnten imd an beiden und das Dominanzgefüge ist vergleichbar

2 6 0 dem der PS 1 (oberhalb der Ortschaft Sie­ (Weidegänger und Zerkleinerer) und der sehr ber), wenn auch Verschiebungen vorhegen. geringen Präsenz von Filtrierem (Tab.9). An beiden Probestellen handelt es sich je­ Als Fazit für PS 5 gilt, daß trotz der Ab­ doch um Arten mit vergleichbaren Ansprü­ flußreduktion auf langfristig durch schnitt li­ chen. An PS 4 erreichen Bachforelle und ehe Werte von 300-500 Fs die Zusammen­ Groppe hohe Dichten, die im gesamten setzung der Lebensgemeinschaft den Sieber­ restlichen Mittellauf bestehen bleiben (Tab. abschnitten entspricht, die natumah und un­ 3). belastet bzw. gering belastet sind.

3.4.5 Probestelle 5 3.4.6 Fischfauna An PS 5, die sich durch einen um 20-30 % Die Fischfauna der Sieber ist bereits bei der reduzierten Abfluß auszeichnet, hegen die Darstellung der Ergebnisse der einzelnen Artenzahlen in vergleichbarer Höhe wie an Probestellen kurz beschrieben worden. An den unbelasteten PS 1 (oberhalb Sieber) und dieser Stelle soll daher nur eine zusammen­ 4 (unterhalb Mündung Langentalbach) (Tab. fassende Übersicht gegeben werden. 3 und 6). Auch die Jahresindividuensumme Der stark versauerte Oberlauf der Sieber liegt mit ca. 9500 Ind. in vergleichbarer Hö­ einschließlich seiner Seitenbäche bis etwa in he wie die der PS 4 (Tab. 3). Die Artenzu­ Höhe des Dreibrodetales ist fischfrei. sammensetzung und das Dominanzspektrum Der gesamte unversauerte Mittellauf von differieren etwas von denen der oberhalb der Kulmkemündung bis Herzberg ist der gelegenen PS 4 und 1. Dies ist auf Verschie­ Lebensraum von fünf Fischarten. Häufigste bungen des Artenspektrums zurückzu fuhren, Art ist die Bachforelle, die hier mit einer wie sie im Längsprofil jedes Fließgewässers kleinwüchsigen Form, der „Steinforelle“, auftreten. Die dominanten Arten bzw. Grup­ vorkommt. Da diese Form wegen ihrer ge­ pen sind Baetis rhodani (13,1 %) und Lar­ ringen Größe und des geringen Gewichts ven der Chironomidae (12,8%). Auch die fischereilich unattraktiv ist und Besatz keinen übrigen Arten sind, bei leichten Verschie­ Erfolg verspricht, ist die Bachforellenpo­ bungen der Dominanz, nahezu identisch mit pulation der Sieber natürlich und nicht durch denen der PS 4 (Tab. 3). PS 5 wird in hoher Besatz beeinträchtigt. Die Laichplätze hegen Dichte von Bachforelle und Groppe besie­ in den Oberläufen der Seitenbäche Kulmke, delt. Ferner treten hier vereinzelt Regenbo­ Langentalbach, , Breitenbach etc. genforelle und Elritze auf sowie in zahlreichen kleinen Seitenbächen. In Die Ergebnisse über Interstitial- und der Sieber steigt die Dichte der Forellenpo­ Moosfauna sind mit denen der Makrofauna pulation von PS 1 (unterhalb Kulmkemün­ vergleichbar. Sowohl die Arten- als auch die dung) von ca. 50-60 Ind./ha auf ca. 250 Individuenzahlen hegen bei den PS 4 und 5 Ind./ha oberhalb Herzberg an (Tab. 3). in vergleichbarer Höhe (vgl. Tab. 4, 5, 7, 8). Zweite häufige Art ist die Groppe, deren Auch in der Artenzusammensetzung und im Mindestdichten zwischen 30 Ind./ha im Be­ Dominanzspektrum bestehen wesentliche reich der Kulmkemündung bis ca. 180 Ind./ ha Übereinstimmungen. An allen Stellen domi­ oberhalb Herzberg hegen (Tab. 3). Bei die­ nieren die Chironomiden und der Wenigbor­ sen Dichteangaben ist zu berücksichtigen, st er Chaetogaster diastrophus. Anzeiger der daß mit Hilfe von Elektrobefischungen der guten Wasserqualität sind an PS 5 u.a. Cre- Bestand der Groppe nur sehr unvollständig nobia alpina (Strudelwurm), Stylodrilus erfaßt werden kann, die erfaßten Dichten heringianus und Rhynchelmis limosella daher mit Sicherheit zu niedrig hegen. (Wenigborster) sowie die bereits bei der Ma­ Neben diesen beiden häufigen Arten tre­ krofauna genannten Insektenarten. Die Antei­ ten im unteren Mittellauf vereinzelt Bach- le der Emähnmgstypen sind zwischen PS 4 saibling {Salvelinus alpinus), Regenbogenfo­ und 5 ebenfalls nahezu identisch mit der sehr relle {Oncorhynchus mykiss) und Elritze deutlichen Dominanz der Pflanzenfresser {Phoxinus phoxinus) auf

261 Tab. 3: Makrobenthonfauna einschließlich der Fische und Vögel an den Probestellen 1-5 der Sieber. PS 1: Unversauerter und nicht durch Wasserableitungen belasteter Abschnitt oberhalb der Ortschaft Sieber. PS 2: Trockenbereich hinter dem Ableitungswehr von Kraftwerk III in Höhe des Friedhofs Sieber. PS 3: Niedrigwasserbereich ca. 1,2 km unterhalb der Wehranlage des Kraftwerkes III. Abfluß um ca. 60-75 % reduziert. PS 4: Abschnitt ca. 200 m unterhalb PS 3 nach Zufluß des Beriebsgrabens von Kaftwerk III. PS 5: Oberhalb Herzberg. Abfluß um ca. 20-30 % reduziert. Die Zahlen in den Spalten geben jeweils links die Jahresindividuensumme in Ind./m2, rechts die Dominanz wieder. Dominante Arten sind durch Fettdruck hervorgehoben. Das + bedeutet für die PS 2 und 3, daß die Arten nur in Einzelindividuen nachgewiesen wurden, für die PS 1,4 und 5 daß die Arten identifiziert wurden, die Abundanz (Dichte) aber nur für die Gattung er­ faßt wurde. In den letzten 3 Spalten ist der Gefährdungsgrad der erfaßten Tierarten nach den Roten Listen Niedersachsens und der Bundesrepublik Deutschland aufgeführt (B l a b et al. 1984, BLESS et al. 1994, GAUMERT & KÄMMEREIT 1993, H a a s e 1996, Re u sc h & BLANKE 1993). Es bedeu­ ten: 0 = ausgestorben, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, P = potentiell gefährdet. F = Flachland, H = Hügel und Bergland.

jfr ohestelle« Rote Liste Taxon (Tiergruppe,-art) 1 3 4 '5; ! i l Nds imwm TURBELLARIA (Stmdehvürmer) Dugesia gonocephala 16 0,3 + + 32 0,4 60 0,6 GASTROPODA (Schnecken) Ancylus fluviátil is 16 0,3 + 413 4,5 415 4,4 p OLIGOCHAETA (Wenigborster) 291 6,0 + 28 1,1 276 3,0 n.n. Lumbriculus variegatus + Haplotaxis gordioides + + Rhynchelmis limos ella + Tubifx spec. / Limnodrilus spec. + AMPHIPODA (Flohkrebse) Gammarus floss arum 43 0,9 96 2,1 96 1,0 Gammarus pulex 42 0,8 + 52 2,1 70 0,8 70 0,7 EPHEMEROPTERA (Eintagsfliegen) B aétis spec. 453 9,4 320 12,9 1237 13,5 Baétis alpinus + + + Baétis lutheri + + p 2 Baétis muticus + + 3 Baétis rhodani + + + + -f Baétis scambus + p 2 Baétis vernus + + + + Centroptilum luteolum 56 1,2 8 0,1 13 0,3 Epeorus sylvicola 350 7,3 428 4,7 285 3,0 Rhithrogena semicolorata-Gr 900 18,6 512 5,6 424 4,5 2 Ecdyonurus venosus 281 5,8 + 380 4,2 315 3,3 Ecdyonorus torrentis 90 1,9 95 1,0 + 3 3 Ephemerelia Ígnita 4 0,1 28 0,3 95 1,0 Ephemerelia mucronata 12 0,1 3 Caénis macrura 19 0,4 + 30 0,4 39 0,4 Habroleptoides confusa 206 4,3 + 663 7,2 673 7,0 Habrophlebia fusca 8 0,2 + 154 1,7 149 1,6 Habrophlebia lauta 24 0,5 16 0,2 15 0,2 1

2 6 2 - Fortsetzung Tab. 3 -

2 63 - Fortsetzung Tab. 3 -

: • :ftofe Liste TaXött (Tiergruppe, -art); 1 t 3 '4 ■ ■ 5 : N ds m i « Hydropsyche pellucidula + + Hydropsyche saxonica + 2 Hydropsyche siltalai + Polycentropus flavomaculatus 54 1,1 102 4,1 164 1,8 171 1,7 Micrasema longulum + + + Micrasema minimum 20 0,4 430 4,7 865 9,2 2 Drusus trifidus 12 0,3 12 0,1 12 0,1 Ecclisopteryx madida 24 0,5 92 1,0 89 1,2 3 3 Potamophylax spec. 43 0,9 12 0,5 192 2,1 198 2,1 Potamophylax cingutatus + + + Chaetopteryx villosa + + + Chaetopterygopsis maclachlani + + + + 2 Halesus digitatus + 12 0,1 + Silo pallipes 4 0,1 12 0,1 + Silo piceus 4 0,1 12 0,1 2 Sericostoma personatum 120 2,5 255 2,8 244 2,6 Lasiocephala hasalis + 3 3 2 DIPTERA (Zweiflügler) Lim oniidae 16 0,2 Pedicia spec. + D icranota spec. 60 1,2 + 60 0,7 56 0,6 H exatom a spec. + + + Peri coma spec. + + + + Tipula spec. + Sim uliidae 36 0,7 585 23,5 12 0,1 Chironomidae 370 7,7 200 77,5 380 15,3 1205i 13,2 1280 12,8 Gerat opogonidae + + + Empididae + 58 22,5 + Atherix ibis + + + 12 0,1 PISCES (Fische) Salmo trutta fario (Bachforelle) 60/ha + 220/ha 250/ha 3 3 Salvelinus alpinus (Bachsaibling) + Oncorhynchus mykiss (Regenbogenforelle) + Phoxinus phoxinus (E lritze) 18/ha 3 2 Cottus gobio (G roppe) 30/ha + 140/ha 180/ha 2 2 AVES (Vögel) Wasseramsel( Cinclus cinclus ) + + + + + Gebirgsstelze (Motacilla cinerea) + + + + + Zahl der Taxa / A rte n 74 11 36 83 80 (detenu inierb are Arten/Gattungen) Abundanz (Ind./m2) 3983 260 2485 9152 9461

Anhang Tab. 3: Dominanz: Probestelle 1 Art-/Familienbasis (%): Gruppenbasis (%)\ Rhithrogena semi color ata-Gx. 18,6 Oligochaeta 6,0 Baetis spec. 9,4 Amphipoda 1,7 Leuctra spec. 8,8 Ephemeroptera 49,7 Chironomidae 7,7 Plecoptera 16,3 Epeorus sylvicola 7,3 Coleoptera 7,5 Ecdyonurus venosus 5,8 Trichoptera 8,7 Limnius perrisi 4,5 Diptera 9,6 Habroleptoides confusa 4,3

2 6 4 Probestelle 2 (trocken) Art- /Familienbasis (%): Gruppenbasis (%): Chironomidae 77,5 Diptera 100 Empididae 22,5

Probestelle 3 Art- /Familienbasis (%): Gruppenbasis (%): Hydropsyche spec. 36,0 Oligochaeta U Simuliidae 23,5 Amphipoda 2,1 Chironomidae 15,3 Ephemeroptera 12,9 Baetis spec. 12,9 Plecoptera 2,1 Polycentropus ßavom. 4,1 Coleóptera 2,1 Trichoptera 41,1 Diptera 38,8

Probestelle 4 Art-/Familienbasis (%)\ Gruppenbasis (%): Baetis spec. 13,5 Gastropoda 4,5 Chironomidae 13,2 Oligochaeta 3,0 Habroleptoides confusa 7,2 Amphipoda 1,8 Rhithrogena semicolorata-Gr. 5,6 Ephemeroptera 37,6 Epeorus sylvicola 4,7 Plecoptera 12,7 Amphinemura sulcicollis 4,7 Coleóptera 7,6 Micrasema minima 4,7 Trichoptera 15,7 Ancylus fluviatilis 4,5 Diptera Ecdyonurus venosus 4,2

Probestelle 5 Art-/Famüienbasis (%): Gruppenbasis (%): Baetis spec. 13,1 Turbellaria 0,6 Chironomidae 12,8 Gastropoda 4,4 Micrasema minimum 9,2 Amphipoda 1,8 Habroleptoides confusa 7,0 Ephemeroptera 34,6 Limmius perrisi 6,1 Plecoptera 13,7 Amphinemura sulcicollis 4,6 Coleóptera 11,1 Rhithrogena semicolorata-Gr A ,5 Trichoptera 19,9 Ancylus fluviatilis 4,4 Diptera 13,8

Tab. 4: Interstitialfauna der Sieber an den Probestellen 1-5. Die Zahlen in den Spalten geben jeweils links die Jahresindividuensumme (Ind./50 cm3 Substrat), rechts die Dominanz wieder. Dominante Arten sind durch Fettdruck hervorgehoben. Weitere Erläuterungen s. Tab. 3.

Probestelieo [Ta: : (Tiergruppe, -art) . 2 . 3 . 4 ' . 5 HYDROZOA (Nesseltiere) Hydra viridissima 20 0,5 5 0,1 26 0,4 7 0,1 pTURBELLARIA (Strudelwürmer) Stenostomum spec. 47 1,1 10 0,6 10 0,3 74 1,1 14 0,3 1 Macrostomum spec. 27 0,6 7 0,2 20 0,3

265 - Fortsetzung Tab. 4 -

Probestelleo Taxon (Tiergruppe* -art) m i m m m 3 4 5 Prorhynchus stagnalis 7 0,1 Typhloplanella halleziana 7 0,1 Phagocata vitta 7 <0,1 OLIGOCHAETA (Wenigborster) Lumbriculus variegatus 67 1,5 Styloclrilus heringianus 7 0,2 27 0,4 7 0,1 Rhynchelmis limosella 20 0,5 7 0,4 27 0,4 27 0,5 Haplotaxis gordioides 13 0,2 Tubifex tub if ex 53 1,5 Limnodrilus hoffmeisteri 20 0,6 Chateogaster crystallinus 27 0,4 26 0,5 Chateogaster diastrophus 841 19,3 128 7,9 620 17,6 1720 25,9 1500 27,4 Nais pseudoobtusa 293 6,7 53 3,3 198 5,6 561 8,5 468 8,6 Pristina spec. 7 0,1 E n c h y tro n ia p a r v a 61 1,4 245 15,2 7 0,2 7 0,1 Eiseniella tetraeda 7 0,4 TARDIGRADA (Bärtierchen) Macrobiotus spec. 7 0,2 + OSTRACODA (Muschelkrebse) C a n d o n a spec. 60 1,4 10 0,6 25 0,7 357 5,4 14 0,3 C YCLOPOIDE A (Ruderfußkrebse) 0,3 Paracyclops fimbriatus 28 0,6 7 0,1 7 0,1 Diacyclops bisetosus 7 0,2 7 0,2 13 0,2 Diacyclops languidoides 20 0,5 21 0,3 27 0,5 Diacyclops spec. 140 2,1 61 U (iraeteriella un isetiger 7 0,1 Bryocamptus pygmaeus 61 0,9 Bryocamptus zschokkei 573 13,1 215 13,3 220 6,2 206 3,1 7 0,1 Bryocamptus echinatus 13 0,3 7 0,1 20 0,4 AMPHIPODA (Flohkrebse) Gammarus spec. 13 0,3 53 1,5 173 2,6 + EPHEMEROPTERA (Eintagsfliegen) Baetis spec. 93 2,7 20 0,3 358 6,5 Centroptilum luteolum 7 0,1 14 0,3 Rhithrogena spec. 10 0,2 162 3,0 Ecdyonorus spec. 20 0,3 108 2,0 Ephemerella spec. 7 0,1 Caen is spec. 12 0,3 7 0,1 7 0,1 Habroleptoides confusa 34 0,8 20 0,6 61 0,9 60 1,1 Habrophlebia spec. 106 2,4 66 1,9 273 4,1 127 2,3 PLECOPTERA (Steinfliegen) Amphinemura spec. 7 0,2 7 0,1 198 3,6 Nemoura/Nemurella spec. 504 11,6 126 3,6 20 0,3 24 0,4 Protonemura spec. 13 0,2 53 1,0 Leuctra spec. 20 0,6 40 0,6 63 1,2 Perlodidae 13 0,3 24 0,4 Ch loroperla/Siph on oper la 33 0,8 41 0,6 55 1,0 COLEOPTERA (Käfer) Hydraena spec. 7 0,1 + Esolus angustatus 54 1,2 17 0,5 55 0,8 57 10 Limnius perrisi 27 0,6 20 0,6 40 0,6 33 0,6

2 6 6 - Fortsetzung Tab. 4 -

; ;;:;ii¡¡l¡i¡l¡¡¡§ 1 Taxon (Tiergruppe, ^art) 1 .. 2. . : .4: • TRICHOPTERA (Köcherfliegen) Rhyacophila spec. 24 0,4 Hydropsyche spec. 20 0,6 Polycentropus flavomaculatus 7 0,2 7 0,2 60 0,9 24 0,4 Micrasema minimum + Drusus trifidus 7,1 0,1 8 0,1 Potamophylax spec. 7 0,2 7 0,1 6 0,1 Silo pallipes 7 0,1 Sericostoma spec. 7 0,1 7 0,1 DIPTERA (Zweiflügler) P ericom a spec. + D icranota spec. 14 0,3 10 0,6 7 0,2 48 0,7 H exatom a spec. 7 0,1 Limoniidae 7 0,1 Chironomidae 1434 32,9 798 49,5 1855 52,7 2345 35,4 1824 33,4 Ceratopogonidae + Simulidae 12 0,3 20 0,6 20 0,3 Empididae 128 7,9 20 0,1 3 < 0,1 Zahl der Taxa/Arten (bis Gattungsebene) 27 9 23 41 42 Abundanz (Ind./50 cm3) 4.361 1.634 3.503 6.763 5.468

Anhang Tab. 4: Dominanz: Probestelle 1 Art-/Familienbasis (%): Gmppenbasis (%): Chironomidae 32,9 Hydrozoa 0,5 Amphipoda 0,3 Chae togas ter diastrophus 19,3 Turbellaria 1,7 Ephemeroptera 3,5 Bryocamptus zschokkei 13,1 Oligochaeta 29,6 Plecoptera 12,9 Nemoura/Nemurella 11,6 Tar digrada 0,2 Coleóptera 1,8 Nais pseudoobtusa 6,7 Ostracoda 1,4 Trichoptera 0,2 Cyclop oida 14,7 Diptera 33,5 Probestelle 2 Art-/Familienb a sis (%): Gruppenbasis ( %): Chironomidae 49,5 Turbellaria 0,6 Enchytronia parva 15,2 Oligochaeta 27,2 Bryocamptus zschokkei 13,2 Ostracoda 0,6 Chaetogaster diastrophus 7,9 Cyclop oidea 13,3 Empididae 7,9 Diptera 58,0

Probestelle 3 Art-/Familienbasis (%): Gruppenbasis ( %): Chironomidae 52,7 Hydrozoa 0,1 Ephemeroptera 5,2 Chaetogaster diastrophus 17,6 Turbellaria 0,5 Plecoptera 4,2 Bryocamptus zschokkei 6,2 Oligochaeta 25,5 Coleóptera 1,1 Nais pseudoobtusa 6,6 Ostracoda 0,7 Trichoptera 1,0 Cyclop oidea 6,4 Diptera 58,6 Amphipoda 1,5

2 6 7 Probestelle 4 Art-/Familienbasis (%): Gruppenbasis (%): Chironomidae 32,9 Hydrozoa 0,5 Ephemeroptera 5,5 Chaetogater diastrophus 25,9 Turbellaria 1,7 Plecoptera 1,8 Nais pseudoobtusa 8,5 Oügochaeta 36,0 Coleóptera 1,5 Candona spec. 5,4 Ostracoda 5,4 Trichoptera 1,3 Habrophlebia spec. 4,1 Cyclop oidea 6,9 Diptera 36,7 Amphipoda 2,6

Probestelle 5 Art-/Familienbasis (%): Gruppenbasis (%): Chironomidae 33,4 Hydrozoa 0,1 Amphipoda - Chaetogater diastrophus 27,4 Turbellaria 0,3 Ephemeroptera 15,4 Nais pseudoobtusa 8,6 Oügochaeta 37,1 Plecoptera 7,6 Baëtis spec. 6,5 Ostracoda 0,3 Coleóptera 1,6 Cyclop oidea 2,2 Diptera 33,4

Tab. 5: Moosfauna der Sieber an den Probestellen 1-5. Die Zahlen in den Spalten geben jeweils links die Jahresindividuensumme (Ind./50 cm3 Substrat), rechts die Dominanz wieder. Dominante Arten sind durch Fettdruck hervorgehoben. Weitere Erläuterungen s. Tab. 3.

Probesteilen | Taxon (Ttergnippe, -art) ' " !.. '• 3 y : 4 •• 5 1 HYDROZOA (Nesseltiere) Hydra viridissima 10 <0,1 7 <0,1 19 0,3 7 <0,1 TURBELLARIA (Strudelwürmer) Stenostomum spec. 217 1,3 30 0,2 171 0,4 102 0,3 Macrostomum distinguendum 7 <0,1 Macrostomum spec. 10 <0,1 7 <0,1 Typhloplanella halleziana 7 <0,1 7 <0,1 D ugesia go n o cep h a la 17 0,1 Crenobia alpina 3 <0,1 7 <0,1 OLIGOCHAETA (Wenigborster) Chateogaster crystal linus 203 0,5 198 0,5 Chateogaster diastrophus 786 4,7 2345 16,4 10430 25,8 8379 20,6 N ais pseudoobtu sa 255 1,5 220 1,5 567 1,4 440 U Aeolosoma hemprichi 7 <0,1 Cernosvitoviella atrata 73 0,4 7 0,2 17 <0,1 27 0,1 Enchytronia parva 7 <0,1 10 <0,1 TARDIGRADA (Bärtierchen) Macrobiotus spec. 7 <0,1 6 <0,1 OSTRACODA (Muschelkrebse) C andona spec. 7 0,1 7 <0,1 13 <0,1 30 o ,L C YCLOPOIDE A (Ruderfußkrebse) Eucyclops serrulatus 7 <0,1 Paracyclops fimbriatus 7 <0,1 6 <0,1 7 <0,1 Diacyclops bisetosus 7 <0,1 3 <0,1 D ia cyclo p s spec. 40 0,2 20 <0,1 43 0,1

2 68 - Fortsetzung Tab. 5 -

Taxon (Tiergmppe, -art) i 3 . .. :.'4 • Bryocamptus pygmaeus 47 0,3 20 0,6 50 0,1 169 0,4 Bryocamptus zschokkei 401 2,4 428 3,0 839 2,1 172 0,4 Bryocamptus echinatus 7 <0,1 10 <0,1 7 <0,1 AMPHIPODA (Flohkrebse) G am m arus spec. 10 <0,1 40 0,3 130 0,3 103 0,3 EPHEMEROPTERA (Eintagsfliegen) B a etis spec 23 0,1 324 2,3 20 <0,1 2853 7,0 Centroptilum luteolum 3 <0,1 7 <0,1 Rhithrogena spec. 158 0,4 E cdyonorus spec. 17 <0,1 58 0,2 Ephemerella spec. 10 <0,1 7 <0,1 7 <0,1 C aenis spec. 7 <0,1 Habroleptoides confusa 7 <0,1 10 <0,1 24 0,1 Habrophlebia spec. 13 <0,1 13 0,1 23 <0,1 24 0,1 PLECOPTERA (Steinfliegen) Amphinemura spec. 89 0,5 7 <0,1 47 0,1 178 0,4 Nemoura/Nemurella spec. 50 0,3 30 0,2 44 0,1 7 <0,1 Protonemura spec. 70 0,2 67 0,2 Leuctra spec. 43 0,3 10 <0,1 30 <0,1 86 0,2 P erlodidae 47 0,3 15 0,1 47 0,1 33 0,1 Ch l or op er l a/Si ph on operla 20 0,1 COLEOPTERA (Käfer) Haliplus lineatocollis 7 <0,1 Oreodytes sammarcki 17 0,1 27 0,2 128 0,3 H ydraena spec. 7 <0,1 81 0,2 81 0,2 Lim nebius spec. 7 <0,1 El mis maugetii/aenea 711 4,2 290 2,0 2913 7,2 2920 7,2 Esolus augustatus 20 0,1 7 <0,1 16 <0,1 24 0,1 Lim nius p eirisi 7 <0,1 20 0,1 60 0,1 84 0,2 TRICHOPTERA (Köcherfliegen) Rhyacophila spec. 7 <0,1 16 <0,1 36 0,1 Hydropsyche spec. 325 2,3 70 0,2 28 0,1 Polycentropus flavomaculatus 14 0,1 45 0,3 56 0,1 313 0,8 Micrasema longulum 24 0,1 7 <0,1 33 0,1 54 0,1 Micrasema minimum 40 0,2 7 <0,1 43 0,1 144 0,4 Potamophylax spec. 25 0,2 60 0,1 54 0,1 DIPTERA (Zweiflügler) Tipula spec. 7 <0,1 20 <0,1 + H exatom a spec. 24 0,1 D icranota spec. 10 <0,1 7 <0,1 10 <0,1 17 0,1 Limnoiidae 574 3,4 215 1,5 2722 6,7 2740 6,7 Peri com a spec. 272 0,7 293 0,7 Chironomidae 13277 78,6 7890 55,0 21011 52,0 20588 50,6 Ceratopogonidae 10 <0,1 3 <0,1 14 <0,1 Simulidae 1920 13,4 Empididae 7 <0,1 j Zahl der Taxa/Arten (bis Gattungsebene) 28 - 29 43 42 I Abundanz (Ind./50 cm3) 16.886 - 14.337 40.374 40.667

2 6 9 Anhang Tab. 5: Dominanz- Probestelle 1 Art-/Familienbasis (%): Gruppenbasis (%): Chironomidae 78,6 Hydrozoa <0,1 Ephemeroptera 0,1 Chaetogaster diastrophus 4,7 Turbellaria 1,4 Plecoptera 1,5 Imis maugetii/aenea 4,2 Oligochaeta 6,6 Coleóptera 4,4 Ostracoda <0,1 Trichoptera 0,4 Cyclop oida 2,9 Diptera 82,2 Amphipoda <0,1

Probestelle 3 Art-/Fami1ienbasis (%): Gruppenbasis (%)\ Chironomidae 55,0 Hydrozoa <0,1 Ephemeroptera 2,4 Chaetogaster diastrophus 16,4 Turbellaria 0,2 Plecoptera 0,3 Simuliidae 13,4 Oligochaeta 18,1 Coleóptera 2,3 Ostracoda <0,1 Trichoptera 2,9 Cyclop oidea 3,6 Diptera 70,0 Amphipoda 0,3

Probestelle 4 Art-/Familienbasis (%): Gruppenbasis (%)■■ Chironomidae 52,0 Hydrozoa 0,3 Ephemeroptera 0,2 Chaetogater diastrophus 25,8 Turbellaria 0,5 Plecoptera 0,5 Elmis maugetii/aenea 7,2 Oligochaeta 27,8 Coleóptera 7,8 Limoniidae 6,7 Ostracoda <0,1 Trichoptera 0,6 Cyclop oidea 2,3 Diptera 59,4 Amphipoda 0,3

Probestelle 5 Art-/Familienbasis (%): Gruppenbasis (%): Chironomidae 50,6 Hydrozoa <0,1 Ephemeroptera 8,0 Chaetogater diastrophus 20,6 Turbellaria 0,5 Plecoptera 1,0 Baetis spec. 7,0 Oligochaeta 22,3 Coleóptera 7,7 Limoniidae 6,7 Ostracoda 0,1 Trichoptera 1,6 Cyclop oidea 1,1 Diptera 58,3 Amphipoda 0,3

2 7 0 Tab. 6: Makrobenthonfauna. Taxa-/Artenzahlen der Tiergruppen an den Probestellen 1-5 (ohne Díptera)

p N bestell Tiergruppe 1 2 :' 4: . 5 TURBELLARIA (Strudelwürmer) 1 0 1 1 1 GASTROPODA (Schnecken) 1 0 1 1 1 HIRUDINEA (Egel) 0 0 0 0 1 AMPHIPODA (Flohkrebse) 2 1 i 2 2 EPHEMEROPTERA 14 2 7 15 16 (Eintagsfliegen) PLECOPTERA (Steinfliegen) 21 2 7 22 19 HETEROPTERA (Wanzen) 1 0 1 1 1 MEGALOPTERA 1 0 1 1 1 (Schlammfliegen) COLEOPTERA (Käfer) 5 1 4 7 8 TRICHOPTERA (Köcherfliegen) 22 2 6 25 22 PISCES (Fische) 3 0 2 2 4 Gesamt-Arten/Gattungszahl 71 8 31 77 76

Tab. 7: Kieslückenfauna (Interstitialfauna). Taxa-/Artenzahlen der Tiergruppen an den Probestellen 1-5 (ohne Díptera)

p robestell en v Tiérgfuppe i ■ 2 : .1 1 1 1 1 1 l l L v • •: 1 ■ Í5 ’.-i : HYDROZOA (Nesseltiere) 1 0 1 1 1 TURBELLARIA (Strudelwürmer) 2 1 2 5 2 OLIGOCHAETA (Wenigborster) 6 4 5 8 6 TARDIGRADA (Moostierchen) 1 0 0 0 1 OSTRACODA (Muschelkrebse) 1 1 1 1 1 COPEPODA (Ruderfußkrebse) 5 2 2 7 5 AMPHIPODA (Flohkrebse) 1 0 1 1 1 EPHEMEROPTERA 3 0 3 5 8 (Eintagsfliegen) PLECOPTERA (Steinfliegen) 3 0 2 5 5 COLEOPTERA (Käfer) 2 0 2 3 3 TRICHOPTERA (Köcherfliegen) 1 0 3 5 5 Gesamt-Arten/Gattungszahl 27 8 22 41 38

271 Tab. 8: Moosfauna. Taxa-/Artenzahlen der Tiergruppen an den Probestellen 1-5 (ohne Díptera)

p r o b e s te il en T ie r g r u p p e 2' W iM TW- 5 HYDROZOA (Nesseltiere) i 1 1 1 TURBELLARLA (Strudelwürmer) 3 1 5 3 OLIGOCHAETA (Wenigborster) 3 4 6 4 TARDIGRADA (Moostierchen) 0 0 1 1 OSTRACODA (Muschelkrebse) 1 1 1 1 COPEPODA (Ruderfußkrebse) 4 4 6 6 AMPHIPODA (Flohkrebse) 1 1 1 1 EPHEMEROPTERA 3 3 6 8 (Eintagsfliegen) PLECOPTERA (Steinfliegen) 4 3 4 4 COLEOPTERA (Käfer) 5 5 6 4 TRICHOPTERA (Köcherfliegen) 3 6 6 6

Gesamt-Arten/Gattungszahl 28 29 43 39

Tab. 9: Anteile der Emährungstypen Weidegänger/Zerkleinerer, Filtrie- rer und Räuber an den Probestellen 1-5 für Makrozoobenthon, Interstitial- und Moosfauna in Prozent

; ;M ä k f frz öiq b e h f Loh; ; • Probestelle Ernährungstyp 1 2 3 4 5 W eideg. /Zerkleinerer 90,5 72,5 33,8 88,8 88,0 F iltrierer 2,3 0 63,6 1,4 1,7 R äuber 7,2 27,5 2,6 9,8 10,3

W eideg. /Zerkleinerer 74,7 86,7 72,9 68,3 67,0 F iltrierer 0,3 0 3,3 0,3 0 R äu b er 2 5,0 13,3 23,8 31,4 33,0

M o o s f a u n a W eideg. /Zerkleinerer 85,8 - 61,9 68,0 7 1,4

F iltrierer 0 - 15,7 0,2 0,1 R äu b er 14,2 - 2 2,4 31,8 28,5

2 7 2 3.4.7 Vogelfauna (0,09-2,4) an. Nach GLUTZ v . BLOTZHEIM (1985) können Siedlungsdichten von 0,8-1,0 Die an Wasser gebundenen Vögel sind an der BP/km als gut bezeichnet wurden. J o s t Sieber mit zwei Brutvogelarten und einem ( 1975) konnte aufzeigen, daß im Rhithral Wintergast vertreten: Wasseramsel (Cinclus von Bächen die Reviere aneinandergereiht cinclus ), Gebirgsstelze (Motacilla cinerea) sind, während im Potamal von Flüssen Lük- und Eisvogel (Alcedo atthis) (CORSMANN in ken klaffen. Die höchsten Dichten wurden HEITKAMP et al. 1984b). mit 0,37 BP/km im Hyporhithral ermittelt. Der Eisvogel tritt als regelmäßiger Win­ Danach ist der Wert von 1,0-1,3 BP/km an tergast am M ittellauf der Sieber auf und kann der Sieber als hoch zu bezeichnen. Die Ursa­ als potentieller Brutvogel angesehen werden. chen sind günstige Strukturbedingungen im Die Gebirgsstelze ist ein typischer Brut­ Bachbett, in der Uferregion und den angren­ vogel des Sieber-Mittellaufs. Die Art kam zenden Flächen. Daraus resultieren ein gutes dort in 8-12 Brutpaaren vor. Dies entspricht Nahrungsangebot aufgrund günstiger Sub­ einer Siedlungsdichte von etwa 1,3-2,0 stratbedingungen und ein gutes Nistplatzan­ Bp/km Flußstrecke. OELKE (1975) schätzt gebot. den Bestand der Gebirgsstelze im Westharz auf ca. 650 Brutpaare. Die Siedlungsdichte von 1,3-2,0 BP/km an der Sieber hegt über 4. BEWERTUNG DES ÖKOSYSTEMS dem Durchschnittswert von 1,0 BP/km SIEBER AUS SICHT DES NATUR­ (0,17-3,0), den FLADE (1993) für Nord- und SCHUTZES Mitteldeutschland angibt. Maximale Dichten 4.1 Bestandsbeschreibung werden im montanen und subalpinen Bereich mit 2-3 BP/km erreicht. Für die deutschen Die Sieber wird im Niedersächsischen Mittelgebirge sind 0,7-1,0 BP/km die Regel, Fließgewässerschutzprogramm (R a s pe r et Werte, die im norddeutschen Flachland nur al. 1991) als Hauptgewässer 1. Priorität ein­ selten erreicht werden (GLUTZ v . B l o tz - g eo rd n et. R a s pe r et al. (1991) unterschei­ h e im & B a u er 1985). den drei Arten von Gewässern: Haupt­ Die Wasseramsel brütete mit 6-8 Brutpaa­ gewässer, Verbindungsgewässer und Neben­ ren am Mittellauf der Sieber zwischen Herz­ gewässer. Hauptgewässer sind (Zitat) "das berg und dem Forsthaus Königshof. Dies Kernstück des Schutzsystems und sollen den entspricht einer Abundanz von 1,0-1,3 Fließgewässertyp der betreffenden natur­ BP/km Fluß strecke. Im Harz hegt der Ver­ räumlichen Region repräsentieren. Sie sind breitungsschwerpunkt der Wasseramsel in von der Quelle bis zur Mündung zu schützen Höhenlagen zwischen 200 und 400 m (H a e n - und weitestgehend zu renaturieren, um die SEL 1977, OELKE 1975, ZANG 1981). Diese typische Arten- und Biotopvielfalt auf der Höhenlagen sind an den anderen großen gesamten Fließstrecke zu erhalten bzw. wie­ Harzflüssen durch Talsperren verbaut, so derherzustellen. Dazu müssen Störfaktoren daß die Art in sub optimale Höhen abge­ beseitigt, Überschwemmungsgebiete reakti­ drängt wird, in denen eine dauerhafte Exi­ viert werden u.v.m.". Da die Sieber einer der stenz stabiler Populationen nicht gewährlei­ wenigen Westharzflüsse ist, der noch nicht stet ist. Nach OELKE (1975) brüten im West­ durch Talsperren unterbrochen ist, wurde harz etwa 130 Brutpaare. den vorstehend genannten Forderungen An der Sieber sind die Bedingungen opti­ Rechnung getragen und das gesamte Sieber­ mal, sieht man von den Trocken- und Nie­ tal mit Verordnung vom 5.6.1992 unter Na­ drigwasserbereichen hinter den beiden noch turschutz gestellt. existierenden Wehren im Mittellauf ab. Trotz seiner in vielen Abschnitten vorhan­ Fla d e (1994) gibt für Flüsse und Bäche denen Natumähe weist der Sieberlauf doch Nord- und Mitteldeutschlands eine durch­ eine ganze Reihe von Beeinträchtigungen schnittliche Siedlungsdichte von 0,36 BP/km auf. Nachfolgend soll ein kurzer Überblick

2 7 3 über das Flußsystem bis Herzberg gegeben 4.2 Bewertung der Sieber aus natur­ werden (Stand 1993). Genaue Angaben über schutzfachlicher Sicht wasserbauliche Beeinträchtigungen (Sohlab­ stürze, Wehre, Durchlaßbauwerke, Ausbau­ Zur naturschutzfachhchen Bewertung wer­ strecken etc.) sind in Ra s p e r et al. (1991) den verschiedene Kriterien aus den Berei­ auf den Seiten 313-329 beschrieben. chen Ökologie und Naturschutz verwendet, Der Oberlauf der Sieber bis in Höhe Gro­ u.a. ßes Sonnental ist durch Abfluß von Moor­ - Natumähe des Biotoptyps, wasser und den Eintrag von Luft Schadstoffen („Saurer Regen") ständig versauert. Die Fol­ - lokale, regionale und landesweite Häufig­ keit und Gefährdung des Biotoptyps, ge sind starke Defizite in der Artenzahl mit dem Ausfall ganzer Tiergruppen. Mittlere - vorhandene Beeinträchtigungen und Be­ und untere Bereiche des Oberlaufs sowie lastungen, obere Abschnitte des Mittellaufs sind peri­ - Zuordnung zu bestimmten schutzwürdi­ odisch bei Hochwasserschüben versauert. gen Biotoptypen (§ 28a/28b - Biotope des Die untere Grenze hegt zwischen Dreibrode- NNatG in der Fassung vom 01.11.1993), tal und Kulmkemündung. Auch in den zeit­ - funktionale Zusammenhänge und Wech- weise versauerten Bereichen ist die Lebens­ selbeziehungsn im Untersuchungsraum, gemeinschaft mehr oder weniger stark ge­ - regionale und überregionale Seltenheit stört,(H e it k a m p et al. 1985). und Gefährdung von Arten (aktuelle Der Abschnitt der Sieber zwischen Kulm­ "Rote-Listen" Niedersachsens und kemündung und der Ortschaft Herzberg ist Deutschlands), nicht versauert. Im gesamten Bereich der Sieber befinden - Ausbildung von typischen Artengemein­ sich eine größere Zahl von Durchlaßbau­ schaften (Biozönosen, Phytozönosen oder werken (v.a. Brücken), die teilweise zu er­ Zoozönosen), Artenreichtum, Indikatorar­ heblichen Beeinträchtigungen der Gewässer­ ten oder fehlende Indikatoren. struktur durch Ufer- und Sohlenbefesti­ Als besonders aussagekräftig hat sich bei der gungen fuhren. Ausbaustrecken der Ufer Beurteilung von Lebensräumen das Vor­ durch Mauern, Steinschüttungen und Spund­ kommen von „gefährdeten Arten“ erwiesen. wände hegen in den Bereichen der ehemali­ Trotz einiger systematischer Mängel dieses gen Schleifereien und der Ortschaft Sieber. Kriteriums kann die Indikatoreignung von Auch sie fuhren teilweise zu erhebhchen Be­ Arten positiv eingeschätzt werden, d.h., die­ einträchtigungen der Uferstruktur. se Arten zeigen stellvertretend für die gesam­ Wehre mit Wasserableitungen befinden te Lebensgemeinschaft den Gefährdungsgrad sich an fünf Stehen des Siebermittellaufes des Lebensraums an. Die Indikation basiert zwischen Sieber und Herzberg (Abb. 2): auf dem Gefährdungsgrad der in den „Roten- Hinter diesen Wehranlagen fallen durch Listen" aufgenommenen Arten und ihren totalen Wasserentzug große Abschnitte des spezifischen Ansprüchen an den Lebensraum. Sieberlaufs trocken. Der Ist-Zustand im In allen Fällen handelt es sich um Speziali­ Mittellauf wird im wesenthchen durch die sten, sog. stenotop e Arten, die eng an ver­ Wasserableitungen und die Aufstiegsbarrie­ schiedene Strukturen sowie abiotische und ren belastet. Hier finden sich alle Übergänge biotische Faktoren des Lebensraums gebun­ zwischen unbeeinträchtigten bis hin zu stark den sind und die bereits bei Veränderung degradierten Lebensgemeinschaften (vgl. eines oder weniger Parameter nicht mehr Kapitel 3). existenzfähig sind.

2 7 4 In der nachfolgenden Zusammenstellung gefährdeten Arten (Re u sc h & B l a n k e sind die in ihrem Bestand bedrohten Arten 1993, G a u m e r t & KÄMMEREIT 1993). Der der Sieber aufgelistet (vgl. auch Tab. 3). Die hohe Anteil gefährdeter Arten weist darauf Liste berücksichtigt die Arten, die im nieder­ hin, daß die Bedingungen in der Sieber den sächsischen Hügelland gefährdet sind. Für hohen Ansprüchen dieser Arten genügen. Wasser Schnecken und Schlammfliegen exi­ Das trifft zumindestens für die wenig be­ stiert keine niedersächsische Rote Liste. Hier lasteten und durch wasserwirtschaftliche wurden die Listen Deutschlands (D) in der Maßnahmen wenig beeinträchtigten Ab­ Fassung von 1984 benutzt (Blab et al. schnitte zu. Nach den Kriterien der Fachbe­ 1984). hörde für Naturschutz des NLVA (1990) zählt die Sieber zu den besonders geschütz­ Kategorie 2: stark gefährdet: ten Biotopen in Niedersachsen (§ 28a-Bio- Baetis lutheri tope). Sie ist in großen Abschnitten natumah Baetis scambus strukturiert und zeichnet sich durch eine cha­ Isoperla oxylepis rakteristische Lebensgemeinschaft aus. Die Dinocras cephalotes bestehenden Belastungen durch Versaue­ Perla marginata rung, Wasserableitungen und Uferverbau Sialis fuliginosa (D) wurden bereits mehrfach erwähnt. Nach den Micrasema minimum Kriterien der Fachbehörde für Naturschutz Chaetopterygopsis maclachlani sind jedoch auch stärker belastete Fließge­ Silo piceus wässerabschnitte schützenswert, sofern sie Lasiocephala basalis natumahe Strukturen aufweisen. Von beson­ Cottus gobio (Groppe) derer Bedeutung ist die Sieber auch deshalb, Phoxinus phoxinus (Elritze) weil sie der einzige Mittelgebirgsfluß im Harz und damit in ganz Niedersachsen ist, Kategorie 3: Gefährdet: dessen Dynamik noch nicht durch Talsper­ Baetis muticus renbauten im Mittellauf stark beeinträchtigt Ecdyonurus torrentis ist. Negative Beispiele dafür mit dem Verlust Habrophlebia fusca eines großen Teils der Mittelläufe einschließ­ Protonemura meyeri lich ihrer Auen sind Oder, Söse, Grane, In­ Leuctra pseudocingulata nerste, Oker und Ecker. Bei diesen Flüssen Diura bicaudata sind die dynamischen Prozesse in den Unter­ Perlodes microcephala läufen des Vorharzgebietes auf ein von den Chloroperla thpunctata Talsperrenabflüssen abhängiges Maß nivel­ Esolus angustatus liert (H a r t m a n n et al. 1985, H e it k a m p Rhyacophila evoluta 1988, 1993, H e it k a m p et al. 1984a, Re h - Rhyacophila tristis FELDT 1987). Ecclisopteryx madida Mit den aufgeführten Ergebnissen und Salmo trutta fario (Bachforelle) Argumenten kann abschließend festgestellt werden, daß das Ökosystem Sieber aus Sicht Kategorie P: Potentiell gefährdet: des Naturschutzes ein sehr wertvoller, schüt­ Ancylus fluviatilis (D) zenswerter und zu entwickender Lebensraum Von den 89 Arten der Makrobenthon- und ist. Dem wurde mit der Aufnahme als Fischfauna der Sieber im untersuchten Mittel­ Hauptgewässer 1. Priorität in das Fließge- lauf zählen 34 Arten (=38 %) zu den in wässerSchutzprogramm (Ra SPER et al. 1991) Deutschland und Niedersachsen gefährdeten Rechnung getragen. Die Unterschutzstellung Alten. Im niedersächsischen Hügel- und des Siebertals (NSG-Verordnung vom Bergland sind 25 Arten (= ca. 28 %; vgl. 05.06.1992) mit den Zielen der Optimierung Tab. 3, Spalte Nds./H) gefährdet, davon ste­ des Lebensraums stellt einen wesentlichen hen 11 Arten auf den Roten Listen der stark Schritt zur Realisierung des Programms dar.

275 5. SZENARIEN 1996b). Die Problematik von Restwasser­ mengen ist in zahleichen Publikationen unter­ In diesem Kapitel sollen die Zustände und sucht und kontrovers diskutiert worden Entwicklungsmöglichkeiten im Eingriffs!)e- (Literaturzusammenstellung s. D v w k 1996b). reich eines Kraftwerkes unter unterschiedli­ Letzhch gilt die Aussage von St a t z n e r et chen Ausgangsbedingungen beschrieben und al. (1990), daß jede Form des Wasserentzugs prognostiziert werden. für die Biozönose zu einer Abweichung vom Dabei ist zu beachten, daß die vorgelegten ursprünglichen Zustand führt. Die Entschei­ Ergebnisse und die darauf aufbauenden Pro­ dung zur Festlegung von Mindestabflüssen gnosen sich ausschließlich auf die spezifi­ ist immer eine pohtische und kann ökolo­ schen Bedingungen der Sieber mit ihrer Ab­ gisch nicht begründet werden, da wegen der flußdynamik sowie ihren abiotischen und komplexen Zusammenhänge im Ökosystem biotischen Verhältnissen beziehen. Sie haben keine exakten Voraussagen möghch sind. Es bereits bei den Harzflüssen, die durch Tal­ sind daher pragmatische Lösungen gefragt, sperren verbaut sind, nur noch bedingt Gül­ die allerdings in der Bundesrepublik Deutsch­ tigkeit, noch weniger bei den Unterläufen land noch nicht existieren. Konkrete Orien­ dieser Flüsse im Vorharzgebiet, da dort mit tierungen, die auf die ökologischen Belange dem Übergang vom Mittelgebirgs- zum Berg­ abgestimmt sind, erlauben jedoch Angaben landfluß andere Bedingungen herrschen. Er­ zu Fischaufstiegsanlagen und Umflutgerinnen gebnisse und Prognosen können ebenfalls (D v w k 1996a, H a s s & S ellh eim 1996) nicht auf die Tieflandflüsse und -bäche des sowie Restwassermengen bei kleinen Was­ norddeutschen Flachlandes angewendet wer­ serkraftanlagen (D v w k 1996b). In Tab. 10 den. Daraus folgt, daß hinsichtlich des Be­ sind die Daten zusammengestellt. triebs von Kleinkraftwerken und ihren Aus­ Auf den ersten Bück wird deutlich, daß wirkungen auf die Abflußverhältnisse und die die Werte, vor allen Dingen abhängig von Ökologie von Fheßgewässem zunächst eine einer mehr oder weniger willkürlichen Fest­ größere Zahl repräsentativer Untersuchungen setzung, aber auch von der Größe der Ge­ über verschiedene Gewässertypen vorhegen wässer und ihrer Abflußdynamik, sehr unter­ müssen, um grundsätzliche und allgemein­ schiedlich sind. Eine realistische Größe, bei gültige Aussagen machen zu können. der mit einiger Wahrscheinlichkeit keine er­ heblichen Beeinträchtigungen der Fließge­ wässerbiozönose zu erwarten sind, ist nur bei 5.1 Die Problematik von Restwassermen­ genauer Kenntnis der Abflußdynamik und gen der qualitativen und quantitativen Zusam­ mensetzung der Biozönose möghch. Bei allen Wasserableitungen ist neben der Barrierewirkung der Ableitungsbauwerke die im Bachbett verbleibende Restwassermenge oder der Mindestabfluß ein wesentliches 5.2 Entwicklung der Zönose unter den Problem. Bei vielen alten wasserrechthchen aktuellen, natürlichen Abflußbedin­ Genehmigungen, so auch fur die Sieber, kann gungen die gesamte Wassermenge genutzt werden, so daß Bachbetten bei Niedrig- und Mittel­ Seit der Stillegung eines Kraftwerkes im Jah­ wasserabflüssen häufig über längere Zeit re 1989 im Bereich der Ortschaft Sieber hat extrem niedrige Wasserstände aufweisen sich im gesamten Abschnitt die typische oder trockenfallen. Gesetzliche Regelungen „Reinwasserzone“ etabliert, die für unbela­ über Mindestwasserabflüsse existieren nur in stete Abschnitte der Sieber charakteristisch der Schweiz (B u n d i & E ichenberger ist (vgl. Kapitel 3, PS 1, 4, 5). 1989), während in Österreich und Deutsch­ land individuelle Festlegungen gelten (Dvwk

2 7 6 Tab. 10: Restwassermengen, Abfluß und Wassertiefen für Umflutgerinne, Fischaufstiegsan­ lagen und Wasserkraftanlagen (zusammengestellt nach D v w k 1996a,b, H a s s & Se llh eim 1996 und H e it k a m p 1993)

Maßnahme geogr, £uor 20 cm D v w k breitenbezogener Abfluß > 0,1 m3/s x m ca. 80-1000 1/s 1996a Ausleitungs­ Schweiz Restwassermenge: MQ: ca. 690 1/s D v w k strecken kleiner für 500 1/s Abflußmenge Q = 280 1/s (= ca. 38 %) 1996b Wasserkraft­ und für je weitere 100 1/s Abflußmenge Q = MNQ: 190-220 1/s anlagen 31,3 1/s mehr (ca. 65 %) Baden- Restwassermenge: D v w k Württemberg mind. 1/3 MNQ ca. 100 1/s 1996b Hessen Restwassermenge 0,3 MNQ ± 50 % fiir Einzugsgebiete >50km2 100 1/s ±50% Nordrhein- Restwassermenge Westfalen 0,5 - 1,5 MNQ ca. 150-450 1/s Rheinland- Restwassermenge Pfalz 0,2 - 0,5 MNQ ca. 60-150 1/s Brandenburg Restwassermenge 0,75 MQ ca. 1.350 1/s Sieber/Nie- Restwassermenge H e i t k a m p dersachsen 70 - 80 % MNQ ca. 300-500 1/s 1993

Oberhalb der zur Zeit noch existierenden vier 5.3 Entwicklung der Zoozönose bei Was­ Wehranlagen mit Wasserableitungen im serableitung und einer Restwas­ Mittelauf der Sieber werden sich bei gleich­ sermenge von durchschnittlich ca. bleibenden Bedingungen trockenfallender 200 17s bei Niedrig- und Mittelwasser­ und Niedrigwasser führender Abschnitte so­ abflüssen wie bedingt durch die Barrierewirkung der Eine Abflußmenge von ca. 200 1/s entspricht Wehre die Verhältnisse wie sie in Kapitel 3 den Bedingungen, wie sie an PS 3 herrschen. für die PS 2 und 3 beschrieben wurden, nicht Dort wurden in den Sommermonaten Werte ändern. Ziel zukünftiger Entwicklungsmaß­ zwischen 100-300 Vs ermittelt. Der Ab­ nahmen muß es sein, die Querverbauungen schnitt kann als repräsentativ für den Bereich im Sieberlauf abzubauen oder zu umgehen zwischen einer Wehranlage mit Wasserablei­ und so das Gewässer wieder durchgängig für tung und einem Kleinkraftwerk am Mittellauf die biologisch wichtigen Wanderungen der in der Sieber angesehen werden. der Sieber lebenden Tierarten zu machen. Bereiche mit langfristig und konstant sehr Dies entspricht den im Fließgewässerschutz­ niedrigen Abflüssen zeichnen sich durch programm des Landes Niedersachsen sowie starke Reduktionen der Arten- und Indivi­ den in der Naturschutzverordnung formulier­ duenzahlen sowie eine Verschiebung des ten Zielen. Artenspektrums aus. Viele der empfind­

2 7 7 liehen, stenöken Reinwasserarten treten nur hegt zwischen den langfristig gemessenen in geringer Dichte auf oder fallen vollständig Mittelwerten für die Monate Juni bis Sep­ aus. Diese Formen werden durch euryöke tember an den Pegeln "Pionierbrücke" und Arten ersetzt, vor allem Filtrierer, die hier "Herzberg". hohe Anteile einnehmen. Damit werden die Nach den vorhegenden Ergebnissen und funktionellen Abläufe in diesen Sieber- unter Berücksichtigung einer „Sicherheits­ abschnitten gegenüber den natürhehen Ab­ pauschale“ sollte daher unter den dynami­ schnitten sehr deutlich verschoben. Die Zoo- schen Abflußbedingungen der Sieber beim zönose des Ökosystems erhält eine völlig Betrieb von Kleinkraftwerken oder ver­ andere Struktur (vgl. Tab. 3-9). gleichbaren Wassemutzungen bei Niedrig­ Aus naturschutzfachlicher Sicht sind Was­ wasserabflüssen eine Restwassermenge von serableitungen mit niedrigen Restwasser­ ca. 400-500 Fs im Flußbett verbleiben. abflüssen als sehr erhebliche Beeinträchti­ Aufgrund der Anpassungsfähigkeit limni- gungen der Leistungsfähigkeit des Natur­ scher Tierarten an ihre Standortbedingungen haushaltes anzusehen. Nach § 11 NNatG kann davon ausgegangen werden, daß sich hegt ein unzulässiger Eingriff in Natur und die Fauna in der Sieber auf die spezifischen Landschaft vor. Der Betrieb eines Wasser­ Abflußverhältnisse (vgl. Kapitel 2.5) einge­ kraftwerkes mit Restabflußmengen von stellt hat. Dazu gehört auch, daß kurzfristig durchschnittlich ca. 200 Fs ist daher an der niedrigere Werte unter 200-300 Fs toleriert Sieber eindeutig abzulehnen. werden, wenn dadurch die Temperatur-, Sauerstoff-, Substratverhältnisse etc. nicht in den suboptimalen Bereich abfahen, gleich­ 5.4 Entwicklung der Zönosen bei Was­ zeitig auch hohe Abflußwerte notwendig serableitung und reduziertem Rest­ sind, die insgesamt das System wieder stabi­ wasserabfluß von ca. 300 bis 500 Fs lisieren. Die Lebensgemeinschaft ist an die bei Niedrig- und Mittelwasserab­ starke Dynamik der Abflußverhältnisse adap­ flüssen tiert. Abflüsse dieser Größenordnung treten im Der Betrieb von Wasserkraftwerken wäre Bereich der PS 5 auf. Auf der Basis einiger aufgrund der vorstehend aufgeführten Er­ Messungen entspricht diese Menge etwa 70- gebnisse unter bestimmten Anlagen zu ver­ 80 % des Normalabflusses ohne Wasserab­ antworten. leitungen. (1) Es ist zu gewährleisten, daß eine Rest­ PS 5 entspricht in der Zusammensetzung wassermenge von ca. 400-500 Fs im Flußbett der Zoozönose, in der Zahl der Arten und bei verbleibt. Bei niedrigeren Abflüssen darf kein den Individuendichten den unbeeinträchtigten Wasser in die Betriebsgräben abgeleitet wer­ PS 1 und 4. Es kommt hier eine artenreiche den, die gesamte Wassermenge hat im Fluß­ „Reinwasserlebensgemeinschaft"vor, die die bett zu verbleiben. Kriterien unbelasteter oder wenig belasteter (2) Die Dimensionierung der Betriebsgräben Bergbäche des Harzes erfüllt. darf die jetzige Größenordnung nicht über­ Das Ergebnis zeigt, daß eine Abfluß­ schreiten, so daß auch bei Hochwasser über reduktion in der Größenordnung von etwa die ca. 400-500 Fs hinaus ausreichende 20-30 % in der Sieber zu keinen erhebhehen Hochwasserwellen den Fluß hinablaufen Veränderungen der Lebensgemeinschaft ge­ können. Dadurch wäre die natürliche Dyna­ führt hat. Voraussetzung dafür war, daß die mik gewährleistet. in der Sieber vorhandene Abflußdynamik im (3) Einbau eines Meß- und Ableitungsweh­ wesenthehen erhalten gebheben ist. Eine ge­ res, das die Abflußmengen überwacht und naue Festlegung auf einen exakt definierten gleichzeitig keinen wesenthehen Eingriff in Abflußwert halten wir grundsätzlich für nicht das Flußbett darstellt. Mit dem Wehr ist der reahsierbar und auch nicht sinnvoll (vgl. auch Mindestabfluß von ca. 400-500 Fs zu kon­ S t a t z n e r et al. 1990). Der ermittelte Wert trollieren und zu steuern.

2 7 8 (4) Das Wehr muß so konstruiert sein, z.B. 6. ZUSAMMENFASSUNG in Form einer rauhen Sohlgleite, daß die biologisch notwendigen Wanderungen der Ziel der vorhegenden Bearbeitung war es, im gesamten Bachfauna ungehindert erfolgen Rahmen eines Gutachtens die ökologischen können. Folgen und Beeinträchtigungen beim Betrieb (5) Die Erzeugung von künstlichen Hoch­ einer kleinen Wasserkraftanlage für das Öko­ wasserwellen (Schwellwasser) ist abzuleh­ system des Fließgewässers "Sieber" im West­ nen, da diese nicht natürlich simuliert werden harz aufzuzeigen. Auf der Basis des zur können und daher, durch den schlagartig Verfügung stehenden Datenmaterials sollte erhöhten Abfluß, katastrophale Folgen für herausgearbeitet werden, in welcher Grös­ die Lebensgemeinschaft des Flusses auftre- senordnung eine Wasserableitung aus öko­ ten. logischer Sicht zu verantworten ist bzw. in (6) Der Nachweis der Wirtschaftlichkeit der welcher Größenordnung die im Fluß verblei­ Kleinkraftwerke unter den bestehenden Aus­ benden Restwassermengen hegen müssen, gangsbedingungen sind von den Betreibern um die Lebensgemeinschaft nicht zu beein­ zu erbringen. Besonders ist die Wirtschaft­ trächtigen. Ferner waren die Auswirkungen lichkeit der Stromerzeugung unter der hohen des Betriebes des Wasserkraftwerkes aus Auflage eines Restwasserabflusses von ca. naturschutzfachhcher Sicht darzustellen und 400-500 1/s und unter den spezifischen Ab­ zu beurteilen. flußbedingungen der Sieber zu belegen. Da­ Für die Bearbeitung der oben angespro­ neben müssen in die Berechnung die Kosten chenen Fragestellungen stand umfangreiches für Bau, Pflege und Instandsetzung der An­ Datenmaterial über physikalisch-chemische lagen eingehen. Faktoren sowie über die Lebensgemeinschaft Die Forderungen des Punktes (6) können (Makrobenthon-, Moos- und Interstitialfau- damit begründet werden, daß die Installation na) aus den Jahren 1982 bis 1992 zur Verfü­ eines unwirtschaftlich arbeitenden Wasser­ gung. Insgesamt wurden 5 Probestellen aus­ kraftwerkes in einem ausgewiesenen Natur­ gewählt, die unbelastete Abschnitte oberhalb schutzgebiet nicht mit den Intentionen des und unterhalb eines Kraftwerkes (PS 1 und Umweltschutzes vereinbar ist. 4) sowie Probestellen unterschiedlichen Be­ Grundsätzliche Bedenken gegen den Be­ lastungsgrades durch Wasserableitung (PS 2, trieb eines Wasserkraftwerkes an der Sieber 3 und 5) repräsentieren. bestehen aus naturschutzfachlicher Sicht, da Die Sieber ist ein kleiner Mittelgebirgs- technische Einrichtungen nicht mit den fluß, der durch stark variierende Fließge- Zwecken und Zielen des Niedersächsischen schwindigkeiten im Quer- und Längsprofil, Fheßgewässerschutzprogrammes und der durch große Abfluß Schwankungen im Jah­ Verordnung zum NSG "Siebertal" vereinbar resverlauf mit Hochwasserspitzen vom sind. Erklärtes Ziel des Naturschutzes muß Herbst bis zum Frühjahr und Niedrigwasser­ es sein, das für Niedersachsen einmalige perioden in den Sommermonaten charakteri­ Ökosystem "Siebertal" zu schützen, zu er­ siert ist. Abhängig von der Strömung besteht halten und zu entwickeln, die bestehenden die Bachsohle aus einem Mosaik von felsig­ Beeinträchtigungen, soweit dies möglich ist, steinig-kiesigen Substraten. Typisch sind fer­ abzubauen und keine neuen Beeinträchti­ ner niedrige Wassertemperaturen („som­ gungen und Belastungen zuzulassen. Diese merkühler Bach"), Sauerstoffsättigung, Elek­ Ziele werden sehr deutlich auch in der be- trolytarmut kombiniert mit niedrigen Puffer­ hördenintemen Zusammenstellung "Natur- kapazitäten („Silikatbach") und Nährstoffar­ schutzfachliche Anforderungen an den Bau mut (Oligotrophie). und Betrieb von kleinen Wasserkraftanlagen Der Flußlauf ist bis Herzberg weitgehend in Niedersachsen" des Niedersächsischen natumah strukturiert. Beeinträchtigungen Landesamtes für Ökologie, Hildesheim (1992), existieren in Form von Durchlaßbauwerken, formuliert. Uferbefestigungen im Siedlungsbereich und

2 7 9 Wasserableitungen für die Stromerzeugung die erhaltene Abflußdynamik besonders her­ in kleinen Kraftwerken. Die Ableitungswehre vorzuheben ist. bilden unüberwindbare Barrieren für die flug- Der Betrieb eines Wasserkraftwerkes mit unfähigen Fließgewässerarten. Restabflußmengen von durchschnittlich ca. Der gesamte Mittellauf ist unversauert. 200 1/s ist eindeutig abzulehnen, da bei der­ An den nicht beeinträchtigten Abschnitten artig konstant niedrigen Abflüssen die Le­ (PS 1 und 4) tritt eine „Reinwasserlebens- bensgemeinschaft der Sieber sehr erheblich gemeinschaft“ auf, die durch hohe Artenzah­ verändert wird und im Vergleich zu unbela­ len, aber, aufgrund der Nährstoffarmut der steten Abschnitten eine völlig andere Struk­ Sieber, niedrige Individuendichten charakte­ tur erhält. risiert ist. Die in diesen Bereichen vorkom­ Bei Abflußmengen von 400 bis 500 1/s ist menden Arten sind zum überwiegenden Teil der Betrieb eines Kraftwerkes aus ökologi­ stenök, d.h., sie sind spezialisiert und nur scher Sicht unter bestimmten Auflagen ver­ unter den natumahen Bedingungen des tretbar. Dagegen bestehen gegen den Betrieb Bergbaches lebensfähig. eines Kleinkraftwerkes (oder vergleichbarer Hinter den Ableitungswehren der Kraft­ Nutzungen) in einem ausgewiesenen Natur­ werke fallen große Abschnitte vollständig schutzgebiet (NSG „Siebertal“) aus natur­ trocken (PS 2). Hier wird die gesamte Ma- schutzfachlicher Sicht grundsätzliche Beden­ krobenthon- und Moosfauna praktisch ver­ ken. nichtet, bei der Kieslückenfauna treten sehr hohe Defizite auf und nur wenige halbaquati- 8. LITERATUR sche Gruppen bzw. Arten dominieren. Niedrigwasserbereiche hinter den Ablei­ AMBÜHL, H. (1959): Die Bedeutung der tungswehren (PS 3) mit Sommerabflüssen Strömung als ökologischer Faktor. Phy­ von durchschnittlich ca. 200 1/s (Schwan­ sikalische, biologische und physiologi­ kungsbreite ca. 100-300 1/s) weisen ebenfalls sche Untersuchungen über Wesen und hohe Defizite bei der Artenzahl und der In­ Wirkung der Srömung im Fließgewäs­ dividuendichte auf Die „Reinwasserarten" ser. - Schweiz. Zeitschr. Hydrol. 21: fallen teilweise aus und werden durch einige 133, 264. wenige euryöke Formen ersetzt, die keine AMBÜHL, H. (1962): Die Besonderheiten der hohen Ansprüche an die Qualität des Lebens­ Wasser Strömung in physikalischer, che­ raums stellen. In den Niedrigwasserbereichen mischer und biologischer Hinsicht. - werden etwa zwei Drittel aller Individuen der Schweiz. Zeitschrift. Hydrol. 24: 133- Makrofauna von Filtrierem gestellt, die in 382. den unbelasteten Abschnitten nur von gerin­ B a u e r , W.H. (1987): Gewässergüte be­ ger Bedeutung sind. stimmen und beurteilen. 2. Aufl. - Parey, PS 5 ist repräsentativ für Sieber-Ab­ Hamburg und Berlin. 139-170. schnitte mit deutlich reduziertem Abfluß durch Wasserableitungen von ca. 300-500 B l a b , I , E. N o w a k , W. T r a u t m a n n & H. 1/s, entsprechend ca. 70-80 % des Niedrig- SUKOPP (1984): Rote Liste der gefähr­ und Mittelwasserabflusses in den Sommer­ deten Tiere und Pflanzen in der Bundes­ monaten. An diesen Stellen konnte eine republik Deutschland. - Kilda Verlag, „Reinwasserlebensgemeinschaft“ nachgewie­ Greven. sen werden, die in der Zusammensetzung der B l e s s , R., A. Lelek & A. W a t e r st r a a t der unbelasteten Abschnitte entspricht. (1994): Rote Liste und Artenverzeichnis Aus naturschutzfachlicher Sicht ist die der in Deutschland in Binnengewässern Sieber ein Mittelgebirgsfluß, der weitgehend vorkommenden Rundmäuler und Fische natumah strukturiert ist und sich durch spe­ (Cyclostomata & Pisces), pp. 137-176. zifische Bedingungen auszeichnet, von denen In: E N o w a k , J. B l a b & R. B less,

2 8 0 Rote Liste der gefährdeten Wirbeltiere 1965. - Veröflf. Nieders. Inst. f. Landes- in Deutschland. -Kilda-Verlag, Greven. entw. Univ. Göttingen. Reihe A, Bd. 95.

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Prof Dr. Ulrich Heitkamp Bergstraße 17 37130 Diemarden

Manuskripteingang: 23.04.1997

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