Das Magazin Des Deutschen Musiklebens
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63280 oktober–dezember 2009___4 7. jahrgang Das Magazin des deutschen Musiklebens. Bundesminister SPD-Kulturpolitikerin Thomas de Maizière Petra Merkel über über Schwierigkeiten kulturellen Austausch und Chancen der und das Projekt einer zusammengeführten Künstlerakademie in Kultur in Ost und West Istanbul 8,50 m „Prinzen“-Sänger Ministerpräsident Sebastian Krumbiegel Jürgen Rüttgers über aufwühlende über die Rolle von Wendetage und die Kulturpolitik und die erste gesamtdeutsche Zukunft des Kreativ- Erfolgsband standorts NRW ! zum Artikel auf Seite 32 EDITORIAL RINGEN UM DEN Christian Höppner Königsweg Chefredakteur LICHT UND SCHATTEN EINER DIKTATUR: Die DDR war das Land mit der höchsten Orchester- dichte in der Welt. 20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs hat sich die Orchesterlandschaft im wiedervereinten Deutschland kräftig verändert – wie die Karte des Musikinformationszentrums auf der linken Seite sehr anschaulich vor Augen hält*. Hinter den reinen Zahlen dieser Ausdünnung verbergen sich die Geschichten von Menschen und Gruppen. Die Kraftfeldmessung im Verhältnis von Staat und Zivilgesellschaft und das Werden und Vergehen im Selbstverständnis einer zusammenwach- senden Kulturnation sind in die Statistik unscheinbar, aber folgenreich mit eingerechnet. „Markt / gesellschaftliche Verantwortung, zentral / föderal, gestern–heute–morgen“ – dies sind Zutaten in dem Stück Ein Kessel Buntes. Ingredienzen, die kulturelle Vielfalt auf ganz unterschiedlichen Ebenen immer wieder aufs Neue sichtbar werden ließen und lassen – oder eben auch nicht. In den glücklichen Fällen, die die Deutsche Einheit – neben den traurigen Beispielen – auch beschreibt, ging und geht es immer wieder um das Ringen um den Königsweg. Das unendliche Feld der Musik gibt – weit über die Orchesterlandschaft hinaus – immer wieder beeindruckende Beispiele im Miteinander von Menschen, die die Überzeugung von der existenziellen Bedeutung von Kultur für das Zusammen- leben in einer humanen Gesellschaft eint. Dass Bildung dabei immer mitgedacht wird, wenn von Kultur gesprochen wird, gehört zu den unausgesprochenen Selbstverständlichkeiten. Im Zeitalter einer zunehmenden Marktliberalisierung muss sich eines erst wieder im Bewusstsein verankern: Kulturelle Vielfalt ist die Hefe im Teig einer jeden kulturellen Entwicklung. Das Erleben kultureller Vielfalt – ein Leben lang – ist die wichtigste Voraussetzung, um die fehlende Balance zwischen Marktliberalisierung und einer humanen Gesellschaft zu korrigieren. Die UNESCO-Konvention zum Schutz und zur Förderung der Kulturellen Vielfalt ist ein Instrument auf diesem komplexen Gebiet. Doch sie bedarf in der Kommunikation noch der Übersetzung der Kernbotschaften sowie der Impuls- gebung in der Umsetzung ihrer völkerrechtlich verbindlichen Aussagen. Die Geschichte der DDR und die Geschichte von 20 Jahren Wiedervereinigung beschreiben die fundamentale Bedeutung kultureller Vielfalt. So oder so. Ihr Christian Höppner * Mehr dazu im Artikel auf Seite 32. MUSIK ORUM 3 INHALT IM FOKUS: MUSIK UND MAUERFALL Musik im stillen Widerstand Ulrike Liedtke über die „kleinen Unterwanderungen“ ostdeutscher 8 Komponisten in der Zeit der DDR Konzertkarten an den Zahnarzt verschenkt? Diese und andere häufig gestellte Fragen zum Kulturalltag der DDR 11 Was der Westen vom Osten hätte lernen können Kulturelle Bildung nach der Wende: So ging es – und so hätte es auch gehen können. Von Hans Bäßler 13 Wegbereiter zum „einig Kulturstaat“ Wie Ost und West ab Herbst 1990 kulturell und in der Bildung verknüpft wurden, berichtet Thomas de Maizière im Gespräch 16 akzente porträt kulturen „Kultur ist nicht mehr Luxus, Schule als freier Lebensraum: Brückenbau zwischen türkischer sondern elementar“ Karl Heinrich Ehrenforth zum 80. und deutscher Kultur Nordrhein-Westfalen will sich als Vorreiter Der Musikwissenschaftler und Musik- Gespräch mit Petra Merkel über das in Kreativität und Kultur positionieren. pädagoge Karl Heinrich Ehrenforth feiert Projekt der „Villa Tarabya“, einer Künstler- Für Ministerpräsident Jürgen Rüttgers ist demnächst seinen 80. Geburtstag. akademie in Istanbul 48 deshalb kulturelle Bildung nicht nur eine Aus diesem Anlass beschreibt Hans Bäßler Voraussetzung für Vielfalt und den einen Mann, der stets dabei ist, teilnimmt, Tor zur Welt-Kultur Respekt gegenüber anderen Kulturen, Partei ergreift – und einen christlich- Wie sich Hamburg musikalisch global sondern wichtige „Investition“ in den anthropologisch geprägten Menschen, vernetzt. Von Julia Dautel 52 gesellschaftlichen Reichtum. Immerhin hat der zeitlebens neugierig war auf das sein Bundesland mit der Verdopplung „Andere“ und die „Anderen“. Und deshalb Klangsprache des Orients der Mittel für kulturfördernde Maßnahmen bis heute ein Suchender geblieben ist Karin Sporer und Helmut Bieler-Wendt neue Marken gesetzt 42 44 über das integrative Gütersloher Schüler- projekt „MusikWelten“ 54 4 MUSIK ORUM „Erinnerungsort“ Nationalhymne Die Sorben und ihre Musik Die Geschichte der „Deutschlandlieder“ beschreibt Friedhelm Brusniak 19 Ulrich Pogoda bringt die Kultur einer slawischen Minderheit nahe 36 „Alles über einen Kammen scheren – zu einfach!“ Die DDR war ein Unrechtsstaat – aber hatte auch seine kulturellen Eine Ost-Idee kommt Highlights, weiß „Prinzen-Sänger“ Sebastian Krumbiegel 22 ganz groß raus! Andreas Bausdorf über das Gemeinsamer musikalischer Plattenbau Dirigentenforum als Beispiel für Gesamtdeutsche Klassik-Kooperation zu DDR-Zeiten. Von Hans Hirsch 26 das kulturelle Zusammenwachsen von Ost und West 38 Mehr Schutz für unsere Orchesterlandschaft Stephan Schulmeistrat über die krisenhafte Situation großer Klangkörper 32 Am Anfang war ein Name Wie Chöre nach der Wende Wenn Musik Staat machen soll wieder zusammenfanden 40 Klingende Symbolik: Manfred Heidler über Militärmusik im Osten 34 wirtschaft.recht dokumentation DMR aktuell Urheberrecht und Schule Wie orientiere ich mich als Lehrer im Paragrafendschungel? 41 bildung.forschung Ohne Blick durch die Fachbrille Zum Studienfach „Populäre Musik und Medien“ an der Universität Potsdam 56 Europaweit kommunizieren und voneinander lernen Musikberufe im Fokus Informationen aus den Projekten, Mitglieds- Aktuelle Ergebnisse des Music Education verbänden, Landesmusikräten und Fach- Die beim Expertenkongress „Zukunft der Network „meNet“ 58 ausschüssen des Deutschen Musikrats Musikberufe II“ verabschiedete 2. Rheins- Supplement nach Seite 40 berger Erklärung steckt das Feld der neuetöne künstlerischen und musikpädagogischen Synergie-Arbeit im Grünen Tätigkeiten ab 62 Neustart: das „netzwerk junge ohren“ 60 rubriken MUSIKORUM Editorial 3 oktober– dezember 2009___4 Nachrichten 6 Rezensionen: CDs und Bücher 64 Finale / Impressum 66 Das Magazin des deutschen Musiklebens MUSIK ORUM 5 NACHRICHTEN © Initiative Musik Umfrage: Klassik ist wichtiges Kulturgut Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zum Thema „Klassik und Oper“ hat ergeben, dass mehr als zwei Drittel der Bevölkerung die Förderung von Klassik und Oper für eine wichtige Aufgabe in unserer Gesellschaft halten. Dabei sehen die Befragten vor allem Stiftungen, private Gön- ner und Mäzene in der Pflicht. Danach gefragt, was sich ändern müsse, damit sich mehr Menschen für klassische Musik interessierten, befürworteten nahezu drei Viertel niedrige Eintrittspreise für Konzert- und Opernabende, dicht gefolgt „Plan! Pop 09“ in Rostock: Impulse zur Förderung populärer Musik vom Wunsch nach mehr Veranstal- Insgesamt 200 Fachleute folgten der Einladung der Ini- um auf politischer und wirtschaftlicher Ebene Bereitstel- tungsangeboten, die Klassik und tiative Musik zu ihrer ersten Bundesfachkonferenz „Plan! lung adäquater Mittel, Ressourcen und Strukturen zu be- Pop verbinden. Der besonderen Pop 09“ in Rostock. Im Ergebnis setzten die Teilnehmer wirken. Ein zentrales Anliegen der Initiative Musik in den Unterstützung von musikalischen der Konferenz auf kontinuierliche Projekte und eine lang- kommenden Jahren sind der Aufbau und die Stärkung Fähigkeiten bereits im Kindesalter fristige Unterstützung der Musikförderung auf allen Ebe- einer funktionstüchtigen Struktur zur Förderung populä- maßen die Befragten ebenfalls gro- nen: kommunal, national und international. Dabei soll- rer Musik in allen Bundesländern. Das Bild oben zeigt die ße Bedeutung bei. ten die inhaltlichen Impulse aus der Szene selbst kommen, Konferenzteilnehmer am Rostocker Kongresszentrum. Rückgang bei Opern: Nach Angaben der schaftlichen Bedeutung des Festivals insgesamt „musik gewinnt!“ neuen Werkstatistik 2007/2008 des Deutschen Büh- 6,67 Millionen Euro. Danach fließt jeder Euro staat- neu ausgeschrieben nenvereins ging die Zahl der gespielten Werke in der licher Förderung fast vier Mal in die Wirtschaft des Zum dritten Mal können Schulklas- Oper erstmals seit einigen Jahren, wenn auch nur Landes Schleswig-Holstein zurück. Mehr sen darstellen, wie Musikunterricht um sechs Werke, zurück. Ungebrochen aktiv Musizierende als angenommen: das Arbeiten in der Gruppe und der die Dominanz der Klassiker: Die Zauber- Rund 16,5 Prozent der deutschen Bevöl- gesamten Schule positiv beeinflusst. flöte weist mit 40 Inszenierungen, 453 kerung spielen ein Musikinstrument. Das Ziel des Wettbewerbs ist, die Lust auf Aufführungen und 289964 Besuchern wie ist das Ergebnis einer neuen GFK-Studie, gemeinsames Singen zu fördern. Preise immer die höchsten Aufführungs- wie Insze- bei der im Auftrag der Society of Music werden am 12. Juni 2010 vom Verband nierungszahlen auf. Produktives Festival: Merchants (SOMM) insgesamt 11900 Perso- Deutscher