2002 Die Deutsche Nationalhymne
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Z B L Ä T T E R L BB LL ÄÄTT TT EE RR EXTRA A ZUM LAND F 1922 – 2002 P Die Deutsche Nationalhymne - wurde 80 D Vorgeschichte Gedichtet wurde der Text am 26. August 1841 von N Hoffmann von Fallersleben in einem Fischerquartier in der Feldstraße auf der da- mals zu England (seit 1807) A gehörenden Insel in der Nordsee, Helgoland. Als Musik für das „Deutschland- L lied“ benutzte man von Joseph Haydn die Melodie aus dem Kaiserquartett, August Heinrich Hoffman von Fallersleben Opus 76, Nummer 3, G-Dur. N (1798 - 1874) Der Verleger Julius Campe aus Hamburg, seit längerer Zeit mit dem Es wurde 1843 in dem Kommersbuch Professor August Heinrich Hoffmann I „Deutsche Lieder“, 1844 in Bechsteins von Fallersleben bekannt, besuchte ihn „Deutschem Dichterbuch“ und im auf Helgoland und bei einem Spazier- „Allgemeinen deutschen Lieder-Lexikon“ gang am Strand sagte dieser zu Campe: abgedruckt. Und obwohl das „Deutsch- E „Ich habe ein Lied gemacht, das kostet landlied“ 1848 von den Teilnehmern der aber vier Louisdor.“ Der Verleger war Versammlung in der Frankfurter Pauls- begeistert vom Text und zahlte den kirche begeistert gesungen wurde, muss- H geforderten Preis. Das „Deutschlandlied“ te ein enttäuschter Hoffmann von wurde erstmals am 5. Oktober 1841 Fallersleben 1871 bei der Reichsgrün- von der „Hamburger Liedertafel von dung erfahren, dass sein Lied nicht zur 1823“ im Beisein des Dichters gesungen. Hymne erkoren wurde. R Wer war nun jener Hoffmann von Fallers- „Unpolitischen Lieder“ verboten. Er war leben? Geboren wurde er am von nun an ein Verfolgter. 2. April 1798 als August Heinrich Hoff- mann in Fallersleben, nicht allzu weit 1848 war das Jahr der Rehabilitation für von Braunschweig. Später nannte er sich Hoffmann und 1860 wurde er Biblio- nur noch nach seinem thekar des Prinzen Viktor zu Geburtsort, Hoffmann von Hohenlohe-Schillingsfürst in Fallersleben. Hoffmann Corvey. Der so oft missver- studierte in Bonn und standene und missbrauchte Göttingen und bekam Dichter schrieb allerdings 1830 eine Professur für auch andere Texte und Literatur und deutsche Lieder. So z.B. die Volks Sprache im schlesischen Breslau. Damals bestand der „Deutsche Bund“, ein Das Bild zeigt den 1811 in Mainz geborenen restaurativ-autoritäres Freischarenführer Germain Gebilde mit Wien als Metternich (rechts) und einen Hauptstadt. Die Sehn- Kampfgefährten aus dem sucht des Volkes nach der badisch-pfälzischen Aufstand. Gleichheit aller Menschen, einer einigen Nation, nach Presse- und Redefreiheit, lieder „Alle Vögel sind schon da“, der Abschaffung der Fürstentümer und „Kuckuck, Kuckuck, rufts aus dem einem einigen Europa war ausgeprägt Wald“ oder „Morgen kommt der Weih- und wurde insbesondere deutlich beim nachtsmann“. August Heinrich Hoffmann Wartburgfest 1817 und dem Hambacher alias Hoffmann von Fallersleben starb Fest 1832 in der Pfalz (s. Bild S. 4). am 19. Januar 1874 auf Schloss Corvey. Hoffmann von Fallersleben hatte eine national-liberale Gesinnung und gehörte Der Weg zur Nationalhymne zu den Kritikern der deutschen Fürsten. Das „Deutschlandlied“ wurde in den In der gleichen Zeit, in der sein „Deutsch- nächsten Jahren des 19. Jahrhunderts landlied“ entstand, dichtete er viele mehrfach (es heißt über 50 mal) vertont. Texte mit anklagenden Inhalten. Glaubte Außerdem war das Lied in vielfacher er doch die Gefahr für Deutschland und Hinsicht missbraucht worden. In den seine Nachbarstaaten durch die stetige 90er Jahren des 19. Jahrhunderts und Rüstung erkannt zu haben. In zwei Bän- Anfangs des 20. Jahrhunderts wurde das den erschienen diese 1840-1841 entstan- Lied bei der Sprengung von Versamm- denen Gedichte unter dem Titel: lungen der sozialdemokratischen Gewerk- „Unpolitische Lieder“ und dazu das schaften benutzt und wurde als antisemi- „Deutschlandlied“. Diese waren so „un- tisches Kampflied missbraucht. Während politisch“, dass er 1842 seines Amtes des ersten Weltkrieges gab es viele Um- enthoben wurde und der preußische dichtungen des „Deutschlandliedes“ und Kultusminister ließ im Jahr der Entste- auch im heutigen Rheinland-Pfalz, in hung des „Deutschlandliedes“ ein Mainz, anlässlich der Karnevalskampagne Gerichtsverfahren einleiten. Hoffmann 1916, gab es eine solche: von Fallersleben verlor seine Professur und seine Pension, wurde des Landes „Deutschland, Deutschland verwiesen und musste flüchten. Im schwer im Dalles preußischen Staatsgebiet wurden seine schwer im Dalles* in der Welt, 2 wenn die Marmelad nit alles Veranstaltung angestimmt wurde. brüderlich zusammenhält. Dennoch waren durch das Gesetz „zum Eier, Butter Wurscht und Schinke, Schutz der nationalen Symbole“ vom Sin nur für die Reiche da 19. Mai 1933 die drei Strophen des Nur mir arme, arme Schlucker „Deutschlandliedes“ die Nationalhymne. Gucke zu un kreische: Hurra.“ Allerdings ordnete nach dem „Frank- reich-Feldzug“ Heinrich Himmler an, * Dalles = Not dass die Kapellen und Orchester zwin- gend die „Doppelhymne“ zu spielen Zur Nationalhymne wurde das „Deutsch- verpflichtet waren. Damit war der landlied“ erst in der Weimarer Republik. „Kneipen- und Gröhlgesang“ Horst- Wessel-Lied zur „gleichberechtigten Natio- Das Lied der Deutschen wird nalhymne“ neben dem „Deutschlandlied“ Nationalhymne erhoben worden, beide wurden unmittel- Am 11. August 1922, dem 3. Verfassungs- bar hintereinander gesungen. tag der ersten Republik, deklarierte Friedrich Ebert, Reichspräsident, das Das „Deutschlandlied“ der frühen Demo- „Deutschlandlied“ zur Nationalhymne. kraten wurde mit Kalkül missinterpretiert Nicht alle Deutschen waren begeistert, und erschwerte die Wiedereinführung aber Deutschland hatte eine National- der alten Hymne in der neuen Republik hymne. Am 30. Juni 1930 erklang diese in den 50er Jahren des vergangenen Hymne anlässlich der Feier zur Jahrhunderts. Europa war im 2. Welt- Befreiung der Dritten Zone des Rhein- krieg mit dem „Deutschland, Deutsch- landes in Trier und auch nach dem land über alles“ unter die Knute des Besuch von Reichspräsident Paul von Nationalsozialismus gezwungen worden, Hindenburg am 20. Juli 1930 in Mainz. es ertönte sowohl aus SS-Unterkünften Allerdings gab es hierzu keine parlamenta- als auch aus Konzentrations- und rische Gesetzesentscheidung. Selbst die zur Arbeitslagern. Selbst in den Vernichtungs- Zeit gültige Regelung wartet auf eine end- lagern des Ostens musste das Lied gültige gesetzgeberische Initiative. gespielt und gesungen werden. Daher ist es als normal anzusehen, dass für die Das schlimmste Beispiel für die Möglich- Gefangenen während dieser furchtbaren keiten des Missbrauches wurde von den Zeit und auch für die Überlebenden deutschen Nationalsozialisten geliefert. danach, das „Deutschlandlied“ die Von Beginn der nationalsozialistischen Nationalhymne der Mörder war. So war Ära an wurde das „Deutschlandlied“ als es nur richtig, dass die Alliierten verbo- Nationalhymne genutzt. Im Gegensatz ten, das „Deutschlandlied“ und alle zum Verfasser und vor allem der Inten- nationalsozialistischen Lieder zu spielen sion des früheren Reichspräsidenten oder zu singen. Ebert, der auf die dritte Strophe des Liedes besonderen Wert legte, kam den Die Nationalhymne(n) nach Nazis die erste Strophe besonders recht. 1945 Allerdings hatten etliche Nazi-Größen Wenn man sich mit der deutschen deshalb Probleme, weil sich aus den Nationalhymne nach 1945 beschäftigt, so sog. „Kampftagen“ der NSDAP das müssen zwei Phasen beleuchtet werden: Horst-Wessel-Lied als ein Text entwickelt zum einen die Entwicklung in Deutsch- hatte, welcher bei Abschluss einer land (West) und zum anderen in Deutsch- 3 land (Ost). Bis zur Vereinigung im Jahre damit auf das „Deutschlandlied“ ange- 1991 gab es zwei deutsche Staaten mit spielt wurde ist Spekulation). Bereits zwei Hymnen: das „Deutschlandlied“ in zwei Tage später lag ein erster Textent- der Bundesrepublik Deutschland und das wurf von Becher vor, allerdings mit vier Becher/Eisler-Lied in der Deutschen Versen. Letztendlich wurde die vierte Demokratischen Republik. Strophe gestrichen. Die Musik für die neue Hymne kam vom Komponisten Hanns Eisler. Die Hymne der Deutschen Demokratischen Republik Das Politbüro entschied am 5. Novem- Die Entstehung der DDR-Hymne ist ber: Der Text von Becher mit der Musik datiert auf den 13. September 1949. von Eisler wird die Nationalhymne der Damals traf sich in Ost-Berlin das sog. DDR. Der am gleichen Tag gefasste Politbüro und man kam überein, dass Beschluss des Ministerrats der DDR war der Dichter Johannes R. Becher und der gleichlautend und so konnte festgelegt Komponist Hanns Eisler aufgefordert werden, dass die neue Hymne der DDR werden sollen, eine Nationalhymne für am 7. November 1949 zum ersten Mal die DDR zu schaffen. Präsident Wilhelm als „neue deutsche Nationalhymne“ Pieck schrieb am 10. Oktober 1949 erklingen würde. einen Brief an Becher, in dem dieser gebeten wurde, bei der Abfassung eines Textes für die Hymne folgende Punkte „Auferstanden aus Ruinen zu beachten: Die Hymne sollte drei Stro- Und der Zukunft zugewandt phen haben mit je einem Refrain (ob Laß uns dir zum Guten dienen, Deutschland, einig Vaterland. Alte Not gilt es zu zwingen, Und wir zwingen sie vereint, Denn es muß uns doch gelingen, Daß die Sonne schön wie nie, über Deutschland scheint. Laßt uns pflügen, laßt uns bauen Lernt und schafft wie nie zuvor Und der eignen Kraft vertrauend, Steigt ein frei Geschlecht empor. Deutsche Jugend, bestes Streben Unseres Volks in dir vereint Wirst du Deutschlands neues Leben Und die Sonne schön wie nie über Deutschland scheint. In schier endlosen Reihen zog eine bunte Menge freiheitsliebender Menschen den