R H E I N L A N D - P F A L Z

aber vierLouisdor.“ „Ich habeeinLiedgemacht, daskostet gang amStrandsagtedieser zuCampe: auf Helgolandundbeieinem Spazier- von Fallerslebenbekannt,besuchteihn Professor August Hamburg, seit längerer Zeitmitdem Der Verleger Opus 76,Nummer3,G-Dur. aus dem Joseph HaydndieMelodie lied“ benutztemanvon Musik fürdas„Deutschland- Nordsee, .Als gehör mals zuEngland(seit1807) der Feldstraßeaufda- in einemFischerquartier in Hoffmann von Fallersleben am 26.August1841von Gedichtet wurde Vorgeschichte wurde 80 Nationalhymne Die Deutsche 1922 –2002 1823“ imBeisein desDichtersgesungen. von der„Hamburger Liedertafelvon wurde erstmalsam 5.Oktober1841 gefor begeistert vomText undzahlteden

U LAND ZUM B

derten Preis.Das„“ B enden Inselinder B Kaiser

Julius Campeaus

quartett, L

der Text L Heinrich Hof

Der V L

Ä

erleger war Ä

fmann Ä

T

T T

dung er Fallersleben 1871 beiderReichsgrün- te einenttäuschterHoffmann von kirche begeistertgesungen wurde, muss- Versammlung inderFrankfurterPauls- landlied“ 1848vondenTeil abgedruckt. Undobwohldas „Deutsch- „Allgemeinen deut „Deutschem Dichterbuch“undim „Deutsche Lieder“,1844inBechsteins Es wurde 1843indemKommersbuch Hymne erkoren wur Hymne erkoren (1798 -1874) vonFallersleben August HeinrichHoffman

T

T fahr T

en, dassseinLied nichtzur

E E

schen Li

de. E R

eder-Lexikon“ nehmern der nehmern R

EXTRA R Wer war nun jener Hoffmann von Fallers- „Unpolitischen Lieder“ verboten. Er war leben? Geboren wurde er am von nun an ein Verfolgter. 2. April 1798 als August Heinrich Hoff- mann in Fallersleben, nicht allzu weit 1848 war das Jahr der Rehabilitation für von Braunschweig. Später nannte er sich Hoffmann und 1860 wurde er Biblio- nur noch nach seinem thekar des Prinzen Viktor zu Geburtsort, Hoffmann von Hohenlohe-Schillingsfürst in Fallersleben. Hoffmann Corvey. Der so oft missver- studierte in Bonn und standene und missbrauchte Göttingen und bekam Dichter schrieb allerdings 1830 eine Professur für auch andere Texte und Literatur und deutsche Lieder. So z.B. die Volks Sprache im schlesischen Breslau. Damals bestand der „Deutsche Bund“, ein Das Bild zeigt den 1811 in Mainz geborenen restaurativ-autoritäres Freischarenführer Germain Gebilde mit Wien als Metternich (rechts) und einen Hauptstadt. Die Sehn- Kampfgefährten aus dem sucht des Volkes nach der badisch-pfälzischen Aufstand. Gleichheit aller Menschen, einer einigen Nation, nach Presse- und Redefreiheit, lieder „Alle Vögel sind schon da“, der Abschaffung der Fürstentümer und „Kuckuck, Kuckuck, rufts aus dem einem einigen Europa war ausgeprägt Wald“ oder „Morgen kommt der Weih- und wurde insbesondere deutlich beim nachtsmann“. August Heinrich Hoffmann Wartburgfest 1817 und dem Hambacher alias Hoffmann von Fallersleben starb Fest 1832 in der Pfalz (s. Bild S. 4). am 19. Januar 1874 auf Schloss Corvey. Hoffmann von Fallersleben hatte eine national-liberale Gesinnung und gehörte Der Weg zur Nationalhymne zu den Kritikern der deutschen Fürsten. Das „Deutschlandlied“ wurde in den In der gleichen Zeit, in der sein „Deutsch- nächsten Jahren des 19. Jahrhunderts landlied“ entstand, dichtete er viele mehrfach (es heißt über 50 mal) vertont. Texte mit anklagenden Inhalten. Glaubte Außerdem war das Lied in vielfacher er doch die Gefahr für Deutschland und Hinsicht missbraucht worden. In den seine Nachbarstaaten durch die stetige 90er Jahren des 19. Jahrhunderts und Rüstung erkannt zu haben. In zwei Bän- Anfangs des 20. Jahrhunderts wurde das den erschienen diese 1840-1841 entstan- Lied bei der Sprengung von Versamm- denen Gedichte unter dem Titel: lungen der sozialdemokratischen Gewerk- „Unpolitische Lieder“ und dazu das schaften benutzt und wurde als antisemi- „Deutschlandlied“. Diese waren so „un- tisches Kampflied missbraucht. Während politisch“, dass er 1842 seines Amtes des ersten Weltkrieges gab es viele Um- enthoben wurde und der preußische dichtungen des „Deutschlandliedes“ und Kultusminister ließ im Jahr der Entste- auch im heutigen Rheinland-Pfalz, in hung des „Deutschlandliedes“ ein Mainz, anlässlich der Karnevalskampagne Gerichtsverfahren einleiten. Hoffmann 1916, gab es eine solche: von Fallersleben verlor seine Professur und seine Pension, wurde des Landes „Deutschland, Deutschland verwiesen und musste flüchten. Im schwer im Dalles preußischen Staatsgebiet wurden seine schwer im Dalles* in der Welt, 2 wenn die Marmelad nit alles Veranstaltung angestimmt wurde. brüderlich zusammenhält. Dennoch waren durch das Gesetz „zum Eier, Butter Wurscht und Schinke, Schutz der nationalen Symbole“ vom Sin nur für die Reiche da 19. Mai 1933 die drei Strophen des Nur mir arme, arme Schlucker „Deutschlandliedes“ die Nationalhymne. Gucke zu un kreische: Hurra.“ Allerdings ordnete nach dem „Frank- reich-Feldzug“ Heinrich Himmler an, * Dalles = Not dass die Kapellen und Orchester zwin- gend die „Doppelhymne“ zu spielen Zur Nationalhymne wurde das „Deutsch- verpflichtet waren. Damit war der landlied“ erst in der Weimarer Republik. „Kneipen- und Gröhlgesang“ Horst- Wessel-Lied zur „gleichberechtigten Natio- Das Lied der Deutschen wird nalhymne“ neben dem „Deutschlandlied“ Nationalhymne erhoben worden, beide wurden unmittel- Am 11. August 1922, dem 3. Verfassungs- bar hintereinander gesungen. tag der ersten Republik, deklarierte Friedrich Ebert, Reichspräsident, das Das „Deutschlandlied“ der frühen Demo- „Deutschlandlied“ zur Nationalhymne. kraten wurde mit Kalkül missinterpretiert Nicht alle Deutschen waren begeistert, und erschwerte die Wiedereinführung aber Deutschland hatte eine National- der alten Hymne in der neuen Republik hymne. Am 30. Juni 1930 erklang diese in den 50er Jahren des vergangenen Hymne anlässlich der Feier zur Jahrhunderts. Europa war im 2. Welt- Befreiung der Dritten Zone des Rhein- krieg mit dem „Deutschland, Deutsch- landes in und auch nach dem land über alles“ unter die Knute des Besuch von Reichspräsident Paul von Nationalsozialismus gezwungen worden, Hindenburg am 20. Juli 1930 in Mainz. es ertönte sowohl aus SS-Unterkünften Allerdings gab es hierzu keine parlamenta- als auch aus Konzentrations- und rische Gesetzesentscheidung. Selbst die zur Arbeitslagern. Selbst in den Vernichtungs- Zeit gültige Regelung wartet auf eine end- lagern des Ostens musste das Lied gültige gesetzgeberische Initiative. gespielt und gesungen werden. Daher ist es als normal anzusehen, dass für die Das schlimmste Beispiel für die Möglich- Gefangenen während dieser furchtbaren keiten des Missbrauches wurde von den Zeit und auch für die Überlebenden deutschen Nationalsozialisten geliefert. danach, das „Deutschlandlied“ die Von Beginn der nationalsozialistischen Nationalhymne der Mörder war. So war Ära an wurde das „Deutschlandlied“ als es nur richtig, dass die Alliierten verbo- Nationalhymne genutzt. Im Gegensatz ten, das „Deutschlandlied“ und alle zum Verfasser und vor allem der Inten- nationalsozialistischen Lieder zu spielen sion des früheren Reichspräsidenten oder zu singen. Ebert, der auf die dritte Strophe des Liedes besonderen Wert legte, kam den Die Nationalhymne(n) nach Nazis die erste Strophe besonders recht. 1945 Allerdings hatten etliche Nazi-Größen Wenn man sich mit der deutschen deshalb Probleme, weil sich aus den Nationalhymne nach 1945 beschäftigt, so sog. „Kampftagen“ der NSDAP das müssen zwei Phasen beleuchtet werden: Horst-Wessel-Lied als ein Text entwickelt zum einen die Entwicklung in Deutsch- hatte, welcher bei Abschluss einer land (West) und zum anderen in Deutsch-

3 land (Ost). Bis zur Vereinigung im Jahre damit auf das „Deutschlandlied“ ange- 1991 gab es zwei deutsche Staaten mit spielt wurde ist Spekulation). Bereits zwei Hymnen: das „Deutschlandlied“ in zwei Tage später lag ein erster Textent- der Bundesrepublik Deutschland und das wurf von Becher vor, allerdings mit vier Becher/Eisler-Lied in der Deutschen Versen. Letztendlich wurde die vierte Demokratischen Republik. Strophe gestrichen. Die Musik für die neue Hymne kam vom Komponisten Hanns Eisler. Die Hymne der Deutschen Demokratischen Republik Das Politbüro entschied am 5. Novem- Die Entstehung der DDR-Hymne ist ber: Der Text von Becher mit der Musik datiert auf den 13. September 1949. von Eisler wird die Nationalhymne der Damals traf sich in Ost-Berlin das sog. DDR. Der am gleichen Tag gefasste Politbüro und man kam überein, dass Beschluss des Ministerrats der DDR war der Dichter Johannes R. Becher und der gleichlautend und so konnte festgelegt Komponist Hanns Eisler aufgefordert werden, dass die neue Hymne der DDR werden sollen, eine Nationalhymne für am 7. November 1949 zum ersten Mal die DDR zu schaffen. Präsident Wilhelm als „neue deutsche Nationalhymne“ Pieck schrieb am 10. Oktober 1949 erklingen würde. einen Brief an Becher, in dem dieser gebeten wurde, bei der Abfassung eines Textes für die Hymne folgende Punkte „ zu beachten: Die Hymne sollte drei Stro- Und der Zukunft zugewandt phen haben mit je einem Refrain (ob Laß uns dir zum Guten dienen, Deutschland, einig Vaterland. Alte Not gilt es zu zwingen, Und wir zwingen sie vereint, Denn es muß uns doch gelingen, Daß die Sonne schön wie nie, über Deutschland scheint.

Laßt uns pflügen, laßt uns bauen Lernt und schafft wie nie zuvor Und der eignen Kraft vertrauend, Steigt ein frei Geschlecht empor. Deutsche Jugend, bestes Streben Unseres Volks in dir vereint Wirst du Deutschlands neues Leben Und die Sonne schön wie nie über Deutschland scheint. In schier endlosen Reihen zog eine bunte Menge freiheitsliebender Menschen den Weg Glück und Friede sei beschieden, zum Hambacher Schloß herauf. Aus allen Deutschland, unserm Vaterland! Winkeln „Deutschlands“ kamen sie herbei Alle Welt sehnt sich nach Frieden! und strömten den Berg hinauf. (Quelle: Reicht den Völkern eure Hand. Landesmedienzentrum ) Wenn wir brüderlich uns einen,

4 Schlagen wir des Volkes Feind. Finck in der Tageszeitung „Die Rhein- Laßt das Licht des Friedens scheinen, pfalz“ einen Artikel veröffentlicht, in dem Daß nie eine Mutter mehr er sich für ein („provisorisches“, vorläufi- ihren Sohn beweint!“ ges) Bundeslied in Form der dritten Strophe des „Deutschlandliedes“ aus- An diesem Text fällt auf, dass er auf das sprach. Am gleichen Abend fand in Lan- gesamte Deutschland abstellt und nicht dau, in der Südpfalz, eine Wahlveran- etwa nur auf die DDR. Dies veränderte staltung der CDU statt, zu der auch der sich in den 60er Jahren hin zur Beto- 73-jährige Kanzlerkandidat Konrad nung auf die Eigenständigkeit der DDR. Adenauer erwartet wurde. Am Abend mit Daraus folgert auch, dass seit Beginn im Saal war der 19-jährige Student der 70er Jahre die Nationalhymne der , Wahlkämpfer der CDU und DDR bei allen Anlässen nur noch späterer Ministerpräsident in Rheinland- gespielt wurde, nicht mehr gesungen. Pfalz und Bundeskanzler in Deutschland. Finck habe, so schildert es Schwarz- Die Behandlung der Frage der müller, zum Ende der Veranstaltung alle Hymne für die Bundesrepublik im Saal Anwesenden aufgefordert, die Deutschland dritte Strophe des „Deutschlandliedes“ Es ist sicher nicht falsch, wenn man mitzusingen. Und da die meisten heute feststellt, dass vor allem durch die Anwesenden die dritte Strophe des beharrliche Verweigerungshaltung des Liedes nicht kannten, hatte Finck dafür ersten Präsidenten der jungen Bundes- gesorgt, dass der Text auf der Rückseite republik Deutschland, , des Programmzettels abgedruckt war. das „Deutschlandlied“ zur Hymne zu erklären, vermieden wurde, dass schon Der CDU-Bundestagsabgeordnete sehr früh eine Entscheidung zu Gunsten Matthias Joseph Mehs aus Wittlich bei aller drei Strophen des „Deutschland- Trier, seit 1976 Ehrenbürger der Stadt, liedes“ gefallen wäre. war zu diesem Zeitpunkt anderer Mei- nung wie Finck. Er schrieb am 9. Juli Es war Albert Finck aus Rheinland-Pfalz, 1951 einen Brief an den Bundespräsiden- späterer Kultusminister im Land, der ten und erklärte u.a.: „Über die zukünfti- bereits vor der ersten Bundestagswahl ge Nationalhymne habe ich mir öfters am 14. August 1949 im parlamentari- schon meine Gedanken gemacht, nach- schen Rat einen vergeblichen Vorstoß dem das ‘Deutschlandlied’, auch in seiner unternahm, um die dritte Strophe des dritten Strophe, nach seiner Entweihung „Deutschlandliedes“ als provisorische durch den Nationalsozialismus schlech- Nationalhymne zu bestimmen. terdings nicht mehr möglich ist.“ Mehs Letztendlich konnte er sich nicht durch- sprach sich in dem Brief für eine völlig setzen, obwohl der Pfälzer CDU-Poli- neue Nationalhymne aus, deren Text im tiker und Journalist Albert Finck bereits Rahmen eines Dichter-Wettbewerbs vorher auf sich und das Problem der gefunden werden sollte. Der Nationalhymne aufmerksam gemacht Abgeordnete über den Ablauf: „Alles hatte. Am 9. August 1949, so schreibt es müsste natürlich ganz im Stillen vorberei- der Lehrbeauftragte für neuere Geschichte tet und durchgeführt werden, auch der an der Mannheimer Universität, Dr. Theo Wettbewerb der Dichter“. Schwarzmüller, in seinem Buch „Albert Finck und die Nationalhymne“, hatte

5 Gespräche, Briefe und Diskussionen In der deutschen Bevölkerung war ein Riss vorhanden, wenn es um die Frage ‚welche Nationalhymne?’ ging. Bundes- Belt präsident Heuss hatte sehr früh zu erkennen gegeben, dass er eine „Über- nahme“ des dreistrophigen „Deutsch- landliedes“ nicht beabsichtige. Er favori- sierte eine völlige Neufassung einer Hymne für Deutschland und beauftragte bereits im Winter 1949/1950 den Dichter Rudolf Alexander Schröder mit der „ver- traulichen“ Erarbeitung eines neuen Textes und der Komponist Hermann Reuter sollte die Melodie beisteuern. Damit stand Heuss außerhalb der Reihe Maas der Politiker um Adenauer, aber auch des Oppositionsführers der SPD, Kurt Schumacher. Denn obwohl der unter den Nationalsozialisten Gepeinigte kein bedenkenloser Anhänger des komplet- ten „Deutschlandliedes“ war, so war er doch Patriot genug, um der Einheit willen den dritten Vers des Liedes zu akzeptieren. Annemarie Renger, Sekre- tärin und Vertraute von Schumacher, erklärte in der FAZ vom 2.10.1978 (damals Vizepräsidentin des deutschen Bundestages), dass in einem Gespräch zwischen Heuss und Schumacher letzte- rer erklärt habe, man könne keine künstliche Nationalhymne schaffen und er (Heuss) solle dem „ersten Reichs- Etsch präsidenten Ebert folgen, der auch nach einem verlorenen Krieg das „Deutsch- landlied“ zur Nationalhymne gemacht habe. Man solle auch nicht die Dif- famierung des „Deutschlandliedes“ durch die Nazis als Hinderungsgrund nehmen. Im Gegenteil, wir würden das Lied, indem wir es wieder zu unserer aus seiner ablehnenden Haltung Nationalhymne machten, rehabilitieren.“ gemacht. So schrieb er am 27. September 1950 an den bekannten Was die „Wertschätzung“ des gesamten Komponisten Professor Carl Orff „Deutschlandliedes“ angeht, hat Heuss (Carmina Burana) u.a.: „...die 1. Strophe auch anderen gegenüber nie einen Hehl passt nicht mehr in die geschichtliche

6 Landschaft, die 2. ist trivial und immer trivial gewesen, die 3. für sich zu Memel wenig.“

Rheinland-Pfälzer und die Nationalhymne Bundespräsident Heuss erhielt unzählige Briefe, Telegramme, Anrufe und Resolu- tionen, darunter Aufmunterndes, Belei- digendes. Auch rheinland-pfälzische Menschen beteiligten sich an dieser Diskussion. Viele Personen, Gruppen, Sportverbände und Parteien beschäftig- ten sich in unserem Bundesland mit dem Thema Nationalhymne. Es melde- ten sich auch Redakteure von in Rhein- land-Pfalz ansässigen Zeitungen bei Heuss. So der außenpolitische Redakteur Dr. Rolf Fechter vom „Rheinischen Merkur“ in Koblenz, Chefredakteur Richard Seidel von der illustrierten Monatszeitschrift „Die neue Richtung“ aus Bendorf und der Trifels-Verlag aus Kaiserslautern. Aus einer Stellungnahme des damaligen Bundespräsidenten geht sehr deutlich hervor, dass Heuss ein weitsichtiger Präsident war. Denn seine Befürchtun- gen vor der inneren Auseinandersetzung in Deutschland um die „alte“ National- hymne, sollte sie auch die „Neue“ sein, sind bis heute nicht unbegründet. Heuss schrieb am 18. März 1951 an den ihm bekannten Kunz von Kauffungen bei der „Rheinpfalz“ in Neustadt/Wstr.: ... „Ich musste ja in manchen Fällen die z.T. plump vorgetragene Auffassung zurückweisen, als ob ich das ‘Deutsch- landlied’ ablehne wegen des ‘Missver- ständnisses des Auslands’. So einfach ist es nicht, sondern neben dem Bedürfnis, Der „Deutsche Bund“ zur Zeit der Entstehung den Deutschen in der Sicht ihrer Lage des Deutschlandliedes 1841 ein Stück realistischer Nüchternheit bei- zubringen, war es doch die wiederholte Erfahrung, dass beim Absingen und beim Spielen des ‘Deutschlandliedes’ höchst unerwünschte Demonstrationen

7 erfolgten, die z.T. bis zur Prügelei führ- Aus der Zeitung schnitt ich mir die ten. Das ist ein Tatbestand, den man Hymne heraus und habe sie in meiner bedauern wird, der aber als Gegeben- Schulklasse geübt. In der letzten Stunde heit hingenommen werden muss. Auch am Samstag wird dieselbe vor dem die hundertfachen Anregungen, diese Gebet gesungen und mit einer wahren oder diese Änderung im Hoffmannschen Begeisterung. Wenn´s von mir vergessen Text vorzunehmen, erschienen mir nicht wird, so verlangen sie „Land des akzeptabel. Ich kenne die Deutschen Glaubens“. Ich habe daneben zur Probe gut genug um zu wissen, dass dann „Deutschland...“ singen lassen. Das eben zwei Texte in den Wettgesang der klingt alles so unwahr. Das spüren die kräftigeren Stimmen treten werden.“ ... Kinder – und sie sind gar nicht bei der Sache. Worte und Musik der neuen Teile der rheinland-pfälzische Bevölke- Hymne sind wahrhaft der neuen Lage rung schickten Briefe nach Bonn, an die unseres Volkes angepasst. Nur auf die- Regierung, an den Bundespräsidenten. sem Wege gibt es für uns eine Wieder- So kamen u.a. Schreiben aus Koblenz, geburt. Sie können deshalb getrosten Bendorf, Kaiserslautern, Bad Dürkheim, Mutes vor Gott dem Herrn und vor Dalsheim/Rhh., Mainz, Trier, Osthofen, Ihrem Gewissen die Einführung der Wolfstein, Worms, Alzey, Bad Kreuznach neuen Hymne verfügen.“... und Neuwied, sowohl in der Zeit der Heussschen Entscheidungsfindung, als Doch die von Theodor Heuss erwartete auch zu einem Zeitpunkt, zu dem die bzw. erhoffte Zustimmung für ‚seine’ Entscheidung bereits gefallen war. „“ blieb aus, das Nachdem Bundespräsident Heuss die Lied hatte keine Chance. Der Druck auf „Hymne an Deutschland“ vorgestellt den Präsidenten wurde immer anhalten- hatte, verstärkten sich natürlich die Ini- der und in einem Schriftverkehr zwi- tiativen „für“ oder „gegen“ eine neue schen Bundeskanzler Hymne. Nachfolgend die erste Strophe und Bundespräsident Heuss im Jahre der Schröderschen Dichtung: 1951 wurde schließlich festgelegt, dass die Hymne der Bundesrepublik das „Deutschlandlied“ des Hoffmann von Land des Glaubens, deutsches Land, Fallersleben sei. Um dem Präsidenten Land der Väter und der Erben, entgegenzukommen hatte Adenauer in Uns im Leben und im Sterben seinem Brief erklärt, dass bei staatlichen Haus und Herberg, Trost und Pfand, Anlässen die dritte Strophe gesungen Sei den Toten zum Gedächtnis, werden solle. Damit hielt der letzte Satz Den Lebend’gen zum Vermächtnis des Adenauerschen Briefes durchaus die Freudig vor der Welt bekannt, Möglichkeit offen, alle drei Strophen zu Land des Glaubens, deutsches Land. singen, auch bei staatlichen Anlässen.

Trotz der nun getroffenen Regelung Ein Lehrer aus Dalsheim bei Worms wurde die Diskussion noch nicht been- schrieb am 10. April 1951 an Heuss und det und eine Fülle von Briefen und teilte ihm seine Erfahrung mit dem von Texten erreichten direkt oder über Heuss vorgeschlagenem Lied mit: ... „Ich Umwege (Kanzleramt, Innenministerium hörte an Sylvester Ihre Ansprache und u.ä.) den Präsidenten. Rheinland-Pfälzer anschliessend die Hymne. und Rheinland-Pfälzerinnen waren auch

8 Wolfgang R. aus Bad Kreuznach dankte Die Originalhandschrift der 3. Strophe des dem Bundespräsidenten in einem „Deutschlandliedes“ Schreiben vom 14. Mai 1952 und meint u.a.:„Immerhin – um zum Thema „Natio- nalhymne“ zu kommen – habe ich mich darunter. Ein Franz J. aus Mainz wollte wie alle Deutschen gefreut, daß Sie Herr nach der Melodie „“ Bundespräsident, endlich den Mut fan- einen neuen Text angeordnet wissen mit den, uns Deutschen das Deutschlandlied der Überschrift „Die Wacht an der Elbe“. wiederzugeben. Allerdings nur in Form Dies bezog sich auf die „Grenzziehung“ der 3. Strophe. Vor dem „über alles“ und durch die Alliierten und war gegen die „von der Maas bis an die Memel, von „Russen“ gerichtet. der Etsch bis an den Belt“ haben Sie – einstweilen wenigstens – noch zu viel Friedrich S. aus Trier schlug vor eine Angst.“ Hymne aus zwei Strophen zu bilden. Eine völlig neue erste und „Einigkeit In der Bundesrepublik gab es immer und Recht und Freiheit...“ als zweite wieder Anlässe, um über das „Deutsch- Strophe. landlied“ als Ganzes zu diskutieren und zu streiten. Immer wieder wurde auch Frieda d´A. aus Osthofen schickte eben- der Versuch unternommen, der ersten falls einen neuen Text. Unter der Über- und zweiten Strophe des „Deutschland- schrift „Unser Deutschland“ entwirft sie liedes“ zur Auferstehung zu verhelfen. vier Textverse, gesungen nach der Melo- die des „Deutschlandlied“. Denn, so Das Deutschlandlied nach der Frau d´A.: „Ich glaube doch nicht, daß Vereinigung man gegen die alte Weise auch nur das Die nächste größere Diskussion um die geringste einzuwenden hat.“ Nationalhymne fand aus Anlass der

9 Vereinigung der beiden deutschen Nationalhymne kennen, den Text der Staaten statt. Allerdings insbesondere in 3. Strophe singen können – und daß sie intellektuellen Kreisen, weniger in der sie auch singen!“ Bevölkerung. Eine Diskussion dorthin zu verlagern, daran schien kein größeres Die Wochenzeitung „DIE ZEIT“ hatte Interesse vorhanden zu sein. In einem 1990 in der Diskussion um die zukünfti- erbetenen Beitrag für das „Arbeitsheft gen staatlichen Symbole des vereinten zum Schulfernsehen“ in Berlin (1990) Deutschland eine Umfrage gestartet. äußerte sich unter anderem Dr. Hanna- Nachfolgend einige ausgesuchte Stim- Renate Laurien, Mitglied des Abgeordne- men zur Frage nach der Nationalhymne: tenhauses von Berlin (CDU) und frühere Kultusministerin in Rheinland-Pfalz. Ernst Benda Nachfolgend Auszüge aus ihrem Beitrag. Präsident a.D. des Bundesverfassungs- gerichts Berlin, 17. September 1989 ...... Es sollte aber deutlich werden, daß künftig nicht das ganze Deutschlandlied, „…Dieser Text ist dann so missbraucht sondern dessen dritte Strophe die offizi- worden, daß wir ihn, wenn wir den elle Nationalhymne ist. Der bewußte Umgang mit unserer Geschichte verant- Verzicht auf die erste Strophe würde worten wollen, heute – und gewiß viele deutlich machen, daß es keine Träume Jahre noch – nicht öffentlich singen dür- mehr von einem (noch) größeren fen. Mancher wendet dann dagegen ein, Deutschland geben kann. daß der Text der französischen National- hymne ja auch nicht von Friedfertigkeit Klaus von Dohnanyi triefe – das ist aber eine andere Situation. SPD-Politiker Wir können aus unserer Geschichte Nationalhymnen gehören der Vergan- nicht aussteigen. Und wenn mir dann genheit an. Deswegen ist die alte gesagt wird, wir dürften die deutsche Haydn-Melodie des Deutschlandliedes Geschichte doch nicht auf zwölf Jahre auch in Zukunft gut. Und die dritte NS-Zeit reduzieren, dann tue ich das Strophe werden die Menschen schon durchaus nicht, halte aber dies „Deutsch- irgendwann lernen. land, Deutschland über alles“ nicht als Entsprechung des geläuterten National- Alfred Grosser verständnisses, von dem ich anfangs Politologe gesprochen habe. Als übrigens einmal in Das Deutschlandlied nach förmlicher einer großen Veranstaltung in Frankfurt (durch Gesetz oder Verfassung) Ab- diese 1. Strophe gesungen wurde, bin schaffung der ersten Strophe und mit ich – ziemlich vereinsamt – sitzen Empfehlung, den langsam-feierlich- geblieben und erst bei der 3. Strophe inbrünstigen Stil der Haydn-Komposition aufgestanden. ... Das hat dann eine beizubehalten. unglaublich gute Diskussion ausgelöst, die in der Tat mit der Bejahung eines Golo Mann geläuterten, auf die 3. Strophe zu bezie- Schriftsteller henden Nationalgefühls endete. Die Nationalhymne Deutschlands, ge- Ich halte es für richtig und notwendig, nauer, der „Deutschen Bundesrepublik“, daß unsere Schülerinnen und Schüler kann ruhig weiterhin das Deutschland- die Zusammenhänge zu unserer lied sein. Und zwar alle drei Strophen. ... 10 Antje Vollmer Durchgesetzt hat sich die „alte Bundestagsabgeordnete der Grünen Ordnung“. In einem Schriftverkehr zwi- ... Die „Kinderhymne“ von Bert Brecht, schen Bundespräsident Richard von besonders schön ist die zweite Strophe. Weizsäcker und Bundeskanzler Helmut Kohl vom 19. und 23. August 1991 Martin Walser wurde festgelegt: „Die 3. Strophe des Schriftsteller Liedes der Deutschen von Hoffmann Als Hymne kann es, glaube ich, keine von Fallersleben mit der Melodie von bessere geben als den Text von Brecht, Joseph Haydn ist die Nationalhymne den er „Kinderhymne“ nannte. Das wäre für das deutsche Volk“. endlich und zum ersten Mal ein Hymne, bei der man, wenn man sie singt, kei- Das vereinigte Deutschland hat (wieder) nen Schluckauf bekäme. Wenn ich eine eine Nationalhymne; 80 Jahre nach der Zeitung hätte, würde ich diesen Text ein Erklärung von Friedrich Ebert und 10 paar Wochen lang immer wieder drucken Jahre nach der deutschen Einheit. Ob und die Leser zu einer Abstimmung jetzt die Diskussion als beendet angese- ermuntern; die kann ich mir nur als eine hen werden kann? Zustimmung vorstellen. Einen günstige- ren Text kann es für uns nicht geben. Autor: Hans-Georg Meyer

Da von einigen der Befragten immer Quellen: wieder das „Kinderlied“ von Bertold Bundesarchiv Koblenz, Bulletin des Presse- Brecht aus dem Jahre 1950 vorgeschla- und Informationsamtes der Bundesregierung gen wurde, nachfolgend der in der brei- v. 6.5.1952, Nr. 51, Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung v. ten Bevölkerung doch eher weniger 27.8.1991, Nr. 89/S. 713, bekannte Text: Landesbildstelle Berlin: Materialien zur Geschichte der deutschen Nationalhymne, „Anmut sparet nicht noch Mühe Berlin 1990; Rolf Grix, Wilhelm Knöll: Flagge Leidenschaft nicht noch Verstand und Hymne, Frankfurt am Main 1982; Daß ein gutes Deutschland blühe Hessisches Kultusministerium: Die National- Wie ein andres gutes Land. hymne, Wiesbaden 1989; Heike Amos: Deutsche Nationalhymnen. Textverbot oder Textentzug in: Musik und Politik, Hrgb. Daß die Völker nicht erbleichen Bernhard Frevel, Regensburg 1997; Theo Wie vor einer Räuberin Schwarzmüller: Albert Fink und die National- Sondern ihre Hände reichen hymne, Annweiler 2002; www.uni-köln.de, Uns wie andern Völkern hin. Das 20. Jahrhundert in Liedern; www.wild- wechsel.de, Heino-Hymnen für die DVU; Und nicht über und nicht unter www.burschenschaft.de, Blühe, deutsches Andern Völkern wolln wir sein Vaterland; www.berlinonline.de, Deutsch- Von der See bis zu den Alpen landlied; www.stern.de, ChatAktuell, Günther H. Oettinger. Von der Oder bis zum Rhein. Der vorliegende Text ist ein Auszug aus der Und weil wir dies Land verbessern Broschüre: „80 Jahre Einigkeit und Recht und Lieben und beschirmen wir’s. Freiheit?“ vom gleichen Autor und kann von Und das Liebste mag’s uns scheinen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren bei So wie andern Völkern ihrs.“ der LpB in Mainz bezogen werden.

11 J.Wiehr, Mainz J.Wiehr,

Diese Veröffentlichung stellt keine Meinungs- äußerung der LpB Rheinland-Pfalz dar. Für die inhaltlichen Aussagen trägt der Autor die Verantwortung. Herausgeberin: Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, Am Kronberger Hof 6, 55116 Mainz • Gestaltung, DE.SIGN, H. 12