Dresden Im Luftkrieg.Pdf
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Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Bergander, Götz: Dresden im Luftkrieg: Vorgeschichte – Zerstörung – Folgen / Götz Bergander. – Sonderausg. – Würzburg: Flechsig, 1998 ISBN 3-88189-239-7 Umschlagabbildung: oben: Amerikanische Bomber der USAAF vom Typ B17 „Flying Fortress“ beim Anflug auf die Zielgebiete in Deutschland; sie werden begleitet von amerikanischen Kampffliegern, deren Kondensstreifen den Himmel erhellen, 1944. unten: Blick vom Rathaus auf die Ruinenskelette der Dresdener Innenstadt, 1949. Bildnachweis: bpk Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz, Berlin. Sonderausgabe für Flechsig-Buchvertrieb 1998 © 1994 Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Umschlaggestaltung: Michaela Beck Printed in Spain ISBN 3-88189-239-7 Eingescannt mit OCR-Software ABBYY Fine Reader Inhalt Vorwort 7 1 Fünf Jahre ohne Bomben 9 2 Die ersten Bomben 25 3 «Hell’s Angels» 35 4 Flak in Dresden 48 5 Erwachen im Januar 62 6 Was wusste die Bevölkerung vom Luftkrieg? 77 7 Wie wurde die Bevölkerung vor Luftangriffen geschützt? 90 8 Die längste Nacht 112 9 Aschermittwoch 138 10 Aus deutscher Sicht 165 11 Phosphor – Tiefangriffe 186 12 Flüchtlinge – Tote 210 13 Zum viertenmal als Ausweichziel getroffen 232 14 Der «vergessene» Angriff 249 15 Mit Bomben und Kameras 270 16 Das seltsame Bündnis 289 17 Der Angriff auf die Kriegsmoral 312 18 Schrecken ohne Ende und Ende mit Schrecken 322 Anmerkungen 351 Abkürzungen 399 Liste der Luftangriffe auf Dresden und Umgebung 401 Liste der Fliegeralarme in Dresden und Darstellung ihrer Ursachen 403 Quellen- und Literaturverzeichnis 413 Bild- und Kartennachweis 422 Abbildungen 424 Personenregister 427 Ortsregister 431 5 Vorwort Es mutet wie eine Ironie des Schicksals an, dass ausgerechnet an der Technischen Hochschule Dresden nach Anweisung der zentralen Luftschutzdienststellen die so- genannte «durchschlagsichere Brandschutzdecke» entwickelt worden ist. Diese Decke, die von Brandbomben bis zu zwei Kilo Gewicht nicht durchschlagen wer- den konnte, hat sich während des Krieges in Neubaugebieten bewährt. Dresden aber war überwiegend eine alte Stadt. Auch nach fünfzig Jahren gilt die Zerstörung Dresdens als Höhepunkt des stra- tegischen Luftkrieges in Europa. Obwohl andere Städte grössere Verluste an Bau- substanz erlitten haben, ist der Untergang der einstigen sächsischen Residenz zum Symbol sinnloser Vernichtung geworden, zu einer Jahrhundertkatastrophe. Der Flammenschein loderte aus dem allgemeinen Feuermeer empor, weil die Stadt mit überrumpelnder Wucht niedergebrannt wurde, nicht über Jahre hin, sondern binnen weniger Stunden. Und in keiner Angriffsnacht mussten so viele Menschen sterben. Der Verfasser, 1927 in Dresden geboren und selbst Augenzeuge des Gesche- hens, stellt Dresden in den Gesamtzusammenhang des Luftkrieges, er untersucht sämtliche Angriffe auf die Stadt und ihre nähere Umgebung. Dies geschieht durch Darstellung und Interpretation von Dokumenten, Fotos und Karten, die, nach der ersten Auflage von 1977 und den Taschenbuchausgaben von 1979 und 1985, für diese Neuauflage ergänzt und erweitert wurden. Das betrifft auch die Auswertung und kritische Kommentierung der Literatur und Berichte zum Fall Dresden, z.B. über Tieffliegerangriffe und die Höhe der Luftkriegsopfer. Herangezogen wurden deutsche und alliierte Dokumente, so Berichte des Si- cherheitsdienstes der SS, des Höheren SS- und Polizeiführers Elbe und des Chefs der Ordnungspolizei, ausserdem Papiere über prestigesüchtige Streitigkeiten zwi- schen Gauleiter und örtlicher SS-Führung, in denen es u.a. um den mangelhaften Schutzraumbau für die Bevölkerung geht. Grundlage sind in jedem Fall Original- dokumente aus dem Krieg. Das betrifft auch die detaillierten Einsatzberichte des Bomberkommandos der Royal Air Force und der 8. US-Luftflotte. Der Verfasser setzt sich mit amerikanischen Studien über die Folgen des Bombardements ausein- ander, und er zeigt auf, wie Tatsachen und Gerüchte für den kalten Krieg instru- mentalisiert wurden. Das Kapitel über die Flak in Dresden und den Einsatz der 7 Luftwaffenhelfer bringt ein weitgehend unbekanntes Stück Heimatgeschichte. Schliesslich wird die Frage nach der Bedeutung der alliierten Bomberoffensive für den Ausgang des Krieges gestellt. Obwohl – oder gerade weil – das Buch von einer Stadt in der ehemaligen DDR handelt, war es den SED-Oberen unerwünscht; es durfte nicht eingeführt werden. Wegen des Verbotes fand es nur gelegentlich als Schmuggelgut den Weg zu seiner wesentlichsten Zielgruppe: zu den Dresdnern. Jetzt ist der Weg frei – ich begrüsse es mit Dankbarkeit. Es ist mir ein Bedürfnis, Personen und Institutionen zu danken, die mir mit Rat und Tat geholfen haben. Alle kann ich hier nicht erwähnen, sie sind aber vollzählig im Text und in den Anmerkungen verzeichnet. An dieser Stelle denke ich insbe- sondere an den zu früh verstorbenen Prof. Dr. Andreas Hillgruber, Köln, den ich immer fragen durfte, wenn sich Schwierigkeiten auftürmten. Bereitwillig Auskunft erhielt ich auch von Prof. Dr. Alexander Fischer, Bonn, von Werner Ehlich, Dres- den, und Dr. Helmut Schnatz, Koblenz. Hans Peter Weymar in Köln stand mir bei kniffligen Übersetzungen aus dem Englischen zur Seite. Frau Ingeborg Grosholz, Oberursel, überliess mir unersetzliche Fotos für die Abbildungen, desgleichen Hans-Joachim Dietze, Dresden, und im Stadtmuseum Dresden Friedrich Reichert. Auswerten durfte ich Erinnerungen von Rudolf Burkhardt, Hamburg, und von Christian Just, Freiburg i. Br., ausserdem sehr viele andere Augenzeugenberichte. Unerlässlich für diese Arbeit war die freundliche Unterstützung, die ich im Bun- desarchiv Koblenz, im Bundesarchiv/Militärarchiv Freiburg i.Br. und im Landesar- chiv Berlin erfuhr. Wichtige Hinweise auf Luftfotos und Informationen gaben in London das Ministry of Defense/Air, die Air Historical Branch, Royal Air Force, und das Public Record Office, wo mir John Tyler behilflich war. Aus den Verei- nigten Staaten erhielt ich Materialien aus dem Albert F. Simpson Historical Rese- arch Center, USAF, Maxwell Air Force Base, Alabama. Durch die Bestände des National Archives and Records Service, Washington, D.C., arbeitete sich nimmer- müde Jeffrey L. Ethell, um mich zu versorgen; ohne ihn wäre ich oft nicht voran- gekommen. Schliesslich möchte ich dem Böhlau Verlag dafür danken, dass er dieses Buch wieder in sein Programm aufgenommen hat. Berlin, im Januar 1994 Götz Bergander 8 1 Fünf Jahre ohne Bomben «Immer wieder könne man Äusserungen hören wie ‚Wer hätte gedacht, dass der Krieg so lange dauert’,... fetzt dauert der Krieg schon zwei Jahre, und es ist noch kein Ende abzusehen’.» Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD. Meldungen aus dem Reich, Nr. 218 vom 8. Septem- ber 1941, u.a. aus Dresden. Ein Jahr nach Kriegsbeginn, in der Nacht vom 28. zum 29. August 1940, hatte Dresden seinen ersten Fliegeralarm. Er begann um 02.15 Uhr und endete um 03.00 Uhr. Bis Jahresende wurden es elf Alarme, meist als Begleiterscheinung britischer Nachtangriffe auf Berlin1. Aber auch Dresden soll bereits 1940 zweimal bombar- diert worden sein. Das geht aus einer in England veröffentlichten Landkarte mit einem Überblick über Luftangriffe auf Deutschland bis zum 31. Dezember 1940 hervor. Neben Dresden steht die Zahl 2 und ein Symbol für Eisenbahnziele. Die Erklärung lautet, es seien nur die grösseren Angriffe verzeichnet, kleinere Bom- benangriffe, Flugblatt- und Aufklärereinsätze seien nicht einbezogen2. Auf Dresden war zwar keine Bombe gefallen, aber die Karte wurde vermutlich auf der Grundlage von Berichten des britischen Luftfahrtministeriums angefertigt, in denen behauptet wurde, der erste Angriff auf Dresden habe am 22./23. Septem- ber stattgefunden. Der zweite Angriff auf Dresden in der Nacht des 10./11. Novem- ber habe an den Eisenbahnknotenpunkten grosse Brände hervorgerufen und der Gas-, Wasser- und Elektrizitätsversorgung Schaden zugefügt. Der Hauptangriff sei gegen das Hydrierwerk Ruhland gerichtet gewesen. Darüber liegt eine fantasievolle Schilderung der in der Dunkelheit aufblitzenden Explosionen und der im Raffine- riegelände wütenden Brände vor. Diese Berichte sind Märchen3. Tatsächlich gab es in Dresden in beiden «Angriffsnächten» lediglich Flieger- alarm; in der fraglichen Novembernacht wurden in Richtung Chemnitz 14 Leucht- bomben gesichtet, und Flakfeuer war zu hören4. Allerdings stand bereits im ersten Kriegsjahr das grösste mitteldeutsche Hydrier- werk mit der Operationsnummer GQ 1515 auf der Zielliste der RAF, das Leuna- 9 werk bei Merseburg5. Ein Angriff auf Leuna mit geringen Schäden wurde im Au- gust 1940 sogar im Wehrmachtbericht gemeldet6. Später, als die Werke in Trüm- mer sanken, wurden Angriffe auf Industrieziele grundsätzlich nicht mehr erwähnt. Nur wenn benachbarte Städte schwer in Mitleidenschaft gezogen worden waren, wurden diese Städte genannt, wie etwa Merseburg oder Brüx. Sieben Leuchtbomben schwebten am 6./7.11.40 in der Nähe von Dresden, aber drei Wochen vorher waren wirklich zwei, drei Bomben in der weiteren Umgebung eingeschlagen. Die Gauleitung Sachsen meldete, dass am 20.10.40 gegen 22.45 Uhr auf freies Feld in Bühlau bei Stolpen drei Sprengbomben gefallen seien. Zwei Sprengtrichter seien vorhanden, acht Meter Durchmesser, zwei Meter tief, sowie ein Loch, in welchem ein Blindgänger vermutet werde7. Elfmal Fliegeralarm in Dresden also 1940. Siebenmal 1941, davon drei Alarme durch Akten belegbar, wie zum Beispiel durch ein Fernschreiben des Gauge- schäftsführers der Gauleitung Sachsen an den Reichsschatzmeister der NSDAP in München, durchgegeben am 3. September 1941 um 09.15 Uhr8: «2./3.9.41