ALVAR AALTO GESELLSCHAFT Deutschland • Österreich • Schweiz Museen und Ausstellungen Bulletin 27 Winter 2008–2009 Impressum Über Museen und Ausstellungen

Bulletin 27 Die nächste Jahresversammlung der man ja als eine beständige Form eines Ausstel- Mitteilungsblatt der Alvar Aalto Gesellschaft. Gesellschaft wird im September 2009 in Aalborg lungspavillons sehen. Aalto interessierte sich Herausgegeben vom Vorstand der Alvar Aalto stattfinden, wo Elissa und Alvar Aalto mit Jean schon sehr früh für die Probleme der Ausstellun- Gesellschaft für Deutschland, Österreich und Jacques Baruël „Nordjyllands Kunstmuseum“ gen. Noch als Student assistierte er 1920 seinem die Schweiz. München 2009. 1958-72 planten und bauten. Vorbereitend bringt Professor Carolus Lindberg bei dem Entwurf für Verantwortlich: Prof. Dr. Winfried Nerdinger. das Bulletin 27 als Hauptthema Aaltos Museen das Tivoli-Areal von der Helsinki Messe. Seine und Ausstellungen. In weiteren Beiträgen infor- Diplomarbeit ein Jahr später war ein Messege- Redaktion: Risto Parkkinen miert Professor Asmus Werner über die Stadt bäude für Helsinki, und seine erste eigene Aus- Gestaltung: Erkki J. Helenius, Espoo, Finnland Aalborg und gibt praktische Tips über Anreisemög- stellungsplanung schon 1922 in Tampere. Er liess Druck: Tott-print, Savonlinna, Finnland. lichkeiten. sich von den Vorbereitungen für Gunnar Asplunds Alvar Aalto Gesellschaft Der Wettbewerb für das Kunstmuseum Tallinn Ausstellung der Moderne in Stockholm 1930 Ehrenvorsitzende Elissa Aalto † war Aaltos erster bedeutender Museumsentwurf. inspirieren, und baute schon ein Jahr davor zu- Ehrenvorsitzender Göran Schildt Das Haus wurde nie gebaut, aber manche Ideen, sammen mit Erik Bryggman seine finnische Ver- die in späteren Projekten realisiert wurden, sion in Turku. Schliesslich seine Spitzenleistungen, Vorstand: keimten schon damals. Kirmo Mikkola, einer der die Weltausstellungen von Paris 1937 und New Prof. Dr. Winfried Nerdinger, TU München grimmigen jungen Männer die in den 70´er York 1939 haben das junge Finnland aber auch Carl Simon Winker, Dipl.-Ing., Arch. ETH/NDS, Jahren kein Verständnis für Aalto fanden und mit Aaltos aufsehenerregende moderne Architektur Zürich scharfer Kritik dem alten Meister sein Leben nicht dem internationalen Publikum und den Architekt- Risto Parkkinen, Arch. SAFA, Wien, Helsinki gerade süss machten, fand dieses Verständnis kollegen bekannt gemacht. Die berühmte, ge- Asmus Werner, Prof. Dipl.-Ing. Arch., Hamburg später, als er 1982, sechs Jahre nach Aaltos Tod wellte Wand der New Yorker Ausstellung wurde ein schönes Buch über Alvar Aaltos Lebenswerk später abgetragen aber beschäftigte Aalto der- Rainer Ott, Arch. BSA, SIA, Schaffhausen veröffentlichte. Er schrieb, dass die Grundideen massen, dass er sie in dem Alvar Aalto-Museum Dr. Steffen Prager, Rechtsanwalt, München des feinen Entwurfes für Tallins Kunstmuseum in in Jyväskylä noch einmal dokumentierte. Der Ulla Markelin, Arch. SAFA, Helsinki Aalborg realisiert wurden und nennt dies „Evo- bescheidene finnische Pavillon für die Biennale Riitta Pelkonen-Lauer, Dipl.-Ing., München lution der Architektur“. 1957 in Venedig, zeigt uns eine frühe Version Michela Mina-Guggiari, Arch. Dipl. ETH/SIA/OTIA Im Zusammenhang mit Alvar Aaltos Muse- der indirekten Oberlichtlösung, die in Aalborg zur Lugano umsplanung, muss man auch seine Ausstellungs- Spitze kultiviert zu sehen ist. Sekretariat tätigkeit in Betrachtung ziehen. Ein Museum kann Risto Parkkinen Riitta Pelkonen-Lauer, Dipl.-Ing. (FH) Erminoldstrasse 119, D-81735 München Susanne Schmidt-Hergarten, Landschaftsarch. Tel. +49-89-680 4881, (+49-172-9217422) Fax: +49-89-679 89705 E-mail: [email protected] Bank: HypoVereinsbank München BLZ 700 202 70 Konto 31 80 338 348

Sektion Österreich Risto Parkkinen, Architekt SAFA, Sprecher Büro Berger + Parkkinen Neubaugasse 40/5 A-1070 Wien Tel. +43-1-5814935, (+358-40-538 9016) FAX: +43-1-58149 3514 E-mail: [email protected] Erste Bank, BLZ 20111, Konto 3100400009 04

Sektion Schweiz Inhalt Mühlebachstrasse 72, CH-8008 Zürich Über Museen und Ausstellungen – Risto Parkkinen Carl Simon Winker, Dipl.-Ing., Arch. ETH/NDS, Sprecher Alvar Aaltos Museumsbauten – Satu Mattila (Übersetzung Risto Parkkinen) Tel. +41-44-383 3880, FAX: +41-44-383 1902 Aalto und Jean-Jacques Baruël: „Ein Bauwerk des Lichtes“ E-mail: [email protected] (Übersetzung aus dem Englischen Asmus Werner) Bank: Credit Suisse Jahresversammlung 2008 der Alvar Aalto Gesellschaft in München – Michela Mina Guggiari BLZ:BC 4860, Konto 244185-51

Auf Wiedersehen in Aalborg – Asmus Werner Sekretariat Finnland Architekturbüro A.&U. Markelin Reisetips – Asmus Werner Kapteeninkatu 18. FI-00140 Helsinki Ausstellung auf Tour – Risto Parkkinen Tel. +358-9-665 789, FAX +358-9-660 856 Alvar Aalto-Medaille an Tegnestuen Vandkunsten E-mail: [email protected] Aktia Bank Helsinki Das 11. Internationales Alvar Aalto Symposium 7.–9. August 2009 – Alvar Aalto Akatemia BLZ 405518 Konto 210 2964 EDGE – PARACENTRIC ARCHITECTUR Alvar Aaltos Museumsarchitektur

Gekürzte Fassung aus Satu Mattilas Artikel „Alvar Aallon museoarkkitehtuurista“ (OSMA, Jahrbuch 1983 des Finnischen Museumsverband).

KunstmuseumTallinn, Wettbewerbsentwurf 1937, Grundriss und Perspektive

Unter Alvar Aaltos zahlreichen öffentlichen Bauten tigsten Aspekte ist die Beziehung zum Licht. In herrschender Kompositionsfaktor ist der zentrale befi nden sich acht Museumsentwürfe die aller- den Ausstellungspavillons ist es oft möglich, im Hof um den sich die Ausstellungsräume winden. dings zum grössten Teil unrealisiert geblieben sind. kleineren Maßstab und mit leichteren Konstruk- Der Museumsbetrieb ist um eine zentrale Halle Die meisten Entwürfe entstanden in den 1950´er tionen, neue Form-, Raum- oder Materiallösungen konzentriert, die durch eine grosse Glaswand mit bis 1970´er Jahren in Finnland oder in den Nach- zu testen. Manche von Aaltos Ausstellungspavil- dem Innenhof verbunden ist. Der Besucher kann barländern, doch Aalto entwarf auch zwei Kunst- lons wurden auch wichtige Vorgänger neuer gleich in der Eingangshalle die Anordnung der museen im Nahen Osten. Ideen in der Architekturgeschichte. Ausstellungsräume wahrnehmen: die Räume sind Der erste Museumsentwurf für ein kleines Aaltos Ausstellungsbauten sind oft nach in der Folge fast etagenweise gestaffelt und ho- Museum in Perniö in Südwest-Finnland entstand aussen sehr geschlossene Räume, die Tageslicht rizontal auf eine Weise sich überlappend ange- jedoch schon gegen Ende der 1920 Jahre. Im über Dachfenster oder Oberlichter bekommen. Im ordnet, so dass Leitwände mit Abteilungssymbolen Auftrag von Kommunalrat F.K. Kaarlonen zeich- Pavillon für die Weltausstellung 1937 in Paris, der bereits vom Eingang zu sehen sind. Die Räume nete Aalto einige Skizzen, der Bau wurde später unmittelbar nach Tallinns Kunstmuseum entworfen können leicht in einem Rundgang besichtigt nach den Plänen des Architekten A. Rancken wurde, war der grösste Ausstellungsraum durch werden, aber auch nach Bedarf als eigenständige realisiert. Dachfenster beleuchtet. In Hedemora´s Pavillon Abteilungen funktionieren. Der Innenhof war für Bedeutend anspruchsvoller war sein nächster vom Jahre 1945 war eine Oberlichtreihe direkt Skulpturen vorgesehen. Die Beleuchtung der Entwurf für das Kunstmuseum für Tallinn, der unter der Decke angeordnet. Venedigs Pavillon Räume war teils durch die hohe Glaswand, teils 1937 in einem Wettbewerb entstand, wofür von 1957 erhält indirektes Tageslicht teils durch durch Dachfenster geplant. Aalto hatte bereits für Aalto als Repräsentant von Finnland gewählt senkrechte Oberlichter teils durch Dachfenster. die Bibliothek von Viborg das indirekte Dachfens­ worden war. Das leider unrealisiert gebliebene Die berühmte, in Wellen lodernde „Nordlicht- ter entwickelt, einen hohen runden Betonkegel Museum gehört zu Aaltos „Topentwürfen“, wand“ im Pavillon auf der New Yorker Weltaus- auf dem eine einfache, dicke Glasscheibe gelegt dessen Einfl uss man in späterer Museumsarchi- stellung taucht mehr oder weniger deutlich als wurde. Der Einfl uss von Aaltos bereits gebauter tektur, aber auch in seinen anderen Bauten, Motiv immer wieder in Aaltos Entwürfen auf und Bibliothek ist auch sonst in seinem Museumsent- nachweisen kann. wird schliesslich im kleineren Umfang in seinem wurf zu sehen, in den klar getrennten Baumassen Im gleichen Jahr 1958, als Aalto zusammen eigenen Museum noch einmal nachgebaut. sowie in der inneren Raumstruktur. mit Jean-Jacques Baruël den Wettbewerb für Ein Kunstmuseum scheint ein sehr natürliches Nord-Jütlands Kunstmuseum in Aalborg gewann, Planungsobjekt für Alvar Aalto gewesen zu sein. Aalborg 1957, fertiggestellt 1972 entstanden auch seine Pläne für ein Kunstmuse- Er interessierte sich ja sein ganzes Leben lang Erst 20 Jahre später bekam Aalto wieder einen um in Bagdad. In Aalborg wurde man erst 14 für bildende Kunst. Er malte, zeichnete, schuf Museumsauftrag. Für das Kunstmuseum von Jahre später 1972 mit dem Bau fertig. Das Skulpturen und betonte sowohl in seinen Schrif- Nordjylland wurde 1957 ein nordischer Architek- Museum für Bagdad blieb gänzlich unrealisiert, ten und Reden als auch in seiner Architekten- turwettbewerb ausgeschrieben. Gemeinsam mit genauso der Bau für Wiljam Lehtinens Privat- praxis die Verbindung zwischen Architektur und seinem früheren Mitarbeiter Jean-Jacques Baruël sammlung in Kuusisaari, Helsinki 1965 und das bildender Kunst. Er hatte zudem zahlreiche Freun­ und mit Elissa Aalto bekam Alvar den ersten Preis. Kunstmuseum für Shiraz in Iran von 1970, die de unter Künstlern. Göran Schildt behauptet, dass Nach Göran Schildt war dieser der erste und beiden letzten Vorhaben erreichten nur ein Skiz- Kunstmuseen jenen menschlichen Ansprüchen letzte Wettbewerb an dem Aalto mit ganz gleich- zenstadium. Jyväskylä, die privilegierte Schulstadt dienen, die für Alvar Aalto wesentlich waren. Er wertigen Partnern arbeitete. Göran Schildt hat in Aaltos, besitzt zwei Museen von seiner Hand, meint, dass Aalto mit einem grösseren Interesse einer seiner Schriften erzählt, dass Aalto knapp Mittelfi nnlands Museum von Jahre 1961 und Museen plante als andere ähnliche Bauten, weil vor der Abgabe an Grippe erkrankte. Elissa und das Alvar Aalto-Museum, das 1973 fertiggestellt ihm der menschliche Kontakt wichtig war und Jean Jacques Barüel reisten nach Kopenhagen und wurde. weil er, im Grunde Anarchist, nicht der Macht, zeichneten in Eile die Pläne fertig. Die eigentliche der Hierarchie oder dem Gesetz besonderes Planungsarbeit nach dem Wettbewerb begann Ausstellung als Lernprozess Vertrauen schenkte. 1963 mit einem erweiterten Raumprogramm und Während seiner Karriere plante Aalto auch zahl- das Museum konnte 1972 eingeweiht werden. reiche Ausstellungsbauten, die man gewissermas- Tallinn 1937, in Sand gezeichnet Wie in Tallinn ist die Raumordnung auch in sen als Verwandte der Museen betrachten kann. Die Raumanordnung in Aaltos Entwurf für Tallinns Aalborg offen und „elastisch“. Die Ausstellungs- Die Aufgabenstellung ist ähnlich. Einer der wich- Kunstmuseum ist offen und „elastisch“. Ein be- räume sind um eine Hauptaula angeordnet, die Museumsbauten ist das Licht, das Aalto immer besonders aufmerksam berücksichtigt hat. Colin St. John Wilson erklärte in seinem Referat im ersten Alvar Aalto Symposium 1979: „Aalto weiss wie das Licht von flimmernden Wasser gespiegelt auf dem Yachtdeck tanzt – und versucht es in den Oberlichten des Kunstmuseums in Aalborg zu verwirklichen, von denen er selbst sagte: „Licht ist für eine Kunstgalerie was die Akustik für einen Konzertsaal ist.“ In vielen Fällen hat Aalto das Licht als raumbildendes Element ver- wendet und mit Hilfe des Beleuchtungssystems verschiedenartige Ausstellungsräume geschaffen. Die Lage und die Lichtlösung sind oft die wich- tigsten Faktoren, die die Formstruktur des Ge- bäudes beeinflussen. Lichtvariationen im Kunstmuseum Aalborg Die Eingangshalle ist in Aaltos Plänen meist ein geräumiger, zentraler Raum, in dem der eine klare Verbindung zu den Abteilungen hat. im Grundriss als auch im Aufriss. Die islamische Betrachter sofort einen Überblick über die Raum- Der Umgang führt am Ende zum Ausgangspunkt Revolution ist dazwischen gekommen und das folge erhält. Der Ausstellungssaal ist als ein am Haupteingang zurück – in Tallinn war die Museum ist nur als Entwurf zu bewundern. grosszügiger, einheitlicher Raum gelöst, den man Ausstellung ja hauptsächlich um einen offenen mit flexiblen Wänden nach Bedarf teilen kann. Innenhof angeordnet. Neben dem Museum ist Die Museen in Jyväskylä Solch ein weiter, einheitlicher Innenraum wurde ein von Mauern umgebener Hof für Skulpturaus- Das Museum von Mittelfi nnland wurde schon in den 1950´er Jahren eine allgemeine Tendenz stellungen gelegen. Das kleine Amphitheater 1931 gegründet, aber bekam erst 30 Jahre später in den Museen. dient als Ort für diverse Vorstellungen. Dieses das eigene Gebäude für die inzwischen gewach- Aalto hat nicht viel über Museumsplanung Thema erscheint in Aaltos Architektur seit den senen Sammlungen und Wechselausstellungen. geschrieben, aber in seiner Aussage über die New 50´er Jahren und wurde, allerdings in grösserem Das steil in Richtung Jyväsjärvi abfallende dreiec- Yorker Weltausstellung erläutert er im Allgemei- Masstab, das erste Mal in Otaniemis Auditorium kige Grundstück liegt im „Rosenpark“ unterhalb nen seine Beziehung zur Planung der Ausstellun- verwendet. der Pädagogischen Universität von Jyväskylä. Die gen, beziehungsweise der Museen: Für den Bau wurden verschiedene Tageslicht- Form des Grundrisses wird von dem Vorsatz, den „Jeder von uns weiss, was man unter Aus- systeme entwickelt, in denen der Einfallswinkel natürlichen Baumbestand möglichst zu schonen, stellungsermüdung versteht. Wenn wir ihr Wesen und die Richtungswandel des Lichts nach Jahres- bestimmt. Das Auditorium hat eine hölzerne näher erforschen möchten, würden wir feststellen, zeiten berücksichtigt werden. Durch die wech- Wellendecke, die Aalto zum ersten Mal in der das sie aus der Wirkung zweier Toxine besteht. selnde Beleuchtung bekommen die Ausstellungs- Bibliothek von Viborg verwendete. Sie ist teils von physischer, teils von psychologi- räume jeweils einen anderen Charakter. Für die 1966 wurde in Jyväskylä eine Gesellschaft scher Natur. Die physische Müdigkeit kann man Abschirmung des direkten Tageslichts wurde gegründet – „Alvar Aalto-Museoseura, Jyväskylän mit einer richtigen Grundrissplanung der Ausstel- eine Lösung verwendet, die schon im Finnischen Taidekokoelmat ry.“– mit dem Ziele ein Kunst- lung und mit mechanischen Hilfsmitteln eliminie- Pavillon in Venedig 1957 getestet worden war. museum in der Stadt zu bekommen. Die Stadt ren, jedoch mit den letztgenannten weniger, weil Jyväskylä schenkte das Grundstück und die sie leicht das psychologische Ermüdungsphäno- Baghdad und Shiraz Pläne wurden Anfang 1969 bei Alvar Aalto be- men steigern. Die Frage der psychologischen 1958 entwarf Aalto noch ein zweites Museum. stellt. Nach einer Reduzierung des Raumpro- Ermüdung ist ihrerseits mit einem Missbrauch der Das Kunstmuseum für Baghdad war ein Teil des gramms fand die Eröffnung erst 1973 statt. Das Formensprache verbunden. Ein Übermass des Stadtbauprogramms, wozu die dortige Regierung Gebäude liegt direkt unterhalb des Museums von Dekorativen – ob in dem Gebäude oder in der Alvar Aalto zusammen mit Frank Lloyd Wright, Le Mittelfinnland im selben Park. Der asymmetrische, Ausstellungstechnik – verursacht ein schnell er- Corbusier, u.a. eingeladen hatte. grosse Ausstellungssaal kann mit flexiblen Wän- müdendes Phänomen anstatt den Betrachter zu Wegen der politischen Umständen wurden aber den geteilt werden. Im hinteren und zugleich stimulieren.“ weder das Museum noch andere Bauten des höchsten Teil des Raums ist die Wand mit natur- Übersetzung Risto Parkkinen Programms realisiert. farbenen Kieferleisten verkleidet – im Andenken Für das Museum von Shiraz wurde Aalto vom an die New Yorker Weltausstellung. Die „Polarlichtwand” in New York Schah Reza Pahlevi und der Schahin Farah Diba beauftragt, die selbst Architektur studiert hatte. Aaltos Museumsthemen Der Entwurf zeigt als einziges Aalto-Museum Obwohl nur drei von Aaltos Museen realisiert eines seiner Lieblingsthemen, den Fächer, sowohl wurden, sind die Entwürfe interessante For- schungsobjekte, die über die Wiederkehr von Aaltos Themen und über die Reifung der Lösungen Museum auf dem Hügel über Shiraz von einem Projekt zum anderen erzählen. Den Entwurf für das Kunstmuseum Tallinn kann man als eine sehr wichtige Arbeit für Aaltos Architektur betrachten, der eine Grundlage für manche spä- tere Museumspläne setzte und umfassend Aaltos eigene Architektur beeinfl usste. In einigen auslän­ dischen Museen fi ndet man Tallinns Lösung mit gestuften Ausstellungsetagen entlang einer Er- schliessungsachse. Ein wesentlicher Planungsfaktor in den Aalto und Jean-Jacques Baruël: „Ein Bauwerk des Lichtes“ von Christoffer Harlang aus: Nordjyllands Kunst- museum – Aalto & Baruël, Fotograf : Hélène Binet, herausgegeben von Fonden til udgivelse af Arki- tekturtidsskrift B

Nordjyllands Kunstmuseum ist das Ergebnis aus dem Wettbewerbsprojekt von 1958, entworfen von dem dänischen Architekten Jean-Jacques Baruël (*1923) in Kooperation mit Alvar Aalto (1898–1976) und seiner Frau und Kollegin Elissa (1922–1994). Diese Zusammenarbeit und der Bau Kunstmuseum am bewaldeten Hang des Museums müssen auch aus der Sicht von Jean-Jacques Baruël’s Tätigkeit von 1948–1952 feldern und offenen talwärts strömenden Bächen. Baruël und Aaltos Einfluss in Aalto’s Büro in Helsinki betrachtet werden. Gerade dieser Entwurf zeigt architektonische Auch wenn das Museum in Aalborg eine Gemein- Themen, die in Alvar Aaltos Werk in Variationen schaftsarbeit ist, darf man nicht den Anteil von Baruël, Aaltos Partner zu Beginn der 50er Jahre immer wieder auftreten. Jean-Jacques Baruël unterschätzen. Schließlich Schon vor dem Aalborg-Projekt hatten sich Alvar Unter diesen Projekten ist das berühmte, in wurden das Wettbewerbsprojekt 1958, wie auch Aalto und sein junger Kollege in Dänemark ge- vieler Hinsicht vorbildliche, Rathaus in Säynätsalo,­ die anschließende Entwurfsarbeit und die Ausfüh- meinsam an einem Architektenwettbewerb be­ wo kompakte Baukörper in rotem Ziegelmauer- rungspläne bis zur Eröffnung des Hauses in 1972 teiligt und zwar 1951 mit dem preisgekrönten werk und der Ratssaal mit kräftig geneigtem in Baruëls Atelier in Kopenhagen gezeichnet. Wenn Projekt für eine Kapelle und einen Friedhof in Pultdach einen Gartenhof umstehen, der sich auch das Projekt in der allgemeinen Vorstellung Lyngby-Taarbæk bei Kopenhagen. zugleich über „Grasstufen“ in freien Terrassen in immer Alvar Aalto zugesprochen wird, dann sicher- Dem Erfolg des Wettbewerbsprojektes für die umgebende Landschaft öffnet. lich nicht, weil er vielleicht am Zeichenbrett gear- Nordjyllands Kunstmuseum folgte 1962 die ge- Es sind die freien Formen, die Aaltos Univer- beitet hätte, sondern vielmehr wegen seiner Be- meinsame Teilnahme an einem anderen Wettbe- sum symbolisieren, der Natur ganz nahe, wie deutung im architektonischen Verständnis von werb in Dänemark einer Kirche in Humlebæck in eine poetische Studie über das Aufeinandertreffen Jean-Jacques Baruël. Das Gebäude reflektiert den Nordseeland. Noch 1972 engagierten sich Alvar von Geometrie und Natur. Es entfaltet sich der Geist Alvar Aaltos gleichermaßen wie es ein selb- Aalto und Jean-Jacques Baruël in Partnerschaft für private Raum des Hofes in die Strenge des öf- ständiges Werk von Baruël ist. Beispielsweise ist ein Bankgebäude in am Main, welches fentlichen Raumes, beispielsweise einer Straße. das Gebäudeensemble der Handelshochschule in aber über die Skizzenform nicht hinauskam. So sind auch das Aufeinandertreffen von Archi- Sonderbørg, deren Entwurf Baruël in einem offenen tektur und Natur eines der Themen des Sommer- Architektenwettbewerb in 1961 gewann und in Wettbewerb Lyngby hauses der Familie Aalto auf Muuratsalo 1952– den Jahren 1964–1968 ausführte, ein feines Aaltos und Baruëls Vorschlag für die Kapelle und 1953 – im Außenräumlichen wie in den Materi- Zeugnis für Baruël’s Loyalität gegenüber Aalto’s den Friedhof in Lyngby-Taarbæk zeigt einen Plan alien. Dieses kleine Haus schlägt den Bogen zum Architektursprache. Die grundsätzliche Entwurfs- mit niedrigen geradlinigen Mauern um ein recht- Projekt in Lyngby-Taarbæk – der Hof, das umge- disposition wie die Wirkung der Materialien und winkliges Planungsgrundstück – als Rahmen für bende Haus, die Dachform und last but not least diverser Details sind beeinflusst durch Alvar Aalto. die freie Komposition von Gebäuden und Höfen in die umschließende und zugleich mit Holzstäben In einem sehr schönen Haus in Vedbæk nahe Ko- einer außergewöhnlich schönen Parklandchaft. durchbrochenen Außenwände. Bedauerlicherwei- penhagen und in verschiedenen, unglücklicherwei- Diese nutzt die dramatische Hanglage des Ortes in se wurden Kapelle und Friedhof in Lyngby- se oft erfolglosen, Wettbewerbsentwürfen verfolg- der Form zweier Fächer mit terrassierten Gräber­ Taarbæk niemals realisiert. te Baruël bis in die 1980er Jahre von Aalto inspi- rierte Entwurfscharakteristika. Wettbewerb Lyngby – Friedhof und Kapelle Jean-Jacque Baruël hat in all seinen Werken durchgehend dem Licht und seiner Wirkung im Raum seine besondere Aufmerksamkeit zugewen- det. Im Rathaus von Nyköping in Schweden – in Kooperation mit Paul Niepoort – ist es die bau- lich rhythmische Struktur des Gebäudes, die das Licht im außerordentlich schönen Raum des Ratssaales kulminieren lässt. Dass sich die architektonische Welt eines berühmten Kollegen der Gegenwart mit einer solchen Überzeugung und Kraft im eigenen Werk – hier im œuvre von Jean Jaques Baruël – wi- derspiegelt, ist äußerst selten, besonders im 20. Jahrhundert. So bleibt die Frage, wieweit hat Jean-Jacques Baruël als Aaltos getreulicher Kol- lege und Freund zum architektonischen Werk des Meisters selbst beigetragen, auch wenn wir dieses stets als ausschließliches Werk von Alvar Aalto sehen.

Übersetzung aus dem Englischen: Asmus Werner Jahresversammlung 2008 der Alvar Aalto Gesellschaft in München Ältere und Neuere Architekturen im Vergleich

In Sand gezeichnet In der BMW-Welt

Es ist schon zur Gewohnheit geworden, dass die Allianz-Arena der Schweizer Architekten Herzog dete Dachlandschaft (16.000 m2!) der kürzlich Mitgliederversammlung der Alvar Aalto-Gesell- & De Meuron, fertiggestellt im Jahr 2005 nach fertiggestellten sogenannten BMW-WELT bewun- schaft im September stattfindet - und so war es 30 Monaten Bauzeit, ein Jahr vor der WM. Die dern. Diese Anlage wurde als „clean energy cloud” auch diesmal: als Tagungsort wurde München Struktur, mit 3 Rängen einzige dieser Art in von Coop Himmelb(l)au – das Wiener Büro, das gewählt, besonders auch, weil die Gelegenheit Deutschland, bietet Platz für 70.000 Zuschauer; nicht neu ist für solche Art von amöbenförmigen gegeben war, die von der TU München organisier- sie ist besonders wegen ihres Äusseren von In- Bauten – im Jahre 2007 fertiggestellt. Das riesen- te Ausstellung unausgeführter Bauten Aaltos mit teresse: mehr als 2700 Kissen in ETFE-Folie grosse Volumen (insgesamt 73.000 m3 auf 6 Ni- dem emblematischen Titel „In Sand gezeichnet” (immer nur zwei mit derselben Form) sind einzeln veaus) beherbergt ein komplexes Progamm: von in der zu besichtigen – mit einem Luftanschluss verbunden, damit sie der inneren Flanierzone erreicht man das interak- eine Neufassung der vom Alvar Aalto-Museum in immer mit dem richtigen Druck erhalten werden. tive Info-center, unterschiedliche Ausstellungs­ Jyväskylä vor einigen Jahren organisierten Ausstel- Eine Art Raumschiff, (unterdessen bestens be- flächen, Restaurants, Shops, und u.a. eine Black lung „Drawn in Sand”. Einige fleissige Mitglieder kannt) in den grellen Farben der einheimischen Box für Konzerte und Events. der Gesellschaft hatten sich schon zwei Tage vor Clubs belichtet, ist hier in der Nähe des mime- der Versammlung in der Pinakothek eingefunden, tisierten Müllbergs gelandet, auf dem ein riesiges Alvar Aalto und Sep Ruf um den Ausführungen von Esa Laaksonen, dem und etwas surrealistisches äolisches Rad in die Den Höhepunkt unserer Tagung bildete aber Direktor der finnischen Alvar Aalto-Academy, zu Höhe ragt. zweifellos der Nachmittag in der Pinakothek der folgen. In seinem Vortrag hat er vor allem Wert Moderne, die 2002 nach Plänen von Stephan darauf gelegt darzulegen, wie sich die jungen Hightech und Sonnenenergie Braunfels fertiggestellt worden ist, als logische finnischen Architekten vom reichen Erbe Aaltos, Zum Abschluss dieser Tour, die uns die Besichti- Ergänzung des sogenannten „Kunstareals Mün- seinen architektonischen Ideen, seinem Geist, gung einiger neuerer Bauten dieser dynamischen chen” – bestehend aus Alter und Neuer Pinako- seiner Lehre haben klug inspirieren lassen, im Stadt ermöglicht hat, haben wir dann als letzes, thek und eben aus diesen vier neuen Galerien, die krassen Gegensatz zu dem, was in Finnland in den unter strömendem Regen, die Highlight Business sowohl Kunst des frühen 20. Jahrhunderts, des zwei Jahrzehnten nach Aaltos Tod geschehen Towers von Helmut Jahn besichtigt – der auch an Designs und der angewandten Kunst beherbergen, war. der hiesigen TU studiert hatte, bevor er nach als auch das Architekturmuseum der TU München Chicago umsiedelte. Die vier Gebäude (erster Preis – unser eigentliches Ziel. Nach der Mitgliederver- Pfanzenwelt und Fussball im ausgeschriebenen Architekturwettbewerb) sammlung erwartete uns in dieser Abteilung die Am folgenden Tag hat uns unsere Sekretärin Riit- wurden zwischen 2002 und 2004 in 22 Monaten Ausstellung über Aaltos unausgeführte Projekten, ta Pelkonen zu einigen, in den letzten Jahren Bauzeit erstellt. Mit Panorama-Aufzügen haben die der Präsident der Alvar Aalto-Gesellschaft, Prof. realisierten Bauten in und um München geführt: wir mit einer Geschwindigkeit von 6 m/Sek. die W. Nerdinger (der auch Kurator der Ausstellung als erstes wurden die Gebäude der Swiss Re in letzte Etage erreicht, wo man uns die Entstehungs- war) im Detail erläuterte. Besonders interessant Unterföhring besichtigt, ausgeführt in den Jahren geschichte erläutert und komplett verglaste Ar- war das Material aus den finnischen Museen und 1999–2001 von den Architekten Bothe Richter beitsräume (die zwar nicht unbedingt von allen Archiven – ungefähr 20 Modelle, Erläuterungen, Teherani: es handelt sich dabei um eine Reihe Anwesenden bewundert wurden) gezeigt hat. Auf Bilder und vor allem mehr als 120 wertvolle Ori- administrativer Bauten, die auf allen Seiten mit 120 m Höhe haben wir dann mit einer etwas ginalzeichnungen – das die Ausstellung bereicher- unterschiedlichen Bepflanzungen „vergrünt” verregneten Aussicht auf die Stadtskyline und mit te. Aufschlussreich waren auch die Kommentare werden. Der Entwurf des „begrünten Gitters” einem Apéro den Tag abgeschlossen. Mit dersel- ehemaliger Mitarbeiter des Büro Aalto: Walter stammt von der amerikanischen Landschaftsarchi- ben Geschwindigkeit erreichten wir am nächsten Moser verglich Aalto mit einem „Orchesterdirigen- tektin und Künstlerin Martha Schwartz und dem Morgen den Aussichtskorb des genau vor 40 ten”, der unermüdlich von Tisch zu Tisch zu jeder Münchener Landschaftsarchitekten Peter Kluska Jahren erstellten und fast 250 m hohen Turmes Tages- oder Nachtzeit ging; für Leonhard Ott und ermöglicht aus jedem Fenster eine Sicht auf im Olympiapark. Von hier aus konnten wir dann waren die Skizzen, die Aalto den Mitarbeitern zur die mit der Jahreszeiten sich ändernden Farben das gesamte Areal mit den weltbekannten Segeln Weiterentwicklung übergab, schon in sich voll- der Vegetation. der Bedachung der Spielfelder und vor allem die ständig, mit der logischsten Lösung und mit einer Darauf folgte ein minuziöser Besuch der neue immense, mit Fotovoltaik-Paneelen verklei- unglaublichen Vorstellungskraft; während für Alice Birò, eine der ersten Frauen in Aaltos Büro, Am Schluss dieses intensiven Tages haben wir uns Klagemauer in München Baustellenbesuche mit Aalto besonders einleuch- dann im historischen Zentrum im typischen Hac- Für die ganz Treuen gab es dann am letzten tend waren. Auch die Renderinganimationen un- kerhaus getroffen, wo wir bei bayerischen Spezia- Morgen noch eine privat geführte Besichtigung ausgeführter Projekte, wie z.B. die Überbauung in litäten vor allem über die Zukunft unserer Gesell- der vor drei Jahren eingeweihten neuen Synagoge, Munkkiniemi-Haaga oder der Vogelweidplatz- schaft diskutiert haben. die sich klug ins jüdische Areal – bestehend auch Wettbewerb für Wien, ermöglichten eine klare aus jüdischem Gemeindezentrum und jüdischem Sicht in Aaltos urbanistische und räumliche Visio- Museum – einfügt. Die Verkleidung der Basis des nen, obschon dieses etwas unpersönliche Darstel- klaren Volumens mit grob geschnittenen Traver- lungsmittel mit den konkreten, tangiblen, jedoch tinplatten erinnert an die Klagemauer, und die immer menschlichen Vorstellungen des finnischen darausragende durchsichtige Uerberdachung aus Maestro etwas kollidieren. Parallel zu dieser Glas und Bronzestäben ruft, mit ihrem wiederhol- Ausstellung hatten wir auch Gelegenheit, die ten dreieckförmigen Muster, ständig den Davids- andere interessante Architekturausstellung „Mo- stern hervor. Im Innern bildet dann die mit Ze- derne mit Tradition” über Sep Ruf (1908–1982) dernholz verkleidete Gebetshalle einen vollkom- zu besichtigen, ebenfalls von unserem Präsidenten menen Raum, der nur von oben durch das Bron- ausführlich kommentiert. Sep Ruf, dessen hundert- zegitter beleuchtet wird. Ein eindrückliches und ster Jahrestag seiner Geburt gefeiert wurde, war sauber gelöstes Projekt von drei nicht-jüdischen – nachdem er das Studium an der TU München Architekten aus Saarbrücken (Wandel Hoefer abgeschlossen hatte – Architekt mit grosser Be- Lorch) die den Wettbewerb 2001 gewonnen gabung, aber etwas unverstanden. Mittels zahl- hatten – und gleichzeitig der Abschluss einer sehr reicher graphischer und fotografischer Unterlagen interessanten Tagung. Die nächste Mitgliederver- und sehr genau ausgeführten Holzmodellen ist sammlung ist für Herbst 2009 in Aalborg (DK) sein Schaffen (durch eine Selektion von ca 30 geplant. seiner Projekte zwischen den 30er und den 80er Michela Mina Guggiari Jahren) ausführlich erläutert worden und hat die zahlreichen Fachleute durch seine klare Expressi- vität fasziniert. Synagoge

Auf Wiedersehen in Aalborg

Kunst und Kümmel – St. Budolfi-Domkriche – erbaut im 14. Jhdt. Limfjord von der Altstadt auch direkt zugänglich Aalborg, Dänemarks viertgrößte Stadt nach Ko- Umbauten in der Renaissance und im Barock, sein wird. penhagen – Århus – Odense, nicht mehr klein, mit Renovierungen um 1900 und heute mit außer- bald 200.000 Einwohnern noch nicht sehr groß, gewöhnlich guter Konzertakustik gesegnet. Utzon Center aber sympathisch überschaubar. Hoch oben in – Jens Bang’s Stenhus – Dänemarks größtes Hier entstand in den vergangenen Jahren das Jütland am Limfjord gelegen, an dessen engster und schönstes Bürgerhaus der Renaissance Utzon Center – das erste Gebäude einer Kette von Stelle, war Aalborg im frühen Mittelalter eine 1623–24 (Innenausstattung!) zukünftigen kulturellen Einrichtungen auf der Wikinger-Siedlung, später ein Mittelpunkt der Promenade. Fischerei – Limfjord-Produkte sind auch heute – Rathaus aus der Zeit des späten Barock Das Utzon Center pflegt zuvorderst das noch begehrte Fischspezialitäten aus der Region – Jørgen Olufsen Gård – ein Kaufmannshof von Andenken an das Werk des großen Sohnes der – und wurde in der Neuzeit zu einem wichtigen 1580–1616 Stadt Aalborg, Jörn Utzon, ist aber auch ein Industrieellen Standort. Mit Werften, Zement- und – Ålborghus – Festung und Königliches Schloss Zentrum der Architektur und ihrer verwandten Tabakfabriken. Schließlich sind es die Aquavit- aus dem 16. und 17. Jhdt. Künste für Ausstellungen, Vorträge und vieler­- Kümmel-Schnäpse, die Aalborg weltberühmt lei andere kulturelle Aktivitäten. Neben Nordjyl- machten. – Heligåndskloster – das Heiliggeistkloster aus lands Kunstmuseum ist das Utzon Center ein Fast ebenso weltberühmt sind aber auch das dem 15. Jhdt. usw. weiterer Höhepunkt unseres Treffens im Septem- Nordjyllands Kunstmuseum von Alvar + Elissa Und für die Freunde der Wikinger bietet das ber 2009. Aalto und Jean-Jacques Baruël, dann der in Historische Museum viele interessante Exponate, Asmus Werner Aalborg geborene dänische Architekt Jörn Utzon, aber noch mehr bietet die Landschaft nördlich Kunst und Museum dem wir u.a. Werke wie das Opernhaus von des Limfjords, z.B. das Wikinger-Gräberfeld Sydney zu danken haben und nicht zuletzt ist es auf Lindholm Höje bei Nørresundby mit seinen der Ruf Aalborgs, ein weit über Dänemarks fast 700 Gräbern aus der Zeit von 800–1000 Grenzen hinaus bekanntes Kneipen-, Restaurant- n. Chr. und Szeneviertel zu haben. Am nördlichen Rand der Altstadt, am Ufer des Limfjords, wird augenblicklich die frühere Altstadt und Limfjord Hafenkante zu einer städtischen Promenade Die Altstadt selbst, in Teilen auch die Fußgänger- umgebaut. Die Arbeiten sind inzwischen so weit zone, bietet bedeutende historische Bauwerke, u.a. fortgeschritten, dass im Sommer 2009 die Stadt die wieder unmittelbar am Wasser liegen und der Reisetips Ausstellung auf Tour

Aalborg war im Sommer 2008 auf diesen Wegen „In Sand gezeichnet” – eine Ausstellung über Objekte aus Holz – Material, das Aalto selbst zu erreichen: nicht realisierte Entwürfe von Alvar Aalto wurde sein Leben lang bevorzugt und vorbildlich in 1. Mit der Bahn – IC – direkt von Kopenhagen in im Sommer von 12. Mai bis 5. Oktober 2008 in seinen Bauten und Möbeln verwendet hatte. ~ 3,5–4,5 h und zu jeder Stunde. der Pinakothek der Moderne in München dem Verständlicherweise schleichen Spuren von Aaltos 2. Mit der Bahn – ICE + R – von Hamburg in Publikum vorgestellt. Professor Dr. Winfried Ner- Pionierwerk in die Arbeiten der jungen Kollegen ~ 6,5 h mehrmals täglich, aber mit Umsteigen dinger holte die vom Alvar Aalto-Museum 2002 und sie verbinden die zwei Ausstellungen ganz und kostet z.Zt. 125 € Hin-und Rückfahrt (ohne zusammengestellte Ausstellung nach München, eigenartig. Durch Bemühungen von Konsul Egon Ermäßigungen) und die Teilnehmer der Jahresversammlung von Presoly ergab sich eine Möglichkeit beide Aus- 3. Mit SAS von Kopenhagen mehrmals täglich. Alvar Aalto Gesellschaft hatten im September stellungen zusammen auf eine Tour in die Københaven–Lufthavn hat direkten IC-Anschluß Gelegenheit sie unter seiner einleuchtenden Füh- österreichischen Universitätstädte zu schicken, zu 1. Kopenhagen wird von allen größeren rung zu besuchen. und dies erfüllt treffend den von der Alvar Aalto Flughäfen in Deutschland, Österreich und der Der Plan unseres Vorstands war die Ausstel- Gesellschaft geäusserten Wunsch, Aalto und sein Schweiz erreicht. lung nachher nach Österreich und in die Schweiz Werk der heranwachsenden Generation näher zu 4. Nach Aalborg–Lufthavn fliegen SAS und Ster- zu bringen. Als sie von der TU-Wien zunächst bringen. Man kann hoffen, dass beide Ausstel- ling-Airways auch von London und Paris angenommen wurde, lag dort eine andere Aus- lungen voneinander profitieren, da sie wechsel- 5. Auf der Autobahn – durchgehend bis Aalborg stellung schon in Vorbereitung. Die Ausstellung seitig Publikum mit verschiedenen Interessen – sind es von Hamburg ~ 450 km und von „Wood with a Difference“ wurde von den Stu- anziehen. Der Terminkalender für Österreich ist Kopenhagen ~ 420 km. denten unter Leitung der Professoren Dörte bereits festgelegt: TU-Wien war schon 24.11. bis 6. Schließlich gibt es noch eine 4xwöchentliche Kuhlmann und Kari Jormakka ausgearbeitet und 12.12. 2008, TU-Graz 8.1. bis 28.2.2009. Archi- Busverbindung mit euro-lines durchgehend von die Veranstalter kamen auf die glückliche Idee tektenkammer Salzburg kommt im März und Hamburg nach Aalborg. Sie dauert ~ 7,5 h und beide Ausstellungen zu kombinieren – die nicht Fachhochschule Bregenz im April 2009. Im An- kostet z.Zt. 73 € Hin- und Rückfahrt. realisierten Entwürfe von Alvar Aalto mit den schluss wandert die Doppelausstellung voraus- gegenwärtigen Bauten der jüngeren finnischen sichtlich weiter in die Schweiz. Allemal lohnt sich auf der langen Reise auf Schie- Kollegen. Einerseits Freihandskizzen des Meisters, Risto Parkkinen ne oder Straße auch ein Zwischenstop in Århus. andererseits realisierte oder im Bau befindliche Dort sind das Rathaus (1938–1941) von und die Universität (1932–1958), ent- worfen von den Architekten C.F. Møller, Povl Stegmann und Kay Fisker, mehr als sehenswert Alvar Aalto-Medaille und von großer Bedeutung für das Verständnis und das Bild der modernern Architektur in Däne- an Tegnestuen Vandkunsten mark. Das Rathaus (übrigens nur 10 Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt) und die Gebäude auf Die seit 1967 zum 10. Mal verliehene Alvar Aalto- Vandkunstens Arbeit setzt fort und kultiviert dem Universitätscampus lassen zwar noch deutlich Medaille, ging an das dänische Architekturbüro Aaltos ideelle Erbe“, begründete die Jury. die architektonischen Vorstellungen der Interna- Tegnestuen Vandkunsten, zum ersten Mal an eine Die von Alvar Aalto selbst entworfene Me- tionalen Moderne erkennen, aber sind zugleich Architektengruppe. Das Büro, das sich in den daille wird jedes fünfte Jahr von folgenden fin- sehr überzeugend beste Beispiele der eigenstän- vergangenen 40 Jahren besonders in Wohnungs- nischen Instanzen verliehen: Unterrichtsministe- digen Skandinavischen Moderne des 20. Jahrhun- bau profiliert hat, ist „ein Link, das die besten rium, Architektenverband Safa, Architekturmuse- derts. Der Besuch lohnt sich. Traditionen der nordischen Wohlfahrtsgemein- um, Gesellschaft für Baukunst und Alvar Aalto- Asmus Werner schaft und der nordischen Architektur vereint. Stiftung.

11. Internationales Alvar Aalto Symposium 7.–9. August 2009 in Jyväskylä, Finnland ALVAR AALTO AKATEMIA Tiilimäki 20, 00330 Helsinki, Finland, www.alvaraalto.fi

Die Referenten des Symposiums: Yrjö Haila, Saija Hollmén, Jenni Reuter, Helena Sandman, Juhani Pallasmaa, Olavi Koponen, Finnland 20mm KONE logo BLACK Anne Heringer, Österreich Geir Tore Holm, Norwegen Patama Roonrakvit, Thailand Maurici Pezo, Sofia von Ellrichshausen, Chile Bijoy Jain, India Alexander Brodsky, Russland Francis Kéré, Burkina Faso Dan Rockhill, USA