Heinrich Heine

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Heinrich Heine Katholische Universität Eichstätt Wintersemester 2000/2001 Examenskurs NDL Dozentin: Dr. Agnes Kornbacher-Meyer Verfasser: Cornelia Eberhard, Kathrin Stadler (13.12.1797 – 17.02.1856) I. Das Junge Deutschland 5 Kriterien zur Bestimmung literarischer Gruppen nach Norbert Fügen „Hauptrichtungen der deutschen Literatursoziologie“: 1. eine die Geschlossenheit der Gruppe symbolisierende Benennung im Frühjahr 1933 erstmaliges Auftreten der Bezeichnung in Briefen, Rezensionen und Texten allgemeine Gattungsbestimmung statt genau umrissener Selbstbezeichnung altdeutsch = Ansätze zur Wiederherstellung alter deutscher Ideale des Mittelalters jungdeutsch = auf die Zukunft gerichtete Erneuerungsbewegung der jüngeren Generation größte Publizität durch den Bundestagsbeschluss vom 10.12.1835, mit dem das Junge Deutschland verboten wird Verbot von Heinrich Heine, Karl Gutzkow, Heinrich Laube, Ludolf Wienbarg, Theodor Mundt, da diese Autoren vorgeworfen wird „in belletristischen, für alle Klassen von Lesern zugänglichen Schriften die christliche Religion auf die frechste Weise anzugreifen, die bestehenden sozialen Verhältnisse herabzuwürdigen und alle Zucht und Sittlichkeit zerstören Bundestagsbeschluss vom 10.12.1835 Verwarnung an den Hoffmann und Campe Verlag als den Hauptverlag der jungdeutschen Literatur 2. die Anerkennung eines lebenden Führers oder Vorbildes Heinrich Heine und Ludwig Börne als Vorbild: Heine im lyrisch-reiseliterarischen Bereich, Börne im Bereich der zeitkritischen Journalistik beide Autoren veröffentlichten schon in den 20er Jahren wesentliche Paradigmen jungdeutscher Literatur: („Buch der Lieder“, „Reisebilder“, Aufsätze) zunächst freiwillige, später erzwungene politische Emigration nach Paris beider Autoren altersmäßiger Vorsprung gegenüber den Jungdeutschen „ ‚Vorwärts!‘ dies ist auch das Losungswort der neuen jungen Deutschen und es spricht sich aus in unserer jüngsten Literatur, welches sich eben dadurch von der romantischen, wie von der goetheschen Schule, so sehr unterscheidet. Das junge Deutschland offenbart sich eben durch diese neue Literatur; denn das Wort geht der Tat voraus, wie der Blitz dem Donner. Das junge Deutschland, das große heilige Vaterland das wir so sehr lieben und wofür wir Tod und Spott und sogar Verbannung erleiden wollen, es existiert freylich bis jetzt nur in einigen wenigen Herzen“ (Romantische Schule) 3. eine in der Regel nur für die Produkte der Gruppenmitglieder offene Zeitschrift L. Börne: „Die Waage“ K. Gutzkow: „Forum der Journalistik“ und „Phönix“ T. Mundt: „Literarischer Zodiakus“ und „Dioskwen“ Wienbarg: „Deutsche Revue“ (nach dem ersten Heft verboten Junge Deutschland als journalistische Bewegung, die durch publikumswirksame Medien Einfluss auf die öffentliche Meinung ausüben will von 1830-1835 Dominanz der Bewegung am Zeitschriftenmarkt 4. eine außerhalb der Gruppe stehender Gegner Prinzip der Restauration mit der Wiederherstellung nicht nur älterer staatlicher, sondern auch literarisch, kultureller und religiöser Vorstellungen als Gegner 5. die Unterwerfung der Gruppe unter ein gemeinsames ästethisches Ideal poetische Verarbeitung und Widerspiegelung politischer und kultureller Ereignisse als Ideal gemeinsames Ziel (Pressefreiheit, Gleichheit, Demokratie, Emanzipation der Frau, Trennung von Staat und Amtskirche) II. Kurzbiographie * 13.12.1797 in Düsseldorf, mit dem Namen Harry Heine 1807-1814 Lyceum in Düsseldorf (ohne Reifezeugnis) 1815-1819 kaufmännische Lehre; Bankrott des Kommissionsgeschäfts Harry Heine&Co. 1819-1825 Jura-Studium in Bonn, Göttingen und Berlin (mit Promotion) 28.07.1825 protestantische Taufe auf den Namen Christian Johann Heinrich Mai 1831 Umzug nach Paris ab 1848 Rückenmarksschwindsucht; Beginn der „Matratzengruft“ † 17.02.1856 Tod in Paris, Friedhof von Montmartre III. Heine in seiner Zeit Ablehnung der autoritären Mächte Monarchie und Kirche Anstrebung einer parlamentarisch-demokratischen Verfassung Verkündung des Endes der Kunstperiode (= unpolitische Literatur der Goethezeit) zugunsten der parteiischen Dichtkunst Konflikt mit staatlicher Behörde und den restaurativen, konservativen Kräften nicht nur Dichter im Dienste einer reinen, poetischen Schönheit, sondern Kämpfer „Ich bin das Schwert, ich bin die Flamme. Ich habe euch erleuchtet in der Dunkelheit und als die Schlacht begann focht ich voran in der ersten Reihe“ (1830) Schreiben als Dreifrontenkampf gegen Kommerz, Staat und Konkurrenz Mittler zwischen der deutschen und französischen Kultur (Philosophie in „ Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“ und „Die romantische Schule“ für Frankreich; politische Theorie in „Fränzösische Zustände“ für Frankreich) IV. Heines Werke allgemein; Originalausgaben in chronologischer Reihenfolge Gedichte (1822) Tragödien, nebst einem lyrischen Intermezzo (1823) (enthält: William Ratcliff; Lyrisches Intermezzo; Almansor) Reisebilder. Erster Theil (1826) (enthält: Heimkehr; Gedichte; Die Harzreise; Die Nordsee, erste Abteilung) Reisebilder. Zweiter Theil (1827) (enthält: Die Nordsee, zweite und dritte Abteilung; Ideen, Das Buch LeGrand; Briefe aus Berlin) Buch der Lieder (1827) Reisebilder. Dritter Theil. Italien (1830) (enthält: Reise von München nach Genua; Die Bäder von Lucca) Nachträge zu den Reisebildern (1831) (enthält: Englische Fragmente; Die Stadt Lucca) Französische Zustände (1833) Zur Geschichte der neueren schönen Literatur in Deutschland (1833) Vorrede zu Heinrich Heines Französischen Zuständen (1833) Der Salon. Erster Band (1834) (enthält: Französische Maler; Verschiedene; Aus den Memoiren des Herrn von Schnabelewopski) Der Salon. Zweiter Band (1835) (enthält: Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland; Neuer Frühling) De l’Allemagne (1835) Die Romantische Schule (1836) (erweiterte Neuausgabe von „Zur Geschichte der neueren schönen Literatur in Dtl.“) Der Salon. Dritter Band (1837) (enthält: Florentinische Nächte; Elementargeister) Ueber den Denunzianten. Eine Vorrede zum Dritten Theile des Salons (1837) Shakespeares Mädchen und Frauen (1839) Ueber Ludwig Börne (1840) Der Salon. Vierter Band (1840) (enthält: Der Rabbi von Bacherach; Gedichte; Über die französische Bühne) Neue Gedichte (1844) (enthält: Gedichte; Deutschland. Ein Wintermärchen) Deutschland. Ein Wintermärchen (1844) Atta Troll. Ein Sommernachtstraum (1847) Romanzero (1851) Der Doktor Faust. Ein Tanzpoem. Nebst kuriosen Berichten über Teufel, Hexen und Dichtkunst (1851) Vermischte Schriften (1854) (Band 1: Geständnisse; Gedichte. 1853 und 1854; Die Götter im Exil; Die Göttin Diana; Ludwig Marcus. Denkworte Bände 2&3: Lutezia. Berichte über Politik, Kunst und Volksleben) Lutéce. Lettres sur la vie politique, artistique et sociale en France (1855) V. Der Dichter Heinrich Heine 1. Heine - ein Romantiker? 1.1 Struktur des „Buch der Lieder fünf Hauptteile: Junge Leiden 1817-1821 Traumbilder Lieder Romanzen Sonette Lyrisches Intermezzo 1822-1823 Die Heimkehr 1823-1824 Aus der Harzreise 1824 Die Nordsee 1825-1826 Erster Zyklus Zweiter Zyklus zyklisch komponierte Lyriksammlung Volksliedstrophe mit ihrer variablen Metrik war formal prägend für das Buch der Lieder rund 140 von 237 Gedichten handeln von unglücklicher, unerwiderter und hoffnungsloser Liebe soll als Dokument für Heines abgeschlossene und überwundene dichterische Jugendphase gelten 1.2 Aufbau und Analyse der Loreley Die Heimkehr (1823-1824) II Loreley Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, Sie kämmt mit goldenem Kamme, Daß ich so traurig bin; Und singt ein Lied dabei; Ein Märchen aus alten Zeiten, Das hat eine wundersame, Das kommt mir nicht aus dem Sinn. Gewaltige Melodei. Die Luft ist kühl und es dunkelt, Den Schiffer im kleinen Schiffe Und ruhig fließt der Rhein; Ergreift es mit wildem Weh; Der Gipfel des Berges funkelt Er schaut nicht die Felsenriffe, Im Abendsonnenschein. Er schaut nur hinauf in die Höh. Die schönste Jungfrau sitzet Ich glaube die Wellen verschlingen Dort oben wunderbar, Am Ende Schiffer und Kahn; Ihr goldnes Geschmeide blitzet, Und das hat mit ihrem Singen Sie kämmt ihr goldenes Haar. die Lore-Lei getan. eröffnet den Zyklus Die Heimkehr im Buch der Lieder von Friedrich Silcher (1838) vertont; im 19.Jh. als Volkslied bekannt (wird noch heute im Ausland oft als DAS deutsche Volkslied zitiert) Rahmenbau, der die Erinnerung eines melancholisch gestimmten Sprechers an ein altes Märchen ausmacht sechs vierzeilige Strophen; dreihebig; unregelmäßig gefüllte Verse; wechselnde, kreuzweise gebundene, weibliche und männliche Reime in Tradition des Volksliedes Binnenteil mit balladesker Handlung Vorlage: keine volkstümlichen Quellen, wie z.B. bei Brentano, sondern wahrscheinlich aus Aloys Schreibers Handbuch für Reisende am Rhein (2. Auflage 1818) entnommen Heines Loreley hat keine magischen Kräfte; sie erscheint uns eher wie eine griechische Sirene, da sie nur durch ihren Gesang bezaubert; in einigen volkstümlichen Quellen hat die Loreley magische Kräfte und wird meist als Hexe oder Zauberin beschrieben durch die Einführung der Rahmenerzählung, die typisch für Heine ist, verdeutlicht er den Abstand zu dem rheinromantischen Stoff; dieses Gedicht zeigt auf charakteristische Weise Heines Nähe und Distanz zur Volkslied- und zur romantischen Tradition in NS-Zeit wurde das Lied als Volkslied propagiert, da Heine allerdings Jude war, wurde kurzerhand die Bemerkung „Verfasser unbekannt“ daruntergesetzt 1.3 Aufbau und Analyse des Gedichts „Wahrhaftig“ Junge Leiden (1817-1821) Romanzen XX Wahrhaftig Wenn der Frühling kommt
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