Ehre Geht in Die Luft

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Ehre Geht in Die Luft SWR 2 Künstlerisches Wort/Literatur SWR2 : Feature am Sonntag Redaktion : Gerwig Epkes/SWR 2 Regie : Gabi Schlag Sendung : 28.07.2013, 14.05 h – 15.00 h Ehre geht in die Luft Der Flufhafen Rangsdorf und seine Helden Von Gabi Schlag Sprecher: Frank Arnold Mario Hassert Produktions-Nr. : 1001999 Produktion : Autorenproduktion in Berlin am 8.;11. und 12. Juli 2013 Diese Kopie wird nur zur rein persönlichen Information überlassen. Jede Form der Vervielfältigung oder Verwertung bedarf der ausdrücklichen vorherigen Genehmigung des Urhebers . © by the author 1 ((Atmo Motorengeräusch Bücker Bestmann)) Sprecher 1 Berlin 1935. Gerade hat Reichsluftfahrtminister Hermann Göring die Gründung der Luftwaffe bekannt gegeben. Jetzt sucht er nach einem See, den er als Wasserflughafen für die olympischen Spiele ausbauen kann. Seine Wahl fällt auf Rangsdorf, eine kleine Gemeinde südöstlich von Berlin. Die anderen Berliner Seen sind zu belebt. Doch warum eigentlich nur ein Wasserflughafen? ((Atmo Bückermotoren)) Göring beschließt, auch gleich noch einen Landflughafen anzulegen, dazu ein Haus für den AERO-Club Deutschland, eine Reichsschule für Motorflug und ein neues Werk für Schul- und Kunstflugzeuge aufzubauen: Die Bücker Flugzeugwerke. (( Militärmusik geht über in )) ((Atmo Schritte Glasklirren, Laufen durch Gestrüpp)) O-Ton Alfred Bayer Wir betreten jetzt das Bückergelände, was ja 1936 gegründet wurde, und die Bückerbauten, die ersten Bauten wurden 36 hier gebaut, werden wir uns jetzt gleich alles angucken, welche Hallen, wo was gemacht wurde. Wo ich noch drum bitten würde, die Hallen nicht betreten, weil stark einsturzgefährdet, Scheiben können runterfallen oder so, dass wir immer ein bisschen Abstand nehmen und auch mal auf die Erde gucken, da liegen alte Nägel rum, alte Glasscheiben. Hier war das Büro von dem Bücker, da wohnt jetzt der Künstler drin, macht ganz gute Bilder. Original Bückerlogo, ist mal runtergefallen, Künstler hat Logo wieder aufgebaut. Originaleingang von den Werken. Das ist die Halle 1, die Montagehalle, da wurden die Flugzeuge zusammengebaut. O-Ton Siegfried Wietstruck 2 Die hab ich ja auch unter Denkmalschutz stellen lassen, das nehmen mir manche noch übel. Deshalb stehen auch noch die Bückerhallen, sonst wären die auch schon längst abgerissen. Alfred Bayer und Siegfried Wietstruck sind Mitglieder des Bückerflugzeugmuseums, am Rangsdorfer See. Siegfried Wietstruck hat dafür gesorgt, dass die Relikte des Flughafens unter Denkmalschutz gestellt wurden und er hat das Museum gegründet. Alfred Bayer ist aktiver Flieger, hat als einer der wenigen eine Sondererlaubnis, den ehemaligen Flughafen Rangsdorf mit den Bückerwerkshallen zu betreten. Die Hallen ragen als schwarze Gerippe anklagend gegen den grauen Himmel. Einzig die Kantine und die Bückervilla stehen unverzagt im Dreißiger Jahre Stil, originalrenoviert am Ursprungsort O-Ton Alfred Bayer Hier vor uns war die Kantine, hat man so gelassen. Da links oben ist das Bückerlogo wieder dranne. 1952 hat der das original wieder einbauen lassen. Heisst zwar Bückervilla, aber da hat der nie drin gewohnt, der hat in Berlin gewohnt. Sprecher 1 Inhaber der Bückerwerke ist Carl Clemens Bücker, ein fortschrittlicher Mann. Bereits Anfang der 30er Jahre hat er in Berlin-Johannisthal ein ansehnliches Werk für Schulflugzeuge mit 2000 Mann Belegschaft aufgebaut, bevor er nun nach Rangsdorf umzieht. Bücker baut die besten Schulflugzeuge der Welt. Helmut Lehmann – heute 85 - war bis 1944 Lehrling in den Bücker- Flugzeugwerken ((Atmo Bückermotoren, Werkstattgeräusche, Schraubenschlüssel etc.)) O-Ton Helmut Lehmann Also, hier war der Eingang zum Werk, dort war die Eingangskontrolle mit Stempeln usw., und links in diesem Gebäude dort war unsere erste Lehrwerkstatt. Und geradezu war unser Appellplatz, vor der so genannten Halle Eins, das 3 war die Produktionshalle, die Halle Eins, da haben wir jeden Morgen unseren Appell durchgeführt, Frühappell, ((Atmo Appell)) 20 Minuten so ca., und dann haben wir unsere Arbeit begonnen. Ich habe dann gearbeitet an dem Bü 181 Bestmann. Das war eine erstklassige Schulmaschine, zwei Sitze nebeneinander und ideal geeignet für die Ausbildung von Jagdfliegerpiloten, kann man sagen. Und natürlich nicht nur deshalb. Auch eben als Reiseflugzeug. Und mit dieser Maschine konnte sogar auch Kunstflug gemacht werden. ((Atmo Motorengeräusch Bücker Bestmann)) O-Ton Klaus Lewandowski Ich bin ja praktisch mit dem Geräusch der Hirth- Motoren der Bückerflugzeuge großgeworden, das war am Tag die Musik, die mir in den Kinderwagen gelegt wurde, es war hervorragend, und wenn einmal völlige Ruhe herrschte, dann war das Kleinkind, das ich damals war, schon unruhig und guckte an den Himmel, wo sind denn die, die hier sonst herumkurven. Klaus Lewandowski ist der Sohn eines Offiziers, der am Flughafen Rangsdorf für das Amt Canaris, den militärischen Geheimdienst, tätig war. O-Ton Karsten Hansen Man hörte von etwas Entfernung, vom Flugplatz die Flieger landen und starten, das ist übrigens auch ein nettes Erlebnis, was ich immer hatte, wenn meine beiden größeren Brüder in die Schule, die Volksschule in Rangsdorf gingen, dann legte ich mich auf den Rasen und guckte nach oben, und hab die Flugzeuge beobachtet, Karsten Hansen ist der Sohn des Widerstandskämpfers Georg Alexander Hansen, ebenso wie Claus Schenk Graf von Stauffenberg 1944 nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli hingerichtet wurde. 4 und seitdem hab ich schon immer eine gewisse Zuneigung zu der Luftfahrt, die ja damals noch nicht so ausgebaut war wie heute. Und wenn dann am Rangsdorfer Flughafen meinetwegen am Tag zwei, drei Flugzeuge ankamen, dann war ich schon zur Stelle, ich hörte schon die von weitem kommen, und die Ju 52, das Flugzeug, womit mein Vater auch oft geflogen ist, die hatte ja einen ganz besonderen Klang. ((Motorengeräusch Ju 52)) O-Ton Klaus Lewandowski Ein Unternehmer, der Flugzeuge bauen wollte, der konnte das kurz nach dem Ersten Weltkrieg nicht aufgrund des herrschenden Verbotes. Mit dem Konstrukteur Anders Andersson hat Clemens Bücker diese Doppeldeckerfertigung in Berlin-Johannisthal in Provisorien ins Leben gerufen. Sie waren in aller Welt beliebt. Sie waren einfach konstruiert, sie waren optimal aerodynamisch ausgeformt, sie hatten eine hohe Festigkeit und waren deswegen für den Schulbetrieb ebenso angesagt wie für den Kunstflug. Insbesondere der Typ Bü 133 Jungmeister galt bis lange nach dem 2. WK als weltbestes Kunstflugzeug. Sehr wendig um alle drei Achsen, sehr gut steuerbar und ausreichend motorisiert mit dem Siemens SH14 Sternmotor, luftgekühlt. Und er setzte also Maßstäbe insofern, dass bis nach Amerika diese Maschine nicht nur damals, sondern auch heute noch geflogen wird, und nach dem Krieg noch Kunstflugmeisterschaften mit dieser Maschine gewonnen werden konnten ((Atmo Menschenmenge klatscht)) Und der Kunstflug spielt eine große Rolle, Mitte der Dreißiger, als man - nach der großen Schlappe des ersten Weltkriegs - endlich wieder fliegen darf. ((Musik George Autheil, Ballett Mecanique)) 5 Die Fliegerei begeistert jung und alt, Mann und Frau, die Fliegerinnen wie Elly Beinhorn, Luise Hoffmann, Liesel Bach, Vera von Bissing sind in aller Munde und sehr bald macht auch eine junge Frau von sich reden, die später als Beate Uhse Geschichte schreiben wird. Beate Uhse, damals noch Köstlin, ist eine der wenigen weiblichen Praktikanten des Flugzeugbauers Bücker auf dem Flughafen Rangsdorf. Schon als kleines Mädchen ist das Fliegen ihre große Leidenschaft, und dann bekommt sie ihre Chance, wie sie in einem Interview des SWR 1998 erzählt O-Ton Beate Uhse 18:40 (….) so treibt man sich herum, immer auf dem Flugplatz, (…) und hofft dass man mal hier einen kleinen Auftrag kriegt, das zu fliegen und hier mit einem Gast zu fliegen und da mal schnell einen Werkflug zu machen. Da hatte ich großes Glück. Ich arbeitete als Praktikantin bei den Bücker-Flugzeugwerken, (…) Dann habe ich drei Monate in der Lehrwerkstatt gearbeitet und nachdem ich das gemacht habe, kam ich von Abteilung zu Abteilung, war zum Schluss in der Montageabteilung in der Einfliegerei. Dann fehlte ein Pilot, weil wir einen Riesenauftrag nach Japan hatten und der Chefpilot dann mitging, dann sagten sie, ehe wir für drei Monate einen neuen anstellen, wir haben doch so eine kleine Praktikantin, die kann doch fliegen und die einfachen Sachen kann sie doch machen. Glück muss man haben. Die allgemeine Kunstflug- und Filmbegeisterung lässt immer mehr Fliegerfilme aus dem Boden sprießen und Beate Köstlin – nunmehr Uhse, sie hat mal kurz ihren Fluglehrer geheiratet – hat erneut Glück. Als eine Filmfirma bei Bücker anfragt, ob er einen Piloten hätte, der ein Flugzeug am Boden rollen und es fliegen könne, während die Schauspieler hinten die tollen Burschen markierten, fällt dem die kleine Praktikantin ein. Weil sie so klein ist und sich gut auf dem Pilotensessel unsichtbar machen kann. Sie dreht dann 1940 den Propagandafilm „Achtung, Feind hört mit“ als Double für René Deltgen und 1938 „D III 88“. ((Atmo Filmausschnit „Achtung, Feind hört mit“)) 6 Wer flog oder gar ein Flugzeug besaß , war ein Ritter der Lüfte und hatte den Nimbus des Abenteurers. So wie Heinz Rühmann, der seine Flugausbildung bereits 1930 abgeschlossen hatte. Der erfolgreiche Schauspieler hatte mehrere Flugzeuge in Rangsdorf stehen und weilte oft im AERO Club direkt am See, wo er mit seiner Maschine fast bis an die Terrasse rollen konnte. Hier warteten die schönen Frauen reihenweise auf den Tausendsassa, der mit dem Film „Quax der Bruchpilot“ sein Fliegerimage auch im Krieg zu pflegen
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