Der Pfälzische Gauleiter Josef Bürckel Und Das Verhältnis Von Regionalismus Und Zentralgewalt Im Dritten Reich

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Der Pfälzische Gauleiter Josef Bürckel Und Das Verhältnis Von Regionalismus Und Zentralgewalt Im Dritten Reich Der pfälzische Gauleiter Josef Bürckel und das Verhältnis von Regionalismus und Zentralgewalt im Dritten Reich Hausarbeit zur Erlangung des Akademischen Grades eines Magister Artium dem Fachbereich 16 (Geschichtswissenschaft) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz vorgelegt von Christian Lahr Vorgelegt am: 26. April 2000 von: Christian Lahr Kaiser-Friedrich-Ring 19 65185 Wiesbaden Referent: Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Altgeld Korreferent: Univ.-Prof. Dr. Winfried Baumgart 1 Inhaltsverzeichnis Seite 1. Einleitung..............................................................................................................1 2. Einheit und Vielfalt: Die Rolle der Regionen im Zentralismus................................................................6 2.1. Die Entdeckung der Regionalgeschichte in der in der geschichtswissenschaftlichen Forschung.........................................6 2.2. Möglichkeiten und Grenzen einer eigenständigen Regionalpolitik im NS-Staat..................................................................11 3. Machtstrukturen im Nationalsozialismus: Die Rolle der Gauleiter als Mittelinstanz zwischen Führung und Bevölkerung......15 3.1. Die Gauleiter vor der Machtergreifung..................................................15 3.2. Die Gauleiter im Dritten Reich..............................................................20 4. Das Leben eines Gauleiters und Machtpolitikers: Der politische Lebensweg Josef Bürckels............................................................25 5. Der ‘rote Gauleiter’: Josef Bürckel und der ‘Sozialismus der Tat’........................................................35 5.1. Die sozialistische Ideenwelt Josef Bürckels...........................................35 5.2. Propagierung, Durchführung und Ergebnisse einer eigenständigen Sozialpolitik.........................................................41 6. Josef Bürckel und die Pfalz: Regionalpolitik, Regionalismus und Identitätsstiftung..........................................50 6.1. Möglichkeiten und Grenzen einer eigenständigen Regionalpolitik..........50 6.2. Das Beispiel Weinstraße: Zwischen Werbeaktion, Realpolitik und völkischer Ideologie.......................................................................54 2 Seite 7. Besondere Aufgaben: Saargebiet, Österreich und Lothringen..............................59 7.1. Abstimmungserfolg im Saargebiet.........................................................59 7.2. Ein Pfälzer unter Pfälzern in Wien: Die Organisation des Anschlusses...65 7.3. Volkstums-Politik in Lothringen...........................................................70 8. Von der Pfalz zur Westmark: Bürckels Gaupartikularismus und der Traum vom eigenständigen Grenzgau.....................................................75 8.1. Eigenständige Verwaltung und Los von Bayern: Die Entwicklung 1933 bis 1939............................................................75 8.2. Realpolitik und Ideologie vereint: Mit dem Gau Westmark fast am Ziel....................................................82 9. Begrenzte Macht und gefährliche Konflikte: Innerparteiliche Rivalitäten und der Kampf gegen die SS....................................86 9.1. Bürckel und die NSDAP......................................................................87 9.2. Bürckels Verhältnis zur SS...................................................................91 10. Schlussbetrachtung...........................................................................................97 11. Abkürzungsverzeichnis....................................................................................105 12. Quellen- und Literaturverzeichnis....................................................................106 12.1. Quellenverzeichnis a) Ungedruckte Quellen..................................................................112 b) Gedruckte Quellen/Akteneditionen.............................................113 c) Zeitgenössische Periodika und Zeitungen....................................115 d) Zeitgenössische Darstellungen und Veröffentlichungen...............116 e) Erinnerungen..............................................................................118 12.2. Literaturverzeichnis...........................................................................119 3 1. Einleitung In den letzten Jahren bestimmten zwei geschichtswissenschaftliche Kontroversen die öffentliche Diskussion der Zeitgeschichte: Die sogenannte ‘Goldhagen-Debatte’ und die Auseinandersetzung um die Ausstellung ‘Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944.’ Ohne inhaltlich auf diese zum Teil hoch emotionalisiert ge- führten Kontroversen eingehen zu wollen1, zeigen diese aber zweierlei. Zum einen besteht in der Öffentlichkeit noch immer ein großes Interesse an der Geschichte des Nationalsozialismus, zum anderen hat vor allem das Interesse am Leben und Handeln der Akteure, der Menschen, zugenommen. Die Beschäftigung mit Personen, von der Geschichtswissenschaft lange Zeit als Relikt des Historismus abgelehnt, nimmt wieder zu. Sowohl für die untere Ebene2 als auch zur Führungsspitze erscheinen wieder ver- stärkt wissenschaftliche Biographien auf dem Buchmarkt3. Neben dem Ansatz, „[...] daß dem subjektiven Element wieder zu seinem wissen- schaftlichen Recht verholfen wird [...]“4 und dem Wunsch, mehr über die personelle Spitze des Dritten Reiches5, ihre individuelle Geschichte, ihre Persönlichkeiten und ihre 1 Zur Goldhagen-Kontroverse vgl. Daniel Jonah GOLDHAGEN: Hitlers willige Vollstrecker. Ganz normale Deutsche und der Holocaust. Berlin 1996. Zur inhaltlichen Diskussion: Julius H. SCHOEPS (Hg.): Ein Volk von Mördern? Die Dokumentation zur Goldhagen-Kontroverse und die Rolle der Deutschen im Holocaust. Hamburg 1996. Zur Ausstellung vgl. HAMBURGER INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG (Hg.): Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944. Ausstellungskatalog. Hamburg 1996 und zur Diskussion: Rolf-Dieter MÜLLER: Die Wehrmacht - Historische Last und Verantwortung. Die Historiographie im Spannungsfeld von Wissenschaft und Vergangenheitsbewältigung. In: Die Wehrmacht. Mythos und Realität. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes hg. v. Rolf- Dieter Müller und Hans-Erich Volkmann. München 1999, S. 3-35. 2 Vgl. als Beispiel die umfassende Studie von Michael KIßENER/Joachim SCHOLTYSECK (Hgg.): Die Führer der Provinz. NS-Biographien aus Baden und Württemberg. Konstanz 1998 (Karlsruher Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus, 2). 3 Vgl. die Hitler-Biographie des ‘Strukturgeschichtlers’ Ian KERSHAW: Hitler. 1889-1936. Stuttgart 1998. 4 So Hans-Jörg von BERLEPSCH: Die Wiederentdeckung des ‘wirklichen Menschen’ in der Geschichte. Neue biographische Literatur. In: Archiv für Sozialgeschichte 29 (1989), S. 488-510, hier: S. 492. Zur Zitierweise: Wörtliche Zitate sind durchgängig kursiv wiedergegeben. Im Folgenden wird beim Erstzitat der komplette Titel angegeben, Autoren sind in KAPITÄLCHEN gesetzt, bei mehreren Werken eines Verfassers wird das sinngebende Stichwort hinter dem Autorennamen angegeben. Diese Stichworte finden sich im Literaturverzeichnis unterstrichen. Vom Verfasser der Arbeit eingefügte Ergänzungen sind nicht kursiv in [eckigen Klammern] wiedergegeben, Auslassungen durch drei Punkte in eckigen Klammern ([...]) gekennzeichnet. 5 Zur Begrifflichkeit: Um eine Anhäufung zu vermeiden, sind nur umgangssprachliche oder ungewohnte Begriffe in ‘Anführungszeichen’ gesetzt, übliche wissenschaftliche Termini und Begriffe aus der Zeit des Nationalsozialismus (Beispiele: Führer, Machtergreifung, Drittes Reich) sind nicht extra gekennzeichnet, zur Genese und Diskussion dieser Ausdrücke vgl. Friedemann BEDÜRFTIG: Lexikon III. Reich. Hamburg 1994 und Elisabeth BARTSCH/Hilde KAMMER: Nationalsozialismus. Begriffe aus der Zeit der Gewaltherrschaft 1933-1945. Unter Mitarbeit von Manon Eppenstein-Baukhage. Reinbeck 1992. 4 Handlungen zu erfahren, fällt jedoch auf, dass6 über die Mittelinstanz, sozusagen über das ‘Scharnier zwischen Führungsspitze und Bevölkerung’, die Gauleiter, wenig bekannt ist. Weder die einzelnen Persönlichkeiten noch die Gauleiter als Gruppierung sind bisher eingehend erforscht worden7. Gauleiter wurden meist nur dann zum wis- senschaftlichen Untersuchungsobjekt, wenn sie neben ihrem Amt als Gauleiter noch weitere, regionenübergreifende Funktionen ausübten8. Der pfälzische Gauleiter Josef Bürckel war ein gewichtiger Teil dieser Gauleiter-Riege, er war „[...] einer der ältesten unter ihnen [...]“9 und eine der „[...] markantesten Persönlichkeiten in der Reihe der alten Getreuen des Führers [...]“10. Bürckel symbolisierte den Nationalsozialismus vor Ort, brachte gleichzeitig aber auch die Wünsche seiner Region - meist seine eigenen Ideen zur persönlichen Machtsteigerung - in Berlin vor. In seiner Heimat gab er sich jovial und leutselig, gegenüber seinen Konkurrenten in Staat und Partei trat er jedoch resolut und kämpferisch auf und war dabei seinem Führer treu ergeben. 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