WeißenburgerWeißenburger BlätterBlätter GeschichteGeschichte .. HeimatkundeHeimatkunde .. KulturKultur 3/2020 September 2020 nostra villa villa nostra – Weißenburger Blätter Geschichte . Heimatkunde . Kultur 3/2020

Impressum: Inhalt: Herausgeber: Große Kreisstadt Weißenburg i. Bay., Reiner Kammerl: Neues Rathaus, 91780 Weißenburg i. Bay., Die Weißenburger Ehrenbürger. Tel.: 09141/907102, Fax: 09141/907138 Ehrenbürgerrecht – Bürgermedaille – Ehrennadel als (Büro des Oberbürgermeisters) Auszeichnungen für Verdienste um die Stadt E-Mail: [email protected] Internet: http://www.weissenburg.de S. 5 Erscheinungsweise: dreimal jährlich (Januar, Mai, September) Titelbild: Auflage: 2500 Ausschnitt aus der Mappe für die Ehrenbürgerrechtsur- Schriftleitung v.i.S.d.P.: Dipl.-Archivar (FH) Reiner Kammerl, kunde für August Schmidtkunz,1894 (vgl. S. 11 f.). Stadtarchiv, Neues Rathaus, Tel.: 09141/907222, Fax: 09141/907227, E-Mail: [email protected] Redaktion und Konzeption: Reiner Kammerl, Jürgen Schröppel Beiträge: Reiner Kammerl Abbildungen: Hermann Gutmann Stiftung, ReichsstadtMuseum Weißenburg, Privatbesitz, Stadtbauamt Weißenburg und (nicht eigens angegeben) Stadtarchiv Weißenburg i. Bay. Satz und Druck: Buch- und Offsetdruckerei Braun & Elbel, Weißenburg i. Bay. Die „villa nostra – Weißenburger Blätter“ sind kostenlos erhält- lich in den bekannten Verteilerstellen der Stadtverwaltung (u. a. Neues Rathaus, Amt für Kultur und Touristik, Stadtbibliothek), im Weißenburger Museumsshop, im Kundenzentrum der Stadt- werke GmbH, in den Weißenburger Geschäftsstellen der Spar- kasse sowie den örtlichen Buchhandlungen und Banken. Bei Bedarf, soweit von Institutionen oder Gewerbebetrieben Exemplare zur Auslage in Wartezimmern o. Ä. gewünscht, oder auch falls frühere Ausgaben ganz oder teilweise benötigt werden, Urkundenentwurf von Friedrich Kalkner (1900-1961), wenden Sie sich bitte an das Stadtarchiv oder das OB-Büro. Stadtbaumeister in Weißenburg 1933-1936. Zeitlich würde das zu passen und es könnte Nachdruck und digitale Verbreitung nur mit Genehmigung des eine Vorstudie gewesen sein, denn für Streicher Herausgebers. hat man sich dann etwas anderes ausgedacht (vgl. S. 19) . © Stadt Weißenburg bzw. Verfasser der Beiträge.

2 „Das Ehrenbürgerrecht ist die höchste Auszeichnung, welche die Stadt Weißenburg i. Bay. lebenden Personen zuerkennen kann.“

So steht es in der am 27. Juni 1985 erstmals vom Stadt- Zwölfmal erst hat die Stadt in den zurückliegenden 150 rat einstimmig erlassenen „Satzung über Ehrungen und Jahren das Ehrenbürgerrecht verliehen. Mit Richard Auszeichnungen der Stadt Weißenburg“ zu lesen. Stücklen ist der letzte Träger im Jahr 2002 verstorben. Das klingt auf den ersten Blick etwas banal, ja gera- Bei den seit 1955 verliehenen Bürgermedaillen lebt dezu langweilig bürokratisch. Es riecht nach einer aus von bisher 19 ausgezeichneten Persönlichkeiten gerade der bayerischen Gemeindeordnung übernommenen noch einer, nämlich Alt-Oberbürgermeister Dr. Günter Formulierung, auch wenn die Vorlagen in vergleichba- W. Zwanzig. ren Satzungen anderer Kommunen zu finden sind. Besser sieht es bei den Ehrennadeln (verliehen seit Der eine oder andere wird sich an dieser Stelle gleich 1986) aus. Die Goldene Ehrennadel haben 34 Personen die Frage stellen, warum macht die Stadt das und was erhalten, die Silberne Ehrennadel 52. Aktuell freuen hat der Betroffene davon, außer dass er zu städtischen sich noch sieben bzw. acht über diese Auszeichnung. Festveranstaltungen automatisch eingeladen wird? Um Beim Lesen der aktuellen Ausgabe der „villa nostra“ es gleich deutlich zu sagen, ein materieller Vorteil ist werden Sie bemerken, dass wir zu zwei Personen, näm- mit einer solchen Auszeichnung nicht zu erzielen. Frü- lich Leonhard Götz und Dr. Karl Knöll, keine Fotos her, in den Anfängen der Ehrenbürgerrechte, war damit haben. Wenn Sie also über gutes Fotomaterial verfü- ein Versorgungsanspruch durch die Stadtgemeinde ver- gen, würden wir uns freuen, wenn Sie dieses unserem bunden. Das hatte damals, in einer Zeit ohne die soziale Stadtarchiv für die Anfertigung von digitalen Kopien Absicherung, wie wir sie heute kennen, schon was kurzfristig zur Verfügung stellen. Handfestes. Ein Ehrenbürgerrecht, und auch die anderen in dem Ihr Ihr Beitrag von Stadtarchivar Reiner Kammerl vorgestell- ten städtischen Auszeichnungen, sind eine Wertschät- zung bzw. Anerkennung der Stadt für Verdienste und Jürgen Schröppel Reiner Kammerl Leistungen, die über das gewöhnliche oder beruflich Oberbürgermeister Stadtarchivar bedingte Maß hinausgehen. Man bekommt diese Ehrungen meist erst in fortge- schrittenem Alter, nicht zuletzt deshalb, weil man sich ja erst um die Stadt verdient machen muss. Und weil die Stadt ihre Auszeichnungen nicht wahllos ausstreut, sondern mit Bedacht vergibt, ist auch die Zahl ihrer Träger überschaubar.

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4 Reiner Kammerl – Die Weißenburger Ehrenbürger 3/2020

Die Weißenburger Ehrenbürger. Ehrenbürgerrecht – Bürgermedaille – Ehrennadel als Auszeichnungen für Verdienste um die Stadt Reiner Kammerl

Die Stadt Weißenburg i. Bay. hat mit der am 27. Juni Das königlich bayerische Gemeindeedikt vom 17. Mai 1985 erstmals vom Stadtrat einstimmig erlassenen 1818 kennt den Begriff „Ehrenbürger“ noch nicht. Es „Satzung über Ehrungen und Auszeichnungen der heißt in § 16 nur recht nebulös, dass der Magistrat mit Stadt Weißenburg“ eine Grundlage für die Auszeich- Genehmigung der Gemeindebevollmächtigten 3 und nung von Personen geschaffen, die sich um die Stadt unter Zustimmung des Königs auch solche Stadtbe- Weißenburg verdient gemacht haben. wohner zu Bürgern ernennen kann, die nicht das Bür- Vordergründiger Anlass ist damals die Notwendigkeit gerrecht besutzen, wenn dies dem Gemeinwohl dien- einer „Klarstellung der möglichen Ehrungen“ mit ab- lich ist. gestufter Gewichtung bei gleichzeitiger Einführung In der revidierten Fassung vom 1. Juli 1834 findet einer weiteren kommunalen Auszeichnung. Denn sich in § 16 dann deutlich die Möglichkeit „Ehrenbür- neben dem schon bekannten Ehrenbürgerrecht – eben ger … aus besondern Rücksichten auf das Gemeinde- als „höchste Auszeichnung“, deren Verleihung bis wohl, vorbehaltlich der Allerhöchsten Bestätigung dahin ausschließlich in der bayerischen Gemeindeord- aufzunehmen“. 4 nung begründet ist – gibt es seit 1955 die bereits sat- Nach der Bayerischen Gemeindeordnung vom 29. zungsmäßig geregelte „Goldene Bürgermedaille“. Als April 1869 ist die Verleihung auf volljährige selbststän- „weitere Möglichkeit“ zur Würdigung von Verdiensten dige Männer beschränkt, die jedoch auch „Ausländer“, um die Stadt, insbesondere zur Ehrung von Sportfunk- d. h. Nicht-Bayern, sein können, wenn der König sein tionären, schafft man nun (1985) die „Goldene“ und Einverständnis erklärt hat (Artikel 24). Neu formuliert „Silberne Ehrennadel“ der Stadt. 1 Damit hat man ein 1 In der vorberatenden Sitzung des Ausschusses für Recht, Personal und Ver- Instrument zur Hand, um diejenigen auszuzeichnen, die waltung vom 11.06.1985 wird explizit auf Treuchtlingen („Goldener“ und es wegen ihrer Leistungen verdient haben – und gleich- „Silberner Ehrenring“) und Gunzenhausen („Ehrenteller“) verwiesen, die zeitig medial auch solche Personen ins Rampenlicht zu solche Auszeichnungen bereits mit Erfolg eingeführt haben. stellen, die es mit ihrer Verbindung zu unserer Stadt zu 2 Als erste deutsche Städte haben solche Ehrungen 1790 Saarbrücken und Hannover sowie 1795 Frankfurt am Main und Bremen verliehen (www.wi- besonderer überregionaler Bekanntheit gebracht haben. kipedia.org; Aufruf vom 04.03.2020). 3 Es gibt mit dem von Bürgern gewählten Kollegium der Gemeindebevoll- Ehrenbürgerrecht mächtigten (24) und dem von diesem wiederum gewählten Magistrat (8) zwei kommunale Gremien mit klar formulierten Zuständigkeiten. Erste Anfänge dieser kommunalen Auszeichnung fin- 4 Georg Döllinger, Sammlung der im Gebiete der inneren Staats-Verwaltung des den sich in der Französischen Revolution.2 Königreichs Bayern bestehenden Verordnungen, München 1838, Bd. 1, S. 5.

5 Reiner Kammerl – Die Weißenburger Ehrenbürger 3/2020 ist, als Reaktion auf vorangegangene Unklarheiten, Deutschland festgelegt, dass bei Kriegsverbrechern der dass die Ehrenbürger dabei weder Rechte noch Pflich- Verlust der Ehrenbürgerwürde mit der gerichtlichen ten der übrigen Gemeindebürger genießen.5 Das Eh- Verurteilung und der damit verbundenen Aberkennung renbürgerrecht ist so auf eine reine Auszeichnung aller bürgerlichen Ehrenrechte einhergeht.8 reduziert worden. Sie bedarf in Städten der Zustim- Einzelne Kommunen haben den damals bereits ver- mung der Gemeindebevollmächtigten und der „könig- storbenen Machthabern in einem symbolischen Akt die lichen Bestätigung“. Auszeichnungen trotzdem aberkannt. In Weißenburg Die Neufassung der bayer. Gemeindeordnung vom hat man diesem Sachverhalt in der Satzung von 1985 17. Oktober 1927 ermächtigt die Gemeinden kurz und mit § 8 Rechnung getragen. Mit 2/3-Mehrheit kann der bündig, das Ehrenbürgerrecht an volljährige Personen Stadtrat die ausgesprochenen Ehrungen „wegen unwür- zu verleihen, d. h. es ist ausschließlich kommunale An- digen Verhaltens des Geehrten“ bereits zu Lebzeiten gelegenheit. widerrufen. Absatz 2 („Der Verlust der bürger- Die nach der Machtübernahme der Nationalsozialis- lichen Ehrenrechte bringt in jedem Falle den Verlust ten erlassene Deutsche Gemeindeordnung vom 30. Ja- der Auszeichnungen …“) ist als Reaktion auf die Dis- nuar 1935 bringt in § 21 erstmals als Voraussetzung, kussion um die Aberkennung von Ehrenbürgerrechten dass die Kandidaten „sich um Volk und Staat oder um an NS-Funktionäre zu sehen.9 die Gemeinde besonders verdient gemacht haben“ Die Geehrten müssen nicht Bürger der Stadt sein und müssen. Neu ist auch die Möglichkeit der Aberkennung es können nicht mehr als fünf lebende Personen aus- wegen „unwürdigen Verhaltens“. Ergänzend dazu re- gezeichnet sein. Die Form der Auszeichnung ist nicht gelt § 33 die Zustimmung des Beauftragten der geregelt und wird jeweils individuell gestaltet. NSDAP 6, denn „das Ehrenbürgerrecht sowie Ehren- Die folgende chronologische Übersicht listet die bis- bezeichnungen dürfen nur mit seiner Zustimmung ver- her in Weißenburg verliehenen Ehrenbürgerrechte auf. liehen und aberkannt werden“. Als Anhang folgen kurz die angedachten bzw. bean- In der aktuell gültigen Fassung der bayer. Gemein- tragten, aber nicht verliehenen Auszeichnungen. deordnung von 1952 wird den Kommunen wieder die 5 Vgl. das beantragte Ehrenbürgerrecht für Gerichtsarzt Friedreich (S. 26), das alleinige Zuständigkeit zurückgegeben. Art. 16 formu- gerade an den finanziell nicht kalkulierbaren Folgen gescheitert war. 6 Ein Parteifunktionär mit Aufsichtsfunktion auf die öffentliche Verwaltung liert die Ernennung und Aberkennung von Ehrenbür- „Zur Sicherung des Einklangs der Gemeindeverwaltung mit der Partei“. 7 gerrechten. 7 Fassung vom 22. August 1998 (GVBl. S. 796). Ehrenbürgerrecht Regelmäßig, meist im fünfjährigen Rhythmus seit (1) Die Gemeinden können Persönlichkeiten, die sich um sie besonders ver- 1945, lebt eine Diskussion um die posthume Aberken- dient gemacht haben, zu Ehrenbürgern ernennen. (2) Die Gemeinden können die Ernennung zu Ehrenbürgern wegen unwür- nung auf, insbesondere im Hinblick auf Ehrungen für digen Verhaltens widerrufen; der Beschluß bedarf einer Mehrheit von zwei Vertreter der NS-Herrschaft. Hierbei ist zunächst fest- Dritteln der stimmberechtigten Mitglieder des Gemeinderats. zuhalten, dass die Auszeichnungen üblicherweise nur 8 Art. VIII, Ziff. II, Buchst. i der Direktive 38 des Alliierten Kontrollrats in Deutschland vom 12.10.1946 (www.wikipedia.org; Aufruf vom 04.03.2020). Lebenden zu- und aberkannt werden können. Unmit- 9 Gerade im Fall Julius Streicher (vgl. S. 19) war im Stadtrat wiederholt da- telbar nach Kriegsende hat der Alliierte Kontrollrat in rüber verhandelt worden.

6 Reiner Kammerl – Die Weißenburger Ehrenbürger 3/2020

Georg Adam Bauer (1828-1901) Ingenieur Grundlage für die Verleihung des ersten Ehrenbürger- rechts ist ein Antrag des Kollegiums der Gemeindebe- vollmächtigten vom 10. November 1869. Die Bürger- schaftsvertretung beantragt aus Begeisterung über den endlich erfolgten Bahnanschluss und der Bahnstation selbst, den leitenden Ingenieur Bauer „als Vorstand der Eisenbahnbausektion dahier … in Ansehung seiner Verdienste um die der Stadt günstige Situation 10 und Verschönerung des hiesigen Bahnhofes und seines freundlichen Entgegenkommens gegen alle irgend be- rechtigten Wünsche Einzelner sowohl, als der Ge- meinde“ zum Ehrenbürger zu machen. Der Stadtmagistrat greift den Antrag in seiner Sit- zung am 12. November 1869 auf.11 Der Rest ist Form- sache: Die Beschlussfassung erfolgt einstimmig und ist eigentlich schnell abgehandelt. Am 5. Dezember 1869 machen sich Bürgermeister und Magistratsvorstand August Fleischmann 12 und Jo- hann Friedrich Meyer 13 als Vorstand der Gemeindebe- vollmächtigten auf den Weg zu Georg Bauer. In dessen Wohnung (leider unbekannt) tragen sie ihm die Aus- zeichnung mündlich an. „Herr Bauer erklärte dankend die Annahme und erhielt, unter Vorbehalt der Behän- Abb. 1: Georg Adam Bauer wohl im Alter von 30 Jahren, digung einer passend ausgestatteten Ehrenbürger- Ölbild (71 x 58 cm, zeitgenössisch gerahmt, beschädigt), rechts-Urkunde vorläufig“ eine Ausfertigung des rückseitig signiert „Heinrich Bauer 58“) (Foto: ReichsstadtMuseum Weißenburg i. Bay.). Magistratsbeschlusses.14 Aus den Augen – aus dem Sinn, denn zunächst pas- 10 Anfangs war er jenseits der Schwäb. Rezat geplant (vgl. Reiner Kammerl, Der Weißenburger Bahnhof, in: „Weißenburger Tagblatt vom 03.01.2012). siert nichts mehr. Erst in der Sitzung vom 23. Februar 11 Stadtarchiv Weißenburg (im Folgenden: StadtA Wßbg.), B 26/145, Vortrag 1871 erinnert Bürgermeister Fleischmann an die Aus- Nr. 676. führung der damaligen Beschlüsse. Mehrheitlich ent- 12 August Fleischmann (1826-1887), rechtskundiger 1. Bürgermeister von 1854 scheidet man sich nicht für eine künstlerische (teure), bis 1887 (vgl. Reiner Kammerl, Die Bürgermeister der königlich bayerischen Stadt Weißenburg, in: „villa nostra“ 1/2006, S. 12). sondern für „eine einfach kalligraphische Urkunde“ – 13 Johann Friedrich Meyer (1807-1887), Buchdrucker und -händler, Marktplatz 7. wofür ein Aufwand von 50 Gulden reichen sollte. 14 StadtA Wßbg., Rep. III. 85/1.

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Eineinhalb Jahre später, am 28. September 1872, liegt Georg Adam Bauer wird am 24. Oktober 1828 in Wunsiedel geboren die Urkunde endlich vor. Die Rechnung übersteigt, wie als Sohn des Tuchmachermeisters Johann Bauer und Rosina Bauer, geb. Purucker.17 auch heute oftmals noch üblich, mit 69 Gulden den Unterlagen über seine Schulzeit und sein Studium liegen nicht vor. Kostenansatz.15 Bekannt ist, dass er am 29. Dezember 1849 zuerst die theoretische Prü- Am 15. Oktober 1872 reist Bürgermeister Fleisch- fung für den Staatsbaudienst ablegt und den praktischen Teil im April 1852. mann nach Regensburg und übergibt Bauer die Ur- Bauers berufliche Karriere beginnt als Technischer Gehilfe der kö- kunde. Wir wissen nicht, ob Bauer überhaupt noch nigl. Eisenbahnbaukommission und Assistent der Ingenieurschule damit gerechnet hat oder nicht. Der damaligen Weißen- München (Dez. 1849 bis Juli 1850). Anschließend (bis März 1851) ar- beitet er als Telegraphen-Ingenieur in und (bis Juni 1852) als burger Presse war die Übergabe der Urkunde keine Technischer Gehilfe und Bauführer der königl. Eisenbahnbaukommis- Meldung wert.16 sion München.18 Von Juni 1852 bis März 1856 ist er Rektor und Lehrer an der Ge- Text der Urkunde (laut Entwurf vom Februar 1871) werbeschule und städtischer Baubeamter in Nördlingen.19 Magistrat Von März 1856 bis Sept. 1859 war er wieder Technischer Gehilfe der königl. Eisenbahnbaukommission München und der Sektion Ro- und senheim. Von Sept. 1859 bis Nov. 1861 ist er Assistent der königl. Bau- Collegium der Gemeindebevollmächtigten behörde Gunzenhausen. Schließlich findet er seine Berufung als der Sektionsingenieur für den Ausbau des bayer. Schienennetzes: k. b. Stadt Weissenburg 1861 - 1865 Nürnberg-Würzburger Bahn in Neustadt a. d. Aisch; haben 1865 - 1869 „Altmühlbahn“ in Weißenburg; dem k. Betriebsingenieur 1869 - 1876 Donautal- und Vizinalbahn Sinzing-Alling in Regensburg. Herrn Anschließend wechselt er in den Betriebsdienst als Staatsbahninge- Georg Adam Bauer, nieur des Bezirks Regensburg-Ingolstadt. Nach seiner Pensionierung 20 bleibt er in Regensburg, wo er am 27. September 1901 stirbt. dermaligen Vorstand der k. Eisen- bahnbausekton dahier, 15 Den Auftrag erhält, wieder vergeht ein Jahr, am 15.05.1872 ein Münchner in dankbarer Anerkennung seiner Schreiberling, der grafisch bewanderte „Sekretär Sommer im k. Staatsmini- hochschätzbaren Verdienste um eine der sterium des Innern“. Stadt günstige Lage des Eisenbahnhofes 16 StadtA Wßbg., Rep. III. 85/1. und seines jederzeit loyalen Entgegen- 17 Auskunft des Evang.-Luth. Dekanats Wunsiedel vom 23.09.1964. 18 Kosmas Lutz. Der Bau der bayerischen Eisenbahnen rechts des Rheines, kommens gegen alle irgend berechtigten München und Leipzig 1883, S. 232. Wünsche der Stadtgemeinde sowohl, als 19 Er unterrichtete an der Realschule zu Nördlingen in den Fächern Algebra, ihrer einzelnen Angehörigen das Trigonometrie, darstellende Geometrie, Physik und Mechanik. Zusätzlich Ehrenbürgerrecht übertrug ihm die Stadt Nördlingen noch die Stelle eines städtischen Bauin- verliehen und bekräftigen solches genieurs (Auskunft von Gustav Wulz, ehem. Stadtarchivar in Weißenburg durch gegenwärtige Urkunde. und Nördlingen, vom 17. und 23.09.1964; StadtA Wßbg., Handakten). Weissenburg 12. November 1869 Nach einer tätlichen Auseinandersetzung mit zwei Lehrerkollegen wird ihm Die Vorstände des zum 1. April 1856 gekündigt (Stadtarchiv Nördlingen, Lit. A II.3.Nr. 16 und Lit. K. 5, Nr. 36, zitiert nach Schreiben von Gustav Wulz vom 23.09.1964). Stadtmagistrats und Collegiums der Gemeindebevollmächtigen. 20 Lutz, a. a. O., S. 232. Die Zeit seiner Pensionierung konnte nicht festgestellt N.N. N.N. werden. Ein Personalakt ist nicht erhalten (Auskunft der Deutschen Bundes- bahn. Bundesbahndirektion Nürnberg vom 10.09.1964 auf Anfrage von Stadtarchivar Brun Appel).

8 Reiner Kammerl – Die Weißenburger Ehrenbürger 3/2020

Karl Berger (1806-1891) Lehrer Aus Anlass des 50-jährigen Dienstjubiläums Bergers (vgl. Abb. 2) beschließt der Magistrat am 29. März 1883 auf Vorschlag von Bürgermeister August Fleisch- mann, „dem äußerst seltenen Falle der gegeben ist und dem Verdienste des Lehrers Carl Berger entsprechend, daß demselben das Ehrenbürgerrecht verliehen werde und zwar mit Anspruch auf den Genuß der bürgerli- chen Holznutzung nebst einem einmaligen Geldge- schenk von 200 M aus der Stadtkasse“.21 Fleischmann argumentiert, dass „der Volksschullehrer Karl Berger“ schon für die Verleihung der „Ludwigs-Ehrenmünze“ vorgeschlagen ist.22 Der Bürgermeister würdigt ihn v. a. wegen seiner größten „Treue und Gewissenhaftig- keit bei unverdrossenen Fleiße“. 23 Am 7. April lehnt der Magistrat mit 4 gegen 3 Stim- men eine von Bürgermeister-Stellvertreter August Schmidtkunz (vgl. S. 11 f.) beantragte künstlerische Ausfertigung der Urkunde wegen zu hoher Kosten ab. Wieder soll (wie bei Bauer) eine „einfach geschriebene Abb. 2: Foto von Karl Berger, rückseitig beschriftet: Urkunde“ genügen.24 Ehrenbürger der Stadt Weissenburg a./Sd. Karl Berger, Als weitere Kostenersparnis kann man die Ausrich- Lehrer, geboren am 12. August 1806, gestorben am 22. März tung einer entsprechenden Feier vermeiden. Man 1891. Beschlüsse der städt. Collegien v. 29.III. / 9. IV. 1883 (Foto: ReichsstadtMuseum Weißenburg i. Bay.). schließt sich an die staatliche Feier zur Übergabe der königlichen Ehrenmünze am 15. April im Rathaussaal 21 StadtA Wßbg., B 26/159, Vortrag Nr. 190. (Söller) an und übergibt – quasi in zweiter Reihe – dort 22 Am 28.03.1883 teilt die Bezirksregierung in Ansbach mit, dass die Verlei- hung der „Ehrenmünze des Ludwigs-Ordens“ an Berger aus formalen Ver- die Ehrenbürgerrechtsurkunde, anschließend das Geld- säumnissen (den Antrag hätte die Lokalschulkommission einfach früher geschenk und zuletzt noch Abschriften der betreffenden stellen müssen) nicht möglich ist. Die Ehrenmünze wird Berger am Beschlüsse. 15.04.1883, dem „Tage seines 50jährigen Dienstjubiläums“, übergeben. 23 Die Gemeindebevollmächtigten stimmen am 09.04.1883 „einhellig“ zu. Am 22. März 1891 stirbt Berger in Weißenburg 24 Genehmigung der Ausgaben im Magistrat am 04.05.1883. Die Urkunde fer- i. Bay. Sein Sohn Wilhelm Berger (1848-1918), eben- tigt wieder ein Münchner: der Kalligraph Max Regele, königlicher Kanzlist falls Lehrer, übergibt im September 1903 die Ehren- a. D. in München, um 15 Mark (StadtA Wßbg., Rep. III 85/2). 25 25 Ein Aktenvermerk nennt den Text der Urkunde, datiert auf den 15. April, bürgerrechtsurkunde Bergers (vgl. Abb. 3) zusammen und unterschrieben von Bürgermeister Fleischmann (im Namen des Magis- mit weiteren Unterlagen, darunter die von Berger fort- trats) und August Held als Vorstand der Gemeindebevollmächtigten.

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geführte Staudingersche Stadtchronik 26, an die Stadt Karl Berger wird in Weißenburg als Sohn des aus Heidenheim stam- bzw. das städtische Archiv. menden Webers Johann Leonhard Berger (1764-1838) und der hiesigen Weberstochter Maria Barbara Berger, geb. Biber (1777-1864) am 12. Die am 16. Juni 1921 „Bergerstraße“ gewidmete August 1806 geboren. Wohnort der Familie und somit auch Geburts- Seitenstraße der Nürnberger Straße ist ihm zu Ehren haus Bergers ist das Haus Forstmeyergasse 2.28 so benannt worden.27 Nach der Schule in Weißenburg besucht Berger vom 1. November 1824 bis 3. September 1826 das „königlich bayerische Schullehrer-Se- minarium in Altdorf“, das er „mit den höchsten Noten – sowohl im Lehr- als auch Musikfache – absolviert“ hat. Seine erste Stelle führt ihn danach (ab 30. Oktober 1826) als Gehilfe von Kantor Conrad Butz gleich nach Weißenburg. Am 11. August 1828 absolviert er die Anstellungsprüfung in Ans- bach für das Lehramt und wenige Wochen später (16. Oktober 1828) wird er hier als Organist angestellt. Mit der Schaffung einer neuen Schulklasse im April 1833 scheint es auch finanziell für Berger langsam aufwärtszugehen. Am 30. Oktober 1841 wird er zum Lehrer an der „Unterknabenschule“ und 1850 zum Kantor befördert.29 Am 10. Juli 1838 heiratet Berger Johanna Katharina Staudinger (1817-1886), die Tochter des Tuchmachers, Magistratsrats und Stadt- chronisten Carl Friedrich Staudinger (1787-1866). Zur Förderung von Musik und Gesang betreibt er nebenbei eine Pri- vatschule für Knaben und Mädchen. Zum 1. März 1891 wird der inzwischen 85-Jährige in den Ruhestand versetzt. Das Alter macht ihm zu schaffen und die letzten vier Jahre hat er sich im Schuldienst durch einen (von ihm selbst bezahlten) Gehilfen in der Person von Friedrich Staudinger vertreten lassen.30

26 Die Chronik wird um 1774 von Tuchmachermeister Christoph Staudinger begonnen, vom Sohn und zwei Enkeln als Tageschronik weitergeführt, bis sie Karl Berger ab 27. Mai 1866 von seinem Schwiegervater übernimmt und bis zu seinem Tod führt (vgl. Reiner Kammerl, Weißenburger Chroniken und Chronisten, in: Riedersche Chronik. Ergänzungsband (Weißenburger Hei- matbücher 10/3), Weißenburg i. Bay. 2004, S. 199 f.). 27 Ulf Beier, Von der Höll- zur Paradeisgasse. Straßen und Wohnstättennamen in Weißenburg (Weißenburger Heimatbücher 2), 2. erw. und akt. Ausgabe Weißenburg i. Bay. 2000, 42. 28 StadtA Wßbg., Familienkartei Blendinger. 29 Stadtpfarrer Kahr, er ist zugleich Leiter der Distriktsschulkommission, stellt ihm am 17.04.1850 ein herausragendes Zeugnis aus. „Er hat sich von all den radicalen Bestrebungen auf dem kirchlichen und politischen Gebiete ganz frey erhalten und ist seinem König, der Regierung und der bestehenden Ordnung treu … Seine Leistungen als Vorbereitungs-Lehrer seit 24 Jahren verdienen die vollste Anerkennung …“ (StadtA Wßbg., Rep. III 590/2.4). Abb 3: Ehrenbürgerrechtsurkunde für Karl Berger, 1883. 30 StadtA Wßbg., Rep. III 590/5.14.

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August Schmidtkunz (1820-1895) Kammmacher, Magistratsrat Das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten stellt am 16. Januar 1894 den Antrag, Schmidtkunz (vgl. Abb. 4) „in dankbarer Würdigung seiner großen Ver- dienste, die er sich während seiner langjährigen Thä- tigkeit zum Besten hiesiger Stadtgemeinde erworben hat“, zum Ehrenbürger zu machen. Die Gemeindebe- vollmächtigten schlagen in ihrem Antrag auch gleich vor, dass für die Urkunde 100 M bereitgestellt werden sollen. Der Antrag wird von Bürgermeister Wilhelm Söldner in der Magistratssitzung vom 1. Februar 1894 vorge- tragen und im Gremium einstimmig beschlossen.31 Diesmal geht alles ganz schnell und v. a. prächtig! Die künstlerische Urkunde (vgl. Abb. 5) fertigt Real- lehrer Deyhle.32 Sie ist eingebunden in einen Einband mit grünem Samt („Plüsch“) und mit einem „Metall- Relief mit Monogramm“ verziert (vgl. Titelseite).33 Im Text werden die Verdienste des Geehrten nochmals wiederholt. Datiert ist die aufwendig gestaltete Ehren- Abb. 4: Foto (24 x 18 cm) bürgerrechtsurkunde mit dem Magistratsbeschluss vom von August Schmidtkunz in hohem Alter, wohl 1894. 1. Februar 1894.34 Die feierliche Überreichung der Urkunde erfolgt am 31 StadtA Wßbg., B 26/170, Vortrag Nr. 42. 26. März 1894 im „Goppeltsaal“, dem neu eingerich- 32 Philipp Deyhle (*1858 Obernzenn) war von 1891 bis 1900 Lehrer für Zeich- teten großen Veranstaltungsraum im Gasthof zum nen und Schönschreiben an der Königlichen Realschule Weißenburg (vgl. Gernot Römhild/Reiner Kammerl, Weißenburger Ansichten (Weißenburger Kronprinzen. Das Weißenburger Wochenblatt berichtet Heimatbücher 11), Weißenburg i. Bay. 2004, S. 58 und 82. in seiner Ausgabe vom 28. März ausführlich über die 33 Die aufwendig gestaltete Ehrenbürgerrechtsurkunde wird im Stadtarchiv ver- Verleihung. wahrt (StadtA Wßbg. PlS 346). Wie sie zur Stadt gekommen ist, ist unbe- In seiner Laudatio würdigt Bürgermeister Söldner 35 kannt bzw. nicht vermerkt. Trotz dreier Ehen ist nur eine Tochter bekannt, die nach wenigen Monaten starb (Angaben laut Familienkartei Blendinger). die Verdienste in seiner Funktion als Gemeindebevoll- Die dritte Ehefrau hat nicht mehr geheiratet (gest. 1921) sodass die Urkunde mächtigter (ab 1856) und Magistratsrat (ab 1863) über wohl aus ihrem Nachlass in die städtischen Sammlungen gelangt ist. 30 Jahre im Dienst der Stadtgemeinde, „mit unermüd- 34 StadtA Wßbg., Rep. III 86. 35 Wilhelm Söldner (*1857 Augsburg, †1929 Bad Kissingen), rechtskundiger lichem Fleiße, mit Umsicht und Opferfreudigkeit“. Er 1. Bürgermeister der Stadt Weißenburg i. Bay. 1887-1897 (vgl. Kammerl, hat in seiner langen Zeit auch Funktionen übernommen Die Bürgermeister, a. a. O., S. 13).

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„als Bürgermeister-Vertreter und als Landrat, Funktionen, die ein höheres Maß von Kenntnis und Tüchtigkeit voraussetzen“.

August Schmidtkunz wird am 13. August 1820 in Weißenburg i. Bay als unehelicher Sohn der Müllers- tochter (Bösmühle) Margaretha Barbara Chretien, geb. Schmidtkunz (1796-1853) 36, und des Gastwirts (Schwarzer Bär / Michelsgarten) Johann Martin Rupp (1791-1861) geboren. Er erlernt das Kammmacherhandwerk und hat drei- mal geheiratet: 1. (1845) die Buchbinderstochter Mathilde Steger (1820-1872), 2. (1873) die Zeugmacherstochter Louise Wechsler (1834-1885), 3. (1888) die Gastwirtstochter (Brandenburger Hof) Pauline Hörnlein (1848-1921). 37 Gewohnt (und gearbeitet) hat Schmidkunz von 1845 bis 1870 im eigenen Anwesensteil Rosenbühl 6, anschließend ist er Mieter im Haus Marktplatz 11 und zuletzt Obertorstraße 20. Dort ist er am 1. September 1895 verstorben.

Abb. 5: Ehrenbürgerrechtsurkunde für August Schmidtkunz,1894.

36 Die lebenslustige Mutter hat 1828 den Kammmacher Wilhelm Chretien (1804-1870) geheiratet. 37 Angaben nach StadtA Wßbg., Familienkartei Blendinger.

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Leonhard Götz (1840-1919) Studienrat, Rektor des Progymnasiums Magistratsrat Roth 38 regt aus Anlass der Ruhestands- versetzung von Rektor Leonhard Götz in der Magis- tratssitzung vom 8. Juli 1909 „in Anerkennung seiner Verdienste um das Schulwesen hiesiger Stadt“ die Ver- leihung der Ehrenbürgerwürde an.39 Weil im Wildbadsaal für den 14. Juli 1909 eine Schulfeier im Gang ist, beschließt man (sparsam wie bei Karl Berger) das auszunutzen. In der Festveranstal- tung, organisiert von ehemaligen Schülern und Freun- den unter der Leitung von Pfarrer Wilhelm Albrecht, wird Götz ausführlich gewürdigt. Anschließend ver- leiht Bürgermeister Lober 40 dem sichtlich gerührten scheidenden Rektor Götz die Ehrenbürgerwürde.41 Erhalten ist ein Dankschreiben von Götz vom 15. Juli Abb. 6: 1909. Bereits am Festabend hat er versprochen, seine Ausschnitt aus der Grabstätte von Leonhard Götz jetzt freie Zeit der Vertierfung seiner Erforschung der an der Nordmauer des Südfriedhofs, 2020. Stadtgeschichte zu widmen. Resultat ist seine bis heute grundlegende umfangreiche Arbeit zum Dreißigjähri- gen Krieg. 38 Karl Roth (1849-1913), Kürschnermeister und Magistratsrat. Die anspruchsvolle Urkunde gestaltet Leonhard Hell- Bürgermeister August Lober ist gerade in Urlaub, d. h. der Beschluss wird muth, Professor in Nürnberg.42 Am 1. März 1910 ist die ohne ihn gefasst; es ist aber kaum vorstellbar, dass auch der Antrag an ihm Urkunde in Weißenburg.43 Sie findet „allseits Beifall“. vorbeigelaufen ist (StadtA Wßbg. B 26/185, Vortrag Nr. 716) 39 Der Beschluss im Magistrat ist einstimmig, die Gemeindebevollmächtigten Am 12. März 1910 wird die Urkunde durch Bürger- stimmen am 11. Juli zu. meister und Vorstand des Gemeindekollegiums in der 40 August Lober (*1873 Windsheim, †1920 Weißenburg), rechtskundiger Wohnung von Götz diesem übergeben. 1. Bürgermeister 1906-1920 (vgl. Kammerl, Die Bürgermeister, a. a. O., S. 15 f.). Es scheint eine kalligrafisch/künstlerisch gestaltete 41 Bericht im Weißenburger Wochenblatt vom 15.07.1909. Urkunde mit repräsentativer Mappe geworden zu sein. 42 Leonhard Hellmuth (1859-1932), Prof. für Zeichnen an der Realschule I Bilder gibt es leider nicht. Nur der Textentwurf ist in Nürnberg, ist 1884-1891 als Zeichenlehrer auch in Weißenburg tätig gewesen (Manfred H. Grieb, Nürnberger Künstlerlexikon. Bildende Künstler, Kunst- 44 den Akten dokumentiert: handwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom 12. bis „Magistrat und Gemeinde-Kollegium der k. b. zur Mitte des 20. Jahrhunderts, München 2007, Band 2, S. 615). unmittelbaren Stadt Weissenburg i. B. haben 43 Die Umsetzung eilt nicht, hat Bürgermeister Lober im Juli 1909 ausgegeben, „nachdem die Feier der Verleihung des Ehrenbürgerrechts bereits stattge- Herrn kgl. Studienrat Leonhard Götz, funden hat“. dem verdienstvollen Rektor des Progymnasiums 44 StadtA Wßbg., Rep. III 87.

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Leonhard Götz ist am 11. November 1840 in Auerbach gebo- Am 20. September 1917 erinnert der amtierende Rek- ren. tor des Progymnasiums die Stadtverwaltung daran, Nach dem Schulbesuch studiert er bis 1863 in Erlangen, ist dass der Ehrenbürger am 1. Oktober vor 50 Jahren dann Gehilfe an der königl. Studienanstalt in Bayreuth, Ende seine Tätigkeit begonnen hat. „Mit Rücksicht auf den Februar 1865 wird er zum Inspektor am Alumneum Ansbach ernannt. Ernst der Zeit“ wird man dort (in der Schule) allerdings 50 Am 1. Oktober 1867 tritt Götz seine Stelle als Konrektor in keine große Feier veranstalten. Weißenburg an. Seine (feierliche) Installation findet am 19. Ok- Götz hat den Ersten Weltkrieg nicht lange überlebt; tober statt.45 Am 20. April 1870 wird er zum Rektor bestellt 46 er stirbt am 7. Januar 1919 in Weißenburg. und heiratet im gleichen Jahr Mathilde Götz, geb. Jungmeier Sein Grab (Abb. 6) befindet sich an der nördlichen (1849-1918), Tochter des Weißenburger Posthalters und Gast- Friedhofsmauer.51 Die Arbeit aus Kalkstein und wei- wirts (Alte Post) Karl Jungmeier (1826-1891). Gewohnt hat Götz zunächst in seiner Dienstwohnung Mar- ßem Marmor von Steinmetz Georg Grimm entstand tin-Luther-Platz 7, ab 1918 im Haus Eichstätter Straße 8. nach einem Entwurf von Prof. M. Heilmeier, Götz war Ausschussmitglied im Altertumsverein. Einige sei- Nürnberg.52 ner Vorträge wurden anschließend gedruckt. So hat Leonhard Götz eine Geschichte der Lateinschule verfasst 47 sowie weitere Arbeiten zur Stadtgeschichte.48 Sein Manuskript über Weißenburg im Dreißigjährigen Krieg, 45 StadtA Wßbg., Rep. III 711/5. das nach eigenen Angaben aus einer Reihe von Vorträgen (zwi- 46 StadtA Wßbg., Chronik Staudinger, 1867. schen 1910 und 1914) entstanden ist, hat er wohl als Dank für 47 Leonhard Götz, Beiträge zur Geschichte der Lateinschule zu Weissenburg das Ehrenbürgerrecht „den hochgeehrten Kollegien der Stadt a. S. als Erinnerungsschrift an deren 350jährigen Bestand (Programm der Weißenburg i. B. in dankbarer Verehrung gewidmet“ (Vorwort königlichen Lateinschule zu Weissenburg a. S. 1885/1886), Weißenburg am Sand 1886. vom 6. Juli 1914).49 Darin führt er Biografien von Lehrern und Rektoren an. Für sich vermerkt er in der Liste der Rektoren seit 1830 nur ganz bescheiden: „10) Leonhard dem ausgezeichneten Lehrer und Götz seit April 1870“. 48 Der Übergang der ehemaligen Reichsstadt Weißenburg an Kurpfalz-Bayern, warmherzigen Freunde der Jugend, Weißenburg 1903; dem bürgerfreundlichen Patrioten und Förderer Die Beziehungen Weißenburgs zum Fürstentum Ansbach und zu Preußen, aller gemeinnützigen Bestrebungen in dankbarer insbesondere in den Jahren 1796 und 1804, Weißenburg 1904. 49 Den Druck hat der Weltkrieg verhindert. Am 10.02.1925 beschließt der Würdigung und Anerkennung seiner langjährigen, Stadtmagistrat, das Manuskript anzukaufen. Seither ist es im Stadtarchiv treuen und ersprießlichen Thätigkeit Quelle für viele heimatgeschichtliche Forschungen; im Druck erschienen ist das Ehrenbürgerrecht der Stadt es erst im Zusammenhang mit der Drucklegung der Riederschen Chronik (vgl. Kammerl, Riedersche Chronik, Ergänzungsband, a. a. O., S. 210-349). aus Anlaß des Scheidens aus dem aktiven Dienste 50 StadtA Wßbg., Rep. III 719. einstimmig verliehen und bekräftigen solches durch 51 Vgl. Reiner Kammerl, Der Alte Friedhof in Weißenburg, in: „villa nostra“ gegenwärtige Urkunde. 3/2006, S. 22. Weissenburg, den 14. Juli 1909. 52 Die Entwurfszeichnung ist erhalten (StadtA Wßbg., Rep. III 1051/1). Max Heilmeier (*1869 Isen, †1923 Nürnberg), Bildhauer, 1907-1923 Prof. Die Vorstände des Stadtmagistrats für figürliches Modellieren, Akt und Draperiestudien an der Kunstgewerbe- und des Gemeindekollegiums.“ schule Nürnberg (Grieb, a. a. O., Band 2, S. 603).

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Wilhelm Troeltsch (1840-1925) Kaufmann, Fabrikant Auf Antrag von Bürgermeister August Lober wird Wil- helm Troeltsch (vgl. Abb. 7) zu seinem 74. Geburtstag (am 27. Februar 1914) das Ehrenbürgerrecht verliehen. „Herr Tröltsch war der Hauptgönner und Förderer der seit dem Jahre 1874 errichteten hiesigen Volksbiblio- thek … Die Familie Tröltsch ist eine alte, gute und an- gesehene Firma. Es erscheint als ein Gebot der Dankbarkeit gegenüber der Familie Tröltsch einmal ein Glied der Familie durch Verleihung des Ehrenbürger- rechts auszuzeichnen“, heißt es im Antrag von Bürger- meister Lober in der Magistratssitzung vom 29. Januar 1914.53 Nicht erwähnt bleibt die Überlassung des Wohnhau- ses (heute „Doerfler-Villa“, Schulhausstraße 10) samt großem Garten im Jahr 1904, in den die „Zentral- schule“ gebaut wurde.54 Der Gestaltungsauftrag wird dem „Zeichenbureau der Bayerischen Landesgewerbeanstalt Nürnberg“ übertragen. Troeltsch hatte darum gebeten, die Ur- kunde „ganz einfach herstellen zu lassen“. Richtig hat Abb. 7: man jetzt, weil Zeichnungen vorgesehen sind, das Alte Porträtzeichnung von Wilhelm Troeltsch, Rathaus und eben die Zentralschule als Bildmotive vor- signiert und mit Unterschrift, 1914. geschlagen.55 Am 23. Juli 1914 überreicht Bürgermeister Lober die 53 StadtA Wßbg. B 26/190, Vortrag Nr. 173. Das Gemeindekollegium stimmt Urkunde in München an Wilhelm Troeltsch. Dieser be- am 17. Februar „mit Freude einstimmig“ zu. 54 Gernot Römhild/Gerhard Grimm, 100 Jahre Zentralschule 1907/08 – dankt sich artig mit Schreiben vom 23. Juli 1914. Er 2007/08. Wandel und Beständigkeit im Weißenburger Volksschulwesen empfindet die Ehrung, das betont er mehrmals, als hohe (Weißenburger Heimatbücher Bd. 15), Weißenburg i. Bay. 2008. Auszeichnung und schickt wenige Wochen später (24. 55 Am 20.07.1914 kommt die Urkunde (Kosten: für die Urkunde 20 M und die Mappe 32 M) nach Weißenburg. Sie ist „äußerst geschmackvoll und künst- September 1914) sein Porträt (Abb. 7) nach Weißen- lerisch ausgeführt“, so Bürgermeister Lober (StadtA Wßbg., Rep. III. 88). burg, wo es im Sitzungssaal aufgehängt wird.56 56 StadtA Wßbg., Rep. III. 88. Die Porträtzeichnung befindet sich heute im Zur Erinnerung an ihn hat die Stadt eine Straße west- Stadtarchiv (StadtA Wßbg., PlS 215). 57 In der Würdigung wird er als Kommerzienrat, Magistratsrat, Unternehmer lich des Südfriedhofs am 29. September 1922 als „Wil- in der Leonischen Industrie, nationalliberaler Reichstagsabgeordneter, kul- helm-Troeltsch-Straße“ gewidmet.57 tureller Förderer bezeichnet (Beier, Straßennamen, a. a. O., S. 140).

15 Reiner Kammerl – Die Weißenburger Ehrenbürger 3/2020

Von der Urkunde selbst ist keine Abbildung erhalten. Wilhelm Troeltsch, geboren am 27. Februar 1840 in Weißen- Nur der Textentwurf findet sich in den Akten: burg i. Bay., ist der Sohn des Gold- und Silbertressenfabrikan- ten Friedrich Troeltsch (1812-1888) und der Schultheißen- „Magistrat und tochter Amalie Mathilde Mack (1813-1895) aus Heidenheim. Kollegium der Gemeindebevollmächtigten Die Familie wohnt im heutigen ReichsstadtMuseum am Mar- der Stadt Weissenburg i. B. tin-Luther-Platz 3. haben Als junger Mann verlässt er Weißenburg. Nach zwei Jahren dem k. Kommerzienrat Herrn Wilhelm Tröltsch in England zieht er nach Ägypten, wo er in Alexandrien die Fi- liale der „Banque Impériale Ottomane“ leitet, eine türkische in München Bankgesellschaft, die mit der Deutschen Bank kooperiert. in dankbarer Anerkennung seiner vielfachen Nachdem er so kaufmännische Erfahrung gesammelt hat, kehrt hochschezbaren. Verdienste um seine Vaterstadt, er 1872 zurück nach Weißenburg und steigt als Teilhaber in die insbesondere auf dem Gebiete der Volkserziehung väterliche Firma ein. und Volksbildung Er baut sich 1872 eine Villa neben der 1869 aus der Altstadt das Ehrenbürgerrecht (Martin-Luther-Platz 3 und Am Hof 2) ausgelagerten Fabrik an der Schulhausstraße (heute „Doerfler-Villa“). Diese verkauft einstimmig verliehen und bekräftigen solches durch er großzügig (weit unter Wert) im Jahr 1904 an die Stadt als gegenwärtige Urkunde. Baugelände für den dringend notwendigen Schuhlahusneubau Weissenburg i. B. 29. Januar 1914. („Zentralschule“). Die Vorstände Wilhelm Troeltschs besonderes Interesse gilt der Politik und des Stadtmagistrats und des Kollegiums er zieht als Abgeordneter der nationalliberalen Partei in den der Gemeinde-Bevollmächtigten“. Reichstag. Seine dortige Rede vom 16. Januar 1892 zugunsten der Reichslimeskommission ist legendär.58 In Weißenburg stiftet er Kirchenfenster über dem Sebaldus- altar. Darin ist er auch zusammen mit seiner Frau Adelheid 59 abgebildet. Mit seiner Familie verlässt er 1905 Weißenburg in Richtung München. Er stirbt am 22. Dezember 1925 in Bonn.

58 Hermann Arnold Troeltsch, Beiträge zur Geschichte der Familien Troeltsch, Passau 1973, S. 24 (mit Familienfoto auf S. 25). 59 Adelheid Zoeppritz (1847-1930), die Tochter eines Heidenheimer Teppich- fabrikanten, die Eheschließung erfolgt 1865.

16 Reiner Kammerl – Die Weißenburger Ehrenbürger 3/2020

Dr. med. Hans Doerfler (1863-1942) Chirurg, Leiter des Städtischen Krankenhauses Mit Beschluss des Stadtrats vom 15. März 1928 ver- leiht die Stadt „in dankbarer Anerkennung seiner her- vorragenden Verdienste um das Wohl der Stadt und ihrer Bevölkerung“ Dr. Hans Doerfler das Ehrenbür- gerrecht. In der Sitzungsvorlage wird sein Wirken als Chirurg und Krankenhausleiter ebenso herausgestellt wie seine Initiative zur Gründung der Säuglingsfürsor- gestelle .60 Noch vor der Stadtratssitzung erkundigt sich Bürger- meister Dr. Fitz 61 am 25. Januar 1928 bei Bildhauer Karl Hemmeter 62 in München, ob er für die Urkunde einen schönen Rahmen aus Holz schnitzen würde. Fitz denkt an einen Kunstdruck, aber Hemmeter kann ihn von einer Urkunde als Bronzeguss überzeugen. Erst da- nach (27. Februar 1928) lotet Fitz in vertraulichem Schreiben an die Stadtratsfraktionen deren Meinung aus. Als alle ihre Zustimmung signalisieren, kommt der Antrag in den Stadtrat (15. März) und wird dort gleich zusammen mit der angedachten Ausführung in Bronze einstimmig genehmigt. In Abstimmung mit „Kunstschüler Hemmeter und Prof. Nissl 63“ wählt Fitz in der Münchner Lederwaren- fabrik Prandl „eine geschmackvolle Umhüllung für die Abb. 8: Hans Doerfler im Jahr 1925 Ehrenbürgerrechtsurkunde“ aus. (Foto: Privatbesitz W. Doerfler).

Die Übergabe erfolgt dann in der Wohnung Doerflers 60 Schon 1925 bereitet Karl Danler (*1887 Nürnberg, †1957 München), 1. Bür- am 15. April 1928, seinem 65. Geburtstag. germeister 1920-1927 (vgl. Kammerl, Die Bürgermeister, a. a. O., S. 16), Zu Ehren Doerflers hat die Stadt Weißenburg schon die Ehrung für 1928 vor (StadtA Wßbg., Rep. III 89/1). am 4. Juli 1934 einen Teil der Straße zum alten, städti- 61 Dr. Hermann Fitz (*1886 Ellerstadt, †1964 Bad Dürkheim), rechtskundiger 1. Bürgermeister 1927-1933 (vgl. Kammerl, Die Bürgermeister, a. a. O., S. schen Krankenhaus nach ihm „Geheimrat-Dr.-Doerf- 16; Thomas Wägemann, Dr. Hermann Fitz - Weißenburger Bürgermeister ler-Straße“ benannt und nach Auflösung desselben von 1927 bis 1933, in: „villa nostra“ 3/2001, S. 5-20). 1985 auf die gesamte Verbindungsstraße zwischen Nie- 62 Karl Hemmeter (1904-1986), bedeutender Bildhauer aus Weißenburg. 63 Rudolf Nissl (1870-1955), Münchner Kunstprofessor. 65 derhofener und Eichstätter Straße ausgedehnt. 64 StadtA Wßbg., Rep. III 89/1. 65 Beier, Straßennamen, a. a. O., S. 64.

17 Reiner Kammerl – Die Weißenburger Ehrenbürger 3/2020

Hans Doerfler, geb. am 15. April 1863 in Markt Berolzheim, ist der zweite Sohn von Dr. med. Karl Doerfler (1834-1886) und der Neuendettelsauer Diakonissin Amalie Doerfler, geb. Gubitz (1836-1917). Die Familie stammt ursprünglich aus Heisenstein und Euben bei Bayreuth. Der Großvater, Johann Karl Heinrich Doerfler (1803-1856) kommt im Jahr 1853 als Pfarrer nach Be- rolzheim. 1872 zieht die Familie nach Weißenburg in die ehe- malige Troeltsche Fabrik (Am Hof 2), wo der Vater am 26. Oktober eine Arztpraxis eröffnet. Im November 1873 wechselt die Familie samt Praxis in das städtische Anwesen Judengasse 30, ab 1904 wohnt sie zur Miete in der von Wilhelm Troeltsch (vgl. S. 15 f.) erbauten Villa Schulhausstraße 10; diese wird bald (bis heute) deshalb als „Doerfler-Villa“ bezeichnet. Hans Doerfler absolviert das Gymnasium Fridericanum in Erlangen, nach dem Abitur (1880) studiert er Medizin an der dortigen Friedrich-Alexander-Universität. Im Anschluss an sein Staatsexamen promoviert er in München bei Prof. Heinrich Helferich (1885). Er beginnt als Assistenzarzt an der Inneren Abteilung des Stadtkrankenhauses Nürnberg. Nach dem frühen Tod seines Vaters übernimmt er im Juli 1886 dessen Praxis in Weißenburg. Am 6. August 1887 heiratet er Emmi List (1866- 1953), die Tochter eines Münchner Altphilologen und Freundes seines Vaters. Doerfler ist zugleich (ab 1886) praktischer Arzt und (ab 1896) Chefarzt des Städtischen Krankenhauses (gegründet 1884, aufgelöst 1985). Am 17. Juli 1936 wird Hans Doerfler (seit 1922 als „Geheimer Sanitätsrat“ ausgezeichnet) am Tag seines 50. Dienstjubiläums von der Stadt als Leiter des Kran- Abb. 9: Ehrenbürgerrechtsurkunde für Dr. Hans Doerfler, kenhauses mit allen Ehren verabschiedet. gestaltet als Bronzeguss von Karl Hemmeter, 1928 Er stirbt am 9. Mai 1942 in Weißenburg. (Foto: Privatbesitz W. Doerfler). Besondere Verdienste erwirbt er sich als Pionier der Chirurgie und Mitbegründer der Freiwilligen Sanitätskolonne und der Säuglingsfürsorge. In seinen zahlreichen Publikationen hat er seine medizinische Erfahrung weitergegeben.66

66 Walter Doerfler, Dr. med. Hans Doerfler (1863-1942), praktischer Arzt aund Pionier der Chirugie in Weißenburg in Bayern, in: „villa nostra“ 1/2011, S. 5-23.

18 Reiner Kammerl – Die Weißenburger Ehrenbürger 3/2020

Julius Streicher (1885-1946) Julius Streicher wird am 12. Februar 1885 in Fleinhausen bei Lehrer, Publizist, Augsburg geboren. Er macht eine Ausbildung zum Volksschul- Am 20. Juni 1934 beschließt der Stadtrat in einer au- lehrer (abgeschlossen 1904). Im Jahr 1909 lässt sich Streicher ßerordentlichen Festsitzung auf Antrag von Bürger- nach Nürnberg versetzen; dort wird er 1923, nach seiner Teil- 67 nahme am „Hitler-Putsch“, suspendiert. meister Michael Gerstner einstimmig die Ehrenbür- Schon vorher fällt er durch seine antisemitische Agitation gerrechtsverleihung an den „Frankenführer“ Julius auf. Am 20. Oktober 1922 bildet Streicher in Nürnberg, in An- Streicher. wesenheit Hitlers, eine Ortsgruppe der NSDAP. 1923 gründet Anschließend fährt man an die nördliche Stadt- er das Hetzblatt „Der Stürmer“, wird Mitglied des Nürnberger grenze, um Streicher zu empfangen. Im Wildbadsaal Stadtrats, ist Gauleiter von Mittelfranken, später von Franken übernimmt dieser dann die feierliche Amtseinsetzung (1925-1940), Abgeordneter im Bayerischen Landtag (1924- 1932) und im Reichstag (1933-1945). Seine steile Karriere fin- von Gerstner als 1. Bürgermeister. det 1940 im Rahmen von Korruptionsvorwürfen ein jähes Ende Im Lauf seiner zweistündigen Festrede nimmt Strei- und er verliert alle Parteiämter. cher die Ehrung ausdrücklich und mit Freuden an.68 In den Nürnberger Prozessen wird er als Hauptkriegsverbre- Zunächst erhält Streicher eine Abschrift des Be- cher angeklagt und am 16. Oktober 1946 wegen Verbrechen schlusses mit dem Hinweis auf eine spätere Aushändi- gegen die Menschlichkeit zum Tod durch den Strang verurteilt 70 gung und der damalige Stadtbaumeister Fürst 69 den und hingerichtet. Auftrag zur Gestaltung einer entsprechenden Urkunde. schlägt vor, „die Anfertigung der Urkunde bis zur Be- Es kommt aber nie zu einer förmlichen Überreichung endigung des Krieges zurückzustellen“.71 der Ehrenbürgerrechtsurkunde, ja nicht einmal zur An- Am 6. August 1940 erklärt Bürgermeister Gerstner fertigung einer solchen. den wahren Grund für die Aussetzung der Verleihung: 1938, bei der Ehrenbürgerernennung von Ludwig „Vielmehr waren in der Hauptsache Überlegungen Siebert, ist die Verleihung noch immer vorgesehen. Der maßgebend, die sich aus dem völlig veränderten Ver- im Dezember 1938 mit der Gestaltung beider Urkunden hältnis des Julius Streicher zu seinem par- beauftragte Postbaurat Rudolf Niess in Berlin sollte für teidienstlichen Amt ergeben haben.“ Streicher wird, so Streicher „die Eigenart und das Wesen des Franken - Gerstner, als Führer des Gaus Franken nicht mehr in Er- führers berücksichtigen“. Im Detail meint Gerstner, um scheinung treten und „für absehbare Zeit nicht im Mit- Streicher als „Drachentöter“ zu stilisieren, dass an- telpunkt einer besonderen Ehrung stehen können“.72 stelle der Stadtansicht ein Drache stehen solle, auf des- 67 Michael Gerstner (*1896 Nennslingen, †1977 Weißenburg), 1. Bürgermeis- sen Kopf ein Ritter mit blankem Schwert steht. ter 1934-1945 (Kammerl, Die Bürgermeister, a. a. O., S. 16). Am 10. Mai 1939 schreibt Gerstner an Niess, dass es 68 Weißenburger Zeitung vom 21.06.1934. 69 Heinrich Fürst (*1905 Feuchtwangen, †1994 Pommelsbrunn), Stadtbaumeis- mit Streichers Urkunde gar nicht eilt. Dieser ist wegen ter in Weißenburg 1936-1945. einer Operation gerade unpässlich und wird in abseh- 70 www.wikipedia.org (Aufruf vom 18.03.2020). barer Zeit nicht nach Weißenburg kommen, sodass ein 71 Schreiben von Gerstner an Niess vom 17.02.1940. Er will nicht drängen, weil Niess viel Arbeit hat und weil ihm „auch die Bereitstellung der Mittel möglicher Termin sein Geburtstag am 12. Februar 1940 Schwierigkeiten bereitet“. sein könnte. Der Termin verstreicht und Gerstner 72 StadtA Wßbg., Rep. III 89/3.

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Ludwig Siebert (1874-1942) Jurist, Bayerischer Ministerpräsident Seinen Entschluss, Siebert (vgl. Abb. 10) das Weißen- burger Ehrenbürgerrecht zu verleihen, teilt der Weißen- burger Bürgermeister Michael Gerstnerin der Beratung mit den Ratsherrn 73 der Stadt am 3. Juli 1938 mit. Als Begründung führt er neben der bekannten nationalso- zialistischen Überzeugung Sieberts dessen Verdienste um „kulturhistorische Bauwerke“ an. In Weißenburg hatte Siebert die damalige Renovierung des Ellinger Tores nachhaltig gefördert. Gerstner beauftragt Ende 1938 den Postbaurat Ru- dolf Niess in Berlin zeitgleich mit der Gestaltung von zwei Ehrenbürgerrechtsurkunden (für Ludwig Siebert und Julius Streicher, vgl. S. 19).74 Abb. 10: Man trifft sich Anfang Februar in Weißenburg und Porträtfoto von Ludwig Siebert, einigt sich auf eine Urkunde, die in eine Mappe aus mit Widmung vom rotem Leder eingebunden ist. Die bildliche Darstellung 15. August 1939 zeigt die Stadt mit Stadtmauer und Wülzburg.75 zur Erinnerung an Überreicht wird die Urkunde 76 am 13. August. Äu- seinen Besuch in ßerer Rahmen ist die feierliche Einweihung des reno- Weißenburg. vierten Ellinger Tores mit Festakt und Festzug.77 73 Entsprechend der damals geltenden Deutschen Gemeindeordnung (1935) war auch die Kommunalpolitik zentralistisch organisiert und gemäß dem Der am 17. Oktober 1874 im damals zur bayer. Pfalz gehörigen Führerprinzip auf den Bürgermeister ausgerichtet. Anstelle des Stadtrats gab geborene Ludwig Siebert schließt sein Jurastu- es ein Gremium von „Ratsherrn“ mit rein beratender Funktion (ohne Ent- dium 1900 mit der großen Staatsprüfung ab und tritt dann in scheidungskompetenz). den bayer. Justizstaatsdienst ein (zuletzt als III. Staatsanwalt in 74 In einer Mitteilung vom 28.12.1938 schreibt Gerstner, dass er „im Laufe des Fürth). Ab 1. September 1906 ist er rechtskundiger Magistrats- nächsten Jahres zwei Ehrenbürgerbriefe“ braucht. Am 10.05.1939 meint Gerstner, es eilt nicht so und spricht dabei nur von der Urkunde für Siebert. rat in , ab 16. Januar 1908 rechtskundiger 1. Bürger- 75 Der Entwurf von Niess gefällt Gerstner sehr. Er soll, laut Aktenvermerk, im meister von Rothenburg o. d. T., ab 15. November 1919 August 1940 dem Stadtarchiv übergeben werden. Allerdings ist von den vier, desgleichen in Lindau. Nach der nationalsozialistischen Macht- von Niess am 19.08.1940 nach Weißenburg geschickten Entwürfen (zu bei- ergreifung wird er mit Wirkung vom 17. März 1933 zum kom- den Urkunden) keiner erhalten (StadtA Wßbg., Rep. III 89/3). missarischen Finanzminister, dann (12. April 1933) zum 76 Der Textentwurf vom 03.07.1938 ist erhalten (StadtA Wßbg., Rep. III 89/3). Ministerpräsidenten, Vorsitzenden der Landesregierung und Fi- 77 Siebert trägt sich in das „Goldene Buch“ der Stadt ein. Ein Hinweis auf das Ehrenbürgerrecht fehlt im Eintrag – überhaupt fehlt das Goldene Buch, denn nanzminister ernannt. Siebert ist seit 1930 Mitglied der NSDAP über mehr als eine lose Lage mit der Seite für Siebert kommt das Buchpro- und Inhaber des Goldenen Parteiabzeichens. jekt gar nicht hinaus (StadtA Wßbg., Sammlungsbestand). Er stirbt am 1. November 1942 in München.78 78 Auskunft der Bayer. Staatskanzlei vom 18.09.1964 (Anfrage Brun Appel).

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Dr. med. Karl Knöll (1873-1954) Sanitätsrat, prakt. Arzt In der Stadtratssitzung vom 12. März 1953 berichtet Oberbürgermeister Thumshirn 79, dass er heute Sani- tätsrat Dr. Knöll zum 80. Geburtstag im Namen der Stadt gratuliert hat. Er schlägt vor, diesen Geburtstag zum Anlass zu nehmen und Dr. Knöll das Ehrenbür- gerrecht anzutragen für sein Lebenswerk, „das ihn über 50 Jahre hindurch in Weissenburg den Dienst am Kranken ohne Ansehen der Person und des Geldbeutels versehen sieht“. Der Stadtrat stimmt einstimmig zu.80 Dieses Datum (12. März) trägt auch der Entwurf der Urkunde.81 Der Zeitpunkt der Überreichung ist unbe- kannt, er sollte aber zügig nach Fertigstellung einer ent- sprechenden Urkunde erfolgt sein. Bei der bekannten Sparsamkeit der damaligen Zeit kann man davon aus- Abb. 11: gehen, dass die Urkunde verwaltungsintern hergestellt Ehrengrab für Dr. Karl Knöll worden ist. an der Nordmauer des Südfriedhofs, Aufnahme von 2003 Es hat den Anschein, dass das Ehrenbürgerrecht nicht (Foto: Stadtbauamt Weißenburg i. Bay.). so hohe Wellen geschlagen hat wie andere. Der Hinweis auf den Stadtratsbeschluss in der Tagespresse 82 war mi- Dr. Karl Knöll stirbt am 20. Juli 1954 in Weißenburg. nimalistisch und enthält keine große Würdigung! Nach seinem Tod macht die Stadt von der Möglich- keit Gebrauch, ihm ein Ehrengrab (vgl. Abb. 11) im Südfriedhof zu setzen.85 Ein Jahr später, am 21. Juli Karl Knöll ist am 12. März 1873 in Frauengrund bei Aschaf- 1955, wird die neu angelegte Seitenstraße der Geheim- fenburg zur Welt gekommen. Nach dem Abitur in Aschaffen- rat-Dr.-Doerfler-Straße im damaligen Baugebiet burg studiert er Medizin in Erlangen und Jena. Seine 86 medizinische Laufbahn beginnt er als Assistenzarzt in Völklin- „Stadtgebiet Ost“ nach ihm benannt. gen (Saar) und bei seinem späteren Schwiegervater Dr. Maier 83 79 Ludwig Thumshirn (*1896 Weißenburg, †1971 Weißenburg), Unternehmer, in Weißenburg. 1901 lässt er sich als Arzt in Weißenburg nieder 1. Bürgermeister/Oberbürgermeister 1949-1960. und heiratet Laura Knöll, geb. Maier (1872-1945). 80 StadtA Wßbg., Stadtratsprotokoll 1953, Vortrag Nr. 87. Im Ersten Weltkrieg ist er Sanitätsoffizier an der Front, im 81 StadtA Wßbg., Oberbürgermeister 99. Zweiten Chefarzt des Reservelazaretts in Weißenburg. 82 „Weißenburger Tagblatt“ vom 13.03.1953. Sein Haus Am Hof 14 wird ihm wenige Tage vor Kriegsende 83 Dr. med. Ludwig Maier (1841-1914), prakt. Arzt aus Rügheim/Hofheim. 84 Bericht im „Weißenburger Tagblatt“ vom 11. März 1953. 1945 weggebombt. 85 Stadtratsbeschluss vom 22.07.1954 Knöll ist ehrenamtlich lange Zeit Schularzt und leitender 86 Nach Vorberatung im Ausschuss für Bau-, Forst- und Polizeiwesen am Arzt der städtischen Lungenheilanstalt am Rohrberg.84 15.07.1955 (Beier, Straßennamenbuch, a. a. O., S. 113).

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Emil Kipfmüller (1885-1977) Der Vorschlag wird einstimmig zum Beschluss erho- Direktor der HAPAG ben. Der Oberbürgermeister wird ermächtigt, die Über- Rechtsrat Littmann 87 berichtet im Stadtrat am 21. Feb- gabe in eigenem Ermessen vorzunehmen. ruar 1957 in nichtöffentlicher Sitzung und außerhalb Die Überreichung – man ist sich einig, dass sie in der Tagesordnung von einem Antrag der „in Hamburg Weißenburg erfolgen soll – gestaltet sich angesichts des lebenden Weißenburger“ 88, Emil Kipfmüller (vgl. Abb. übervollen Terminkalenders von Kipfmüller zunächst 12) zum Ehrenbürger zu ernennen, „da er als einer der schwierig. Sie findet dann schließlich mit 2 ½-jähriger anerkannten deutschen Sachverständigen für den Verspätung am 5. August 1959 in Weißenburg, bei Fremdenverkehr und die Fahrgastschiffahrt sich hohes einem Abendessen im Hotel „Goldene Rose“, statt.92 internationales Ansehen erworben habe. Bei seiner be- Zur Gestaltung der Urkunde ist in den Akten nicht zu kannten Heimattreue und Verbundenheit mit Weißen- finden. Nur der Textentwurf ist überliefert 93: burg sei das auch ein Ruhm für die Stadt. Herrn „Die Stadt Weißenburg i. Bay. hat am 21. Februar Direktor Kipfmüller sei es auch zu verdanken, daß ein 1957 Herrn Emil Kipfmüller, Direktor der Hamburg- schmuckes Motorschiff der HAPAG auf den Namen Amerika-Linie, zu ihrem Ehrenbürger ernannt. Emil „Weißenburg“ getauft wurde“. 89 Kipfmüller hat bei einer weltweiten Tätigkeit seine Heimatstadt nie vergessen. Seiner Initiative und sei- nem Einfluß verdankt es die Stadt, daß ein modernes Emil Kipfmüller erblickt am 5. Juli 1885 in Weißenburg als Sohn eines deutsches Schiff ihren Namen über die Weltmeere Sattlermeisters das Licht der Welt. Er besucht hier die Realschule, arbeitet dann in einer Nürnberger Bleistiftfabrik, wechselt in der Folgezeit zum Norddeutschen Lloyd 87 Fritz Littmann (1904-1969), Jurist aus Breslau, Leiter des städtischen nach London und schließlich 1907 in die Filiale der Hamburg-Ame- Rechtsamts 1951-1967. rika-Linie in Paris. 1910 übernimmt er die kaufmännische und techni- 88 Den Antrag vom 26. Januar 1957 unterzeichnet der in Hamburg lebende sche Agentur der Linie in Cherbourg. Dipl.-Kaufmann F. Schmidkunz im Anschluss an eine kleine Feier in Ham- Nach Kriegsteilnahme und Gefangenschaft im Ersten Weltkrieg ar- burg anlässlich des 50-jährigen Dienstjubiläums von Kipfmüller. beitet er bei der Filiale der HAPAG in Frankfurt a. M. und wird 1928 89 Thomas Wägemann, Von der S. M. S. Weißenburg zur M. S. Weissenburg – Prokurist dieser Firma in Hamburg. Die Schiffe mit dem Namen „Weißenburg“, in: „villa nostra“ 1/1999, Mit großer Energie baut Kipfmüller nach dem Zweiten Weltkrieg S. 5-14. das Hapag-Lloyd-Reisebüro bis 1948 wieder auf und schafft die Ar- 90 Vgl. schola nostra uuizinburgi. Menschen Häuser Bücher, hrsg. von Land- beitsgemeinschaft DER-Gesellschaftsreisen (später TOUROPA). kreis Weißenburg-Gunzenhausen, Weißenburg i. Bay. 1977, S. 63 f. Am 11. Januar 1957 feiert er sein 50. Dienstjubiläum bei der 91 Einen Antrag der Witwe Kipfmüller auf Kostenbeteiligung lehnt der Stadtrat HAPAG, ein Jahr später tritt er in den Ruhestand, bleibt aber der Tou- am 09.03.1978 ab, ringt sich dann aber doch zu einem „Ehrengrab“ durch, rismusbranche in verschiedenen Organisationen treu. d. h. die Stadt stellt den Grabplatz zur Verfügung und übernimmt die Kosten Er ist Aufsichtsrat zahlreicher Verkehrsverbände und Reisebüros, of- der Bestattungs- und Leichenfeierlichkeiten (vgl. Stadtratsbeschluss vom fizieller Vertreter der Bundesrepublik im Touristischen Komitee der 13.04.1962 über den Umfang der Leistungen für ein „Ehrengrab“). OECD in Paris, Vizepräsident des deutschen Beirates für Fremdenver- 92 Anwesend waren außer Emil Kipfmüller und seiner Frau, OB Ludwig kehr und 1964 Präsident der Reisebüros in der damaligen EWG. 90 Thumshirn mit Frau, Rechtsrat Fritz Littmann mit Frau, Otto Daiber als ört- Emil Kipfmüller stirbt am 6. November 1977 in Hamburg. licher Vertreter der HAPAG nur noch Kipfmüllers Neffe Hermann Ehren- Er wird am 15. November 1977 in aller Stille in seiner Heimatstadt treich (Akte „Ehrenbürger“ im OB-Büro). Weißenburg beerdigt.91 93 Akt „Ehrenbürger“ im OB-Büro.

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trägt. In Anerkennung dieser Treue und Verbunden- Hermann Gutmann (1907-1987) heit hat der Stadtrat Emil Kipfmüller die höchste Kaufmann Ehre verliehen, die er zu vergeben hat, und ihm zum Im Jahr 1985 beantragen die Stadtratsfraktionen der Zeichen dessen diese Urkunde ausgefertigt.“ CSU und der SPD die Verleihung des Ehrenbürger- rechts an Hermann Gutmann (vgl. Abb. 13, 14). Im Ausschuss für Recht, Personal und Verwaltung berichtet Rechtsdirektor Dr. Matthias Ostermeier 94 am 9. April 1985, dass in einer Aussprache von Oberbür- germeister Reinhard Schwirzer 95 mit den drei Frakti-

Abb. 12: Emil Kipfmüller im Alter von rund 80 Jahren. Abb. 13: Hermann Gutmann (Foto: Hermann Gutmann Stiftung).

94 Dr. Matthias Ostermeier, Leiter des städtischen Rechtsamts 1967-2003. 95 Reinhard Schwirzer, Jurist, Oberbürgermeister 1984-2008.

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Hermann Gutmann wird am 11. Mai 1907 in Weißenburg als In einer Sondersitzung des Stadtrats am 4. Oktober Sohn eines Kaufmanns und Großviehhändlers geboren. Aufge- 1985 wird Hermann Gutmann die Auszeichnung über- wachsen ist er in der Westlichen Ringstraße, wo seine Eltern geben. Die Urkunde trägt das Datum der Übergabe und 96 1910 das Haus Nr. 5 gekauft haben. nicht, wie früher, das des Stadtratsbeschlusses.103 Dem Abitur in Weißenburg (1922) folgt eine kaufmännische Lehre in der Fa. Aurnhammer & Benedict, ab 1928 arbeitet Gutmann in einem Drahtwerk in Frankfurt, dann ist er leitender Angestellter in einer Maschinenfabrik in Mannheim, dazwi- schen liegen Auslandsjahre in England und Schweden. Im Alter von 30 Jahren (1937) gründet er in einer ehem. Leo- Abb. 14: nischen Fabrik in Weißenburg (Augsburger Straße 1) seine Neben dem von Firma „Leichtmetall-Drahtwerk Hermann Gutmann“. 1938 Bildhauer Martin 97 produziert er in eigenen Räumen an der Jahnstraße. 1940 ver- Mayer geschaffe- legt er seine Firma nach Nürnberg, wo sie im Krieg zerstört nen Grabmal wird. Dem Neubeginn folgt die Verlagerung (1954) nach Wei- Gutmanns an der 98 ßenburg mit dem Neubau an der Nürnberger Straße. Westmauer des Hermann Gutmann stirbt am 25. September 1987 in Weißen- Südfriedhofs hat burg. Die Stichstraße der Nürnberger Straße, südlich seiner die Stadt Weißen- 99 Firma, ist am 30. September 1993 nach ihm benannt worden. burg eine Erinne- rungstafel an ihren verdienten Ehren- onsvorsitzenden am 3. Juli 1985 die Ehrenbürger- bürger anbringen rechtsverleihung an „Herrn Hermann Gutmann, Allein- lassen. inhaber der Fa. Hermann-Gutmann-Werke“ bespro- chen und einvernehmlich befürwortet worden war. Gut- 96 Otto Gutmann (1873-1929), Schweinehändler, und Katharina Gutmann, mann selbst habe daraufhin den Wunsch geäußert, dass geb. Göring (1875-1938), aus Rüblanden. 97 Diese verkauft er 1957 an Eckert & Ziegler. ihm die Auszeichnung zu seinem Geburtstag am 11. Zeitgleich (1938) erwirbt er die Firma Gilardi in Allersberg und lässt dort Mai verliehen werde. „hauptsächlich Drähte für die Kriegsindustrie“ produzieren (vgl. Robert Der Tagesordnungspunkt wird „nach kurzer Erör- Unterburger, Der Leonische Drahtzug in Allersberg, in: Heimatkundliche Streifzüge. Schriftenreihe des Landkreises Roth, Heft 26/2007, S. 63 f.). terung“ allerdings mit der Begründung zurückgestellt, 98 Laudatio von Oberbürgermeister Schwirzer, Bericht im „Weißenburger dass man noch fundiertere Informationen zu den Leis- Tagblatt“ vom 07.10.1985. tungen Gutmanns einholen wolle. 100 99 Beier, Straßennamen, a. a. O., S. 72. 100 Ein Zusammenhang mit der am 11.06.1985 beschlossenen Satzung über Eh- Am 18. Juli 1985 beschließt der Stadtrat dann ein- rungen und Auszeichnungen der Stadt (Ehrenbürgerrecht, Goldene Bürger- stimmig, Hermann Gutmann das Ehrenbürgerrecht zu medaille, Goldene und Silberne Ehrennadel) ist offensichtlich (vgl. S. 5). verleihen.101 Schwirzer wird ermächtigt, „im eigenen 101 Der Oberbürgermeister hatte, wie angekündigt, im Vorfeld mit den Frakti- Ermessen die Übergabe der Ehrenbürgerurkunde und onsvorsitzenden gesprochen. 102 Ein für den 09.08.1985 angedachter Termin (als Sondersitzung des Stadt- 102 die damit verbundene Festlichkeit zu gestalten“. rats) wird wegen der Urlaubszeit auf den 04.10.1985 verschoben. 103 Bericht im „Weißenburger Tagblatt“ vom 07.10.1985.

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Richard Stücklen (1916-2002) Bundesminister und Bundestagspräsident, Bundestagsvizepräsident Am 10. September 1981 verleiht die Nachbarstadt Gunzenhausen ihr Ehrenbürgerrecht an Richard Stück- len (vgl. Abb. 15, 16). Eine daraufhin (1983) von Wei- ßenburgs Oberbürgermeister Dr. Günter Zwanzig etwas ungeschickt initiierte Verleihung der „Goldenen Bür- germedaille“ lehnt Stücklen ab.104 Den Weißenburger Antrag stellt dann der 2. Bürger- meister Otto Stiepak 105 in einem internen Schreiben vom 3. Februar 1986 an Oberbürgermeister Reinhard Schwirzer. Gleichzeitig regt er, aufgrund der bisher stets positiven Erfahrungen, zunächst ein Gespräch mit den Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat an.106 Stiepak begründet seinen Antrag kurz und prägnant: „Herr Stücklen begeht im August 1986 seinen 70. Geburtstag. Durch seine Leistungen für die Bundesrepublik Deutschland hat er nach unserer Ansicht das Ansehen der Stadt außerordentlich gemehrt.“107 Nach diesen Vorbesprechungen ist die Beschlussfas- Abb. 15: Erinnerungsfoto an Richard Stücklen sung im Stadtrat am 20. Februar 1986 nur noch Form- (Foto: Stadtarchiv Weißenburg, Nachlass Stücklen). sache – sie erfolgt einstimmig. Einig ist man sich auch, die Sache noch vor der Sommerpause durchzuführen, 104 Schon zu Beginn des Jahres 1969 hat Stücklen den damaligen SPD-Stadtrat Friedrich Kropf gebeten, einen Antrag auf Verleihung der Goldenen Bür- um zu verhindern, dass die Angelegenheit in den an- germedaille zurückzunehmen (Akt „Ehrenbürger“ des OB-Büros, dem stehenden Wahlkampf für den Bundestag (25. Januar Büroleiter, Thomas Felber, sei an dieser Stelle für seine freundliche Unter- 1987) hineingezogen wird. stützung gedankt). 105 Otto Stiepak (1931-2007), Berufsschuldirektor (1967-1995), Stadtrat Die Verleihung findet im Rahmen einer Sondersit- (1984-2007) und 2. Bürgermeister (1986-1990 und 1996-2007). zung des Stadtrats am 4. Juli 1986 mit anschließendem 106 Es findet am 05.02.1986 im Dienstzimmer des Oberbürgermeisters statt. Empfang im Söller des Alten Rathauses statt.108 107 Akt „Ehrenbürger“ des OB-Büros. 108 Es wird ein schlicht gestalteter „Ehrenbürgerbrief“ („Die Stadt Weißen- Richard Stücklen stirbt am 2. Mai 2002 in seiner burg i. Bay. verleiht aufgrund des Stadtratsbeschlusses vom 20. Februar Wahlheimat Weißenburg. 1986 Herrn Bundestagsvizepräsidenten Richard Stücklen in Anerkennung Ihm zu Ehren wird mit Stadtratsbeschluss vom 22. und Würdigung seiner besonderen Verdienste um Stadt und Bürgerschaft das Ehrenbürgerrecht. Weißenburg i. Bay., am 04. Juli 1986.“) überreicht Dezember 2005 im neuen Industriegebiet West die „Ri- und auch die anschließende Feier findet in angemessenem, aber zurück- chard Stücklen-Straße“ benannt. haltendem Rahmen statt.

25 Reiner Kammerl – Die Weißenburger Ehrenbürger 3/2020

Nicht verliehene Ehrenbürgerrechte Mit der Verleihung von Ehrenbürgerrechten ist die Stadt Weißenburg bislang recht sparsam umgegangen. Es ist wirklich eine Auszeichnung für besondere Fälle. Gerade mal zwölf Personen in rund 150 Jahren ist diese Ehrung zuteilgeworden. Natürlich hat man immer wie- der mal daran gedacht, weitere Persönlichkeiten wegen ihrer Verdienste zu würdigen, aber aus unterschiedli- chen Gründen haben es einige nicht geschafft. Die nachstehende Übersicht listet in chronologischer Rei- henfolge diejenigen auf, zu denen entsprechende Über- legungen bekannt sind.

Prof. Dr. med. Johann Baptist Friedreich (1876-1862) Mediziner, Gerichtsarzt in Weißenburg 1832-1838 Den ersten Antrag auf eine Ehrenbürgerrechtsver - leihung in Weißenburg überhaupt stellt das Kollegium Abb. 16: Bundestagswahlplakat in Weißenburg der Gemeindebevollmächtigten am 5. Dezember 1843. mit Richard Stücklen und Ludwig Erhard, wohl 1965. Der aus Würzburg stammende Mediziner Friedreich (vgl. Abb. 17) soll für seine Verdienste bei „Errichtung eines neuen Krankenhauses 110, durch sechsjährige un- Richard Stücklen wird am 20. August 1916 in Heideck gebo- ren. Nach einer Lehre im Elektrohandwerk und Fernstudium entgeldliche Besorgung desselben, so wie durch unei- der Ingenieurwissenschaften (Fachrichtung Elektrotechnik), gennützige Behandlung der armen Kranken in der kann er 1944 seine Ingenieursausbildung abschließen. An- Stadt …“ ausgezeichnet werden. schließend arbeitet er zunächst in einem großen Industriebe- Die Verleihung scheitert daran, dass die Antragsteller trieb (AEG) und nach 1945 in der elterlichen Schlosserei in das Ehrenbürgerrecht auf die Person von Prof. Fried- Heideck. reich beschränken wollen, aber laut damaliger Rechts- Beeindruckend liest sich seine politische Laufbahn: Mitglied lage würden damit auch die Familienangehörigen das des Deutschen Bundestags (1949-1990), stellvertretender Vor- sitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag (1953-1957 Bürgerrecht in Weißenburg erwerben – und das ist an- 111 und 1966-1976), Bundesminister für das Post- und Fernmelde- scheinend nicht gewollt. wesen (1957-1966), Vorsitzender der CSU-Landesgruppe 109 www.wikipedia.org (Aufruf vom 08.07.2020). (1966-1976), Präsident (1979-1983) und Vizepräsident des 110 Auf massiven Druck der Aufsichtsbehörden wird 1836 im ehem. „Siech- Deutschen Bundestags (1976-1979 und 1983-1990).109 haus“ (Industriestr. 1) ein Krankenhaus eingerichtet, das diese Bezeichnung auch wirklich verdient. Es besteht dort bis zum Bau des städt. Krankenhauses 1884 (vgl. Reiner Kammerl, Siechhaus – Armenhaus – Kaserma, in: Gustav Mödl (Hrsg.), Kreiskrankenhaus Weißenburg. 500 Jahre Krankenpflege. Vom Bürgerspital zur modernen Klinik, Weißenburg i. Bay. 1985, S. 95-101).

26 Reiner Kammerl – Die Weißenburger Ehrenbürger 3/2020

Der Sohn eines Würzburger Arztes studiert Medizin, Dr. jur. Hans Küfner (1871-1935) wird 1818 promoviert und lehrt ab 1819 an der Univer- Jurist, rechtskundiger 1. Bürgermeister sität Würzburg. 1832 wird er als politisch gefährlich ein- der Stadt Weißenburg 1898-1905 gestuft, aller Ämter enthoben und als „Gerichtsarzt“ Bürgermeister Karl Danler bittet in vertraulichem (Amtsarzt) nach Weißenburg abgeschoben (bis 1838).112 Schreiben vom 10. September 1925 die Stadtratsfrak- tionen um ihre Meinung zu einer Ehrenbürgerrechts- verleihung an den ehemaligen Bürgermeister Dr. Küfner (vgl. Abb. 18). Danler schwebt eine Auszeich-

Abb. 18: Dr. jur. Hans Küfner, 1908. Abb. 17: In Privatbesitz ist ein altes Foto (das Original ist 1945 verbrannt) erhalten. Das Ölbild malte, nach Auskunft der Familie, die auch in Weißenburg mit ihren Illustrationen zur Voltz-Chronik bekannte Amalie von Peter 111 StadtA Wßbg. Rep. III 83. (Foto: Privatbesitz). 112 www.wikipedia.org (Aufruf vom 19.03.2020).

27 Reiner Kammerl – Die Weißenburger Ehrenbürger 3/2020

Der am 18. Juni 1871 in Goltzdorf bei Bayreuth geborene Hans Wilhelm Albrecht (1861-1943) Küfner wechselt nach seiner Zeit in Weißenburg nach Kaisers- Pfarrer und Senior in Weißenburg 1902-1931 lautern und dann 1918 als 2. Bürgermeister nach München. Vorgeschlagen hat Albrecht (vgl. Abb. 19) der 2. Bür- Dort ist er 1935 auch verstorben. germeister Wilhelm Michel 115 am 25. April 1932. An- Als besondere Leistung wird bei seiner Abschiedsfeier in Weißenburg 1905 die Sicherstellung der Wasserversorgung lass war Albrechts 71. Geburtstag (14. August) und (durch Zuleitung der Suffersheimer Steinriegelquelle) und der seine 29 Jahre lange Tätigkeit als Geistlicher, in der er Ausbau von Kanalisation und Straßenpflaster gewürdigt.113 mit seiner „… treuen und hingebenden Erfüllung seiner Berufstätigkeit … sonst in der Öffentlichkeit die Auf- nung entweder zu dessen 60. Geburtstag (17. Juni merksamkeit in vielfacher und angenehmster Weise all- 1931) oder dem 30. Jahrestag seiner Installation in Wei- gemein auf sich gelenkt hat …“. ßenburg (25. August 1928) vor. Anders als im gleich- Michel erinnert an die von Albrecht verfassten Ge- zeitig angedachten Fall Doerfler (vgl. S. 17 f.) sieht der dichte und Schauspiele.116 Die von Bürgermeister Dr. nachfolgende Bürgermeister, Dr. Hermann Fitz, wohl Hermann Fitz angefragten Fraktionen lehnen den An- keine Mehrheit mehr, um diese Idee durchsetzen zu trag jedoch mehrheitlich ab und so zieht Michel seinen können.114 Vorschlag zurück (1. August 1932).117

Der in einem landwirtschaftlichen Anwesen an der Äußeren Türkengasse in Weißenburg geborene Wilhelm Albrecht stu- diert in Erlangen und Leipzig Theologie. Seine erste Station ist 1884 als Pfarrvikar in Dettenheim. Er widmet sich neben seinen kirchlichen Aufgaben mit gro- ßer Leidenschaft der heimatkundlichen Bildungsarbeit als Hei- mat- und Mundartdichter, ist aber auch politisch aktiv als Landtagsabgeordneter. Ihm zu Ehren wird am 28. Juli 1960 die „Wilhelm-Albrecht- Straße“ als Seitenstraße der Augsburger Straße benannt.118

113 Vgl. Kammerl, Die Bürgermeister, a. a. O., S. 14 f. 114 Nur ein Aktenvermerk vom 10.06.1931 greift die Angelegenheit wieder auf. Fitz vermerkt darin eine mögliche Verleihung an Küfner für den 01.01.1936. Gleichzeitig schickt er Küfner nach München zu dessen 60. Geburtstag, am 15.06.1931, einen Blumenkorb „als Zeichen der Dankbar- keit, Wertschätzung und Verehrung“ (StadtA Wßbg., Rep. III 89/1). 115 Wilhelm Michel (1869-1957), Bierbrauer (vgl. S. 30). 116 Vgl. Reiner Kammerl, Festspiele und Theaterstücke für Weißenburg, in: „villa nostra“ 3/2019, S. 5-31. In dem Beitrag sind vier Stücke von Pfarrer Albrecht vorgestellt. 117 StadtA Wßbg., Rep. III 89/2. Abb. 19: Pfarrer und Senior Wilhelm Albrecht, um 1935. 118 Ulf Beier, Straßennamen, a. a. O., S. 176.

28 Reiner Kammerl – Die Weißenburger Ehrenbürger 3/2020

Rudolf Nebel (1894-1978) Ingenieur, Raketenforscher Ausgangspunkt ist 1964 ein Zeitungsbericht in der Lo- kalpresse zum 70. Geburtstag von Rudolf Nebel (vgl. Abb. 20) mit der Schlagzeile „Weißenburger Weltraum- Pionier“. Aufgeschreckt eilt der damalige Oberbürger- meister Dr. Horst Lenz119 nach Düsseldorf, um Nebel persönlich zu gratulieren. Im Stadtrat muss Lenz anschließend einräumen, dass er ihm dabei eine Ehrung in Aussicht gestellt hat. Eine Verleihung der Goldenen Bürgermedaille oder gar das Ehrenbürgerrecht scheiden nach den entsprechenden Satzungen aus, weil sich die zugrundeliegenden Ver- dienste auf die Stadt Weißenburg beziehen müssen.120 Also macht man Nebel die Widmung einer Straße schmackhaft. „Herr Dipl.-Ing. Nebel ist mit dieser Eh- rung vollauf einverstanden“, berichtet Lenz erleichtert dem Stadtrat am 6. Mai 1964. Der in Weißenburg geborene Rudolf Nebel, er stammt mütter- licherseits aus der alteingesessenen Familie Staudinger, gilt als Pionier der Raketentechnik. Mit dem von ihm gegründeten Ra- ketenflugplatz bei Berlin hat er wesentlich zur Entwicklung der Luft- und Raumfahrttechnik beigetragen. Abb. 20: Ihm zu Ehren wird am 11. März 1965 die bisherige Seiten- Rudolf Nebel, aufgenommen in Weißenburg 1965. straße der Eichstätter Straße von „Am langen Wiesenweg“ in „Rudolf-Nebel-Straße“ umbenannt.121

119 Dr. Horst Lenz (1913-1985), Dipl.-Volkswirt, Oberbürgermeister 1960- 1972 (Kammerl, Die Bürgermeister, a. a. O., S. 16). 120 StadtA Wßbg. Slg. I.10.30/Rudolf Nebel. 121 Vgl. Thomas Wägemann, Rudolf Nebel (1894-1978). Raketenforscher aus Weißenburg – Konstrukteur eines „Papierdrachens“ oder Schöpfer der „V2“?, in: „villa nostra“ 1/2020, S. 5-28.

29 Reiner Kammerl – Die Weißenburger Ehrenbürger 3/2020

Die „Goldene Bürgermedaille“ Der ortsansässige Goldschmied Schlereth 124 fertigt Hintergrund für die Schaffung der „Goldenen Bürger- dazu passende Silberketten und begleitend entwirft medaille“ ist das Bedürfnis, für verdiente Bürger eine Stadtbaumeister Koch 125 eine Verleihungsurkunde (vgl. Auszeichnung zu schaffen, „ohne eine Verwässerung Abb. 22, 23). des Ehrenbürgerrechts herbeizuführen“, d. h. ohne die- Die ersten beiden Bürgermedaillen werden sofort sen gleich das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. Letzteres (die Verleihung ist ja auf zwei pro Jahr beschränkt), am soll nur auf ganz wenige Fälle beschränkt werden, so 22. Dezember 1955 ausgegeben, nämlich an Altbürger- Stadtrechtsrat Fritz Littmann im Verwaltungs- und meister Wilhelm Michel und Dr. Max Eduard Laeis. Finanzausschuss am 2. Juni 1955. Als Vorbild dient die Die Bürgermedaille bzw. die dafür vorausgesetzten Bürgermedaille, wie sie die Stadt Fürth geschaffen hat. Verdienste werden 30 Jahre später, in der erweiterten Mit Stadtratsbeschluss vom 10. Juni 1955 wird die Satzung von 1985, auch neu formuliert. Es sind jetzt Einführung einer „Goldenen Bürgermedaille der Stadt „hervorragende Leistungen auf wirtschaftlichem, kul- Weißenburg“ beschlossen und eine entsprechende Sat- turellem, caritativem, sportlichem Gebiet oder in der zung erlassen; diese tritt am 1. August 1955 in Kraft. Verwaltung der Stadt“ – gerade Letzteres war in der Die Ehrung ist ebenfalls an eine 2/3-Mehrheit im Stadtratssitzung durchaus nicht unumstritten. Neu sind Stadtrat gebunden. Sie darf nur an Personen verliehen v. a. die sportlichen Leistungen. Es bleibt bei jährlich werden, die mindestens 50 Jahre alt sind, die allgemei- höchstens zwei Auszeichnungen und nicht mehr als 12 nes Ansehen genießen und (§ 2) „durch hervorragende lebenden Trägern. Leistungen auf wirtschaftlichem, kulturellem oder ca- ritativem Gebiet oder in der Verwaltung der Stadt Wei- Die Auszeichnungen im chronologischen Überblick: ßenburg um das Ansehen und um das Wohl der Stadt 1955 Wilhelm Michel (1869-1957), besondere Verdienste erworben haben“. Bierbrauer, Stadtrat, Bürgermeister (1924-1933), Die Auszeichnung (vgl. Abb. 21) besteht (§ 1) „in Stadtratsbeschluss 08.12.1955, einer etwa fünfmarkstückgroßen Medaille, die auf der Übergabe 22.12.1955 (vgl. Abb. 22). Stirnseite das Wappen der Stadt Weißenburg und auf der Kehrseite die Worte „Für Verdienste um die Stadt

Weißenburg i. B.“ trägt. Die Medaille wird in Feinsil- 122 Die offizielle Anfrage datiert vom 19.08.1955. Es muss aber schon vorher ber massiv ausgeführt und schwer vergoldet“. Kontakte gegeben haben, denn Hemmeter antwortet am Tag darauf, dass Mit der Umsetzung betraut Oberbürgermeister Lud- sein Entwurf „bereits versandtfertig“ vorliegt. Er erhält 300 DM Honorar. wig Thumshirn den Bildhauer Karl Hemmeter.123 Auf 123 Das am 14.12.1955 gelieferte Muster gefällt und die Stadt bestellt gleich 20 Stück. Am 28.08.1979 werden weitere 10 beim Hauptmünzamt bestellt der Grundlage des von Hemmeter gefertigten Gipsmo- (Lieferung am 15.10.1979). Die Medaillen sind aus Silber, vergoldet, und dells erhält das Bayerische Hauptmünzamt in München haben einen Durchmesser von 45 mm sowie ein Gewicht von 40 g. am 9. November den Auftrag, die Prägestöcke zu fer- 124 Wilhelm Schlereth (*1926 Buchloh, †1986 Weißenburg), Goldschmied in Weißenburg ab 1954. tigen sowie zur Begutachtung erst einmal ein Muster 125 Albert Koch (*1912 Nürnberg, †1974 Würzburg), Stadtbaumeister in Wei- in Feinsilber zu liefern. 123 ßenburg 1949-1958.

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1955 Dr. Max Eduard Laeis (1894-1960), Jurist und Staatswissenschaftler, Leiter der Firmen „Eckert & Ziegler“ und „Rheinisches Spritzguß- werk“, Stadtratsbeschluss 08.12.1955, Übergabe 22.12.1955. 1956 Christian Schmoll (1878-1956), Landwirt, Stadtrat (1925-1935, 1948-1960), Stadtratsbeschluss 08.12.1955, Übergabe 03.01.1956. 1956 Karl Keim (1883-1972), Schlosser, Gewerkschaftsfunktionär, Aufsichtsrats- vorsitzender der „Gemeinnützigen Siedelungsge- nossenschaft Eigenheim“, Stadtrat (1946-1959), Stadtratsbeschluss 08.12.1955, Übergabe 03.01.1956. Abb. 21: Vorder- und Rückseite der „Goldenen Bürgermedaille“. 1957 Dr. med. Leonhard Schneider (1883-1965), prakt. Arzt, Chefarzt des Städt. Krankenhauses, Stadtratsbeschluss 24.01.1957, Übergabe 28.01.1957. 1970 Bodo Lisker (1920-1995). Kaufmann, Abteilungsleiter der Firmen „Eckert & 1957 Dr. med. dent. Karl Gröschel (1894-1964), Ziegler“ und „Rheinisches Spritzgußwerk“, Zahnarzt, langjähriger Vorsitzender des Vereins für Stadtratsbeschluss 07.10.1970, Übergabe 29.10.1970. Heimatkunde (1922-1925 und 1929-1935) und eh- renamtlicher Leiter des Stadtarchivs (1950-1963), 1970 Dr. med. Hermann Doerfler (1897-1992), Stadtratsbeschluss 24.01.1957, praktischer Arzt, Übergabe 28.01.1957 (vgl. Abb. 23). Stadtratsbeschluss 29.10.1970, Übergabe 29.10.1970. 1959 Arthur Aurnhammer (1892-1974), Fabrikant, 1974 Dr. Horst Lenz (1913-1985), Stadtratsbeschluss 20.03.1959, Übergabe 25.03.1959. Dipl.-Volkswirt, Oberbürgermeister 1960-1972, Stadtratsbeschluss 02.05.1974, Übergabe 30.05.1974. 1959 Dr. med. Karl Bergler (1897-1975), Augenarzt, Stadtratsbeschluss 20.03.1959, Übergabe 25.03.1959. 1974 Konrad Schmidt (1908-1999), Sparkassendirektor (1946-1975), 1966 Ludwig Thumshirn (1896-1971), Kaufmann, Stadtratsbeschluss 02.05.1974, Übergabe 30.05.1974. 1. Bürgermeister/Oberbürgermeister 1948-1960, Stadtratsbeschluss 08.06.1966, Übergabe 16.06.1966. 1976 Dr. med. Ernst Georg Becker (1911-1998), Leitender Arzt, Chefarzt am Städt. Krankenhaus 1966 Carl Michel (1902-1966), (1952-1975), Bierbrauer, Stadtrat (1948-1960), 2. Bürgermeister Stadtratsbeschluss 06.05.1976, Übergabe 08.07.1976. (1952-1960), Stadtratsbeschluss 08.06.1966, Übergabe 16.06.1966.

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Abb. 22: Entwurf von Stadtmaumeister Koch für eine Urkunde Abb. 23: Original von Stadtmaumeister Koch für die Urkunde zur Goldenen Bürgermedaille für Wilhelm Michel, 1955. zur Goldenen Bürgermedaille für Dr. Karl Gröschel, 1957.

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1976 Dr. jur. Max Decker (1903-1976), werden kann, wenn sie mehr als 18 Jahre im Stadt- Rechtsanwalt, Stadtrat (1948-1966) und 2. Bürger- rat tätig waren. Die Verleihung bestimmt selbst- meister (1960-1966), verständlich der Stadtrat, nur reicht diesmal eine Stadtratsbeschluss 06.05.1976, Übergabe 08.07.1976. einfache Mehrheit aus. 1977 Dr. med. Klaus Wasmuht (1911-2002), Die Ehrennadeln (Abb. 24) tragen das Stadtwap- Chefarzt und Leitender Arzt am Städtischen Kran- pen und die Widmung „Verdient um Weißenburg“. kenhaus (1952-1977), Stadtratsbeschluss 06.10.1977, Übergabe 10.11.1977. Die nachfolgenden Übersichten (auf biografi- sche Angaben, Funktion des Geehrten und Grund 1978 Ernst Lechner (1921-1989), der Auszeichnung wird an dieser Stelle aus Platz- Lehrer und Rektor der Realschule (bis 1978), Stadt- rat (1960-1978) und Bürgermeister (1972-1978), gründen verzichtet) zeigen in chronologischer Stadtratsbeschluss 09.03.1978, Übergabe 18.04.1978. Reihenfolge die seit ihrer Einführung 1986 verlie- henen goldenen und silbernen Ehrennadeln der 1992 Dr. jur. Günter W. Zwanzig (geb. 1932), Jurist, Oberbürgermeister 1972-1984, Stadt Weißenburg. Stadtratsbeschluss 26.06.1991, Übergabe 01.05.1992. Die Träger der „Goldenen Ehrennadel” Die „Ehrennadeln“ 1986 Georg Enzner, Stadtratsbeschluss 20.02.1986; Hauptanlass der neuen Satzung von 1985 ist die Walter Schuster, Stadtratsbeschluss 20.02.1986; Einführung der „Ehrennadeln“. Als erste Stufe Walter Philipp, Stadtratsbeschluss 20.02.1986; Wilhelmine Peugler, Stadtratsbeschluss 20.02.1986; der möglichen Auszeichnungen sind sie ein deut- Josef Mang, Stadtratsbeschluss 20.02.1986. licher Ausdruck für eine abgestufte Wertung. 1987 Klaus Raab, Stadtratsbeschluss 25.06.1987; Die goldene Ehrennadel „wird verliehen für be- Erna Gebhardt, Stadtratsbeschluss 25.06.1987. sonders herausragende bürgerschaftliche Leistun- 1988 Johann König, Emetzheim, Stadtratsbeschluss gen. Damit soll der ausgeprägte langjährige 21.07.1988; Einsatz und Verdienst für die Entwicklung der Barbara Strobel, Treuchtlingen, Stadtratsbeschluss Stadt in den verschiedensten Bereichen (Kultur, 21.07.1988; Sport- und Vereinswesen für mehr als 30-jährige August Kern, Haardt, Stadtratsbeschluss 27.10.1988. Tätigkeit) und Vertretungskörperschaften gewür- 1990 Johann Hemmeter, Holzingen, Stadtratsbeschluss digt werden. Hierzu gehört auch eine besonders 15.02.1990; Johannes Berndt, Kehl, Stadtratsbeschluss 22.02.1990. verantwortungsbewußte und erfolgreiche Leistung im öffentlichen Dienst“. 1991 Friedrich Kettler, Suffersheim, Stadtratsbeschluss 21.03.1991; Bei der silbernen Ehrennadel heißt es, dass sie Hubert Jaschke, Stadtratsbeschluss 21.03.1991. „auch an Stadträte und Ortssprecher verliehen“

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1993 Georg Graf, Stadtratsbeschluss 16.12.1993; Heinrich Kreß, Stadtratsbeschluss 25.06.1987; Wilhelm Müller, Stadtratsbeschluss 16.12.1993; Dr. Ernst Blendinger, Stadtratsbeschluss 25.06.1987; August Wägemann, Stadtratsbeschluss 16.12.1993. Ernst Dunz, Stadtratsbeschluss 25.06.1987; Heinrich Walter, Stadtratsbeschluss 25.06.1987. 1994 Siegfried Leitel, Stadtratsbeschluss 22.12.1994; Franz Hopp, Nürnberg, Stadtratsbeschluss 22.12.1994. 1988 Adolf Loy, Stadtratsbeschluss 19.05.1988; Anton Schnabl, Kattenhochstatt, Stadtratsbeschluss 2000 August Knaupp, Stadtratsbeschluss 25.05.2000; 21.07.1988; Heinz Laubinger, Stadtratsbeschluss 25.05.2000. Friedrich Schlegel, Rothenstein, Stadtratsbeschluss 2001 Karl Kirchmeier, Stadtratsbeschluss 26.04.2001. 21.07.1988. 2002 Hannelore Geyer, Stadtratsbeschluss 20.12.2002; 1991 Friedrich Mößner, Stadtratsbeschluss 21.03.1991; Karl Meyer, Weimersheim, Stadtratsbeschluss Ernst Leidel, Stadtratsbeschluss 21.03.1991. 27.06.2002. 2003 Dr. Matthias Ostermeier, Stadtratsbeschluss 23.10.2003. 2004 Hermann Döbler, Stadtratsbeschluss 29.07.2004; Gerold Demel, Stadtratsbeschluss 28.10.2004. 2005 Horst Rother, Schmalwiesen, Stadtratsbeschluss 24.02.2005. 2006 Gottlieb Dinkelmeyer, Stadtratsbeschluss 21.12.2006. 2008 Ludwig Romstöck, Stadtratsbeschluss 24.07.2008. 2010 Claus Wagner, Stadtratsbeschluss 29.04.2010. 2013 Karl Maurer, Kattenhochstatt, Stadtratsbeschluss 18.07.2013. 2015 Günter Kreißl, Stadtratsbeschluss 26.02.2015; Rüdiger Schork, Stadtratsbeschluss 26.02.2015.

Die Träger der „Silbernen Ehrennadel“ 1986 Alfred Bernhöft, Stadtratsbeschluss 20.02.1986; Rudolf Rotter, Stadtratsbeschluss 20.02.1986; Willi Struller, Stadtratsbeschluss 17.07.1986; Helmut Osterland, Stadtratsbeschluss 25.09.1986. 1987 Herbert Preuß, Stadtratsbeschluss 23.04.1987; Erwin Eisenmann, Stadtratsbeschluss 25.06.1987; Abb. 24: Goldene und silberne Ehrennadel.

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1991 Horst Kleingeist, Stadtratsbeschluss 21.03.1991; 2003 Hans Kirsch, Emetzheim, Stadtratsbeschluss Heinz Böhm, Weimersheim, Stadtratsbeschluss 20.02.2003; 21.03.1991; Heinz Horst, Gunzenhausen, Stadtratsbeschluss Ludwig Pfahler, Weimersheim, Stadtratsbeschluss 27.03.2003. 21.03.1991; 2005 Willi Weber, Stadtratsbeschluss 24.02.2005; Rosa Faber, Stadtratsbeschluss 26.06.1991; Helmut Auernheimer, Weimersheim, Christel Rother, Schmalwiesen, Stadtratsbeschluss Stadtratsbeschluss 24.02.2005; 26.06.1991; Milan Vujmilovic, Stadtratsbeschluss 28.07.2005. Karl Bunz, Niederhofen, Stadtratsbeschluss 25.07.1991. 2006 Johann Loy, Emetzheim, Stadtratsbeschluss 21.12.2006. 1992 Rudi Endres, Stadtratsbeschluss 27.02.1992. 2007 Karl Maurer, Kattenhochstatt, Stadtratsbeschluss 22.02.2007; 1995 Georg Schweinberger, Stadtratsbeschluss 05.10.1995. Heinrich Eckert, Holzingen, Stadtratsbeschluss 1998 Adolf Loy, Stadtratsbeschluss 19.05.1998. 22.02.2007; Fritz König, Niederhofen, Stadtratsbeschluss 1999 Karl Boscher, Stadtratsbeschluss 24.06.1999; 26.04.2007. Reinhard Winkler, Stadtratsbeschluss 24.06.1999; Horst Richter, Hagenbuch, Stadtratsbeschluss 2009 Adolf Scharrer, Stadtratsbeschluss 26.11.2009. 16.12.1999. 2011 Melitta Heuberger, Stadtratsbeschluss 17.03.2011. 2000 Friedrich Löffler, Niederhofen, Stadtratsbeschluss 2012 Ursula Fischer, Roth, Stadtratsbeschluss 15.03.2012. 29.06.2000; Erika Lierheimer, Stadtratsbeschluss 26.10.2000. 2013 Thomas Hausner, Stadtratsbeschluss 21.03.2013. 2001 Otto Kittsteiner, Ellingen, Stadtratsbeschluss 2014 Heinrich Wägemann, Niederhofen, Stadtratsbeschluss 26.04.2001; 30.01.2014; Dietmar Hanika, Stadtratsbeschluss 26.04.2001; Klaus Winkler, Stadtratsbeschluss 30.01.2014. Siegfried Albrecht, Emetzheim, Stadtratsbeschluss 2016 Gerhard Feld, Frickenfelden, Stadtratsbeschluss 28.06.2001; 13.07.2016. Dieter Rachinger, Pappenheim, Stadtratsbeschluss 28.06.2001. 2019 Peter Bog, Stadtratsbeschluss 24.10.2019. 2002 Helmut Dinkelmeyer, Stadtratsbeschluss 20.12.2002; Hans Gempel, Emetzheim, Stadtratsbeschluss 20.12.2002; Friedrich Rößler, Oberhochstatt, Stadtratsbeschluss 20.12.2002.

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