Impressionen Aus Dem Ortsteil Gaugenwald
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Nummer 1/2 Donnerstag, 14. Januar 2021 Diese Ausgabe erscheint auch online www.neuweiler.de Impressionen aus dem Ortsteil Gaugenwald Impressionen aus dem Ortsteil Gaugenwald sind auf der heutigen Titelseite abgebildet. Das linke Bild wurde von Martin Dürr aus Neuweiler-Gaugenwald aufgenommen und zeigt „Gaugenwald am Morgen eines nebeligen Tages“. Die beiden Winterbilder rechts mit Blick auf die Gaugenwalder Kirche stammen aus dem Archiv, das obere Bild wurde von Günter Klink aufgenommen. Seite 2 / Nummer 1/2 Amts- und Mitteilungsblatt Neuweiler Donnerstag, 14. Januar 2021 Aus unserer Gemeinde Geschichte(n) aus Neuweiler ... (143) Zwei Verstorbene, die viele kannten und schätzten Gleich zwei Todesfälle, die mit Traditionsgaststätten in Ortstei- gen, die zum Stolz des Dorfes am Ursprung des Angelbachs len der Gemeinde Neuweiler zusammenhängen, sind aus den als A-Klassen-Meister in die Bezirksliga aufstieg. Dies war für ersten Tagen des neuen Jahres zu beklagen. Aus dem Ortsteil einen Landverein mit Aktiven aus den kleinen Orten Agenbach Breitenberg verstarb die 87-jährige Lore Hennefarth. Über 60 und Oberkollwangen schon etwas Besonderes. Damals gab Jahre lang bewirtete sie Gäste in der Krone in Breitenberg, die es darunter noch von der A- bis zur C-Klasse drei Ligen. viel mehr war, als einfach eine Wirtschaft. Nur 65 Jahre alt wur- de Heinz Mönch. Er erlebte noch den Hirsch in Oberkollwangen Hirschwirt von 1902 war Feuerreiter als junger Helfer im Gaststättenbetrieb, ehe dieser von seinen In der Feuerwehr stand Heinz Mönch ebenfalls seinen Mann. Eltern in den 1960er-Jahren verkauft wurde. Für viele blieb er Nicht nur als Gruppenführer ging er voraus, sondern auch bei der „Hirschwirt“. Das markante Gebäude gegenüber von Molke ehrenamtlichen Einsätzen wie dem Einbau eines Kamerad- und Kirche in der Ortsmitte wurde noch von Nachfolgern der schaftsraums im ehemaligen Farrenstallgebäude - heute Bau- generationenlang das Gasthaus betreibenden Mönchs fortge- hof und Feuerwehrmagazin - half er fleißig mit. Sein Können führt, ist inzwischen aber seit langem reines Wohnhaus. als Schreiner diente dabei den Kameraden. Auch da stand der Oberkollwangens letzter „Hirschwirt“ Mönch Verstorbene in einer guten Tradition: Alte Dokumente nennen 1902 „Ulrich Mönch, Hirschwirt“ als einen von vier Oberkoll- Im Dorf und seinem Freundes- wanger Feuerreitern. Alles ehrenamtliche Engagement leistete kreis nannten Heinz Mönch vie- Heinz Mönch neben seinem beruflichen Einsatz und der Arbeit le einfach „Hirschwirt“. Er hatte in der Landwirtschaft. Zu dieser gehört auch ein altes Hof- nichts dagegen, denn schließ- Brennrecht. Erlernt hatte Mönch das Schreinern bei der Firma lich kam er aus einer langen Hanselmann in Neuweiler. Tradition von Wirtsleuten, die den Hirsch in Oberkollwangen Historische Hintergründe sind hielten. Im Alter von 65 Jahren es wohl, dass die Oberkoll- ist er nach schwerer Krankheit wanger auch Talwiesen weit in der ersten Stunde des Janu- abseits vom Ort an der Tei- ars verstorben. Engagiert war nach ihr Eigen nennen. Sol- er im örtlichen Fußballverein che bewirtschaftete auch und bei der Feuerwehr; auch Heinz Mönch mit seiner Fa- zum Oberkollwanger Hütte Club milie bis in die Gegenwart. An (OHC) hielt er Verbindung. Sei- dem Gedenkstein für seinen In den ersten Stunden des ne Eltern Wilhelm und Anna Januar ist Heinz Mönch aus Urahn an einem nicht mehr Mönch haben das Gasthaus genutzten, fast zugewachse- Oberkollwangen 65-jährig Ecke Teinach-/Wildbader Straße verstorben. Foto: privat nen Weg, kam er dabei al- in den 1960er-Jahren verkauft, lerdings nicht vorbei. Dieser und es wurde anderweitig noch einige Zeit weitergeführt. steht im Gewann Wadel des Sie errichteten einen Aussiedlerhof oberhalb des Orts in Breitenberger Walds. Wer ihn Richtung Neuweiler. So richtig Hirschwirt war Heinz Mönch deshalb eigentlich nicht, aber als Kind und Jugendlicher war findet, kann folgende Inschrift er fleißig dabei, wenn es in dem Lokal Gäste zu bedienen bis heute gut nachlesen: galt. Der Hirsch besteht zwar nicht mehr, aber die Älteren aus „Hier endete Jakob Mönch, Dieser Gedenkstein aus dem dem Dorf und der Umgebung kennen die Gaststätte schräg Hirschwirth in Oberkolwan- Jahr 1884 für einen Urahn von gegenüber von der Kirche, die heute privates Wohnhaus ist. gen seine irdische Laufbahn Heinz Mönch steht an einem al- an sein 34. Geburtstag, den ten, nicht mehr genutzten Weg 4. Juli 1881 auf dem Heim- im Gewann Wadel des Breiten- weg von seiner Thalwiese. O berger Walds. Foto: Schabert Mensch, gedenk bei diesem Stein, wie bald du kanst des Todes sein, drum mache dich bei Zeit bereit, zum Hingang in die Ewigkeit.“ Laut Breitenberger kirchlichem Sterbebuch war es ein Schlaganfall, der Heinz Mönchs Vorfahr so jung den Tod brachte. Lore Hennefarth war in Breitenberg Gastwirtin aus Passion Eine Postkarte von vor über 100 Jahren zeigt das ehemalige Gasthaus Hirsch in Oberkollwangen mit der steil nach oben zum Gastraum führenden Treppe; heute ist das Gebäude schön her- ausgeputztes Wohnhaus. Foto: Digitalarchiv/Schabert In den 1970er-Jahren gründete Heinz Mönch eine Familie und baute für diese das Dachgeschoss des Wohnhauses vom Aussiedlerhof aus, wo er mit ihr und bis zu seinem Ableben wohnte. Er hinterlässt seine Frau, Sieglinde geborene Kling, vier Kinder und ein Enkelkind. Bekannt war der Verstorbene Aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stammt die Breitenber- als ausgezeichneter Fußballspieler vor allem ab den 1970er- ger Postkarte, auf welcher die Krone der Schulers - noch nach Jahren in der ganzen Umgebung. In der Saison 1980/81 ge- Vorfahren der Hennefarths benannt - zu sehen ist. Foto: hörte er zur A-Liga-Meistermannschaft des SV Oberkollwan- Digitalarchiv Donnerstag, 14. Januar 2021 Amts- und Mitteilungsblatt Neuweiler Nummer 1/2 / Seite 3 „Über viele Jahrzehnte war Lore Hennefarth das Gesicht der Krone in Breitenberg“, sagt Dehoga-Kreischef Rolf Berlin über seine geschätzte Kollegin und Wirtin aus Passion, die Anfang des Jahres verstorben ist. Im Jahr 1959 hatten sie und ihr Mann Walter Hennefarth von dessen Mutter gleich nach der Heirat die Gaststätte übernommen. Über zwei Generationen hinweg, mehr als sechzig Jahre, setzte sich die Verstorbene bis in die zweite Hälfte des letzten Jahres für die Krone und ihre Gäste ein. Anfang 2021 schloss sie kurz vor ihrem 88. Geburtstag, der am 17. Januar herangestanden hätte, für im- mer die Augen. Breit gefächert sind die Erinnerungen, die sich nicht nur für ältere Einwohner des Dorfs und viele auswärtige Gäste mit ihr und der Gaststätte verbinden. Bis in die 1970er- Jahre wurden auch Urlauber beherbergt. Ließ es der Betrieb zu, dann spielte Lore Hennefarth schon einmal eine Runde Gaigel am Stammtisch mit. In der Nach- kriegszeit wurde der Saal immer wieder einmal für Kinovorstel- lungen bestuhlt. Manchem aus dem Dorf und der Umgebung wurde dort auch bei Tanzkursen der richtige Dreh durch einen ausgebildeten Tanzlehrer vermittelt. Viele Vereine hielten immer So saßen dicht gedrängt - von der Journalistin Suse Stein aus wieder in der Krone ihre Feiern und Versammlungen ab. Da Hofstett im Bild festgehalten - vor fast auf den Tag genau 31 Jah- probte in früherer Zeit der Liederkranz Breitenberg genauso, ren in der Krone in Breitenberg bei der Kiefernversteigerung der wie bis in die jüngste der Männergesangverein „Frohsinn“ Gemeinde Neuweiler die Interessenten. Foto: Digitalarchiv Neuweiler. Schwarzwaldverein und Feuerwehr pflegten dort Der Ehemann von Lore Hennefarth verstarb im Jahr 2000. Zusammenkünfte. Unzählige Hochzeiten, Geburtstage, Taufen oder Abschiedsfeiern wurden von Lore Hennefarth und ihrer Walter Hennefarth betätigte sich ebenfalls in dem Gastrono- Familie begleitet. miebetrieb bis zu seinem Ableben vor 20 Jahren. Allerdings wirkte er nicht ausschließlich als Wirt. Rund zwei Jahrzehnte lang arbeitete er unter anderem bis 1992 fachkundig und zuverlässig bei der Gemeinde als Waldarbeiter. Beide hinter- lassen zwei Söhne und eine Tochter mit ihren Familien. Ein Schicksalsschlag war es für alle, als 1993 Sohn und Bruder Heiko verstarb. Um die Oma trauern auch acht Enkel und ein Urenkel. (Text, Foto und digitale Archivbilder ohne Autorenan- gaben: Hans Schabert) Wenn es der Betrieb zuließ, dann mischte Lore Hennefarth schon gerne einmal beim Kartenspiel am Stammtisch mit, über dem seit einiger Zeit dieses Foto von einer solchen Spielrunde hängt. Foto: privat Im Jahr 2002 ist das Ju 52 dazugekommen Fast berühmt sind die Hähnchen- und Wildaktionen der Krone, die phasenweise immer wieder die Kundschaft lockten. Kein Aus dem Jahr 1934 existiert ein Bild, das vor dem Gasthaus einen Wunder: Lore Hennefarth war im Rappen in Calw in Stellung Nähkurs zeigt, der wohl in der Krone seinen Schulungsraum hat- und hatte dort das Kochen gelernt; Sohn Udo und seine Frau te. Foto: Digitalarchiv Katja sind ebenfalls vom Fach. Der Zeit angepasst wurde das Gasthaus um 2002: Seither besitzt die Gaststätte, die kurz nach der vorletzten Jahrhundertwende errichtet wurde, im umgebauten, einst ökonomischen Teil des Anwesens das Ju 52. Besonders für junge Leute gedacht, entwickelte es sich doch für eine altermäßig breite Gästeschar zum gerne angesteuerten Treffpunkt. Mit Flugzeugsitzen ausgestattet un- terstreicht es seinen Namen. Auch eine Kegelbahn bauten die Hennefarths ans Gasthaus an, die einheimische und auswär- tige Gruppen fleißig nutzen. Früher wurde Holz in der Krone versteigert. Die Gemeinde veranstaltete dort bis Mitte der 1990er-Jahre ihre traditionellen Kiefernversteigerungen. Bis diese aufgegeben wurden,