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1. Netzwerktagung Pferdewissen

Osnabrück

1. Netzwerktagung Pferdewissen

Netzwerk: Hochschule Van Hall Larenstein (VHL) Wageningen University of Applied Sciences Droevendaalsesteeg 2 (Forum Building 102) PO Box 411 6708 PB Wageningen Niederlande Berner Fachhochschule Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) Länggasse 85 3052 Zollikofen Schweiz Hochschule (HS) Osnabrück University of Applied Sciences Am Krümpel 31 49090 Osnabrück Deutschland Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) Nürtingen-Geislingen Neckarsteigen 6 – 10 72622 Nürtingen Deutschland Georg-August-Universität (GAU) Göttingen Wilhelmsplatz 1 37073 Göttingen Deutschland

Veranstalter: Hochschule Osnabrück Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur Am Krümpel 31 49090 Osnabrück

Herausgeber: Dr. Florian Sitzenstock Prof. Dr. Ralf Waßmuth Prof Dr. Heiner Westendarp

Organisation: Hochschule Osnabrück Competence Center Germany (HCCG)

Tagungsort: Tag 1: Hochschule Osnabrück Gebäude HR Am Krümpel 31 49090 Osnabrück Tag 2: Gestüt Osthoff Rittergut Osthoff 5 49124 Georgsmarienhütte für Navigation: Niedersachsenstraße 17 49124 Georgsmarienhütte (Beschilderung „Gestüt Osthoff“ folgen)

Montag, 06. Oktober 2014

Uhrzeit Programm

10.00 – 10.15 Eröffnung und Begrüßung Prof. Dr. Heiner Westendarp

10.15 – 11.15 Session 1: Zucht und Haltung

1. Lineare Beschreibung beim Pferd Klingbeil, König von Borstel; GAU Göttingen 2. Genomische Entwicklungen in der Pferdezucht Krone et al.; HS Osnabrück 3. Problemunkräuter auf Schweizer Pferdeweiden Kägi et al., HAFL Bern-Zollikofen

11.15 – 12.15 Session 2: Fütterung und Gesundheit

1. Vergleich von Methoden zur Verlängerung der Heuaufnahmezeit Nettersheim et al.; VHL Wageningen 2. Ansätze zur Unterhautfettdickenmessung bei Warmblut- Reitpferden zur Konditionsbeurteilung Nordhoff et al.; HS Osnabrück 3. Gesundheitsmanagement von Pferdebeständen im Raum Kraichgau-Neckar-Odenwald Weiß; HfWU Nürtingen-Geislingen

12.15 – 13.15 Mittagessen

13.15 – 14.15 Session 3: Ethologie und Tierschutz

1. Können „smarte“ Hengste mehr Stuten mit Fohlen in ihren Harems verbuchen, als „aggressive“ Hengste? Eine Studie an verwilderten Pferden in den italienischen Abruzzen Abel; HfWU Nürtingen-Geislingen 2. Transportstress von Sportpferden im Straßenverkehr: Einfluss der Geräuschbelastung und fahrdynamischen Prozesse auf die Herzfrequenz Herring, Hessel; GAU Göttingen 3. Motorische und sensorische Lateralität, Immunfunktion und Stresshormone zur Messung von sozialem Stress und Stress in Führanlagen bei Pferden Kappler et al.; HfWU Nürtingen-Geislingen

14.15 – 15.15 Session 4: Ökonomie und Marketing

1. Kundenzufriedenheit in der Pensionspferdehaltung Corpataux et al.; HAFL Bern-Zollikofen 2. Wirtschaftlicher Erfolg in Pferdebetrieben: Die Bedeutung der strategischen Ausrichtung Heise et al.; GAU Göttingen 3. Attraktivitätssteigerung von Reitsportveranstaltungen Gerstner et al.; HfWU Nürtingen-Geislingen

Montag, 06. Oktober 2014

Uhrzeit Programm

15.15 – 16.15 Postersession

16.15 – 16.45 Kaffeepause

16.45 – 18.15 Workshops

Workshop 1: Anforderungen an den Zuchtverband der Zukunft Dr. Theresa Dohms-Warnecke; Deutsche Reiterliche Vereinigung e. V.

Workshop 2: Umsetzung der neuen Fütterungsempfehlungen Dr. Hans-Peter Karp; Derby Spezialfutter GmbH

Workshop 3: Tierschutzaspekte in Pferdezucht und –sport Dr. Christiane Müller; ö.b.u.v. Sachverständige für Pferdehaltung, -zucht u. –sport

Workshop 4: Marketing im Pferdesektor Dr. Christina Münch; Horse Future Panel UG

18.15 – 19.00 gemeinsame Workshop-Präsentation

ab 20.00 Abendveranstaltung in der HS Osnabrück

Dienstag, 07. Oktober 2014

Uhrzeit Programm

8.30 – 8.45 Begrüßung

8.45 – 9.30 Objektivierung der Interieurbeurteilung Dr. Patricia Graf; PAVO Pferdenahrung GmbH

9.45 – 10.30 Die lineare Beschreibung als innovatives Instrument in der Pferdebeurteilung Katrin Burger; Pferdezuchtverband e.V.

10.30 – 11.00 Kaffeepause

11.00 – 11.45 Demonstration einer klinischen Ankaufsuntersuchung beim Pferd Dr. Hermann Josef Genn; Pferdeklinik Mühlen

11.55 – 12.40 Der Stellenwert der Rittigkeit für ein Reitpferd Thies Kaspareit; Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V.

12.50 – 13.35 Anforderungen an ein Therapiepferd in Theorie und Praxis Dr. Rosemarie Genn; Steinbeis-Transfer-Institut für Equine Assisted Therapy and Management

13.35 – 13.45 Schlussworte und Verabschiedung Prof. Dr. Heiner Westendarp; HS Osnabrück

mit freundlicher Unterstützung von

GWP e.V.

Inhaltsverzeichnis Seite

Vorwort 11 1 Zucht und Haltung Vorträge: 1.1 Lineare Beschreibung beim Trakehner Pferd 13 Klingbeil, König von Borstel; GAU Göttingen 1.2 Genomische Entwicklungen in der Pferdezucht 17 Krone et al.; HS Osnabrück 1.3 Problemunkräuter auf Schweizer Pferdeweiden 21 Kägi et al.; HAFL Bern-Zollikofen Poster: 1.4 Artenvielfalt und Vegetationsstruktur auf Pferdeweiden – eine Frage des 25 Weidemanagements? Schmitz, Isselstein; GAU Göttingen 1.5 Eine Bestandsaufnahme der botanischen Zusammensetzung dauerbegraster 29 Pferdeweiden in Mecklenburg-Vorpommern im Verhältnis zur Besatzdichte Nolte; VHL Wageningen 1.6 Humus als alternative Einstreu in Pferdeställen 33 Seelemeyer et al.; HS Osnabrück 1.7 Einflussfaktoren auf die Größe beim Deutschen Reitpony 37 Eitenmüller et al.; HS Osnabrück 1.8 Auswirkungen des Fremdblutanteils in den Zuchtleistungsprüfungen des 41 Deutschen Reitponys Köhne et al.; HS Osnabrück

2 Fütterung und Gesundheit Vorträge: 2.1 Vergleich von Methoden zur Verlängerung der Heuaufnahmezeit 46 Nettersheim et al.; VHL Wageningen 2.2 Ansätze zur Unterhautfettdickenmessung bei Warmblut-Reitpferden zur 50 Konditionsbeurteilung Nordhoff et al.; HS Osnabrück 2.3 Gesundheitsmanagement von Pferdebeständen im Raum Kraichgau- 54 Neckar-Odenwald Weiß; HfWU Nürtingen-Geislingen Poster: 2.4 Praxisversuch zum Einfluss des Stärkeaufschlusses im Futter auf die 57 Leistung und Kondition von Sportpferden Sitzenstock et al.; HS Osnabrück 2.5 West-Nile Fieber: Was wissen Schweizer Pferdehalter und 61 Pferdefachleute? Mulser et al.; HAFL Bern-Zollikofen 2.6 Entwicklung eines polyklonalen ELISA zur Bestimmung des equinen 65 Immunglobulin A Gehalts Rusitzka et al.; GAU Göttingen

Inhaltsverzeichnis Seite

3 Ethologie und Tierschutz Vorträge: 3.1 Können „smarte“ Hengste mehr Stuten mit Fohlen in ihren Harems 70 verbuchen, als „aggressive“ Hengste? Eine Studie an verwilderten Pferden in den italienischen Abruzzen Abel; HfWU Nürtingen-Geislingen 3.2 Transportstress von Sportpferden im Straßenverkehr: Einfluss der 74 Geräuschbelastung und fahrdynamischen Prozesse auf die Herzfrequenz Herring, Hessel; GAU Göttingen 3.3 Motorische und sensorische Lateralität, Immunfunktion und Stresshormone 78 zur Messung von sozialem Stress und Stress in Führanlagen bei Pferden Kappler et al.; HfWU Nürtingen-Geislingen Poster: 3.4 Unterschiede zwischen Nutz- und Heimtieren – Eine Übersicht 82 Bertrand et al.; HAFL Bern-Zollikofen 3.5 Auswirkungen von Warte- bzw. Blockierverhalten in 84 Kraftfutterabrufstationen auf das Wohlbefinden und Sozialverhalten der Pferde Hinz, Sennet; HfWU Nürtingen-Geislingen

4 Ökonomie und Marketing Vorträge: 4.1 Kundenzufriedenheit in der Pensionspferdehaltung 88 Corpataux et al.; HAFL Bern-Zollikofen 4.2 Wirtschaftlicher Erfolg in Pferdebetrieben: Die Bedeutung der 92 strategischen Ausrichtung Heise et al.; GAU Göttingen 4.3 Attraktivitätssteigerung von Reitsportveranstaltungen 96 Gerstner et al.; HfWU Nürtingen-Geislingen Poster: 4.4 Untersuchung der Motive und Barrieren erwachsener Neueinsteiger in den 100 Reitsport Kühl, Spiller; GAU Göttingen 4.5 Verwertungsmöglichkeiten von Pferdemist – eine ökonomische Bewertung 104 Wittenbrink, Paustian; GAU Göttingen 4.6 Reisen mit Pferd und Wagen – Möglichkeiten und Potenziale im 108 Biosphärengebiet Schwäbische Alb Hofmann; HfWU Nürtingen-Geislingen 4.7 1. Nürtinger Marktstudie Pferd und Reiter Deutschland 2012 110 Adams et al.; HfWU Nürtingen-Geislingen 4.8 Wirtschaftsfaktor Pferd in der EUREGIO 112 Nordhoff et al.; HS Osnabrück 4.9 Analytische Untersuchung der Implementierung von Beratungskonzepten 116 bei Pferdehaltungsbetrieben Dommel; HS Osnabrück Liebe Studierende, liebe KollegenInnen, liebe PraktikerInnen,

ich freue mich, Sie zur 1. Netzwerktagung Pferdewissen am Hochschulstandort Osnabrück begrüßen zu dürfen. Schön, dass Sie da sind, seien Sie uns herzlich willkommen!

Freizeitverhalten und boomender Pferdesport haben dazu geführt, dass es in der Schweiz rund 100.000, in den Niederlanden ca. 400.000 und in Deutschland ca. 1,2 Million Pferde gibt. Die Branche ist deshalb auf fundiert ausgebildete PferdewissenschaftlerInnen angewiesen. Die Hochschulen tragen diesem Bedürfnis mit unterschiedlichen Bachelor- und Masterprogrammen Rechnung.

Die Pferdebranche hat sich zunehmend internationalisiert. Während der Austausch unter Wissenschaftlern in der Pferdebranche bereits organisiert verläuft, fehlt bislang der Austausch zwischen Studierenden unterschiedlicher Hochschulen. Ebenso sollte der Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis verbessert werden. Das soll sich mit dem Netzwerk „Pferdewissen“, das die Universität Göttingen, die beiden Hochschulen Osnabrück und Nürtingen-Geislingen (Deutschland), die Hochschule Van Hall Larenstein (Niederlande) und die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (Schweiz) im September 2013 gegründet haben, ändern. Unser Ziel ist es, den Studierenden der Pferdewissenschaften an den fünf Hochschulen attraktive Kooperationsmöglichkeiten zu bieten, Synergien zu schaffen und den internationalen Wissensaustausch zu fördern. Zudem soll den angehenden PferdewissenschaftlerInnen der Zugang zu weiteren Arbeitsmärkten erleichtert werden, etwa mit Job-Plattformen.

Bei der 1. Netzwerktagung „Pferdewissen“ werden aktuelle Forschungsprojekte aus den Bereichen Zucht, Haltung, Fütterung, Gesundheit, Ethologie, Tierschutz sowie Ökonomie und Marketing im Rahmen von Vorträgen, Postern und Workshops vorgestellt. Abgerundet wird das Programm durch einen Praxisteil auf dem Gestüt Osthoff in Georgsmarienhütte. Hier werden die Merkmale Gesundheit, Exterieur, Interieur und Rittigkeit näher beleuchtet und diskutiert.

Ich möchte mich an dieser Stelle insbesondere bei den Organisatoren, Helfern und Sponsoren bedanken, ohne die eine solche Tagung nicht durchführbar wäre.

Ich wünsche allen Beteiligten konstruktive Gespräche, neue Begegnungen und unvergessliche Stunden in Osnabrück!

Herzliche Grüße

Prof. Dr. Heiner Westendarp Leiter Studienschwerpunkt Pferdemanagement Hochschule Osnabrück

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Lineare Beschreibung beim Trakehner Pferd

„Überprüfung der Praxistauglichkeit und Wirtschaftlichkeit im Vergleich zum herkömmlichen Bonitierungssystem.“

Philipp Klingbeil 1, U. König von Borstel 1 [email protected] 1 Georg-August Universität, Göttingen, Deutschland

1. Einleitung Bei der fortlaufenden Entwicklung innerhalb der deutschen Reitpferdezucht stehen sowohl Leistungsmerkmale als auch Exterieurmerkmale im Fokus der Zuchtverbände. Die symbiotische Wirkung von Züchtung, Aufzucht, leistungsorientierter Fütterung und Ausbildung in Kombination mit einem entsprechenden Management bilden einen Komplex, der bei der Exterieurbonitierung junger Pferde Informationen über die potentielle sportliche sowie züchterische Veranlagung widerspiegelt (LENGERKEN UND SCHWARK , 2002; DIETEL ET

AL ., 2004). Aus diesem Grund ist das System der linearen Beschreibung in der Pferdezucht ein viel diskutiertes Thema, wenn es darum geht, einen konstruktiven Beitrag zur Exterieurbeurteilung und der besseren Vergleichbarkeit von Zuchtwerten beim Pferd zu liefern. Das immer weiter in den Vordergrund rückende Beschreibungssystem ist bereits seit mehreren Jahren die Grundlage für den internationalen Informationsaustausch in der Rinderzucht

(KOENEN , 2002).

2. Material und Methode

Vor diesem Hintergrund wurde 2012, in Zusammenarbeit mit dem Trakehner Verband auf der Grundlage des bereits in der niederländischen Warmblutpferdezucht etablierten linearen Beschreibungsbogen, ein für das Trakehner Pferd modifizierter Beschreibungsbogen entwickelt und anhand zweier Stutenjahrgänge anlässlich der Stutbuchaufnahme in der Praxis getestet. Die Jungstuten wurden im ersten Jahr von einem Richter und im zweiten Jahr durch zwei Richter anhand einer 9-stufigen Punkteskala in 50 Einzelmerkmalen linear beschrieben. Bei der alphabetisch gekennzeichneten Punkteskala stellen die Buchstaben D bis F den Mittelwert dar, während A bis C bzw. G bis I die biologische Varianz nach links bzw. rechts, in Form einer positiven und negativen oder zwei negativen Ausprägungen der Population wiederspiegelt. Insgesamt wurde für 409 Stuten ein linearer Beschreibungsbogen ausgestellt

- 13 - und in weiterführenden Analysen mittels Microsoft Excel (2010), IBM Statistic 19, VCE6 und SAS ausgewertet.

3. Diskussion der Ergebnisse

Die ermittelten Mittelwerte und Standardabweichungen der Stuteneinstufung, durch die lineare Beschreibung im Vergleich zur herkömmlichen Bonitierung, lassen einen deutlichen Unterschied in der Ausnutzung des Skalenniveaus zwischen beiden Systemen erkennen. So zeigen die Minimum- und Maximumwerte der linearen Einzelmerkmale überwiegend eine komplette Ausnutzung der 9-stufigen Skala und spiegeln damit, die in der Population vorhandene biologische Varianz wieder. Die hohen Standardabweichungen der linearen Einzelmerkmale (Vorderbeine ±0,69; Geschlechtsausdruck ±1,85) gegenüber der herkömmlichen Bonitierung lassen ein deutlich stärkeres Potential zur Selektion zu und bestätigen die kritisch zu betrachtende, geringe Selektion basierend auf der herkömmlichen Bonitierung insbesondere für das Fundament (6,91±0,41).

In der vorliegenden Untersuchung der fixen Effekte wurde der Einfluss vom Aufnahmeort, Qualität der Mütter (Zuchtprogramm „Gezielte Paarung“ (GP), Prämienstute), Altersklasse (dreijährige, vierjährige, fünfjährige und ältere Stuten) und linearer Richter (1 bis 5) auf die Einzelmerkmale der linearen Beschreibung ermittelt. Die Ergebnisse zeigen, dass der Eintragungsort vereinzelt einen signifikanten Einfluss auf die lineare Beschreibung der Einzelmerkmale hat, lediglich auf vier von fünf Einzelmerkmalen des Galopps ist ein deutlicher Einfluss zu erkennen. Hinsichtlich der Qualität der Mütter ist lediglich von Nachkommen aus GP-Stuten, bedingt ein Einfluss auf eine bessere Beschreibung und somit eines Zuchtfortschrittes festzustellen. Der Einfluss des Alters, unterteilt in Altersklassen, hingegen zeigt selten eine Signifikanz auf die lineare Beschreibung auf. Einen äußerst hohen signifikanten Unterschied in den Mittelwerten, weisen die jeweiligen Richter in den linearen Beschreibungsmerkmalen (z.B. Körperform 3,876 bis 4,765; Schritt-Eindruck 4,620 bis 5,307) auf, so dass ein subjektiver Einfluss der Richter zu erkennen ist. Eine vorherige Schulung der Richter bei einer Implementierung in der Praxis scheint unumgänglich zu sein, insbesondere im Hinblick auf die spätere daraus resultierende Zuchtwertschätzung.

Bei der Ermittlung der Heritabilitäten liegen die gewählten Merkmale im hohen Bereich mit geringen Standardfehlern, was auf eine recht genaue Schätzung schließen lässt. Da jedoch der Stichprobenumfang für eine sichere genetische Aussage derzeit zu gering ist bedarf es hier einer

- 14 - weiteren Überprüfung mit einer höheren Probandengruppe. Somit bedeutet eine Weiterführung des vorliegenden Systems für den Trakehner Verband eine zeitnahe und spezifische Schätzung von Heritabilitäten in einzelnen Merkmalen, da bereits zwei Eintragungsjahrgänge vorliegen.

Die untersuchten phänotypischen Korrelationen lassen überwiegend einen positiven synergistischen Zusammenhang zwischen linearen Einzelmerkmalen der jeweiligen Merkmalsgruppe z.B. Typ, Körper oder Trab erkennen, während zwischen den linearen Einzelmerkmalen und dem jeweils zugeordneten Merkmal der herkömmlichen Bonitierung eine negative bzw. antagonistische Beziehung vorhanden ist. Für alle signifikanten phänotypischen Korrelationen konnte ein schwacher bis mittelstarker Zusammenhang ermittelt werden, so dass diese Korrelationen zu vertreten sind. Der Test auf einen korrelierten Zusammenhang durch die Interieurmerkmale Aufmerksamkeit oder Temperament auf lineare Einzelmerkmale des Typs, Trabs und Galopps zeigt einen schwach positiven bzw. synergistischen Einfluss. Dies deutet auf eine positive Selektion des Interieurs hin, so gehen mit einem aufmerksamen sowie ruhigen Interieur eine verbesserte Einstufung der Stuten einher, was nach einer Marktstudie von M ÜNCH (2014) ein von den Käufern stark gewünschter Aspekt auf dem Markt ist.

Die hypothetisch aufgestellten Kostenkalkulationen zeigen, dass eine Einführung des Programms wirtschaftlich vertretbar wäre. Hinsichtlich der praxisorientierten Nutzung eines Tablet-PC wäre diese innovative Investition zu gewährleisten, während die laufenden jährlichen Kosten einen sehr kritisch zu betrachtenden wirtschaftlich relevanten Kostenpunkt darstellen, weshalb eine weitere wirtschaftliche und ökonomische Überprüfung hinsichtlich der abschließenden Leistungen vorgenommen werden sollte. Die Durchführbarkeit im Hinblick auf die vorherigen Ergebnisse zeigt, dass das Anwendungsbeispiel, aus einer Kombination von zwei Richtern, bestehend aus dem Zuchtleiter bzw. einem Mitglied der Kommission und einer zusätzlichen Person ökonomisch sinnvoll wäre. Damit wird eine gesteigerte Objektivität des Systems gewährleistet und die laufenden Personalkosten möglichst gering gehalten werden.

5. Zusammenfassung

Bei der Betrachtung aller Untersuchungen zeigen die Ergebnisse des linearen Beschreibungssystems, dass die Verwendung des speziell für die Trakehner Zucht angepassten Beschreibungsbogens in Kombination mit dem herkömmlichen Bonitierungssystem wirtschaftlich relevant ist. Mit der vorliegenden Kombination beider Systeme ist eine öffentlich

- 15 - vertretbare Rangierung nach M ARAHRENS (1992) und RICHTERICH (2013) durch die herkömmliche Bonitierung gewährleistet und zeitgleich erfolgt eine wirtschaftlich sinnvolle lineare Beschreibung der Pferde. Bei der angemessenen Anzahl an Einzelmerkmalen kann eine detaillierte Einstufung positiver und negativer biologischer Ausprägungen erfolgen, so dass der ökonomisch und züchterisch angestrebte Zuchtfortschritt genauer und schneller erreicht werden kann. Damit eine praxisorientierte Durchführung, mit geringem Arbeitszeitaufwand und ökonomisch vertretbaren Kosten erfolgen kann, ist die Anwendung durch zwei lineare Richter zu empfehlen, um eine Relativierung des subjektiven Richtereffekts zu gewährleisten. Im Hinblick auf die genomische Selektion ist die Nutzung eines eigenen linearen Beschreibungssystems für den Trakehner Verband zu überlegen, aufgrund der Reinzucht kann für die eigene Population ein wirtschaftlich vertretbares Selektionssystem, wie dieses eher zum Erreichen eines Zuchtfortschritts führen, als ein allgemein vertretbares Beschreibungssystem. Dieses spezifische lineare Beschreibungssystem, für das Trakehner Pferd, sollte dem Selektionsziel entsprechen und die Vorzüge dieser Rasse in den bedeutsamen Merkmalen hervorrufen aber dennoch den anderen zu beschreibenden Merkmalen des etablierten Systems vom KWPN oder des in der Einführungsphase befindenden Oldenburger Systems ähneln. Da die Trakehner Population alleine nicht die erforderliche Tierzahl für eine sichere Lernstichprobe zur Etablierung einer genomischen Datenbank hervorbringt, muss eine Systemkompatibilität mit anderen Reitpferderassen gewährleisten sein.

6 Literatur

DIETEL , G., HOFFMANN , S. UND ALBRECHT , S. (2004): Parameter und Trends der Stutbuchaufnahme des Warmblut Pferdes. In: Archiv Tierzucht, Dummerstorf 47 (200) 2, 107-117 KOENEN , E. P. C. (2002): Prüfungsverfahren und Zuchtwertschätzung für Sportpferde im internationalen Vergleich. In: Archiv Tierzucht, Dummerstorf 45 (2002), Sonderheft 38-44 LENGERKEN , G. UND SCHWARK , H.-J. (2002): Exterieur und Leistungen in der Pferdezucht – Alleskönner oder Spezialisten. In: Archiv Tierzucht,.Dummerstorf 45 (2002), Sonderheft 68-79 MARAHRENS , F. (1992): Vorreiter Niederlande. In: Reiter Revue 28 (1992), 42-45 MÜNCH , C. (2014): Pferdemarkt der Zukunft. In: 7. Pferde-Workshop, DGfZ-Schriftreihe Heft 64, Uelzen, 6-16 RICHTERICH , P. (2013): Lineare Beschreibung beim Pferd und genomische Selektion. In: EQUITAG 2013, Spezialseminar für Zucht, Haltung und Bewertung von Pferden (SV-Sp-P), 12.11.2013, Göttingen

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Genomische Entwicklungen in der Pferdezucht Birthe Krone 1, F. Sitzenstock 1, R. Waßmuth 1 [email protected] 1 Hochschule Osnabrück, Am Krümpel 31, 49090 Osnabrück

1 Einleitung Der Traum eines jeden Züchters ist es, ein gesundes und erfolgreiches Pferd zu züchten. Dabei ist gerade die Gesundheit sehr entscheidend für den Erfolg eines Pferdes. Ein Blick in die Gene könnte dem Züchter mehr Gewissheit geben und eine Entscheidungshilfe für die passende Anpaarung sein. Eine Möglichkeit, Gene oder Marker in der Zucht zu nutzen, wäre der Einsatz der genomischen Selektion. Diese Form der markergestützten Selektion (GODDARD und HAYES 2007) wird in der Rinderzucht bereits erfolgreich eingesetzt. Anhand von Gewebeproben ist es hierbei möglich den genomischen Zuchtwert zu bestimmen (WAßMUTH und PAPST 2011). Der Austausch einzelner Basen wird in der DNA erkannt. Diese Marker, Single Nucleotide Polymorphism (kurz SNP) werden bestimmt und mit einer Lernstichprobe verglichen. Die Lernstichprobe zeigt Daten aus Leistungsprüfung und Zuchtwertschätzung von einer möglichst großen Gruppe von Tieren mit einem sicher geschätzten Zuchtwert. Gefundene SNPs werden mit dieser Lernstichprobe verglichen, um Effekte der SNPs auf die Merkmale zu schätzen. Sie werden auf die Tiere ohne oder mit wenigen Leistungsinformationen übertragen. Aus der Summe der Einzeleffekten der SNPs ergibt sich dann der genomische Zuchtwert (WAßMUTH und PAPST 2011; EGGEN 2012). Die genomische Selektion ermöglicht es bereits sehr früh im Leben eines Tieres Aussagen über seine genetische Leistungsfähigkeit zu geben (EGGEN 2012; SCHAEFFER 2006), so dass bereits Embryonen Zuchtwerte aufweisen können. Sie kann unabhängig vom Geschlecht des Tieres durchgeführt werden und auf alle bereits aufgezeichneten Eigenschaften einer definierten Population angewandt werden (EGGEN 2012). Mit der genomischen Selektion ist es möglich das Generationsintervall zu verkürzen (STOCK und REENTS 2013). Allerdings sind diese Vorteile der genomischen Selektion nicht für alle Tierarten zutreffend. Nach STOCK und REENTS (2013) ist die Durchführung abhängig von den verschiedensten Faktoren und schwankt in ihrer Quantität und Qualität zwischen den Tierarten, dennoch ermöglicht die genomische Selektion die Verbesserung von wichtigen Eigenschaften, die in einem konventionellen System nicht hätten verbessert werden können. Die genomische Selektion kann so zu einer guten Effizienz und Nachhaltigkeit in der Tierproduktion beitragen und kann

- 17 - in Zukunft maßgeblich zu einer besseren Gesundheit und zu einem gesteigerten Tierwohl beitragen (STOCK und REENTS 2013). Die genomische Selektion wird in der Pferdezucht in Deutschland zurzeit nicht eingesetzt. Allerdings liefern auch beim Pferd SNPs Hinweise auf zuchtrelevante Merkmale (BARREY 2010).Das Potential der genomischen Selektion beim Pferd wird als niedriger als beim Rind aber höher als beim Schwein eingeschätzt (REENTS 2011). Dabei liegt das Potential beim Pferd vor allem in dem langen Generationsintervall und der teuren Leistungsprüfung (STOCK und REENTS 2013). Im Gegensatz zum Rind ist beim Pferd eine Festlegung eines „ökonomisch gewichteten Zuchtziels“ schwer realisierbar, da keine Produkte zur Vermarktung wie Milch und Fleisch produziert werden (SITZENSTOCK et al. 2011).

2 Material und Methoden Im Rahmen dieser Bachelorarbeit wurden drei Personen zur genomischen Selektion befragt. Dabei handelt es sich jeweils um führende Mitarbeiter deutscher Zuchtverbände. Diese wurden im Vorfeld ausgewählt, per E-mail über die Absichten unterrichtet und um ein persönliches Gespräch gebeten. Zur Dokumentation wurde bei den Gesprächen sowohl eine Mitschrift als auch eine Tonaufnahme angelegt. Die Fragen erfolgten nach einem vorher angefertigten Fragebogen, der allen Befragten kurz vor dem Interview ausgehändigt wurde und ihnen während der Befragung vorlag.

3 Ergebnisse Die Befragung der drei Interviewpartner ergab sowohl Gemeinsamkeiten als auch verschiedene Einschätzungen zum Einsatz der genomischen Selektion in der Pferdezucht. Gemeinsamkeiten Alle drei Befragten waren sich einig, dass die genomische Selektion eine neue Technologie ist, die bei den Rindern schon erfolgreich eingesetzt wird und auch bei den Pferden Einzug halten sollte. Ein sehr wichtiger Faktor ist für alle drei das Merkmal Gesundheit, da es zur besseren Akzeptanz auf Seiten der Züchter beitragen kann. Diese ist für alle drei Befragten ein entscheidender Punkt für die Einführung der neuen Zuchtwertschätzmethode. Die Gesundheitsmerkmale wären so ein guter Einstieg in die genomische Selektion. Allerdings geben alle drei zu bedenken, dass auch im neuen System Umwelteffekte eine Rolle spielen. Der Einfluss von Haltung, Fütterung und Ausbildung prägen neben der Genetik die Merkmale der Pferde.

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Unterschiede 1. Bereits bezüglich der Datensammlung gibt es für die Befragten Unterschiede. Während Person A große Schwierigkeiten in der Sammlung und der Nutzung von Daten sieht, ist für die Personen B und C durch die Gesundheitsdatenbank in Dummerstorf (KÜHN 2014) bereits ein sehr guter Schritt gemacht worden. 2. Veränderung der Selektionsstufen - Person A und C würden einen Einsatz der genomischen Selektion bereits im Fohlenalter befürworten, auch wenn Veränderungen in den aktuellen Selektionsstufen die Folge wären. Person B sieht aber vorerst keine Änderungen in den Selektionsstufen. 3. Chancen für kleinere Züchter - Personen A und C sehen in der Typisierung von Fohlen die Möglichkeit, kleinen Züchtern eine Entscheidungshilfe für die weitere Aufzucht der Fohlen, insbesondere der Hengstfohlen, zu geben. Somit könnten Verluste minimiert werden und bisher nicht entdeckte aber züchterisch interessante Hengstfohlen in der Zucht eingesetzt werden. Person B findet, dass bereits in der aktuellen Zuchtwertschätzung die besten Hengste einer Population vertreten sind und hohe Zuchtwerte bekommen. Es wird keine Veränderungen geben, da kleine Züchter nicht die guten Stuten haben. 4. Struktur der Verbände und internationale Zusammenarbeit - Alle drei sind sich darin einig, dass die enge Zusammenarbeit der deutschen Verbände von großer Bedeutung ist. A sieht allerdings die Notwendigkeit einer weiteren Unterteilung in die verschiedenen deutschen Verbände die Züchter besser betreut werden können. Er macht den Vorschlag die Population zu teilen und mit einem Teil die genomische Selektion durchzuführen und mit dem anderen konventionell fortzufahren. B sieht generell keine internationale Zusammenarbeit. Deutschland muss eine Balance finden, um die Führungsposition in der Pferdezucht zu behalten. C hält die Unterteilung in verschiedene Verbände für absurd. Er ist der Meinung, dass in Europa ein Reitpferd gezüchtet wird und eine internationale Zusammenarbeit damit zwingend notwendig ist. 5. Einheitliches Bewertungssystem – Alle Personen weisen auf die Subjektivität des Bewertungssystems hin. Allerdings gibt es keine Vorschläge für ein einheitliches Bewertungssystem. 6. Zustimmung der Züchter – Für alle drei ist die Akzeptanz der Züchter entscheidend. Während Person B die Einstellung des Verbandes zur genomischen Selektion als durchweg positiv beschreibt, weisen Person A und C daraufhin, dass man alle Mitglieder mitnehmen muss und auch will, aber es in den unterschiedlichen Regionen und Generationen durchaus unterschiedliche Sichtweisen gibt.

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4 Diskussion Alle Befragten sind sich über die Einführung der genomischen Selektion einig. Allerdings gibt es hinsichtlich Durchführung, Finanzierung und Struktur der Verbände noch zahlreiche Unterschiede. Ohne ein einheitliches internationales Bewertungssystem der Leistungsmerkmale wird es nicht möglich sein, die gemomische Selektion durchzuführen, da es nicht möglich sein wird eine ausreichend große Lernstichprobe anzulegen. Person A und B sehen die Finanzierung als ein Problem an, allerdings können noch keine genauen Zahlen genannt werden. Jedoch offenbaren die Erfahrungen aus der Rinderzucht die Finanzierbarkeit. Neben einer reduzierten Körtätigkeit sind es Optimierungsmöglichkeiten der Leistungsprüfungen, die sich finanziell positiv auf das Zuchtprogramm auswirken können.

5 Schlussfolgerungen Die genomische Selektion bietet gerade im Bereich der Gesundheit eine gute Möglichkeit für einen Einsatz in der Pferdezucht. Allerdings zeigen auch gerade die Interviews, dass noch einiges hinsichtlich der Vorarbeiten gemacht werden muss und die Zuchtverbände noch nicht einer Meinung sind.

6 Literatur BARREY, E. (2010): Review and genomics in equine exercise physiology: an overview of the new applications of molecular biology as positive and negative markers of performance and health. Equine Veterinary Journal 42 (Suppl. 38), 561-568 EGGEN, A. (2012): The development and application of genomic selection as a new breeding paradigm. Animal Frontiers January 2012, Vol.2, No.1, 10-15 GODDARD, M.E:, HAYES, B.J. (2007): Genomic selection. J. Anim. Breed. Genet. 124, 323-330 KÜHN, C. (2014):Vorarbeiten zur Einführung der genomischen Selektion bei Pferden. Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde e.V. „7. Pferde-Workshop Neue Herausforderung für die Pferdezucht und –haltung“. DGfZ-Schriftenreihe Heft 64 REENTS, R. (2011): Erfahrungen mit der genomischen Selektion in der Rinderzucht. In: Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde e.V. (Hrsg.) „6. Pferde-Workshop Uelzen 2011, Bonn SCHAEFFER, L.R. (2006): Strategy for applying genome-wide selection in dairy . J. Anim. Breed. Genet. 123, 218-223 SITZENSTOCK, F., YTOURNEL, F., SIMIANER, H. (2011): Zuchtplanung unter Einbeziehung der genomischen Selektion. In: Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde e.V. (Hrsg.) 6. Pferde- Workshop Uelzen 2011, Bonn STOCK, K.F., REENTS, R. (2013): Genomic Selection: Status in Different Species and Challenges for Breeding. Reprod. Dom. Anim. 48, 2-10 WAßMUTH, R., PABST, W. (2011): Biotechnische Verfahren. In: WEISS, J., PABST, W., GRANZ, S. „Tierproduktion“ 14., vollständig überarbeitete Auflage, Stuttgart, Enke

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Problemunkräuter auf Schweizer Pferdeweiden Franziska Kägi 1, Dr. B. Reidy 1, PD Dr. C. Herholz 1 [email protected] 1 Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen

1 Einleitung Pferde stellen andere Ansprüche an eine Weide als Rinder, was bei deren Bewirtschaftung oftmals nicht berücksichtigt wird. Pferde unterscheiden sich ernährungsphysiologisch von Rindern und zeichnen sich durch einen starken Tritt, einen tiefen Verbiss der Futterpflanzen, selektives Fressverhalten und einen ausgeprägten Bewegungsdrang aus (O’Beirne-Ranelagh 2008, 1; Franzen 2007, 56; Diepolder und Hartmann 2004). Diese Eigenschaften und ein unangepasstes Weidemanagement führen dazu, dass die Verunkrautungsgefahr auf Pferdeweiden besonders gross ist.

Ziel der Arbeit war es, anhand einer Literaturrecherche eine Übersicht der wichtigsten Problemunkräuter auf Schweizer Pferdeweiden zu erstellen. Des Weiteren sollte deren Bedeutung erläutert und Empfehlungen zur Prävention sowie bestandeslenkenden Massnahmen zusammengestellt werden.

2 Material und Methoden Anhand einer Literaturrecherche wurden, die wichtigsten Unkräuter auf Pferdeweiden ermittelt. Die dreizehn gewählten Unkräuter wurden verschiedenen Unkrautkategorien zugeteilt und dann einzeln bearbeitet. Auf eine allgemeine Beschreibung folgten die Bedeutung des jeweiligen Unkrauts auf Pferdeweiden sowie Angaben zur Prävention und bestandeslenkenden Massnahmen.

3 Ergebnisse Eine Pflanze ist nicht per se ein Unkraut, sondern wird vom Menschen als solches definiert (Zwerger und Ammon 2002, 11). Als fakultative Unkräuter werden Pflanzen bezeichnet, die ab einem bestimmten Anteil am Bestand zu Unkräutern werden können. Bei obligaten Unkräutern handelt es sich um Pflanzen, die „überall, in jedem Zustand, mit all ihren Organen und in jeder Menge schädlich für die Nutztiere und/oder die Grasnarbe sind“ (Elsässer et al. 2010). Zu dieser Kategorie der Unkräuter gehören echte Giftpflanzen sowie Platz- und Nährstoffräuber

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Folgende Tabelle ist eine Übersicht über dreizehn Problemunkräuter und deren Eigenschaften (siehe Tabelle 1).

Tabelle 1: Übersicht über die dreizehn Problemunkräuter auf Pferdeweiden

Obligate Unkräuter

Prävention & Bedeutung auf Pferdeweiden Bestandeslenkung Goldhafer • Calzinose-Gefahr • Mehr als 3 Schnittnutzungen/Jahr Trisetum • Hoher Futterwert und trittfest schwächen flavescens L. • Max. Anteil von 10-15% Herbstzeitlose • Bei zu kleinem Futterangebot • Mehrjähriges Ausstechen Colchicum manchmal gefressen • Früh mit erfahrenen Tieren autumnale L. • I. d. R. von erfahrenen Pferden bestossen gemieden • Im Frühjahr bei einer Blatthöhe • Mahd- und trittempfindlich von ca. 26 cm schneiden Jakobskreuzkraut • Ungepflegte Dauerweiden, • Lücken im Bestand und Über- Senecio jacobea L. extensive Weiden, intensive bzw. Unternutzung vermeiden Weiden, die an Autobahnborde • Erste Einzelpflanzen entfernen oder Ruderalflächen grenzen • Beweidung mit Schafen im Echte Giftpflanzen Giftpflanzen Echte • Profitiert von Lücken, geringer Rosettenstadium Stickstoffdüngung und mangelhafter Weidehygiene • I.d.R. gemieden, aber Rosetten wegen geringem Bitterstoff- gehalt manchmal gefressen Ackerkratzdistel • Platzräuber • Grasnarbenverletzungen und Cirsium • Oft auf überdüngten Flächen Übernutzung vermeiden arvense (L) Scop. und Kotstellen • Einzelpflanzen rigoros bekämpfen • Wird wegen bestachelten • Ausreissen /Abschneiden schwächt Blättern nicht gefressen • Bekämpfung über mehrere Jahre • Sehr konkurrenzstark notwendig Grosse • V.a. auf stark gedüngten, • Lücken vermeiden Brennnessel übernutzten, lückigen Weiden • Gute Weidehygiene Urtica dioica L. • Oft an Geilstellen • Nester im Frühling schneiden und • Nicht gefressen (Brennhaare) Übersaat vornehmen Stumpfblättrige • Konkurrenzstarker Platzräuber • Grasnarbenverletzungen und Ampfer • Enthält Oxalsäure, deswegen Lücken vermeiden Rumex obtusifolius nicht gerne gefressen • Blütenstände vor der Samenreife L. • Hohes Speichervermögen der abschneiden Wurzeln • Profitiert von Lücken Platz- und Nährstoffräuber Nährstoffräuber Platz- und Wiesensauer- • Platzräuber • Grasnarbenverletzungen vermeiden ampfer • Grosses Samenpotenzial • Blütenstände vor der Samenreife Rumex acetosa L. • Samendepots im Boden abschneiden • Profitiert von Lücken • Komplettes Ausgraben im März • Nicht gefressen (Oxalsäure) • In grossen Mengen gesundheitsschädigend

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Fakultative Unkräuter Prävention & Bedeutung auf Pferdeweiden Bestandeslenkung Weissklee • Wenig Rohfaser und viel Stärke führt • Grasnarbenverletzungen, Lücken und Trifolium repens L. zu Hufrehegefahr Überbeweidung vermeiden • Verbreitung durch Ausläufer • Weiden früh im Frühling bestossen • Profitiert von Lücken Wolliges Honiggras • Aufgrund der Behaarung nicht • Verbreitung durch Mähen vor der Holcus lanatus L. gefressen Blüte verhindern Englisches Raigras • Wegen hohem Fruktangehalt bei zu • Spezielle Saatmischungen für Pferde Lolium perenne L. hohem Anteil Hufrehegefahr verwenden • Sehr trittfest • Stickstoffdüngung auf ein Minimum beschränken

Die Düngung, die Weidehygiene und die Nutzung spielen eine wichtige Rolle in der Erhaltung der idealen Pferdeweide. Unter- oder Überbeweidung und das Entstehen von Geilstellen sollte vermieden werden. Dadurch kann eine möglichst dichte Grasnarbe gewährleistet werden und es entstehen weniger Lücken im Pflanzenbestand, in welchen sich unerwünschte Unkräuter etablieren können.

4 Schlussfolgerungen Generell kann festgestellt werden, dass vorbeugende und bestandeslenkende Massnahmen und ein dem Standort und der Nutzung angepasstes Weidemanagement essentielle Faktoren sind, um die Verkunkrautung zu verhindern (LWK Saarland 2011; Elsässer et al. 2010; Bender 2013, 96). Dabei scheint die Erhaltung einer dichten und intakten Grasnarbe die beste präventive Massnahme zu sein, um das Aufkommen von Problemunkräuter zu verhindern (O’Beirne Ranelagh 2005, 209; LWK Saarland 2011; Bender 2013, 102).

Eine Erhebung der Häufigkeit von Problemunkräutern auf Schweizer Pferdeweiden wäre wertvoll, um mehr über deren Wichtigkeit zu erfahren.

5 Zusammenfassung Pferde stellen spezielle Ansprüche an eine Weide. So sollte die ideale Pferdeweide den tiefen Verbiss tolerieren, den starken Tritt und den ausgeprägten Bewegungsdrang ertragen und dem Selektionsbedürfnis der Pferde standhalten. Zudem muss der Pflanzenbestand an die ernährungsphysiologischen Ansprüche der Pferde angepasst sein.

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Die Eigenschaften der dreizehn recherchierten Problemunkräuter machen deutlich, dass diese vor allem von Grasnarbenverletzungen und den daraus entstehenden Lücken profitieren. Daraus kann geschlossen werden, dass präventive und bestandeslenkende Massnahmen, wie auch ein dem Standort und der Nutzung angepasstes Management essentiell sind, um die Verunkrautung von Pferdeweiden zu verhindern.

6 Literatur Bender, I. (2013): Praxishandbuch Pferdeweide (4. überarb. Aufl.). Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart, 207 Bruckner-Pertl, C., Hain, E., Langer, C. (2004): Grundwissen Unkräuter auf Kulturland. Bildungsverlag EINS, Troisdorf, 192 Diepolder, M., Hartmann, S. (2004): Pferdeweiden. Nutzung Pflege und Düngung. LfL (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft), abgerufen am 17.2.2014, www.landwirtschaft bw.info/pb/site/.../PferdeweideInformationen.pdf Dietl, W., Jorquera, M. (2007): Wiesen- und Alpenpflanzen. Erkennen an den Blättern. Freuen an den Blüten (3. Überarb. Aufl.). Forschungsanstalt Agroscope, Reckenholz-Tänikon, 655 Elsässer, M., Engel, S., Rossberg, R. (2010): Problem-Unkräuter im Grünland. Beschreibung und integrierte Bekämpfungsmassnahmen. DLG (Fachzentrum Land- und Ernährungswirtschaft), abgerufen am 05.10.2013, www.etracker.de/lnkcnt.php?et=mjVFaK&url=http://www.dlg.org/fileadmin/downloads/merkblaet ter/dlg-merkblatt_357.pdf&lnkname=dlg-merkblatt_357.pdf Franzen, J. L. (2007): Die Urpferde der Morgenröte. Elsevier GmbH, München, 221 Galler, J. (2002): Grünlandwirtschaft heute. Kammer für Land- und Forstwirtschaft, Salzburg, 132 Lochstampfer, M., Lochstampfer, U. (2013): Giftpflanzen. Was Pferde nicht fressen dürfen. Cadmos Verlag, Schwarzenbek, 126 LWK Saarland (Landwirtschaftskammer Saarland). (2011): Merkblatt Pferdeweiden. Pflege, Bewirtschaftung, problematische Pflanzen. LWK Saarland, Lebach. Abgerufen am 20.03.2014, http://www.saarland.de/dokumente/thema_landwirtschaft/pferdeweiden_2011.pdf LZ Liebegg (Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg). (2013): Merkblatt Jakobskreuzkraut. Eine gefährliche Giftpflanze für Weidetiere. Abgerufen am 29.03.2014, http://www.liebegg.ch/upload/fw_pflanzenschutzdienst/Merkblatt_Jakobskreuzkraut_AD_2013.pdf Meyer, H., Coenen, M. (2014): Pferdefütterung. Enke Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG, Stuttgart, 332 Neitzke, A., Berendonk, C. (2011): Jakobskreuzkraut. Eine Giftpflanze auf dem Vormarsch (3. überarb. Aufl.). Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Abgerufen am 29.03.2013, http://www.landwirtschaftskammer.de/riswick/pdf/jakobskreuzkraut.pdf O’Beirne-Ranelagh, E. (2008): Managing Grass for . The Responsible Owner’s Guide. J.A.Allen, London, 398 Sigrist-Maag, S., Suter, M., Lüscher, A. (2005): Bewirtschaftung und Jakobs-Kreuzkraut – ein Zusammenhang? Agrarforschung Schweiz, 12(9), 389-403. Abgerufen am 29.03.2014, http://www.agrarforschungschweiz.ch/archiv_11de.php?id_artikel=1120 Von Grone, J. (2005): Die Pferdeweide. Ökologie, Nutzung und Pflege, Kompostwirtschaft. Müller Rüschlikon Verlags AG, Cham, 144 Zwerger, P., Ammon, H. U. (2002): Unkraut. Ökologie und Bekämpfung. Eugen Ulmer GmbH & Co., Stuttgart, 419

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Artenvielfalt und Vegetationsstruktur auf Pferdeweiden – eine Frage des Weidemanagements? Anja Schmitz 1 und J. Isselstein [email protected] 1 Agrarwissenschaftliche Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen, DNPW Abteilung Graslandwissenschaft, von-Siebold-Str. 8, 37075 Göttingen

1 Einleitung Die Pferdehaltung gewinnt in der Grünlandbewirtschaftung in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Bei 1,2 Mio Pferden und ist von einem Grünlandbedarf von mindestens 500.000 ha, etwa 10% des deutschen Grünlands auszugehen. Aufgrund ihres typischen Weideeffektes mit langfristiger Etablierung von bevorzugten Fraß- und gemiedenen Geilstellen gelten Pferde als „schwierige Weidetiere“ (Elsäßer 2010). Andererseits wird in Pferdeweiden auch ein Potential zum Erhalt von Artenvielfalt gesehen (Vanselow, 2005). Doch inwiefern ist das letztlich eine Frage des Weideregimes und der Nutzungsintensität?

2 Material und Methoden Auf 70 Pferdebetrieben wurden Daten zur Betriebsstruktur und zum Management von 240 Weiden, darunter Stand-, Umtriebs-, Portionsweiden erfasst. Nutzungsintensität wurde als Besatzstärke (PferdeGV/haGrünland/Betrieb) erhoben. Je Fläche wurden 25m² je einer typischen Fraß- und Geilstelle floristisch kartiert sowie Bodennährstoffe (P2O5, K2O, Mg) und pH-Wert analysiert. Als Vegetationsvariablen wurden Artenzahl, Indikatorarten artenreichen Grünlands (Matzdorf et al. 2010), Ertragsanteile von Gräsern, Kräutern, Leguminosen sowie nitrophiler Unkräuter erhoben. Sørensen’s Koeffizient dient als Maß des floristischen Kontrastes. Varianzanalysen mit Fraß- und Geilstellen als Messwiederholungen und Weideregime als kategorisierenden Faktor wurden für die Bodennährstoffe und Vegetationsvariablen, sowie Regressionen der Vegetationsvariablen und Nutzungsintensität in STATISTCA9 durchgeführt. Multivariate Analyse erfolgte anhand partieller Ordinationen (CCA) zum Zusammenhang von Management und Vegetationskomposition in CANOCO4.5.

3 Ergebnisse Fraß- und Geilstellen zeigen Unterschiede hinsichtlich Bodennährstoffverfügbarkeit und Vegetationskomposition (Tab.1). Phosphor und Kali erreichen in den Geilstellen höhere Konzentrationen als in Fraßbereichen. In der multivariaten Analyse (Abb.1) erklären Fraß- und

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Geilstelle die meiste Varianz in der Vegetationskomposition und sind mit den Gradienten von Phosphor und Kali korreliert. Geilstellen zeichnen sich durch höhere Anteile an Kräutern, insbesondere nitrophiler Arten aus, während auf Fraßbereichen stickstoffautarke Leguminosen höhere Ertragsanteile erreichen.

Tabelle 1: Bodennährstoffe und Vegetation nach Bereichen und Weideregime Var. P K AZ HNV G K L R Sørensen Weideregime Bereich Mittelwerte Fraß 17.7 15.2 12.7 2.2 75.8 17.1 1.2 5.0 Stand- 0.597 Geilstelle 24.1 27.6 13.4 2.1 67.5 28.0 0.9 16.6 Fraß 16.1 14.9 12.7 2.5 74.4 19.1 1.1 5.0 Umtriebs- 0.586 Geilstelle 21.1 21.2 13.2 2.5 63.7 32.0 0.8 17.4 Fraß 14.8 16.5 11.8 1.5 68.1 23.1 0.9 4.2 Portions- 0.673 Geilstelle 16.4 24.5 12.8 1.6 77.4 19.0 1.1 7.2 Effekt Weideregime - - - + * * - * ** Bereich *** *** + - * *** *** *** Weideregime*Bereich * * - - ** *** ** * Ergebnistabelle der ANOVA mit Messwiederholungen für die Bodennährstoffe (Phosphor (P) und Kali (K) in mg /100g BodenTS) und den Vegetationsvariablen (Artenanzahl (AZ), Anzahl HNV-Arten (HNV), Ertragsanteile von Gräsern (G), Kräutern (K), Leguminosen (L) und nitrophilen Arten (R) in %. +: >0,08, *: p < 0,05, **: p < 0,01, ***: p < 0,001

Stand-, Umtriebs- und Portionsweiden unterscheiden sich in der Ausprägung von Fraß- und Geilstellen: Stand- und Umtriebsweiden weisen einen ausgeprägteren floristischen Kontrast (Sørensen Koeffizient), Unterschied in Nährstoffkonzentration und Ertragsanteilen von Kräutern und nitrophilen Arten. Auch die Vegetationskomposition wird signifikant vom Weideregime erklärt (Abb.1).

Abbildung. 1: CCA-Biplot von 36 Arten im von den Management- und Bodenvariablen aufgespannten Ordinationsraum: Weidebereich (p=0,002), pH-Wert (p=0,002); Phosphor (n.s.), Kali (p=0.002) und der Weideregime Portionsweide (p=0,01), Standweide (n.s.), Umtriebsweide (n.s.). Geographische Länge und Breite wurden als Kovariablen verwendet.

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Insbesondere der Gradient der Portionsweiden ist eng mit dem der Fraßbereiche korreliert, die Vegetation der Portionsweiden ähnelt diesen. Die Gradienten der Stand- und Umtriebsweiden hingegen sind nicht signifikant. Auf Flächenebene hat die Besatzstärke einen negativen Effekt auf die Artenvielfalt (p=0,01), die Anzahl der HNV-Arten (p=0,01) aber einen positiven Effekt auf Abundanz von Störungszeigern (p=0,01). Insgesamt wurden 42 % der untersuchten Flächen anhand der HNV-Indikatorarten als Grünland mit hohem Naturwert bewertet. Diese Flächen wurden extensiver (p=0,01) genutzt als Flächen ohne HNV-Arten, und zeigten höheren floristischen Kontrast (p<0,01).

4 Diskussion Die Ergebnisse bestätigen die bereits von Archer (1973) beobachtete Heterogenisierung der Grasnarbe durch weidende Pferde. Ineinandergreifende Mechanismen der lokal konzentrierten Exkrementabgabe und Nährstoffumverteilung, sowie der selektiven Defoliation prägen die Heterogenität der Narbenstruktur. Durch direkte Störung und indirekt über Förderung lokaler Konkurrenz wird so ein kleinräumiges Nebeneinander nährstoffliebender und nährstofffliehender Arten ermöglicht, welches dafür bekannt ist Artenvielfalt zu begünstigen

(Rook & Tallowin 2003). In Geilstellen profitieren nitrophile Arten wie Rumex obtusifolius oder Urtica dioica, in Fraßbereichen Störungszeiger wie Poa annua, bodennahe Rosettenpflanzen wie Bellis perenne oder stickstoffautarke Leguminosen wie Trifolium repens vom Weideeffekt des Pferdes. Dieser Kontrast ist in Abhängigkeit vom Weideregime unterschiedlich stark ausgeprägt. Auf durchgehend besetzten Standweiden etablieren sich schärfere Kontraste in Bodennährstoffverfügbarkeit und Vegetation als auf homogenen Portionsweiden. Bei geringer Flächenausstattung kann eine Portionierung zu einer gleichmäßigen Beweidung und Verringerung des Futterverlustes in Geilstellen beitragen, jedoch auch in einer artenarmen Vegetation resultieren. Höhere Anteile an Störungszeigern deuten ein erhöhtes Überweidungsrisiko bei Portionierung an. Unabhängig vom Weideregime ist die Besatzstärke für die Ausprägung der Vegetation entscheidend. Eine extensive Beweidung mit Etablierung heterogener Weidebereiche begünstigt vergleichsweise hohe Artenanzahlen und Abundanz von HNV-Arten. Hohe Nutzungsintensität hingegen bedingt insbesondere in den Fraßbereichen Narbendegradation und reduziert nicht nur den Futterwert der Fläche, sondern auch Artenzahl und wertvolle Arten. Eine Festlegung auf eine definierte Besatzstärke bleibt zu diskutieren – die empfohlenen 2GV/ha sind sicherlich eine Orientierung, ein nachhaltiges Weidemanagement mit Pferden erfordert aber immer auch ein am lokalen Standort und Artenpool angepasstes Weidemanagement unter Vermeidung von Überweidung. Insgesamt konnten 42% der Flächen

- 27 - als HNV-Grünland bewertet werden. Dies ist besonders vor dem Hintergrund des in den letzten Jahren erheblichen Verlustes artenreichen Grünlands (BFN 2014) beachtlich und spricht für ein Potential von Pferdeweiden zum Erhalt von Artenvielfalt bei einem extensiven Management.

5 Zusammenfassung Pferdehaltung gewinnt in Deutschland zunehmend auch in der Grünlandnutzung an Bedeutung, Pferde gelten aber aufgrund ihres speziellen Weideeffektes als schwierige Weidetiere. Daten zur Betriebsstruktur, zum Weidemanagement und zur botanischen Zusammensetzung des Grünlands wurden auf 70 pferdehaltenden Betrieben erhoben und in Hinblick auf den Zusammenhang von Grasnarbenvegetation und Weidemanagement ausgewertet. Fraß- und Geilstellen unterscheiden sich signifikant hinsichtlich der Nährstoffverfügbarkeit (P, K) und in Ertragsanteilen von Gräsern, Kräutern, Leguminosen und nitrophilen Unkräutern. Das jeweilige Weidemanagement beeinflusst diesen Kontrast. So zeigen Standweiden ausgeprägtere Heterogenität als Portionsweiden. Entscheidend für die Vegetationsstruktur, -komposition und Artenvielfalt ist der Flächenbesatz. Extensive Nutzung kann floristischen Kontrast und hohe Artenvielfalt bedingen. Bei hohem Besatz verschärft sich der Kontrast und besonders in Fraßbereichen etablieren sich Störungszeiger bei insgesamt geringerer Artenanzahl.

6 Literatur Archer, M. (1973): The species preferences of horses. Journal of british grassland society 28, 123-128. BfN(2014): Grünlandreport:Alles im grünen Bereich? Bonn. Dumont, B. (1997): Diet preferences of at . Annales de Zootechnie 46, 105-116. Elsäßer, M. (2010): Typisch Pferdeweide. (K)ein Bild des Jammers. Pferdebetrieb Extra: Pferdeweiden optimal bewirtschaften. 5-9. Matzdorf, B. et al. (2010): Bewertung der Ökosystemdienstleistungen von HNV-Grünland (High Nature Value Grassland). Abschlussbericht. Rook, A., Tallowin, J.(2003 ): Grazing and pasture management for biodiversity benefit. In: Animal Research 52, 181–189. Schmitz, A., Isselstein, J. (2013): Effects of management on vegetation structure in horse . Grassland Science in Europe 18, 394-396. Vanselow, R. (2005): Pferdeweide -Weidelandschaft. Hohenwardsleben

Danksagung Die Daten wurden im Rahmen des Moduls Weidemanagement im Masterstudiengang Pferdewissenschaften an der Universität Göttingen erhoben. Wir danken allen Studierenden und den Betrieben für die Bereitstellung ihrer Weiden. Wir danken der Deutschen Bundesstiftung Umwelt für die Förderung von Anja Schmitz im Promotionsstipendienprogramm.

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Eine Bestandsaufnahme der botanischen Zusammensetzung dauerbegraster Pferdeweiden in Mecklenburg-Vorpommern im Verhältnis zur Besatzdichte

Wietje Nolte 1 [email protected]

1Hogeschool Van Hall Larenstein

1 Einleitung Pferde sind an eine faserreiche Ernährung angepasst und verbringen den Hauptteil ihres Zeitbudgets nach Möglichkeit mit Grasen. Regelmäßiger Weidegang ist ein grundlegender Baustein in der artgerechten Pferdehaltung (McGreevy, 2004; Hastie, 2001). Die ideale Weide ist frei von giftigen Pflanzen, hat eine dichte und widerstandsfähige Grasnarbe und bietet den Tieren genügend Bewegungsraum sowie Frischfutter zur Deckung des täglichen Nährstoffbedarfs (Singer, 1999). In Mecklenburg-Vorpommern (MV), wo Weideland weniger knapp ist als in dichter besiedelten Gegenden Europas, ist ganzjährige Beweidung kein seltenes Bild. Pferde beeinflussen ihre Umgebung durch Tritt, niedrigen Fraß, Nährstoffaufnahme und –abgabe (Vallentine, 2000; Starz, 2013). Selektives Fressverhalten (Seifert et al., 2007) führt zur Bildung von Weidemustern, die Koppeln in Fraß- und Geilstellen unterteilen (Archer, 1978a). Geilstellen werden gemieden während Fraßstellen oft überbelastet sind. Unterbewirtschaftete und überbesetzte Koppeln können dem Weidedruck nicht standhalten und nehmen an Futtermenge und –qualität ab. Überhöhte Besatzdichte ist in der Pferdehaltung jedoch nicht ungewöhnlich (Bott et al., 2013). Ziel dieser Bachelorarbeit war es die botanische Zusammensetzung dauerbeweideter Pferdekoppeln in MV zu untersuchen und diese in ein Verhältnis zur Besatzdichte (BD) zu setzen. So lassen sich Aussagen zu notwendigen Verbesserungsmaßnahmen treffen, die Besitzern helfen sollen ihr Land nachhaltig und effizient zu Gunsten der Pferdehaltung und -ernährung zu nutzen.

2 Material und Methoden Diese Feldstudie umfasste eine Probenanzahl von 120 Testquadraten à 0,5m² in 15 Pferdeweiden in MV. Je 8 Testquadrate wurden in einer einmaligen Stichprobe vom 1.-15. April 2014 je Koppel ausgewertet, wobei jeweils 4 in Fraß- bzw. Geilstellen platziert wurden.

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Alle Testkoppeln standen mindestens zwei aufeinanderfolgende Jahre unter Dauerbeweidung und unterlagen geringsten Bewirtschaftungsmaßnahmen. Die Koppeln hatten eine Durchschnittsgröße von 4.51 ha ± 5.08 ha und eine durchschnittliche BD von 3.41 ± 2.55 GVE 1/ha. Zur Beurteilung des Einflusses der BD wurden die 15 Testkoppeln einer von drei Gruppen zugeordnet: leichte BD (0,00-1,99 GVE/ha; N=6), mittlere BD (2,00-3,99 GVE/ha; N=5), schwere BD ( ≥ 4,00 GVE/ha; N=4). Die BD wurde in GVE/ha ermittelt, wobei 1 GVE einem Lebensgewicht von 500 kg entspricht. Hierfür wurde eine Body-Condition-Score basierte Gewichtsschätzung nach Carroll & Huntington (1988) verwendet. Jedes Testquadrat wurde nach 8 Kriterien ausgewertet: a) Biodiversität, b) Wuchsdichte, c) Wuchshöhe, d) Ertragsanteilsschätzung (EAS), e) Gräser : Kräuter : Leguminosen (GLK) – Verhältnis, f) Futterwert (FW), g) Grasnarbenintegrität, h) Kotverschmutzung. Die Wuchsdichte wurde mittels der Punkt-Quadrat-Methode mit 36 Punkten prozentual ermittelt. Die EAS erfolgte nach der von Elsäßer (2000) beschriebenen Methode. Das GLK- Verhältnis wurde anhand von Bewuchsdichte bzw. EAS bestimmt. Der durchschnittliche FW der Testquadrate ergab sich aus der Kombination der EAS und der von Klapp (1971) veröffentlichten FW-Liste auf einer Skala von -1 bis 8 (giftig – höchst wertvoll). Grasnarbenintegrität und Kotverschmutzung wurden auf einer Skala von 0 (intakt/ unverschmutzt) bis 4 (stark beschädigt/ Kothaufen) bewertet. Die statistische Auswertung erfolgte in IBM SPSS Statistics 20. Variablen waren die oben genannten 8 Kriterien und Faktoren waren BD und Weidemuster (Fraßstellen vs. Geilstellen). Deskriptive Statistiken wurden für alle Variablen errechnet. Inferenzstatistiken umfassten Pearson und Kendall tau_b –Tests, T-Tests bei unabhängigen Stichproben und Varianzanalysen (ANOVA). Der Signifikanzwert wurde bei allen Tests auf 0,05 festgesetzt.

3 Ergebnisse Es wurden signifikante Unterschiede zwischen den BD-Gruppen im Bezug auf Biodiversität gefunden (p=0,000). Das durchschnittliche Biodiversitätslevel lag bei 21,63 ± 5,52 Spezimen je Koppel. Es lag eine negative Korrelation zwischen der Bewuchsdichte und der BD vor (r=- 0,49; p=0,001). Das durchschnittliche GLK-Verhältnis betrug 75:6:19 und der durchschnittliche FW lag bei 5,98. Die Schwere der Grasnarbenverletzungen ist positiv mit der BD korreliert (r=0,369;

1 GVE = Großvieheinheit

- 30 - p=0,000). Die EAS und speziesspezifische Bewuchsdichte variierten mit der BD und Unterschiede zwischen Fraß- und Geilstellen konnten gefunden werden. The dominantesten Spezimen waren: Lolium perenne (Deutsches Weidelgras), Poa trivialis (Gemeine Rispe), Taraxacum officinale (Gemeiner Löwenzahn), Poa pratensis (Wiesenrispe), Agropyron repens (Weißes Straußgras) und Trifolium repens (Weißklee). Fraßstellen waren durchschnittlich 5,25 cm geringer in der Wuchshöhe als Geilstellen (p=0,000). Zudem nahm die Kotverschmutzung in Geilstelllen mit steigender BD zu (r=0,307; p=0,007).

Tabelle 1: Dominanteste Spezimen in dauerbegrasten Pferdeweiden in MV Lateinischer Name Deutscher Name Bewuchsdichte in EA* in % % Lolium perenne Deutsches Weidelgras 28,57 ± 25,98 21,07 ± 18,40 Poa trivialis Gemeine Rispe 28,02 ± 20,35 15,25 ± 11,97 Taraxacum officinale Gemeiner Löwenzahn 14,41 ± 11,39 6,09 ± 4,98 Poa pratensis Wiesenrispe 13,28 ± 11,69 7,24 ± 6,13 Agropyron repens Weißes Straußgras 11,44 ± 14,44 4,55 ± 8,02 Trifolium repens Weißklee 6,75 ± 7,33 3,65 ± 5,24 *EA= Ertragsanteil

4 Diskussion Die BD-bedingten Unterschiede in Biodiversität erklären sich durch die geringe Anzahl an Spezimen, die starker Belastung durch Tritt und Fraß standhalten; eine Beobachtung die auch Longland (2013) gemacht hat. Die Ergebnisse im Bereich der reduzierten Bewuchsdichte unter erhöhter BD sind deckungsgleich mit Veröffentlichungen von Bott et al. (2013), Vallentine (2000) und Briemle et al. (2002), die dies mit substanziellen Schäden an der Pflanze erklären, die diese an der Regeneration und Reproduktion hindern. Die sich häufenden Grasnarbenschäden unter höherer BD tragen ebenfalls zu geringerer Wuchsdichte bei. Die geringere Tritt- und Fraßbelastung der Geilstellen kann in kausalen Zusammenhang mit den botanischen Unterschieden zu Fraßstellen gesetzt werden. Das durchschnittliche vorgefundene GLK-Verhältnis entspricht Empfehlungen von Elsäßer (2000) und Klapp (1971). Der durchschnittliche FW lag unter dem empfohlenen Bereich von 6,5-8 was sowohl durch minderwertige Futterpflanzen als auch die Präsenz von Giftpflanzen verursacht wurde. Die Spezimen, die die Koppeln in EAS und Wuchsdichte dominierten, wurden bereits von Elsäßer (2000), Diepolder & Hartmann (2004), Singer et al. (2004), Longland (2013) und Buchgraber & Gindl (2009) als besonders weidefest beschrieben.

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5 Zusammenfassung

Dauerbegraste Pferdeweiden in MV sind oft zu hoher BD ausgesetzt was sich degenerierend auf die Vegetation auswirkt. Unterschiede zwischen Fraß- und Geilstellen sind deutlich erkennbar. Pferdetypisches Fressverhalten und BD beeinflussen die Koppelvegetation und -integrität in beachtlichem Maße. Pferdeweiden sind Ökosysteme, die durchdachter Pflege und Bewirtschaftung bedürfen, um genügend Biomasse ausreichender Qualität für die Pferdeernährung zu produzieren. Für zukünftige Studien wäre es interessant zu untersuchen, inwiefern sich die Vegetation der Pferdeweiden unter veränderter BD über die Zeit anpasst und welche Veränderungen über das Jahr auftreten.

6 Literatur

Archer, M. (1978a): Studies on Producing and Maintaining Balanced Pastures for Studs. Equine Veterinary Journal 10, 54-59. Bott, R., Greene, E., Kock, K., Martinson, K., Siciliano, P., Williams, C., Trottier, N., Burk, A., Swinker, A. (2013): Production and Environmental Implications of Equine Grazing. Journal of Equine Veterinary Science 33, 1031-1043. Briemle, G., Nitsche, S., Nitsche, L. (2002): Nutzwertzahlen für Gefäßpflanzen des Grünlandes. Schriftreihen für Vegetationskunde 38, 203-225, [online] http://www2.ufz.de/biolflor/info/nutzungswertzahlen.pdf [24. Februar 2014]. Buchgraber, K., Gindl, G. (2009): Zeitgemäße Grünlandbewirtschaftung. 2. Auflage, Graz/Stuttgart, Leopold Stocker Verlag, 72-73 und 86-93. Carroll, C., Huntington, P. (1988): Body Condition Scoring and Weight Estimation of Horses. Equine Veterinary Journal 20, 41-45. Diepolder, M., Hartmann, St. (2004): Pferdeweiden .- Nutzung, Pflege und Düngung. 2. Auflage, Freising, Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft LfL [online] http://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/publikationen/daten/informationen/p_36811.pdf [12. October 2011] Elsäßer, M. (2000): Grünlandpraxis für Könner. Dlz agrarmagazin, Sonderheft 12, 1. Auflage, München, BLV Verlagsgesellschaft mbH. Hastie, P. (2001): The BHS Veterinary Manual. 1. Auflage, Glasgow, Kenilworth Press, 11-13. Klapp, E. (1971): Wiesen und Weiden. 4. Auflage, Berlin/ Hamburg, Verlag Paul Parey. Longland, A. (2013): Pastures and Pasture Management. In: Equine Applied and Clinical , 1. Auflage, Amsterdam, Saunders Elsevier, 332-348. McGreevy, P. (2004): Equine Behaviour . 1. Auflage, London, Saunders Elsevier, 1-2. Seifert, C., Sperle, T., Coenos, Raddatz, J., Mast, R. (2007): Dokumentation und Handreichung zur Biotoppflege mit Pferden. [online] http://www.xfaweb.baden-wuerttemberg.de/nafawebBerichte- Naturschutz-Praxis-Landschaftspflege [20. Juli 2013]. Singer, J., Bobsin, N, Bamka, W., Kluchinshi, D. (1999): Horse pasture management. Equine Veterinary Journal 19 (9), 540-545 und 585-592. Starz, W. (2013): Was sind wertvolle Weidepflanzen?. [online] www.raumberg- gumoenstein.at/c/index.php?option=com [11. August 2013]. Vallentine, J. (2000): Grazing Effects on Plants and Soil. Grazing Management, 2. Auflage, Academic Press, San Diego, 127-165.

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Humus als alternative Einstreu in Pferdeställen S. Seelemeyer, N. Klimaschewski, K. Wieneke, R. Waßmuth, F. Sitzenstock [email protected] Hochschule Osnabrück, Am Krümpel 31, 49090 Osnabrück

1 Einleitung Das Ziel eines jeden Pferdehalters ist die Gesunderhaltung der Tiere. Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Haltung mit den verschiedenen Facetten wie Fütterung, Hygiene und Stallklimamanagement zu optimieren. Bei Betrachtung des Stallklimas sind Schimmelpilze, Schadgaskonzentrationen sowie die Staubkonzentration elementare Aspekte. Die genannten Gesichtspunkte beeinflussen die Luftqualität im Stall negativ und können zu

Atemwegserkrankungen der Pferde führen (V ANDENPUT et al. 1998). Da chronische Atemwegserkrankungen nach Lahmheit die häufigsten Gesundheitsprobleme der Pferde sind, stellt dieses Thema einen wichtigen Baustein in der Pferdehaltung dar. Sowohl aus gesundheitlicher, als auch aus wirtschaftlicher Sicht, ist das Einstreumaterial ein entscheidender Aspekt, der in der Konzeptplanung des Haltungssystems betrachtet werden muss. Diese wissenschaftliche Arbeit beinhaltet eine Auseinandersetzung mit dem Material Frischhumus als alternative Einstreu für Pferdeställe. Das Ziel dieser Arbeit war es, Vor- und Nachteile sowie eine Risikobewertung zu erarbeiten.

2 Material und Methoden Da Frischhumus bisher als Einstreumaterial im Pferdebereich kaum wissenschaftlich untersucht wurde, stand zunächst die Literaturrecherche im Vordergrund. Daneben wurden zwei Betriebsbesichtigungen durchgeführt. Die erste Besichtigung fand im Unternehmen AWIGO statt. Im Landkreis Osnabrück ist die AWIGO für die öffentlich-rechtliche Entsorgung zuständig (N IEHAVES 2014). Die zweite Besichtigung erfolgte im Stall Brökeland, in dem der Humus bereits als Einstreu genutzt wurde. Zum Zeitpunkt der Besichtigung waren elf Pferde im Alter von vier bis 33 Jahre in dem Laufstall. Des Weiteren wurden im Stall Brökeland Messungen zum Kohlenstoffdioxid- und Ammoniakgehalt der Luft sowie ein Versuch zur Wasserhaltefähigkeit des Materials durchgeführt. Anhand der Auswertung eines Analyseergebnisses wurde der Düngewert des genutzten Humus ermittelt. Um weitere Informationen im Bereich Tiergesundheit zu erlangen, wurde eine beteiligte Tierheilpraktikerin

- 33 - und die zuständige Hufpflegerin vom Stall Brökeland befragt. Zusätzlich wurde ein weiterer Tierarzt interviewt, der in der Vergangenheit schon einen Praxisversuch mit Kompost als Einstreumaterial bei Pferden durchgeführt hat (SEEDORF et al. 2007).

3 Ergebnisse Die in Tabelle 1 dargestellten Werte zeigen, dass bei Frischkompost keine Schadgasbelastung über dem Zielwert vom BMELV (2009) vorliegen.

Tabelle 1: Gemessene Schadgaskonzentrationen im mit Frischkompost eingestreuten Laufstall

CO 2 - Messung NH 3 - Messung

Zielwert unter 1000 ppm unter 10 ppm

(B MELV 2009) (B MELV 2009) Häufigkeit der Messungen 3 verschiedene Stellen 3 verschiedene Stellen

Ergebnisse 475 ppm, 447 ppm und 453 Jeweils < 2 ppm ppm Bewertung Stallluft ist positiv Keine bzw. sehr niedrige einzuschätzen Ammoniakbelastung

Die Wasseraufnahme war bei Gerstenlangstroh höher als bei Frischkompost, jedoch konnte der Frischkompost das aufgenommene Wasser deutlich besser binden und zeigte nach einer 24 stündigen Abtropfzeit eine ähnliche Wasserbindung wie Gerstenlangstroh.

Der befragte Tierarzt sieht Möglichkeiten der Nutzung von Frischkompost als Einstreumaterial. Er gibt aber zu bedenken, dass ein Langzeitversuch Aufschluss über die Belastung der Pferde vor allem durch Actinomyceten geben müsste. Die befragte Tierheilpraktikerin und die Hufpflegerin haben unterschiedliche Ansichten und Meinungen zu den Eigenschaften und der Eignung von Frischkompost als Einstreu in Pferdeställen (Tabelle 2).

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Tabelle 2: Ansichten und Meinungen zu Frischkompost als Einstreu Tierheilpraktikerin Hufpflegerin Geruch unangenehm neutral Staubbelastung keine keine Nutzung Pferde halten sich nur im Pferde liegen nur im Außenbereich auf Außenbereich Kritik schlechtes Management je nach Fellfarbe schmutzigere Pferde Sonstiges reine Kontamination mit Offenstallhaltung ist generell Urin positiv für Hufe

Eignung unbefriedigend sehr gut Zukunft mit besserem Management Einsatz in Offenställen möglich

4 Diskussion Folgende Punkte liefern zahlreiche Ansatzstellen für und gegen den Einsatz von Humus in Pferdeställen, welche noch weiterführend untersucht werden müssen. Aufgrund ihrer Wichtigkeit sind die ersten drei Stickpunkte hervorzuheben. ‹ Gesundheit: Als Chance sind die staubfreien Vorgänge und die niedrigen Schadgas- Emissionen zu sehen; als Risiko die vorhandenen Pilze, Bakterien und Actinomyceten, deren gesundheitliche Wirkung auf Pferde bislang nur unzureichend geklärt sind. ‹ Management: Diskussionsbedarf bietet weiterhin das für alle Beteiligten optimale Rottestadium des Frischhumus zum Einsatzzeitpunkt. Ebenso gibt es analog zu anderen Einstreumaterialien auch hier verschiedene Einstreu- und Mistverfahren. Zu diskutieren und weiterhin zu untersuchen ist, ob bei diesem Einstreumaterial ein intensiveres Vorgehen als z.B. bei Stroh nötig ist. ‹ Verhalten: Laut der Befragungen verhalten sich die Pferde bei Erstkontakt zu dem neuen Material neutral. Fraglich ist, in welches Einstreumaterial sich die Pferde lieber legen und in welches sie es bevorzugen, Harn abzusetzen. Nachteilig ist weiterhin, dass die ständige Raufutteraufnahme und die dabei in der Natur stattfindende Vorwärtsbewegung nicht ausgeführt werden kann. In der Regel befinden sich in Humus-Ställen feste Raufutterplätze in Form von Heuraufen, die jedoch physiologisch nicht der Natur des Pferdes entsprechen.

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‹ Produkteigenschaften, Kosten, Potential, Vermarktung, Lagerung, Entsorgung und Transport

5 Zusammenfassung Humus hat Vorteile für die Pferdehaltung, da er staubarm und saugfähig ist und einen hohen Komfort für die Pferde bietet. Besonders vorteilhaft ist er in Jahren mit schlechter Strohqualität. In diesem Fall bietet der Humus eine annehmbare Alternative. Aufgrund des dunklen Materials ist es bezüglich der Verbraucherakzeptanz eher für Laufställe bzw. Offenställe geeignet als für Einzelboxen. Dennoch bietet Humus ein preisgünstiges Material, was besonders interessant für die Jungpferdeaufzucht sein kann.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Erstellung eines Produktprofils sinnvoll wäre, so dass zunächst die Definition des betrachteten Objekts eindeutig vorliegt. Weiterhin ist die Langzeitwirkung der Einstreu bezüglich eines ganzen Pferdelebens fraglich. Das Risikopotential, welches aus der Einstreu entsteht, ist noch nicht in vollem Umfang abzuschätzen. Das Einstreumaterial hat multifaktorielle Auswirkung auf das Pferd und muss deshalb umfassend geprüft werden.

6 Literatur Bröckeland, R. (2014): Informationen zum Frischhumus als Einstreumaterial im Rahmen der Betriebsbesichtigung am 16.03.2014, Bad Iburg. BMELV (2009): Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Referat Tierschutz: Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten. Berlin Niehaves, C. (2014): Leitbild der AWIGO. verfügbar unter: http://www.awigo.de/staticsite/staticsite.php?menuid=116&topmenu=51&keepmenu=inactive (Download vom 27.04.2014) Seedorf, J.; Schröder, M.; Köhler, L.; Hartung, J. (2007): Suitability of biocompost as a bedding material for stabled horses: respiratory hygiene and management practicalities. Equine Veterinary Journal 39, 129–135 Vandenput, S.; Votion, D.; Duvivier, D. H.; Van Erck, E.; Anciaux, N.; Art, T.; Lekeux, P. (1998): Effect of set stabled environmental control on pulmonary function and airway reactivity of COPD affected horses. The Veterinary Journal 155, 189-195

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Einflussfaktoren auf die Größe beim Deutschen Reitpony M. Eitenmüller, T. Hammerlage, S. Finke, R. Waßmuth, F. Sitzenstock [email protected] Hochschule Osnabrück, Am Krümpel 31, 49090 Osnabrück

1 Einleitung In der vorliegenden Arbeit sollte im Auftrag vom Pferdestammbuch Weser-Ems e. V. untersucht werden, in wieweit die Größe der Eltern Einfluss auf die Größe der Nachkommen haben. Das Deutsche Reitpony darf, wenn es im Turniersport eingesetzt werden soll, nicht größer als 148 cm sein. Somit ist die Größe ein wichtiges Selektionsmerkmal in der deutschen Ponyzucht (ENDRES 2000). Gewünscht wird ein möglichst großes mit möglichst großen, raumgreifenden Bewegungen. Dazu wurden vor allem in der Vergangenheit verschiedenste Pony- und Pferderassen eingekreuzt. Die Problematik besteht in dem Herauswachsen aus dem Ponymaß von 148 cm, welches vor allem im Turniersport ein großes Problem darstellt.

Die Widerristhöhe ist in erster Linie abhängig vom Längenwachstum der Röhrenknochen der Schultergliedmaßen (FRAPE 1998). Das Größenwachstum und die Entwicklung des Skeletts der Pferde beginnen bereits im Mutterleib, so dass Fohlen zum Zeitpunkt der Geburt schon über 60 % ihrer genetisch vorbestimmten Endgröße erreichen. In den ersten sechs Lebensmonaten findet bei den meisten Pferderassen 20 % des Körperwachstums statt (JACKSON und PAGAN 1993). Obwohl das Wachstum erst mit sieben Jahren abgeschlossen ist, erreichen Pferde nach 18 Lebensmonaten ca. 94 % ihrer Endgröße (SCHÄFER 2007). Die Erblichkeit der Größe liegt bei Pferden bei 36 % und kann in der Tierzucht gut genutzt werden, sodass eine gezielte Zucht auf Körpergröße erfolgen kann. Von METZGER et al. (2013) wurden drei verschiedene Genotypen bezüglich der Körpergrößenvererbung veröffentlicht. Einerseits die homozygoten Varianten mit den Allelen T/T und mit C/C und andererseits die heterozygote Variante C/T. Die homozygote Form T/T und die heterozygote Form C/T wurden bei vielen Ponys und Kleinpferden von einem Stockmaß von unter 160 cm festgestellt. Die homozygote Form C/C wurde vor allem bei größeren Pferden festgestellt.

2 Material und Methoden

Um die Einflussfaktoren auf die Größe beim Deutschen Reitpony genauer untersuchen zu können, wurden 2 Datensätze mit insgesamt ca. 26 000 Daten von den Vereinigten Informationssystemen Tierzucht w. V. übermittelt, welche ausschließlich im Pferdestammbuch

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Weser-Ems e.V. registrierte Zuchttiere enthielten. Die statistische Auswertung der Daten erfolgte durch das Programm SAS 9.3 (SAS INSTITUTE 2012). Die Informationen im ersten Datensatz umfassten Lebensnummer (LNR) Tier, Geschlecht, Geburtsdatum, Rasse, LNR Vater, LNR Mutter. Der zweite Datensatz verknüpfte die LNR mit einer Widerristhöhe. Um Aussagen über Einflussfaktoren der Größe beim Deutschen Reitpony treffen zu können, wurden neben einer deskriptiven Auswertung Korrelationen und Regressionen zwischen den Tieren und ihren Eltern ermittelt.

3 Ergebnisse Aus beiden Datensätzen wurden 3142 Tiere erfasst bei denen eine Größe angeben war. Im Mittel sind diese Tiere 142,4 cm groß mit einer Standardabweichung von 6,4 cm. Insgesamt waren die Hengste (145,6 cm) im Mittel 3,6 cm größer als die Stuten (142,0 cm). Die Größe der Stuten wies eine Standardabweichung von 6,7 auf, bei den Hengsten hingegen lag die Standardabweichung lediglich bei 3,3 cm. 19 % aller Väter, 11 % aller Mütter und 6 % aller Tiere hatten eine Widerristhöhe von mehr als 148 cm. Die Korrelationen zwischen Tiergröße und Vatergröße (0,21), Muttergröße (0,59) sowie Mittelwert von Vater und Mutter (0,68) lagen alle in einem mittleren Rahmen. In Abbildung 1 wird die Regression zwischen der Größe des Tieres (abhängige Variable) und der Größe des Vaters (n = 1695) bzw. der Größe der Mutter (n = 1447) (unabhängige Variable) dargestellt.

Abbildung 1: Regression zwischen Tiergröße und Vatergröße (links) bzw. Muttergröße (rechts)

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Abbildung 2 zeigt die Regression von der Tiergröße mit dem Größenmittelwert aus Vater und Mutter. Dabei waren 1044 Tiere mit Informationen vorhanden. Das Bestimmtheitsmaß dieser Regressionsanalyse liegt bei 0,46.

Abbildung 2: Regression zwischen Tiergröße und Größenmittelwert aus Vater und Mutter

4 Diskussion In die Zuchtentscheidungen sollte mit einfließen, dass die Größe der Tiere positiv mit der Größe der Eltern korreliert. Dabei ist zu beachten, dass die Größe der Mutter einen größeren Einfluss auf die Größenvererbung besitzt und somit die Größe von der Stute mehr Gewichtung in den Zuchtentscheidungen bekommen sollte. Bei der Korrelation und der Regression der Tiergröße mit dem Mittelwert ihrer Eltern wurde der Zusammenhang am klarsten widergespiegelt. Deutlich wurde, dass bei vielen Anpaarungen Elterntiere eingesetzt wurden, die über 148 cm groß waren. Vor allem auf der Hengstseite werden größere Zuchttiere bevorzugt. Der Einfluss von Fütterung, Haltung und Zucht konnte in diesem Projekt nicht berücksichtigt werden, da hierzu keine Daten vorhanden waren und die Datenerfassung an sich sehr schwierig ist. Des Weiteren wurden nur Zuchttiere betrachtet die beim vit w. V. in den Datenbanken erfasst sind und dem Pferdestammbuch Weser-Ems e. V. angehören. Die Einbeziehung der molekulargenetischen Analysen über die Größenvererbung von METZGER et al. (2013) könnten in Zukunft für die Anpaarung, mithilfe von Gentests, genutzt werden.

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5 Zusammenfassung In einer Datenanalyse von Deutschen Reitponys im Pferdestammbuch Weser-Ems e. V. konnte festgestellt werden, dass die Größe der Mutter einen deutlich höheren Einfluss auf die Größe des Nachkommen hat, als die Größe des Vaters. Der Mittelwert aus Vater und Mutter hat den größten Einfluss. Es konnte gezeigt werden, dass 19 % aller eingesetzten Hengste und 11 % aller eingesetzten Stuten aus dem Ponymaß herausgewachsen waren. Für eine Analyse von weiteren Einflussfaktoren auf die Größe beim Deutschen Reitpony wäre ein größerer und detaillierterer Datensatz erforderlich.

6 Literatur Endres, C (2000): Das deutsche Reitpony. Stuttgart: Franckh-Kosmos Verlags-GmbH& Co Frape, D. (1998): Equine Nutrition and Feeding, 2. Auflage, Blackwell Science Ltd Jackson, S. G., Pagan, J. D. (1993): Growth management of young horses a key to the future. Journal of Equine Veterinary Science, 13 (1), 10-11 Metzger, J., Schrimpf, R., Philipp, U., Distl, O. (2013): Expression Levels of LCORL Are Associated with Body Size in Horses. PLoS, 8 (2), e56497 SAS Institute Inc. (2012): SAS/STAT User´s Guide, Cary, NC, USA Schäfer, M. (2007): Handbuch Pferdebeurteilung. Stuttgart: Frankh – Kosmos Verlags – GmbH & Co. KG

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Auswirkungen des Fremdblutanteils in den Zuchtleistungsprüfungen des Deutschen Reitponys

Nora Köhne, R. Waßmuth, H. Westendarp

[email protected] 1 Hochschule Osnabrück

1 Einleitung

Die Population des Deutschen Reitponys hat sich von der Gründung 1969 bis heute zu einem vielseitig einsetzbares Sportpony für Kinder und Jugendliche entwickelt. Zur Zucht des Deutschen Reitponys sind 46 Rassen zugelassen. Ziel dieser Arbeit ist eine Auswertung, inwieweit die Fremdblutanteile Auswirkungen auf die Zuchtleistungsprüfung haben. Hierfür wurden Genanteile von Stuten und Hengsten sowie deren Vorfahren analysiert, indem Klassen gebildet und Korrelationen in Bezug auf die Noten der Leistungsprüfungen berechnet wurden. Die Verknüpfung der Fremdblutanteile mit den Daten aus den Leistungsprüfungen soll Aufschluss darüber geben, ob eingekreuzte Rassen bestimmte Leistungsmerkmale beeinflussen.

2 Material und Methoden

Die Analyse der Auswirkungen des Fremdblutanteils wurde an den Daten von 2.085 Stuten und 870 Hengsten der Rasse Deutsches Reitpony durchgeführt. Folgende Verbände stellten Datenmaterial zur Verfügung: Pferdestammbuch Weser-Ems e.V., Rheinisches Pferdestammbuch e.V., Verband der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommern e.V., Verband der Pony- und Kleinpferdezüchter Hannover e.V., Westfälisches Pferdestammbuch e.V. und der Zuchtverband für deutsche Pferde e.V. Die Daten wurden vom vit (Vereinigten Informationssysteme Tierzucht w.V.) übermittelt. Die direkte Zusammenarbeit erfolgte mit dem Westfälischen Pferdestammbuch e.V.

Die Daten enthielten die Abstammung in vier Generationen mit Lebensnummer und Name. Weiterhin waren die Fremdblutanteile in den Klassen Deutsches Reitpony, Warmblut, Englisches Vollblut, Araber, Welsh Pony, Englisches Pony, Sonstige und Unbekannt berechnet. Die Angabe erfolgte in Prozent. Englisches Pony umfasst hierbei die Rassen British Riding Pony, Connemara, New Forest- und Dartmoor-Pony. Die Rasse Welsh Pony umfasst die vier Welsh-Ponyarten der Kategorien A, B, C und D. Die Rassegruppe Sonstige umfasst alle Ponys

- 41 - und Pferde, die zur Zucht genutzt werden können. Bei den unbekannten Genanteilen liegt keine Information über die Abstammung vor. Die Auswertung der Daten erfolgte mit Microsoft Excel 2007 und IBM SPSS Statistics.

Von den 2.085 Stuten aus dem analysierten Datensatz habe 144 Stuten eine Zuchtstutenprüfung im Feld absolviert. 570 Hengste der Population (870 Hengste) haben eine Hengstleistungsprüfung auf Station absolviert.

3 Ergebnisse

Bei der betrachteten Population liegen die folgenden Rassen und Rassengruppen mit dem arithmetischen Mittel der Genanteile unter 10 %: „Englisches Pony“ (3 %), „Deutsches Reitpony“ (5 %), „Warmblut“ (5 %) und „Sonstige“ (8 %). Die Genanteile „Englisches Vollblut“ (10 %) und „unbekannten Genanteilen“ (16 %) liegen höher. Den größten Einfluss haben „Araber“ (22 %) und „Welsh Pony“ (32 %) (Abbildung 1).

5% 5% Dt. Reitpony Warmblut 16% 10% Engl. Vollblut 8% Araber 3% Welsh 21% Engl. Pony 32% Sonstige Unbekannt

Abbildung 1: Fremdblutanteile in der Population des Deutschen Reitponys

Beispielhaft werden die Auswirkungen des Anteils an den Genanteilen „Deutsches Reitpony“ der Hengste der Population betrachtet. Sie gliedern sich wie folgt auf (Tabelle 1): Genanteil 0 % Fremdblutanteil „Deutsches Reitpony“ mit einer Häufigkeit von 25,11 % in der Population. Das entspricht 145 Hengsten mit eingetragenen Endnoten. Die nächsten Klassen reichen von 0,1 % bis 3,0 % Deutschem Reitpony-Genanteil (25,84 % der betrachteten Population, N=146), 3,1 % bis 6,0 % Genanteil (20,00 % Häufigkeit, N=114) und 6,1 % bis 28,07 % Genanteil (28,07 % Häufigkeit, N=160). Bei den Hengsten werden die Merkmale der Hengstleistungsprüfung in drei Blöcke unterteilt, die Endnote, die Interieurnote und die Bewegungs- und Rittigkeitsmerkmale. Die Endnoten reichen von 7,64 bei der Klasse Genanteil 0 % und bis 7,94 bei der Klasse 0,1 % bis 3,0 % Genanteil „Deutsches Reitpony“. Die Interieur- Mittelwerte liegen alle über 8,0. Damit liegen sie über den Mittelwerten der anderen

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Einzelmerkmale. Den höchsten Interieur-Wert haben die geprüften Hengste in der Klasse bei 0 % „Deutsches Reitpony“ erhalten (8,6). Die geringste Note bei den Bewegungs- und Rittigkeitsmerkmalen liegt im Trab der Klasse Genanteil 0 % bei 7,1. Die höchsten Noten finden sich in derselben Klasse bei Springanlage und Geländeeignung (7,9).

Tabelle 2: Ergebnisse HLP in Zusammenhang mit Deutschen Reitpony-Genanteilen

Genanteil Häufigkeit End- Inte- Spring- Gelände- in % in % N note rieur Trab Galopp Schritt Rittigkeit anlage eignung 0 25,44 145 7,64 8,6 7,1 7,6 7,3 7,6 7,9 7,9 0,1-3,0 25,84 146 7,94 8,4 7,5 7,4 7,3 7,9 7,6 7,8 3,1-6,0 20,00 114 7,81 8,4 7,5 7,4 7,4 7,8 7,4 7,6 6,1-100 28,07 160 7,78 8,3 7,4 7,5 7,1 7,8 7,6 7,6

Bei der Endnote findet sich zu dem Fremdblutanteil „Deutsches Reitpony“ eine negative Korrelation von -0,100 (Tabelle 2). Positiv ist die Korrelation der Fremdblutanteile „Welsh Pony“ zur Endnote bei einem Wert von 0,135. Eine weitere negative Korrelation ist bei den Blutanteilen „Araber“ zur Endnote zu finden, diese beträgt -0,213.

Tabelle 3: Korrelationen der Fremdblutanteilen „Deutsches Reitpony“, „Araber“ und „Welsh Pony“ zu dem HLP-Merkmal Endnote

Deutsches Reitpony Araber Welsh Pony Endnote -0,100 * -0,213 ** 0,135 **

4 Diskussion

Der mittlere Genanteil „Deutsches Reitpony“ liegt bei 5 %. Eine Ursache für die geringen Genanteile ist die zugelassene und eingesetzte Rassenvielfalt in der Zucht. Anhand der Verteilung der Fremdblutanteile kann erkannt werden, dass die Rasse Deutsches Reitpony noch nicht alt ist, da die Anteile von Fremdblut hoch sind. Die höchsten mittleren Genanteile weist die Rassen Welsh Pony auf. Das Welsh Pony wird immer noch verstärkt eingesetzt, um Ponymerkmale zu erhalten.

Die Frage dieser Arbeit ist, ob sich diese Fremdblutanteile positiv oder negativ auf die Ergebnisse der Zuchtleistungsprüfungen auswirken. Zuallererst ist auch hier, wie in vielen Sparten des Reitsports, eine unzureichende Ausnutzung der Notenskala zu beobachten.

In der Betrachtung der Genanteile des Deutschen Reitponys im Zusammenhang mit der mittleren Notenvergabe, sticht besonders bei den Hengsten hervor, dass die höchsten Noten in der Klasse Genanteil „Deutsches Reitpony“ bei 0 % vergeben wurden. Der Warmblutanteil

- 43 - wirkt sich positiv auf die Ergebnisse der Zuchtleistungsprüfungen aus. Der Grund für eine geringe Kreuzungsrate mit Warmblütern ist die Gefahr, dass die Reitponys aus dem Ponymaß herauswachsen und die Kooperationsbereitschaft gegenüber Kindern verlieren. In den Klassen mit hohen „Welsh“-Genanteilen finden sich hohe Noten in den Leistungsprüfungen wieder.

Bei der Betrachtung dieser Ergebnisse stellt sich die Frage, ob die Zucht des Deutschen Reitponys auf der Basis dieser 46 Rassen weitergeführt werden sollte. Sicherlich ist die Zuchtmethode der Veredlungszucht bei dieser jungen Rasse nicht einfach zu verwirklichen, besonders da die deutschlandweite Population nicht sehr groß ist. Festzuhalten ist, dass eine Bestimmung der Auswirkungen der Fremdblutanteile auf die Zuchtleistungsprüfungen nur anhand von Tendenzen in der Notengebung vorgenommen werden konnte. Für eindeutige Aussagen liegen die Prüfungsnoten zu dicht beieinander.

5 Zusammenfassung

Die Betrachtung der Genanteile zeigt, dass ein Großteil der Reitponys Fremdblutanteile vor allem von Welsh Ponys und Arabern enthält. Dies sind zum einen die Ursprungsrasse des Deutschen Reitponys und zum anderen die am meisten eingesetzte Veredlerrasse. Andere Genanteile sind eher gering in der Population vorhanden. Dies ist auf das breite Spektrum der zugelassenen Rassen und auf die kurze Zuchtgeschichte zurück zu führen.

Bei der Analyse der gemittelten Noten der Zuchtstuten- und der Hengstleistungsprüfung und der Analyse von möglichen Korrelationen zwischen Fremdblutanteilen und Leistungsmerkmalen wurden nur wenig aussagekräftige Ergebnisse ermittelt. In dieser Arbeit gelang eine Analyse von Fremdblutanteilen bei leistungsgeprüften Reitponys im Zusammenhang mit den Leistungsmerkmalen nur bedingt. Grund dafür war die geringe Ausnutzung des Notenspektrums sowie die geringe Anzahl an nutzbaren Werten.

6 Literatur

Endres, C. (2000): Das Deutsche Reitpony. Stuttgart: Franckh Kosmos Verlags-GmbH & Co. Marahrens, F. (2012): Persönliches Gespräch 18.09.2012. Münster: Landwirtschaftskammer Nordrhein- Westfalen Schöpke, K., Swalve, H. H. (2012): Das Deutsche Reitpony – eine genetische Analyse. Züchtungskunde 84, 129-139 Hartmann, O. (2006): Pferdezucht. Stuttgart: Eugen Ulmer KG FN (2012): Zuchtverbandsordnung (Mai 2012)

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Vergleich von Methoden zur Verlängerung der Heuaufnahmezeit Anne Nettersheim 1, Dr. U. König von Borstel 2, S. van Iwaarden 1 [email protected] 1 Hoogeschool Van Hall Larenstein, Wageningen, Die Niederlande 2 Georg-August Universität, Göttingen, Deutschland

1 Einleitung Domestizierte Pferde werden oft mit Heu gefüttert, welches im Vergleich zu der ursprünglichen Nahrung der Pferde wesentlich energiereicher ist. In der Praxis werden verschiedene Methoden angewandt, um einem Nährstoffüberschuss vorzubeugen und um die Fresszeit zu verlängern, mit dem Ziel, möglichst der artspezifischen Fresszeit von mindestens 12 Stunden pro Tag zu entsprechen (Zeitler-Feicht, 2008). In der vorliegenden Studie wurden drei Methoden verglichen: Heunetz mit einer Maschenweite von 4 x 4cm, Mischung aus Heu und Stroh im Verhältnis 50:50, und eine Fressbremse. Das Ziel der Studie war es, den Effekt der Methoden auf die Fressdauer (min/kg) und die Fressgeschwindigkeit (g/min) zu messen.

2 Material und Methoden Das Quasi-Experiment wurde auf zwei Praxisbetrieben durchgeführt, die jeweils 6 Pferde zur Verfügung gestellt haben. Die Pferde waren zwischen 4 und 25 Jahre alt und bis auf zwei Ausnahmen Warmblüter. Insgesamt waren es vier Wallache und acht Stuten.

Es wurden vier Versuche (siehe Tabelle 1) mit jedem Testpferd durchgeführt. Jede Methode wurde an 5 Tagen hintereinander angewandt; jeweils zweimal pro Tag. Versuch 1 Vorlegen von 1.5 kg Heu in einem Heunetz mit einer Maschenweite von 4 x 4 cm für 30 Minuten Versuch 2 Vorlegen von 1.5 kg Heu während das Pferd eine Fressbremse mit einer 3 cm breiten Öffnung trägt für 30 Minuten Versuch 3 Vorlage von 1 kg Heu büschelweise gemischt mit 1 kg Weizenstroh mittlerer Qualität für 30 Minuten Versuch 4 – Kontrolle Vorlage von 1.5 kg Heu für 30 Minuten Tabelle 4 Versuchsbeschreibung (eigene Ausarbeitung) Die Heuportionen wurden gewogen, bevor sie den Pferden für je circa 30 Minuten vorgelegt wurden. Die Pferde, die mit Fressbremsen ausgestattet waren, zeigten Zeichen von Frustration. Um das Frustrationsniveau niedrig zu halten, wurde die Vorlagezeit bei diesen Pferden verkürzt. Nach der Fresszeit wurde die Restmenge erneut gewogen.

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Um die Restmenge der Heu- und Strohmischung zu wiegen, war es notwendig Heu und Stroh voneinander zu trennen. Zu diesem Zweck wurden die beiden Komponenten büschelweise gemischt. Aus den gewogenen Mengen und der gestoppten Zeit ergaben sich Fressdauer in min/kg und Fressgeschwindigkeit in g/min. Die weiterführende Analyse der Daten erfolgte mit den Programmen IBM ©-SPSS © Statistics 20 und Microsoft © Office Excel 2010. Neben den deskriptiven Funktionen der Programme wurden eine Varianzanalysen durchgeführt.

3 Ergebnisse Die aus Versuch 2 gewonnenen Daten konnten nicht verarbeitet werden, da die Testpferde durch die Fressbremse kein Heu fressen konnten. Alle beteiligten Pferde zeigten Zeichen von Frustration und versuchten sich der Fressbremse zu entledigen. Eines der Pferde hat diese dabei beschädigt. Es wurde insgesamt drei Mal beobachtet, dass die Pferde einzelne Heuhalme durch die Fressbremse gefressen haben. Aufgrund der Seltenheit dieses Vorkommens wird angenommen, dass es sich hierbei um einen Zufall handelt. Demnach wurde Versuch 2 von der weiteren Analyse ausgeschlossen.

Der Vergleich der Mittelwerte ergab folgende Ergebnisse: Die durchschnittliche Fressdauer für die Kontrollgruppe mit lose vorgelegtem Heu war 34,51 min/kg. Die durchschnittliche Fressdauer für die Heu- und Strohmischung war 37,99 min/kg, und für das Heunetz 66,12 min/kg. Die durchschnittliche Fressgeschwindigkeit für das lose Heu in der Kontrollgruppe betrug 31,42 g/min, für die Heu- und Strohmischung 28,74 g/min, und für das Heunetz 17,45 g/min. Es wurden auch kleine Mengen Stroh aus der Heu- und Strohmischung konsumiert; im Durchschnitt jedoch nicht mehr als 100g pro Mahlzeit.

Abbildung 1 zeigt einen Vergleich der Boxplot-Diagramme pro Versuch und mit Bezug auf die Fressdauer. Auch wenn der Unterschied zwischen der Heu- und Strohmischung im Vergleich zu dem lose vorgelegten Heu nicht signifikant war, zeigte sich dennoch ein Trend in Richtung Fressdauerverlängerung. Da Fressdauer und Fressgeschwindigkeit negativ korrelieren, ergibt der Vergleich der Boxplot-Diagramme für die Fressgeschwindigkeit ein entsprechend umgekehrtes Bild.

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Abbildung 2 Vergleich der Boxplot-Diagramme für jede Fütterungsmethode mit Bezug auf die Fressdauer (min/kg). Die Zahlen sind in Minuten angegeben und beziehen sich auf 1 Kilogramm Heu. (Eigene Ausarbeitung)

4 Diskussion Die in der vorliegenden Studie ermittelte Fressdauer für loses Heu zeigt leichte Unterschiede zu den Ergebnissen anderer Studien, die sich durch die Beschaffenheit des verwendeten Heus erklären lassen. Bei Zeitler-Feicht und Walker (2005) waren es 40 min/kg und bei Meyer et al. (1975) 31 min/kg für blattreiches Heu und 38,9 min/kg für stängeliges Heu . Der Durchschnitt der beiden von Meyer et al. angegebenen Zahlen beträgt 34,95 min/kg. Dies kommt dem Ergebnis aus dieser Studie sehr nahe, denn hier wurden drei verschiedene Sorten Heu verwendet, wobei eine Sorte blattreicher und eine stängeliger war. Glunk et al. (2014) wiesen nach, dass, je kleiner die Maschen eines Heunetzes sind, desto mehr Zeit brauchen Pferde zur Heuaufnahme. Weiterhin wurde festgestellt, dass die Fressdauer für großmaschige Heunetze der Fressdauer für loses Heu entspricht. Es sind keine Daten vorhanden, um die Ergebnisse bezüglich der Fressdauer und - geschwindigkeit der Heu- und Strohmischung zu vergleichen.

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Weiterhin wird angenommen, dass die Heuhalme zu lang sind, um durch die Fressbremse aufgenommen werden zu können. Ebenso ist die Ausrichtung der Heuhalme meist horizontal. Damit die Halme durch die Fressbremse aufgenommen werden können, müssten diese, wie Gras auch, senkrecht ausgerichtet sein. Im Gegensatz zu Zeitler-Feicht und Walker (2005) und Ellis et al. (2012) konnte in der vorliegenden Studie keine Gewöhnung an die Methoden festgestellt werden.

5 Zusammenfassung Die Ergebnisse dieser Studie bezüglich der Fressdauer und der Fressgeschwindigkeit von lose vorgelegtem Heu sind im Einklang mit den Ergebnissen anderer Studien. Abschließend lässt sich sagen, dass die Vorlage von Heu in Heunetzen mit einer Maschenweite von 4 x 4 cm den größten Effekt auf die Fressdauer und die Fressgeschwindigkeit hat im Vergleich zu lose vorgelegtem Heu und einer Heu- und Strohmischung. Die durchschnittliche Fressdauer für das Heunetz (66,12 min/kg) betrug mehr als doppelt so viel wie für lose vorgelegtes Heu (34,51 min/kg). Die Ergebnisse für die Fressgeschwindigkeit verhalten sich entsprechend (Heunetz: 17,45g/min; loses Heu: 31,42g/min).

Der Effekt der Heu- und Strohmischung auf die Fressdauer und Fressgeschwindigkeit war nicht signifikant im Vergleich zu der Fressdauer und -geschwindigkeit von lose gefüttertem Heu. Es ist möglich, dass ein anderes Mischungsverhältnis mit mehr Stroh als Heu den Trend in Richtung verlängerte Fressdauer bestätigen kann. Die Fressbremsen erwiesen sich als nicht nützlich, um die Fressdauer zu verlängern oder die Fressgeschwindigkeit zu verringern, da sie die Heuaufnahme zu stark einschränkten.

6 Literatur Ellis, A.D., Fell, M., Luck, K., Gill, L., Gregory, A., Harris, P. (2012): Effect of presentation on feed intake behaviour in stabled horses. and grazing in horse nutrition. EAAP publ. No. 132, 181-183. Glunk, E.C., Hathaway, M.R., Weber, W.J., Sheaffer, C.C., Martinson, K.L. (2014): The effect of net design on rate of forage consumption when feeding adult horses. Journal of Equine Veterinary Science [Online] Verfügbar auf: http://www.j-evs.com/article/PIIS0737080614001737/abstract [Aufgerufen am: 03.06.2014]. Meyer, M., Ahlswede, L. und Reinhardt, H.J. (1975): Untersuchungen über Fressdauer, Kaufrequenz und Futterzerkleinerung beim Pferd. Deutsche Tierärztliche Wochenschrift 82, 54-58. Zeitler-Feicht, M. H., (2008): Handbuch Pferdeverhalten 2. Auflage Stuttgart: Eugen Ulmer KG Zeitler-Feicht, M.H. und Walker, S. (2005): Zum Einsatz eines speziellen Heunetzes in der Pferdefütterung aus ethologischer Sicht. Pferdeheilkunde 21 (3), 229-233.

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Ansätze zur Unterhautfettdickenmessung bei Warmblut-Reitpferden zur Konditionsbeurteilung Claudia Nordhoff 1,2 , F. Sitzenstock 2, H. Westendarp 2 [email protected]

1 Horse Competence Center Germany 2 Hochschule Osnabrück

1 Einleitung Bei der Konditionsbeurteilung werden die körperlichen Fettreserven eines Tieres beurteilt. Die energetische Versorgung ist der Leistung eines Tieres anzupassen und kann sich beispielweise durch Trächtigkeit, Laktation, Krankheit, Wachstum oder auch Arbeitsleistung verändern. Unterkonditionierte Pferde können eine Leistungsschwäche, eine aufwändige Energiegewinnung aus Eiweißen, Wachstumsdepressionen, Zyklusstörungen oder Fruchtresorptionen zeigen (MEYER und COENEN 2014, BURGER 2009, LEWIS 2008). Die Liste mit bekannten negativen Folgen einer Überkonditionierung eines Pferdes ist länger, hierzu zählen die Stoffwechselkrankheit Hufrehe, Hyperlipidämie, Equine Metabolisches Syndrom (Diabetes) sowie Herz-, Kreislauf- und Gelenkprobleme (KARP 2012, VIRGINA TECH 2007, STEPHENSON et al. 2012). Nach ARNOLD (2010) und STEPHENSON et al. (2012) sind viele Pferde in der heutigen Zeit übergewichtig. Mit dem sogenannten Body- Condition-Score System (BCS) kann der Ernährungszustand eines Tieres subjektiv beurteilt werden. Die Unterhautfettdickenmessung per Ultraschall ist bei Rindern und Schweinen ein bewährter objektiver Indikator in der Körperkonditionsbeurteilung. Die ersten Unterhautfettdickenmessungen per Ultraschall wurden bei Pferden von WESTERVELT et al. (1976) durchgeführt, seither gab es verschiedene Studien zur Überprüfung und Nutzung dieser Messmethode (HENNECKE et al. 1983, KANE et al. 1987, MIRAGLIA et al. 1998, GENTRY et al. 2004, SCHRAMME 2003, VICK et al. 2007, DUGDALE et al. 2010). Mithilfe der folgenden Messstudie wurde die Wiederholbarkeit und Praktikabilität von Unterhautfettdickenmessungen via Ultraschall getestet, um den Einsatz am Pferd abschätzen zu können.

2 Material und Methoden Für die Messstudie standen 31 Warmblutpferde von zwei Betrieben zur Verfügung. Die Pferde hatten ein Alter von 5 bis 23 Jahren und ein durchschnittliches Körpergewicht von 598 kg ± 41 kg. Je Betrieb wurden vier Messtage im Abstand von drei bis vier Tagen gewählt. An jedem Messtag wurden das Körpergewicht, der BCS-Wert und die Unterhautfettdicke ermittelt. Die

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Unterhautfettdickenmessungen wurden an folgenden fünf Messpunkten der linken Körperseite durchgeführt, M1 bis M3 10 cm lateral zur Rückenmittellinie und vom Schweifansatz kranial in Abständen von 10 cm, Messpunkt S 9 cm lateral zur Rückenmittellinie und 5 cm distal zum Schweifansatz sowie SwHh auf der Mitte der Verbindungslinie Hüfthöcker und Schweifansatz. Pro Messpunkt wurden vier Messungen pro Messtag durchgeführt. Neben einer deskriptiven Auswertung wurden zwei gemischte Modelle mit dem Programm SAS Version 9.2 (SAS INSTITUTE INC. 2010) berechnet. Das Signifikanzniveau wurde auf p<0,05 festgelegt.

3 Ergebnisse Die Pferde zeigten im Durchschnitt eine BCS-Note von 5,14 ± 0,16. Im Betrieb 1 lag der Mittelwert bei 5,24 ± 0,17 leicht höher als im Betrieb 2 mit 4,74 ± 0,15. Das durchschnittliche Körpergewicht lag bei 598 kg ± 41 kg, im Betrieb 1 wurden durchschnittlich 608 kg ± 39 kg gewogen und im Betrieb 2 579 kg ± 34 kg. An den Messpunkten wurden folgende durchschnittliche Unterhautfettdicken gemessen (Abbildung 1). Die höchsten Unterhautfettdicken wurden am Messpunkt M2 mit 22 mm± 6,44 mm erfasst, die niedrigsten Fettdicken lagen am Messpunkt S am Schweifansatz mit 7,5 mm ± 3,6 mm. Im Betrieb 1 wurden bei allen Messpunkten durchschnittlich höhere Unterhautfettdicken gemessen als im Betrieb 2.

30

Fett- 20 Gesamt dicke 10 Betrieb 1 in 0 mm Betrieb 2 M1 M2 M3 S SwHh Messpunkt

Abbildung 3: Durchschnittliche Fettdicken der Messpunkte in mm von Pferden (n=31) Die Einteilung der Gewebsschichten war an den Messpunkten M1, M3 und SwHh eindeutig erkennbar. In der Betrachtung der Wiederholungsmessungen innerhalb der Pferde zeigten die Messpunkte der Kruppe mit M3 (SD 0,61 mm; CV 4,83 %), M2 (SD 0,94 mm; CV 4,46 %) und der Messpunkt SwHh (SD 0,64 mm, CV 8,12 %) die niedrigsten Abweichungen. An den Messpunkten M1 und S zeigten sich Standardabweichungen > 1 mm und Variationskoeffizienten von 10 bis 15 %. Die Auswertung der gemischten Modelle ergab einen signifikanten Betriebseffekt sowie einen Tageseffekt an den Messpunkten M1 und M2. Am Messpunkt M3 gab es nur einen Effekt des Betriebes. Ein signifikanter Unterschied zwischen den BCS-Klassen BCS < 5,5 und BCS > 5,5 konnte am Messpunkt M2 festgestellt werden.

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4 Diskussion Der Versuchsaufbau mit dem genutzten Ultraschallgerät orientierte sich an vorangegangenen Studien wie von SCHRAMME (2003), MIRAGLIA et al. (1998), KANE et al. (1987), GENTRY et al. (2004) und DUGDALE et al. (2010). Nach den Ergebnissen der BCS-Werte (SD 0,33) und Körpergewichte (SD 7 kg) wurde angenommen, dass die Pferde zwischen den Messtagen keine Veränderung in der Körperkondition hatten. Ein Vergleich von Messwerten der Unterhautfettdicke mit Werten von vorangegangen Studien war durch verschiedene Pferdetypen, Messpunkte und fehlende Angaben erschwert. Am Messpunkt M3 zeigte sich ein kleinerer Variationskoeffizient (CV 4,83 %) zu dem vergleichbaren Messpunkt 2 von SCHRAMME (2003) mit 25,4 und 20,3 %. Somit können die Messungen in der Wiederholbarkeit besser eingestuft werden, als die von SCHRAMME (2003). In der Betrachtung der Unterhautfettdicken von BCS-ähnlichen Pferden zeigten sich große Spannweiten. So wurde beispielhaft bei Pferden mit einem BCS-Wert von 5,0 bis 5,5 eine Spannweite der Unterhautfettdicke am Messpunkt M3 von 5,88 bis 22,31 mm erfasst. Die hohe Spannweite wird nach SCHRÖDER und STAUFENBIEL (2003) im Rinderbereich ebenfalls festgestellt. SCHRAMME (2003) stellte einen Effekt des Fells fest. Dieser Effekt konnte in der vorliegenden Untersuchung an einem Pferd mit sehr kurzem Fell beobachtet werden, welches den weiteren Untersuchungsbedarf der Methode verdeutlicht. Eine tierindividuelle Beobachtung der Unterhautfettdicke zur Konditionsbeurteilung bei Pferden scheint durch die hohe Wiederholbarkeit berechtigt.

5 Zusammenfassung Die Unterhautfettdickenmessung per Ultraschall ist bei Rindern und Schweinen ein bewährter Indikator in der Körperkonditionsbeurteilung im Reproduktions- und Laktationsmanagement. Der Einsatz beim Pferd wurde in einer Messstudie überprüft, bei der die Wiederholbarkeit und Praktikabilität der Messungen im Vordergrund standen. An Messpunkten der Kruppe zeigten sich konstante Wiederholbarkeiten und gute Qualitäten der Ultraschallbilder. Für weitere Untersuchungen scheinen die Messpunkte an der Kruppe (M2, M3 und SwHh) besonders geeignet zu sein.

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6 Literatur Arnold, D. (2010): Fit statt fett. Pferdewirtprüfung Band 2. Nachhaltige Fütterung. Noderstedt: Books on Demand GmbH. Burger, D. (2009): Management der Stute für eine optimal Zuchtleistung und den Einsatz in Zucht und Sport – Fütterung. In: AURICH, C. (Hrsg.) „Reproduktionsmedizin beim Pferd“, Stuttgart: MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG.

Dudgale, A.H.A., Curtis, G.C., Crippes, P., Harris, P.A., Agro, C. (2010): Effect of dietary restriction on body condition, composition and welfare of overweight and obese pony . Equine Veterinary Journal 42 (7), 600 – 610.

Gentry, L.R., Donald, L., Thompson, T., Gentry, T., Ronald, P., Keith, A., Pamela, M. (2004): The Relationship between Body Condition Score and Ultrasonic Measurements in Mares of High versus Low Body Condition. Journal of Equine Veterinary Science 24,198–203.

Henneke, D.R., Potter, G.D., Kreider, J.L., Yeates, B.F. (1983): Relationship between condition score, physical measurements and body fat percentage in mares. Equine Veterinary Journal 15(4), 371-372.

Kane, R.A., Fisher, M., Parrett, D., Lawrence, L.M. (1987): Estimating fatness in horses. Equine Veterinary Journal 15, 127- 131.

Karp, H.-P. (2011): Gesunde Pferdefütterung. Stuttgart: Müller Rüschlikon Verlag

Lewis, L.-D. (2008): Einfluss der Ernährung auf die Entwicklung des Bewegungsapparates und seine Erkrankungen. In: Adam´s Lahmheit bei Pferden (Hrsg. Stashak, T.S., Wissdorf, H.). Hannover: M. & H. Schaper GmbH.

Meyer, H. und Coenen, M. (2014): Pferdefütterung, 5. Auflage. Stuttgart, Enke Verlag.

Miraglia, N., Gagliardi, D., Polidori, M. Bergero, D. (1998): Estimating fatness in sport horses. Relationship between the body condition score and ultrasonic measurements. Obiettivi & Documenti Veterinari 11, 59-65.

SAS Institute Inc. (2010): SAS/STAT User’s guide, Version 9. Cary, NC, USA.

Schramme, C.S. (2003): Body Condition Scores und biometrische Daten zur Abschätzung des Körpergewichts bei Warmblutpferden. Dissertation, Tierärztliche Fakultät, LMU, München.

Schröder, U., Staufenbiel, R. (2003): Konditionsbeurteilung per Ultraschall in der Herdenbetreuung. Teil 3: Berechnung von Referenzwerten. Tierärztliche Praxis 2003, 31 (G), 300 – 305.

Stephenson, M., Green, M.J., Freeman, S.L. (2011): Prevalence of obesity in a population of horses in the UK. Veterinary Records, 5, 131.

Vick, M.M., Adams, A.A., Murphy, B.A., Sessions, D.R., Horohov, D.W., Cook, R.F., Shelton, B.J., Fitzgerald, B.P. (2007): Relationship among inflammatory cytokines, obesity and insulin sensitivity in the horse. Journal of Animal Science 85, 1144 – 1155.

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Gesundheitsmanagement von Pferdebeständen im Raum Kraichgau-Neckar-Odenwald

Vanessa Weiß

E-Mail: [email protected] Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen, Department Pferdewirtschaft, Neckarsteige 6-10, 72622 Nürtingen, Deutschland

1 Einleitung Durch sich verändernde Bedingungen in der Haltung und Nutzung von Pferden und dem damit verbundenem Stress der Tiere ist ein gezieltes Gesundheitsmanagement von immer größerer Bedeutung. Ziel dieser Arbeit soll es sein, die momentane Situation des Gesundheitsmanagements der Pferde im Raum Kraichgau-Neckar-Odenwald aufzuzeigen und mögliche Mängel aufzudecken. Ebenso soll der Wissensstand der Pferdebesitzer bezüglich wichtiger Infektionskrankheiten überprüft werden, um herauszufinden, ob noch bessere Aufklärung seitens der betreuenden Personen benötigt wird.

2 Material und Methoden Um einen Überblick über das Gesundheitsmanagement der Pferde zu erhalten, wurde ein umfangreicher Fragebogen über Impfungen, Entwurmung, Ektoparasiten, Huf- und Zahnpflege erstellt. Durch Begleitung einer praktizierenden Tierärztin wurden Pferdebesitzer in den befahrenen Ställen zum Teil direkt befragt, aber auch ein großer Teil an Fragebögen abgegeben.

3 Ergebnisse

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Pferde im Raum Kraichgau-Neckar-Odenwald bezogen auf das Gesundheitsmanagement gut versorgt sind. Ein großer Teil der Pferde ist regelmäßig gegen Influenza, Herpes und Tetanus geimpft, sowie regelmäßig entwurmt.

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120 *** p ≤ 0,001 *** 100 99,67 80 82,51 73,93 60

40 51,82 Pferde

20 10,89 6,27 0 Prozentualer Anteil geimpfter Anteil Prozentualer Tollwut Herpes Tetanus Influenza Sonstige ung Impfungen Impfungen Paraimmunisier Abb.1: Prozentualer Anteil an geimpften Pferde für Influenza, Herpes, Tetanus, Tollwut, sonstigen Impfungen und Paraimmunisierung (Tetanus wird hoch signifikant am häufigsten geimpft (p < 0,001).)

Auch der Wissensstand der Pferdebesitzer äußert sich sehr positiv. Es wurden bei fast allen Krankheiten durchschnittlich mehr als 50% der richtigen Aussagen genannt und nur bis zu 10% der falschen Aussagen. Keinerlei Wissen bestand bei maximal 25% der Befragten.

80 Influenza 70 73,33 Herpes 60 59,44 Tetanus 50 Tollwut 50,56 40 46,67

30

Pferdebesitzer 20 23,33 8,52 15,56 Prozentualer Anteil aller Anteil Prozentualer 10 4,44 4,07 4,07 10 12,22 0 Ø richtige Aussagen Ø falsche Aussagen "Weiß ich nicht"

Wissensstatus über Krankheiten

Abb.2: Prozentualer Anteil der durchschnittlichen richtigen, falschen und „weiß ich nicht“ Nennungen der Pferdebesitzer bei den Wissensfragen über Influenza, Herpes, Tetanus und Tollwut

Betrachtet man hierzu jedoch die persönliche Wichtigkeit der Maßnahmen aus der Sicht der Pferdebesitzer, zeigt sich ein sehr gespaltenes Bild.

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90 Unwichtig (1) Eher unwichtig (2) 80 Neutral (3) Eher wichtig (4) *** 70 Wichtig (5) *** p ≤ 0,001 *** 77,78 70,00 60 *** 50 52,22 40 *** *** 30 27,78 35,56 27,78 35,56

Pferdebesitzer 20 17,78 17,78 18,89 11,11 14,44 16,67 8,89 10 7,78 11,11 13,33 2,22 6,67 11,11 5,56 Prozentualer Anteil aller Anteil Prozentualer 8,89 1,11 0 Influenza Herpes Tetanus Tollwut Entwurmung Impfungen & Entwurmung

Abb.3: Prozentualer Anteil der verschiedenen persönlichen Wichtigkeitsgrade von den Impfungen Influenza, Herpes, Tetanus und Tollwut & einer regelmäßigen Entwurmung (Alle Impfungen & die Entwurmung werden hoch signifikant am meisten für wichtig empfunden (p < 0,001).)

4 Diskussion Es lässt sich sagen, dass der Versuch, alles für den Partner Pferd zu tun, definitiv besteht, es jedoch nicht richtig verstanden wird. Ein Hinterfragen seitens der Pferdebesitzer nach der Sinnhaftigkeit fehlt oft. Dies könnte einerseits an mangelndem Interesse, andererseits aber auch an einer fundierten Beratung seitens der betreuenden Personen, vor allem der aktiven, praktizierenden Tierärztin, liegen. Durch deren verantwortungsvolle Betreuung und ein geringes Auftreten von Krankheiten im untersuchten Raum, könnte ein Hinterfragen der Maßnahmen seitens der Pferdebesitzer für sinnlos erachtet werden.

5 Fazit

Abschließend stellen sich die Fragen, wie bedeutend der Tierarzteinfluss wirklich ist und ob durch ein gutes Gesundheitsmanagement wirklich wenig Krankheiten auftreten. Weitere Studien werden benötigt, um die Ergebnisse mit anderen Regionen zu vergleichen und ein globaleres Bild zu schaffen.

6 Literatur Eichhorn, W. (1989): Respiratorische Infektionskrankheiten beim Pferd. Der praktische Tierarzt 2/1989, p. 37

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Praxisversuch zum Einfluss des Stärkeaufschlusses im Futter auf die Leistung und Kondition von Sportpferden F. Sitzenstock 1, Inga Bruns 1,2 , O. Krause 2, H. Westendarp 1 [email protected] 1 Hochschule Osnabrück, Am Krümpel 31, 49090 Osnabrück 2 Bernhard Kreiling GmbH & Co. KG, Kreilings Weg 11, 49593 Bersenbrück

1 Einleitung Kraftfutter hat in der Pferdefütterung in der Regel einen hohen Getreideanteil. In Getreide ist Energie in Form von Stärke gebunden, die durch das Enzym Amylase gespalten wird, um für die Nutzung im Organismus verfügbar zu werden (MEYER u. COENEN 2014). Doch die Stärke aus Gerste und Mais ist für Pferde, im Vergleich zu Hafer, im nativen Zustand des Getreides im Dünndarm nur schwer verdaulich (BOTHE 2001). Je größer und komplexer die Stärkegranula strukturiert sind, desto schwieriger ist es, für die beim Pferd vorliegende Amylaseaktivität, die Stärke zu verwerten. Unterschiedliche Aufschlussgrade, wie etwa die hydrothermische Behandlung, beeinflussen die Verdaulichkeit der behandelten Rohstoffe und somit die Aufnahmegeschwindigkeit in den Organismus (KIENZLE et al. 1997). Der Einfluss der höheren Verdaulichkeit von hydrothermisch aufgeschlossenem Getreide auf die Leistungsfähigkeit von Sportpferden wird vermutet, ist jedoch noch nicht wissenschaftlich belegt. In der vorliegenden Arbeit sollte ein möglicher Zusammenhang zwischen Stärkeverdaulichkeit und Leistungsparametern von jungen Sportpferden untersucht werden. Ziel war es, einen möglichst praxisnahen Versuch anzulegen, der Schlüsse für die Praxis zulässt.

2 Material und Methoden Es wurden im Rahmen des Versuches neun vier- bis fünfjährige Warmblutpferde (4 Wallache, 5 Stuten) über einen Zeitraum von acht Wochen (10.09. – 05.11.2013) identisch trainiert. Alle Pferde absolvierten in einer Trainingswoche die identischen Trainingseinheiten, wobei das Training praxisnah, altersentsprechend und vielseitig erfolgte (Gelände-, Lockerungs-, Dressur-, Springtraining, Longe, Turniereinsatz: Springpferdeprüfung Kl. A bzw. L). Zusätzlich zum Training erfolgte ein dreistündiger Weidegang. Individuelle Stärken und Schwächen der einzelnen Pferde wurden im Rahmen der festgelegten Dauer einer Trainingseinheit (40 min Reiten bzw. 30 min Longieren) berücksichtigt.

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Die Pferde wurden in zwei homogene (Gewicht, Alter, Geschlecht) Versuchsgruppen aufgeteilt, deren Kraftfutterrationen (50 % Gerste, 50 % Mais) sich lediglich in ihrem Aufschlussgrad (Kontrollgruppe: nativ; Versuchsgruppe: hydrothermisch aufgeschlossen) unterschieden. Die Kraftfuttermenge wurde anhand des Gewichts tierindividuell ermittelt

(R = 2,6 kg; 34,3 MJ DE) und mit 100 g Mineralfutter ergänzt. Die Pferde erhielten als Raufutter 8 kg Heu (60 MJ DE) und Stroh als Einstreu. Die Gesamtration hatte einen Energiegehalt von

R = 94,3 MJ DE. Als Untersuchungsparameter dienten die Herzfrequenz (HF) in einem Stufenbelastungstest im Feld (SBT) sowie die Temperatur vor und nach dem SBT. Der SBT fand nach der ersten, der vierten und der achten Versuchswoche statt und wurde nach dem in Tabelle 1 dargestellten Ablauf von einer Reiterin durchgeführt. Die HF wurde während des SBT mit dem Meßgerät „ Equine RS800CX“ der Firma POLAR alle 5 Sekunden erfasst und mit der Software „ProTrainer Equine Edition“ in Microsoft Excel übertragen.

Tabelle 1: Durchführung des Stufenbelastungstest (SBT) Phase Gangart Zeit (min) Tempo ca. (m/min) 1 Schritt 6 70 2 Trab 6 200 3 langsamer Galopp 3 340 4 schneller Galopp 3 420 5 Trab 3 200 6 Schritt 3 70 Gesamt 24

Weiterhin wurde am Tag des SBT das Gewicht und der Body-Condition-Score in einem neunstufigen System (SCHRAMME 2003) erfasst. Zusätzlich wurden am Tag nach dem SBT alle Pferde von der Seite fotografiert. Zusätzlich wurden anhand einer lineare Beschreibung mit Hilfe eines Beurteilungsbogen nach jeder gerittenen Trainingseinheit folgende Parameter beurteilt: Gesamteindruck, Kondition, Motivation, Rittigkeit, Konzentration, Schweißbildung und Losgelassenheit. Es wurden dabei Noten von +2 (sehr ausgeprägt / sehr gut) über +1 (ausgeprägt / gut), 0 (durchschnittlich), –1 (weniger ausgeprägt /schlecht) bis hin zu –2 (gar nicht ausgeprägt / sehr schlecht) vergeben. Die Beurteilungen wurden zur Auswertung zu Mittelwerten innerhalb der Wochen für jeden Parameter zusammengefasst. Die Auswertung der Ergebnisse des SBT wurde mit IBM SPSS Statistics mit einer univariaten mehrfaktoriellen Varianzanalyse durchgeführt. Die Auswertung der linearen Beschreibung geschah mit Hilfe eines Mittelwertvergleichs mittels Mann-Whitney-U-Test (p < 0,05).

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3 Ergebnisse Bei der Herzfrequenzmessung während des SBT gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen der Versuchs- und Kontrollgruppe, sowohl bei der mittleren HF (113 Schläge/min) wie auch bei der maximalen HF (155 Schläge/min). Ein typischer Verlauf der Herzfrequenz während eines SBT ist in Abbildung 1 dargestellt. Bei der mittleren Temperatur (37,25 °C) vor dem SBT und der mittleren Temperatur (38,23 °C) unmittelbar nach dem SBT gab es ebenfalls keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen.

Abbildung 1: Beispiel eines Herzfrequenzverlaufs beim Stufenbelastungstest (SBT)

Bei der Entwicklung des Gewichtes gab es zielgemäß keine signifikanten Schwankungen. Tendenziell haben die Pferde leicht zugenommen. Bei einem Vergleich des Gewichtes mit der Fotodokumentation und den Ergebnissen aus der BCS Bewertung wird deutlich, dass die Zunahme in erster Linie in Form von Muskelmasse stattgefunden hat. Bei der Auswertung der linear beschriebenen Parameter zeigen sich signifikante Unterschiede zwischen Kontroll- und Versuchsgruppe (Tabelle 2) in der zweiten Versuchshälfte. Die Pferde der Kontrollgruppe haben eine schlechtere Kondition und Motivation sowie eine höhere Schweißbildung. Der Gesamteindruck der Kontrollgruppe ist in der ersten Versuchshälfte besser, in der zweiten Versuchshälfte schlechter als der der Versuchsgruppe.

Tabelle 2: Notenmittelwerte der linearen Beschreibung Parameter Woche 1 – 4 Woche 5 – 8 Kontrolle Versuch Kontrolle Versuch Gesamteindruck 0,87 a 0,50 b 0,61 a 0,87 b Kondition 0,61 0,72 0,58 a 0,99 b Motivation 0,37 0,79 0,22 a 0,90 b Rittigkeit 0,01 0,00 0,11 0,31 Konzentration 0,37 0,28 0,37 0,54 Schweißbildung -0,25 -0,41 1,03 a -0,09 b Losgelassenheit 0,12 0,17 0,22 0,38 a, b : sign. Unterschiede innerhalb eines Zeitraum und eines Merkmals

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4 Diskussion Bei der linearen Beschreibung der erfassten Parameter zeigten die nativ gefütterten Pferde in der zweiten Versuchshälfte deutlich schlechtere Beurteilungen als die Pferde, die mit einer hydrothermisch aufgeschlossenen Getreideration versorgt wurden. Die lineare Beschreibung erfolgte von wenigen geschulten Personen. Ein Zusammenhang mit der Stärkeverdaulichkeit ist anzunehmen. Deutlichere Ergebnisse lassen sich bei einer Reduktion der Energiezufuhr aus Raufutter erwarten. Dies ließ sich nicht umsetzen, da es sich um Sportpferde Dritter handelte, bei denen die Tiergesundheit in jedem Moment des Versuchs im Mittelpunkt stand. Beim SBT im Feld konnte keine Näherung an die Maximal-HF (ELLENDORF 2011) erreicht werden. Signifikante Unterschiede zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe ließen sich erst in diesem HF-Bereich vermuten. Ein schnelleres Tempo konnte jedoch aus Sicherheitsgründen nicht gewählt werden.

5 Zusammenfassung Neun vier- bis fünfjährige Warmblutpferde wurden in zwei Fütterungsgruppen aufgeteilt. Eine Gruppe erhielt als Kraftfutter nicht-aufbereitete Gerste und Mais, die andere Gruppe erhielt diese Kraftfutterration in hydrothermisch aufgeschlossener Form. Bei standardisiertem Training über acht Wochen konnten keine signifikanten Unterschiede in der Herzfrequenz bei einem Stufenbelastungstest im Feld erfasst werden. Linear erfasste Parameter der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit zeigten in der zweiten Versuchshälfte signifikant schlechtere Werte in der nativ gefütterten Gruppe.

6 Literatur Bothe, C. (2001): Effekte unterschiedlicher Stärketräger und deren Bearbeitung auf die postprandiale - und Insulinreaktion beim Pferd. Dissertation, Tierärztliche Hochschule Hannover. Ellendorf (2011): Leistungstraining beim Pferd. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft. Kienzle, E., Pohlenz, J., Radicke, S. (1997): Morphology of digestion in the horse. J. Vet. Med. A 44, 207-221. Meyer, H., Coenen, M. (2014): Pferdefütterung. 5. Aufl., Stuttgart: Enke Verlag. Schramme, C.S. (2003): Body Condition Scores und biometrische Daten zur Abschätzung des Körpergewichts bei Warmblutpferden. Dissertation, Tierärztliche Fakultät, Ludwig-Maximilians- Universität München.

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West-Nile Fieber: Was wissen Schweizer Pferdehalter und Pferdefachleute? E. Mulser 1, S. Wägeli 1, C. Herholz 1 [email protected] 1 Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen CH

1 Einleitung Das West-Nile Fieber (WNF) ist eine von Mücken übertragene virale Erkrankung, die vor allem Equiden, aber auch Menschen, andere Säugetiere und Vögel betrifft (BVET 2013). Menschen und Equiden werden als Endwirte bezeichnet und können keine anderen Individuen mit der Krankheit anstecken (Mauel et al. 2008). Infizierte Vögel hingegen sind das Virusreservoir der Seuche und spielen somit eine wichtige Rolle in deren Verbreitung (ebd.). Seit 1958 wurden in mehreren europäischen Ländern Fälle von WNF verzeichnet (BVET 2013). Da in der Schweiz sowohl die Vektoren (Stechmücken), als auch die Hauptwirte (Wildvögel) der Seuche vorkommen, könnte es in der Schweiz ebenfalls zu einer Einschleppung des WNF kommen (ebd.). Um die Schäden bei einem Seuchenfall in der Schweiz gering zu halten, ist es unabdingbar die Krankheit frühzeitig zu erkennen (ebd.). Um dies zu ermöglichen, ist ein hohes Bewusstsein für die Krankheit bei den Menschen, die täglich mit Pferden zu tun haben, eine Voraussetzung. Schweizer Pferdehalter (PH) und Pferdefachleute (PFL) nehmen deshalb eine wichtige Stellung ein. Es ist jedoch nicht bekannt, ob Schweizer PH und PFL die Seuche kennen und sich über deren Auswirkungen bei einem allfälligen Ausbruch in der Schweiz bewusst sind. Ziel der Studie ist es, mittels einer Befragung von mindestens je 30 PH und PFL herauszufinden, wie das WNF in der Schweiz wahrgenommen wird und was über diese Seuche bekannt ist.

2 Material und Methoden Für die Studie wurden mittels eines Fragebogens 29 Schweizer PH und 31 PFL direkt oder telefonisch befragt. Es wurden sowohl Fragen zum Informationsverhalten als auch Fragen zum WNF selbst gestellt. Alle Teilnehmenden der Studie wurden nach dem Convenience Sample-Prinzip ausgewählt. Die Gruppe der PFL setzt sich aus 31 Personen einer Liste zusammen, die von der Organisation der Arbeitswelt für Pferdeberufe bereitgestellt wurde und aus der Mitgliederliste der Swiss Horse Professionels (www.swisshorseprofessionels.ch). Unter den 60 befragten Personen waren 41 Frauen und 19 Männer.

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3 Ergebnisse 60% aller Befragten gaben an, noch nie vom WNF gehört zu haben (Abb. 1). 15 Teilnehmende (25%) antworteten mit selten und 8 (13%) mit gelegentlich. Nur gerade eine Person wurde bisher sehr oft mit dem Thema konfrontiert. Somit haben insgesamt 24 Personen (40%) schon einmal vom WNF gehört oder gelesen. Von diesen 40% verfügen allerdings nur wenige über detailliertes Wissen über das WNF, wie die Resultate zeigten.

Abbildung 4: Bekanntheit von West-Nile Fieber bei allen Teilnehmenden Die Gruppe PFL hat signifikant öfter vom WNF gehört oder gelesen als die Gruppe PH (Chi-

Quadrat, F 1=5.88, p=0.015). Fast 76% aller PH ist das WNF unbekannt. Bei den PFL sind es 45%. Andere untersuchte Faktoren, wie Alter und Geschlecht der Befragten, haben hingegen scheinbar keinen Einfluss auf die Bekanntheit des WNF. Ebenso ist für die Kenntnis der Krankheit irrelevant, wie viele eigene Pferde die Befragten besitzen und ob sie einen eigenen Pferdebetrieb führen. Die Befragten bezeichneten die Pferdezeitschrift als wichtigstes Medium für Informationen zum WNF (Abb. 2). Daneben wurden aber auch Bekannte, Fachpersonen und Weiterbildungen als Informationsquellen genannt. Allgemein unterscheidet sich das Informationsverhalten bei Pferdehalter/innen und Pferdefachleuten wenig. Auffallend war, dass erstere das Internet häufiger als Quelle für Pferdegesundheitsthemen verwendeten. Dafür informieren sich PFL häufiger über Pferdefachzeitschriften.

Abbildung 5: Anzahl Nennungen pro Medium in Bezug auf die Information über West-Nile Fieber

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4 Diskussion Fast 40% gaben an das WNF aus Pferdezeitschriften zu kennen. Diese werden von PFL öfter gelesen als von PH. Scheinbar beschäftigen sich die Befragten wenig mit Krankheiten wie WNF. Die grösste Ursache dürfte hier in der geringen Aktualität der Seuche liegen. Da es in der Schweiz bislang zu keinem Ausbruch der Seuche gekommen ist, wurden weder PFL noch PH von deren Auswirkungen betroffen und die Motivation sich Wissen darüber anzueignen war tief. Das Internet spielt für PH sowohl bei allgemeinen als auch bei gesundheitsbezogenen Pferdethemen eine grosse Rolle. PFL hingegen werden über dieses Medium wenig erreicht. Wahrscheinlich fehlt das Vertrauen in elektronische Informationen. Obwohl PHs das Internet häufig nutzen und dort viele Informationen zu WNF vorhanden sind, hatten die meisten noch nie etwas von der Seuche gehört. Es ist anzunehmen, dass seriöse Internetseiten mit fachlich korrektem Inhalt nicht bekannt sind und daher gar nicht abgerufen werden. In der Studie von Kummervold und Wynn (2012) wird erwähnt, dass das Internet auch in Gesundheitsfragen ein nicht zu unterschätzendes Medium sei. Die Investition in inhaltlich korrekte und auch für Laien verständliche Internetseiten, könnte sich vor allem in der Bekanntmachung von WNF bei Pferdehaltern lohnen. Um die Seriosität von Homepages untermauern zu können, könnten diese bei Pferdefachleuten bereits während der Ausbildung oder im Zusammenhang mit Weiterbildungen vorgestellt werden. Auch Publikationen in häufig gelesenen Pferdefachzeitschriften könnten die Wahrnehmung erhöhen, da aus den Resultaten der Befragung hervorgeht, dass sich Pferdefachleute oft über Fachzeitschriften informieren.

5 Zusammenfassung Das West-Nile Fieber (WNF) ist eine von Mücken übertragene, tödliche Krankheit, die vor allem Equiden, aber auch Menschen betrifft. Auch in der Schweiz könnte es zu einem Ausbruch der Seuche kommen. Um die Schäden bei einem Seuchenfall in der Schweiz gering zu halten, ist es unabdingbar, die Krankheit frühzeitig zu erkennen. Das allgemeine Krankheitsbewusstsein ist ein Schlüsselelement für das Erkennen von neuauftretenden Krankheiten und deren Kontrolle. Pferdefachleute und Pferdehalter/innen sind die ersten, die mit dieser Krankheit in Kontakt kommen. Deshalb ist es entscheidend, dass sie rasch reagieren und die Krankheit melden würden. Die Studie wurde mit der Zielsetzung initiiert, die Bekanntheit des West-Nile Fiebers unter Pferdehaltern (PH) und Pferdefachleuten (PFL) in der Schweiz und deren

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Informationsverhalten in Bezug auf Pferdethemen und Pferdegesundheit zu untersuchen. 29 PH und 31 PFL wurden dazu direkt oder telefonisch befragt. Wie sich zeigte, haben 60% der Befragten noch nie vom WNF gehört. Von den übrigen 40% verfügen nur wenige über detailliertes Wissen. Es konnte gezeigt werden, dass PFL signifikant öfter mit dem Begriff WNF konfrontiert werden als PH. Hingegen ergaben andere untersuchte Faktoren, wie Alter und Geschlecht der Befragten keine Unterschiede in Bezug auf die Bekanntheit des WNF. Ebenso nahmen die Faktoren Anzahl eigene Pferde, oder ob die befragte Person einen eigenen Pferdebetrieb führt oder nicht, keinen Einfluss auf die Kenntnis der Krankheit. Aus den Ergebnissen ging hervor, dass auch auf Stufe der Fachpersonen (Gruppe PFL) Wissenslücken bestehen. Durch die Schliessung dieser Lücken könnte eine bessere Kommunikation des WNFs im Kreise von Fachpersonen sowie folglich auch unter PH erreicht werden. Dazu könnten sich andere häufig kontaktierte Medien von PFL eignen, wie Pferdezeitschriften und obligatorische Weiterbildungen. Das Internet wird von dieser Gruppe weniger zu Informationszwecken genutzt, obwohl umfangreiche Informationen vorhanden wären. Um das Wissen über WNF und andere Seuchen zu steigern, könnte es sich demnach lohnen, die Bekanntheit von geeigneten Internetseiten zu fördern.

6 Literatur BVET (Bundesamt für Veterinärwesen). (2011): Konzept zur Überwachung und Prävention von West- Nil Fieber. abgerufen am 27.02.2014, http://www.bvet.admin.ch/themen/02794/02829/02913/index.html?lang=de Kummervold, P., Wynn, R., (2012): Health Information Accessed on the Internet: The Development in 5 European Countries. abgerufen am 28.04.2014 http://www.hindawi.com/journals/ijta/2012/297416/ Mauel, S., Ziegler, U., Groschup, M., Gruber, A. (2008): West-Nil-Virus ante portas: was sollten wir wissen? Pferde-Spiegel 3, 107 - 110

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Entwicklung eines polyklonalen ELISA zur Bestimmung des equinen Immunglobulin A Gehalts Tamara V. Rusitzka 1, Kira Greving 1, Stefanie Walther 1, Thomas Kinder 1, Ulrike S. Diesterbeck 2, Claus-Peter Czerny 1 Email: [email protected] 1 Institution: Department für Nutztierwissenschaften, Tierärztliches Institut, Mikrobiologie und Tierhygiene, Georg-August Universität Göttingen 2 Institution: National Institutes of Health Laboratory of Viral Diseases, MDI; United States

1 Einleitung Fohlen sind bei der Geburt immunologisch naiv, d.h. sie besitzen nicht die Voraussetzungen für eine effektive humorale Immunantwort auf Infektionen (Clabough et al. 1991). Sie sind auf die Aufnahme von Kolostrum und die Absorption maternaler Antikörper angewiesen, um einen Schutz gegen pathogene Mikroorganismen zu erhalten, während sich ihr Immunsystem entwickelt (Jenvey et al. 2012). Der passive Transfer von Immunglobulin A (IgA) via Kolostrum spielt dabei nach der Geburt eine entscheidende Rolle zum lokalen Schutz der Schleimhäute und des gesamten Organismus gegen bestandsspezifische Pathogene. Kommt es während der ersten 12-24 Stunden post partum zu einem mangelnden passiven Transfer maternaler Antikörper über das Kolostrum, steht das Fohlen unter einem deutlich erhöhtem Risiko an Sepsis und lokalen Infektionen zu erkranken (Koterba et al. 1984). Eine mögliche Ursache mangelhafter Absorption wird als „failure of passive transfer“ (FPT) bezeichnet und tritt mit einer Häufigkeit von 3-22% auf (Haas et al. 1996). Gründe für FPT können fehlende Kolostrumaufnahme, schlechte Kolostrumqualität, schlechte intestinale Absorption der Antikörper oder eine Kombination dieser Faktoren sein (Jeffoctt 1974). Die Überlebenschancen der Fohlen schwanken zwischen 0-80% und sind von der Betreuung durch den Besitzer und Tierarzt, die Qualität der Haltungsumwelt und dem mikrobiologische Umfeld während der kritischen Phase abhängig (Baldwin et al. 1991).

2 Material und Methoden Zur Bestimmung der Immunglobulin A und Immunglobulin G Konzentrationen in Kolostrum, Milch, Serum und Speichel wurden Proben von 43 Warmblutstuten am Tag des Abfohlens (Tag 0), Tag 14 und Tag 28 post partum genommen. Der IgA Gehalt der Proben wurde mit einem in der Arbeitsgruppe entwickelten polyklonalen Sandwich ELISA bestimmt. Die Qualität dieses Tests wurde mit Hilfe eines kommerziellen ELISA (Fa. MyBioSource) verifiziert. Die

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Bestimmung des IgG Gehaltes im Serum erfolgte mittels eines kompetitiv gehemmten ELISA (Fa. Cloud-Clone Corp.). Zum Nachweis von EHV1 spezifischen Antikörpern wurde ein weiterer ELISA konzipiert.

3 Ergebnisse Der polyklonale Sandwich ELISA wurde zur Bestimmung der IgA Konzentrationen, der kompetitive ELISA zur Bestimmung der IgG Konzentration in Kolostrum/ Milch, Speichel und Serum angewandt. Tabelle 1 und 2 zeigen den IgA bzw. IgG Gehalt in den Proben der Warmblutstuten nach dem Abfohlen (Tag 0) bis zum Tag 28 pp. Tab. 1: Entwicklung des IgA Gehaltes in mg/dl in Kolostrum/ Milch, Serum und Speichel von Warmblutstuten nach dem Abfohlen (Tag 0) bis zum Tag 28 pp. IgA (mg/dl) Tag 0 Tag 14 Tag 28 Kolostrum/ Milch 139,48 ± 29,82 27,65 ± 9,91 23,06 ± 7,49 Serum 45,43 ± 3,18 45,12 ± 3,41 43,96 ± 3,73 Speichel 13,83 ± 14,05 9,08 ± 13,31 3,97 ± 6,63 Die Immunglobulin Konzentrationen sind als Mittelwerte ±Standardabweichung angegeben; pp.= post partum Die mittlere IgA Konzentration im Kolostrum betrug an Tag 0 139,48±29,82 mg/dl. Die Reduktion des IgA Gehaltes in den ersten 28 Tage pp. war signifikant (27,65±9,91 mg/dl, 23,06±7,49 mg/dl). Die mittlere Serum IgA Konzentration blieb bis Tag 14 konstant (45,43±3,18 mg/dl, 45,12±3,41 mg/dl) und sank bis Tag 28 leicht auf 43,96±3,73 mg/dl ab. Die mittlere Speichel IgA Konzentration verringerte bis Tag 14 von 13,83±14,05 mg/dl auf 9,08±13,31 mg/dl und fiel bis Tag 28 pp. auf 3,97±6,63 mg/dl. Tab. 2: Entwicklung des IgG Gehaltes in mg/dl in Kolostrum/ Milch und Serum von Warmblutstuten nach dem Abfohlen (Tag 0) bis zum Tag 28 pp. IgG (mg/dl) Tag 0 Tag 14 Tag 28 Kolostrum/ Milch 4445,56 ± 1058,61 NN NN Serum 1564,24 ± 261,26 1385,46 ± 254,06 1515,30 ± 248,04 Die Immunglobulin Konzentrationen sind als Mittelwerte ±Standardabweichung angegeben; pp.= post partum; NN = nicht nachweisbar Die mittlere IgG Konzentration fiel innerhalb der ersten 24 Stunden von 4445,56±1085±61 mg/dl auf einen Wert unter der Nachweisgrenze (Tag 14 und 28 pp.). Die mittlere IgG Konzentration im Serum sank von 1564,24±261,26 mg/dl auf 1385,46±254,06 mg/dl und stieg bis zum Tag 28 auf einen Wert von 1515,30±248,04 mg/dl. Im Speichel ist IgG nicht nachweisbar.

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Die Veränderung der Beschichtung des Sandwich ELISA mit equinen Herpesvirus Typ-1 (EHV1) ermöglichte es bei 43 Stuten EHV1 spezifische IgA Antiköper im Kolostrum nachzuweisen. Der Nachweis in der Milch war bei 33 von 43 Proben in geringen Mengen möglich.

4 Diskussion Immunglobulin G ist der dominierende Antikörper im Kolostrum. Die Konzentration im Kolostrum fällt in den ersten Stunden stark ab. Immunglobulin A ist dominierend in der Milch und sorgt nach intestinaler Absorption für den passiven Schutz des Fohlens während sich sein Immunsystem entwickelt (Jenvey et al. 2012). Die Ig-Konzentrationen können von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden. Die Anzahl an Antigenen kann generell die Reifung und Stimulation des Immunsystems und im speziellen die Konzentration an Ig beeinflussen. Je höher die Anzahl und Vielfalt an Antigenen ist, desto höher ist die Divergenz an Immunglobulinen (Menezess et al. 2006). Zum anderen kann der Antikörpergehalt von Trainingseffekten beeinflusst werden. So weisen beispielsweise Eliteathleten niedrigere IgA Gehalte im Speichel aufweisen (Mackinnon 2000). Dies kann bei Leistungssportlern mit einem erhöhten Risiko für respiratorische Erkrankungen einhergehen. Gleiches wurde für Stresszustände bei Nutztieren nachgewiesen. Korrelationen zwischen mucosaler Immunität und intensiver Haltungsumwelt in Kombination mit physischen Training sind ebenfalls möglich (Souza et al. 2010). Bei der Qualität des Kolostrums unterscheidet man zwei Arten: „high and low quality colostrum“. High quality colostrum enthält nicht weniger als 60g Immunglobuline pro Liter mit einem Anteil von 70% IgG und 20% IgA. 23-32% aller Stuten produzieren low quality colostrum mit 38g Immunglobuline/ Liter. Einfluss auf die Qualität haben die Rasse, das Alter sowie die Anzahl an Laktationen des Tieres. Aber auch Faktoren wie Fütterung, Körperkondition, Saison, Temperatur und Impfprograme spielen eine entscheidende Rolle (Drogoul et al. 2008). Die Qualität ist wichtig, da Kolostrum die einzige Imuunglobulinquelle für das Fohlen ist und deren effektive Absorption der Ig nur in den ersten 18-24h pp möglich ist (Franz et al. 1989). Das Absorptionsfenster schließt sich nach 36 h pp (McGuire und Crawford 1973). Dies ist auch der Grund für den rapiden Abfall von IgA und IgG in der Milch. Da die Antikörpersynthese des Fohlens erst mit der 3. Lebenswoche beginnt, ist die Immunisierung der Stute sehr wichtig. Durch den passiven Transfer von spezifischen Antikörpern, wie beispielsweise Influenza, Tetanus oder EHV1, erhält das Fohlen über das Kolostrum einen Schutz gegen diese Pathogene,

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5 Zusammenfassung Der passive Transfer von maternalen Antikörpern über das Kolostrum bzw. die Milch konnte mit Hilfe eines neu entwickelten Sandwich ELISA belegt werden. Die IgA- und IgG- Gesamtgehalte in den equinen Proben wurden quantifiziert und EHV1 spezifischen Antikörper des IgA Isotyps in Kolostrum- und Milchproben nachgewiesen. Damit das Fohlen in den ersten Lebenswochen einen ausreichenden Schutz gegenüber Pathogenen hat, ist die Kolostrumaufnahme ebenso wichtig wie eine effektive Immunglobulin-Absorption im Dünndarm des Fohlens.

6 Literatur Baldwin J.L., Cooper W.L., Vanderwall D.K., Erb H.N. (1991): Prevalence (Treatment days) and serverity of illness in hypogammaglobulinemic and normogammaglobulinemic . JAVMA 198 (3), 423-28 Clabough D.L., Levine J.F., Grant G.L., Conboy H.S. (1991): Factors associated with failure of passive transfer of colostral antibodys in Standardbred foals. J Vet Intern Med 5 (6), 335-40 Drogoul C., Clément F., Ventorp M., Curadi M.C., Orlandi M (2008): Equine passive immune transfer trough colostrum. In Proceedings of the 4 th European Nutrition & Health Congress. 18-19, 23-27 Franz L.C., Landon J.C., Lopes L.A., Marinho L.A., Sarma C., Bruemmer J., Squires E.L. (1998): Oral and intravenous immunoglobulin therapy in neonatal foals. Equine Vet Sci 18, 742-48 Haas S., Bristol F., Card C.E. (1996): Risk factors associated with the incidence of mortality in extensively managed herd. Can. Vet. J. 37, 91 Jeffcott L.B. (1974): Some practical aspects to the transfer of passive immunity to newborn foals. Eq. Vet. J. 6 (3), 109-15 Jenvey C., Caraguel C., Howarth G.B., Riley C.B. (2012): Identification of periparturient mare and foal associated predictors of post parturient immunoglobulin A concentrations in foals. Equine Vet. 44, 73-77 Koterba A., Brewer B., Tarplee F. (1984): Clinical and clinicopathological characteristics of the septicaemic neonatal foal: review of 38 cases. Equine Vet J. 16, 376-83 Mackinnon L.T. (2000): Chronic exercise training effects on immune functions. Med Sc Sport and Exercise 32, 369-76 McGuire T.C., Crawford T.B. (1973): Passive immunity in the foal; measurement of immunoglobulin classes and specific antibody. Am J Vet Res. 34, 1299-1303 Menezes J.S., Andrade M.C., Senra B., Roudrigues V.S., Vaz N.M., Faria A.M.C. (2006): Immunological activities are modulated by enteral administration of an elemental diet in mice. Clinical Nutrition 25, 643-52 Souza C.M., Miotto B.A., Bonin C.P., Camargo M.M. (2010): Lower serum IgA levels in horses kept under intensive sanitary management and physical training. Animal 4 (12), 2080-83 Wilson W.D., Mihalyi J.E., Hussey S., Lunn D.P. (2001): Passive transfer of maternal immuno globulin isotype antibodies against tetanus and influenza and their effect on the response of foals to vaccination. Equine Vet J, 33 (7), 644-50

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Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd (GWP e.V.)

Unsere Ziele und Aufgaben:

• Förderung der wissenschaftlichen Arbeiten um das Pferd • Transfer der Ergebnisse in die Praxis • Forschungspreise • Publikationen • Tagungen

Finden Sie mehr heraus unter: www.pferd-forschung.de [email protected]

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Können „smarte“ Hengste mehr Stuten mit Fohlen in ihren Harems verbuchen, als „aggressive“ Hengste? Eine Studie an verwilderten Pferden in den italienischen Abruzzen Abel, Lena 1 [email protected] 1 Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen- Geislingen

1 Einleitung Wildpferde leben in stabilen Verbänden (Keiper et al. 1986) mit stark variierender Herden- und Gruppenstruktur. Gruppen bestehen aus einer bis 26 Stuten, deren Nachwuchs und ein bis fünf Hengsten, die die Gruppe beschützen. Für den Reproduktionserfolg des Hengstes ist vor allem entscheidend, ob es sich um ein Harem, eine „Multistallion-Gruppe“ oder eine Bachelor- Gruppe handelt. Haremshengste erzielen den größten Reproduktionserfolg (Asa 1999, Linklater et al. 1999), da sie im besten Falle als alleiniger Vererber der Gruppe fungieren. Fohlen, die in Haremshengstgruppen geboren werden, haben zu 85% den Haremshengst zum Vater. Nur 15% der Fohlen stammen von anderen Hengsten (Kaseda et al. 1996), beispielsweise von sogenannten „sneaks“ (Feh 1999) und fremden Haremshengsten, die heimlich die Stuten decken. Wie viele Fohlen tatsächlich vom Haremshengst stammen, ist auch abhängig von ab-, beziehungsweise zuwandernden Stuten (Kaseda et al. 1996). Des Weiteren ist der Reproduktionserfolg der Hengste stark abhängig von der Anzahl der reproduktionsfähigen Stuten in den Harems (Kaseda et al. 1996), und auch die Beziehungen zwischen den Gruppenmitgliedern spielen eine wichtige Rolle. So haben Stuten, die feste affiliative soziale Bündnisse mit anderen Stuten oder dem Hengst (Feh 2005; Heitor et al. 2010) eingehen einen größeren lebenslangen Reproduktionserfolg als Stuten, die die Gruppen wechseln oder deren Gruppe instabil ist (Kaseda et al. 1995; Linklater et al. 1999).

Bei den in den italienischen Abruzzen beobachteten Gruppen handelt es sich ausschließlich um Haremsgruppen. Es stellt sich nun die Frage, ob „smarte“ Hengste mehr Stuten mit Fohlen in ihrem Harem haben, als „aggressive“ Hengste. Unter einem „smarten“ Hengst verstehen die Beobachter einen Hengst, der unabhängig von seiner Distanz zu den Mitgliedern seines Harems ihnen gegenüber mehr affiliative Verhaltensweisen zeigt, als ein „aggressiver“ Hengst. Wie bereits erforscht, scheinen sich menschliche Freundschaften und enge tierische Bündnisse positiv auf die Fitness auszuwirken (Massen 2010). Es gilt demnach herauszufinden, ob die Anzahl der affiliativen Verhaltensweisen des Hengstes gegenüber seinen Stuten mit der Anzahl der Fohlen korreliert, und in wieweit die Nähe des Hengstes zu seinen Stuten ein signifikanter

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Faktor für die Fohlenanzahl innerhalb der Haremshengstgruppe ist. Ebenfalls soll hinterfragt werden, ob der Rang des Hengstes in Haremshengstgruppen mit dem Reproduktionserfolg korreliert. Es ist durchaus denkbar, dass neben gruppenspezifischen Merkmalen und sozialen Einflüssen Stress ebenfalls eine Rolle im Bezug auf den Reproduktionserfolg des Hengstes spielen könnte. Zunehmende Lateralität gilt als Indikator für Stress und beeinträchtigtes Wohlbefinden (Ridgway K.). Es besteht die Annahme, dass Pferde unabhängig von ihrem Training neue Situationen mit der rechten Hemisphere verarbeiten und dass die rechte Hemisphere bei Gefahren dominiert (Austin & Rogers 2014). Es gilt im Folgenden herauszufinden, ob „smarte“ Hengste mehr Stress haben, was sich in Lateralität äußern könnte.

2 Material und Methoden Beobachtet wurden verwilderte Epseria Ponys in den Italienischen Abbruzzen. Das Beobachtungsgebiet befindet sich auf ca. 600 bis 1600 Höhenmetern, es handelt sich um steiles, unwegsames Gelände, welches starken Temperaturschwankungen und raschen Wetterumschwüngen ausgesetzt ist. Im Beobachtungszeitraum vom 07.06.2014 bis zum 14.06.2014 wurden die vier ausgewählten Gruppen jeweils zwölf Stunden lang beobachtet.

2.1 Beobachtung des Sozialverhaltens Die Pferde wurden vorerst anhand von Bränden, Farbe, Abzeichen und Body Condition Score identifiziert. Unterschieden wurde zwischen männlich und weiblich, jung und alt. Fohlen wurden bei der Beobachtung des Sozialverhaltens nicht berücksichtigt. Mit Hilfe von erstellten Tabellen wurde jede gesehene Interaktion zwischen den Gruppenmitgliedern vermerkt, um den Rang der einzelnen Tiere mit Hilfe des Average Dominance Index (ADI) zu ermitteln. Unterschieden wurde zwischen agonistischem und affiliativem Verhalten. Die beobachteten Parameter waren das Führen, Folgen, die Annäherung, der Biss, Beißdrohungen, das Ausschlagen und die Drohung auszuschlagen, das Verfolgen, der Rückzug, die gegenseitige Fellpflege, sowie das gemeinsame Grasen. Zusätzlich wurden stündlich Skizzen angefertigt, um den Abstand des Hengstes zu seinen Stuten mit Hilfe der Nearest Neighbourhood Analyse zu dokumentieren.

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2.2 Beobachtung der Lateralität Um eine mögliche Präferenz einer Körperseite zu ermitteln, wurde der Hengst verstärkt beobachtet. Es wurde aufgezeichnet, von welcher Seite er sich an Objekte annäherte oder ob er frontal auf sie zuging, Der Parameter Heben des Kopfes sagt aus, ob der Hengst seinen Kopf nach links oder rechts dreht oder ihn gerade anhebt. Weiterhin wurde beobachtet, ob der Hengst den Kopf oberhalb oder unterhalb des Widerristes bewegte. Für den statistischen Vergleich der Seitenvorzüge bei den Lateralitätsparameters wurden Lateralitätsindices (LI) mit der Formel LI = rechts – links / rechts + links. Null bedeutet keine Lateralität, ein negativer LI zeigt die Linkslateralität an und ein positiver LI bedeutet rechtslateral.

3 Ergebnisse Hengst Gruppe Index (SI) % Fohlen pro ADI Rang in der agon Verh – aff Verh / geschlechtsr. Gruppe agon Verh + aff Verh Stute 1 0,38 89 0,622 3 2 0,18 75 0,767 3 3 0,37 60 0,876 2 4 -0,32 47 0,944 2 Tabelle 1: Ergebnisse Sozialverhalten Hengst 1 hat den niedrigsten ADI, der auf einen geringeren Rang in der Gruppe hinweist, jedoch hat er von den vier Hengsten prozentual umgerechnet auf die geschlechtsreifen Stuten die meisten Fohlen in seiner Gruppe. Der Index (SI) von 0,38 zeigt an, dass der Hengst mehr affiliatives als agonistisches Verhalten gezeigt hat. Hengst 4 hingegen hat von den vier Hengsten den höchsten ADI, somit also auch einen hohen Rang, jedoch weist er die wenigsten Fohlen auf. Sein Index (SI) ist negativ, was bedeutet, dass der Hengst deutlich mehr agonistisches Verhalten als affiliatives gezeigt hat. Der Abstand des Hengstes zu den Stuten betrug in Gruppe 1 durchschnittlich 3,64 m, in Gruppe 2 3,44 m, in Gruppe 3 3,20 m und in Gruppe 4 3,58 m. Betrachtet man die sensorische Lateralität wird deutlich, dass Hengst 1 und Hengst 4 sich erneut komplett unterscheiden. Hengst 1 nähert sich von rechts, Hengst 4 von links an. Ebenso hebt Hengst 1 den Kopf unter- und oberhalb des Widerristes in die linke, Hengst 4 in die rechte Richtung.

4 Diskussion Betrachtet man die am Anfang gestellte Frage, ob die Anzahl der affiliativen Verhaltensweisen des Hengstes gegenüber seinen Stuten mit der Anzahl der Fohlen korreliert und ob der Rang des Hengstes im Hinblick auf die Fohlenanzahl eine Rolle spielt, wird nun deutlich, dass trotz

- 72 - nicht signifikanter Ergebnisse Tendenzen erkennbar sind. Hengste mit einem geringeren ADI haben demnach mehr Stuten mit Fohlen in ihrer Gruppe. Hengst 1, der deutlich mehr affiliatives Verhalten zeigte und einen niederen Rang besetzt, hatte die meisten Fohlen und könnte somit als “smarter” Hengst betitelt warden. Hengst 4 hingegen, der deutlich mehr agonistisches Verhalten zeigte und einen höheren Rang einnimmt, wäre demnach ein “aggressiver” Hengst. Hervorzuheben ist auch, dass der Hengst, der am wenigsten Fohlen hat, genau anders lateral ist, als der “smarte” Hengst. Eventuell kann man an dieser Stelle von einer erhöhten Wachsamkeit und nicht von Stress beim “smarten” Hengst sprechen, denn dem linkslateralen Hengst fällt es offenbar leichter, seine Stuten zu beschützen und zu verteidigen und somit die meisten Fohlen in der Gruppe zu halten. So ließen sich auch die Abstände des Hengstes zu seinen Stuten erklären, der “smarte” Hengst müsste aufgrund seiner Wachsamkeit nicht immer zwingend in direkter Nähe zu seinen Stuten stehen.

5 Zusammenfassung Es lassen sich durchaus Tendenzen erkennen, dass “smarte” Hengste mehr Stuten mit Fohlen in ihrer Gruppe haben, als “aggressive” Hengste, und dass sich die Tiere in ihrer Lateralität stark unterscheiden. Im Rahmen einer Bachelorarbeit werden die gesammelten Daten genauer betrachtet und ausgewertet werden, wodurch sich bestenfalls signifikante Ergebnisse erschließen lassen.

6 Literatur Asa CS(1999) Male reproductive success in free-ranging feral horses. Behav Ecol Sociobiol 47:89-93 Austin, N. P., & Rogers, L. J. (2014). Lateralization of agonistic and vigilance responses in Przewalski horses. Anim Behav 151: 43-50 Feh C (1999) Alliances and reproductive success in Camarque . Anim Behav 57:705-713 Feh C (2005) Relationships and communication in socially natural horse herds. The Domestic Horse: The Origins, Development, and Management of its Behaviour 5: 83-93 Heitor F, Vicente L (2010) Affiliative relationships among mares: influence of age, dominance, kinship and reproductive state. J Ethol 28:133-140 Kaseda, Y., Khalil, A.M. and Owaga, H., 1995. Harem stability and reproductive success of Misaki feral mares. Equine Vet. J., 27: 368-372. ) Kaseda Y, Khalil AM (1996) Harem size and reproductive success of stallions in Misaki feral horses. Anim Behav 47:163-173 Keiper RR, Sambraus HH (1986) The stability of equine dominance hierarchies and the effects of kinship, proximity and foaling status on hierarchy rank. Anim Behav 16:121-130 Linklater W.L., Cameron EZ, Minot EO, Stafford KJ (1999) harassment and the mating system of horses. Anim Behav 58:295–306. Massen Jorg J.M, Sterck Elisabeth H.M., de Vos Henk (2010) Close social associations in animals and humans: functions and mechanisms of friendship. Koninklijke Brill NV, Behav. 147: 1379-1412 Rogers, L. J. (2010). Relevance of brain and behavioural lateralization to animal welfare. Anim Behav 127: 1-11

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Transportstress von Sportpferden im Straßenverkehr: Einfluss der Geräuschbelastung und fahrdynamischen Prozesse auf die Herzfrequenz Christine Ariane Herring, Engel F. Hessel [email protected] Abteilung Verfahrenstechnik in der Veredelungswirtschaft, Department für Nutztierwissenschaften, Georg-August Universität Göttingen, Gutenbergstr. 33, 37075 Göttingen

1 Einleitung Das Ziel der vorliegenden Studie ist die Untersuchung der Stressbelastung anhand der Herzfrequenz beim Transport von Sportpferden unter Einbeziehung der Geräuschentwicklung und der fahrdynamischen Prozesse. Nach der Studie von OHMURA (2006), ist die Veränderung der Herzfrequenz ein sensibler Indikator für Stressreaktionen, welcher direkt proportional als physiologischer Parameter zu werten ist. Durch die Identifizierung von Stress bei Transporten und unter welchen Bedingungen diese Stresssymptome entstehen, kann dieser nachfolgend vermieden oder zumindest gemindert werden. In dieser Untersuchung ist der Einfluss von fahrdynamischen Prozessen, wie der Geschwindigkeit und der Beschleunigung, mit einbezogen worden. Diese betrachteten Faktoren können Aufschluss darüber geben, in welchem Maß ein Pferd verschiedenen Belastungen ausgesetzt ist und welchen direkten Effekt sie auf den Organismus Pferd, gemessen an der Herzfrequenz, ausüben. Durch die gewählte hohe Auflösung in der Datenerhebung pro Sekunde, wird eine genaue Lokalisierung der Reaktion auf verschiedene Reize im Pferd erzielt.

2 Material und Methoden Für den vorliegenden Versuch konnten fünf erfahrene Sportpferde auf dem Transport zur Europameisterschaft nach Südspanien begleitet werden. Alle untersuchten Pferde gehören zur Mannschaft der Children im Springreiten und weisen durch ihre lange Erfahrung beim Transport eine solide Verlade- und Fahrroutine auf. Die Versuchspferde unterlagen nahezu den gleichen Bedingungen während der Datenaufnahme. Der Transport der Pferde erfolgte in einem Lastkraftwagen, zur gleichen Uhrzeit, bei gleichen Temperaturen und im gleichen Fahrzeugaufbau ohne Fütterung und Tränkung. Eine Betreuung der Turnierpferde, während der am Tag erfolgten Pausen nach den jeweiligen Etappenzielen, führte ein amtlicher Tierarzt durch. In der folgenden Untersuchung kamen drei unterschiedliche Messtechniken zum

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Einsatz: Das GPS-Gerät, die Herzfrequenzmessgeräte für jedes Versuchspferd und das Schallpegelmessgerät. Die An- und Abreise von fast 2700 km nach Vejer de la Frontera, Provinz Andalusien, in Spanien erfolgte mit der Fachspedition in jeweils drei Etappen von á 10-12 Stunden reinen Transports, welche über Nacht gefahren wurden. Die Phasen des Transports sind wie folgt untergliedert: Vorbereitungs-, Verlade-, Transport- und Abladephase. Die statistische Auswertung erfolgte mit Hilfe des Programms SAS für Windows.

3 Ergebnisse Signifikante Herzfrequenzunterschiede konnten innerhalb der Pferde über alle Etappen ermittelt werden. Die Pferde reagieren individuell auf die Transportereignisse mit unterschiedlich hohen und andauernden Herzfrequenzen. Es konnten signifikante Unterschiede in bestimmten Herzfrequenzanteilen zwischen der Verladephase und der Lenkpause ermittelt werden. Im Mittel wurden 59 ± 20,21 Schläge pro Minute in der Vorbereitungsphase, 53,4 ± 20,29 Schläge pro Minute während der Lenkpausen und 61 ± 22,77 Schläge pro Minute während der Transportphase gemessen. Bei der Untersuchung der Herzfrequenzen in Bezug auf die fahrdynamischen Prozesse, zeigten alle Pferde Herzfrequenzerhöhungen zeitgleich während Bremsphasen (Abb. 1 und Abb. 2), Beschleunigungsphasen (Abb. 2) und während kurviger Streckenabschnitte. Die Untersuchung der Geräuschbelastung während des Transports zeigte eine bedingte Abhängigkeit zwischen der Lautstärke und der gefahrenen Geschwindigkeit. Während nicht konstanter Geschwindigkeit variierte die Lautstärke ebenfalls. Bei Autobahnfahrten pendelte sich die Geräuschbelastung auf im Mittel 77,53 ± 7,69 dB ein. Eine maximale Geräuschbelastung wurde im LKW mit 118 dB und im Anhänger mit 114 dB über alle Etappen ermittelt. Die Geräuschbelastung nimmt in dieser Untersuchung Einfluss auf die Herzfrequenz. Bei einer Geräuschveränderung erhöht sich die Herzfrequenz parallel, diese adaptiert sich nach einem Geräuschereignis nach 1 - 2 Minuten wieder in den Ruheherz-frequenzwert von 28 – 40 Schläge pro Minute oder dem zuvor gemessenen Herzfrequenzwert.

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HF während Bremsphase

Stillstand des Gespanns

Herzfrequenz von Tier 2

Abbildung 1: Herzfrequenz (Schläge / Minute) während einer negativen Beschleunigungs- phase.

HF-Reaktion auf Geschwindigkeitsänderung

Herzfre quenz von Tier 5

Abbildung 2: Herzfrequenz (Schläge / Minute) während einer Geschwindigkeitsänderung.

4 Diskussion Die Herzfrequenzreaktionen aller Pferde während der Verladephase legen nahe, dass selbst erfahrene Pferde durch dieses Ereignis psychisch beeinflusst werden und eine Form von Stress in dieser gemessenen Reaktion äußern. Die Erhöhungen der Herzfrequenzen sind in dieser Studie während der Vorbereitungs- und Verladephase, der Transportphase und auch in den Lenkpausen bei den meisten Messungen von kurzer Dauer. Die Pferde sind in der Lage sich schnell an einen Reiz zu adaptieren (PERSSON u. LYDIN 1973, PHYSICK - SHEARD 1985, PERSSON 1967). Veränderungen der Fahrgeschwindigkeit (Brems- und Beschleunigungsphasen) führen zur Erhöhungen der Herzfrequenzen. Die erhöhte Herzfrequenz sorgt in Phasen des vermehrten Ausbalancierens für eine optimale Durchblutung und Versorgung der beanspruchten

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Muskelpartien. Somit steigert sich die Reaktionsfähigkeit des Pferdes mit erhöhter Herzfrequenz. In den Bereichen konstant gefahrener Geschwindigkeit, treten in der Regel selten große Veränderungen der Herzfrequenz auf. Auffällig ist jedoch bei der Analyse zwischen Herzfrequenzen und Schallpegel, dass bei variablen Lautstärken die Herzfrequenzen ebenfalls stärker variieren. Diese Messdaten werden ermittelt, wenn sich der Transport auf der Landstraße befindet und es häufiger zu erhöhten Geräuschentwicklungen durch Lastwechsel im Antriebsstrang wegen der Verkehrverhältnisse kommt.

5 Zusammenfassung Es zeigen sich zusammenfassend die fahrdynamischen Prozesse und die Geräuschentwicklung als bedeutende Einflussfaktoren auf die Herzfrequenz des Pferdes während eines Transports. Signifikante Unterschiede der Herzfrequenzen zwischen den Pferden zeigen die individuelle Reaktion je nach Alter, Erfahrung, Kondition und Gesundheitszustand. Die Herzfrequenz der Pferde pendelt sich nach einem Geräuschereignis, einer Kurve oder einer Brems- oder Beschleunigungsphase nach 1-2 Minuten wieder in die Ruheherzfrequenz ein. Schlussfolgernd stellen fahrdynamische Prozesse und Geräuschentwicklung nur „kurzfristigen Stress“ für die Pferde dar.

6 Literatur HIERHOLZER, E. (2004): Endokrinologische Veränderungen unter Belastung beim Pferd. Dissertation Tierärztliche Hochschule Hannover. OHMURA, H., HIRAGA, A., AIDA, H., KUWAHARA, M., TSUBONE, H., JONES, J. (2006): Changes in heart rate and heart rate variability in during prolonged road transportation. Department of Comparative Pathophysiology, Graduate School of Agricultural and Life Science. University of Tokyo. PERSSON, S.G.B., LYDIN, G. (1973): Circulatory effects of splenectomy in the horse. 3. Effect on pulse-work relationship. Zbl. Vet. Med. A 20, 521-530. PERSSON, S.G.B. (1967): On volume and working capacity in horses. Acta vet. scand., Suppl. 19, 1-189. PHYSICK-SHEARD, P.W. (1985): Cardiovascular response to exercise and training in the horse. Vet. Clin. North Am. Equine Practice 1, 383-417. PERSSON, S.G.B. (1967): On blood volume and working capacity in horses. Acta vet. scand., Suppl. 19, 1-189. PHYSICK-SHEARD, P.W. (1985): Cardiovascular response to exercise and training in the horse. Vet. Clin. North Am. Equine Practice 1, 383-417. MARLIN, D. J., NANKERVIS, K. (2002): Equine exercise physiology. Blackwell Sc. Ltd., 73-133.

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Motorische und sensorische Lateralität, Immunfunktion und Stresshormone zur Messung von sozialem Stress und Stress in Führanlagen bei Pferden Korinna Kappler 1,2 , Annabel Frank 1, Konstanze Krüger 1,2 [email protected] 1Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen 2Universität Regensburg

1 Fragestellungen und Ziel Lateralität wird gemeinsam mit der Analyse von Stresshormonen und Immunfunktion in Situationen sozialen Stresses sowie während des Trainings in der Führanlage bei Pferden ( caballus ) untersucht. Dabei soll festgestellt werden, ob (sensorische) Lateralität zukünftig als nicht-invasiver, tierbasierter Indikator zur Bewertung von Stress herangezogen werden kann und ob stromführende Trennelemente in Führanlagen für Pferde einen Stressfaktor für die Tiere darstellen.

2 Einleitung Bei Wirbeltieren ist die Spezialisierung der beiden Gehirnhälften eine weit verbreitete Charakteristik (Rogers & Andrew 2002, Rogers 2010). Sind die Hemisphären strukturell geteilt und übernehmen verschiedene Funktionen, so spricht man von einer Lateralisierung des Gehirns (Bisazza, Rogers & Vallortigara 1998). Die linke Hemisphäre wird dabei als rationale, kognitive Gehirnhälfte betrachtet, die rechte Hemisphäre dagegen als emotionale, räumliche und reaktive (Bisazza, Rogers & Vallortigara 1998, Krüger et al. 2011). Die Lateralisierung des Gehirns wird sichtbar in Asymmetrien in Körper und Bewegung (motorische Lateralität) sowie in der einseitigen Nutzung der Sinnesorgane (sensorische Lateralität) (Braccini et al. 2012). Da die Hemisphären jeweils dominante Kontrolle über die kontralaterale Körperseite ausüben, wird bei momentaner Dominanz der rechten Gehirnhälfte verstärkt die linke Körperseite aktiv und vice versa (Braccini et al. 2012).

In zahlreichen Studien an verschiedenen Spezies konnte gezeigt werden, dass in Situationen erhöhter Emotionalität, in neuartigen oder in angsteinflößenden Situationen bevorzugt die Sinnesorgane der linken Gesichtshälfte verwendet werden (Bonati et al. 2009, Siniscalchi et al. 2008). Dieselbe Tendenz wurde auch beim Pferd festgestellt (Austin & Rogers 2007, De Boyer

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Des Roches et al. 2008, Larose et al. 2006). In Stresssituationen wird dieser Seitenvorzug zudem verstärkt beobachtet (Krüger, Farmer & Byrne 2011).

Als Antwort auf Stressfaktoren werden vom Zentralen Nervensystem (ZNS) die Hypothalamo- hypophysäre Achse (HPA-Achse) sowie die Sympatho-adrenale Achse (SAM-Achse) aktiviert (Minton 1994). Die resultierenden Veränderungen der Konzentrationen von Cortisol oder Corticosteron (HPA-Achse), Adrenalin und Noradrenalin (SAM-Achse) im Körper können als Indikatoren von Stress herangezogen werden (Minton 1994). Beide Achsen wirken in Stresssituationen auf das Immunsystem ein und bewirken eine Unterdrückung der Immunantwort (Clow & Hucklebridge 2002, Moberg 2000). Veränderungen verschiedener Komponenten des Immunsystems im Blut können daher ebenfalls als Indikator für das Einwirken eines Stressfaktors herangezogen werden.

Um ungewollte Interaktionen zwischen den Pferden in der Führanlage oder der Führanlage selbst zu verhindern werden teilweise Treibgitter der Führanlage unter Strom gesetzt. Dieser soll die Verletzungsgefahr in der Anlage vermindern. Stromeinwirkung, die das Tier zur Bewegung zwingt und dem Tier dadurch nicht unerhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügt, ist jedoch laut § 3 Abs. 11 Tierschutzgesetz untersagt. Da bisher unklar ist, ob der Einsatz von elektrifizierten Trenngittern in Führanlagen von Pferden als Stressfaktor wahrgenommen wird, soll diese Frage in der geplanten Studie untersucht werden.

3 Material und Methoden Die unten aufgeführten Parameter werden jeweils an denselben Pferden in den folgenden Situationen untersucht: 1.) parallel in einer sozial instabilen und einer sozial stabilen Gruppe, 2.) direkt nach Vereinigung beider Gruppen in der neuen sozial instabilen Gruppe, 3.) nach Ablauf von 4-6 Wochen in derselben Gruppe, dann sozial stabil (Flauger 2011), 4.) nach Aufstallung aus der bisherigen Gruppenhaltung in Einraum Innenlaufställen mit Weidezugang in Einzelboxenhaltung, und 5.) während des Trainings in der Führanlage, je nach Gruppe mit oder ohne stromführende Trennelemente. Eine Kontrollgruppe verbleibt in 5.) ohne jegliches Training in der Führanlage.

Testparameter Berechnung des sozialen Ranges der Tiere: Average Dominance Index (ADI) Zur Berechnung der Hierarchieverhältnisse in der Gruppe werden agonistische und affiliative Verhaltensweisen zwischen den Pferden beobachtet (McDonnell & Haviland 1995) und die

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Dominanzränge der einzelnen Pferde anschließend mithilfe des „ Average Dominance Index “ berechnet (Hemelrijk et al. 2005).

Bestimmung der motorischen Lateralität: Limb preference Es wird beobachtet welches Vorderbein während des Grasens vor das andere gestellt wird (limb preference ). Dabei werden die Pferde auf der Weide beobachtet und für jedes Pferd wird durch scan sampling die Position der Vorderbeine notiert (Austin & Rogers 2012, 2014).

Bestimmung der sensorischen Lateralität: a) Novel Object Test: Jedem Pferd werden nacheinander insgesamt 6 ihm ungekannte Objekte in die direkte Nähe gelegt und es wird jeweils dokumentiert ob das Versuchspferd das vorgelegte Objekt mit den Sinnesorganen der rechten oder der linken Gesichtshälfte erforscht (Larose et al. 2006). b) Wachsamkeit und Reaktivität: Zur Untersuchung von Seitentendenzen beim Parameter Wachsamkeit wird dokumentiert in welche Richtung die Pferde ihren Kopf drehen wenn sie den Kopf heben und drehen um die Umgebung zu betrachten (Austin & Rogers 2012, 2014). Des Weiteren wird die Höhe des Anhebens zur Bestimmung der Reaktivität notiert. Anschließend wird für jedes Pferd ein Lateralitätsindex berechnet (Austin & Rogers 2012, 2014).

Stress Bestimmung: a) Cortisol-Messungen: Cortisol wird hier entweder als Glucocorticoidmetaboliten (GCM) in Kotproben oder als Cortisol in Speichelproben ermittelt. Kotproben werden auf der Weide gesammelt, zum Erhalt von Speichelproben wird den Pferden ein Sauger mit Watte vorgehalten, auf dem sie 30-40 Sekunden kauen sollen (Peeters et al. 2011). b) Immunologie und Catecholamine: Zur Untersuchung von Immunfunktion und Catecholaminen wird von jedem Pferd pro Testsituation Blut entnommen. Blutproben werden jeweils wenn möglich zur gleichen Tageszeit durch Punktion der Drosselvene entnommen.

4 Ergebnisse Die geplanten Untersuchungen finden im Herbst 2014 statt, die daraus resultierenden Daten werden daher frühestens nach Abschluss der Untersuchungen im Dezember 2014 bearbeitet werden können.

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5 Bibliographie Austin N.P., Rogers L.J. (2007): Asymmetry of flight and escape turning responses in horses. Laterality Vol. 12: 464-474. Austin N.P., Rogers L.J. (2012): Limb preferences and lateralization of aggression, reactivity and vigilance in feral horses, Equus caballus. Animal Behaviour 83: 239-247. Austin N.P., Rogers L.J. (2014): Lateralization of agonistic and vigilance responses in Przewalski horses (Equus przewalskii). Applied Animal Behaviour Science 151: 43-50. Bisazza A., Rogers L.J., Vallortigara G. (1998): The Origins of Cerebral Asymmetry: A Review of Evidence of Behavioural and Brian Lateralization in Fishes, Reptiles and Amphibians. Neuroscience and Biobehavioural Reviews Vol. 22 No. 3: 441-426. Bonati B., Csermely D., López P., Martín J. (2009): Lateralization in the escape behavior of the common wall lizard (Podarcis muralis). Behavioural Brain Research 207 : 1-6. Braccini S.N., Lambeth S.P., Schapiro S.J., Fitch W.T. (2012): Eye preferences in captive chimpanzees. Animal Cognition 15(5). Springer 2012. Clow A. & Hucklebridge F. (2002): Neuroimmune relationships in perspective. In: Neurobiology of the Immune System. Elsevier Academic Press, Eds.: Clow A. & Hucklebridge F.: 1-15. De Boyer Des Roches A., Richard-Yris M.-A., Henry S., Ezzaouia M., Hausberger M .: Laterality and emotions: Visual laterality in the domestic horse (Equus caballus) differs with objects‘ emotional value. Physiology & Behaviour 94 : 487-490. Flauger, B. (2011). The introduction of horses into new social groups with special regard to their stress level . Ph.D. thesis, University of Regensburg Hemelrijk C.K., Wantia J., Gygax L. (2005). The construction of dominance order: comparing performance of five methods using an individual-based model. Behaviour 142 (8): 1043– 1064. Krueger K., Farmer K., Byrne R. (2011). The use of sensory laterality for indicating emotional and cognitive reactions on environmental stimuli in animals. In: Current Research in applied ethology. Ed.: Erhard M., Pollmann U., Puppe B., Reiter K., Waiblinger S., ISBN: 978-3- 941483-58-0. Larose C., Richard-Yris M.-A., Hausberger M., Rogers L.J. (2006): Laterality of horses associated with emotionality in novel situations. LATERALITY 11 (4): 335-367. McDonnell S.M. & Haviland J.C.S. (1995): Agonistic ethogram of the equid bachelor band. Applied Animal Behaviour Science 43: 147-188. Minton J.E. (1994): Function of the Hypothalamic-Pituitary-Adrenal Axis and the Sympathetic Nervous System in models of acute stress in domestic farm animals. Journal of Animal Science 72: 1891-1898. Moberg G.P. (2000 ): The Biology of Animal Stress - Basic Principals and Implications for Animal Welfare. Ed.: Moberg G.P., Mench J.A., CABI Publishing. Peeters M., Sulon J., Beckers J.-F., Ledoux D., Vandenheede M. (2011): Comparison between blood serum and salivary cortisol concentrations in horses using an adrenocorticotropic challenge. Equine Veterinary Journal 43 (4) 487-493. Rogers L.J., Andrew R.J. (2002) (Edrs.): Comparative Vertebrate Laterlization. Cambridge University Press, UK . Rogers L.J. (2010): Relevance of brain and behavioural lateralization to animal welfare. Applied Animal Behaviour Science 127 : 1-11. Siniscalchi M., Quaranta A., Rogers L.J. (2008): Hemispheric Specialization in Dogs for Processing Different Acoustic Stimuli. PLoS ONE 3 (10): e3349. doi:10.1371/journal.pone.0003349 Vallortigara G., Rogers L.J., Bisazza A., Lippolis G., Robins A. (1998): Complementary right and left hemifield use for predatory and agonistic behavior in toads. NeuroReport 9: 3341-3344. Vallortigara G., Cozzutti C., Tommasi L., Rogers L.J. (2001): How birds use their eyes: Opposite left- right specialization for the lateral and frontal visual hemifield in the domestic chick. Current Biology Vol. 11 No. 1: 29-33.

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Unterschiede zwischen Nutz- und Heimtieren – Eine Übersicht

1 1 2 2 Emilie Bertrand , Salome Wägeli , Garance Christen , Claudia Graubner [email protected] 1: Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL), Zollikofen, Schweiz 2: Insitut Suisse de médecine équine ISME, Bern, Schweiz

1. Einleitung Seit 2011 müssen Pferdebesitzer auf einer Online-Plattform (Agate) ihre Pferde registrieren und als Nutz- oder Heimtier deklarieren. In der EU ist die Identifizierungs- und Registrierungspflicht bereits seit 2009 eingeführt. Die Registrierung verursacht bei den Pferdeeigentümern einige Verwirrung und oftmals besteht eine grosse Unsicherheit, welche Pferde als Nutz- bzw. Heimtier eingetragen werden müssen. Ziel der Studie war es, dem Pferdeeigentümer Informationen zum besseren Verständnis von Nutz- und Heimtier zu liefern.

2. Material und Methoden Eine ausführliche Literaturrecherche lieferte die Basis zur Erstellung eines Informationskataloges für Pferdebesitzer. Am Ende der Arbeit wurde in Zusammenarbeit mit der Tierverkehrsdatenbank eine FAQ (Frequently asked questions)-Liste erstellt, die dem Pferdebesitzer helfen soll, das neue System besser zu verstehen.

3. Ergebnisse Es gibt eine sehr klare Linie zwischen Nutz- und Heimtieren. Nutztiere müssen unmittelbar für den Menschen als Produkt bzw. Nahrungsmittel nutzbar sein. Ein Pferd kann gesetzlich nicht gleichzeitig Nutz- und Heimtier sein. Der Zweck einer solchen Einteilung ist, den Konsumenten vor unerwünschten Rückstanden von Tierarzneimitteln in Lebensmitteln tierischen Ursprungs zu schützen. Ein neugeborenes Fohlen wird immer zuerst als Nutztier eingeteilt. Erst durch die Gabe von bestimmten Medikamenten wird es zu einem Nutztier. Aus diesem Grund muss für jedes Pferd ein Medikationsjournal geführt werden. Die Medikamente werden dabei in unterschiedliche Kategorien eingeteilt, die für die Einteilung Nutz- und Heimtier relevant sind. Folgende FAQs wurden erarbeitet:

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• Was ist der Unterschied zwischen einem Heim- und einem Nutztier? • Wieso kann ein Heimtier nicht geschlachtet werden? • Müssen Nutztiere geschlachtet werden? • Kann ich mein Pferd wieder zum Status Nutztier wechseln, wenn das Tier einmal ein Heimtier war? • Was ist der Status eines Fohlens?

3. Zusammenfassung In der Schweiz müssen Pferde seit 2011 online registriert und als Heim- oder Nutztier deklariert werden. Dies stiftet einige Verwirrung beim Pferdebesitzer. Ziel der Arbeit war es, den Unterschied zwischen Heim- und Nutztier klar zu definieren und Informationen für den Pferdebesitzer zu erbarbeiten, die ihm helfen, das neue System zu verstehen. Die Einteilung zum Heim- oder Nutztier soll in erster Linie die Konsumenten vor unerwünschten Rückstanden von Tierarzneimitteln in Lebensmitteln tierischen Ursprungs schützen. Deshalb sind für Nutztiere nur bestimmte Medikamente erlaubt. Um die Kontrolle dieses Status zu gewährleisten, muss der Pferdehalter ein Medikationsjournal führen. In Zusammenarbeit mit der Tierverkehrsdatenbank wurden FAQ (Frequently asked questions) für die Pferdebesitzer erarbeitet, um die Einteilung in Heim- und Nutztier besser zu verstehen.

4. Quellen Agate (2013) : Contrôle du trafic des chevaux- La procédure pour le vétérinaire. Agate Helpdesk, sans lieu d’édition, S. 2.

Bulletin (2012) : Les chevaux sont-ils des animaux de rente ou des animaux de compagnie ?. Fédération Suisse des Sports Équestres, Bern, S. 76

Les autorités fédérales de la Confédération suisse (2014) : Ordonnance sur les médicaments vétérinaires. Page consultée le 17.03.2014, http://www.admin.ch/opc/fr/classified- compilation/20030705/index.html#a15

OFAG (Office fédéral de l’agriculture) (2013) : Je suis propriétaire d’un équidé, que dois-je faire ?. OFAG, Berne, S. 2.

Terre et Nature (2013) : Un centre suisse d’incinération pour équidés a ouvert ses portes. Page consultée le 04.04.2014, http://www.terrenature.ch/animaux/20062013-1550-un-centre- suisse-dincineration-pour-equides-ouvert-ses-portes

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Auswirkungen von Warte- bzw. Blockierverhalten in Kraftfutterabrufstationen auf das Wohlbefinden und Sozialverhalten der Pferde Kristina Hinz, Serena Sennet [email protected] , [email protected] 1 Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen – Geislingen

1 Einleitung In der modernen Pferdehaltung erfreuen sich Mehrraumlaufställe mit automatisierter Kraft- und Raufuttergabe zunehmender Beliebtheit, da diese das Bedürfnis der Tiere nach sozialen Kontakten sowie freier Bewegung stillen und daher als sehr tiergerecht gelten (GÜLDEN et al. 2011). In vorherigen Studien wurde ein ausgeprägtes Warte- und Blockierverhalten im Bereich und in den Fütterungseinrichtungen und dabei eine Häufung von agonistischen Verhaltensweisen beobachtet (STREIT et al. 2008b, GÜLDEN 2011). Diese Studie beschäftigt sich daher mit der Frage, wie das Warteverhalten vor, in und hinter Kraftfutterabrufstationen ausgeprägt ist und ob es Stress bei den betroffenen Pferden auslöst.

2 Material und Methoden 2.1. Beobachtete Betriebe Insgesamt sollen circa 10 Stallanlagen mit vergleichbarer Konzeption, Tierzahl und Management (ZEITLER-FEICHT et al. 2009) im Rahmen einer Case Study beobachtet werden. Um das Verhalten der Tiere zu erfassen, sollen Direktbeobachtungen von insgesamt 15 Stunden, auf 3 Tage verteilt, pro Betrieb durchgeführt werden. Vor Start der Untersuchungen sollen sowohl der Body Condition Score der Tiere als auch der Konstitutionstyp der Pferde ermittelt werden. Weiterhin soll die Menge an Kraftfutter, die jedem Pferd individuell zusteht, mit einbezogen werden. Die untersuchten Pferde müssen mindestens 4-6 Wochen in die Gruppe eingegliedert sein. Zunächst soll die ganze Gruppe für etwa 9 Stunden beobachtet werden, danach werden aufgrund auffälligen Verhaltens Fokustiere ausgewählt. Weiterhin werden auch 2 – 3 Vergleichstiere beobachtet. 2.2. Beobachtungen zum Sozialverhalten Um das Sozialverhalten und die Rangordnung der Pferde zu erfassen, sollen Sozialverhaltensindices sowie der Average Dominance Index errechnet werden. Dafür sollen affiliative und agonistische Verhaltensweisen beobachtet werden (HEMELRIJK et al. 2005).

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2.3. Beobachtungen zur Lateralität Um eine eventuell durch Stress verstärkte Lateralität erfassen zu können wird die motorische Lateralität anhand der Vorderbeinpräferenz beim Grasen (MCGREEVY 2005) alle 5 Minuten notiert. Für die sensorische Lateralität wird das Heben des Kopfes unterhalb und oberhalb des Widerrists (als Zeichen erhöhter Aufmerksamkeit) und das Drehen des Kopfes nach rechts oder links dokumentiert (AUSTIN und ROGERS 2014). 2.4. Erfassung des Bewegungs- und Warteverhaltens im Bereich der Futterautomaten Um das Bewegungs- und Warteverhalten der Pferde im Bereich der Fütterungseinrichtungen beurteilen zu können, werden zunächst die Beobachtungsareale in den Wartebereich vor der Station, den Ausgangsbereich nach der Kraftfutterstation sowie den Bereich innerhalb der Fütterungseinrichtung unterteilt. Ein Pferd wird dann als Besucher im Wartebereich gewertet, wenn der Aufenthalt länger als 3 Sekunden andauert, eine Blockade besteht dann, wenn ein Pferd sich länger in der Fütterungseinrichtung befindet als es der regulären Fresszeit der gegebenen Futtermenge entspricht (ZEITLER-FEICHT et al. 2009). 2.5 Messung der Herzfrequenz und Herzfrequenzvariabilität Die Herzfrequenz und Herzfrequenzvariabilität wird mittels eines Messgerätes von der Herstellerfirma Polar gemessen und mit entsprechender Software ausgewertet. 2.6. Messung des Cortisolspiegels Die Messung des Cortisolspiegels erfolgt über Speichelproben, die vor und nach der Abrufstation, sowie eine halbe Stunde danach entnommen werden. Außerdem wird von jedem Pferd eine Kotprobe zur Messung der Cortisolmetaboliten genommen (PALME, 2012).

3 Ergebnisse und 4 Diskussion 5 Zusammenfassung Die Versuche sind für den Herbst 2014 geplant, noch sind keine Ergebnisse vorhanden..

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6 Literatur Austin, N. P., & Rogers, L. J. (2014). Lateralization of agonistic and vigilance responses in Przewalski horses. Anim Behav 151: 43-50 Gülden, A., Gauly, M., Troxler, J. (2011): Die computergesteuerte Kraftfutterstation für Pferde in Gruppenhaltung – Der Einfluss einer Austreibhilfe auf den Fütterungsablauf. Aktuelle Arbeiten zur artgemäßen Tierhaltung 2011. KTBL-Schrift 489, 213 – 222. Hemelrijk, C. K., Wantia, J., & Gygax, L. (2005). The construction of dominance order: comparing performance of five methods using an individual-based model. Behaviour, 142(8), 1043–1064. McGreevy, P. D. , Rogers, L.J. (2005), Motor and sensory laterality in thoroughbred horses. Appl. Anim. Behav. Sci., 92(4), 337 – 352. Palme, R. (2012). Monitoring stress hormone metabolites as a useful, non-invasive tool for welfare assessment in farm animals. Animal Welfare 2012, 21: 331-337 Streit, S., Zeitler-Feicht, M.H., Dempfle, L. (2008b): Gibt es in der Gruppenhaltung von Pferden bei der Abruffütterung am Automaten mehr Auseinandersetzungen als bei der Fütterung in Fressständen? Aktuelle Arbeiten zur artgemäßen Tierhaltung 2008. KTBL-Schrift 471, 78 – 88. Zeitler-Feicht, M.H., Streit, S., Dempfle, L. (2009): Abrufautomaten für Pferde im Offenlaufstall im Vergleich – Besuchshäufigkeit, Aufenthaltsdauer und Anzahl an Auseinandersetzungen. Aktuelle Arbeiten zur artgemäßen Tierhaltung 2009. KTBL-Schrift 479, 1 – 10.

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Kundenzufriedenheit in der Pensionspferdehaltung Myriam Corpataux 1, R. von Niederhäusern 2, S. Wägeli 1 [email protected] 1: Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaft (HAFL), Zollikofen, Schweiz 2: Schweizerisches Nationalgestüt (SNG), Avenches, Schweiz

1. Einleitung Der Pferdepensionsmarkt in der Schweiz ist im Zentrum aller Diskussionen unter anderem wegen der Änderungen der Direktzahlungen für die Landwirtschaft (AP 14-18) und der neuen schweizerischen Raumplanungsverordnung. Der Wettbewerb ist gross und konventionelle Betriebe ohne Zusatzleistungen haben Mühe, alle ihre Pferdeboxen zu vermieten und ihre Kunden zu behalten. Um erfolgreich zu sein, muss der Betriebsleiter die Kosten tief halten und die Kundenzufriedenheit hoch (Schwarz et al. 2013). Das Relationship Marketing positioniert den Kunden und seine Zufriedenheit im Zentrum des Managements (Bruhn 2009). Die Herausforderung ist, zu wissen, was der Kunden sich wünscht und wie zufrieden er mit dem aktuellen Angebot ist, wodurch die Kundenzufriedenheit langfristig verbessert werden kann. Das Ziel der Studie war es, die aktuelle Lage und die globale Kundenzufriedenheit in der schweizerischen Pensionspferdehaltung aufzuzeigen und Einflussfaktoren darauf zu analysieren.

2. Material und Methoden Als theoretische Grundlage wurde die Studie von Gille und Spiller (2008) zur Analyse der Einflussfaktoren auf die Kundenzufriedenheit in Pensionsställen in Deutschland verwendet. Mithilfe einer ausführlichen Literaturrecherche wurden die Einflussfaktoren von Gille und Spiller (2008) weiterentwickelt (s. Abbildung 1).

Erscheinungsbild und Qualität Pferdehaltung und -Fütterung

Weidemanagement Preis-Leistung

Kunden- Betreuung und Beratung zufriedenheit Infrastrukturen

Abbildung 1 : Einflussfaktoren auf die Kundenzufriedenheit

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Es wurde eine Online-Befragung durch die Tierverkehrsdatenbank Agate bei 3253 Pferdebesitzern in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz durchgeführt. Insgesamt konnten 1247 Datensätze ausgewertet werden. Die Resultate sind für die Pferdebranche der Schweiz in Bezug auf die soziodemographischen Merkmale repräsentativ (vgl. Schmidlin et al. 2013). Die Daten wurden mithilfe von MS Office Excel 2010 und dem Statistikprogramm NCSS 9 ausgewertet.

3. Ergebnisse Mithilfe der Ergebnisse konnte der Durchschnittstyp des Pensionspferdebesitzers in der Schweiz charakterisiert werden. Der durchschnittliche Pensionspferdebesitzer ist eine Frau im Alter von 39 Jahren. Sie hält sich 6 Mal pro Woche im Stall auf und verbringt durchschnittlich 2,5 Stunden dort. Sie reitet in 84% der Fälle freizeitmässig und wünscht sich zu 40% der Fälle eine individuelle Boxenhaltung mit Auslauf für ihr Pferd. Sie hat in den letzten fünf Jahren einmal den Stall gewechselt. Zu ihrer finanziellen Situation sagt sie, dass sie sich ihr eigenes Pferd gut leisten kann. Der durchschnittliche Pferdepensionsbetrieb in der Schweiz verfügt über Parkplätze für Autos, eine Sattelkammer, ein WC, einen Sandplatz und einen befestigten Allwetterauslauf. Die häufigste angebotene Haltungsform ist die individuelle Pferdebox (zu 32.6%). Der Betriebsleiter ist zu 61% ein Landwirt. Die Pensionäre sind zu 61.3% durch Bekannte auf dem Stall aufmerksam gemacht worden. In 55.7% der Fälle gab es bereits Probleme im Stall. Dabei handelte es sich vorwiegend um Meinungsverschiedenheit zwischen Pensionären und Probleme mit der Haltung und/oder der Fütterung des Pferdes. Der durchschnittliche Schweizer Pensionspferdestall ist gut organisiert und Stallregeln werden gut durchgesetzt. Die Kundenzufriedenheit in Schweizer Pensionspferdeställen ist mit einem Durchschnitt von 4.38 auf einer Skala von 1 bis 5 hoch (σ=0.78). Lediglich 2.4% der Befragten sind unzufrieden. Die bestbeurteilten Kriterien sind die Freundlichkeit (ø 4.46) und Hilfsbereitschaft (ø 4.44) der Mitarbeiter, die Ausreitmöglichkeiten (ø 4.39) und die Atmosphäre (ø 4.32) im Stall. Die am schlechtesten beurteilten Kriterien betreffen die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln (ø 3.41), die Infrastruktur für die Bewegung des Pferdes (Qualität: ø 3.86 und Quantität: ø 3.77), die Räumlichkeiten für die Pferdebesitzer (ø 3.91) und das Weidemanagement (ø 3.98). Es wurden einzelne Einflussfaktoren auf die Kundenzufriedenheit analysiert. In Tabelle 1 werden die statistisch getesteten Zusammenhänge aufgeführt:

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Tabelle 1: Analysen von den Hypothesen Hypothesen: Beziehung zwischen Test P= Einfluss auf die allg. Kundenzufriedenheit Ausbildung von Betriebsleiter Chi Square 0.000* Alter der Kunde Kruskal-Wallis 0.232 Beurteilung der Mitarbeiter Kruskal-Wallis 0.199 Stallorganisation und -Regeln Chi Square 0.000* Weidemanagement Chi Square 0.000* Anzahl Weiden Mann-Whitney 0.310 Stallklima Chi Square 0.000* Geschlecht der Kunden Chi Square 0.120 Einstallungsdauer Kruskal-Wallis 0.601 Anzahl unerwünschter Vorfälle Chi Square 0.000* Kommunikationsmittel Kruskal-Wallis 0.000* Pferdefütterung Chi Square 0.000* Anzahl Dienstleistungen Chi Square 0.000* Infrastruktur spezialisiert auf Reiterdisziplin und –Ziel Chi Square 0.000* Einfluss auf die Kundenzufriedenheit von sportorientierten Reitern Reithalle Chi Square 0.439 Karussell Chi Square 0.135 Einfluss auf die Kundenzufriedenheit von freizeitorientierten Reitern Ausreitsmöglichkeiten Chi Square 0.008* * signifikant auf einem Signifikanzniveau von 0.05

4. Diskussion Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu beachten, dass die Ermittlung der Einflussfaktoren auf bivariaten Analysen basiert. Ein Gesamtmodell der Einflussfaktoren könnte folge dessen völlig andere Ergebnisse ergeben, da die Möglichkeit besteht, dass sich die Wirkung einzelner Einflussfaktoren aufhebt bzw. gegenseitig beinflusst. In einem nächsten Schritt sollte deshalb eine Faktorenanalyse mit den einzelnen Items und eine Regressionsanalyse durchgeführt werden, um validere Resultate zu erhalten. Mithilfe einer Regressionsanalyse liessen sich auch die Stärken der einzelnen Einflussfaktoren ermitteln. Ebenfalls sollte erwähnt sein, dass die Daten aus einer Online-Befragung stammen, wodurch ein gewisser Einfluss auf die Stichprobe entstehen könnte. Da die soziodemographische Verteilung der Stichprobe jedoch repräsentativ für die Schweiz ist, wird davon ausgegangen, dass der Einfluss mehrheitlich zu vernachlässigen ist. Die Resultate zeigen, dass vor allem im Bereich des Weidemanagements noch Verbesserungspotential in den Schweizer Pensionspferdeställen besteht. Das Weidemanagement wurde mitunter am schlechtesten bewertet und hat einen signifikanten

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Einfluss auf die Gesamtkundenzufriedenheit. Auch die Fachkompetenzen und das Stallklima scheinen eine bedeutende Rolle in der Kundenzufriedenheit zu spielen – diese wurde jedoch weitgehend als gut bis sehr gut benotet. Trotzdem lässt sich den Pensionsstallbetreibern empfehlen, sich stetig weiterzubilden, um ein optimales Management zu gewährleisten, und ein gutes und angenehmes Umfeld im Pensionsstall zu schaffen. Die Ergebnisse bestätigen, dass das Angebot des Pensionspferdestalls klar auf eine Kundengruppe zugeschnitten sein sollte. Eine klar definierte Zielgruppe erleichtert eine zielgruppengerechte Kommunikation und ein auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnittenes Angebot. Dies führt langfristig zu einer nachhaltigen und hohen Kundenzufriedenheit.

5. Zusammenfassung In der Schweiz herrscht eine hohe Konkurrenz in der Pferdepensionshaltung. Um langfristig erfolgreiche Pensionspferdehaltung zu betreiben, spielt die Kundenzufriedenheit eine zentrale Rolle. Ziel der Studie war es, die Gesamtzufriedenheit der Pensionspferdebesitzer in der Schweiz zu analysieren und die Einflussfaktoren auf die Kundenzufriedenheit zu ermitteln. 1247 Pensionspferdebesitzer nahmen an einer repräsentativen Online-Befragung teil. Die Ergebnisse zeigten, dass die Gesamtzufriedenheit der Pensionspferdebesitzer in der Schweiz gut bis sehr gut ist. Verbesserungspotential besteht in den Punkten Erreichbarkeit durch öffentliche Verkehrsmittel, Infrastruktur für die Bewegung der Pferde, Räumlichkeiten für die Pferdebesitzer und Weidemanagement. Einfluss auf die allgemeine Kundenzufriedenheit haben die Ausbildung des Betriebsleiters, die Stallorganisation und –Regeln, das Weidemanagement, das Stallklima, die Anzahl unerwünschter Vorfälle, die Pferdefütterung, die Anzahl Dienstleistungen, die spezialisierte Infrastruktur auf ein bestimmtes Reiterziel und die Weiterempfehlungen.

6. Literatur Bruhn, M. (2009): Relationship Marketing. Das Management von Kundenbeziehungen (2. Auflag). Vahlen, München. Gille, C., Spiller, A. (2008): Kundenzufriedenheit in der Pensionspferdehaltung: eine empirische Studie, Diskussionspapiere. Departement für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung, Göttingen. Schwarz, A., Gazzarin, C., von Niederhäusern, R. (2013): Wie wirtschaftlich ist die Pensionspferdehaltung? Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon, ART-Bericht 771, 1 – 12. Schmidlin, L., Bachmann, I., Flierl, S., Schwarz, A., Roesch, A., Rieder, S., von Niederhäusern, R., (2013): Wirtschafts-, Gesellschafts- und Umweltpolitische Bedeutung des Pferdes in der Schweiz - Stand 2013. Agroscope Forschungsanstalt Liebefeld-Posieux ALP-Haras, Schweizerisches Nationalgestüt, Avenches.

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Wirtschaftlicher Erfolg in Pferdebetrieben: Die Bedeutung der strategischen Ausrichtung Heinke Heise 1, J. Müller 1, L. Theuvsen 1 [email protected] 1 Georg-August-Universität Göttingen, Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre des Agribusiness

1 Einleitung Grundsätzlich bewegen sich Pferdebetriebe in einem attraktiven Marktumfeld. Dennoch hat rund ein Viertel aller Pferdebetriebe mindestens ein Problem, das ihre Existenz gefährdet (Breuer und Wicker, 2011). Um die Potentiale des Marktes nutzen zu können, bedarf es eines professionellen Managements der Betriebe (Näther et al., 2012). Aus der Landwirtschaft ist bekannt, dass das strategische Management eine Schlüsselrolle einnimmt. Positive Zusammenhänge zwischen Strategieorientierung und Erfolg eines Betriebes wurden bereits mehrfach nachgewiesen (Schaper, 2009). Bisher existieren aus dem Bereich der Pferdehaltung keine empirisch belegten Daten zu den Einflüssen des strategischen Managements auf den Betriebserfolg. Diese Forschungslücke soll anhand des vorliegenden Beitrags geschlossen werden. Es ist daher das Ziel zu überprüfen, ob das strategische Management sich auch für Pferdebetriebe als erfolgsrelevant erweist.

2 Material und Methoden Im Rahmen dieser Studie wurde in Zusammenarbeit mit der Bundesvereinigung der deutschen Berufsreiter (DRFV) und der UKB Betriebsberatung eine deutschlandweite standardisierte Online Umfrage mit Hilfe des EFS Surway Global Park durchgeführt. Der Link zu der Umfrage wurde über verschiedene Verteiler an ca. 5100 Pferdebetriebe versendet. Es wurden zudem alle FN- Betriebe, die ihre Email Adresse auf der Internetseite der FN veröffentlicht haben per Email angeschrieben. Auch im Newsletter der PM Mitglieder der FN wurde er veröffentlicht. Der Link wurde insgesamt 842 mal aufgerufen, 333 Teilnehmer beantworteten den Fragebogen annähernd vollständig. Für Variablen die die strategische Ausrichtung von Pferdebetriebsleitern messen, wurden Auswertungen in Form von Mittelwertvergleiche angefertigt. Weiterhin erfolgte auch die Berechnung von Korrelationen. Ausschlaggebend ist dabei immer die Signifikanz, die auch als „p- Wert“ bezeichnet wird. Mit Hilfe des T - Tests bzw. des F - Tests wird die Signifikanz von Mittelwertvergleichen überprüft (Raab- Steiner & Benesch, 2008). Um den wirtschaftlichen Erfolg von Pferdebetrieben erfassen zu können,

- 92 - wurde ein Index aus 13 Variablen, die sich den Bereichen Rentabilität, Liquidität und Stabilität sowie Zufriedenheit mit der Situation des Pferdebetriebes zuordnen lassen, gebildet. Es kommen sowohl objektiv erfasste Daten, wie z.B. Umsatz, Gewinn oder Auslastung der Betriebe, aber auch auf persönlicher Meinung des Betriebsleiters beruhende Aussagen zum Tragen. Der Reliabilitätskoeffizient Cronbach´s Alpha liegt für diesen Index bei 0,809 und befindet sich damit oberhalb des in der Literatur ausgewiesenen Mindestwertes von 0,5

(BROSIUS , 2011).

3 Ergebnisse Mit Hilfe vier intervallskalierter Items sollten die Pferdebtriebsleiter angeben, welche Wichtigkeit sie die genannten Strategien zusprechen und welche sie auf dem eignen Pferdebetrieb verfolgen 2. Die Statements lassen sich entweder der Differenzierungsstrategie oder der Kostenführerschaftsstrategie zuordnen. Tabelle 1 zeigt die errechneten Mittelwerte.

Tabelle 1: Wichtigkeit der verschiedenen Strategien

Statement µ σ

„Durch ein besonders breites Angebot auf meiner Anlage 0,64 0,93 sind meine Kunden bereit, auch höhere Preise zu akzeptieren.“

„Ich kann besonders günstige Preise für meine Kunden -0,84 0,87 anbieten.“

„Durch besonders hohe Qualität und Service gelingt es mir 0,80 0,79 Kunden zu binden.“

„Meine Kunden übernehmen einige Aufgaben selbst.“ -0,67 1,13 Skalenniveau von -2= trifft überhaupt nicht zu bis +2= trifft voll und ganz zu Quelle: Eigene Berechnungen

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die befragten Personen den beiden Statements, die sich der Differenzierungsstrategie zuordnen lassen eher zustimmen (µ=0,64 und µ=0,80), während die Aussagen, die auf eine Kostenführerschaftsstrategie schließen lassen eher abgelehnt werden (µ=-0,84 und µ=-0,67). Die Mittelwerte der Statements zur Differenzierung sind höchst signifikant höher (p=0,000) als die der Statements aus dem Bereich Kostenführerschaft. Der Pearson Korrelationstest zeigt zudem, dass die Aussage „Durch ein besonders breites Angebot auf meiner Anlage sind meine Kunden bereit, auch höhere Preise zu akzeptieren“ auf mittlerem

2 Skalenniveau von +2= trifft voll und ganz zu bis -2=trifft überhaupt nicht zu.

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Niveau mit dem Statement „Durch besonders hohe Qualität und Service gelingt es mir Kunden zu binden“ positiv korreliert (r=0,389; p=0,000). Negativ korreliert diese Aussage mit „Ich kann besonders günstige Preise für meine Kunden anbieten“ (r=-0,159; p=0,004). Die Statements „Ich kann besonders günstige Preise für meine Kunden anbieten“ und „Meine Kunden übernehmen einige Aufgaben selbst“ korrelieren ebenfalls positiv auf mittlerem Niveau (r=0,315, p=0,000). Die Korrelationen verdeutlichen, dass sich die Betriebe für eine Art der Strategie entscheiden und dann Merkmale, die nicht zu ihrer Strategie passen, eher ablehnen. Die Ergebnisse der Untersuchung zur strategischen Ausrichtung der Pferdebetriebe in Bezug auf den wirtschaftlichen Erfolg von Pferdebetrieben sind in Tabelle 2 abgebildet. Tabelle 2: Korrelation zwischen wirtschaftlichem Erfolg der Pferdebetriebe und Strategie

Korrelierte Strategie r p

„Über Preise und Leistungen von anderen Ställen in meiner 0,118 0,034 Umgebung bin ich informiert.“

„Stärken und Schwächen auf meinem Betrieb sind mir bekannt.“ 0,145 0,009

„Ich habe eine feste Vorstellung davon, wie sich mein Betrieb in 0,322 0,000 5 Jahren weiterentwickelt haben soll.“

„Ich habe schon eine Strategie, wie ich meine Vorstellungen 0,374 0,000 umsetzen möchte.“

„Einige Ideen wurden bereits in die Praxis umgesetzt.“ 0,357 0,000

„Durch ein besonders breites Angebot auf der Anlage, sind meine 0,479 0,000 Kunden bereit, auch höhere Preise zu akzeptieren.“

„Durch besonders hohe Qualität und Service gelingt es mir 0,401 0,000 Kunden zu binden.“ Skalenniveau von -2= trifft überhaupt nicht zu bis +2= trifft voll und ganz zu Quelle: Eigene Berechnungen

Für Pferdebetriebe wirkt es sich vor allem erfolgsfördernd aus, eine langfristige Strategie zu haben und diese auch umzusetzen. Bei der Wahl der Strategie hat die Differenzierung einen erfolgsrelevanten Einfluss. Aber auch die eigenen Stärken und Schwächen sowie die Preise und Leistungen der Ställe in der Umgebung zu kennen, wirkt sich positiv auf den wirtschaftlichen Erfolg aus.

4 Diskussion Für die strategische Ausrichtung der Pferdebetriebe lassen sich verschiedene Einflüsse auf den wirtschaftlichen Erfolg nachweisen. Hier bestätigen sich die Erkenntnisse aus der

- 94 - landwirtschaftlichen Literatur, die ebenfalls Korrelationen zwischen Strategieausrichtung und

Unternehmenserfolg ermittelten (Schaper, 2009). Überraschend ist an dieser Stelle, dass die Pferdebetriebsleiter offensichtlich überwiegend die Strategie der Differenzierung wählen und dies auch eine positive Korrelation zum wirtschaftlichen Erfolg aufweist. Die Differenzierungsstrategie ist für Pferdebetriebe erfolgversprechend, die es dem Betriebsleiter aber abverlangt, ein hohes Dienstleistungsangebot sowie eine qualitativ hochwertige Ausstattung der Reitanlage zur Verfügung zu stellen. Im Gegenzug dazu sind die Kunden dann bereit, höhere Preise zu akzeptieren und es kommt zu einer langfristigen Kundenbindung, was wichtige Wettbewerbsvorteile herbeiführen kann.

5 Zusammenfassung Die vorliegende Studie bestätigt, dass sich die Literatur aus der landwirtschaftlichen Erfolgsfaktorenforschung auf pferdehaltende Betriebe übertragen lässt. Im Bereich des Managements kommt der strategischen Ausrichtung der Pferdebetriebe eine Schlüsselrolle zu. Die Variablen aus dem Bereich Strategie korrelieren auf höchst signifikantem Niveau mit dem wirtschaftlichen Erfolg. Die Bausteine dieser Arbeit geben aufschlussreiche Erkenntnisse zu einem Themengebiet, welches von Seiten der Wissenschaft bisher nur wenig erkundet wurde. Diese Forschungen sollten in Zukunft weiter ausgebaut werden um das Bild, welches durch diese Arbeit von den Pferdebetrieben gezeichnet wurde, weiter zu verfeinern und dann den Pferdebetriebsleitern damit detaillierte Handlungsempfehlungen aussprechen zu können.

6 Literatur Breuer C. und Wicker, P. (2011): Pferdesportvereine und Pferdebetriebe in Deutschland. In: Bundesinstitut für Sportwissenschaften (Hrsg): Zur Situation der Sportarten in Deutschland – Eine Analyse der Sportvereine in Deutschland auf Basis der Sportentwicklungsberichte, Köln. S. 1- 71. Näther, M., Müller, J., Theuvsen, L. (2012): Risikomanagement in Pferdebetrieben- Status quo und Entwicklungsbedarf. In: Österreichische Gesellschaft für Agrarökonomie (Hrsg.): Ökosystemdienstleistungen und Landwirtschaft. Herausforderungen und Konsequenzen für Forschung und Praxis. OEGA Tagungsband 2012. S. 15-16. Schaper, C. (2009): Strategisches Management in der Landwirtschaft: Wettbewerbsfähigkeit, Risikomanagement, Neue Märkte. Dissertation, Göttingen. Raab- Steiner, E. & Benesch, M. (2008): Der Fragebogen- Von der Forschungsidee zur SPSS/ PASW – Auswertung. Brosius, F. (2011): SPSS 19. 1. Aufl., Heidelberg, München, Landshut, Frechen, Hamburg.

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Attraktivitätssteigerung von Reitsportveranstaltungen

N.Gerstner, T.Grönewald, I.Hoffmann, A.Kühnemann, C.Mehlhose, M.Meyer, M. Mödinger, T. Oertker, T.Scholz, K. Ullmann

Emailadresse 1 [email protected] 2 [email protected]

1 Einleitung In den letzten Monaten gab es einige Absagen renommierter Reitsportveranstaltungen für das Jahr 2014. (Donaukurier online 2014) Immer wieder spricht die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) von einem Rückgang der Anzahl von Reitsportveranstaltungen, die Veranstalter von immer geringer werdenden Besucherzahlen und in den herkömmlichen Medien lassen die Zahlen bei den TV- Übertragungen nach. (FN 2012) Offensichtlich verliert der Reitsport an Attraktivität. Doch woran liegt das? Was kann der Reitsport ändern, um diesem entgegen zu wirken? Um den Antworten näher zu kommen soll die Telegenität des Spitzenspringsports mit der des Spitzenbiathlonsports verglichen werden. Der Biathlonsport wird zum Vergleich herangezogen, da es sich dabei um eine in den letzten Jahren sehr populär gewordene Wintersportart mit hohen Einschaltquoten im Fernsehen handelt. (vgl. Presseportal, 2011) Außerdem ist der Biathlon ebenfalls wie der Springsport eine Einzelsportart, sodass sich davon ausgehend ein Vergleich anbietet. Das Ziel der Arbeit ist es, Maßnahmen zu entwickeln, um die Attraktivität von Pferdesportveranstaltungen wieder zu erhöhen. Daraus resultierend soll der Reitsport wieder vermehrt im TV übertragen werden und die Reitsportveranstalter durch diese Attraktivitätssteigerung wieder mehr Besucher generieren können. Das untergeordnete Ziel ist es deshalb, einen Maßnahmen-Katalog zu entwickeln, der Veranstaltern und Medienexperten Anregungen gibt, wie die Fernsehübertragungen von Springsportveranstaltungen attraktiver gemacht werden können.

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2 Material und Methoden Auf diesem Gebiet wurde bisher wenig Forschung betrieben, daher wurden zur Primärerhebung leitfadengestützte Experteninterviews mit neun Experten durchgeführt. Es wurden zwei Reitsportexperten, fünf Medienexperten und zwei Biathlonexperten befragt.

Abbildung 1: Darstellung der Expertengruppen, eigene Darstellung, 2014 Der konsequente Einsatz der Leitfragen erhöht die Vergleichbarkeit und die erhobenen Daten erhalten von Anfang an eine Struktur. Letztlich dienen die Fragen sowohl dem Interviewer, als auch dem Experten als Orientierung, um das Interview in einem angemessen Rahmen stattfinden zu lassen. (Meier 2000, online) Die Interviews wurden teilweise am Telefon und teilweise auf der Reitsportveranstaltung „Horses and Dreams“ in Hagen am Teutoburger Wald persönlich durchgeführt, ein Fragebogen wurde schriftlich beantwortet. Um diese im Nachhinein besser auswerten zu können, wurden sie nach Absprache mit den Interviewpartnern in Schriftform auf dem Papier und mit dem Laptop als Datei aufgezeichnet.

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3 Ergebnisse Es lässt sich feststellen, dass verschiedene Faktoren Einfluss auf die Attraktivität von Reitsportveranstaltungen nehmen. Nach der Auswertung der Interviews wird erkennbar, dass zwei Maßnahmen eine besonders wichtige Rolle spielen. Die wichtigste Maßnahme ist, dass die Formate der einzelnen Prüfungen im Reitsport geändert werden müssen, zum Beispiel sind kurzweilige Prüfungen für den Zuschauer interessanter (Unterlandstättner 2014), Reitsportprüfungen dauern sehr lange (Schulze- Rückkamp 2014). Weniger Turniere, weniger Teilnehmer in den einzelnen Prüfungen, weniger Überschneidungen der Top Turniere wären notwendig um eine nachhaltige Verbesserung zu erreichen. Ein weiterer Punkt stellt die Zusammenarbeit mit den Medien insbesondere den Fernsehanstalten dar. Diese sollte verbessert und intensiviert werden, beispielsweise durch häufigeren Austausch der Veranstalter mit den zuständigen TV-Sendern. (Stuckmann 2014) Es muss versucht werden in Zusammenarbeit mit dem Fernsehen etwas Neues zu kreieren, sodass der Reitsport wieder interessant für die Zuschauer wird . Im Biathlon wurden die Formate dahingehend geändert, dass sich Biathlon zu einer der beliebtesten Wintersportarten entwickelt hat. Im Reitsport sind die Strukturen der Veranstaltungen nicht fernsehtauglich genug.

Abbildung 2: Gewichtung einzelner Kernaussagen, eigene Darstellung, 2014

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4 Diskussion Mit Hilfe der Experteninterviews konnten Maßnahmen herausgearbeitet werden, die den Spitzenspringsport wieder attraktiver machen können. Diese wurden in einem Zehn-Punkte- Plan aufgeführt und mit Handlungsratschlägen versehen. Es fällt auf, dass überwiegend die Verbände angesprochen werden. Hier liegt auch das Hauptproblem. Durch das Festhalten an veralteten Strukturen hat der Reitsport den Anschluss an die Top Sportarten verpasst und bekommt dies seit einigen Jahren vermehrt zu spüren.

5 Zusammenfassung Es müssen sich grundlegende Dinge ändern, um die Attraktivität und die Popularität wieder zu steigern. Es liegt in den Händen der Verbände und Veranstalter der Turniere etwas zu ändern. Ein erster Schritt ist aber sicherlich, die Einsicht der dringend erforderlichen Handlungsnotwendigkeit.

6 Literatur Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN) „Jahresbericht 2012“, Wentker Druck GmbH, Greven, 2013 Meier, F.: Diagnostik individueller Erwartungskonzepte - Börsenpsychologie, Ruhr-Universität Bochum, 2000 Donaukurier online; http://www.donaukurier.de/sport/weiterer/sp-Reiten-Hannover-German- Classics-Absage-Reiten-German-Classics-in-Hannover-abgesagt;art155360,2901896

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Untersuchung der Motive und Barrieren erwachsener Neueinsteiger in den Reitsport Sarah Kühl 1, Prof. Dr. Achim Spiller 1 [email protected] 1 Georg-August-Universität Göttingen, Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung - Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte, Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen

1 Einleitung Der demografische Wandel fordert von der Güter- und Dienstleistungsindustrie ein Umdenken: Die lange im Fokus stehende Zielgruppe der Jugendlichen verliert an Bedeutung, nun sind es die Über-40-jährigen, die den größten Teil der Bevölkerung ausmachen. Gekennzeichnet sind sie neben ihrer Kaufkraft durch hohe Vitalität und Lebensfreude (Verheugen 2004: 5). Von dem Wandel ist auch der Sektor der Sportwirtschaft betroffen. Ein Großteil der deutschen Sportvereine bietet bereits spezielle Kurse für Ältere an, um den sinkenden Anteil an Kindern und Jugendlichen auszugleichen (Schöttler 1991). Auch die deutschen Reitvereine spüren dem Umbruch in der Gesellschaft und sehen sich seit dem Jahr 2004 mit kontinuierlich sinkenden Mitgliederzahlen konfrontiert (Deutsche Reiterliche Vereinigung [FN] 2010). Eine Studie ergab, dass im Jahr 2001 das durchschnittliche Alter der Neuzugänge in deutschen Reitvereinen 11,6 Jahre, im nicht-organisierten Reitsport 12,5 Jahre war (IPSOS 2001). Daraus lässt sich schließen, dass vor allem Kinder und Jugendliche mit dem Reitsport beginnen. Die an Bedeutung gewinnende Zielgruppe der Älteren scheint bisher kaum Zugang zum Reitsport zu finden. Dabei gibt es gerade im Leben eines erwachsenen Menschen Momente der Neuorientierung (Freter 2008: 102). Es stellt sich daher die Frage, wie Erwachsene vermehrt für den Reitsport gewonnen werden können. Ziel dieser Arbeit ist es die reitsportbezogenen Motive und Barrieren erwachsener Neueinsteiger zu ermitteln und darauf aufbauend Handlungsempfehlungen für Reitschulen geben zu können.

2 Material und Methoden Auf Grund der geringen Forschungsgrundlage in diesem Bereich wurde eine explorative Methode gewählt ( Mayer 2008: 36). Um erste tiefergehende Einblicke in ein (bisher unerforschtes) Thema zu erhalten eignen sich (insbesondere) qualitative Interviews ( Flick et al. 2012). Für diese Studie wurden insgesamt 56 Personen, die im Alter zwischen 30 und 60 Jahren

- 100 - mit dem Reiten begonnen und zuvor noch nie Reitunterricht erhalten haben, an Hand eines Interviewleitfadens zu ihren Erfahrungen befragt. 38 Befragte entsprachen den zuvor festgelegten Kriterien und wurden in die Auswertung einbezogen. Die Interviews wurden mit Hilfe eines Diktiergerätes aufgenommen, anschließend wurden die wichtigsten Passagen transkribiert. Bei der Auswertung der Interviews wurde sich an dem Verfahren der qualitativen Inhaltsanalyse von Mayring (2008) orientiert.

3 Ergebnisse Das Durchschnittsalter bei Reitbeginn lag bei 43,9 Jahren. Die durchschnittliche Reiterfahrung zum Zeitpunkt der Befragung betrug 4,59 Jahre, wobei es eine hohe Spannbreite zwischen 6 Monaten und 12 Jahren gab. Die älteste Reiterin war zum Zeitpunkt der Befragung 72 Jahre alt und hat im Alter von 60 Jahren mit dem Reitsport begonnen. Die Analyse der Motive und Barrieren hat ergeben, dass zwischen den Zeitpunkten vor und nach dem Reitbeginn unterschieden werden sollte. Im Hinblick auf diese Unterteilung haben sich folgende zentrale Ergebnisse ergeben: Ergebnis 1 : Erwachsene Neueinsteiger entdecken zufällig ihr Interesse am Reitsport (n=27). Der Kontakt zum Pferd kam dabei vor allem durch das eigene Kind (n=12) oder Freunde und Verwandte (n=15) zustande. Der jeweilige Auslöser war entscheidend, um mit dem Reiten anzufangen – auch bei denen, die sich damit einen Kindheitstraum erfüllt haben (n=11). Ergebnis 2 : Die größten Barrieren für einen erwachsenen Neueinsteiger sind Vorurteile und Überwindungsängste, aber auch das geringe Angebot für erwachsene Reitanfänger. Häufig existieren Kindheitserinnerungen an einen elitären Reitsport, so erinnert sich eine Befragte (IP24f, 51 Jahre, 1:10min) , dass sie die „Reitermädchen“ immer „absolut unsympathisch“ fand. Ein weiteres Hemmnis ist, dass der Reitsport häufig durch Kinder geprägt ist. Ergebnis 3 : Entspannung vom Alltag (n=32), Spaß (n=21) und die Beziehung zum Pferd (n=20) sind die stärksten Motive für den Reitsport. Bei der Frage nach dem schönsten Moment wurden überwiegend Ausritte, aber auch kleine Erfolgserlebnisse genannt. Ergebnis 4 : Der erwachsene Neueinsteiger ist kritisch und anspruchsvoll: Er sucht qualifizierten und pferdegerechten Unterricht. Wenn der Umgang mit Pferd oder Mensch nicht respektvoll ist, kann dies ein Grund sein, den Stall zu wechseln (n=9). Ergebnis 5 : Erwachsene Neueinsteiger sind sich der Gefahren bewusst: Vertrauen zum Reitlehrer und Sicherheit sind ihnen wichtig. Angst, zum Beispiel nach einem Sturz, kann dazu führen, dass mit dem Reiten aufgehört wird (n=6).

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Ergebnis 6 : Der erwachsene Neueinsteiger sieht selten Vorteile in einer Vereinsmitgliedschaft und ist dann nicht bereit, einem Verein beizutreten. Nur drei der befragten erwachsenen Neueinsteiger waren Mitglied in einem Reitverein.

4 Diskussion Egal ob der Wunsch schon lange bestand oder noch nie darüber nachgedacht wurde, viele der Befragten hätten von alleine nicht mit dem Reiten angefangen, sie brauchten einen Anreiz von außen. Dass bestimmte Motivatoren nötig sind um eine Handlung auszulösen, ist aus der Motivationstheorie bekannt (Heckhausen & Heckhausen 2006: 6; Schmalt & Langens 2009: 18, 23). Dies ist vor allem dann der Fall, wenn es innere Hemmnisse gibt, wie z.B. die Tatsache, dass viele erwachsene Neueinsteiger seit Ihrer Kindheit Vorurteile gegenüber dem Pferdesport haben. Dass negative Kindheitserfahrungen durchaus Barrieren zur Durchführung einer

Sportart sein können, hat sich in einer Studie von Allender et al. (2006) bestätigt. Hinzu kommen Versagensängste, ebenso wie die Angst vor Verletzungen und Stürzen. Diese Angst kann unter Umständen auch motivationshemmend wirken (Gabler 2004; Hasselhorn et al.

2009; Rudolph 2003). Die Befragung hat gezeigt, dass diese Ängste durch gute Erklärungen und Einfühlungsvermögen in Reiter und Pferd vermieden werden können. Grundsätzlich ist bekannt, dass negative Emotionen abgebaut werden sollten, um eine langfristige Bindung an den Sport zu erhalten (Bös & Brehm 1999). Es wurde in der Studie bestätigt, was aus der Erwachsenenbildung bekannt ist: Das Verstehen der Hintergründe ist wichtig für den Lernprozess (Lehr 1972). Auch wenn es den Erwachsenen bei ihren meisten Freizeitbeschäftigungen vor allem darum geht, Spaß zu haben und vom Alltag abzuschalten (Ashford et al. 1993), sind kleine Erfolgserlebnisse im Unterricht wichtig. Noch bedeutender aber ist die Beziehung zum Pferd, welche von der Mehrheit der Befragten als Hauptmotiv für das Weiterführen des Sports angegeben wurde und sich mit Ergebnissen aus anderen Studien deckt (Gille et al. 2011; IPSOS, 2011). Um diese Zielgruppe für einen Betrieb gewinnen und an ihn binden zu können, wäre daher die Möglichkeit zur Übernahme der Verantwortung für ein spezielles Pferd eine denkbare Maßnahme.

5 Zusammenfassung Insgesamt handelt es sich bei der Zielgruppe der erwachsenen Neueinsteiger um eine anspruchsvolle Kundengruppe, die das, was sie tut, hinterfragt und sich dafür Wissen aus Fachbüchern, auf Seminaren oder auch im Internet aneignet. Diese Zielgruppe präferiert einen

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Stall, in dem eine angenehme Atmosphäre für Reiter und Pferd herrscht und sie entspannen kann. Leistungsdruck und Stress werden abgelehnt. Auch zeigten die Befragten kein großes Interesse am Turniersport, was ein Grund dafür sein kann, dass kaum Interesse an einer Vereinsmitgliedschaft besteht. Weiterbildungsangebote, „Spaß-Turniere“ sowie eine gute Betreuung können ein Weg sein, die erwachsenen Neueinsteiger für Reitvereine zu gewinnen.

6 Literatur Allender, S., Cowburn, G., Foster, C. (2006): Understanding participation in sport and physical activity among children and adults: a review of qualitative studies. Health Education Research 21, 826 – 835. Ashford, B., Biddle, S., Goudas, M. (1993): Participation in Community sports centres: Motives and predictors of enjoyment. Journal of Sport Scienes 11(3), 249 – 256. Bös, K., Brehm, W. (1999). Gesundheitssport – Abgrenzung und Ziele. Dvs informationen 14(2), 9 - 18. Deutsche Reiterliche Vereinigung. (2010): Jahresbericht 2010. Warendorf: FN Verlag. Flick, U., Kardorff, E. v., Steinke, I. (2012): Was ist qualitative Forschung? Einleitung und Überblick. In I. Steunke (Ed.), Qualitative Forschung. Ein Handbuch (9. Aufl., 13 – 29). Reinbek bei Hamburg: Rowohlts Enzyklopädie. Freter, H. (2008): Markt- und Kundensegmentierung: Kundenorientierte Markterfassung und – bearbeitung. Stuttgart: Edition Marketing. Gabler, H. (2004): Motivationale Aspekte sportlicher Handlungen. In Gabler et al. (Hrsg.), Einführung in die Sportpsychologie. Teil 1: Grundthemen (197 – 245). Schorndorf: Hofmann Verlag. Gille, C., Hoischen-Taubner, S. & Spiller, A. (2011): Neue Reitsportmotive jenseits des klassischen Turniersports. The German Journal of Sports and Science 41, 34 – 43. Hasselhorn, M., Titz, C., Behrendt, J. (2009): Kognitive und motivationale Veränderungen im Alter. In Staudinger, U. M. & Heidemeier, H. (Hrsg.) Altern, Bildung und lebenslanges Lernen (pp. 105 – 118). Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft. Heckhausen, J., Heckhausen, H. (2006): Motivation und Handeln: Einführung und Überblick. In Heckhausen, J. & Heckhausen H. (Hrsg.), Motivation und Handeln (3. Aufl., 1 – 9). Heidelberg: Springer. IPSOS. (2001): Faszination Zukunft. Neue Perspektiven im Pferdesport. Die FN Marktanalyse „Pferdesportliner Deutschland 2001“ kompakt und kommentiert. Warendorf: FN Verlag. Lehr, U. (1972): Psychologie des Alterns .Heidelberg: Quelle & Meyer. Mayring, P. (2008): Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim Basel: Beltz. Mayer, H. O. (2008). Interview und schriftliche Befragung (4. Aufl.). München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH. Rudolph, U. (2003). Motivationspsychologie. Beltz Verlag: Weinheim, Basel, Berlin. Schmalt, H.-D., Langens, T. A. (2009): Motivation (4. Aufl.). Stuttgart: Kohlhammer. Schöttler, B. (1991): Sportanbieter für Ältere: Bestandsaufnahme und Perspektiven. In Tokarski, W. & Allmer, H. (Hrsg.) Sport und Altern – Eine Herausforderung für die Sportwissenschaft (22-35). Sankt Augustin: Academia Verlag. Verheugen, E. (2004): Generation 40+ Marketing: So erreichen Sie die kaufkräftigste Zielgruppe. Göttingen: Business Village.

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Verwertungsmöglichkeiten von Pferdemist – eine ökonomische Bewertung Jonas Wittenbrink 1 und Margit Paustian 1 [email protected] 1 Georg-August-Universität Göttingen, Lehrstuhl für BWL des Agribusiness

1 Einleitung Aktuell werden in Deutschland etwa eine Millionen Pferde gehalten (FN, 2012: 118). Jedes von ihnen produziert täglich 25 bis 30 kg Frischmist. Daraus ergibt sich eine jährliche Mistmenge zwischen 9 und 11 t pro Pferd. Für Pferdebetriebe ohne eigene Ackerflächen wird die Entsorgung des Mistes zu einem großen und kostspieligen Problem. Im Zuge dieser Masterarbeit sollen verschiedene Verwertungsmöglichkeiten von Pferdemist diskutiert, bewertet und Lösungsansätze für dieses Problem aufgezeigt werden. Pferdemist ist ein wertvoller Wirtschaftsdünger, der auf Ackerflächen als Nährstoff- und Humuslieferant dienen oder energetisch in Biogas- und Verbrennungsanlagen verwertet werden kann und nicht unbedingt Abfall. Insbesondere vor dem Hintergrund steigender Energiepreise wird die Gewinnung von Strom und Wärme aus Pferdemist als nicht fossiler Energieträger noch interessanter. Pferdemist fällt als Nebenprodukt der Pferdehaltung an und muss nicht speziell zur Energiegewinnung angebaut werden. Oft müssen Pferdebetriebe für die Entsorgung bezahlen. Was dieser Rohstoff wert ist und ob sich der Einsatz von Pferdemist in der Verwertung auf dem Acker und in der Energieerzeugung lohnt, wurde in dieser Arbeit untersucht und liefert Ansätze in der Bewertung dieses Rohstoffes. 2 Material und Methoden Zur Evaluation des Status Quo und Erhebung wichtiger Kennzahlen wurde als qualitative Forschungsmethode eine Expertenbefragung durchgeführt. Die ermittelten Kennzahlen dienen als Grundlage der durchgeführten Szenario-Analyse der Verwertungsmöglichkeiten: Nutzung als Wirtschaftsdünger auf dem Acker, Verwertung in einer Biogasanlage und Verbrennung. Als Experten wurden Betriebsleiter von pferdehaltenden Betrieben bezüglich ihres Mistverwertungssystems, Betreiber von Biogasanlagen mit Erfahrung im Einsatz von Pferdemist und Entwickler neuartiger Systeme zur Pferdemistverbrennung interviewt. Durch die qualitative Erhebung wurden Zahlen und Fakten zu verschiedenen Verwertungsmöglichkeiten von Pferdemist gesammelt. In der Szenario-Analyse wurden die Daten der verschiedenen Verwertungssysteme verglichen und analysiert. Dabei wurde herausgearbeitet, welche der Verwertungsmöglichkeiten die wirtschaftlich effizienteste ist. Zusätzlich zeigt die Szenario-Analyse mögliche Zukunftsentwicklungen auf, sodass Risiken und Potentiale herausgestellt werden.

3 Ergebnisse Insgesamt wurden neun Betriebsleiter befragt. Drei von ihnen besitzen einen Pferdebetrieb, der eigene Ackerflächen hat. Dort dient der Pferdemist als Dünger- und Humuslieferant. Vier Biogasanlagenbetreiber, die Pferdemist als Gärsubstrat einsetzen, wurden befragt. Außerdem wurden zwei Betriebsleiter interviewt, die Pferdemist als Brennstoff nutzen. Wird Pferdemist

- 104 - auf Ackerflächen ausgebracht, hat er einen Düngewert von 12,22 €/t. Vergleicht man die dabei applizierten Nährstoffmengen mit einer Mineraldüngung, so müssten 36,62 kg Mineraldünger gestreut werden, um dem Boden vergleichbare Nährstoffmengen zu zuführen. Tabelle 1 veranschaulicht diesen Vergleich.

Tabelle 1: Mineraldüngeräquivalent zu einer Tonne Pferdemist Dünger Menge Düngewert N P K 1,2 kg Pferdemist 1000 kg 12,22 € 3,0 kg 11,0 kg (Verfügbar) 2,6 kg 27,5 kg 40er Mineraldünger 36,62 kg 12,22 € 6,52 kg DAP Harnstoff Kali Quelle: Eigene Darstellung Lediglich 3,6 % einer Tonne Pferdemist müssten in mineralischer Form ausgebracht werden, um dem Boden vergleichbare Nährstoffmengen zuzuführen. Dabei ist jedoch nicht berücksichtigt, dass die Ackerflächen durch die Düngung mit Pferdemist mit Humus angereichert werden. Der Düngewert ist gleich, weil die Taxation des Düngewertes einer Tonne Pferdemist anhand der Marktpreise für vergleichbare Mineraldüngermengen durchgeführt wurde. Der durchschnittliche Düngewert der befragten Betriebe liegt bei 13,15 €/t. Bei durchschnittlichen Ausbringungskosten von 10,33 €/t ergibt sich ein positiver Deckungsbeitrag von 2,82 €/t Pferdemist. Wird über mehrere Jahre das Getreidestroh abgefahren, wirkt dies humuszehrend. Bei Rückführung des Pferdemistes auf die Ackerflächen, gleicht sich die Humusbilanz aus. Wird der Pferdemist aber nicht zurückgeführt, sollte regelmäßig eine Gründüngung durchgeführt werden, um die standortspezifischen Ertragsoptima zu erreichen und den Boden zu schützen. Eine Gründüngung verursacht Kosten von 256 €/ha. Diese kann nicht jedes Jahr durchgeführt werden, weil dann wichtige Kulturen wie Winterweizen nicht angebaut werden könnten. Gemessen an der jährlichen Mistmenge und der zur Verfügung stehenden Ackerfläche werden auf den befragten Betrieben jährlich durchschnittlich 6,2 t/ha Pferdemist ausgebracht. Setzt man diesen Wert mit einer im vierjährigen Rhythmus durchgeführten Gründüngung gleich, so werden 24,8 t/ha Pferdemist mit einer einmaligen Gründüngung verglichen. Es ergibt sich ein Wert von 10,32 €/t Pferdemist für die Aufwertung der Humusbilanz. Die Ausbringungskosten sind bereits enthalten, sodass sich ein positiver Deckungsbeitrag von 13,14 €/t Pferdemist errechnen lässt. Die befragten Biogasanlagenbetreiber verwerten Pferdemist in Nassfermentern. Silomais wird in allen Biogasanlagen deutlich intensiver als Pferdemist eingesetzt. Dies hängt mit seinen ungünstigen stofflichen Eigenschaften zusammen. Der hohe Strohanteil und die langen Halme bereiten Probleme, sodass auf den befragten Betrieben der Pferdemist zerkleinert wird. Hierfür fallen durchschnittlich Kosten von 5,13 €/t an. Bei allen Gesprächen mit Biogasanlagenbetreibern wurden die stark schwankenden Gaserträge des Pferdemistes deutlich gemacht. Zwischen 35 und 200 m3 Biogas sind aus einer Tonne Pferdemist zu erzielen. Durchschnittlich liegt der geschätzte Gasertrag auf den befragten Betrieben bei 56,25 m3/t. 70 % des Biogases ist Methan, sodass sich ein Methanertrag von 39,38 m3/t errechnet. Pro Kubikmeter Methan können etwa 9,97 kWh Strom produziert werden. Daraus ergibt sich, dass aus einer Tonne Pferdemist 392,62 kWh Strom gewonnen werden können. Die durchschnittliche Vergütung liegt bei den befragten Betrieben bei 0,1975 €/kWh, sodass sich ein Ertrag von 77,54 €/t errechnen lässt. Die durchschnittlichen Zerkleinerungskosten von 5,13 €/t müssen abgezogen werden. So ergibt sich

- 105 - ein positiver Deckungsbeitrag von 72,41 €/t für die Verwertung in Biogasanlagen. Hinzu kommt, dass der Gärrest als Wirtschaftsdünger dienen kann. Stickstoff, Phosphor und Kali werden nicht entzogen, sodass der Düngewert des Mistes im Gärrest enthalten bleibt. Es wird davon ausgegangen, dass 2 m3 Gärrest ausgebracht werden müssen, um die gleichen Düngemengen auszubringen, wie eine Tonne ursprünglicher Pferdemist enthält. Dabei entstehen Ausbringungskosten von 3 €/m 3. Laut landwirtschaftlicher Nährstoffbörse hat Pferdemist einen Düngewert von 12,22 €/t. Dem gegenüber stehen die Ausbringungskosten von 6 € für 2 m3 Gärrest, sodass sich der Deckungsbeitrag um 6,22 € auf insgesamt 78,63 €/t erhöht. Die Tabelle zeigt die Deckungsbeitragsrechnung für Pferdemist als Biogassubstrat. Tabelle 2: Deckungsbeitragsrechnung Pferdemist als Biogassubstrat + Ertrag 77,54 €/t + Düngewert Gärrest 12,22 €/t − Zerkleinerungskosten 5,13 €/t − Ausbringungskosten Gärrest 6,00 €/t + Deckungsbeitrag 78,63 €/t Quelle: Eigene Darstellung

Zwei Betriebe verwerten Pferdemist in Verbrennungsanlagen. Der Mist wird frisch verwertet. Als zusätzliche Brennstoffe können Holzhackschnitzel oder Getreidestroh eingesetzt werden. Bei beiden Verbrennungssystemen wird der Pferdemist in einem systemintegrierten Schritt zerkleinert. 5,13 €/t kostet durchschnittlich das Vorbereiten des Pferdemistes für die Verbrennung. Die Anlage des ersten Betriebes liefert 500 kW thermische Leistung an 2.000 Stunden im Jahr. Die Vergütung liegt bei 0,08 €/kWh, sodass sich ein jährlicher Ertrag von 80.000 € ergibt. Bei einer Verfeuerung von 200 kg Pferdemist pro Stunde lässt sich ein Ertrag von 200 €/t erzielen. Die übrigbleibende Asche hat einen Düngewert und kann somit wertvoll für Ackerflächen sein. Es ist jedoch nicht bekannt, wie viel Gramm Asche bei der Verbrennung einer Tonne Pferdemist entstehen. Aufgrund der wenigen Informationen bleibt die Asche hier unberücksichtigt. Die Verbrennungsanlage des zweiten Betriebes hat eine Leistung von 400 kW und liefert jährlich 1.000.000 kWh. Dafür ist der Mist von 70 Pferden erforderlich. Dies sind etwa 700 t Pferdemist. Bei einer Vergütung von 0,08 €/kWh lässt sich ein Ertrag von 114,29 €/t Pferdemist errechnen. Die Differenz der Erträge der beiden Betriebe ist mit 85,71 €/t relativ hoch. Dies könnte durch Beschaffenheitsunterschiede des Brennstoffs oder durch verschiedene Verbrennungstemperaturen begründet sein. Der Deckungsbeitrag wird mit dem Durchschnittswert ermittelt. Als variable Kosten entstehen lediglich Zerkleinerungskosten, sodass sich insgesamt ein positiver Deckungsbeitrag von 152,02 €/t Pferdemist ergibt.

4 Diskussion Die Verwertungssysteme setzten unterschiedliche Rahmenbedingungen voraus, um sie anwenden zu können. Soll der Pferdemist als Düngerlieferant dienen, muss Ackerfläche vorhanden sein. Entsprechenden Ausbringtechnik und Lagerungsmöglichkeiten sind ebenfalls von Nöten. Die Ausbringungskosten steigen mit zunehmender Hof-Feld-Entfernung. Dies muss berücksichtigt werden, wenn positive Deckungsbeiträge erwirtschaftet werden sollen. Soll Pferdemist in einer Biogasanlage verwertet werden, muss eine Anlage vorhanden sein. Die

- 106 - durch die Verwertung von Pferdemist zu erzielenden Deckungsbeiträge rechtfertigen den Neubau einer Anlage nicht. Pferdemist ist vielmehr ein Zusatzsubstrat, das die Feststoffration auflockern kann. Bei der auf den befragten Betrieben angewendeten Nassfermentation, müssen Gülle und Silomais vorhanden sein. Auch ein Zerkleinerungssystem für den Pferdemist sollte installiert werden. Aufgrund steigender Silomaispreise und der besseren Vergütung ist Pferdemist ein sehr interessantes Biogassubstrat. Humus- und Düngewerte gehen nicht verloren, sondern werden über den Gärrest auf Ackerflächen zurückgeführt. Dahingegen ist die Verbrennung ein endgültiger Schritt. Es bleibt zwar Asche übrig, aber es ist nicht anzunehmen, dass diese die Nährstoffe des ursprünglichen Pferdemists enthält. Daher ist die Einholung der entsprechenden Genehmigungen für den Bau einer solchen Pferdemistverbrennungsanlage schwierig. Es besteht Forschungsbedarf in diesem Bereich. Die Freisetzung von Stickstoffverbindungen in die Umwelt soll bei der Gülleausbringung minimiert werden. Schleppschlauch- und Injektortechnik wird empfohlen. Der Verlust von Stickstoff bei der Pferdemistverbrennung kann daher nicht akzeptiert werden.

5 Zusammenfassung Im Zuge dieser Masterarbeit werden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, Pferdemist zu verwerten. Als qualitative Forschungsmethode werden Experteninterviews durchgeführt. Die dabei gewonnenen Zahlen und Daten dienen als Grundlage für eine Deckungsbeitragsrechnung. Dadurch können die verschiedenen Verwertungssysteme konkret verglichen werden. Im anschließenden Schritt wird eine Szenario-Analyse durchgeführt. Dabei werden die Rahmenbedingungen sowie mögliche Zukunftsentwicklungen mit einbezogen, sodass die Deckungsbeiträge in einen Gesamtzusammenhang gestellt werden können und Risiken verdeutlicht werden. Durch die Verbrennung von Pferdemist lässt sich der höchste Deckungsbeitrag erzielen. Im Vergleich zu den beiden anderen Verwertungsmöglichkeiten ist dies ein endgültiger Schritt und die Rechtsbedingungen sind uneinheitlich und kompliziert. Bei der Verwertung des Pferdemistes auf Ackerflächen sowie bei der Verwertung in Biogasanlagen wird ein Kreislauf der Nährstoffe hergestellt. Dabei wird durch die energetische Verwertung in der Biogasanlage ein Zwischenschritt eingegangen, der zu einem deutlich höheren Deckungsbeitrag führt als die Verwertung des ursprünglichen Pferdemistes auf dem Acker. Somit ist generell die Verwertung von Pferdemist in einer Biogasanlage als die optimale Option anzusehen, wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen dafür geschaffen wurden.

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Reisen mit Pferd und Wagen – Möglichkeiten und Potenziale im Biosphärengebiet Schwäbische Alb Isabell Hofmann [email protected] Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen

1 Einleitung Einst waren Pferde über das ganze Land verteilt, als Arbeitstiere, Militärpferde oder auch als Haupttransportmittel. Nach und nach wurden sie aus allen Bereichen verdrängt und durch Maschinen bzw. Kraftfahrzeuge ersetzt. Die Art zu Reisen wandelte sich vom ebenerdigen Reisen mit Dampflockmaschinen und Autos, der Erschließung des Wassers für Reisende durch Kreuzfahrtschiffe bis hin zur „Eroberung“ des Luftraumes durch Passagierflugzeuge. Pferde spielen hierbei keine Rolle mehr, obwohl das Reisen mit Pferd und Wagen viele Möglichkeiten zur Erholung bietet und man dadurch Landschaft und Natur sehr viel näher kommen kann.

2 Material und Methoden Anhand einer qualitativen Primärerhebung in Form von leitfragengestützten Experteninterviews, mit 3-5 befragen Experten, sollen Möglichkeiten und Potenziale des Biosphärengebiets Schwäbische Alb, für das Reisen mit der Kutsche, herausgearbeitet werden. Mögliche zu befragende Experten wären Kutschfahrt-Reiseanbieter, Verantwortliche des Biosphärengebiets, Marketingexperten, allgemeine Reiseanbieter, Tourismuseinrichtungen.

Zusätzlich zu den Experteninterviews wird eine nicht-repräsentative quantitative Umfrage durchgeführt, die verschiedene Personengruppen zum Thema befragen wird. Die Umfrage dient zur Ermittlung eines Meinungsbildes möglicher Kunden des Angebots. Es sollen Kutschfahrer, Reiter, pferde-unabhängige Personen und Wanderer/Radfahrer (Trekking) befragt werden.

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3 Ergebnisse Die zu erwartende Ergebnisse sind die Meinungen der Experten, ob die Möglichkeit besteht ein Reiseangebot dieser Art allgemein und speziell im Biosphärengebiet Schwäbische Alb zu etablieren. Die quantitative Umfrage soll unterstützende Ergebnisse liefern und einen Meinungstrend der möglichen Kunden abbilden.

4 Diskussion Die verschiedenen Aussagen der Experten werden miteinander verglichen und bei unterschiedlichen Aussagen zu den einzelnen Frageschwerpunkten gegenübergestellt, um daraus mögliche Konsequenzen für oder gegen ein Reiseangebot dieser Form herauszuarbeiten.

Zudem werden verschiedene Option aufgezeigt, wie das Reisen mit Pferd und Wagen attraktiv gestalten werden kann und welche Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Sportarten/Angeboten im Biosphärengebiet möglich wären.

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1. Nürtinger Markstudie Pferd und Reiter Deutschland 2012 Adams I., Arnold A., Bünten P., Ziegler S., Krüger K., Winter D. [email protected], [email protected], [email protected] ,[email protected], [email protected], [email protected]

1 Einleitung Der Pferdesportmarkt in Deutschland zeigt sich sehr facettenreich. Neben der sportlichen Ausrichtung ist auch die Wirtschaft um das Pferd sehr vielfältig. Für die Marktteilnehmer ist es notwendig ein möglichst aussagekräftiges Bild der Marktstrukturen zu bekommen. Erste Analysen wurden in der von der FN in Auftrag gegebenen Ipsos-Marktstudie 2001 dargestellt.

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es einen Einblick in die Strukturen der deutschen Pferdewirtschaft zu bekommen, um daraus mögliche Rückschlüsse auf die Branchenstruktur sowie aktuelle Wünsche und Bedürfnisse der Pferdesportler zu ziehen. Dies ist von besonderem Interesse für Unternehmen, Pferdebetriebe und Händler der Pferdebranche.

2 Material und Methoden Anhand von online Erhebungen und Telefoninterviews wurden in einem Zeitraum von 4 Monaten im Jahr 2012 ca. 6.500 Probanden aus den Bereichen Pferdesportler, Stallbetreiber, Händler und Industrieunternehmer befragt. Insgesamt konnten ca. 1 Millionen Antworten aufgenommen werden. Die Analyse der jeweiligen Antworten der Probandengruppen decken zum Teil die unterschiedlichen Sichtweisen über den Pferdesportmarkt auf.

3 Ergebnisse Die an der Umfrage beteiligten Pferdebetriebe sind meist Privatanlagen, werden nebenerwerblich bewirtschaftet und sind überwiegend älter als 15 Jahre. 53 % der Betriebe haben eine Gesamtfläche von weniger als zehn Hektar und im Durchschnitt stehen auf einem Betrieb 18 Großpferde und 9 Ponys. 52,4 % der Betriebe die Pensionspferde betreuen bieten individuelle Serviceleistungen an. 67 % der Handelsunternehmen beschäftigten weniger als 4 Mitarbeiter. 92 % der Betriebe haben 1 bis 3 Filialen. In der Industrie haben 60 % der Firmen weniger als 11 Mitarbeiter. 85 % der Industrieunternehmen haben 1 bis 3 Niederlassungen. 63 % der an der Umfrage beteiligten Industrieunternehmen zählen zur „Zubehörindustrie für Reiter und Pferd“. Die Umsatztendenz schätzen Handel und Industrie überwiegend positiv ein und

- 110 - sehen für ihre Sparte Wachstum. 56 % der Industrieunternehmen haben in den letzten Jahren expandiert. Wie schon in anderen Untersuchungen festgestellt ist der Pferdesportmarkt feminin geprägt (94 %). 32 % der Pferdesportler sind verheiratet und 31 % haben Kinder. Bei 70 % der „Pferdesportfamilien“ reitet mindestens 1 Kind. Im Durchschnitt verdient ein Pferdesportler in dieser Untersuchung 1.838,66 € netto pro Monat. 69 % der Pferdesportler geben an Englisch zu reiten. Die befragten Pferdebetriebe, der Handel und die Industrie schätzen den Sport aus ihrer Sichtweise vielschichtiger ein. 79 % der Pferdesportler nutzen soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter. Die Anbieterseite setzt diese Kommunikationswege im geringeren Maße ein.

4 Diskussion Wie aus den Ergebnissen hervorgeht, handelt es sich bei den Pferdebetrieben vorrangig um kleinere Strukturen. Serviceleistungen sind in manchen Betrieben vorhanden, während in vielen Fällen noch Ausbaubedarf besteht. Um sich von anderen Betrieben zu differenzieren sollten mehr Zusatzangebote genutzt werden. Die Handelsunternehmen und die Industrie, die in der Analyse ausgewertet werden konnten, weisen kleine Strukturen auf, bezogen auf Mitarbeiter und Niederlassungen. Mit den Ergebnissen, dass Industrie und Handel steigende Umsatzzahlen verbuchen kann, ist der Markt rund ums Pferd ein zukunftsträchtiger junger Sektor mit gewachsener Pferdetradition in Deutschland. Industrie und Handel sollten aber noch mehr auf den großen Frauenüberhang reagieren, denn diese verlangen eine andere Kundenansprache als Männer. Das überdurchschnittliche Einkommen der Pferdesportler spricht dafür, dass der Pferdesport ein teures Hobby ist und sich vielleicht von den Geringverdienern nicht geleistet werden kann.

5 Zusammenfassung Anhand der „1. Nürtinger Marktstudie Reiter und Pferd“ ist festzustellen, dass die Marktbetrachtung aus verschiedenen Blickwinkeln interessante Aspekte des Pferdesektors beinhaltet, aus denen Handlungsaktivitäten für die Marktteilnehmer abgeleitet werden können. Eine wiederholte Durchführung in der Zukunft wäre sinnvoll, um auch Entwicklungstendenzen aufzeigen zu können.

6 Literatur

Vgl. Bradatsch, B. (Hrsg): München, 2012, URL:http://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/frauen-kaufen- anders/150/3100/177936/2 (abgerufen am 05.01.2013)

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Wirtschaftsfaktor Pferd in der EUREGIO Claudia Nordhoff 1,2 , Katja Wagner 1, Heike Spenkeling 3, Henk Kroon 4; Nancy Grootveld 4,

Hakob Issa 4, Heiner Westendarp 2, Florian Sitzenstock 2 [email protected]

1 Horse Competence Center Germany 2 Hochschule Osnabrück

3 Hippisch Platform Twente 4 Universität Twente

1 Einleitung Die EUREGIO ist ein deutsch-niederländischer Kommunalverband der Regionen Münsterland, Osnabrücker Land, Grafschaft Bentheim sowie Twente und Achterhoek mit knapp 13.000 km 2 und 3,4 Millionen Einwohnern. Die Region zählt zu den führenden Regionen in der Zucht und Ausbildung von Pferden in Europa. Zahlreiche Einrichtungen mit nationaler und internationaler Bedeutung haben ihren Sitz im EUREGIO-Gebiet. Das grenzübergreifende Projekt „Wirtschaftsfaktor Pferd in der EUREGIO“ war im Interreg IVa-Programm der Europäischen Union angesiedelt und wurde von deutschen und niederländischen Partnern erarbeitet. Im ersten Projektabschnitt wurde der Pferdesektor in der Region beschrieben und seine Wirtschaftskraft ermittelt. Insbesondere wurden die Bereiche Innovationen, Arbeitsmarkt und Vernetzung dabei beleuchtet. Ein Aufzeigen von Innovationspotentialen und –trägern sowie das Einschätzen von Beschäftigungseffekten und Potentialen einer grenzüberschreitenden Vernetzung waren zentrale Themen des zweiten Projektabschnittes. Das Wirtschaftscluster Pferdewirtschaft der EUREGIO zeigt Entwicklungsperspektiven in den Feldern Arbeitsmarkt, Infrastrukturen von Tourismus und Sport sowie Innovationen. Der Rennsport wurde bei der Analyse nicht einbezogen.

2 Material und Methoden Ausgangspunkt des Projektes war die Auswertung bereits vorliegender Analysen und Studien zum Wirtschaftsfaktor Pferd. Insgesamt wurden dabei 16 Studien berücksichtigt. Als Beispiele sind hier die Studien von LILIJENSTOLPE (2009) (“Analyse der Pferdewirtschaft in Europa – Horses in Europe”) und von der ETI (2010) (“Pferdekompetenzzentrum Osnabrücker Land”) zu nennen. Auf niederländischer Seite bildete vor allem die Studie von SCHIPPER (2010) „Hippisch Twente op Olympisch Niveau“ den Ausgangspunkt für weitere Recherchen. Ergänzend zu diesen Auswertungen wurden aktuelle Recherchen nach pferdebezogenen Statistiken, Jahresberichten oder Erhebungen (z.B. Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V., den niederländischen Reitsportverband KNHS, verschiedene deutsche und niederländische

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Stammbücher und der Tierseuchenkassen) durchgeführt. Die Berechnung zum Pferdebestand wurde auf der deutschen Seite an die Methode von IPSOS (2001) angelehnt. Eine intensive Internetrecherche und Umfragen unter Pferdesportlern, Stallbetreibern, Reit- und Tourismusbetrieben sowie Unternehmen aus Industrie und Wirtschaft ermöglichten eine umfassende Beschreibung des Wirtschaftsclusters Pferd. Die Umfrage bei Pferdebetrieben und Unternehmen der Pferdebranche wurde im deutschen Teilgebiet mit Onlineumfragen durchgeführt. Pferdesportler und Besucher von zwei Reitsportveranstaltungen (K+K Cup in der Halle Münsterland, Horses&Dreams in Hagen a.T.W.) wurden über ihre Aktivitäten im Pferdesport und zur EUREGIO-Region befragt. Zusätzlich fand eine Mitgliederbefragung bei der Vereinigung der Freizeitreiter und –fahrer Deutschland e.V. (VFD) statt. Im zweiten Teil des Projektes der Ausarbeitung von Trends und Potentialen des Wirtschaftsclusters Pferd wurden insgesamt 23 Experten von Einrichtungen und Unternehmen aus der Pferdebranche auf deutscher und niederländischer Seite interviewt (z.B. Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V., Westfälisches Pferdestammbuch e.V., Hochschule Van Hall Larenstein). Die Ergebnisse aus den Umfragen und Interviews wurden in einer SWOT-Analyse (HARVARD BUSINESS SCHOOL 2006) eingeordnet.

3 Ergebnisse Aus dem umfassenden Abschlussbericht werden im Folgenden ausgewählte Ergebnisse des Projektes vorgestellt. Der Pferdebestand in der EUREGIO wird auf rund 164.000 Pferde geschätzt, von denen rund 98.160 Pferde im deutschen und 65.700 Pferde im niederländischen Teilgebiet gehalten werden (Abbildung 1). Das bedeutet, dass 13 Pferde pro km 2 im EUREGIO-Gebiet gehalten werden.

8.124 12.537 Achterhoek Twente Landkreis Osnabrück 14.353 33.300 Grafschaft Bentheim Stadt Osnabrück 16.898 32.400 Teile d. Emslands Steinfurt Borken Warendorf 19.584 Coesfeld 1.507 2.128 4.203 18.825 Münster

Abbildung 6: Pferdebestand in den Teilräumen der EUREGIO Eine Befragung der Tierseuchen-kassen ergab dagegen für das deutsche Teilgebiet ein Bestand von rund 42.300 Pferden (TIERSEUCHENKASSE 2013). In der EUREGIO betreiben

- 113 - mindestens 140.000 Menschen regelmäßig Pferdesport, von denen 75.000 in Reit- und Fahrvereinen (FN, KNHS) organisiert sind. Nach landwirtschaftlichen Erhebungen gibt es in dem deutsch-niederländischen Grenzgebiet knapp 4.600 landwirtschaftliche Betriebe die Pferden halten (CBS 2006, LSKN 2010, IT.NRW 2010). Seit 1954 nahmen 28 Reiter aus der EUREGIO oft mehrmals an den Olympischen Spielen teil, hierzu zählen Reiter wie Ludger Beerbaum, Ingrid Klimke oder Gerco Schröder (FN 2012, KNHS 2012). Über 2.400 ausgezeichnete Reitrouten stehen in der EUREGIO Reitern für Ausritte zur Verfügung (MÜNSTERLAND E.V. 2013). In der EUREGIO finden ca. 400 Reitsportturniere statt, wobei auf deutscher Seite das Turnieraufkommen dreimal so hoch ist wie der Bundesdurchschnitt. In der Region sind eine Vielzahl von Unternehmen und Dienstleistern des Pferdesektors ansässig. 14 renommierte Pferdekliniken und auf deutscher Seite mindestens 76 Tierarztpraxen, die Pferde behandeln, haben ihren Sitz in der Region (TIERÄRZTEKAMMER 2013). Die Wirtschaftskraft des Pferdesektors in der EUREGIO wird auf jährlich 1,1 Mrd. € mit rund 41.000 Beschäftigten geschätzt, die auf Grundlage der Pferdebestandszahlen berechnet wurden. Im Folgenden werden einige Trends und Potentiale des Pferdesektors der EUREGIO vorgestellt, die anhand einer SWOT-Analyse ausgearbeitet wurden. Die Ergebnisse der Experteninterviews ergaben, dass die Region national und international für ihre Kompetenz in der Pferdezucht und -ausbildung bekannt ist. In der Region bestehen durch Forschungs- und Bildungseinrichtungen und erfolgreiche Unternehmen gute Bedingungen für Innovationen, jedoch stellt der Praxistransfer von Innovationen einen häufigen Mangel dar. Die Experten verspüren zudem einen Fachkräftemangel bei Pferdebetrieben - „ein guter Bereiter wird immer gesucht“. Eine Erleichterung des euregionalen Durchlasses an Arbeitskräften könnte dies verbessern. Eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Optimierung der zum Teil bemängelten Ausbildung von Fachkräften würde euregionale und internationale Effekte mit sich bringen. Regionsübergreifende Risiken wie der Rückgang von Mitgliedern in Reitvereinen oder dem Rückgang von landwirtschaftlichen Betrieben mit Pferden prägen ebenfalls den Pferdesektor in der EUREGIO. Der Mehrwert aus einer grenzüberschreitenden Vernetzung in den Themen Arbeitsmarkt, Innovationen sowie Infrastrukturen von Tourismus und Sport versprechen nach Expertenmeinung Potentiale zur Stärkung des Wirtschaftscluster Pferd. Eine Vernetzung im Sport mit grenzüberschreitenden Turniermöglichkeiten bietet die Chance einer Markterweiterung als auch eine Vernetzung von Betrieben und somit eine Umsetzung des europäischen Gedankens. Derzeit sind grenzüberschreitende Aktivitäten in der ländlichen Reiterei wie zum Beispiel durch Veterinärregelungen eingeschränkt.

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4 Zusammenfassung Das Wirtschaftscluster Pferdewirtschaft der EUREGIO konnte durch eine umfassende Bestandsaufnahme und Befragungen auf deutscher und niederländischer Seite bestätigt werden. Die Konzentration in der Pferdehaltung und –sport ist größer als die durchschnittlichen Landeszahlen von Deutschland und der Niederlande. Eine Zusammenarbeit in den Themen Arbeitsmarkt, Innovationen sowie Tourismus und Sport versprechen Potentiale den ausgeprägten Pferdesektor zu erhalten und auszubauen. Das Projekt wird im Rahmen des INTERREG IV A-Programms 'Deutschland-Nederland' mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert. Es wird begleitet durch das Programmmanagement bei der EUREGIO in Gronau/Enschede.

5 Literatur CBS (2006): Centraal Bureau voor de Statistiek, CBS Database ETI (2010): Pferdekompetenz-Zentrum Osnabrücker Land. Landkreis Osnabrück (Auftraggeber), Europäisches Tourismus Institut GmbH (ETI) (Projektbearbeitung), Trier. FN (2012): Teilnehmer von Olympischen Spielen. Olympia der Reiter London 2012. Warendorf, fn- Verlag. Harvard Business School (2006): SWOT analysis I: looking outside for threats and opportunities. Boston, Mass, Harvard Business School Press. IPSOS (2001): Marktanalyse Pferdesportler in Deutschland 2001 in Kooperation mit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung FN (e.V.). Unveröffentlichte Ergebnismappe. IT.NRW (2010): Landwirtschaftszählung 2010. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein- Westfalen (IT.NRW). Persönliche Mitteilung am 25.11.2013. KNHS (2012): Jahresbericht KNHS 2012. Liljenstolpe, C. (2009): Horses in Europe. Bericht der Swedish University of Agricultural Science. http://www.wbfsh.org/files/EU%20Equus%202009.pdf. LSKN (2010): Landwirtschaftszählung 2010. Landesbetrieb für Statistik und Kommunikations- technolgie Niedersachsen. C IV 9.4 – j / 10, Heft 04, Viehhaltung. Münsterland e.V. (2013): Reithöfe und Reitrouten im Münsterland. http://www.muensterland- tourismus.de/2565/reitrouten-muensterland (Zugriff 19.12.2013). Tierseuchenkasse (2013): Persönliche Mitteilung zu den erfassten Pferden in der Niedersächsischen Tierseuchenkasse und Tierseuchenkasse NRW am 27.11.2013. SCHIPPER (2010): Adviesrapport hippisch Twente op olympisch niveau. Internes politisches Dokument, Twente. Tierärztekammer (2013): Tierärzte im Fachgebiet Pferd. Persönliche Mitteilung am 20.11.2013 mit Tierärztekammer NRW und Niedersachsen.

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Analytische Untersuchung der Implementierung von Beratungskonzepten bei Pferdehaltungsbetrieben Dorothea Dommel [email protected] Hochschule Osnabrück, Am Krümpel 31, 49090 Osnabrück

1 Einleitung Ein Ziel dieser Bachelorarbeit war es, die für das HCCG entwickelten Beratungstools der SWOT-Analyse und der Kundenzufriedenheitsanalyse in einem Pre-Test an drei Testbetrieben zu überprüfen und auf dieser Basis zu optimieren. Die Tools sollen die Basis für eine Beratung in Pferdehaltungsbetrieben schaffen, welche das Horse Competence Center Germany (folgend: HCCG) anschließend in ihrem Leistungsangebot den Kunden offerieren möchte. Ein weiteres Ziel war es, die Akzeptanz gegenüber der Beratung in der Pferdebranche anhand der entwickelten Tools in den befragten Betrieben zu ermitteln. Die Evaluierung bezüglich der Beratung kommt einer Akzeptanzabfrage gleich. Dies ermöglicht eine Indikation darüber, wie die Akzeptanz dieser Betriebe generell gegenüber der Beratung ausgestattet ist.

2 Material und Methoden Als Datengrundlage für die Ergebnisse in dieser Bachelorarbeit diente die Befragung von drei Betriebsleitern, bei denen eine Testberatung durchgeführt wurde. Die zwei Kriterien die dabei berücksichtigt wurden um die Testbetriebe auszuwählen, waren die unmittelbare Nähe zu Osnabrück, sowie das Angebot von Pensionsboxen des Betriebes. Wobei erstgenanntes Kriterium das ausschlaggebendere war. Nach der ersten Kontaktaufnahme wurde ein Termin vereinbart, an dem die SWOT-Analyse durchgeführt wurde. An diesem Datum wurden auch die Fragebögen, die der Kundenzufriedenheitsanalyse dienen, sowie ein Informationsblatt für die Kunden an die Betriebsleiter übergeben. In einem zweiten Termin wurde den Betriebsleitern der schriftliche Ergebnisbericht der SWOT-Analyse übermittelt. In diesem Zuge wurden die ausgefüllten Fragebögen der Kundenzufriedenheitsanalyse eingesammelt. Nachdem die Ergebnisse den jeweiligen Betriebsleitern vorgestellt wurden, wurde jedem Betriebsleiter ein Fragebogen übergeben, der der Evaluierung der Tools dient. Dieser enthält sowohl offene als auch geschlossene Fragen. In der SWOT-Analyse die für diese Bachelorarbeit entwickelt wurde, wurden zunächst die allgemeinen Betriebsdaten in einem vorab in Excel gefertigten Fragebogen abgefragt.

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Auf diesen Block folgte der Block, der die Stärken und Schwächen des Betriebes analysieren soll. Als anschließender Block folgte die Chancen- und Risikenanalyse des Betriebes. Als abschließender vierter Block folgt das Gesamtergebnis. Mittels Excel- Formelverknüpfungen mit den Antwortmöglichkeiten aus den ersten drei Bereichen, wird dieser Block automatisch ausgefüllt. Aufgrund dieser Verknüpfungen, werden den Antworten Punkte zugeordnet und abschließend summiert im Bereich „Gesamtergebnis“ aufgeführt. Die Darstellung des Gesamtergebnisses lässt sich in zwei Teile untergliedern. Eine automatische Ampelkennzeichnung im ersten Teil lässt erkennen, in welchen Bereichen eine Folgeberatung für den Betrieb anzuraten ist. Des Weiteren wird durch rote, bzw. grüne Markierung kenntlich gemacht, in welchen Betriebsbereichen strategie-inkonform, bzw. strategie-konform gehandelt wird. In dem zweiten Teil erfolgt mittels manueller Eingabe eine Einzeldarstellung der am meisten ausgeprägten Stärken und Schwächen des Betriebes. Die für diese Bachelorarbeit angewendete Zufriedenheitsanalyse richtete sich an die Kunden der Pensionsställe. Die Themenbereiche die abgefragt werden sind die Zufriedenheit mit der betrieblichen Anlage sowie die Zufriedenheit mit dem Service- und Dienstleistungsangebot. Die Evaluation der Beratungsinstrumente teilt sich in zwei Themenblöcke auf. Der Block A befasst sich mit Fragen zu der durchgeführten Beratung auf der Basis der Beratungsinstrumente und umfasst 15 Fragen. In Block B werden Fragen zu der Beratungsinfrastruktur gestellt und umfasst 8 Fragen sowie Platz für Anmerkungen.

3 Ergebnisse Bei der Ergebnisauswertung wurde auf die verschiedenen SWOT-Analysen der drei Betriebe sowie auf das Ergebnis der Kundenzufriedenheitsanalysen und der Evaluierung eingegangen. Die Ergebnisse dieser Bachelorarbeit sind in diesem Rahmen nur zusammenfassend darzustellen und beschränken sich auf eine komprimierte Darstellung der Auswertung der Evaluierungsbögen. Der erste Block A, der sich mit der Evaluierung der Testberatung befasst, macht deutlich, dass die drei befragten Betriebsleiter eine positive Grundmeinung gegenüber der Testberatung auf Basis der Beratungsinstrumente eint. Sie waren sich einig, dass die Fragen verständlich formuliert sind und der zeitliche Rahmen angemessen erscheint. Lediglich ein Betriebsleiter merkte an, dass ihm eine wirtschaftliche Analyse des Deckungsbeitrages gefehlt habe und er die Frage nach der Überziehung seines Kontokorrentkontos unangemessen empfand. Auch die ausgearbeiteten Maßnahmen wurden von allen positiv bewertet. Eine Weiterempfehlung der Beratung durch das HCCG würde von allen Betriebsleitern erfolgen.

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Teil B des Evaluierungsbogens ist gekennzeichnet durch allgemeinere Fragen bezüglich der Beratungsinfrastruktur und beinhaltet 8 Fragen. Alle drei Betriebsleiter haben in der Vergangenheit bereits landwirtschaftliche Beratung in Anspruch genommen, können jedoch kaum eine Aussage treffen bezüglich der Qualität und Quantität des Beratungsangebotes in der Pferdebranche. Die Befragten eint das Interesse eines Beratungsringes „Pferd“, wobei sich alle wünschen, dass – neben weiteren Themen (z.B. Prozessoptimierung) - in einem solchen Beratungsring das Thema „Betriebswirtschaft“ abgedeckt wird.

4 Diskussion Zusammenfassend ist festzustellen, dass diese Bachelorarbeit ihre Ziele zum Teil erfüllt hat. Ein Ziel war es, mittels eines Pre-Tests die durchgeführte SWOT-Analyse und auch die Kundenzufriedenheitsanalyse zu überprüfen und auf Basis des Evaluierungsbogens zu optimieren. Ein weiteres Ziel war es, mittels des Evaluierungsbogens relativ oberflächig eine Akzeptanz gegenüber der Beratung in der Pferdebranche aufzeigen zu können. Auf Basis der Evaluierungsbögen und den Auswertungen der Tools zu den jeweils einzelnen Betrieben konnten für die beiden Instrumente einzelne Anmerkungen zur Optimierung aufgeführt werden. Sicherlich würden sich nach weiteren Testberatungen und anschließenden Evaluierungen noch einige Optimierungspotentiale in den Instrumenten erkennen lassen. Um wirklich einen Trend in der Akzeptanz gegenüber der Beratung in der Pferdebranche erkennen zu können waren der Umfang von drei Befragungen eindeutig zu gering ausgestaltet und daher nicht repräsentativ. Hinsichtlich dieses Themas wäre es sicher sehr interessant, wenn weitere Befragungen in einem wesentlich größeren Umfang durchgeführt werden würden. In einer leichten Abwandlung des Evaluierungsbogens – indem man Block A streichen würde – könnte man auf relativ einfachem Wege eine repräsentativere Befragung bezüglich der Akzeptanz durchführen. Denkbar wäre hier z. B. einen Versand des abgewandelten Fragebogens per Post. Dies würde den Aufwand der Befragung etwas verringern. Anschließend könnte eine statistische Auswertung der Befragung erfolgen. Als Ausblick ist festzuhalten, dass es sich anbietet zunächst weitere Testberatungen durchzuführen und diese anschließend zu evaluieren. Soll es zu einer aktuellen Darstellung der Akzeptanz gegenüber Beratung in der Pferdebranche kommen, ist es nach Meinung des Autors unumgänglich weitere Befragungen hinsichtlich dieses Themas durchzuführen.

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5 Zusammenfassung Im Rahmen dieser Bachelorarbeit wurde sich mit der Beratung in der Pferdebranche befasst. Ziel war es u. a. aufgrund von Testberatungen mittels SWOT-Analyse und Kundezufriedenheitsanalyse bei drei Pferdehaltungsbetrieben eine Optimierung dieser Beratungsinstrumente aufzuzeigen. Die Optimierungspotentiale sollten anhand eines Evaluierungsfragebogens aufgedeckt werden. Außerdem sollte mittels dieses Fragebogens einen Trend in der Akzeptanz der Betriebsleiter gegenüber solch einer Beratung ermittelt werden. Die Analyse der Beratungsinstrumente ließ trotz der geringen Anzahl der Testbetriebe Optimierungspotentiale erkennen. So sollte darüber nachgedacht werden, den Betriebsleitern den Fragebogen der SWOT-Analyse vorab zukommen zu lassen, damit diese sich auf die Befragung vorbereiten können. Außerdem sollte darüber nachgedacht werden, in der SWOT- Analyse einzelne Fragen zu überarbeiten. Hinsichtlich der Kundenzufriedenheitsanalyse wurden bezüglich der Auswertung noch Verbesserungsvorschläge gemacht. Auch die optische Gliederung einzelner Themenblöcke der Befragung schien bei den Kunden teilweise für Verwirrung gesorgt zu haben. Oft waren Korrekturen zu erkennen oder ganze Blöcke wurden in der Beantwortung ausgespart. Des Weiteren wurden bezüglich der Instrumente noch einige kleinere Anmerkungen zu Änderungen in den Formatierungen oder aber auch zu Formulierungen gemacht. Durch weitere Testberatungen würden die Instrumente weiter verbessert, sodass diese nach der Optimierung den Kunden des HCCG zufriedenstellend angeboten werden kann. Die Befragung der Betriebsleiter bezüglich der Akzeptanz bestätigte den Eindruck des Autors. Die Beratungsbranche im Bereich Pferd befindet sich im Vergleich zu der Agrarbranche noch stark im Aufbau. Im Rahmen dieser Bachelorarbeit war es kaum möglich eine größere Anzahl an Betrieben zu beraten und zu befragen. Es lässt sich abschließend festhalten, dass sich das Ergebnis der Evaluation der Tools im Verhältnis zu der Anzahl der Testbetriebe trotzdem vielfältig gestaltet hat und einige Optimierungen aufgezeigt werden konnten.

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