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ISSN 1615-0511 Inhalt

Das Stadtporträt Stadt Weener (Ems)------82 Editorial ------83

Allgemeine Verwaltung Aktuelle Änderungen des Niedersächsischen Kommunalverfassungrechts------84 Aus der Beratungspraxis: Neue Stellenbewertung nach Neuordnung des Laufbahnrechts?------85 Das Stichwort: Projekt D115 – Einheitliche Behördenrufnummer------87

Zurzeit ist die Anzeigenpreisliste Nr. 10 vom Schule, Kultur und Sport 1. Januar 2007 gültig. Das niedersächsische Musikalisierungsprogramm „Wir machen die Musik“ startet ------88 Die Zeitschrift erscheint monatlich. Es kön- Enkel zeigen Oma und Opa den Einstieg in die Welt des Internet------89 nen auch Doppelhefte erscheinen. Bezugs- preis jährlich 48,- ¤, Einzelpreis 4,50 ¤ zzgl. Jugend, Soziales und Gesundheit Versandkosten. In den Verkaufspreisen sind Teures Krankenhaus------98 7% Mehrwertsteuer enthalten. Für die Mit- glieder des Niedersächsischen Städtetages Wirtschaft und Verkehr ist der Bezug durch den Mitgliedsbeitrag ab- Wirkung der Konjunkturspritzen in Frage gestellt------90 ­gegolten.­ Wir bitten, Bestellungen der Zeit­ schrift an den Verlag zu richten. Deutscher Städtetag fordert: Die neue EU-Verordnung für den öffentlichen Nahverkehr muss in deutsches Recht umgesetzt werden------91 Mit dem Namen des Verfassers veröffent­ lichte Beiträge stellen nicht immer die Auf­ Umwelt fassung der Schriftleitung bzw. des Heraus- Reichlich sauberes Wasser------101 gebers dar. Die Beiträge in der Rubrik „Nach­richten aus Wirtschaft und Technik“ Aus dem Verbandsleben erscheinen außerhalb der Verantwortung der Schriftleitung. Für den Inhalt der Anzeigen 187. Sitzung des Präsidiums in Bramsche------92 übernimmt der Verlag keine Gewähr. Nach- 99. Sitzung des Finanzauschusses in Osnabrück------93 druck und Vervielfälti­gung nur mit Genehmi- Bürgermeisterkonferenz in Einbeck------93 gung der Redaktion. Es ist ohne ausdrück- Rede von Oberbürgermeister Christian Ude während der Hauptversammlung liche Genehmigung des Verlages nicht ge- des Deutschen Städtetages------94 stattet, fotografische Vervielfältigungen, Mikrofilme, Mikrofotos u.ä. von denZeit- Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth zur Präsidentin schriftenheften, von einzelnen Beiträgen des Deutschen Städtetages gewählt------99 oder von Teilen daraus herzustellen.­ Porträt Petra Roth------100

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier Mitglieder berichten ------102

Personalien ------100

Zum Titelbild Rechtsprechung Vorausleistungen auf Erschließungsbeiträge------101 Stadt Weener (Ems) Anmerkung------103 Sportboothafen mit Marina-Park Schrifttum ------104 81

NST-N 5/2009 DAS STADTPORTRÄT

Stadt Weener (Ems)

Die Stadt Weener (Ems) ist eine Stadt frieslandsstiftung der in der Nähe der deutsch-niederländi- Ostfriesischen Land- schen Grenze mit ca. 15.800 Einwoh- schaft. Die bürgerliche nern und blickt auf eine über 1000jäh- Stadtvilla aus dem rige Geschichte zurück. späten 19. Jahrhundert bietet Einblicke in die Im Jahre 1929 wurden der Gemeinde reiche Orgelkultur der Weener die Stadtrechte verliehen. Region. In musikali- Die Stadt Weener (Ems), auch bekannt schen Führungen wird als „Grüne Stadt des Rheiderlandes“, die bedeutende Samm- ist aufgrund mehrerer schön gelegener lung historischer Tas- Baugebiete und durch die vorhandene teninstrumente im Kunsthaus Weener im Hesse-Park Infrastruktur für junge Familien interes- Hause zu Gehör ge- sant. Sie eignet sich aufgrund ihrer bracht. In der nahe gelegenen Georgs- fahrtschiffe ist Weener die zentrale Lage jedoch auch ideal als Altersruhe- kirche befindet sich die berühmte Arp- Anlaufstelle, wenn es darum geht, dass sitz. Schnitger Orgel. Neben den öffentli- die Schiffe die größte deutsche Eisen- chen Führungen ist es möglich, musi- bahnklappbrücke „die Friesenbrücke“ In kultureller und touristischer Hinsicht kalische Führungen für Gruppen indi- passieren. Mehrere tausend Interes- bietet die Stadt Weener für Jung und viduell zu vereinbaren, oder aber sierte säumen die Strecke entlang des Alt ein umfangreiches Programm. Deiches. Orgelführungen im Gebiet der Ems- Regelmäßige Theateraufführungen der Dollart-Region über das Organeum zu Vor der Kulisse des „Alten Hafen“ mit Landesbühne Wilhelmshaven als auch organisieren. Hier finden auch die bei historischen Schiffen, mittelständi- von Laientheatern, die Stadtbücherei auswärtigen Gästen sehr beliebten schen Bürgerbauten und Speichern mit ihren Nebenstellen und die beiden Tee-Seminare statt. Auf Wunsch kann werden über 120 Wohnmobilstellplätze Jugendzentren prägen neben der Viel- im Organeum im stilvollen Rahmen ge- bereitgehalten. zahl an Vereinen und Verbänden mit heiratet werden. den unterschiedlichsten Angeboten Das Angebot wird ergänzt durch eine das kulturelle Leben der Stadt. Das Heimatmuseum Rheiderland – un- Vielzahl an Ferienwohnungen und tergebracht in dem 1791 errichteten -häusern, Gästezimmer, Pensionen Weener ist eine Kleinstadt mit mariti- ehemaligen Armenhaus – führt Sie in und Hotels in und um Weener. men Flair. Sie verfügt über eine Vielzahl Weeners Vergangenheit. Von vorge- Der Sportboothafen und der Marina gut erhaltener, historischer Gebäude. schichtlichen Funden bis hin zu erst Park schaffen in Weener ein neues Sehenswert ist der „Alte Hafen“ in der vor wenigen Jahrzehnten aufgegebe- Standbein im Bereich Tourismus und Altstadt und das ORGANEUM in der nen Werkstatteinrichtungen erwartet Wassersport. Das Friesenbad mit der Norderstraße 18. Seit 2001 ist das OR- den Besucher eine reiche Auswahl aus Fernwärmeversorgung als auch Cam- GANEUM eine Einrichtung der Ost- Ausstellungsstücken. pingplatz und die Minigolfanlage die- nen hierzu als ideale Ergänzung. Das vor kurzem errichtete Kunsthaus, eingebettet in die einzigartige Natur- Eine Paddel- und Pedal Station vor Ort landschaft des Hesse-Parks, ergänzt und auch die Anbindung an verschie- das kulturelle Angebot sowohl auf mo- dene internationale Radrouten runden derne als auch auf stilvolle Art und ist das touristische Angebot ab. auf jeden Fall einen Besuch wert. Im Hinblick auf die wirtschaftliche Ent- Regelmäßige Gästeführungen bringen wicklung ist die Stadt Weener aufgrund den Besuchern die Stadtgeschichte seiner Infrastruktur bestens aufgestellt. mit vielen sagenumwobenen Erzählun- Viele Arbeitsplätze konnten in den letz- gen und Besonderheiten näher. ten Jahren neu geschaffen werden. Für Betriebsansiedlungen werden 4 Ge- Gerade wegen seiner ländlichen Lage werbegebiete vorgehalten. und der abwechslungsreichen, reizvol- len Landschaft ist Weener ein beliebtes Kontakt: Ziel. Stadt Weener (Ems) Osterstr. 1, 26826 Weener Mehrfach jährlich zur Überführung der Tel. 04951 305-0 in der benachbarten Stadt Papenburg Fax 04951 305-50 auf der Meyer-Werft gebauten Kreuz- 82 Organeum [email protected]

NST-N 5/2009 EDITORIAL

Meine sehr verehrten Damen, sehr geehrte Herren,

der deutsche Fußball-Meister halt nicht ausgleichen konnten 2009 kommt aus Niedersachsen – 2 von 5! – herzliche Gratulation nach Wolfsburg! Ich war nicht dort, Und doch dürfen wir in dieser habe nur die Bilder der feiernden Lage nicht klassisch mit Ausga- Menge gesehen – das tut gut. bekürzungen reagieren. Völlig zu recht hat Ministerpräsident Wulff Andererseits ist gerade Wolfs- in seiner Reaktion auf die Steu- burg ein gutes Beispiel für die erschätzung darauf hingewie- Schwierig­keiten, in denen sich sen, dass die Konjunktur nun Niedersachsens Städte, Ge- noch mehr von öffentlichen In- meinden und Samtgemeinden­ vestitionen abhängt, noch mehr in diesem Jahr befinden: Im We- gerade auf die Städte und Ge- sentlichen abhängig von VW, meinden angewiesen ist. leidet und freut sich die Stadt mit dem Werk und der Gesell- Auf der anderen Seite gibt es in schaft. In diesen Monaten stel- etlichen Städten und Gemein- den Überra­schungen bei den len alle Städte, die ihre Gewer- werden ge­bremst, aber das, Ausschreibungsergebnissen für besteuer vor allem von industri- was der Rat nach hinten schie- die ersten Maßnahmen aus dem ellen Unternehmen erhalten, ben wollte, das wird vorgezogen Konjunkturpaket: Die Geschäfts- fest, dass die Vorauszahlungen und durchgeführt. Kaum eine stelle erreichen Berichte über drastisch gekürzt, teilweise auf sinnvolle Variante. Null gesetzt werden – Konsoli- Preissteigerungen von 10 – 15 dierung ist angesagt, vor allem, Prozent gegenüber dem letzten Ein Lob übrigens an dieser Stel- weil auch der Finanzausgleich Jahr. Das Baugewerbe ist offen- le auch einmal an Finanzminister hier nicht einspringen wird: Die bar noch ausgelastet, und die Möllring: Im Gespräch mit dem Ausgleichsmasse schrumpft zusätzliche Nachfrage treibt die Präsidium in Bramsche (Bericht deutlich; wenn die Steuerschät- Preise. in diesem Heft) hat er deutlich gemacht, dass sein Ministerium zung recht behält, wird im Die Kommunalaufsicht werde, nächsten Jahr zum geringeren die Konjunkturmittel sehr kom- so der Ministerpräsident, bei der munalfreundlich verwalten und Ansatz für 2010 eine kräftige Kreditgenehmigung­ großzügig Rückzahlung für 2009 zu erwar- überwachen wird. Herzlichen verfahren. Das hört man gern, Dank dafür. ten sein. wenn auch der Glaube etwas Die niedersächsischen Städte, fehlt, gibt es doch selbst zum Da bleibt nur zu hoffen, dass er Gemeinden und Samtgemein- Konjunkturpaket manche über- auch allen Versuchen wider- den wissen, dass sie im Finanz- raschende Nachricht: Die Kredi- steht, über die Verbundwirkung ausgleich mit dem Land verbun- te hierfür werden in der Tat hinaus in den Finanzausgleich den sind, mit den Lan­desfinanzen schnell genehmigt, manchmal einzugreifen, um die Verluste einatmen und ausatmen. Daher innerhalb von Tagen, aber in des Landes zu minimieren. Ge- ist es so, dass die kurze Erho- mancher Stadt kommt dann der rade jetzt brauchen die Städte, lungsphase der letzten Jahre aufsichtliche Hinweis an, dass Gemeinden und Samtgemein- wieder vorbei ist und die natürlich die normale Kreditauf­ den und auch die Kreise eine Haushaltsdefi­zite wieder steigen nahme gebremst, manchmal stabile, ver­lässliche Finanzpoli- werden, gleich ob kameral oder nicht genehmigt werden müsse, tik und eine Landesregierung, doppisch. Es sei mir aber er- denn es kämen ja die Kredite auf die sie sich partnerschaftlich­ laubt, noch einmal darauf hinzu- aus dem KP II noch dazu. Da verlassen können, findet weisen, dass selbst im Jahr wird die Zusätzlichkeit ad absur- 2007, dem fiskalisch besten dum geführt: Die ordentlich ge- Jahr für Niedersachsens Kom- planten Maßnahmen – nach munen seit Anfang der 90er Jah- dem Willen der Räte ja die erste re, noch 37 Prozent ihren Haus- Priorität – diese Maßnahmen 83

NST-N 5/2009 ALLGEMEINE VERWALTUNG

Aktuelle Änderungen des Niedersächsischen Kommunalverfassungssrechts von Jürgen Franke und Gerhard Fischer*

Einleitung te und einige weitere Bestimmungen der Leitbildgerechtigkeit der neuen des Änderungsgesetzes sollen im Fol- Samtgemeinde eine Rolle (s. hierzu den Nur – oder immerhin schon – drei Jah- genden kurz vorgestellt werden. Schriftlichen Bericht zum Entwurf des re ist es her, dass die NGO, die NLO Änderungsgesetzes, LT-Drs. 16/1255 und das Regionsgesetz durch das Ge- Freiwilliges Zusammenschließen S. 4 f.). Allerdings ist das Leitbild der setz zur Änderung des Niedersächsi- von Samtgemeinden (§ 74a NGO) Samtgemeinde aus der letzten allge- schen Kommunalverfassungsrechts Die neue Vorschrift ermächtigt das für meinen Gemeindegebietsreform der und anderer Gesetze vom 18. Mai 2006 Inneres zuständige Ministerium, Samt- 1970er Jahre (s. LT-Drs. 7/382) durch (Nds. GVBl. S. 203) mehr als nur in ein- gemeinden eines Landkreises durch das Lüchow-Dannenberg-Gesetz vom zelnen Punkten novelliert wurden. Am Verordnung zu einer neuen Samtge- 23. Mai 2006 (Nds. GVBl. S. 215) s. 12. Mai d. J. hat der Niedersächsische meinde zusammenzuschließen. Auslö- hierzu auch Nds. Staatsgerichtshof, Landtag erneut ein Gesetz gleichen ser der Neuregelung ist der – vor allem Urt. vom 6.12. 2007 S. 18 und jetzt das Namens (im Folgenden: Änderungsge- aufgrund der demografischen und Änderungsgesetz weiter entwickelt setz) beschlossen, das inzwischen mit haushaltswirtschaftlichen Entwicklung worden. Bereits zuvor war die Bestim- dem Ausfertigungsdatum des 13. Mai – zunehmende und durch die Politik mung des § 71 Abs. 1 Satz 3 NGO a.F., 2009 verkündet wurde (Nds. GVBl. S. der Landesregierung geförderte nach der Samtgemeinden höchstens 191) und am 20. Mai in Kraft getreten Wunsch von Samtgemeinden, sich frei- zehn Mitgliedsgemeinden haben dür- ist. Den diesbezüglichen Gesetzent- willig zusammenzuschließen. Dies war fen, durch das Gesetz vom 24. Mai wurf (LT-Drs. 16/785) hatte die Nieder- angesichts dessen, dass bei einem 2006 (Nds. GVBl. S. 203) aufgehoben sächsische Landesregierung noch im solchen Zusammenschluss immer worden. Aus Zusammenschlüssen ent- Dezember des vergangenen Jahres in auch die alten Samtgemeinden aufge- stehende Samtgemeinden dürfen des- den Landtag eingebracht. löst werden müssen (wofür es an einer halb mehr als zehn Mitgliedsgemein- Das Änderungsgesetz besteht aus 13 gesetzlichen Vorschrift fehlte), bis da- den haben. Artikeln; außer der NGO, der NLO und hin nur dem Gesetzgeber möglich. Schon aus verfassungsrechtlichen dem Regionsgesetz (Artikel 1 – 3) wer- Die freiwillige Zusammenschließung Gründen nur ausnahmsweise und zu- den insbesondere das Niedersächsi- von Samtgemeinden setzt nach Absatz dem nur in Fällen des Vorliegens einer sche Kommunalabgabengesetz – 1 voraus, dass die Samtgemeinden die besonders schwierigen Haushaltslage NKAG – (Artikel 4), das Niedersächsi- Hauptsatzung der neuen Samtgemein- bei einer der beteiligten Samtgemein- sche Gesetz über die kommunale Zu- de vereinbart haben (die Beschlüsse den können Samtgemeinden nach Ab- sammenarbeit – NKomZG – (Artikel 5), der Samtgemeinderäte bedürfen je- satz 2 auch dann durch Verordnung das Niedersächsische Kommunalwahl- weils einer Mehrheit von zwei Dritteln des Innenministeriums zusammenge- gesetz – NKWG – (Artikel 6), das Nie- seiner Mitglieder) und die Mitgliedsge- schlossen werden, wenn einzelne Mit- dersächsische Ausführungsgesetz zum meinden dieser Vereinbarung vor Ab- gliedsgemeinden nicht zugestimmt Wasserverbandsgesetz – Nds. AGWVG lauf von sechs Monaten zugestimmt haben. Ob eine besonders schwierige – (Artikel 8) und das Niedersächsische haben (erforderlich für die diesbezüg- Haushaltslage im Sinne der Vorschrift Besoldungsgesetz – NBesG – (Artikel lichen Beschlüsse ist jeweils die Mehr- vorliegt, lässt sich immer nur an Hand 10) geändert. Die inhaltlichen Schwer- heit der gesetzlichen Mitgliederzahl der aller diesbezüglich relevanten Umstän- punkte der Novellierung liegen in den Gemeinderäte). Außerdem dürfen dem de, wie insbesondere der Höhe des Bestimmungen über das Zusammen- Zusammenschluss keine Gründe des Kassenkreditbestandes und der Ge- schließen von Samtgemeinden durch öffentlichen Wohls entgegenstehen samtverschuldung sowie der Steuer- Verordnung des Innenministeriums, (Absatz 1 Satz 2). Gemeinwohlbelange einnahmekraft der Mitgliedsgemeinden den Regelungen über das Einwerben dieser Art sind vor allem die grundsätz- beurteilen. Sind die Voraussetzungen und die Entgegennahme bzw. Weiter- lich auch bei Gebietsänderungen einer für die Annahme eines solchen Haus- vermittlung von Zuwendungen durch Samtgemeinde zu wahrende örtliche haltsnotstandes gegeben, bedarf der kommunale Körperschaften (so ge- Verbundenheit der Einwohner und die Samtgemeindezusammenschluss zu- nannte Sponsoringregelung) sowie in Leistungsfähigkeit der neuen Samtge- dem noch der Zustimmung des Land- den Vorschriften zur Verbesserung der meinde (§ 71 Abs. 2 NGO i. V. m. § 16 tages (Absatz 2 Satz 2). Hierdurch wird Rahmenbedingungen für kommunale Abs. 1 NGO). Daneben spielt, wie auch im Ergebnis die Steuerungsfunktion Zusammenarbeit. Diese Schwerpunk- der Gesetzgebungs- und Beratungs- des Parlaments hinsichtlich jeder nicht dienst des Niedersächsischen Landta- völlig einvernehmlichen Entwicklung * Die Autoren haben den Gesetzentwurf der Landesregierung federführend für das Innen- ges im Rahmen der Gesetzesberatun- der Gebietsstrukturen auf Gemeinde- 84 ministerium betreut. gen besonders betont hat, die Frage ebene gewahrt.

NST-N 5/2009 ALLGEMEINE VERWALTUNG

Sponsoring (§ 83 Abs. 4 NGO) Das Innenministerium wird ermächtigt, mend eröffnete sich so in der kommu- durch Verordnung eine Wertgrenze nalen Praxis ein rechtlicher Graube- Mit dem Änderungsgesetz wurde erst- festzulegen, bis zu der Zuwendungen reich in der Sache zweckmäßiger, aber malig eine Sponsoringregelung in das in einem vereinfachten Verfahren an- unter Benutzung der Rechtsformen Kommunalverfassungsrecht aufge- genommen werden können. Die Ver- des NKomZG rechtlich zweifelhafter nommen, um den Kommunen mehr ordnung soll zeitnah erlassen wer- Zusammenarbeit. Dies betraf vor allem Sicherheit bei der Entgegennahme von den. die gemeinsame Erbringung sog. ver- Spenden, Schenkungen und ähnlichen waltungsinterner Dienstleistungen (all- Zuwendungen zu geben. Sie ist vor Kommunale Zusammenarbeit gemeine Datenverarbeitung, Immobi- dem Hintergrund verschärfter straf- (NKomZG) lienbewirtschaftung, Bauhofleistungen rechtlicher Vorschriften über die Vor- u.a.m.). In der gemeinsamen Erbrin- teilsannahme erforderlich und soll der Nach § 2 Abs. 1 Satz 1 NKomZG in der gung derartiger Dienstleistungen, mit zunehmenden Bedeutung freiwilliger geänderten Fassung ist hinsichtlich der denen grundsätzlich auch ein Privater Leistungen für die Erfüllung kommuna- kommunalen Zusammenarbeit nach beauftragt werden könnte, kann man ler Aufgaben Rechung tragen. Der Ge- diesem Gesetz zukünftig zwischen der kaum eine Delegation öffentlich-recht- setzgeber hat zum Ausdruck gebracht, Zusammenarbeit mit Übertragung von licher Zuständigkeiten oder Befugnisse dass er die Annahme der genannten Aufgaben (Delegation) und der Zusam- (Aufgabenübertragung i.S.d. NKomZG) Unterstützung für grundsätzlich zuläs- menarbeit bei der Durchführung von sehen. Darüber hinaus kann für diese sig hält. Dabei ist unstrittig, dass das Aufgaben (Mandat) zu unterscheiden. internen Tätigkeiten keine eigenstän- Land die bundesrechtlichen Grenzen Das bisherige Recht sah lediglich die dige öffentlich-rechtliche Aufgabenver- der Strafbarkeit nicht verschieben Zusammenarbeit mit Aufgabenübertra- antwortung im Verhältnis zu denjenigen kann. Es kann aber durch Verfahrens- gung und dabei den Übergang grund- Aufgaben bestehen, deren Erfüllung sie bestimmungen Transparenz bei der sätzlich aller mit der Aufgabe verbun- letztlich dienen (z.B. Schulträgerschaft, Annahme schaffen und so dazu beitra- denen Rechte und Pflichten (§ 5 Abs. Meldebehörde, Straßenreinigung gen, dass Strafverfahren vermieden 4 Satz 1 a.F., § 8 Abs. 2 Satz 1 a.F.) u.a.m.). Das Änderungsgesetz beseitigt werden. Die Gemeinden dürfen nach sowie der Aufgabenträgerschaft selbst diese Rechtsunsicherheiten und das der Regelung Spenden, Schenkungen vor (§ 2 a.F.). Es zeigte sich in der Ver- auch gleich mit der ggfs. erforderlichen und ähnliche Zuwendungen zur Erfül- gangenheit jedoch ein wachsendes heilenden Wirkung für die Vergangen- lung ihrer Aufgaben einwerben und Bedürfnis, alle spezifischenR echtsfor- heit, indem den Übergangsregelungen annehmen. Über die Annahme einer men der Zusammenarbeit nach dem des § 21 ein neuer Absatz 3 angefügt Zuwendung entscheidet der Rat, und NKomZG einschließlich der Zweckver- wird. zwar nach der allgemeinen Regelung einbarung und des Zweckverbandes in § 45 NGO grundsätzlich in öffentli- auch nutzen zu können, um durchfüh- Bei der neu in das NKomZG aufgenom- cher Sitzung. Der Kommunalaufsichts- rende Tätigkeiten, seien sie schlichter menen Zusammenarbeit durch Beauf- behörde ist jährlich ein Bericht vorzu- oder hoheitlicher Art, gemeinsam zu tragung einer anderen kommunalen legen, in dem die Geber, die Zuwen- erledigen, ohne dass sich hierdurch Körperschaft, eines Zweckverbandes dungen und die Zuwendungszwecke Entscheidungsbefugnisse und Aufga- oder einer gemeinsamen kommunalen aufgeführt werden. benverantwortung verlagern. Zuneh- Anstalt mit der Durchführung einer Auf-

Aus der Beratungspraxis Neue Stellenbewertung nach Neuordnung des Laufbahnrechts?­

Im Zuge der Reform des öffentlichen wertung von Beamtenstellen erge- neue Laufbahnrecht im Ergebnis kei- Dienstrechts ist auch die Niedersäch- ben. Die Geschäfts­stelle teilt hierzu ne Auswirkungen auf die Stellenbe- sische Laufbahnverordnung (NLVO) mit: wertung von Beamten hat. vom 30. März 2009 (Nds. GVBl. Nach dem analytischen Stellenbe- Es ist noch darauf hinzuweisen, dass S. 118) neu konzipiert­ worden. An- wertungsverfahren der KGSt gibt es für jede Stelle zu bewerten ist, welche stelle der bisherigen vier Laufbahn- im Bewertungssystem­ verschiedene Laufbahnbefähigung bzw. Bildungs- gruppen (einfacher, mittlerer, geho- Bewertungsmerkmale, darunter auch voraussetzung für die Wahrnehmung bener und höherer Dienst) gibt es den Grad der Vor- und Ausbildung. der mit einer Stelle verbundenen Tä- jetzt nur noch zwei Laufbahngruppen Die bei der bewerteten Stelle wahr- tigkeiten in der Regel erforderlich (Laufbahngruppen 1 und 2). Aller- zunehmende Aufgabenerfüllung­ er- sind. Die diesbe­züglichen Aussagen dings gibt es in jeder Laufbahngrup- fordert also die Laufbahnbefähigung im Gutachten der KGSt sind Empfeh- pe – abhän­gig von Bildungsvoraus- bzw. die Bildungsvoraussetzung für lungen, die örtlich nachvollzogen und setzungen – ein sog. erstes und das jeweilige­ Einstiegsamt der betref- ggf. nach oben oder unten angepasst zweites Einstiegsamt. fenden Laufbahngruppe. Die jetzigen werden müssen. Im Übrigen gelten Eine Mitgliedstadt fragt an, ob sich vier Einstiegs­ämter bilden bewer- die laufbahnbezogenen Hinweise der durch das veränderte Laufbahnrecht tungstechnisch die bisherigen vier KGSt zur Einordnung in das Bewer- Auswir­kun­gen hinsichtlich der Be- Laufbahngruppen­ ab, so dass das tungssystem unverändert fort. 85

NST-N 5/2009 ALLGEMEINE VERWALTUNG

gabe wird wie gesagt keine öffentlich- lassen, ob die formellen Kriterien für nen Wahlperiode um 2, 4 oder 6 erhöht rechtliche Aufgabenverantwortung die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens werden (§ 32 Abs. 3). Für die Fälle der verlagert (s. § 2 Abs. 4 Satz 2 n.F.). erfüllt sind (Abs. 3 Satz 5). Das führt zu Neubildung einer Samtgemeinde und Deshalb ist insoweit auch eine Zusam- einem zweistufigen Verfahren. Nach des Zusammenschließens von Samt- menarbeit zwischen Landkreisen und der Einreichung der Unterstützungsun- gemeinden enthalten § 74 Abs. 1 Satz kreisangehörigen Gemeinden zulässig. terschriften entscheidet der Verwal- 5 bzw. § 74 a Abs. 1 Satz 3 entspre- Nur in den anders gelagerten Fällen der tungsausschuss dann nur noch, ob das chende Regelungen. Zusammenarbeit mit Übertragung ei- Bürgerbegehren fristgerecht (Absatz 5) Die Gesetzesänderung in § 54 Abs. 3 ner Aufgabe schließt der – wegen der und mit den erforderlichen Unterschrif- Satz 2 bezweckt die Verlängerung der Vielzahl der von ihm zu erfassenden ten (Absatz 4) eingereicht worden ist. Wahlperiode der Ratsfrauen und Rats- Anwendungsfälle allerdings schwer Das zweistufige Verfahren bringt den herren eines neu gewählten Rates um verständliche – § 2 Abs. 2 n.F. eine sol- Vorteil mit sich, dass das Bürgerbegeh- bis zu zwei Jahren statt wie bisher um che vertikale Zusammenarbeit nach ren noch überarbeitet werden kann, bis zu einem Jahr, wenn eine Neuwahl wie vor grundsätzlich aus. bevor für das Anliegen in der Bürger- des Gemeinderates oder des Samtge- schaft geworben wird und Unterschrif- Unverzichtbares Korrelat der fortbeste- meinderates während der allgemeinen ten gesammelt werden. Damit soll der henden Aufgabenverantwortung in den Kommunalwahlperiode erforderlich ist. Enttäuschung vorgebeugt werden, die Fällen der Beauftragung eines anderen Die Vorschrift findet unmittelbar An- entsteht, wenn am Schluss des Verfah- mit der Durchführung einer hoheitli- wendung, wenn der Rat oder der Samt- rens festgestellt werden muss, dass chen Aufgabe ist das in § 2 Abs. 4 Satz gemeinderat aufgelöst wurde, weil schon bei der Abfassung des Bürger- 3 n.F. geregelte Recht der den Auftrag mehr als die Hälfte der Sitze unbesetzt begehrens Zulässigkeitsvoraussetzun- erteilenden kommunalen Körperschaft, war, er dauernd beschlussunfähig war gen nicht beachtet worden sind. Mit für die Durchführung der hoheitlichen oder eine ordnungsgemäße Erledigung der Änderung wird deshalb das Ziel Aufgabe (jederzeit und unbeschränkt) der Gemeindeaufgaben auf andere verfolgt, die Akzeptanz von Bürgerbe- fachliche Weisungen zu erteilen. Weise nicht gesichert werden konnte. gehren zu steigern. Schließlich soll hier noch erwähnt wer- Darüber hinaus ist Absatz 3 Satz 2 we- den, dass ein Genehmigungserforder- Auch bei der frühzeitigen Entscheidung gen der Verweisung in § 43 Abs. 3 nis für Vereinbarungen über eine kom- im zweistufigen Verfahren handelt es NKWG auch auf die Dauer der Wahl- munale Zusammenarbeit zukünftig nur sich um einen rechtsmittelfähigen Ver- periode der Ratsfrauen und Ratsherren noch in den Fällen der Aufgabenüber- waltungsakt. Nach Absatz 5 Satz 2 eines Rates anzuwenden, dessen Wahl tragung und auch hier nur noch für die beginnt deshalb die Frist zum Einrei- während der allgemeinen Wahlperiode Aufgabenübertragung selbst, nicht chen der Unterschriften mit der Be- wegen der Neubildung einer Gemeinde mehr für die anderen Bestandteile der kanntgabe der Entscheidung, dass die oder Samtgemeinde erforderlich ist. Voraussetzungen der Absätze 2 und 3 Vereinbarung besteht (§ 2 Abs. 5 n.F.). Nach § 61 Abs. 2 a kann der Rat zeitlich Sätze 1 bis 3 vorliegen. Gemeint ist In allen anderen Fällen reicht eine An- befristet von der Wahl eines Nachfol- damit die positive Entscheidung des zeige der beabsichtigten Zusammen- gers für den Bürgermeister absehen, Verwaltungsausschusses oder im Fall arbeit an die Kommunalaufsichtsbe- wenn er bereits einen Beschluss über einer gerichtlichen Entscheidung das hörde aus. die Aufnahme von Fusionsverhandlun- klagestattgebende Urteil eines Verwal- gen gefasst hat. Die Vorschrift gilt vor Bürgerbegehren (§ 22 b NGO) tungsgerichts. Die Frist beginnt also dem Zusammenschluss mit anderen Die Erfahrungen mit dem 1996 in das bei einer ablehnenden Entscheidung Gemeinden, vor der Neubildung von Kommunalverfassungsrecht aufge- des Verwaltungsausschusses und Samtgemeinden und vor dem Beitritt nommenen plebiszitären Element zei- während des sich ggfs. anschließen- in eine Samtgemeinde. Bei der festge- gen, dass die gesetzlichen Kriterien für den Rechtsmittelverfahrens nicht zu schriebenen Frist von zwei Jahren ist die Zulässigkeit eines Bürgerbegeh- laufen. Nicht hinnehmbare Verzögerun- berücksichtigt worden, dass das Amt rens eine große Bedeutung haben. gen, z. B. bei Investitionsvorhaben der des Gemeindeorgans Bürgermeisters Viele Bürgerbegehren mussten als un- Gemeinde, treten durch diese Rege- nicht beliebig lange vakant bleiben zulässig abgelehnt werden, weil ihr lung nicht ein. Denn die Gemeinde darf. Eine Verlängerung um bis zu ei- Kostendeckungsvorschlag nicht aus- kann nach wie vor Entscheidungen nem Jahr durch die oberste Kommu- reichte oder die Ausschlusstatbestän- vollziehen, die den Gegenstand des nalaufsichtbehörde kommt nach Satz de nicht beachtet worden sind. Die Bürgerbegehrens betreffen (Absatz 8 2 nur in Betracht, wenn ein Verfahrens- Entscheidung über die Zulässigkeit des Satz 2). abschluss in diesem Zeitraum abseh- Bürgerbegehrens erfolgte bisher zwin- Fusionsbegleitende Regelungen bar ist. gend am Ende des Verfahrens, also nach der Sammlung der Unterstüt- Das Änderungsgesetz enthält einige Mit dem neuen § 17 des Niedersäch- zungsunterschriften. Mit dem Ände- Regelungen, die im Zusammenhang sischen Besoldungsgesetzes (Art. 10 rungsgesetz wird den Vertretern des mit der Vereinigung oder Neubildung des Änderungsgesetzes) werden die Bürgerbegehrens die Möglichkeit ein- von Gemeinden Bedeutung erlangen. bei der Umbildung von Gemeinden geräumt, frühzeitig d.h. bereits bei der So kann in diesen Fällen die Zahl der betroffenen Beamten auf Zeit den ab- schriftlichen Anzeige des Bürgerbe- Ratsmandate durch übereinstimmende gewählten oder abberufenen Zeitbe- gehrens durch eine Entscheidung des Satzungen der beteiligten Gemeinden amten versorgungsrechtlich gleichge- 86 Verwaltungsausschusses prüfen zu bis zum Ende der nächsten allgemei- stellt.

NST-N 5/2009 ALLGEMEINE VERWALTUNG

Allgemeiner Vertreter des Bürger- Rechnungsprüfung auch gemeinsam nach den Regelungen meisters (§ 61 Abs. 8 NGO) (§§ 118, 122 NGO) des NKomZG durchgeführt werden kann. Wird die Rechnungsprüfung voll- Die Neufassung enthält für die Beauf- In § 118 Abs. 3 ist – wie in anderen Bun- ständig übertragen, entfällt die Pflicht tragung des allgemeinen Vertreters des desländern bereits geschehen – die der Gemeinde, ein eigenes Rechnungs- Bürgermeisters keine Ausnahmen vom Forderung gestrichen worden, dass der prüfungsamt einzurichten. verfassungsrechtlichen Funktionsvor- Leiter des Rechnungsprüfungsamtes behalt für Beamte mehr. Die bisherigen Beamter auf Lebenszeit sein muss. Das Ausblick Tatbestände haben in der Praxis zu un- ermöglicht einen flexibleren Perso- Es ist davon auszugehen, dass mit dem befriedigenden Ergebnissen geführt, naleinsatz und lässt es im Hinblick auf Änderungsgesetz letztmalig eine No- z.B. wenn die Einwohnerzahl einer Ge- die Veränderungen im kommunalen velle der drei grundlegenden Kommu- meinde geringfügig über 5000 lag. Jetzt Rechnungswesen auch zu, Beschäftig- nalgesetze NGO, NLO und Regionsge- wird nur noch geregelt, dass ein Be- te mit rein betriebswirtschaftlicher oder setz erfolgt ist. Die Regierungsfraktio- schäftigter der Gemeinde mit der allge- kaufmännischer Ausbildung mit der Auf- nen haben sich in ihrer Koalitionsver- meinen Vertretung beauftragt werden gabe zu betrauen. Die Regelung über einbarung aus dem Jahr 2008 darauf muss, wenn das Amt nicht einem Be- die Unvereinbarkeit der Stellung im verständigt, die Kommunalgesetze zu amten auf Zeit übertragen worden ist. Rechnungsprüfungsamt mit einer ande- einem einheitlichen Niedersächsischen Die Bezeichnung Beschäftigter umfasst ren Stellung in der Gemeinde wurde Kommunalverfassungsgesetz zusam- als Oberbegriff in der NGO sowohl die vorsichtig geöffnet (§ 118 Abs. 4). Die menzufassen und dabei die ehrenamt- Beamten als auch die Arbeitnehmer Übertragung weiterer Aufgaben ist nur lichen Mitwirkungsmöglichkeiten zu (vgl. § 80). Eine Lockerung des zuguns- zulässig, wenn dies mit den Aufgaben verbessern. Das Innenministerium hat ten der Beamten verfassungsrechtlich des Rechnungsprüfungsamtes verein- bereits mit der Erarbeitung eines Refe- vorgegebenen Regel-Ausnahme-Ver- bar ist und dessen Unabhängigkeit nicht rentenentwurfs begonnen. Das Gesetz hältnisses tritt damit allerdings nicht beeinträchtigt. Die Gemeinde muss also soll Anfang 2011 verabschiedet wer- ein. Auch zukünftig sind die verfas- nach strengen Anforderungen dafür sor- den, damit sich die Praktiker vor Ort sungsrechtlichen Vorgaben bei dieser gen, dass in diesem Fall keine Interes- schon vor dem geplanten Inkrafttreten Personalentscheidung zu berücksich- senkollisionen eintreten. In § 122 ist jetzt am 1. November 2011 mit den neuen tigen. klargestellt, dass die Rechnungsprüfung Regelungen vertraut machen können.

Projekt D115 – Einheitliche Behördenrufnummer

Am 24. März 2009 startete der Pilot- heitliche Behördenrufnummer bietet den in den D115-Verbund einge- betrieb des Projekts D115. Mit einer Bürgerin­nen, Bürgern und Unterneh- bracht, weiterentwi­ckelt und ver- einzi­gen, leicht merkbaren Rufnum- men mit einer leicht merkbaren Ruf- netzt. mer sollen Bürgerinnen und Bürger nummer einen direkten Draht zu Verwaltungsmodernisierung einen direk­ten Zugang zu Auskünf- Auskünften über Leistungen der öf- D115 entspricht dem Konzept des ten über Leistungen der öffentlichen fentlichen Verwaltung. einheitlichen Ansprechpartners der Verwaltung erhal­ten. In Niedersach- Effizienz EU-DLR: Die Idee des one-stop- sen beteiligt sich die Stadt Olden- D115 entlastet die Verwaltung, ins- governments liegt auch D115 burg an dem Pilotbetrieb. besondere die Fachebene: Mög- zugrunde, ebenso wie der Einsatz Ziel des Projektes D115 ist es, Bür- lichst viele der Anfragen werden im von Wissensmanagement-Techno- gerinnen und Bürgern den Zugang Erstkontakt beantwortet. logien. zu Aus­künften über Leistungen der Kooperation Internationaler Trend öffentlichen Verwaltung zu erleich- D115 verbindet Verwaltungsebenen: D115 folgt internationalen Vorbil- tern. Ob Termine beim Standesamt, Das Projekt wächst von unten nach dern: In anderen Ländern und Fragen zu Formularen, der Müllab- oben. Kommunen, Länder und Bund Metropolregio­nen gibt es bereits fuhr oder zum Elterngeld – unter der gestalten D115 zusammen. Das Pro- zentrale Servicenummern (Call 311 Rufnummer 115 wird Auskunft er- jekt basiert auf Gemeinsamkeit, Ge- in New York, 3939 Service Public teilt, unabhängig davon welche der genseitigkeit und enger Einbezie- France). Neu ist die Einrichtung ei- drei Verwaltungsebenen betroffen hung aller Beteiligten. nes Telefonservice über die Ebenen ist. von Kommunen, Ländern und Bund Innovation Im Einzelnen: hinweg. D115 vereint Erneuerung mit Be- Bürgerservice währtem: Bereits vorhandene tele- Quelle und weitere Informationen: D115 schafft Bürgernähe: Die ein- fonische Bürgerservicecenter wer- www.d115.de 87

NST-N 5/2009 SCHULE, KULTUR UND SPORT

Das niedersächsische Musikalisierungsprogramm „Wir machen die Musik!“ startet von Ministerialdirigentin Dr. Annette Schwandner*

Wir machen die Musik! ist das nieder- sächsische Musikalisierungspro- gramm, das mit Beginn des Schuljah- res 2009/2010 startet. Möglichst vielen Kindern werden so unabhängig von ihrer sozialen, ethnischen und regio- nalen Herkunft musikalisch-ästheti- sche Erfahrungen mit gemeinsamem Singen und Musizieren, Bewegung und Tanz ermöglicht. Wir wollen die musikalische Bildung und das musi- kalische Angebot für Kinder und Ju- gendliche ausbauen. Denn gemeinsa- mes Musizieren weckt Freude, stärkt die soziale Kompetenz und fördert das Verständnis für andere Kulturen, erklärt der Niedersächsische Minister für Wis- senschaft und Kultur, Lutz Stratmann. Durch die Kooperation von Musik- schulen mit Kindertageseinrichtungen und mit allgemein bildenden Schulen werden landesweit Kinder und Ju- gendliche so früh wie möglich mit qua- Der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Lutz Stratmann, besucht lifizierten musikalischen Angeboten den Musikunterricht des Bad Pyrmonter Reesenhof – Kindergartens im Rahmen des erreicht. Modellprojekts Musikunterricht für alle Vorschulkinder“, zs. mit Musikschulleiter Arndt Jubal Mehring, Bürgermeisterin Elke Christina Roeder, Ursula Körtner MdL, Ulrich Watermann Das Niedersächsische Ministerium für MdL. Wissenschaft und Kultur entwickelte dazu gemeinsam mit dem Landesver- öffentlichen Musikschulen in Nieder- wird. Möglich sind hier viele Wege, band niedersächsischer Musikschulen sachsen. zum Beispiel ein Engagement der (VdM) ein stufenweise angelegtes Pro- Das Ministerium für Wissenschaft und Kommune, der Eltern, über Spenden, gramm, das in interministeriellen Ar- Kultur fördert das Musikalisierungs- Unterstützung durch Fördervereine beitsgruppen zusammen mit dem programm im ersten Jahr 2009 mit von Musikschule, Kita oder Schule Niedersächsischen Kultusministerium, einer Anschubfinanzierung von oder Eigenmittel der Musikschule oder Fachexperten und den kommunalen 500.000 Euro. Im zweiten Jahr werden der Bildungseinrichtung sowie weitere Spitzenverbänden diskutiert wurde: 1,45 Millionen Euro für die Koopera­ Drittmittelgeber. Jahr für Jahr werden neue Jahrgänge tionsprojekte bereitgestellt. Verstehen Durch „Wir machen die Musik!“ wer- aus Kindergarten, Grundschule und soll sich das Musikalisierungspro- den viele Kinder und ihre Familien für Sekundarstufe 1 in das Musikalisie- gramm als Angebot für die Kooperati- das aktive gemeinsame Musizieren rungsprogramm aufgenommen. An- onspartner Musikschule und Bildungs- begeistert. Die gemeinsame Arbeit der spruchsvolles Ziel ist es, in der auf einrichtung vor Ort, nicht als verpflich- pädagogischen Fachkräfte in den Ki- sieben Jahre angelegten Projektlauf- tendes Programm. Deshalb ist Wir tas und Schulen mit den Musikschul- zeit 80 Prozent aller Kindergärten, 30 machen die Musik! vor allem in den Lehrerinnen und Lehrern vor Ort lässt bis 40 Prozent aller Grundschulen und Schulen ein zum regulären Musikun- das Netzwerk von Bildungspartner- 20 bis 30 Prozent der Sekundarstufe terricht ergänzendes Angebot. Finan- schaften in den niedersächsischen 1 mit zusätzlichen musikalischen Er- ziert werden die Angebote musikali- Kommunen kontinuierlich weiter wach- fahrungen vertraut zu machen. Um scher Bildung mit Landesmitteln in sen und zu einem wesentlichen Be- diese Kinder, Schüler und Jugendli- Höhe von maximal 800 Euro pro erteil- standteil des Musiklandes Nieder­ chen zu erreichen, nutzt „Wir machen ter Jahreswochenstunde. Diese Sum- sachsen werden. die Musik!“ zum Start die weitgehend me entspricht 50 Prozent der von Mu- flächendeckende Infrastruktur der 72 sikschulen durchschnittlich aufgewen- deten Personalkosten. Im Gegenzug wird erwartet, dass von den Musik- * Die Autorin ist Leiterin der Kulturabteilung im Niedersächsischen Ministerium für Wissen- schulen und ihren Trägern die erfor- 88 schaft und Kultur. derliche Gegenfinanzierung akquiriert

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„Ran an den Computer“ – Schüler schulen Senioren Enkel zeigen Oma und Opa den Einstieg in die Welt des Internet n-21: Schulen in Niedersachsen online und die Sparkassen in Niedersachsen bieten erneut erfolgreiches Generationen-Projekt in Niedersachsen an

Oma und Opa wissen viel mehr als ihre Enkel – nur in einer Sache ist die Ju- gend oft im Vorteil: im Umgang mit Computern. Für den Nachwuchs, den die Großeltern zumeist umhegt und verwöhnt haben, ist das die Chance, sich mal zu revanchieren. Computer sind im heutigen Alltag all- gegenwärtig – schon mehr als 77 Pro- zent der deutschen Haushalte besitzen einen PC. Allerdings bleiben insbeson- dere bei den älteren Nutzern Vorbehal- te und Einstiegsbarrieren gegenüber dem PC und Internet bestehen. Die Aktion des Vereins n-21 und der Sparkassen will Interesse am Compu- ter bei Einsteigern und „Noch-Nicht- Schüler und Senioren bei der Arbeit in einem Kurs. Internet-Nutzern“ (sog. „Nonliner“) wecken. Immer aus Sicht des Einstei- wurde das Projekt damals durch NDR1, Celle, Klein Berßen und Hoya die gers werden die Möglichkeiten moder- der die Schulungen drei Wochen lang Hauptpreise in Höhe von je 2000 Euro ner EDV aufgezeigt: z.B. E-Mails bewarb, die Anmeldungen der Senio- an die Haupt- und Realschule Remlin- schreiben, Informationen im Internet ren mit Hilfe eines Callcenters annahm gen, die Grundschule Bruchhagen, die beschaffen, (digitale Fotos bearbeiten und die interessierten Kursteilnehmer Grundschule Klein Berßen und das und drucken) Chaträume und On- auf die von n-21 angeworbenen Schu- Johann Beckmann Gymnasium in Hoya lineauktionen kennen lernen. len verteilte. verliehen. 24 zweite Preise in Höhe von 500 Euro wurden den Gewinnern zu- N-21 dankt den Sparkassen in Nieder- Für Neulinge gibt es ein konkretes Ein- geschickt. Alle übrigen Schulen erhiel- sachsen, die das Projekt aus den Mit- stiegsangebot: Schüler helfen Senioren ten als Anerkennung für ihre Teilnahme teln „Sparen und Gewinnen“ finanzier- beim Start mit dem Computer. In Urkunden. „Schnupperkursen“ erklären die Schü- ten und finanzieren und damit einmal ler erste Schritte und bauen Schwel- mehr ihr soziales Engagement für die Im Juli 2008 hat sich n-21 mit dem Pro- lenängste ab. Die Aktion verbindet die Mitbürgerinnen und Mitbürger in Nie- jekt „Ran an den Computer – Schüler unterschiedlichen Generationen und dersachsen unterstreichen. schulen Senioren“ bei dem Bundes- bietet eine Kommunikationsplattform wettbewerb „Wege ins Netz“ bewor- 161 Schulen nahmen in dem Zeitraum zwischen Jung und Alt. Neben der Ver- ben. Die Teilnahme erfolgte in der Spar- November 2007 bis Ende Februar 2008 besserung der Medienkompetenz der te „erste Wege“. Aus der Fülle der teil und boten ca. 270 Kurse an. Insge- Senioren steigert dieses Projekt das Bewerber wurde n-21 von der Jury als samt wurden über 3000 Senioren von Selbstvertrauen der Schüler und erhöht Gewinner des zweiten Preises be- ebenso vielen Schülerinnen und Schü- das Verständnis gegenüber älteren stimmt. N-21 wurde für den 2.9. nach lern geschult. 1200 Senioren konnten Personen und den eigenen Lehrern. Berlin auf die Internationale Funkaus- leider nicht in die schnell ausgebuchten Dies trägt in hohem Maße zur Persön- stellung eingeladen, um dort den Preis Kurse vermittelt werden. lichkeitsentwicklung bei und stellt ei- in Empfang zu nehmen. nen nicht zu unterschätzenden Mehr- Neben der medialen Begleitung durch „Medienkompetenz wird immer selbst- wert für die Schülerinnen und Schüler den NDR wurden die Kurse durch die verständlicher vorausgesetzt“, sagte dar. örtliche Presse bekannt gegeben. Peter Hintze, Parlamentarischer Ebenso erfolgte eine umfangreiche Be- Das Projekt des Vereins n-21 und der Staatsekretär im BMWI, im Rahmen richterstattung über die Kurse in den Sparkassen in Niedersachsen „Ran an der Preisverleihung auf der IFA. „Zwar Printmedien. den Computer – Schüler schulen Se- nutzen inzwischen 65 Prozent der nioren“ startete bereits im Juni 2007 Von Ende Juni bis Anfang Juli wurden Deutschen ab 14 Jahre das Internet, mit der Planungsphase. Unterstützt dann in den Sparkassen Wolfenbüttel, aber immer noch sind beispielsweise 89

NST-N 5/2009 SCHULE, KULTUR UND SPORT

ältere Menschen und Menschen mit ihr Engagement sogar noch über das lichkeit gegeben, die Schulungen über niedrigem Einkommen oder mit gerin- Projekt hinaus. Zahlreiche Schülerfir- einen längeren Zeitraum verteilen zu ger Bildung im Internet unterrepräsen- men wurden gegründet, um den Senio­ können, damit kein negativer Einfluss tiert. Wir müssen daher weitere An- ren regelmäßig bei Fragen und Proble- auf den Regelunterricht entsteht. strengungen unternehmen, um die men rund um den PC behilflich sein zu Auch die Projektphase 2008/2009 steht Internetnutzung voran zu bringen. Ich können. nun kurz vor ihrem Abschluss. Die dies- danke allen, die auf vorbildliche Weise N-21 entwickelte die Anleitungen/Ein- jährigen Gewinner wurden bereits aus- andere Menschen auf ihrem Weg ins weisungen für die Computerkurse wei- gelost und erhalten in den nächsten Internet unterstützen“, so der Staats- ter, die die Schüler unterstützen sollen. Wochen ihre Urkunden und Geldprei- sekretär weiter. Die Kurse finden in den Räumen der se. Aufgrund der hohen Nachfrage wurde Schule statt. Nur auf besonderen Wieder gab es eine sehr hohe Nach- das Projekt 2008/2009 wiederholt. Wunsch der örtlichen Sparkasse finden frage nach den Kursangeboten, so die Kurse in deren Räumlichkeiten Schüler von 134 Schulen führten PC- dass das Projekt auch in 2009/2010 statt. Grundsätzlich sollen die Schüler unerfahrenen Senioren in einem Kurs fortgesetzt wird. Wir hoffen auch wei- nicht zu fremden Personen nach Hau- die Möglichkeiten moderner Compu- terhin auf eine rege Beteiligung an die- se gehen. tertechnik vor. In den mindestens zwei sem Projekt, das Generationen zusam- bis drei „Schnupper-Kursen“, die zwei Damit sich möglichst viele Schulen be- menführt und bisherige „Nonliner“ zu bis vier Stunden dauerten, wurden drei teiligen, wurden Sach- und Geldpreise „Silversurfern“ macht. festgelegte Aufgaben gelöst: Einen ausgelobt (z.B. Laptop und Beamer). Kontakt: Brief schreiben und ausdrucken, eine N-21 entwickelt konkrete Ideen und Jörn Westermann, Projektleiter Email versenden und eine einfache In- übernimmt die Abwicklung im Auftrag n-21: Schulen in Niedersachsen ternetrecherche durchführen. Schüler der Sparkassen. Um auch die Schüler online e.V. aller Schulformen und Schulstufen be- zu motivieren, wurden unter allen be- Prinzenstr. 23 teiligten sich als „Lehrer“ an diesem teiligten Schülern Geldpreise verlost. 30159 Hannover Projekt. Die eigentliche Projektphase umfasste Tel. 0511 3536621-7 Aufgrund der positiven Erfahrungen, einen Aktionszeitraum von fünf Mona- Mobil 0173 8527489 die die Schülerinnen und Schüler mit ten (November 2008 – Ende März Fax 0511 3536621-9 diesem Projekt gemacht haben, ging 2009). Den Schulen wurde die Mög- [email protected]

Wirkung der Konjunkturspritzen in Frage gestellt Nach der jüngsten Einschätzung des IWF wird die Weltwirtschaft im Jahr 2009 zum ersten Mal seit 60 Jahren schrumpfen. Der IWF rechnet mit ei- nem Minus zwischen 0,5 und einem Prozent. Der Währungsfonds kritisiert, dass die Konjunkturprogramme der größten Industrie- und Schwellenlän- der in der Summe unter der IWF-Emp- fehlung von zwei Prozent des Brutto- inlandsprodukts bleiben. Einige Staa- ten hätten weniger unternommen, als notwendig wäre. Allerdings gilt es zu beachten, dass die Maßnahmen zu erheblichen Haushaltsrisiken führen. In vielen Staaten nähert sich die Defizit- quote in diesem und im nächsten Jahr zweistelligen Werten. Fraglich ist auch, ob, wie und wann die Konjunktursprit- zen Wir­kung zeigen. Ökonomen strei- ten über die so genannten Multiplikator-Effekte: Wie hoch ist der Impuls für die jeweilige Volkswirtschaft, wenn der Staat einen Euro oder einen Dollar investiert? Beträgt der Effekt z.B. nur 80 Cent, so wäre die Maßnahme wirkungs- los verpufft. Bei einem Wert von beispielsweise 1,20 Dollar hätte der Impuls seine wachstumssteigernde Wirkung entfaltet. Schließlich drohen Inflationsgefahren, sobald dieK on­junktur wieder anspringt. Die gigantische Liquidität, die Notenbanken und Regierungen zur Ankurbelung der Wirtschaft zur Verfügung gestellt ha­ben, muss wieder abgeschöpft werden. Statistische Angaben: Internationaler Währungsfonds IWF 90

NST-N 5/2009 WIRTSCHAFT UND VERKEHR

Deutscher Städtetag fordert: Die neue EU-Verordnung für den öffentlichen Nahverkehr muss in deutsches Recht umgesetzt werden - Entscheidung ist überfällig –

Der öffentliche Nahverkehr in Deutsch- ten eigenwirtschaftlichen Verkehre zu nienbezogene Genehmigungen bean- land steuert auf ein Chaos zu: Die Eu- nen­nen. Dahinter verbirgt sich der An- tragen können­ und der vom Aufgaben- ropäische Union erlässt unter aktiver spruch von Verkehrsunternehmen, träger erstellte Nahverkehrsplan bes- Beteiligung des deutschen Ver­ ohne öffentliche Unterstützung einen tenfalls in die Auswahlentscheidung kehrsministers eine neue Verordnung flächendeckenden ÖPNV zu betreiben der Genehmigungsbehörden mit ein- für den ÖPNV, und die Bundesregie­ und sich daher von den Kommunen im fließt. Ganz zu schweigen von der Fi- rung weigert sich, das deutsche Per- Nahverkehrsplan auch keinerlei Vorga- nanzierungsverantwortung, die in je- sonenbeförderungsgesetz (PBefG) ben im Hinblick auf Linienführung oder dem Falle beim Aufgabenträger ver- entsprechend anzupassen. Was auf Bedienungsqualität machen zu lassen. bleibt. Wem es ernst ist mit Bürokra- den ersten Blick als ein rechtstechni­ Die Realität ist indes eine andere: Au- tieabbau und wer Doppelstrukturen sches Problem erscheinen mag, bringt ßer einigen wenigen Nahverkehrsli­nien, vermeiden will, der sollte die neue in der Praxis gravierende Probleme­ für die sich alleine durch die Fahrgeldein- ÖPNV-Verordnung­ konsequent in deut- die Kommunen als Aufgabenträger des nahmen finanzie­ren, dürfte kaum ein sches Recht umsetzen und die Finan- Nahverkehrs mit sich. Dies gilt für die kommunales ÖPNV-Netz rein betriebs- zierungs- und Aufgabenverantwortung Frage der unterschiedlichen Zustän- wirtschaftlich profitabel zu betreiben für den ÖPNV in den Händen der digkeiten von Aufga­benträgern und sein. Dies ist auch der Grund dafür, kommunalen­ Aufgabenträger vereinen. Genehmigungsbehörden ebenso wie weshalb der öffentliche Personennah- Andernfalls wird auch die Möglichkeit für die rechtssichere Direktvergabe von verkehr ein Instrument der Daseinsvor- zur Direktvergabe an kommunale Ver- Nahverkehrsleistungen an kommunale sorge darstellt, mit dessen Hilfe die kehrsunternehmen gefährdet. Diese Verkehrsunter­nehmen oder die bishe- Mobilitätsbedürfnisse auch derjenigen setzt nach EU-Recht nämlich eine Kon- rige Unterscheidung zwischen eigen- Bevölkerungs­gruppen befriedigt wer- trolle wie über eine eigene Dienst­stelle und gemein­wirtschaftlichen Verkehren den, die kein eigenes Fahrzeug besit- voraus, wobei die Verordnung im Un- im PBefG. Ohne eine Anpassung des zen oder benutzen. Im übrigen stellt terschied zu der strengeren Rechtspre- deut­schen Rechtsrahmens stehen sich der öffentliche Nahverkehr als Massen­ chung des Europäischen Gerichtshofes ab dem 3. Dezember 2009 die Vor­ ver­kehrsmittel insbesondere in den eine private Minder­heitsbeteiligung schriften der neuen EU-Verordnung für Ballungsräumen das Rückrat des Ver­ innerhalb eines bestimmen Rahmens den ÖPNV und die dieser in zentralen kehrs und damit eine umweit- und durchaus erlaubt. Es führt daher kein Punkten widersprechenden Bestim- stadtverträgliche Alternative zum Weg an einer zügigen Anpassung des mungen des PBefG gegen­über – ein moto­risierten Individualverkehr dar. Personenbe­förderungsgesetzes an die Beschäftigungsprogramm für Bera- Und im ländlichen Raum gäbe es ohne neue ÖPNV-Verordnung vorbei. Der tungsunternehmen und Anwaltskanz- die staatliche Förderung des ermäßig- Beschluss des Deutschen Städtetages leien scheint programmiert. ten Schüler- und Ausbildungs­verkehrs ist im Internet zu finden unter www. vielerorts überhaupt kein nennenswer- staedteag.de. Nachdem sich Bundesverkehrsminis- tes Nahverkehrs-Angebot. ter Wolfgang Tiefensee nicht zuletzt mit Unter­stützung auch des Deutschen Was spricht also dagegen, dieser seit Städtetages in Brüssel erfolgreich für langem durchaus bewährten Praxis ein kommunales Wahlrecht zwischen auch im Personenbeförderungsgesetz der Eigenerbringung bezie­hungsweise endlich Rechnung zu tragen, wie dies Direktvergabe von Nahverkehrsleistun- die neue ÖPNV- Verordnung durch die gen und der Vergabe im Wettbe­werb Pflicht zum Abschluss einer Vereinba- eingesetzt und darüber hinaus die rung zwischen Aufgabenträger und Direktvergabemöglichkeit­ sogar inner- Verkehrsunternehmen vor­schreibt, im- halb von Verkehrsverbünden gesichert mer dann, wenn diese von der öffent- hat, müsste der deutsche Gesetzgeber lichen Hand finanzielle Zuwendungen nur zügig den deutschen Rechtsrah- und/oder das Recht zum exklusiven men an das geänderte EU-Recht an- Betrieb einer Linie erhalten? Nichts, passen. Dies würde allerdings voraus- außer dass die Unternehmen dann setzen, sich von herge­brachten Denk- nicht mehr wie bisher bei den häufig mustern und Tabus zu verabschieden. bei staatlichen Mittelinstanzen ange- An erster Stelle sind hier die sogenann- siedelten Ge­nehmigungsbehörden li- 91

NST-N 5/2009 AUS DEM VERBANDSLEBEN

187. Sitzung des Präsidiums in Bramsche

Schon zum 187. Mal traf sich das Prä- sidium des Niedersächsischen Städ­ tetages am 6. und 7. Mai 2009, dies- mal auf Einladung von Bürgermeisterin­ Liesel Höltermann in Bramsche; in der Gemarkung der Stadt liegt auch das Schlachtfeld von Kalkriese, auf dem im Jahre 9 n. Chr. die Legionen des Varus endgültig vom Cherusker Arminius aufgerieben wurden. Zum vorabendlichen Gespräch konn- te Präsident Ulrich Mädge den Nieder­sächsi­schen Finanzminister, Hartmut Möllring MdL begrüßen, das Gespräch drehte sich naturge- mäß vor allem um die aktuelle Finanz- situation – noch vor der Steuer­ schätzung; gewohnt prägnant und humorvoll bezog der Finanzminister auch Stellung zur aktuellen Diskussi- Präsidium des Niedersächsischen Städtetages on um die fachlichen Anforderungen regie­rung für einen „Zukunftsvertrag Kommunalverbänden und Städten, an Mitglieder von Sparkassen-Ver­ ­ für starke Kommunen“ sowie das Gemeinden und Samtgemeinden zu waltungsräten: Die großen Pleiten Kommu­nalverfassungsge­setz. Das klären­ und eine angemessene Finanz- seien schließlich nicht bei den Spar­ Präsidium hat die Geschäftsstelle be- ausstattung der kommunalen Ebene kassen eingetreten, sondern dort, wo auftragt, in konstruktive Gespräche entweder Bundes- oder (nichtnieder- zu sichern. Diese Fragen sollen auch mit dem Innenministerium und der sächsische) Landespolitiker oder so­ im Mittelpunkt der 16. Städtever- Landesregierung einzutreten, aber gar hoch bezahlte Bankmanager in sammlung in Bad Pyr­mont stehen. dabei darauf zu drängen, dass „ge- Verwaltungs- und Aufsichtsräten meinsame Vorstellungen für eine kon- Sehr ausführlich hat das Präsidium gesessen­ hätten. Aus seiner Sicht sistente Sicherung und Weiterent- auch die aktuellen Überlegungen der gebe es keinen Anlass, hier einzugrei- wicklung der kommunalen Selbst­ Landesre­gierung zur Schulpolitik dis- fen. verwaltung entwickelt werden“; dabei kutiert, die naturgemäß zwischen den Im Mittelpunkt der Sitzung selbst müsse es vor allem darum ge­hen, die politischen Grup­pen nicht unumstrit- standen das Vorhaben der Landes­ Aufgabenverteilung zwischen Land, ten waren. Das Präsidium hält es für erforderlich, die Bildungs­politik im Lande grundlegend neu zu positionie- ren und dabei vor allem die Aspekte der Migration, der sozialen Brenn- punkte und die Sicherung einer orts- nahen Beschulung­ im ländlichen Raum zu be­rücksichtigen. So sei etwa anzuerkennen, dass in sozialen Brennpunkten eine echte, gebundene Ganztagsschule auch im Grund­ schulbereich entstehen­ müsse und auf der anderen Seite die Kooperati- onsformen vor allem zwischen Haupt- und Realschule im ländlichen Bereich erleichtert werden müssten, um nicht alle Angebote der Sekundarstufe 1 in den Kreisstädten konzentrieren­ zu müssen.

Die nächste Sitzung des Präsidiums Vizepräsident OBgm. Heiner Pott, Lingen (Ems), Niedersächsischer Finanzminister Hartmut findet am 21. Oktober 2009 anlässlich Möllring MdL, Präsident OBgm. Ulrich Mädge, Lüneburg, Hauptgeschäftsführer Heiger der Städteversammlung in Bad Pyr- 92 Scholz (von links). mont statt.

NST-N 5/2009 AUS DEM VERBANDSLEBEN

99. Sitzung des Finanzausschusses in Osnabrück

In seiner 99. Sitzung seit Bildung des Ausgiebig wurde die aktuelle Umset- tungsgesetzes. Der Ausschuss stellte Niedersächsischen Städtetages hat zung des Konjunkturpakets II in den fest, dass die jährliche Pauschale pro sich der Finanzausschuss am 30. April Städten und Gemeinden erörtert. Im Person nicht die wirklichen Kosten ab- 2009 in Osnabrück unter anderem mit Mittelpunkt standen dabei Fragen im decke und mindestens um ein Drittel folgenden Schwerpunktthemen be- Zusammenhang mit der vorgesehenen, erhöht werden müsse. fasst: aber noch nicht beschlossenen Ände- rung des Grundgesetzes. Nur sie wird Schließlich befasste sich der Finanz- Das Gesprächsangebot der Nieder- den vorgesehenen Einsatz von Mitteln ausschuss ausgiebig mit dem Entwurf sächsischen Landesregierung zum außerhalb der Gesetzgebungskompe- eines Bundesgesetzes zur Stärkung Thema „Zukunftsvertrag für starke tenzen des Bundes ermöglichen. der Finanzmarkt- und Versiche­ Kommunen“ wurde grundsätzlich be- rungsaufsicht. Dieses Gesetz sieht grüßt. Der Ausschuss hielt es aber für Die zurzeit im Landtag erörterte Ände- unter anderem vor, künftig qualitative dringend angebracht, die Inhalte eines rung der Niedersächsischen Ge­ Anforderungen an die Mitglieder von solchen Vertrages über die Entschul- meindeordnung, um der kommunalen Aufsichtsräten und anderen Kontroll­ dung einzelner Kommunen und die fi- Einwerbung von Spenden, Schen­ gremien in der Finanzwirtschaft zu stel- nanzielle Förderung kommunaler Fusi- kungen und Zuwendungen­ eine ge- len. Der Finanzausschuss begrüßte onen hinaus auszuweiten. Insbeson- setzliche Grundlage zu geben, wurde dieses grundsätzliche Anliegen, sprach dere die Fragen der Aufgabenverteilung einhellig begrüßt. Hier müsse dringend sich aber gegen einen System­wechsel zwischen den Ebenen sowie die auf- Rechtssicherheit geschaffen werden aus, der es den Städten und Gemein- gabengerechte Dotierung des kommu- für die kommunalen Amtsträger und den nicht mehr erlauben würde, als nalen Finanzausglei­ ches­ in Nieder- zugleich Transparenz für die interes- Eigentümer bzw. Träger selbst ausge- sachsen wurden in diesem Zusammen- sierte Öffentlichkeit. Diskutiert wurde wählte Personen in die jeweiligen Gre- hang genannt. Eine Finanzierung des auch die Kostenerstattung des Landes mien der kommunalen Sparkassen und „Zukunftsvertrages“ durch erneuten nach dem Gesetz zur Aufnahme von Versicherer zu entsenden. Eingriff in den kommunalen­ Finanzaus- ausländischen Flüchtlin­gen und zur gleich lehnte der Ausschuss strikt ab. Durchführung des Asylbewerberleis-

Bürgermeisterkonferenz in Einbeck

Unter dem Vorsitz von Bürgermeisterin echte Zukunftsorientierung der Lan- tretene kommunale Mehrbelastungen Jutta Voß (Lehrte) und auf Einla­dung desregierung, was die Entwicklung der durch Einführung der eigenverant­ ­ von Bürgermeister Ulrich Minkner tag- kommunalen Selbstverwaltung in den wortlichen Schule. te die Bürgermeisterkonferenz am 24. nächsten Jahren angehe, müsse sich Zum vorgesehenen Niedersächsischen April 2009 in Einbeck. jedoch auf ein breiter ange­legtes Leit- Kommunalverfassungsgesetz gab es bild dieser Entwicklung beziehen. Der Schwerpunkt der Beratungen lag eine intensive Debatte über zahlreiche auf dem Thema der Integration in Städ- Weitere Themen, mit denen die Konfe- Einzelfragen. Hier stand insbe­sondere ten mittlerer Größenordnung. Auf renz sich beschäftigte, waren ein Er- die Frage der personellen Verzahnung Grundlage eines Referates von Honey fahrungsaustausch zum Ausbau der zwischen Gemeinde- und Kreisebene Deihimi, der Integrationsbeauftragten Kinderbetreuung unter drei Jahren, die durch mögliche Einführung eines Ge- des Landes Niedersachsen, fand ein vom Land angedachte Einrichtung ei- meindeausschusses auf Kreisebene im ausführlicher Erfahrungsaustausch ner Denkmalkommission sowie einge- Mittelpunkt. statt. Eine ganze Reihe von Bürger- meistern betonte, die Integration zu einem persönlichen Schwer­punktthema gemacht zu haben. Vereinbart wurde, dass über die entspre­chenden Erfah- rungen in der Verbandszeitschrift be- Kinder stärken Pate werden richtet werden soll. Rufen Sie uns an! Zum „Zukunftsvertrag für starke Kom- 0180 - 33 33 300 (9 Cent/Min) KINDER munen“, einem Gesprächsangebot der Kinder stärken. Kindernothilfe e.V. NOT HILFE Landesregierung an die kommunalen Pate werden! Düsseldorfer Landstraße 180 47249 Duisburg Spitzenverbände, äußerte sich das www.kindernothilfe.de Gremium grundsätzlich positiv. Eine 93

NST-N 5/2009 AUS DEM VERBANDSLEBEN

Rede von Oberbürgermeister Christian Ude während der Hauptversammlung des Deutschen Städtetages am 13. Mai 2009 in Bochum „Ohne starke Städte kein Weg aus der Krise“

Die sonnigen Konjunkturzeiten unserer letzten Zusammenkunft 2007 in Mün- chen sind lange vorbei. Was waren das für Zeiten! Was haben wir gelacht! Da- mals feierten wir, dass die Wirtschaft boomt und dass die Kommunen an diesem Aufschwung auch Anteil ha- ben, weil der Deutsche in der Woche unserer Konferenz die Ge- werbesteuer nicht nur erhalten, son- dern im Zuge der Unternehmenssteu- erreform sogar ausgebaut und gefes- tigt hat. Dafür wurde die Kanzlerin, die ja nicht als Freundin der Gewerbesteu- er auf die Welt gekommen war, mit Beifall bedacht. Sie kann ihn heute abermals bekommen für das Verspre- chen, an der beklatschten Reform auch tapfer festzuhalten.

2008 war ein Rekordjahr Die Spitze des Deutschen Städtetages und die Gastgeberin der Hauptversammlung Die Reform brachte Geld in die Kasse, empfangen hohen Besuch: (v.l.) Präsident Christian Ude, Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, Vizepräsidentin Petra Roth, Bochums Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz und vor allem im vergangenen Jahr 2008, Hauptgeschäftsführer Dr. Stephan Articus das uns noch lange Zeit in guter Erin- nerung bleiben wird. Knapp 41 Milliar- kraften hat. Die Kurzarbeit, mit der tigung ganzer Belegschaften zu begeg- den Euro betrugen die Einnahmen der viele Unternehmen die nächsten Mo- nen und sich diesem Thema zu stellen. deutschen Städte und Gemeinden aus nate bewältigen wollen, schlägt immer „Städtisches Handeln in der Krise“ ha- der Gewerbesteuer, 2,4 Prozent mehr öfter in Arbeitslosigkeit um und trifft ben wir als Motto dieses Städtetags als im Vorjahr. Viele Städte konnten dann auch die Kommunen in Gestalt 2009 gewählt, und die Öffentlichkeit einen ausgeglichenen Haushalt vorle- sprunghaft steigender Sozialkosten. erwartet mit Recht konkrete Antworten, gen oder sogar Schulden abtragen, Wir rechnen jetzt schon mit Rückgän- welche Lehren wir aus der Krise ziehen selbst in strukturschwachen Regionen gen der Gewerbesteuer von mehr als und wie wir sie überwinden wollen. wurde nach einer langen Dürrezeit wie- 10 Prozent, können aber auch Rück- Scheitern marktradikaler Rezepte der investiert. Dieses fabelhafte Jahr gänge von fast 20 Prozent nicht aus- liegt nur wenige Monate zurück, aber schließen. Selbst wenn man die Zu- Dabei sollten wir unser Licht nicht un- die Schilderung klingt doch wie ein schüsse des Konjunkturpakets dage- ter den Scheffel stellen. Gut 15 Jahre Märchen aus besseren Zeiten. gen rechnet, ergibt sich unter dem lang hat uns der Zeitgeist auf die An- Strich ein Minus. Und der Anstieg der klagebank gesetzt, weil wir angeblich Die Krise ist angekommen Sozialkosten bewegt sich in der Grö- altmodisch und rückständig seien mit Inzwischen ist die Krise, die seit dem ßenordnung von 2 Milliarden Euro. Der unserer „schwerfälligen“ Verwaltung, vergangenen Herbst die Öffentlichkeit Überschuss aus 2008 im kommunalen unseren „langwierigen“ Verfahren, un- in Atem hält, aber beispielsweise wäh- Gesamthaushalt wird sich 2009 in ein seren „eigenbrötlerischen“ Betrieben, rend des Weihnachtsgeschäfts in un- Minus von mindestens einer Milliarde unseren „altmodischen“ Wohnungsbe- seren Fußgängerzonen noch nicht zu Euro verwandeln. Wir rechnen also mit ständen und „provinziellen“ Sparkas- spüren war, auch real in den Kommu- einer dramatischen Verschlechterung sen. Da blies uns ein kalter Wind ins nen angekommen, nicht nur medial. des Finanzierungssaldos um mindes- Gesicht. Ein neues Zeitalter wurde ver- Nicht nur Finanzdienstleister haben tens 8 Milliarden. Nach heutigem kündet, das durch „Privat vor Staat“ ihre Vorauszahlungen bei der Stadt- Kenntnisstand! Es kann auch schlim- und „Weniger Stadt“ gekennzeichnet kämmerei auf Null gestellt, auch Un- mer kommen.Unser Tagungsort Bo- sei. Nicht nur Wirtschaftsvertreter und ternehmen anderer Branchen sehen chum gehört zu den zentralen Orten Parlamentarier, Wirtschaftsprofessoren sich zu diesem Schritt gezwungen, vor der Krise. Es ist richtig, hier den Rea- und angeblich dem Gemeinwohl ver- allem in der Exportwirtschaft, die dra- litäten der Krise, der Sorge um indus- pflichtete Stiftungen forderten von uns, 94 matische Auftragsrückgänge zu ver- trielle Strukturen und um die Beschäf- die Stadt zu verschlanken, obwohl

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gleichzeitig nach mehr Kinderbetreu- ung, längeren Öffnungszeiten und mehr Sicherheits- und Reinigungskräften gerufen wurde. Geregelte Verfahren wurden als überflüssiger Ballast ver- femt, obwohl wir gleichzeitig jederzeit vor Gericht beweisen können müssen, alle Belange geprüft und alle Interessen sorgfältig abgewogen zu haben. Jeder schriftliche Vorgang wurde als Büro- kratie verketzert, obwohl die selbe Öf- fentlichkeit nach jedem schrecklichen Kinderschicksal Auskunft verlangt, ob das Jugendamt auch jede Beobach- tung und jedes Gespräch der letzten Jahre hinreichend dokumentiert und richtig gewürdigt hat. Wir sollten Be- triebe veräußern, weil Private angeblich alles besser können und Wohnungen verkaufen, weil sich mit dem Erlös treff- lich Schulden reduzieren lassen. Die Strahlende Gesichter nach den Wahlen: Die neue Präsidentin Petra Roth und Vizepräsident Sparkassen schließlich wurden ver- Christian Ude höhnt, weil sie mit ihrer konservativen Geschäftspolitik die traumhaften Chan- lierer Recht, die Entfesselungskünstler, ger zurückkaufen. Am Bodensee ha- cen internationaler Finanzspekulation die Privatisierer. ben 7 kleine Kommunen das Strom- und Gasnetz übernommen, um es in verschlafen und einer Neuordnung des Nach dem Irrweg: Das Ganze eigener Regie zu betreiben. In Sach- deutschen Kreditwesens unter Füh- zurück! rung grandioser Geschäftsbanken stö- sen, wo der Verkauf kompletter Woh- rend im Wege stehen. Das alles ist Heute hingegen darf die Privatisierung nungsbestände als Wundermittel ge- noch gar nicht lange her. ebenso wie die Entfesselung der Fi- gen die Finanznot gepriesen und prak- nanzmärkte als ein gescheitertes Pa- tiziert wurde, diskutieren mittlerweile Alle Macht den Finanzinvestoren? tentrezept gesehen werden. Das heißt mehrere Parteien über das Programm- Zur gleichen Zeit wurde das Hohe Lied ja nicht, dass sie immer falsch gewesen ziel „Rekommunalisierung“. sei. In der Telefonie genießen wir alle des Spiels der Freien Kräfte gesungen. „Stadtwerke als Zukunftsgarant“ Wohnungsbestände sollten sogar noch die Vorzüge der Wettbewerbswirtschaft mit Hilfe von Steuervergünstigungen und in manchen Fällen mag sich eine Als „Betonkopf“, der starke Stadtwer- zum Spielball der Spekulation gemacht Kommune erst durch den Verkauf von ke immer schon für einen Vorzug und werden, weil dies internationale Finan- Vermögenswerten wieder in die Lage nicht für einen Anachronismus gehal- zinvestoren anziehen und den Finanz- versetzt haben, bedeutsamste Aufga- ten hat, darf ich mitteilen, dass die platz Deutschland attraktiver machen ben überhaupt wieder wahrnehmen zu Münchner Stadtwerke jährlich in Ge- könne. Außerdem wüssten ausländi- können. Aber erschreckend oft war die stalt von hundert Millionen Euro Ge- sche Finanzinvestoren viel besser Be- Privatisierung ein Schuss in den Ofen winn, 90 Millionen Euro Konzessions- scheid, welches „Aufwertungspotenzi- und auf jeden Fall kein Patentrezept, abgabe und 60 Millionen Euro Gewer- al“ in bundesdeutschen Immobilienbe- sondern eine höchst zweischneidige besteuer insgesamt eine Viertelmilliar- ständen schlummere. Auf Deutsch: Sie Angelegenheit. Deshalb haben wir An- de an die Stadtkasse abführen und würden endlich überfällige Mietpreis- fang dieses Monats mit Vergnügen zusätzlich in den nächsten drei Jahren explosionen veranlassen! So haben gehört, dass jetzt ein ganz anderes drei Milliarden Euro in Erneuerbare Programm angesagt ist: Die Rekom- Energien, öffentlichen Nahverkehr und Wirtschaftsredakteure und Interes- munalisierung, eine Aufbruchsstim- schnelle Glasfasernetze investieren sensverbände gesprochen und um ein mung und neue Gründerzeit in der werden. Solche Beiträge möchte ich Haar hätten sie die große Koalition da- Kommunalwirtschaft! In Kiel hat der sowohl aus ökonomischen als auch mit um den Finger gewickelt. Beim Stadtrat beschlossen, wieder 100 Pro- aus ökologischen Gründen nicht mis- Hearing der großen Koalition war außer zent der vor einigen Jahren privatisier- sen. Und ich weiß, dass viele Stadt- dem Deutschen Städtetag nur der ten Verkehrsbetriebe zu erwerben. werke im Lande – gemessen an der Deutsche Mieterbund dagegen, die Hamburg, das mit dem Verkauf der Größe ihrer Städte – vergleichbare Bei- deutschen Wohnungsbestände den HEW Schlagzeilen machte, prüft die träge leisten. Gerade in Krisenzeiten internationalen „Real Estate Invest- Gründung eines neuen Stadtwerks sind solche kommunalen Unternehmen ment Trusts“ (REITs) auszuliefern. Ge- „Hamburg Energie“. Unsere Gastge- die beste Zukunftsvorsorge! meinsam haben wir uns gegen das berstadt Bochum hat gemeinsam mit Postulat „Alle Macht den Finanzmärk- Vorsicht vor falschem Rat! Dortmund den großen Privatkonzern ten“ durchgesetzt. Ich denke, dass wir „Gelsen Wasser“ zurückgekauft. Bre- Nicht wir waren auf dem falschen stolz darauf sein können. men will die Mehrheit der einst eigenen Dampfer, sondern jene Professoren, Aber meistens bekamen die Deregu- Stadtwerke vom holländischen Versor- Parlamentarier und Redakteure, die 95

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sich selbst zum Sprachrohr privater gen schmutziger Lieder gegen deut- nen Einzugsbereichs, um auf deren Gewinninteressen machten. Unser Eh- schen Mieterschutz und niedrige Ren- Vermögenspolstern weich landen zu renmitglied Dick Deimer aus Landshut diten ihre Wohnungsbestände hierzu- können. Wir haben die Lage und unse- hat gerne das Wort zitiert: „Wo alle das lande verkauft, um den Erlös unter dem re Interessen im Präsidium oft und selbe denken, wird nicht viel gedacht.“ Beifall ihrer Aktionäre in „lukrativere“ gründlich erörtert, auch zusammen mit Ich denke, dass dies in besonderer US-Immobilien zu investieren. Nach dem Sparkassen- und Giroverband. Weise für die Wirtschaftswissenschaf- ihrer Total-Pleite rufen sie nach staat- Wir kamen zu dem Ergebnis, dass je- ten gilt, die mit beklemmender geistiger lichen Schutzschirmen. denfalls seitens der Sparkassen allen- Eintönigkeit alle Fehlentwicklungen falls eine Bank benötigt wird, die bei Es hat viele mit in den Abgrund geris- angepriesen haben, die zur größten Großfinanzierungen mitwirkt und bei sen, staatliche Landesbanken genauso Wirtschaftskrise der letzten Jahrzehn- Auslandsgeschäften begleitet. Für ein wie private Geschäftsbanken. Aber es te führten. Man stelle sich einmal vor, Nebeneinander mehrerer Landesban- muss schon erlaubt sein, ganz unbe- ein Brückenbau oder eine Dreifachturn- ken, die zwar kein funktionstüchtiges scheiden darauf hinzuweisen, dass halle stürze krachend zusammen, Geschäftsmodell haben, aber dafür viele Sparkassen im Jahr 2008 eines nachdem alle Statikprofessoren des nebeneinander beeindruckende Au- der besten Geschäftsjahre ihrer über In- und Auslands die außerordentliche ßenstellen in New York und Shanghai, hundertjährigen Geschichte feiern Stabilität des Bauwerks bestätigt ha- fehlt hingegen jedes Bedürfnis und konnten, weil sich ihre höchst zurück- ben – da würden wir dann doch auch auch jedes Verständnis! haltende, vorsichtige, konservative an der ganzen Statiklehre zweifeln. Anlagepolitik mit voller Konzentration Genauso macht es keinen Sinn, wenn Warum eigentlich nicht ebenso an den auf die eigene Region bestens bewährt die Landesbanken als Teil der S-Fi- Wirtschafts- und Finanzwissenschaft- hat. Unser Münchner Vorstandsvorsit- nanzgruppe auf der verzweifelten Su- lern, die samt und sonders die Zurück- zender hat das Erfolgsgeheimnis mit che nach neuen Geschäftsideen den drängung des Staates und die Privati- folgenden schlichten Worten beschrie- Sparkassen Konkurrenz machen und sierung des öffentlichen Sektors und ben: „Wir kaufen nur Papiere, die wir versuchen, diesen Miteigentümern das die Entfesselung der Marktkräfte und auch verstehen.“ Das war‘s, das Ge- Wasser abzugraben und Kundschaft die Freiheit der Finanzmärkte und die schäftsgeheimnis. Es ermöglichte ei- abzujagen. Dagegen müssen wir uns Ausrichtung aller Unternehmen am nen Allzeitrekord im Jahr des Banken- verwahren! kurzfristig ermittelten Share-Holder- kollaps. Das wissen die Bürgerinnen Value gepredigt haben und jetzt vor Das muss ein Schwerpunkt-Thema und Bürger zu schätzen. Die Einlagen dem Scherbenhaufen ihrer Heilslehren sein! bei Sparkassen sind in der Krise stehen? Aber nein, die Herren predigen sprunghaft gestiegen. Ein Vertrauens- Gerade jetzt, wo die Krise der Landes- weiter in Hörsälen und Talk-Shows und beweis in Zeiten, in denen man kaum banken das bewährte und intakte Sys- auf Stiftungsseminaren, als ob nichts noch weiß, wem man vertrauen soll. tem der Sparkassen in Mitleidenschaft gewesen wäre und als ob ihre geschei- Deshalb muss es eine zentrale Aussa- ziehen, ja sogar existenziell gefährden terten Patentrezepte der vergangenen ge aller kommunalen Verbände sein: könnte, ist es notwendiger denn je, die Jahre ihre Urteilskraft beweisen wür- Hände weg vom bewährten und unver- kommunalen Interessen und die Inter- den. Allenfalls flechten sie neuerdings zichtbaren Sparkassenwesen! essen der Sparkassen-Kundschaft, gelegentlich sozial klingende Neben- also des allergrößten Teils unserer Bür- sätze ein. Uns reicht eine einzige Landesbank! gerschaft, offensiv zu vertreten. Wenn Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich Diese Aussage richtete sich in meiner wir der Meinung sind, dass die Spar- gebe Ihnen einen wirklich guten Rat: Antrittsrede vor vier Jahren noch gegen kassen mit ihrer Verankerung in der Fragen Sie jeden Professor oder Un- private Geschäftsbanken, die mit Hilfe Region, mit ihrem dichten Filialnetz ternehmensberater, der Ihnen seine europäischer Institutionen den Versuch auch in der Fläche, mit ihrem Konto für Dienste aufdrängen will, damit Sie Ihre unternahmen, sich Teile des öffentlich- jedermann und jede Frau, mit ihrer ge- Stadtverwaltung oder Ihre städtischen rechtlichen Sparkassenwesens unter zielten Förderung von Mittelstand, Betriebe oder Ihre Finanzpolitik um- den Nagel zu reißen, um so eine lästige Handwerk und Existenzgründern, mit krempeln, was er vor der Krise zur Ana- Konkurrenz mit dichtem Filialnetz los- ihrer bewährten konservativen Anlage- lyse der Risiken beigetragen habe. zuwerden und vom großen Vertrauen politik und ihrer bedeutenden Rolle als Danach erst sollten Sie beurteilen, ob ins Sparkassenwesen profitieren zu Kunstmäzen und Sponsor bei schuli- Sie wirklich seinen Rat für teures Geld können. Diese Angriffe konnten abge- schen, sozialen und sportlichen Pro- einkaufen wollen. wehrt werden, auch dank des Engage- jekten ein bedeutender Standortvorteil ments der Bundesregierung, wofür ich für Deutschland ist, dann müssen wir Finger weg von den Sparkassen! mich namentlich bei der Bundeskanz- die Sparkassen-Politik auch in den Mit- Die Krise, die Millionen Menschen be- lerin und dem Bundesminister der Fi- telpunkt der Arbeit und Diskussion des drückt und einschränkt, hatte ihren nanzen bedanken möchte. Aber heute gesamten Städtetags rücken. Darüber- Ursprung im Finanzwesen. Zunächst lauern andere Gefahren. Die Landes- hinaus sollten sich die kommunalen bei den Subprime-Papieren des ame- banken, die seit dem Wegfall von An- Spitzenverbände als Zusammen- rikanischen Immobilienmarktes. Inno- staltslast und Gewährträgerhaftung schluss der öffentlich-rechtlichen Ei- vative Finanzprodukte versprachen kein funktionierendes Geschäftsmodell gentümer der Sparkassen zusammen- traumhafte Profite. Groteskerweise ha- mehr haben, streben in ihrem freien Fall tun und ihre Forderungen gemeinsam ben viele Versicherungen, Banken und die vertikale Fusionierung an, also die artikulieren, damit nicht nur Interessen 96 weitere Großunternehmen unter Absin- Fusion mit den Sparkassen des eige- der Landespolitik zum Zuge kommen.

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Leider ist dies in den vergangenen Mo- Diese Ziele wurden unterschiedlich gut, naten an Terminfragen gescheitert, das aber doch weitgehend erreicht. Am darf sich nicht wiederholen. Zur Not praktikabelsten erschien uns die Wei- müsste der Städtetag alle kommunalen terreichung der Mittel hier in NRW, an- Träger direkt einladen, denen daran dere Länder mit komplizierten Vertei- gelegen ist, die kommunalen Interes- lungskriterien werden noch viel Spaß sen kraftvoll zu vertreten. haben mit all jenen, die glauben, zu kurz gekommen zu sein. Wie auch im- Es wäre doch unerträglich, wenn nach mer: Das Programm läuft. der Krise ausgerechnet jene Institute in Gefahr gerieten, die der Krise am Nur eines sollte nicht aufkommen: Die besten widerstanden und seitdem er- Illusion, jetzt könnten Bürgermeister höhtes Vertrauen genießen! aus dem Vollen schöpfen und wie im Schlaraffenland alle Wünsche gleich- Die Gewerbesteuer ist tabu! zeitig erfüllen. In München hat sich der Ebenso unerträglich wäre es, wenn es Investitionshaushalt der nächsten Jah- den lauthals auftrumpfenden Wirt- Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel spricht zu re durch das Paket nicht einmal um 3 schaftsverbänden gelänge, aus der den Delegierten der Hauptversammlung Prozent erhöht, manche gingen ganz jedenfalls nicht von den Kommunen Wir müssen im Gegenteil mit kraftvol- leer aus, bei anderen gab es wirklich ausgelösten Krise auch noch Honig zu len Investitionen gleichzeitig für eine einen beachtlichen „Schluck aus der saugen und auf ein Neues die Gewer- Ankurbelung der Konjunktur und eine Pulle“. Aber nirgendwo herrscht Über- besteuer unter Beschuss zu nehmen bessere Infrastruktur für die Zukunft fluss, nur weil jetzt endlich das Schul- Halten wir fest: sorgen. Das ist ja auch vom Bund und gebäude energetisch saniert werden Die Gewerbesteuer hat keinerlei Anteil von den Ländern anerkannt worden. kann! an der Auslösung der Krise, die jetzt Da verbietet es sich, unsere Finanzkraft 130.000 vor dem unbestreitbar die Unternehmen erfasst im selben Atemzug, nur auf einer an- Brandenburger Tor hat und finanzielle Sorgen bereitet! deren Baustelle zu schwächen! Zumal kommunale Investitionen in die Kinder- Dass wir schon vor dem Ausbruch der Ganz im Gegenteil folgte der Stabili- betreuung und die Bildung, in Umwelt- Krise mit Mangel und Not zu kämpfen sierung und den erweiterten Bemes- schutz und Ressourcenschonung auch hatten, machte in eindrucksvoller Wei- sungsgrundlagen der Gewerbesteuer auf lange Sicht Sinn machen, was bei se die Demonstration im vergangenen vor genau zwei jahren eine Hochkon- steuerfinanzierten Milliardenprämien Jahr vor dem Brandenburger Tor deut- junktur, die uns lange Zeit als Vorbild zur Beschleunigung privater Konsum- lich: 130.000 Menschen – Ärzte, vor Augen stehen wird! entscheidungen nicht in gleicher Weise Schwestern, Verwaltungsangestellte Und nur der stabilisierten Gewerbe- feststeht. und Reinigungskräfte – demonstrierten gemeinsam mit ihren Gewerkschaften steuer ist zu verdanken, dass viele Oder anders gesagt: Ohne starke Städ- und dem Städtetag gegen die Finanz- Kommunen im letzten Jahr Schulden te führt kein Weg aus der Krise! zurückführen konnten und damit jetzt not der Kliniken, die bei limitierten Bud- wieder Spielräume für eine antizykli- Das Konjunkturpaket II gets beim besten Willen nicht in der sche Finanzpolitik haben. Lage sind, Kostensteigerungen aufzu- Wie die Bundesregierung vom Beginn fangen. Als wir alle gemeinsam auf die Nachdem gerade die Debatte ums der Krise an im Sinne dieser Erkenntnis Finanznot der Häuser und die Überlas- die Kommunen einbezogen hat, war Konjunkturprogramm deutlich gemacht tung der Ärzteschaft und des Pflege- hat, wie unverzichtbar und bedeutsam höchst erfreulich. Die Minister Stein- personals hinwiesen, lautete die Ant- kommunale Investitionen für flächen- meier und Steinbrück hatten die Kom- wort, es sei leider kein Geld da. Da reibt deckende konjunkturelle Impulse sind, munalen Spitzenverbände zu Rate man sich schon selber die Augen, sollte niemand propagieren, den Kom- gezogen, mit Minister de Maiziere wur- wenn kurze Zeit später Milliardenbe- munen den Finanzhahn zuzudrehen! den im Kanzleramt die letzten Details träge in zweistelliger, ja dreistelliger Schon der Versuch ist strafbar! geklärt. Uns war wichtig Höhe „gefunden“ werden. Für die kran- Ich bin zuversichtlich, dass wir trotz der • dass auch strukturschwache Kom- ken Banken. Dabei wären wir schon Popularität von Steuergeschenken in munen zum Zuge kommen und mit zwei Milliarden mehr für alle Kran- Wahljahren diese Position genauso nicht wie so oft zuvor leer ausge- kenhäuser dieses Landes sehr zufrie- einvernehmlich vertreten, wie wir die hen, was äußerst geringe kommu- den gewesen. Verteidigung und Stärkung der Gewer- nale Finanzierungsbeiträge erfor- Vor Zeiten der Dürre besteuer gemeinsam durchgesetzt derlich machte; haben. Gelegentlich ist die seltsame Einschät- • dass das Programm breit angelegt zung anzutreffen, Wirtschaftskrisen Investitionen gegen die Krise wird, so dass keine Gruppe von würden sich neuerdings dadurch aus- Kommunen faktisch ausgeschlos- Die kommunale Antwort auf die Krise zeichnen, dass man mit Milliarden um sen wird; kann nicht darin bestehen, dass wir sich werfen kann, von deren Existenz den Einbruch der Export-Nachfrage • dass keine bürokratischen Hürden man vorher nicht einmal eine Ahnung auch noch verschärfen durch einen errichtet werden und die Projekte hatte. Immer mehr Interessensgruppen Kollaps der kommunalen Investitionen! schnell starten können. werden in den Rathäusern vorstellig 97

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nach dem Motto: Wenn Milliarden für Zweifel heißt es ja doch: „Rechnung zens, weil wir lieber Leistungen „aus die Banken da sind, muss auch für uns zahlt Empfänger!“ einer Hand“ als nur „unter einem Dach“ etwas in dieser Größenordnung her- Der Jobcenter-Skandal gesehen hätten – bei der Sitzung in ausspringen. Dieser Wunsch ist ver- Würzburg im Grundsatz zugestimmt. ständlich, aber nicht finanzierbar. Das Meine nächsten Aussagen werden Hauptsache, man einigt sich rechtzei- dicke Ende kommt bestimmt. Wir soll- Bundes- und Landespolitiker nicht so tig. Doch die Länder haben sich quer- ten deshalb den Zahlenrausch der Mil- gerne hören. Was die hohe Politik in gelegt, wollten das Grundgesetz än- liarden möglichst bald beenden und den letzten Monaten zum Thema Job- dern. Tatsächlich konnte sich der Bun- auch der Öffentlichkeit klar machen, center ablieferte, kann nur noch als desarbeitsminister mit den Sprechern wie langwierig und schmerzhaft es Arbeitsverweigerung, als rücksichtslo- beider Gruppen in der Runde der Mi- wird, die Programme von heute nach- se Parteipolitik, als Totalversagen im nisterpräsidenten auf eine Verfas- träglich zu finanzieren. Angesicht der Krise bezeichnet wer- sungsänderung verständigen. Wieder den. Es geht um über 6 Millionen Leis- Wenn der Zusammenhang von Finanz- war unser Votum positiv, diesmal in tungsempfänger, Tendenz steigend. Es krise und langjähriger Schuldenlast Aachen. Hauptsache, man einigt sich geht um über 60.000 Beschäftigte, die verdrängt wird, könnte es durchaus rechtzeitig. Doch jetzt sagte die Uni- zunehmend verunsichert, ja verbittert geschehen, dass die selben, die uns onsfraktion Nein. Eine Änderung der sind, weil sie heute noch nicht wissen, die Krise eingebrockt haben, eines Ta- Verfassung als Reaktion auf ein Karls- wer ihr künftiger Dienstherr sein wird, ges die Schuldenlast der öffentlichen ruher Urteil lasse Respekt vor dem wo und mit wem sie zusammenarbei- Haushalte zum Anlass nehmen, um Gericht vermissen und komme über- ten sollen, wie die Software ab 1. Ja- erneut zu tönen: „Wir können uns die- haupt nicht in Betracht. Jetzt haben wir nuar 2011 beschaffen sein wird. Ein sen Staat, diese Kommunen, diese Mai 2009 – und wissen, dass bis zur untragbarer Zustand. sozialen Sicherungssysteme nicht Bundestagswahl im September nichts mehr leisten – wir brauchen weniger Seit Dezember 2007 wissen wir, dass vorangehen wird. Und dann wird die Staat, weniger Stadt, weniger soziale die Stellen, die Arbeitslosengeld II und Einigkeit von Bundestag und 16 Län- Leistungen.“ Grundsicherung gewähren, eine neue dern auch nicht vom Himmel fallen. Rechtsgrundlage brauchen, weil das Das hieße, aus der Krise genau die fal- Im Interesse einer überparteilichen Bundesverfassungsgericht die Misch- schen Lehren zu ziehen, erwiesene Amtsführung, die ich vor 4 Jahren in verwaltung in den „Arbeitsgemein- Irrwege nochmals zu beschreiten. Des- Berlin versprochen hatte, habe ich schaften“ von Agentur und Kommunen halb sollten wir rechtzeitig, also sofort, mich bei der Kommentierung dieses ablehnt. der maßlosen Überforderung öffentli- elendiglichen Vorgangs extrem zurück- cher Haushalte entgegentreten und Bundesarbeitsminister Olaf Scholz hat gehalten. Aber jetzt möchte ich doch auch selber im Chor der Interessens- zunächst eine einfachgesetzliche Re- nicht hinter meinem bayerischen Vor- gruppen keine unrealistischen Forde- gelung der Zusammenarbeit unter ei- sitzenden-Kollegen Hans Schaidinger rungen nach weiteren Konjunkturmilli- nem Dach vorgeschlagen. Unser Prä- zurückstehen, dem CSU-Oberbürger- arden an Bund und Länder richten. Im sidium hat – durchaus schweren Her- meister von Regensburg, der letzte Woche wörtlich erklärte: „Es ist trost- los, wie die Kanzlerin hinnimmt, dass sich die Unionsfraktion nicht mit den Teures Krankenhaus Ministerpräsidenten einigt. Wir stehen vor einem Scherbenhaufen, das ist eine Gesundheit wird immer teurer. Bankrotterklärung.“ 253 Milliarden Euro gaben die Bundesbür­ger im Jahr 2007 für Ich stimme dem ausdrücklich zu! Die die Behandlung von Krankhei- Bundeskanzlerin, die ja im Kabinett ten, für Vorbeugung und Reha- konstruktive Lösungsvorschläge mit- bilitation, für Arzneimittel, Zahn- getragen hat und unseren Positionen ersatz und vieles andere mehr Verständnis entgegenbrachte, wartet aus. Das ist mehr als ein Zehn- heute Nachmittag hoffentlich mit posi- tel der gesamten Wirtschafts- tiven Mitteilungen auf. Wir sollten über- leistung (10,4 Prozent). Das parteilich, sachorientiert und konsens- meiste Geld verschlangen die bereit wie in der Vergangenheit ge- Krankenhäuser. Von jedem meinsam darauf drängen, dass die 100-Euro-Schein, der für Ge- Organisation und Arbeitsfähigkeit der sundheit ausgegeben wurde, Jobcenter nicht ausgerechnet in Zeiten bekamen sie 25,60 Euro ab. sprunghaft steigender Arbeitslosigkeit 21,70 Euro vom Gesundheits- und extremer Anforderungen an die Hunderter beanspruchten ärzt- Wand gefahren wird! liche und zahnärztliche Be- Das wäre eine beschämende Antwort handlungen außerhalb der auf die Krise. Krankenhäuser. 14 Prozent der Ausgaben gingen an die Apotheken. Schwierige Zusammenarbeit Statistische Angaben: Statistisches Bundesamt Die Arbeitsmarktpolitik ist ein drasti- 98 sches, aber beileibe nicht das einzige

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Beispiel, wie schwierig sich die Zusam- Steinbrück nochmals aktuell, als • die Familienministerin hat uns zum menarbeit der verschiedenen Ebenen das Konjunkturprogramm II ge- Krippengipfel eingeladen; gestalten kann. Wir wollten dieses The- schnürt wurde. • der Innenminister pflegt den Dialog ma hier in Bochum vertiefen. Jetzt bekamen wir im Zuge der Förde- mit den Kommunalen Spitzenver- Die Entwicklung der letzten Jahre war ralismusreform II wenigstens für Kri- bänden. kurios genug. Erst wurde bei der Fö- senzeiten eine kleine Grundgesetzre- • In der Föderalismus-Reformkom- deralismusreform I gegen unseren Rat paratur: Die Mittel dürfen flexibler als mission II hatten wir zwar keinen das Grundgesetz dahingehend geän- zunächst vorgesehen für unterschied- Erfolg, aber immerhin Sitz und dert, dass der Bund den Kommunen liche Projekte eingesetzt werden. Trotz- Stimme. keine Mittel zukommen lassen darf. dem: Von einer effizientenZ usammen- Das geschah auf Betreiben von Län- arbeit ohne störende Filter und büro- • Beim Konjunkturprogramm II konn- derchefs, die sich solche Einmischung kratische Hemmnisse sind wir noch ten wir von Anfang an mitwirken: verbeten haben. weit entfernt. Dabei ist das Zusammen- • die Kanzlerin hat uns zum Integra- wirken der verschiedenen Ebenen in Mit meinem Hang zur Überspitzung tionsgipfel ebenso wie zur Vorbe- Krisenzeiten wichtiger denn je. Hoffent- kann man sagen, dass wir seither von sprechung der EU-Ratspräsident- lich gibt dieser Städtetag dafür wichti- der Bundesregierung nur noch einge- schaft eingeladen. ge Impulse. laden wurden, um gemeinsam zu grü- Merci vielmals! Aber dann zeigt ein beln, wie man dieses Verfassungsrecht Rechtsanspruch auf Beteiligung Vorgang wie die Jobcenter-Reform, umgehen könnte: Unsere zentrale Forderung ist bei der dass man uns genauso den Stuhl vor • Mit Familienministerin Ursula von Föderalismus-Reform II wieder mal die Tür setzen kann, wenn man aus der Leyen diskutierten wir, wie der unter den Tisch gefallen: Wir wollen bei gutem Grund lieber nicht mit den An- Bund die Kinderbetreuung der der Beratung der Gesetze, die wir auch forderungen der Praxis konfrontiert Kommunen bezuschussen könn- vollziehen müssen, zugezogen werden, werden will. Das geht doch nicht! te. und zwar nicht Gnaden halber, sondern Wie ernst man seitens der „hohen“ von Rechts wegen! Es ist zu spät, wenn • Mit Arbeitsminister Franz Müntefe- Politik die Städte und ihre Einwohner wir erst nachträglich feststellen dürfen, ring und Bauminister Wolfgang Tie- nimmt, erkennt man nicht daran, wie wie weltfremd manche Regelung aus fensee erörterten wir, wie Bundes- freundlich die Grußworte sind, sondern der Sicht der Praktiker ausgefallen gelder ohne Umweg in die energe- daran, welche Rechte – wohlgemerkt: ist! tische Sanierung kommunaler Ge- verbriefte Rechte – man uns gibt! bäude fließen könnten. Ich gebe ja zu, dass sich manches ver- Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit! bessert hat: • Diese Frage wurde im Gespräch mit Vizekanzler Frank Walter Stein­- • Die Steuerfragen wurden vom Fi- meier und Finanzminister Peer nanzminister mit uns beraten,

Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth zur Präsidentin des Deutschen Städtetages gewählt

Die Frankfurter Oberbürgermeisterin präsident des Deutschen Städtetages Petra Roth ist zur Präsidentin des gewählt. Von 2005 bis jetzt war er Prä- Deutschen Städtetages gewählt wor- sident des Deutschen Städtetages und den. Am Schlusstag der 35. Hauptver- gibt das Amt turnusmäßig ab. Davor sammlung in Bochum wählten die war er von 2003 bis 2005 stellvertre- Delegierten die CDU-Politikerin für tender Präsident. Ude ist seit 1993 zwei Jahre ins höchste Amt des größ- Oberbürgermeister der Stadt München ten kommunalen Spitzenverbandes. und gehört seit 1996 dem Präsidium Petra Roth ist seit 1995 Oberbürger- des Deutschen Städtetages an. meisterin von am Main. Sie Als Stellvertreter des Präsidenten wähl- stand bereits in den Jahren 1997 bis ten die Delegierten Oberbürgermeister 1999 und 2002 bis 2005 an der Spitze Helmut Himmelsbach, Heilbronn, des Deutschen Städtetages. Sie gehört Oberbürgermeister Hans Schaidinger, dem Präsidium des Deutschen Städ- Regensburg, Bürgermeisterin Dr. Ro- tetages seit 1995 an und war von 1999 semarie Wilcken, Wismar, Oberbür- bis 2002 Vizepräsidentin des Verban- germeister Dr. Wolfgang Schuster, des. Stuttgart, sowie Oberbürgermeister Dr. Der Münchner Oberbürgermeister Ulrich Maly, Nürnberg. Neu in dieses Dr. Wolfgang Schuster und Dr. Ulrich Christian Ude (SPD) wurde als Vize- Amt aufgerückt sind Hans Schaidinger, Maly. 99

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Porträt Petra Roth Präsidentin des Deutschen Städtetages 2009 - 2011

Petra Roth ist seit 1995 direkt gewählte einer neuen Fußball-Arena im Blick auf Oberbürgermeisterin von Frankfurt am die Fußball-WM 2006, die Verschöne- Main. Am 28. Januar 2007 wurde sie mit rung der Innenstadt und der Stadtteile 60,5 Prozent der Stimmen im ersten waren im letzten Jahrzehnt neben der Wahlgang für eine dritte Wahlperiode in Stärkung der Dienstleitungsmetropole ihrem Amt bestätigt und wird die Ge- im internationalen Wettbewerb Schwer- schicke der Stadt bis 2013 leiten. punkte der Arbeit des Magistrats. Seit 1997 vertritt sie die Interessen der Ehrungen deutschen Städte auf Bundesebene, Petra Roth wurde am 23. April 2001 dabei insgesamt vier Jahre als Präsi- zum Offizier der französischen Ehren- dentin des Deutschen Städtetages, legion für ihre Verdienste um die acht Jahre als dessen Vizepräsidentin deutsch-französische Freundschaft und darüber hinaus ein Jahr als Amtie- und für die Leistungen der Stadt bei rende Präsidentin. Seit 2005 war sie der Ausländerintegration ernannt. wieder Vizepräsidentin des kommuna- len Spitzenverbandes, bevor sie nun Die Universität zeichnete sie aufgeklärte und weltoffene Großstadt- zur Präsidentin gewählt wurde. am 21. Mai 2005 mit der Ernennung politik. zum „Doctor philosophiae honoris cau- Familie, Ausbildung und Beruf Sie war von 1977 bis 1989 und von sa“ für ihre Freundschaft mit Israel und Petra Roth wurde am 9. Mai 1944 in 1993 bis 1995 Mitglied der Frankfurter die Förderung der akademischen und geboren. Sie ist verwitwet, hat Stadtverordnetenversammlung, in die- kulturellen Beziehungen zwischen den zwei Söhne, beide sind Juristen. Sie ser Zeit sieben Jahre lang Vorsitzende Partnerstädten Tel Aviv und Frankfurt hat das Gymnasium mit der Mittleren des Sportausschusses und 1993/94 am Main aus. Reife und anschließend ihr Examen an Stadtverordnetenvorsteherin. Privat der Höheren Handelsschule abge- Sie war von 1987 bis 1995 Abgeord- schlossen. Sie lebt seit Jahrzehnten im Petra Roth liebt klassische Musik – nete im Hessischen Landtag, ihren Frankfurter Stadtteil Nieder-Erlen- vom Barock bis zur Moderne. Seit ihrer Wahlkreis Frankfurt-Ost gewann sie bach. Jugend ist sie sportlich aktiv, spielte dabei dreimal direkt. lange Jahre Tennis, sie freut sich auf Politik In Ihrer Zeit als Frankfurter Oberbür- ihren Skiurlaub im Winter, da darf es Sie ist seit 1972 in der CDU politisch germeisterin hat Frankfurt am Main in auch eine schwarze Piste sein. Sie hält aktiv. Wirtschafts- und ordnungspoli- der Bevölkerung aber auch national regelmäßig ihrer Eintracht in der Com- tisch vertritt sie eine an der sozialen und international an Ansehen gewon- merzbank-Arena die Daumen und ist Marktwirtschaft orientierte Politik, ge- nen; die Aufwertung des Mainufers, seit vielen Jahren ausgewiesener Fan sellschaftspolitisch steht sie für eine große städtebauliche Projekte, der Bau und Kennerin des Frauenfußballs.

PERSONALIEN Der Europaabgeordnete Prof. Dr. für die ausgeschiedene Stadträtin Bär- burg-Schmidt ist Mitglied im Schulaus- Dr. Hans-Peter Mayer, Europabüro bel Schütte, Celle, an. schuss des Niedersächsischen Städ- Vechta, konnte am 5. Mai 2009 seinen tetages. 65. Geburtstag feiern. Neuer Vorsitzender des Finanzaus- schusses ist der Stadtkämmerer und Der langjährige Präsident und Vizeprä- Sein 50. Lebensjahr vollendete am Erste Stadtrat der Stadt Garbsen, sident des Niedersächsischen Städte- 22. Mai 2009 der Bürgermeister der Heinz Landers. Er ist in dieser Funk- tages, Celles früherer Oberbürgermeis- Stadt Hessisch Oldendorf Harald tion Nachfolger des bisherigen Stadt- ter Dr. h.c. Martin Biermann,­ wurde Krüger. kämmerers und Ersten Stadtrats von von Frankreichs Präsident Nicolas Tjark Bartels, Bürgermeister der Ge- Osnabrück, Karl-Josef Leyendecker, Sarkozy zum Ritter der Ehrenlegion meinde Wedemark, wurde am 28. Mai der demnächst aus dem Dienst der ernannt. Die Auszeichnung überreich- 2009 40 Jahre alt. Stadt Osnabrück und damit auch aus te der Bürgermeister von Celles Part- den Verbandsfunktionen ausscheidet. nerstadt Meudon, Hervé Marseille, am Bürgermeister Reiner Brombach, Bü- 8. Mai dieses Jahres. ckeburg, ist zum stellvertretenden Vor- Stadträtin Katja Oldenburg-Schmidt sitzenden des Ausschusses für Recht, wurde vom Rat der Stadt Buxte­hude Die Mitarbeiterin in der Geschäftsstel- Verfassung, Personal und Organisation einstimmig mit Wirkung vom 14. Au- le Susanne Molli hat am 15. Mai 2009 des Niedersächsischen Städtetages gust 2009 zur Ersten Stadträtin der ihren langjährigen Partner geheiratet; 100 gewählt worden. Er tritt die Nachfolge Stadt Buxtehude gewählt. Frau Olden- sie heißt jetzt Su­sanne Bittner.

NST-N 5/2009 RECHTSPRECHUNG

Vorausleistungen auf Erschließungsbeiträge

1. Erhebt die Gemeinde Vorausleistungen auf Die Möglichkeit der Erhebung von Vorausleistun- der hier zugrunde liegenden Herstellungsalterna- Erschließungsbeiträge im Sinne des § 133 gen bezweckt damit eine Milderung der Vorfinan- tive. Bei der Genehmigungsalternative besteht in Abs. 3 BauGB, so liegt eine Durchbrechung zierungslast der Gemeinde. Insoweit liegt eine der Regel eine qualifizierte Beziehung zwischen des Prinzips der nachträglichen Aufwands- Durchbrechung des das Erschließungsbeitrags- dem genehmigten Vorhaben und der Erschlie- deckung vor, die mit entsprechenden Ermes- recht kennzeichnenden Prinzips der nachträgli- ßungsanlage, wenn diese für die genehmigte senserwägungen begründet werden muss. chen Aufwandsdeckung zugunsten einer vorheri- Nutzung von potenziellem Nutzen sein kann und gen Aufwandsdeckung vor. Eine solche vorherige sich die Gemeinde veranlasst sehen darf, die 2. Wird der Erschließungsbeitrag u.a. nach der Aufwandsdeckung darf aber als Ausnahme zur Erschließungsanlage früher als beabsichtigt her- Grundstücksfläche verteilt, liegt es im- Er gesetzlichen Regel nur im angemessenen Umfang zustellen. messen des Satzungsgebers, öffentlich- erfolgen. Bei der zu treffenden Ermessensent- rechtliche Baubeschränkungen beitragsmin- scheidung ist dabei das öffentliche Interesse an Bei der Herstellungsalternative ermöglicht die dernd zu berücksichtigen. einer teilweisen Vorfinanzierung des Vorhabens Herstellung der Anbaustraße die Sicherung der (nichtamtliche Leitsätze) einerseits und die Berücksichtigung des Äquiva- verkehrsmäßigen Erschließung und fördert die lenzprinzips bei der beabsichtigten Belastung des Bebauungsmöglichkeit. Allerdings wird mit dem Verwaltungsgericht Hannover künftigen Beitragspflichtigen andererseits gegen- Beginn der Herstellung der Anlage nur das Ele- Urteil vom 24.03.2009 – 4 A 5851/08 einander abzuwägen. ment der verkehrsmäßigen Erschließung für die rechtskräftig Bebaubarkeit des Grundstücks erfüllt. Auch das Zum Sachverhalt: Die künftige Beitragsschuld stellt die absolute Bild eines mit Beginn der Herstellung geborenen Grenze für die Höhe der Vorausleistung dar. Wenn relevanten Vorteils, der jeweils entsprechend dem Die Kläger wenden sich gegen Vorausleistungen das BauGB nur die Erhebung „bis zur Höhe des Fortgang der Herstellungsarbeiten kontinuierlich auf Erschließungsbeiträge. Das Grundstück der voraussichtlichen endgültigen Erschließungsbei- wachse, bis er schließlich im Zeitpunkt der end- Kläger zur Größe von ca. 5.000 m² ist mit einer trages“ erlaubt, spricht dies dafür, dass der Ge- gültigen Herstellung in voller Höhe entstehe (so denkmalgeschützten Villa bebaut. Die Umrisse der setzgeber eine zusätzliche Begrenzung der Vor- Driehaus, Erschließungs- und Ausbaubeiträge, 6. nach dem Bebauungsplan überbaubaren Grund- ausleistung vor Augen hatte. Wäre die Höhe der Aufl., Rdnr. 16 zu § 21), überzeugt nicht. Die stücksfläche entsprechen genau den Umrissen möglichen Vorausleistung mit der endgültigen Aufgabe des Beitrages ist es unter Beachtung des des Baukörpers. Im übrigen wird das Grundstück identisch, hätte es nicht einschränkend „bis zur Äquivalenzprinzips, den durch die Möglichkeit der parkähnlich genutzt. Höhe, sondern „in Höhe“ heißen müssen. Das „bis Inanspruchnahme der Anlage entstehenden Vor- Nach Beginn der Bauarbeiten für die Erschlie- zu“ eröffnet der Gemeinde einen Spielraum, den teil auszugleichen. Da der die endgültige Herstel- ßungsanlage zog die Beklagte die Kläger zu Vor- sie nach Lage des Einzelfalles auszufüllen hat. lung der Straße rechtfertigende Sondervorteil in ausleistungen in Höhe des zukünftigen Beitrages der Inanspruchnahmemöglichkeit der Anlage heran. Die Begründung beschränkte sich auf den Dabei mag in Fällen der Genehmigungsalternative besteht, ist der beitragsrechtlich relevante Vorteil Hinweis, dass mit dem Bau der Anlage begonnen der Spielraum anders zu beurteilen sein als bei im Zeitpunkt der Erhebung der Vorausleistung nur worden sei. Die Klage hatte Erfolg. Aus den Gründen: Reichlich sauberes Wasser Die zulässige Klage ist begründet, denn der Vor- ausleistungsbescheid vom 21.11.2008 verletzt, Die Qualität des die Klägerin in ihren Rechten. Der angefochtene Trinkwassers in Bescheid ist rechtswidrig, weil die Beklagte Er- messenserwägungen zur Höhe der Vorausleistung Deutschland ist nicht angestellt hat. gut bis sehr gut. Zur Frage der Notwendigkeit einer Ermessensbe- Tests des Umwelt- tätigung bei der Erhebung von Vorausleistungen bundesamtes in hat die Kammer bereits entschieden (Beschluss den Jahren 2005 vom 30.05.2002, - 4 8 1642102 -‚ nicht veröffent- licht): bis 2007 ergaben, dass in 99 Prozent „Nach § 133 Abs. 3 Satz 1 BauGB können für ein Grundstück, für das die Beitragspflicht noch nicht der Fälle alle ge- oder nicht in vollem Umfang entstanden ist, Vor- setzlichen Vorga- ausleistungen auf den Erschließungsbeitrag bis ben eingehalten zur Höhe des voraussichtlichen endgültigen Er- schließungsbeitrages verlangt werden, wenn ein werden. Lediglich Bauvorhaben auf dem Grundstück genehmigt wird bei ein bis zwei oder wenn mit der Herstellung der Erschließungs- Prozent der anlagen begonnen worden ist und die endgültige Überwachungs- Herstellung der Erschließungsanlagen innerhalb von vier Jahren zu erwarten ist. messungen in allen 2.600 großen Ernstliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Vorausleistungsbescheides begegnet das Fehlen Wasserversor- jeglicher Ermessenswägungen zur Höhe der ge- gungsanlagen in forderten Vorausleistung. Nach dem Wortlaut des Deutschland § 133 Abs. 3 Satz 1 BauGB stehen sowohl das „Ob“ (,‚können“) der Erhebung einer Vorausleitung wurden über­- als auch der konkrete durch Bescheid geltend schrittene Grenz- gemachte „Umfang“ (,‚bis zur Höhe‘) im Ermessen werte festgestellt. der Behörde. Diese Überschreitungen bedeuteten jedoch nicht in jedem Fall eine Gefähr- Zweck der möglichen Erhebung von Vorausleistun- dung der Gesundheit. Durchschnitt­lich 123 Liter Trinkwasser verbraucht ein gen auf Erschließungsbeiträge ist es, der Gemein- de für den kalkulierten (umlagefähigen) Erschlie- Bundesbürger pro Tag. 45 Liter davon werden für Körperpflege, Baden und ßungsaufwand bereits frühzeitig Mittel zur Durch- Duschen verwendet, 33 Liter rauschen durch die Toilette. Nur fünf Liter führung bestimmter Erschließungsmaßnahmen zu werden dagegen fürs Kochen oder Trinken gebraucht. verschaffen, beispielsweise für die Leistung von Abschlagszahlungen an von der Gemeinde mit der Statistische Angaben: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft Erschließung beauftragte Unternehmer. 101

NST-N 5/2009 MITGLIEDER BERICHTEN

Bad Gandersheim 51. Gandersheimer Domfestspiele 2009

Seit 50 Jahren wird alljährlich im Sommer mant, witzig und höchst amüsant ist das eine vielbeachtete Open-Air-Theater- Singspiel von Ralph Benatzky und seinen Tradition in Bad Gandersheim lebendig Textern. Und es passt hervorragend in erhalten: Die „Gandersheimer Domfest- die Sommerzeit: Im Weißen Rößl, ein spiele“ als Niedersachsens größtes Frei- Hotel am Wolfgangsee, herrscht Hoch- lichttheater. Die Spielzeit 2009 umfasst saison. Die Urlauber kommen aus allen den Zeitraum vom 8. Juni bis 9. August. Himmelsrichtungen und sie bringen eini- Der Aufführungsreigen vor dem romani- ges mit: Vorurteile, Hoffnungen, Ressen- schen Baudenkmal inmitten der histori- timents und die Sehnsucht nach dem schen Altstadt umfasst vier Inszenierun- ganz großen Glück. Das Personal des gen: Schauspiel, Operette, Musical/Re- Hotels tut es ihnen gleich. Besonders die vue sowie Kinder- und Familienstück Wirtin Josepha Vogelhuber und ihr Zahl- warten auf das Publikum. Bis zu 60.000 kellner Leopold können ein Lied davon Zuschauer/innen sind es pro Spielzeit, singen. Verwirrungen und Verwicklungen: die die „Gandersheimer Domfestspiele“ Benatzky zieht alle Register der musika- erleben und dabei ein einmaliges Am­ lischen Komödie, um schließlich beim biente genießen. Die Tribüne umfasst hochverdienten Happy End zu landen. 1000 Sitzplätze. Spielplan 2009: Premiere: 9. Juli 2009. Schauspiel „Romeo und Julia“ – 70er-Jahre-Revue „Und es war Tragödie von William Shakespeare Sommer“ von Hilke Bultmann Es ist das bekannteste Liebespaar der Die Reise geht weiter: Nach dem Wirt- Welt: Romeo und Julia. Sie dürfen sich schaftswunder der 50er (Petticoat und nicht lieben und tun es doch und über- Minirock) und dem Aufbruch der 60er steigen damit die Schranken aus Gewalt Jahre (Komm, gib mir deine Hand) landen merland. Als er größer wird, beschließt und Feindschaft, die zwischen ihren Fa- wir mit bestechender Logik in den bunten der König von Lummerland, dass die milien bestehen. Für die jungen Men- 70er Jahren. Abba und Ahoi-Brause, Bo- Insel zu klein ist für alle Bewohner. Die schen ist die Liebe größer als der Hass. ney M. und Bonanza-Rad, Costa Corda- Lokomotive Emma soll gehen. Lukas der Für die Gesellschaft jedoch sind Unver- lis und Capri Sonne, Deep Purple und Lokomotivführer und Jim Knopf verlas- söhnlichkeit und Rache größer als die Disco-Feeling, ELP und Erfrischungs- sen kurzerhand die Insel – mit der zum Liebe. Die verfeindeten Familien verges- stäbchen, Freddy Mercury und Fahn- Schiff umgebauten Emma. Sie erreichen sen dabei, dass Hass nicht nur andere dungsplakate – das Alphabet ließe sich das ferne Ping. Dort erwartet sie ein ers- zerstört, sondern dass er sich auch ge- ohne Probleme mit den Schlüsselwörtern tes Abenteuer. Von Ping Pong erfahren gen einen selbst richtet. Romeo und Ju- der 70er Jahren füllen. Das Jahrzehnt ist sie nämlich, dass die Prinzessin Li ver- lia ist das Paradebeispiel dafür. Der Stoff reich an Ikonen, an Moden und Trends, schwunden ist. Jim Knopf und Lukas um das berühmteste Liebespaar aller an politischen Gipfeln und Tälern. Le- machen sich auf die Suche nach ihr. Zeiten ist romantisch und tragisch. Er benshaltungen wurden mit vielfältigen Durch eine Flaschenpost weiß man, dass rührt an Herz und Verstand gleicherma- Buttons nach außen getragen und der sie sich in der Drachenstadt Kummerland ßen. Verhandelt wird in diesem Meister- Marsch durch die Institutionen begann befinden muss. Und in einer Drachen- werk von William Shakespeare auch die und hatte Erfolg. Aber gleichzeitig ver- stadt wohnen natürlich Drachen...Micha- Frage nach Gut und Böse. Zwei verfein- sandete auch manch eine politische Uto- el Endes „Jim Knopf und Lukas der Lo- dete Gruppen stehen sich gegenüber. pie in diesem Jahrzehnt. Lifestyle und der komotivführer“ gehört durch die Version Doch wer hat recht? Hat überhaupt je- richtige Look waren mindestens ebenso der Augsburger Puppenkiste, mehr aber mand recht in diesem fatalen Spiel? Und wichtig wie politische Überzeugungen. noch durch den ureigenen Witz und die wieso sehen diese Bürger ein und der- Und es wurde gefeiert, nicht zuletzt in anrührenden Figuren der Buch- und The- selben Stadt Missgunst und Rache als den sich ausdehnenden Discotheken. Die aterfassung, zum Kanon der Kinderlite- einziges Mittel an, sich auseinander zu 70er Jahre: ein reiches, ein buntes Jahr- ratur. Wer nun sehen möchte, wie Emma setzen? Premiere: 2. Juli 2009. zehnt, dessen Soundtrack u.a. aus Disco, die Lokomotive auf der Festspielbühne Rock, Blues, Schlager, Punk, Softrock vor dem Dom ins Rollen kommt, darf Operette „Im weißen Rößl“ und Glamrock bestand. Die neue Revue, unsere Aufführungen natürlich nicht ver- von Ralf Benatzky wieder eigens für die Gandersheimer passen. Bitte beachten: Die Spieltermine liegen wegen der Ferienzeit sehr früh! „Es muss was Wunderbares sein, von Dir Domfestspiele geschrieben, lässt Facet- Premiere: 8. Juni 2009. geliebt zu werden“, „Im weißen Rößl am ten dieses Jahrzehnts aufleben. Premie- Wolfgangsee“, „Die ganze Welt ist him- re: 25. Juni 2009. Ergänzende Infos, Spielplan und Ein- melblau, wenn ich in deine Augen schau“ Kinder- und Familienstrück „Jim Knopf trittskarten: Kartenzentrale der Gan- und natürlich „Was kann der Sigismund und Lukas der Lokomotivführer“ dersheimer Domfestspiele, Stiftsfreiheit dafür, dass er so schön ist?“ Was braucht von Michael Ende 12, Tel. 05382 73-777, Fax 05382 73-770, es mehr als die Nennung der Liedtitel, E-Mail: kartenzentrale@bad-ganders- um an den Charme dieser Operette zu Jim Knopf, ein kleiner schwarzer Junge, heim.de, Internet: www.bad-ganders- erinnern? Denn eines ist gewiss: Char- strandet eines Tages auf der Insel Lum- heim.de 102

NST-N 5/2009 RECHTSPRECHUNG

absehbar. Er stehe aber noch aus, insbesondere ist nicht nur die Fläche gemeint, die überbaubar gerin, die nach der derzeitigen Rechtslage den wenn andere Erschließungsmaßnahmen wie Ab- ist, sondern die Fläche, die zugrunde zu legen ist, Park auch ohne diese Festsetzung aus baum- wasserbeseitigung oder Wasserversorgung noch wenn die zulässige Bebauung ermittelt wird. Damit schutzrechtlichen und vielleicht auch denkmal- ausstehen. Gerade dann ist durch die Herstellung wird nach Auffassung der Kammer auf die Fläche schutzrechtlichen Gründen zu erhalten hat, würde der verkehrsmäßigen Erschließung im Hinblick auf des Grundstücks abgestellt, die als Bauland im sich dadurch nichts Wesentliches ändern. die Bebaubarkeit des Grundstücks nichts gewon- Sinne von § 19 Abs. 3 BauNVO anzusehen ist. Die nen. Ein künftiger Vorteil kann mit dem tatsächlich Baulandfläche ist nämlich für die Ermittlung der Die Kammer sieht vor dem Hintergrund der Recht- vorhandenen Vorteil daher nicht gleichgesetzt zulässigen Grundfläche maßgebend. sprechung des BVerwG (a.a.O.) auch keinen An- lass, die Wirksamkeit der Satzungsbestimmung in werden. Die Erhebung einer Vorausleistung in der Das Bauland umfasst die in Bebauungsplänen Höhe der voraussichtlich künftigen Höhe der Zweifel zu ziehen. Es trifft zwar zu, dass die Kläge- festgesetzten Baugebiete. Durch Bebauungsplan rin wegen der niedrigeren Grundflächenzahl und Beitragsschuld bedarf daher einer besonderen festgesetzte Verkehrs- oder Grünflächen sind kein Rechtfertigung.“ des im Vergleich zu anderen Grundstücken im Bauland (vgl. Fickert/Fieseler, Baunutzungsver- Plangebiet kleineren Baufensters ihr Grundstück An dieser Rechtsprechung hält die Kammer fest. ordnung, 11. Aufl., § 19R n. 6). Da der Bebauungs- nicht in dem gleichen Umfang bebauen kann wie Liegen die Voraussetzungen der Herstellungsal- plan private Grünflächen im Sinne von § 9 Abs. 1 die Eigentümer der benachbarten Grundstücke. ternative vor, muss die eine Vorausleistung erhe- Nr. 15 BauGB auf dem Grundstück der Klägerin Der Satzungsgeber ist aber auch unter Berücksich- bende Behörde jedenfalls dann, wenn sie eine nicht festsetzt, ist die Einbeziehung der gesamten tigung von Art. 3 Grundgesetz nicht gezwungen, Vorausleistung in der vollen Höhe der künftigen Grundstücksfläche nicht zu beanstanden. Der solche Unterscheide bei der Satzungsregelung zu Beitragsschuld verlangt, obwohl die Maßnahme Parkcharakter des Grundstücks steht der Einord- berücksichtigen. Der Einwand der Klägerin, sie noch nicht abgeschlossen ist, Ermessenserwä- nung als Bauland nicht entgegen. könne die Grundflächenzahl wegen der festgesetz- gungen zur Höhe der Vorausleistung anstellen. Freilich hätte die Beklagte ihre planerische Ab- ten Baugrenze nicht ausnutzen, trifft nicht zu, weil Daran fehlt es. sicht, den Park auf dem Grundstück in seinem bei der Ermittlung der Grundfläche auch die Grund- Bestand zu sichern, auch dadurch unterstreichen flächen von Garagen und Stellplätzen mit ihren In dem angefochtenen Bescheid beruft sich die können, dass sie den Park (und vielleicht auch Zufahrten und Nebenanlagen mitzurechnen sind ( Beklagte zur Rechtfertigung der Geltendmachung Teile des Gartenbereichs) nach § 9 Abs. 1 Nr. 15 19 Abs. 4 BauNVO), die ihrerseits außerhalb der einer Vorausleistung auf die Herstellungsalterna- BauGB als private Grünfläche festgesetzt hätte. überbaubaren Grundstücksflächen zugelassen tive. Die Kammer muss daher nicht entscheiden, Für die Bebaubarkeit des Grundstücks der Klä- werden können ( 23 Abs. 5 BauNVO). ob (auch) die Voraussetzungen der Genehmi- gungsalternative vorliegen und ob Ermessen auch in diesem Fall ausgeübt werden müsste. Weil beide Tatbestände zu unterschiedlicher Ermes- sensausübung führen können, muss sich die Anmerkung Behörde entscheiden, nach welcher der beiden Möglichkeiten sie Vorausleistungen erhebt (OVG Das Erschließungsbeitragsrecht enthält eine Vielzahl von Fallstricken. Die Behörde hatte versäumt, Münster, Urt. vom 29.08.1991, -3 A 2720/89 -). zur Vorausleistungserhebung Ermessenerwägungen anzustellen. Dieses war auch im Klagever- fahren nicht mehr nachholbar, denn anders als eine Ermessensunterschreitung unterliegt der Er- Im Hinblick auf die endgültige Heranziehung der messensnichtgebrauch nicht der Ergänzungsmöglichkeit im verwaltungsgerichtlichen Verfahren, Klägerin zu Erschließungsbeiträgen merkt die § 114 Abs. 2 VwGO. Kammer vorsorglich an, dass die Entscheidung der Beklagten, die gesamte Grundstücksfläche Das Verwaltungsgericht Hannover bejaht die Frage, ob es erforderlich ist, Erwägungen zur Erhe- (abzüglich der gewährten Eckgrundstücksver- bung von Vorausleistungen und zu ihrer Höhe anzustellen und tritt der Ansicht entgegen, diese günstigung) bei der Verteilung des beitragsfähigen seien verzichtbar (so aber VG München, Urteil vom 03.04.2001, Az.: M 2 K 00.4567 – juris -). Zweck Erschließungsaufwandes zu berücksichtigen, der Erhebung von Vorausleistungen ist, der Gemeinde für den Erschließungsaufwand frühzeitig entgegen der Auffassung der Klägerin wohl nicht Mitteil zu verschaffen. Damit wird die Vorfinanzierungslast der Gemeinde durchbrochen. Eine zu beanstanden ist. vorherige Aufwandsdeckung darf aber nur im angemessenen Umfang erfolgen. Bei der zu tref- fenden Ermessensentscheidung ist daher das öffentliche Interesse an der teilweisen Vorfinanzie- Gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 1 der Erschließungsbeitrag- rung des Vorhabens einerseits und die Berücksichtigung des Äquivalenzprinzipes bei der beab- satzung (EBS) der Beklagten gilt als Grundstücks- sichtigten Belastung der künftigen Beitragspflichtigen andererseits gegeneinander abzuwägen fläche bei Grundstücken im Bereich eines Bebau- (VG Weimar, Beschluss vom 05.11.1997, Az.: 3 E 375/96 – juris -). ungsplanes die Fläche, die der Ermittlung der Der bundesrechtlich eröffnete Spielraum zur Erhebung von Vorausleistungen wird durch die Ein- zulässigen Nutzung zugrunde zu legen ist. Nach nahmebeschaffungsgrundsätze der Niedersächsischen Gemeindeordnung (§ 83 Abs. 2 NGO) nicht Auffassung der Kammer ist das die Fläche, die eingeschränkt. gemäß § 19 Abs. 3 BauNVO als Bauland anzuse- hen ist. Das ergibt sich aus Folgendem: Allerdings ist ausreichend ein „innerdienstlicher Ermessensakt“, dieser Ermessensakt muss ein- deutig zumindest in irgendwelchen Vermerken, Niederschriften oder Abrechnungsunterlagen zum Verteilungsmaßstäbe sind nach § 131 Abs. 2 S. 1 Ausdruck kommen, sein Vorliegen muss nachweisbar sein. Nicht erforderlich ist es, dass in jedem BauGB die Art und das Maß der baulichen oder der einzelnen Vorausleistungsbescheide die Überlegungen, die die Gemeinde bewogen haben, sonstigen Nutzung, die Grundstücksflächen und Vorausleistungen zu erheben, zum Ausdruck gebracht werden. die Grundstücksbreite an der Erschließungsanla- ge, wobei die Verteilungsmaßstäbe untereinander Eine Durchbrechung des Prinzips der nachträglichen Aufwandsdeckung ergibt sich übrigens nicht verbunden werden können. Nach der EBS der nur aus der Vorausleistung, sondern auch aus der Abschnittsbildung, § 130 Abs. 2 BauGB. Auch Beklagten wird die maßgebliche Grundstückfläche hierfür ist eine Ermessensbetätigung erforderlich, aus der sich ergibt, dass auf eine möglichst mit einem Nutzungsfaktor vervielfacht, der sich positive Entwicklung der Haushaltslage hingewirkt wird und beachtet wird, dass im Rahmen der an der Zahl der Vollgeschosse orientiert. Beitragserhebungspflicht die satzungsmäßigen Möglichkeiten zurR efinanzierung des entstande- nen Aufwandes auch ausgeschöpft werden (vgl. zum Straßenausbaubeitragsrecht OVG Lüneburg, Dabei steht den Gemeinden bei der Bestimmung Urteil vom 20.06.2007, Az.: 9 LC 59/06, NST-N 2007, Seite 317). der maßgeblichen Grundstücksfläche ein Sat- zungsermessen zu. Sie können regeln, dass öf- Die Formulierung, etwa in der Form eines Vermerkes, könnte daher wie folgt lauten: fentlich-rechtliche Baubeschränkungen keinen „Die (Gemeinde) macht von der Möglichkeit der Erhebung von Vorausleistungen nach § 133 Abs. Einfluss auf den Umfang der erschlossenen 3 BauGB Gebrauch. Durch die Erhebung von Vorausleistungen soll sichergestellt werden, dass Grundstücksfläche haben. Das ist selbst dann die Belastung der Gemeinde mit Finanzierungskosten durch eine rasche Refinanzierung gemildert zulässig, wenn diese Baubeschränkungen die wird. Dabei werden die Interessen der beitragspflichtigen Grundstückseigentümer angemessen Ausschöpfung des für ein Grundstück bebauungs- berücksichtigt. Eine Erhebung in Höhe des vollen zu erwartenden Beitrages ist angemessen, weil rechtlich zulässigen Maßes der baulichen Nutzung die Erschließungsanlage als Baustraße bereits zur Verfügung steht und damit die Bebaubarkeit verhindern (vgl. BVerwG, Urt. vom 10.10.1995, - 8 der angrenzenden Grundstücke sichergestellt ist.“ C 12/94-, NVwZ 1996, 800-803). Sie können aber auch das im Einzelfall realisierbare Nutzungsmaß Dieser „Textbaustein“ gilt nur für die „Herstellungsalternative“, für den Fall der „Genehmigungs- zur Grundlage der Ermittlung machen (vgl. BVer- alternative“ wird zwar, darauf weist das Verwaltungsgericht hin, die Auffassung vertreten, in diesem wG, a.a.O.). Fall seien gesonderte Ermessenserwägungen nicht erforderlich, allerdings ist diese Auffassung umstritten, besser ist es, auch in diesem Fall Ermessenserwägungen anzustellen und zu doku- Gemäß § 6 Abs. 2 Nr. 1 EBS wird nicht die gesam- mentieren. te Fläche des Grundstücks berücksichtigt, son- dern nur “die Fläche, die der Ermittlung der zu- Eckhard David, Hannover, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Stadtdirektor a.D. lässigen Nutzung zugrunde zu legen ist“. Damit 103

NST-N 5/2009 SCHRIFTTUM

Gensior/Dahnke cherung durch Recht‘, um ihrem aus der Selbst­ lanz, Ergebnisrechnung und Finanzrechnung. Das verwal­tungsgarantie folgenden Anspruch auf eine Buch richtet sich insbesondere an die kommuna- Leitfaden für die Vorbereitung und Durchfüh- aufgabenangemessene Finanzausstattung und le Praxis. Auch für Studierende an Fachhochschu- rung der Bun­destagswahl 2009 einen Belastungsausgleich bei der Übertragung len mit einem Studiengang für öffentliche Verwal- Systematische Darstellung und Arbeitsanleitung von Aufgaben seitens des Bundes und der Länder tung und Auszubildende an Studieninstituten ist für die Wahlorgane und politischen Parteien mit durchsetzen zu kön­nen. Dies ist insbesondere es geeignet. Insbesondere werden folgende The- Rechtsvorschriften und den amtlichen Vordrucken durch die Selbstverwaltungsgarantie und die fi- men vertiefend behandelt: sowie einem Terminkalender 2009. nanzverfassungsrechtlichen Flankierungen im - Grundlagen des kommunalen Rechnungswe- Grundgesetz und in den Landesverfassungen 184 Seiten, DIN A4, kartoniert 31,03 € sens in Niedersachsen geschehen. Verlag W. Kohlhammer - Grundsystematik der Drei-Komponentenrech- Artikel-Nr. 00/024/0207/40 Die in 4. Auflage komplett überarbeitete und er- nung heblich erweiterte Darstellung­ enthält eine syste- Zur Wahl der Abgeordneten zum 17. Deutschen matische Darstellung aller staatsgerichteten - Grundlegende Erläuterung des Jahresabschlus- Bundestag sind alle an der Vorbereitung und Fragen der kommunalen Finanzausstattung. ses mit Bilanz, Ergeb­nisrechnung und Finanz- Durchführung Beteiligten gefordert, sich rechtzei- rechnung tig und gründlich mit den wahlrechtlichen und Der Autor, Geschäftsführendes Präsidialmitglied - Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung wahltechnischen Grundlagen zu befassen. des Deutschen Land­kreistages, bereitet den be- stehenden verfassungsrechtlichen und einfach- - Organisation der Buchhaltung, insbesondere Bei dieser Bundestagswahl sind erneut viele gesetzlichen Rahmen unter Berücksichtigung der umfassende Darstel­lung des Kontenrahmens Neuerungen zu beachten. Das Bundeswahlgesetz Ergeb­nisse der Föderalismusreform l auf und und der Nebenbücher wie Anlagenbuch­haltung und die Bundeswahlordnung (einschließlich Anla- analysiert umfassend die vorliegende­ Rechtspre- und Debitoren/Kreditorenbuchhaltung gen) sind seit der letzten Bundestagswahl mehr- chung bis zu den jüngsten, Ende 2007 ergangenen fach und in verschie­dener Hinsicht geändert - Verknüpfung Buchführung mit Haushaltspla- Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts worden. nung und Jahresabschluss­ (Hartz IV) und der Lan­desverfassungsgerichte Die Neuerungen betreffen u. a. (Nordrhein-Westfalen: „Solidarumlage“, Branden­ - Steuerpflichten der Gemeinde, insbesondere burg: „Mindestausstattung“ Bayern: „Mindestaus- Umsatzsteuerpflich­ten - das Berechnungsverfahren für die Sitz­ stattung und Konnexität“ usw.). Auch die Ent- verteilung, - Darstellung der relevanten Buchungsfälle in der scheidung des Niedersächsischen Staatsgerichts- Kommunalverwal­tung anhand des Kontenrah- - die Wahlberechtigung von Auslands­ hofes zum kommunalen Finanzausgleich vom 7. mens in Niedersachsen deutschen, März 2008 ist bereitsin der Darstellung berück- sichtigt. Als Anlage enthält das Werk den Abdruck des - die Bewerberaufstellung, Kontenrahmens und der Bereichsabgrenzung. - die Erteilung von Wahlscheinen und Lasar, Andreas Alle Kapitel enthalten nach einer tiefgehenden Briefwahlunterlagen, Darstellung der Materie mit vielen Beispielen und Kommunales Rechnungswesen Schaubildern praktische Übungen mit Muster­ - den Mandatserwerb und den Mandats­ in Niedersachsen verzicht. lösun­gen, sodass die Buchführungstechnik um- Band 1: Buchführung fassend dargestellt wird. Die Folgebände werden Der Leitfaden enthält, wie gewohnt, eine einge- sich u. a. mit dem Gesamtabschluss beschäfti- April 2009, 445 Seiten, 22,- € hende „Praktische Anlei­tung“ sowie die einschlä- gen. gigen Rechtsvorschriften (Bundeswahlgesetz, Mit einer Vielzahl von praktischen Übungen und Wahlstatistikgesetz und Bundeswahlordnung). Er umfassenden Musterlösungen, einschließlich Es handelt sich um eine ideale Ergänzung des leistet die notwendige Hilfestellung, sich auch mit zahlreicher Beispiele und Schaubilder. Buches „Kommunales Finanzmanagement in den Änderungen vertraut zu machen. Ein ausführ- ISBN 978-3-933870-90-2 Niedersachsen“ der Autoren Anders/Horstmann/­ licher „Terminkalender“ gibt Auskunft über alle zu Bestellung nur beim Verlag Bernhardt-Witten, Bernhardt/Mutschler/Stockel-Veltmann. Bruchstraße 33, 58456 Witten, www.bernhardt- beachtenden Fristen und Termine. Es wird insbe- Der Autor ist Professor für Rechnungswesen und witten.de sondere auf die speziellen Erläuterun­gen im Controlling an der Fach­hochschule Osnabrück im Lande Hessen eingegangen. Das didaktisch gut durchdachte und kompakte Studiengang „Öffentliche Verwaltung“ und „Öf- Der vorliegende Leitfaden will die Wahlpraxis in Basiswerk vermittelt die notwendigen Grundlagen fentliches Management“ und führt Beratungs- und den Kommunen, bei den Kreiswahlleitern und den zum System der Doppik sowie die Buchfüh­ Schulungsmaßnah­men für Kommunen in Nieder- Wahlvorschlagsträgern bei dieser verantwor­ rungstechnik inklusive Jahresabschluss mit Bi- sachsen durch. tungsvollen Tätigkeit in bewährter Weise unter- stützen. Ein regelmäßiger Blick in den Text- oder Anleitungsteil soll auch den Routiniers im Wahlge­ schäft die Sicherheit geben, auf der Höhe der Zeit zu sein, auch wenn die Erkenntnis nur darin be- stehen sollte, dass sich gegenüber dem letzten Mal nichts geändert hat. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Einsatz von Wahlgeräten vom 3 März 2009 konnte ebenfalls noch mit dem Ergebnis berück- sichtigt werden, dass die Bundestagswahl 2009 ohne Wahlgeräte stattfinden wird.

Henneke Die Kommunen in der Finanzverfassung des Bundes und der Länder 4. Auflage 2008, 356 S., kartoniert, Format 16,5 x 23,5 cm, 39,- € ISBN 978-3-8293-0824-3 Kommunal- und Schul-Verlag, Wiesbaden Während die Verteilung der Einnahmen zwischen Bund und Ländern zu einem Teil direkt aus dem Grundgesetz hervorgeht und zum anderen Teil zwischen ihnen auszuhandeln ist, beruht der Umfang der Einnahmen der Städte, Kreise und Gemeinden weitgehend auf politischen Entscheidun­gen des Bundes und der Länder. Für 104 die Kommunen bedarf es daher einer ‚Struktursi-

NST-N 5/2009