Bebauungsplan der Stadt Bebauungsplan Nr. 45 "Sondergebiet Bioenergie Heldra" Begründung

Entwurf zur Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 (2) BauGB sowie Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange gemäß § 4 (2) BauGB

Erstellt im Auftrag der Stadt Wanfried / Heldra Agrar GmbH & Co. KG

Kassel, April 2018

Hafenstraße 28, 34125 Tel: 0561 5798930, Fax: 0561 5798939 E-Mail: [email protected]

Auftraggeber: Stadt Wanfried Marktstraße 18 37281 Wanfried

Heldra Agrar GmbH & Co. KG Am Kurshagen 1 37281 Wanfried-Heldra

Auftragnehmer: BÖF Büro für angewandte Ökologie und Forstplanung GmbH Hafenstraße 28 34125 Kassel www.boef-kassel.de

Bearbeiter: Anke Seibert-Schmidt,

Bebauungsplan Nr. 45, Sondergebiet Bioenergie, Begründung Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

1 VORBEMERKUNG, ANLASS DER PLANUNG ...... 1

1.1 GENEHMIGUNGSHISTORIE ...... 1

2 PLANUNGSGEBIET ...... 2

2.1 BESTAND ...... 3 2.1.1 Flora ...... 3 2.1.2 Fauna...... 4 2.1.3 Geologie und Boden ...... 4 2.1.4 Wasserhaushalt ...... 4 2.1.5 Altlasten ...... 5 2.1.6 Klima / Luft ...... 5 2.1.7 Landschaftsbild ...... 5 2.1.8 Mensch / Kultur und Sachgüter ...... 6 2.1.9 Schutzgebiete und gesetzlich geschützte Biotope ...... 6

2.1.9.1 Landschaftsschutzgebiete ...... 6

2.1.9.2 Natura 2000-Gebiete ...... 7

2.1.9.3 Gesetzlich geschützte Biotope ...... 7

3 ÜBERGEORDNETE PLANUNGEN ...... 8

3.1 REGIONALPLAN ...... 8

3.2 LANDSCHAFTSRAHMENPLAN ...... 8

3.3 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN ...... 8

4 PLANUNG ...... 8

4.1 TECHNIK ...... 9

4.2 BAULICHE ANLAGEN ...... 10

4.3 FREIFLÄCHEN ...... 10

4.4 ERSCHLIEßUNG, VER- UND ENTSORGUNG ...... 10

5 FESTSETZUNGEN DES BEBAUUNGSPLANS ...... 11

5.1 ART UND MAß DER BAULICHEN NUTZUNG, BAULICHE ANLAGEN ...... 11

6 GRÜNORDNUNG ...... 12

6.1 FESTSETZUNGEN ZUR GRÜNORDNUNG...... 12 6.1.1 Gehölzanpflanzungen ...... 12

6.1.1.1 Gehölzartenliste (mit Pflanzqualitäten) ...... 13 6.1.2 Flächenansaat ...... 14

BÖF I Inhaltsverzeichnis Bebauungsplan Nr. 45, Sondergebiet Bioenergie, Begründung

7 BEWERTUNG DES EINGRIFFS, DER DURCH DIE BAULEITPLANUNG VORBEREITET WIRD ...... 15

7.1 PLANUNGSRECHTLICHER IST-ZUSTAND ...... 15

7.2 EINGRIFF ...... 15

7.3 EXTERNE KOMPENSATIONSMAßNAHME ...... 15

Abbildungsverzeichnis Abb. 2-1: Übersichtskarte ...... 3 Abb. 3-1: Auszug aus dem Regionalplan Nordhessen 2009 ...... 8

Abb. 6-1: Auszug aus dem FFH-Maßnahmenplan (REGIERUNGSPRÄSIDIUM KASSEL, 2010), Kapitel 3: Leitbilder, Erhaltungs- und Entwicklungsziele, 3.1.4: sonstige Arten und Biotope ...... 16 Abb. 6-2: Auszug aus dem Maßnahmenplan FFH-Gebiet Frankenloch bei Heldra (REGIERUNGSPRÄSIDIUM KASSEL, 2010), Kap. 5.1, rote Umrandung: Kompensationsfläche ...... 16 Abb. 6-3: Auszug aus dem Maßnahmenplan FFH-Gebiet Frankenloch bei Heldra (REGIERUNGSPRÄSIDIUM KASSEL, 2010), Kap. 5.1, rote Umrandung: Kompensationsfläche ...... 17

Anlage: Bilanzierung der externen Kompensationsmaßnahme gemäß Hessischer Kompen- sationsverordnung

II Stand: April 2018 BÖF Bebauungsplan Nr. 45, Sondergebiet Bioenergie, Begründung

1 VORBEMERKUNG, ANLASS DER PLANUNG

Auf der Fläche der Gemarkung Heldra, die der vorliegende Bebauungsplanvorentwurf um- fasst, wird bereits jetzt eine Biogasanlage durch die Heldra Agrar GmbH & Co. KG betrieben. Die Gesellschaft plant nun, die Kapazitäten dieser Anlage zu erhöhen um mehr Energie pro- duzieren zu können.

Für Erweiterungen der bestehenden Biogasanlage der Heldra Agrar GmbH & Co. KG ist als Planungsrechtliche Grundlage ein Bebauungsplan mit Umweltbericht zu erstellen.

1.1 GENEHMIGUNGSHISTORIE

Bisher wurden die Anträge der Heldra Agrar GmbH & Co. KG jeweils durch Genehmigungs- bescheide des Regierungspräsidiums Kassel genehmigt. Aufgrund der Konzentrationswirkung nach § 13 Bundesimmissionsschutzgesetz wurden alle sonstigen behördlichen Entscheidun- gen und Zulassungen in die immissionsschutzrechtliche Genehmigung eingeschlossen. Die Stadt Wanfried hatte dabei lediglich das Einvernehmen im Sinne von § 36 Baugesetzbuch herzustellen und konnte im Rahmen des Verfahrens eine Stellungnahme abgeben. Zusätzlich wurde der Bau einzelner Anlagenteile wie zusätzlicher Lager und Rangierflächen bei der Bau- behörde des -Meißner-Kreises beantragt und durch diese genehmigt.

- 2011 RP Kassel: Genehmigung Biogasanlage (BImSch), die Biogasanlage befindet sich im unbeplanten Außenbereich. Die Genehmigung konnte erteilt werden, da es sich um ein privilegiertes Vorhaben gemäß § 35 , Abs.1, Nr. 6 b BauGB handelte. Dies gilt jedoch nur für eine Kapazität zur Erzeugung von Biogas bis zu einer Menge von 2,3 Millionen Normenkubikmetern. Im September 2011 erfolgten außerdem ergänzende Abstimmungen mit den zustän- digen Dezernaten des RP Kassel zu Auswirkungen der Planung auf das Landschafts- bild und den Kaltluftabfluss. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass der überwie- gende Teil des Walls, der das Grundstück nach Westen und Süden umgibt, nicht be- pflanzt werden darf. In der Folge werden externe Ausgleichsmaßnahmen festgelegt, die das Defizit, das sich aus diesen Feststellungen ergibt, ausgleicht: Auf 3 Flurstü- cken werden Ackerflächen in Grünland umgewandelt und östlich der Vorhabenfläche wird die Bepflanzung eines Wirtschaftsweges mit einer Baumreihe aus Eschen vorge- sehen. Die Überarbeitung des LBPs zur Aufnahme dieser Festlegungen erfolgt je- doch erst 2013 - 2013 Werra-Meißner-Kreis: Baugenehmigung für die Erweiterung der Siloplatte, Flä- che: 1.950 m² (keine zusätzlichen Kompensationsmaßnahmen, sondern Festsetzung einer Ausgleichsabgabe) - 2013 Anzeige beim RP Kassel: Leistungssteigerung durch sogenanntes Chiptuning - 2013 Überarbeitung des LBPs zur Aufnahme der Ergebnisse der Behördenabstimmun- gen im September 2011 (Wall darf nicht bepflanzt werden, Optimierung von Wall und Bepflanzung um die Gefahr von Kaltluftstau zu minimieren, Ausgleich der Beeinträch- tigungen des Landschaftsbildes). Die aktualisierte Bilanzierung weist ein Biotopwert- defizit aus, das durch die Ausweisung von 3 externen Kompensationsflächen ausge- glichen wird, sowie durch die Bepflanzung des östlich der Vorhabenfläche gelegenen

BÖF Stand: April 2018 1 Bebauungsplan Nr. 45, Sondergebiet Bioenergie, Begründung

Wirtschaftsweges mit einer Baumreihe. Allerdings werden statt Eschen (aufgrund der Probleme durch Eschentriebsterben) nun Spitzahorne vorgesehen. - 2014 RP Kassel: Genehmigung eines zweiten Blockheizkraftwerks, Aufstellung und der Betrieb einer Stream-Rankine-Cycle Feldtestanlage zur energetischen Nutzung der Erdwärme aus dem zweiten Blockheizkraftwerk sowie der Aufstellung und des Be- triebs einer Eigenverbrauchstankstelle (BImSch), Die Einsatzstoffe und die Menge der Stoffe blieben unverändert. - 2016 RP Kassel: Genehmigung des Antrags auf Änderung der Einsatzstoffe, Erhöhung der Gasproduktion und Anpassung der Blockheizkraftwerklaufzeiten. - Die Heldra Agrar GmbH & Co. KG plant nun eine Leistungssteigerung der Biogaspro- duktion, um ansässige Betriebe mit Wärme versorgen zu können. Dafür soll die bisher eingebrachte Gesamtmenge erhöht werden. Die konkrete Planung ist unter 4 darge- stellt. Mit der geplanten Erweiterung wird die erzeugte Menge des Biogases 2,3 Millio- nen Normenkubikmeter überschreiten und der Betrieb fällt somit nicht mehr in den Gel- tungsbereich des privilegierten Bauvorhabens nach § 35 Baugesetzbuch. Damit eine Realisierung möglich wird, muss entsprechendes Baurecht geschaffen werden. Die Aufstellung eines Bebauungsplans ist daher notwendig.

2 PLANUNGSGEBIET

Der Geltungsbereich umfasst das Betriebsgelände der Biogasanlage. Diese liegt ca. 1.200 m nördlich der Ortslage von Heldra sowie ca. 1.500 m westlich von (Thüringen).

Die Stadt Wanfried als Grundzentrum im System der zentralen Orte (vgl. Regionalplan Nord- hessen 2009) liegt am östlichen Rand des Werra-Meißner-Kreises im Werratal, im Grenzge- biet zu Thüringen.

Das B-Plangebiet liegt in einer offenen Ackerflur im Hangbereich des Heldrabachs und damit in einem östlichen Seitental der Werra. Im direkten südlichen Anschluss verläuft die Landes- straße L 3244 in Richtung Thüringen. Südlich entlang der Landesstraße fließt der Heldrabach aus Richtung Nordosten (Thüringen) kommend nach Südwesten und mündet südlich von Heldra in die Werra.

Südwestlich des Anlagenstandortes verläuft die Bundesstraße B250, die dort die L 3244 quert. Über die genannten Straßen ist der Standort der Biogasanlage an das örtliche und überörtliche Straßennetz angeschlossen.

Naturräumlich liegt Wanfried im unteren Werraland, Untereinheit Treffurt-Wanfrieder Werratal.

Die Fläche liegt auf einer Höhe von 199-207 m üNN und steigt vom südwestlichen Eck in nordöstliche Richtung leicht an.

2 Stand: April 2018 BÖF Bebauungsplan Nr. 45, Sondergebiet Bioenergie, Begründung

Abb. 2-1: Übersichtskarte

Nördlich bzw. nordwestlich befinden sich zwei landwirtschaftliche Hofstellen. Die Biogasan- lage ist dem nördlichen Betrieb zugeordnet.

Der Geltungsbereich umfasst das Flurstück 3/16 der Flur 1 in der Gemarkung Heldra mit einer Größe von 1,35 ha.

Das Plangebiet ist aufgrund der bereits länger bestehenden Nutzung vollständig erschlossen.

2.1 BESTAND

2.1.1 Flora

Das Flurstück der Biogasanlage war ursprünglich Teil eines größeren Ackerschlages und wurde intensiv landwirtschaftlich genutzt. Dementsprechend liegt die Anlage heute in einer offenen Feldflur, die sich entlang der L 3244 und des südlich daran anschließenden Heldrab- achs entlang des Hangbereiches erstreckt. Die Feldflur befindet sich im Randbereich der of- fenen Landschaft im großräumigen Werratal mit einem – aufgrund der guten standörtlichen Voraussetzungen - hohen Anteil an ackerbaulicher Nutzung. Südlich angrenzend verläuft die Trasse der L 3244 in Südwest –Nordost Richtung. An die Landstraße schließt sich der Heldrab- ach mit einem überwiegend geschlossenen gewässerbegleitenden Gehölzsaum an.

BÖF Stand: April 2018 3 Bebauungsplan Nr. 45, Sondergebiet Bioenergie, Begründung

Das Planungsgebiet selbst ist bereits weitgehend überbaut und durch die bestehende Nutzung geprägt. Lediglich entlang der südlich verlaufenden L 3244 sowie entlang des nördlich verlau- fenden Wirtschaftsweges ziehen sich - jeweils außerhalb der für die Biogasanlage vorgesehe- nen Fläche – schmale, eher grasreiche, auch relativ intensiv gepflegte Saumstreifen bzw. ein Straßenseitengraben.

2.1.2 Fauna

Die bereits vorhandene weitgehende Überbauung des Grundstücks lässt nur in den Randbe- reichen die Entwicklung von Lebensraum zu. Allerdings sind auch dort noch keine wesentli- chen Strukturen vorhanden, die z.B. Vögeln Nahrung oder Nistplätze bieten könnten.

Da außerdem neue Flächeninanspruchnahmen lediglich artenarme Rasenflächen im nahen Umfeld bereits vorhandener Nutzungen betreffen werden, ist ein Lebensraumverlust für die im Umfeld der Biogasanlage lebenden Arten auszuschließen. Auch durch den veränderten Be- trieb der Anlagen kommt es nicht zu neuen, zusätzlichen betriebsbedingten Wirkungen, von denen Beeinträchtigungen der Arten ausgehen könnten.

2.1.3 Geologie und Boden

Grundlage für die Bodenbildung sind im Bereich des B-Plan-Gebiets der Mittlere und Untere Buntsandstein (Sand- und Tonsteinkonglomerat). Über diesen geologischen Schichten haben sich lehmige Böden auf Sandsteinen bzw. Braunerden geringer Sättigung entwickelt.

Die Struktur des Boden- und Wasserhaushaltes ist durch die langjährige intensive ackerbauli- che Nutzung geprägt. Durch die Nutzung – und der damit verbundenen Düngung und Anwen- dung von Pflanzenschutzmitteln - wird permanent in die Bodenstruktur (Bodengefüge) des Standortes eingegriffen. Insgesamt war der Standort auch vor dem Bau der Biogasanlage anthropogen geprägt.

Das physiko-chemische Filtervermögen des Bodens und somit auch die Verschmutzungsemp- findlichkeit des Grundwassers wird als mittel eingestuft. Das landwirtschaftliche Ertragspoten- zial ist damit insgesamt als gering zu bewerten. Die Nutzungseignung aufgrund der standört- lichen Grundlagen mit mittel zu bewerten (Umweltatlas Hessen, HLUG, 2012).

2.1.4 Wasserhaushalt

Innerhalb des B-Plan-Gebiets befinden sich keine Oberflächengewässer. Der Heldrabach, der jenseits der Grenze zu Thüringen als Haselbach bezeichnet wird, fließt südlich der L 3244 und mündet südlich der Ortslage von Heldra in die Werra. Der Abstand zum Planungsgebiet be-

4 Stand: April 2018 BÖF Bebauungsplan Nr. 45, Sondergebiet Bioenergie, Begründung trägt in direkter Linie etwa 20,00 m. Der geringe Abstand wird jedoch relativiert durch die Tat- sache, dass zwischen dem Planungsgebiet und dem Gewässer die Landstraße verläuft, und somit keine direkte Verbindung zwischen Plangebiet und Gewässer besteht.

Die Grundwasserergiebigkeit des Umfeldes beträgt aufgrund der standörtlichen Bedingungen ca. 2-5 l/s und ist damit als eher gering (bis mittel) zu bewerten. Die Verschmutzungsempfind- lichkeit des Grundwassers wird als mittel eingestuft (Umweltatlas Hessen, HLUG, 2012).

2.1.5 Altlasten

Altlasten sind auf dem Gelände nicht bekannt.

2.1.6 Klima / Luft

Im Bereich des Planungsgebiets beträgt die Jahresdurchschnittstemperatur (ermittelter 10- Jahresdurchschnitt 2001-2010) 9-10 °C, der durchschnittliche Jahresniederschlag beträgt. 600-700 mm/a (Umweltatlas Hessen, 2013).

Ursache für die eher geringen Niederschlagsmengen ist auch in dieser Entfernung noch die abschirmende Wirkung des weiter westlich vom Werratal liegenden Meißnermassivs.

Die Ackerflächen in Hanglage sind als Kaltluftentstehungsgebiet zu bewerten. Dem Talzug des Heldrabachs könnte aufgrund der topographischen Gegebenheiten eine lokale Bedeutung als Kaltluftleitbahn für Belastungsräume im Werratal zugeschrieben werden. Das Heldrabach- tal weist jedoch einige Barrieren auf. So wird der als Leitbahn geeignete Korridor abschnitts- weise durch den Bewuchs entlang des Fließgewässers und die Gehölzbestände im Hangbe- reich in seiner Breite eingeengt. Im südlichen Teilkorridor entlang des Heldrabachs liegt dar- über hinaus eine landwirtschaftliche Hofstelle mit einer überwiegend aus Nadelgehölzen auf- gebauten Eingrünung, die einen Querriegel zum Bachtal darstellt.

Dementsprechend weisen auch die übergeordneten Planungen (Regionalplan, Landschafts- rahmenplan) den Flächen keine besonderen Klimafunktionen zu (s.o.).

Hinsichtlich der lufthygienischen Situation kann der Planungsbereich selbst als relativ unbe- lastet eingestuft werden.

2.1.7 Landschaftsbild

Das Plangebiet befindet sich in nach Süden ausgerichteter leichter Hanglage und ist relativ weiträumig, insbesondere aus Richtung Werratal, einsehbar. Als Teil der offenen Feldflur ent- lang des Heldrabachs weist der Bereich keine gliedernden Strukturen, wie z.B. Hecken o. Ä. auf.

BÖF Stand: April 2018 5 Bebauungsplan Nr. 45, Sondergebiet Bioenergie, Begründung

Im Umfeld der Fläche finden sich als Landschaft gliedernde Elemente der meist dichte Ufer- gehölzsaum entlang des Heldrabachs sowie die Gehölzbestände, die die beiden nördlich ge- legenen landwirtschaftlichen Hofstellen umgeben.

Im weiteren Umfeld sind die meist bewaldeten höheren Hanglagen des Werratals und der Sei- tentäler, insbesondere die Waldflächen des nördlich gelegenen Teilgebietes des FFH-Gebie- tes Werra- und Wehretal großräumig prägend.

Für die landschaftsbezogene Erholung haben die eigentlichen Vorhabenflächen keine Bedeu- tung, da es sich ausschließlich um bereits bebaute Privatflächen handelt. Südlich verläuft die – auch für den Radverkehr nutzbare – Landesstraße L 3244. Nördlich entlang der Vorhaben- flächen verläuft ein unbefestigter Wirtschaftsweg als Verlängerung der Zufahrt zu den zwei genannten Hofstellen in östliche Richtung.

Durch die Einsehbarkeit der Fläche aufgrund der Hanglage und der fehlenden Strukturierung wirkt sich die Anlage deutlich auf das Landschaftsbild aus. Die Abschirmung der Biogasanlage durch Gehölzanpflanzungen war daher bereits Inhalt der landschaftspflegerischen Begleitpla- nungen der bisherigen Anlage und deren Erweiterungen. Die Maßnahmen innerhalb des Gel- tungsbereichs werden als Festsetzungen in die Bauleitplanung übernommen. Darüber hinaus wurde im Rahmen des BImSch-Genehmigungsverfahrens bereits 2011 zur optischen Abschir- mung der Anlage die Bepflanzung des östlich der Vorhabenfläche gelegenen Wirtschaftswe- ges mit einer Baumreihe festgelegt.

2.1.8 Mensch / Kultur und Sachgüter

Kultur und Sachgüter werden durch die Bauleitplanung nicht betroffen. Der Nachweis und die Überprüfung der Einhaltung aller immissionsrechtlicher Vorgaben und Grenzwerte erfolgt im Rahmen des BImSch-Genehmigungsverfahrens.

Indirekt betroffen durch die Planung ist die Naherholung, da Ausblicke an einigen Wanderwe- gen durch die aufgrund der Topographie gut sichtbare Anlage beeinträchtigt werden.

2.1.9 Schutzgebiete und gesetzlich geschützte Biotope

2.1.9.1 Landschaftsschutzgebiete

Das Landschaftsschutzgebiet „Auenverbund Werraaue“ verläuft in einem unterschiedlich breit ausgelegten Korridor entlang der Werra. Die geringste Entfernung des Schutzgebietes zum Standort der Biogasanlage beträgt ca. 1.500 m.

6 Stand: April 2018 BÖF Bebauungsplan Nr. 45, Sondergebiet Bioenergie, Begründung

2.1.9.2 Natura 2000-Gebiete

Nördlich liegt ein Teilbereich des FFH-Gebietes Werra- und Wehretal (Gebiets-Nr. 4825-302), mit bewaldeten Hangbereichen. Die geringste Entfernung zwischen Vorhaben und Natura 2000-Gebiet beträgt ca. 120 m. Das Teilgebiet des vorgenannten FFH-Gebietes umschließt zudem das FFH-Gebiet Plesse-Konstein-Karnberg (Gebiets-Nr. 4827-301). Dieses weist eine Entfernung zur nächstgelegenen Stelle von ca. 1.800 m zum B-Plan-Gebiet auf.

Aufgrund der geringen Entfernung des nordöstlich gelegenen Teilgebiets des FFH-Gebietes Werra- und Wehretal (Gebiets-Nr. 4825-302) zum Plangebiet erfolgte bereits 2011 im Rahmen des ersten BImSch-Genehmigungsverfahrens eine FFH-Vorprüfung in Form einer überschlä- gige Prognose auf der Grundlage der vorliegenden Informationen zum Schutzgebiet (Stan- dard-Datenbogen bzw. formulierte Erhaltungsziele, Grunddatenerhebung) und auf der Grund- lage der aus den Planunterlagen ableitbaren relevanten Wirkfaktoren des Projektes.

Das Ergebnis wurde wie folgt formuliert:

"Eine erhebliche Beeinträchtigung des Natura 2000-Gebietes Werra- und Wehretal mit seinem Teilgebiet nördlich der Vorhabenfläche (Abstand ca. 120 m) kann ausgeschlossen werden.

Aufgrund des Abstandes, bei den randlichen Flächen des Schutzgebietes handelt es sich zu- dem nicht um Lebensraumtypen, können Auswirkungen auf Standortbedingungen der Lebens- raumtypen gemäß Anhang I der FFH-Richtlinie innerhalb des Schutzgebietes ebenso ausge- schlossen werden wie erhebliche Beeinträchtigungen der dort geschützten Tierarten gemäß Anhang II (s.o.).

Die Vorhabenfläche hat keine Bedeutung für die im Schutzgebiet im Wesentlichen geschützten und überwiegend Waldbiotope nutzenden Fledermausarten gemäß Anhang II der FFH-Richt- linie sowie die charakteristischen Tierarten der dortigen (Wald)Lebens-raumtypen." (INGENI- EURBÜRO CHRISTOPH HENKE, 2011: Antragsunterlagen auf Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb einer genehmigungsbedürftigen Anlage im Sinne von §§ 4/6/19 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes [Neugenehmigung - § 4 BImSchG] der Biogasanlage, Biogas Heldra GmbH & Co. KG, Anlage Nr. 19.1, Landschaftspflegerischer Begleitplan).

2.1.9.3 Gesetzlich geschützte Biotope

Südlich der L3244 verläuft der Heldrabach mit einem geschlossenen Gehölzbestand. Dieser ist als gesetzlich geschütztes Biotop gemäß § 30 BNatSchG eingestuft und wird im NATUREG unter der Biotopnummer 33, Feuchtgehölz (KV-Nummer 02.200) aufgeführt (www.geopor- tal.hessen.de). Der Abstand zum Planungsgebiet beträgt in direkter Luftlinie etwa 20,00 m. Der geringe Abstand wird jedoch relativiert durch die Tatsache, dass zwischen dem Planungs- gebiet und dem Gewässer mit dem Gehölzbestand die Landstraße verläuft und somit keine direkte Verbindung zwischen dem Plangebiet und dem Gehölzbestand besteht.

BÖF Stand: April 2018 7 Bebauungsplan Nr. 45, Sondergebiet Bioenergie, Begründung

3 ÜBERGEORDNETE PLANUNGEN

3.1 REGIONALPLAN

Im Regionalen Raumordnungsplan Nordhessen 2009 ist auch die Fläche der Biogasanlage als Vorranggebiet für die Landwirtschaft ausgewiesen. Weitere Ausweisungen bestehen für die Fläche nicht.

Abb. 3-1: Auszug aus dem Regionalplan Nordhessen 2009

3.2 LANDSCHAFTSRAHMENPLAN

Im Bestandsplan des Landschaftsrahmenplanes (LRP 2000) gehört die B-Planfläche zu einem als mäßig strukturierten, ackerbaulich geprägten Raum mit einer mittleren Strukturvielfalt.

Die Entwicklungskarte zum Landschaftsrahmenplan 2000 macht keine Angaben zu der Flä- che.

3.3 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN

Der Flächennutzungsplan von 1999 stellt die Fläche als Fläche für die Landwirtschaft – Acker dar. Der Flächennutzungsplan wird im Parallelverfahren geändert und wird die Fläche "Son- dergebiet Bioenergie" darstellen.

4 PLANUNG

Die aktuelle Planung sieht vor, die eingebrachte Gesamtmenge von 14.760 t auf 21.600 t zu steigern. Durch die Anlagensteigerung wird einerseits mehr Strom produziert, der in das Netz eingespeist wird und andererseits mehr Abwärme produziert. Die Abwärme soll durch eine neu zu errichtende Wärmeleitung nach Bahnhof Großburschla transportiert werden, um das Säge- werk der Ruhlandt Holz GmbH & Co. KG zu versorgen. Die Ruhlandt Holz GmbH & Co. KG

8 Stand: April 2018 BÖF Bebauungsplan Nr. 45, Sondergebiet Bioenergie, Begründung hat deutlich gemacht, dass sie aufgrund der unternehmerischen Weiterentwicklung ihres Be- triebs zukünftig deutlich erhöhte Trocknungskapazitäten benötigt. Die derzeitigen Trocknungs- kapazitäten sind am Limit angelangt. Eine ökonomisch leistbare Möglichkeit für eine Erweite- rung der Kapazitäten wäre die Errichtung neuer Trockenkammern, die durch die Wärmever- sorgung der Biogasanlage Heldra betrieben würden.

4.1 TECHNIK

Als Ausgangsstoffe für die Biogaserzeugung sind grundsätzlich alle Arten von Biomasse nutz- bar. Je nach Verfügbarkeit und Technologie können verschiedene Substrate oder Substratmi- schungen zum Einsatz kommen. Besonders gut eignen sich Substrate mit leicht abbaubarer Trockensubstanz. Die vorrangigen Substrate in landwirtschaftlichen Biogasanlagen sind nach- wachsende Rohstoffe und tierische Exkremente (Gülle, Mist), aber auch organische Abfälle aus Industrie, Gewerbe, Handel und privaten Haushalten können verwertet werden. Ins- besondere Bioabfälle müssen aber vor Einbringung in die Biogasanlage bei 70°C hygieni- siert werden.

Seit der EEG-Novellierung 2004 werden zunehmend nachwachsende Rohstoffe (Energie- pflanzen) in der Biogasproduktion eingesetzt. Als wichtigste Kultur gilt hier der Mais, der die höchste Flächeneffizienz aufweist. Aber auch Grassilage, Zuckerrüben, Getreide und weitere alternative Kulturen werden genutzt und schwerpunktmäßig züchterisch bearbeitet.

Für die Nutzung von Abfällen spricht, dass natürliche Stoffkreisläufe geschlossen und die darin enthaltenen Nährstoffe über die Gärrestverwertung als Dünger zurückgeführt werden. Die Rückstände der Vergärung werden allgemein als Gärrest oder Biogasgülle bezeichnet. Das Zurückführen dieser Gärreste auf die substratliefernden Ackerflächen führt zu einem geschlos- senen Nährstoffkreislauf.

Im Vergleich zur Düngung mit Gülle hat die Düngung mit Gärresten Vorteile. Krankheitserreger und Unkrautsamen werden zum Teil abgetötet und Nährstoffe besser pflanzenverfügbar, dar- über hinaus ist der Gärrest im Vergleich zu Gülle weniger geruchsintensiv und weniger ag- gressiv. Die Nährstoffzusammensetzung kann jedoch je nach Ausgangssubstraten stark schwanken.

Für die Gärrestlagerung müssen geeignete wasserdichte Behälter verwendet werden. Auf- grund von Ammoniak- und weiteren klimarelevanten Emissionen ist außerdem eine gasdichte Abdeckung inzwischen gesetzlich vorgeschrieben. Werden Bioabfälle mitvergoren, gelten ab- fallrechtliche und seuchenhygienische Vorgaben. In der Regel werden diese Gärreste vor der Ausbringung hygienisiert (z. B. durch Erhitzen).

Um vor Ort ansässige Betriebe mit Wärme versorgen zu können, soll die bisher eingebrachte Gesamtmenge erhöht werden, wodurch die erzeugte Menge des Biogases 2,3 Millionen Nor- menkubikmeter überschreiten wird. Wie unter 1.1 erläutert fällt der Betrieb damit nicht mehr in den Geltungsbereich des privilegierten Bauvorhabens nach § 35 Baugesetzbuch.

BÖF Stand: April 2018 9 Bebauungsplan Nr. 45, Sondergebiet Bioenergie, Begründung

Die Auswirkungen der Erweiterung der Biogasanlage Heldra auf den Grundwasser- und Na- turschutz wurden durch ein Gutachten der Ingenieurgemeinschaft für Landwirtschaft und Um- welt (IGLU) betrachtet. Das Gutachten ist der Begründung als Anlage beigefügt, die Ergeb- nisse werden im Umweltbericht zusammenfassend dargestellt.

4.2 BAULICHE ANLAGEN

Aktuell soll voraussichtlich noch eine Maschinenhalle am westlichen Rand des Betriebsgelän- des errichtet werden.

4.3 FREIFLÄCHEN

Die Begrünungsmaßnahmen wurden bereits in den vorangegangenen Genehmigungsverfah- ren festgelegt und werden dementsprechend als Festsetzungen übernommen. Sie dienen in erster Linie der Eingrünung und optischen Abschirmung des in der strukturarmen Umgebung weit sichtbaren Betriebs.

Da auf der Fläche eine sehr verdichtete Nutzung stattfindet und dazu im Süden und Westen Wälle anzulegen waren, die nicht bepflanzt werden dürfen, um die Dichtigkeit nicht zu beein- trächtigen, beschränkt sich die Begrünung auf die Randbereiche.

Entlang der westlichen, südlichen und z.T. östlichen Grundstücksgrenzen werden Gehölzstrei- fen angelegt. Vor dem südlichen Gehölzstreifen zur Straße bzw. zum Heldrabach hin wird zusätzlich eine Baumreihe gepflanzt.

Zur Kaschierung der Zaunanlage an der Ostseite wird außerdem die Bepflanzung des Zauns mit Echtem Geißblatt (Lonicera caprifolium) festgesetzt.

4.4 ERSCHLIEßUNG, VER- UND ENTSORGUNG

Das Grundstück ist bereits vollständig erschlossen. Die Biogasanlage Heldra grenzt unmittel- bar an die B 250 und die L 3244. Die Erschließung ist straßenseitig gut ausgebaut. Der mit dem Betrieb der Biogasanlage entstehende Verkehr ist von den Straßenkörpern unproblema- tisch aufnehmbar und stellt keine Problematik dar.

Für die Lieferung der Abwärme nach Bahnhof Großburschla muss eine neue Wärmeleitung verlegt werden. Diese Maßnahme ist jedoch vom vorliegenden B-Plan-Verfahren unabhängig.

10 Stand: April 2018 BÖF Bebauungsplan Nr. 45, Sondergebiet Bioenergie, Begründung

5 FESTSETZUNGEN DES BEBAUUNGSPLANS

5.1 ART UND MAß DER BAULICHEN NUTZUNG, BAULICHE ANLAGEN

Das Plangebiet wird als "Sondergebiet Biogenergie" gemäß § 11 (2) BauNVO festgesetzt. Die Festsetzung entspricht der bereits vorhandenen Nutzung.

Der vorhandenen und geplanten zukünftigen Nutzung gemäß werden im Sondergebiet zuge- lassen:

- Anlagen zur Lagerung und Umsetzung von Biomasse (Fahrsilos, Annahmeeinrichtun- gen, Waage, Fördereinrichtungen, Lagerbehälter, Pumpenschacht etc.) - Anlagen zur Erzeugung und Nutzung von Biogas, Strom und Wärme (Biogasanlage, Gärbehälter mit Entnahmestation, Blockheizkraftwerk etc.) - Eigenverbrauchstankstelle mit oberirdischem Dieseltank - Ergänzende Anlagen/Einrichtungen, die in funktionalem Bezug zur Biomasseverwer- tung stehen - die Anlage notwendiger Zuwegungen - Errichtung einer Zaunanlage

Gemäß § 19 BauNVO wird eine GRZ von 0,8 festgesetzt.

Um die Unterbringung aller notwendigen Anlagen auf dem Grundstück zu ermöglichen, wird gemäß § 19 Absatz 4 Satz 3 BauNVO Nr. 2 eine Überschreitung der zulässigen GRZ auch über die Grenze von 0,8 hinaus durch die Einbeziehung der Verkehrsflächen ausdrücklich zugelassen. Die möglichst effektive Ausnutzung vorhandener Betriebsflächen innerhalb des Geltungsbereichs bedeutet immer auch, dass keine zusätzlichen Flächen im Außenbereich neu ausgewiesen werden müssen.

Auf die Festsetzung maximaler Leistungskennwerte oder von Einschränkungen für die techni- sche Ausgestaltung wird bewusst verzichtet, um zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten und die Anpassung an den jeweiligen Stand der Technik offen zu halten.

BÖF Stand: April 2018 11 Bebauungsplan Nr. 45, Sondergebiet Bioenergie, Begründung

6 GRÜNORDNUNG

Die Fläche innerhalb des Geltungsbereichs wird durch die baulichen Anlagen sowie die Zufahrt und die Hoffläche weitestgehend ausgenutzt. Nur in den westlichen und südlichen Randberei- chen wurden bereits im Rahmen vergangener Erweiterungen durch landschaftspflegerische Begleitplanung Gehölzpflanzungen vorgesehen. Der letzte, aktuelle Stand der Aussagen des LBPs wird nun in Form von verbindlichen Festsetzungen übernommen.

6.1 FESTSETZUNGEN ZUR GRÜNORDNUNG

6.1.1 Gehölzanpflanzungen

Lineare Gehölzpflanzungen entlang der westlichen und südlichen Grundstücksgrenzen line- are Gehölzanpflanzungen angelegt werden. Die Gehölzpflanzungen sollen folgendermaßen strukturiert sein.

Maßnahme G1 (entlang der westlichen Grundstücksgrenze)

- Breite des Pflanzstreifens: 10,00 m - Pflanzung von heimischen, standortgerechten Gehölzarten gemäß der angefügten Gehölzartenliste - Pflanzung fünfreihig, Abstand zwischen den Reihen: 1,50 m, Abstand der Pflanzen in den Reihen: 1,50 m, - mittlere Reihe: Pflanzung von mind. 2 Bäumen 1. Ordnung, einzeln oder in Zweier- gruppen, Abstand Bäume bzw. Baum-Gruppen mindestens 10 m

Maßnahme G2 (Gehölzpflanzung entlang der südlichen Seite des Grundstücks zwischen Wall und der L 3244)

- Breite des Pflanzstreifens: 5,00 m (ab Böschungsfuß des Walls) - Pflanzung von heimischen, standortgerechten Gehölzarten gemäß der angefügten Gehölzartenliste - Pflanzung dreireihig, Abstand zwischen den Reihen: 1,50 m, Abstand der Pflanzen in den Reihen: 1,50 m,

Maßnahme G3 (Baumreihe vor dem Gehölzstreifen der Maßnahme G2)

- Pflanzung von mindestens 5 Bäumen 2. Ordnung (Baumreihe) oder Obstbäume, Ab- stand Bäume bzw. Gruppen mindestens 10 m; - Zur Straße soll ein Abstand von 5,0 m als Kaltluftschneise verbleiben, der nur ange- sät wird (Maßnahme A)

Maßnahme G4 (Gehölzpflanzung entlang der östlichen zwischen der Zaunanlage und der Silagefläche)

12 Stand: April 2018 BÖF Bebauungsplan Nr. 45, Sondergebiet Bioenergie, Begründung

- Breite des Pflanzstreifens: 3,00 m - Pflanzung von heimischen, standortgerechten Gehölzarten gemäß der angefügten Gehölzartenliste - Pflanzung zweireihig, lediglich Kleinbäume/Sträucher mit Höhen von mind. 2,0 m; Pflanzverband:1,5 m x 1,5 m

Maßnahme K (an der Zaunanlage an der Ostgrenze des Betriebsgeländes)

- Pflanzung der heimischen, standortgerechten Kletterpflanze Echtes Geißblatt (Lo- nicera caprifolium) - Pflanzabstand: 1,5 m

6.1.1.1 Gehölzartenliste (mit Pflanzqualitäten)

Bäume I. Ordnung, Pflanzqualität: Hochstämme StU mind. 10-12, 2xv ohne Ballen - Spitzahorn (Acer platanoides) - Bergahorn (Acer pseudoplatanus) - Stieleiche (Quercus robur) - Traubeneiche (Quercus petraea) - Winter-Linde (Tilia cordata) - Vogel-Kirsche (Prunus avium) - Esche (Fraxinus excelsior)

Kleinbäume/Sträucher (Pflanzgröße: Heister 100-150) - Eberesche (Sorbus aucuparia) - Feldahorn (Acer campestre) - Hainbuche (Carpinus betulus) - Süßkirsche (Prunus avium) - Traubenkirsche (Prunus padus) - Weißdorn (Crataegus monogyna)

Sträucher (Pflanzgröße 60-100) - Roter Hartriegel (Cornus sanguinea) - Gem. Schneeball (Viburnum opulus) - Haselnuss (Corylus avellana) - Holunder (Sambucus nigra) - Hundsrose (Rosa canina) - Kornelkirsche (Cornus mas) - Schlehe (Prunus spinosa)

Begrünung der Zaunanlage (Pflanzgröße 60-100, mind. 2 Triebe) - Echtes Geißblatt (Lonicera caprifolium)

BÖF Stand: April 2018 13 Bebauungsplan Nr. 45, Sondergebiet Bioenergie, Begründung

6.1.2 Flächenansaat

Maßnahme A (Landschaftsrasenansaat auf den Freiflächen westlich und südlich der Anla- genteile der Biogasanlage)

- Bodenbearbeitung zur Saatbeetvorbereitung - Ansaat mit Landschaftsrasen gemäß DIN 18917, Saatgutmischung aus Wildformen gebietseigener Kräuter, Gräser und Leguminosen in Anlehnung an Regelsaatgutmi- schung RSM 8.1 (Biotopflächen, artenreiches Extensivgrünland) - Pflege: ein bis zwei Schnitte pro Jahr, keine Düngung

14 Stand: April 2018 BÖF Bebauungsplan Nr. 45, Sondergebiet Bioenergie, Begründung

7 BEWERTUNG DES EINGRIFFS, DER DURCH DIE BAULEIT- PLANUNG VORBEREITET WIRD

7.1 PLANUNGSRECHTLICHER IST-ZUSTAND

Die letztgültige planungsrechtliche Situation, ließ eine Flächenüberbauung bzw. –versiegelung von insgesamt 9.205 m² zu. Diese umfasst zum einen die Bebauung bzw. Flächeninanspruch- nahme von 7.255 m², die im Rahmen der BImSch-Genehmigung zugelassen wurde (Kompen- sationsmaßnahmen gemäß LBP mit Stand vom Januar 2017), zuzüglich der Flächenversiege- lung durch die Erweiterung der Siloplatte um 1.950 m², die 2013 durch die Baubehörde des Werra-Meißner-Kreises genehmigt und durch eine Ausgleichszahlung kompensiert wurde.

7.2 EINGRIFF

Nun soll durch den Bebauungsplan eine maximale Flächeninanspruchnahme durch Bebauung und Versiegelung von insgesamt 10.580 m² (90% der gesamten überbaubaren Fläche von 11.750 m²) zugelassen werden. Im Vergleich zur letztgültigen planungsrechtlichen Situation ergibt sich eine Differenz von zusätzlichen 1.375 m². Durch den Eingriff betroffen ist naturnahe Grünlandeinsaat (06.930) mit 21 Biotopwertpunkten je m². Nach dem Eingriff ist von einer ver- siegelten bzw. überbauten Fläche, die seitlich entwässert wird (6 BWP/m²), auszugehen. Je m² ergibt sich daraus eine Differenz von 15 BWP, was zu einem Gesamtergebnis von 20.625 BWP führt.

Dieser neue mögliche Eingriff ist auszugleichen.

7.3 EXTERNE KOMPENSATIONSMAßNAHME

Für den naturschutzrechtlichen Ausgleich wird eine Fläche genutzt, die direkt an das FFH- und Naturschutzgebiet "Frankenloch bei Heldra angrenzt. Hier bietet sich die Möglichkeit, die Le- bensräume des FFH-Gebiets zu erweitern, indem Bezug genommen wird auf das im Maßnah- menplan zum FFH-Gebiet dargestellte Leitbild und durch Aufnahme der dort aufgeführten Ent- wicklungsmaßnahmen für vergleichbare Flächen, die direkt an die Kompensationsfläche an- grenzen.

Die externe Kompensationsmaßnahme liegt südlich des B-Plangebiets in einer Entfernung von rund 2 Kilometern.

BÖF Stand: April 2018 15 Bebauungsplan Nr. 45, Sondergebiet Bioenergie, Begründung

Vorgaben aus dem Maßnahmenplan FFH-Gebiet Nr. 4827.302 "Frankenloch bei Heldra" (REGIERUNGSPRASIDIUM KASSEL, 2010)

Das Leitbildbild für intensiv genutztes Grünland frischer Standorte wird wie folgt beschrieben:

Abb. 7-1: Auszug aus dem FFH-Maßnahmenplan (REGIERUNGSPRÄSIDIUM KASSEL, 2010), Kapitel 3: Leitbilder, Erhaltungs- und Entwicklungsziele, 3.1.4: sonstige Arten und Biotope

"Entwicklung von mesophilem Grünland des LRT 6510, Magere Flachland-Mähwiese, aus ehemals intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen. … Gemäß der NSG-VO für das NSG Frankenloch bei Heldra vom 28.11.1995 dürfen die Grünlandflächen nicht vor dem 15. Juni gemäht werden. Es ist verboten Wiesen, Weiden und Brachflächen umzubrechen und ihre Nutzung zu ändern. Dränmaßnahmen sowie die Anwendung von Dünger und Pflanzenschutz- mitteln sind untersagt, ebenso die Lagerung von Silagen oder Dünger im Naturschutzgebiet. Anfallendes Mähgut ist von der Fläche abzutransportieren." (Karte D)

Abb. 7-2: Auszug aus dem Maßnahmenplan FFH-Gebiet Frankenloch bei Heldra (REGIE- RUNGSPRÄSIDIUM KASSEL, 2010), Kap. 5.1, rote Umrandung: Kompensationsfläche

16 Stand: April 2018 BÖF Bebauungsplan Nr. 45, Sondergebiet Bioenergie, Begründung

Darüber hinaus gilt für Grundstücke, die an der Werra liegen:

"Wünschenswert ist das Belassen eines 10 m breiten ungenutzten Uferstreifens längs der Werra." (Karte E)

Abb. 7-3: Auszug aus dem Maßnahmenplan FFH-Gebiet Frankenloch bei Heldra (REGIE- RUNGSPRÄSIDIUM KASSEL, 2010), Kap. 5.1, rote Umrandung: Kompensationsfläche

Diesen Vorgaben folgend wird die Fläche extensiviert, und entlang des Werraufers wird jeweils ein 10 m breiter Gewässerschutzstreifen belassen, der der Sukzession überlassen wird.

Zielbiotop für die Extensivwiese ist gemäß Hessischer Kompensationsverordnung "Extensiv genutzte Frischwiese" mit 44 Biotopwertpunkten. Da der Zustand nach 3 Jahren nach Beginn der Maßnahme zu bilanzieren ist wird ein Abschlag von 4 Punkten gemacht.

Als Zielbiotop der Sukzessionsflächen an der Werra wird der Biotoptyp Wiesenbrache mit 39 Biotopwertpunkten angesetzt.

Die Maßnahme erzielt auf der Kompensationsfläche eine Flächenaufwertung um 39.701 BWP. Der zulässige neue Eingriff kann damit ausgeglichen werden. Es verbleibt ein Biotopwertüber- schuss von 19.076 BWP.

BÖF Stand: April 2018 17