Wartburg Unesco Welterbe
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wartburg unesco welterbe LUTHERISCHES JUBELGESCHREY Festmusiken zum Reformationsjubiläum 1617 14. Oktober 2017, 19.00 Uhr 15. Oktober 2017, 19.30 Uhr St. Salvatorkirche | Gera Wartburg-Festsaal | Eisenach PROGRAMM Samuel Scheidt (1587–1654) Johann Walter (1496–1570) Herr unser Herrscher SSWV 83 Wir glauben all’ an einen Gott (Das Patrem Deutsch) Concertus X aus: Pars prima Concertuum Sacrorum Kirchenliedmotette für sechsstimmigen Chor (Concertus Sacri VII-XII; Halle 1622) Heinrich Schütz (1585–1672) Michael Altenburg (1584–1640) 7. Mem und Nun Wie hab ich dein Gesetze so lieb SWV 488 Gaudium Christianum, das ist: Christliche musikalische Freude (Jena 1617/1618) aus: Der Schwanengesang. Des Königs und Propheten Davids 119. Psalm I. Das Lutherische Jubelgeschrey (Macht Bahn zur Freud und Jubelgeschrei) II. Die Prophezeiung von Luthero / Apocalypsis Michael Altenburg Gaudium Christianum, das ist: Christliche musikalische Freude Samuel Scheidt IV. Die Engelische Schlacht (Es erhub sich ein Streit) / Apoc. Missa Brevis super Herr unser Herrscher (Kyrie / Gloria) SSWV 83 V. Das Amen. Item/ von Nun an biß in Ewigkeit Concertus XI aus: Pars prima Concertuum Sacrorum VI. Das Amen Gott Vater und Sohne etc. (Concertus Sacri VII-XII; Hamburg 1622) Nach der alten Melodi mit 12 Stimmen componiret Michael Altenburg Heinrich Schütz Gaudium Christianum, das ist: Christliche musikalische Freude Also hat Gott die Welt geliebt SWV 380 III. Das Lutherische Schloß/ oder Feste Burgk/ Mit 5. 15. oder 19. Stimmen aus: Musicalia ad chorum sacrum, das ist: Geistliche Chormusik... (Dresden 1648) Johann Hermann Schein (1586–1630) Heinrich Schütz Ehr sei Gott in der Höh’ allein Vater unser, der du bist im Himmel SWV 411 aus: Cymbalum Sionium sive Cantiones Sacrae (Leipzig 1615) aus: Symphoniae Sacrae III (Dresden 1650) Johann Hermann Schein Johann Hermann Schein Ich will schweigen (Threnus à 6 voci) Herr Gott, dich loben wir à 24 komponiert anlässlich der Beerdigung von Te Deum Laudamus zur Hochzeit von Johan-Christoph Braun Herzogin Sophie Dorothea Maria von Sachsen-Weimar, 1617 und Dorothee Sophie Möstel, Leipzig 1618 GAUDIUM CHRISTIANUM Sara Mengs, Sopran Anlässlich des einhundertsten Jahrestages des müde wurde zu verkünden, dass die Calvinisten Viola Blache, Sopran Thesenanschlages Martin Luthers im Jahr 1617 (= Oberbegriff für alle Reformierten) „Duck- Sarah Klein, Mezzosopran wurden im ganzen protestantischen Deutsch- mäuser, Narren, Ehrendiebe, Majestätslästerer“ Thomas Riede, Altus land feierliche Festgottesdienste gehalten. usw. wären und ihre Lehre „Gift“ sei, weswegen Christoph Pfaller, Tenor Über deren musikalische Bestandteile liegen es besser wäre „papistisch als calvinistisch“ zu Dirk Schmidt, Bass vor allem Zeugnisse aus lutherischen Gebieten sein. vor, da die Musik in den Liturgien der reformier- Dementsprechend veröffentlichte das Dresdner Landesjugendchor Thüringen ten Kirchen nur eine untergeordnete Rolle Oberkonsistorium im August 1617 eine eigene spielte. Instruktion für die Feierlichkeiten des Refor- Johann Rosenmüller Ensemble Während der Versammlung der protestantischen mationsjubiläums in den heute allgemein als Susanne Meyer, Zink Liga in Heilbronn im Frühjahr 1617 schlug der Kursachsen bezeichneten Gebieten. Die Dresd- Thomas Hasselbeck, Zink dem Reformierten Bekenntnis angehörige pfäl- ner Feierlichkeiten begannen, der Festordnung Cas Gevers, Posaune zische Kurfürst Friedrich V. vor, das Reforma- entsprechend am 31. Oktober, und dauerten bis Gerd Schulz, Posaune tionsjubiläum in allen protestantischen Kirchen zum 2. November, wobei schon am Abend des Ulrich Schardt, Posaune zu feiern. Der Gedenktag wurde dabei auf Son- 30. Oktober eine Vesper gefeiert wurde. Musik- Clemens Erdmann, Posaune ntag, den 2. November festgelegt. Der heute in historisch ist diese Dresdner Feier von großer Kristina Filthaut, Dulzian Deutschland übliche Festtag am 31. Oktober Bedeutung, da ihr genauer Ablauf überliefert Volker Mühlberg, Violine wurde in dieser Form erst in der zweiten Hälfte ist und sich ein Teil der genannten Komposi- Barbara Hofmann, Viola da gamba/Violone des 19. Jahrhunderts üblich. Die Idee, die ver- tionen als Werke von Heinrich Schütz zuordnen Petra Burmann, Chitarrone schiedenen protestantischen Strömungen mit lassen. Die heute nicht mehr identifizierbaren Jürgen Banholzer, Orgel Hilfe dieses Gedenkens an die gemeinsamen Kompositionen könnten von Michael Praetorius Johannes Rauterberg, Trompete Wurzeln zu einen, war jedoch zum Scheitern stammen, dessen Drucksammlung mit Musik Thomas McColl, Trompete verurteilt, da sich die unterschiedlichen theo- zum Reformationsfest aber verschollen ist. Michael Heinrich, Trompete logischen Richtungen des Protestantismus Johann-Georg Baumgärtel, Pauke unversöhnlich gegenüber standen. Die einzige geschlossene und vollständig erhal- Zink und Leitung: Arno Paduch Die große Kluft zwischen Lutheranern und Re- tene Komposition zum Reformationsjubiläum formierten kann man gut an zahlreichen Propa- 1617 ist das sechsteilige Gaudium Christianum Gesamtleitung: Nikolaus Müller gandaschriften lutherisch-orthodoxer Theologen des Kantors und Pfarrers Michael Altenburg. erkennen, allen voran des Dresdner Oberhof- Sie steht im Mittelpunkt des heutigen Konzerts, Fotografieren sowie Film- und Tonaufnahmen sind während des Konzertes untersagt. Bitte denken Sie auch daran, Ihr Mobiltelefon auszuschalten. – Danke. predigers Matthias Hoë von Hoënegg, die nicht ergänzt von exemplarischen Werken wichtiger Zeitgenossen: Heinrich Schütz, Kurfürstlich- Erfurt, in der Feierlichkeiten im Gegensatz zu Luthero gab, lassen keinen Zweifel, dass er Sächsischer Hofkapellmeister in Dresden; Jo- Dresden nur für den 2. November angesetzt das lutherische Bekenntnis als alleinig selig- hann Hermann Schein, Thomaskantor in Leipzig; wurden. Das überwiegend lutherische Erfurt machende Religion verstand. Samuel Scheidt, Hoforganist in Halle. Das frü- befand sich in einem politischen Schwebezu- heste Werk des Abends stammt von Johann stand, da es niemals die volle Reichunmittel- Warum Altenburgs Druck erst im Jahr 1618 Walter, dem in Torgau wirkenden „Evangelischen barkeit erlangen konnte und somit theoretisch veröffentlicht werden konnte, ist nicht klar. Die Urkantor“. eine einfache Landstadt des katholischen Kur- Planungen waren schon fortgeschritten, da Michael Altenburg wurde am 27. Mai 1584 in fürstentums Mainz war. Ein offener Bruch mit musste Altenburg aus ungeklärten Gründen Alach bei Erfurt geboren, studierte in Erfurt dem Mainzer Erzbischof konnte den Vorwand einen neuen Drucker finden. Ob es eine Ein- Theologie, wirkte ab 1601 als Kantor an der liefern, von einer Armee der katholischen Liga flussnahme des Erfurter Rates, des lutheri- Erfurter Andreaskirche und wurde 1607 Rektor besetzt zu werden. Man brauchte das Wohlwol- schen Konsistoriums oder sogar des Mainzer der Reglerschule in Erfurt. Nachdem er kurze len und die Unterstützung der nahe gelegenen Statthalters auf den Drucker gab, lässt sich Zeit Pfarrer in Ilversgehoven und Marpach war, protestantischen Fürsten, also der Herzögen zu nicht belegen. Vielleicht konnte er in der Kürze übernahm er 1610 die Pfarrstelle in Tröchtel- Sachsen und des hessischen Landgrafen, die der Zeit zwischen August, der Veröffentlichung born, wo er bis 1621 tätig war. Danach wechse- beide seit dem Mittelalter verschiedene Rechte der Dresdener Festordnung und Oktober auch lte er auf die Pfarrstelle in Großen-Sömmerda. in bzw. um Erfurt herum besaßen. Zu eng wollte einfach keine freien Kapazitäten finden und für Von den Geschehnissen des Dreißigjährigen man sich an die protestantischen Fürsten aber eine überregionale Verbreitung hätte der Druck Krieges, denen seine Frau und zehn seiner drei- auch nicht anlehnen, war man sich doch bewusst, schon einige Wochen vor Beginn der Frankfurter zehn Kinder zum Opfer fielen, schwer getrof- dass einerseits die Wettiner selbst Erfurt gern Herbstmesse vorliegen müssen. Möglicher- fen, kehrte er 1637 nach Erfurt zurück, wo er in Besitz genommen hätten und andererseits weise fehlten ihm 1617 aber auch nur die Mittel, ab 1638 als Diakon und später als Pastor an Moritz von Hessen ein überzeugter Reformier- den Druck selber zu finanzieren, und so wurde der Andreaskirche wirkte. Er verstarb in Erfurt ter war, der seine religiösen Überzeugungen dieser 1618 durch einen Zuschuss aus Dresden am 12. Februar 1640. auch mit Gewalt durchsetzte. Mit den auf den realisiert, wie sich aus der Widmung an den Altenburgs Komposition dürfte für die Feier- 2. November beschränkten Feierlichkeiten zeigte Kurfürsten Johann Georg schließen lässt. lichkeiten 1617 in Tröchtelborn entstanden sein, man sich also gut evangelisch, ohne eine ande- Michael Altenburg Historisch betrachtet stellen das Werk Altenburgs wo er möglicherweise auch als Kantor fungier- re Seite zu provozieren. ebenso wie die entsprechenden Kompositionen te. Er selbst plante den Druck seiner Komposi- Möglicherweise hatte Michael Altenburg, der ten Gott, laß spotten die Calvinisch Rott“ keiner- von Schütz zu den Dresdner Feierlichkeiten tion rechtzeitig vor den Feierlichkeiten, viel- eben nicht nur Kantor, sondern auch orthodox- lei Tendenz zu Vorsicht und Toleranz erkennen. zum Reformationsjubiläum wunderschön klin- leicht in der Hoffnung, dass sein Werk somit lutherische Theologe war, etwas anderes vor. Und die Auswahl des in der Dresdner Ordnung gende Zeugnisse des kollektiven politisch-kon- auch in anderen Orten zur Aufführung kommen Die von ihm ausgewählten nichtbiblischen Texte, vorgesehenen Textes aus der