Unmittelbarock! Tage Mitteldeutscher Barockmusik
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unmittelbarock! Tage Mitteldeutscher Barockmusik Metropolis Thuringiae Erfurt 2013 unmittelbarock! 24. – 26. Mai 2013 Tage Mitteldeutscher Barockmusik Metropolis Thuringiae Unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Erfurt, Die Erfurter Erbhuldigung für den Mainzer Kurfürsten am 5. Dezember 1679 auf dem Domplatz (Staatsarchiv Würzburg) Herrn Andreas Bausewein Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Barockmusik, Liebe Freunde Mitteldeutscher Barockmusik, in diesem Jahr ist das Festival unmittelbarock! – Tage genossen und ihren Beitrag zum lebendigen kulturellen heute wie um 1700 bietet der Erfurter Domberg Besu- Ein anderer Erfurter Meister, Pachelbels Nachfolger Mitteldeutscher Barockmusik in Erfurt zu Gast und wird Austausch leisteten. chern einen unvergesslichen Eindruck; und das friedliche Johann Heinrich Buttstett, komponierte nachweislich uns in das musikalische Erfurt des 17. Jahrhunderts Miteinander von katholischen und evangelischen Kirchen- sowohl protestantische wie katholische Kirchenmusik für Im Themenjahr 2013 „Reformation und Toleranz“ der entführen. bauten in dieser Stadt – Dom und Sankt Severi auf dem Erfurt und berichtet davon wie von einer großen Selbst- Lutherdekade wird die Landeshauptstadt zu einem Ort, Domberg, die Predigerkirche im Stadtinneren – ist nicht verständlichkeit. „Reformation und Toleranz“ gehörten der sowohl an Traditionen anknüpft, als auch Verständnis Der spezifische „Erfurter Ton“ ist es, den die Festivallei- nur Ausdruck einer Tradition der religiösen Toleranz in sicherlich nicht immer zusammen, aber in dieser Stadt herausfordert: Musik überwindet nicht nur konfessionelle tung im Rahmen des dreitägigen Festes zum Leben erwe- dieser Stadt, sondern zugleich auch – damals wie heute – vielleicht mehr als in anderen. Schranken, sondern konfrontiert auch altes Musikmate- cken und Ihnen näher bringen möchte und der, historisch ein wichtiger Identifikationspunkt für eine selbstbewusste rial mit neuen Hörgewohnheiten. Dank des Engagements Wenn in diesem Jahr die Tage Mitteldeutscher Barockmusik geprägt, erneut in den Kirchen als Konzerthallen unserer Stadtbevölkerung. Stadt erklingen wird. Seien Sie herzlich willkommen zu des Vereins Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, in Erfurt Station machen, dann möchten sie das Identifi- dieser musikalischen Zeitreise, die uns lehren wird, dass Sachsen-Anhalt und Thüringen e. V., dem ich an dieser Erfurt gehörte seit der Wiederherstellung der Mainzer kationsangebot, das die Musik der Barockzeit auch den manche Kompositionen einfach zeitlos schön sind und Stelle herzlich danken möchte, sowie zahlreicher Part- Herrschaft unter dem Kurfürsten Johann Philipp von heutigen Menschen macht, erneuern durch die klingende nie „aus der Mode“, wohl aber immer wieder neu in Mode nern und Förderer erwartet Sie ein Festival besonderer Schönborn in den Jahren 1647 bis 1664 zu den Territorien Aktualisierung bedeutender Musikschätze der Stadt. Für kommen. Güte und mit einer ganz besonderen Note. des Mainzer Kurstaates und wurde seit 1675 durch einen die in den kommenden drei Tagen anstehenden Konzerte, Statthalter verwaltet, der in der Regel auch bei Regie- Führungen und Lesungen und den Kantatengottesdienst Ich freue mich, dass Erfurt in diesem Jahr Gastgeber des Bei „Barockmusik made in Erfurt“ dürften die meisten rungswechseln die Erbhuldigung der Erfurter Bürger- wünsche ich uns allen großartige Erlebnisse mit neu ent- unmittelbarock!-Festivals ist und lade Sie herzlich ein Menschen zuerst an die Familie Bach denken, deren Mit- schaft entgegennahm. Bürgerschaft und Rat waren deckter Musik, die stets auch den Geist eines friedlichen zu einer entdeckungsreichen Hörreise durch das alte und glieder das musikalische Leben des 17. und 18. Jahr- protestantisch, die Regierung katholisch. Miteinanders in sich trägt. Denn: „Allein Musik kennt gegenwärtige Erfurt. Ich wünsche Ihnen angenehme und hunderts in Erfurt maßgeblich prägten. Doch es gab nichts als lauter Güte“, wie ein anderer bedeutender Kir- anregende Stunden mit dem spezifischen „Erfurter Ton“. 1679 war ein besonderes Jahr, denn es wurden gleich zwei zahlreiche Komponisten und Musiker mehr, die über Kon- chenmusiker der Zeit, Georg Philipp Telemann, feststellte. fessionsgrenzen hinweg musikalische Spuren hinterließen. solcher Erbhuldigungen vollzogen: am 30. Januar (in eisi- Einige Werke werden in diesen Tagen sogar erstmals ger Kälte) und am 5. Dezember. Der Ratsorganist Johann erklingen – nachdem sie über die Jahrhunderte in der Pachelbel, einer der bedeutendsten Musiker dieser Stadt, Bibliothek der Michaeliskirche verwahrt wurden. komponierte nicht weniger als fünf Huldigungsmusiken für die Anlässe, und die Stadt dokumentierte die Ereignis- Andreas Bausewein Erfurt war eine Hochburg des Humanismus und bekannt se in aufwändig gemachten Gedenkbüchern, deren Stiche Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Erfurt Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann für seine Universität, doch die Liebe zur Musik reichte und Zeichnungen Domplatz und Domberg, Rathausplatz Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg nicht nur über konfessionelle, sondern auch über gesell- und Rathaussaal zeigen. Schon damals also identifizierten Präsident der Mitteldeutschen Barockmusik schaftliche Grenzen hinweg. Einfache Erfurter Bürger sich die Menschen mit diesen bedeutenden Stätten und in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e. V. sangen die Lieder der Reformation und trugen sie in die mit der Musik, die in den Kirchen und auf den Plätzen Welt hinaus. Und es waren die Absolventen der Stifts- erklang, schon damals praktizierten sie eine Tradition der und Klosterschulen, die eine intensive Musikausbildung Duldung, ja des friedlichen Miteinanders der Konfessionen, die verbunden war mit Bürgerstolz und freiem Denken. Das Programm Freitag, 24. Mai 2013 Sonnabend, 25. Mai 2013 Sonntag, 26. Mai 2013 19.30 Uhr, Dom zu Erfurt 10.00 Uhr, Historische Innenstadt Erfurt 19.30 Uhr, Predigerkirche zu Erfurt 10.00 Uhr, Predigerkirche zu Erfurt ERÖFFNUNGSKONZERT MUSIKSTADT ERFURT FESTKONZERT KANTATENGOTTESDIENST Musik der Konfessionen – Musikpflege in Erfurt Stadtführung mit Gudrun Ahr Musik zwischen den Konfessionen Gesine Adler, Sopran im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert Johann Pachelbel und Johann Heinrich Buttstedt Susanne Krumbiegel, Alt mit Werken von Johann Rosenmüller, Daniel Bollius, Paul 16.00 Uhr, St. Cruciskirche zu Erfurt Komponisten und Organisten an der Predigerkirche Stephan Heinemann, Bariton Meinong, Philipp Friedrich Buchner, Johann Heinrich Buttstedt, ORGELKONZERT zu Erfurt im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert. Michael Kapsner, Orgel Gabriel Plautz, Philipp Jacob Baudrexel und Werner Fabricius Augustiner-Kantorei an der historischen Volckland-Orgel KMD Matthias Dreißig, Orgel Andreas-Kammerorchester Ensemble Himlische Cantorey Werke von u. a. Johann Gottfried Walther, Johann Pachelbel, Cantus Thuringia & Capella Thuringia Musikalische Leitung: LKMD Dietrich Ehrenwerth Johann Rosenmüller Ensemble Johann Heinrich Buttstett und Johann Sebastian Bach Musikalische Leitung: Bernhard Klapprott Musikalische Leitung: Arno Paduch Predigt: Propst Christian Stawenow Domorganist Silvius von Kessel 18.30 Uhr, Einführung zum Konzert: 22.00 Uhr, St. Severi zu Erfurt 11.30 Uhr, Stadtmuseum „Haus zum Stockfisch“ | Erfurt 17.30 Uhr, Bartholomäusturm | Erfurter Anger Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann (Halle) NachtKONZERT SONDERFÜHRUNG HOCH VOM TURME Motetten und Kantaten von Johann Christoph Friedrich und Führung durch das Geschichtslabor: Werke von u. a. Johann Sebastian Bach, 22.00 Uhr, Augustinerkirche zu Erfurt Wilhelm Friedemann Bach Rebellion – Reformation – Revolution Michael Praetorius und Gottfried Reiche NachtKONZERT | ÜBER-BRÜCKEN Dombergchor Erfurt Erfurter Turmbläser A cappella-Kompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts 15.00 Uhr, Schloss Molsdorf | Erfurt-Molsdorf Studierende der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar Dirk Hedrich, Trompete treffen auf barocke Improvisationskunst IM THÜRINGER VERSAILLES Musikalische Leitung: Eva Meitner Torsten Müller, Trompete Michael Metzler, Percussion und historische Schlaginstrumente Musikalische Lesung mit Texten zu Graf Gustav Adolf von Gotter Dirigierklasse Prof. Jürgen Puschbeck Eberhard Barth, Trompete mit Werken von Georg Anton Benda und Carl Philipp Emanuel Bach Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar Jörg Heinrich, Posaune Augustiner-Vocalkreis Erfurt Andreas Kießling, Posaune Musikalische Leitung: LKMD Dietrich Ehrenwerth Rashid-S. Pegah, Texte und Moderation Christian Hentrich, Posaune Ying-Li Lo, Cembalo Emilia Lentas, Cembalo Cembaloklasse Prof. Bernhard Klapprott | Institut für Alte Musik, Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar Metropolis Thuringiae Kurmainzischen Landstadt, die von einem Mainzer Statthalter regiert schöne Gelegenheitsmusiken, lieferte der junge Amtsinhaber ab. Die wurde. Allerdings blieb die Religionsfreiheit weitestgehend gewahrt, Erfurter Bürger hatten dem Mainzer Kurfürsten zu huldigen, Treue und Konfession – Vielfalt – Vielklang was insoweit von großer Bedeutung war, da zur Zeit der Reformation Gehorsam zu versprechen, wobei freilich der Kurfürst nicht selbstan- sich die Stadt dem evangelischen Bekenntnis zugewandt und der Rat wesend war, sondern von seinem Statthalter vertreten wurde: Dies war zu Erfurt die lutherische Konkordienformel von 1577 unterzeichnete im Januar 1679 für Kurfürst Karl Heinrich von Metternich-Winnenberg Eine Stadt als „Symbolort der Ökumene“ hatte. Zugleich war Erfurt, dieses „thüringische Rom“ mit seinen über der Domkapitular