Nr. 208 Mai 2009 JOGU] [Das Magazin der Johannes Gutenberg-Universität

[ Luftschloss ]

[ Europa evaluiert Mainz ]

[ Das Lebensende selbst bestimmen ]

[ Deutschland einig Vaterland ] Inhalt

Zum Titelbild: Bei der Verleihung des „Förderpreises für Bildende Kunst der Rheinland-Pfalz Bank“, erhielt Heang-Ho Jung, Student an der Akademie für Bildende Künste der Johannes Guten- berg-Universität, für seine Malerei-Arbeit den zweiten Preis. Wer die anderen Preisträger sind und welche Projekte für die Neugestaltung des Akademiegebäudes anstehen, lesen sie ab Seite 28.

Editorial 3 Gedanken zur Lehre – und zur Forschung ... Weltreligionen: Stiftungsprofessor Campus aktuell Kardinal Lehmann hält 4 Europa evaluiert Mainz Auftaktvorlesung

6 Interreligiöser Dialog Annette Spohn-Hofmann/JGU Foto: Seite 6

Studium & Lehre 7 Frauenpower im Lehrlabor 8 Emotionen und Licht aus wissenschaftlicher Sicht 10 Mit den Kindern, für die Kinder! 11 Studieren im Reich der Mitte Lehrlabor Chemie: 12 Das Lebensende selbst bestimmen Ausbildung in 14 Ortstermin Forschungsnähe

Foto: © Lehrlabor Chemie Foto: Wissenschaft & Forschung Seite 7 15 Wissenschaft soll weiblicher werden 16 Gesang der Vögel als Evolutionsfaktor 18 Renaissance der biologischen Systematik 20 Deutschland einig Vaterland 22 Ganz oder gar nicht

Campus international 24 Von Mainz über New York nach Benediktbeuern Evolutionsfaktor: Gesang der Vögel Foto: Jochen Martens Foto: Kultur auf dem Campus Seite 16 26 Die Seele eines Raumes 28 Luftschloss

Personen & Positionen 30 Neu an der Uni

Kurz & Bündig 34 ImageAccess macht Bildarchiv zugänglich Neue Wege: 34 Veranstaltungstipp EuropaChorAkademie

34 Impressum wildundleise.de Foto: auf Tournee

Seite 24

[JOGU] 208/2009 2 Editorial

Gedanken zur Lehre – und zur Forschung …

In den vergangenen Jahren hat sich die wachsende in der die Unterschiede zwischen Universitäten und gestartete Projekt „Pro Geistes- und Sozialwissen- Konkurrenz zwischen den Universitäten vornehm- Fachhochschulen zu verschwimmen drohen, tun wir schaften 2015“, das wiederum mit rund zehn Mil- lich an der Forschungsleistung festgemacht – dazu gut daran, uns auf dieses Spezifi kum der Universität lionen Euro unterlegt ist, zielt unter anderem auf die haben nicht zuletzt die Exzellenzinitiative des Bun- zu besinnen und es zu schützen. Verbesserung der Qualität der Lehre im Sinne einer des und der Länder sowie die voraus- und nachlau- Lehrstrategie. Von einer untergeordneten Rolle der fenden Wettbewerbe auf Landesebene beigetragen, Der universitären Lehre, der Vermittlung und dem Lehre kann also keine Rede sein. die auch an der Johannes Gutenberg-Universität gemeinsamen Erarbeiten von Wissen kommt dem- Mainz nicht spurlos vorüber gegangen sind. Man nach eine zentrale Rolle an einer Universität zu. Den Ganz ohne Zweifel: Es gibt noch viel zu tun auf konnte den Eindruck gewinnen, dass die Forschung Studierenden qualitativ gute Bedingungen für Ihr dem Weg hin zu exzellenten Studienbedingungen stets im Vordergrund stehe und der Lehre innerhalb Studium zu bieten, darin sehen wir an unserer Hoch- und einem reibungslosen Studienalltag an einer der der Universität nur eine untergeordnete Rolle zu- schule eine besondere Verantwortung: Der Blick auf größten deutschen Universitäten. Aber wir sind auf komme. die Aktivitäten der vergangenen Jahre zeigt, welch einem guten Weg, wenn wir Forschung und Lehre große Anstrengungen unternommen wurden und als zwei Seiten derselben Medaille begreifen, die ei- Nun liegt der besondere Charakter der Universi- werden, um die universitäre Lehre in Mainz zu ver- nander bedingen und ohne einander nicht denkbar tät als Ort des Lehrens und Lernens gerade darin, bessern und auch künftig auf höchstem Niveau sind an unserer Universität. dass man sich im Laufe des Studiums immer mehr anbieten zu können. Die Umsetzung der Bologna- auch solchen Fragen zuwendet, die nicht durch Reform mit den vielfältigen Auswirkungen auf In- Es grüßt Sie herzlich Lehrbuchwissen beantwortet werden können. Die halte und Organisation des Studiums, die Anstren- Ihr Studierenden begeben sich gemeinsam mit den gungen zur Verbesserung der Studienbedingungen, Lehrenden frei nach dem Motto unserer Universität und nicht zuletzt die umfangreichen Aktivitäten zur Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch an die „Grenzen des Wissens“ – sie werden damit Reform der Prüfungsverwaltung belegen, welche zumindest für die Jahre des Studiums selbst zu For- Bedeutung wir guter Lehre in Mainz beimessen. Be- scherinnen und Forschern. Es ist dieser gemeinsame sonders hervorheben möchte ich in diesem Zusam- Weg ins Unbekannte, den man in keinem anderen menhang gerne das hohe persönliche Engagement Ausbildungsgang beschreiten kann, und der gute aller Beteiligten. Zudem: Allein in den vergangenen Präsident Forschungsarbeiten als Basis für gute Lehre voraus- zwei Jahren haben wir zentrale Mittel in Millionen- setzt. Und umgekehrt: Sehr gut ausgebildete und höhe investiert, um die Bibliothekssituation und forschungsbegeisterte Studierende sind die Forsche- die Infrastruktur der Lehrräume zu verbessern wie rinnen und Forscher von morgen; ohne gute Lehre auch um eine neue Prüfungsverwaltungssoftware ist gute Forschung undenkbar. Gerade in einer Zeit, anzuschaffen und zu implementieren. Das kürzlich

3 [JOGU] 208/2009 Campus aktuell Europa evaluiert Mainz

Für mehr Qualität Um das Qualitätsmanagement der Universität Mainz und seine Bedeutung für die strategische Planung und Entwicklung der Hochschule zu untersuchen und weiter auszubauen, hat sich die Johannes Gutenberg-Universität (JGU) im vergangenen Wintersemester einer Evaluierung der European University Association (EUA) unterzogen. Der größte Verband europäischer Universitäten mit 760 Mitgliedern aus 45 Ländern des Europäischen Hochschulraumes berät die Mainzer Hochschule auf dem Weg zur universitären Qualitätskultur.

Die Forderung nach mehr Autonomie für deutsche Im Rahmen der Evaluation Universitäten geht einher mit der wachsenden nahm das Gutachterteam – Eigenverantwortung für hohe Qualität und Transpa- ein internationales Panel von renz der internen Prozesse. „Evaluierung ist hierbei sechs Expertinnen und Exper- als wichtiges Instrument der Qualitätssicherung zu ten um den ehemaligen Prä- verstehen“, erklärt Universitätspräsident Prof. Dr. sidenten der Universität Genf, Georg Krausch. „Nicht zuletzt ist Evaluierung die Schweiz, Prof. Dr. Luc Weber Kontrollinstanz der vergleichsweise großen Freiheit, – das Qualitätsmanagement die den in Forschung und Lehre Handelnden aus der gesamten Institution und seine Bedeutung sondern bezieht Fragen der Hochschulentwicklung gutem Grund an prominenter Stelle unseres Grund- für die strategische Planung und Entwicklung der auf Fach-, Fachbereichs- und gesamtuniversitärer gesetzes eingeräumt wird.“ Hochschule in den Blick. Das Institutional Evaluation Ebene mit ein. So liegt es nahe, dass das ZQ auch Programme bewertet also explizit nicht die Qualität den Evaluationsprozess durch die Dachorganisation Vor diesem Hintergrund hat die Hochschulleitung von Lehre, Studium oder Forschung. Anders als bei europäischer Universitäten begleitet hat. der JGU im vergangenen Jahr in Abstimmung mit Akkreditierungsverfahren ist mit dem Abschluss- dem Senat beschlossen, die gesamte Hochschule gutachten auch keine Klassifi kation im Sinne eines „Die Hochschulleitung wollte dabei größtmögliche einer Begutachtung durch die European University „bestanden“ oder „durchgefallen“ verbunden. Die Transparenz innerhalb der Universität erreichen“, Association (EUA) zu unterziehen. Die EUA ist die Evaluation ist vielmehr als eine Beratung der Hoch- erklärt ZQ-Leiter Dr. Uwe Schmidt. „Das ist ange- Interessenvertretung der Hochschulen auf europäi- schule in Hinblick auf ihr strategisches Manage- sichts der schieren Größe unserer Hochschule eine scher Ebene; sie führt unter anderem ein sogenann- ment zu verstehen. „Am Ende“, so Krausch, „steht besondere Herausforderung.“ Das galt besonders tes Institutional Evaluation Programme durch, mit ein kritischer Blick auf unsere Hochschule, der uns für den Selbstevaluationsbericht der Universität, dem die Autonomie der Hochschulen gestärkt und hoffentlich Ansporn und Reibungsfl äche sein wird der im Rahmen des Verfahrens verfasst wurde. Eine institutionelle Veränderungsprozesse an den Hoch- und damit zur weiteren Entwicklung hin zu einer interne Arbeitsgruppe begleitete diesen Prozess. Sie schulen unterstützt werden sollen. noch besseren Universität beitragen kann.“ setzte sich aus Vertreterinnen und Vertretern aller relevanten Statusgruppen aus den Fachbereichen, Im Mittelpunkt steht das Streben nach mehr „Quali- „Vorteile einer etablierten dem Senat, dem Hochschulrat, der Studierenden- tätskultur“, also der Verschmelzung aus Qualitäts- Qualitätskultur sind sowohl schaft, der Personalvertretung, dem Frauenbüro, der bewusstsein und qualitätsorientiertem Handeln. zufriedene Studierende als Hochschulleitung und dem Zentrum für Qualitäts- „Vorteile einer etablierten Qualitätskultur sind so- auch zufriedene und moti- sicherung und -entwicklung (ZQ) zusammen. wohl zufriedene Studierende als auch zufriedene vierte Mitarbeiterinnen und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, und Mitarbeiter.“ Die weitere Evaluation erfolgte in zwei Schritten: verdeutlicht Kanzler Götz Scholz. In Mainz bemüht Bereits im November 2008 lernte das Evaluations- man sich daher seit den neunziger Jahren um ein Die Universität Mainz hat bereits wichtige Schrit- team in einer ersten Begehung die Hochschule und umfassendes Qualitätsmanagement. Der Erfolg gibt te in Richtung Qualitätskultur unternommen: Sie ihre Einrichtungen kennen („preliminary visit“). der Hochschulleitung recht: Gerade im letzten Jahr verfügt mit ihrem Zentrum für Qualitätssicherung Vier Fachbereiche standen für die ersten Gesprä- zeichnete der Stifterverband für die Deutsche Wis- und -entwicklung (ZQ) über eine Einrichtung, die che zur Verfügung: Philosophie und Philologie (FB senschaft die JGU für ihr hervorragendes Qualitäts- bundesweit in dieser Form einzigartig ist und aus- 05), Geschichts- und Kulturwissenschaften (FB 07), management-Konzept aus. reichende Reputation sowie Kompetenzen im Be- Physik, Mathematik und Informatik (FB 08) sowie reich Qualitätssicherung aufweist. Dabei ist das die Hochschule für Musik und die Akademie für Qualitätssicherungssystem an der JGU nicht allein Bildende Künste (FB 11). Beim Hauptevaluations- auf die Ebene einzelner Studiengänge abgestellt, besuch vom 19. bis 22. Januar dieses Jahres wurde

[JOGU] 208/2009 4 Campus aktuell Foto: Kathrin Voigt/JGU Kathrin Foto:

Das Evaluationsteam: Angele Attard, Ministry of Education, Cul- ture, Youth and Sport, Malta (Hospitan- tin), Luc Weber, ehemaliger Präsident der Universität Genf, Schweiz, Öktem Vardar, Vize-Präsident der Isik University, Türkei, Bente Kristensen, Vize-Präsidentin der Business School Copenhagen, Dänemark, Nadja Kiiskinen, Studentische Gutachte- rin, Finnland,und Lee Harvey, Direktor des Center of Research and Evaluation der Hallam University, Sheffi eld, England (v.l.)

in Gesprächen quer durch alle elf Fachbereiche und Qualitätskultur zu gehen. „Nur wenn wir uns immer Statusgruppen untersucht, ob und wie effektiv die wieder kritisch und ergebnisoffen der Diskussion hochschulstrategischen Maßnahmen in der gesam- mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen stellen, ten Institution verankert sind. haben wir eine Chance, in der härter werdenden internationalen Konkurrenz zwischen den Univer- Die bislang dargelegten Ergebnisse zeigen, dass sitäten einen, unserer Größe entsprechenden Rang sich die JGU durch die vielfältigen Initiativen in den einzunehmen und zu verteidigen“, betont Universi- vergangenen Jahren bereits auf einem guten Weg tätspräsident Krausch. „Ich kann nur alle dazu er- befi ndet. „Fasst man die bisherigen Ergebnisse der muntern, mitzudiskutieren und sich einzumischen. Evaluation durch die European University Asso- Denen, die das im Verlauf der Evaluation durch ihre ciation zusammen, so sind an der JGU in nahezu Mitarbeit bereits getan haben – sei es in der Steue- allen Bereichen bemerkenswerte Leistungen und rungsgruppe oder in den vielen Gesprächen – gilt Initiativen zu beobachten“, bemerkt Krausch. „Die mein herzlicher Dank. Ich bin sicher, dass sich die Gutachterkommission weist allerdings auch darauf Mühe lohnen wird.“ ■ hin, dass sich die JGU in den kommenden Jahren anspruchsvollen Aufgaben zu stellen hat – vor al- lem in der Zusammenführung von Einzelleistungen, in der besseren Abstimmung des Engagements auf unterschiedlichen Ebenen der Universität sowie in Im Wintersemester 2008/09 hat sich die Johannes Gutenberg-Universität Mainz der inneruniversitären Kommunikation.“ dem Institutional Evaluation Programme der European University Association „Die Gutachterkommission (EUA) unterzogen. Die Evaluation ist als eine Beratung der Hochschule in Hinblick weist allerdings auch darauf auf ihr strategisches Management zu verstehen. Der schriftliche Abschlussbericht hin, dass sich die JGU in den der EUA wird im Sommersemester 2009 erwartet und soll universitätsöffentlich kommenden Jahren anspruchs- diskutiert werden. Die Hochschulleitung begreift diese Evaluation als eine beson- vollen Aufgaben zu dere Chance, um kooperative Strukturen zu stärken und weitere wichtige Schritte stellen hat.“ auf dem Weg zu einer universitären Qualitätskultur zu gehen.

Der Abschlussbericht wird im Sommersemester er- wartet. Die Hochschulleitung begreift ihn als eine besondere Chance, Prozesse zu optimieren und ko- operative Strukturen zu stärken, um weitere wich- tige Schritte auf dem Weg zu einer universitären

5 [JOGU] 207/2009208/2009 Campus aktuell Interreligiöser Dialog

10. Stiftungsprofessur der

„Freunde der Universität“ Mit der Berufung Karl Kardinal Lehmanns zum zehnten Vertreter der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofes- sur sind Kompetenz und Präsenz, ist

eine geradezu unbändige Dialogfreu- Annette Spohn-Hofmann/JGU Foto: de garantiert. In insgesamt elf Vorträ- gen stellen Lehmann und befreundete Experten die Bandbreite weltweit vertretener Glaubensrichtungen vor.

Es sind vier Dinge, die eine Religion zur Religion machen: „ihre geografi sche Verbreitung“, die „Zahl der Anhänger“, ihr „universeller Geltungsanspruch und schließlich das Alter“; „wenn man die genann- ten Kriterien strikt anwendet, dann gibt es entwe- Prof. Dr. Dr. Karl Kardinal Lehmann mit Universitätspräsident Prof. Dr. Georg Krausch: der drei Weltreligionen (Buddhismus, Christentum „In der Religion geht es immer auch um die praktische Wahrheit“ und Islam) oder auch – leicht erweitert – fünf, in- dem noch Judentum und Hinduismus hinzugefügt Schnellkurs für Interessierte des in Philosophie und Ein solchermaßen von Würde geprägter allgemeiner werden.“ So klar wie diese Begriffsdefi nition Karl in Theologie gleich zweifach Promovierten. Doch Religionsbegriff kann für die Vorträge des Sommer- Kardinal Lehmanns ist sein gesamtes Vorlesungs- dann entwarf der Stiftungsprofessor auch unter semesters ein solides Fundament abgeben. Heraus- konzept. „Weltreligionen – Verstehen, Verständi- Berufung auf das Zweite Vatikanische Konzil ragende Experten sind der Einladung Lehmanns gung, Verantwortung“ formulierte der überzeugte (1962-65) ein lebendig-aktuelles Verständnis von gefolgt. Die Besucher der Vorlesungsreihe werden Katholik und Menschenfreund das Motto seiner ak- Religion als Voraussetzung eines jeglichen interre- Grundkenntnisse über die älteste der Weltreligio- tuellen Veranstaltungsreihe, in der auch die chinesi- ligiösen Dialoges. Der Religion könne es nicht nur nen, nämlich über die im Indien des sechsten vor- sche Tradition und die im 19. Jahrhundert in Persien darum gehen, „kognitive Orientierungssysteme auf- christlichen Jahrhunderts gestiftete buddhistische entstandene Baha’i-Religion vorgestellt werden. zustellen, in der Religion geht es immer auch um die Lehre vom Kreislauf der Wiedergeburten und den praktische Wahrheit, nämlich um die Bewährung daraus folgenden ethischen und meditativen We- In der Religion geht es immer der religiösen Überzeugung in der Tat des Lebens. gen der Erlösung erhalten. Vorgestellt werden auch um die praktische Wahr- Im Johannesevangelium heißt dies schlicht: ‚die ebenfalls die Grundzüge des Judentums und des heit, nämlich um die Bewäh- Wahrheit tun’. (...) Darum gehört zur Religion von Christentums. Für die Einführung in den Islam, die rung der religiösen Überzeu- Grund auf eine stetige Erneuerung (Reform), die zu- dritte der abrahamitischen Religionen, konnte mit gung in der Tat des Lebens. erst einen konkreten spirituellen Grund, aber auch Gudrun Krämer, Professorin am Institut für Islam- konkrete Auswirkungen haben muss für Organisa- wissenschaft der Freien Universität Berlin, eine Obgleich alle genannten Glaubensrichtungen welt- tion und Institution.“ Religion sei „Überwindung Expertin gefunden werden, deren neutrale Haltung weit über Millionen Anhänger verfügen, diskutiert infantiler Bevormundung und (...) Förderung wahrer gewährleistet ist. Und mit Professorin Bettina Bäu- die westliche Gesellschaft wiederkehrend die Rele- Freiheit zu einem guten Leben“. Ebenso, wie Reli- mer begegnet eine Wissenschaftlerin, welche durch vanz von Religion. Es gehört zu den herausragen- gionsfreiheit „Prüfstein für die konkrete Gültigkeit ihre jahrelange Lehr- und Forschungstätigkeit in den Qualitäten des Mainzer Bischofs, diesen Über- der Menschenrechte sei“, ist für Lehmann auch das Varanasi/Indien dem vielfältigen Erscheinungsbild legungen nicht aus dem Weg zu gehen. „Rückkehr „Gewaltproblem (…) in jeder Religion von ganz des Hinduismus – eigentlich eine Sammelbezeich- der Religion?“ fragte Lehmann denn auch gleich elementarer Bedeutung.“ nung für verschiedene Religionen des indischen in der ersten, der Einführungsvorlesung, allerdings Subkontinents – auf einzigartige Weise gerecht nicht ohne zugleich von der „Ambivalenz eines zeit- Wenn die missionarische Sendung „in irgend- werden kann. Eine spannende, eine packende, genössischen Schlagwortes“ zu sprechen. Mit we- einer Weise mit Gewalt verbunden wird, ist eine informative und vor allem dialogintensive Ver- nigen Sätzen skizzierte der Kardinal die Geschichte nicht nur die Würde und Freiheit des Men- anstaltungsreihe im laufenden Sommersemester. neuzeitlicher Religiosität und Religionskritik: Ein schen, sondern ist auch die Religion zerstört.“ Ulrike BRANDENBURG ■

[JOGU] 200/2007208/2009 6 Studium & Lehre Frauenpower im Lehrlabor Ausbildung in Forschungsnähe Dreißig Fotos hängen an der Wand im Lehrlabor Chemie der Universität Mainz – dreißig zukünftige Chemielaboranten, die hier für den berufl ichen Einsatz in den Laborbereichen Forschung und Ent- wicklung, Analytik, Qualitätskontrolle und Verfahrensoptimierung ausgebildet werden.

Inzwischen wirkt sich die Wirt- Bio- und Kernchemie, aber auch am schaftskrise auch auf den Ausbil- Geographischen Institut und an an- dungsmarkt aus und nach einer deren Instituten und Arbeitskreisen. Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages will je- Diese Praxis bietet den Chemiela- des dritte Unternehmen in diesem bortechnik-Lehrlingen die Möglich- Jahr weniger Lehrstellen anbieten. keit, unter fachlicher Anleitung das Nicht so die Johannes Gutenberg- Laborwissen zu festigen und speziell Universität in Mainz! Jahr für Jahr auf die Anforderungen der Berufs- werden im Lehrlabor Chemie zehn schule hin zu adaptieren. Für die neue Ausbildungsplätze zur Verfü- theoretische Ausbildung ist die Be- Foto: © Lehrlabor Chemie Foto: gung gestellt, auch 2009 werden rufsbildende Schule auf dem Main- hier insgesamt dreißig Chemielabo- zer Hartenberg verantwortlich. ranten ausgebildet. Junge Frauen und Männer, die gute Chancen auf Gerade hat die IHK ein neues Prüf- dem Arbeitsmarkt haben und bis- verfahren vorgegeben – ab dem her alle nach der Ausbildung einen nächsten Jahr werden die Auszu- adäquaten Arbeitsplatz gefunden bildenden nach dem PAL-System haben, so Dr. Christa Welschof, die geprüft. Welschof: „Im Moment sind gemeinsam mit Dr. Heike Funk seit wir mit der Anpassung und Umset- Februar diesen Jahres das Lehrlabor zung der neuen Vorgaben beschäf- leitet. tigt und damit, unsere Lehrlinge gut auf die neuen Prüfungsbedingungen „Der unschätzbare vorzubereiten.“ Vorteil einer Aus- bildung an der Uni- Und auch sonst ist einiges in Pla- versität ist die nung. Der Platz im Lehrlabor ist Nähe zur aktuellen großzügig und die Labore sind gut Forschung.“ Bilden gemeinsam aus: Dr. Heike Funk, Dr. Christa ausgestattet, gerade wurden auch Welschof, Beate Peitz-Böttger, Peter Blumers (v.r.) neue PCs für Verwaltung und für die Auszubilden- Die beiden Chemikerinnen, die schon in Mainz stu- den angeschafft. Aber die eine oder andere optische diert und promoviert haben und seit Jahren bereits Verschönerung steht auf der Liste. Renoviert und für das Schülerlabor NaT-Lab am Institut für Analyti- geräte und den Umgang mit den Arbeitstechniken gestrichen wurde bereits Anfang des Jahres und sche Chemie und Anorganische Chemie verantwort- in der Analytischen-, Organischen-, Physikalischen- nun soll als nächstes die Aufenthaltsecke schöner lich sind, sind bereits seit Mai 2008 kommissarisch und Pharmazeutischen Chemie, der Biochemie werden. Christa Welschof und Heike Funk ist es ein mit der Leitung des Lehrlabors als auch weiterhin und der Polymerchemie kennen. Für jeweils einen Anliegen, dass die zukünftigen Chemielaboranten des Schülerlabors betraut. Die Zusammenarbeit, Ausbildungsjahrgang fi ndet eine weiterführende sich im Lehrlabor wohlfühlen können. in den vergangenen Jahren gefestigt und erprobt, praktische Ausbildung auf so genannten Vorortplät- funktioniert bestens. „Wir ergänzen uns sowohl zen innerhalb der Universität statt. „Der unschätz- „Man hört ja oft, dass Auszubildende unpünktlich inhaltlich als auch zeitlich“, freut sich Heike Funk. bare Vorteil einer Ausbildung an der Universität ist sind oder gleich gar nicht am Ausbildungsplatz er- „Jede von uns hat ihre Schwerpunkte.“ die Nähe zur aktuellen Forschung“, so Funk. „So scheinen. Bei uns gibt es das gar nicht!“ freut sich können die zukünftigen Chemielaboranten in ver- Welschof. Das spricht doch sehr für das Lehrlabor in Gemeinsam mit zwei weiteren Ausbildern sind schiedenen Bereichen an den unterschiedlichsten Mainz... Maria COLOMBO ■ Christa Welschof und Heike Funk für die praktische Instituten praktische Erfahrungen sammeln.“ Auch Ausbildung im Lehrlabor zuständig. Die Auszubil- mehrere Vorortplätze sind während der praktischen denden lernen moderne Apparaturen und Mess- Ausbildung möglich – in der Rechtsmedizin, in der

7 [JOGU] 208/2009 Studium & Lehre Emotionen und Licht aus wissenschaftlicher Sicht

Studium generale im Sommersemester 2009 Blicke ins Licht – im Mittel- Philosophie für Wissen und Wahrheit steht, the- matisiert Prof. Dr. Maximilian Forschner, Institut für punkt der „Mainzer Universitätsgespräche“ steht diesmal die Frage, wie Natur- Philosophie, Erlangen-Nürnberg. Licht stellt zudem und Kulturwissenschaften das Phänomen Licht erklären und deuten. Einblicke in das zentrale Medium der Kunst dar, wie Prof. Dr. De- thard von Winterfeld, Institut für Kunstgeschichte, die Welt der Gefühle – die kulturelle Bedingtheit unseres emotionalen Erlebens Universität Mainz, in seinem Vortrag über das „Licht wird in einer weiteren Veranstaltungsreihe diskutiert. Gelegenheit zum Gespräch in der christlichen Sakralarchitektur“ aufzeigt.

über „Weltreligionen – Verstehen, Verständigung, Verantwortung“ gibt die Vor- „Was Licht ist“, darüber wollte Albert Einstein für lesungsreihe der 10. Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur (siehe auch Seite 6). den Rest seines Lebens nachdenken. Das Rätsel Licht, seine Gesetze, seine Natur, ließ aber nicht nur Einstein nicht mehr los. Aus Sicht der Wissenschafts- Die religiöse Situation der Gegenwart erfordert Be- „Mit allen andern Weltkör- geschichte rekonstruiert Prof. Dr. Klaus Hentschel, reitschaft zur Begegnung und Mut zum konstruk- pern, mit der ganzen Natur Universität Stuttgart, die „stufenweise Entwicklung tiven Dialog. In einer globalisierten, kulturell und jenseits unserer Atmosphäre des Konzepts von Lichtquanten“. Teilchen oder religiös pluralen Welt gibt es zum interreligiösen stehen wir nur im Verkehr mit- Welle? Eine anschauliche Vorstellung ist nur mit Dialog keine vertretbaren Alternativen. Er wird ge- telst des Lichtes“ den komplementären Bildern Welle und Teilchen rade dann besonders wichtig, wenn sich Spannun- möglich. Je nach den experimentellen Gegebenhei- gen in der Gesellschaft und gegenseitige Vorbehalte „Mit allen andern Weltkörpern, mit der ganzen Na- ten tritt einer dieser Aspekte in den Vordergrund. verschärfen. Karl Kardinal Lehmann, der Inhaber der tur jenseits unserer Atmosphäre stehen wir nur im Anhand von Experimenten erläutert der Mainzer Jubiläumsprofessur, wird für seine Bereitschaft zum Verkehr mittelst des Lichtes“ schrieb Alexander von Physiker Prof. Dr. Arno Rauschenbeutel „die Wel- Gespräch über aktuelle Probleme der Zeit, über Humboldt in seinem fünfbändigen Werk „Kosmos“. le mit dem Klick“. Die Erkenntnis der Wellen- und Glaubensfragen und über interreligiöse Fragestel- Durch das Licht als Informationsmedium, lernen wir Teilchennatur des Lichts steht am Wendepunkt lungen international geschätzt. Das Ziel seiner Vor- die physikalische Beschaffenheit des Universums zu der klassischen zur modernen Physik mit anwen- lesungsreihe besteht in einer Analyse der Rolle der begreifen. Mit seinem Vortrag „Licht – so nah und dungsorientierten Bereichen wie Quantenoptik und Weltreligionen in unserer Zeit und im Erschließen doch so fern“ eröffnet Prof. Dr. Gerd Leuchs, MPI für Photonik. „Einer für Alles?“ fragt Prof. Dr. Thomas von Dialog- und Verständigungsmöglichkeiten. Da- die Physik des Lichts, Erlangen, die „Mainzer Uni- Walther, Angewandte Physik, TU Darmstadt, mit bei ist die Absicht leitend, das Verständnis der ein- versitätsgespräche“ zum Thema „Blicke ins Licht“. Blick auf die moderne Lasertechnologie. zelnen Religionen zu fördern und ihre Verantwor- Auf der Erde gäbe es ohne Licht, ohne Photosyn- tung im Zeitalter der Globalisierung aufzuzeigen. these kein Leben. Prof. Dr. Hugo Scheer, Biologe Gefühle wurden gemeinhin der an der LMU München, schlägt nachfolgend eine naturhaften Seite des Men- In den Vorlesungen sollen das Werden, die Grund- Brücke „von der Photosynthese zur Photodynami- schen zugerechnet. gehalte, die heutige geografi sche Verbreitung und schen Therapie“. Botanische Stoffwechselprozesse, die missionarische Einstellung der Weltreligionen Entwicklungs- und Bewegungsvorgänge sowie bio- Im Lichte der Ergebnisse der modernen Neurowis- erläutert und insbesondere ihr Beitrag zur Bewäl- logische Rhythmen von Lebewesen werden durch senschaften werden die klassischen Ansichten über tigung der Probleme und Aufgaben der Gegenwart Licht gesteuert. – Und es ermöglicht das Sehen. Emotionen seit einiger Zeit grundlegend überdacht. herausgestellt werden. Neun kompetente Gast- Prof. Dr. Elke Lütjen-Drecoll, Institut für Anatomie, An der intensiv geführten Debatte beteiligen sich rednerinnen und Gastredner sind der Einladung Universität Erlangen-Nürnberg, erläutert die „funk- Ethnologie, Philosophie und Soziologie, Geschichts- Kardinal Lehmanns zum Gespräch gefolgt: Hans tionelle Morphologie des Sehorgans und Ursachen und Kunstwissenschaften. Das spiegelt sich in der Joas (Religion, Säkularisierung), Michael von Brück von Erblindungen“. Vorlesungsreihe zur „Kulturalität von Emotionen“ (Buddhismus), Johann Maier (Judentum), Eberhard wider, die Prof. Dr. Christoph Demmerling, Univer- Jüngel (Christentum), Gudrun Krämer (Islam), Betti- Die Naturabläufe, wie auch das menschliche Leben, sität Marburg, mit einer „Philosophie der Gefüh- na Bäumer (Hinduismus), Helwig Schmidt-Glintzer werden vom Wechsel von Tag und Nacht, von Licht le“ eröffnet. Prof. DDr. Michael Fischer, Universität (Daoismus, Konfuzianismus), Manfred Hutter (Ba- und Schatten bestimmt. Licht und Dunkelheit ge- Salzburg, spricht über „Die Bühne als Ort emotio- ha’i-Religion), Bischof Wolfgang Huber (Religion, hören zu den Ursymbolen der Menschheit. In der naler Betroffenheit“. Die neurowissenschaftlichen

Foto: eric gueffi er © www.fotolia.de eric gueffi Foto: Politik, Gewalt). kulturellen Überlieferung ist Licht ein Numinosum, Forschungen, etwa zur Amygdala und Angstkondi- im religiösen Bereich gilt es als Metapher für Er- tionierung, zum orbifrontalen Kortex und dem Zu- leuchtung, Erlösung und Reinheit. Dass es in der sammenspiel von Vernunft und Gefühl, führten zu

[JOGU] 208/2009 8 Studium & Lehre Foto: m. arc © www.fotolia.de m. Foto: Foto: michel gatti © www.fotolia.de Foto: Foto: Anastasya Igolkina © www.fotolia.de Foto:

der Erkenntnis, dass die Bedeutung von Emotionen formationen und Veranstaltungen fi nden Sie in dem bislang unterschätzt wurde. Die „neurobiologische auf dem Campus ausliegenden Programmheft und Sicht“ erläutert Prof. Dr. Dr. Henrik Walter, Univer- ständig aktualisiert unter http://www.studgen.uni- sitätsklinikum Bonn. Gefühle beeinfl ussen unser mainz.de. Informationen zur Johannes Gutenberg- Wahrnehmen und Erkennen, unser Verhalten und Stiftungsprofessur erhalten sie unter http://www. Handeln. Das Wissen, das wir über sie erworben stiftung-jgsp.uni-mainz.de ■ haben, enthält sowohl individuelle als auch kollek- tive Anteile. Emotionale Entwicklung und emotiona- les Erleben sind durch die jeweilige Kultur bedingt. In den Focus der Forschungen rücken zusehends die kulturellen Unterschiede im Erleben komplexer biopsycho-sozialer Konstellationen als spezifi sche Emotionen.

Gefühle wurden gemeinhin der naturhaften Seite des Menschen zugerechnet. Neuere Rationalitäts- Psychologie Heute konzepte und Studien zu ihrer Historizität öffnen den Blick für ihre Kulturabhängigkeit. Mit „Emotio- fast nen in der öffentlichen Kommunikation des Mittel- Studentenabo alters“ setzt sich Prof. Dr. Gerd Althoff, Universität 20% + Tolle Tasche günstiger Münster, auseinander. Biologische Universalien fi n- als Begrüßungsgeschenk den sich eher auf der Ebene von Basisemotionen als bei komplexeren Emotionen wie Scham und + 12 Hefte jährlich Eifersucht. Einen Vergleich verschiedener Kulturen + Jeden Monat nimmt Prof. Dr. Christoph Antweiler, Universität Trier, 3 Archivartikel kostenlos vor. Bestimmte emotionale Dispositionen und Emo- tionsschemata fungieren als konstitutive Momente +Nur € 57,– (statt € 70,80) kultureller Systeme, wie dies etwa für die sogenann- ten Scham- und Schuldkulturen oder für islamische PSYCHOLOGIE Ehrvorstellungen angenommen wird. Bei Gefühlen HEUTE der Liebe spielen neben biologischen Faktoren so- Beltz Medien-Service Telefon 06201/6007-330 Was uns bewegt. [email protected] Fax 06201/6007-331 wohl verschiedene kulturelle und soziale als auch biografi sche und individualpsychologische Prozesse eine Rolle, wie Prof. Dr. Birgitt Röttger-Rössler, FU Berlin, erläutert. Emotionen sind gerade als bio- Jetzt abonnieren kulturelle Prozesse anthropologisch von zentraler Bedeutung. und Geschenk sichern! Die Teilnahme an den genannten Veranstaltungen steht allen Interessierten offen. Für dieses, in der www.psychologie-heute.de Regel kostenlose Angebot des Studium generale gelten keine Zulassungsbedingungen. Weitere In-

9 [JOGU] 208/2009 Studium & Lehre

Mit den Kindern, für die Kinder! Kinderhaus Villa Nees Vor fünfzehn Jahren wurde aus einer alten Mainzer zwischen vier und zehn Jahren, werden auch Schul- kinder betreut, was den Schuleintritt maßgeblich Villa am Pulverturm das Kinderhaus Villa Nees. Gefördert und unterstützt durch erleichtert. die „Freunde der Universität Mainz e.V.“ entstand nahe der Uniklinik eine Be- treuungseinrichtung für die Kinder von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Der Altersunterschied in den Gruppen ist dabei Chance und Herausforderung zugleich. Durch die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität. Heute werden dort familienähnliche Struktur der Altersmischung soll unter dem Motto „Mit den Kindern, für die Kinder“ täglich bis zu 60 Heran- den Kindern ermöglicht werden, mit Gleichaltrigen wachsende von Erzieherinnen und Erziehern, Praktikantinnen und Praktikan- zusammen zu kommen und durch den Umgang mit jüngeren und älteren Kindern Verhaltensweisen wie ten, Köchinnen und Zivildienstleistenden betreut und verpfl egt. gegenseitige Rücksichtnahme und Verantwortungs- gefühl zu erlernen. Das Lachen der Kinder ist schon von weitem zu hö- aus römischer Zeit gefunden. Und das Team der ren. Sie spielen mit Schaufeln und Eimern im Sand Betreuerinnen und Betreuer hatte dies zum Anlass „Der Dialog mit den Eltern ist oder düsen mit kleinen Fahrrädern und Autos über genommen, den Kindern die römische Geschichte uns außerordentlich wichtig. den Hof des Kinderhauses. Der Frühling macht sich der Stadt und ihrer damaligen Bewohner näher zu Unsere pädagogische Arbeit langsam bemerkbar und die Kinder zieht es ins bringen. lebt von diesem Austausch.“ Freie. Im Haus, einer alten Villa, die etwa um das Jahr 1920 vom Mainzer Rechtsanwalt Nees erbaut „Wir bieten den Kindern für Um bis zu 60 Kinder kümmert sich so das Team wurde und daher ihren Namen hat, ist es ruhiger. So einen bestimmten Zeitraum aus insgesamt elf Erzieherinnen und Erziehern von auch in den bunt geschmückten Räumen der drei die Möglichkeit, selbst zu ent- 6 Uhr morgens bis 18 Uhr abends. Dabei liegt ein Gruppen „Spatzen“, „Bären“ und „Löwenzähne“, scheiden, in welcher Gruppe besonderes Augemerk auf den individuellen An- in denen die Kinder je nach Alter und Bedürfnissen und mit wem sie spielen sprüchen und der Zusammenarbeit mit den Eltern. pädagogisch betreut werden. möchten.“ „Der Dialog mit den Eltern ist uns außerordent- lich wichtig. Unsere pädagogische Arbeit lebt von Vor zwei Jahren sah man im Hof der Villa keine spie- Es sind solche Aktionen, die das Selbstverständnis diesem Austausch. Wir können so besser auf die lenden Kinder, sondern Bauarbeiter. Die Nachfrage der Erzieherinnen und Erzieher und die konzeptio- jeweiligen besonderen Bedürfnisse der Kinder ein- nach Betreuungsplätzen war so groß geworden, nellen und pädagogischen Ziele anschaulich ma- gehen“, erläutert Marlis Märlender und fügt hinzu: dass die Leiterin Marlis Märlender und der Träger chen. „Wir arbeiten in unserem Haus nach dem „Wir verstehen uns jedoch nicht als Familienersatz! des Kinderhauses, der „Verein Freunde der Uni- teiloffenen Konzept. Das heißt, wir bieten den Kin- Wir arbeiten vielmehr Familienergänzend. Das heißt versität Mainz e.V., sich dazu entschlossen hatten, dern für einen bestimmten Zeitraum die Möglich- wir unterstützen die Eltern und bieten, wenn nötig, anzubauen. 2007 rückten die Bagger an, das Haus keit, selbst zu entscheiden, in welcher Gruppe und unsere Hilfe an.“ wurde erweitert und renoviert und die Kinder wur- mit wem sie spielen möchten“, erklärt die Leiterin den zu kleinen Forschern, denn während der Bau- Marlis Märlender. Zusätzlich erlernen die Kinder in Maßgebliche Unterstützung erhält die Villa Nees arbeiten wurden einige archäologische Überreste Kleingruppenarbeit und Vorschularbeit soziale Kom- dabei von den Freunden der Universität Mainz. Foto: Peter Pulkowski Peter Foto: petenzen und werden unter ande- 1994 konnte der damalige Wissenschaftsminister rem auf den nächsten Schritt, die Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner die Freunde als Träger des Grundschule, vorbereitet. Die päd- Kinderhauses und Förderer der Einrichtung gewin- agogische Arbeit richtet sich dabei nen. Seither sind sie ein wichtiger Ansprechpartner nach den Bildungsempfehlungen des Erzieherteams. „Mit der Zusammenarbeit mit des Landes Rheinland-Pfalz und den Freunden der Universität bin ich sehr zufrieden. nach den Bedürfnissen und Nei- Wir sind gleichberechtigter Dialogpartner und das gungen der Kinder. Interesse an unserer Arbeit ist ungebrochen groß. Zudem gewährt man uns den, in der pädagogischen Neben den Angeboten eines Kin- Arbeit nötigen Freiraum“, so Märlender. dergartens und Hortes, bietet die Villa Nees auch eine Betreuung Und während die Kinder im Freien noch Spielen, über das Kindergartenalter hi- sind im Bistro, dem Speiseraum des Kinderhauses, naus. Bei den „Löwenzähnen“, die Tische schon gedeckt und warten nur noch auf einer Gruppe von zwanzig Kindern die vielen ausgetobten und hungrigen Mäuler. 2007: Erweiterungsbau wurde mit viel Prominenz eingeweiht Sebastian KUMP ■

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Studieren im Reich der Mitte Mainzer Student erhält Stipendium Im vergangenen Jahr entschied sich Norbert Aselmeyer: „In Kenia ist China das

die Studienstiftung des deutschen Volkes zehn neue Stipendiaten in ihr Chi- privat Foto: gelobte Land“ na-Stipendien-Programm aufzunehmen. Ziel des Programms ist es, besonders begabte Studierende verschiedenster Fachrichtungen zu fördern und durch die Kombination aus Auslandsaufenthalt, Sprachkursen und praktischen Erfahrungen auf eine spätere berufl iche Tätigkeit mit China-Bezug vorzubereiten. Aus mehr als einhundertfünfzig Bewerbern wurde auch der Mainzer Geschichts- und Ger- manistikstudent Norman Aselmeyer ausgewählt, ein Jahr im Reich der Mitte zu Aselmeyer: Wäh- rend des Vorberei- verbringen. JOGU sprach mit ihm über seine Motivation und seine Erwartungen. tungskurses in Trier haben wir in einer JOGU: Herr Aselmeyer, von den Mainzer Studie- Aselmeyer: Ich glaube, ich habe klar gemacht, UUnterrichtsstundei h d übüber ddiei NNachbarländer Chinas renden zieht es jedes Semester viele vor allem in dass ich mich wirklich für China interessiere. Wir ha- gesprochen. Da wurden eben unter anderem Russ- das europäische Ausland. Wie kam es zu ihrer Ent- ben uns über chinesische Literatur und chinesische land und Kasachstan aufgezählt und dann nannte scheidung, sich für einen Aufenthalt in China zu Geschichte unterhalten. Ebenso haben wir über ein Stipendiat spaßeshalber noch Taiwan und Tibet, bewerben? die Innen- und Außenpolitik des heutigen China woraufhin der Lehrer, der aus China stammte, völ- gesprochen. Ich glaube, dass das letztlich der ent- lig schockiert seine Sprache verloren hat. Dies zum Aselmeyer: Ich interessiere mich schon sehr lan- scheidende Punkt war. Beispiel ist ein sehr sensibles Thema in China. Man ge für China und dessen kulturelle Vergangenheit. denkt in Europa immer, dass sich die Ansicht, Tai- Außerdem habe ich zwei Jahre in Kenia gelebt und JOGU: Leben und studieren sollen die Stipendiaten wan und Tibet seien chinesische Gebiete, nur auf festgestellt, dass China dort ganz anders wahrge- an der Universität Nanjing (300 km westlich von die Regierung beschränkt. Tatsächlich denken 95 % nommen wird als in Deutschland. In Kenia ist China Shanghai). Sie haben sich für die Beida, die Peking der Chinesen so. Auch die Menschenrechtsfrage ist das gelobte Land und wird eigentlich nur positiv University, entschieden. Warum? zwar ein Thema, das von Europäern zu Recht kriti- wahrgenommen. Das liegt an der wirtschaftlichen siert wird, das aber in China, gerade von Ausländern Kooperation und an der umfangreichen Entwick- Aselmeyer: Vorgesehen ist eigentlich Nanjing. angesprochen, ungern gehört wird. Gerade hierbei lungshilfe durch China. Die unterschiedliche Sicht- Wenn wir aber bestimme Gründe haben, können sollte verstanden werden, dass die Menschenrechte weise und China-Rezeption hat mein Interesse ge- wir uns für andere Universitäten bewerben. Ich in China nicht als Individual-, sondern als Gemein- weckt und seither wollte ich mir ein eigenes Bild würde gerne Hochchinesisch lernen, daher habe ich schaftsrechte verstanden werden. des Landes machen und sehen, wie es dort wirklich mich für Peking beworben. In Nanjing wird eher ein ist. Süddialekt gesprochen. JOGU: Was versprechen sie sich von dem Aufent- halt in China über die sprachlichen Qualifi kationen JOGU: Sie haben sich für das China-Stipendien- JOGU: Im Rahmen des Stipendiums sind auch und den Einblick in die Kultur hinaus? Programm der Studienstiftung des deutschen Volkes Praktika bei Firmen und Kultureinrichtungen vor- beworben. Wie verlief das Bewerbungsverfahren? gesehen… Aselmeyer: Für mich sind das kein wirtschaftlicher Faktor und kein „Lebenslauf-Ding“. Es geht mir um Aselmeyer: Ich habe mich im April 2008 be- Aselmeyer: Genau. Das Stipendium ist so ange- die persönlichen Erfahrungen und kulturelle Berei- Interview worben, dann gab es im Juni/Juli die Zusage für legt, dass wir ein Semester lang studieren und die cherung, die ich dort erleben werde. Ich könnte mir einen dreiwöchigen Intensivkurs Chinesisch an der Sprache lernen sollen. Im zweiten Semester kann gut vorstellen, später in China zu arbeiten und dort Universität Trier. Ich empfi nde die Sprache als un- ich weiterstudieren, soll aber die Zeit und das Geld Deutsch als Fremdsprache zu unterrichten. Denn glaublich schwierig und kompliziert. Ich habe in nutzen, das Land und die Kultur kennen zu lernen China ist auch im Bildungsbereich ein wachsender meinem Leben noch nie so viel am Stück gelernt. und eben um Praktika zu machen. Das suche ich Markt und das Interesse Fremdsprachen zu lernen Das Ergebnis dieses Sprachkurses wurde dann zur mir aber alles selbst aus. Ich muss mindestens ein wächst in China stetig; immerhin ist die Gruppe der Studienstiftung nach Bonn weitergeleitet. Die zehn Praktikum machen, ansonsten haben wir keine Ver- chinesischen Studierenden in Deutschland unter al- Stipendiaten wurden in einer letzten Runde durch pfl ichtungen. len ausländischen Studierenden die größte. Auswahlgespräche mit Sinologen und Wirtschafs- leuten aus Deutschland und China bestimmt. JOGU: Worauf muss man in China und im Umgang Das Gespräch führte Sebastian KUMP ■ mit den Menschen achten? JOGU: Wie haben sie es geschafft, die Jury von sich zu überzeugen? Foto: Lily Forman © www.fotolia.de Lily Forman Foto: Studium & Lehre Das Lebensende selbst bestimmen

Ethikkomitee hat Vordruck für Bereits im Dezember 2006 trat die Leitlinie des eine Patientenverfügung ent- Ethikkomitees der Mainzer Universitätsmedizin in Kraft; sie regelt den Umgang mit Patientenver- wickelt Die sich ständig verbess fügungen und insbesondere auch Fragen zum so Foto: Peter Pulkowski Peter Foto: sernden medizinischen Möglichkeiten genannten mutmaßlichen Patientenwillen. Dieser ist selbst bei vorliegender Patientenverfügung oft lassen uns heute nicht nur schwer- nicht leicht zu ermitteln, insbesondere dann, wenn wiegende Krankheiten heilen, son- die Verfügung nicht eindeutig auf die konkret vor- liegende medizinische Situation angewendet wer- dern versetzen uns auch in die Lage, den kann. Vorrangig für Patienten des Klinikums, unheilbar kranke Menschen beispiels- aber auch für andere Interessierte, hat das Ethik- komitee daher auch einen Vordruck für eine Pa- weise durch künstliche Ernährung am tientenverfügung entwickelt, der alle wesentlichen Leben zu halten. Letzteres ist mög- Gesichtspunkte berücksichtigt und das Verfassen erleichtern soll. Sowohl die Leitlinie als auch der licherweise von den Betroffenen so Vordruck waren unbedingt notwendig, wie Prof. Dr. gar nicht gewollt. Eine frühzeitig und Norbert W. Paul, Leiter des Instituts für Geschichte, Prof. Dr. Norbert W. Paul, Vorsitzender des Ethik- Theorie und Ethik der Medizin an der Universität komitees der Mainzer Universitätsmedizin und eindeutig verfasste Patientenverfü- Mainz, erläutert: „Aus einer Befragung von knapp Leiter des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Johannes Gutenberg- einhundert Mainzer Bürgern, die wir im Jahre 2006 gung kann hier sehr hilfreich sein. Universität und Leiter der Studiengangskommis- durchgeführt haben, wissen wir, dass teilweise auch sion des Masterstudiengangs Medizinethik. in höheren Bildungsschichten ein Informationsdefi - zit beziehungsweise enorme Unsicherheit besteht, zum Beispiel was die Funktion und Reichweite des Dokuments angeht. Außerdem zeigte sich, dass viele Menschen die Patientenverfügung zwar als positives Instrument der Selbstbestimmung am Le- bensende ansehen, selbst aber gar keine Patienten- in Mainz hervorragende Bedingungen für unheilbar verfügung erstellt haben.“ kranke Menschen. Sie können auf der Palliativsta- tion der Universitätsmedizin sehr umfassend und Die Bereitschaft der Bevölkerung, sich aktiv mit einfühlsam betreut werden (vgl. JOGU 199), was dem Thema Krankheit und Sterben auseinanderzu- eine Schmerzbehandlung beziehungsweise eine setzen, ist also eher gering. Durchaus nachvollzieh- symptomatische Therapie mit einschließt. bar möchte man meinen, wer beschäftigt sich schon Logo des Ethikkomitees gern mit dem eigenen Tod. Aber die fehlende Sen- Generell muss zwischen akti- sibilität für dieses Thema bringt einen gravierenden ver und passiver Sterbehilfe Nachteil mit sich, wie Paul weiß. „Die Möglichkeiten unterschieden werden. und Grenzen der Selbstbestimmung am Lebensen- de werden ohne eine Patientenverfügung stark ein- Als großes Problemfeld erwies sich in der Befragung geschränkt und unter Umständen auch größtenteils das Thema Sterbehilfe. Allzu oft gingen die Befrag- dem Zufall überlassen“, sagt der Medizinethiker. ten davon aus, dass sie mit einer Patientenverfü- Denn auch die ärztlich und pfl egerisch Tätigen sind gung auch eine Regelung der Sterbehilfe für sich oft nicht ausreichend informiert beziehungsweise selbst erreichen können. „Hier besteht sehr großer fortgebildet. Ist ein Patient aufgrund seiner Krank- Aufklärungsbedarf, vor allem was die Abgrenzung heit oder seiner Bewusstseinslage nicht mehr fähig, von Therapiezieländerung, Therapiereduktion und sich zu äußern, müssen die Angehörigen zusammen Palliativmedizin gegenüber der missverstandenen mit den medizinisch Verantwortlichen entscheiden, Sterbehilfe betrifft“, erläutert Paul. Generell muss ob eventuell sogar das kurative Therapieziel auf- zwischen aktiver und passiver Sterbehilfe unter- gegeben wird. Hier kommt die Palliativmedizin ins schieden werden. Erstere bedeutet etwa, einem Spiel, über deren Möglichkeiten laut Paul auch noch Sterbewilligen bewusst ein Medikament in tödlicher viel zu wenig bekannt ist. Dabei bestehen gerade Dosis zu verabreichen; passiv ist die Sterbehilfe da-

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gegen, wenn beispielsweise lebensverlängernde Maßnahmen, wie künstliche Beatmung oder Er- nährung, auf Wunsch des Patienten zur Vermeidung unnötigen Leidens am Lebensende gestoppt wer- den. Anders als zum Beispiel in den Niederlanden © Ethikkomitee Abb.: steht die aktive Sterbehilfe in Deutschland generell unter Strafe und lässt sich daher auch nicht per Patientenverfügung regeln. Sehr wohl kann jedoch der Zeitpunkt des Therapieabbruchs mit Hilfe des Dokuments selbst bestimmt werden. Gerade dieser Punkt wurde von 94,6 Prozent der Befragten als die wichtigste zu regelnde Frage der Patientenver- fügung angesehen.

„Wir vermitteln ethische Entscheidungskompetenzen für den klinischen Alltag.“

„Insgesamt besteht noch großer Aufklärungsbe- darf“, meint Paul, „was beispielsweise die histo- risch gewachsene, ethische Problematik der Ster- behilfe in Deutschland betrifft.“ Zwar hat sich der Informationsstand der Bevölkerung in den letzten Jahren schon um einiges verbessert – sicher auch ein Verdienst der verstärkten Öffentlichkeitsarbeit der Mainzer Medizinethik. Aber die detaillierte Auf- Die von Paul maßgeblich mitgestaltete Leitlinie klärt Für Menschen, die beabsichtigen, eine Patientenver- klärung der Menschen über die Möglichkeiten der vor allem ethische und rechtliche Fragen bezüglich fügung für sich selbst zu verfassen, sei gesagt, dass (künstlichen) Ernährung, Beatmung, Notfallmedizin, des mutmaßlichen Patientenwillens und schafft so diese nicht notariell beglaubigt werden muss und Reanimation und Schmerztherapie sollte von ärztli- Sicherheit bei Ärzten, Patienten und Angehörigen. auch jederzeit ein Widerrufrecht besteht. Dabei gilt, cher Seite geleistet werden. Dazu muss das medizi- Oberstes Ziel aller Handlungsempfehlungen in der dass ein aktuell mündlich geäußerter Patientenwil- nische Personal natürlich entsprechend fortgebildet Leitlinie ist stets, eine Vorgehensweise zu fi nden, die le, auch wenn dieser durch Betreuer, Bevollmächtig- werden und die Beratung sollte wie jede andere der Patient unterstützt hätte. Zur Beurteilung die- te oder gesetzliche Vertreter artikuliert wird, einen reguläre ärztliche Leistung bei den Krankenkassen ses mutmaßlichen Patientenwillens sollen alle zur früher schriftlich niedergelegten Patientenwillen abgerechnet werden können. Verfügung stehenden Informationen herangezogen (Patientenverfügung) widerrufen kann. Die Angst, werden, also auch Aussagen von Angehörigen und dass man sich durch eine Patientenverfügung an Das Dokument wird nur für Betreuern sowie frühere Äußerungen und Lebens- eine bestimmte Vorgehensweise im Ernstfall bindet, den Fall abgefasst, dass man entscheidungen des Patienten, die Aufschluss über ist also unbegründet. Man selbst hat jederzeit die sich selbst nicht mehr seine Wertvorstellungen geben. Eine Vorsorgevoll- Möglichkeit, die Therapiemaßnahmen zu steuern. äußern kann. macht, die einen Angehörigen mit den notwendi- Das Dokument wird nur für den Fall abgefasst, dass gen rechtlichen Voraussetzungen zur Vertretung des man sich selbst nicht mehr äußern kann. Daher be- Was die Weiterbildungsmöglichkeit für Ärzte und Patientenwillens versieht, sollte daher unbedingt inhaltet der Vordruck auch eine Vollmacht für eine andere Berufstätige im medizinischen Bereich be- gemeinsam mit der Patientenverfügung verfasst nahestehende Person, der man verschiedene Befug- trifft, ist Mainz nun bundesweit Vorreiter: Seit dem werden. Die Leitlinie erleichtert dadurch auch den nisse (Gesundheitssorge, Postverkehr, Behördenan- Wintersemester 2008 gibt es hier einen Master- Umgang mit Patientenverfügungen, die noch nicht gelegenheiten, Vermögenssorge etc.) erteilen kann. studiengang Medizinethik, zurzeit sind dafür rund auf Basis des Vordrucks verfasst wurden. Dieser ist Paul empfi ehlt, sich dazu nicht ausschließlich von 100 Studierende eingeschrieben. Neben theoreti- Bestandsteil der Leitlinie und ermöglicht es Patien- Juristen beraten zu lassen. Denn für die Abfassung schen Grundlagen der Ethik widmet sich das in acht ten, eine Patientenverfügung zu erstellen, die nach einer im Ernstfall gut umsetzbaren Patientenverfü- Module gegliederte Fernstudium vor allem auch medizinischen, rechtlichen und ethischen Gesichts- gung bedarf es seiner Meinung nach vor allem einer praktischen Gesichtspunkten wie Sterbehilfe, diag- punkten geprüft ist und somit ein hohes Maß an guten Kenntnis über die möglichen medizinischen nostischen Verfahren und rechtlichen Fragen. „Wir Eindeutigkeit erreicht. „Dabei bleibt selbstverständ- Entscheidungen am Lebensende; solches Wissen vermitteln ethische Entscheidungskompetenzen für lich Raum für eine Anpassung an persönliche Wert- kann nur von Ärzten vermittelt werden. den klinischen Alltag“, bringt es Paul auf den Punkt. vorstellungen“, betont Paul. Sowohl die Leitlinie als Frank ERDNÜSS ■ Und das kommt an: Trotz Studiengebühren von ins- auch der Vordruck können im Internet herunterge- gesamt 8.000 Euro (1.000 Euro pro Modul) ver- laden werden. Information: http://www.klinik.uni-mainz.de/ zeichnen die Mainzer steigende Bewerberzahlen. index.php?id=9009

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Ortstermin bilderbox © www.fotolia.de Foto: gen vom Fragebogen. „Außerdem muss ich Sie auf das Risiko von Blutergüssen „Bei Ihnen läuft’s ja ganz gut!“ aufmerksam machen: Die kommen in In der Transfusionsabteilung der seltenen Fällen vor. Wie selten, weiß er nicht genau, aber „sehr selten.“ Dann Mainzer Uniklinik dreht sich alles um ist ja gut, nur schnell unterschreiben. die Sicherheit der Blutspender und „Jetzt gehen Sie bitte wieder in den -empfänger. Wer zum ersten Mal Wartesaal und stellen sich in die andere Schlange.“ Also geht es wieder zurück, spendet, sollte gern Schlange stehen vorbei an dem vergilbten Plakat mit und sich von Formularen nicht beein- einem großen roten Herz: „Für’s Leben gern Blut spenden“. drucken lassen. Kanüle im Arm, Zeitschrift in der Hand

Angezapft. Die ersten Tropfen Blut laufen in einen Türkise Liegen stehen für die Vollblut- kleinen Beutel. Nichts zu spüren außer einem leich- Spender bereit, blaue „VIP-Sessel“, wie ten Kribbeln. Schwester Klaudia füllt das Blut in eine Schwester sagt, für die Thrombozy- sechs Plastikröhrchen, die sie zur Analyse schicken tenspender. Die müssen ganze neunzig wird: HIV, Hepatitis oder Syphilis haben in Blutkon- Minuten an den Tropf, bekommen zum serven nichts verloren. „Wenn es keinen Befund Trost aber auch 55 Euro, doppelt so viel gibt, verarbeiten wir die Konserve weiter“, erklärt wie der sechs-Minuten-Vollblut-Spen- Oberärztin Marika Kunz-Kostomanolakis. Schwester der. Sechs Mal im Jahr dürfen Männer, Klaudia versucht mit ihrem Mundartkabarett dem viermal dürfen Frauen Vollblut spenden. Spender Mut zu machen: „Wenn ich mit Ihnen fer- Im hintersten Winkel hat sich eine jun- tig bin, mach ich erstmal Pause in der Keramikab- ge Frau, so gemütlich es trotz Kanüle teilung!“, sagt sie in spitzmäuligem Saartal-Dialekt. geht, auf ihrem VIP-Sessel eingerich- Der Kollegin gegenüber fällt fast die Kanüle aus der tet. Man könnte fast meinen, sie sei in Hand. ihrem Wohnzimmer. Zwei ausgelesene Zeitschriften liegen neben ihr, in ent- spannter Haltung liest sie die dritte.

Einen halben Liter Vollblut spenden, das dauert, Die Proben sind genommen, das Blut läuft nun in wenn es gut läuft, sechs Minuten. Die übrigen den großen Beutel. Schwester Klaudia nutzt die anderthalb Stunden, die ein Anfänger mitbringen Verschnaufpause und läuft zum anderen Ende des sollte, dienen allein der Sicherheit. Am Anfang ste- Saals, wo ihr eine Kollegin eine Flasche Wasser hen Meldeformulare und ein penibler Fragebogen: hinhält. „ Ein Bier wär’ mir ja lieber…“ Aber die „Hatten Sie seit 1980 eine Operation in Großbritan- Schicht neigt sich schon dem Ende zu. Die Labor- nien?“ Nein. „Leiden oder litten Sie an Malaria?“ experten müssen dagegen noch etwas länger ran: Nein. „Fühlen Sie sich zurzeit gesund?“ Ja. Dreißig Heute Abend werden sie die Proben prüfen. Wenn Kreuzchen an der richtigen Stelle und schnell noch die Qualität stimmt, darf der Spender wiederkom- Blutspenden in der Uni mal zum Cola-Zapfhahn: „Anderthalb Liter Flüs- men. Beim vierten Mal kriegt er dann einen Spen- Spendeort sigkeit sollten es schon sein“, hat die Oberärztin derausweis, der ihm die Hälfte des Papierkriegs am Johannes Gutenberg-Universität Mainz, gesagt. Wer durstig oder mit nüchternem Magen Empfang erspart. Aber langsam, es läuft ja noch: Linke Aula, Alte Mensa, Becher-Weg 5 antritt, hat gute Chancen auf einen kleinen Schwä- Wenn das leicht verderbliche Blut jetzt länger als 15 cheanfall. Minuten braucht, um den Halbliterbeutel zu füllen, Information Tel. 0 61 31/17-32 16 oder 32 17 war alles für die Katz und es wird „gesondert ent- Termine Im Arztzimmer am Gang, auf halbem Weg vom War- sorgt“. So sagt es die Oberärztin. Was genau mit 29. 5., 28. 7 und 3. 11. 2009 tesaal zum Spenderraum: Der Assistenzarzt schaut unbrauchbarem Blut geschieht, ist ihr nicht zu ent- Spendezeiten sich die Arme des Kandidaten an und entscheidet, locken. „Aber bei Ihnen läuft’s ja ganz gut!“, sagt 8.30 bis 14.00 Uhr dass Schwester Klaudia in die schöne große linke Schwester Klaudia. Vene stechen darf. Dann wiederholt er die K.o.-Fra- Jan FREDRIKSSON ■

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Wissenschaft soll die Mentees vor allem durch dieses weitergegebe- ne Erfahrungswissen der Mentorin/ des Mentors so- weiblicher werden wie deren Unterstützung bei der Planung nächster Karriereschritte profi tiert haben.

Die Erfahrungen der Mentees weisen auf die Schlüs- selposition eines erfolgreichen Matchings hin. Auf Grundlage eines Motivationsschreibens, der beruf- lichen Vita und einem Auswahlgespräch wird das

Foto: Franz Pfl uegl © www.fotolia.de Pfl Franz Foto: Matching durch ein fachnahes Auswahlgremium von Wissenschaftlerinnen und Vertreterinnen des Frauenbüros vorgenommen. Dabei müssen fach- liche Kriterien, die angestrebten berufl ichen Ziele, Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen Das Edith Heischkel- Vorstellungen über zukünftige Berufsfelder sowie individuelle Wünsche an eine Mentorin/ einen Men- Programm, ein Mentoringprojekt in Kooperation des Fachbereichs Medizin und tor berücksichtigt werden. Neben dem Abgleichen dem Frauenbüro der Universität, wurde Anfang des Jahres 2008 aufgelegt. dieser Erwartungen und Wünsche ist für eine gelin- gende Beziehung zudem eine stimmige „Chemie“ Prof. Dr. Edith Heischkel-Artelt war 1962 die erste ordentliche Professorin in zwischen den Personen zentral. Als Zeichen für den der Medizin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Das Programm hat erfolgreichen Verlauf des Programms kann daher gewertet werden, dass sich im Großteil der Fälle zum Ziel, promovierte Ärztinnen aber auch promovierende/ promovierte Natur-, eine Beziehung entwickelt hat, auf die die Mentees Geistes- und Sozialwissenschaftlerinnen, die in medizinnahen Bereichen tätig im Bedarfsfall weiter zurückgreifen können. Das persönliche Gespräch steht dabei im Mittelpunkt. sind, in ihrem berufl ichen Entwicklungsprozess zu begleiten. Bei dem Mentoringpaar Daubländer-Erbe wurde darauf Wert gelegt, dass die Gesprächszeit trotz des geschäftigen Arbeitsalltags „störungsfrei“ ver- Langfristig verfolg das Programm das Ziel, den An- Am 25. März startete mit der Auftaktveranstaltung laufen konnte. Zugleich wurde damit die Bedeutung teil von Frauen in Führungspositionen deutlich zu nun die 2. Runde des Programms, in der wieder dieser Beziehung unterstrichen. erhöhen. Dafür wurden Wissenschaftlerinnen und 15 Wissenschaftlerinnen durch eine Mentorin be- Wissenschaftler aus Forschung und Industrie als ziehungsweise einen Mentor über ein Jahr in ihrer Wesentlicher Baustein des Programms ist zudem Mentorinnen und Mentoren geworben, die mit berufl ichen Entwicklung begleitet werden. der Aufbau von Netzwerken zwischen den beteilig- ihrem Wissen und ihren Erfahrungen den Nach- ten Wissenschaftlerinnen. Dies wird durch entspre- wuchswissenschaftlerinnen für ein Jahr begleitend Profit durch Erfahrungswissen chende Veranstaltungen gefördert, obliegt jedoch zur Seite stehen. Sie geben Einblicke in die Struk- und Karriereplanung auch der Eigeninitiative der Beteiligten. So hat sich turen des Wissenschafts- beziehungsweise des in der ersten Runde eigeninitiativ ein „Stammtisch“ Wirtschaftssystems, unterstützen bei berufl ichen Im Rahmen der Auftaktveranstaltung berichtete das formiert, wo sich die Wissenschaftlerinnen auch Entscheidungen oder vermitteln Kontakte in die Mentoringpaar Dr. Dr. Monika Daubländer, Privat- über die Laufzeit hinaus regelmäßig treffen. Der scientifi c community. Auch die Vereinbarkeit von dozentin an der Poliklinik für Zahnärztliche Chirur- Informationsaustausch, die gegenseitige Unterstüt- Beruf und Familie spielt eine zentrale Rolle bei der gie, und Dr. Christina Erbe über ihre Erfahrungen im zung und Diskussion wurde als sehr wertvoll erlebt weiteren Karriereplanung. Daher erhalten die Nach- vergangenen Jahr. Hinweise über das Funktionieren und hat maßgeblich zur Zufriedenheit mit dem Pro- wuchswissenschaftlerinnen neben dem individuel- der Strukturen im medizinischen Wissenschaftssys- gramm beigetragen. ■ len Setting des One-to-one-Mentoring verschiedene tem konnten hier erfolgreich für die eigene Karriere- Angebote, die ihre aktuellen, persönlichen Fragen planung genutzt werden. So gelang der Mentee Dr. Information: Dipl.-Päd. Stefanie Buss (Projekt- aufgreifen. So trainieren sie beispielsweise ihre Erbe im vergangenen Jahr der Aufstieg zur Oberärz- koordination), Tel. 39 24 708, Email: mentoring@ Kompetenzen als Führungskraft und refl ektieren tin an der Poliklinik für Kieferorthopädie. Auch die verwaltung.uni-mainz.de, Homepage: http://www. persönliche sowie berufl iche Ziele. Evaluation des vergangenen Jahres zeigt auf, dass frauenbuero.uni-mainz.de/980.php

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Abb. 1: Der Omei-Goldbrillenlaubsänger, Seicercus omeiensis, ist eine der von Martens Gesang der Vögel in China neu entdeckten Singvogelarten. als Evolutionsfaktor 10 Jahre Zusammenarbeit mit der Chi- nesischen Akademie der Wissenschaften Wie neue Arten entstehen, hat Naturwissen- schaftler schon immer beschäftigt, aber eine allumfassende Antwort wurde bislang nicht gefunden. In Zusammenarbeit mit der Chinesischen Akademie der Wissen- schaften haben Mainzer Zoologen neue Singvogelarten in abgelegenen Gebirgs- regionen Chinas entdeckt. Die Forscher bestä- tigten damit erneut, dass chinesische Gebirge Gebiete mit besonders hoher biologischer Viel- falt darstellen. Wie konnte es zu dieser hohen Artendiversität kommen?

In der Natur ist nichts stabil und auf Dauer angelegt „Für einen Europäer ist es na- noch die ‚richtigen’ Biotope zu fi nden“, berichtet – betrachtet man nur die adäquaten Zeiträume, in hezu unmöglich, die über 4.000 der Biologe. Erste gemeinsame Erkundungen in denen Veränderungen ablaufen. Auch die Gesänge Meter hohen Gebirgssysteme Suns Versuchsgebieten verliefen so erfolgreich, dass der Vögel machen vor dieser Erkenntnis nicht halt; ohne Kenntnis der Landes- ein gemeinsames Forschungsprojekt mit dem Titel sie ändern sich, über kurze oder längere Perioden. sprache und ohne logistische „Evolution, behaviour and ecology of the endemic Da Lautäußerungen ein wichtiges Kommunika- Hilfe zu erreichen.“ birds in the forests of the Qinghai-Tibet Plateau“ ins tionsmittel für Vögel sind, halten sie Populationen Leben gerufen wurde. Seitdem fanden fast alljähr- zusammen oder trennen diese. Ändern sich die Entsprechend erfreut ist der Leiter der Mainzer lich gemeinsame Forschungsaufenthalte statt. Gesänge, wird die Verständigung von Ort zu Ort Forschergruppe, Prof. Dr. Jochen Martens, über die immer schwieriger und sie kann zwischen geo- seit mehr als zehn Jahren andauernde Kooperation Ein lebender Vogel vermag grafi sch getrennten Populationen schließlich ganz mit chinesischen Kollegen. „Es war ein glücklicher uns gleichsam „vorzusingen“, abbrechen – ein entscheidender Augenblick im Zufall, dass ich im Januar 1999 Prof. Dr. Sun Yue- welche eigenständige Art Verlauf der Evolution von Vogelarten. Wo lässt sich Hua, einen renommierten Fasanenforscher von der er vertritt. nun Kommunikation zwischen Vogelpopulationen Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Pe- untersuchen? Prinzipiell natürlich überall, wo es Vö- king, für einige Tage in Mainz zu betreuen hatte. Ziel dieser Expeditionen ist vor allem, in möglichst gel gibt, also auch bei uns in Mitteleuropa. Beson- Wir „passten“ gut zusammen und Prof. Sun be- vielen Gebirgssystemen den Gesang von möglichst ders spannend ist diese Forschung aber dort, wo die richtete, dass es an Spezialisten zur Erforschung vielen dort lebenden Singvögeln zu dokumentieren Gebirgsbildung reich und komplex ist und wo die der chinesischen Kleinvögel mangele“, so Martens. und den Sängern im Freiland Blutproben zu ent- Eiszeiten die Fauna und Flora weniger nachhaltig Martens’ Team verfügte schon damals über lang- nehmen. Außerdem werden Belegvögel aus den als in Europa gestört haben. China erfüllt diese Be- jährige Felderfahrungen mit Kleinvögeln in vielen verschiedenen Populationen gesammelt. Die akus- dingungen besonders gut. Dort wechseln Gebirge Teilen Asiens, jedoch nicht in China, und so er- tischen Merkmale lassen sich sodann mit dem aus mit Tiefl ändern, das Klima und somit die Vegetation wies sich die Zusammenarbeit für beide Seiten als dem Blut gewonnenen Erbgut der einzelnen Indivi- reichen von kühl gemäßigt bis tropisch – ideale äußerst lohnend. „Denn für einen Europäer ist es duen in Beziehung setzen und später auch mit äu- Voraussetzungen also, um Lautäußerungen kleiner nahezu unmöglich, die über 4.000 Meter hohen Ge- ßeren Gefi edermerkmalen abgleichen. „Die Fülle an Vogelpopulationen auf isolierten Gebirgsgipfeln zu birgssysteme ohne Kenntnis der Landessprache und Datenmaterial aus mittlerweile elf Provinzen ermög- untersuchen. ohne logistische Hilfe zu erreichen und dann auch licht profunde Einblicke in das Evolutionsgeschehen

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südostasiatischer Vögel“, erläutert Martens und ergänzt: „Wir wissen inzwischen, dass das Arten- spektrum der dortigen Singvögel deutlich größer ist, als bisher angenommen wurde. Bei Laubsängern, Fotos: Jochen Martens Fotos: Baumläufern, Goldhähnchen, Meisen und Karmin- gimpeln, die teilweise auch bei uns in Mitteleuropa vorkommen, existieren zum Beispiel „kryptische“ Arten. Sie sind nach äußeren Merkmalen so gut wie nicht von ihren nahen Verwandten zu unterschei- den. Erst die genetischen und akustischen Analysen, die meist in Form von Diplom- und Doktorarbeiten in Mainz ausgeführt wurden, brachten uns darauf, dass es sich um eigenständige Arten handelt.“

Der Gesang ist also ein wesentlicher Faktor für den Artbildungsprozess bei Vögeln. Ein lebender Vogel vermag uns gleichsam „vorzusingen“, welche eigen- ständige Art er vertritt. Äußerliche Unterschiede, die bei vielen anderen Organismen zur Unterscheidung der Arten dienen, müssen bei nahe verwandten Vo- gelarten nicht zwingend erkennbar sein. Daher ent- deckten die Wissenschaftler neue Arten mittels der Klima und zur Vegetationsverteilung an. So könnten Abb. 2: Prof. Dr. Jochen Martens während einer Lautäußerungen, die für die Vögel selbst wesentlich Populationen voneinander getrennt worden sein, Exkursion in China mit seinen Kollegen. sind (Abb. 1). Darüber hinaus lassen sich inzwischen indem eine bis dahin eisfreie Bergkette durch klima- allgemeine geografi sche Differenzierungsmuster er- tische Abkühlung vergletscherte und von den Tieren kennen, die in China und seinen Nachbargebieten nicht mehr überwunden werden konnte. Dadurch zur Artentstehung führten; sie beziehen auch die entstanden ‚Waldinseln’, die getrennte genetische nahe gelegene Himalaya-Fauna mit ein. Weil diese Entwicklungen derart isolierter Populationen einlei- Differenzierungen bereits im Spättertiär und Pleis- teten. „Dies ist der Schlüssel zum Verständnis der tozän (ungefähr zwei Millionen Jahre vor heute) heutigen Vielfalt an lokalen Formen in chinesischen einsetzten, schließen sich Fragen zum damaligen Gebirgen“, sagt Martens. Frank ERDNÜSS ■

17 [JOGU] 208/2009 Wissenschaft & Forschung Renaissance der bio-

logischen Systematik Will Markus Jerominek/Maria Abb.:

Veränderungen Rechnung tragen Systematiker beschäftigen sich traditionell mit der Stammesgeschichte von Tieren und Pfl anzen. Sie schauen ganz genau hin, entdecken Unterschiede, archivieren Probeexemplare in Herbarien oder zoologischen Sammlungen und beschreiben dann die Arten samt ihrer Verwandtschaftsverhältnisse in Wort und Bild. Im Zeitalter von Molekularbiologie und Genetik werden nun bisherige systematische Eingrup-

pierungen überprüft und gelegentlich revidiert. Seltener wird auch noch eine Die in den Tropen Südost-Asiens vorkommende Gattung neue Art in der Natur entdeckt. Myrmecodia (Rubiaceae, Rötegewächse) bietet Ameisen Unterschlupf in ihrem Stamm. Solche Symbiosen zwi- schen Tieren und Pfl anzen fi nden sich häufi g in der Natur. Aber das ist nicht alles, was die moderne Syste- zusammen arbeiten, auch die Ökologie wird in ge- Sie zeigen die Notwendigkeit zur Zusammenarbeit aller matik ausmacht. Auf dem Jahrestreffen der Jun- meinsame Projekte integriert. Und das erscheint als biologischen Disziplinen. gen Systematiker der Gesellschaft für Biologische äußerst sinnvoll, denn das komplexe Gefüge na- Systematik, das vom 14. bis 17. März 2009 an der türlicher Lebensgemeinschaften kann nur gemein- Johannes Gutenberg-Universität Mainz stattfand, sam enträtselt werden. Bereits das Motto „Arten wurde deutlich, dass man bei den Taxonomen jetzt in Raum und Zeit“ des diesjährigen Treffens weist Zu Beginn des Treffens in Mainz referierte Kadereit auf interdisziplinäre Zusammenarbeit setzt. Nicht auf die kontinuierlichen Veränderungen hin, denen – passend für das Darwin-Jahr 2009 – zum The- nur, dass Zoologen, Paläontologen und Botaniker jede Biozönose beziehungsweise jedes Ökosystem ma „Entstehung der Evolutionstheorie“. Bei den unterworfen ist. In der Natur ist eben nichts auf anschließenden Vorträgen und in den Workshops Dauer stabil. diskutierten die aus ganz Deutschland und einigen Nachbarländern angereisten Jungen Systematiker Das Verständnis der Vergan- dann erstmals auch mit Ökologen, wobei vor al- genheit ist auch Schlüssel für lem Fragen der Populationsgenetik, Phylogeogra- das Verständnis möglicher zu- phie und Biogeographie im Mittelpunkt standen.

Fotos: Sabine von Mering Fotos: künftiger Entwicklungen. „Die rege Diskussionsbeteiligung zeigte uns, dass neben der Fortbildung in den Workshops vor allem Organisiert wurde die Veranstaltung von Doktoran- der Austausch und die weitere Vernetzung aller or- den/innen des Instituts für Spezielle Botanik. Das ganismisch arbeitenden Biologen wichtig für den zum Fachbereich Biologie gehörende Institut hat wissenschaftlichen Nachwuchs sind“, so die beiden sich in den letzten Jahren zunehmend Fragen der Organisatorinnen Simone Steffen und Maria Will. Verbreitungsgeschichte von Pfl anzen zugewandt. Deshalb wollen die Jungen Systematiker jetzt eine „Einer unserer Forschungsschwerpunkte sind bio- stärkere Zusammenarbeit der Nachwuchsgruppen geographische Arbeiten“, erläutert Institutsleiter der verschiedenen Fachgesellschaften initiieren. Prof. Joachim W. Kadereit, Ph.D. und ergänzt: „Die Entwicklung der Verbreitungsgebiete von Pfl anzen „Die Jungen Systematiker vor dem Hintergrund von geologischen und klimati- sind ein Zusammenschluss schen Veränderungen der Vergangenheit steht dabei von taxonomisch-systematisch im Mittelpunkt. Das Verständnis der Vergangenheit arbeitenden Biologen.“ ist auch Schlüssel für das Verständnis möglicher zu- künftiger Entwicklungen. Dies sind auch Leitthemen Abgerundet wurde das Treffen mit Führungen des Treffens, für das wir gerne Gastgeber sind.“ Die durch den Botanischen Garten und die zoologi- Axel Schönhofer referierte während des Treffens „Von al- Jungen Systematiker sind ein Zusammenschluss von schen Sammlungen sowie durch zwei gut besuchte ten Arten und vielen Wegen – kryptische Diversität und taxonomisch-systematisch arbeitenden Biologen, Gastvorträge von internationalen Spitzenforschern Biogeographie am Beispiel europäischer Weberknechte“. Hier zeigt er während der Führung durch die Weberk- die sich im weiteren Sinne mit Biodiversitäts- und (Dr. Isabel Sanmartín, Madrid und Dr. Richard Ree, nechtsammlung den größten Weberknecht Europas. Klimawandelforschung beschäftigen. Chicago). Auf reges Interesse stieß darüber hinaus

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ein Vortrag von Annegret Werner, Mitarbeiterin der als antiquiert angesehene Taxonomie aus ihrem Jahrestreffen der jungen Systematiker: Taxonomie ist Grundlagenforschung erster Güte Abteilung Internationales an der Universität Mainz, Dornröschenschlaf zu erwecken. Taxonomie ist zum Thema „Förderung von Kongress- und Aus- Grundlagenforschung erster Güte, sozusagen das landsreisen“. Dies ist für junge Forscher ein sehr Handwerkszeug für jeden Biologen. Nur wenn wir wichtiges Thema, viele Fragen konnten direkt be- wissen, welche Spezies es gibt, und wie sie sich ver- antwortet werden. Auch die beiden ganztägigen breiten beziehungsweise vermehren, können wir sie Workshops zu den Themen „Neue Methoden der nachhaltig schützen. Es bleibt also noch viel Arbeit Biogeographie“ und „Methoden der Populations- für die Jungen Systematiker und reichlich Stoff für genetik“ waren mit insgesamt 40 Teilnehmern sehr zukünftige Arbeitstagungen – nicht nur, aber auch schnell ausgebucht. „Da nicht alle Bewerber be- in Mainz. Frank ERDNÜSS ■ rücksichtigt werden konnten, hoffen wir, dass die erlernten Methoden von den Teilnehmern an ihren Heimat-Unis weitergegeben werden und so noch mehr Wissenschaftler von den Workshops profi tie- ren“, sagt Sabine von Mering, ebenfalls Mitglied des Organisationsteams.

In den zahlreichen E-Mails, die in den Tagen nach der Veranstaltung eingingen, wurde insbesondere die sehr praxisbezogene Fortbildung positiv be- urteilt. Ein Teilnehmer lobte außerdem die Tatsache, dass diese Weiterbildung kostenlos war. Ein wich- tiger Aspekt angesichts des geringen Budgets der meisten Studenten/innen und Doktoranden/innen. Laut von Mering wurde das Treffen von vielen Sei- ten fi nanziell unterstützt, unter anderem von den Firmen GENterprise Genomics und Bionade, dem Freundeskreis des Botanischen Gartens, der Jo- hannes Gutenberg-Universität sowie von den drei deutschen Fachgesellschaften, der Gesellschaft für Biologische Systematik, der Deutschen Botani- schen Gesellschaft und der Deutsche Zoologischen Gesellschaft. Insgesamt also eine gelungene Ver- Nix für Spinnen-Phobiker: Axel Schönhofer (3. von anstaltung, die nach Wiederholung schreit. Die links) zeigt die Weberknechtsammlung des Instituts für Jungen Systematiker sind gerade dabei, die lange Zoologie der Universität Mainz.

19 [JOGU] 208/2009 Wissenschaft & Forschung Deutschland einig Vaterland

Monographie zur deutschen Wie- Die deutsche Wiedervereinigung jährt sich in die- Für Ihr neues Buch haben Sie intensive Quellen- dervereinigung Zwanzig Jahre ist sem Jahr zum zwanzigsten Mal. Welchen Bezug forschung betrieben. Haben Sie neue Erkennt- haben Sie selbst zur Wiedervereinigung? Wie nisse über den Prozess der deutschen Einheit es her, als tausende Bürger der Deut- haben Sie damals dieses historische Ereignis er- gewonnen? schen Demokratischen Republik auf die lebt? Klarer als zuvor ist mir geworden, wie tief im Ei- Straße gingen und gegen die SED-Herr- Als die Mauer fi el, saß ich in einer Tübinger Stu- nigungsprozess die Missverständnisse im verein- schaft demonstrierten. Nicht zuletzt dentenkneipe. Am nächsten Tag hielt uns nichts, ten Deutschland angelegt sind, die nicht zuletzt und wir haben uns mit meinem VW-Polo nach Ber- in unterschiedlichen historischen Perspektiven be- unter ihrem Druck fi el das Symbol lin aufgemacht. In Helmstedt haben wir einen Trabi gründet sind. Die Ostdeutschen richteten zu hohe der mehr als vierzig Jahre währenden abgeschleppt, sind dann aber im großen Stau ste- Erwartungen an den Westen, die von dort zugleich ckengeblieben. Den Einigungsprozess habe ich als geweckt wurden – am Schluss waren alle unzufrie- deutschen Teilung, die Berliner Mauer, interessierter Student intensiv verfolgt – und habe den, während Großes geleistet wurde. und Deutschland feierte knapp ein heute zwei ganz unterschiedliche Filme im Kopf: meine persönlichen Erinnerungen und die wissen- Hatten Sie bei Ihren Recherchen guten Zugang Jahr später seine Wiedervereinigung. schaftliche Rekonstruktion. zu Quellenmaterial? Welche Akten standen Ihnen Der Mainzer Historiker Prof. Dr. And- zur Verfügung? Welchen Beitrag kann die Geschichtswissen- reas Rödder hat diesen Jahrestag zum schaft heute bei der Aufarbeitung des Prozesses Die Akten der DDR liegen weitestgehend offen und Anlass genommen die Entwicklungen, der Wiedervereinigung leisten? geben tiefe Einblicke in die Hilfl osigkeit des zerfal- lenden SED-Regimes. 1998 ist eine Sonderedition Fragen und Probleme der Ereignisse Geschichtsschreibung kann größere Zusammen- aus den Akten des Kanzleramts erschienen. Hinzu der Jahre 1989/90 in einer umfangrei- hänge und Probleme erklären und einordnen. Sie kommt eine ganz ungewöhnliche Fülle von Doku- kann den Grund für jene gesellschaftliche Selbstver- mentationen, Memoiren und Selbstzeugnissen. Und chen Monographie zu untersuchen ständigung legen, die im vereinten Deutschland so in einer Demokratie bleibt sehr viel weniger ver- und erstmals in ihrer Gesamtheit wis- sehr ausgeblieben ist. Die Deutschen wissen wenig borgen als in einem diktatorischen Regime. Immer voneinander – dabei haben sie sich so viel zu er- unter dem Vorbehalt, dass in den Archiven noch senschaftlich darzustellen. Zu diesem zählen. Das Buch versucht seinen Beitrag dazu zu große Überraschungen schlummern, die ich nicht Thema gab er der Wochenzeitung leisten, und eine gute Erzählung ist natürlich auch erwarte: mit den verfügbaren Quellen lässt sich ein der Anspruch. repräsentatives zeithistorisches Bild zeichnen. Die Zeit ein Interview, dessen Nach- druck Sie hier lesen können. Foto: Da_Judge/ Quelle PHOTOCASE Foto:

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Sie haben zahlreiche Gespräche mit Zeitzeugen weitere Entwicklung. Gegen eingespielte Routinen geführt. Welcher Gesprächspartner hat Sie mit ging Kohl nach anfänglichem Zögern Ende 1989 die Während einer viertägigen Exkur- seinen Aussagen am meisten überrascht (oder entscheidende Liaison mit der Massenbewegung in sion auf den Spuren der deutschen beeindruckt) und warum? der DDR ein und gab dem Einigungsprozess ent- Teilung und Wiedervereinigung schlossene Führung. Auf der Debet-Seite steht, dass Da die Deutschen viel zu erzählen haben, waren Kohl dann nicht die politische Führungsleistung er- sammelten Studierende von Prof. viele Gespräche beeindruckend. Ohne eine Person brachte, den Deutschen die Einigung als das gigan- Rödder in persönlichen Gesprä- besonders hervorzuheben, war mir die Begegnung tische Aufbauwerk nahezubringen, das sie war und chen mit Zeitzeugen eindrückliche mit Lothar de Maizière sehr eindrücklich. Sein bil- das vor allem mit Verzicht verbunden sein würde. dungsbürgerlich-trotziger Kampf um die Würde „Blühende Landschaften“ aus Wachstum zu fi nan- Erfahrungen: der Ostdeutschen, bei allen Irrtümern, war mir al- zieren, war ein gutes Stück Selbstüberschätzung der lerdings schon aus den Quellen nahe gekommen. „alten Bundsrepublik“, die zu selbstgewiss an ihre „In Leipzig gab es nicht nur Pfarrer Führer Und es ist ein gutes Zeichen für die Arbeit des His- ungebrochene „Erfolgsgeschichte“ glaubte. und die Nicolaikirche. Es gab auch 70.000 torikers, wenn die Gespräche mit Zeitzeugen nicht andere mutige Menschen am 9. Oktober.“ alles umstoßen. Ist die innere Spaltung zwanzig Jahre nach dem Irmgard Hollitzer (Zeitzeugin, Mitglied im Mauerfall und in Zeiten mit einer ostdeutschen Bürgerkomitee Leipzig und Mitarbeiterin im Sie wägen die Stärken und Schwächen der Poli- Kanzlerin Ihrer Meinung nach überwunden oder Stasimuseum in der „Runden Ecke“, Leipzig) tik des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl ist die Mauer in den Köpfen immer noch vor- kritisch ab. Was war aus Ihrer Sicht seine größte handen? „Die Zersetzungsmaßnahmen der Stasi ha- Stärke, was seine größte Schwäche im Einigungs- ben mich krank gemacht.“ prozess? Manches wird mit dem Lauf der Zeit selbstver- Christian Führer (ehem. Pfarrer der Niko- ständlicher, und vor allem geht die jüngere Gene- laikirche Leipzig und einer der Initiatoren der Kohls größte Stärke lag in seinem Gespür für den ration mit Deutschland Ost und West unbefangener Leipziger Montagsdemonstrationen) historischen Augenblick und seinem Instinkt für die um – allerdings wissen die meisten auch wenig darüber. Tiefer als der Graben zwischen Ost und „Nach jedem Gespräch denke ich: ‚ach ja, West scheinen mir unterdessen, nach wie vor, die so war‘s! Das klingt plausibel.‘ Doch dann Gräben innerhalb der ostdeutschen Gesellschaft zu kommt der nächste Gesprächspartner und sein. Dort haben die Erschütterungen von 1989/90 meine Vorstellungen verwerfen sich.“ für Verwerfungen gesorgt, die bis heute nicht ver- Studentin heilt sind. ■ Foto: Thomas Thomas Hartmann Foto:

Autor Rödder: „Blühende Land- schaften“ aus Wachstum zu fi nan- zieren war Selbstüberschätzung Foto: Stephen Ruebsam © www.fotolia.de Foto:

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trie zurück: „Seit 1996 hat sich vieles getan, das Ganz oder gar nicht war ein Durchbruchs-Jahr! Seitdem ist die Behand- lung mit einer Wirkstoffkombination – zumeist aus mindestens drei Komponenten – Standard. In den letzten Jahren wurden immer bessere und neben- wirkungsärmere Präparate entwickelt, neue phar- makologische Mechanismen erforscht und auch die Einnahmefreundlich- keit verbessert. Insgesamt ist die Behandelbarkeit der HIV-Infektion sicherlich einer der größten Erfol- ge der Schulmedizin in den letzten Jahrzehnten!“ Die wirtschaftlichen Aspekte sind dabei nicht unbedeutend. „Es ist erstaunlich zu sehen, wie Forschung sich be- schleunigt, wenn ökonomische Interessen dahinter- stehen“. Kein Wunder, bei reinen Medikamenten- Tägliche, lebenslange Einnahme kosten von 15-20.000 Euro pro Patient und Jahr. von Medikamenten ein Muss „In der Forschung sind in diesem Bereich die USA führend. Indien tut sich hingegen in der großindus- In den letzten Jahren wurden immer der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Univer- triellen Produktion von Generika hervor, die für die bessere und nebenwirkungsärmere sitätsmedizin Mainz schmerzlich bewusst. Selbst bei armen Länder sehr wertvoll sind. In Deutschland Foto: emmi © www.fotolia.de Foto: manchen seiner Kollegen muss er mit Vorurteilen wird leider – vor allem von staatlicher Seite – zu Präparate entwickelt, neue pharma- gegenüber HIV-Infi zierten kämpfen. wenig Geld für die HIV-Grundlagenforschung zur kologische Mechanismen erforscht Verfügung gestellt.“ HIV und AIDS waren in den 80er und 90er Jahren und auch die Einnahmefreundlichkeit in den Medien sehr präsent, kamen aber seither „Es ist erstaunlich zu sehen, verbessert. Insgesamt ist die Behan- gründlich außer Mode, Informationen über die Ent- wie Forschung sich beschleu- wicklung der letzten Jahre fehlen. nigt, wenn ökonomische Inter- delbarkeit der HIV-Infektion sicherlich essen dahinterstehen.“ einer der größten Erfolge der Schul- Vielen ist der Unterschied zwischen einer HIV-Infek- tion und AIDS nicht bewusst: Eine Ansteckung mit Ein Hauptproblem in der Behandlung des HI-Virus medizin in den letzten Jahrzehnten! dem Humanen Immunschwäche-Virus (HIV) führt – ist die schnelle Ausbildung von Resistenzen gegen Dr. Jens Kittner, Internist und Infektio- wenn nicht rechtzeitig behandelt wird – nach einer die Medikation. „Deshalb geben wir heute immer unterschiedlich langen, in aller Regel mehrjährigen eine Medikamenten-Kombination von mindestens loge, betreut zurzeit etwa 300 HIV- Latenzzeit zum „Vollbild AIDS“ (acquired immuno- zwei, in der Regel aber drei aktiven Substanzen Infi zierte an der Universitätsmedizin defi ciency syndrome = erworbenes Immundefekt- – damit wir sozusagen aus mehreren Richtungen syndrom): Aufgrund der Immunschwäche treten gleichzeitig auf das Virus schießen, falls es gegen Mainz. Sein Anliegen: nach wie vor dann lebensbedrohliche Infektionen mit Erregern einen Wirkstoff resistent wird und auf einer Seite vorhandene Vorurteile gegenüber HIV- auf, die beim Immungesunden gar keine Schäden ‚entwischen‘ könnte“, veranschaulicht Kittner das anrichten würden. Vorgehen. Ein Weg zur Heilung konnte jedoch bis- Infi zierten endlich abzubauen. her nicht gefunden werden: „Das Problem ist, dass Dr. Kittner ist nach seiner Ausbildung zum Internist das Virus sich in das Erbgut der einzelnen betrof- „Was wir uns wünschen, ist ein möglichst normaler und Infektiologen an der Medizinschen Hochschule fenen Zellen einlagert und dort lange Zeit schlum- Umgang der Gesellschaft mit dem Thema HIV. Ta- Hannover seit Mitte 2007 an der Universitätsme- mern kann. Irgendwann tritt es dann wieder hervor buisierung und Diskriminierung sind in jeder Hinsicht dizin Mainz tätig und betreut dort etwa 300 HIV- und vermehrt sich wieder.“ kontraproduktiv, ja schädlich“, so das eindringliche Infi zierte, des Weiteren etwa 700 Patienten mit Plädoyer von Dr. Jens Kittner, Internist und Infektio- chronischer Virushepatitis. Hat sich an der Betreu- Doch ist die Sterblichkeit von Infi zierten deutlich ge- loge an der Universitätsmedizin Mainz. „Das Wissen ungs- und Behandlungsfront in den letzten Jahren sunken. Die Lebenserwartung bei HIV-Erkrankungen über HIV ist in Deutschland im internationalen Ver- etwas geändert? „Wir sind froh, dass wir jetzt im konnte in den letzten Jahren merklich gesteigert gleich zum Glück recht gut. Aber es fi ndet nach wie Moment so gut wie jedem HIV-Patienten unabhän- werden – sie liegt heute statistisch nur noch etwa vor eine Benachteiligung von Betroffenen statt.“ gig von Vorbehandlung und Verlauf der Erkrankung 10 Jahre unter dem „normalen“ Durchschnitt, was Dass selbst heute noch die generelle Situation weit eine medikamentöse Therapie anbieten können“ ein großer Erfolg ist. Dieser spiegelt sich nun auch davon entfernt ist optimal zu sein, ist ihm in seinen erläutert Kittner und führt das vor allem auf das in bestimmten gesellschaftlichen Aspekten wieder, Erfahrungen als Assistenzarzt an der HIV-Ambulanz starke Forschungs-Engagement der Pharma-Indus- auf die der Mediziner hinweist: „Mittlerweile gibt

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es sogar Lebensversicherungen für HIV-Positive. Das privat Foto: Ein deutlich erhöhtes Risiko gegenüber Nichtinfi - war früher anders. Und Schwangerschaften sind zierten haben HIV-Patienten für das Auftreten von möglich – relativ problemlos für Mutter und Kind, bösartigen Tumoren, vor allem von Lymphomen. wenn optimale Bedingungen vorliegen. Die Über- Außerdem kommt es häufi ger zu Diabetes, zur Er- tragungswahrscheinlichkeit liegt dann bei unter höhung der Blutfette, zu Durchfall und Übelkeit. zwei Prozent.“ Langfristige Nebenwirkungen, wie der gefürchtete Fettgewebsabbau im Gesicht („Lipodystrophie“) Und Schwangerschaften sind treten mit der Verfügbarkeit neuerer Substanzen möglich – relativ problemlos eher in den Hintergrund. Welche Auswirkung aber für Mutter und Kind, wenn op- Mediziner Kittner: Vorurteile eine jahrelange Medikamenteneinnahme z.B. auf timale Bedingungen vorliegen. gegenüber Erkrankten abbauen Leber, Nieren oder Knochenstoffwechsel hat, ist zum Teil noch nicht klar. Auch wenn es mit den heutigen Medikamenten bis- her keine Heilung bei einer HIV-Infektion gibt, so ist für den behandelnden Arzt: Wie kann ich dem Pa- Nach Kittners Erfahrungen in der HIV-Sprechstunde es das Ziel, bei den Infi zierten die Viruslast bis unter tienten Vertrauen vermitteln, aber auch Wissen, wie sind bei den HIV-Positiven „im Prinzip alle Gesell- die technische Nachweisgrenze abzusenken. Der kann ich unter Umständen Misstrauen gegen die schaftsschichten vertreten – es sind ziemlich viele Ausbruch der AIDS-Erkrankung kann damit in aller Medikamente zerstreuen. Gerade der subjektive ‚Normalos’ darunter: Trotzdem kann man in der Ge- Regel verhindert werden. Wichtig ist die Realisie- Eindruck ‚Aber ich fühl mich doch ganz gesund‘ sellschaft immer noch einen „Pest-Anklang“ wahr- rung der Erkenntnis, dass es bei einer sinnvollen Be- kann psychologisch problematisch sein für die Mo- nehmen: „Ich rate den meisten Patienten, wenn handlung nur ein Entweder-Oder gibt: „Man kann tivation zur täglichen, lebenslangen Einnahme von es möglich ist, davon ab, die Infektion an ihrem nicht die Medikamente nur ‚ein bisschen‘ einneh- Medikamenten, die zum Teil auch noch mit Neben- Arbeitsplatz mitzuteilen“, so Kittner. „Eine Gefähr- men und die Viruslast nur ‚ein bisschen‘ absenken. wirkungen behaftet sind. dung Dritter ist ja sehr unwahrscheinlich, wenn der Hier gilt: ganz oder gar nicht. Eine wirkungsvolle Patient nicht gerade selbst im Medizinbereich tätig Behandlung ist auf eine hohe ‚compliance‘ beim „Ich rate den meisten Patien- ist. Und die Gefahr von unbegründeten Benachteili- Patienten angewiesen, d. h. die – tägliche! – Ein- ten davon ab, die Infektion an gungen ist einfach zu groß.“ Im Freundeskreis oder nahmetreue der Medikamente muss sehr, sehr hoch ihrem Arbeitsplatz mit- Familie gehen die meisten Patienten differenziert sein, mindestens 95 %. Zum Vergleich: die Einnah- zuteilen.“ vor, sie wählen meist vorsichtig aus, wem sie die meregelmäßigkeit bei anderen Medikamenten z.B. Diagnose mitteilen. „Am schmerzhaftesten erlebe gegen hohen Blutdruck liegt erfahrungsgemäß bei Doch es gibt auch noch einen anderen Aspekt, der ich es, wenn die eigenen Eltern den Kontakt auf- ungefähr 60 %“, erläutert Dr. Kittner. Eine geringe die Einnahmetreue und -bereitschaft von Patienten grund der HIV-Infektion abbrechen, was auch im- Compliance zieht ein Therapieversagen und eine beeinträchtigen kann: die Medikamentenzuzah- mer wieder vorkommt“, so Dr. Kittner. rasche Resistenzentwicklung nach sich. Wichtig ist lung. Hier fallen Kosten von bis zu 30 € pro Monat auch die regelmäßige ärztliche Überwachung des an. Dr. Kittner lässt es zu diesem Punkt an Deut- Aber auch medizinisches Fachpersonal ist nicht frei Verlaufs der Krankheit und der Wirkung der Medi- lichkeit nicht fehlen: „Die Zuzahlungsregelung ist von Vorurteilen und Unwissenheit: „Es gibt tat- kation – alle drei Monate. kontraproduktiv! Bei Jahrestherapiekosten von sächlich gelegentlich Ärzte oder Zahnärzte, die die 20.000 € pro Patient ist der Zuzahlungsbetrag Behandlung eines HIV-Patienten ablehnen. Dies ist Aus seinen praktischen Erfahrungen kann der In- kaum von Nutzen! Aber es gibt einige Patienten, nicht zu rechtfertigen“. Immer noch stigmatisiert fektiologe berichten, dass es oft schwer ist, eine die sich dann die Medikamente nicht oder nur ge- die Infektion. „Für eine wirksame Prävention ist hohe Einnahmetreue zu erreichen. Das bedeutet legentlich leisten können.“ Und er erzählt von dem aber ein vernünftiger Umgang mit dieser Krankheit dann eine spezielle psychosoziale Herausforderung erschütternden Fall einer Patientin, die regelmäßig essentiell wichtig. Diskriminierung führt zu Verheim- in die Sprechstunde kommt und regelmäßig ihre lichung, auch zum eigenen Nicht-wissen-Wollen Rezepte abholt, aber auf die Einlösung der Rezepte – dann lässt man einfach keinen Test machen, ver- verzichtet, zuhause mittlerweile einen dicken Stapel drängt das eigene Risiko und damit auch das Risiko von nicht eingelösten Rezepten hat: „Sie musste für andere Personen.“ Frank WITTMER ■ warten, bis sie wieder Geld dafür hat, und dann auswählen, welches von den Rezepten sie nun als Information: Veranstaltung am 25. 11. 2009 erstes einlöst. Es ist mitunter so, dass diverse Be- um 19 Uhr

Abb.: National Institutes of Health Abb.: gleiterkrankungen dazu kommen – dann ist es ja Thema: Gesellschaftliche Aspekte von HIV 2009 mit den HIV-Medikamenten allein nicht getan.“ Ort: Spiegelsaal des Kurfürstlichen Schlosses Mainz mit kulturellem Rahmenprogramm

Aktuelles erfahren Sie auch unter www.aidshilfemainz.de HI-Virus löst sich aus einer Immunzelle heraus

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reichen Opernfestivals Glyndebourne internatio- Von Mainz über New York nales Renommee. Geboren und aufgewachsen in Russland, hat er seine musikalische Ausbildung und Prägung in Deutschland erfahren. Nachdem ande- nach Benediktbeuern re Kooperationsideen Jurowskis mit der ECA aus Organisations- und Zeitgründen nicht verwirklicht Die neuen Wege der EuropaChor Die Mitwirkung bei der Weltpremiere des Opern- werden konnten, standen die Sterne diesmal für das Akademie Selbst für einen interna- Oratoriums „Vita Nuova“ von Vladimir Martynov Projekt der Martynov-Premiere günstig. Finanzielle brachte nun der ECA wieder viel internationales Kri- Unterstützung für das reise-aufwendige Unterfan- tionalen Spitzenchor ist es nicht gera- tikerlob. Vladimir Martynov, am 20. Februar 1946 in gen konnte im öffentlichen wie im privatwirtschaft- de alltäglich, vom hochfeinen London Moskau geboren, gilt als einer der bedeutendsten lichen Bereich gefunden werden, und so bekamen Philharmonic Orchestra zur Gestaltung Komponisten seiner Generation in Russland. „Vita die 40 jungen Sängerinnen und Sänger aus 15 Nuova“ hat die gleichnamige Vers-Erzählung von Nationen die einmalige Gelegenheit, das zeitgenös- einer Welturaufführung eingeladen zu Dante Alighieri (1265-1321) über seine zu früh ver- sische Opern-Oratorium unter ECA-Leiter Joshard werden. Ein Ruf des Chefdirigenten storbenen Liebe Beatrice zur Vorlage. Martynov hat Daus einzustudieren und unter Jurowski in London des LPO, Vladimir Jurowski, führte daraus ein eklektisch-modernes Stück Musiktheater und New York aufzuführen. Ein erstes Kennenlernen gemacht, das mannigfaltige Stilebenen miteinan- der umfangreichen Partitur (mit über zweieinhalb die EuropaChorAkademie im Februar der verbindet – von Gregorianischem Choral über Stunden reiner Spielzeit) erfolgte für den Chor im dieses Jahres nach London und New italienische Madrigalkunst der Renaissance und Dezember 2008, die Hauptprobenphase war im Fe- York. Neben vielen anderen Projekten romantische Opernelemente bis hin zu Strukturen bruar 2009 – vier Tage intensivste Arbeit! Die Ein- der Zwölftonmusik und zur Minimal Music. Opern- studierung durch Daus lohnte sich – in den Kritiken der ECA in 2009 ragt eines zusätzlich haftes mischt sich dabei mit Oratorienhaftem zu wurde vor allem die Leistung des Chores honoriert heraus: Kommenden Oktober lädt einer eigenen Bühnen-Form. Eine wichtige Stellung (oft tatsächlich vor dem Orchester). die Chor-Institution zu einer ambitio- nehmen dabei auch traditionell-volksmusikalische Elemente ein; den fordernden Löwenanteil hat der Die Einstudierung durch Daus nierten Akademiewoche ins Kloster Chor zu bewältigen – eine Parade-Aufgabe für die lohnte sich – in den Kritiken Benediktbeuern/Oberbayern; Thema ECA! wurde vor allem die Leistung der Vocale Benediktbeuern ist das des Chores honoriert. Die Mitwirkung bei der Welt- Oratorium „Elias“ des Jahresjubilars premiere des Opern-Orato- Die Welturaufführung fand dann am 18. Febru- Felix Mendelssohn Bartholdy. riums „Vita Nuova“ von Vla- ar 2009 in der Londoner Royal Festival Hall statt. dimir Martynov brachte der Zuvor waren zwar schon einzelne Teile des Werkes Die EuropaChorAkademie ist ein gemeinsames EuropaChorAkademie viel in öffentlichen Aufführungen zu hören gewesen – Forum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz internationales Kritikerlob. jedoch war dies die erste Komplettaufführung von und der Hochschule zur Pfl ege der euro- Martynovs „Vita Nuova“. Am 28. Februar folgte päischen Chormusik unter Leitung von Prof. Jos- Zum ersten Anstoß für die gemeinsame Gestaltung eine zweite Aufführung in der Alice Tully Hall im Lin- hard Daus. Zahlreiche Konzerte und vielfältige von „Vita Nuova“ kam es im November 2007, als coln Center New York. Die solistischen Parts wurden musikpädagogische Angebote und Aktionen haben der Chor für eine Aufführung von Erich Wolfgang dabei jeweils von Tatiana Monogarova (Beatrice), den akademischen Chor zu einer unverzichtbaren Korngolds Oper „Das Wunder der Heliane“ Größe des Musiklebens im Rhein-Main-Gebiet in London weilte. Das war damals bereits gemacht. Den internationalen Rang belegen die die zweite Zusammenarbeit mit Jurowski – vielen Verpfl ichtungen zum Beispiel in Rom, Paris, zuvor hatte dieser schon eine Aufführung Luxemburg, Brüssel, Peking und New York oder von Hans Werner Henzes 9. Sinfonie (mit wiederholte Male als Festivalchor in Aix-en-Proven- einem Libretto von Hans-Ulrich Treichel ce – ebenso wie etliche Rundfunk-, Fernseh- und nach dem Roman „Das siebte Kreuz“ CD-Aufnahmen. Zu Weihnachten 2008 gastierte von Anna Seghers) mit der ECA in die ECA mit dem Crossover-Startenor Tony Henry Rom geleitet. in der José-Carreras-Gala. Und diesen März ganz frisch ausgezeichnet mit dem Preis der Deutschen Der junge deutsch-russische Diri- Schallplattenkritik: die Aufnahme von Bernd Alois gent Vladimir Jurowski (geb. 1972), Zimmermanns „ für einen jungen Dichter“ seit 2006 Chefdirigent des London mit der EuropaChorAkademie unter Bernhard Kon- Philharmonic Orchestra, erlangte tarsky (ebenfalls „Beste Platte“ auf der Kritikerliste bereits durch seine Tätigkeit als 2008 der Süddeutschen Zeitung). Musikdirektor des traditions- Foto: ZUK Benediktbeuern Foto:

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Ein voller Erfolg: Die Uraufführung von Martynovs Werk in London Foto: © wildundleise.de Foto: Foto: privat Foto:

Konzentriertes Arbeiten: Komponist Martynov

Mark Padmore (Dante), Marianna Tarasova (Amor) der Jugendförderung verbindet die EuropaChorA- ern moderne Hochschulinstitutionen für Philosophie und Joan Rodgers (Secret Woman) bestritten. Diese kademie nun seit Jahresbeginn 2009 mit dem re- und Theologie, für Sozialberufe und für Umweltbil- beiden Aufführungen unter Jurowski wurden zwar nommierten „Zentrum für Umwelt und Kultur“ im dung beherbergt. Das Konzept der EuropaChorA- mit einer eigenen Auftritts-Choreographie gestaltet, Kloster Benediktbeuern (www.zuk-bb.de). kademie fügt sich in die Benediktbeurer Grundidee erfolgten aber ansonsten konzertant. Prof. Daus der verantwortlichen Bildung exakt ein. verweist darauf, dass später auch eine szenische So veranstaltet die ECA seit 2007 einmal im Jahr die Aufführung mit der ECA in New York möglich wäre „Vocale“, ein außergewöhnlich konzipiertes Chor- Die „Vocale“ verbindet Konzerte mit offenen Work- – eventuell in einer Inszenierung des Deutschland- Kultur-Festival mit Meisterkursen, offenen Proben, shops, mit Lesungen, interdisziplinären Vorträgen, erprobten Kultregisseurs Robert Wilson. Workshops und interdisziplinären Akademien. Hö- mit Aktionstagen für Schulklassen und mit Angebo- hepunkt jeder „Vocale“ ist ein großes chorsinfoni- ten zur Lehrerfortbildung. Vom 11. bis zum 17. Ok- Organisatorisch ist die EuropaChorAkademie eine sches Konzert. Seit 2008 ist die „Vocale“ in Bene- tober lädt die Akademiewoche ins Kloster Benedikt- Einrichtung der Universität Mainz und der Hoch- diktbeuern beheimatet. beuern. Mit Mendelssohns „Elias“ steht eines der schule Bremen – hier verbunden mit der zentralen interessantesten Oratorien der Romantik im Mittel- Uni-Einrichtung des „Collegium musicum“, dort mit Das Konzept der punkt der Veranstaltungen; das Werk wird unter dem „Musikforum“ als musikalischem Studium ge- EuropaChorAkademie fügt sich vielfach wechselnden Blickpunkten erarbeitet. In nerale. Joshard Daus, der seit 1985 am Fachbereich in die Benediktbeurer Grund- der offenen Chorwerkstatt treffen neben Studenten Musik (heute Musikhochschule) der Mainzer Uni idee der verantwortlichen aus Mainz und Bremen auch Aktive aus den Chören eine Professur für Dirigieren innehat und sowohl Bildung exakt ein. des oberbayrischen Umlandes auf die ECA-Profi s. das „Collegium musicum“ als auch das Bremer „Musikforum“ leitet, hat die ECA 1997 gegründet Eine Kooperation mit besonderem Hintergrund: Die An den Abenden stellen Vorträge Mendelssohns und leitet den Ausnahme-Chor seitdem. Ziel ist die Wiege aller künstlerischen Vokalmusik in Europa ist Oratorium in einen größeren Zusammenhang und Pfl ege der europäischen Chormusik: die Vermitt- das Kloster. Durch die Benediktiner seit dem Jahr beleuchten musikwissenschaftliche, theologische lung und Verbreitung von Chorkultur – sowohl in 529 im Herzstück des Christentums verankert, liegt und kulturgeschichtliche Aspekte. Beteiligt sind groß besetzter sinfonischer Chormusik als auch in in den Klöstern nicht nur der Ursprung des altüber- dabei unter anderem die Mainzer Professoren A cappella-Gesang. In den Aktivitäten verbinden lieferten Choralgesangs, sondern auch über lange Jürgen Blume (Musiktheorie), Ludwig Striegel (Mu- sich internationale Konzertprojekte auf professio- Jahrhunderte der eigentliche Ort des Wissens, der sikpädagogik) und Jürgen W. Falter (Politologie / nellem Niveau mit akademisch-pädagogischen Lehre und der Bildung. Dem Ideal der Jugendarbeit Moderation einer Podiumsdiskussion mit Michael Bildungskonzepten – von Schülerworkshops und und der Bildungsförderung hat sich in besonderem Wolffsohn). Hinzu tritt eine Lesung von Hermann Lehrerweiterbildungen bis hin zu Meisterkursen zur Maße der Orden der Salesianer Don Boscos ver- Beil, Schauspieler und Chefdramaturg im Berliner expliziten Exzellenzförderung. schrieben. Was liegt also näher, als die EuropaCho- Ensemble, langjähriger Weggefährte von Claus rAkademie nach Benediktbeuern zu bringen: in ein Peymann und Thomas Bernhard (Freitag, 16. 10.: Im Chor singen junge Musikprofi s – Studenten, 739 von Bonifatius geweihtes Benediktinerkloster, Thomas Bernhards „Beton“). Am Sonntag, dem 18. Absolventen und Dozenten – aus 15 verschie- eines der ältesten und bedeutendsten nördlich der Oktober, bildet dann die Aufführung des „Elias“ denen Nationen zusammen. In den Festival- und Alpen, in dessen Bibliothek 1803 auch die Hand- unter Leitung von Joshard Daus in der Basilika von Seminarprojekten steht das interdiszi- schrift der berühmten „Carmina burana“, der Bene- Benediktbeuern den festlichen Schlusspunkt der plinäre Arbeiten im Vordergrund. diktbeurer Gesänge, gefunden wurde; in ein Klos- „Vocale Benediktbeuern“. Frank WITTMER ■ Ein spezielles Konzept der ter, das seit 1930 von den Salesianern geführt wird fächerübergreifenden pä- und das unter deren Obhut in altehrwürdigen Mau- Information: www.europachorakademie.de dagogischen Arbeit und Kultur auf dem Campus Die Seele eines Raums

Dem guten Ton verpfl ichtet: Orgelbauer Martin Parzer und Markus Zoitl (v.l.) Fotos: Ulrike Brandenburg Ulrike Fotos:

Musikhochschule erhält Rieger- der Wand aber lehnen silberne Orgelpfeifen. Denn Orgeln – zu allen Zeiten bildete ihre Klangvielfalt gerade zieht die Königin aller Instrumente in ihr Stu- den Höreindruck der Ensemblemusik der jeweiligen Orgel Denn das Glück höret nimmer dio an der Mainzer Musikhochschule ein. Dabei ist Epoche ab. In der Renaissance imitiert die Orgel die auf: Nachdem die Mainzer Musikhoch- dieser Star von zurückhaltender Präsenz: Ein kleiner Blasinstrumente Zink und Schalmei, Rankett und Spieltisch und darüber aufgetürmt hellgrüne La- Krummhorn – man denke hier an heutige Klarinet- schule unlängst ihren hervorragend mellen, das ist der spontane Gesamt-Eindruck von ten von allerdings herberer Klangfarbe. In der Ba- ausgestatteten Zweifl ügelbau beziehen der neuen Rieger-Orgel, an welche die Orgelbauer rockzeit machen neue Register, sprich Pfeifengrup- Markus Zoitl und Martin Parzer gerade letzte Hand pen, hochtonige Soli möglich. Im 19. Jahrhundert konnte, dürfen sich Studierende und anlegen. werden dann ganze Sinfonieorchester akustisch in Lehrende schon auf das nächste Groß- die Kirchen geholt. Sachlich – und eigentlich viel zu bescheiden - erläu- ereignis freuen: Im kommenden Jahr tert das Team seine Arbeit. Dabei verkörpert bereits Orgeln – zu allen Zeiten bilde- werden zwei neue Orgeln eingeweiht. der Außeneindruck des Prospektes – der Orgelfas- te ihre Klangvielfalt den Hör- sade also – eine Riegersche Besonderheit. Die aus eindruck der Ensemblemusik Während der Neubau der großen mattiertem Glas gefertigten Jalousien der Frontan- der jeweiligen Epoche ab. Konzertorgel in Luzern begonnen hat, sicht – der so genannte Schwellkasten – werden normalerweise aus Holz gefertigt, das Unternehmen Ab dem Mittelalter können die Klangbilder also re- konnte das kleinere Lehr-Instrument Rieger verwendet in seinen weltweit erfolgreichen konstruiert werden. Doch ist zu diesem Zeitpunkt der Vorarlberger Werkstätte Rieger Projekten abweichende, differenziert auf den Klang die Orgel bereits 1.500 Jahre alt. Wie ein jegliches abgestimmte und zugleich ästhetisch komplexe Ma- Kulturgut des Abendlandes ist auch die Orgel eine aktuell in Mainz eingebaut werden. terialien. Die Außenmontage der Schwellklappen ist Erfi ndung der griechischen Antike. Der Vorläufer eine moderne Erfi ndung, die Funktion der beweg- unseres heutigen Instrumentes entstand im drit- lichen Lamellen seit der Romantik unverändert: ten vorchristlichen Jahrhundert in Alexandrien. Der Im Raum herrscht das geordnete Durcheinander Durch das Schließen der Klappen kann der Klang Name der Spielvorrichtung ist vertraut: „Hydraulis“ eines Handwerksbetriebes. Auf dem Tisch thront stufenlos gedämpft werden, es entsteht ein der dy- – da der Winddruck in den bronzenen Spielpfeifen ein Werkzeugkoffer, am Fenster haften Pläne; an namischen Orchesterwirkung ähnlicher Effekt. durch Wasser erzeugt wurde.

[JOGU] 208/2009 26 Kultur auf dem Campus

Der Herz der Orgel: Wie das wohl klang? Vielleicht wie Blick in den Pfeifenraum ein Flötenduett mit dem Meer – rau- schend, getragen, atonal, suggestiv. Über die Römer gelangte das nun vermittels eines Blasebalges Luft- betriebene Pfeifenwerk nach Byzanz Planungsphase die Größen, sprich – um den kaiserlichen Zeremonien Mensuren der einzelnen Pfeifen akustisches Gewicht zu verleihen. festgelegt. Doch nun geht es um Im neunten Jahrhundert kommt die die Feinabstimmung. Orgel schließlich nach Westeuropa und in die Kirche. Zunächst in die Immer wieder spielt Zoitl be- Aachener Pfalzkapelle, in der Folge stimmte Register an; Martin Par- wird die Orgel zum bischöfl ichen zer klettert daraufhin ins Innere Statussymbol, ab der Gotik zur Trägerin der christ- ein bestimmter Klangbereich zugeordnet. Mit der der Orgel und baut die beanstandete Pfeife aus; lichen Liturgie. Allerdings wäre es falsch, sich einen ersten Tastenreihe kommt das Hauptwerk, kommen eine Möglichkeit, den Ton zu verändern, besteht Organisten in der Tracht der Minnesänger vorzustel- Principal, Bourdon (= aufgrund des Hummelartigen darin, den Kern höher zu setzen – Orgelpfeifen len, der virtuos eine oder mehrere Spieltastaturen Surrens) und Octave zum Klingen. Das zweite Ma- funktionieren nach dem Blockfl ötenprinzip, mehr- – eben die so genannten Manuale – bedient. Bis nual fügt unter anderem Flöte und Nazard (von heitlich werden Labialpfeifen verwendet. Durch zum Spätmittelalter werden statt ihrer so genannte französisch „nasarder“ = „näseln“) hinzu, mit Anblasen eines Labiums entstehen so genann- Schleifen verwendet, mit der ganzen Hand zu zie- dem dritten Manual nehmen unter anderen Block- te Schneidentöne, durch den Aufprall auf eine hende Holzstücke, welche die Luft-Ventile blockie- fl öte und Oboe am Konzert teil, zudem kann das Schnittkante wird also die Luftsäule im Rohrinne- ren. Schwellwerk bedient werden. Wie üblich, können ren zum Schwingen gebracht. Tiefe und gedämpfte verschiedene Register aber auch auf einem Manual Klänge gehen von so genannten gedackten Die neue Orgel ist auch ein gekoppelt werden. Sieben Varianten bietet hier die (= gedeckten, also oben verschlossenen) Pfeifen olfaktorisches Erlebnis: Von Mainzer Riegerorgel an – und außerdem ein elek- aus. Die erste gedackte Stimme übrigens war der dem verwendeten feinjährigen tronisches Setzersystem, das zehn Benutzer mit je 1508 verwendete Bourdon. Fichtenholz geht ein betören- 1.000 Kombinationen zulässt. der Duft aus. Die Intonation eines Registers nimmt einen ganzen Die Zeiten, in denen der Organist im Spiel innehal- Tag in Anspruch. Für die Mainzer Lehrorgel hat das Die Anforderungen der Musikgeschichte, die heuti- ten musste, um per Hand die Register zu ziehen, das Team zwei Wochen angesetzt – schließlich kommen ge Konzertorgeln zu erfüllen haben, sind also mehr heißt die jeweils gewünschten Ventile der Luftzufuhr ja auch noch die mit dem Pedal erreichbaren Kom- als umfangreich: Mit Ausnahme des antiken Was- – dem so genannten Orgelwind – zu öffnen, sind im binationen Subbass und Cello dazu, und auch hier sereffektes müssen im aktuellen Orgelbau unter- modernen Orgelbau denn doch vorbei – auch wenn muss eine gleichmäßige Lautstärke erreicht werden, schiedliche historische Klangbilder vereint werden. im Instrument, so Zoitl, so viel Mechanik wie mög- auch dürfen die Pfeifen beim „Ansprechen“ nicht Die neue Mainzer Lehrorgel erfüllt diese Ansprüche. lich zum Einsatz kommt. „spucken“. Doch vor die Detailerläuterungen hat Markus Zoitl den Kniefall gesetzt – und ohne einen solchen kann Tiefe und gedämpfte Klänge Ein Geduldsspiel also. „Ja“, sagt Zoitl, „aber die sich auch niemand hineinbegeben in das Werk, den gehen von so genannten ge- Orgel ist die Seele eines Raumes, einer Kirche. Und Pfeifenraum also und damit das Herz der Orgel. dackten Pfeifen aus. wenn man weiß, so klingt sie, das ist der Seelenton dieses Bauwerkes – also das ist ein tolles Gefühl, Vornan der Blasebalg, mit Steinen beschwert. Er Wie zum Beweis lässt der Orgelbauer jetzt volle wenn man mit der Arbeit zu Ende ist und heraus- ist motorbetrieben, und einige der wenigen Ver- Harmonien, einige Läufe und Akkordbrechungen geht.“ Ulrike BRANDENBURG ■ beugungen der Orgelbauer vor der Moderne. Dann ertönen. Die angespielte Toccata wirkt wie ein folgen, auf so genannten Windladen stehend, die Konzertauftakt – zumal diese freie, Improvisatio- Information: Die Rieger-Orgel wird zusammen Register, metallen und aus Birnenholz, in drei hin- nen erlaubende Musikform, bereits in der Zeit der mit dem neuen Orgelgroßbau, der Goll-Orgel, im tereinander gestaffelten Pfeifen-Formationen. Die Renaissance zum Inbegriff der Orgelmusik wurde kommenden Jahr eingeweiht. Aus diesem Anlass neue Orgel ist auch ein olfaktorisches Erlebnis: Von und noch Mitte des 19. Jahrhunderts das berühmte fi ndet im September 2010 an der Mainzer Musik- dem verwendeten feinjährigen Fichtenholz geht ein Evergreen aus Charles-Marie Widors fünfter Orgel- hochschule ein internationaler Orgelwettbewerb betörender Duft aus. sinfonie bildete. Weil Toccaten (von italienisch „toc- statt. In das Programm dieses Interpretations- care“ = „betasten“) das gesamte Klangvermögen wettbewerbes soll ein kammermusikalisches Werk Zurück im Studio-Raum, setzt Zoitl sich, erläuternd, einer Orgel hörbar machen, dienen sie aber auch für Orgel und Bläser integriert werden. Hierfür an den aus Eichenholz gefertigten Spieltisch, der der Intonation und damit der eigentlichen Aufgabe schreibt die Hochschule für Musik einen Kompo- drei Manuale trägt – deren dunkle Spieltasten dieses und der folgenden Tage. sitionswettbewerb aus. Einsendeschluss ist der übrigens aus Grenadilleholz und deren helle aus 31. Dezember 2009. Nähere Informationen unter Rinderknochen gefertigt sind. Jedem Manual ist Selbstverständlich hat der Intonateur bereits in der http://www.musik.uni-mainz.de/1832_DEU_HTML. php

27 [JOGU] 208/2009 Kultur auf dem Campus Unternehmen Luftschloss: Altes Gebäude – neue Ideen

Luftschloss Brandenburg Ulrike Fotos: Begegnung mit der Utopie Wenige Institutionen erneuern sich im Jahresrhythmus. Die Mainzer Akade- mie aber verfügt über eben dieses innovative Potential. Während des

traditionellen viertägigen Rundganges lade gegossen; essbar sind jene Gebäude-Kuchen tig ein Ausstellungsraum, als Aushängeschild der visualisieren aktuelle Arbeiten von nicht, doch stellt diese Umsetzung der Ist-Situ- stadtnah und museumsnah gelegenen Akademie. Studierenden aus Mainz das Leis- ation die Frage nach der Genießbarkeit des Jetzt. „…wenn man sie denn fände“… formuliert Prof. Pünktlich mit dem Ablauf des akademischen Vier- Thomas Schmidt – und zeigt seine Dokumentation tungsspektrum der Mainzer Kunst- tels spült ein Schwung Studierender in die Cafete- der Zufahrtswege, eine Odyssee durchs Stadtbild hochschule – der einzigen in Rhein- ria, mit ihnen sind die verantwortlichen Projektleiter. von Mainz, Gelächter allenthalben. Dann wieder land-Pfalz. In diesem Jahr konnte Peter Lieser begibt sich zu den an der Ziegelmau- ernste Gesichter. Nicht nur neuer Arbeitsraum, er befestigten Grundrissen, erläutert Gegenwart neuer Präsentationsraum tut not. Eine neue ästhe- zudem ein langfristig angelegtes Pro- und Zukunft. Welche Räume gibt es, welche Ver- tische Struktur muss her, darin sind sich alle Stu- jekt vorgestellt werden. Aus der Taufe änderungen könnten das Haus an die Bedürfnis- dierenden einig. Dass sie auch in der Lage sind, im gehoben wurde das Unternehmen se der Studierenden und Lehrenden anpassen? kommenden Sommersemester an ihrem Luftschloss Das Akademiegebäude am Taubertsberg ist ein zu bauen, beweisen die gelungenen Werkpräsen- Luftschloss, ein bildnerisches Nach- architektonisches Denkmal, ist wertiges Dokument tationen des diesjährigen Akademierundganges. denken in eigener Sache: Weil das des späten Bauhausstiles, fertig gestellt 1972 als Akademiegebäude aus allen Nähten Neubau des Staatlichen Hochschulinstitutes für Hochkarätiges auf engem Raum fi ndet man wäh- Kunst- und Werkerziehung. rend eines Rundgangs durch die Räume des platzt, soll studentische Kreativität die Schachtelbaus. Tatsächlich hat das Akademiege- zukünftige Gestalt erstehen lassen. „Niemand kann ihnen über die bäude etwas von einer Biberburg, um ein freilich Schulter gucken, für beide Sei- auf Venedig gemünztes Goethewort zu nutzen. Treffpunkt Cafeteria. Am Tag zwei des Rundganges ten wird so eine Identifikation In der Aula – die zugleich den einzigen Raum von hat die Mainzer Kunsthochschule zur Begegnung mit mit dem Haus schwierig.“ ausstellungsgerechter Höhe belegt – sind die Arbei- der Utopie eingeladen. Vorgestellt werden soll „Das ten der im zweiten Semester in der Basisklasse stu- Luftschloss Taubertsberg“, genauer, „eine plastische Der realisierte Entwurf des Architekten Lothar Leo- dierenden Darja Wacker zu sehen. Aus Wachs, Draht Untersuchung zum Entwicklungspotential des Aka- nard spiegelt das seinerzeitige Anliegen, für 180 und Acryl hat sie fi ligrane Skulpturen geformt, die demiegebäudes“, geleitet von den Professoren Pe- vor allem im Bereich des Zeichnens auszubildende ter Lieser (Umweltgestaltung) und Thomas Schmidt Lehramts-Studierende einen geräumigen Schulbau (Leitung der Basisklasse). Das Cafeteria-Radio spielt zu schaffen. Breite Flure und eine Vielzahl kleiner Blues, auf den Tischen behaupten die Osterglocken Räume sollten zugleich den Kommunikationsfl uss und Hyazinthen aus dem aktuellen Angebot eines und die Individualität des Arbeitens gewährleisten. Discounters einen schöpferischen Neustart. In der „Verschenkter Platz“, sagen Studierende und Pro- Tat soll heute die Muse – die echte, die teure – be- fessoren heute. Es fehlen Ausstellungsräume, es schworen werden. Die Studierenden sind eingela- fehlen Werkräume, es fehlen Ateliers für die Leh- den, sich über die Zukunft ihres Akademiegebäudes renden, die derzeit nicht vor Ort arbeiten können, Gedanken zu machen, präziser, für das kommende „niemand kann ihnen über die Schulter gucken, für Sommersemester entsprechende Entwurfsarbeiten beide Seiten wird so eine Identifi kation mit dem einzuplanen. Eine Vorleistung haben sie bereits er- Haus schwierig“, erläutert Nikolaus Thomas, sein bracht. Auf einer Stellage thront ein kubistisch an- Studienschwerpunkt ist die Umweltgestaltung. mutendes Gipsobjekt: Studierende der Basisklasse Anbauen, ausfalten, entfalten lautet denn auch Pe- haben das Haus am Taubertsberg in eine plastische ter Liesers Idee, der Architekt möchte das Gebäude- Form gegossen. Daneben, als spielerischer Refl ex Konzept, jene Summierung einzelner Kuben, sprich möglichen Entwicklungspotentials, das verkleinerte Bauvolumina, als Chance nutzen. Anbauten könnten Modell, vervierfacht und in verschiedene Aggregat- realisiert werden, es könnten die Cafeteria, die Se- zustände übersetzt; in eine Silikonform hat Denise minarräume vergrößert werden, auf dem Parkdeck Preisträgerinnen: Judith Walz (links) und Sabrina Bachfi scher Eis, Puddingmasse, mit Milch und Ge- könnten Schauräume entstehen. Auf der Terrasse, der Geckeis erhielten den ersten Preis des Förderpreises der lantine vermischte Haferfl ocken und weiße Schoko- großzügig bemessenen Zufahrtsrampe dann, künf- Rheinland-Pfalz Bank.

[JOGU] 208/2009 28 Kultur auf dem Campus

ebenso zurückhaltend wie raumgreifend wirken. lerbeste ausgewählt. Nun können sich vier Studie- Expressiver Malerei widmet sich Veronika Wein- rende den mit insgesamt 4.000 Euro ausgestatteten gärtner, die im kommenden Sommer „bunte Ge- „Förderpreis für Bildende Kunst der Rheinland-Pfalz danken“ in das Luftschloss-Projekt einbringen will. Bank“ teilen. Zweit- und drittplaziert die Videofi l- Und weiter geht’s: In allen Verästelungen des Baus, merin Katharina Schlichter und der Maler Heang-Ho in allen leer geräumten Schulräumen messen sich Jung, der erste Preis mit 2.000 Euro geht an Sa- Arbeiten miteinander, zugleich konkurrieren sie mit brina Geckeis und Judith Walz. Beide studieren in den aus Stadtnatur und Industriekultur gewobenen der Klasse von Franka Hörnschemeyer Bildhauerei. Bildern, welche der gerahmte Blick durch die Fens- Und beide setzen sich in ihren gemeinsamen Film- ter präsentiert. Auf der Entdeckungsreise durch das arbeiten mit dem Herstellungsprozess kunstwürdi- Haus sieht man kein einziges Artefakt, das in Kon- ger Artefakte und den entstehenden inhaltlichen zeption und Ausführung nicht stimmig wäre. Konsequenzen auseinander. Bodenfl iesen lieferten die geometrische Vorgabe zur passgenauen Aus- Gemalte Geometrien zeigt Marie-Christine Hamm breitung eines schwarzen Folienquadrates: Eine und Julia Walter präsentiert Porträts. Lenka Svobo- Hommage an Kasimir Malewitsch also, der, auch dová überzeugt mit ihrer im Wortsinn lichterfüllten er ein Utopieverliebter, am Anfang des vergange- Videoarbeit und Christoph Anschütz mit seinen in nen Jahrhunderts das schwarze Quadrat auf wei- aufwändigem Gieß-Verfahren hergestellten Eisen- ßen Malgrund setzte und damit den Anspruch der skulpturen. Auch das Filmprogramm, das sich in die Bildenden Kunst, Philosophie zu sein, nachhaltig Sparten Dokumentarfi lm und Kurzfi lm gliedert, lässt formulierte. Die gefi lmte Performance des Teams einen hohen Standard erkennen, in professioneller Geckeis/Walz erdet, was als Experiment die Kunst- Umsetzung begegnet man der gesamten Band- geschichte der vergangenen hundert Jahre prägte. breite – vom subjektiven Report bis zum satirischen Werbefi lm. Ein gutes Omen? Vermutlich. Immerhin soll es in Kronleuchter aus Wachs und Draht: Zukunft an der Mainzer Akademie auch, aber nicht Daria Walzer präsentiert ihr Werk. Hochkarätiges auf engem nur um ästhetische Visionen gehen. Geplant ist eine Raum findet man während Zusammenarbeit mit Studierenden der Technischen Das Mainzer Luftschloss, es soll nicht nur bunt und eines Rundgangs durch die Universität Darmstadt. Vor zwei Jahren gewann ein geräumig, es soll auch sparsam sein. Und vielleicht Räume des Schachtelbaus Team unter der Leitung von Prof. Manfred Hegger wird ja in der Zukunft Wirklichkeit, was gegenwär- den von insgesamt 20 Universitäten aus aller Welt tig den Status eines akademischen Projektes besitzt Am frühen Abend dann ein kleiner Empfang. Es beschickten Wettbewerb „Solar Decathlon“ in Wa- – an dem viele Studierende mit Freude arbeiten kommt zur Quadratur des Kreises, zur Realisierung shington D.C., und zwar mit der Präsentation eines werden. Dass sie das Potential dazu haben, hat der des eigentlich Unmöglichen: Eine unabhängige Jury optimal multiplen und energieeffi zienten Gebäudes diesjährige Akademierundgang bewiesen. hat aus der Summe der gezeigten Qualität das Al- auf Amerikas National Mall. Ulrike BRANDENBURG ■ Foto: Akademie für Bildende Künste Mainz Foto:

Der Künstler und sein Werk: Christof Anschütz mit seinen Eisenskulpturen Ausstellungsrundgang: Hochkarätiges auf engstem Raum

29 [JOGU] 208/2009 Personen & Positionen Neu an der Uni

Dr. Sabine Einwil- für Innere Medizin, Angiologie und Kardiologie zur Kai Arzheimer über-

ler übernimmt die Oberärztin ernannt und leitet seit dem die Abteilung privat Foto: nimmt die Professur WW2-Professur für für Angiologie. Im selben Jahr habilitierte sich Espi- im Bereich Methoden Unternehmenskom- nola-Klein mit einer Arbeit zum Thema „Pathoge- der empirischen Fotos: Peter Pulkowski Peter Fotos: munikation/Public netische und prognostische Aspekte der Atheroskle- Politikforschung am Relations rose in verschiedenen Gefäßregionen“. Im Rahmen Institut für Politik- ihrer Forschungsarbeit beschäftigt sie sich vor allem wwissenschaft Sabine Einwiller, Jahrgang mit den Erscheinungs-, Diagnose- und Therapiefor- 1969, studierte von 1991 men der Artherosklerose. Für ihre Forschungs- und Kai Arzheimer studierte bis 1996 Psychologie an Lehrtätigkeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, vvon 1990 bis 1995 an der Universität Mannheim. Nach dem Diplom arbei- u.a. durch den Lehrpreis Rheinland-Pfalz 2007 und der Universität Mainz Politikwissenschaft, Soziolo- tete sie in der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der den mit 10.000 Euro dotierten Schwarz-Mohnheim gie und Deutsch. Bis zu seiner Promotion im Jahr BASF bevor sie 1999 an die Universität St. Gallen Preis der Deutschen Gesellschaft für Angiologie 2002 zum Thema „Politikverdrossenheit – Be- wechselte, wo sie im Jahr 2003 in Wirtschaftswis- 2008. Im März 2008 lehnte sie den Ruf auf die W2- deutung, Verwendung und empirische Relevanz senschaften zum Thema „Vertrauen durch Reputa- Professur für Angiologie an der Carl Gustav Carus eines politikwissenschaftlichen Begriffes“ („sum- tion im elektronischen Handel“ (summa cum laude) Universität Desden ab. Darüber hinaus ist Christine ma cum laude“) arbeitete er als Lehrbeauftragter promovierte. Während der Zeit in St. Gallen war Espinola-Klein Mitglied in verschiedenen medizini- und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sabine Einwiller wissenschaftliche Mitarbeiterin am schen Fachgesellschaften und als Leiterin und Orga- Politikwissenschaften und für das DFG Forschungs- Institut für Medien und Kommunikationsmanage- nisatorin wissenschaftlicher Kongresse und Fortbil- projekt „Die Conjoint Analyse als Instrument der ment, wo sie zwischen 2002 und 2004 das Center dungsveranstaltungen tätig. ■ Wahlforschung“. Danach war Arzheimer als wis- for Corporate Communication leitete. Darauf fol- senschaftlicher Assistent weiterhin am Institut für gend war sie als Visiting Scholar an der University Politikwissenschaften in Mainz tätig, wo er sich im of Southern California und der Columbia University Dr. Ernst Althaus ist Jahr 2006 zum Thema „Die Wähler der Extremen Business School in den USA tätig und wurde 2005 neuer W2-Professor Rechten in Westeuropa, 1980-2002“ habilitierte. Professorin für Kommunikationsmanagement an fürf Theoretische Schon während dieser Zeit übte er Kurzzeit-Do- der Fachhochschule Nordwestschweiz. Daneben Informatik zenturen an den Universitäten Glasgow und Car- übte sie Lehrtätigkeiten an den Universitäten Fri- diff in Großbritannien aus. 2006 wechselte er als bourg, St. Gallen, Basel und Bruchsal aus. Im Jahr Lecturer in German and West European Politics und 2007 habilitierte sich Sabine Einwiller mit dem Sein Informatikstudium DAAD-Fellow an das Department of Government Thema „From stakeholder psychology to effectively begann Ernst Althaus der University of Essex, Großbritannien. Schwer- managing corporate communication“. Für ihre For- im Jahr 1994 an der punkte der Forschungsarbeiten von Kai Arzheimer schungsarbeit mit den Schwerpunkten Reputations- Universität Saarbrücken sind unter anderem die empirische Wahl- und De- management, Wirkung und Widerlegung negativer unddhldi schloss dieses vier iJh Jahre später mit dem Diplom mokratieforschung in nationaler und vergleichender Publizität über Unternehmen und Integrierte Un- ab. In den folgenden zwei Jahren promovierte er mit Perspektive, Rechtsextremismus in Westeuropa so- ternehmenskommunikation wurde Sabine Einwiller der Arbeit „Curve Reconstruction and the Traveling wie politikwissenschaftliche Methoden. Arzheimer mehrfach ausgezeichnet. ■ Salesman Problem“ und arbeite danach bis Mitte ist aktives Mitglied deutscher und internationaler 2001 als „Postdoc“ am Max-Planck-Institut für Fachgesellschaften. U.a. ist er seit 2005 geschäfts- Informatik (MPII). Noch im selben Jahr führte ihn führender Sprecher des Arbeitskreises Wahlen und Die W2-Professur für ein Forschungsaufenthalt an das International Politische Einstellungen in der Deutschen Gesell- Innere Medizin mit Computer Science Institute in Berkeley in den USA. schaft für Politische Wissenschaft und organisiert im dem Schwerpunkt 2002 kehrte Althaus wieder nach Deutschland Herbst diesen Jahres für die 5th General Conference AAngiologie über- und an das MPII zurück und wechselte daraufhin des Europea Consortium for Political Research eine nimmt Dr. med. Chri- als Leiter einer Forschungsgruppe mit dem Sektion zum Thema „Perspectives on the Radical stine Espinola-Klein Thema „Optimization in Bioinformatics“ an das Right“. Über seine Forschungs- und Lehrtätigkeit Laboratoire lorrain de recherche en informatique hinaus ist Kai Arzheimer als Gutachter für ver- Christine Espinola-Klein et ses applications (LORIA) in Nancy. Bereits ab schiedene internationale Förderorganisationen und studierte von 1988 bis Oktober 2005 bis März 2007 lehrte Althaus an der Fachzeitschriften tätig, darunter das British Journal 1994 an der Universität Johannes Gutenberg-Universität und kehrte danach of Political Science, Comparative Political Studies, des Saarlandes Humanmedizin gefördert, durch ein zurück an das MPII. Seine Forschungsschwerpunkte European Journal of Political Research und das Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung. Nach der sind unter anderem kombinatorische Optimierung, Journal of Politics. ■ Promotion mit dem Thema „Komplikationen nach Algorithmenentwurf und Bioinformatik. Zudem Koronarangiographie und Ballondilatation“ nahm spielt Ernst Althaus Klavier in der Jazzband Bongo‘s Espinola-Klein Ihre ärztliche Tätigkeit an der II. Me- Bigband. ■ dizinischen Klinik und Poliklinik der Johannes Gu- tenberg-Universität auf. 2003 wurde die Fachärztin

[JOGU] 208/2009 30 Personen & Positionen

Dr. Thomas Bräu- an das Physikstudium begann Büscher gefördert des DFG-Schwerpunktprogrammes „Radikale in der ninger übernimmt durch ein Stipendium seine Promotion. Er arbeitete enzymatischen Katalyse“. Bis 2001 arbeitete Dai- W 2-Professur am und forschte bis 1998 am Max-Planck-Institut für ber als wissenschaftlicher Angestellter am Fachbe- Institut für Politik- Physik in München und promovierte im selben Jahr reich Medizinische Chemie der Universität Konstanz wissenschaftenw in Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität und wechselte danach an das Universitätsklinikum München. Die folgenden zwei Jahre war Büscher Eppendorf. Dort war er als Wissenschaftlicher An- ThomasT Bräuninger stu- als Feodor-Lynen-Fellow an der University of gestellter in der Abteilung Kardiologie tätig und er- dierte von 1991 bis 1997 Rochester in den USA tätig und arbeitete danach arbeitete klinische Studien u.a. über ACE-Hemmer, Politikwissenschaft, Ma- als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität β-Blocker und Diabetes und Kardiomyopathie. Seit thematikt und Wissen- Mainz und als wissenschaftlicher Assistent an der 2004 war Daiber wissenschaftlicher Angestellter schaftslehre an der Universität Mannheim. Nach Ab- Universität Freiburg. In Freiburg habilitierte er sich in der II. Medizinischen Klink des Klinikums der Jo- schluss des Studiums war er als wissenschaftlicher im Jahr 2003 und übernahm eine Lehrtätigkeit hannes Gutenberg-Universität und Scenior Scientist Angestellter am Mannheimer Zentrum für Europä- als Hochschuldozent. Ab 2007 war Volker Büscher im Labor für Molekulare Kardiologie. Im Jahr 2006 ische Sozialforschung tätig. Danach wechselte er, Professor für Experimentalphysik an der Universität habilitierte er sich im Fach Molekulare Medizin zu ebenfalls als wissenschaftlicher Angestellter, an den Bonn. ■ dem Thema „Charakterisierung der Wechselwirkun- Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaf- gen von Stickstoffmonoxid und Superoxidanionen ten der Universität Konstanz. Seine Promotion in anhand von enzymatischen Modellsystemen und Politikwissenschaften an der Fakultät für Sozialwis- Dr. Andreas Daiber eines Tiermodells der in vivo Nitrattoleranz“. Für

senschaften der Universität Mannheim schloss er im privat Foto: übernimmt die seine Forschungsarbeit erhielt Andreas Daiber den Jahr 2000 ab (summa cum laude). Gefördert durch W 2-Professur für „Young Investigator Award 2006“ beim 22. Kar- Forschungsstipendien der Fritz Thyssen-Stiftung und Molekulare Kardio- diologen-/Physiologenworkshop und den Robert- der DFG (Emmy Noether-Stipendiat) war Bräuninger logie Müller-Forschungspreis 2008. Schwerpunkt seiner als Projektleiter und Junior Fellow des Forschungs- Forschung ist unter anderem „Kardiovaskuläre zentrums für den wissenschaftlichen Nachwuchs AndreasA Daiber studier- Komplikationen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, an der Uni Konstanz, als Research associate und tet von 1990 bis 1997 die mit oxidativem Stress assoziiert sind“. Daiber Visiting lecturer an der University of Pittsburgh und Chemie an der Universi- ist aktives Mitglied der American Society for Bioche- als Visiting research fellow am Trinity College Dublin tätt Konstanz. Nach dem mistry and Molecular Biology, der Society for Free tätig. Im Jahr 2006 habilitierte er sich an der Univer- Diplom promovierte er dort an der Mathematisch- Radical Biology and Medicine, der NO Gesellschaft sität Konstanz mit der Schrift: „Interests and Infor- Naturwissenschaftlichen Sektion im Fachbereich der deutschsprachigen Länder, der Deutschen Ge- mation. Papers on the Comparative Analysis of Po- Biologie mit einer Arbeit über „Reactions of Per- sellschaft für Kardiologie und der Mainzer Medizini- litical Institutions“ und übernahm die Co-Direktion oxynitrite with Biomolecules“ und war Mitarbeiter schen Gesellschaft. ■ des Zukunftskollegs der Universität. Seit September 2007 hatte Bräuninger Lehrstuhlvertretungen für Politikwissenschaften an der Universität Mannheim, ab Oktober 2008 an der Universität Mainz inne. Über seine Forschungs- und Lehrtätigkeit hinaus ist Thomas Bräuninger als Gutachter für verschiedene internationale Fachzeitschriften und als Organisator von Fachkonferenzen tätig. ■

Prof. Dr. Volker Büscher übernimmt W 3-Professur für Experimentelle Teilchen-T und AstroteilchenA Physik

Nach dem Abitur begann VolkerV Büscher ein Studium der Physik an der Universität Siegen, das er 1995 mit dem Diplom abschloss. Schon während seiner Studienzeit absolvierte er als Graduate Visiting Student einen einjährigen Auslandsaufenthalt an der University of Oxford in England. Im Anschluss

31 [JOGU] 208/2009 Personen & Positionen Neu an der Uni

Die W 3-Professur für Die W3-Professur für deutschen Staatsrecht“ (summa cum laude). Im An- „Persönlichkeitspsy- Bürgerliches Recht schluss daran wechselte er für ein Jahr an die Uni- chologie und Psycho- und Zivilprozessrecht versity of Cambridge, Großbritannien, wo er eben- logische Diagnostik“ übernimmt Dr. Urs falls Rechtswissenschaften zum LL.M.-Abschluß Fotos: Peter Pulkowski Peter Fotos: im Fachbereich 02 Peter Gruber studierte und Vorstandsmitglied der Cambridge übernimmt Prof. Graduate Law Society war. Nach dem Zweiten Ju- Boris Egloff Urs Peter Gruber, Jahr- ristischen Staatsexamen in Berlin, arbeitete Herr gang 1970, begann sei- Grzeszick als wissenschaftlicher Assistent zunächst Boris Egloff studierte von ne universitäre Laufbahn an der Universität Mannheim, dann an der Univer- 1988 bis 1993 an der 1990 mit dem Studium sität zu Köln. Ende 2001 habilitierte er sich mit der Johannes Gutenberg-Universität als Stipendiat der der Rechtswissenschaften an der Johann Wolfgang Habilitationsschrift: „Rechte und Ansprüche. Eine Studienstiftung des deutschen Volkes Psychologie. Goethe-Universität Frankfurt, der University of Tole- Rekonstruktion des Staatshaftungsrechts aus den Nach dem Diplom wurde er wissenschaftlicher Mit- do (Ohio) in den USA, und an der Johannes Guten- subjektiven öffentlichen Rechten“ und übernahm arbeiter am Psychologischen Institut der Johannes berg-Universität. Nach dem Abschluss absolvierte anschließend Vertretungsprofessuren an den Univer- Gutenberg-Universität, wo er 1997 zum Dr. phil. Gruber sein Referendariat in Hessen und wurde sitäten Erlangen-Nürnberg, Bonn und Münster. Ab promovierte. Unterbrochen von einem Auslandsauf- danach wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl 2003 war Herr Grzeszick Professor für Öffentliches enthalt als „Visiting Scholar“ an der Stanford von Prof. Dr. Klaus Müller an der Universität Mainz. Recht an der Universität Münster und ab dem Som- University im Jahr 1999, arbeitete er bis zu seiner Hier promovierte er im Jahr 1999 und wechselte mersemester 2004 Inhaber des Lehrstuhls für Öf- Habilitation im Jahr 2002 als wissenschaftlicher As- später als wissenschaftlicher Mitarbeiter an den fentliches Recht, Völkerrecht und Rechtsphilosophie sistent, danach als Hochschuldozent, in Mainz. Im Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Internationales und Direktor des Instituts für Rechtsphilosophie und Jahr 2003 wurde ihm der „William-Stern-Preis für Privatrecht und Rechtsvergleichung von Prof. Dr. Allgemeine Staatslehre an der Universität Erlangen- hervorragende innovative Arbeiten auf dem Gebiet Peter Huber. Im Jahr 2002 habilitierte sich Gruber Nürnberg. Seit Wintersemester 2006/07 war Herr der Persönlichkeitspsychologie“ verliehen. 2004 er- und übernahm darauffolgend eine Lehrstuhlvertre- Grzeszick Mitdirektor des Instituts für Anwaltsrecht hielt er einen Ruf von der Universität Leipzig auf tung an der Martin-Luther-Universität Halle-Witten- und Anwaltspraxis sowie Vertreter der Juristischen eine W3-Professur für Persönlichkeitspsychologie berg, wo er ab 2003 als Professor am Lehrstuhl für Fakultät in der Kommission zur Internationalisie- und psychologische Diagnostik, die er ab August Bürgerliches Recht, Zivilprozess- und Insolvenzrecht, rung der Universität Erlangen-Nürnberg. Ab dem 2005 ausübte. 2008 wurde ihm der „Theodor- internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung Sommersemester wird Bernd Grzeszick in Mainz Litt-Preis der Universität Leipzig für besonderes tätig war. Seit September 2007 ist er zudem Richter den Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Internationales Engagement und außergewöhnliche Qualität in der am Oberlandesgericht Naumburg (1. Zivilsenat). In Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie leiten und Lehre“ verliehen. Prof. Egloff betreut mehrere DFG- seiner Forschungsarbeit beschäftigt sich Urs Peter Direktor des Mainzer Medieninstituts sein. Zu sei- Projekte, unter anderem zum Thema „Erfassung Gruber vorwiegend mit dem allgemeinen bürgerli- nen Forschungsschwerpunkten gehören unter an- von Persönlichkeitseigenschaften mit indirekten chen Recht, dem nationalen Verfahrensrecht, dort derem Staats- und Verwaltungsrecht, Medienrecht, Verfahren“. Weitere Inhaltsbereiche seiner Arbeiten bislang vor allem dem Zwangsvollstreckungs- und Europa- und Völkerrecht sowie Rechtstheorie und umfassen die Themen „Emotionsregulation“, „in- Insolvenzrecht, und dem internationalem Privat- Rechtsphilosophie. ■ terpersonale Attraktivität“, „Persönlichkeitsurteile“ und Verfahrensrecht. ■ sowie „Selbstdarstellung und Narzissmus“. Über Lehre und Forschungsarbeit hinaus ist Egloff zudem Dr. Herbert Kalt- als Gutachter für internationale Fachzeitschriften Prof. Dr. Bernd Grzes- hoff übernimmt die und Organisationen tätig, z. B. als Associate Editor zick übernimmt Lehr- W2-ProfessurW für von „Cognition and Emotion“. Einen weiteren Ruf stuhl für Öffentliches Soziologie auf eine W3-Professur an die Universität Jena sowie Recht, Internationa- ein Bleibeangebot der Universität Leipzig lehnte er les Öffentliches Recht Herbert Kalthoff studier- ab, um dem Mainzer Ruf zu folgen. ■ und Rechtsphilo- tet von 1985 bis 1991 sophie Soziologie und Politik- wissenschaftenw an den Bernd Grzeszick studier- Universitäten Hannover tte von 1986 bis 1992 und Bielefeld sowie an der École des Hautes Étu- Rechtswissenschaften mit Vorlesungen in Politik- des en Sciences Sociales in Paris. Nach dem Diplom wissenschaften, Volkswirtschaft und Geschichte an in Sozialwissenschaften arbeitete und forschte Kalt- den Universitäten Bonn, Freiburg und Heidelberg. hoff, gefördert durch ein Promotionstipendium der Nach dem Ersten Juristischen Staatsexamen promo- Hans Böckler Stiftung, an der Fakultät für Soziologie vierte Herr Grzeszick, gefördert durch ein Stipendi- der Universität Bielefeld und promovierte dort 1995 um der Studienstiftung des Deutschen Volkes mit („magna cum laude“). Nach einem Aufenthalt als der Arbeit: „Vom Reich zur Bundesstaatsidee. Zur Visiting Scholar an der Indiana University in Bloo- Herausbildung der Föderalismusidee im modernen mington (USA), arbeitete Kalthoff von 1996-2001

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als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät tung“ wurde mit dem 1. Preis der Südwestbank AG für Kulturwissenschaften der Europa-Universität für herausragende wissenschaftliche Arbeiten aus- Viadrina in Frankfurt (Oder) und war von 2001- gezeichnet. Von April bis September 2000 war Oes- 2003 Forschungsstipendiat der DFG. Nach seiner terle offi zieller Vertreter des Lehrstuhls für Unter- Habilitation im Jahr 2003 an der Europa-Universität nehmensführung, Organisation und Personalwesen Viadrina Frankfurt (Oder) folgte ein Aufenthalt als an der Universität Hohenheim. Im Frühjahr dessel- Visiting Scholar an der London School of Economics ben Jahres erhielt er den Ruf auf den Lehrstuhl für and Political Science (LSE). Von 2004-2006 war er ABWL, insb. Internationales Management an der als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Universität Bremen. Diesen Lehrstuhl hatte Oesterle Soziologie der Universität Konstanz tätig. Gast- von Oktober 2000 bis Oktober 2008 inne. Von Juli professuren und Gastdozenturen führten ihn an die 2003 bis Juli 2005 war er zudem Dekan des Fach- Universitäten Wien und Basel, bevor er 2006 eine bereichs Wirtschaftswissenschaft der Universität befristete Professur für Soziologie an der Zeppelin Bremen. Neben seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit University Friedrichshafen übernahm. In den letzten ist Oesterle seit 2006 einer der beiden Herausgeber zwei Jahren war Kalthoff als Gastwissenschaftler der englischsprachigen Fachzeitschrift „Manage- am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung ment International Review“. ■ in Köln tätig und hatte eine Lehrstuhlvertretung für Soziologie an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg inne. Seine Forschungsschwerpunkte Martin Arnold Lutz sind Finanz- und Bildungssoziologie sowie quali- erhält Honorarpro- tative Forschungsmethoden. In einem von der DFG ffessur an der Hoch- geförderten Forschungsprojekt („Ökonomisches schule für Musik Rechnen“) erforscht er mit seinen Mitarbeitern die Entwicklung fi nanzmathematischer Formeln und Seine künstlerische Lauf- ihre Verwendung auf den Finanzmärkten. Neben bahn begann Martin der Forschungs- und Lehrtätigkeit ist er zudem Lutz mit einem Studium als Herausgeber und Übersetzer einer Vielzahl von der Kirchenmusik an der wissenschaftlichen Publikationen tätig und war Musikhochschule Heidel- Vorstandsmitglied und Sprecher der Sektion Me- berg, das er 1975 mit einem Diplom-A-Examen ab- thoden der qualitativen Sozialforschung der Deut- schloss. Ebenfalls in diesem Jahr gründete Lutz die schen Gesellschaft für Soziologie (2002-2008). ■ Wiesbadener Bachwochen und ist seither als deren Künstlerischer Leiter tätig. Seit 1972 ist er Kantor in Wiesbaden und Leiter der Schiersteiner Kantorei. Seine wissenschaftliche Laufbahn begann Lutz dann Dr. Michael-Jörg 1976 mit dem Studium der Musikwissenschaft an Oesterle ist neuer der Johannes Gutenberg-Universität. Nach Beendi- Lehrstuhlinhaber für gung des Studiums arbeitete er als Propsteikantor Betriebswirtschafts- für die Propstei Südnassau und hatte einen Lehr- lehre, insb. Organi- auftrag am Musikwissenschaftlichen Institut der sation, Personal und Uni Mainz. 1985 war Lutz Leiter des Collegium Unternehmensfüh- musicum der Universität Heidelberg im Festjahr des rung 600-jährigen Universitätsbestehens. Ab 1996 war er Dozent für Orchesterleitung an der Musikhoch- schule Frankfurt und wechselte danach wieder an Michael-Jörg Oesterle studierte von 1980 bis Ende die Universität Mainz, wo er an der Hochschule für 1985 Wirtschaftswissenschaften an der Universität Musik einen Lehrauftrag für Oratorium, Orchester- Hohenheim, Stuttgart, und wurde im Jahre 1992 an leitung und Orchesterdirigieren übernahm. Martin dieser Universität mit einer Arbeit über „Die Hand- Lutz wirkt als Cembalist und Organist bei zahlrei- habung von Koordinationsproblemen bei Ost-West- chen Konzerten, weltweit als Dirigent von Chören Joint Ventures“ zum Dr. oec. promoviert (summa und Orchestern und spielte Hörfunk-, Fernseh- und cum laude). Danach arbeitete Oesterle als wissen- Tonträgeraufnahmen ein. Zudem edierte er zahlrei- schaftlicher Assistent und habilitierte sich 1999 an che Musikwerke berühmter Komponisten, darunter der Universität Hohenheim. Seine Habilitations- Bach und Händel und wirkte bei der Konzeption von schrift „Entwicklungsrelevante Formen und Folgen Ausstellungen unter anderem zu Bachs Spät- von Führungswechseln in der Unternehmenslei- werk mit. ■

33 [JOGU] 208/2009 Kurz & Bündig Veranstaltungstipp ImageAccess macht Forum der Bildarchiv zugänglich Begegnung „Interkulturelles Fest“ am Bilddatenbank der Öffentlichkeitsarbeit steht nun allen Mitarbei- 25. Juni im Foyer des ReWi- tern zur Verfügung Bisher stand die Bilddatenbank ImageAccess nur Gebäude, ab 15 Uhr einzelnen Instituten zur Verfügung. Die Universitätsleitung macht nun das Bildarchiv der Öffentlichkeitsarbeit (ÖA) allen Mitarbeitern der Johannes Mischung aus internationalem Event, Party und Information: Präsentationen von Nationen verschie- Gutenberg-Universität zugänglich. dener Kontinente, Musik, Speisen, Getränke, Tom- bola, Moderation vom SWR. Für Besucher freier Die Multimedia-Datenbank ImageAccess wird bereits seit 2004 als uniweites Angebot des Zentrums Eintritt! für Datenverarbeitung (ZDV) verwendet, mit der Institute und Projekte komfortabel ihre Bild- und Mul- Wer aktiv mitmachen möchte, insbesondere timediadaten für Forschung, Lehre, e-Learning und die Dokumentation von Veranstaltungen verwalten internationale Studenten, bitte gleich melden unter können. Das Angebot geht zurück auf eine Initiative des Instituts für Kunstgeschichte, das 2002 zur [email protected] oder 06131 392 269 14! Etablierung einer interdisziplinären Arbeitsgruppe Bilddatenbank durch die Hochschulleitung führte. Fotos vom letzten Jahr: In Kooperation zwischen Hersteller und ZDV wurden parallel weitere Anpassungen an die Bedürfnisse http://www.zis.uni-mainz.de/636.php der Nutzer vorgenommen. Derzeit werden in ImageAccess insgesamt über 150.000 Datensätze für Veranstalter: Zentrum für Interkulturelle Studien / Forschung und Lehre gespeichert. ZIS in Kooperation mit AIESEC, AEGEE, SIS, Tom-Tu- toren, ASTA, Erasmus-Büro WiWi. ■ Über den personalisierten ZDV-Account können alle Mitarbeiter der Universität Mainz jetzt auf das mehr als 8.000 Bilder umfassende Archiv des Bereichs Öffentlichkeitsarbeit zugreifen. Das Archiv wird ständig mit aktuellen Aufnahmen erweitert. Die Datenbank der Öffentlichkeitsarbeit umfasst Abbil- dungen und Fotos der meisten Einrichtungen der Universität, Außen- und Gebäudeaufnahmen, For- schungs- und Lehrsituationen, Aufnahmen von Veranstaltungen und Events sowie Pressefotos. Auf gesonderte Nachfrage können auch Personenporträts einzelner Mitarbeiter zur Verfügung gestellt wer- den, beispielsweise zur Weiterverwendung für Pressezwecke.

Beim Großteil der Bilder liegt das Copyright bei der Universität Mainz, so dass für nichtkommerzielle Zwecke bei Nennung des Fotografen frei über die Bilder verfügt werden kann. In den Fällen, in denen Gestaltung: Thomas Design, Freiburg die Urheberrechte nicht bei der Universität Mainz liegen, muss die Bilderverwendung mit dem je- Vertrieb: Öffentlichkeitsarbeit weiligen Copyright-Inhaber abgesprochen werden, gegebenenfalls fällt eine Nutzungsgebühr an. Die Anzeigen: Kontaktdaten fi nden sich entweder direkt im Bildinformationstext im Archiv oder können in der Öffent- Marc Thal lichkeitsarbeit erfragt werden. Sebastian KUMP ■ Campus-Service GmbH crossmediales Hochschulmarketing Neuenhöfer Allee 49-51 Informationen, unter anderem zur Benutzung und zur technischen Umsetzung unter: 50935 Köln http://www.zdv.uni-mainz.de/2913.php Tel.: +49 221 42060911 Fax: +49 221 282736-20 [email protected] www.campus-service.com

Impressum Redaktionsassistenz: Birgitt Maurus, Druck: Sebastian Kump Werbedruck GmbH Horst Schreckhase Postfach 1233 Herausgeber: Kontakt: 34283 Spangenberg Der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Telefon: +49 6131 3922369, 3920593 Telefon +49 56 639494 Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch Telefax: +49 6131 3924139 Telefax +49 56 63939880 E-Mail: [email protected] Leitung Bereich Öffentlichkeitsarbeit: www.schreckhase.de Petra Giegerich Aufl age: 10.000 Exemplare, die Zeitschrift [email protected] erscheint viermal im Jahr Leitung Redaktion: Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt Annette Spohn-Hofmann (V.i.S.d.P.) Redaktionsschluss der JOGU 209, die Meinung des Herausgebers wieder. Für unverlangt Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dr. Ulrike Brandenburg, Ausgabe Juli 2009, ist der 28. Mai 2009 eingesandte Manuskripte oder Bildmaterial wird keine Maria Colombo, Dr. Frank Erdnüß, Sebastian Kump, Frank Gewähr geleistet. Nachdruck nur mit Quellenangabe Wittmer, Peter Pulkowski (Fotos) Titelbild: privat gestattet.

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