Register Mit Einer Einführung: Litera- Turpreise Als Literaturgeschichtlicher Forschungsgegenstand
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Diskussionsbeiträge des SFB 619 »Ritualdynamik« der RuprechtRuprecht----KarlsKarlsKarls----UniversitätUniversität Heidelberg Herausgegeben von Dietrich Harth und Axel Michaels Nr. 12 Juni 2005 LITERATURPREISE Register mit einer Einführung: Litera- turpreise als literaturgeschichtlicher Forschungsgegenstand Burckhard Dücker Verena Neumann INHALT Vorwort 2 Burckhard Dücker: Literaturpreisverleihungen. Von der ritualisierten Ehrung zur Literaturgeschichte 1. Zur Aktualität von Literaturpreisverleihungen 4 2. Literatur und Literaturpreise: Zur Perspektive von Autoren 7 3. Zur Klassifikation von Literaturpreisen 9 4. Zur Inszenierung einer Literaturpreisverleihung 11 5. Zur Gedenkfunktion von Literaturpreisverleihungen 12 6. Literaturpreise als literaturgeschichtlicher Forschungsgegenstand 6.1 Literarische Ehrungen als Basis literaturgeschichtlicher Positionierung 13 6.2 Theorie und Methode 15 6.3 Preisverleihung: Konsensproklamation und Gabentausch 17 6.4 Literaturpreisverleihung und Literaturgeschichte 21 6.4.1 Material 24 6.4.2 Präsenz und Präsentation von Literatur 26 Literatur 31 Verena Neumann / Burckhard Dücker: Übersicht der registrierten Preise 35 Register der Preise 40 Register der Preisträger und ihrer Preise 212 1 Vorwort Die vorliegende Veröffentlichung versteht sich als Handreichung und Anregung für weiterführende Studien und wendet sich mit ihrem Infor- mations- und Methodenangebot auch an Gymnasien, Volkshochschulen und andere Einrichtungen im Bereich von Bildung und Weiterbildung. Entstanden ist sie im Rahmen des Heidelberger Sonderforschungsbe- reichs 619 (www.ritualdynamik.uni-hd.de) und des Teilprojekts C5 Ka- nonbildung durch Ritualisierung: Internationale Literaturpreise. Es geht in diesem Teilprojekt um Möglichkeiten einer ritualwissenschaftlich fundierten Literaturgeschichte und eines entsprechend erweiterten Textbegriffs. Der in der Einführung entworfene Ansatz, das in den Me- dien beinahe täglich vermittelte Informationspotential über literaturbe- zogene Handlungen systematisch zur Kenntnis zu nehmen, womöglich zu sammeln und für den Umgang mit Literatur fruchtbar zu machen, ist auf den verschiedenen Ebenen der Bildungseinrichtungen anwend- bar. Das hiermit vorgelegte Register von Literaturpreisen im deutschspra- chigen Bereich erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Es be- ruht auf autoptischer Materialsammlung und –auswertung, d.h. unsere Informationen stammen aus ausgewählten Presseberichten, von den Homepages der preisverleihenden Institutionen, aus Broschüren und Dokumentationen zu den einzelnen Preisverleihungen sowie aus Ge- sprächen mit Repräsentanten der Institutionen. Zitate, die den einzel- nen Preisprofilen beigegeben sind, stammen aus den Texten der Home- pages und der Broschüren. Auch solche Preise sind aufgenommen worden, die nach einem Autor benannt sind, aber nicht nur für Schrift- steller vorgesehen sind. Weiterhin sind Preise verzeichnet, die nicht nach Schriftstellern benannt sind, die aber häufig an Schriftsteller ver- geben werden. Entscheidend ist die Funktion des jeweiligen Preises für Positionierungen im ›literarischen Feld‹ (Pierre Bourdieu). Das Register ist alphabetisch nach dem Anfangsbuchstaben des Preisnamens angelegt; ist ein Preis mit Vorname und Nachname eines Autors benannt, so erscheint er unter dem Anfangsbuchstaben des Nachnamens, weil die Vornamen häufig nicht geläufig sind und weil ei- ne Reihe von Preisen nur den Nachnamen des Autors trägt. So findet sich der Theodor-W.-Adorno-Preis unter A, der Friedrich-Glauser-Preis unter G usw. Ist ein Preisname aus mehreren Elementen kombiniert, z.B. aus Orts-, Autor- und Gattungsname, dann hat der Autorname Priorität, der Cuxhavener Joachim-Ringelnatz-Preis für Lyrik findet sich entsprechend unter R. Typographisch wird die Suche nach bestimmten Preisen durch Fettdruck des entscheidenden Namenselements erleich- tert. Die Preisprofile sind stets nach dem gleichen Schema mit dem Ziel aufgebaut, möglichst umfassend über den Preis zu informieren. Zum berücksichtigten Informationsspektrum gehören Hinweise auf Namens- 2 patron, Adressatenkreis, Vergabeturnus, Gründung, Funktion, Zu- sammensetzung der Jury und Dotation, die Erwähnung aller Preisträ- ger, Literaturangaben sowie die Mitteilung von Anschriften und Adres- sen. Konnte eine dieser Kategorien nicht bedient werden, wurde sie nicht aufgenommen. Ein Register aller Preise in der Funktion eines In- haltsverzeichnisses erleichtert die Übersicht, ein alphabetisches Regis- ter aller erwähnten Preisträger mit Angabe der erhaltenen Preise und des Verleihungsjahres ermöglicht einen raschen Überblick über die Preise, die ein bestimmter Autor erhalten hat. Ausdrücklich danken wir den preisverleihenden Institutionen und ih- ren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die durch ihre spontane Koope- rationsbereitschaft, sei es bei der Auskunftserteilung, sei es bei der Ver- sorgung mit gedrucktem Material, unsere Recherche erheblich erleichtert haben. Heidelberg im Mai 2005 Burckhard Dücker, Verena Neumann 3 Burckhard Dücker Literaturpreisverleihungen. Von der ritualisierten Ehrung zur Literaturgeschichte 1. Zur Aktualität von Literaturpreisverleihungen Schlägt man an einem beliebigen Wochentag eine regionale oder über- regionale Tageszeitung auf, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, im Feuil- leton oder im Kulturteil mindestens eine Meldung über eine bevorste- hende Literaturpreisverleihung, die Vergabe eines Literaturstipendiums, eine Lesung, womöglich in einem Dichterhaus, die Übernahme einer Poetikdozentur oder eines Stadtschreiberamts zu finden. Auch ausführ- liche Berichte über festliche Verleihungsaufführungen mit Hinweisen auf anwesende Prominente, mit entsprechenden Fotos (z.B. Überrei- chung der Preisinsignien, Porträts des Preisträgers und der Prominen- ten), mit der Dokumentation von Laudatio und Dankrede des geehrten Autors sowie über andere Auftritte von Schriftstellern im Rahmen der erwähnten Auszeichnungen sind nicht selten. In der Regel werden Mel- dungen über den jeweils aktuell gekürten Nobelpreisträger für Literatur (vgl. Dücker/Harth 2005b) oder über einen Büchner-Preisträger (vgl. Ulmer 2005a) sogar auf der ersten Seite der Tageszeitungen platziert. Daran wird deutlich, daß von einer Hierarchie und Konkurrenzsituation zwischen Literaturpreisen in bezug auf die jeweils erreichte mediale »Aufmerksamkeit« (Georg Franck) bzw. – mit Pierre Bourdieu zu reden – auf das kulturelle, soziale und ökonomische Kapital auszugehen ist. Als Geltungsparameter der Preise wirken ihre Tradition, ihr Raumkonzept hinsichtlich Kandidatensuche und Wirkungsabsicht (z.B. regional, nati- onal, weltweit), die Höhe der Dotation, der performative Aufwand einer Verleihungsaufführung, die Geltung der Preisträger, der Quotient öf- fentlicher Aufmerksamkeit. Zugleich zeigen sich Ehrungen als Bedeu- tungs- und Geltungsgeneratoren für Autor und Text, die deren Image mit bestimmen. Insgesamt gehören Nachrichten von kulturellen und literarischen Fördermaßnahmen zu den kulturpolitischen Textsorten, die regelmäßig erscheinen und eine hohe Quantität aufweisen. Sie stel- len damit nicht nur ein umfangreiches, stets aktualisiertes Wissen über Autoren und ihre Werke, Literaturinstitutionen und Veränderungen im Bereich literarischen Schreibens bereit, sondern auch über das öffentli- che Interesse an Literatur. So bilden literaturbezogene bzw. –fundierte rituelle oder ritualisierte Handlungen gleichsam einen ›Rohstoff‹ der Li- teraturgeschichte. Daß statistisch gesehen in jeder Ausgabe der Tagespresse mehrere Meldungen von Literaturpreisen zu finden sein müßten, überrascht an- gesichts der angebotenen Übersichtszahlen keineswegs. Berücksichtigt man allein die Zeit seit dem ersten Kongress (23.11.1970) des Verban- 4 des deutscher Schriftsteller (vgl. Lattmann 1971), zu dessen Auswir- kungen Enqueten, Interviews und Erhebungen zur sozialen Ausstat- tung, Lage und Geltung von Schriftstellern gehören, so ist ein kontinu- ierlicher Anstieg von Fördermaßnahmen festzustellen. Angelika Mechtel, die in ihrer Erhebung über die Lage »alter Schriftsteller« von »etwa 200 literarische[n] Preise[n], Ehrungen etc.« (Mechtel 1972, 17) ausgeht, sieht deren prioritäre Bedeutung für den Autor in der sozialen Funktion der Existenzsicherung 1 und für die preisverleihende Instituti- on in der repräsentativen und werbewirksamen Funktion. »Aber bedeu- tende Literaturpreise, die entsprechend hoch dotiert sind, werden meist nach dem Maßstab der Opportunität vergeben, also nach dem Motto: wie groß ist für uns, die Preisverleiher, die Effektivität, wenn wir diesem oder jenem Autor den Preis zusprechen? Und bisher war keine Effektivi- tät bei der Vergabe eines Preises an einen inzwischen vergessenen Schriftsteller zu erwarten« (Mechtel 1972, 17). Für das Handbuch der Kulturpreise in der Ausgabe von 1978 werden ca. 825 Kulturpreise an- gegeben, für die Auflage von 1985 begegnet die Zahl von ca. 1330 För- dermöglichkeiten und für die vierte Ausgabe (Wiesand 2001) wird von über 3000 Kulturpreisen in Deutschland ausgegangen (www.kultur- preise.de/pi2001.html). Speziell für das literarische Feld sind 519 Ein- träge verzeichnet. Das Goethe Institut nennt für das Jahr 2000 »1331 Einzelvergaben« von Literaturpreisen, »so viele wie in keinem anderen europäischen Land« (www.goethe.de/kug/kue/lit/thm/de37289.htm), wobei Haupt- und Förderpreise usw. gezählt werden. In seiner Festan- sprache zum fünfzigsten Jubiläum 2004 des Bremer Literaturpreises geht Wolfgang Emmerich (www.stadtbibliothek-bremen.de) von 400 Li- teraturpreisen aus, Uwe Wittstock