Nr. 190 - 20. Jahrgang KLARTEXTSozialistische Monatszeitung für Mai 2013 und den Landkreis Rostock Spendenbeitrag 1. Mai in Rostock

KEN, der SPD und der Grünen sowie einem jungen IG-Metall-Mitglied, der seine Erfahrungen mit prekä- rer Beschäftigung in die Debatte einbringen konnte. Angesichts des Themas konnte den meisten Applaus der Zuhörer auf sich ziehen, während (SPD) und Harald Terpe (Grüne) das Erbe der Agenda 2010 nicht abzuschütteln ver- mochten. Dafür sorgten auch die bohrenden Fragen von Genossinnen und Genossen wie u.a. Käthe Mar- tin, Brigitte Schneider und Ralf Malachowski (zwei Mal), die sich eifrig an der Diskussion beteiligten. Bis zum nächsten Jahr auf dem Rostocker Kastanienplatz! „Es ist ein Skandal, wie viele Beschäftigte in Mecklen- burg-Vorpommern mit Niedriglöhnen abgespeist wer- den. Ein flächendeckender gesetzlicher Mindestlohn in Höhe von 10 Euro pro Stunde ist längst überfällig“, erklärte die Landesvorsitzende der LINKEN in Meck- lenburg-Vorpommern, , anlässlich des Tages der Arbeit. Laut einer Anfrage der Fraktion DIE LINKE im bei der Bundesagentur für Arbeit Auch in diesem Jahr ist es gelungen, in Rostock den Tag liegt in Mecklenburg-Vorpommern der Anteil der Voll- der Arbeit in einem breiten überparteilichen Bündnis zeitbeschäftigten, die lediglich einen Lohn unterhalb unter der Schirmherrschaft des DGB zu begehen. Los der Niedriglohnschwelle von 1.802 Euro erhalten, bei ging es mit einer Kundgebung am Werftdreieck, auf 44,9 Prozent. Das sind in Mecklenburg-Vorpommern der die ehemalige stellvertretende ver.di-Vorsitzende 167.898 vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmerinnen und Marget Mönig-Raane ein ausführliches Grundsatzrefe- Arbeitnehmer. In Anbetracht dieser Zahlen fordert rat über die Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft Heidrun Bluhm: „Die Ausbreitung von Niedriglöhnen hielt. Danach setzte sich der Demonstrationszug von muss endlich gestoppt werden. Ein flächendeckender, etwa 400 Personen in Richtung Kastanienplatz in Be- gesetzlicher Mindestlohn nutzt nicht nur den Beschäf- wegung, wo traditionell das Volksfest zum 1. Mai be- tigten. Auch die Steuerzahler würden entlastet.“ In gangen wurde. Ein großes Dankeschön geht wie jedes Mecklenburg-Vorpommern bekommen 24.758 sozial- Jahr an die fleißigen Bäckerinnen, die unseren linken versicherungspflichtig Beschäftigte Hartz IV-Leistun- Kuchenbasar wieder zu einem großen Erfolg machten. gen, weil in der Regel ihr Lohn nicht zum Leben reicht, Politischer Höhepunkt des Festes war eine Diskus- so Bluhm weiter. sionsrunde mit den Bundestagskandidaten der LIN-

Seite 2: Editorial Seite 11 : Osterüberraschung Seite 3: Fritz Tack Seite 12 : Kurt Kaiser In dieser Seite 4-6: Göhren-Lebbin Seite 13 : Hüter des Luftraums Seite 7: Werften Seite 14 : Eurokrise Seite 8: MV kürzt gut Seite 15 : Termine Ausgabe Seite 9: Buchrezension Seite 16 : Erinnerungsbibliothek Seite 10: Post aus der Ukraine Editorial Impressum

Die Spannung steigt, nur vier Monate ihr sehen werdet. sind es noch bis zur Bundestagswahl. Am Vielen Dank an die V. i. S. d. P. Carsten Penzlin 1. Mai konnte sich unser Direktkandidat Autoren! Unter der Steffen Bockhahn schon einmal warm Überschrift „Die Kreisvorstand DIE LINKE. Rostock laufen. Drei Wochen zuvor war in Göhren- Basis spricht KLAR- Geschäftsstelle Rostock Lebbin die Landesliste der LINKEN zur TEXT“ fordern wir Stephanstraße 17 Bundestagswahl aufgestellt, hierzu findet euch zudem auf, uns 18055 Rostock Telefon: 0381-4920010 ihr in dieser Ausgabe des Klartext drei kurze pointierte Mei- Telefax: 0381-4920014 Berichte über die Versammlung. Warum nungen zur Politik im E-Mail: [email protected] drei Berichte? Weil wir euch nicht nur Allgemeinen und zur Internet: www.dielinke-rostock.de eine Sicht anbieten, sondern ganz unter- Politik der Linkspar- Kreisvorstand DIE LINKE. Landkreis schiedliche Blickwinkel aufzeigen wollen. tei im Besonderen Rostock zu schicken. Wir sind Wir berichten darüber hinaus über die gespannt auf Eure Zuschriften! Geschäftsstelle Bad Doberan Mitgliederversammlung der Rosa-Luxem- Marktstraße 1 burg-Stiftung, werfen einen Blick auf die 18209 Bad Doberan Telefon: 038203-62391 Arbeit unserer Abgeordneten und stellen Viel Vergnügen beim Lesen des Klartext Telefax: 038203-62180 die Erinnerungsbibliothek DDR vor. Wie wünschen Euch Carsten Penzlin und die E-Mail: [email protected] so oft findet ihr bei uns auch ein paar An- Redaktion. Internet: regungen für die Lektüre im Gartenstuhl www.die-linke-landkreis-rostock.de. oder Strandkorb. Geschäftsstelle Güstrow Markt 34 Unsere Aktion „Greif zur Feder, Genos- 18263 Güstrow se!“ ist nicht ohne Echo geblieben, wie Telefon: 03843-687311 E-Mail: [email protected]

„100 Prozent sozial“ sagt, dass sich die Redaktion: Menschen auf uns verlassen können. Wir Peter Möller, Peter Hörnig, sind unbestechlich, lassen nicht locker, Dr. Carsten Penzlin, Jörn Schulz, Katharina Schlaack rütteln auf und legen den Finger immer „100 Prozent sozial“ – wieder in die Wunde der vielen kleinen Internet: www.dielinke-rostock.de und großen gesellschaftlichen Ungerech- Entwurf für das LINKE tigkeiten. „100 Prozent sozial“ bedeutet E-Mail: [email protected] auch, dass es mit oberflächlichen Kor- Bundestagswahlprogramm Layout: rekturen nicht getan ist. Neben unseren Carsten Penzlin Liebe Genossinnen und Genossen, Liebe konkreten und kurzfristig umsetzbaren Freundinnen und Freunde, Sofortforderungen zeigen wir immer wie- Stadtdruckerei Weidner der gesellschaftsverändernde Perspekti- Auflage: 1.200 einmütig, ohne Gegenstimmen und mit ven auf. Wir treten gemeinsam mit vielen nur fünf Enthaltungen hat der Parteivor- anderen für eine andere, solidarische Ge- stand den Entwurf für das Bundestags- sellschaft ein. „100 Prozent sozial“ heißt Spendenkonten der LINKEN: wahlprogramm „100 Prozent sozial“ als nicht zuletzt, dass wir unsere Vorschläge Leitantrag an den Dresdner Parteitag be- aktiv und kreativ gegenüber Medien und Bad Doberan: Rostock: im direkten Gespräch vertreten. Wir zei- KNr: 1015583 KNr: 430002084 schlossen. Zahlreiche Hinweise aus vie- BLZ: 13061128 BLZ: 13050000 len hundert Online-Beiträgen, Debatten- gen uns als aktive Partei und treten kon- Raiffeisenbank OSPA-Rostock meldungen auf den Regionalkonferenzen sequent und verlässlich, im Parlament sowie Gesprächen mit Gewerkschaften, und auch außerhalb, für soziale Gerech- Verbänden und sozialen Bewegungen tigkeit und Frieden ein. In diesem Sinne Die Auffassungen in veröffentlichten Le- laden wir Euch mit diesem Leitantrag ein, serbriefen müssen nicht mit denen der sind in die weitere Bearbeitung eingeflos- Redaktion übereinstimmen. Die Redaktion sen. Dafür bedanken wir uns bei allen, die Gedanken des Wahlprogramment- behält sich sinnwahrende Kürzungen vor. die sich an der Diskussion beteiligt ha- wurfs bis zum Dresdner Parteitag ge- Die vollständige Fassung eines gekürzten ben. „100 Prozent sozial“ heißt, dass der meinsam zu diskutieren und zu vertiefen. Beitrages erscheint in der Online-Ausgabe Kampf um soziale Gerechtigkeit unser des KLARTEXT, sofern sie frei von persön- lichen Diffamierungen und Beleidigungen Leitgedanke für den Wahlkampf ist. Wir Mit solidarischen Grüßen, ist. reden nicht nur über Armut und schlech- te Jobs, sondern auch über steigende , Bernd Riexinger und Mat- Energiepreise oder die soziale Selektion thias Höhn Abonnement: durch unser Bildungssystem. „100 Pro- 2,00 € pro Monat zent sozial“ – es geht ums Ganze. (Spende + Versandkosten)

KLARTEXT 05/2013 Seite 2 Fritz Tack beim Arbeitslosenverband in Bad Doberan Bereits national ist es kaum möglich, je- denfalls außerordentlich schwierig, den Weg des Tieres, geschweige denn des Futters, das vom Tier aufgenommen wird, zurückzuverfolgen. International ist alles noch erheblich schwieriger: Transporte, weite Wege. Für die Futtermittel verlangt Fritz Tack, dass auch strafrechtliche Verantwortung erfolgt, wenn verunreinigte oder befallene Futtermittel geliefert werden. Natürlich hat der Empfänger ebenfalls seine Kon- trollpflicht durch Probenahmen zu erfül- len. Dem Ruf nach mehr Gesetzen erteilte er eine Absage. Es gäbe ausreichend Ge- setze zur Lebensmittelsicherheit – aber mangelhafte Kontrolle. Die gesunde Al- ternative sind Hofläden, das Kaufen beim Bauern nebenan – aber das können sich eben die meisten Menschen in unserem Land nicht leisten, dafür sind die Einkom- men zu gering. Also setzt die Marktma- schinerie an – heißt, Angebote im Super- te Aussagen. Und sie wurden nicht ent- markt zu günstigen Preisen. Aber davon Fritz war nicht zum ersten Mal beim Ar- täuscht. Da das Thema von den Teilneh- kann eben keine Familie leben, die ökolo- beitslosenverband, aber zum ersten Mal merinnen gewählt werden durfte – sie gisch Landwirtschaft betreiben möchte. lud er zum Themenfrühstück ein – und es wählten Verbraucherschutz – ging`s mun- So schließt sich der Kreis. blieb auch kein Stuhl leer. In Bad Doberan ter durch den Kennzeichnungs- und Gen- Ich füge mal hinzu – ein kranker Kreislauf, wird in jedem Jahr eine Frauen- und Fami- technik-Komplex. Die große Überschrift wenn der Markt im 21. Jahrhundert nicht lienwoche organisiert, die thematisch sehr hätte lauten können: Wir wollen wissen im Interesse der VerbraucherInnen und abwechslungsreich – Politik, Interkulturel- was wir essen. Und wir wollen sicher sein, auch der Tiere, die ihr kurzes Leben sehr les, Kulinarisches, Beratungsangebote – dass das, was wir essen, uns nicht krank gerne artgerecht erleben würden, regu- gestaltet wird und an der unterschiedliche macht. Fritz führte aus, dass der Skandal liert wird. Nun ja, wir wissen in welchem Akteure wirken. Ein Akteur war Fritz Tack. eigentlich darin bestehe, dass die Kenn- System wir leben – nix regelt sich im Inter- Zunächst mal blieb das Frühstück vor al- zeichnung der Lebensmittel mangelhaft esse von Mensch und Tier, alles regelt sich lem den Teilnehmerinnen vorbehalten; sei. Wenn Tiere mit gentechnisch verän- … man/frau nehme die Marxsche Formel denn Fritz kam just vom Landwirtschafts- derten Futtermitteln versorgt wurden, aus dem 19. Jahrhundert .. stimmt näm- minister aus Schwerin und musste sofort müssten die Produkte, die die Verbraucher lich immer noch... loslegen und auch Rede und Antwort erwerben, entsprechend gekennzeichnet stehen; denn alle erwarteten kompeten- sein. Aber das funktioniert derzeit nicht. Adriane van Loh

Sitzung am 05. April 2013 folgenden ein- notwendigen Schritte mit der Landesge- stimmigen Beschluss: schäftsstelle zu klären und auf den Weg Von Funktion zu bringen. 1. Bis zur Neuwahl des Kreisvorstandes zurückgetreten übernehmen die beiden StellvertreterIn- Peter Hörnig nen, Genossin Gerit Losand-Gärber und Kreisgeschäftsführer Genosse Christoph Küsters, die Führung Mit Wirkung vom 01. April 2013 ist Frank des Kreisverbandes im Sinne eines Kreis- Jegust von seiner Funktion als Vorsitzen- vorsitzenden. der des Kreisverbandes DIE LINKE.Land- 2. Die juristische Vertretung des Kreisver- kreis Rostock zurückgetreten und hat bandes übernimmt während dieser Zeit aus persönlichen Gründen alle Parteiäm- Genosse Christoph Küsters. ter niedergelegt. 3. Der Kreisgeschäftsführer, Genosse Der Kreisvorstand fasste dazu auf seiner Peter Hörnig, wird beauftragt, alle dafür

05/2013 Seite 3 KLARTEXT Neun für Berlin

die Regierungs- zige und Interessen geleitete deutsche beteiligung in Rüstungspolitik brachte unser Rostocker Brandenburg, Bockhahn. Das Luftkissenboot, schon über die Einfüh- vor Jahren geordert, das nie richtig funk- rung eines Studi- tioniert hat und dennoch weiter Geld ver- enzuschusses um schlingt. Gut, dass es Politiker wie Steffen Chancengleich- im Bundestag gibt, die keine Angst vor heit herzustel- lauten Worten und Auseinandersetzungen len und darüber, haben. Wir kämpfen mit Dir, damit das so dass kein bran- bleibt! denburgischer Für mich hielt die „herzigste“ Rede Torsten Polizist in Afgha- Koplin. Sehr typisch, wie er sich schon am nistan ist. Der Anfang mit dem Satz „Ich will in den Bun- rhetorische Ball, destag“ schwer tat. Er erinnerte an den der von Markov alten Kinderreim mit dem Willen und den in Bezug auf die Brillen. Ja, diesen Satz haben wir wirklich Erfahrungschan- sehr verinnerlicht, was es uns in dieser El- cen in Regierung lenbogengesellschaft nicht immer leichter und Opposition macht. Wir müssen uns überwinden zu ins Feld gewor- sagen „Ich will!“ Torsten fand aber starke fen wurde, konn- Argumente für seine Kandidatur. Er brach- te von Dietmar te das gemalte Bild eines Jungen mit, der Kerstin Liebich, Rostocker Kreisvorsitzen- Bartsch gleich aufgefangen werden. Wie- seine Wünsche dargestellt hatte. Frieden, de, hat uns den folgenden Bericht von der der mal mit einer klugen, kämpferischen Zusammenhalt und keine Nazis. Das ist VertreterInnenversammlung in Göhren- Rede überzeugte er die Genossinnen und auch die Welt in der Torsten seine Enkel Lebbin übermittelt: Genossen. Für ihn gibt es drei Alleinstel- aufwachsen lassen möchte. Zum Schluss Tenne Land Fleesensee, das klingt nach lungsmerkmale der LINKEN im Wahl- zitierte er den wunderbaren Song von Rio dörflicher Idylle, Erholung und Wasser. In kampf: 100 % sozial, 100 % Frieden und Reiser vom Traum, der aus ist und von der Tat: Wasser gab es ausreichend. Vor unsere ostdeutsche Kompetenz. Mir hat dem wir dennoch wollen, dass er Wirklich- allem von oben. Petrus machte es den sehr gefallen, dass er damit einen selbst- keit wird. Sehr berührend! Vertreterinnen und Vertretern zur Wahl bewussten Umgang mit unseren Erfahrun- der Landesliste für den Bundestag leicht. gen in Umbruchsituationen meint. Er hat * * * In Strömen kam es von oben, also kein Recht wenn er sagt, dieses Wissen nützt Wetter, um im Garten oder auf dem Bal- uns in allen strukturschwachen Regionen Hier die Wahlergebnisse: kon für Ordnung zu sorgen. Genau das und davon gibt es in Westdeutschland richtige Wetter, um klugen Reden zu lau- auch so einige. Platz 1: Dr. (92,4 %) schen und sich einem Abstimmungsmara- Auf dem dritten Listenplatz erwartete die Platz 2: Heidrun Bluhm (90,7 %) thon zu stellen. Delegierten eine sehr schwere Entschei- Platz 3: Kerstin Kassner (52,8 %) Auffrischen konnte man sein Wissen zum dung. Zwei hervorragende Politikerinnen Platz 4: Steffen Bockhahn (81,9 %) Stand der politischen Debatte bei vielen traten gegeneinander an: Kerstin Kassner Platz 5: Dr. (83 %) Themen: Europa, Bund, Land, Kommune, und Martina Bunge. Beide sind erfahren, Platz 6: Torsten Koplin (89,6 %) Soziales, Hochschule, Frieden, Wirtschaft, haben sich durch schwere Zeiten gebis- Kultur... Erfreulich dabei war, die Partei sen und viel geleistet. Wir können stolz auf Die Plätze 7 bis 9 wurden im Block abge- scheint den Stundenschlag gehört zu die beiden sein und auch dankbar. Mit ei- stimmt. Dabei erhielt Thomas Sarzio 92 haben. Nur selten sinnlose ideologische nem denkbar knappen Vorsprung gewann Stimmen, Horst Krumpen bekam 64 Stim- Scharmützel, häufig inhaltliche Überzeu- Kerstin Kassner (52,8 %). Sie konnte wohl men und Hans-Georg Woest 13 Stimmen. gung und Argumente. die Delegierten mit ihrem kommunalpoli- Das Motto des Tages stand vorn auf der tischen Profil überzeugen, vielleicht war Auf Seite 5 seht ihr die Landesliste Meck- roten Wand: „Mit Herz und Verstand“. es aber auch der Fakt, dass sie ihr den lenburg-Vorpommern zur Bundestagswahl Sehr passend war dieser Spruch zu den nötigen Rückenwind für den Kampf um in persona. Sie kommen über die Zweitst- Genossinnen und Genossen, die ans Red- den Kanzlerinnenwahlkreis mitgeben stimme ins Parlament. nerpult gegangen sind. Da begrüßte uns wollten. Klar ist, das umfangreiche Wis- Der Klartext wünscht sich, dass alle Kan- zum Beispiel der stellvertretende Mini- sen von Martina bei den Themen Pflege, didatinnen und Kandidaten in den Bun- sterpräsident und brandenburgische Fi- Gesundheit und Rente (vor allem Renten- destag kommen. Alle Neune! nanzminister Helmut Markov. Der ist für gerechtigkeit) muss für die neue Fraktion sein leidenschaftliches Wesen bekannt. gesichert werden. Und so wie ich Martina Das kam in seiner Rede zum Vorschein. kenne, wird sie einen Weg finden. Meine Sein Motto: wo ein politischer Wille ist, Hilfe und Unterstützung hat sie jedenfalls. gibt es auch ein Weg. Er berichtete über Das absurdeste Beispiel für eine aberwit-

KLARTEXT 05/2013 Seite 4 Unter dem Titel „Die Wahl zwischen zwei Die Vorstellungen beider Kandidatinnen Listenplatz zu tun und haben wir nicht in Kandidatinnen! oder Wie gut tut uns Göhren- waren nicht weltbewegend, und der den letzten 23 Jahren bewiesen, dass bei Lebbin?“ schildert uns Peter Hörnig, Einstieg, vor allem bei Martina, war solidarischem Handeln wir in der Lage Geschäftsführer des Kreisverbandes eigentlich eine Aufforderung an die sind, das gesamte Land flächendeckend Landkreis Rostock, seine Eindrücke aus Vertreterinnen und Vertreter, ihr „etwas mit Wahlkreisbüros abzusichern? Göhren-Lebbin: Ruhe zu gönnen“. Bei Kerstin ging mir Dietmar Bartsch hat in Vorpommern, die ganze Zeit durch den Kopf, wer sie in in Grimmen, ein Wahlkreisbüro mit der Ich muss zugeben, ich bin mit gemischten ihrem Amt als Beigeordnete im Landkreis Wahlkreismitarbeiterin Wenke Brüdgam- Gefühlen nach Göhren-Lebbin gefahren. Vorpommern/Rügen ersetzen könnte. Pick und sichert damit, in Abstimmung mit Nicht nur, weil unser Kreisverband Wenn wir diese Stelle aufgeben, scheint sie den anderen Bundestagsabgeordneten Landkreis Rostock, damals Bad Doberan, für uns verloren. Schon aus diesem Grund unseres Landes, die Interessen dieser an diesem Ort schon einmal schlechte war ich nicht dafür, Kerstin Kassner auf Region ab. Im Übrigen wird das Argument Erfahrungen sammeln musste. Auch Platz 3 zu setzen. Ihre Argumente, dass sie der Regionalität nur gezogen, wenn man Martina Bunge scheiterte an diesem Ort schon 1990 in der Volkskammer war und selbst betroffen ist, ansonsten wird es schon einmal bei der Wahl zur Ministerin. jetzt ihre kommunalpolitische Kompetenz ignoriert. Die Landesvertreterversammlung garan- in den Bundestag einbringen möchte, ist Martina Bunge konnte die Vertreterinnen tierte schon im Vorfeld spannend zu ein Argument das die Frage erlaubt, was und Vertreter nicht überzeugen. Leider, werden, zumindest ab Platz 3 der Liste. haben denn die Kommunalpolitiker der denn in Vereinen und Verbänden ist sie Vom Landesausschuss war für diesen LINKEN in all den Jahren im Bundestag auf Grund ihrer Kompetenz sehr geachtet. Platz Kerstin Kassner von der Insel Rügen gemacht? Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass und ehemalige Landrätin vorgeschlagen. Von einem Genossen von der Insel wurden sie nicht nur im Land als Referentin, Per Rundschreiben kündigte Dr. Martina noch zwei „Totschlags-Argumente“ ins als Gesprächspartnerin sehr gefragt ist Bunge ebenfalls ihre Kandidatur für diesen Rennen geschickt. Zum einen, Genossin und alles unternimmt, um die Termine Listenplatz an. Beide Genossinnen schätze Kassner gehört unbedingt auf Platz 3, denn wahrnehmen zu können. ich sehr, die eine, Kerstin Kassner, wegen schließlich tritt sie im Direktwahlkreis der Ich wünsche Kerstin und Martina viel ihrer kommunalpolitischen Kompetenz. Bundeskanzlerin als Kandidatin an. Zum Kraft und Erfolg im Wahlkampf! Im Die andere, Martina Bunge, wegen anderen, Vorpommerns LINKE hätte es Bundestagswahlkreis 13 werde ich dafür ihres außerordentlichen Sachverstands nach all den Jahren verdient, auch einmal kämpfen, dass Martina Bunge über das bei Rentenfragen und in Fragen des eine eigene Bundestagsabgeordnete zu Direktmandat den Wiedereinzug in den Gesundheitswesens auf Landes- und haben. Stellten sich bei mir die Fragen, Deutschen Bundestag schafft. Bundesebene. was hat der Direktwahlkampf mit dem

05/2013 Seite 5 KLARTEXT Ein dritter Bericht aus Göhren-Lebbin Keine besonderen den Listenplatz 1. Hans-Georg Woest aus sen, wo laut Geschäftsordnung nur Fragen Nordwestmecklenburg wollte unser Spit- an die Kandidaten zulässig waren. Je zwei- Vorkommnisse zenkandidat werden. Seine Präsentation mal pro Bunge und pro Kassner. Insofern war aber nicht überzeugend, rhetorisch ausgeglichen, aber eben laut Geschäfts- So hieß es früher immer dann, wenn die und inhaltlich. So bekam Dietmar Bartsch ordnung unzulässig. Ich glaube, dass die- vorher gehegten Erwartungen sich erfüll- ungewollt Rückenwind und ein klares Vo- se Art von Unterstützung keine der beiden ten und Überraschungen ausgeblieben tum. Heidrun Bluhm, vom Kreisverband Kandidatinnen nötig hat und man auch waren. So könnte man auch die Vertre- Rostock-Land für Platz 1 nominiert, woll- den Vertretern auf diese Weise keine „Hil- terversammlung in Göhren-Lebbin zusam- te diesen ersten Platz nicht. Ich meine, festellung“ zukommen lassen muss. menfassen. falsche Bescheidenheit. Eine souveräne Die Plätze 6 bis 9 dürften bei einem „nor- Im Gegensatz zur Aufstellung der Liste zu Wahl auf Platz 2 der Landesliste dürfte malen“ Ausgang der Bundestagswahlen den letzten Landtagswahlen gab es auch aber einen sicheren Einzug in den näch- keine Rolle in Berlin spielen. Nach meiner keinen Putschversuch gegen die vom Lan- sten Bundestag garantieren. Auffassung wäre aber gerade Torsten Ko- desausschuß vorgeschlagene Liste für die Die vom Landesausschuß auf Platz 3 plin in der Bundestagsfraktion eine wirk- Bundestagswahlen im September. nominierte Kerstin Kassner setzte sich liche Bereicherung. Aber spätestens in Als Spitzenkandidat war Dietmar Bartsch gegen Martina Bunge knapp durch. Der vier Jahren ist ja wieder eine Bundestags- nominiert worden, einer von „Gysis sie- Anspruch zur Verjüngung der Kandidaten- wahl... ben Zwergen“, die nach Ostfriesenart alle liste ist damit aber noch nicht ausreichend vorne im Wahlkampfbus der Linken sitzen erfüllt worden. Leider wurden durch die Peter Möller wollen. Zur Überraschung der Vertreter Tagungsleitung hier Statements zugelas- gab es aber eine zweite Kandidatur um Leserbriefe

Zu den Beiträgen der März-Ausgabe möch- ersten Mal in Mecklenburg Kerngedanken Zivilcourage gegen Nazis zu zeigen und te ich mir ein paar Bemerkungen erlauben. des „Manifests der Kommunistischen Büros von Nazigegner observiert, das Der Reihe nach: Der Leserbrief von Eckard Partei“ veröffentlicht (siehe Geschichte Panzer und anderes Kriegswerkzeug in Reschke auf Seite 3 gefällt mir. Ich zolle der Landesparteiorganisation der SED Krisenländer liefert, maßt sich permanent ihm Respekt und fühle mich mit ihm und Mecklenburg, S. 12/13). In der Rezensi- an, Menschenrechte in anderen Ländern den demonstrierenden Antifaschisten, be- on wird der ehemalige Gauleiter Friedrich einzufordern. sonders mit Tim, solidarisch. Hildebrand als geisteskrank bezeichnet. Ich will ja nicht behaupten, dass Die Buchrezension zu „Herren und Knech- Ich weiß nicht ob diese Bezeichnung so demokratische Verhältnisse in Russland te“ von Carsten Penzlin weckt mein Inter- im Buch steht, finde sie aber unpassend. nicht noch verbesserungsbedürftig esse, aber auch Widerspruch. Ich müsste Geisteskrank war dieser Faschist be- sind, aber der Ton macht bekanntlich es selbst gelesen haben, um zu einem stimmt nicht, größenwahnsinnig schon! die Musik. Kein Wort über das Urteil zu kommen, über ein Thema was Seite 14: Einen kurzen, aber aktuellen und vorgesehene Treffen mit der Kanzlerin, mich sehr interessiert. Mir ist aus dem guten Beitrag schrieb hier Manfred Adam! kein Wort über zunehmend interessante hier Gelesenen nicht ganz klar, ob Kastens Seite 16: Die Buchrezension von Carsten Wirtschaftsabkommen, sondern immer Habilitationsschrift, von ihm 2011 als Bre- Penzlin zum Thema Friedenspolitik gefällt wieder in dieselbe Kerbe: wäre nicht eine mer Bürger geschrieben bzw. verteidigt mir und hat mein Leseinteresse weckt. starke Opposition wünschenswert usw. wurde, also kein hiesiger ist. Wenn, wie es Mal sehen, wo ich das Buch herbekomme. Ich habe Bekannte in St. Petersburg, die dort heißt, die KPD bei Kasten „nicht gut die Blockade Leningrads erlebten. Was weg“ kommt, und sich ihre Aktivitäten auf Kurt Kaiser werden sie über solche Berichterstattung „Prügeleien und Pöbeleien im Landtag“ * * * denken? beschränkten, erlischt schon mein Le- Eine Schande für den seinteresse, weil das Archiv nicht richtig Johanna Jawinsky erforscht wurde und damit die Geschich- deutschen Journalismus! Roggentin te nicht stimmt. Wenn z.B. die „Petition (Zum Interview mit Putin) des Schweriner Arbeitervereins an die konstituierende mecklenburgische Abge- Das Interview mit Präsident Putin, ordnetenversammlung“, veröffentlicht im das vom ZDF ausgestrahlt wurde, war „Mecklenburgschen Bürgerfreund“ im Ja- unerträglich! Journalisten eines Landes, nuar 1849, von Kasten Beachtung gefun- in dem 2,9 Millionen fremde Daten den hätte, dürfte schon darüber Klarheit gespeichert werden, in dem Protestierer entstehen, dass der Schweriner Arbeiter- gesundheitsgefährdend z. B. bei Protesten verein eine Wirkungsstätte des Bundes gegen Stuttgart 21 verletzt wurden, das der Kommunisten war. In den Spalten die- Bürger kriminalisiert, die es ernst meinen ser Zeitung wurden im Herbst 1848 zum mit der Aufforderung der Regierenden

KLARTEXT 05/2013 Seite 6 Mädchen in die Politik Werften Unter dem Motto „Girls in die Politik – Girls‘ Day bei den Rostocker LINKEN“ waren im SPD und CDU gefährden Zukunft der April acht Mädchen der Klassenstufen 7 bis 11 in der Geschäftsstelle der Rostocker LIN- maritimen Industrie in MV KEN. Bei Workshops und Gesprächsrunden konnten sie erfahren, wie die Politik vor Ort funktioniert. Ein Besuch im Rostocker Rathaus rundete den Tag ab. Die Linksfraktion setzt sich für den Erhalt aller Werftstandorte im Land ein. Dies gilt heute, dies gilt auch für die Zukunft. Die Fraktion stand und steht an der Seite der Beschäftigten auf den Werften und ihren Familien sowie der vielen kleinen und mitt- leren Unternehmen, die als Zulieferbetrie- be und Dienstleister unmittelbar mit den Werften verbunden sind. Dem Antrag der Koalitionsfraktionen kann die Linksfrak- tion nicht zustimmen. Aus unserer Sicht gefährdet er die Zukunft der Werftstand- orte und damit auch aller Zulieferer und Dienstleister. SPD und CDU hatten auf unverantwortliche und ignorante Art und Weise die Vorschläge der Fraktion vom Tisch gewischt. Dabei wirft der SPD-CDU- Antrag eine ganze Reihe von Fragen und Problemen auf. Es wäre dringend erforder- lich, diese zunächst gründlich zu beraten, anstatt den Antrag in einer solchen Eile zu beschließen. Schließlich können den Werften auf der bestehenden gesetzlichen Politische Lyrik von Grundlage Bürgschaften zur Verfügung ge- Jürgen Riedel stellt werden. Völlig unklar ist, ob der von der Landes- Sanfter Kampf regierung geplante Bürgschaftsrahmen in Höhe von 200 Mio. Euro ausreicht, den es liegt auf der eisernen Hand der Panzerfaust: neuen Herausforderungen der maritimen bei Wirtschaft gerecht zu werden. Der Links- blutigen Profiten der Rüstungsindustrie fraktion erscheint die Höhe nicht sachge- wird das Wort Demokratie recht und willkürlich gegriffen. Lediglich in die für Unversehrtheit des Friedens kämpft Sonntagsreden etwa die Offshore-Techno- mit Füßen getreten logie zu unterstützen, reicht nicht.

Nichts gelernt Darüber hinaus ist es rechtlich höchst be- denklich, dass plötzlich irgendein Unter- Bomberhöchstprofite der Rüstungsindustrie ausschuss des Landtags über die Werft- haben ein rüstiges Alter bürgschaften entscheiden soll. Aus Sicht seit ‘33 der Linksfraktion soll damit eine originäre in politischer Diktatur Aufgabe der Exekutive auf einen Landtags- die Menschen zu Knochengerüsten ausschuss abgewälzt werden. Dieser soll verunstaltete über einzelne Werftprojekte entscheiden, eine Generation später was üblicherweise Aufgabe eines Exper- genauer: seit Adenauer tenstabs ist. Es ist zu befürchten, dass die- in waffenwirtschaftlicher Diktatur ser Ausschuss als reines Abnick-Gremium das Nie-wieder-Krieg geht am Krückstock fungieren soll. www.linksfraktionmv.de

Lebt Ihr Pfleger noch? Schwesterntätigkeit ist härteste Knochen- nem Wert von über 41 Prozent besonders arbeit und das bei Niedriglohn. Da viele hoch. Sie steht auf der Liste der 20 gefährlichs- Krankenhäuser wie Unternehmen geführt DIE LINKE meint: Mehr Arbeitsrechte für ten Berufe: Ihre Krankenschwester. Kör- werden, bestimmen Betriebswirte den Kli- alle, und auch mal Blumen fürs Pflegeper- perlich belastet, immer hoch konzentriert, nikalltag. sonal! Schichtdienst und emotionaler Stress - Der Mensch rückt oft in den Hintergrund. das ist der Cocktail für eine geringe Le- Auch das Risiko erwerbsunfähig zu wer- benserwartung. den, ist bei Krankenschwestern mit ei-

05/2013 Seite 7 KLARTEXT Rosa-Luxemburg-Stiftung bietet hierzu eini- Arbeit am Bundestagswahlprogramm der ge Instrumente, LINKEN, das im Juni auf dem Parteitag in nicht zuletzt ihre Dresden verabschiedet werden soll. Die politische Bildungs- beiden Parteivorsitzenden hätten diesmal arbeit, die linkes eine breite Beteiligung der Basis ermög- Gedankengut weit licht, lobte Wolfgang. 96 Seiten umfasst über die Partei hi- der Entwurf mit der Überschrift „100 % naus vermittelt. sozial“, es kommen in Dresden sicherlich Mit insgesamt 187 noch einige hinzu. Verbände wollen nun Veranstaltungen einmal keine Losungen, sondern erwarten erzielte die Stiftung Details zu ihren jeweiligen Fachgebieten. im vergangenen Es wird jedoch auch eine Kurzfassung des Jahr einen neuen Programms geben. Rekord. Im Gegen- Wolfgang zeigte sich relativ zufrieden mit satz zu den ande- dem ökologischen Teil des Entwurfs, vor ren Stiftungen lag allem sei es gelungen, den Zusammen- Am 19. April trafen sich zahlreiche Mit- der Schwerpunkt hang zwischen den einzelnen Politikfel- glieder der Rosa-Luxemburg-Stiftung hierbei auf dem ländlichen Raum, wo dern herzustellen. Insgesamt weise das Mecklenburg-Vorpommern zur jährlichen sonst kaum vergleichbare Angebote zu Programm einen machbaren und bezahl- Mitgliederversammlung. Wobei das Wort finden sind. An dieser Strategie soll fest- baren Einstieg in eine bessere Gesell- „zahlreich“ ein Euphemismus ist, denn der gehalten werden. schaft. Wir haben bereits etwas erreicht Verein hat nur ca. 40 zahlende Mitglieder Im zweiten Teil der Versammlung infor- in der gesellschaftlichen Entwicklung, – nicht einmal ein Prozent der LINKEN in mierte Prof. Wolfgang Methling über die betonte Wolfgang, nun müssen wir weiter unserem Bundesland! Ein ganz erstaunli- bevorstehende Konferenz zum sozial- Druck machen. cher Fakt angesichts des Anspruchs un- ökologischen Umbau in Güstrow (der serer Partei, diese Gesellschaft verändern Klartext wird im Juni berichten) sowie die Carsten Penzlin zu wollen. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung MV kürzt gut Ein Danke- Unter dem Motto „MV kürzt gut – Keine Kürzungen in der Kinder- und Jugendarbeit“ schön demonstrierten am 18. April zahlreiche Menschen vor dem Rostocker Rathaus und Vor zwölf Jahren musste ich aus politi- machten auf die prekäre Fördersituation in der Kinder- und Jugendarbeit in Mecklen- schen Gründen meine Heimat Togo in burg-Vorpommern aufmerksam. Unter dem Motto „Wir pfeifen aus dem letzten Loch“ Afrika, meine Frau und drei Kinder ver- machten die Landesjugendverbände lautstark Druck, und DIE LINKE war dabei. Darun- lassen und lebe und arbeite seitdem in ter die Landtagsabgeordneten Torsten Koplin und Hikmat al-Sabty sowie der Rostocker Deutschland. Im vergangenen Jahr er- Kreisvorsitzende Wolfgang Methling. krankte meine Frau schwer. Zu ihrer Ge- Es sprach Sozialministerin Manuela Schwesig (SPD), die es nicht zu billig fand, mit linken sundung brauchten wir in Togo viel Geld, Parolen Sympathiepunkte bei den Betroffenen zu ergaunern. Dabei trägt die Landesre- das uns zunächst nicht zur Verfügung gierung eine erhebliche Mitschuld an der schlechten Finanzausstattung der Kommunen. stand. Durch die Hilfe und Unterstützung von Mitgliedern der LINKEN in Rostock konnte eine größere Summe gesammelt werden, die ich meiner Frau für ärztliche Untersuchungen und Behandlungen, Kauf von Medikamenten usw. überwie- sen habe, weil in Togo vor einer Behand- lung gezahlt werden muss. Vor Kurzem bin ich von einem Besuch bei meiner Familie zurückgekehrt und kann mit Freude berichten, dass es meiner Frau wieder gut geht. Auf diesem Wege möchte ich mich bei allen Geldgebern im Namen meiner Frau Akouvi Kafui Flo- rence, meiner Kinder Kokou Luc, Kokou Gratien, Emefa Dorcas und der übrigen Familie ganz herzlich für ihre Hilfe be- danken.

Koffi Antoine Anani

KLARTEXT 05/2013 Seite 8 Leseeempfehlung Leiharbeit Gleiche Rechte, gleicher Lohn! von Kerstin Liebich Kein Lohndumping über Leiharbeit.

reflektiert sie kritisch ihr eigenes Erwach- Innerhalb von zehn Jahren hat sich die senwerden. Damit ist es ein sehr dichtes Zahl der Leiharbeiterinnen und Leiharbei- Buch geworden, sehr nah an der Autorin. ter verdreifacht: auf mehr als 900 000 im Und ist es auch wieder nicht. Denn immer Jahr 2012. SPD und Grüne haben 2003 wieder gelingt es ihr, auf Distanz zu gehen. die Grundlage dafür gelegt. Jede zeitliche Das Große Ganze nicht aus dem Blick zu Beschränkung für den Einsatz von Leihar- verlieren. Sie zieht Parallelen ihrer Radika- beit wurde abgeschafft und der »Tarifvor- lisierung zu der von Uwe Mundlos und Uwe behalt« eingeführt. Leiharbeiterinnen und Böhnhardt. Dabei bezieht sie sich auch auf Leiharbeiter werden seitdem schlechter wissenschaftliche Vorarbeiten der jünge- bezahlt, wenn es einen speziellen Leihar- ren Zeit. beitstarifvertrag gibt - wie in den meisten Sabine Rennefanz „Eisenkinder“ Keine Ahnung, ob es diese Generationen- Leiharbeitsunternehmen. Sie werden wie phänomene tatsächlich gibt. Sabine Ren- Beschäftigte zweiter Klasse behandelt: Immer mal wieder gibt es sie, Bücher, die nefanz hat jedenfalls die Zeichen der Zeit kein Kündigungsschutz im Einsatzbetrieb, eine Generation erklären wollen. Ihnen so eingefangen, dass es viele Momente ihre Perspektiven sind unsicher und das werden dann gern markige Namen ange- des Wiedererkennens gibt. (Es fällt mir Risiko ist groß, den Arbeitsplatz wieder zu heftet: Generation X, Zonenkinder, Gene- wieder ein, wie ich in der Rostocker Ein- verlieren. Die Belegschaften werden ge- ration Golf, neue deutsche Mädchen. Jetzt kaufsstraße den „Spartakist“ verteile und spalten. Die schlechten Löhne und Stan- also Eisenkinder. von Arbeiterräten träume...) Damit meine dards disziplinieren alle Beschäftigten. Die Berliner Journalistin Sabine Rennefanz ich nicht diesen leicht nostalgischen Blick Die Lüge: Leiharbeit ist notwendig, um Per- wird durch die Morde der Zwickauer Ter- mit dem man sich daran erinnert, wie sonalengpässe auszugleichen. rorzelle für ihre eigene Geschichte sensibi- Schlagersüßtafel geschmeckt oder Action- Aber: Die Hälfte der Leiharbeiterinnen und lisiert. Sie schreibt den Essay „Uwe Mund- Spray gerochen hat. Es geht hier um viel Leiharbeiter bleibt länger als drei Monate los und ich“. Dafür bekommt sie einen mehr. Plötzlich war die Kindheit vorbei, im ausleihenden Unternehmen. Das kann Preis. Sie nimmt ihren Mut zusammen und man wurde aus dem Nest gestoßen und nicht mit Auftragsspitzen und kurzfristigen als gute Journalistin, die sie ist, weiß sie, es war keiner da, der einem das Fliegen Personalengpässen begründet werden. hier muss man tiefer graben. Das tut sie beigebracht hat. Nicht weil die Erwachse- Die Lüge: Leiharbeit ist eine Brücke für und zwar in ihrer eigenen Vergangenheit. nen es nicht wollten, sondern weil sie es Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter in den Sie schildert ihre Kindheit in Eisenhütten- selbst nicht konnten. Alles was einmal galt, Arbeitsmarkt. stadt, die Jugend in der Wendezeit, die wurde in Frage gestellt und gegenüber Aber: Nur sieben Prozent der Leihar- Flucht nach Hamburg und ihre Wandlung dem Neuen gab es eine gehörige Portion beiterinnen und Leihabeiter, die vorher zur radikalen Christin. Misstrauen und auch Ablehnung. Gut, dass erwerbslos waren, kommen in eine dau- Obwohl sie dabei sehr persönliche Er- Sabine Rennefanz immer wieder versucht erhafte reguläre Beschäftigung. Leih- fahrungen schildert, verliert sie nie ihre auseinander zu halten, was dabei univer- arbeit ist vor allem gut für den Profit. Ausgangsfragen aus dem Blick: Woher selles Erwachsenwerden ist und was spe- Der Tarifvertrag zur Zeitarbeit läuft aus - kommt diese tiefe Verunsicherung und zifisch ostdeutsche Nachwendeerfahrung. eine gute Gelegenheit, um sicherzustellen, unterschwellige Wut der Eisenkinder, wie Ich bewundere Sabine Rennefanz für ihre dass es in Zukunft kein Lohndumping über Rennefanz sie nennt? Wie war es in den Offenheit und ihre Schonungslosigkeit, mit Leiharbeit mehr gibt. 90er Jahren in Ostdeutschland aufzuwach- der sie sich selbst betrachtet. Immerhin Wir fordern gleichen Lohn für gleiche Ar- sen, was bedeutete es von Erwachsenen, steht sie noch nicht am Ende ihres Lebens, beit und gleiche Rechte für alle Beschäftig- Eltern und Lehrern alleingelassen worden wenn man, weise geworden, auf die alten ten! Wir wollen ein Verbot der Leiharbeit. zu sein? Wie viel DDR steckt in der Gene- Fehler blickt. Sie steht gerade erst mitten Bis dahin fordern wir für die Beschäftigten ration und wieso kamen die einen in der in ihrem Leben, wobei... das eine radikale in Leiharbeit einen Flexibilitätszuschlag. Bundesrepublik an und andere eben nicht? Leben, das hat sie bereits hinter sich. Der Einsatz von Leiharbeit darf nur mit Zu- Sabine Rennefanz besucht die Orte ihrer Mein Fazit: Die Geschichte einer Jugend stimmung des Betriebsrates erfolgen. Die Kindheit, spricht mit ihren Lehrern, den zwischen Lenin und Jesus ist sehr lesens- Dauer der Leiharbeit muss auf wenige Mo- Eltern, Freunden und Wegbegleitern. Sie wert. zieht auch ihre Tagebücher zu Rate. Dabei nate begrenzt werden.

Der 1. Mai – auch ein Gedenktag wurden. Marie-Louise Hänsel ging in ihrer kurzen Ansprache insbesondere auf die Traditionell gedachte die Rostocker BO beschämende Rolle der Heinckel-Werke der VVN-BdA am 1. Mai der Zwangsar- in diesem dunklen Kapitel der Rostocker beiterinnen und Zwangsarbeiter, die wäh- Geschichte ein. rend des Zweiten Weltkrieges in Rostock ums Leben kamen oder schließlich am 1. Mai 1945 von der Roten Armee befreit

05/2013 Seite 9 KLARTEXT Post aus der Ukraine Warnemünde

Im April erhielten wir viel Post: Karten, Landkreis Rostock gespendet wurden. Am 16. April waren wir, Genossen vom Briefe und auch eine Schachtel Pralinen Der Verein und viele einzelne Empfänger Stadtteilverband Rostock Heide und Wolf- wurden uns über den Verein „Tschernobyl- bedanken sich für die gezeigte Spenden- gang Methling, im Gebäude der Volksso- Hilfe e.V. Rostock“ aus der ukrainischen bereitschaft. Sie wünschen uns Gesund- lidarität bei den Warnemünder Genossen Stadt Bila Zerkwa (oder auf russisch heit, Glück und ein langes Leben. Es ist zu Gast. 1. Tagesordnungspunkt war die Belaja Zerkow) übergeben. Das war ein ein gutes Gefühl, vielen notleidenden Gründung des Stadtteilverbandes War- Dankeschön für die zum Jahreswechsel Menschen gerade zu Weihnachten und nemünde. Dazu gab es einstimmig die 2012/13 von uns liebevoll gepackten 192 zum Jahreswechsel ein wenig Freude be- Zustimmung. Schwieriger gestaltete sich Pakete, drei Säcke mit Plüschtieren, 25 reitet zu haben. Für viele von ihnen war es die Findung der Sprecher bzw. des Vor- Puppen, Bettwäsche sowie 230 gespen- das einzige Geschenk, das sie aus diesem standes. Der Wunsch und das Ziel der deten Euro. Anlass erhielten. Kandidatin Elisa Rodé nach Aktivierung Diese Geschenke für Tschernobylopfer, der Öffentlichkeitsarbeit, Gewinnung Kriegsveteranen, sehr arme und ganz alte Renate Jänicke (Sprecherin der BO 183 von jungen neuen Mitgliedern, räumli- Menschen war nur möglich, weil viele Rostock-Reutershagen) cher Veränderung des Versammlungsor- Bürger, vor allem aber Genossinnen und * * * tes sowie Präsenz in den neuen Medien Genossen, Mitglieder der Volkssolidarität, Der folgende Brief erreichte die BO: Herz- wurde nicht sofort von allen verstanden Frauen der dfb-Gruppen, Kindergärtnerin- lichen Glückwunsch für das Jahr 2013, und akzeptiert. Brigitte Schneider, die 2. nen und andere Freunde und Sympathi- gute Gesundheit, Erfolg. Möge das neue Kandidatin, hatte zum Bekanntheitsgrad santen vor allem aus Rostock, aber auch Jahr für Sie ein sonniges, warmes, erfreu- der Linken und der bisher erreichten Wir- Sanitz, Bandelstorf, Nienhagen, Stern- liches werden, erfolgreich und freigiebig kung der Linken in Warnemünde andere berg, Bützow und weiteren Orten Pakete für die gute Sache, die Sie für die Men- Auffassungen. Mit Hilfe von Karl Heiert packten. schen durchführen. Herzlich danke ich Ih- (der nicht kandidieren will) als Unterstüt- Zwanzig von den gut gefüllten Paketen nen für die gezeigte Aufmerksamkeit. zung bei der Organisation der zukünftigen konnten gepackt werden, weil 391,60 Arbeit wurde dann aber eine praktikable Euro spontan auf der Gesamtmitglieder- Mit Hochachtung Lösung gefunden. Die Bekanntmachung Versammlung von Rostock-Stadt und Borodina, Larissa Nikolajewa der neuen Sprecherinnen der Linken in Warnemünde will Elisa per Pressemittei- lung versuchen zu forcieren. 2. Tagesordnungspunkt war die Vorbe- reitung des Bundestagswahl. Wolfgang Methling kündigte 2 Sonderausgaben der Mitgliederzeitung Disput an (inzwi- schen eingetroffen). Eine im Mitglieds- beitrag enthaltene bundesweite Mitglie- derzeitung für alle Mitglieder wie Henry Sie mehrmals schon anmahnte, ist noch nicht in Sicht. Wolfgang informierte, das der Wahlkreis Rostock mit Umland als strategischer für die Bundestagswahl durch den Bundesvorstand angesehen wird. Für die Wahlargumentation werden wir außer dem Wahlprogramm auch eine „Kurzfassung“ bekommen. Zum Beispiel mit solchen Aussagen „Reiche sollen Nachruf Ebehard hat sich immer vehement für ein Zusammengehen von PDS und WASG ein- langsamer reich werden“ durch eine neue Steuer: Rückkehr zum Spitzensteuersatz Am 13 März 2013 starb im Alter von gesetzt, leider ist er aus privaten Gründen wie zu Zeiten der CDU-Regierung. Dass 59 Jahren für alle noch unfassbar un- nicht in die LINKE eingetreten Trotzdem Katja Kipping und Bernd Riexinger sehr ser ehemaliger Kreisschatzmeister der sagen wir alle Danke! Insbesondere Dein gute Arbeit leisten, um die Linken ins WASG Ebehard Ollrich. Den ehemaligen Mitstreiter Ralf Malachowski, der viel von „Fahrwasser“ zu bringen, war eine gute Mitgliedern der WASG in der Linken wird Dir gelernt hat! Sein Herz schlug links, lei- Info für uns aus dem Bundesvorstand. der Name ein Begriff sein. Unser ehema- der hörte es viel zu früh auf zu schlagen. Thema Plakatwerbung: Ohne Plakate liger Mitstreiter Ebehard hat eine sehr Am 8. April haben Gen. Brock und ich an wird die Linke weniger wahrgenommen. gute Arbeit als Schatzmeister geleistet. der Beerdigung teilgenommen. Wir wer- Wir, die Linken, wollen unsere Plakate im Der Saldo war immer im Plus. Ebehard den Dir immer ein ehrendes Andenken A1-Format an selbstgewählten Standor- hat an jeder Montagsdemonstration ge- bewahren. Im Namen aller ehemaligen ten anbringen und nach der Wahl entfer- gen Hartz-4 teilgenommen und auch mal WASGLER in der Linken! nen. Der Stadtteilverband Rostock Heide andere Ideen eingebracht. Zum Beispiel will das mit eigenen Kräften schaffen. verkleidete er sich als Hartz-4-Häftling. Ralf Malachowski Henry Klützke, Sprecher Rostock Heide

KLARTEXT 05/2013 Seite 10 Freude machen und helfen - Hindenburg Die Linksfraktion in der Rostocker Bürger- mal ganz anders schaft wird in der Bürgerschaftssitzung Seit vielen Jahren packen wir zu Weihnach- Überraschungstüte wurde durch Steffen im Mai den Antrag stellen, Feldmarschall ten Päckchen für tschernobylgeschädigte Bockhahn überreicht, sehr begehrt war Paul von Hindenburg die Ehrenbürgerwür- Menschen in der Ukraine. Das ist wichtig, auch die rote Zuckerwatte. Beeindruc- de zu entziehen. notwendig und soll auch so bleiben. Aber kend waren die großen Kinderaugen, der Als Begründung führt unsere Fraktion an: seit 20 Jahren gibt es in Deutschland die fragende Blick, dass man sich unter den „Tafel“, so auch in Rostock und dazu in je- Plüschtieren, Büchern, Spielen und Gar- Die Stadt Rostock verlieh am 27. April dem Stadtteil Suppenküchen, Sozialkauf- derobenteilen etwas aussuchen und mit 1933 Paul von Hindenburg die Ehrenbür- häuser usw. Das zeigt uns: Hilfe ist auch nach Hause nehmen konnte - ohne Geld! gerschaft. Wie in vielen deutschen Städ- in unmittelbarer Nähe nötig! Die Freude der Mütter, Väter, Omas und ten geschah dies auch in Rostock ohne Dies veranlasste uns zu der Aktion „Süße Opas, ihre Dankbarkeit konnten wir di- jeden Ortsbezug der Person Hindenburg. Osterüberraschung und kleine Geschen- rekt erleben. Die mühevolle Kleinarbeit Historiker werten diese Ehrungen als ke für Kinder der Tafel, Ausgabestelle der Vorbereitung trat dabei in den Hinter- Dankbarkeitsgeste für die Ernennung Reutershagen“. Am 22. März haben wir grund. Aber dafür wurde uns schmerzhaft Adolf Hitlers zum Reichskanzler. hautnah Hilfsbedürftigkeit erlebt und bewusst, wie groß die Not auch in unserer Mit Notverordnungen, mehrfachen gleichzeitig Menschen kennengelernt, Stadt ist - wissen das alle? Reichstagsauflösungen und der Zulas- die sich täglich durch persönlichen Ein- Viele waren an dieser Aktion beteiligt, sung der staatstreichartigen Absetzung satz bemühen, etwas Abhilfe zu schaffen. darum sagen wir Danke an alle Genos- der letzten demokratischen Regierung in Überaus freundlich und unkompliziert sinnen und Genossen, an die ganz aktive Preußen 1932 hat Reichspräsident Hin- wurden wir in der Ausgabestelle im „Mar- dfb-Gruppe Reutershagen, die zum wie- denburg aktiv an der autoritären Verfor- tin-Luther-Haus“ der Evangelisch-Lutheri- derholten Male sehr fleißig unser Vorha- mung der Weimarer Verfassungsordnung schen Kirchgemeinde „St. Andreas“ in der ben unterstützte. Von den gespendeten mitgewirkt und schließlich auf deren Auf- Robert-Schumann-Straße aufgenommen Euro konnten wir die Süßigkeiten kaufen, lösung hingearbeitet. Paul von Hinden- und erhielten für unser Vorhaben Unter- und die gesammelten Plüschtiere, Spiele, burg hat „seinem“ Kanzler Adolf Hitler stützung durch die Pastorin, Gemeinde- Bücher und Bekleidungsstücke brachten vertraut und völlig freie Hand gelassen. mitglieder und Helfer der Tafel. Dafür sa- Freude für die Nutzer der „Tafel“. Schon in den Frühjahrsmonaten des Jah- gen wir herzlichen Dank. res 1933 ermöglichte er ihm verschie- Gut organisiert war z.B. durch die Tafel, Marianne Löpp (für die Basisorganisatio- dene Notverordnungen. Mit der Unter- dass Erwachsene für ihre Kinder bzw. nen in Rostock-Reutershagen) zeichnung des „Ermächtigungsgesetzes“ Enkel (auch für nicht anwesende) etwas durch Hindenburg wurde der Reichstag mitnehmen konnten, da man die Famili- „legal“ ausgeschaltet. Der Reichspräsi- enverhältnisse hier gut kennt. Die süße dent sah den Unrechtsmaßnahmen der Nationalsozialisten, wie der willkürlichen Verhaftung politischer Gegner und den ersten Pressionen gegen jüdische Bür- gerinnen und Bürger widerspruchs- und tatenlos zu. Das Ehrenbürgerrecht ist die höchste Auszeichnung, die Rostock zu vergeben hat. Paul von Hindenburg ist in keinerlei Hinsicht eine verdienstvolle Persönlich- keit im Sinne unserer Satzung und auch kein historisches Vorbild. In vielen deutschen Städten (z.B. Mün- chen, Dortmund, Düsseldorf, Köln, Duis- burg, Stuttgart, Potsdam) wurde ihm die Ehrenbürgerschaft bereits entzogen.

Eva-Maria Kröger Fraktionsvorsitzende

Marianne Löpp und Renate Jänicke

05/2013 Seite 11 KLARTEXT Kurt Kaiser erinnert sik an´n „Sozialistischen Frühling“ Die folgende plattdeutsche Geschichte ist atmen un denn hanneln! Ick mücht nich denn harn wi uns noch helpen künnt mit fiktional, was Personen und Orte betrifft. mit Kollegen tausammen arbeiten, dei uns eigen Pierd und Wagen. Dei Söben- Sie beruht auf Erlebnisse, die ich im Jahre nich ut Oewertügung denn Schritt vom Ick schlöper brögt uns Rägen, und nu hett 1959 bis Frühjahr 1960 als Agitator einer tau´n Wir maken will! Dat Prinzip von dei dat ok soeben Wochen plarrert! Dat is dei Werbebrigade des Bezirksvorstandes Ros- Friewilligkeit süll immer uns oeberstes Ge- Straf för uns´n Intritt! Sön´n Kolchose tock der DBD, so oder so ähnlich erlebte. bot blieben!» mücht woll in Russland gaud sien, oewer In´n Frühjohr 1960 har dei von dei „Ost- Parteisekretär Andreas Quastling wier doch nich bi uns in Meckelnborg!» see-Zeitung“ verkünd´t Parteilosung „Dei dor ganz anner Meinung: „Was redst du Dat wiern nich blot Emil Knaak und Lars Appel is riep!“ denn ganzen Bezirk Ros- da bloß für Quatsch, Pjotr!» Wild fuchtelte Zander, dei in´n Harwst, wägen dei swore tock, von Grevesmühlen und Hagenow bit hei mit sien´ Arm, un föhl – wie ümmer, un schienbor utwächlose Laag, werrer von nah dei Inseln Rügen un Usedom, mobil wenn hei upgerägt wier - in sien heimat- Twiefel un Angst befollen würn. Oewer as makt. Ok dei annern Meckelnborg-Vör- lich-sächsischen Dialekt: „Wir lasse uns dat ´n Sprichwurd seggt: „Up Rägen folgt pommerschen Bezirke, Neubrandenburg doch nitt wäjen een por Typen, wi denn Sün“ orer „Nah Rägen kümmt dei Sägen“, un Schwerin, hemm sik anschlaten un Lars Zander und Emil Knack, unser Imaaje süll dat ok hier kamen: In dei näksten inszenierten denn „Sozialistischen Früh- verseechen! Manken muss man äben tou Johr´ wier dei Natur denn Ackersmann ling“. seen Jlück twinge!“ werrer gaud gesunnen. Ok dei LPG-Buern Mank einer nennte se „Heuschrecken“ Peter beherrschte sik, wenn ´t ok all in em künn´ tiedig naug dei Saat richten un orer „Heupierd´“, as Partei- und Staats- tau kaaken anfüng: „Und wie stellst du dir denn gaud Austen. Dei Technikinsatz und funktionäre ut mit dei noch nich in ein LPG das vor, Andreas?“ Arbeitsorganisation flutschte tausamen all inträdten Buern agitieren wullen. Sogor Quastling wuchtete sik hoch, woll, üm si- bäder as bi ´n Einzelbuern. Dei Industrie Parteisekretäre und anner Genossen ut ene Quasselie in Hoch- un Plattmisching lieferte Technik, Dünger un alls wat man dei Werften von Wismar bit Wolgast mar- Nahdruck tau gäwen: „Isch bin doch nit för ein moderne Landwirtschaft brukt. schierten in dei „Schlacht unterwegs“, Jäsus, awer soviel is gewisch: mit Genosse Dei Agrarwissenschaften deeden ok ehr nah dat Vörbild von ein´ sowjetischen Ro- O-Leitnant Dalgow, unsen ABV an meene Deil dortau. Dei Genossenschaftsbuern man und Film mit dissen Titel. Seit, knööp ick mi dei Kollejen mal invidell liernten dormit ümtaugahn un dei Erträge März 1960 meldt´ denn dei SED-Be- vör und wenn ´t hart kümmt, setten wi dei steegen von Johr tau Johr. Ok mit dei Veih- zirksleitung Rostock – as ierste Repu- Alwins mal kurzer Hand mal dei Pischstol wirtschaft güng dat vöran. bliksbezirk - denn Iersten Sekretär von uff ehre Bost!» Dor mücht man hüt villicht fragen, wor- ´t Zentralkomitee dei VOLLGENOSSEN- VP-Abschnittsbevollmächtigter, Oberleut- üm denn dei DDR, disse ierste Arbeiter- SCHAFTLICHKEIT von ´n Bezirk Rostock. nant Dalgow, bekeem dat nu bi dit revo- und Buernstaat inne düütsch Geschicht, Im April harn ok dei beiden annern Meck- lutionäre Palavern mit dei Angst to dauhn. ünnergahn is? Dorför gifft dat gewiss lenburg-Vorpommerschen Bezirke ehrn Hei befürcht´, dat Quastling em mit ´n väle Gründ´; oewer an dei LPGs leeg dat letzten „Alwin“ rinzoppt. Parteiupdrach twingen wull, sien Waff tau nich! Dat hemm in dei letzten 20 Johr ok Ok in Muurdörp lieferten sik dei SED- trecken, üm dormit dei letzten Buern tau dei nah 1991 ut de LPG gründten Agrar- Grundorganisation un Ortsgrupp von dei „oewertügen“! genossenschaften, mit dei Erfohrungen Buernpartei heite Debatten. Dei Angst Energisch protestierte hei: „Nein Genos- von an DDR-Hochschaulen qualifizierte güng üm, dat hier einer as „Alwin dei sen, so geht es nun doch nicht, als Volks- Agrarökonomen und Landwirte unner Be- Letzt“ dei Gemeinde in Vörrup bringen polizist habe ich in erster Linie die Befehle wies stellt: Dei hohe Arbeitsproduktivität künn. meiner Dienststelle auszuführen! Hier wird mit Weltniveau, up dei tau LPG-Tieden In ein´ Film har dei DEFA sik oewer einen keinem die Pistole auf die Brust gesetzt!“ dörch Meliorationen schafften Acker- „Alwin“ lustig makt, dei gegen jeden Fört- Nah lang´ hen und her Lamento wier man schläg von bit tau 300 Hektar, maken hüt schritt wier un Einzelbuer blieben wull. sik einig, dat Peter und Willem bi dei letz- Höchsterträge moeglich. Dank juch, Pio- Keiner wull nu mit dissen wedderspensti- ten Einzelbuern noch einen Agiprop-Insatz niere, ehemalige Genossenschaftsbuern gen Typ in Verbinnung bröcht warn. starten süllen, beför Andreas mit radikale- und Agrarwissenschaftler! In disse turbulenten Daach fünd ein LPG- re Methoden in Aktion träden wür. Oewer Leider is dat hüt oewer ok so, dat anner Vörstandssitzung statt, an dei ok Peter dat wier dunn nich mihr nörig, dei letzten Lobbying ümmer aktiver warden un denn und Tom dorbi wiern. Peter wier siet twei Buern würdn nu ok noch friewillig Mitglied. u.a. dörch sinnvulle Fruchtfolgen swor er- Johr Direktor von ein MTS (Maschinen- Denn kehm ein extrem rägenrieker Som- kämpten Leistungsstand, taun Bispill mit Traktoren-Station) un sien Soehn, Tom, mer, un dei Aust leggte sik dahl un verfuhl- Dauermaisanbu werrer kaputt maken. Dat nah Absolvierung von ein vierjöhrig Studi- te upn Halm. In´n Harwst wier dei swore „tröch tau dei Natur“ hett woll an verschie- um an dei Karl-Marx-Universität in Leipzig, Acker wi ´n Schwamm vullsagen, dat dei dene Urte (Nationalparke, Flussauen u.a.) Zootechniker bien Landwirtschaftsrat. Traktoren bit an dei Assen in Schlamm sienen Sinn, oewer Plantenanbu bloots för LPG-Vörsitter Willem Hübel resümierte nu versackten und ok dei Tüfften un Räuben Biogasanlagen un Befriedigung von anner hitztig oewer Moeglichkeiten, üm dei letz- lieden mösten. Minschen un Veih harn nu Profitlobbys, ward sik an unsere Nahkom- ten „tagen Buern“ taun Intritt in dei LPG ein sworet Johr tau beläwen. men rächen, wenn wi dissen Trend nich tau bewägen. Peter versöchte em tau be- Emil Knaak har tau Lars Zander unkt: uphollen. ruhigen: „Sühst du Lars, nu hem wi denn Salat! „Willem, ümmer ierst ruhig dörch de Büx Wiern wi nu buten und inviduell bläben,

KLARTEXT 05/2013 Seite 12 Hüter des Luftraums über der Ostseeküste Sie kamen von der Flak, von der Artillerie, bau und Entwicklung dieser FRBr, sachlich, oder bei der Hilfe für die umliegenden Ort- manche auch von den Panzern und den humorvoll, immer wieder auch kritisch schaften in mehreren Katastrophenwin- Mot.-Schützen. Sie bezogen vielfach pro- oder sogar selbstkritisch. Es schreiben tern, widerlegen so manches heute propa- visorische Unterkünfte in Einödstandorten Soldaten, Unteroffiziere und Fähnriche, gierte Schema zum Leben vor 1990. Diese oder lebten zunächst in Zeltlagern. Sie er- Zivilbeschäftigte, Ehefrauen aus der ei- Berichte nehmen zwei Drittel des Buch- hielten zuvor oder im Verlauf der Aufstel- genen Heimat oder mitgebracht aus dem umfanges ein. Ohne diese „Geschichten“ lung ihrer Einheiten eine hochqualifizierte großen Bruderland, Offiziere vom Zugfüh- jedoch wäre das Leben der 43.FRBr, deren Ausbildung in Geltow, Pinnow, Minsk, rer aufwärts bis zum Stellvertreter des Wirkungsbereich die gesamte Ostseeküste Gatschina, Baku und anderen Orten. Die Brigadekommandeurs, Kraftfahrer, Tech- von Wismar bis zur Insel Rügen war, nicht Mehrzahl von ihnen gehörte zunächst zum niker, Lehrerinnen, Elektronikspezialisten zu erfassen gewesen. Fla-Raketenregiment 18. Und als der mit und Kommandeure aller Stufen. Der Leser Die im Teil 4 des Bandes vorgestellte Fo- Befehl vom 12.10.1971 gegündete Ver- wird bekannt gemacht mit allen Facetten togalerie bietet bislang kaum bekannte band, dem sie später alle angehörten, sei- des täglichen Lebens der Einheiten, vom Einblicke in das ehemals streng geheim ne höchste Einsatzbereitschaft erlangt hat- Stellungsbau über den lang andauernden gehaltenes Leben der FRT der NVA. Teil te, waren sie gemeinsam in der Lage, den Dienst im „DHS“, dem Diensthabenden 5 bietet mit Kopien wichtiger Dokumente, Luftraum über der Ostseeküste der DDR System, bis zu den taktischen Übungen Übungsergebnissen, Personal- und Tech- mit vier modernen Fla-Raketensystemen auf Übungsplätzen in der DDR und auf nikübersichten sowie Abkürzungs- und zu schützen, mit S-75 „Wolchow“, S-125 dem berühmt-berüchtigten Fla-Raketen- Literaturübersicht wertvolle Ergänzungen. „Newa“, S-200 „Wega“ und S-300, „Anga- Schießplatz Aschuluk am Rande der ka- ra“. Sie – das waren die Soldaten und Zivil- sachischen Steppe. Er bekommt einen Die hier geübte Art und Weise der Vorstel- beschäftigten der 43. Fla-Raketenbrigade ehrlich-kritischen Einblick in die Probleme, lung einer militärischen Einheit lässt den (FRBr) „Erich Weinert“. Sie waren stolz auf die das Soldatenleben so nebenbei gebo- Wunsch nach ähnlich gestalteten Veröf- die Namensgebung „Weinert“ für eine ihrer ten hat, von plötzlichen Versetzungen und fentlichungen aufkommen. Kasernen, eine ihrer Wohnsiedlungen, eine von Kommandierungen zu Lehrgängen in Schule und für ihren großen Verband - und der Sowjetunion, von Wohnungssuche, Martin Kunze sie retteten das dabei gesetzte Denkmal fehlenden Arbeitsplätzen für die Ehepart- nach der „Wende“ vor dem Verschwinden. nerin oder Schulwechsel für die Kinder. Mit dem hier vorliegenden Buch setzen sie Es wird auch dienstlich nichts verschwie- Bernd Kirchhainer, Dieter Reichelt, Lothar sich nun ein weiteres, gemeinsames, Denk- gen, nicht die auch hier wirkenden Fakten Herrmann: mal. Das Buch, in Format, Farbgestaltung der EK-Bewegung, nicht die Betroffenheit, 43. Fla-Raketenbrigade „Erich Weinert“. und gelungenem Layout nahtlos zu den be- wenn eine Einheit ohne Erfolg und mit hän- Fakten und Geschichten. reits vom Steffen-Verlag herausgegebenen genden Köpfen aus der Steppe zurückkam Steffen-Verlag Friedland 2012. Bänden zum Thema Fla-Raketen passend, oder wenn es um die Freuden und Leiden 381 Seiten. Preis: 19.95 Euro hinterlässt schon äußerlich einen sehr gu- der Zusammenarbeit mit den „Waffenbrü- ISBN 978-3-942477-31-4 ten Eindruck. Einer von den Herausgebern dern“ geht. Es ist dieser Teil des Buches, verfassten Einführung folgt in seinem Teil der den Leser mitfühlen lässt, der ihm das 1 die relativ kurze, mit Fotos untersetzte, Gefühl gibt, mitten drin zu sein im Leben Beschreibung von Struktur, Technik und dieser Brigade. Und noch etwas ist zu er- Gefechtsmöglichkeiten. Daran anschlie- kennen: Der Stolz aller Schreibenden, in Kinderfest in ßend erläutert der letzte Kommandeur der dieser Truppe gedient zu haben, der Zu- Brigade die Führung dieses als Einzigem sammenhalt innerhalb der Einheiten und Lütten Klein in der NVA mit 4 Fla-Raketensystemen zwischen diesen, die persönlich gefühlte DIE LINKE in Rostock-Lütten Klein wird ausgestatteten taktischen Verbandes der Verantwortlichkeit dafür, den Luftraum ih- am 1. Juni von 11 bis 14 Uhr ein Kinderfest Fla-Raketentruppen (FRT), darunter dem rer Heimat über der Ostseeküste sicher zu veranstalten. Darüber informierte uns der seinerzeit weltweit modernsten System schützen. Stadtteilsprecher Hans-Jürgen Donner. S-300 „Angara“. Im Teil 2 wird die nach Das Fest findet im Winkeltreff statt, in der Jahren geordnete Chronik aufgeführt, von Von besonderem Interesse sind auch jene Nähe des Sozialkaufhauses und der Aus- der 1958 begonnenen Aufstellung der FRT Berichte, in denen über die Auflösung der gabestelle der Rostocker Tafel. der NVA bis zur Abwicklung der 43. FRBr Brigade erzählt wird, über die Abgabe Insbesondere den Kindern aus armen Fa- zum 3.10.1990. neuester Technik, das erste Zusammen- milien sollen drei Stunden Unterhaltung Die Darstellungen jener Details der Ge- treffen mit dem einstigen „Gegner“, den und Mitmachen angeboten werden. Der schichte des Verbandes, die der Leser Angehörigen der Bundeswehr, und über Winkeltreff stellt Kuchen und die Räum- bis dahin vielleicht vermisst, überlassen die beginnende Suche nach neuen Le- lichkeiten zur Verfügung. die Herausgeber, und das ist das Unge- bensinhalten. Jene Notizen, die über die Die Genossinnen und Genossen in Lütten wöhnliche an diesem Buch, den im Teil 3, Zufriedenheit der Familien beim ehemali- Klein benötigen noch Bastel- und Malma- „Geschichten“, zu Wort kommenden rund gen Leben in den Wohnsiedlungen berich- terialien, Spiele und Bücher sowie natür- 65 (fünfundsechzig) Zeitzeugen. Aus de- ten und jene, die Aussagen über das enge lich aktive Mitstreiterinnen und Mitstrei- ren manchmal kurzen, zum Teil aber auch Zusammenwirken der Einheiten mit dem ter. mehrere Seiten umfassenden Berichten zivilen Bereich treffen, ob bei Havarien und entsteht ein repräsentatives Bild von Auf- gegenseitiger Instandsetzung von Technik 05/2013 Seite 13 KLARTEXT Gibt es einen Ausweg aus der Eurokrise? der Krise zu beteiligen, die der Reichen weiterhin rapide steigt und auf Grund von Steuervergün- die sozialen Leistungen ebenso rapide stigungen, überwiegend aus sinken. So besitzen 10% der Deutschen dem Ausland ihr Geld in der gleich 60% des Vermögens. Steueroase Zypern angelegt In der Gesamtbewertung der Krise stellte hatten. der Referent fest, dass die gegenwärtige In den folgenden Darlegun- Situation großen sozialen Sprengstoff in gen wurden die besonde- sich birgt und dass dieses nicht nur eine re Rolle der BRD und ihre Eurokrise, sondern eine Gesellschaftskri- machtpolitischen Ambitio- se ist. nen sehr deutlich offenge- Deutlich wurde auch, dass die so genann- legt. Dabei zeigte sich eine ten „Rettungsschirme“ im Grunde nur ein Reihe von Widersprüchen. Umverteilen der „Rettungslöcher“ sind So wird die BRD gerne als (siehe Dokumentation von Blessing März Mit dieser Fragestellung und der Suche Musterknabe und Vorbild in der Eurozo- 2012) und die „Fiskalpakte“ in Wahrheit nach Lösungsansätzen gingen am 24. ne dargestellt, die “ihre Hausaufgaben Entsozialisierungspakete (siehe Griechen- April 2013 die RotFuchsleser und weitere mit der Agenda 2010 beizeiten gemacht land, Spanien, Portugal) darstellen. Letzt- Gäste in die Bildungsveranstaltung der Re- habe“, aber im Gegensatz dazu seit 2012 endlich gehen alle Sparmaßnahmen im- gionalgruppe (RG) RotFuchs (RF) Rostock die höchste Staatsverschuldung hat. Als mer zu Lasten der Bevölkerung, welches in das Mehrgenerationenhauses in Ro- Vize-Exportweltmeister ist die BRD an bei der Schuldenbremse in Bund und Län- stock-Evershagen. einem starken Euro interessiert, da sich dern sehr deutlich wird. Um es gleich vorab festzustellen, den Or- die Importländer auf Grund nicht mehr In der Diskussion wurden verschiedene ganisatoren war es von Anfang an bewusst, vorhandener nationaler Währungen dage- Lösungswege diskutiert. So fand die The- dass es im Ergebnis dieser Veranstaltung gen nicht wehren können. Erschwerend se Zustimmung, dass das private Geldver- keine endgültige befriedigende Antwort kommt hinzu, dass die sinkenden Lohn- mögen der Gesellschaft zuzuführen ist. auf die o. g. Frage geben kann, da sich die stückkosten und Lohnsenkungen in den Übereinstimmung fand in der Diskussion Kompliziertheit dieser Thematik so um- letzten Jahren die Exportkraft der BRD die Aussage, dass der Ausweg aus der Kri- fangreich und vielschichtig darstellt, dass nachhaltig gestärkt haben. In diesem Zu- se nur in der Überwindung des kapitalisti- das Ziel vordergründig darin bestand, die sammenhang wurde deutlich gemacht, schen Gesellschaftssystems möglich ist. komplizierten Zusammenhänge der Euro- dass sich die BRD durch die Währungsum- Thematisiert wurden u.a. auch die Grün- krise verständlicher darzustellen. stellung auf den Euro den Wachstumsvor- dung der neuen Partei AfD und die beste- Bevor unser Referent Dr. Klaus Blessing als teil erkauft hatte. Dieser enorme Vorteil hende Gefahr, dass nationalistische Kräf- ausgewiesener Ökonom und Autor zahlrei- einer starken Wirtschaftskraft schlägt te sich dieses Thema zu nutzen machen cher Publikationen in der Diskussion die sich auch in den Zinsvorteilen nieder, da könnten. zahlreichen Fragen der TeilnehmerInnen für eigene Kreditaufnahme niedrige Zin- Die vielen Detailfragen, die dem Referen- beantworten konnte, gab er einen umfas- sen anfallen und die Schuldenländer kaum ten gestellt und ausreichend beantwortet senden und tiefgründigen Überblick über noch Kredite bekommen, und wenn, dann wurden, sind auch ein Indiz dafür, dass die die Entstehung, Ursachen und Auswirkun- doch zu erheblichen Zinsen, die letztend- Thematik sich sehr komplex darstellt und gen der Eurokrise. lich ein Ausbrechen aus diesem Kreislauf von den Medien ungenügend vermittelt Anhand von aktuellen Beispielen, wie u.a. unmöglich machen. Das die deutschen wird. mit Zypern „… wurde absichtlich platt ge- Banken kräftig daran verdienen, wird u.a. Mit Sicherheit wird die Eurokrise mit all macht“, wurde auch verdeutlicht, dass auch daran deutlich, dass in Irland 100 ihren Erscheinungsformen in unseren Bil- man hier an Zypern auch ein Exempel Milliarden Euro hinterlegt sind. dungsveranstaltungen auch zukünftig eine vorgenommen hat, inwieweit man neue Mit sehr detaillierten Aussagen belegte wichtige Rolle spielen. Wege einschlagen kann. So wurde hier Dr. Klaus Blessing, dass die wirtschaft- zum ersten Mal versucht, jene reichen lich reichsten Staaten auch die höchsten Carsten Hanke Schichten in Zypern an der Bewältigung Schulden haben, das das Geldvermögen Vorsitzender RotFuchs Rostock

KLARTEXT 05/2013 Seite 14 Termine aus HRO und LRO Besuch im Max- Datum Zeit Veranstaltung Ort Raum Samuel-Haus Freitag, 10. Mai 2013 15:00 Uhr Rostock MGH Evershagen Durch die vom Bildungsminister, Herrn Forum mit Patrik Köbele Brodkorb, angedrohte Kürzung der För- (RotFuchs) dermittel für das Max-Samuel-Haus, fühl- Samstag, 11. Mai 2013 10:30 Uhr Polit-Frühschoppen mit Prof. Graal Müritz Hotel "Ostseewoge" te ich mich veranlasst, mit dieser wich- Dr. Wolfgang Methling tigen historisch-kulturellen Einrichtung in unserer Hansestadt Kontakt aufzu- Montag, 13. Mai 2013 17:00 Uhr Sitzung der Rostock Rathaus, nehmen. Am 11. April hatte ich nunmehr Bürgerschaftsfraktion Beratungsraum 2 Gelegenheit, mit ehemaligen Kolleginnen Montag, 13. Mai 2013 15:30 Uhr Plattdütsch läwt Rostock Ullrich-von-Hutten- und Kollegen eine beeindruckende Füh- Str. 32 rung durch die Ausstellung „Die Familie Mittwoch, 15. Mai 2013 16:00 Uhr Sitzung der Bürgerschaft Rostock Rathaus, Josephy – Lebenswege einer deutsch- Sitzungssaal jüdischen Familie aus Schwaan 1714- Donnerstag, 16. Mai 2013 18:30 Uhr Kreistagsfraktionssitzung Güstrow Kreisverwaltung 2012“ zu erleben. Der Kurator Frank Dienstag, 21. Mai 2013 18:00 Uhr Sitzung Kreisvorstand Rostock Stephanstraße 17 Schröder fesselte durch seine sehr um- fangreichen und detaillierten Kenntnis- Mittwoch, 22. Mai 2013 15:00 Uhr Sitzung der Stadtteilsprecher Rostock Stephanstraße 17 se der Familiengeschichte vor dem Hin- tergrund der historischen Ereignisse in Donnerstag, 23. Mai 2013 16:30 Uhr Güstrow Haus der Mecklenburg, Deutschland und darüber Generationen hinaus. Benno Pubanz (RotFuchs) Die Rechtlosigkeit der Juden, das „Schutzjudentum“, der Kampf um bürger- Freitag, 24. Mai 2013 17:00 Uhr Kreisvorstandssitzung Nienhagen Freizeitzentrum liche Rechte und wirtschaftliche Teilhabe Freitag, 24. Mai 2013 19:30 Uhr Nienhagen Freizeitzentrum im 18. Jahrhundert, die Entwicklung der (DEFA-Spielfilm von 1979/80 Familie unter besseren Bedingungen im u.a. mit Jutta Wachowiak, Inge Kaiserreich seit 1871 (wachsende Teil- Keller und Käthe Reichel) mit habe an der gesellschaftlichen Entwick- anschließender Diskussion mit lung) und besonders die Verfolgung der dem Regisseur Günter Reisch. Juden in Nazi-Deutschland wurden an vie- len Einzelschicksalen „lebendig“. Sieben Familienmitglieder wurden Opfer des Ho- locaust. Ich frage mich, wie viel Akribie Montag, 27. Mai 2013 17:00 Uhr Sitzung der Rostock Rathaus, und Intensität aufgebracht werden mus- Bürgerschaftsfraktion Beratungsraum 2 sten, um den ganzen Facettenreichtum Dienstag, 28. Mai 2013 15:00 Uhr Sitzung IG EntRüstung Rostock Stephanstraße 17 der Lebenswege der Familienmitglieder Dienstag, 4. Juni 18:00 Uhr Sitzung Kreisvorstand Rostock Stephanstraße 17 über 11 Generationen in Erfahrung zu Mittwoch, 5. Juni 15:00 Uhr Sitzung der Stadtteilsprecher Rostock Stephanstraße 17 bringen, deren Nachkommen heute in Ka- nada, Costa Rica, Großbritannien, Israel, Donnerstag, 6. Juni 2013 18:30 Uhr Kreistagsfraktionssitzung Güstrow Kreisverwaltung in der Schweiz und in den USA leben. In Samstag, 8. Juni 09:00 Uhr 4. Tagung des 1. Güstrow Bürgerhaus Güstrow Deutschland lebt niemand. Kreisparteitages KV Landkreis Für mich ist diese Ausstellung in Anbe- Rostock tracht der neofaschistischen Auswüchse Mittwoch, 12. Juni 15:00 Uhr 60. Jahrestag des 17. Juni Rostock MGH Evershagen in der Gegenwart von höchst aktueller 1953 - Ein Zeitzeuge berichtet, Bedeutung und eine gute Gelegenheit, RotFuchs-Forum mit Dr. mit der Familie, Freunden und Kollegen Norbert Podewin mehr über das Werden unseres Landes Donnerstag, 13. Juni 16:00 Uhr "Aktuelle Aspekte der Innen- Güstrow Haus der und seiner Menschen zu erfahren – be- und Außenpolitik der VR Generationen sonders wertvoll auch für unsere Kinder China", RotFuchs-Forum mit und Enkel. Ein Besuch ist sicher auch Rolf Berthold ein Signal für die Fortführung der Förde- rung dieser Einrichtung durch das Land. Die Ausstellung wurde bis zum 30. Juni verlängert. Wer Kontakt aufnehmen und sich für eine Führung anmelden möch- te: 0381/4923209 oder Max-Samuel- Hier könnte Dein Artikel stehen. [email protected]. Lilo Kossian

05/2013 Seite 15 KLARTEXT Erinnerungsbibliothek DDR

Es begann mit einem Artikel im „Neuen herausgegeben im Eigenverlag oder ei- Deutschland“. Im Dezember 2011 wur- nem Buchverlag, tatsächlich für die Beur- de Dr. Funda, Veterinärmediziner aus teilung eines geschichtlichen Prozesses? Gewinner: Stassfurt, mit seinen auf über 400 Seiten Die Antwort auf diese Frage finden wir bei Unsere brandenburgische Genossin festgehaltenen Erinnerungen, zunächst Johannes R. Becher, der die Ansicht ver- Kornelia Wehlan gewann die Wahl zur gedacht für die Enkel, in der Zeitung vor- trat: „Auch der unscheinbarste Mensch Landrätin in Teltow-Fläming haushoch. gestellt. Es war nicht vorauszusehen, was hat seine Geschichte, und die Geschichte Allerdings war die Wahlbeteiligung der- dieses Interview auslösen würde. Er er- der unscheinbaren Menschen ist bedeu- art niedrig, dass jetzt der Kreistag über hielt Briefe und Anrufe aus allen Neubun- tend interessanter und lehrreicher als die die Besetzung des Postens entscheiden desländern von Menschen, die sich mit Geschichte vieler berühmter Menschen, wird. seinem Anliegen identifizierten, die selbst zumal diese für den öffentlichen Gebrauch Verlierer: begonnen hatten, ihr Leben aufzuschrei- oft zurecht gemacht wird.“ Eindeutig Ulli Hoeneß. Es lief doch so gut ben, und die ihm ihre Bücher und Manu- Die Vielzahl und die Differenziertheit der für den FC Bayern in dieser Saison. Und skripte zusandten. Darstellungen des individuell Erlebten dann das! Alles Glück kommt nie, Ulli. Diese spontane Reaktion auf den Presse- ohne zeitliche und inhaltliche Begrenzung artikel hat gezeigt: Es besteht ein starkes sind gerade in ihrer Gesamtheit geeignet, Interesse bei den Menschen, der offiziel- ein objektives Bild vom Leben der Men- len einseitigen Geschichtsschreibung, die schen in der DDR zu vermitteln. Inzwi- Monatszitat die DDR wider besseres Wissen auf Mau- schen hat der Verein dank der Mitglieds- „Lasst uns tanzen, es ist schließlich eine er, Stasi und Unrechtsstaat reduziert, das beiträge und besonders der Spenden von der schönsten Formen der sozialen Be- eigene individuelle Erleben mit allen Licht- Interessenten und Unterstützern Mittel wegung.“ Katja Kipping aus Anlass des und Schattenseiten gegenüberzustellen. zur Verfügung, um Voraussetzungen zu Welttages des Tanzes. Die Motive des Einzelnen sind so ver- schaffen für eine ordentliche Erfassung schieden wie zahlreich. Für die Einen ist und Aufbereitung dieses in seiner Authen- es das Bedürfnis, sich mit der eigenen tizität einmaligen historischen Fundus. Vergangenheit auseinander zu setzen und Auf der Homepage www.erinnerungsbi- Monatszahl ihr Leben kritisch zu hinterfragen. Für an- bliothek-ddr.de findet der Interessent in Um 10 % will DIE LINKE mit einem 5-Pun- dere ist es der Wunsch, den Enkeln und alphabetischer Reihenfolge den ersten ke-Sofort-Programm die Reallöhne bis nachfolgenden Generationen ein Bild zu Teil der bibliographisch aufbereiteten Bü- zum Jahr 2017 steigern: durch die Ein- hinterlassen, wie sie in dem Staat DDR cher. Dort sind auch Vereinssatzung, Kon- führung eines Mindestlohns von 10 Euro, gelebt, gearbeitet, gelernt, gefeiert haben. taktadresse und aktuelle Informationen Beschränkungen bei Leiharbeit und Be- Vor diesem Hintergrund entstand der Ver- des Vorstandes abrufbar. Gegenwärtig ist fristungen bei Minijobs. ein „Erinnerungsbibliothek DDR e.V.“ der Vorstand damit befasst, eine akzep- Aus der Verantwortung für die große Zahl table Lösung für die langfristige Aufbe- der zugesandten Bücher und Manuskrip- wahrung dieser ganz spezifischen Zeitzeu- te, inzwischen sind es fast 300, und aus genschaft zu finden, um so auch die Ma- Preisrätsel Verantwortung gegenüber den Autoren terialien für Interessenten zugänglich zu Sie können gewinnen, wenn Sie die fol- wurde es zwingend, im August 2012 ei- machen. Selbstverständlich werden dabei genden Fragen richtig beantworten und nen gemeinnützigen Verein zu gründen. die Interessen der Autoren gewahrt, in- Ihre Antworten an die Redaktion schi- Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem auf Wunsch deren Erinnerungen mit cken. Wer den KLARTEXT aufmerksam die literarischen Zeugnisse aus allen Le- einem zeitlich befristeten Sperrvermerk gelesen hat, dürfte kein Problem haben. bensbereichen zu erfassen, sie in einem versehen werden können. Durch seine geschlossenen Bestand zusammenzu- Mitglieder will der Verein sein Anliegen 1. Wem soll in Rostock die Ehrenbürger- führen und so authentische Quellen von öffentlich machen, andere Menschen zu schaft entzogen werden? zeithistorischem Wert für die Forschung ermutigen, ihre Erinnerungen aufzuschrei- 2. Wo wurde in Rostock ein neuer Stadt- insbesondere auch der späteren Genera- ben, damit noch mehr erlebte Geschichte teilverband gegründet? tionen zu erschließen und zu bewahren. für die Nachwelt erhalten bleibt. Manch einer mag fragen: Welchen Wert Die Gewinnerin/den Gewinner des Preis- haben die als persönliche Erinnerungen Dr. Eva-Maria Elsner rätsels erwartet eine Buchspende der geschriebenen Bücher und Manuskripte, Rostocker Buchhandlung im Doberaner Hof. Sprechstunde des Rostocker Kreisvorsitzenden Die Antworten richten Sie bitte per Post Jeden Dienstag lädt Wolfgang Methling zum Gespräch. oder E-Mail an die Redaktion, ein Re- Zwischen 10 und 14 Uhr können alle Interessierten in der daktionsmitglied oder an einen der zwei Stephanstraße 17 vorbeikommen, um mit ihm zu diskutieren. Kreisvorstände Rostock oder Landkreis Eine telefonische Anmeldung ist unter 0381/4920010 möglich. Rostock.

Einsendeschluss ist der 31.05.2013

KLARTEXT 05/2013 Seite 16