Vergessene Stimmen, Nationale Mythen
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canadiana oenipontana 15 Nicole Perry, Marc-Oliver Schuster (eds.) Vergessene Stimmen, nationale Mythen Literarische Beziehungen zwischen Österreich und Kanada Forgotten Voices, National Myths Literary Relations Between Austria and Canada innsbruck university press SERIES canadiana oenipontana 15 Series Editor: Ursula Mathis-Moser innsbruck university press Nicole Perry University of Auckland (New Zealand) Marc-Oliver Schuster Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Ursula Mathis-Moser Universität Innsbruck Andrea Krotthammer Universität Innsbruck, redaktionelle Mitarbeit Diese Publikation wurde mit finanzieller Unterstützung des Zentrums für Kanadastudien der Universität Innsbruck, der Stadt Innsbruck, der Austrian Canadian Society (Wien) sowie des Vizerektorats für Forschung der Universität Innsbruck gedruckt. Die Beiträge des vorliegenden Bandes wurden von der Reihenherausgeberin Ursula Mathis-Moser maßgeblich bearbeitet. The contributions assembled in this volume were significantly revised by the series editor Ursula Mathis-Moser. © innsbruck university press, 2019 Universität Innsbruck 1st edition. All rights reserved. www.uibk.ac.at/iup ISBN 978-3-903187-51-1 Nicole Perry, Marc-Oliver Schuster (eds.) Vergessene Stimmen, nationale Mythen Literarische Beziehungen zwischen Österreich und Kanada Forgotten Voices, National Myths Literary Relations Between Austria and Canada Inhaltsverzeichnis – Contents Nicole PERRY – Marc-Oliver SCHUSTER Einleitung – Introduction .................................................................................................................. 7 Vergessene (und neue) literarische Stimmen Forgotten (and New) Literary Voices Hermann PATSCH Hans Eichner as Viennese and Canadian: Glances at His Life and Work (with a Side Glance at Egon Schwarz and Ruth Klüger) ....................................................... 21 David G. JOHN Hans Eichner’s Poetic Legacy ......................................................................................................... 45 Eugen BANAUCH Writing the Holocaust in Canada: Henry Kreisel and Carl Weiselberger Between Eyewitness and Successor Generations ...................................................................... 67 Yvonne VÖLKL Die austro-kanadische Schriftstellerin Monique Bosco und ihr Erstlingswerk. Narrative Rekonstruktion als Sinnstiftung .................................................................................. 89 Renée VON PASCHEN Poetry / Lyrik / Poésie ..................................................................................................................... 115 5 Inhaltsverzeichnis – Contents Nationale Mythen und der Umgang mit ihnen in der Literatur National Myths and How They Are Dealt With in Literature Joseph Eliot MAGNET Myth, Law, Culture: A Canadian Perspective ......................................................................... 139 Fritz Peter KIRSCH Heimatroman und roman de la terre: Über Verwurzelung und Aufbruch in den Literaturen Österreichs und Québecs ............................................................................................................... 151 Julia KERSCHER The Canadian Genius and the Austrian Dilettantes: Thomas Bernhard’s Artist Novel Der Untergeher as an Aesthetic Example of Comparing Cultures ................................................................... 163 AutorInnen – The Authors ......................................................................................... 183 6 Nicole PERRY – Marc-Oliver SCHUSTER Einleitung – Introduction Vorliegender Band beruht auf einer 2014 an der Universität Wien abgehaltenen, internationalen Konferenz zum Thema Austria and Canada: Cultural Relations (10-11. Okt. 2014). Die Tagung wurde geplant und organisiert von Nicole Perry (Kanada) und Marc-Oliver Schuster (Österreich). Der Verein Neugermanistik Wien war als Veranstalter für die erfolgreiche Durchführung dieser Konferenz verantwortlich, in Zusammenarbeit und mit finanzieller Unterstützung mehrerer Institutionen, denen an dieser Stelle herzlichst gedankt werden soll: Botschaft von Kanada (Wien; Mag. Roswitha Mayer) Österreichisch-Kanadische Gesellschaft (DDr. Heinz Seitinger, Karen Conoley, Patti Vogrig) Zentrum für Kanada-Studien der Universität Wien (Prof. Dr. Waldemar Zacharasiewicz) Dekanat der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Univer- sität Wien Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA; Dr. Teresa Indjein) Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7; Prof. Dr. Christian-Hubert Ehalt) Vienna Business Agency Während sich das Thema der Konferenz diversen Formen von österreichisch- kanadischen Kulturbeziehungen widmete (Literatur, Musik, Performance, Tele- kommunikation, Massenmedien), ergab sich im Zuge der schriftlichen Vortrags- ausarbeitungen zusammen mit zwei neu hinzugekommenen Beiträgen (Banauch, Völkl) eine konzentriertere Engführung auf Literatur. Dies führte gegenüber der Konferenz zu einer neuen Zuordnung der hier präsentierten Beiträge, näm- lich in die zwei Sektionen „Vergessene (und neue) literarische Stimmen“ und „Nationale Mythen und ihre Verwendung“. Für die Aufnahme dieses Bandes in die Innsbrucker Reihe canadiana oenipontana sowie die anregende redaktionelle 7 Nicole PERRY – Marc-Oliver SCHUSTER Betreuung sind die Herausgeber der Leiterin des Zentrums für Kanadastudien der Universität Innsbruck, Frau Univ.-Prof.i.R. Mag. Dr. Ursula Mathis-Moser, besonders dankbar. Die erste Sektion „Vergessene (und neue) literarische Stimmen“ beginnt mit zwei Beiträgen zum austro-kanadischen Germanisten Hans Eichner (1921-2009), dessen autobiographisch fundierter Roman Kahn & Engelmann. Eine Familien- Saga im Jahre 2000 zuerst auf Deutsch durch die Österreichische Exilbibliothek im Wiener Picus-Verlag veröffentlicht wurde. Die zwei Beiträge stammen von langjährigen Wegbegleitern von Hans Eichner, Hermann Patsch und David G. John. Hermann Patsch rekapituliert in „Hans Eichner as Viennese and Canadian: Glances at His Life and Work (with a Side Glance at Egon Schwarz and Ruth Klüger)“ zunächst die Lebensstationen von Eichner, der aus einer jüdischen Wiener Familie mit ungarischen Wurzeln stammte. Nach dem Anschluss Österreichs floh er nach London und kam 1950 nach Kanada, wo er als geach- teter Universitätsprofessor am Deutsch-Department in Toronto über deutsch- sprachige Literatur und mit Unterstützung kanadischer Institutionen an Edi- tionen der Werke Friedrich Schlegels arbeitete. Dass ihn seine Wiener Herkunft zeitlebens persönlich und literarisch prägte, zeigen viele Stellen aus seinem im Jahr 2000 in Österreich verlegten Buch Kahn & Engelmann, einer romanhaften „Familien-Saga“ auf autobiographischer Basis. Im Vergleich zu den Autobiogra- phien der US-amerikanischen, jüdisch-stämmigen Germanisten Egon Schwarz und Ruth Klüger, beide ebenfalls gebürtige Wiener, erscheint Eichners Werde- gang repräsentativ für die nordamerikanische Exilerfahrung verfolgter öster- reichischer Juden. Im Spannungsfeld zwischen den Ländern und Literatur- räumen Österreich und Kanada wahrte Eichner eine – im Vergleich zu Schwarz und Klüger – größere Distanz zu seinem Herkunftsland, das ihm von offizieller Seite nie mehr entgegenkam. David G. John untersucht in „Hans Eichner’s Poetic Legacy“ dessen wenig bekanntes lyrisches Werk. Eichner entwickelte in seiner Londoner Exilzeit (mit Unterbrechungen bis 1950) im Kreis um den ebenfalls aus Wien emigrierten, jüdisch-stämmigen Erich Fried sein Interesse für Lyrik und gesellschaftliche, wenn auch nicht direkt politische Themen. Aufgrund der schwierigen Nachlass- Situation sind noch viele seiner Gedichte unbekannt bzw. unveröffentlicht. Drei 8 Einleitung – Introduction Gedichte finden sich im Roman Kahn & Engelmann (bzw. nur zwei davon in dessen englischer Übersetzung), einige andere stehen in Anthologien, und eine größere, kürzlich aufgefundene Gedicht-Gruppe wird derzeit zur Publikation vorbereitet. Die 22 Gedichte aus dem sogenannten Little Blue Book, Eichners Geschenk 1958 an seine Gattin Joan, sind relativ kurz, formal und gattungs- mäßig vielfältig, und verweisen auf deutsche und österreichische Lyrik-Einflüsse. Während die darin enthaltenen frühen Gedichte der 1940er Jahre auch ver- störende Szenerien und Verfolgungsmotive beinhalten, zeigen die späteren Texte, geschrieben nach seiner Emigration 1950 nach Kanada, friedliche und glückliche Momentaufnahmen. Die beiden nächsten Beiträge der ersten Sektion behandeln drei andere jüdisch-stämmige Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die ebenfalls in Wien geboren wurden, nach Kanada emigrierten und dort ein neues Leben began- nen: Henry Kreisel, Carl Weiselberger und Monique Bosco. Eugen Banauch – nebenbei auch ein ausgewiesener Experte für Bob Dylan (das von Banauch herausgegebene Buch Refractions of Bob Dylan [2015] wurde vom Nobelpreis- komitee empfohlen) widmet sich in seinem Beitrag „Writing the Holocaust in Canada: Henry Kreisel and Carl Weiselberger Between Eyewitness and Suc- cessor Generations“ einem bislang weitgehend vernachlässigten Bereich von Exil- und Holocaust-Literatur in Kanada. Henry Kreisel (1922-1991) und Carl Weiselberger (1900-1970) kamen als jüdische Flüchtlinge aus Wien via Groß- britannien in den frühen 1940er Jahren als internierte Ausländer nach Kanada, blieben auch nach 1945 dort und machten als Schriftsteller, Journalisten und Wissenschaftler erfolgreich Karriere. Ihr schriftstellerisches Werk wird sowohl in Österreich und Deutschland als auch in Kanada vernachlässigt. Dies erstaunt umso mehr, als die zahlreichen Holocaust-Erzählungen in ihrem