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Nr. 11 | Brückengeneration 5 | Feber · März 2019 | Euro 5,50

Österreichische Post AG | PZ16Z040851P Amt der Kärntner Landesregierung Abteilung 14 – Kunst und Kultur Burggasse 8, 9021

Wozu das Theater?! Eine Darbietung der darstellenden Künste. www.bruecke.ktn.gv.at Kärntens ältester Theaterzettel Der älteste, noch erhaltene Theaterzettel unseres Landes stammt aus dem Jahre 1746 und kündigt ein in Kärnten spielendes Attila-Drama an. Darin geht es um die „jämmerliche Verwüstung und Zerstörung der vormals herrlichen berühmten und großen Stadt Sala“, die man an Stelle Virunums annahm. Dass die Aufführung in Klagenfurt stattgefunden hat, geht aus dem finalen Vers des papiernen Reliktes hervor: „Laß dich heut Clagenfurt nicht Geld und Zeit gereuen / Es wird diß Schau-Spihl dich mit Hertzens-Lust erfreuen!“ l Foto: Kärntner Landesarchiv | Dietrichstein Sch. 496/96/5

Markus Guschelbauer: Rasenstück II Der 1974 in Friesach geborene Künstler lebt und arbeitet in Wien. Zu seinen bevorzugten Medien gehören Fotografie, wie Video und rauminstallative Arbeiten. Das Thema Landschaft und deren Darstellung in der bildenden Kunst, sowie der theoretische und praktische Diskurs über Natur, bilden das Hauptanliegen in Guschelbauers künstlerischer Praxis. Foto: Markus Guschelbauer vorort Homo ludens Der spielende Mensch versucht sich am Spiel des Lebens [ohne Generalprobe]. Der Begriff „Spieltrieb“ verrät uns, dass das Verlangen nach dem Spiel ein angeborenes Grundbedürf- nis und Verhalten des Menschen ist. Das Spiel ermöglicht uns das Lernen durch Versuch und Irrtum. Es eröffnet uns den alternativen Zugriff auf Wirklichkeit und Handlungsfreiheit – wir können „aus der Rolle fallen“. Das Leben führt alle Formen des dar- stellenden Spiels auf: es ist Komödie, Tragödie, Drama oder Dramolett, Lustspiel ... und das Theater ist ein Schauplatz für unsere Vorstel- lungen. Es bietet die Bühne für den jeweiligen Zeitgeist, für dessen unverhohlene Betrachtung sowie Entlarvung. Es ist ein kulturtragender, ein künstlerischer und ästhetischer Ort. Aber auch ein politischer Ort. Kunst hat die gesellschaftli- che Verantwortung, gegen den Strom der Zeit zu schwimmen. Als eine Art „moralischer Anstalt“ soll uns Theater Bilder des politischen und gesellschaftlichen Zustands unseres Zusammenlebens zeigen. Speziell die vernagelten Bretter vor unseren Köpfen, die uns unsere Welt bedeuten. Es soll herausarbeiten, was bei aller Verschiedenheit das Gemeinsame und Verbindende unseres Miteinanders ist. Es soll Rollenbilder hinterfragen sowie neue Role- models und Bilder für unsere vielgestalti- gen Gesellschaften entwerfen. DIEse BRÜCKE möchte den Theaterschreiberin- nen und Bühnendichtern, den Kulissenmachern und In-Szene-Setzerinnen, den Spielern und Spielmacherinnen unseres Landes Bühne geben. Und zugleich das GegenStück von Büh- ne, nämlich Zuschauerraum, der Raum für den gründlichen Betrachter und die kritische Kunst- beschauerin, sein. Sie möchte Schaulust wecken für eine sich immer wieder neu erfin- dende und herausfordernde Kunst, die wir nicht als Besitz sondern als Haltung und Handlung verstehen – als den Stoff für ein gutes Spiel des Lebens. Cover: Nina Rike Springer: Jubel. Für ihre präzise durch-komponierten, collagenhaft wirkenden fotografischen Arbeiten tritt die 1976 in Klagenfurt geborene Künstlerin zumeist selbst vor die Kamera. ● Gabbi Hochsteiner Nina Rike Springer setzt ihren Körper als Hülle bzw. Instrument zum Ausdruck von Gefühlen und Chefredaktion DIE BRÜCKE Befindlichkeiten ein. Ein klarer Bildaufbau, der sich an der Formensprache von Bauhaus und Konstruktivismus orientiert, aber auch die Buntheit, der Humor und die Dynamik von Pop, Comic und Body Art, sind typisch. www.ninaspringer.com Foto: Nina Rike Springer | Bildrecht Wien BRÜCKEN.BOGEN

2019 ist das 2 vorort. Gabbi Hochsteiner Schwerpunktjahr für Kärntens ältester Theaterzettel aus dem Jahr 1746. Kinder- und Jugendtheater 4 Werkstättengespräch: Katrin Ackerl Konstantin. Rolemaking. Roletaking. Gabbi Hochsteiner in Kärnten 6 Hokuspokus. Zur Geschichte des Theaters in Kärnten. Michael Cerha STELLA19 8 Im Rampenlicht. Theatermenschen aus Kärnten. Karin Waldner-Petutschnig Darstellender.Kunst.Preis 15 welter.skelter. So ist der Deal, Baby. Oliver Welter im November erstmals in Kärnten 16 Freies Theater: Schön aber brotlos. Wolfgang Rössler 17 nach.ruf. Ernst Hildebrand. Ilse Gerhardt 18 Martin Kušej. Der Zauber der Mehrsprachigkeit. Sabina Zwitter Grilc 19 Peter Handkes Welt- und Menschheitstheater. Katharina Pektor 20 Peter Turrini. Dieser dunkle Ort namens Theater. Ilse Gerhardt 22 Ende der Stille. Die Dramatiker Josef Kleindienst & Andreas Thaler. Martin Dueller 23 Gert Jonke. Bühnenzauberer und Stückemagier. Wilhelm Huber 24 Vorhang auf! Kultur-Schwerpunkt 2019: Kinder- und Jugendtheater. Anna Woellik 26 a.c.m.e,- Wenn endlich alles Kunst wird ... Tanja Peball 27 Ein VADAistisches Kartell in Kärnten! Lisa Maria Omelko 28 Jedes Mal besser scheitern! Eine kleine Theaterphilosophie. Christof Šubik | Thyl Hanscho 29 literatur.tipp. Ein Schlüssel zum literarischen Kosmos Werner Koflers. Klaus Amann 30 Der Schrei der Seide. Kärntens Bühnenbildner*innen. Michael Cerha 32 kari.cartoon. Heinz Ortner | Astrid Langer 33 Kulturübertragung. Die Stadtgalerie Amthof in Feldkirchen. Andrea Kirchmeir 34 Tomas Hoke. Das skulpturale Werk und grafische Œuvre. Christine Wetzlinger-Grundnig 35 kultur.tipp. Dunkles und erhellendes Musiktheater. Helmut Christian Mayer 36 edition B kunst.aus.druck. Brigitte Kranz. Nora Leitgeb extra.blatt. Lilibeth. 38 Ines Doujak & René Fadinger auf der Kunstbiennale in Kerala. Elisabeth Th. Winkler 39 Feuer.Leben. Die Welt des Bruno Strobl. Dieter Kaufmann 40 Musik: kein Entkommen. Nachwuchscellist Aleksander Simic´. Patricia Kurucz 41 Der Weg entsteht beim Gehen. Komponist Julian Gamisch. Angelika Benke 42 Vergessene KultKärntner*innen: Labia. Bernhard Brudermann 43 denk.mal. Der Herr ist da und nah. Herbert Maschat 44 vorlese.prvo branje. Peter Truschner und Silke Hassler. 46 buch.tipps. Lesen Sie gefälligst! 48 musik.tipps. Das Beste ... steht nicht in den Noten. 49 seite.ohne.namen. Urban Dance. Kärntens junge Tanzkultur. Michael Herzog 50 horizonte. 12 Seiten Kulturveranstaltungen und Infos. 51 da.schau.her. Kunst und Theater. Johann Kresnik. Mirjam Schmidt 53 denk.mal. Komödienspielort Schloss Porcia. Geraldine Klever 55 kultur.tipp. Die freie Kulturinitiative Container 25. Hannah Salentinig 57 kinder.kultur.tipp. Angelika Kaufmann: Und wer bist du? Andrea Kirchmeir 61 kultur.tipp. bistu stehgreif!? Neues Improtheater. Hannah Salentinig 62 kino & film.tipps. UND Der BRÜCKE-Kulturkalender als Beilage – diesmal mit einem extra THEATERteil. Ein Augenblick Brücke Pont NEUF 2018

● Eva Asaad * 1970 in Klagenfurt, Studium der Medienkommunikation, Abschluss der Prager Fotoschule, Gewinnerprojekt „Flower Birds“ der Open Air Gallery Klagenfurt 2017, Fotokünstlerin und Initiatorin von „Wort im Bild“, dem internationalen Fotowettbewerb zum Thema Literatur. | Von 9. – 24. April zeigt sie in der Galerie im Turm in Baden „Mix Media Objekte“: öffentliche Skulpturen werden zur surrealen Konstruktion der Gegenwart. www.evaasaad.at | www.wortimbild.at Eva Asaad Foto:

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 3 Werkstättengespräch Rolemaking. Roletaking. Das punktgenaue Spiel mit dem Neuen.

Worüber haben Sie zuletzt gehört so viel dazu an Rhythmik, die Kunst ein „Unbehagen gegen die ernsthaft gelacht? an Körperlichkeit, an Stimmfüh- Kultur“ ausdrücken zu können. Kunst Gerade eben, denn „ernsthaft rung. Und natürlich ein emotionales stößt also letztlich an eine kulturelle gelacht“ ist ein lustiges Oxymoron. Es Flussbett, das man sich baut. Das ist wie Grenze – solange sie nicht konservativ, gefällt mir – sagt der Humor ja auch viel ein Minikosmos, den ich schaffe. repräsentativ und affirmativ gestaltet wird. über kulturell Verbotenes oder persönliche Wenn ich inszeniere ist das für mich Kunst soll und muss auch Widerspruchs- Tabus aus. Die sind meistens sehr ernst, ein Makrokosmos. Natürlich geht’s auch raum sein – dann ist sie lebendig. aber mann/frau lacht da auch gern drüber. dort um Bilder, Rhythmus, um Stimme Es ist interessant, wer über was lacht. und Stimmung – im Sinne davon, von Was ist künstlerisches Scheitern, wann vielen Darsteller*innen einen gemeinsa- kann man davon sprechen? Gibt’s das Welche Rollen nehmen Sie im Leben ein? men Klang zu finden. Aber es hat eben überhaupt? Ich bin Theaterschaffende, ich bin Mut- auch eine gesellschaftliche Vision. Das Wenn du eine Sache anschaust und ter, ich bin Partnerin, ich bin Mensch. hat für mich die Rolle per se nicht. Sie ist begreifst, dass es nicht dieses „Gut und Teil eines Systems. Ein Orbit, der einem Schlecht“ gibt, dann ist, finde ich, schon Wozu das Theater? Ganzen dient. Als Regisseurin aber habe sehr viel erreicht. Auf jeden Fall zur vielschichtigen Abbil- ich die Freiheit, einen weitreichenden dung und Bespiegelung der Gesellschaft. Entwurf in die Gesellschaft zu legen. Welche Fesseln und welche Potentiale Und die Reflexion darüber. Sowie für hat der Kunstraum Kärnten? Begegnungsräume in denen wir ausver- 2011 haben Sie das interdisziplinäre Potential hat die Lage an den Berüh- handeln, welche kulturellen Bilder wir Performanceformat schau.Räume ins rungspunkten der Länder Österreich, Ita- entwerfen und auch leben. Ich möchte Leben gerufen. Sie bespielen Leerstände lien, Slowenien, die noch viel mehr genützt neue Geschichten in anderen, neuen Set- zu Tabuthemen wie Homosexualität, werden könnte. Kläglich ist, dass es ein tings erzählen. psychischen Erkrankungen, Interkul- Stadttheater gibt, das den Löwenanteil vom turalität. Das Publikum bewegt sich Kulturbudget bekommt und im Vergleich Haben Sie ethische oder moralische begleitet von Guides durch die Instal- dazu viele andere Häuser wenig bis gar Ansprüche an die Kunst? lationen, Performances oder Vorträge nichts. Aber auch darin liegt Potential: Die Ja. Mir geht es um Veränderung, um von Wissenschaftler*innen. Was pas- Verteilung zu verändern, kleinere Gruppen Vielfalt. Darum, dass neue und verschie- siert dort? und Häuser besser zu finanzieren und dene Blickwinkel eingenommen werden Diskurs, Begegnung, Neu-Gestaltung damit die Diversität, die verschieden Aus- können, alte Muster hinterfragt und Neu- und Intervention in öffentlichen Räumen richtungen und Genres zu stärken. Meh- es ausprobiert werden kann – um das zu aktuellen sozialen Themen. Empower- rere Theaterhäuser, die nicht größer als Eigene zu relativieren oder zu erweitern. ment, Abbau von Berührungsängsten, Mittelbühnen sind, aber voller Innovation Sichtbarkeit. Veränderung. Mir ist wichtig, und Visionen, was gesellschaftliche Ent- Was sind Ihre wichtigsten Werkzeuge? dass wir als Gesellschaft begreifen, dass würfe betrifft, wären wichtig. Mut. Und Erneuerung. Aber immer in wir alle daran beteiligt sind – daran was einer Begegnung mit Menschen. wir „in Szene setzen“ und darüber hinaus, Wo und wie sind Sie als Mensch verortet? was wir dabei aussparen. Ich hab einen queer-feministischen Sie machen partizipatives Theater. Was Etwa im Zuge von „Meine Geschichte Zugang zu meinem Leben genauso wie zu heißt das? ist ein Museum“ bieten Menschen alter- meinem Arbeiten. Viele Themen werden Prinzipiell: Die Möglichkeit mit zu native Stadtführungen an und erzählen verschwiegen. Die Repräsentationskultur gestalten, nicht nur ein Produkt zu bese- dabei ein Stück Geschichte in in Theatern, vor allem in Stadt- und Staats- hen oder zu bewerten, sondern sich selbst Form von ihren persönlichen Erlebnissen theatern, beruht auf Geschichten aus einer in den Prozess bzw. in das Produkt ein- an Orten im öffentlichen Raum. Durch das Zeit, die heute nicht mehr existiert. Und zubringen. Im Konkreten: Bei manchen Einbeziehen dieser persönlichen Biogra- diese alten Geschichten (Shakespeare, Theaterprojekten sind die Akteur*innen phien in eine „Stadtgeschichte“ hinterfra- Schiller, Goethe, ...) werden aus einer selbst keine Künstler*innen sondern soge- gen und unterwandern wir jene selektive patriarchalen Struktur heraus erzählt. Es nannte „Expert*innen des Alltags“ oder Auswahl von scheinbar relevanten histo- gibt zwar die Intention vieler Häuser, sich aber auch erst durch die Begegnung und rischen Erinnerungen. die Erzählungen heutig anzuschauen – Interaktion entsteht innerhalb der künst- indem z.B. queer besetzt oder anhand der lerischen Setzung das Werk. Wo stößt Kunst an ihre Grenzen? Kostüme der heutige Zeitgeist hineinver- Die Kunst ist in der Kultur eingebettet, webt wird – der Erzählkanon und die Was ist der Reiz daran, zu inszenieren schafft uns aber zugleich einen Raum Bilder bleiben aber trotzdem rück- – was daran, inszeniert zu werden? um Widerspruch zur Kultur, gegen kul- wärtsgewandt. Wenn ich spiele, dann lasse ich mich turelle Vorgaben und Verbote, zu gene- Besonders in Kärnten, wo es nicht so ganz stark auf einen Charakter ein. Da rieren. Freud hat davon gesprochen, durch viele Theaterhäuser gibt, aber eben ein

4 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Katrin Ackerl Konstantin * 1970 in Mödling bei Wien, Schauspiel- studium sowie jenes der Psychologie. Die Leitungsaufgabe der neuebuehnevillach hat sie 2002 nach Kärnten gebracht. | Das Œuvre der Theaterschaffenden umfasst viele Bereiche innerhalb des Theaters: „Ich bin Schauspielerin, ich bin Regisseurin, künstlerische Leiterin und ich bin auch kulturwissenschaftliche Forscherin.“ Ihre partizipativen Theaterprojekte haben sie bereits u.a. nach Italien, Mexiko, Peru, Rumänien und in den arabischen Raum geführt. | Vorstandsmitglied der IG TheaterTanzPerformance Kärnten Koroška sowie Beirätin der Darstellenden Kunst des Landes Kärnten. | Forschung zum Thema Partizipation, Performance und Performativität. Vorträge und Lehrveranstaltungen an den Universitäten Klagenfurt, Wien, Brno, Malta, Aarhus und Mexico City. www.konstantin.cc Foto: Patrick Connor Klopf Connor Patrick Foto:

Haus, das von der Subvention deutlich Jänner um 0.05 Uhr in Velden statt. Ein kultur.tipps bevorzugt wird, ist es entscheidend, welche Meilenstein für unsere gesellschaftliche neuebuehnevillach: VATER Geschichten dort gezeigt werden. Theater und menschliche Weiterentwicklung? ein Stück von Florian Zeller und Gesellschaft beeinflussen sich perma- Ja ich freue mich sehr darüber. Das ist mit Katrin Ackerl Konstantin nent wechselseitig. Da bin ich sehr kritisch 1. Feber – 2. März ganz wichtig. Sichtbarkeit. Noch immer www.neuebuehnevillach.at und skeptisch, wenn sich Bühnen nur in findet vieles aus Angst vor Diskriminie- der Repräsentationskultur bewegen – rung im Versteckten statt. Ich erinnere schau.Räume: biographical fempath sprich alte Rollen und Bilder transportie- mich selber gut daran, wie schwer es mir 8. März, Villach ren. So kann Theater die gesellschaftliche oft gefallen ist, mich nicht von irritierten Am internationalen Frauentag werden acht historische Persönlichkeiten, sowie acht Frauen, Kraft, die es hat, nicht entwickeln. oder abwertenden Blicken abhalten zu die heute aktiv im Leben stehen, ihre Geschich- lassen mit meiner Freundin Hand in Hand ten erzählen: Beim biographical fempath I als Was ist die Triebfeder Ihres Feminis- auf der Straße zu gehen. Rolemodels sind Frauen aus der Vergangenheit, die von Künstler- mus? Wo sind die Notwendigkeiten, sehr wichtig. Das Transparentmachen von *innen als Living Sculptures dargestellt werden. Beim biographical fempath II als heutige diese Kraft einzubringen? Geschichten die „anders“ sind und trotz- Biographien, in dem Frauen zu Orten in der Stadt Das Theater ist – was man auf den ers- dem „gut ausgehen“. In der Öffentlichkeit führen, die für ihre eigene Lebensgeschichte ten Blick nicht glaubt – sehr stereotyp. und auf der Bühne. relevant sind. Rollen werden ungeheuer stereotyp Biographical fempath I: besetzt. Die Positionen und Möglich- Seit 2003 leiten Sie auch das sommer- 10 – 13 Uhr (Rathausplatz, Hauptplatz) Biographical fempath II: keiten, die Frauen in den gängigen liche, zeitgenössische Theaterfestival 17, 17:30, 18, 18:30, 19, 19:30, 20 und 20:30 Uhr Stücken haben – etwa das Gretchen, die Spectrum in Villachs öffentlichem Raum. (Kaiser Josef Platz) | Dauer der Führung ca. 60 Julia, usw. – finde ich außerordentlich 2019 wird Ihre Dernière. Wohin geht Minuten. | Gruppengröße: max. 10 | problematisch. Andere Rollenbilder sind Ihre Weiterreise? Reservierungen: 0650 – 2608195 für Frauen kaum verfügbar. Im Laufe Nach 15 Jahren an der neuebuehne ist Beteiligte Künstler*innen: Amalia Contarini, meiner Karriere hab ich irgendwann die es an der Zeit, ein neues Kapitel aufzu- Barbara Ambrusch-Rapp, Maria Leeb, Amrei Baumgartl Leja Jurišić, u.a., sowie Frauen, die Entscheidung getroffen, dass ich gewisse schlagen. Ich werde mich in den nächsten in Villach leben und über „ihre“ Stadt erzählen. Rollen nicht mehr spielen möchte. zwei Jahren mit einem künstlerischen www.schau.raeume.cc Ein weiterer Punkt ist die Heteronorma- Forschungsprojekt zum Thema „Mapping tivität, die im Kino interessanterweise the Unseen“ beschäftigen. Es wird mich buch.tipp schon teilweise durchbrochen wird, nicht in den Iran, nach Bangladesch, Kroatien Performative Stadtgeschichte(n) Eine Publikation über schau.Räume. aber im Theater. Gleichgeschlechtliche und Kärnten führen. Außerdem werde ich Hermagoras Verlag, erscheint im Mai 2019 Lebensgeschichten sind immer noch nahe- unter dem Titel „Führen wir uns auf“ in zu ein Tabu. Da bildet das Theater unsere ein Doktoratsstudium zu femi- Zeit nicht ab. Wenn ich aus einer Minori- nistischen Sichtweisen aufs Theater und tät komme und mich in der Kultur nicht Rollenstereotypen im Theater machen. wiederfinde, dann ist das ja auch ein Ausschluss in der Geschichte, die erzählt Sind Sie Kulturoptimistin oder wird. Solange man etwas nicht zeigt, wird -pessimistin? man’s nicht sehen, dadurch wird man’s Ich bin Optimistin. Ich glaube an den nicht sehen und dadurch zeigt man’s auch Widerstand des Geistes, ich glaube an das wieder nicht – um es mit Judith Butlers Bedürfnis des Menschen, sich in etwas Worten zu sagen. wiederzuerkennen, das durchaus positiv ist, Schönheit oder Kraft bedeutet. Welche Bedeutung hat die seit diesem Jahr rechtsgültige Liberalisierung der ● Gabbi Hochsteiner Ehe? Österreichs allererste gleichge- Chefredaktion DIE BRÜCKE schlechtliche Eheschließung fand am 1.

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 5 Hokuspokus. Von der Präsenz des Verschwundenen. Zur Geschichte des Theaters in Kärnten.

Vom Theaterbau zu Virunum. Im Zollfeld Hoc est corpus ... Mehr als ein halbes Klagenfurt. Von Klerus und Adel finan- muss es ein unterirdisches Theatermyzel Jahrtausend lang, für die Zeit der slawi- ziert, ließ es die Kostüme aus Venedig geben. Sonst wäre Peter Turrini nicht so schen Landnahme, der baierischen und kommen, brachte jährlich bis zu vier nahe an jenem Wald aufgewachsen, in fränkischen Hoheit sowie der ersten Jahr- Produktionen heraus, und wandte sich in dem der einzige bekannte Bühnenbau der hunderte der Selbständigkeit des Herzog- Entsprechung zur gesamteuropäischen antiken Provinz Noricum seinen Dornrös- tums Karantanien, lässt sich ebenso wie Entwicklung neben biblischen immer chenschlaf hält. Peter Handkes Griffen in ganz Europa keine Theaterkultur bele- mehr auch historischen Stoffen zu. Von und Wolfgang Gassers oder Martin Kušejs gen. Erst im Mittelalter bildet sich aus den etwa 1615 bis zur päpstlichen Auflösung Wolfsberg liegen auch nicht so weit. Und Kirchenraumspielen wieder eine darstel- des Ordens 1773 bildete das Jesuitenkol- das Ganze hat Geschichte: Dem damals lende Kunstform heraus, die zunächst rein leg mit den Professuren für Poetik und „Ständischen Theater“ der Landeshaupt- geistlichen Charakter trägt. Eine Bevölke- Rhetorik ein geistiges Zentrum des Landes. stadt setzte Villach schon 1842 sein rung, der die Wandlungsformel „Hoc est Parallel wuchs das vor 1620 erbaute Ball- eigenes Stadttheater entgegen. Das erste corpus ...“ als „Hokuspokus“ in den Ohren haus in die Rolle des „Ständischen Thea- Dampfschiff, das am 21. Juni 1909 am klang, war mit sinnlicher Darstellung ters“, das es 1805 offiziell wurde. Zunächst Wörthersee in den Dienst gestellt wurde, treffsicherer zu erreichen. Als immer mehr vor allem für Festveranstaltungen des trug stolz den Namen der Theatermuse Rollen hinzukamen, wurde das Gebiet um Adels benutzt, wird es ab 1738 nachweis- Thalia. die Kirche ebenso einbezogen wie Laien- lich zum Veranstaltungsort für Gastspie- Kärntens frühester Theaterbau entstand darsteller. Tendenziell soll sich das Ganze le. Operntruppen aus Venedig legten auf in Virunum. Er wurde zu Beginn des 2. Richtung Volksfest bewegt haben, bei dem der Durchreise nach Wien einen Zwischen- Jahrhunderts n. Chr. errichtet und etwa der Met floss, und die Spiele wurden von stopp ein. 1765 schenkte Maria Theresia 200 Jahre lang bespielt. Südlich der grö- der Kirche untersagt. Sie verließen aller- dem Haus neue Dekorationen des Akade- ßeren Arena gelegen, verfügte die Anlage dings nur die Städte, während sie am Land miemalers Anton Gfahl. Zwischen 1785 über eine halbkreisförmige Tribüne mit fortlebten und sich schließlich vom Sün- und 1910 gab es im Ballhaus bzw. im einem Radius von 35 Metern. Eine mar- denfall-, Weihnachts-, Dreikönigs- und Ständischen Theater nicht weniger als 50 morgetäfelte Mauer mit Figurennischen Passionsspiel unbeschwert auch säkularen Direktionen. Das schließlich am selben bildete die Rückwand der Bühne, in der Themen wie dem Schäferspiel zuwandten. Ort durch das Jubiläumsstadttheater es für Auf- und Abtritte drei Türen gab. Mit den Zusammenhängen zwischen dem ersetzte Gebäude wurde freilich schon vor Subventionsgeber waren, das war damals mittelalterlichen Drama und dem bäuerli- 1790 von Joseph II. eher abschätzig als schon so, die Duumviren der Stadt. Gespielt chen Volksschauspiel hat sich der 2004 „renovierte Hütte“ bezeichnet. wurde u.a. Homer. Erstaunlich, dass dieses verstorbene steirische Literaturwissen- Theater bis heute im Wald vergraben liegt schaftler Karl Konrad Polheim befasst, der Es begann die bisher theaterfreundlichste – der Doppelfall eines Amphitheaters als auch einen „Katalog der Volksschauspiele Epoche der Landesgeschichte. Denn 1842 Kulturbezirk ist selten, und schließlich in Steiermark und Kärnten“ publiziert hat. öffnete auch in Villach das eingangs sind vom ganzen Imperium Romanum nur erwähnte Stadttheater seine Tore. Ein 250 Amphitheater erhalten (in Österreich Kärntner Bühnengeschichte. Das Biedermeierbau mit 281 Sitz- und 190 eines in Carnuntum, eines in Flavia Solva erste neuzeitliche Theater Kärntens war Stehplätzen. Mit Intendanz und festem und eben die zwei in Virunum). das Schultheater des Jesuitenkollegs in Ensemble. Um den Enthusiasmus zu ver-

6 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Ab 1842 besaß Villach rund 100 Jahre lang ein eigenes Stadttheater (im Bild: das Biedermeiergebäude mit der Philipsreklame um 1938). Foto: Museum-Archiv der Stadt Villach | Der einzige (heute im Wald verschüttete) Theaterbau der Provinz Noricum lag in Virunum bei Maria Saal. Der Tribünenradius betrug stolze 35 Meter. Foto: Landesmuseum Kärnten | Fragmente der prächtigen antiken Bühnendekoration. Foto: Heimo Dolenz stehen, aus dem heraus das erste Wörther- Paris von der dortigen Theateravantgarde und der Carinthische Sommer mit seiner see-Dampfschiff den Namen „Thalia“ trug, befruchtet, inszenierte am Tonhof in Maria Musiktheaterproduktion, sowie jährlich muss man sich vor Augen halten, dass Saal, ein paar hundert Meter von Virunum mindestens 30 ziemlich bunte Sommer- damals in Klagenfurt gerade am neuen entfernt, die Uraufführung der ersten theater-Events, in denen Hochprofessio- Jubiläumstheater gebaut wurde. Der Damp- Thomas-Bernhard-Stücke, ehe er, diesmal nelles mit einer Fortsetzung der Laien- fer verband zumindest in der verlängerten flankiert von H.C.Artmann, Spittal an der theater-Produktion des Volksschauspiels Geisteslinie zwei Theaterstädte. 1905 Drau in ein sommerliches Komödienzen- Hand in Hand geht. wurde Friedrich Schillers 100. Todestag trum verwandelte. Siegmar Bergelt, mit Gedenkmünzen und Großveranstal- der spätere Manager Friedrich Kärnten ist ein guter Theaterbo- tungen gefeiert. Sein „Wilhelm Tell“ weih- Guldas und Mitbegründer des den. Mit ein paar unliebsamen te 1910 den neuen Musensitz der Landes- von Ossiach nach Viktring kulturpolitischen Verhaltens- hauptstadt ein. Auch kam der Zeitgeist geflohenen Musikforums, mustern. Dazu zählt, dass in dazu: Es war der Bauernsohn Anton brachte schon kurz nach dem Kommunen und Land der eine Ronacher aus Dellach im Drautal, der 1888 Zweiten Weltkrieg auf der Napo- sofort passt, wenn es der andere – freilich in Wien – das dortige „Etablis- leonwiese in Warmbad Villach auch tut. Mit dem Satz „Wir ent- sement Ronacher“ erbauen ließ. zwei Jahre nacheinander Freilichtpro- lassen das Land nicht aus seiner duktionen, die jeweils bis zu 5.000 Besu- Verantwortung“, hat sich Villach 1999 Im Zweiten Weltkrieg wurde Villachs cher anzogen. 1979 wurde das klagenfur- aus seiner Verantwortung für die Studio- Stadttheater bei einem Bombenangriff ter ensemble gegründet, das seit 1987 von bühne entlassen. Und: Der Hinweis, dass beschädigt. Dem Verlust wurde mit einem Gerhard Lehner geleitet wird. Bereits gespart werden muss, ist auch so ein Spielraum am Bahnhofsplatz Genüge davor entstanden in Villach die Studio- rhetorisches Ausweichmanöver, wenn getan, der sogar mit einer Drehbühne bühne, an der Bruno Czeitschner verblüf- eigentlich die Korrektur unzeitgemäßer ausgestattet wurde, der aber – das Kino fend Zeitgenössisches produzierte, und Budgetrelationen ansteht. boomte – auch als Lichtspieltheater dienen die legendäre Urform des Straßentheater- ● Michael Cerha musste, und der in den 60er-Jahren – das festivals Spectrum. * 1953 in Vorarlberg, Autor, Dramaturg und Kulturjourna- list. Kärntner Kulturkorrespondent der Tageszeitung Kino boomte schon weniger – zum Lager- „Der Standard“. Publizierte zuletzt u.a. die poetische raum verkam. Also, 1.500 Jahre nach Kleine Bestandsaufnahme. Inzwischen Textsammlung „documents“ und das Kinderbuch „Albine“. Lebt seit 2010 in Damtschach. Virunum, noch einmal ein verschwunde- gibt es laut IG Theater Tanz Performance nes Theater. Aber das ist nicht das Ende Kärnten Koroška, verstreut über das gan- der Geschichte. Villachs Jugendrat hat ein ze Land, rund 20 Freie Gruppen, davon Mitglied, das sich für die Wiedererrichtung sieben mit festen Spielstätten, an denen eines „Stadttheaters“ einsetzt. insgesamt rund 50 Theaterschaffende ständig wirken. Hinzu kommen die beiden Die Theaterschaffenden der späten 50er-, Bühnen mit permanentem Spielbetrieb, der 60er- und der 70er-Jahre haben den das Klagenfurter Stadttheater und die ganzen Elan ihrer Generation quer durch neuebühne villach. Dann die beiden gro- das Land getragen. Herbert Wochinz, in ßen Festivals, die Komödienspiele Porcia

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 7 Im Rampenlicht Vorhang auf für ein farbenreiches Ensemble an Theatermenschen aus Kärnten. Gegenwärtigen und vergangenen. Konservativen und innovativen. Seriösen Mimen und schrägen Vögeln. Eine subjektive Rundschau ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

„Denn die einen sind im Dunkeln gebracht (sich 2001 aber auf den elterli- europäischen Avantgarde, und die andern sind im Licht. Und man sieht nur die im Lichte chen Bauernhof nahe Eisenkappel/Železna und in Wien das Theater die im Dunkeln sieht man nicht.“ Kapla zurückgezogen). am Fleischmarkt gegründet hatte. Das sprichwörtliche Dass die einstige Dramaturgin Maja „leichte Lachen von Porcia“ hilft Haderlap mittlerweile auch als Dramati- Petra Morzé vielleicht über eine große kerin und Autorin im Rampenlicht steht, Enttäuschung hinweg, ist sie doch eines Ja, Kärnten ist ein Land der Chöre und verdankt sie dem Erfolg ihres preisge- jener -Ensemble-Mitglieder, Blasmusikkapellen. Aber es ist auch ein krönten autobiographischen Romans deren Verträge vom designierten Direktor Land der Dichter*innen und Darsteller- „Engel des Vergessens“, mit dem sie 2011 Martin Kušej nicht verlängert werden. *innen, der Literatur- und Theater-Men- den Bachmann-Preis gewann. Vier Jahre „Nach 17 Jahren am Haus ist das schade“, schen. Nicht nur der rege, hiesige Ama- danach wurde die Bühnenfassung im findet sich die 54-Jährige als „eine der teurtheaterverband setzt die Bühnen- Wiener Akademietheater uraufgeführt, wenigen Österreicherinnen im Ensemble“ begeisterung der Leute im Lande in Szene, und auch das slowenische Nationaltheater mit der ungewohnten Situation ab und ist auch eine Fülle von institutionellen und in Ljubljana setzte das Stück auf seinen neugierig auf den neuen Lebensabschnitt. freien Kompagnien lockt das Publikum Spielplan (ein umjubeltes Gastspiel der Wer weiß, vielleicht kann man sie in das ganze Jahr über zu den Brettern, die Slowen*innen war im Stadttheater Kla- Zukunft ja auch einmal mit ihrem zweiten die Welt bedeuten. Und so manche inter- genfurt zu sehen). Standbein, dem Kabarett-Programm nationale Karriere nahm hier am südlichen „Amourhatscher“ in ihrer alten Heimat Rand des deutschen Sprachraumes ihren Die „Mutter“ in der Burgtheater-Produk- Kärnten sehen. Dabei steht sie mit Freun- Ausgang. tion des „Engels des Vergessens“ verkör- din Angelika Hager (Kolumnistin „Polly perte die Kärntnerin Petra Morzé. Sie Adler“), Burg-Kollegin Maria Happel und KARRIEREN. Ob Martin Kušej, der im erinnert sich gerne an eine Art fact-fin- ab Herbst Ulrike Beimpold (statt bisher September vom Münchner Residenzthea- ding-mission vor der Premiere mit Burg- Andrea Händler) auf der Bühne und lässt ter nach Österreich zurückkehren und die theater-Direktorin Karin Bergmann, dem eine szenische Lesung zur komödianti- Direktion des Burgtheaters übernehmen Schauspieler-Ensemble und Maja Haderlap schen Tour de force durch zwischen- wird oder Johann Kresnik, der mit seinem in deren Heimat in Südkärnten. Wie eine menschliche Krisengebiete werden. Heu- choreographischen Theater und einem „Spurensuche in der eigenen Vergangen- er ist Petra Morzé aber noch in mehreren brachial-verstörenden Regiestil unter heit“ sei das gewesen, erzählt die im Produktionen des Burgtheaters zu sehen, anderem an Frank Castorfs Volksbühne Weinviertel aufgewachsene Enkelin von u.a. im „Besuch der alten Dame“ (Friedrich Berlin reüssierte – viel an kreativer Kraft Inge Morzé, einer der Grandes Dames der Dürrenmatt), „Mephisto“ (Klaus Mann), stammt aus dem zweisprachigen Amalgam Kärntner Kunstwelt. „An meinem Geburts- „Willkommen bei den Hartmanns“ (Simon der slowenisch-deutschen Grenzregion tag, dem 10. Oktober, habe ich in Kärnten Verhoeven/Angelika Hager) und in „Der Südkärntens. Nicht zufällig hat es wohl immer gedacht, die Fahnen hängen wegen Kandidat“ von Carl Sternheim. auch die Dichterin und spätere Bachmann- mir.“, erinnert sich die vielbeschäftigte Preisträgerin, die Kärntner Slowenin Maja Theater- und Film-Schauspielerin heute In dieser Komödie nach einer Vorlage von Haderlap, nach ihrem Studium für 15 schmunzelnd. Fürs Theater „sozialisiert“ Gustave Flaubert verkörpert Petra Morzé Jahre als Dramaturgin an das Stadttheater wurde sie nach eigenen Worten „durch eine Mutter und die junge Klagenfurterin Klagenfurt verschlagen, wo sie mit einem die Omi“, die sie immer ins Stadttheater Christina Cervenka deren Tochter. Aus- weiteren überregional bedeutenden The- und im Sommer zu den Komödienspielen gebildet an der Universität für Musik und atermacher, dem Regisseur und Intendan- Porcia mitgenommen hatte. Das war darstellende Kunst in Graz spielte die ten Dietmar Pflegerl zusammenarbeitete. damals die Ära eines weiteren großen heute 25-Jährige bereits im Wiener The- Ihr jüngerer Bruder Zdravko Haderlap Namens der heimischen Theatergeschich- ater in der Drachengasse und in Kinder- hatte in den 1990er Jahren zeitgenössi- te: Herbert Wochinz, der geprägt war von produktionen in der Burgtheater-Depen- sches Tanztheater im Sinne seines Lands- seinen Eindrücken im Frankreich der dence Kasino am Schwarzenbergplatz. Sie mannes Johann Kresnik nach Kärnten 1950er Jahre, damals das Zentrum der setzt damit eine Reihe prominenter Kärnt-

8 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 ner Schauspieler*innen am Theater-Olymp in Wien fort, man denke nur an den ver- storbenen Wolfgang Gasser (u.a. in Tho- mas Bernhards „Heldenplatz“) oder den aus St. Veit stammenden Heinz Trixner, dessen Gesicht und Stimme ebenso aus Film und Fernsehen bekannt sind. Aber auch nicht so prominente, nicht weniger wichtige Mitarbeiter der Burg stammen aus Kärnten und lieben das Theater. Unter ihnen: Monika Brusenbauch, eine von sieben Souffleusen des Hauses am Ring, die seit 1990 den Bühnenstars zur Seite steht und seitenweise Bühnentexte aus dem Gedächtnis rezitieren kann. Auch die aus Unterloibl stammende Valerie Voigt-Firon, nur wenige Jahre älter als Christina Cervenka, hat es ans Burgtheater geschafft. Die 32-jährige Kärntnerin gab 2017 ihr Regie-Debüt im Vestibül („Drei sind wir“ von Wolfram Höll). Dass die Sprache für sie eine Haupt- rolle spielt, hört man Voigt-Firon an – so wohlgesetzt und überlegt formuliert sie im Gespräch nach kurzem Nachdenken. Autor*innen wie Elfriede Jelinek, Ferdi- nand Schmalz oder Ewald Palmetshofer schätzt sie ebenso wie Wolfram Höll, dessen Sprache sie als „musikalisch komponiert“ liest: „Das ist fast wie eine Partitur!“

FREIE SZENE. Die unmittelbare Heimat dieser Jung-Regisseurin stand übrigens im Zentrum einer aufwühlenden Produk- tion 2016 in der Klagenfurter theater- HALLE 11: In der „Loibl-Saga“ themati- siert Autor Erwin Riess „Ermordung, Verfolgung und Solidarität im KZ Loibl Nord“. Den Theatermacher und Kärntner Slowenen Marjan Štikar (teatr trotamora) mit der Umsetzung zu betrauen, erwies sich dabei als Glücksgriff, denn er und sein rund 40köpfiges Team schufen die Petra Morzé (li.) und Christina Cervenka in Sternheims "Der Kandidat" am Wiener Akademietheater. starken Bilder zu den Fakten. Beheimatet Foto: Georg Soulek/Burgtheater | Jung-Regisseurin Valerie Voigt-Firon gab ihren Einstand am Burgtheater. ist das teatr trotamora in St. Jakob im Foto: Reinhard Werner | Nadine Zeintl in "Rattensturm" am klagenfurter ensemble. Foto: Günther Jagoutz/ke

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 9 Tanja Raunig (vorne) mit Barbara Spitz in "Der Nussknacker" am Theater der Jugend in Wien. Foto: Rita Newman/TdJ | Hausherr des klagenfurter ensembles in der Theater Halle 11: Gerhard Lehner. Foto: ke | Martina Rösler von der Theatergruppe makemake. Foto: Bettina Frenzel

Rosental/Šentjakob v Rožu im dortigen aus, in der anhand der 25 Buchstaben des Multitalent, bespielt das Haus am Klagen- Kulturverein Rož. slowenischen Alphabetes die Mechanis- furter Messegelände mit jährlich rund Nicht weit davon entfernt, in St. Johann men von Macht dekliniert wurden. Der fünf Eigenproduktionen, unter denen im Rosental/Šentjanž v Rožu, findet man Wort- und Verführer ist dabei männlich viele Uraufführungen zu finden sind. In das k & k (Kultur & Kommunikationszen- und ganz in Rot (Aleksander Tolmaier). Antonio Fians „Owe den Boch“ war eine trum) in einer ehemaligen Schule. Auch Mit ihm ringen und um ihn buhlen vier der Stamm-Schauspielerinnen des kla- hier stehen immer wieder Theater-Pro- Frauen, die Fixgrößen der Kärntner freien genfurter ensembles ebenso zu sehen wie duktionen der freien Szene auf dem Szene sind: Yulia Izmaylova, Magda in der Produktion „Clarisse und ihre Spielplan, u.a. von Alenka Hain, die 2017 Kropiunig, Lara Vouk und Katarina Dämonen“ nach Robert Musils Roman den Würdigungspreis des Landes Kärnten Hartmann spielten sich dabei durch die „Mann ohne Eigenschaften“: Nadine für Darstellende Kunst erhielt. In den ganze Palette menschlichen Verhaltens Zeintl, die das Kärntner Publikum auch vergangenen Jahren unterrichtete Alenka zwischen Anziehung und Abstoßung, zwi- vom Stadttheater, von der neuebuehne- Hain an der Pädagogischen Hochschule schen Devotheit und Drill. Diese Produk- villach und von Produktionen des Theaters in Klagenfurt Sprachmethodik für zwei- tion zeigte exemplarisch: Alenka Hains Wolkenflug kennt. Die gebürtige Oberös- sprachige Lehrer. Die Zeit an der „School poetisches Bühnenspiel setzt vor allem terreicherin verkörperte voriges Jahr for New Dance Development“ in Amster- auf Mimik, Gestik, Körperhaltung, bietet außerdem die Eliza Doolittle in „My fair dam und ihre aktive Tanzkarriere liegen choreographisches Theater, das keine Lady“ im Gärtnerplatz-Theater München. schon lange zurück. Doch auch in ihrer Sprachbarrieren kennt. Mit Oliver Vollmann ist sie beruflich und Arbeit als Regisseurin achtet die gebürti- privat ein eingespieltes Team, Marcus ge Slowenin sehr auf den Bewegungsaus- Brennpunkt der Off-Szene ist seit Jahren Thill, Gernot Piff sowie Michael druck der Schauspieler*innen: „Die Bewe- das klagenfurter ensemble (ke) mit Kuglitsch sind weitere Stammgäste bei gung muss im Einklang mit dem seiner Spielstätte theaterHALLE 11 – ein den Produktionen des ke. Immer wieder gesprochenen Wort sein!“ freies Theater mit eigenem Gebäude. in der theaterHALLE 11 zu sehen sind Fast ohne Worte kam im Vorjahr ihre Hausherr Gerhard Lehner, ehemaliger außerdem Maximilian und Markus Produktion „5&20 udarcev/Schlagzeilen“ Wiener Sängerknabe, Blasmusiker und Achatz, die mit ihrem Theater WalTzwerk

10 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Gernot Piff im Musical "Black Rider" in Villach. Foto: Weber/Flying opera | Oliver Vollmann und Nadine Zeintl in "Clarisse und ihre Dämonen" am ke. Foto: Günther Jagoutz/ke | Michael Kuglitsch in der ke-Produktion "Nebochantnezar". Foto: Peter Wagner | Hausherr Michael Weger (links) mit Isabella Weger und Clemens Matzka in seinem Stück "Adios Muchachos" an der neuenbuehnevillach. Foto: Patrick C. Klopf/nbv

hauptsächlich im Kinder- und Jugendthe- Tanz ist auch die Sprache der jungen Hofmanns „Nussknacker“. Der Villacher aterbereich tätig sind so wie Sabine und Völkermarkterin Martina Rösler. Als Teil Günther Wiederschwinger ist beim Miha Kristof-Kranzelbinder mit dem des Wiener Theaterkollektivs makemake Volkstheater beheimatet, Markus Kofler Theater KuKuKK. Aber auch Koproduk- erhielt sie mit der getanzten Vertonung ist Ensemblemitglied des Theaters in der tionen (siehe oben mit Marjan Štikar), von jüdischen Witzen („Muttersprache Josefstadt so wie Elfriede Schüsseleder, Konzerte und Gastspiele stehen das gan- Mameloschn“) im Vorjahr den Theater- in Kärnten bekannt aus der Ära Wochinz. ze Jahr über auf dem Programm. Ein preis „Nestroy“ für die beste Off-Produk- Auch Maximilian Müller, den man aus Beispiel: Johanna Orsini-Rosenberg, tion, 2015 wurde das von ihr choreogra- der TV-Serie Rosenheim-Cops kennt, war die mit ihrer kunstsinnigen Familie im fierte Tanzstück „Das ist ja ein Ding!“ mit sieben Jahre lang Ensemble-Mitglied beim Rahmen des Carinthischen Sommers auf einem „Stella-Award für junges Publikum“ Theater in der Josefstadt, wo außerdem Schloss Damtschach szenische Konzerte ausgezeichnet. Die gebürtige Kärntnerin die Schauspielerin Ruth Rieser auf der und Lesungen veranstaltet, war mit ihrer lebt in Wien, wo sie ihr Studium der The- Bühne stand (so wie in Klagenfurt und von der Kritik euphorisch gelobten ater-, Film- und Medienwissenschaft an Stuttgart), bevor sie sich ihrer Karriere Konrad-Bayer-Revue im ke zu Gast. Die der Universität und nebenbei zeitgenös- als Filmemacherin widmete. Ein weiterer mit dem Schauspielpreis der Diagonale sische Theaterpädagogik am Konservato- Villacher, Peter Raffalt, leitete mit seiner 2013 ausgezeichnete Künstlerin machte rium studierte. Frau Annette jahrelang das Projekt „Die zuletzt mit ihren Filmrollen auf sich junge Burg“ – er ist übrigens der Schwa- aufmerksam (u.a. „Murer – Anatomie WIEN und die WELT. Landsmänner und ger des einstigen Burgtheater-Direktors eines Prozesses“). Und Schauspielerin -frauen mit Hang zum Scheinwerferlicht Matthias Hartmann. und Regisseurin Angie Mautz und ihr kann Martina Rösler in beinahe allen Verein „Junges Theater Klagenfurt“ sind Veranstaltungsstätten in Wien finden: Doch nicht nur in die Bundeshauptstadt in der theaterHALLE 11 jeden Sommer Tanja Raunig etwa, bekannt als Tochter verschlägt es das fahrende Volk aus Kärn- ebenso beheimatet wie im Herbst das des Tatort-Kommissars Harald Krassnitzer, ten. Der Gailtaler Schauspieler Hannes zeitgenössische Tanz- und Performance- ist oft im Theater der Jugend anzutreffen, Flaschberger spielt seit 2013 den „Dicken festival „Pelzverkehr“. zuletzt etwa in der Hauptrolle von E.T.A. Vetter“ Jedermanns bei den Salzburger

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 11 Manfred Lukas-Luderer und Isabella Wolf in "Heilig Abend" an der neuebuehnevillach. Foto: Patrick. C. Klopf/nbv | Multitalent und TV-Cop Maximilian Müller. Foto: Müller | Angie Mautz in "Nebochantnezar" am klagenfurter ensemble. Foto: Peter Wagner

Festspielen am Domplatz – zuerst mit Cornelius Obonya in der Titelrolle, danach mit Tobias Moretti. Das Wanderleben gehört zu Flaschbergers Natur, auch wenn er sich nach wie vor in Kärnten zuhause fühlt. Zum Festspiel-Engagement kam er über Umwege. Denn der britische Regis- seur Julian Crouch, der ab 2013 mit seinem US-Kollegen Brian Mertes für die Regie des Klassikers am Domplatz verantwort- lich war, brachte den Kärntner quasi aus London mit. Dorthin hatte es Flaschberger schon 1993 verschlagen, dort hatte er mit seiner Partnerin, der britischen Schau- spielerin und Cellistin Tamzin Griffin, gelebt und gearbeitet, dort hat er sein Handwerk gelernt. Als 26-Jähriger war er für zwei Jahre nach Paris gegangen, um bei Marcel Marceau die Kunst der Panto- mime zu erlernen, dem war ein Aufenthalt in Barcelona gefolgt. Zurück in Wien „stand ich mit 31 erstmals richtig auf der Bühne“, erinnert sich Flaschberger, der sich zwischendurch immer wieder mit diversen Jobs über Wasser halten musste.

Der Viktring-Absolvent und gebürtige Tiroler Alexander Kubelka studierte Musiktheater am Konservatorium in Wien und gründete 1992 mit Stefan Pfeistlinger das Theater K.L.A.S. auf der Heunburg, das anspruchsvolles Sommertheater von „Woyzeck“ bis Arthur Miller bot. Nach

12 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Steht vor seinem Abschluss am Reinhardt-Seminar: Jung-Mime Julian Waldner. Foto: Hannah Schwaiger | Florian Scholz, Intendant des Stadttheaters Klagenfurt. Foto: Gerhard Maurer/Stadttheater | Alexander Kubelka war Intendant am Vorarlberger Landestheater in Bregenz. Foto: Anja Koehler

Stationen bei Dietmar Pflegerl am Stadt- als Regisseur streichen würde, lasse ich Weise“ im Krastaler Steinbruch – ein theater Klagenfurt, im Düsseldorfer Schau- als Autor gleich weg.“ atmosphärisch starker Spielort, der für spielhaus (bei Anna Badora) und Wiener Gesellschaftskritisches und humanisti- das Kärntner Publikum leider nicht mehr Volkstheater (bei Emmy Werner) über- sches Theater wollen er und sein Drama- zugänglich ist. nahm Kubelka 2009 als Intendant und turg Martin Dueller das ganze Jahr über Regisseur das Vorarlberger Landestheater mit dem 13köpfigen Team machen, „nah SPIELORTE. Doch an originellen und in Bregenz. Bis zu seinem freiwilligen dran sein“ (so der vielsagende Hausslogan) stimmigen Spielorten ist abseits der festen vorzeitigen Abgang 2017 konnte er dort an Publikum und Themen. Lehrer ist er Häuser kein Mangel. In Kärnten wurde eine 40%ige Steigerung der Zuseher- übrigens auch noch. Denn seit 2006 ist und wird in Steinbrüchen, auf Burgen *innenzahlen erreichen. Mittlerweile ist Michael Weger zusätzlich Professor der (Heunburg, Friesach), Schlössern (Porcia) der Theatermacher mit seiner Familie in Schauspielabteilung am Kärntner Landes- und Ruinen (Finkenstein) gespielt; in die Nähe von Wien gezogen, wo ihm im konservatorium. Stiftshöfen (Eberndorf) und Stadeln Theater in der Josefstadt mit seiner hoch- Dass mit Lisa Maria Sommerfeld eine (Albeck, Tonhof), auf einem Drauschiff gelobten Inszenierung von Turrinis „Josef seiner Schülerinnen mittlerweile das drit- (Theaterfestival Spectrum), einer (mittler- und Marie“ 2018 ein fulminanter Einstand te Jahr am renommierten Max-Reinhardt- weile abgetragenen) Seebühne und einem gelungen ist. Daneben versucht sich der Seminar in Wien studiert, ist ihm eine Theaterwagen (Porcia), in einem einstigen 50-Jährige freie Regisseur erstmals als große Freude. Für künstlerischen Nach- Kino (Jazzclub Kammerlichtspiele) und Bühnenautor: Sein Stück „Caspar“, ein wuchs ist also gesorgt. Mit dem 22jährigen einem Jugendstilpavillon (Vada). Polit- und Medien-Krimi, wird vom Wiener Julian Waldner steht heuer außerdem Sessler-Verlag vertreten. wieder ein junger Kärntner nach vier Die „Zugmaschine“ für alle Theaterfreun- Jahren Ausbildung vor dem Abschluss an de in Kärnten ist natürlich das Stadtthe- Im Sessler-Verlag ist übrigens auch das der Wiener Kaderschmiede. ater Klagenfurt, das mit knapp zehn Debüt-Werk von Michael Weger gelan- Manfred Lukas-Luderer ist ebenfalls Millionen Euro auch den größten Anteil det. Der Villacher Tausendsassa ist jetzt Absolvent des Reinhardt-Seminars und am Kulturbudget des Landes hat. Der also nicht nur Intendant der neuebueh- ein langjähriger Wegbegleiter Michael Deutsche Florian Scholz, der in Berlin nevillach (einst Studiobühne Villach), Wegers. Als Schauspieler und Regisseur und Paris lebte und arbeitete (u.a. bei Regisseur, Schauspieler, Emotionstrainer ist er der neuebuehnevillach seit Jahren Gerard Mortier), legt seit der Saison ... sondern auch Dramatiker. Seine Komö- verbunden, aber auch am Stadttheater 2012/2013 ein solides und kulinarisches die „Adios Muchachos“ hatte im Dezem- Klagenfurt, an den Schauspielhäusern in Programm vor, das nicht zuletzt mit ber Premiere. Dabei spielte der schrei- Graz und Zürich sowie in zahlreichen hochklassigen Operninszenierungen bende Schauspieler auch und Film- und TV-Produktionen war er zu punkten kann. Im Sommer macht das inszenierte gleich selbst sein Stück – was sehen. Eindrucksvoll verkörperte er 2010 Stadttheater Pause und dann sind es die durchaus Synergien bedeutete: „Was ich die Titelrolle in Lessings „Nathan der vielen Sommertheater-Initiativen und

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 13 Ist zwischen Wien, Kärnten und Slowenien fest im Einsatz: Magda Kropiunig. Foto: Evelyn Hronek | Marcus Thill im Musical "Black Rider" in Villach. Foto: Weber/Flying opera | Theatermacher an der Schnittstelle zwischen darstellender und bildender Kunst: Gerhard Fresacher. Foto: Fresacher | Der aus Bleiburg stammende Choreograph und Regisseur Johann Kresnik (rechts) mit dem Maler . Foto: Waldner | Maximilian Achatz vom Theater WalTzwerk im Stück "Petterson und Findus". Foto: Waltzwerk

Freiluft-Bühnen, die zu originellen und anstaltungs- und Ausstellungsraum. Der des Kärntner Landhauses, im Amphithe- atmosphärischen Aufführungsorten laden 46jährige, bei Erich Wonder an der Aka- ater Virunum, im Archäologiepark Mag- und auch für den Tourismus eine wesent- demie der bildenden Künste in Wien dalensberg und zuletzt im Innenhof der liche Rolle spielen. Manche von ihnen geschulte, Bühnenbildner ist einer der Klagenfurter Burg. beschwören regelmäßig den Wettergott, vielseitigsten Kreativköpfe des Landes. Ob damit die Vorstellungen nicht ins Wasser seine Kirschgarten-Inszenierung in der Die Klosterruine Arnoldstein ist nur fallen mögen: Vom Villacher Theaterfes- Wiener Garage X, eine Musik-Performance einer der vielen Veranstaltungsorte im tival Spectrum (künstlerische Leitung: rund um Kafkas Landarzt-Erzählung für In- und Ausland, die Regisseur Herbert Katrin Ackerl Konstantin und Erik Jan das Wiener Radiokulturhaus, ob Kunstvi- Gantschacher und „arbos“, seine 1992 Rippmann), das sich in der Innenstadt, deos oder die Organisation des Kunst- und gegründete „Gesellschaft für Musik und auf den Drauterrassen und auf einem Theaterfestivals Diorama, stets ist Fresa- Theater“, bespielen, zuletzt etwa mit Fluss-Schiff abspielt, über die Burghof- cher das Mastermind hinter genre- und Ausstellungen und Symposien rund um spiele Friesach unter der langjährigen spartenübergreifenden Kunstaktionen. den Ersten Weltkrieg und den Komponis- Leitung von Publikumsliebling Adi Peichl Verheiratet ist der Vater zweier Töchter ten Viktor Ullmann. Ihm widmet sich auch bis zu den Südkärntner Sommerspielen übrigens mit der Theater- und Film-Schau- eine der großen Produktionen von arbos, in Eberndorf, die nach rund 20 Jahren spielerin Magda Kropiunig. Die Kärntner mit der Gantschacher weltweit Aufhorchen Jörg Schlaminger seit 2017 von Patrick Slowenin aus Suetschach im Rosental erlangte: „Der Kaiser von Atlantis“, jene Steinwidder geleitet werden. Der einsti- spielte im , in der Kammeroper, die Viktor Ullmann als ge Assistent am Stadttheater Klagenfurt neuebuehnevillach und im Slowenischen Häftling im KZ Theresienstadt geschrieben absolvierte als erster deutschsprachiger Nationaltheater in Ljubljana, trat in Wien hatte. Der 62-jährige Herbert Gantschacher Student das Masterstudium in Theaterre- bei den Festwochen auf, im Rabenhof und ist in der heimischen Kulturszene eine gie an der Royal Academy of Dramatic in der Garage X. Zusätzlich ist sie immer Klasse für sich: Er organisiert nicht nur Art in London und ließ im Vorjahr mit wieder als Sprecherin bei TV-Dokumenta- Symposien, Workshops und Forschungs- einem unkonventionellen „Sommer- tionen und als Moderatorin im ORF-Lan- projekte, er initiiert auch Kompositions- nachtstraum“ (mit Flüchtlingen als Dar- desstudio Kärnten tätig. aufträge und Schulprojekte, inszeniert stellern) aufhorchen. Musiktheaterproduktionen und leitet Einen Generationswechsel gab es auch Ein weiteres Power-Couple der heimischen „Visual“, ein internationales Festival des bei den traditionsreichen Komödienspielen Theaterlandschaft sind Ute Liepold und Visuellen Theaters mit gehörlosen und in Spittal an der Drau: Die Tiroler Schau- Bernd Liepold-Mosser mit ihrem 2003 hörenden Theaterschaffenden. spielerin und Regisseurin Angelica gegründeten Theater Wolkenflug, das Ladurner löste 2015 Peter Pikl (verstor- auf zeitgenössisches Theater an besonde- Kuriosum am Rande: Gantschacher, der ben 2018) als Intendantin des Ensembles ren Orten spezialisiert ist. Der aus Griffen von 1977 – 1980 an der Hochschule für Porcia ab und führte zum Gaudium des stammende Theater- und Opern-Regisseur Musik und darstellende Kunst in Graz Publikums einen Theaterwagen ein, mit Bernd Liepold-Mosser erhielt für seine Regie studierte, hielt dort ein Jahr nach dem das fahrende Volk landauf landab mit Produktion „Amerika“ am Stadttheater seinem Abschluss als Gastdozent ein Kurzfassungen klassischer Komödien Klagenfurt 2011 den Theaterpreis Nestroy Seminar über Goethes „Faust“. Einer neugierig auf die Komödienspiele macht. als beste Bundesländeraufführung, 2016 seiner Studenten damals: der zukünftige folgte eine Nestroy-Nominierung für Burgtheaterdirektor Martin Kušej. Gerhard Fresacher, innovativer Theater- „Lavant“. Nominiert wurde 2013 auch ● Karin Waldner-Petutschnig macher an der Schnittstelle zwischen seine Frau Ute Liepold für ihre Inszenierung (54) ist freie Kulturjournalistin in Klagenfurt. Neben ihrer fast 30-jährigen Tätigkeit bei der „Kleinen Zeitung“, darstellender und bildender Kunst, bespielt der Uraufführung von Robert Woelfls „wir leitete sie 12 Jahre den -Verlag und drei Jahre hingegen mit dem Raum8 seit einigen verkaufen immer“ im Landesmuseum das Museum Liaunig. Jahren ein leer stehendes Geschäftslokal Kärnten. Die gebürtige Vorarlbergerin in der Klagenfurter 8.-Mai-Straße als Ver- inszenierte u.a. bereits im Wappensaal

14 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Archiv Foto: welter.skelter So ist der Deal, Baby. Das ist so eine Sache mit dem Theater und mir. Unsere Beziehung ist seit jeher als durchaus dramatisch zu bezeichnen. Eine doch sehr prä- zise und wunderbar stimmige Beschreibung unserer Problematik. Nur leider nicht von mir, wie ich, eh mich etwaige Vorwürfe des Plagiats ereilen mögen, hier gleich gestehen will, son- dern dankend vom Journalisten und Autor Jan Küveler entlehnt. Dieser hat vor geraumer Zeit ein sehr kluges und unterhaltsames Büchlein (Tropen Verlag) veröffentlicht, das ich hier vor- behaltlos empfehlen möchte. Es trägt den herr- lichen Titel Theater hassen – eine dramatische Beziehung und beschreibt auf 159 Seiten, war- um man das Theater in den meisten Fällen zu hassen, in wenigen Fällen aber auch zu lieben hat. (Es verhielte sich vielleicht genau anders- rum, wenn man, was für einen in Kärnten leben- den Kärntner nicht machbar ist, ausschließlich Aufführungen am Wiener Akademietheater oder am Hamburger Thalia Theater besuchen würde. Meine ich und nicht der Küveler). Denn in – sagen wir – sechs von sieben Fällen kann man das Theater getrost vergessen. Hört sich einfach an, ist es aber nicht, weil das The- ater, von dem hier bedauerlicherweise die Rede sein soll, eines der Dummheit, der Arro- ganz, der Langeweile, der Borniertheit, der Besserwisserei, der Hässlichkeit, der Sinnlosig- keit und des Stumpfsinns ist, einen wütend bis suizidal hinterlässt und deshalb auch nur schwer zu verdrängen oder eben zu vergessen ist. Dafür aber in – sagen wir – einem von sie- ben Fällen, wenn das Theater, von dem jetzt die Rede sein soll, eines der Klugheit, der Schönheit, des Aufruhrs, der Wut, der Kompro- misslosigkeit, der Entblößung, der Tränen, der Freude und des Schmerzes ist, dann will man gar nicht mehr entlassen werden aus dem her- metischen Theaterraum, da will man besser ewig dort verweilen dürfen als Teil eines gro- ßen Ganzen, sprachlos vor Glückseligkeit. Ja! Ja! Ja! Für dieses rare, lichtbringende Theater lohnt es sich allemal zuvor sechs dummdreiste und krankmachende Inszenierungen über sich ergehen zu lassen. So ist nunmal der Deal, Baby. Daran gibt es nichts zu rütteln. (Meine zwei absoluten Theater-Highlights 2018: ‚Die lächerliche Finsternis‘ am Landestheater Innsbruck und die päpstliche Vesper am 31. Dezember im Petersdom zu Rom. Alle weiteren Theaterbesuche im vergangenen Jahr habe ich doch tatsächlich schon wieder vergessen und/ oder verdrängt.) ● Oliver Welter Musiker, Schauspieler und Autor. Geboren in Klagenfurt, lebt in Klagenfurt und Innsbruck, stirbt vermutlich in Klagenfurt oder Innsbruck oder gar nicht.

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 15 Nina Rike Springer: Epiphany. Foto: Nina Rike Springer | Bildrecht Wien

Freies Theater: Schön aber brotlos In Kärnten boomt die freie Theaterszene. Doch obwohl viele der Künstler*innen bis zu 60 Stunden die Woche arbeiten, können die wenigsten davon leben.

Hunger auf Kultur. Vor ein paar Jahren macher Ebner, kostet die Umsetzung eines ren Bundesländern, das kam Stefan Ebner die Idee mit dem The- Klassenzimmerstücks. Wenn jede Auffüh- Angebot der freien Büh- ater im Unterricht. Warum nicht in die rung rund 100 Euro in die Theaterkasse nen wird vielerorts dank- Klassenzimmer gehen und vor 25 Schüler- spült, kann sich das niemals ausgehen. bar aufgenommen. *innen ein Stück aufführen? So etwas „Die Einnahmen decken zehn bis 20 Pro- hatte Kärnten noch nicht gesehen. Das zent der Kosten ab.“ Das hässliche Wort „Prekariat“. Doch Konzept ging auf und der künstlerische Ebners TURBOtheater ist eines der Aus- obwohl die teils experimentellen Auffüh- Leiter des Villacher TURBOtheaters tourt hängeschilder jener freien Szene, die in rungen zunehmend Zuspruch erfahren, nun schon eine ganze Weile mit verschie- den letzten zehn Jahren in Kärnten einen können die meisten Autor*innen, denen Stücken durch die Mittelschulen. produktiven Boom erlebt. Abseits der Regisseur*innen, Schaupieler*innen, In der aktuellen Aufführung geht es um großen Bühnen entstehen im ganzen Land Tänzer*innen bloß davon träumen, von fake news: Schauspieler Andreas Thaler kleinere Theater, die anspruchsvolle Pro- ihrer Arbeit leben zu können. Die wenigs- konfrontiert als „Wahrheitsverkäufer“ die duktionen abseits des Mainstreams auf ten wollen offen über ihre wirtschaftliche jungen Zuseherinnen und Zuseher mit die Bühne bringen. Das südlichste Bun- Situation reden: von der monatlichen allerhand Informationen, wahren wie erlo- desland hat aus Sicht der unabhängigen Herausforderung, pünktlich die Miete genen. Eine bittere Wahrheit spart der Kulturschaffenden zweifellos seine Reize: überweisen zu können, dem Herzklopfen Akteur aber aus: Obwohl die Schülerinnen Da ist zum einen die in weiten Teilen des vor der nächsten Quartalszahlung der und Schüler für die Aufführung rund fünf Landes gelebte Zweisprachigkeit, die vie- Sozialversicherung, der Angst vor uner- Euro zahlen müssen, arbeiten die Macher len als Inspiration dient und Projekte warteten Nachzahlungen oder anderen des Stücks beinahe zum Nulltarif. Anders ermöglicht, die Grenzen sprengen. Zum bösen Überraschungen. „Wer will schon ließe sich die Sache, von der Ebner und anderen hat das Land eine jahrelange von der eigenen Armut in der Zeitung Thaler überzeugt sind, gar nicht finanzie- kulturelle Durststrecke hinter sich: Der lesen“, sagt eine Künstlerin. Das hässliche ren. Rund 8.000 Euro, so schätzt Theater- Hunger auf Kultur ist größer als in ande- Wort „Prekariat“ hängt wie ein Schatten

16 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 über all den vielversprechenden und volle, beantragte Summe wird praktisch ambitionierten Theaterprojekten, die die nie bewilligt“, sagt Ebner. Die chronische kulturelle Landschaft bereichern. Wenn Geldnot mache sich vor allen bei den der Vorhang fällt und das begeisterte Gagen der Mitwirkenden bemerkbar. Publikum gegangen ist, überlegen es sich Und das ist nicht nur deren Problem. Hans Bischoffshausen, Maria Lassnig, Heide manche Akteur*innen zwei Mal, ob sie „Viele Kulturvereine stehen mit einem Hildebrand, Ernst Hildebrand, 1961. Foto: Belvedere, Wien sich das Bier im Gasthaus auf die gelun- Fuß im Kriminal“, klagt Veronika Kušej, gene Premiere eigentlich leisten können. die vor allem durch ihr Figurentheater Diese düsteren Erzählungen decken sich Cikl Cakl bekannt ist. Denn aus Sicht der nach.ruf mit den Ergebnissen einer bundesweiten Sozialversicherung müssten die meisten Studie zur sozialen Lage von Kunstschaf- Akteur*innen von Theateraufführungen Kärntner Vater der Avantgarde fenden, die das Kanzleramt vor einigen angestellt werden: mit fixen Monatsgehäl- Mit Ernst Hildebrand, der am 13. Jänner im 96. Monaten präsentierte. Demnach leben 37 tern, Arbeitslosen- und Pensionsversiche- Lebensjahr verschied, verlor Kärnten eine tra- Prozent aller Kunstschaffenden unter der rung. Doch die Kosten dafür übersteigen gende Säule seines Kulturlebens. Die Rolle des Armutsgrenze, 42 Prozent haben keine das Budget der meisten verantwort- 1923 in Prag geborenen Architekten, legendär- durchgehende Pensionsversicherung, vie- lichen Kulturvereine. Bislang, so berichten en Galeristen und Meinungsbildners war prä- le sind nicht einmal durchgehend kran- Kulturschaffende, hätten die zuständigen gend für das hiesige Kunstverständnis. Hilde- brand ließ sich nach dem Grazer Studium und kenversichert. Die in Wien ansässige IG Gebietskrankenkassen vor allem bei klei- ersten Baseler Berufsjahren ausgerechnet in Freie Theater hat ausgerechnet, dass ein neren Produktionen nicht so genau hin- den moralinsauren Fünfzigerjahren in Klagenfurt Regisseur oder eine Regisseurin zwischen gesehen. Doch inzwischen weht ein ande- nieder, eröffnete 1961 die erste Privatgalerie in 2.500 und 3.000 Euro brutto im Monat rer Wind: „Es gibt verstärkt Kontrollen der Wulfengasse und wurde mit seinen Präsen- verdienen müsste, um als Selbstständige*r der Finanzpolizei“, klagt Niki Meixner tationen der internationalen Moderne zum nach Abzug von Sozialversicherungsbei- von der IG KIKK, der Interessenvertretung Kärntner „Vater der Avantgarde“. Im kleinen trägen und Steuer halbwegs über die der Kärntner Kulturschaffenden. Wer Keller des bombenbeschädigten Hauses zeigte Runden zu kommen. Das freilich ist für einfach nur Kunst machen möchte, kommt er die Werke jener Künstler*innen, die er durch die allermeisten in der Branche nur eine derzeit von allen Seiten unter Druck. Nicht seine Künstlerfreunde Hans Arp, Alfred Manes- Wunschvorstellung. „In der Realität krie- alle würden diesem standhalten, erzählt sier und Hans Bischoffshausen in der Schweiz gen die meisten nicht einmal die Hälfte Meixner. Manche würden das Land ver- und Frankreich kennengelernt hatte. Man wurde davon“, sagt Ebner. Und das, obwohl das lassen, andere einfach aufgeben. „Man im verrußten Galeriekeller mit der Gruppe ZERO Gros der freien Theatermacher*innen hält das nicht ewig durch. Ich kenne konfrontiert und vielen anderen bedeutenden müde die Schultern zuckt, wenn Diskus- viele, die ausgestiegen sind und um die Zeitgenoss*innen, darunter die berühmtesten sionen über eine gesetzliche Anhebung es ewig schade ist.“ Tachist*innen, Konstruktivist*innen, Spuren- der höchstzulässigen Arbeitszeit für Ange- Geschichten von Kolleg*innen, die das sucher*innen und abstrakte Expressionist- stellte die Schlagzeilen beherrschen. „Vie- Handtuch geworfen haben, kennt auch *innen. Während Ernst die Auslese traf, hütete le von uns arbeiten 50 bis 60 Stunden pro Ingrid Türk-Chlapek vom Festival seine erste Frau Heide Hildebrand die Galerie, Woche“, sagt Ebner. Nicht mitgerechnet Pelzverkehr. Es sei, sagt sie, ein großer der allerdings kaum finanzieller Erfolg gegönnt war. Zu geschockt reagierten die Klagenfurter die Nebenjobs, mit denen beinahe alle in Irrtum zu glauben, dass materielle Not Kunstfreunde, die kaum Werke der international der freien Szene ihr Haushaltsbudget erfinderisch mache. Das Gegenteil sei der immer bekannter werdenden Avantgardist- aufbessern: Ob als Kellner*in, beim Möbel- Fall: „Hungerkünstler*innen sind keines- *innen erwarben. Schade, denn heute hätten sie schlichten für IKEA oder bei künstlerisch wegs besonders kreativ. Die Geschichte Gold an der Wand hängen. Zum Glück führte wenig anspruchsvollen aber einigermaßen zeigt uns, dass jene am besten gearbeitet Ernst Hildebrand ein florierendes Architekturbü- gut dotierten Aufträgen an der Schnitt- haben, die auf Aufträge von Päpsten, ro, plante den Ausbau der Klagenfurter Uni, die stelle zwischen Kunst und Kommerz. König*innen oder Mäzen*innen zählen LKH-Chirurgie und viele andere Glanzlichter der konnten.“ Kärntner Baukunst. 2004 erhielt er den Würdi- Spielregeln. Denn in der freien Szene ist gungspreis des Landes. Nach 1966 zog die es unmöglich, mit den Spielregeln von Und doch gibt es Ausnahmen – auch in Galerie Hildebrand in die Wiesbadenerstraße, Angebot und Nachfrage zu kalkulieren. Kärnten. Einer, der sich nicht mehr abhän- Heide ging andere Wege und Ernst gründete mit Selbst bei heiteren Stücken ohne großen gig von fremdem Geld machen will, ist der seiner zweiten Frau Uta den „Arbeitskreis der Tiefgang können die Eintrittsgelder nur Schauspieler Michael Kuglitsch. „Man Galerie Hildebrand“, wo er abermals zum mit viel Glück die Produktionskosten muss zu tausend Prozent für seinen Beruf Bürger*innenschreck avancierte. Alles, was neu, hereinspielen. Ganz zu schweigen von brennen“, sagt er. Dann würden sich auch wild und hyperintellektuell war, wurde hier sicht- anspruchsvoller Kost, die den Mehrheits- Lösungen finden. Er plant demnächst eine und hörbar. Das entsprach dem Geist der Acht- geschmack nicht trifft. Am Ende müssen Aufführung von Kafkas Erzählung „Der undsechzigerjahre, begeisterte die einen und also immer Drittmittel her. Und da priva- Bau“ und hat sich gemeinsam mit seinen entrüstete die anderen. Obwohl Hildebrand ein te Kultursponsor*innen in Österreich Mitstreiter*innen entschieden, auf Dritt- bescheidener und fast schüchterner Mann war, forderte er mit seinen Ideen andauernd das Esta- ebenso Mangelware sind wie Stiftungen, mittel völlig zu verzichten. Das notwendi- blishment heraus. Zu Lesungen, Vernissagen die außergewöhnliche Darbietungen ge Budget stellt er aus eigener Kraft auf, und Performances erschien pünktlich die Staats- ermöglichen, bleibt den meisten Kultur- ein besonderes Augenmerk legt er auf polizei, sein Haus in der Schwalbengasse wurde schaffenden nur die öffentliche Hand als professionelles Marketing. „Ich glaube, dass in Kärntner Medien zum Synonym für intellektu- Unterstützerin. Ansprechpartner sind in es geht, wenn man einen gewissen Namen elle Aufmüpfigkeit stilisiert. Seiner Familie, den der Regel Stadt oder Gemeinde, Land und hat und sich absolut auf seine eigenen Künstler*innen und Kunstfreunden wird Ernst Bund – in dieser Reihenfolge. Ehe Thea- Fähigkeiten verlassen kann“, sagt er. Hildebrand als liebenswerter Kunstkenner, terschaffende sich an eine Produktion ● Wolfgang Rössler Mäzen und Freund in Erinnerung bleiben. machen können, stehen ihnen zahlreiche 38, aus Steindorf am Ossiacher See, lebt in Wien, ● ist Korrespondent der NZZ am Sonntag. Ilse Gerhardt Behördenwege bevor – das Bangen um * 1944 in St. Veit an der Glan, lebt in Klagenfurt | eine positive Rückmeldung inklusive. „Die u.a. Autorin und Kulturjournalistin, Obfrau der IG Autorinnen Autoren Kärnten.

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 17 Robert Fischer Foto:

Der Zauber der Mehrsprachigkeit Martin Kušej tritt mit der Magie des Theaters gegen Nationalismen an und will „die Burg“ zum vielsprachigen Nationaltheater machen.

Das Haček auf dem Nachnamen des dem Nestroypreis ausgezeichnete Mateja sprechende Menschen als nächsten Burgtheaterchefs hat dessen Koležnik nach Bayern. Mit Koležnik ver- Publikum gewinnt. Ein Bewusstsein auf viele Weisen geschärft. bindet Kušej nicht nur Sprachliches, solcher Schritt würde auch Dass er – wie alle Kärntner Sloweninnen sondern auch sein Zugang zum Schauspiel. die Sprachenhierarchie durch- und Slowenen – in seiner Heimat zum In Slowenien setzt das Theater nach wie brechen, welche manche Sprachen als Fremden gemacht wurde, hat in Martin vor auf expressives Schauspiel, das den minderwertig darstellt und nur allzu Kušej den dringenden Wunsch geweckt, Akteur*innen Schweiß, Textkenntnis und gerne deren poetische Kraft verdrängt. sich auf ethnische Identitätssuche zu körperlichen sowie interpretativen Einsatz begeben. Der Weg führte den ursprünglich abverlangt. Für Martin Kušej ist es als Bevor Martin Kušej sich in seinen 20ern deutschsprachigen Regisseur in Sloweni- Regieprofessor am Wiener Max Reinhardt endgültig fürs Theater entschied, gehörte ens Hauptstadt. In Ljubljana lernte Kušej Seminar eine Grundvoraussetzung, dass seine Leidenschaft dem Handballspiel. Bis Slowenisch, das der Theatermacher in die Jungen das Handwerk beherrschen, heute sieht sich der Intendant als Team- seiner vornehmsten Variante perfekt um dann auch in z.B. digital unterstützter player. Kušej ist aber vor allem auch beherrscht. Eine Sprache, die er freudvoll Improvisation oder radikaler Verknappung Künstler, der sich trotz seiner auch wirt- wo immer notwendig oder möglich einsetzt. glänzen zu können – und das in vielen schaftlich erfolgreichen Theatertätigkeit Die slowenische Volksgruppe habe Sprachen. Denn Martin Kušej liebt Mehr- weigert, das Regiezepter aus der Hand zu durch die seit Jahrhunderten anhaltende sprachigkeit, die für die Menschen im geben. Nicht mit rein virtuellem, sondern Repression eine angstdurchtränkte Hal- Kanaltal oder um Triest eine Selbstver- mit analogem Theater will der Kärntner tung entwickelt, meint Kušej im Gespräch: ständlichkeit ist und diese ermächtigt, oft Slowene ab September 2019 auch am „Man wird mit Problemen behaftet, einfach im Satz die Sprache nach Bedarf wechseln Burgtheater den Finger in Wunden legen. weil man ist was man ist. Ich werde von zu können. Seine Herkunft hat ihn gewappnet und zahlreichen Kärntner Sloweninnen und sensibel für die Bedürfnisse von gesell- Slowenen als Sprachrohr gesehen für jene Sprachenhierarchie durchbrechen. In schaftlich marginalisierten Gruppen Menschen, die sich vielleicht nicht äußern Wien sei die postmigrantische Gesellschaft gemacht. So werden Flucht, Heimat und und auf Dinge hinweisen können, die hier eine Realität, die sich in ihrer allerorts Fremde, Vertreibung und die Suche nach seit vielen, vielen Jahren nicht stimmen.“ hör- und sichtbaren Vielsprachigkeit mani- Identität, Themen sein, die seine erste festiert. Das Theater, so Kušej nach der Periode als Burgtheaterintendant sicher Expressives Schauspiel. Kušejs Weg Bekanntgabe seiner Wahl zum neuen prägen werden. führte ihn von Österreich nach Ljubljana Burgtheaterintendanten, müsse nun neue ● Sabina Zwitter Grilc und dann nach Deutschland. Seine enge Antworten auf diese Situation finden. Und * 1967 in Villach, ORF- Journalistin beim interkulturellen Magazin Heimat-Fremde-Heimat und Filmemacherin Verbundenheit zur slowenischen Sprache so will der Theatervisionär im österreichi- (z.B. „Schatten der Scham“). und Kultur findet auch im Spielplan des schen Nationaltheater ein Bewusstsein Münchner Residenztheaters Niederschlag. schaffen, das Kroatisch, Serbisch, Unga- Als Intendant holte er sich die gerade mit risch, Tschechisch, Slowenisch, Türkisch

18 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Donata Wenders Foto:

Handkes Welt- und Menschheitstheater Er will nicht begriffen werden, sondern wünscht, dass man sich selbst begreift.

Kennen Sie einen Dramatiker, der ver- Schon in seinem ersten und wohl berühm- Auch die folgenden Stücke, in denen gleichbare Stücke schreibt? Peter Handkes testen Stück Publikumsbeschimpfung von Handke sein Welt- und Menschheitsthe- Themen, Schauplätze und Figuren, die 1966 – einem frech-genialen Befreiungs- ater entwirft, sind vom Theater heute nicht Handlungen, Konflikte und Spielformen schlag gegen die zur erfahrungsleeren mehr wegzudenken: das märchenhaft- sind im modernen Theater einzigartig. Floskel gewordene Theater- und Spielpra- gesellschaftsutopische Königsdrama Zurüs- Wo hat man schon ein Stück gesehen, xis der Nachkriegszeit – geht es wie in tungen für die Unsterblichkeit, das das nur aus einer Aufzählung von Fehlern allen späteren Stücken um die „Befreiung“ Geschichtsdrama zum Jugoslawienkrieg und Verstößen besteht wie Handkes Selbst- des Zuschauers zu sich selbst, zu einem Die Fahrt im Einbaum oder Das Stück zum bezichtigung; wo ein Drama, bei dem das aufmerksamen Betrachter, Beispieler und Film vom Krieg, die Schimpflitaneien des Problem der Figuren darin besteht, dass Miterzähler. wilden Mannes in Untertagblues oder das sie nicht mehr richtig fragen können wie Wie Handke das auch ohne Worte Familien- und Partisanendrama Immer in Das Spiel vom Fragen? In welchem Stück gelingt, zeigt sein stummes Stück Die noch Sturm. hat ein Ich sich seine schwangere junge Stunde da wir nichts von einander wußten Mutter herbeigeträumt und miterlebt, wie von 1992. Dort konnte man einen Abend Handke schreibt seit über 50 Jahren für es selbst auf die Welt kommt wie in Immer lang beobachten, wie Schauspieler*innen das Theater. Auch wenn er sich eigentlich noch Sturm? Und wo gibt es eine Figur, als Passant*innen über einen Stadtplatz als Prosaautor sieht, bilden seine mittler- die zwischen seiner epischen und drama- gehen, wie sie alleine oder miteinander weile 21 Stücke einen wesentlichen Teil tischen Seite taumelt wie in Die Unschul- sind, welche Geschichten sich nur durch seines Werks. Einen Eindruck von Hand- digen, ich und die Unbekannte am Rand Kleider, Mimik, Gesten, kleine Begegnun- kes enormer Schaffenskraft vermittelt die der Landstraße? gen erzählen. Einmal achtsam geworden neue Peter Handke Bibliothek des Suhr- für diese Bilder, setzen sie sich bei den kamp Verlags – eine vollständige Ausga- Handkes Stücke sind weder psychologi- Betrachter*innen auch nach dem Verlas- be aller von 1966 bis 2016 veröffentlich- sches, soziales oder politisches Drama sen des Theaters auf der Straße fort. ten Bücher, die nicht nur durch ihre noch symbolisches, experimentelles oder hochwertige Verarbeitung, moderne avantgardistisches Theater, weder Tragö- Damit der Wandlungszauber eintritt, ver- Gestaltung und den großartigen Preis die und Komödie noch Volksstück, Zau- sucht Handke mit jedem Stück von Neuem, besticht (die Werke einzeln würden ein berposse oder Pantomime – und doch Erwartungshaltungen, Meinungen, Welt- Vielfaches kosten), sondern vor allem haben sie von all dem etwas, spielen an bilder und ihre Sprache aufzudecken; die natürlich durch die Texte selbst. auf die gesamte literarische und dramati- Rollenbilder, Techniken und Erzählmittel ● Katharina Pektor sche Tradition. Seine Stücke sind „episches der Künste bewusst zu machen. geb. 1973, Literaturwissenschaftlerin, Literaturkritikerin und Ausstellungskuratorin. Mitaufbau der Forschungs- Theater“, aber ein anderes als das von Daher die ungeheure Formenvielfalt plattform Handkeonline an der Österreichischen Natio- Brecht, erzählerisch nämlich und freier seiner Stücke. Die frühen wie Kaspar oder nalbibliothek. Kuratorin der Dauerausstellung zu Peter Handke im Stift Griffen. Zahlreiche Veröffentlichungen. phantasiert und zugleich doch emanzipa- Der Ritt über den Bodensee waren vor allem torisch. Seine rätselhaft-anspielungsrei- auf das kritische Bewusstmachen der chen, theoretisch-reflexiven und zugleich sprachlichen und gestischen Kommuni- literatur.tipp poetisch-weltumfassenden Stücke erklären kation konzentriert. In den 1980er Jahren Peter Handke Bibliothek Prosa, Gedichte, Theaterstücke, Filmerzählungen, sich nicht von selbst, sondern fordern die wendet sich Handke mit Über die Dörfer Aufsätze und Journale in 14 Bänden. „Arbeit des Zuschauers“ ein. Bei der Ver- einem klassisch-epischen Theater zu, das Suhrkamp Verlag, 2018 leihung des Nestroy-Theaterpreises für die Rettung gefährdeter Dinge versucht sein Lebenswerk vergangenen November und sich positiv am „Inbild“ – der eigenen DIE BRÜCKE VERLOST meinte Handke, er wolle nicht begriffen schützenswerten, besonderen Erfahrung 1 Exemplar werden, sondern wünsche, dass man sich – orientiert. Info zur Verlosung S. 46 selbst begreift.

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 19 Dieser dunkle Ort namens Theater Peter Turrinis Versuch, die Wahrheit zu sagen.

„Auspeitschen sollte man Sie!“ tönte es aus dem Parkett des (Existenzangst), stehen die Probleme der immer wieder skandalisieren, stellt Tur- Wiener Volkstheaters nach der Uraufführung von Peter Turrinis Unterprivilegierten wie erratische Blöcke rini fest: „Ein Dramatiker, der den Thea- Erstlingsstück „Rozznjogd“. Doch Turrini wurde auf Grund dieses Dramas schlagartig weltberühmt, seine rund 60 auf der Bühne. Beinhart zeitkritisch äußert terabend auf einen Skandal anlegt, hat sozialkritischen Werke in 40 Sprachen übersetzt und von sich der Dramatiker Turrini auch zu Poli- sein Gewerbe missverstanden. Es geht um New York bis Salzburg und Tel Aviv bis Seoul aufgeführt. tik und Gesellschaft: „Ob Theaterstücke den Versuch, die Wahrheit zu sagen und Jetzt verfasste der Kärntner sein viertes Opernlibretto. wirklich etwas verändern, weiß ich nicht. wenn dieser Versuch Provokation auslöst, Wenn die Leute still im Publikum sitzen, soll es mir recht sein. Aber Provokation kann ich beim besten Willen nicht aus- als Selbstzweck lehne ich ab.“ nehmen, woran sie denken. Überlegen sie, Wegen seiner internationalen Bedeutung Theaterstücke, so der bedeutendste leben- ihr Leben zu ändern, oder in welches und klaren Standpunkte wird der Kärntner de Dramatiker Österreichs, „sind literari- Gasthaus sie nach der Vorstellung einkeh- Peter Turrini immer wieder zu Statements sche Auskünfte über den Lauf der Zeit, ren werden? Ich auf jeden Fall brauche und Reden aufgefordert. Seine wohl bedeu- ihren Sinn und ihren Unsinn. Sie stellen beim Schreiben den Optimismus, in die tendste hielt Turrini zum Jubiläum der viele Fragen und geben nicht immer Ant- Gesellschaft und in die Köpfe der Men- Republik im Parlament. Darin stellte er worten. Wenn Menschen eines Tages schen hineinwirken zu können und sei es fest: „An der Entwicklung in diesem Land keine Lust mehr haben, kritische Fragen nur, um sie zu verunsichern. Das halte leide ich besonders. Es ist ja auch mein zu hören und bei versuchten Antworten ich schon für einen Gewinn“. Land. Als Sohn eines italienischen Ein- lieber weghören, dann wäre das das Ende wanderers, welcher nie so recht in der des Theaters“. Peter Turrini gelingt es Sozialkritik. Im Stück „Ich liebe dieses deutschen Sprache ankam und es nicht immer, seine Mitmenschen in Erregung Land“ prangt Turrini bereits 16 Jahre vor bis an den Stammtisch der Einheimischen zu versetzen, indem er ihnen Mängel und dem Flüchtlingsboom den Hass und die schaffte, habe ich lange genug gebraucht, Missstände im sozialen Leben buchstäb- Überheblichkeit in den Asylländern an. dieses Land als mein Land zu empfinden. lich vor die Nase setzt. Mit seiner 1971 Ein in seiner Heimat verfolgter Nigerianer Ich will es mir von einem adrett zugerich- uraufgeführten „Rozznjogd“ beschwor er bittet um Asyl in Europa und erntet statt teten jungen Mann in der Bundeskanzler- einen Theaterskandal herauf: Ein Paar Hilfsbereitschaft nur Diskriminierung. pose und einer Horde Burschenschafter streift innere und äußere Zwänge auf einer Gnadenlos bohrt Turrini in den Wunden in Ministerbüros nicht mehr nehmen Müllhalde ab, wirft Moralvorstellungen, des Zusammenlebens, lotet die Schwach- lassen“. Moden und Bräuche von sich und steht stellen der Staatsführung aus und zerrt schließlich nackt auf dem Unrat des Den- die Verantwortlichen an die Rampe. „Landei“ und Pflegerl. Peter Turrini, kens und der Sitten. Turrini leuchtet auf „Das Theater ist mein Überlebensmittel. geboren am 26. September 1944 im diese Weise den sozialen Unrat aus und Ich würde an der Welt ersticken und Lavanttal, wuchs in Maria Saal als „Land- trifft Tabus, die erschrecken. hätte mich längst umgebracht, wenn ich ei“ mit vielen Freunden auf und absolvier- In beinahe allen seinen Theaterstücken: alles, was mich bedrängt nicht in diesen te mit bestem Erfolg die Pflichtschule. „Sauschlachten“ (ein behinderter Bauern- dunklen Ort namens Theater nachstellen Nachdem ihm aber die Eltern die für einen sohn wird „beseitigt“), „Kindsmord“ und mir erklärbar machen könnte“. musischen Menschen strohtrockene Han- (Abtreibung) „Josef und Maria“ (Alters- Obwohl – verständlicherweise – seine delsakademie bestimmt hatten, ging es problematik) oder „Die Minderleister“ Stücke die bürgerliche Geruhsamkeit mit Peters Schulbegeisterung bergab. Doch

20 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Peter Turrini war der Lieblingsautor des 1994 in Bad Kleinkirchheim verstorbenen Österreich-Psychiaters und Kärnten-Freundes Erwin Ringel. Dieser zitierte insbesondere die Turrini-Lyrik auf und ab. Foto: Eva Dité

seine Liebe zur Dichtkunst stieg rapide. führung entgegen, denn: „Kurz alle Autisten. Diesen Wider- Erst verfasste Peter Gedichte. Dann traf vor der Uraufführung bin ich spruch kann man nicht aus der er durch Gerhard Lampersberg in dessen das, was man ein Nervenbündel Welt schaffen, man kann ihn Tonhof auf die Wiener Avantgarde. Als nennt. Man weiß ja nie, wie der nur aushalten. Ich halte es zum eher tollpatschigen Teenager schildert er Abend ausgeht. Ob der Daumen nach Beispiel am besten aus, wenn mir der sich in seinem Tonhof-Stück „Bei Einbruch oben zeigt oder nach unten. Und es ist Regisseur vertraut ist und ich mit ihm der Dunkelheit“, uraufgeführt im Stadt- doch mein Kind, welches ich erstmals der schon einige Stücke gemeinsam gemacht theater Klagenfurt 2006. Regie führte Welt zeige. Da ist man besonders verletz- habe“. Mitunter wagt sich Peter Turrini Turrinis Freund und Intendant Dietmar lich.“ Entsprechend nervig werden in der sogar selbst auf die Bühne ... – mit großem Pflegerl. Über diesen außergewöhnlichen Folge die Kritiken aufgenommen. Turrini: Erfolg, wird berichtet. Theatermann stellte Turrini in seiner „Ich lese sie, ärgere mich manchmal ext- ● Ilse Gerhardt Laudatio zum Nestroypreis 2006 fest: „Sein rem. Die guten Kritiken überlese ich und * 1944 in St. Veit an der Glan, lebt in Klagenfurt | u.a. Autorin und Kulturjournalistin, Obfrau der IG Autorinnen Mut, seine Leidenschaft gegen das poli- die verletzenden ziehe ich mir viel zu tief Autoren Kärnten. | Literarisch widmet sie sich Menschen- tisch Widerwärtige und für das künstle- hinein. Und äußerst selten lerne ich auch schicksalen nach dem Zweiten Weltkrieg, zuletzt im Roman Staatenlos (2015), im Entstehen ist derzeit im risch Neue zu kämpfen“ machte Pflegerl etwas aus den Einwänden.“ Hinblick auf das 2020 die IG Autoren-Anthologie: aus. Und weiter: „Theatermenschen haben Mitunter kann es zu Problemen mit der WIR – IHR manchmal den fatalen Hang, sich mit Regie kommen: „Der Konflikt liegt in der Ewiggültigem zu beschäftigen. Bei Pflegerl Natur der Sache. Ich sitze ein bis zwei buch.tipp ist es genau umgekehrt: Sein Tempera- Jahre an einem Theaterstück, stelle mir Peter Turrini: Rozznjogd ment entzündet sich an dem unmittelbar die Szenen oder besser gesagt ihre Reali- als Graphic Novel gezeichnet von vor ihm Liegenden, vielleicht schafft er sierung auf der Bühne ganz genau vor, Gerhard Haderer gerade dadurch Bleibendes“. Zusatz: „Ich, manchmal spiele ich sie mir auch vor und Haymon Verlag, 2018 ein Kärntenflüchtling, fühlte mich in hüpfe deklamierend durch mein Arbeits- 224 Seiten | 24,90 Euro dieser Bannmeile wieder beheimatet“. zimmer. Wenn ich dann zum ersten Mal ISBN 978-3-7099-3415-9 eine Probe erlebe, einen sogenannten Bestohlen oder beschenkt. Peter Turrinis „Durchlaufer“, dann ist natürlich alles Lebenswerk umfasst unzählige Bühnen- ganz anders, der Regisseur ist ja auch ein werke, die TV-Serie „Alpensaga“ und nun Autist wie ich und hat seinen eigenen DIE BRÜCKE VERLOST bereits das vierte Opernlibretto. Verraten Phantasiekopf. Meistens bitte ich um eine 3 Exemplare will er vorerst nichts darüber, nur, dass halbe Stunde Rückzug. Dann setze ich Info zur Verlosung S. 46 die Oper im Staatstheater am Gärtnerplatz mich in die Kantine, betrinke mich kurz, in München voraussichtlich im Jahr 2020, gehe wieder hinauf zur Probe und versu- das Pflegers Nachfolger Josef Köpplinger che zu erkennen, dass ich nicht nur leitet, ihre Premiere feiern wird. Turrini, bestohlen wurde, sondern möglicherwei- Dramatiker mit enormem Erfahrungs- se durch die Phantasie des Regisseurs schatz und Vollprofi im wahrsten Sinne sogar beschenkt. Das Theater ist eben eine des Wortes, zittert dennoch jeder Urauf- gemeinsame Kunst und die Künstler sind

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 21 Ende der Stille Über das dramatische Schreiben in diesem Land.

Josef Kleindienst, der Dramatikerstipendiat des Landes Kärnten 2019. Foto: Elsa Okazaki Andreas Thaler, Dramatikerstipendiat 2017. Foto: Teresa Thomaschütz

Der Platz würde nicht reichen, um zusam- dramagraz wurde 2013 sein Stück „no sie darin vergraben wol- menzufassen, was an dem seit 2009 alle distance left to run“ auf die Bühne len oder auch die wesent- zwei Jahre vom Land Kärnten mittels Jury gebracht. Andreas Thaler war aber auch liche Frage, wie tief es sein von Fachbeiräten aus der Darstellenden als Audio- und Videodesigner sowie als soll, bleibt lange unausge- Kunst und Literatur, vergebenen Drama- Musiker für Produktionen in Kärnten, sprochen. Es bleibt rätselhaft, tikerstipendium an Nachhaltigkeit oder Graz und Berlin tätig. wenn auch kein Geheimnis, wohin sich auch in der Benennung (immerhin findet diese ganze Erzählung bewegt und das sich bisher unter den Empfängern auch Annäherung an ein Leben. Im Zuge des Stück sich wendet. So viel Stillstand war keine einzige Frau) verbesserungswürdig Dramatikerstipendiums konnte er Mitte nie, aber wenn man genau hinsieht, wäre. Gut ist es allemal, dass auch das 2018 sein Stück „Ende der Stille / Tod der bewegt sich doch einiges. Es ist der Beginn dramatische Schreiben in diesem Land Verweigerung – Ein Protokoll“ fertigstel- einer sanften Revolution, in der die unterstützt wird, laufen doch schon lange len. Wie Thaler gleich zu Anfang hinweist, Schwäche die größte Stärke bleibt und auf vielen großen Bühnen Stücke von will das Stück wie ein Live-Hörspiel auch das scheinbar Unsinnigste es zumin- Kärntner Dramatiker*innen. behandelt werden, eine Form, die man dest schafft, eine große Produktivkraft zu vielleicht noch nicht so oft auf den Bühnen entwickeln. Das alles ist absurd, durch- Es ist jetzt vielleicht kein Geheimnis mehr, dieses Landes gesehen hat. Das Stück ist zogen von popkulturellen Verweisen und dass das Stipendium im Jahr 2019 Josef der Versuch einer Annäherung an ein Jetzt-Bezügen und wenn man glaubt, es Kleindienst zugesprochen wird. Der 1972 Leben, das rasend schnell an einem vor- sei nichts passiert, ist plötzlich schon in Spittal an der Drau geborene, in Wien beizieht, in einer Welt, die geprägt ist von alles vorbei. lebende Schriftsteller arbeitete unter ande- Selbstoptimierung, Kommunikations- Dieses Theaterstück als Live-Hörspiel rem als Journalist und als Deutschlektor zwang und Schnelllebigkeit. „Ende der als Protokoll ist ein Plädoyer für das im Jemen. 2010 wurde er zum Ingeborg- Stille / Tod der Verweigerung“ stellt sich Innehalten – es wartet nun auf seine Bachmann-Wettbewerb eingeladen, im allerdings dem Leben als Burnout-Szena- Uraufführung. selben Jahr erschien sein Romandebüt An rio entgegen. Im Mittelpunkt steht eine ● Martin Dueller dem Tag, als ich meine Friseuse küsste, sind Frau, die den Entschluss gefasst hat, nicht * 1982 in Villach. Studium der TFM-Wissenschaft in Wien. Theaterschaffender als Regisseur, Dramaturg und Autor viele Vögel gestorben. 2012 erhielt er den mehr teilzunehmen, ganz allgemein am u.a. für a.c.m.e,-, die neuebuehnevillach, copy&waste Förderungspreis des Landes Kärnten für öffentlichen Leben und seinen Zwängen. und die Hamburger Kammerspiele tätig. Gründer es Kulturzentrum Kulturhof:keller und vieles mehr. Literatur, 2013 erschien seine Erzählung Von einem Moment zum anderen www.dueller.at Freifahrt. beschließt sie, einfach stehen zu bleiben. Ihr Stillstand wird schließlich zum Symbol Die bisherigen Dramatikerstipendiaten: Zuletzt konnte das Stipendium der Villa- der Entschleunigung in Zeiten einer all- 2019 Josef Kleindienst cher Autor Andreas Thaler in Anspruch gemeinen Überforderung. Dabei wird sie 2017 Andreas Thaler nehmen. Andreas Thaler ist als Theater- allerdings auch zu einer nicht tolerierba- 2015 Peter Truschner macher vor allem als Mitbegründer des ren Störung im System, weshalb sie dann 2013 Martin Mittersteiner 2011 Wolfgang Maria Siegmund Kollektivs a.c.m.e,- [siehe BRÜCKE-Seite schließlich zu verschwinden hat. 2009 Alexander Widner 24] und als Teil des TURBOtheater tätig, Dazu verschachtelt Andreas Thaler in beiden Kontexten kommen immer Szenen, in denen zwei Menschen ein Loch wieder seine Texte zur Aufführung, im graben – weshalb sie das machen, was

22 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Jonkes Bühnenatem „Ich kann dazu nur sagen, dass es unmöglich ist, genau zu wissen, was Theater ist.“

Gert Jonke. 1946 – 2009. Foto: Hans Techt | APA

„Hast du was gelesen vom Jonke?“ „Mein Reich ist in der Luft“, ein sympto- für Die versunkene Kathedrale seinen „Vom Jonke? Geh bitte! Na donke! matischer Jonkesatz, dessen eigene Heimat zweiten Nestroy. Für Freier Fall, in dem Ich tu‘ mich schon schwer mit der Dolores Vieser, die Luft, die Poesie war, der in seinen der Stückemagier – schon von seiner gar nicht zu red‘n von dem Honke.“ Werken die Wirklichkeit zwar reflektiert, tödlichen Krankheit wissend – die Begeg- aber auch durch sie hindurchsieht. nung von Erich und Siedu schildert, erhält er als bisher einziger Dramatiker „den Bühnenzauberer und Stückemagier. Dritten“. (Und nebenbei Hering seinen Gert Jonkes poetisches Schaffen lässt sich Dass das nach zwei Jahren Schließzeit neu zweiten Nestroy als bester Schauspieler.) nicht in gesonderte Gattungen eingrenzen herausgeputzte Klagenfurter Stadttheater oder in sprachliche Pferche sperren, die- 1998 mit seinem (in der Regie des 2017 Gängegraben. Jonkes Stücke, die sich ser Dichter war ein literarischer Grenz- verstorbenen Ernst M. Binder) Stück streckenweise wie lyrische Prosa lesen, überschreiter. Von Beginn seines Schrei- Naturtheater Es singen die Steine, das werfen die Frage auf: Ist Gert Jonke über- bens und Zeit seines Lebens war er voller Anspielungen und Bezügen zu Georg haupt ein Dramatiker? Jonke im O-Ton: Lyriker und Novellist, mit seinem ersten Büchners Kleinstaaterei-Satire Leonce und „Ich kann dazu schwer etwas sagen, ich Buch dem Geometrischen Heimatroman Lena ist, eröffnet wird, ist beinahe eine kann dazu nur sagen, dass es unmöglich katapultierte er sich 1969 in die vorders- Kärnten-Satire. ist, genau zu wissen, was Theater ist.“ te Reihe der zeitgenössischen Prosa. Mit Elfriede Jelinek meinte einmal, Jonkes den bis dahin nie zu lesenden und nie zu Der desaströsen Wiener Inszenierung Schreiben komme ihr immer vor „wie ein hörenden Prosaspiralen der Trilogie Schu- seiner Aristophanes-Bearbeitung Die Vögel hartnäckiges Gängegraben in einem angst- le der Geläufigkeit, Der ferne Klang und (zuvor in Klagenfurt uraufgeführt), folgt erfüllten Raum.“ Womit aber gräbt er Erwachen zum großen Schlafkrieg festigte mit Chorphantasie. Konzert für Dirigent auf seine Gänge? Mit Fantasie, Sprache, der Erfinder des dritten Konjunktivs sei- der Suche nach dem Orchester, einer Kopro- Poesie und mit der Komik des an den nen literarischen Rang – zugleich dräng- duktion der europäischen Kulturhauptstadt Verhältnissen scheiternden Künstlers. te es ihn zu neuen Sprachexpeditionen: Graz mit dem Wiener Burgtheater, sein „Manchmal erscheint es mir“, so der Jonke wollte aufs Theater. wahrscheinlich größter Theatertriumph: Theaterkritiker Peter von Becker, „als Jonke erhält seinen ersten Nestroy für das hätten sich Kafka und Karl Valentin Die 1971 geschriebene, rückblickend beste Stück des Jahres. In Markus Hering zusammen in Jonke verbündet.“ betrachtet erstaunlich zeitlose Volkstra- findet er „seinen“ Schauspieler, einen ● Wilhelm Huber gödie Die Hinterhältigkeit der Windmaschi- kongenial-jonkeesken Interpreten, der für Rezensent, Destillateur und gemeinsam mit Klaus Amann Gestalter der St. Veiter Literaturtage. nen, zehn Jahre nach ihrer Entstehung die Rolle des Dirigenten ebenso seinen beim Steirischen Herbst uraufgeführt, ersten Nestroy für den besten Schauspie- füllte mit ihrem Bühnenatem erstmals ler des Jahres entgegennehmen kann. kultur.tipp seine Theaterlungenflügel. Und mit der Christiane Pohle, die nach der Chorphan- Gert Jonke Preis 2019 24. März, 19 Uhr Theatersonate über den tauben Beethoven tasie, seinen Monolog Seltsame Sache. Ein Konzerthaus Klagenfurt Sanftwut oder Der Ohrenmaschinist – einem Melodram für Lorenzo da Ponte bei der Stück über Kunst und Künstlerwahn, Ruhr-Triennale inszeniert, wird seine wich- buch.tipp 1990 in Graz aus der Taufe gehoben, in tigste Regisseurin und schlussendlich das Gert Jonke: Alle Stücke Jung und Jung, 2008 Berlin und Hamburg nachgespielt – war Burgtheater seine bedeutendste Spielstät- 750 Seiten | 44 Euro ihm die Bühnenluft endgültig zur Notwen- te. Jonkes weitere Burgtheaterurauffüh- ISBN 978-3-902497-45-1 digkeit für seine künstlerische Existenz rungen in Pohles Regie, mit Hering als geworden. Der erste Satz darin lautet: Darsteller, bringen dem Bühnenzauberer

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 23 Vorhang auf! Schauen. Spielen. Die Welt und sich selbst erkunden. Ein Streifzug durch die heimische Kinder- und Jugendtheaterszene. Kultur-Schwerpunkt 2019.

Das Kindertheater der Gegenwart ist längst wichtig.“ Man wünscht sich, dass Schulen reich einzigartige Veran- viel mehr als Kasperl und Märchenonkel. das Angebot noch mehr nutzen: „Wir ach- staltung präsentiert einen Rund 150 Jahre nachdem das illusionisti- ten bei der Stückauswahl auf pädagogisch repräsentativen Querschnitt sche Weihnachtsmärchen den Beginn des wertvolle Themen, damit die Lehrkräfte der Schultheater-Produktionen kindgerechten Bühnenspiels einläutete, bestimmte Stoffe durch einen Theaterbe- aus Kärnten. hat sich das Kindertheater vor allem ab such und gerne auch einer Nachbespre- den 1960er Jahren emanzipiert und ist chung anschaulich bearbeiten können.“ Figuren. Seit dem Jahr 2000 findet in St. heute durch eine formal-ästhetische Viel- Michael ob Bleiburg alljährlich im Herbst falt gekennzeichnet: Die Spielformen rei- So ein Theater, Oida! Jugendliche sind das internationale Figurentheaterfestival chen vom Sprechtheater und dem Figuren- die Zielgruppe des TURBOtheater Villach, Cikl Cakl statt. Den kleinen, aber auch und Objektspiel über den Tanz bis hin einer freien Theaterinitiative, die relevan- großen Besucher-*innen werden innova- zum Musical, oft in verschiedenen Kom- tes zeitgenössisches Theater mit, von und tive Formen des Figurenspiels und neue binationen und mit fließenden Grenzen für junge Menschen produziert und sich szenische Ideen präsentiert. Dieses Festi- zwischen den Genres. auf Stückentwicklungen spezialisiert hat. val wird vom Kulturverein Šmihel organi- Ein Streifzug durch die heimische The- Statt ein bereits vorgegebenes Stück zu siert, der auch eine Theaterschule betreibt. aterlandschaft für Kinder sowie die Jugend inszenieren, werden die Jugendlichen zu zeigt die Entwicklungen und Vielfalt: Autor*innen und Akteur*innen. Das Tanz. Der ART SPACE in Millstatt unter künstlerische Kernteam bestehend aus der Leitung der international erfolgreichen Das Stadttheater Klagenfurt hat mit Stefan Ebner und Andreas Thaler leistet Choreographin Andrea K. Schlehwein legt seinem traditionellen Weihnachtsmärchen damit wertvolle Jugend-Kultur-Arbeit. Für seit Jahren ein besonderes Augenmerk auf bereits Generationen den allerersten The- die neuebuehnevillach setzen die beiden die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. aterbesuch beschert. In der aktuellen Theatermacher das Bilderbuch „Das klei- Im Juli findet hier erstmals ein internati- Spielzeit steht das Auftragswerk „Jannik ne Ich-hab-mich-lieb-Tier“ von Stefan onales Symposium statt, das sich unter und der Sonnendieb“ auf dem Spielplan, David Zefferer als mobiles, interaktives anderem der pädagogischen Vermittlung das im Februar noch fünf Mal zu sehen ist. Kinderstück in Szene. Am 25. Februar von zeitgenössischem Tanz widmen wird. Das Stadttheater lädt junge Leute aber startet die Tournee durch Kärntens Volks- Auch die beiden Förderungspreisträgerin- auch ein, in den Theaterspielclubs unter schulen. „Das LIEBTIER 2.0“ ist die Ver- nen für Darstellende Kunst, Leonie professioneller Anleitung selbst Theater sion für die Größeren, die ab März auf dem Humitsch (2016) und Stefanie Sternig zu machen. Darüber hinaus wird zu aus- Programm steht. (2018), haben erkannt, dass die weitere gewählten Inszenierungen aus den Be- Etablierung der heimische Tanz/Perfor- reichen Oper und Schauspiel ein speziel- Schule-Jugend-Theater. Gemeinsam mit mance-Szene bei Kindern und Jugendli- les Vermittlungsangebot zur Verfügung der neuebuehnevillach entwickeln Jugend- chen ansetzen muss, um auf die Zukunft gestellt. liche ein Stück mit dem Titel „Frieden2go“, ausgerichtet zu sein. Nach der dreiteiligen das im Mai zu sehen sein wird. Es handelt Performance „Ingeborg bricht’s“ sind 2019 Freie Szene. Von besonderem kreativen sich dabei um eine Produktion im Rahmen zwei neue Schulprojekte zeitgenössischer Potential und einem hohen Maß an Expe- des Projekts „Schule-Jugend-Theater“, das Tanzpädagogik geplant. rimentierfreudigkeit getragen ist das 2017 auf Initiative von Herbert Gantscha- Ein eigenes Kinderprogramm ist auch Kindertheater der freien Gruppen, wie cher startete und im aktuellen Schuljahr fixer Bestandteil des jährlichen Tanzfes- etwa die Theater KuKuKK, Rakete und 2018/2019 unter dem Thema „Friedens- tivals „Pelzverkehr“ in Klagenfurt. WalTzwerk. Einfallsreiche Inszenierun- bildung“ steht. Dieses innovative Format gen mit Witz und Liebe zum Detail kenn- der kulturellen Bildung basiert auf Koope- Schwerpunkt 2019. Das Kulturgremium zeichnen ihre Produktionen. Der Griff in rationen zwischen Kulturpartnern (Thea- des Landes Kärnten hat beschlossen, das die altbewährte Theatertrickkiste faszi- ter, Kulturinitiativen etc.) und Schulen. Jahr 2019 dem Schwerpunkt „Kinder- und niert die kleinen Zuseher*innen ebenso Jugendtheater“ zu widmen. Ziel ist es, die wie der Einsatz neuer Medien. Exempla- Schultheater. Im Rahmen der unverbind- heimische Kinder- und Jugendtheatersze- risch sei „Mein Jahr in Trallalabad“ (The- lichen Übung „Darstellendes Spiel“ werden ne sichtbarer zu machen und zu stärken. ater KuKuKK) unter der Regie von Alex- in den Schulen die Grundlagen des Thea- Ein Höhepunkt wird die Verleihung des ander Kuchinka genannt: ein Stück über terspiels vermittelt. Mit viel Begeisterung STELLA19 | Darstellender.Kunst.Preis Aufbruch und Abschied, Neugier und und Spaß an der Sache werden dabei für junges Publikum im November sein. Angst vor dem Fremden, Mut und Freund- soziale, intellektuelle und emotionale schaft, das nicht zuletzt durch die Zei- Fähigkeiten erlernt. An der HTL Villach Welttag. Der 20. März ist übrigens der chentrick-Animation von Sascha Mikel ein beispielsweise ist die Theatergruppe Welttag des Theaters für junges Publikum! ganz besonderes Theatererlebnis bietet. Lichterloh unter der Leitung von Günther Wer Lust bekommen hat: Im Jazzclub Hollauf fix im Schulleben etabliert. Am Kammerlichtspiele in Klagenfurt bringt Soziales Anliegen der freien Szene ist, 15. März feiert die aktuelle Produktion das Theater WalTzwerk an diesem Tag dass ein Theaterbesuch für jedes Kind „Der Besuch der alten Dame oder Spiel „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint- möglich sein muss. Sabine Kristof-Kranzel- mir das Lied vom Tod“ nach Friedrich Exupéry zur Aufführung. Eine Empfehlung binder vom Theater KuKuKK, gibt dazu zu Dürrenmatt Premiere. Voraussichtlich im für alle Generationen! bekennen: „Theater darf sich nicht zu Juni findet in Spittal an der Drau wieder ● Anna Woellik einem elitären Vergnügen entwickeln. das Kärntner Schüler- und Jugend-Thea- Mitarbeiterin der Abteilung Kunst und Kultur des Landes Kärnten. Deshalb sind uns leistbare Eintrittspreise terfestival statt. Diese zweitägige, in Öster-

24 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Stadttheater Klagenfurt www.stadttheater-klagenfurt.at Jannik und der Sonnendieb (6+): 18., 20. & 22. Februar Mein ziemlich seltsamer Freund Walter (8+): Mai Die Geschichte von den Frohlobos (4+): Mai

Theater KuKuKK www.theater-kukukk.at Shakespeares sämtliche Werke ... leicht gekürzt (14+): Mai Romeo und Julia für Kinder (6+): Dezember buchbar: Mein Jahr in Trallalabad (6+) & He Duda (3+)

Theater Rakete www.theater-rakete.at Der Räuber Hotzenplotz (5+): April

Theater WalTzwerk www.waltzwerk.at Der kleine Prinz (5+): 19. – 21. März Das Heimatkleid (15+): November Hörbe mit dem großen Hut (4+): Dezember buchbar: Pettersson und Findus (4+), Morgen, Findus, wird’s was geben (4+), Der Schweinehirt (4+), Der kleine Prinz (6+)

TURBOtheater Villach www.turbotheater.at buchbar: Faked Reality. Die Wahrheit ist ein seltsames Tier (14+), Demokratie|Maschine (14+), Spurensuche – Eine entführte Geschichte (Theater für Jugendliche ab 12 im öffentlichen Raum zur Gewaltgeschichte Villachs)

neuebuehnevillach www.neuebuehnevillach.at Das Ich-Hab-mich-lieb Tier (6-10 J.): Premiere 25. Februar Das Liebtier 2.0 (10-15 J.): Premiere 4. März Frieden2go: Mai

Projekt „Schule-Jugend-Theater“ www.bildung-ktn.gv.at/schule-jugend-theater- projekt-2018-2019-die-friedensbildung-des- einzelnen-und-der-gesellschaft

Theater Lichterloh www.theater-lichterloh.com Der Besuch der alten Dame oder Spiel mir das Lied vom Tod: Premiere 15. März

Ensemble Porcia www.ensemble-porcia.at Sissy, die Mäusekaiserin: Premiere 13. Juli

Cikl Cakl www.smihel.at

ART SPACE Millstatt www.artspace-stiftmillstatt.com

Leonie Humitsch & Stefanie Sternig www.evaundeva.com

Tanzfestival Pelzverkehr www.festivalpelzverkehr.at

STELLA www.assitej.at Der STELLA wird seit 2007 jährlich verliehen – im November 2019 erstmals in Kärnten. Er ist der einzige landesweite Preis für herausragende Leistungen im Theater für junges Publikum in Österreich. Jannik und der Sonnendieb. Foto: Arnold Pöschl | INGEBORG bricht´s. Fotos: eva & eva / finnworks | WalTzwerk: Der kleine Prinz. Foto: Stefan Schweiger

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 25 Fotos: a.c.m.e,- Fotos:

„Wenn endlich alles Kunst wird, wird endlich alles gut!“ a.c.m.e,- klingt wie ein Vitamincocktail im Nahrungsergänzungsmittelzeitalter, sollte in Wahrheit jedoch verschreibungspflichtig und für alle erhältlich sein ...

... – ein Widerspruch? Nein. Hätte Theater „Alles ist Text!“. a.c.m.e,- möchte stets sche Sachen äußern und wirkliche politische Macht so gelte es faktisch bleiben und verarbeitet hard facts umsetzen, ist eine gähnend „Freiheit – Gleichheit – Solidarität radikal in absurde, utopische und fiktionale Ele- langweilige Reaktion auf und total hochzuhalten“. Das tut das Kol- mente – heraus kommt etwas, das getreu diese Strömungen.“ lektiv, trotz allem. dem Manifest unter dem Titel „Wir nennen 2010 entstanden, besteht die Gruppe es Theater!“ subsumiert werden kann. Trotzdem oder gerade deshalb können heute noch aus den Gründer*innen Simo- finanzielle Mittel nicht aus den Augen ne Dueller, einer Künstlerin und Kultur- Die a.c.m.e,-‘sche Medienaffinität bedient gelassen werden, denn das a.c.m.e,- ist vermittlerin, dem Autor und Dramaturgen sich Techniken wie dem Live-Streaming eine Herzensangelegenheit und keine Martin Dueller und dem an verschiedenen und -Schneiden, der Interaktion per App, Maschine zur persönlichen, finanziellen Theaterproduktionen beteiligten Autor der Live-Manipulation von Bildern und Mehrwertgenerierung – wenn es knapp Andreas Thaler. auch dem Live-Hörspiel bei welchem das wird überfällt man ganz im Sinne der Publikum – durch Kopfhörer auf sich Baudrillard‘schen Simulacra dann schon Am Anfang stand ein Manifest. Um selbst zurückgeworfen – eine vielleicht auch manchmal eine Bank um auszuglei- wichtige Elemente des Theaters wie Jetzt- introspektive Theatererfahrung im Kol- chen, was an Kulturförderungen in der zeit, Direktheit, Veränderbarkeit und lektiv machen kann. Im mehrdeutigen Hypo verloren ging oder im Bärental „Pop“ nicht aus den Augen zu verlieren, Sinn arbeitet a.c.m.e,- gern mit Projektio- versickert, aber: wer kann denn in situ um immer wieder hinzuschauen und sich nen – um in die Macht dieser früh genug wissen, ob es echt ist oder einfach alles zu fragen wo man steht, denn man liest einzuführen, begab man sich auf die Theater oder besser noch Simulation? hier auch: „es heißt ja nicht, dass man das Spielwiese von Kindertheater, denn Kinder alles nicht wieder verändern kann“. Unver- sollten früh genug mit den Prinzipien des Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen handelbar in der Arbeit von a.c.m.e,- ist Anarchismus vertraut gemacht werden! Sie Ihr Bücherregal, den oder die Drama- jedoch, dass die Schauspieler*innen eben- Vielleicht auch damit der autoritäre Typus turg*in Ihrer Wahl oder einfach eine*n so Teil des Ganzen sind. So kommen auch Mensch langsam aber sicher die gesell- Künstler*in Ihres Vertrauens. Sollte jedoch die Texte aus den jeweiligen Köpfen und schaftliche Bühne verlassen kann? Ein eine höhere und regelmäßige Dosis Herzen – da liegt es auf der Hand, dass weiterer Grund sich in diesem Bereich a.c.m.e,- erforderlich sein, verfolgen Sie der Probenprozess in diesem Konzept auszutoben ist für a.c.m.e,- die Ehrlichkeit die Radio Sessions, jeden 2. Sonntag miteinbezogen werden muss, schließlich und Direktheit des Publikums. (22-23 Uhr | auch im Livestream sowie als machen a.c.m.e,- wohl im weitesten Sinne Podcast) auf radio AGORA 105,5 – garan- Autorentheater. Prinzipiell gilt jedoch allgemein und über- tiert „anarchic delicious with bad taste“. haupt „mit aller Vehemenz, laut und ● Tanja Peball Alles was passiert, wird integriert. Und deutlich, glitzernd und tanzend aufzutre- geboren in Villach, Studium der Philosophie in Graz, Antwerpen und Wien, lebt in Graz, manchmal auch am so greift man gerne Themen an, die bislang ten“, sprich es geht auch darum, bei aller Weißensee. | Dramaturgin und Autorin, Fotografin, kura- im Kontext von Ballungsräumen mehr Ernsthaftigkeit und Kritik Spaß zu haben. torische Assistentin, Bibliothekarin, Straßenwerberin für den Umweltschutz, Ausstellungsvigilantin usw. Platz im Diskurs fanden, als im „unschul- Weder von Neonazis, Faschist*innen oder digen“ Kärnten. Man zerrt heikles vor den anderen autoritären Strömungen sollte Vorhang, den man ohnehin schon längst man sich diesen nehmen lassen, denn in kultur.tipp gerne entfernt wüsste. Dem Diskurs und einer „gebückten Haltung zu analysieren, a.c.m.e,- radiolab LIVE 1. Februar, 20 Uhr | Kulturhofkeller Villach der Recherche gilt es Raum zu geben denn dass Faschist*innenen nun mal faschisti- www.acmeonline.org

26 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Boris Randzio und Felix Strasser. Foto: Masha Ru | VADA und Zuschauer*innen im Kremlhoftheater. Foto: Hans D. Smoliner Das 10 Sitzplätze bietende Jugendstiltheater im Goethepark. Der Pavillon diente einst als Pissoir. Foto: Gerhard Maurer Ein vadaistisches Kartell in Kärnten! Und warum diese Überschrift überdramatisiert ist.

„Ächtes Kunst muss maken jutes Appetit, Spielstätte, die nicht mehr als acht mich ein sehr seltener aus sich heraus- aber nich dickes Kopp!“ Besucher*innen behausen kann, wäre leuchtender Theatermoment.“ außerhalb des vadaistischen Universums lediglich eine zu klein geratene Garten- Demokratisierung des Publikums. Neben laube. In den Händen von VADA-Gründer dem prinzipiell kostenlosen Zugang zu Das vadaistische Kartell in Kärnten ist Felix Strasser und seiner Ehefrau, der allen Veranstaltungen setzt VADA mit der nämlich kein Kartell, sondern ein Verein aus Moskau stammenden Schauspielerin Initiative theflädeck (theater flächende- – der Verein zur Anregung des dramati- und Regisseurin Yulia Izmaylova, wird ckend) eine wichtige geographische Maß- schen Appetits, kurz VADA. Seit der es zum Instrument eines „intimen Volks- nahme zur Demokratisierung des Theaters. Gründung im Jahr 2004 agieren die vier theaters“. Wenn man auf einer Bühnen- Das 2012 gegründete Regionaltheaternetz Mitglieder des Vereins, die unter fläche von 1,30 mal 1,30 Metern erlebt, umfasst mittlerweile sieben Spielstätten Kenner*innen auch als Vadaist*innen wie der Schauspieler arbeitet, atmet und in ganz Kärnten und soll in Zukunft jedem/ bekannt sind, als Theatermacher*innen, schwitzt, dann sei das sowohl für jeder Kärntner*in regelmäßige Theaterbe- Schauspieler*innen, Intendant*innen und Zuschauer*in als auch Schauspieler*in suche im Umkreis von 30 km vom Wohn- selbst ernannte Plotmonteur*innen. Nach eine dramatische Erfahrung der besten ort ermöglichen. Vor allem im ländlichen vadaistischem Prinzip entnimmt ein*e Art und Weise. Raum soll dies zur Demokratisierung des solcher Plotmonteur*in wie ein „Chef- Publikums führen. Um zu vermitteln, dass Archivar des Weltengeistes“ verschiedene Herausleuchtender Theatermoment. Seit die Kunst nicht in den Tempeln der Stadt Kurzzitate aus der gesamten Weltliteratur 2012 betreibt VADA zudem den Jugendstil- zu Hause ist, sondern dort, wo das Publi- und fügt sie zu einem Theatertext zusam- Pavillon inmitten des Klagenfurter Goe- kum sich aufhält, bespielt VADA statt men, dessen Wortgewalt keine imposante theparks als ein Jugendstiltheater mit Theaterbühnen lieber Wirtshäuser, Cafés Szenerie benötigt, um das Publikum zu stilvollen 9,96 m2. Die international erfolg- oder auf Anfrage sogar Privatwohnungen. überwältigen. In VADAs „Manifest der reiche Schauspielerin Anne Bennent, die Mit dem Monodramenfestival MONO BENE Plotmonteure“ tönt es: „WIR ERWECKEN Anfang dieses Jahres als „Mutter Courage“ schafft VADA einen weiteren dramatischen DIE ARCHIVE ZUM LEBEN, WIR WERDEN am Stadttheater Klagenfurt zu sehen war, Appetitanreger, der durch internationale ARCHIV. ERWECKUNG HEISZT DRAMA- stieß während eines Spaziergangs unver- Performances und dezentralen Charakter TISIERUNG. WIR ERRICHTEN EIN hofft auf die kleine Spielstättenperle der überzeugt. Das nächste MONO BENE findet GESCHICHTSKATAPULT, UND KATA- Landeshauptstadt. Der Besuch der Insze- von 15. bis 20. Oktober 2019 hoffentlich PULT HEISZT THEATER.“ nierung „Die Abendmahlgäste“ nach fil- ganz in Ihrer Nähe statt. mischer Vorlage von Ingmar Bergman ● Lisa Maria Omelko Vorliebe für Theater auf kleinstem wurde für Anne Bennent zu einer unkon- jung und aus Kärnten, Studentin der vergleichenden Literaturwissenschaft und Betriebswirtschaftslehre Raum. Mit diesem noblen Vorhaben und ventionellen Wiederbegegnung mit dem in Wien. der Technik der Plotmontage knüpft VADA schwedischen Regisseur: „Es war ein an die Konzepte der Avantgarde der letz- tiefer, berührender, ganz ernster und kultur.tipp ten Jahrhundertwende an – dem russi- ernstzunehmender Abend mit den vier Zum 15. Jubiläum von VADA: Wiederaufnahme schen Kubofuturismus, dem Dadaismus Akteuren in diesem kleinen ‚Gotteshaus‘. der ersten Inszenierung Schnee nach Konstantin und der Absurde. Textgewalt und ein Es wurden Hostien, Wein, Tränen, Gedan- Paustovskij. www.vada.cc bescheidenes Bühnenbild sind sowohl ken geteilt. Die Augen, Finger, Nasen, 4. | 5. | 6. | 7. | 18. | 19. | 20. Feber, bewusste Entscheidung als auch Notwen- Ohren und Stimmen der Spieler waren 20 Uhr, Jugendstiltheater Klagenfurt digkeit, wenn man wie VADA eine Vorlie- besonders eigenartig schön – wie unter 23. Feber, 20 Uhr, Container 25, Wolfsberg 26. Feber, 20 Uhr, Dampflok Krumpendorf be für Theater auf kleinstem Raum hat. einer Lupe wahrnehmbar und das fast 28. Feber & 1. März, 20 Uhr, Der Verein betreibt beispielsweise das ohne Licht. Die kleine Zuschauerschar Prinz Johann, Völkermarkt Kremlhoftheater in Villach, das als offizi- verließ den Raum in ganz anderer Stim- 9. März, 19:30 Uhr, ell kleinstes Theater der Welt gilt. Eine mung als vor der Aufführung. Das war für Pheldmanbühne Tröpolach im Gailtal

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 27 Christof Šubik: Karawanen von Niemands-Tieren. Foto: Christof Šubik | Christof Šubik und Thyl Hanscho. Wenn der Vater mit dem Sohne über die Philosophie theatert ... Foto: privat

sterile analytische Philosophie, bis dahin unterrepräsentiert, besetzte nun in der vereinten BRD die meisten Professor- *innenstellen. Zwar gab’s noch katholische Neo-Scholastiker und ein paar bunte Hun- de, aber die Traditionalisten starben weg und wurden ausgedünnt: Schon für Nietz- sche gab es keine neue Stelle! Da wollte ich die Philosoph*innen an ihre theatralischen Wurzeln erinnern und dass sie fürs einzelwissenschaftliche Kor- sett nicht geschaffen sind, und für eine lebendige „Philosophie als Theater“ die Trommel (der Courage!) rühren. Das schließt die Entwicklung von der „Com- media dell arte“ bis Moliere und Nestroy als Vorbilder mit ein. Auch modernere Experimente, von DADA über Artaud bis Grotowski oder sokratische Symposien sollten Platz finden. Aber auch Kämpfe mit allerlei Theatermagiern und von sich selbst Auserwählten, wie sie überall expe- rimentierende Gruppen in die Verzweif- lung treiben und zum Scheitern bringen.

Scheitern ist übrigens wichtig. Jedes Mal besser scheitern! – Vom frühen Brecht gelernt werden kann da von der Welt des Jahrmarkts und der Artist*innen, aber Jedes Mal besser scheitern! auch von seiner Beschäftigung mit dem Lehrstück, entstanden aus Übungen und Philosophieren als Theater. Theater als Philosophie. Exerzitien in der Tradition der Jesuiten, die den Schauspieler, vom Publikum abgewandt und in Selbstbefragungen, „Der größte Teil der kulturellen Produktion der Aufführungen weltweit als Shakespeare, beweglicher und geschmeidiger für seine letzten Jahrzehnte wäre durch einfaches Turnen und in Deutschland Schiller, aber die Arbeit machen sollten: Alle Teilnehmer- und zweckmäßige Bewegung im Freien mit großer Leichtigkeit zu verhindern gewesen.“ Vorurteile über seine angeblich simplifi- *innen eines Projekts spielen z.B. alle zierenden Aufklärungsstücke, holz- Rollen eines Stücks abwechselnd, um in schnittartig verkürzten Fabeln und seinen sich verschiedenste Subjekte, mit ihren erhobenen Zeigefinger werden nach wie Widersprüchen und Gegensätzen zu erken- 1. Akt. Der Vater. Philosophieren als vor kolportiert. Mit dem Fall der Mauer nen und darzustellen. – Weil der akade- Theater. Mit der Formulierung bin ich galt Brecht als Schnee von gestern! Und mische Beruf es ermöglicht (das Katheder über die theoretisch-biographische die Philosophie wollte wieder solide wer- ist eine Bühne), hab ich theatralische Beschäftigung mit Bertolt Brecht fast den, keine linken Theoretiker*innen und Praktiken in meine Vorlesungen und unabsichtlich hinaus geraten. Meine Befreiungstheolog*innen in ihren Reihen Seminare eingebaut: So hat auch mein Bemühungen darum, Brecht als Philoso- mehr dulden: immerhin war ein sich selbst Sohn Thyl Hanscho mich bei vielen Gele- phen der Zukunft Anerkennung zu ver- beschwörend „real existierend“ nennendes genheiten als Rezitator und Sänger von schaffen, sind gescheitert. Brecht hat sich sozialistisches Etwas als Projekt implo- Brechtgedichten und Liedern kennenge- auch so zu einem Klassiker des 20. Jahr- diert. Das hatte Folgen, musste Folgen lernt, was ihn vielleicht unter anderem hunderts entwickelt, mit zeitweilig mehr haben im Lauf von fast 30 Jahren. Die über ein Bachelorstudium Philosophie aufs

28 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Foto: Archiv RMI Archiv Foto: literatur.tipp Sprachkunst Ich halte es mit Elfriede Jelinek: „Werner Kofler ist einer der am meisten verkannten Autoren Österreichs. Alles, was Berühmtere können und konnten, das konnte er besser. Was hier als Kri- tik gefeiert wird und wurde, hat er heftiger, Reinhardtseminar zu einem die mir zugesprochene Rolle wütender kritisiert als andere ... Und sein Zorn Regiestudium geführt hat, wo er auch annehme? Wodurch war gepaart mit großer, ja größter Sprachkunst. grade mit seiner Vordiplomsinsze- kommt’s, dass ich auch mitspiele Darin wird ihn keiner übertreffen.“ Dass Kofler nierung von Heiner Müllers Stück als Zuschauer*in? – Die Frage, was verkannt ist, hat Gründe. Er war angriffslustig, „Der Auftrag“ beschäftigt ist. ich mit der Inszenierung von Heiner sperrig und bediente keine Erwartungen oder Müllers Stück „Der Auftrag“ erreichen Moden. Sein grandioses Sprechstück mit Musik 2. Akt. Der Sohn. Theater als Philoso- will, lässt sich schwer beantworten. Es ‚Tanzcafé Treblinka‘ wurde nach der Urauffüh- phie. Das, was ich mit dem Stück will, ist, liegen noch drei Probenwochen vor uns rung am Klagenfurter Stadttheater an keiner einen Gedankenraum öffnen. Das ist, bin und im Probenprozess, im Verlauf des größeren Bühne nachgespielt. Zu unbequem, zu ich drauf gekommen, überhaupt mein Ganzen kann sich die Haltung der Insze- quälend, zu nah. ‚Konkurrenz‘, sein einziger Kri- Antrieb, Theater zu machen: Situationen nierung noch transformieren. Eine vor- mi, war ihm, weil mühelos geschrieben und ziemlich erfolgreich, verdächtig. Kofler stellte herstellen, in denen ein*e Schauspieler*in läufige, vage Antwort könnte lauten: Ich hohe Ansprüche an sein Schreiben. Er schrieb durch die Verwendung des jeweiligen will einen Gedankenraum über Revoluti- für Menschen, die noch lesen können. Und die Stücktextes das Publikum dazu bringt, on und Verrat schaffen, in dem das Pub- nehmen vermutlich ab. Zuletzt ließen ihn auch nicht nur über dessen Inhalt zu reflektie- likum nicht mehr anders kann, als sich seine Verlage im Stich. Bis auf einen, der Wie- ren, sondern im Moment des Angespro- die Frage zu stellen: Wie stehe ich zu all ner Sonderzahl Verlag, der nun eine dreibändige chen-Werdens selbst Haltung zu zeigen dem Gesagten? Auf welcher Seite stehe kommentierte Ausgabe der vierzehn zu Lebzei- bzw. einzunehmen. Zusammenfassen kann ich? Habe ich einen Auftrag und wenn ten publizierten Prosabücher Koflers herausge- man das unter dem Begriff des Performa- welchen? Will ich nicht doch lieber heim? bracht hat. Eine verlegerische Großtat. Die Bän- tiven. Als Beispiel: In der zweiten Szene „Revolution macht müde“ heißt es im de sind wunderschön gestaltet und gedruckt. von „Der Auftrag“ erreichen drei Emissä- Stück und ich möchte das Publikum eben Der Glanzpunkt ist der aus dem Nachlass gear- re des Konvents der Französischen Revo- mit seiner eigenen anti-revolutionären beitete Kommentar. Koflers geniale Kunst des lution Jamaika und besprechen angesichts Trägheit konfrontieren, die es unweiger- Zitierens und Paraphrasierens, sein Reichtum an eines in einem Käfig ausgestellten Sklaven lich dazu bringen muss, das Schluss-Black, Anspielungen und doppelten Böden, seine raffi- ihre nächsten Schritte. Der Sklave im Käfig welches dem Triumph des Verrates folgt, nierten Montagen aus „Gefundenem und Erfun- wird nicht sofort befreit, denn der Auftrag, durch seinen Applaus zu beenden. Denn denem“ sind mit wachsender zeitlicher Entfer- das Ganze, die Revolution hat Vorrang. irgendwann ist dann ja doch auch genug nung schwieriger aufzulösen. Dabei hilft nun die Nun ist diese Szene eine, die uns viel über und man will ja noch ein Achterl trinken umfassende und präzise Kommentierung seiner die Figuren und ihre Motivationen mitteilt. und man muss ja auch irgendwann heim Texte in wunderbarer Weise. Was die drei an der Aber einen Gedankenraum eröffnet sie und man hat ja nicht wirklich dem Ver- Universität Wien tätigen Herausgeber*innen in ihren insgesamt 3.100 kenntnisreichen Einzel- erst durch den Zusatz, dass die Figur des räter applaudiert, nur seiner Darstellung. kommentaren bieten, ist ein einzigartiger „Engels der Verzweiflung“, der Moderator Das ist dann die bequeme Ausrede, deren Schlüssel zum literarischen Kosmos Werner Kof- des Abends, vor Beginn der Szene dem alltägliche Verwendung ich dem Theater- lers und zugleich ein literarisch-politisches Pan- Publikum die Rolle des Sklaven im Käfig publikum im Umgang mit politischen und optikum Nachkriegsösterreichs. Diese Ausgabe zuweist. Plötzlich spricht der Emissär philosophischen Fragen unterstelle, in der wird dem großen Verkannten der österreichi- dann über mich als Zuschauer, wenn er Hoffnung, dass ihre Berechtigung hinter- schen Literatur in jeder Hinsicht gerecht. sagt: „Sieh das Fleisch an, das in diesem fragt wird. Auch auf Kosten des Applauses, ● Klaus Amann Käfig stirbt. (...) Viele werden in diesem wenn es sein muss. Literaturhistoriker, Gründer und ehem. Leiter des Musil-Instituts. Käfig sterben, bevor unsere Arbeit getan ● Christof Šubik ist“, und ich bin gezwungen Stellung zu * 1944, feiert im April sein 75. Lebensjubiläum, akademi- Werner Kofler: scher Maler und emeritierter Professor für Philosophie beziehen, und sei es auch nur wegen einem WERNERWERNER WERNER Kommentierte an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Werkausgabe in Gefühl des Unwohlseins. Ich spüre, dass ● Thyl Hanscho KOFLERKOFLER KOFLER drei Bänden. diese drei mich nicht befreien werden. * 1994, Regiestudent am Max Reinhardt Seminar. WERKEWERKE WERKE Hg. Claudia Dürr, Johann 1 2 3 Sonnleitner, Wie stehe ich dazu, als weiße*r euro- Wolfgang Straub | päische*r Zuschauer*in, die/der nie in Sonderzahl Sonderzahl Sonderzahl Sonderzahl der Situation des Sklaven war? Das alles Verlag, 2018 passiert sofort, im Moment des Angespro- chen-Werdens, wie ein Schlag in den DIE BRÜCKE VERLOST Magen! – Aber wie geschieht es, dass ich 1 Exemplar Info zur Verlosung S. 46

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 29 Der Schrei der Seide ist mir wichtig Kurze Rundschau unter einigen Bühnenbildnerinnen und Bühnenbildnern in Kärnten.

Was unser Gedächtnis von einem Thea- Deutung von Friedrich Schillers „Kabale nicht nur auf ihre textilen Skulpturen terbesuch am längsten bewahrt, ist nicht und Liebe“ 1993 am Klagenfurter Stadt- beziehen, sondern passt auch als Selbst- Satz um Satz der Text, sondern der opti- theater hinterfragten 50 teils blutgefüllte beschreibung einer Bühnenbildnerin. Wel- sche Gesamteindruck, die Atmosphäre als Madonnen die moralische Glaubwürdig- che Präsenz ihre Werke auf der Bühne Marker des Bühnengeschehens. Daraus keit der katholischen Kirche. entfalten, und wie wirkungsvoll sie sich lässt sich ablesen, welche Bedeutung der als Puppen bespielen lassen, belegte erst sogenannten Ausstattung, also dem Büh- Freiheiten. Eigentlich darf das Mitte Jänner wieder das Villacher Arbos- nenbild, dem Lichtdesign und den Kostü- moderne Bühnenbild alles. Das ist die Gastspiel mit den zwei Kammeropern von men zukommt. Dass wir im Gespräch über Freiheit der Kunst. Dann kommen die Viktor Ullmann. unsere Theatererlebnisse die Regie sowie Einschränkungen. Es darf nicht unsittlich die Darstellerinnen und Darsteller so in sein und nicht blasphemisch. Es darf Mein Elend ist, dass ich nähen kann. den Vordergrund stellen, ist ein bisschen niemandes Sicherheit gefährden. Und das „Was man gelernt hat, muss man dann ungerecht. Theater ist und war immer schwierigste: Es soll im Einklang mit der auch tun. Deshalb sage ich allen jungen schon, lange bevor dieser Begriff geprägt Produktion stehen. Denn die Botschaft Frauen, sie sollen gar nicht erst kochen wurde, ein „Gesamtkunstwerk“. einer Inszenierung zielgenau und sinnfäl- lernen. Mein Elend ist, dass ich nähen lig zu vermitteln, ist das Ideal. Aber kann“, ist die in Terlach lebende Caroline Als Geburtsstunde der modernen Büh- daneben müssen die Verantwortlichen für im Innersten weit glücklicher, als es nenbildnerei gilt eine Ausstattung, die die ästhetische Qualität ein paar Selbst- klingt. Von der Malerei herkommend, ist 1905 am Hoftheater im deutschen Mei- verständlichkeiten beachten. Der treffend- sie in frühen Jahren in den Tonhof-Kreis ningen das Publikum verblüffte: Auf der ste Entwurf nützt nichts, wenn er nicht geraten und dort mit H.C. Artmann Bühne standen ein paar wirkliche Bäume, technisch umsetzbar ist, nicht leistbar bekannt geworden. Die Folge war eine bis und die Bühnenfiguren stapften durch oder für die vorgesehenen Handlungsab- heute anhaltende Stafette von Ausstat- etwas, das ganz und gar einer echten läufe nicht verwendbar. tungen. Mit einer Fülle von Näharbeit. Blumenwiese entsprach. Seitdem zählt die Zu den Highlights zählt die österreichi- Realität zu einer der Sensationen des Wenn darin auch nicht viele klingende sche Erstaufführung von Elfriede Jelineks Theaters. Für die Salzburger Uraufführung Münzen enthalten sind, an Fantasie quillt „Clara S.“ 1986 an der Studiobühne Vil- von Thomas Bernhards „Theatermacher“ das Füllhorn über, das die Götter der Büh- lach (Regie: Dieter Kaufmann). 1995 träumten 1985 Regisseur Claus Peymann nenbildnerei in den Schoß gelegt haben. stattete sie im Klagenfurter ORF-Theater und sein Bühnenbildner Karl-Ernst Herr- Genuin gar nicht vom Fach, ist die gebür- Bruno Strobls Opera Buffa „Hier ist es mann von einem tatsächlichen Misthaufen tige Klagenfurterin Burgis Paier mit ihren schön“ aus, zuletzt beim klagenfurter mit 800 surrenden Fliegen. Martin Kušej tiefsinnigen Stoff-Figuren seit Jahrzehnten ensemble Bernhards „Macht der Gewohn- (Regie) und sein langjähriger Bühnenbild- von Klagenfurt über Salzburg bis Wien heit“ (2013), die Dada-Revue (2016, Regie: ner Martin Zehetgruber belegten 2001 für und weit darüber hinaus zur Mitgestaltung Pepe Gonzales) und Alfred Jarrys „König ihre Deutung von Karl Schönherrs „Glau- von Theaterproduktionen eingeladen wor- Ubu“ (Kostüme und Puppen, 2018 | Regie: be und Heimat“ den Boden des Burgthea- den. „Der Schrei der Seide ist mir wichtig. Rüdiger Hentzschel). ters mit triefendem Morast. Die Kombina- Ich liebe das Sinnliche.“ – das Bekenntnis tion Kušej-Zehetgruber ist überhaupt gut der mittlerweile 70-jährigen, international Reinhard Taurer, der in Klagenfurt zur für zugespitzte Inszenierungen: In ihrer renommierten Künstlerin lässt sich eben Welt kam, begann als Molker, Käser,

30 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Bedeutsam bis ins Detail: Das Schwert des „Kaisers von Atlantis“ hat in Burgis Paiers Ausstattung von 2014 die Form einer Bombe. Foto: Arnold Pöschl Das musste dann nur noch genauso genäht werden: Der Kostümentwurf von Caroline für die Irrenwärter Robert Schumanns in der österreichischen Erstauf- führung von Elfriede Jelineks „Clara S.“ 1986 in Villach. Foto: Jürgen Hudelist

Manchmal reagiert das Publikum verschreckt, weil ihm das Bühnenbild allzu nahe rückt: Ausstatterin Annemarie Woods und Regisseur Sam Brown verlegten am Klagenfurter Stadttheater 2012 den „Zigeunerbaron“ an den Wörthersee. Foto: Arnold Pöschl

Sozialarbeiter und Gold- das sich überwiegend als Ausstellungsde- Da lässt sich was aufführen. Schön ist, schmied. Ein Metall, näm- signer betätigt, dazwischen aber immer dass Kärnten in Gestalt des Klagenfurter lich Stahl, blieb sein bevor- wieder mit ideenreichen Bühnenausstat- Stadttheaters eine Bühne hat, an der auch zugtes Material, seit er 1992 tungen auffällt. Im Krastal gestaltete die Werkstatt alle Stücke spielt. 20 Per- freischaffender Künstler wurde. Eine finnworks 2014 Bertolt Brechts „Leben sonen sind allein in der Schneiderei Auswahl stählerner Orchideen- und Ama- des Galilei“ (Regie: Manfred Lukas-Lude- angestellt, neun in Malerei und Tapezie- ryllisblüten zeigte er 2015 im Völkermark- rer), im Villacher Congress Center 2006 rerei, acht in Tischlerei und Schlosserei ter Step. Im Jahr davor trat er die Nach- Stefan Kühnes Oper „Dreamland“ und usw. Drehbühne, Flugmaschine, Nebelka- folge von Heinz Peter Maya († 2012) als 2008 das Musical „Jam Factory“. none und 26 Techniker im Hintergrund. Gestalter der Kulisse des Wettlesens um Da lässt sich schon etwas aufführen. Kein den Bachmann-Preis an: Mit einem Stahl- Die Ausstattungsarbeit im Bereich der Wunder, dass diese Fabrik Jahr um Jahr relief voll urzeitlichen Getiers rund um Freien Theater ebenso wie der Sommer- immer wieder neue Bilder schafft, die ein Porträt Ingeborgs Bachmanns. Als bühnen hat zwangsläufig immer etwas lange im Bewusstsein zehntausender Ausstatter begann er in den 90er-Jahren Improvisiertes, das, ins Positive gewendet, Besucher*innen bleiben. Die hochpoeti- des vorigen Jahrhunderts für Zdravko in Ambition und Spielfreude zum Aus- schen „Rosenkavalier“-Impressionen Haderlaps Tanztheatergruppe Ikarus. 2010 druck kommt. Eine unerwartet aus dem Philipp Nicolais (2013, Regie: Marco steuerte er das Bühnenbild zu Johann Schloss fallende Türe wird auch vom Štorman), Anouk Dell‘Aieras erschüt- Kresniks Jura Soyfer-Collage „Auf uns Publikum mit Humor genommen. Da ternde Begleitung der Karmeliterinnen kommt es an“ bei. Auch an Wiener Groß- haben es die festen Bühnen schwerer. Das bis zum Schafott (2015, Regie: Richard bühnen oder am Linzer Landestheater hat gilt bedingt schon für die neuebühnevil- Brunel), die gnadenlos vermittelte Provin- man auf seine Kunst zurückgegriffen. lach, der für den Bühnenbau allerdings zialität, an der Immo Karamans „Lady nur ein Allrounder zur Verfügung steht, Macbeth von Mzensk“ zerbricht (2018) Kein Quereinsteiger, sondern Absolvent im Bedarfsfall mit zwei Gehilfen. Dennoch, oder Julia Röslers berührende Rusalka- der Szenografie-Klasse von Erich Wonder und so große Anforderungen an den Ein- Bebilderung (2018, Regie: Eva-Maria an der Wiener Akademie der bildenden fallsreichtum gerade die Beengtheit dieses Höckmayr). Und der an den Wörthersee Künste ist der Niederösterreicher Gerhard Kellertheaters stellt, es gelingen dort verlegte „Zigeunerbaron“ von 2012? Naja, Fresacher, dessen Wohnsitz zwischen immer wieder sehr überzeugende Raum- manchmal verweigert das Publikum die Wien und Klagenfurt schwankt. Seine lösungen. Man denke, falls man das Glück Akzeptanz einer klugen Produktion nur, Bühnenarbeiten tragen einen performati- hatte, es gesehen zu haben, an Jan Erik weil ihm das Bühnenbild allzu nahe rückt. ven Charakter und münden regelmäßig Rippmanns „Where are You Europe“. Die ● Michael Cerha in Kunstausstellungen. Für die Wiener junge deutsche Bühnenbildnerin Caroline * 1953 in Vorarlberg, Autor, Dramaturg und Kulturjourna- list. Kärntner Kulturkorrespondent der Tageszeitung Garage X hat er ein Theatertriptychon mit Forisch teilte den Zuschauerraum wie „Der Standard“. Publizierte zuletzt u.a. die poetische Josef Winkler erarbeitet. 2014 hat er die Moses das Rote Meer und stellte mitten- Textsammlung „documents“ und das Kinderbuch „Albine“. Lebt seit 2010 in Damtschach. Eröffnungsperformance „Land in Sicht“ drin die Asylsuchenden in die Quarantäne für die Transformale Kärnten inszeniert. eines Glasgangs, durch den sie durchge- Ganz vom Handwerk her kommt dage- schleust wurden. Wie man halt so in den gen das Villacher Team finnworks mit Wohlstandsländern die Berührungsangst Gerhard Fillei und Martin Prohinigg, gegenüber Flüchtlingen reduziert.

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 31 32

DIEBRÜCKENr. 11|Brückengeneration 5 KARI.CARTOON Sie lebt auf den Dächern von Klagenfurt, unterhält sich gerne mit Dachziegeln, ist musisch bewandert, mal Wissenschaftler, mal Preisträger und immer wahnsinnig wichtig. wahnsinnig immer und Preisträger mal Wissenschaftler, mal bewandert, musisch ist Dachziegeln, mit gerne sich unterhält Klagenfurt, von Dächern den auf lebt Sie Langer Astrid Raum. deutschsprachigen ganzen im Heinz Ortner , der Mann mit der feinen Spitze, Jahrgang 1953, Villacher Cartoonist, bildlicher Darsteller der Tiefen des Menschen, zeichnet für renommierte Zeitungen Zeitungen renommierte für zeichnet Menschen, des Tiefen der Darsteller bildlicher Cartoonist, 1953, Villacher Jahrgang Spitze, feinen der mit Mann , der , * in Klagenfurt, ihre Werke umspannen die Bereiche Malerei, Comic und Karikatur. Die Dachziegl ist eine von Astrid Langer eigens für DIE BRÜCKE entwickelte Figur. Figur. entwickelte BRÜCKE DIE für eigens Langer Astrid von eine ist Dachziegl Die Karikatur. und Comic Malerei, Bereiche die umspannen Werke ihre Klagenfurt, , *in Kulturübertragung Die Stadtgalerie Amthof in Feldkirchen als Transformator für Kulturaustausch.

Johann Erbler: Amthof, Radierung, 2008. Foto: Johann Erbler

Überraschende Vielfalt. Selbst nach 123 Kunsterzieherin besonders am Herzen. tätigen Kulturarbeiter*innen des 2009 Ausstellungen, die in der Feldkirchner Die Stadtgalerie bietet die Chance der gegründeten Galeriebeirats Ausstellungs- Stadtgalerie bis heute über die Bühne direkten Begegnung zwischen Schüler- pläne und treffen die Auswahl der gegangen sind, ist Helmi Bacher, Kunst- *innen und Künstler*innen sowie ihren Künstler*innen. pädagogin und Kuratorin der ersten Stun- Werken. Dass auch die Musikschule im de, noch immer „überrascht von der Haus untergebracht ist und regelmäßig Quer durch die Kunstgattungen. Für das Vielfalt künstlerischer Ausdrucksmöglich- Kulturveranstaltungen wie Konzerte, Jahr 2019 ist zunächst der 1944 in Vor- keiten“, die sie in der Begegnung mit rund Theater, Literaturstammtische, Tanz- arlberg geborene Maler, Grafiker, Objekt- 235 Künstler*innen aus Österreich, Slo- workshops etc. stattfinden, macht die künstler und Filmemacher Tone Fink zu wenien, Italien, der Slowakei, den USA Galerie zu einem besonderen Ort sozialer Gast. Mit seinen subtilen „Papierverlet- und Japan bis heute gewinnen konnte. Interaktion und zu einem Transformator zungen“ zeigt der Max Weiler-Schüler bis Begonnen hat alles 1993 mit der Gründung in Sachen Kulturübertragung. Im Amthof 22. Februar aktuelle grafische Arbeiten. der Freien Akademie – heute Kulturforum kommen Menschen unterschiedlicher Danach leitet vom 7. März – 12. April Amthof – und der ein Jahr später erfolgten Dispositionen und Interessen zusammen, Irmgard Hummitzsch mit ihren neuen Einrichtung der Stadtgalerie Feldkirchen die das Angebot der Stadtgalerie manch- Fotocollagen – basierend auf Fotografien in den Räumen des Bamberger Amthofes, mal im Vorbeigehen nutzen. Dabei mag von architektonischen Motiven auf Alu- bestehend aus dem „Gwölb“ und den so manche und so mancher von einer minium-Dipond-Platten – einen Perspek- klassischen Galerieräumlichkeiten. Eine unerwarteten, nicht gezielt gesuchten, tivenwechsel ein. Zeitgleich installiert erlesene, engagierte Gemeinschaft hatte aber dennoch erfolgten und letztendlich Helga Cmelka mit den ihr eigenen Mate- sich zum Ziel gesetzt, die Bezirksstadt mit bereichernden Begegnung mit bildender rialien einen raumgreifenden Wasserfall bildender Kunst zu beleben. Zwei Schienen Kunst überrascht worden sein. Auch aus Polyesterfäden und wolkige, im Raum wurden dabei verfolgt: jene der Karikatur, künstlerisch Unmusikalische oder Men- verteilte Drahtobjekte, die in ihrer Fein- begründet von Werner Mosing, und jene schen, die mitunter Hemmschwellen in gliedrigkeit den steinernen Wänden des der bildenden Kunst. Das Konzept ging Bezug auf die persönliche Auseinander- Gwölbs kontrastreich gegenübertreten. auf, die Vernissagen erwiesen sich bald setzung mit bildender Kunst aufweisen, Weiters bespielen in den darauffolgen- als beliebte Gelegenheit, mit der hehren finden hier Andockmöglichkeiten. Eine den Monaten Helmut Fian, Alexander Wolf, Kunst in Kontakt treten zu können und solche bietet sich etwa bei den im Rahmen Daniel Bucur, Riffaae Ahmed und zum Neugierde für die Begegnung mit ihr zu der Ausstellungen angebotene Kulturfahr- Abschluss des Jahres Wolfgang Walken- entwickeln. Gesellschaftliche Kontakte ten. Sie führen zu Ateliers von Kärntner steiner die Galerie im Zentrum Feldkir- wurden gepflegt und auch der Austausch Künstler*innen oder zu besonderen Orten chens. www. kultur-forum-amthof.at unter den Künstler*innen gefördert. 25 im Alpen-Adria Raum. ● Andrea Kirchmeir Jahre blickt diese Initiative nun bereits Der Ausstellungsschwerpunkt kunstLO- Kunsthistorikerin, Religionspädagogin, Mitarbeiterin der Kulturabteilung des Landes. zurück und wird auch im neuen Jahr nicht KAL rückt Künstler*innen aus Mittelkärn- müde, den durch die Möglichkeiten der ten in den Fokus der Aufmerksamkeit und bildenden Kunst offerierten Transfer von zeigt auf, was die Region an künstleri- Gedanken und Anregungen zur Horizont- schem Schaffen zu bieten hat. Neben erweiterung weiter voranzutreiben. bereits bekannteren Kulturschaffenden sind auch jüngere mit ihren Arbeiten aus Forum als Ort der Transfor- den Bereichen Malerei, Installation, Grafik, mation. Jungen Menschen den Weg zur Fotografie und Skulptur, vertreten. In Kunst zu eröffnen, liegt Helmi Bacher als Teamwork erarbeiten die ehrenamtlich

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 33 Tomas Hoke Das skulpturale Werk und das grafische Œuvre. Arbeiten aus 40 Jahren, die in diesem Umfang noch nie gezeigt wurden, eröffnen jetzt einen neuen Zugang zum Kosmos des Künstlers.

Das Museum Moderner Kunst Kärnten zen sich jedoch und liefern wechselseitige Tomas Hoke dar. Er selbst bezeichnet es präsentiert unter dem Titel „Kosmos 4D“ Impulse. Beide beruhen auf der Ausein- als sein „Lebensthema“. Es führt sämtliche in zehn Ausstellungsräumen – in einem andersetzung mit dem menschlichen Fragestellungen, denen der Künstler sein Querschnitt – das skulpturale Werk von Körper, seinen Verhältnissen, seiner Kon- Schaffen verschrieben hat, zusammen: Tomas Hoke aus den vergangenen drei stitution, seinen Eigenschaften und Mög- selbstreferentiell-kunstbezogene, politi- Jahrzehnten, in einem Umfang und in lichkeiten. Der Körper, der Raum und die sche und soziale, architektonisch-räumli- einer Vielfalt wie es in dieser Form bisher Zeit (vermittels der Bewegung) bilden sich che und bautechnische Überlegungen noch nicht in einer Museumsausstellung bereits im Frühwerk als die zentralen spielen eine Rolle, und der Mensch, als zu sehen war. Parallel dazu zeigt die Konstanten im künstlerischen Schaffen Einzelner oder in Interaktion mit anderen, Alpen-Adria Galerie der Stadt Klagenfurt heraus. Die Reflexion der Physiognomie, sowie als biologisches und philosophisches unter dem Titel „Kosmos 2D“ das grafische die Erforschung der Beschaffenheit und Wesen, steht zur Bedingung formalästhe- Œuvre des Künstlers. Die RitterGallery auch der Verletzlichkeit des Leibes, die tischer sowie funktioneller, künstlerischer zeigt Arbeiten, die mit der Begrifflichkeit Auseinandersetzung mit dem menschli- Realisationen. "liquide" spielen – Tuschearbeiten, denen chen Mikrokosmos, mit den Nervenzellen, ● Christine Wetzlinger-Grundnig ein ganz physisch verstandener liquider mit Hirnforschung und Neuroästhetik Kunsthistorikerin, Direktorin des Museums Moderner Kunst Kärnten. Zustand zu eigen ist, spannen einen Bogen bedingen von Anfang an die formalen und zu imaginären kosmischen Bezügen. materiellen Erscheinungen sowie den Charakter der Werke. kultur.tipps Tomas Hoke ist 1958 in Wien geboren. Im Tomas Hoke. Kosmos 4D. Jahr 1977 beginnt er ein Studium der Vehikel der Wahrnehmung. Es handelt Das skulpturale Werk. Kunstgeschichte an der Universität Wien. sich um abstrakte, assoziative, symboli- Vernissage: 6. Februar, 19 Uhr Ausstellungsdauer bis 19. Mai | MMKK Bereits ein Jahr später wechselt er in die sche Formen und Konzepte, die in ihren www.mmkk.at Meisterklasse für plastisches Gestalten Bezügen die Maße und Strukturen des Tomas Hoke. Kosmos 2D. bei Prof. Carl Auböck an der Hochschule Körpers aufnehmen, um Arbeiten, die Das grafische Œuvre. für angewandte Kunst in Wien. 1981 bricht seine Funktionen vermitteln, daran par- Vernissage: 12. März, 19 Uhr er sein akademisches Studium ab und ist tizipieren und mitunter synergetisch mit Ausstellungsdauer bis 2. Juni fortan als freischaffender Künstler tätig. ihm zusammen wirken, um kommunika- Alpen-Adria-Galerie Klagenfurt www.stadtgalerie.net Heute lebt und arbeitet Tomas Hoke in tive kinetische, pneumatische, akustische Wien und auf Schloss Saager in Kärnten Installationen, um konfrontative, interak- ~liquide | Arbeiten von Tomas Hoke. Vernissage: 7. März, 19 Uhr und unterhält seit 1997 ein Atelier auf tive Objekte, die die visuellen, taktilen Ausstellungsdauer bis 20. April dem Industriegelände der Berndorf AG in und auditiven Sinne ansprechen und sich RitterGallery Niederösterreich. als Vehikel der Wahrnehmung erweisen. www.rittergallery.com Tomas Hoke hat in den vergangenen Die monumentalen Metall-Skulpturen, die 23. März, 10 Uhr: vierzig Jahren ein umfangreiches künst- man vor allem aus dem öffentlichen Raum Tomas Hoke führt durch die Ausstellungen lerisches Œuvre geschaffen, das sich auf kennt, entstehen im Spannungsfeld der im Museum Moderner Kunst Kärnten und in der Alpen-Adria-Galerie Klagenfurt die Bereiche Schmuck, Grafik, Fotografie Überschreitung der Körpergrenzen in die Treffpunkt: MMKK, Burggasse 8, Klagenfurt und insbesondere Skulptur, Installation Dimensionen des Raums, dem Übergang und Kunst im öffentlichen Raum bezieht. vom Mikro- in den Makrokosmos als Ort Darüber hinaus ist der Künstler auch der Relationsverschiebungen, aber auch buch.tipp Tomas Hoke: Kosmose selbst als Kurator tätig und im Kunstbe- der gesellschaftlichen Wechselwirkungen. Monografie | zahlr. Farbabb. trieb engagiert. Dem Stellenwert der Plastik im architek- Ritter Verlag, Frühjahr 2019 tonischen sowie im gesellschaftlichen 368 Seiten | 34 Euro ISBN 978-3-85415-585-0 Grafik und Plastik – die in einem weiten, Zusammenhang gilt das größte Augenmerk modernen Materialspektrum von Metall des Künstlers. Der Raum, speziell der über Gummi bis Neonlicht und abstrakter, öffentliche Raum, erweist sich demgemäß technoider Formensprache entstehen – als zentrales Arbeits- und Interessensge- entwickeln sich von jeher parallel als biet von Tomas Hoke. Die Kunst im öffent- autonome Werke beziehungsweise abge- lichen Raum stellt seit den 1980er-Jahren schlossene Serien, beeinflussen und ergän- eines der wichtigsten Arbeitsgebiete von

34 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Foto: Ruth Weber | © Ute Laux kultur.tipp Dunkles und Erhellendes Voller Rätsel ist das Drama „Pelléas et Mélisande“ von Maurice Maeterlinck. Er hat die Geschichte um Liebe und Eifersucht um eine rätselhafte Frau, die zwischen zwei Halb- brüdern steht, in ein kunstvolles Geflecht von Beziehungen, Sehnsüchten und Abhängigkeiten, Angst und Tod versponnen. Und er lässt viele Fragen offen: Etwa, wer sie ist? Woher kommt sie? Was ist ihr da am Teich oder davor wider- fahren? Warum ist das Schloss Allemonde so düster und dunkel? Rätsel über Rätsel ohne Antworten aber auch viele Symbole. Jetzt wird die einzig vollendete Oper von Claude Debussy, die 1902 in Paris uraufgeführt wurde, und die der Geschichte Maeterlincks ein fragi- les, feinaufgefächertes, impressionistisches Klanggemälde verliehen hat, am Stadttheater Klagenfurt gezeigt. Der neue Chefdirigent Nicholas Carter, der sich das Werk gewünscht hat, steht am Pult des KSO. Es inszeniert Éric Ruf, die Kostüme stammen von keinem Gerin- geren als von Christian Lacroix. Meist wird es komplett dunkel sein. So will man, dass sich Sänger, Musiker und Publikum, wenn die Oper „Koma“ am Klagenfurter Stadt- theater erklingen wird, in einer Art Zwischen- welt fühlen. In dieser können sich alle Sinne neu ausrichten und es wird dabei versucht, eine einzigartig berührende Tiefe zu erreichen. Der aus Graz stammende, sicher zu den bedeu- tendsten zeitgenössischen Komponisten zäh- lende Georg Friedrich Haas hat die Musik dafür geschaffen. Der Text stammt vom Gert Jonke- Preisträger Klaus Händl. Gemeinsam hat man für diese 2015 uraufgeführte Oper eine eigene Klagenfurter Fassung erdacht. Es geht um eine Frau, die nach einem dramati- schen Vorfall im Wachkoma liegt, einem Zustand zwischen Leben und Tod. Dabei stellen sich den Angehörigen die nicht beantwortbaren Fragen nach der Zukunft der Kranken und den daraus entwickelten Ängsten und immer wie- derkehrenden Vorwürfen. Die musikalische Leitung wurde Bas Wiegers, die Regie Immo Karaman, der am Haus schon mehrfach erfolgreich inszeniert hat, anvertraut. ● Helmut Christian Mayer Jurist und Kulturjournalist.

kultur.tipps Pelléas et Mélisande | Premiere: 14. Feber 19., 21., 23., 27. Februar | 1., 8., 13. März Koma | Uraufführung der Klagenfurter Fassung Premiere: 28. März Tomas Hoke. Foto: Martin Rauchenwald | Talking Heads Lost in Space W662, 2010. | 30. März | 2., 4., 12. April | 3., 8., 11. Mai MirrorNeuro/Cloud 1 WV720, 2014. | neurora WV 685, 2012. Fotos: Tomas Hoke www.stadttheater-klagenfurt.at

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 35 edition B kunst.aus.druck Brigitte Kranz Lilibeth Foto: Karin Zapfl

Die 1961 in Knittelfeld geborene und im lenken, hin zu dem dahinter, zu den Themenkomplex. Die Farben sind oft benachbarten St. Margarethen aufgewach- Emotionen und den Charakteren. Bewusst fröhlicher, oftmals skizziert sie direkt sene Künstlerin Brigitte Kranz besuchte distanziert sie sich von Schönheit und unter den Bäumen und übertragt das zunächst die Kunstgewerbeschule in Graz Dekoration, sie will nicht durch unnot- Gesehene und Empfundene im Atelier auf am Ortweinplatz. Daran anschließend war wendige Dinge zerstreuen, welche die die Leinwand. Es ist ein stiller Austausch, sie im Grafik- und Werbebereich tätig Szenerie lediglich behübschen oder gar ein Innehalten und Verweilen in und mit sowohl in Salzburg als auch in Graz. Seit stören. Besonderes Augenmerk legt sie der Natur. 1992 lebt und arbeitet sie in Klagenfurt. dabei auf den meist betrübten Blick der In Kärnten machte sie ihr Diplom an der Kinder, der einen fesselt und die Verwund- ich werfe meinen hunger aus. 2018 Akademie für Kunst und Philosophie bei barkeit der Kinderseelen unterstreicht. erschien unter diesem Titel im der wolf Prof. Luka Anticevic. Seit 2008 ist sie verlag die Prosa von Rebecca Scharf [buch. Mitglied der Berufsvereinigung der bil- Lilibeth. Etwas entspannter wirkt die tipp in DIE BRÜCKE Nr. 9]. Brigitte Kranz denden Künstler Österreichs, seit Sep- beigelegte Arbeit, die ein schlafendes hat für das Umschlagbild eines ihrer tember 2015 Mitglied des Kunstvereins Mädchen zeigt. Es lieg am Bauch, aber der Kinderporträts beigesteuert. Rebecca Kärnten. Kopf ist seitlich den Betrachter*innen Scharf bezieht sich in den Prosaerzählun- zugewandt. Friedlich schläft die Kleine, gen auf ihr eigenes Leben und zeichnet Menschen(s)kinder. Zwei zentrale The- vielleicht kann sie im Schlaf dem Erlebten eine biografische Skizze ihrer Kindheit, menbereiche drängen sich Brigitte Kranz entfliehen. Die nackten Schultern betonen was die Herausgeberin Gabriele Russ- nahezu auf – zum einen, wie sie es nennt, ihre Empfindlichkeit wie auch ihr Schutz- wurm-Biro als Verbrechen an ihrer Kin- die Menschen(s)kinder, zum anderen der bedürfnis. Auch hier ist, wie so oft, der derseele beschreibt. Inhaltlich korrespon- Bruder Baum. In erster Linie sind es die Hintergrund monochrom gehalten, die dieren Bild und Text, begreifen und wehrlosen, schutzlosen Kinder, die förm- Szene lässt sich nicht verorten. Das Gesicht erkennen sich, wie die Künstlerin meint. lich aus ihr rauskommen, denen sie sich des Mädchens ist aus gepressten, selbst kaum entziehen kann und denen die gesammelten Blütenblättern geformt, eine Ene, Mene, Muh ... lautet der Titel, unter Künstlerin in ihrer Verletzlichkeit ein Technik, die sie neu entwickelt hat. Außer- dem Brigitte Kranz im Februar in der Gesicht gibt. Meist sind die Kinder traurig dem verwendet die Künstlerin die getrock- Klagenfurter BV-Galerie ausstellt. Die sich und einsam, Opfer von Misshandlung und neten, zerriebenen Blüten als Farbsstoff. auf den Auszählreim beziehende Schau Gewalt. Das reicht von häuslicher Gewalt Die Blütenblätter erinnern in ihrer Fragi- erzählt von Bruchlinien eines Kinderle- über Mobbing bis zu Kindern auf der lität, Farbenfrohheit, Zartheit und Zer- bens, von Randbereichen und von Beschä- Flucht, die Vertrautes verloren haben. Ihr brechlichkeit an die Kinderseelen. Brigit- digungen. ... und raus bist du – was wenn Zugang dazu ist kein biografischer, wobei te Kranz führt eine Metamorphose herbei, die Künstlerin diesen Kinderzählreim hier auch sie diese Melancholie in sich trägt nichts lässt sich festhalten – der Kreislauf einfach anhält, unterbricht. RAUS – und diese das Nachspüren der Traurigkeit der Natur wird durchbrochen, angehalten wovon? Aus dem Familienverband. Aus erst möglich macht. Ihre Empathie lässt und verändert. einem Sicherheitsnetz. Aus der Norm. Aus sie auf der Straße im Vorbeigehen, in den der Gesellschaft. Die Malerei wird diese Nachrichten oder in Zeitungsartikeln die Bruder Baum. Brigitte Kranz bezeichnet Situationen wohl nicht direkt verändern, Bekümmernis der schwierigen Situationen die Malerei als Reise zu sich selbst, sie kann aber ein Anstoß für einen Moment ausgelieferter Kinder nachempfinden. lernt sich bei jedem Bild weiter kennen. der Bewusstheit sein. Immer und immer wieder wiederholt sie Das bedeutet nicht, dass sie generell ein www.kranz-brigitte-art.at in ihren deckenden, mit kräftigen Farben melancholischer Charakter ist, aber sie ● Nora Leitgeb aufgetragenen Malereien die Kinderport- spürt die Traurigkeit und bezieht mit ihren Kunsthistorikerin und Kulturmanagerin für zeitgenössi- sche Kunst, Graz und Klagenfurt | im Vorstand der räts. Die Farben dafür mischt sie selbst Arbeiten Stellung. Stellung für ein Hin- Lend|hauer – Verein zur Belebung des Lendkanals und ab. Nichts dient ihr dabei als Vorlage, sie schauen, für ein Einsetzen für das Kuratorin temporärer Kunstinterventionen im Lendhafen | Kuratorische Assistenz im Kunstraum Lakeside, malt aus ihrem Inneren heraus. Dabei schwächste Glied der Gesellschaft. Oft Klagenfurt moduliert sie die Gesichter sehr fein und bezeichnet sie die Kinder als die ihren, detailgetreu, sie hört erst auf, wenn der schwer trennt sie sich von den Bildern, ausstellungs.tipp Ausdruck eingefangen ist. Alles andere, so viel eigene Emotion steckt in jeder Brigitte Kranz: „Ene, Mene, Muh ...“ wie die Haare, die Kleidung oder den einzelnen Arbeit. Kraft schöpft sie dann 4. Februar (Vernissage, 19 Uhr) bis 25. Feber Hintergrund stilisierte sie eher, nichts soll im Wald bei Spaziergängen, das ist ihr BV Galerie, Klagenfurt am Wörthersee von der Mimik ablenken. Sie versucht den Ausgleich. Dem Baum als Symbol des Lesung Sieglind Demus: 14. Feber, 18:30 Uhr Blick von einer Oberflächlichkeit wegzu- Lebens widmet sie ihren zweiten großen

36 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Brigitte Kranz: Lilibeth | 2018 | Acryl und gepresste Blütenblätter auf Holz | 40 x 40 cm. Foto: Brigitte Kranz Kerala: It’s our biennale. | Ines Doujak & JohnBarker: The New Silk Road. | René Fadinger: Sublimation. Fotos: René Fadinger Possibilities for a Non-Alienated Life ... lautet der Titel der vierten Kunstbiennale von Kochin in Kerala, Indiens größter Kunstausstellung und dem wichtigsten zeitgenössischen Kunstfestival in Asien.

Die Kochi-Muziris-Biennale (KMB) wurde Künstlerinnen und ethnischer Minderhei- Texte – versuchen sie, korrupte Netzwer- 2012 von den Künstlern Bose Krishnama- ten in weltweit angesehenen Kunstinsti- ke des Kapitalflusses sichtbar zu machen. chari und Riyaz Komu gegründet. Von tutionen. Die österreichische Künstlerin Dirty Money: The Economies Of Desperati- Anfang an ein voller Erfolg, ist sie mitt- VALIE EXPORT ist mit der raumgreifenden on demaskiert historisch gewachsene, lerweile zu einem regelrechten Must der Installation Fragmente der Bilder einer akzeptierte legale Ungerechtigkeiten Kunstszene avanciert. Bei den letzten Berührung von 1994 und 29 Videoperfor- sozio-ökonomischer und politischer Struk- Editionen konnten über 600.000 Besucher- mances METANOIA von 1968-2010, die turen und weist auf die Verbindungen *innen verzeichnet werden. versteckte, tiefverwurzelte Machtmecha- zwischen postkolonialer Gewalt und inter- nismen aufdecken, prominent im Aspin- nationalem Handel hin. Politik der Freundschaft. Erstmalig wur- wall House vertreten. Ebenfalls vor Ort hat der in Kärnten de die Biennale heuer von einer Frau, der Eine wichtige Rolle im kuratorischen lebende Künstler René Fadinger sein indischen Künstlerin, Kunsthistorikerin Rahmen der Biennale spielt der temporä- Kunstprojekt Sublimation realisiert. Indem und -kritikerin Anita Dube kuratiert. Ihr re KMB-Pavillon. Er lädt die Besucher*innen er das Material Holz und Metall durch die kuratorischer Ansatz geht davon aus, dass zu einem offenen Dialog ein, fungiert als Bearbeitung der Oberflächen zur höchsten wir uns trotz virtueller Hypervernetzung zentraler Treffpunkt, wo täglich Vorträge, Veredelung bringt, setzt er damit einen paradoxerweise von der wärmenden Soli- Diskussionen, Film-, Musik-, Theater- oder puristischen Akzent in ein Land voller darität realweltlicher Gemeinschaft ent- Tanzaufführungen stattfinden. Die Bevöl- Farben und Formen. Fadingers Skulpturen fremdet haben. Sie möchte mit dieser kerung von Kochin wird durch die groß- spiegeln die Emanzipation einer Form Biennale ein Zeichen „der Politik der artige Kampagne IT´S MY/OUR BIENNALE, wider, die sich aus dem gasförmigen Freundschaft“ setzen und Wege aus einer deren Plakate in der ganzen Stadt affichiert Raumvolumen manifestiert, sich aus der Gesellschaft des patriarchalen Herrscher- sind, eingebunden. Die Stadt Kochin bie- Abhängigkeit der artifiziellen architekto- Sklaven-Modells hin zu einer selbstbe- tet eine großartige Kulisse für dieses nischen Umgebung löst und zu ihrer stimmten Lebensweise aufzeigen. Kunstevent, das sich durch alle Straßen eigenen Daseinsform weiterentwickelt. Die Ausstellung bezeichnet Dube als zieht und verschiedenste Orte bespielt. Seine Ausstellung ist noch bis zum Ende „Ideensymphonie“, die zu einem kritischen Der Hauptausstellungsort ist das Aspin- der Biennale in der OED-Gallery und der Diskurs anregen soll. Das übergeordnete wall House, ein aus der britischen Kolo- Malabar-Passage zu sehen. Thema ist die Gleichberechtigung aller nialzeit stammendes Areal, das viel Platz Menschen und Lebewesen. Daher wurden für großflächige Installationen bietet. Kerala – God`s Own Country, wo alle über einhundert internationale Künstler- Neben den site-specific Arbeiten finden Religionen friedlich nebeneinander leben, *innen ausgewählt, die sich mit Themen sich auch Video- und Soundinstallationen, könnte ein Vorbild für die ganze Welt sein auseinandersetzen wie z.B. Konsumwahn zeitgenössische Malerei und Zeichnung und ist nicht nur für Kunstinteressierte und Ausbeutung der arbeitenden Klasse, sowie Fotografie. eine Reise wert. Postkolonialismus und Hegemonie des Die Biennale ist noch bis 29. März Westens, Presse- und Redefreiheit, Kärntner Beteiligungen. Im Map Project geöffnet, ein Shortguide ist in Englisch und Sklav*innenhandel, Gleichberechtigung Space stellt die in Kärnten geborene Malayalam erhältlich, der offizielle Kata- von Frauen und Queer-Communities sowie Künstlerin Ines Doujak eine gemeinsam log erscheint später. Flucht und Migration. mit John Barker erarbeitete Installation www.kochimuzirisbiennale.org aus. Doujak & Barker setzen sich in ihrer ● Elisabeth Th. Winkler Ideensymphonie. Ein Highlight der Bien- Arbeit The New Silk Road: Infrastructure Kunsthistorikerin, lebt & arbeitet in Moosburg. nale während der Eröffnungswoche stell- Pornography kritisch mit fast fashion – te die Performance der feministischen Massenanfertigung von Kleidung unter Künstler*innengruppe Guerilla Girls aus menschenunwürdigen Bedingungen – aus- New York City dar. In provokanter Weise einander. Durch den ironischen Rückgriff üben sie Kritik an der anhaltenden Abwe- auf das Repertoire kapitalistischer Mar- senheit und Diskriminierung weiblicher ketingvehikel – wie Posters, T-Shirts und

38 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 6

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Partiturseite aus „ABE“ für das Ensemble airborne extended. © Bruno Strobl Feuer.Leben Die Welt des Bruno Strobl.

Ein Komponist hat keine Titel! Es spricht für Neue Musik. Dabei hat er in zahlrei- gen von Gedichten seiner Frau – der für Bruno Strobl, dass er auf der Einladung chen Konzerten nicht nur seine eigenen Lyrikerin Christine Strobl-Oman („unend- zur Überreichung des Kärntner Werke aufgeführt, sondern – auch als lich frier ich neuen Zeiten zu“), die gera- Kulturpreises im Jahr 2015 vor seinem Dirigent – dem zeitgenössischen musika- de mit einem der Kärntner Lyrikpreise Namen absolut nicht Präsident oder Pro- lischen Schaffen in Österreich und Europa ausgezeichnet wurde – wie Solo-, Kam- fessor stehen haben wollte: „Ein Kompo- immer wieder eine Plattform geboten, was mer-, Chor- und Orchestermusik, Kirchen- nist hat keine Titel!“ Denn in erster Linie in Zeiten einer immer schwieriger wer- opern, Elektronische Werke und in letzter ist Bruno Strobl Komponist, der es mit denden Förderungssituation höchste Aner- Zeit immer wieder Live-Elektronik im Duo Aufführungen seiner Werke, von Kärnten kennung verdient. So konnte er als IGNM- mit Nina Polaschegg am Kontrabass. ausgehend, wo noch die Uraufführung Präsident 2013 die Weltmusiktage für Stilistisch hat auch bei Bruno Strobl die seiner Kirchenoper „Hemma – eine Weib- Neue Musik nach Wien holen und sowohl Mikrotonalität Einzug gehalten. Er versteht spassion“ beim Carinthischen Sommer künstlerisch als auch organisatorisch zum es, gleichermaßen mit tonalen wie mit 2017 in guter Erinnerung ist, zu interna- Erfolg führen. atonalen oder mikrotonalen Mitteln dra- tionaler Präsenz und Anerkennung matische Spannung zu gestalten, die in gebracht hat. Beispiele dafür sind die Herzensanliegen Neue Musik. Bruno Verbindung mit sorgfältig gewählten Festivals für neue Musik von Salzburg, Strobl war diese Karriere nicht in die Autor*innen von Bachmann über Giocon- Budapest, Dresden, Rom bis Seoul. Wiege gelegt. Geboren 1949 in Klagenfurt da Belli bis zu Jörg Zink und Franzobel, [im Feber darf man ihm zu seinem 70. besonders in größeren Zyklen wie „Erde“ Darüber hinaus macht ihn sein unermüd- Geburtstag gratulieren], hatte er zunächst oder „Feuer“, suggestive Wirkung entfal- licher Einsatz für das Kärntner Musikleben lange Jahre als Musikerzieher am Gym- ten kann. So sind es gerade die beiden zu einer unverzichtbaren Institution: Seit nasium in Spittal an der Drau gewirkt und Kirchenopern „Sarah und ihre Männer“ 1977 und bis heute ist er Leiter der Kärnt- seiner Familie den Lebensunterhalt gesi- sowie „Hemma – eine Weibspassion“, die ner Sektion der IGNM (der Internationalen chert, aber schon während dieser Zeit am von seinem dramaturgischen Talent zeu- Gesellschaft für Neue Musik), von 1978 Kärntner Landeskonservatorium zunächst gen. Befreit von Schuldienst und Manage- bis 1990 organisiert er die Kärntner Klarinette, dann Musiktheorie und um ment, ist da noch einiges zu erwarten! Meisterkurse für aktuelle Musik im Alpen- einiges später auch Komposition studiert. Ad multos annos, Bruno! bad St. Leonhard, die ab 1991 ihre Fort- Seit 2008 lebt Bruno Strobl in Wien. Die ● Dieter Kaufmann setzung im Festival Expan in Spittal an Förderung und Pflege der Neuen Musik * 1941, Studien in Wien und Paris, lebt in Feldkirchen und Wien, Komponist von elektroakustischen, vokalen der Drau finden, von 1987 bis 1995 steht in Kärnten ist ihm aber ein Herzensanlie- und instrumentalen Werken, von Musiktheater und Multi- er dem Vokalensemble Vox Nova vor, ist gen geblieben. Er ist für Kärnten zu einem media-Produktionen, die er mit dem K&K Experimental- studio (Kaufmann & König) international aufführt. ab 1988 Dirigent des Ensemble Kreativ unermüdlichen Mitstreiter in Sachen und wirkt von 1993 bis 1995 an der Kre- anspruchsvoller Musikkultur des Landes ativwerkstatt in Klagenfurt. Er ist mehr- geworden. mals Leiter des Klangspectrums Villach, Projektleiter der NeueBühneVillach und Strobls musikalisches Werk ist vielfältig. leitet seit 2005 die MusikFabrikSüd. Von Es enthält ebenso pädagogische Klavier- 2008 bis 2018 ist er Präsident der Sektion stücke („Monogramm I und II“), die er Österreich der Internationalen Gesellschaft seinen Kindern gewidmet hat, Vertonun-

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 39 Seine Zielstrebigkeit zahlt sich aus: Er hat schon einige internationale Wettbe- werbe gewonnen. Auf YouTube finden sich zahlreiche Konzertvideos von ihm. Auf manchen ist er zwölf Jahre alt und einen Kopf kleiner als das Cello zwischen seinen Knien. Bei einem Talentwettbewerb rührt sein Spiel das Publikum zu Tränen. „Cello zu spielen bedeutet mir alles“, sagt er, ganz unironisch, mit der Ernsthaftigkeit eines Heranwachsenden, der davon überzeugt ist, dass er seinen Platz im Leben gefunden hat. In zehn Jahren will er den Durchbruch als Solocellist geschafft haben und auf den Konzertbühnen der Welt spielen. Wie sich das anfühlen könnte, weiß er bereits. Schon jetzt reist er zu Auftritten im In- und Aus- land. Unter Musiker*innen und im Inter- net wird das Ausnahmetalent als aufstei- gender Stern gefeiert. Frühen Ruhm hatte er sich zuvor bereits in einer anderen Disziplin erworben. Vor einigen Jahren wurde er in Tennis Kärnt- ner Landesmeister seiner Altersklasse. Doch hier muss er nun kürzertreten. Zum

Foto: Patricia Kurucz Patricia Foto: einen ist die Zeit knapp, zum anderen ist Profisport für einen Streicher riskant – zu groß ist die Gefahr einer Handverletzung. Jetzt spielt er noch manchmal mit seinem jüngeren Bruder, und Sport bleibt sein wichtigster Ausgleich. Für Freundschaften Musik: kein Entkommen bleibt wenig Zeit, die Einsamkeit der Aleksander Simić ist ein über die Landesgrenzen hinaus Hochbegabten kenne er dennoch nicht. gefeierter Nachwuchscellist. Der 15-Jährige denkt in Musik. „Es gibt Nachteile“, sagt Aleksander. „Aber ich habe mir das selbst ausgesucht.“

Über Grenzen hinauswachsen. Seit eini- Ende letzten Jahres spielte im Musikgym- Dieser junge Mann ist nicht wie die ger Zeit pendelt der junge Cellist regel- nasium Viktring eine Big Band auf. Die meisten seiner Altersgenossen. Er übt mäßig nach Wien, wo er an der Universi- Musiker*innen waren ausgezeichnet, die jeden Tag sechs Stunden lang am Cello tät für Musik und darstellende Kunst einen meisten Schülerinnen und Schüler von den und nimmt allerhand weitere Strapazen Hochbegabtenkurs besucht. Am liebsten Jazzklängen sehr angetan. Nur einem war auf sich, weil er nach Perfektion strebt. würde Aleksander jetzt schon in Wien unwohl. Aleksander Simić, 15 Jahre alt und Nach Perfektion, von der er gleichzeitig bleiben und sich ausschließlich auf sein der erfolgreichste Nachwuchscellist des weiß: „So etwas existiert nicht. Es ist Cellospiel konzentrieren. Noch aber muss Landes, musste sich zuweilen die Ohren wichtig, zu wissen, dass man nie ausge- er auch Mathematik, Deutsch und Englisch zuhalten. „Es war so laut“, sagt er. „Die lernt hat. Auch Rückschläge sind wichtig, pauken. So kommt es, dass er oft bis zu Band hat gut gespielt, aber es war zu laut.“ damit man weiterkommt und ein tieferer elf Stunden am Tag mit Lernen beschäftigt Mensch wird. Um beim nächsten Mal mit ist. Und wenn er wieder einmal im Zug Eine Welt ohne Musik? Aleksanders mehr Gefühl zu spielen.“ sitzt, während seine Klassenkamerad*innen Wahrnehmung der Welt ist von Musik Unterricht haben, lässt er sich per Handy durchdrungen. Vom morgendlichen Weg „Cello zu spielen bedeutet mir alles.“ über den Stoff am Laufenden halten. Spä- zur Schule bis zum Liegen im Bett denkt Wie man Cello spielt, hat er schon als ter holt er alles im Eigenstudium nach. er an Klänge, Etüden, Variationen und die Dreikäsehoch von seiner Mutter, einer Aleksander ist es gewohnt, an Grenzen Vorschläge, die sein Professor bei der ungarischstämmigen Profimusikerin, zu gehen – auf seine Art. „Jeder Mensch letzten Übungsstunde machte. Wenn sei- gelernt. „Sie hat mir etwas vorgezeigt, und hat seine eigenen Vorstellungen. Hervor- ne Eltern schon schlafen gehen, hört er dann habe ich das Gleiche gespielt. So habe ragende Technik allein kann nichts. Man noch heimlich Platten oder geht seine ich automatisch die Töne gelernt“, erzählt muss eine eigene Vision haben. Es reicht Konzertstücke im Kopf durch. Eine Welt er. Damals war er vier Jahre alt und konn- nicht, die Vorlage zu spielen, die in den ohne Musik? „Das wäre für mich eine Welt te bereits Noten lesen. Und nein, spiele- Noten steht. Man muss darüber hinaus- ohne Menschen. Überall gibt es Musik, risch sei daran nichts gewesen. „Meine wachsen.“ egal was man macht.“ Undenkbar, ihr zu Mutter hat mich von Anfang an sehr ● Patricia Kurucz entkommen. „Ich glaube nicht, dass eine gefordert. Sie hat die Musik ernst genom- 1978 in Budapest geboren, lebt als Dolmetscherin und Lektorin in Wien. Welt ohne Musik funktionieren würde.“ men und mich auf einen Weg vorbereitet.“

40 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Der Weg entsteht beim Gehen Der Komponist Julian Gamisch. Foto: Edith Schrott | © Julian Gamisch Julian © | Schrott Edith Foto:

Ohne Plan B. Julian Gamisch ist einer der se spontan entsteht. Nur Spots oder etwas schen geht, denn die Arbeit mit Jugendli- jungen Komponist*innen, die sich mit viel weitere Räume sind vorgegeben, viele chen ist ihm, der selbst noch jung ist, ein Enthusiasmus und Kreativität auf den Weg Entscheidungsmöglichkeiten hat Gamisch besonderes Anliegen. gemacht haben, die musikalische Welt zu aus seiner Hand in die Gestaltungsmög- Der Komponist stellt Fragen und gibt erweitern, immer vorwärts gehend, und lichkeit der Anderen gelegt. Er lässt auf manchmal Antworten. Es geht immer um kurzfristig entscheidend, welche Richtung diese Weise Installationen entstehen, die das Leben, um Lebendigkeit, Kommuni- einzuschlagen ist. Gemeinsamkeit schaffen, indem Funken kation, Gemeinsamkeit, um Ergänzung, Schon in der Schulzeit waren Klavier überspringen, man zur Mitspielerin, zum Natur und Raum. und Schlagzeug Begleiter des jungen Mitspieler wird, in lebhaften oder leisen Julian Gamisch geht immer weiter. Kärntners, nach der Matura 2008 hat er Phasen, um gemeinsam zu einem Schluss Welchen Weg er einschlagen wird, steht die Aufnahmeprüfung für Komposition zu kommen, zur Stille am Ende des Wer- in den Sternen. Aber er ist voller Zuver- abgelegt. Ein besonders wichtiges Ereignis kes, dieses gemeinsamen Weges. sicht, dass es gelingt, Barrieren zu über- für sein Leben, denn einen Plan B gab es winden, seine Kreativität und Kunst – sei nicht. Wolfgang Liebhart hat ihn bis zum Der Klang des Menschen. Auch Solostü- sie musikalischer oder literarischer Art Abschluss (Master of Arts 2017) am Kon- cke sind für Gamisch eine zentrale Art, – immer mehr in den öffentlichen Raum servatorium Wien Privatuniversität beglei- seine Musik zu realisieren, und wiederum zu tragen, und den Klang der Natur tet, auch Christian Minkowitsch war wich- ist es weniger das Instrument als vielmehr gemeinsam mit jenem des Menschen zum tiger Wegbegleiter für den angehenden der Mensch, der im Mittelpunkt steht, Schwingen zu bringen. Komponisten. Er hat sich aber auch als eigene Spielarten und Charakterzüge wer- ● Angelika Benke Musikwissenschaftler an der Uni Wien den zum Portrait des Interpreten, der lebt in Graz und ist Mitarbeiterin des ORF Landesstudio Kärnten. Sie gestaltet Musiksendungen aus den Berei- ausbilden lassen, hier hatte er unter ande- Interpretin über sich selbst, zum persön- chen Klassik, zeitgenössische Musik und Jazz für Radio rem Kontakt zu afrikanischer Musik. lichen musikalischen Abdruck. Besonders Kärnten sowie Ö1 und ist sendungsverantwortliche Redakteurin für das Programm von Radio Kärnten. Heute hat Julian Gamisch das Klavier als Composer in Residence kann er sich so und das Schlagzeug immer mit im Gepäck, einlassen auf den einzelnen Menschen, und so wandert er durch die Musik und Kontakt suchen und finden, und vieles in nimmt die Menschen mit. Denn diese Musik ausdrücken. stehen im Mittelpunkt seiner Werke, Wobei ihm nicht nur die Töne der Musik Musikerinnen und Musiker auf der Bühne, wichtig sind, es ist auch die Melodie des aber auch das Publikum. Sie alle teilen Wortes, die ihn fesselt, und so ist es immer nicht nur ihre Aufmerksamkeit, sie teilen wieder die Literatur, die mit einbezogen auch sehr aktiv die Musik, die phasenwei- wird, besonders wenn es um junge Men-

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 41 Labia Ein Alternativkino in Kapstadt, eine venezianische Villa an einem Surferstrand am Kap der Guten Hoffnung, ein Palazzo in Venedig und ein Kärntner Landeshauptmann.

Kapstadt. Am wohl „schönsten Ende der großen Meister Tiepolo künstlerisch glieder standen bereits seit dem späten Welt“ finden sich inmitten des kolonialen gestaltet wurden. 18. Jahrhundert – etwa als Kammerherren Zentrums von Kapstadt – nicht weit ent- – in österreichischen Diensten und waren fernt vom atlantischen Ozean – die „Labia- Klagenfurt. Und weiter nördlich in Kla- ab diesem Zeitpunkt auch eng mit Kärnten Screens“. Dort werden internationale genfurt, passiert man auf dem Weg Rich- verbunden, nämlich durch familiäre Ban- cineastische Werke geboten, die nicht in tung Kreuzbergl die Aichelburg-Labia- de. So z.B. mit den Rittern von Gröller, Mainstreamkinos gezeigt werden. Über- Strasse und am Friedhof St. Georgen am einer weiteren frühen „globalen“ Familie dies hinaus diente der ehemalige Tanzsa- Sandhof befindet sich die Familiengruft aus Kärnten, die teilweise in Italien wirk- lon aus den 1940er Jahren in den 1960er dieser Familie. te (es war der Schiffskapitän Gustav Jahren als Kleinbühne und heute mit Nun begegnet man an unterschiedlichen Gröller, welcher Erzherzog Maximilian seinem Café als Treffpunkt für die intel- und weit entfernten Plätzen auf diesem von Habsburg nach Mexiko begleitete, wo lektuelle Boheme dieser bunten Stadt. Globus dem gleichen Namen und man dieser zum Kaiser gekrönt wurde. Drei könnte es als Zufall hinnehmen. Bei Jahre später überführte dieser den Leich- Kap der Guten Hoffnung. In Muizenberg, genauerer Untersuchung erfährt man nam Maximilians zurück nach Triest). einige Kilometer außerhalb des Zentrums, jedoch, dass es einen direkten Zusammen- Im Jahr 1884 wurden die beiden Söhne bereits am Indischen Ozean, kann man, hang zwischen den Namensgebern gibt. des Klagenfurter Bezirksarztes Freiherr in der in den 1920er Jahren exakt nach Der Ursprung der Familie Labia liegt Arnold Aichelburg und dessen Frau, eine venezianischem Vorbild nachgebauten nicht in Venedig – im Gegensatz zum geborene Gröller, von einer alleinstehen- Villa Labia, vom Salon aus bei Kaffee und größten Teil der Besitzer und Bauherren den Tante adoptiert und durften ab diesem Kuchen die Surfer beobachten, die unab- der venezianischen Palazzi und Villen, Zeitpunkt den Namen Aichelburg-Labia hängig von Wetter oder Haiwarnung ihre die fast durchwegs aus alteingesessenen führen. Diese Tante, die Gräfin Fanny sportlichen Leistungen durchführen. Im venezianischen Familien (den „Case vec- Labia, verfügte über Besitzungen in Tig- ersten Stock der Villa befindet sich eine chie“) stammten und über Jahrhunderte ring sowie auch in Venezien. Leopold Galerie, die örtliche Künstler ausstellt. die Funktionen der Dogen ausübten. Die Aichelburg-Labia, der vorerst seine Güter Labia haben ihren Ursprung in Katalanien in der Klagenfurter Umgebung – wie z.B. Venedig. Wieder zurück auf der anderen und kamen erst im 17. Jahrhundert, also das Schloss Ehrenthal – verwaltete, begann Seite unserer Welt, in Venedig, sieht man relativ spät nach Venedig, wo sie jedoch eine politische Karriere, wurde zum letz- vom Canale Grande aus den Palazzo Labia, rasch zu einer der bedeutendsten Famili- ten Landeshauptmann von Kärnten vor ein in barocker Zeit entstandenes impo- en und auch bald ins „Goldene Buch“ dem Ende der Monarchie und ging somit santes Bauwerk, dessen Innenräume vom eingetragen wurden. Einige Familienmit- als prägende Kärntner Persönlichkeit in

42 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Judith Lava: Lili in High Heels, 2012. Foto Judith Lava denk.mal anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März Der Herr ist da und nah In der Mitte des Wortes „Herr“ wohnt ER, der Macher von Gegenständen und Gedanken. Erfin- den, erbauen, erobern usw. sind alles Worte, die in der Menschengeschichte auf eine maskuline Dominanz des Machens verweisen. ER – nennen wir ihn Adam. ER ist der Herr all dieser Tätigkei- ten, auf welche sich Berufsbezeichnungen wie: TischlER, LehrER, HerrschER, ... heften lassen. Mit dem Wort ERfinder haben wir kaum Vorstel- lungsschwierigkeiten. Es meint eine männliche Person die auszog und etwas bislang Unbekann- tes fand. ER, Josef Madersberger, ein Schneider- meister, erfand 1814 die Nähmaschine. ER, Napoleon, eroberte zahlreiche Länder. Im Fort- pflanzungsgeschehen der Gattung Mensch wirkt Das von Ida Labia 1949 errichteten Labia-Kino im Zentrum von Kapstadt. Foto: Lien Botha | Die Casa Labia, eine in Adam als der ERzeuger und Eva als die Heraus- den 1920er Jahren nach venezianischem Vorbild nachgebaute Villa am Ufer des Indischen Ozeans. Foto: Casa Laiba | geberin der Kinder. ER, Adam, bringt das müh- Palazzo Labia in Venedig. Foto: Archiv | Leopold Freiherr von Aichelburg-Labia, der letzte von Kaiser Franz Joseph ernannte Landeshauptmann (1909 – 1918) von Kärnten. Foto: Landesmuseum für Kärnten | Die Labia-Familiengruft am sam erarbeitete Geld nach Hause und wird so Friedhof von St. Georgen am Sandhof bei Klagenfurt. Foto: Johann Jaritz/wikimedia zum ERnährer der Familie. Wohin sich Frauen auch wenden mögen, fast alle mit Tun verbundenen Begriffe sind von einem ER belegt und für ein SIE nicht mehr ver- fügbar. Eine Mitarbeit an der Begriffsbildung mit dem Ziel verbaler Gleichbehandlung bleibt ein Wunsch. „Dafür kämpfen“, lautet die Parole. die Geschichte ein. Dieser Doppelname – ein Titel, den die Nachkommen bis Wenn Eva ebenfalls sucht und auch findet, wird erlosch jedoch nach einer Generation und heute stolz führen, was in Südafrika SIE in traditioneller Gewohnheit und Gedanken- losigkeit „Erfinderin“ genannt – wie etwa Tabitha ist somit heute als Nachname in Kärnten natürlich ein Kuriosum ist. Die Witwe Ida Babbitt (Kreissäge 1813), Florence Parpart (elek- nicht mehr zu finden. Labia ließ 1949 im Zentrum von Kapstadt trisch betriebener Kühlschrank 1914) oder Hedy Die Nichte des Landeshauptmannes den Tanzsaal und das Bühnengebäude Lamarr (Frequenzsprungverfahren 1941). Der heiratete den Grafen Scapinelli und deren errichten, welches seit den 1970ern als Begriff Erfinder (Substantiv maskulin) muss weg, Tochter den Oberst Pachernigg. Die Grafen Labia-Kino fungiert. wenn Eva etwas noch nie Dagewesenes fand. Aichelburg bestehen jedoch bis heute. So begegnet man einem Namen, der Doch wie? Wird das Wort doch von Adam zu Während Leopold Aichelburg-Labia seiner tatsächlich einer Familie zuzuordnen ist, Beginn und am Ende mit ER belegt. Was wäre, Tätigkeit als Landeshauptmann nachkam neben Klagenfurt auch in Venedig und wenn das Wort mit einem SIE anfängt? Eva dürf- und in dieser Funktion unter anderem die sogar am afrikanischen Kontinent. Damit te sich dann SIEfinder nennen. Um Adam auch jungen Kärntner Männer aufforderte, die wäre ein weiterer Beleg erbracht, dass vom Wortende zu entfernen, könnte Eva das Bin- Waffen gegen Italien zu ergreifen, wurde zwar der Terminus „Globalisierung“ ein nen-I um Hilfe bitten. Also ab vom Wortende und sein Verwandter, der Diplomat Graf Nata- moderner Begriff ist, es aber Globalisie- hinein mit dem ER in das Wortinnere. Die vom le Labia, im Jahr 1916 als italienischer rung (vor allem in Form von Kolonisie- ER befreite Bezeichnung für eine schöpferische Konsul nach Johannesburg entsandt. In rung) immer gegeben hat. Dies sei nur ein Frau könnte dann lauten: „SIEfinderIn.“ Damit Südafrika durchlief Natale Labia eine Beispiel für grenzüberschreitendes Leben wäre im Sinne strenger sprachlicher Gleichbe- außergewöhnliche Laufbahn. Durch die und Wirken sowie dafür, dass sich auch handlung dem Identitätszwang der Frauen genü- Hochzeit mit Ida, der Tochter des reichen von Klagenfurt aus Netze um den ganzen ge getan. Durch die vollzogene „Identität von südafrikanischen Minenmagnaten Sir Erdball umspannen und ihre Spuren hin- Identität und Nichtidentität“ vermag nun dieser Joseph Robinson, konnte sich Natale Labia terlassen. Begehrungsprozess in den Zustand der Befrie- dung gelangen, obwohl weiterhin gilt: Das Nicht- seinen Traum von der Errichtung einer ● Bernhard Brudermann identische umfasst alles was wäre, gäbe es den venezianischen Villa, der Casa Labia, aufgewachsen in Mieger/Ebenthal, Studium der Romanis- tik und Geschichte in Graz und Wien. Forscht über inter- Zwang der Identität nicht. durch den heimischen Architekten Fred kulturelle Beziehungen Kärnten-Friaul-Slowenien und Frauen könnten – begrifflich autonom werdend Glennie in Muizenberg verwirklichen. Für über „vergessene“ Kulturschaffende. Im Gedenken an den unvergesslichen Fabjan Hafner. und seiend – auf Anreden wie z.B. „Schlossher- die Innendekorationen ließ Labia den rin“ verzichten und in der Bezeichnung Venezianer Angelo Zaniol nach Südafrika „Schlossfrau“ ihre endlich SIE-rungene verbale kommen. Zusätzlich zum Villenbesitz Gleichstellung empfinden. wurde der Graf Labia noch vom italieni- ● Herbert Maschat schen König in den Fürstenstand erhoben HandwerksmeistEr, TechnikEr, LehrEr, LogikEr, Nov.phil.

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 43 Begleiter Auszug aus einem gerade entstehenden Stück. Erstveröffentlichung. Foto: Peter Truschner Peter Foto:

In naher Zukunft. Eine exquisite Gesell- CHARLOTTE Bei einem Fünfzigprozentigen kann schaft. Charlotte steht kurz davor, von Wir haben uns jetzt umgehört, was die es schon ein Problem sein, wenn du Pinault ihren ersten Sklaven – politisch Abhängigkeit betrifft. Wie lange. Wie- ihm hin und wieder kräftig in den korrekt „Begleiter“ genannt – zu bekommen. viel Prozent. Jeder sagt was anderes. Arsch trittst. Wozu raten Sie uns? CHARLOTTE CHARLOTTE PINAULT Es muss ein Wahnsinn sein, jemand Sogar Bronsteins haben einen. Zu zeitlich unbegrenzter, hundertpro- so in der Hand zu haben. CORNELIA zentiger Abhängigkeit. ACHIM Bronsteins? Hätte ich nicht gedacht. CHARLOTTE Du kannst ihn in Stutenmilch baden. CHARLOTTE Weil Sie damit am meisten verdienen. Oder in Olivenöl frittieren. Man kommt sich ohne ja schon fast PINAULT Im Grunde. nackt vor. Das Geschäft mit zeitlich begrenzten CORNELIA CORNELIA Fünfzig- und Fünfundsiebzigprozen- Man geht einfach ganz anders durchs VORLESE.PRVO BRANJE Wir haben unseren Benny jetzt ein tigen läuft hervorragend. Man reißt Leben. halbes Jahr. sie mir förmlich aus der Hand. Wenn man weiß: Man könnte. Und sind sehr zufrieden. Ich rate Ihnen jedoch zu unbegrenzter ACHIM ACHIM hundertprozentiger Abhängigkeit, Zu jeder Zeit. An jedem Ort. Man darf nicht vergessen, dass Men- weil Sie nur da wirklich sicher sein CORNELIA schen wie er einen weiten Weg hinter können. Ein Mensch, der in gewisser Weise sich haben. Bis vor die UNO. ACHIM wie eine Eigenschaft von dir ist. PINAULT Man ist nie wirklich sicher. ACHIM Gut, dass es jetzt amtlich ist. Nirgendwo. Eine gute oder schlechte. Menschen haben ein Recht darauf, PINAULT CORNELIA sich versklaven zu lassen. Wenn schon nicht die endgültige, so Seine Verdauung; seine Ejakulation: Jeder, der sich für einen Begleiter doch die größtmögliche Sicherheit. Eintragungen in deinem Tagebuch. entscheidet, trägt seinen Teil dazu bei, Machen wir uns nichts vor. Ein Beglei- ACHIM dass diese Menschen ihr Recht bekom- ter, der eine fünfzigprozentige Abhän- Hol mir diesen Stern da vom Himmel!, men. Und schafft nebenbei Arbeits- gigkeit für die Dauer von fünf Jahren sagst du zu ihm. plätze. mit Ihnen vereinbart – was will der? CORNELIA CORNELIA Ganz einfach: Geld. Und wehe, wenn nicht! Es ist einfach noch mal was anderes Sie können davon ausgehen, dass der CHARLOTTE als ein Roboter. irgendwo eine Familie hocken hat. An Das hört sich alles so verrückt an. ACHIM die denkt er dann, wenn er für Sie PINAULT Jeder, der was auf sich hält, wird bald arbeitet. Nicht an Sie. Nichts wird so heiß gegessen, wie es einen haben. Wenn nicht mehrere. Als Fünfzigprozentiger muss er Ihnen gekocht wird. CORNELIA vielleicht den Hintern wischen. CHARLOTTE Nicht mehr lange, dann werden die Aber aufopfern muss er sich für Sie Zum Glück. Kinder auch welche haben wollen. nicht. ACHIM CHARLOTTE Allein die Fixkosten. Die psychosozi- Sowas wie Glück gibt es nicht. Wo habt ihr eigentlich euren gelassen? ale Komponente. Sich nie zufrieden geben. CHARLOTTE Das rentiert sich nur, wenn der Beglei- Dran bleiben. Koste es, was es wolle. Der hat heute frei. ter Ihnen mit Haut und Haaren gehört. Das gibt den Ausschlag, ob man zuletzt Nur dann haben Sie die Sicherheit: lacht, oder nicht. CHARLOTTE Für mich ist er zu allem bereit. Haben die ein Recht auf freie Tage? Alles andere ist letztlich unbefrie- ● Peter Truschner Wie normale Angestellte? digend. * 1967 in Klagenfurt, lebt in Berlin, 2015 Teilnehmer am Ingeborg Bachmann Wettbewerb, ist als Dramatiker PINAULT ACHIM zuletzt 2016 mit seiner Bearbeitung von Andersens Nein. Angenommen, ich kann mein Leben „Schneekönigin“ am Nationaltheater Weimar sowie mit der szenischen Lesung seines Texts „Im Namen des Aber der Gesetzgeber schreibt Ruhe- nur dadurch retten, dass ich das mei- Geschäfts“ am Berliner Ensemble in Erscheinung perioden vor, die von Umständen wie nes Begleiters opfere. Bei einem Hun- getreten.

Alter, Geschlecht, vor allem aber von dertprozentigen ist das normal, keiner buch.tipp Grad und Dauer der Abhängigkeit schert sich drum. Im Herbst erscheint Peter Truschners abhängen. neuer Roman: Wie ein Messer

44 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Aus Kärnten raus Ein Monolog. Erstabdruck. Johann Zugschwert Foto:

Ich mußte unbedingt raus aus Kärnten. in Wien um 10 Uhr 29 verwarf ich eben- kannte Gesichter. Alle Voraussetzungen Mein Entschluß, dieses Land zu verlassen, falls, weil die Vorstellung, in Unzmarkt für eine wirklich gelungene Fahrt waren stand unumstößlich fest. Ich schuf alle und Bruck an der Mur umsteigen zu gegeben, nur die Fahrt selber fand nicht Voraussetzungen für meinen endgültigen müssen und das Abteil mit lärmenden und statt. Immer wieder kam eine Durchsage Weggang aus Kärnten, ich unterschrieb pubertierenden steirischen Hauptschülern aus dem Lautsprecher, die eine Verspätung bei einem renommierten Wiener Hand- teilen zu müssen, nicht meiner Vorstellung des Zuges um weitere zwanzig Minuten ballverein, nachdem mein Vertrag mit meines endgültigen Wegganges aus Kärn- ankündigte. Irgendwann dachte ich mir, dem Kärntner Verein im Auslaufen war, ten entsprach. Da mir also keiner dieser daß ich mit einem Zug, der ständig Ver- kündigte meine Wohnung und trennte Züge zusagte, verschob ich meine Reise spätung habe, nicht nach Wien fahren mich von meiner Freundin. Letzteres fiel um einen Tag. Das war zwar ein Rück- könne, denn dabei könne es sich nur um mir nicht schwer, da meine Freundin in schlag in meinem feststehenden Plan, ein schlechtes Omen handeln. den letzten Monaten behauptet hatte, Kärnten den Rücken zu kehren, aber kein Endlich hatte ich einen Zug gefunden, meine Intelligenz ließe rapide nach und endgültiger. Noch war nichts verloren. Es der wirklich paßte, er fuhr ohne Umsteigen VORLESE.PRVO BRANJE mein Alkoholismus nähme im selben Maße gab noch 19 andere Züge nach Wien, und von Villach nach Wien, in der denkbar zu. Wer will schon eine Freundin haben, ich konnte meine Entscheidung genauso- kürzesten Fahrzeit, der Zug kam nicht aus die eine solch irrige Meinung vertritt? gut am morgigen Tag realisieren. Venedig und er trug den mir vertrauten Ich wählte die früheste Möglichkeit, aus Am nächsten Tag stand ich um 9 Uhr Namen „Wörthersee“. Ich stand am Bahn- Kärnten wegzukommen. Diese bestand 15 am Bahnhof in Villach, wild entschlos- hof, und da ich eine halbe Stunde vor mit dem Zug um 1 Uhr 46 früh vom Haupt- sen, den in wenigen Minuten einfahrenden Abfahrt des Zuges am Bahnhof erschienen bahnhof Villach, Ankunft in Salzburg Zug zu besteigen, hatte auch bereits eine war, vertrieb ich mir die Zeit, indem ich Hauptbahnhof, 4 Uhr 9. Weiterfahrt nach Fahrkarte gelöst, um einem eventuellen die Kleine Zeitung durchblätterte, die ich Wien 4 Uhr 15. Der Schalterbeamte mach- inneren Wanken auszuweichen, und plötz- mir am Bahnhofskiosk gekauft hatte. Auf te mich darauf aufmerksam, daß der lich sah ich einen Freund vor mir, besser der Sportseite war ein Artikel über das Salzburger Bahnhof derzeit umgebaut gesagt, er sah mich. Ich erklärte ihm, daß letzte Spiel der Saison, in dem ich meinen werde, die Wege und Zugänge zu den ich nach Wien gehen würde, er konnte Verein buchstäblich in der letzten Minu- Bahnsteigen sich ständig änderten, der verstehen, daß mich größere und höhere te vor dem Abstieg in die zweite Liga angegebene Bahnsteig für das Umsteigen Aufgaben reizten, aber er müßte mich zum gerettet hatte. Der Redakteur hob meine in den Zug nach Wien also derzeit ohne Abschied unbedingt auf ein Hirter Bier spielerische Leistung besonders hervor Relevanz sei, weil ständig neu disponiert einladen. Nur ein einziges, beteuerte er. und schrieb weiters, ich sei das Aushän- werde. Es stellte sich mir, da für das Aus dem einzigen Hirter Bier wurden geschild nicht nur für den Kärntner Umsteigen in den Anschlußzug nach Wien sechzehn Biere und acht Züge, die längst Handball, sondern für den Kärntner Sport nur sechs Minuten Zeit waren, die bange von Villach nach Wien abgefahren waren. schlechthin. Frage, ob der richtige Bahnsteig überhaupt Ich torkelte also am späten Nachmittag Ich warf meine Fahrkarte in einen Müll- so schnell zu finden wäre. Ich gelangte zu nach Hause, mit dem wilden Entschluß, eimer und verließ den Bahnhof mit einem dem Entschluß, doch einen späteren Zug mich in Hinkunft von niemandem mehr einzigen Gedanken: Ich muß ja nicht zu nehmen. am Bahnsteig anreden zu lassen. Das unbedingt weg von Kärnten. Wenn alle Der Schalterbeamte überreichte mir Unglück, etliche Züge dieses Tages ver- weggehen aus Kärnten, gibt es ja kein einen Fahrplanauszug, den ich minutiös säumt zu haben, minderte sich durch die Kärnten mehr. Dann geht Kärnten ja unter. studierte. Der nächste Zug fuhr von Villach Tatsache, daß gelöste Fahrkarten vier Tage Es müssen schließlich ein paar Kärntner bis Wien ohne Umsteigen durch, aber lang ihre Gültigkeit behielten. Ich hätte in Kärnten bleiben. Ich, zum Beispiel. So dieser Zug kam aus Italien. Mich graute also rein theoretisch weitere drei Tage schlecht, wie alle sagen, ist es hier auch vor dem Gedanken, daß in sämtlichen Hirter Bier saufen können und noch immer wieder nicht. italienischen Zuggarnituren immer sämt- hätte die Gültigkeit meines Fahrscheins ● Silke Hassler liche Toiletten verschmutzt seien und bestanden. geboren 1969 in Klagenfurt, lebt in Oberretzbach. Auto- rin vieler Theaterstücke, die u.a. in Österreich, Deutsch- verwarf diesen Zug. Die nächste Möglich- Am nächstfolgenden Tag schaffte ich es land, Frankreich, Italien und Polen aufgeführt werden. keit, aus Kärnten wegzukommen, war 4 nüchtern und rechtzeitig am Bahnhof zu Übersetzungen ihrer Stücke und Texte in zwölf Sprachen. Uhr 17, Ankunft in Wien Meidling um 8 sein, um mit dem Zug nach Wien zu fah- Es wurde die Orthographie der Autorin beibehalten. Uhr 34 ohne Umsteigen. Die Vorstellung, ren. Auch auf die Tatsache, daß ein Freund um 8 Uhr 34 in Wien auf einem Bahnsteig oder Bekannter kommen könnte, der mich zu stehen, übernächtigt und muttersee- wieder davon abhalten würde, war ich lenallein, brachte mich dazu, auch diesen gefaßt. Ich hielt immer wieder Ausschau Zug nicht näher in Betracht zu ziehen. Die nach Menschen, die mich kennen könnten, nächste Möglichkeit um 5 Uhr 29, Ankunft blickte aber durchgehend in mir unbe-

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 45 46

DIEBRÜCKENr. 11|Brückengeneration 5 BUCH.TIPPS „Lesen Siegefälligst!“ und im E-Mail Ihren vollständigen Namen und Postadresse angeben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Glück! ausgeschlossen. ist Rechtsweg Der angeben. Postadresse und Namen vollständigen Ihren E-Mail im und Buchtitel und Autor den Betreff Als VERLOSUNG –SOFUNKTIONIERT’S: 3 Exemplare ISBN 978-3-85435-882-4 |14,90 |128 Verlag Euro Seiten Drava Held Schwinger: Harald Leben verändernwird. ungewöhnliche Entscheidung,dieNivas teilt, dieJugendrichterintrifftabereine Er wirdzusechsMonatenGefängnisverur- einen Beteiligtenschwerundwirdverhaftet. Rechtsruck aufdieStraßegehen,verletzter mit Demonstrant*innen,diegegenden gewiesen werden,aberbeieinerSchlägerei hat. DieBrandstiftungkannihmnichtnach- weil erseineStadtvordenKanaksbewahrt jähriger namensNiva,fühltsichalsHeld, vorgesehen. DerBrandstifter,einSiebzehn- Es waralsUnterkunftfürAsylwerber*innen stadt, indereinHotelFlammenaufgeht. neten RomanHeld dem KärntnerJugendbuchpreisausgezeich- Harald Schwingerbegibtsichinseinemmit jugend.buch.tipp versellen und vom Regionalen zum Globalen. versellen undvomRegionalenzumGlobalen. te einenBogenvomPersönlichenzumUni- Schrecklichen undSchönenbildendieWor- Erde. ImSpannungsfeldzwischendem eigenen LebenundzudemdesPlaneten und SprachliedernstehtdieBeziehungzum Sammlung vonGedichten,lyrischerProsa Welt entgegenwirken?ImMittelpunktdieser und alsGesellschaftdemUntergangunserer unterzugehen? KönnenwiralsIndividuen sicht amWerksind:Istesmöglich,kunstvoll allen WidrigkeitenzumTrotz,MutundZuver- literarische undmenschlicheReise,beider, STW-Lyrikpreisträgerin von2016aufeine In ihremaktuellenLyrikbandbegibtsichdie Die KunstdesUntergehens 3 Exemplare ISBN 978-3-903248-65-6 |16,90140 Euro Seiten Verlag Nov. SchriftStella, 2018 Lyrik und Sprachlieder Untergehens des Kunst Die Grill: Monika forderte DIEBRÜCKEVERLOST DIEBRÜCKEVERLOST Peter Handke in dasMilieueinerKlein- (*1942 bei in der in Griffen) Verleihung Klagenfurt seiner Ehrendoktorwürde

Es gewinnen die jeweils ersten E-Mail-Schreiber*innen: [email protected] Es die gewinnen jeweils E-Mail-Schreiber*innen: ersten

3 signierteExemplare ISBN 978-3-8353-3473-1 Wallstein Verlag,2018|20Seiten10Euro Gründung derRepublikÖsterreich. 100. WiederkehrdesJahrestagesder Rede beimStaatsaktanlässlichder Maja Haderlap:ImlangenAtemderGeschichte Zeit stehenaufSturm. Markt. etwa voreinemübermächtigenStaatoder gelte eszuallenZeitenschützen,heute ist wollen. UndihrzentralerhistorischerAkteur wir waren,wassindundwerden zess, dersichzusammensetztausdem,was ner Zustand,sondernfortschreitenderPro- ist fürHaderlapdeshalbkeinabgeschlosse- losen GeschichtenderEinzelnen.Identität erlebbar werdenkönneangesichtsderzahl- rin istdieFrage,wiekollektiveGeschichte Zentrales ThemaderzweisprachigenDichte- Zeichen derZeit 3 Exemplare 978-3-7089-1746-7 |ISBN |39 Euro 296 Seiten RE:LOADED | Facultas Verlag 4.0. Watzlawick Paul (Hg.): Fürst Huber, Roland Alois de BeiträgeindiesemKontextverfassen. *innen, dieimSinneWatzlawicksspannen- te ausgesuchterAutor*innenundExpert- rung 4.0sagen?DiePublikationvereintTex- Kommunikationszeitalter undzurDigitalisie- Kärntner zumpostfaktischenMedien-und Medien, aberwaswürdedergebürtige wick warzuLebzeiteneinSkeptikerneuer nenpublikum zugänglichsind.PaulWatzla- ren, dassseineErkenntnisseeinemMillio- der esverstand,Komplexitätsozureduzie- 2007) wareinwissenschaftlicherPopstar, nikationstheorie PaulWatzlawick(1921– Der richtungsweisendePionierderKommu- Paul Watzlawick4.0re:loaded Dieses das ethischhandelndeIndividuum.Dieses DIEBRÜCKEVERLOST DIEBRÜCKEVERLOST Es geht uns gut, aber die Zeichen der Es gehtunsgut,aberdieZeichender

1 Exemplar 2019 978-3-99027-205-3 Jung, |ISBN Euro |35 Gesamtausgabe Musil (Hg.): Robert Fanta Walter und Kärntner Literaturarchiv. Elmar Lenhart, 2 Exemplare 978-3-85415-588-1 |ISBN |25 Euro Seiten 80 Pia Jardi. | Verlag, Ritter 2018 und Wetzlinger-Grundnig Christine von Texten Mit Taupe Bewegung –In Julian Johann Ruhe TaupesBildweltenerforschen. immer wiederzurHandnehmenundinaller Bücher machenseiDank,mankannsie ches MalereiundZeichnungenvereint.Dem burg istseinjüngstesBuchentstanden,wel- Ausstellung imWernerBergMuseuminBlei- sches Werkerfahrenwill.Zuseinerletzten schauen, wennmanetwasüberseinmaleri- Aufforderung, sichdieBildergenauanzu- Farbe, derPinselundStiftist.Esistdie Gegenfrage, weilseinAusdrucksmitteldie über seineMalereibeginntmiteinersolchen jedes GesprächmitJohannJulianTaupe sagen, woesdochseineBildergibt?“Fast „Warum mussdennderMalernochetwas In Bewegung das jedenBandderHybrideditionbegleitet. Nachworte darunddasProjektmusilonline, kundige Erläuterungenstellenwieimmerdie Band 8folgen.EineergänzendeLektüreund Platz. DieweiterenBücherwerdendannim außerdem derNovellenbandVereinigungen le. ImBand7derGesamtausgabefindet philosophische DoktorarbeitanzweiteStel- chung zumPrinzipzumachen,stelltMusils menstellung dieChronologiederVeröffentli- editorische Entscheidung,beiderZusam- Die VerwirrungendesZöglingsTörless. terwerk präziserpsychologischerAnalyse: beginnt mitdemwohlmeistrezipiertenMeis- Der siebenteBandderGesamtausgabe Musil Gesamtausgabe DIEBRÜCKEVERLOST DIEBRÜCKEVERLOST

Robert-Musil-Institut für Literaturforschung Literaturforschung für Robert-Musil-Institut | Band 7. Bücher I. | Jung und und 7. |Jung I. |Band Bücher

3 Exemplare 978-3-902608-53-6 ISBN |19,80206 Seiten Euro der wolf 2018 verlag, Morde von anno dazumal. Kärnten. durch Blutspur Verdnik: Alexander ● dem Polizeibericht. lich abereineKurzmeldungaus von AlexanderVerdnikletztend- krimi abgeben,bleibtimBuch könnte denPlotfüreinenLand- gen worden.JederFallfürsich letzten etwa150Jahrebegan- aber tatsächlichimVerlaufder Kärntner Gemütlichkeit,sind Gegensatz zursprichwörtlichen Diese Verbrechenstehenim anno dazumal“gezogenhaben. durch Kärnten“,die„Mordevon seinem Bucheine„Blutspur preisträger 2018,beschreibtin Alexander Verdnik,Förderungs- Könnte fraumeinen. suchtsorten nichtmithalten. „Bösland“ undsonstigenSehn- Fernsehen oderdemGrauenin mit dem„MordamSonntag“im tistische RealitätKärntenskann tistik zustehen.Diekriminalsta- zu denFaktenderKriminalsta- scheinen inkrassemGegensatz Die fiktionalenVerbrechen sein müssten... schon längstmenschenleer idyllische Landstrichenicht sich dieFrageauf,obgewisse kann. Undsomanchemdrängt der Rezipientinbangewerden geraubt undgemordet,dass mis wirdbetrogen,intrigiert, Seele ergibt.IndiesenLandkri- Abgründen dermenschlichen des ‚Ursprünglichen‘undden Bösen, dernaivenUnschuld imaginierten –Idyllunddem aus dem–vonStädter*innen dem Spannungsfeld,dassich rührt dabeioffensichtlichaus vogue. DerReizdiesesGenres mat: Landkrimissindderzeiten teratur oderalsTV-Serienfor- Egal, obinderUnterhaltungsli- Landkrimis ‚inecht‘ ReinhardKacianka * Cafétier in der raj-Lounge in Klagenfurt. in raj-Lounge der in Cafétier Philo 2009 seit Klagenfurt, Universität anwissenschaftler der Alpen-Adria- 1957, Kulturnik und Übersetzer, Kultur Übersetzer, 1957, und Kulturnik DIEBRÜCKEVERLOST

Stockhammer_Jan_2018-cover-5.indd 1 Zusehends verschwimmendieGrenzenzwischen Auftrag undLeben. sein Leben zuentgleisen. sein birgt dasWunderAber vielleicht derMusik Rauschende MelodienundhitzigeNächtebegleitendenJourna genheit. Je weiter die Recherche fortschreitet, desto mehrscheint genheit. JeweiterdieRecherchefortschreitet, VerganDie SpurderMusikführtzurückinseineeigeneschmerzliche noch eineHoffnung? überzeugt ist–Fähigkeit,Lebenzuändern,aufdenGrundgehen. über Musik. er,versucht Anhand vonInterviews ihrer–wieer lismus-Praktikanten Jan WinteraufderRecherchefüreinen lismus-Praktikanten Artikel isbn: 978-3-903125-29-2

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Anna Stockhammer Jan SISYPHUS 3 signierteExemplare 978-3-903125-29-2 ISBN |14,80 Euro 192 Seiten 2018 Klagenfurt Sisyphus, Jan Anna Stockhammer: ● kaum geht... der Gegenwart–wieesbesser einer gefühlsbetontenSprache mer beeindruckendvereintin der jungenAutorinStockham- denschaft zurMusik–allesvon von ewigerLiebeunddieLei- den Geschlechtern,derTraum von Anziehungskraftzwischen und Spannungen,derZauber schenmenschlichen Differenzen exakt nachgezeichnet.Diezwi- halten JaninAtemundsind den undArbeitskolleg*innen rinnen, FreundinnenundFreun- Interviewpartnern und-partne- Die Begegnungenmitseinen Thema Musikmacht. muss undeineUmfragezum einer realenWeltaufnehmen teur, dererstmalsKontaktmit rungen desBerufsalsRedak- men undbeidenHerausforde- hungskonflikten, Alltagsproble- zweifeln JansbeiseinenBezie- los denGedankenundSelbst- zustellen. DerLeserfolgtatem- dramaturgisch interessantdar- gefunden hat,dramatischund nes, derseinenWegnochnicht Sehnsucht einesjungenMan- von Verzweiflung,Hoffnungund Lebenswelt mitallenNuancen bar leichtundauthentischdie gelingt esderAutorinwunder- Seiten undin17Kapiteln licher Musikfan.Aufden192 Jungjournalist undleidenschaft- seine HöhenundTiefenals führt unsderTitelheldJandurch Roman vonAnnaStockhammer Im mitreißendverfassten Atemlos mitJan GabrieleRusswurm-Biro SISYPHUS Schriftstellerverbandes. Kärntner des Präsidentin DIEBRÜCKEVERLOST Jan Anna Stockhammer Roman 14.09.18 10:49 ● das besserwissen. Wegweiser /dieZukunftmuss Herbeck: mein Sinn.EggerzitiertErnst Wollt‘ immerweiter–/Daswar Zeitenwende, vormÜbergang. Buchkultur ineinerWeltander zeugen voneinerverblassenden mente vergilbterSchriftstücke Betrachten: ausgemalteFrag- beim buchdurchblätternden empfindet manseineBlätter Bildereinleitung, undgenauso bemerkenswert literarischen ten, schreibtEggerinseiner Buchobjekte sindwiewelkeBlü- Keusche seinesGroßvaters. Schimmelpilz bemächtigten der etc.,inbereitsvom terhandwerk, Haushaltskalen- cher, einBuchüberdasSchus- Schul-, Sagen-undMärchenbü- auf DeutschundSlowenisch, schen Arbeiten,Religionsbücher die Vorlagenseinerbildneri- Er fandineinemGailtalerDorf Büchern gesucht. blättern zuPapiergebrachten buch entnommenen–Zeichen- auf –einemaltenBuchhaltungs- farben, ÖlkreideundDeckweiß, ten, Tinten-,Blei-undAquarell- von ihm,mitBlei-undBuntstif- Günter Eggernichtnachden Ebenso fragloshatderKünstler ist beiGoethenachzulesen. zu suchen,/DaswarmeinSinn., BRÜCKE zusuchen?Undnichts Literaturempfehlungsseite der bildnerischer Arbeitenaufder schön faksimiliertes–Buch Was hatein–fragloswunder- Günter Egger 2 Exemplare Freihausgasse,Galerie Villach 21. –23.März Ausstellung Günter Egger Buchpräsentation & kultur.tipp ISBN 978-3-99028-779-8 |20 Euro Seiten 68 Verlag Bibliothek der Provinz 2018 bis 2014 25 in Arbeiten Mischtechnik DAS BÜCHER DIE DER Egger: Günter DIEBRÜCKE DIEBRÜCKEVERLOST Die Zukunftistein

● dringlinge indieNatur.“ stellt hat,alswärensieEin- die Menschenvonhintendarge- Friedrich, demerstenMaler,der Gemälde vonCasparDavid befänden wirunsineinem bende Weiseromantisch,als Landschaft waraufatemberau- das klareWassertrinken...Die bog sichdasSchilf,alswollees sees dasSehenlernt:„AmUfer der amSüduferdesWörther- Wahrnehmungen einesVaters, achtungen undwunderschönen an zeitgeistigtreffendenBeob- überbordende Romanistreich Aber dieserinalleRichtungen umzubringen? soll, Lustbekommt,sich einen vordemTodbewahren einem Ortwiediesem,der nicht paradoxsei,dassmanan die Fragestellenlässt,obes der NobelklinikinMariaWörth auszusetzen, z.B.wennerin zentrik derLächerlichkeit strebende Wohlstandsego- heit aus,dienachEwigkeit Der AutorlässtkeineGelegen- recherchiert. makaber undziemlichgut ziemlich gruselig, Diätpäpst*innen beginnt;alles Mediziner*innen und reise zuGenforscher*innen, Eine transhumanistischeWelt- be, dieihnherausfordert. zum erstenMalvoreineAufga- peinlichste Weiseentblößen– vehementem Drogeneinflussauf in dersichPromisallerArtunter den miteinerInternet-Talkshow, den Ich-Erzähler–reichgewor- mal stirbt?“DieseFragestellt „Stimmt es,Papa,dassjeder Endlos leben 1 Exemplar 978-3-492-05923-7 ISBN |22,70 Euro 352 Seiten 2018 |Piper, Roman Schoch. Julia von Französischen dem Aus Endlos leben Frédéric Beigbeder:

DIEBRÜCKENr. 11|Brückengeneration 5 WilhelmHuber Literaturtage. Veiter St. der Gestalter Amann Klaus mit Rezensent, Destillateur und gemeinsam DIEBRÜCKEVERLOST

47 BUCH.TIPPS „Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.“ Gustav Mahler, 1860 – 1911, österreichischer Dirigent und Komponist MUSIK.TIPPS Gottfried David Gfrerer First Flow Matthias Forenbacher Labor of Love Der Kärntner Singer-Songwriter Der Kärntner Schlagzeuger Rei- Mit Le Monde Diplomatique ver- Lukas Gabrič hat das Saxophon schafft auf seinem neuesten ni Schmölzer hat das junge stei- öffentlichte vor kurzem der als Kind entdeckt, da ihn der Album „Polychrome“ musikali- rische Riesen-Talent an der familiär eng mit Kärnten verwo- Klang begeisterte, die Faszinati- sche Vielfalt durch den metalli- Trompete, Gerhard Ornig, drin- bene Musiker Matthias Foren- on der Musik, die dieses Instru- schen Bottleneck-Sound, der gend empfohlen. Seine Debüt- bacher sein neues Album. Was ment zu erzeugen vermag, kam über das Herzstück des aus CD First Flow weist ihn als auf er hier mit seiner internationa- im Laufe der Jahre dazu, und kalifornischem Holz bestehen- fast allen Terrains des Jazz vir- len Begleitband Ministry of for- heute ist es für ihn unvorstell- den Resonanzkörpers streicht. tuosen bis tiefgründigen Musi- eign affairs abliefert, hat etwas bar, ohne diese Musik zu leben. Die in Vergessenheit geratene ker aus. Es ist fast erschre- von der musikalischen Stärke Bereits mit 14 Jahren war Triolian Single Cone Guitar (die ckend, mit welcher Souveränität und Ehrlichkeit sowie von der absehbar, dass er den Schritt in Gfrerer in die Nockberge beglei- er mit Mitte 20 drauflos gestal- poetischen Ausdrucksweise und die USA wagen wird, und schon tete) beschreibt wie kein ande- tet. Gerade am Anfang vieler Kraft der alten Schule des ame- als junger Erwachsener zog er res Instrument durch den typi- Karrieren hört man sonst oft rikanischen Folk bis hin zu Bru- aus, New York zu erobern, wo schen Americana Klang sowohl verhalten brav Einstudiertes. ce Springsteen (auch stimm- er heute noch lebt. Dieser ein Lebensgefühl als auch ein Nicht so bei Gerhard Ornig. Er lich!) in seiner frühen Phase. besondere Weg zeigt sich auch reichhaltiges Stück Musikge- lotet so mutig die Möglichkeiten Aus seiner einzigartigen berufli- in seiner CD „Labour of Love“, schichte. Es ist auch eine Reise seines Instruments aus, dass chen und künstlerischen Sicht die Einflüsse des knisternden durch jenen Sound, den Gfrerer Lester Bowie oder Don Cherry und mit einem guten Überblick Jazz-Lebens in New York sind in das Zentrum seines Schaf- ihre wahre Freude damit gehabt und Auslandserfahrungen beob- deutlich hör- und spürbar. Wild fens stellt – Americana, Blues, hätten. Er verzieht die Töne, achtet er kritisch und präzise und frei, aber auch nachdenk- Ragtime, Hokum, Swing, brabbelt in sein Instrument, die aktuellen Entwicklungen im lich und manchmal fast zart Hawaii-Sound, Early Jazz sowie fliegt hoch hinauf in virtuose stark erschütterten Europa der präsentiert sich die Musik, lässt britisch-keltisches Musikgut. Soli, um im nächsten Augen- letzten Jahre. Dabei bezieht sich die Zuhörerin, den Zuhörer ein- Die Kraft liegt sowohl in der Ins- blick einfach nur ein klares Sig- Forenbacher – wie er selbst tauchen in eine Welt des pulsie- piration als auch in der Redukti- nal stehen zu lassen. Bassist erklärt – auf die eher düstere renden Lebens, die nie zur on. Dabei fesselt die Vielfalt des Matt Adomeit und Drummer und depressive Darstellung der Ruhe kommt. Songmaterials genauso wie das Attila Gyarfas ziehen beinhart Welt wie im italienischen Neo- Gabrič hat sich für diese CD stete Streben, Americana um mit. Es rollt und groovt, was das Realismus-Film der Nachkriegs- eine Rhythmusgruppe aus Schätze aus dem eigenen Zeug hält. Die ausschließlich zeit. Diesen Eindruck und die Piano, Bass und Schlagzeug Umfeld zu erweitern – etwa Eigenkompositionen von Ornig Vorgangsweise unterstützt geholt, speziell ausgewählte durch die Tradition des Kärnt- verlieren nie den Fokus. Da ist dezent eine Blaskapelle mit Musiker, wobei er sich hier auf nerliedes oder durch impressio- eine Kraft, die noch für eine Musiker*innen aus Kalabrien seine Erfahrung und Intuition nistische Klanggemälde. große Karriere reichen wird. und Sizilien, die dem Sound verlassen hat. Aber man wird „Made by Hand“ – handge- Aufnahme, Mixing und Maste- mancher Lieder einen leichten auch überrascht, denn auf vier machte Musik mit Bezügen zu ring der CD bilden die Instru- südeuropäischen Touch gibt. Tracks vereint sich das Jazz- Marlene Dietrich, Oliver Hardy mente insgesamt sehr natürlich Alle Songs wurden von Forenba- Ensemble mit einem Streich- und William Shakespeare, die ab, die Räumlichkeit wäre aller- cher selbst komponiert und in quartett, diese Kompositionen auf technische Spielereien ver- dings ausbaufähig gewesen. den letzten zwei Jahren in Graz von Alexander Liebermann ent- zichtet und es trotzdem schafft Der Südsteirer, der seine Ausbil- und Bologna aufgenommen. führen in neue, oft unvermutete eine Tiefe zu erreichen, die vie- dung in Graz begann, dann am Le Monde Diplomatique ist ein Klangspektren, die Instrumenta- len internationalen Produktio- Konservatorium in Amsterdam exzellentes Album und – das tion schöpft die Möglichkeiten nen abhandengekommen zu und an der Manhatten-School of hört man in jedem Ton und in der unterschiedlichen Voraus- sein scheint – denn hier bedarf Music fortsetzte, spielt inzwi- jeder Textzeile – eine Platte mit setzungen voll aus. es nur eines Mannes und seiner schen in Ensembles in ganz viel Liebe zur Musik. Eine gelungener Tonträger, der Gitarre um die kalifornische Europa. Im Sextett des Kärntner Slobodan Žakula, Sendungsmacher die Hoffnung hinterlässt, dass bei radio AGORA 105,5 Sonne auch in Kärnten scheinen Saxophonisten Karlheinz Miklin bald noch mehr kommt. Mitarbeiterin des ORF zu lassen. ist er etwa an Trompete und Matthias Forenbacher: Angelika Benke, Landesstudio Kärnten sowie Ö1. Michael Herzog, Kulturreisender Flügelhorn zu hören. Le Monde Diplomatique und -schaffender. Gilbert Waldner, Kulturjournalist Pumkpin Records, 2018 Lukas Gabrič with Strings: und Jazz-Aficionado. www.matthiasforenbacher.com Gottfried David Gfrerer: Labor of Love Polychrome Gerhard Ornig Trio: First Flow Lili Records, 2018 Freifeld Tonträger, 2017 www.gerhardornig.com

DIE BRÜCKE VERLOST DIE BRÜCKE VERLOST DIE BRÜCKE VERLOST DIE BRÜCKE VERLOST 3 signierte Exemplare 3 signierte Exemplare 3 Exemplare 3 Exemplare

VERLOSUNG – SO FUNKTIONIERT’S: Es gewinnen die jeweils ersten E-Mail-Schreiber*innen: [email protected] Als Betreff den Band- & CD-Titel und im E-Mail Ihren vollständigen Namen und Postadresse angeben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Glück!

48 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 SEITE.OHNE.NAMEN Roland Dutzler, Roland Photography Roland Dutzler, | Roland Fotos: Johannes Ellersdorfer, Dance Industry Dance Ellersdorfer, Johannes Fotos:

Let‘s Urban Dance Ein Blick auf Kärntens junge Tanzkultur.

Die Tanzsaison 2019 ist eröffnet! „In und die Teilnahme an den Youth Olympic von Handys, Google, Youtube, Facebook Kärnten soll Tanzen Kindern und Jugend- Games 2018 in Buenos Aires. und Co. Die junge Tanzcompany Dance lichen eine Zuflucht vom Alltag geben. Um den Nachwuchs muss man sich Industry aus Klagenfurt versucht tradi- Wir möchten Mentor*innen und Vorbilder keine Sorgen machen. „In Kärnten tionelle Tanzelemente mit modernen tech- sein“, erzählt Johannes Ellersdorfer, Cho- geschieht sehr viel Nachwuchsförderung“, nischen Mitteln wie LEDs und Dark Rooms reograph der Dance Industry (Switch). sagt B-Boy Tik, und B-Girl Sinaya schwärmt miteinander zu verknüpfen. Die Zukunft Deshalb ist das Angebot wichtig. Die Dance vor allem von der Carinthian X Break mit findet im Tanzstudio und später auf der Industry mit über 300 Mitgliedern bietet Battles wie dem 1 vs. 1 Breaking, dem Kids Bühne vor dem Publikum statt. Und natür- u. a. Kurse für Kinder ab drei Jahren. Die All Style 2 vs. 2 (für Kids unter 16 Jahren) lich müssen Fragen und Kritiken an dieser Funky Monkez (Carinthian X Break), die und der Mixed Style 2 vs. 2 (für gemischte Zukunft erlaubt sein – deshalb setzt man Hip Hop Dancing etablieren wollen, geben Teams über 16 Jahren): „Das Tanzbattle sich auch mit Themen wie Mobbing im in Tanzschulen und Vereinen Unterricht ist zu einem wichtigen Treffpunkt der Internet, Verlustängsten und auch Ängs- und organisieren zahlreiche Tanzevents Tanzszene geworden, nicht nur aus den ten vor Veränderungen in einer sich stets mit Workshops und Battles. Regionen Österreichs, sondern auch aus selbst beschleunigenden Welt auseinan- den Nachbarländern.“ Der Zusammenhalt der. „Keine Toleranz der Intoleranz“, sagt Das Carinthian X Break ist das größte der Kultur macht stark und diese Stärke Johannes Ellersdorfer, so arbeitet man Tanzbattle in Kärnten (sowohl für Arri- zeigen vor allem auch die Mädels in den auch gegen die traditionelle Tanzkultur, vierte als auch für Anfänger*innen) und Battles. „Wir Mädels werden in der Szene denn „auch Tanz soll menschenoffen sein“. eines der größten in ganz Österreich“, sagt respektiert“, sagt B-Girl Ella und EL Vasi Neben Switch ist man 2019 beim Stadt- B-Girl Ella von der Hip Hop Crew Funky streicht heraus „Unsere Mädels sind sehr gerücht in Klagenfurt, im Sommer für vier Monkez, der wichtigsten und renommier- präsent, haben großes Potenzial und ste- Wochen als Artist in Residence im Bur- testen Urban Dance Crew aus Kärnten, die hen den Jungs um nichts nach“. genland und bei den Meisterschaften in hier federführend ist, nicht ohne Stolz. Am Zell am See und den Weltmeisterschaften 23. und 24. März im Kulturforum Amthof Wie Tanz zukünftig aussehen könnte, in Poreč im Einsatz. in Feldkirchen ist es wieder soweit. Seit zeigt auch das Dancical Switch, das die ● Michael Herzog 2012 wird hier gezeigt, dass „die Hip Hop Frage aufwirft „In welcher Welt lebst Du?“ Kulturreisender und -schaffender. Kultur in Kärnten zwar nicht so groß, aber und damit vom Feber bis Mai im Burgen- unglaublich stark ist“, sagt B-Girl Ella. land, Wien und Klagenfurt im digitalen kultur.tipps „Wenn wir über die Hip Hop Kultur spre- Zeitalter neue Visionen des Tanzes auf Carinthian X Break chen, muss man dazu sagen, dass sie sich die Bühne bringt. Start der Tour ist am 23. & 24. März aus vier Bereichen zusammensetzt: Mcing 21. Feber im Kulturzentrum in Oberschüt- Kulturforum Amthof in Feldkirchen (Rap von Interpreten wie Truemental), zen mit der Zwischenstation vom 31. März www.kultur-forum-amthof.at/CXB Writing (Graffiti von 25% Crew, Dreamer bis zum 13. April in Wien (Theater Dance Industry: Switch und OLTA Crew), Djing (Madforce Radio Akzent) und dem Tourende in der Mes- Tourstart: 21. Feber läuft wöchentlich auf Radio Agora) und sehalle in Klagenfurt mit Terminen vom 30. April – 4. Mai in Klagenfurt www.dance-industry.at Break Dance“, erzählt Vasilica Iancu (EL 30. April bis 4. Mai. Vasi) und verweist auch auf andere Pro- Es geht um „Virtual Reality“, um das jekte wie Path to Flow, Break to the Woods Verschwimmen der realen Welt mit jener

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 49 Über Briten und Banditen Im Rahmen der Reihe Literatur um 8 gibt es diesmal zwei humorvolle Lesungen. Der Roman Schwere Knochen nähert sich der österreichischen Nachkriegszeit aus Ganovensicht, Autor David Schalko liest daraus am 20. Februar im Parkhotel Villach. Der Historiker und Literat Ralf Grabuschnig behandelt mit Endstation Brexit am 14. Februar im Dinzlschloss die britische Vergangenheit. Die Kulturabteilung der Draustadt hat aber noch mehr im Ange- Ene, mene, Menschen(s)kinder bot: In Wien für Anfänger gehen am Die Malerin Brigitte Kranz [siehe BRÜCKEseiten 36-37] nimmt den bekannten Kinderreim 24. März um 19:30 Uhr im Parkhotel Vil- „Ene, mene, muh, und raus bist du“ zum Anlass für eine Erörterung der Bruchlinien des lach drei Protagonist*innen in Liedern und Lebens. Die Berufsvereinigung bildender Künstler Österreichs in Klagenfurt zeigt einen Texten der Wiener Seel’ auf den grantigen Ausschnitt aus ihrem bewusst irritierenden Zyklus Menschen(s)kinder. Vernissage ist am Grund. Am 9. März um 19:30 Uhr spielt die 4. Februar um 19 Uhr, die Ausstellung endet am 25. Februar. Öffnungszeiten: Mo-Fr

HORIZONTE Brass Connection im Congress 11-20 Uhr. Vom 5. März – 2. April (Vernissage: 4. März um 20 Uhr) werden in der BV- Center Villach unter der Leitung des Diri- Galerie im Rahmen des Kulturaustausches Vereinigung slowenischer Künstler Werke genten Johannes Kafka. Ebendort besingen von Alenka Vidrgar und Igor Banfi gezeigt. www.bv-kaernten.at l Foto: BV am 27. März um 19:30 Uhr Maria Happel und Sona MacDonald unter dem Titel Spatz und Engel die Freundschaft zwischen Edith Piaf und Marlene Dietrich mit deren be- rühmtesten Chansons. Zwei Vernissagen gibt es außerdem: Die Ausstellung Körper. Erotik und Geometrie zeigt eine Werk- schau von Robert Schöffmann. Eröffnet wird am 4. Februar im Dinzlschloss, zu sehen bis 22. März. Markus Zeber stellt in der Galerie Freihausgasse ab 14. Februar seine medienübergreifenden Arbeiten aus. Vernissage jeweils um 19 Uhr. Auch für Kinder ist einiges geboten. Das Theater Lichtermeer spielt am 24. März um 16 Uhr Jim Knopf und Lukas der Loko- Musicorum Figuren aus Abfall motivführer als Musicalabenteuer. Das armenische Duo Masis überzeugt mit Aus dem, was andere wegwerfen, macht Weiteres Kinderprogramm & alle Termine: ebenso kraftvollen wie einfühlsamen der preisgekrönte Künstler Markus Meurer www.villach.at/kultur l Interpretationen gern gehörter Melodien: fantasievolle Figuren. Die Klagenfurter Gale- Foto: Robert Schoffmann Am 1. Februar um 19:30 Uhr geben Anna rie de La Tour widmet seiner „Kunst aus Hakobyan & Karen Asatrian im Schloss artenvielfältiger Materie“ eine Ausstel- Porcia in Spittal eine Kostprobe ihres musi- lung. Vernissage ist am 28. Februar um kalischen Könnens: Filmmusik von Charly 19 Uhr, Ausstellungsdauer bis 18. April. Chaplin und Ennio Morricone eingebettet Öffnungszeiten: Mo-Fr 9-17, Sa 9-13 Uhr. zwischen armenischen und russischen www.diakonie-delatour.at l Volksweisen, gefolgt von temporeichen Foto: Markus Meurer, Die Liebe zur Kunst, Assemblage © Peter Nieting Tango-nuevo-Klassikern von Astor Piazzolla. www.asatrian.net | www.spittal-drau.at l Foto: Lukas Frankhauser

50 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Rock’n’Roll!

Ihre Lebensphilosophie hat Generationen Johann Kresnik: o.T. (Schweinsköpfe). Foto: MMKK geprägt. Das Klagenfurter EBOARDMUSE- UM nähert sich nun dem Phänomen Rolling Stones. Am 8. März tritt die Coverband The Stars mit zwölf Profimusiker*innen da.schau.her auf, inklusive Mick-Jagger-Lookalike. Das ist OK Albeck der Auftakt zu einem Musikreigen, der unter Kunst und Theater – anderem mit The Tarantino Experience Die New Yorker Liedermacherin OK Sweet- am 15. März einen Abend voller Überra- Wen kümmerts? heart begeistert mit ihrer umwerfenden schungen für Aug’ und Ohr verspricht, aber Stimme seit Jahren ein internationales Pub- auch Auftritte von Stefan Jürgens – „Ich betrachte mich als gescheitert, likum. Am 17. März um 15 Uhr gastiert sie bekannt als TV-Star, am 22. März aber mit wenn sich niemand über mein Stück auf Schloss Albeck in Sirnitz. Am selben Chanson und Jazz – und des Peter Weltner aufregen würde.“ Tag kann man sich ab 11 Uhr von der Harfe- Duos am 29. März umfasst. Alle Konzerte nistin Martina Leutschacher beim Pro- um 20 Uhr. Infos: www.eboardmuseum.com So lautet das 2009 gegenüber der APA selbst- gramm A Celtic Harp Saga mit irischer l Foto: The Tarantino Experience © Schiffer Doris formulierte Credo des bekannten Choreografen Musik und Geschichten in eine längst ver- und Künstlers Johann Kresnik. Der 1939 in St. gessene, mystische Welt alter Zeiten ver- Margarethen geborene Kärntner polarisierte in zaubern lassen. Bald darauf, am 24. März seiner Vergangenheit oft durch verschiedenste um 11 Uhr, bringt US-Jazzbassist David Furore und tut es heute noch. Durch die beson- Friesen mit seinem Trio die ehrwürdigen dere theatralische Intensität seiner Aufführun- alten Mauern zum Zittern. Zum Ausgleich gen und ihre Radikalität in Ästhetik und Stil tritt am 31. März um 11 Uhr die Formation zählt Johann Kresnik neben Maurice Bejart und flyingheart® mit ihrem obertonreichen, ent- zu den tiefgreifenden Erneuerern spannenden Programm heilende Schwin- des Tanztheaters. Und auch im Bereich der bil- gungen auf. Kartenreservierungen: 0650- denden Kunst bleibt er seinem Credo treu. Im 5752066. www.schloss-albeck.at l Jahr 1999 rückten die künstlerischen Arbeiten Foto: David Friesen Kresniks durch eine Personalausstellung der Kärntner Landesgalerie in den Fokus der Medienlandschaften. In zwölf Stationen trafen sich sowohl zeichnerische Werke, als auch Ins- tallationen des Künstlers. Unter ihnen auch die oben gezeigten präparierten Schweinsköpfe in Keramiktoiletten. Mit ihnen zwingt Johann Kres- nik die Besucher zur Selbstreflektion über das eigene Verhalten in Bezug auf die Wertschät- zung der Tiere als Massenprodukte. Aus dem Massenprodukt wird ein Abfallprodukt. Zudem übt der Künstler durch spezielle musikalische Untermalung Kritik an der slowenisch- und deutschsprachigen Fehde Kärntens. Die Gräuel der tierverachtenden Völlerei, gepaart mit Kriegsverherrlichung serviert auf einem Silber- Internationale Tanzkunst Wilde Schweden und tablett – ein gefundenes Fressen für die Presse. Im Art Space stift millstatt kommen auch Shlomo Mintz in Klagenfurt Ob beim Theater oder in der bildenden Kunst, Freund*innen der Tanzperformance auf Mit zwei außergewöhnlichen Konzerten die Aufmerksamkeit der Medien beweist, die ihre Kosten. , die LIGHT ON – LIGHT OFF lockt der Musikverein Kärnten. Den Kunst der Inszenierung liegt Johann Kresnik ein- internationale Serie für performative Kunst, Anfang macht am 7. März im Konzerthaus fach im Blut. ist unter der künstlerischen Verantwortung das schwungvoll zeitgemäße schwedi- ● Mirjam Schmidt von . Bei der Edition Andrea K. Schlehwein sche Orchester O/Modernt Kammaror- Kunsthistorikerin, Museum Moderne Kunst Kärnten n° 11 am gastiert – 8. Februar INFLUX kester. Es folgt am 21. März der weltbe- Netzwerk für Tanz, Theater und Perfor- rühmte Geiger Shlomo Mintz, der gemein- mance, gefolgt von n° 12 mit / CieLaroque sam mit dem Bohuslav Martinu Philhar- Helene Weinzierl am . Jeweils 1. März monic Orchestra das Klagenfurter Kon- l 20 Uhr. www.artspace-stiftmillstadt.com zerthaus zum Klingen bringt. Geboten wird Foto: Bernhard Müller ein Querschnitt von Bach bis Sibelius. Jeweils 19:30 Uhr. www.musikverein- kaernten.at l Foto: Shlomo Mintz © Yonathan Weitzman

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 51 Den Blick öffnen Seit zehn Jahren sensibilisiert das soziale Kunstprojekt Den Blick öffnen nach einer Idee der Kärntner Künstlerinnen Ina Loitzl und Tanja Prušnik. Von 3. – 17. März , jeweils von 11-19 Uhr, treten namhafte Künstler*innen mit einer Ausstellungsreihe zur Prävention von Gewalt gegen Kinder auf der WIKAM, der internationalen Kunst- und Antiquitätenmesse im Wiener Palais Niederösterreich auf. www.die-moewe.at/de/den-blick-oeffnen-2 l HORIZONTE Foto: Ina Loitzl

Hoke & Himmelstreppe Das MMKK, die Alpen-Adria-Galerie sowie die RitterGallery würdigen ab Feber den Wahlkärntner und Allroundkünstler Thomas Hoke [siehe BRÜCKEseiten 34-35]. Am 20. Februar um 19 Uhr hat in der MMKK Burgkapelle das Projekt Himmelstreppe von Gertrud Weiss-Richter seinen Auftakt. 1850 veröffentlicht Richard Wagner seine antisemitischeDie Philharmoniker Hetzschrift "Das Judenthum Gewiss ist das Ungewisse Die Künstlerin installiert eine Himmelsstie- in der Musik" unter dem Pseudonym Freigedank (links) - Weitere umfassende antisemitische Tiraden verfasst Richard Wagner undin "Oper die und NazisDrama", die 1911 in der Mit der Auflösung scheinbarer Gewissheiten ge, die den Fokus weg von der architektoni- Gesamtausgabe seiner sämtlichen Schriften und Dichtungen gesammelt veröffentlicht beschäftigen sich zwei junge Kunstschaffen- schen Nutzfunktion, hin zum Symbolgehalt werden. Für den Komponisten Richard StraussDer ist "Oper eine warund Drama"NSDAP-Mitglied von Wagner der ersten "das Buch der Bücher über StundeMusik" ( rechts).und führte seine Karriere als Trom- de in der Galerie 3 in Klagenfurt. > dis- des Elements verschiebt. Eine Fotografie, peter nach dem Krieg weiter. Der andere solution < heißt die Ausstellung mit textilen die als Grundlage der Installation dient, ent- 02 - 03 - REAL EXISTIERENDER ANTISEMITISMUS IN DER MUSIK VOR MÄRZ 1938. musste die Wiener Philharmoniker verlas- Körperskulpturen von Andrea Vilhena und faltet sich dabei zu einem eigenständigen veröffentlicht, 1851 "Oper und Drama" unter seinemsen, eigenen weil er NamenJude war.- erweitert Herbert 1911 Gantschacher Graphitzeichnungen von Patrick Roman Werk. Das Werk der Künstlerin ist regulär in der Gesamtausgabe seiner Schriften - und 1856von ARBOS"Das Judenthum – Gesellschaft in der fürMusik" Musik und Scherer, die am 7. März eröffnet wird und von 21. Februar – 19. Mai zu besichtigen unter dem Pseudonym Freigedank. bis 25. April zu sehen ist. www.galerie3.com (Di-So 10-18, Do 10-20 Uhr). Die Vielfachmonarchie des Erzhauses HabsburgTheater baut auf hat dem die BiografienNaheverhältnis der Musikerzur l Foto: Andrea Vilhena www.mmkk.at | www.rittergallery.com | römisch-katholischen Amtskirche Roms auf, dasHelmut ist schon Wobisch an der Farbgebungund Erich Meller der recher- l Fahnen der beiden Organisationen zu sehen, diechiert. Farben Die derErgebnisse römisch- katholischenwerden noch bis www.stadtgalerie.net Amtskirche sind weiß-gelb, die Fahne des Erzhauses Habsburg am verwendet auch die Foto: Gertrud Weiss-Richter, Himmelstreppe. 2018, gelbe Farbe und die Komplementärfarbe von Weiß,3. August nämlich Schwarz,Hauptbahnhof also schwarz Klagenfurt- Druck auf Gewebe, 10 x 3 m © Gertrud Weiss-Richter gelb. Und a priori sichtbare Symbolik prägt dasausgestellt. gegenseitige www.arbos.at Verhältnis faktisch l bis 1918 und symbolisch weiterhin fort, wie die SeligsprechungFoto: Herbert Gantschacher der letzten Apostolischen Majestät im Jahr 2004 eben in Rom vor Ort unter Beweis stellt. Kaum ist die letzte Apostolische Majestät aus Wien verschwunden, kennt der Piusverein, eine Vorfeldorganisation der Piusbrüderschaft, die Schuldigen am verlorenen Krieg und fordert im November 1918, „dass man Juden und Kriegsgewinner nahezu als identisch bezeichnen darf. So konnte es geschehen, dass nahezu eine Hand voll Leute, größtenteils wieder dem jüdischen angehörig, bei uns und im Deutschen Reiche die alten Gewalten und Autoritäten stürzen und sich 52 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 der politischen Macht zu bemächtigen vermochten. Das Volk hatte gehofft von allen jenen volksfremden Elementen endlich befreit zu werden. Das Volk hatte gehofft, dass mit all den Elementen und Kreisen, die in der Überzahl dem Judentum entstammten, endlich einmal eine gründliche Auskehr gehalten wird.“ Foto: Marco Riebler Marco Foto:

Kunstbahnhof am Wörthersee Da Vinci & Uffizien Der im Herbst 2018 eröffnete Kunstbahn- Das erste Quartal des Kulturjahres 2019 denk.mal hof Wörthersee in Velden ist nicht nur bietet vom 14. – 17. März für Kunstfreund- kreativer Schaffensort für viele Künstler- *innen die Möglichkeit zu einer Reise in die Schloss Porcia *innen, auch zahlreiche Veranstaltungen Toskana, in Begleitung der Kärntner Kultur- Lasset die Komödienspiele beginnen: Am locken. Als Standort der Kärntner Kinder- journalistin Ilse Gerhardt. Florenz, die neu 12. Jänner 2019 jährte sich der Todestag Kai- malschule, Atelier für Malrunden, Work- gestalteten Uffizien – wo acht neue Säle ser Maximilians I. zum 500. Mal – ein Anlass, shops und Kunstvorträge öffnet der Bahn- dem herausragenden Barockmaler Michel- jenes österreichischen Schatzmeistergenerals hof auch für öffentliche Veranstaltungen angelo Caravaggio und der Malerei des zu gedenken, dem Kärnten ein Denkmal von immer wieder seine Tore. Am 8. Februar 17. Jahrhunderts, darunter Rubens, Van überregionaler Bedeutung verdankt: Der gebür- um 19 Uhr wird die Lydia Fehringer Dyck und Rembrandt, gewidmet sind – und tige Spanier Gabriel von Salamanca, seit 1524 Gedächtnisausstellung eröffnet, der die Feierlichkeiten um den Jahresregenten Graf von Ortenburg, legte den Grundstein für 23. Februar steht ab 19 Uhr im Zeichen Leonardo da Vinci stehen im Fokus. Fakul- den Bau der Spittaler Schlossanlage, die erst der Literatur mit Reisetagebüchern von tativ ist auch ein Ausflug nach Vinci, Leo- Ende des 16. Jahrhunderts unter Salamancas Literaturpreisträgerin Sieglind Demus. Ab nardos 25 Kilometer von Florenz entfernten Nachkommen fertiggestellt werden konnte 22. März um 19 Uhr ist ein facettenreicher Geburtsort, möglich. Weitere Infos: office@ und die man heute nach den Eigentümern des Querschnitt aus dem 60-jährigen bildneri- ebner-reisen.at | T 04244 – 23910 l 17.-20. Jahrhunderts „Schloss Porcia“ nennt. schen Schaffen von Gerda Madl-Kren im Foto: DPA Das Bestreben Salamancas, den Schuldenberg Fokus (bis 24. März). Das weitaus umfang- der habsburgischen Herrscher abzubauen, trug reichere Gesamtprogramm dieser neuen zweifellos dazu bei, dass er als Personifikation Plattform für Kunst und Kultur wird laufend des Diabolischen (u. a. in Luthers Tischgesprä- aktualisiert unter: chen) in die Geschichte einging – ein Image, www.kunstbahnhofwoerthersee.at l das erst in den letzten Jahrzehnten von der For- Foto: Barbara Ambrusch-Rapp schung revidiert wurde. Bautypus und -details des „ersten vollständig neu konzipierten Schlossbaues der Renaissance im heutigen Österreich“ (Eckart Vancsa) verweisen auf die außerordentliche Kunstsinnigkeit des am habs- burgischen Hof sozialisierten Bauherrn. Theatermacher und -dichter (u. a. Herbert Wochinz und Thomas Bernhard) erkannten Anfang der 1960er Jahre das Potential des plas- tisch reich dekorierten Arkadenhofes als Spiel- stätte und begründeten die heute weithin bekannten „Komödienspiele“. Bei allen zur Ermöglichung eines temporären Spielbetriebes vom Bundesdenkmalamt seither genehmigten Adaptierungen (Überdachung, Tribüne, Brand- schutz, Barrierefreiheit etc.) wurde darauf Bedacht genommen, dem öffentlichen Auftrag der langfristigen Erhaltung der kunsthistorisch Zu viel ist zu viel Museenerwachen so bedeutsamen Anlage weitmöglich gerecht zu werden. Was macht die Selbstausbeutung mit den APERO 2019, das Frühlingserwachen der ● Geraldine Klever Menschen? Um diese Frage kreisen die Klagenfurter Museen & Galerien, findet geb. 1967 in Klagenfurt, Philologin, seit 2003 im Bundes- Bilder, Raum- und Videoinstallationen der heuer am 28. März von 18-22 Uhr statt. Es denkmalamt – Abteilung für Kärnten – tätig; schützt und Künstlerin Kerstin Bennier in der Ausstel- nehmen etliche Galerien und Museen aus pflegt gemeinsam mit drei Kolleg*innen insg. 3000 Kärntner Denkmäler. lung mit dem Titel Utopisch fremd, die von Klagenfurt sowie Klagenfurt und Umgebung 1. – 28. Februar in der Klagenfurter Dark mit Ausstellungen, Führungen und natürlich City – Raum8 zu sehen sind. Di, Do 16-20 viel Kunst teil. Weitere Infos zu erwarten Uhr oder nach telefonischer Voranmeldung unter: www.stadtgalerie.net l unter: 0650 3229402. www.bennier.net | Foto: Volker Rös | pixelio.de www.dark-city.at l Foto: Kerstin Bennier, 400 squares © Kerstin Bennier

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 53 Anleitung zum Kreativsein Selbst schreiben statt nur zuhören. Der Feldkirchner Amthof wendet sich unter dem Motto Wortwerk und Schreibstatt mit einer offenen Schreibwerkstatt an alle, die Literatur zu Papier bringen möch- ten. Der Kurs unter Anleitung der Schreib- pädagogin Susanne Axmann findet am 23. Februar von 9-18 Uhr statt. Weitere kulturelle Höhepunkte in der Tibelstadt: Aktzeichnen mit Johanna Sadounig, und Kunstgenuss auf den zweiten Blick zwar am 20. & 27. März und 3. April im Vereinsraum, jeweils von 18-21 Uhr, sowie In der Galerie Schloss Porcia in Spittal sind in der Ausstellung Opulenz und Reduktion das Tanzbattle Carinthian X Break 2019 einerseits Schwarzweiß-Fotografien von Wolfgang Daborer, die vordergründig wenig offen- am 23. März ab 13 Uhr. Für noch mehr baren. Ein zweiter Blick lohnt sich, auch auf die als Gegenpol ausgestellten farbenfrohen Tanz sorgt On the Dancefloor – auf einen Bilder von Frank Tomassetti-Kropiunik. Die Ausstellung läuft vom 14. März – 12. April. Tanz mit Bach, Mozart, Ravel & ABBA am Mehr unter: www.spittal-drau.at l Foto: Wolfgang Daborer, Mauer © Wolfgang Daborer HORIZONTE 30. März ab 20 Uhr. Anmeldungen und Informationen zu zahlreichen weiteren Veranstaltungen unter: www.kultur-forum-amthof.at l Foto: Johanna Sadounig

Alle Jahre wieder kulturhof:keller Ein jährliches Highlight in der Draustadt ist Der Villacher kulturhof:keller präsentiert das Rosenmontagskonzert des Villacher am 23. März um 20 Uhr Franz from Aust- Musikvereins. Heuer findet es am 4. März ria aka Gernot Fischer-Kondratovitch mit um 19:30 Uhr im Congress Center Villach seiner neuen CD „Once upon a time over statt. www.drauphilharmonie.com | Villach“. Deren Inhalt dreht sich fast aus- www.villachermusikverein.at l schließlich um Villach und Kärnten. Foto: Dirigent Kaufmann © Villacher Musikverein www.kulturhofkeller.at l Foto: Bernhard Mairitsch/Gernot Fischer-K.

54 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Container 25 Foto: kultur.tipp Farbenspiele in Rosegg Bleiburg trifft auf Brasilien Der Kärntner Künstler Ernst Gradischnig, Seit Jahren beschäftigt sich der Musiker Container 25 der das Positive und Schöne liebt, ist für Karlheinz Miklin mit Brasilien. Am Gerechnet in Lebensjahren, steckt man im seine farbenprächtigen Landschaftsbilder 28. März um 20 Uhr jazzt er gemeinsam menschlichen Alter von zehn noch in den Kin- bekannt. Zum Anlass seines 70. Geburtsta- mit Künstler*innen aus seinem lateinameri- derschuhen. Doch ist es tatsächlich nicht die ges widmet ihm die Galerie Šikoronja in kanischen Sehnsuchtsland im Bleiburger verstrichene Zeit, sondern vielmehr die geleb- Rosegg eine umfangreiche Ausstellung. Ver- Brauhaus Breznik. An diesem Abend sor- ten Momente und gewonnenen Erfahrungen, nissage ist am 15. März um 19 Uhr. Die gen Folklore, neue Richtungen aus Brasilien die einen heran- und in manchen Fällen sogar Sammlung ist bis 14. April zu sehen, jeweils und Zitate argentinischer Musik – unter über sich selbst hinauswachsen lassen. Beides Fr-So 15-18 Uhr. www.galerie-sikoronja.at l dem gemeinsamen Dach des Jazz via trifft auf den Container 25 in Hattendorf bei Foto: Werkabbildung von Ernst Gradischnig © Ernst Peter Prokop Brasil – für eine frische Mischung. Wolfsberg zu. Eine Kunstmühle. Nomen est www.kib-bleiburg.at l Foto: K. Bayer omen? Blau-gelb entspringt der Turm dem Erd- reich und streckt sich in Richtung der Unend- lichkeit des Himmels. Im Inneren eröffnet sich ein auf mehreren Stockwerken verteiltes Kunst- reich. Gemälde, Bilder, Kunstinstallationen, mit Literatur gefüllte Bücherregale sowie ein geräu- miger Veranstaltungsbereich mit gemütlichen Sitzgelegenheiten ermöglichen eine Sicht weit hinter den herkömmlich-kulturellen Horizont. Die im Jahr 2009 von Obmann Christof Volk und Gleichgesinnten aus der Region gegründete freie Kulturinitiative wurde mit dem Leitgedan- ken konzipiert, als gesellschafts- und kulturpoli- tisches Experiment im ländlichen Raum eine Alternative zur Kultur der Masse zu bieten. Ziel- gerichtet stehen eine kritische Auseinanderset- zung mit den vorherrschenden Werten und Nor- men der Mehrheitskultur, eine Bewusstseins- Über Lebensgründe schaffung für die Umwelt und das Aufzeigen Es mag eine Million Gründe geben zu leben. bestehender Missverhältnisse in der Gesell- Doch das siebenjährige Mädchen muss sich schaft im Fokus der Kulturarbeit. Der Verein nach dem Suizidversuch ihrer Mutter jeden spricht sich klar gegen jegliche Form der einzelnen davon erarbeiten: von Schokolade Gewaltausübung aus und setzt auf ein gemein- bis hin zu Achterbahnfahrten. Die Öster- schaftliches Miteinander auf Augenhöhe. reich-Premiere All das Schöne von Künstler*innen wie Florjan Lipuš, Josef Winkler, Duncan Macmillan mit Jonny Donahoe Hosea Ratschiller, die Theatervereine VADA (Deutsch von Corinna Brocher) unter und KiB sowie viele weitere schätzen und bele- Digi, der Roboter der Regie von Esther Muschol findet am ben das kulturelle Programm in der Kunstmühle 1. März im klagenfurter ensemble als nunmehr schon seit einem ganzen Jahrzehnt. Wenn sie einmal groß sind, werden virtuelle Gastspiel des Theaters Drachengasse statt. Im Jubiläumsjahr 2019 möchten die Vereinsmit- Weggefährten vielleicht bereits zum Alltag Es folgt die Premiere der Geschichte vom glieder vor allem an die bisherigen Leistungen gehören. Wie künstliche Intelligenz unser Soldaten mit Musik von Igor Strawinsky anknüpfen. Geplant sind wie jedes Jahr 30 bis Leben verändert, erfahren Kinder und und Text von Charles Ferdinand Ramuz 40 Veranstaltungen aus dem Kunst-, Literatur-, Erwachsene in der wissens.wert.welt nach einer Sammlung russischer Märchen Musik-, Theater- und Performancebereich. Kurz von Roboter Digi im Rahmen der multimedi- am 15. März, Regie und Bühne: Rüdiger bevor stehen u.a. zwei Konzerte von Schmieds alen Mitmach-Ausstellung Expedition ins Hentzschel. Weitere Termine: 16., 17., Puls und Felix Kramer & Band sowie eine Digi-Tal im Klagenfurter blue cube. Das 20. – 23., 26., 27., 29. & 30. März. Lesung der Kärntner Autorin Hemma Schliefnig. auf ein Jahr angelegte Projekt öffnet am Jeweils 20 Uhr. Alle Infos unter ● Hannah Salentinig 22. März um 18:30 Uhr seine Pforten www.klagenfurterensemble.at l Studentin der Angewandten Kulturwissenschaft in Klagenfurt. (Mo-Do 8:30-16, Fr-Sa 10-18 Uhr). Foto: Theater Drachengasse www.wissenswertwelt.at l Foto: wissens.wert.welt kultur.tipps 2. März: Konzert Schmieds Puls 15. März: Lesung Hemma Schliefnig 29. März: Konzert Felix Kramer & Band

Container 25 Hattendorf 25, 9411 St. Michael www.container25.at

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 55 Kultur in Lienz In der Osttiroler Sonnenstadt spielt am 2. Februar um 20 Uhr das Trio Rosenstern in der Spitalskirche Werke von Gefühlte Realitäten Mozart, Schubert, Spohr, Gershwin und Bei den Landschaftsbildern von Ulrich Plieschnig zählen Erinnerungen und Emotionen, Wasserfaller. Am 10. Februar ist Zeit für nicht die genaue Abbildung der Realität. Die Werke des Künstlers sind gemeinsam mit jenen Neukomm on tour & Saudade: Um 17 Uhr von Egon Straszer – er bearbeitet Marmor, Serpentin, Granit und zwischendurch Findlinge – findet in der Spitalskirche das Konzert der und Eduard Lesjak mit seinen Nähbildern noch bis 9. März in der Galerie II St. Andrä in Academia Leopoldina statt, im Anschluss der Ausstellung EEU – Bilder, Skulpturen, Objekte zu bewundern. Öffnungszeiten: Di-Fr um 18:45 Uhr ist im Kino CineX das Film- HORIZONTE 9-18, Sa 9-12 Uhr. www.st-andrae.gv.at l Foto: Ulrich Plieschnig, the new book © Ulrich Plieschnig projekt Saudade des gebürtigen Lienzer Musikers Herbert Lindsberger zu sehen, der sich mit der Geschichte der brasilianischen Kaiserin Leopoldine von Österreich und ihrem Hofkomponisten Sigismund Ritter von Neukomm beschäftigt hat. Weitere Konzerte gibt es vom Duo Bluatschink am 20. Februar um 15 Uhr, von Canto Sonar – 4 Tenöre am 4. März um 20 Uhr und von der Osttiroler Bläserphilharmonie am 9. März um 20 Uhr, jeweils im Stadtsaal, sowie von den Saxophonisten Peter Girst- mair und Harald Müller am 23. März um 20 Uhr in der Spitalskirche. In ebendieser verbindet das Ensemble Tahox am 30. März um 20 Uhr Poesie mit Musik. Einen Theaterabend unter dem Titel KUNST von Yasmina Reza gibt es am 23. Februar um 20 Uhr im Stadtsaal, und die Figuren- theatertage Fantasima 2019 finden vom 15. – 17. März ganztägig in der Landesmu- sikschule und im Kolpingsaal statt. www.stadtkultur.at l Foto: Sigismund von Neukomm © Digitale Bibliothek Gallica, gemeinfrei Fokus Korea Sprachkönner unter sich Was wissen Sie von koreanischer Kultur? Poetry-Slammerin Agnes Maier und Das FORUM KUNST contemporary hat im Sprachartist Henrik Szanto beschäftigen Art Space stift millstatt unter Leitung der sich im Rahmen eines hochkomischen Dis- Galeristin Eleonore Schäfer zwei herausra- kurses mit den Themen Frauen und Auslän- gende Künstlerinnen dieses Landes nach der. Slam if you can findet am 6. Februar Kärnten geholt, die den kulturellen Blick um 19:30 im Klagenfurter Musil-Institut Richtung Asien öffnen. Die Malerin Haen- statt, es gibt eine weitere Aufführung am geun Ha überzeugt zwischen 24. Februar 8. Februar um 20 Uhr in der Klagenfurter (Vernissage: 17 Uhr) und 16. März mit fre- Sezession. Außerdem im Musilhaus: Vsee- chem Blick auf den Alltag. Die Künstlerin no magari/Vuašt – Dietmar Pickl liest Jani Woo Jong-Taek dringt mit ihren eigenwilli- Oswald – am 5. März, Lyrik mit Komm, gen Werken in Sphären völliger Abstraktion schnüren wir die Knochen von Cvetka vor. Vernissage ist am 29. März um 19 Uhr, Lipuš am 15. März sowie Lesung aus dem die Ausstellung dauert bis 11. Mai. Jeweils neuen Roman Die guten Tage von Marko Mi-Sa 15-18 Uhr. www.forum-kunst.com l Dinić am 26. März, jeweils um 19:30 Uhr. Foto: Haengeun Ha, Where did the fairy come from and go? www.aau.at/musil l © FORUM KUNST contemporary Foto: Marko Dinić © Leonhard Pill, Hanser Verlag

56 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Foto: E.E.Kapeller Foto:

Angelika Kaufmann, Illustration aus „Und wer bist du?“.

Der Mensch hinter dem Mythos Sie wollte nie die liebe Sissi sein und wäre kinder.kultur.tipp im Vorjahr 80 Jahre alt geworden. Im Kla- genfurter Jazz-Club Kammerlichtspiele Und wer bist du? beschäftigt sich das Theater Wolkenflug „Jeden Morgen steht er da – immer an der glei- mit dem Stück ROMY – Der Rest ist Sehn- chen Stelle – immer mit dem Rücken zur Stra- sucht in einer Inszenierung von Ute Liepold ße. Bei jedem Wetter, bei jeder Jahreszeit.“ mit dem Mythos Romy Schneider – und Schöne neue Digitalwelt Trotz der alltäglichen Eile auf dem Weg zum dem Menschen dahinter. Zu sehen: 1. | 2. | Kindergarten entfacht sich die Neugierde des Was bedeutet die digitale Revolution für die 6. – 9. | 13. – 15. Februar. Konzerte gibt Kindes an diesem unbekannten Zeitungsverkäu- Menschen – und was für die Kultur? Dieser es von Square One mit dem Jazz-Virtuosen fer. Wie mag er wohl von vorne aussehen? Die Frage widmen sich die jungen Künstler- Andy Middleton am 2. März, von Street- Fantasie des Kindes begibt sich auf die Suche *innen Aljoscha, Vooria Aria, Romana Maria view Dixieclub mit ihrer New-Orleans- nach Antwortmöglichkeiten. Eines Tages Egartner, Sandra Man & Moritz Majce, Igor Show am 9. März, von Uroš Perić mit sei- spricht das Kind ihn schließlich an, den Michai Oleinikov, Marie Schoberleitner, Katharina nem Tribute to Ray Charles in Begleitung aus dem fremden Land am Schwarzen Meer. Steiner und Inge Vavra. Die Ergebnisse ihrer der Konse Big Band am 14. März und von Ein schwarzes Meer!? Anfängliche Skepsis wan- Arbeit werden unter dem Titel Das neue vielen, vielen mehr. Zu den weiteren Höhe- delt sich in beherzten Wagemut und optimisti- Leben im Künstlerhaus Klagenfurt ausge- punkten in den Kammerlichtspielen zählt schen Tatendrang. Eine neue Erfahrung bahnt stellt. Vernissage ist am 28. März, die Aus- das Kabarett Doppelklick mit Nicole & Bir- sich an: es ist die Sehnsucht zur eigenen stellung endet am 27. April. git Radeschnig am 8. März und das Thea- Zukunft hin, die Bereitschaft, neue Seiten im Mit dem Thema GESTEIN– Soil, Sediment, terstück Das Wechselbälgchen nach einer Leben aufzuschlagen, ferne Ufer zu erkunden Stone beschäftigen sich die Künstler*innen Erzählung von Christine Lavant am 15. & und sich der Weite der Welt in grenzenloser Nadja Frank, Markus Guschelbauer, Pia 16. März. Beginn jeweils 20 Uhr. Alle Ver- Offenheit und kühner Erwartung anzuvertrauen. Matthes, Silvia Noronha, Arne Schmitt, anstaltungen, Infos und viel Kindertheater Das neue Kinderbuch der aus Villach stammen- Wang Sishun, Irina Valkova, Inge Vavra und unter: www.jazz-club.at l den freischaffenden Künstlerin, Illustratorin und Nico Joana Weber im Rahmen einer laufen- Foto: Streetview Dixieclub © Jazz Club Kammerlichtspiele Autorin Angelika Kaufmann ist ein stilles und den Veranstaltung im Künstlerhaus mit der humorvolles Buch, das Seite um Seite eintau- Beziehung zwischen Mensch und Erde. chen lässt in die wundersame kindliche Vorstel- In der Kleinen Galerie ist bis 2. März noch lungswelt. Mit seinem einfachen, prägnanten PS_Landscape von Andrea Ressi über Text und den liebevollen Bildern öffnet es Raum städtische Transformationsprozesse in zum Reden, Erzählen, Nachdenken und postsozialistischen Ländern ausgestellt. Träumen und nähert sich dabei behutsam URBAN ALPHABET verdichtet architektoni- einem der aktuellsten Themen unserer Zeit an: sche Strukturen zu einem Archiv urbaner Es ist der Mensch und Mitbürger aus der Frem- Logos. Öffnungszeiten: Di-Fr 14-18, de, der die Aufmerksamkeit des Kindes erregt, Do 14-21, Sa 11-18 Uhr. www.k-haus.at | es in Beziehung mit dem Andersartigen treten www.kunstvereinkaernten.at l und somit kulturelle Grenzen überwinden lässt. Foto: Romana Egartner, transvirtuelle verpflichtungen © Romana Egartner Die anfangs farbige Zurückhaltung der feinglied- rigen Federzeichnungen auf Grau- und Brauntö- ne mündet in ein umso großzügigeres, durch Aquarell- und Collagetechnik gesteigertes Far- Kunst zum Geburtstag benspiel an jener Stelle der Erzählung, wo die tägliche Routine durchbrochen wird und sich Der Walterhof, Stammhaus des Villacher für das Kind erstmals die große unbekannte Warmbaderhofes, feiert sein 170-jähriges Welt zu entfalten beginnt. Auf die üppige Ver- Jubiläum im Kurzentrum Warmbad mit heißung folgt mit der abschließenden Illustrati- Werken von folgenden Künstlern: Carl Rum- on der Mut zur nihilistischen Leere – ein einsa- bold, Johann Bernard, Jakob Canciani, Mar- mes Segelschiffchen gleitet am sparsam in blau kus Pernhart, Gustav Franziskus Maria gesetzten Horizont über das endlose Weiß des Schwartz von Mohrenstein und Johann Wei- Papiers hinweg. Eine Aufforderung an die chard von Valvasor. Die Ausstellung läuft Lesenden und Betrachtenden, das Bild vom noch bis Herbst 2019. www.warmbad.at l eigenen Lebensschiffchen in Gedanken weiter zu malen. Die Originalzeichnungen von Angelika Kaufmann sind noch bis 9. Feber in der Ausstellung „leseStADT“ in der Galerie Freihausgasse zu sehen. Zur Finissage um 10:30 Uhr wird die Künstlerin ihr neues Buch persönlich vorstellen. ● Andrea Kirchmeir Kunsthistorikerin, Pädagogin, Mitarbeiterin der Kulturabteilung des Landes Kärnten.

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 57 aviso Mölltaler Kultur-Einreichungen 2019 Ausschreibungen des BKA Kurzgeschichtenwettbewerb Anträge für Kulturförderungen durch das Seitens des Bundeskanzleramtes laufen Das Mölltal – das lange Tal der Kurzge- Land Kärnten können laufend eingereicht derzeit folgende aktuelle Ausschreibungen schichten – lädt heuer zum vierten Mal zum werden. Für die Antragstellung gibt es ein im Bereich Kunst und Kultur: DramatikerIn- Mölltaler Geschichten Festival und dem einheitliches Formular – es besteht auch nenstipendien 2019 – Einsendeschluss: dazugehörigen Kurzgeschichtenwettbewerb, die Möglichkeit zur online-Antragsstellung. 28. Februar 2019 | Mira-Lobe-Stipendien der diesmal „Gegenwind“ zum Thema hat Infos und Einreichunterlagen unter: für Kinder- und Jugendliteratur 2019 – und jedes Genre erlaubt. Einsendeschluss www.kulturchannel.at Einsendeschluss: 15. März 2019 | Startsti- l ist der 1. Mai. Das MGF wird von den Möll- (Förderungen Land Kärnten) pendium für Literatur 2019 – Einsende- taler Gemeinden gemeinsam veranstaltet, schluss: 31. März 2019. Details & Infos wobei in einer jährlichen Rotation immer Filmstipendium 2019 unter: www.kunstkultur.bka.gv.at/ ausschreibungen-kunst l vier Gemeinden die Lesungen im September Das Land Kärnten vergibt in Kooperation gemeinsam organisieren – heuer sind das mit der Stadt Villach für den Zeitraum vom Heiligenblut, Winklern, Flattach und Mühl- 1. Juli – 30. September 2019 ein mit Kultur für Menschen dorf. Infos auf: www.moelltaler- insg. 3.600 Euro (1.200 Euro monatlich) mit Demenz geschichten-festival.at l dotiertes Stipendium für Filmschaffende Welche Voraussetzungen müssen vorhan- inkl. Wohnmöglichkeit und Arbeitsplatz im den sein, um für Menschen mit Demenz Slowenisch- FreiRaum Otelo in Villach. Bewerbungen Zugang zu kulturellen Angeboten zu schaf- Schreibwettbewerb werden bis 15. Feber 2019 entgegenge- fen? In der Fortbildung „Kulturelle Teilhabe nommen. Durch die Vergabe des Stipendi- Schreibkompetenz ist ein Schlüssel in die für Menschen mit Demenz“ zeigt Kulturger- ums soll Filmschaffenden die Möglichkeit Welt. Darum laden die Volbankova ustanova agoge Jochen Schmauck-Langer, wie solche geboten werden, langfristige Kontakte mit Privatstiftung sowie die beiden sloweni- Angebote vorbereitet werden können. Die der lokalen Filmszene zu knüpfen und idea- schen Kulturverbände KKZ und SPZ bereits Abteilung 5 der Kärntner Landesregierung lerweise ein Projekt zu realisieren. Die zum 9. Mal Kinder und junge Erwachsene lädt dazu Mitarbeiter*innen aus den Berei- Ergebnisse, der während des Aufenthalts chen Kultur (Museum, Musik, Theater) und von der 3. Schulstufe bis zum Alter von entstandenen Arbeit, werden im Rahmen ein, am Schreibwettbewerb in Pflege/Betreuung, sowie fortgeschrittene 25 Jahren des K3 Filmfestivals präsentiert. Details und slowenischer Sprache – – Studierende der betreffenden Fachbereiche pisana promlad Bewerbungsunterlagen ab Dezember auf: teilzunehmen. In vier Alterskategorien kön- ein: 13. – 15. Mai 2019 (jew. von 9-17 www.kulturchannel.at nen Texte zu vorgegebenen Generalthemen Uhr) in der Mießtalerstraße 1 in Klagenfurt. (Förderungen Land Kärnten) l eingereicht werden. Die Textsorte darf frei Weitere Infos & Kontakt: gewählt werden. Auf die Sieger*innen war- www.gesundheitsland.at l ten ein e-reader oder Jahresabonnement Peace Art Award der Zeitschrift Moj planet, Gutscheine der Bis 31. Mai 2019 können Künstler*innen Buchhandlungen Haček und Mohorjeva, ein im Alter von 6 bis 12 Jahren ihre Bilder Theaterabo des Slowenischen Kulturverban- zum Thema „Ich liebe Frieden.“, bei Gud- des und der Besuch des Landes von König run Kargl in der Friedensgalerie Millstatt Matjaz unter der Petzen. Einreichschluss: einreichen. Dieses Debüt des „Kunstmitein- 15. März | Preisverleihung im ORF Theater: anders“ soll den zwischenmenschlichen, 24. Mai. Infos: www.promlad.at l weltweiten Frieden auf kreative und künst- lerische Art und Weise bestärken. Der FRI- Ausschreibung des DA – PEACE ART AWARD soll das Friedens- potential in Farben und Formen sichtbar Kunstraum Lakeside machen. Durch Zufallsprinzip haben alle Der Kunstraum Lakeside lädt Kunst- und Kinder die gleichen Chancen auf einen der Kulturschaffende ein, sich mit einem 20 Ausstellungsplätze für ihr eingereichtes „Statement“ am Programm 2019 zu Kunstwerk. Die ausgewählten Arbeiten wer- beteiligen. Gesucht werden performative den im Rahmen der Friedenswoche vom Formate, die auf das Jahresthema „Prozess“ 16.-21. September in der Friedensgalerie in Bezug nehmen und mit den Darstellungsfor- Millstatt am See öffentlich ausgestellt. Teil- men der bildenden Kunst in einer Institution nahmebedingungen & weitere Infos unter: an der Schnittstelle von Kunst, Wirtschaft www.gudrunkargl.at l und Technologie experimentieren. Bewer- bungsfrist ist der 31. März 2019. Details & Infos: www.lakeside-kunstraum.at/ ausschreibung2019 l

Impressum Herausgeber, Medieninhaber und Copyright: Land Kärnten, Abteilung 14 – Kunst und Kultur, Igor Pucker, Burggasse 8, 9021 Klagenfurt am Wörthersee; [email protected], www.bruecke.ktn.gv.at | Chefredaktion: Gabbi Hochsteiner, T 050536–34034; Redaktion: Mario Waste, Otwin Bernhard Mekul, Patricia Kurucz | Kulturtermine: Daniela Vellick, T 050536–34032 | Abos: Elisabeth Pratneker, T 050536–34022 | Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Autorinnen und Autoren wieder. Lang lebe die Meinungsfreiheit! – Die Redaktion behält sich vor, Beiträge bei Bedarf zu kürzen oder zu ändern. Zur Verfügung gestelltes Text- oder Bildmaterial wird (wenn nicht anders vermerkt) nicht retourniert. | Seitens der Autor*innen und Fotograf*innen wurde dem Hrsg. Land Kärnten vertraglich garantiert, dass einer Veröffentlichung und Verwertung der gelieferten Beiträge (Texte, Fotografien etc.) keinerlei Rechte Dritter entgegenstehen. | Art Direction & BRÜCKE-Architektur: Harald Pliessnig; Grafik: Arne Schiemann & Nicole Bacher-Brunner, Werk1, T 0463–320 420 | Druck: Kreiner Druck, Villach | Verlagspostamt: 9021 Klagenfurt am Wörthersee | Abonnement: 6 Doppel-Ausgaben 27,80 Euro inkl. KulturCard Kärnten, Porto und Versand.

Redaktionsschluss für die Ausgabe April/Mai 2019: 1. März 2019 für den redaktionellen Teil – Beiträge bitte an [email protected] 6. März 2019 für die Eintragung Ihrer Kulturtermine auf www.kulturchannel.at

Nächster Themenschwerpunkt: Der Mond.

58 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Theater-Landkarte Die IG Theater Tanz Performance Kärnten Koroška hat die vielfältige und umtriebige heimi- sche Darstellende Szene in einer Landkarte sichtbar gemacht. Die meisten kennen das Stadttheater Klagenfurt, viele die Komödienspiele Porcia, die eigentlich aber nicht mehr so heißen, die neuebuehnevillach oder das klagenfurter ensemble, wüssten jetzt aber nicht so genau, wo es zu finden ist. Darüber hinaus gibt es noch unglaublich viele weitere Gruppen und Einzelkünstler*innen, die sehr aktiv sind und regelmäßig kulturelle Höhepunkte schaf- fen – im Theater, Tanz und auch immer öfter im Performance-Bereich. Oft arbeiten diese Gruppen als kulturelle Nahversorger im ländlichen Gebiet, setzen nicht nur auf Unterhaltung sondern sorgen auch für kritischen Diskurs. Diese Theater|Tanz|Performance-Landvermes- sung soll das Publikum anregen, Neues auszuprobieren. Erhältlich ist sie digital über www.igtheatertanzperformance.at | gedruckt per Email an [email protected] l Martin Dueller Foto: David Mase

Da Vincis Erbe Seit vier Jahrzehnten arbeitet der Hand- werksmeister, Techniker, Lehrer, Logiker und Autor des Buches „Leonardo da Vinci und die Technik der Renaissance“ (1989) – Herbert Maschat – hingebungsvoll an einer Deutung der Mechanik Leonardos im Licht der modernen Maschinenindustrie und gehört auf diesem Gebiet zu den führenden Expert*innen. Nun wurde er von der deut- schen Akademie für Wissenschaften und Künste eingeladen, am 26. Feber in Düs- Architekturstipendium 2019 Kulturbericht 2017 seldorf im Rahmen einer wissenschaftlichen Zum zweiten Mal stellt das Land Kärnten Der Kulturförderungsbericht des Landes Gedenkveranstaltung anlässlich da Vincis ein mit 10.500 Euro dotiertes Jahresstipen- Kärnten legt Zahlen und Informationen zum 500. Todestag, vor einem Kollegium deut- dium für Architektur und Baukultur zur Ver- kulturellen Geschehen und eine Bilanz zur scher Ingenieurwissenschaftler*innen einen fügung. Nach Oleksii Kysilenko (2017) wur- öffentlichen Mittelverwendung für das Jahr Vortrag über „Leonardos Mechanik und die de nun Lukas Vejnik aufgrund seiner ein- 2017 dar. Die Kultur ist übrigens der einzige Konstituierung der Maschinenelemente“ zu gereichten Arbeit von einer Fachjury ausge- Bereich der Landesverwaltung, der derart halten. Zweifellos eine ehrenvolle Einladung. wählt. Er wird über den Zeitraum von einem im Detail und transparent die Handhabe der Immerhin zählt die Akademie an die 15 Jahr das Projekt „Architektur. Kultur. Land- Steuergelder vorlegt. Sie finden den Bericht Nobelpreisträger*innen zu ihren Mitglie- schaft. Nachkriegsmoderne im Alpen-Adria- online auf: www.kulturchannel.at (unter dem dern. l Foto: Herbert Maschat anno 1994 Raum“ erarbeiten. „Ziel ist es, Architektu- Menüpunkt Förderungen) l ren, Orte und Akteur*innen vor dem Hinter- buch.tipp grund von historischen Prozessen und Zahlreiche Beiträge von Herbert Maschat sind gegenwartsbezogenen Debatten in den nachzulesen in der im Dez. 2018 erschienen jeweiligen Regionen ausfindig zu machen, vierbändigen kommentierten Edition des Codex kennenzulernen und in Beziehung zu setzen Madrid I von Leonardo da Vinci (Böhlau Verlag) – mit Diskussionen um das kulturelle Erbe ab März zugänglich an der Bibliothek der Alpen- Adria Universität Klagenfurt. einer Landschaft, die über den lokalen Kon- text hinausreichen.“ l Foto: Simon Oberhofer

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 59 Raw like Siska Techno aus Österreich in Slowenien: Elektro Guzzi sprengen am 7. Feber im Kino Siska in Laibach mit ihrem beeindruckenden Live Repertoire aus pulsierenden Elektrobeats und cineastischen Brassbläsern die starren Grenzen zwischen Analog und Digital. Wie gut es klingen kann wenn der Gospel im Post-Punk Einzug hält, beweist am 14. Feber die Band Algiers aus Atlanta. Nach fast fünf Jahren Schaffenspause kommt Neneh Cherry mit neu- em Album (Broken Politics) im Gepäck am 26. Feber ins Kino Siska. Der Song „Young Der gute Knigge Folks“ (2006) mit dem Gepfeife, das einfach nicht mehr aus den Ohren gehen wollte, im Die Arbeiten der in Kärnten tätigen Künstle- netten Duett mit Concretes-Sängerin Victoria Bergsman, verhalf den Schweden Peter, rin Deborah Sengl, die in der Wiener Gale- Björn and John zu einer Bekanntheit, die über alle Indie-Grenzen hinaus führte (etwa mit rie Reinthaler bis zum 9. März zu sehen Musik für US-Serien wie Greys Anatomy). Was sich inzwischen bei ihnen alles getan hat, sind, sollen in einer von Ignoranz und davon kann man sich am 15. März vor Ort in Ljubljana überzeugen. Empathielosigkeit geprägten Zeit zum www.kinosiska.si l Foto: Elektro Guzzi von Klaus Pichler Nachdenken über den Umgang mit anderen und uns selbst anregen. Der Knigge, also

ALPEN-ADRIA-HORIZONTE das gute Benehmen als Missverständnis, denn Freiherr Knigge beschäftigte sich eigentlich mit der Haltung des Einzelnen in einer von Egoismus und Rohheit geprägten Gesellschaft. Sengl hat sich seiner präzisen Beobachtungen angenommen und diese in ihrer typischen Weise in die Gegenwart übertragen. In vierzehn Zeichnungen, begleitet von ausgewählten Zitaten aus dem Werk von Adolph Freiherr Knigge, wer- den dem Besucher Szenen aus dem Leben vor Augen geführt, die jedem bekannt sind. www.agnesreinthaler.com l Foto: Deborah Sengl

Professione: fotografa Fotoarbeiten der Wiener Künstlerin Lisl Ponger, Preisträgerin des Otto-Breicha-Preises für Fotokunst 2017, sind unter dem Titel „Professione: fotografa“ bis zum 24. März im Ruper- tinum in Salzburg zu sehen. Angelehnt an Michelangelo Antonionis Film „Professione: repor- ter“ von 1975 , der die Probleme von Erkenntnis und Eigenverantwortlichkeit sowie die Beziehung zwischen Künstler*in und Werk zeigt, findet man hier wiederkehrende Muster, die in ethnologischen Museen und in der Darstellung von fremden und vertrauten Kulturen sichtbar werden. Neben neuen fotografischen Tableaus werden in einem Kinoraum Filme Pongers, die auch für zahlreiche Publikationen für den Klagenfurter Wieser Verlag verant- wortlich ist, gezeigt. In einem separaten Bereich sind die Installationen „The Master Narrati- ve“ und „Don Durito“ (2017) zu sehen, die Ponger für das Weltmuseum Wien erarbeitet hat. www.museumdermoderne.at l Foto: Lisl Ponger, Wien, 2018

60 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 Foto: Stadttheater Walfischgasse kultur.tipp Nie genug In der Siebdruckerei des Grazer Unterneh- Neues Improtheater mens Schilcher & Sohn KG wurde 1985 ein Die Rakete ist startklar. Der Countdown läuft. eigener Produktionsbereich für künstleri- In ZEHN, NEUN – das Publikum nimmt die Plät- schen Siebdruck, Holz-, Metall- und Kunst- ze ein. ACHT, SIEBEN – die Aufregung steigt. stoffbearbeitung eingerichtet. Auf diese SECHS, FÜNF – die Künstler*innen warten Weise entstanden mehr als 500 Editionen gespannt auf ihren Einsatz. VIER, DREI – Licht nationaler sowie internationaler Künstler- erhellt die Bühne. ZWEI, EINS – das Publikum *innen, die den Kern der Sammlung der Edi- hält den Atem an. „BISTU STEGREIF!?“, das tion Atelier bilden. Bereits 1998 präsentier- neue Bühnenprogramm von Theater Rakete, te eine Schau im Künstlerhaus Graz Teile Reise nach Triest nimmt einen mit in den kosmischen Raum der der bis dahin erschienenen Editionen. Unter Improvisationskunst. dem Titel „Zu viel ist nicht genug“ rückt nun Die Ausstellung „L`Arte del desiderio – Improvisationstheater nennt sich diese Form eine Ausstellung in der Neuen Galerie Graz Manifesti di un pioniere della pubblicita“ des Theatermachens dem Fachjargon nach und von 15. Feber – 25. August serielle Kunst widmet sich bis zum 17. März in zwei sich begreift die Kunst, aus dem Stegreif heraus dra- – das Wesen einer „Kunst ohne Unikat“ – ergänzenden Ausstellungen in den beiden matische Szenen zu kreieren und vor einem also die Frage nach Original und Kopie in Museen Revoltella und Teatrale „Carlo Publikum darzustellen. Vorab inszeniert wird den Mittelpunkt. www.museum-joanneum.at Schmidl“ in Triest dem Werk von Leopoldo hierbei nichts. Vielmehr sind es Kreativität und l Foto: Ohne Titel, 1993, Heimo Zobernig, Edition Atelier Metlicovitz (1886-1944), einem Pionier der Spontanität in einer hohen Dosis, die durch die italienischen Werbekunst. Ergänzt wird die Beimengung einer geballten Ladung Witz, die Schau durch 70 Poster von Marcello Dudo- explosive Mischung für einen gelungenen Rake- vich (1878-1962), die er als weiterer wich- tenstart und unterhaltsamen Theaterabend tiger Pionier dieser Kunstrichtung der Stadt ergeben. Die zündenden Ideen, um das Gesche- Triest in den Jahren 2002-2003 widmete. hen auf der Bühne in unterhaltsame Bahnen zu Sowohl Metlicovitz als auch Dudovich gel- lenken und die Theaterrakete so in höhere ten als Vorreiter der kommerziellen Poster- Sphären zu katapultieren, liefern die experimen- und Werbekunst. Diese fand in Italien viele tierfreudigen Theaterbesucher*innen selbst Bewunderer*innen und Nachahmer*innen mittels Zurufen. und verlieh den beiden Künstlern die ver- In der Kunst der Improvisation dürfen auch Sie diente Aufmerksamkeit, die sie zu Lebzeiten sich gerne üben: Der Theaterverein sucht lau- nicht erhielten. www.museorevoltella.it | fend nach theaterbegeisterten und leiden- www.museoschmidl.it l schaftlichen Stegreifkünstler*innen für das Foto: Leopoldo Metlicovitz La Sera (1898), Museo Nazionale Collezione Salce, Treviso Langzeitprojekt. Schauspieler und Sängerinnen, Tänzer wie Musikerinnen und andere schlagfer- tig gesinnten Zeitgenoss*innen. Amateure sind Kunst und Design ebenso erwünscht wie Profis. Ab Februar finden zweimal die Woche Trainingseinheiten mit Das International Centre of Graphic Arts Regisseur und Theater-Rakete-Leiter Marcus (MGLC) in Laibach bietet bis zum 3. März Thill statt. Es werden verschiedene Improvisati- gleich zwei Ausstellungen, die sich mit dem onstechniken nach dem britischen Theaterpäd- Thema „Kunst und Design“ beschäftigen. agogen Keith Johnstone vermittelt, welcher den Die Ausstellung „Posters“ zeigt Arbeiten des sogenannten „Theatersport“ seit den 1970er weltweit bekannten New Yorker Grafikers Jahren etablierte. So soll sich nach und nach Milton Glaser. Bekannt wurde Glaser nicht ein Ensemble an Improtheater-Schauspieler- nur wegen seiner Layouts für Magazine und *innen bilden, die dann voraussichtlich ab Mai Bücher sowie durch Plattencover (Bob Dylan im Jazzclub Kammerlichtspiele in Klagenfurt „Greatest Hits“, Townes Van Zandt „Live at einmal im Monat improvisierte Liebes- und the Old Quarter, Houston, Texas“) sondern Mordszenen, verrückte Theaterspiele sowie vor allem durch das Logo „I love NY“. Stegreifschöpfungen aus den Bereichen der In „Fair Game“ der italienischen Designerin Stand-Up-Comedy, spontane Lyrik in Versen Nathalie Du Pasquier (Gruppe Memphis) und Live-Musik entstehen lassen. werden ihre Ideen zur „dekorativen Oberflä- ● Hannah Salentinig che“ gezeigt. Die Anordnung geometrischer Studentin der Angewandten Kulturwissenschaft in Klagenfurt. Formen wie Alltagsgegenstände ist genauso spielerisch, wie rebellisch und trotz der Fül- kultur.tipp le an Gemälden, Drucken und Skulpturen, BISTU STEGREIF!? reduziert sie die Ausstellungsfläche auf das Ab Februar: zweimal wöchentlich Impro-Theater- für den Betrachter Wesentliche. l Training | Kontakt: [email protected] Foto: Milton Glaser/Moma | NYS Dept. of Economic Ab Mai: einmal im Monat Vorstellungen Development „I love NY“ Jazzclub Kammerlichtspiele Klagenfurt www.theater-rakete.at

DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 61 Kino Millino Millstatt Kulturkino Gmünd Spielplan & Infos unter: www.kino-millstatt.at Programmkino im alten Theatersaal des Kartenreservierung unter [email protected] Pfarrhofes Gmünd. www.stadtgmuend.at 0664 – 1258810 und 04766 – 2200 04732 – 2215 24 | [email protected]

Regisseur Gerald Salmina mit dem Oscar- nominierten Filmemacher Werner Herzog und Berglegende Hans Kammerlander. Foto: Planet Watch Das Millino/Columbia (Kino & Café) 28. März, 19 Uhr sucht eine*n neue*n Pächter*in. Lion – Der lange Weg Kärntner Filmschaffen Kontakt: Marielies Auersperg, Manaslu – Berg der Seelen des höchst 0664 – 190 31 11 | [email protected] nach Hause schöpferischen und erfolgreichen Pörtscha- Australien 2016 | Spielfilm | Regie: Garth Davis | cher Regisseurs Gerald Salmina [z.B. Streif 115 Min | FSK 10 – One Hell of a Ride & Mount St. Elias] ist Februar-Programm: Auf dem Bahnhof einer indischen Kleinstadt der neueste Film, bei dem mehrere Kärntner Cold War – Breitengrad sucht er nach Münzen und Essensresten. Filmschaffende mitmachen. Seine bisheri- Vor Erschöpfung schläft er in einem halten- gen Filme erzählen von außerordentlichen der Liebe / Zimna wojna den Zug ein und findet sich dann am ande- Menschen, im Zusammenleben mit und im PL, FRA 2018 | Regie & Buch: Pawel Pawlikowski | ren Ende des Kontinents in Kalkutta wieder. Kampf gegen die Natur. Dazu erzählt er für SW | 89 Min. Er irrt allein durch die gefährlichen Straßen DIE BRÜCKE: „Berge und Natur sind für Ein romantisches, sinnliches Drama einer der Stadt, bis er in einem Waisenhaus lan- mich eine Bühne, wie sie der Mensch nicht fatalen Liebe, zugleich ein überragender det. Er wird von einem Ehepaar adoptiert, schaffen kann. Die Auseinandersetzung von Musikfilm (Pawlikowski: „Musik ist der Kleb- das ihm ein liebevolles Zuhause in Australien Mensch und Natur in spielerischer Form stoff, der den Film zusammenhält.“) mit his- schenkt. Jahre später lebt Saroo in Mel- oder auch, wenn es ums Überleben geht, die torischen Tatsachen. Der Regisseur führt bourne – die Frage nach seiner Herkunft Demut, die der Mensch dort lernen kann anhand eines Paares durch die 20er-Jahre lässt ihn nicht los. Nacht für Nacht fährt er und die Freude, die er dort findet, finde ich der Nachkriegszeit. l mit Google Earth auf seinem Laptop das extrem spannend.“ Diesmal verfilmt er die Zugnetz Indiens ab, zoomt auf hunderte von Geschichte des Bergsteigers Hans Kammer- Mary Shelley Bahnhöfen und sucht nach Hinweisen auf lander. Im Jahre 1991 kam es am Manaslu GB 2017 | Regie: Haifaa Al-Mansour | sein früheres Leben. Er hat die Hoffnung in Nepal zu einer Tragödie, bei der zwei sei- mit: Elle Fanning als Mary Shelly schon fast aufgegeben, als er auf ein Dorf stößt, das seiner Erinnerung entspricht ... l ner Freunde starben. Er überlebte schwer Sie ist jung, rebellisch und bereit, alle Zwän- verletzt. Für den Film kehrte er mit dem ge und Konventionen ihrer Zeit zu überwin- Foto: Universum Film Team zum Manaslu zurück. Salminas nächs- den. Verliebt in den Dichter Percy Shelley tes Projekt steht bereits fest: „Es wird ein lernt sie den Poeten Lord Byron kennen, der Film über das Laufen sein. Noch bevor es sie zu einem literarischen Wettbewerb her- Schau hin ... das Feuer gab, war das Laufen der Grund, ausfordert. Mit 18 Jahren erschafft sie den Film & Gespräch warum die Menschheit überlebte. Zweimal Horrorklassiker “Frankenstein”. l atmen pro Schritt kann nur der Mensch. Dadurch konnten Tiere zu Tode gehetzt wer- März-Programm: den, oder erfolgreich die Flucht gelingen.“ Die Rolle des Hans Kammerlander in dieser RBG – Ein Leben für die Dokumentation mit Spielfilm-Elementen Gerechtigkeit übernahm Michael Kuglitsch. Neben USA 2018 | Doku | Regie: Betsy West und Julie Traman, der von 19. – 21. Februar im Cohen | 98 Min. Volkskino in Klagenfurt läuft, hat er damit Das fesselnde Portrait von Richterin Ruth Die Veranstaltungsreihe lädt jeden ersten zwei Filme am Start. „Die Kärntner Produkti- Bader Ginsburg, einer starken, inspirieren- Mittwoch im Monat ins Wulfenia Kino in onen gewinnen international immer mehr den Frau, die mit unerschütterlicher Energie Klagenfurt – zu Filmgesprächen als öffentli- Anerkennung, was beweist, dass wir hier auf Meilensteine im Kampf um Würde und chem Begegnungsraum für ein interessier- höchstem Niveau arbeiten. Unser nächstes Gleichberechtigung setzte. l tes Publikum. Jeweils abwechselnd mode- Projekt wird ein Kriegsdrama unter dem Titel riert von hiesigen filmbegeisterten Expert- Hamat, das die Trilogie mit Valossn und *innen unterschiedlicher Profession. Traman vervollständigen soll.“, erzählt Last Fisherman Moderne Klassiker aus Hollywood werden Kuglitsch. Die Filmmusik zu Manaslu – GB, A – Ein Dokumentarfilm des Tirolers Leo Kaser. in dieser Reihe ebenso gezeigt wie ältere Regie: James Stier | 75 Min. Berg der Seelen komponierte der Kärntner und neue Perlen europäischer und außereu- Manfred Plessl. Der BRÜCKE kündigt er Malcolm Baker ist der letzte traditionelle ropäischer Filmkunst. www.wulfeniakino.at seine zukünftigen Projekte an: „Der nächste Fischer auf der verschlafenen, dramatisch l Foto: Wulfenia Kino Kinofilm ist Serviam, ein Thriller von Ruth schönen Halbinsel Rame in Cornwall. Das Mader. Im Fernsehen ist Ende 2019 eine Meer hat sein Gesicht, seine Hände und sei- 6. Februar, 19 Uhr 5-teilige Dokumentation über „Die Alpendör- ne Seele geprägt. Als es ihm unmöglich DIE RÜCKKEHR | Andrej Swjaginzew (RU 2003) fer“ mit meiner Musik auf ARTE zu sehen.“ erscheint, seinen Prinzipien treu zu bleiben, Gesprächs-Moderation: Axel Krefting Dank solch talentierter und ehrgeiziger schließt er unerwartet Freundschaft mit 6. März, 19 Uhr Künstler*innen wird der positive Trend der einem österreichischen Jugendarbeiter, der In ihren Augen Juan Josè Campanella (ARG/ESP 2009) Filme mit Kärntner Beteiligung gewiss Wege zu einem einfacheren Leben und der Gesprächs-Moderation: Caroline von Korff fortgesetzt. Erhaltung des traditionellen Handwerks 3. April, 19 Uhr ● Slobodan Žakula sucht, was eine unerwartete Zukunftspers- Maudie | Aisling Walsh (CAN/IR 2017) Cineast und Sendungsmacher bei radio AGORA 105,5. pektive eröffnet. l Gesprächs-Moderation: Herwig Oberlerchner

62 DIE BRÜCKE Nr. 11 | Brückengeneration 5 FILM.TIPPS

Volkskino Klagenfurt KC | Das 1926 gegründete Programmkino der Landeshauptstadt | Kinoplatz 3, 9020 Klagenfurt

ab 1. Feber ab 15. Feber 20. und 21. März Anderswo. Allein in Afrika Die Burg Farinelli Deutschland 2018 | Regie: Anselm Nathanael Österreich 2018 | Regie: Hans Andreas Guttner | Italien/F/Belgien 1994 | Regie: Gerard Corbiau | Pahnke | 103 Minuten 95 Minuten 110 Minuten 15.000 Kilometer, 414 Tage, 15 Länder. Doku über das Burgtheater: Der Film porträ- Italien, im 18. Jh.: Carlo Broschi (als Farinelli Völlig auf sich allein gestellt ist der Hambur- tiert eines der wichtigsten Schauspielhäuser weltbekannt), fasziniert seit seiner Kindheit ger Anselm Nathanael Pahnke mit seinem der Welt in Form einer filmischen Entde- mit seinem Stimmumfang, der dank Kastrati- Fahrrad quer durch Afrika gefahren. Entstan- ckungsreise, die sichtbar macht, was sonst on mehr als dreieinhalb Oktaven umfasst. den ist eine intime, ebenso heitere wie mit- unsichtbar ist: jene Arbeit, die notwendig Gemeinsam mit seinem Bruder Riccardo, reißende Reise-Dokumentation, die den ist, um dieses kulturelle Instrumentarium in einem Komponisten, tourt er durch Europa Kinobesucher*innen aus einem sehr persön- Gang zu halten. Es geht um das Ineinander- und verzaubert sowohl das Publikum, als lichen Blickwinkel heraus die Vielfalt des greifen der unzähligen Schritte, die – von auch die holde Weiblichkeit ... Opulenter, afrikanischen Kontinents näherbringt. l der Auswahl eines Stückes bis hin zur Pre- preisgekrönter Musikfilm von Gerard Corbiau Foto: Barnsteiner Film miere – zu bewältigen sind. l Foto: Poly Film über einen Megastar des Barock. l Foto: Screenbound Pictures

Infos zu allen Filmen und zum aktuellen Programm finden Sie unter: www.volkskino.net. Unter dieser Adresse haben Sie auch die Möglichkeit Karten zu bestellen oder das aktuelle Kinoprogramm nach Hause zugesandt zu bekommen. Ermäßigungen für BRÜCKE- Kulturcard Inhaber KC | Kontakt: 0463 – 319880, [email protected]

Filmstudio Villach KC | Das Nahversorgerkino der Draustadt: Rathausplatz 1, 9500 Villach (im Stadtkino Villach)

ab 22. Feber ab 8. März ab 15. März Drei Gesichter Beale Street Die Erscheinung – L’Apparition Iran 2018 | Regie: Jafar Panahi | OmU/DF USA 2018 | Regie: Barry Jenkins | OmU/DF Frankreich 2018 | Regie: Xavier Giannoli | OmU/DF Nach dem Berlinale-Gewinner „Taxi Teheran“, Harlem, Anfang der 1970er Jahre: Der Der renommierte Reporter Jacques Mayano der die Herzen der Zuschauer*innen im 22-jährige Bildhauer Alonzo Hunt, genannt erhält einen höchst ungewöhnlichen Auftrag: Sturm eroberte, nimmt uns Jafar Panahi in Fonny, und Tish sind ein Liebespaar. Als Im Namen des Vatikan soll der Journalist seinem liebevollen Roadmovie Drei Gesichter Fonny fälschlicherweise beschuldigt wird, herausfinden, was es mit jener Marien- erneut mit auf eine pointenreiche Fahrt durch eine Puertoricanerin vergewaltigt zu haben, Erscheinung auf sich hat, die sich in einem seine Heimat. Mit Humor und Herzlichkeit muss er ins Gefängnis. Das bewegende Dorf im Südosten Frankreichs zugetragen gelingt dem iranischen Regisseur ein hoff- Filmdrama von „Moonlight“-Regisseur Barry haben soll. Ein clever konstruierter Thriller nungsvolles Plädoyer für Freiheit und Jenkins basiert auf dem gleichnamigen über eine christliche Glaubensfrage, insze- Menschlichkeit, das aktueller und globaler Roman von James Baldwin. l Foto: Filmladen niert mit französischer Eleganz, psychologi- nicht sein könnte. l Foto: Filmladen scher Präzision und einer hochkarätigen Besetzung. l Foto: Filmladen

Das monatliche Programmheft wird auf Anfrage per Telefon oder per E-Mail zugesandt. Alle Filme sind im Detail auf der Homepage: www.filmstudiovillach.at sowie auf Facebook (Filmstudio Villach) einsehbar. Auf Anfrage werden auch spezielle Schulvorstellungen angeboten – ab 80 Personen zu einem Sonderpreis von 5 Euro p. P. (normal: 8,50 Euro | Ermäßigungen zum Preis von 7,50 Euro erhalten Inhaber der BRÜCKE-Kulturcard KC und der FH-StudentInnencard sowie Lehrlinge und SchülerInnen bis 19 | 10er-Block: 75 Euro). | Kontakt: 0650 – 920 40 35, [email protected] sowie über das Stadtkino Villach: 04242 – 27 000 | Kassa ab 17:30 Uhr

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