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Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg Heinrich Schmidt

Oldenburg, das Land zwischen den Dammer aus adligen, herrschaftlichen Aktivitäten erwuchs Bergen und der Insel Wangerooge,ist keine und der das Adelshaus die verklammernde, ursprüngliche, landschaftlichoder ethnisch namengebende, Identität stiftende Mitte blieb - vorgeprägte regionale Einheit. Sein territorialer auch noch durch die historische Erinnerung in den Zusammenhang ist ein Produkt der politischen republikanischen Jahrzehnten seit 1918. Geschichte, konkreter: der Möglichkeiten dynastischer Machtbehauptung zwischen Die Anfänge der mit dem Namen Oldenburg Herrschaftsexpansion, die ihre Chancen zu nutzen verbundenen Geschichte liegen im 12. Jahr- strebte, und Selbstbescheidung, die von der hundert. Eine Urkunde von 1108 nennt erstmals Überlegenheit konkurrierender Kräfte und eine Örtlichkeit - eine Burg? - namens „Aldenburg”; Verhältnisse erzwungen wurde. Der Name des allerdings ist nicht sicher, ob damit schon die Landes ist abgeleitet vom Namen einer Burg: Stätte gemeint ist, an der bis heute das bezeichnend für eine territoriale Entwicklung, die Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg 43

Oldenburger Schloss steht, oder ob sich de von Meereseinschnitten in kleinregio- der Name auf die ein paar Kilometer wei- nale Siedlungszusammenhänge geglie- ter östlich, zwischen Drielake und Don- dert - auch in seinen östlichen Gebieten. nerschwee gelegene, frühmittelalterliche In Texten aus der Christianisierungszeit, Burganlage bezieht, die den älteren aus dem späten 8., dem mittleren 9. Jahr- Übergang eines von Westfalen nach hundert, sind uns die Namen jener Friesland führenden Fernweges über die „Gaue” überliefert, darunter „Wanga”, Hunte geschützt und herrschaftlich Wangerland, gelegen zwischen der Har- genutzt hat. Die archäologische For- lebucht und der Crildumerbucht, südlich schung datiert die ersten Spuren der anschließend der „Asterga”, Östringen, hochmittelalterlichen Wasserburg im das wiederum durch das Flüsschen Maade Niederungsgelände zwischen Haaren und seinen im frühen Mittelalter erheb- und Hunte, den Beginn der örtlichen lich breiteren Mündungslauf von dem Kontinuität von Burg und, später, Schloss sich östlich und südöstlich bis zur unteren Oldenburg in die erste Hälfte des 12. Weser erstreckenden „Hriustri”, Rüstrin- Jahrhunderts. 1149 muss die damals neue gen, abgegrenzt wurde. Rüstringische - hierher verlegte? - „Aldenburg” herr- Friesen siedelten damals auch in Ort- schaftlich bewohnt gewesen sein, denn schaften, die später im Jadebusen versan- jetzt erstmals erscheint urkundlich ein ken. Graf, der sich nach ihr benennt: „Christia- nus de Aldenburg”. Die Oldenburg war Für ihre Siedlungen nutzte die Bevöl- sein zentraler Sitz, und sie behauptete kerung in unmittelbarer Küstennähe die sich fortan in der Funktion der wichtig- durch Ablagerungen entstandenen Ufer- sten Residenz, des Machtzentrums für sei- wälle; auch suchte sie ihre Gehöfte und ne Familie, seine Nachkommen: für das Dörfer durch künstliche Aufhöhungen, Adelshaus der Grafen von Oldenburg, in Warfen oder Wurten, gegen die Flut zu deren Herrschaftsraum sich dann allmäh- schützen, oder sie hielt sich an die siche- lich, durch die Jahrhunderte hin, ein spe- ren Höhen des Geestrandes. Ackerbau zifisches, eben „oldenburgisches” Zuge- war auf den schweren Böden der Mar- hörigkeitsbewusstsein ausbilden konnte. schenzone mit den technischen Mitteln Diese Entwicklung zog sich bis in das 19. des frühen und hohen Mittelalters kaum Jahrhundert hinein, überlagerte ältere zu betreiben; Viehwirtschaft überwog räumliche Zusammenhänge und Orien- daher bei weitem. Ihre Überschusspro- tierungen, relativierte sie - vermochte sie dukte - Lebendvieh, Butter, Käse, Häute, indes nie völlig zu verwischen. aus Knochen gefertigte Gebrauchsge- genstände, aber auch die aus Wolle gear- beiteten „friesischen Tuche” - mussten exportiert werden; Güter, an denen Man- Siedlungsräume im frühen Mit- gel herrschte - Getreide, Holz, Metalle - telalter: Friesen und Sachsen waren einzuführen: Bedingungen, die ein existentielles Interesse der friesischen Die nördlichen Landschaften des spä- Küstenbewohner an Warentausch und teren Oldenburg, das Jeverland mit Wan- Handel, auch über weite Entfernungen gerooge, die Friesische Wehde um Varel, hin, motivierten. Die Zentren des friesi- Zetel, Bockhorn, östlich und südöstlich schen Fernhandels lagen im Westen und des Jadebusens Butjadingen und Stad- Süden des Stammesgebietes, zumal im land, gehörten im Mittelalter, seit einer Mündungsraum von Rhein, Maas, Schel- im 7. Jahrhundert beginnenden und wohl de. Aber auch im mittleren und östlichen bis in das 9. Jahrhundert anhaltenden Friesland entstanden Handelssiedlungen, friesischen Siedlungsexpansion von Wes- in denen und von denen aus Händler den ten her, zum Stammesraum der Friesen Warenverkehr zwischen ihrem bäuerli- mit seinen besonderen kulturellen, chen Hinterland und der Außenwelt, ins sprachlichen, rechtlichen, politischen Ver- Rheinland, nach Westfalen, nach Däne- hältnissen und Traditionen. Er war dem mark und in den Ostseeraum hinein ver- Meere, der Nordsee zugewandt und wur- mittelten: in unserem Gebiet vor allem 44 Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg

Jever, das im 9., 10., 11. Jahrhundert als Menschen lebten auf den Geesthöhen, Fernhandelsplatz von einiger Bedeutung deren sandige Böden sie zu bebauen war, Bockhorn und Varel, wie Jever am vermochten, wie auf Inseln in ausgedehn- Geestrand gelegen, Langwarden und Ble- ter Wildnis. Nur wenige Fernwege ver- xen im westlichen Wesermündungsbe- banden ihre Kleinregionen mit der Welt reich - um nur die auffälligen Beispiele zu hinter ihren Alltagshorizonten. Wieder- nennen. Die große Mehrheit der Bevölke- um Schriftquellen der Christianisierungs- rung blieb selbstverständlich in bäuerli- zeit verdanken wir auch für die zum che Existenzhorizonte eingebunden. sächsischen Zugehörigkeitsbereich gehö- Aber in den Gegebenheiten der vorherr- renden Landschaften des - viel späteren - schenden Viehzucht mit ihrer notwendi- Oldenburger Landes bestimmte Raumna- gen Orientierung auf Markt und Handel men. Zwischen Weser und mittlerer bzw. entwickelten soziale Differenzierungs- unterer Hunte lag „Lara”, der Largau - im prozesse eine lebhaftere Dynamik und 9. Jahrhundert auch als „Steoringa” vermochte sich zugleich das bäuerliche bezeichnet: der nördliche Siedlungsaus- Wirtschaften in einer - vergleichsweise - läufer des sächsischen Teilverbandes der größeren Eigenständigkeit gegenüber Engern. Westlich der mittleren Hunte, herrschaftlichen Ansprüchen und Organi- bis über die obere Soeste hinaus, zog sationsformen zu behaupten. Den ökono- sich der Lerigau; ihm südwestlich und süd- mischen und sozialen Strukturen des frie- lich benachbart lagen der Hasegau um sischen Küstenraumes lagen so schon im Löningen und der Dersigau zwischen frühen Mittelalter wesentliche Vorausset- Vechta und Damme. Lerigau, Hasegau, zungen dafür inne, dass sich während der Dersigau rechneten zum westfälischen hochmittelalterlichen Jahrhunderte in Teilzusammenhang des Sachsenstammes; seinen Siedlungslandschaften - vor dem Widukind, der für einige Jahre als heraus- Hintergrund eines anhaltenden konjunk- ragender Anführer des heidnisch-sächsi- turellen Wachstums - die bäuerliche Frei- heit als ein bestimmendes Element seiner gesellschaftlichen und politischen Ver- hältnisse ausbilden konnte.

Nach Süden, zum Binnenlande hin, wurde Friesland durch mehr oder weniger breite, nur stellenweise vom Verkehr zu durchdringende Moorzonen von den Siedlungssregionen des sächsischen Stam- mesgebietes geschieden. Moore zogen sich im Westen Östringens durch die ost- friesische Halbinsel, grenzten, mit der Wapelniederung, die Geest der Friesi- schen Wehde vom Ammerlande ab, iso- lierten das östliche, nordöstliche Rüst- ringen. Wichtigste Verbindungslinie der Rüstringer Friesen binnenwärts blieb die Weser. Aber Moore waren auch in die sächsischen Siedlungslandschaften einge- lagert. Sie umgaben die Ammerländer Geest, rückten von Südwestwesten und Südosten her nahe an den Geestsporn heran, an dessen Rande die Oldenburger Grafen im 12. Jahrhundert ihre Burg errichteten, begrenzten große Teile der Cloppenburger Geest, streckten sich nörd- lich und südlich der Wildeshauser Geest und zwischen Vechta und Diepholz. Die St. Alexander- Armreliquiare Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg 45

Stift St. Alexander schen Widerstandes gegen Karl den Südwesten kommenden Fernweges über Großen hervortrat und besonders auch im die Hunte gelegen, offenbar eine gewis- Lerigau, mit dem Machtzentrum Wildes- se regionale Bedeutung. Widukinds hausen, besitzmächtig war, erschien den Enkel Waltbert suchte sie durch die Grün- Franken als „einer von den Großen der dung des Alexanderstiftes, gleichsam ins Westfalen”. Christliche gewendet, zu stabilisieren - am Ende nur mit bescheidenem Erfolg. Zu seiner Zeit hatte Wildeshausen, Gegen die sich rasch begrenzende Attrak- verkehrsgünstig am Übergang eines von tivität der Reliquien des heiligen Alexan- 46 Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg der in Wildeshausen vermochte der in ringen, immerhin, dass damals der sächsi- Bremen verehrte heilige Willehad eine sche Herzog Bernhard, ein Billunger, dort vor allem weserabwärts wirksamere Aus- die Grafenrechte innehatte. Grafen strahlung zu entfalten. Bremen ent- waren in karolingischer Zeit eingesetzt wickelte sich für die Region beiderseits worden, um in ihrer jeweiligen Graf- der unteren Weser seit dem 9. Jahrhun- schaft Königsinteressen und Königs- dert als Bischofssitz zum kirchlich-kultu- pflichten - Gerichtsbarkeit, Friedens- rellen Zentrum. Politische Raumzusam- schutz, Heerführung, Kontrolle der menfassung war damit zunächst nicht königlichen Einkünfte - wahrzunehmen: verbunden. für sie zugleich eine Möglichkeit, eigene Machtpositionen auszubauen. Seit wann Allerdings bleiben uns die politischen die Billunger, diese schon in der Ottonen- Macht- und Organisationsverhältnisse zeit herausragende sächsische Adelsfami- dieser Gebiete für die ersten beiden Jahr- lie, mit den Grafenrechten in Östringen hunderte nach der karolingischen Erobe- betraut waren, wissen wir nicht. Anschei- rung Sachsens und des östlichen Friesland nend gab es keine einheimischen mangels informierender Quellen weitge- Geschlechter, die mächtig genug gewe- hend verborgen. Sie treten auch im 11. sen wären, die gräflichen Funktionen Jahrhundert noch nicht deutlich zutage. auszuüben - eine Situation, die sich auch für die westlicheren Gebiete Frieslands Aus einer Urkunde von 983 erfahren bis zur Zuidersee erkennen lässt. Adlige wir über den friesischen „Asterga”, Öst- und bäuerliche Sphäre waren hier nicht

Die alten Gaue zwischen Niederelbe und Ems Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg 47 so deutlich voneinander abgehoben wie behauptet, „mit starkem Arm seine kraft im sächsischen Stammesraum. Die Inha- Erbrechts besessenen Gebiete, ‘terminos’, ber der Grafenrechte östlich der Ems Rüstringen, Stedingen und ” kamen aus dem sächsischen Hochadel, geschützt. Indes beurkundet König Hein- aus Geschlechtern, die - wie die Billunger rich IV. dem Erzbischof Adalbert von Bre- - den Besitz von Grafschaften als ein men 1063 unter anderem den Besitz des Instrument familiärer Machtausweitung Forstrechts „in pago Ameri”, im Ammer- handhabten. Den Friesen blieben sie lande, „gelegen in der Grafschaft des Fremde, die ihre Aufgaben und Rechte Markgrafen Udo” - Udos II. von Stade. vor Ort an eingesessene Funktionsträger, Huno könnte demnach gräfliche Rechte „Schulzen”, delegiert hatten und selbst nurmehr kraft abgeleiteten Anspruchs nur selten im Lande erschienen. Für die wahrgenommen haben - sicherlich im Billunger lag Östringen verkehrsfern am Ammerlande, möglicherweise auch in Rande ihres weit ausgedehnten Herr- Rüstringen. Hier wie in Teilen des Ammer- schafts- und Interessenraumes; es gelang landes, mit dem Zentrum , ver- ihnen seit dem mittleren 11. Jahrhundert fügte er offensichtlich über grundherrli- nicht mehr, ihre Autorität in der Region chen Besitz, den sein Sohn Friedrich dann um die Burg Jever kontinuierlich zu wah- - nach der späteren Rasteder Überliefe- ren. Wie das hochmittelalterliche Fries- rung - dem Benediktinerkloster Rastede land überhaupt, so wurde auch der übertrug. Die Klostergründung ist - ange- „Asterga” von einer landesgemeindli- fangen mit der Gründung einer Kolle- chen Bewegung durchdrungen. Er modi- giatkirche durch Huno, die von Friedrich fizierte sich in den Jahrzehnten um und zu einem Reformkloster umgewandelt nach 1100 zum grundsätzlich genossen- wurde - ein noch immer schwer durch- schaftlich verfaßten „Land” - „terra” - schaubarer Vorgang, der sich vom letzten Östringen. Der Versuch Herzog Heinrichs Drittel des 11. bis in das frühe 12. Jahr- des Löwen, hier die von den Billungern hundert zieht. Dem oldenburgischen ererbten Grafenrechte wieder in Kraft zu Geschichtsbewusstsein fasst er sich zu- setzen, scheiterte 1156 in einer militäri- sammen in der frommen Gründungsle- schen Niederlage. gende, die den Grafen Huno den Gottes- gehorsam über den Königsdienst stellen und seinen Sohn Friedrich im gerichtli- chen Zweikampf einen Löwen besiegen Siedlungsräume und Herr- lässt: in dieser Erzählung, mit der im Klo- schaftsbildung im hohen ster Rastede gewissermaßen die olden- burgische Geschichtsschreibung beginnt Mittelalter; die ersten und die vielleicht schon deswegen die Oldenburger Grafen Rasteder Gründungsgeschichte als den Anfang einer dynastisch orientierten Zur gleichen Zeit wie in Östringen - Oldenburger Landesexistenz in das und im nördlich angrenzenden Wanger- oldenburgische Selbstverständnis ein- land - dürften sich auch im südöstlich prägte. benachbarten Rüstringen landesgemeind- liche Strukturen ausgebildet haben. Von Allerdings stammten die Grafen von Grafen über diesen bis zur unteren Weser Oldenburg nicht von Huno ab; dessen nördlich Brake reichenden friesischen Geschlecht erlosch - immer nach der Grenzraum findet sich für das 10., das 11. Rastede Legende, unserer einzigen un- Jahrhundert keine sichere Spur. Die Über- mittelbaren Quelle von ihm - mit seinem lieferung des Benediktinerklosters Raste- Sohn Friedrich. Nach Rasteder Überliefe- de - aufgezeichnet um oder bald nach rung soll indes Egilmar, der Erste der spä- 1300 - bezeichnet den legendären Grafen teren Oldenburger, den wir namentlich Huno, der 1059 die erste Kirche in Rastede kennen, ein Schwestersohn Hunos gewe- gestiftet habe, zwar als „Grafen von sen sein. Der Onkel habe gewünscht, dass Rüstringen” - aber doch wohl in übertrei- sein Neffe die Vogtei, den Schutz des bender Weise. Huno habe, so wird Klosters übernehme. Nachzuweisen als 48 Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg

Rasteder Klostervogt ist erst Egilmar II., zeichnung der Familie nach ihr - „Grafen Sohn des ersten Egilmar. Die Herkunft der von Oldenburg” - lag in der Konsequenz „Egilmaringe” ist noch immer ungeklärt. dieser Entwicklung. Noch im 13. Jahrhundert verfügten ihre Nachkommen über reichen grundherrli- Dabei hat es zugleich den Anschein, chen Besitz im Osnabrücker Nordland, als seien die Oldenburger Grafen im Os- zumal im Hasegau, aber auch in Teilen nabrücker Nordland vor dem Druck dort des Lerigaus; gut möglich, dass ihre Fami- stärkerer Machtkonkurrenten ausgewi- lie von dorther, vielleicht auch von der chen. Von Südosten her, aus den Gegen- Wildeshauser Geest stammt. Egilmar I., den um Tecklenburg und Lingen, dran- „comes Egilmarus”, erscheint erstmals gen die Tecklenburger Grafen seit dem 1091 als Zeuge in einer Urkunde Erzbi- 12. Jahrhundert nach Nordosten vor. schof Liemars von Bremen. Er stand in Ende des 13. Jahrhunderts sind Cloppen- enger Beziehung zu den Billungern; burg und Friesoythe regionale Zentren anscheinend nahm er in ihrem Namen tecklenburgischer Macht nördlich der gräfliche Rechte im Largau, in Teilen des Hase. Damals hatten die Oldenburger Lerigaus, auch wohl im friesischen Östrin- schon wesentliche Teile ihrer Besitzrechte gen wahr. 1108 bezeichnet er sich als im Hasegau aufgegeben. Die Stiftung des „Graf, der im Grenzbereich Sachsens und Nonnenklosters Börstel durch die Grafen Frieslands mächtig und präsent” sei Otto und Johann von Oldenburg 1251 (“comes in confinio Saxonie et Frisie (zuerst in Menslage 1246) war ein Signal potens et manens”). Von den Billungern ihres Rückzuges aus diesem Gebiet. Die kam offenbar auch die Vogtei über das Tecklenburger gerieten hier dann freilich Alexanderstift in Wildeshausen an die selbst in eine defensive Situation, nach- Egilmaringe. Aber das Erbe des Huno, die dem die Bischöfe von Münster 1252 die Rasteder Klostervogtei einbegriffen, trug Herrschaftsrechte und Besitztitel der Gra- vermutlich dazu bei, dass sich das Zen- fen von Ravensberg um Vechta und an trum ihres Herrschaftsbesitzes hunteab- der unteren Ems hatten erwerben kön- wärts nach Norden verschob. Der Bau nen. Die Ravensberger - vielleicht Ab- einer Burg am Oldenburger Hunteknie kömmlinge der Grafen von Calveslage? - und die seit 1149 erkennbare Selbstbe- hatten Vechta spätestens um 1150 inne

Burg Vechta 1689 Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg 49 und bauten es zum Zentrum einer regio- ten Kolonisten, insbesondere Holländer, nalen Herrschaftsbildung im Südosten die sich auf Entwässerungs- und Deich- des alten Lerigaus und im Dersigau aus. bautechniken verstanden, aber auch Leu- Nach 1252 waren Burg und Städtchen te von der benachbarten Geest, um die Vechta Mittelpunkt bischöflich-münster- moorige Wildnis zu kultivieren und neue scher Herrschaft im sich entwickelnden Dörfer anzulegen. „Niederstift Münster”. Aus diesen Ansiedlungen, „Marsch- Große Räume über den Lehns- oder hufendörfern”, und den vereinzelt schon Eigenbesitz von Grundherrschaften, über seit dem früheren Mittelalter bestehen- gerichtsherrliche Rechte und Vogteien den Orten an der Weser, östlich der Ollen, herrschaftlich zu erfassen und zu durch- entwickelte sich ein neuer Siedlungszu- dringen, war in Mittelalter und früher sammenhang, das Gebiete der „Stedin- Neuzeit Sache hochadliger Geschlechter ger”, wie seine Bewohner im 13. Jahr- und Herren, deren Lebensstil und Selbst- hundert genannt werden. Sie besaßen verständnis die Verfügungsgewalt über ihre Höfe vielfach in „freier Erbleihe”, abhängige Leute, weit überwiegend Bau- durften ihre örtlichen Belange in ver- ern, und einen Teil ihrer Arbeitserträge gleichsweise großer Selbstbestimmung voraussetzte. Wer sich als Bauer selbst um regeln und gediehen wohl auch, schon seine materielle Existenzerhaltung zu wegen der Nähe der wachsenden Stadt bekümmern und gleichzeitig noch seine Bremen, verhältnismäßig rasch zu wirt- Abgaben an Grundherrschaft, Kirche und schaftlichen Selbstbestätigungen. Aus andere Empfänger zu erarbeiten hatte, solchen Voraussetzungen erwuchs ein kam nur selten über seine örtlichen und Selbstgefühl, das sich schließlich auch kleinregionalen Lebensräume hinaus. herrschaftlichen Ansprüchen offensiv zu Freilich gab es Phasen, in denen eine leb- widersetzen wagte. Vermutlich regte haftere Mobilität, die Bereitschaft zu auch das Vorbild der nördlich benachbar- Aufbrüchen ins Unbekannte, ins Risiko ten friesischen Länder und ihrer Autono- der Ortsveränderung über große Entfer- mie die Stedinger an; jedenfalls erhoben nungen, ins Wagnis eines existentiellen sie sich Anfang des 13. Jahrhunderts Neubeginns, sei es in den entstehenden gegen die erzbischöfliche und, nördlich Städten, sei es, wohl häufiger, in der der Hunte, gräflich-oldenburgische Lan- Rodung neuen Ackerlandes, auch durch desherrschaft. Sie vermochten sich durch die bäuerliche Sphäre ging. Das gilt vor drei Jahrzehnte in ihrer Selbständigkeit allem für das 12. und 13. Jahrhundert, zu behaupten, in einer Situation, die Erz- eine Zeit des steiler ansteigenden demo- bischof Gerhard II. von Bremen schließlich graphischen Wachstums, der Städtegrün- als lästerliche Gehorsamsverweigerung dungen und des Landesausbaus. Die Auf- gegen Gott und Kirche interpretierte. Mit bruchsbereitschaft war Ausdruck eines dieser Auffassung rechtfertigte er die Strebens nach mehr Freiheit, aber sie beiden Kreuzzüge von 1233 und, vor konnte auch im herrschaftlichen Interes- allem, 1234, denen die Stedinger am se, zur Ausweitung von Herrschaftsräu- Ende nicht mehr gewachsen waren. Nach men und Einkünften durch Kultivierung ihrer katastrophalen Niederlage bei Alte- von „Unland” genutzt werden. Die Erz- nesch (27. Mai 1234) floh ein Teil der bischöfe von Bremen und andere adlige überlebenden Stedinger ins südöstliche Herren bedienten sich dieses Instrumen- Rüstringen um Rodenkirchen; wahr- tes in den Mooren rings um Bremen und scheinlich gaben sie diesem Streifen Lan- den Moormarschen beiderseits der unte- des seinen Namen: Stadland. In Nieder- ren Hunte. Schon der vorausschauende stedingen nördlich der Hunte konnten Erzbischof Adalbert hatte sich von König die Oldenburger Grafen ihre Herrschaft Heinrich IV. 1063 die Herrschaftsrechte auf Dauer sichern; sie auch im südlichen auch in den stedingischen Mooren links Stedingen, in Berne, zu etablieren, miss- der unteren Weser schenken lassen. Im lang ihnen vorerst. Die Stedinger „Lech- Laufe des 12. Jahrhunderts kamen dann terseite” zwischen Weser und Ollen blieb die mit günstigen Besitzrechten gelock- das späte Mittelalter hindurch im erz- 50 Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg

Schlacht bei Altenesch bischöflich-bremischen Machtkreis. an den Hof und in die nachbarlichen Zusammenhänge eingebunden; Verkehrs- Die Kreuzzüge gegen die aufständi- und Bewegungsräume waren entspre- schen Bauern und ihre Voraussetzung, chend begrenzt. Natürlich konnte ihre der bäuerliche „Ungehorsam”, erregten Reichweite, je nach Verkehrslage und im 13. Jahrhundert vorübergehend eine Marktbezug, differieren. Aber die regio- allgemeinere Aufmerksamkeit. Durch die nalen Identitäten, in die man sich einbe- Dörfer des näheren und ferneren Umlan- zogen wusste, die Maßstäbe, mit denen des ging offensichtlich eine Welle der man die Welt begriff, erwuchsen aus den Sympathie für die Stedinger. Doch kam es Verhältnissen, den Bedingtheiten einer nicht zu großräumig organisierten Soli- alltäglich erfahrenen Nähe. Das Zuge- daritätsaktivitäten; sie hätten wohl auch hörigkeitsbewusstsein bewegte sich in außerhalb der bäuerlichen Möglichkei- vergleichsweise engen regionalen Hori- ten gelegen. Die Stedinger selbst unter- zonten. Ein Bedürfnis nach ausgreifende- nahmen zwar in den Jahren ihrer Selb- ren, großräumigeren Identifizierungen lag ständigkeit einige Kriegszüge über ihren ihm nicht inne; politische Raumentwick- Siedlungsraum hinaus, aber im Grunde lungen größeren Stils konnten von der verharrten sie mit ihrer Freiheit innerhalb bäuerlichen Sphäre nicht ausgehen. Zu ihrer regionalen Horizonte. Es ging ihnen ihren Voraussetzungen gehörten die Res- nicht darum, Freiheit zu exportieren. sourcen, die Bewegungsfreiheiten, die Bäuerliches Verhalten war seinen existen- Beziehungsgeflechte des hohen Adels und tiellen Bedingtheiten gemäß eher defen- ein dynastisches Selbstverständnis, das sei- siv als offensiv eingestellt. Die Auswei- ne Bestätigungen in Herrschaftsrechten tungen der Kulturlandschaft im Zuge der und ihrer Vermehrung suchte. Politische Rodungsvorgänge änderten daran grund- Raumentwicklungen entschieden sich im sätzlich nichts. Arbeit und Leben blieben hohen und späten Mittelalter und bis in Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg 51 die frühe Neuzeit hinein, sozialgeschicht- bis an die Zuidersee reichte. Aber Versu- lich gesehen, weit oberhalb der bäuerli- che, ihn als gemeinsamen Landfriedens- chen und kleinstädtischen Erfahrungs- und Verteidigungszusammenhang zu und Vorstellungswelten, in denen sich realisieren und zwischen Zuidersee und das Denken der großen Bevölkerungs- Weser eine „tota Frisia” als politische Ein- mehrheit bewegte. heit zu organisieren, überließ man weit- gehend den in ihren Gemeinden Besitz- Das gilt auch für die friesischen Klein- mächtigeren, die dafür Zeit erübrigen regionen des späteren Oldenburg, trotz konnten. Die große Mehrheit der Bauern, der hier, verglichen mit der Geest, seit der „liude”, hatte kaum Anteil an ihnen: dem frühen Mittelalter lebhafteren sicher einer der Gründe ihres Scheiterns. Teilhabe an Handel und Verkehr und Tatsächlich begriff man auch seine friesi- der entsprechend bewegteren Wahr- sche Identität recht eigentlich in seinen nehmungshorizonte. Auf der Geest wur- kleinregionalen Erfahrungshorizonten. de überwiegend Ackerbau - im Ammer- Man war Friese als Östringer, als Rüstrin- lande seit dem hohen Mittelalter „ewiger ger, und es war dann erst der dynastische Roggenanbau” - betrieben. Die Viehhal- Ehrgeiz einzelner spätmittelalterlicher tung hatte hier meist nur subsidiären Häuptlingsfamilien, der friesische „Län- Charakter und der Kontakt zum Handel der” mit herrschaftlicher Autorität zu war nur für verhältnismäßig wenige übergreifen und zu relativieren vermoch- Bedarfsgüter, wie etwa Salz, unentbehr- te und am Ende neue politische Integrati- lich. Da Selbstversorgung in vieler Hin- onsräume schuf: Ostfriesland, Jeverland. sicht selbstverständlich war, lebte man auf der Geest in statischeren Strukturen der sozialen Ordnung und des Verhal- tens. Die Marsch war wirtschaftlich, sozi- Territoriale Entwicklung und al, politisch unruhiger. Aber auch für die Marschenbauern mit ihrer Viehwirtschaft Machtkonkurrenzen im hohen - Ackerbau wurde erst seit dem späten und späten Mittelalter Mittelalter häufiger - blieb der eigene Hof Mittelpunkt des Alltagsraumes. Auch Südlich der Wapel blieben die Olden- der Zwang, ihn gegen die drohende Flut burger Grafen die zentrale Kraft regio- schützen zu müssen, sei es durch die Sied- naler, „raumbildender” Herrschaftsent- lung auf den Warfen, sei es, seit dem wicklung. Nur vorübergehend, nachdem hohen Mittelalter, durch Deichbau und Christian I. 1167 die Oldenburg an Hein- Deicherhaltung, trug dazu bei, die bäuer- rich den Löwen verloren hatte, zeichnete liche Existenz in den Verhältnissen, den sich die Möglichkeit einer Integration Horizonten und Maßstäben eines über- ihres Machtraumes in den größeren schaubaren Lebensraumes festzuhalten. Zusammenhang des sächsischen „Stam- Sie zogen auch der bäuerlichen Beteili- mesherzogtums” ab. Sie verlor sich mit gung an den öffentlichen Angelegenhei- dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180/1181 ten Grenzen, selbst in den besten Zeiten - jenem einschneidenden Vorgang, der im der „friesischen Freiheit”. Die Gaue des alten Sachsen weithin den regionalen frühen, die Länder und Landesgemein- Selbstbehauptungen und Eigenentwick- den, „universitates”, des hohen Mittel- lungen größere Bewegungsfreiheit eröff- alters boten offenbar die äußersten nete. So auch den Grafen von Oldenburg, räumlichen Möglichkeiten bäuerlicher jedenfalls innerhalb der Grenzen, die Mitbestimmung bei der Organisation ihren Ambitionen von den vorgegebenen rechtlicher und politischer Belange. Strukturen und Rechtsverhältnissen, von Natürlich wusste man während des 13., familieninternen Konflikten, von den des 14. Jahrhunderts auch im Wanger- benachbarten Konkurrenten - dem Erz- land, in Östringen und Rüstringen, dass stift Bremen, der Stadt Bremen, den Edel- der friesische Identitätsraum, dieser herren von Diepholz, den Grafen von Bereich einer als spezifisch friesisch be- Hoya, den Bischöfen von Münster, den griffenen „Freiheit”, damals nach Westen Grafen von Tecklenburg und, im Norden 52 Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg und Nordwesten, vom friesischen Unab- teilt in Alt- und Neubruchhausen - die hängigkeitssinn - gesetzt wurden. Welfi- Grafen gegenüber der Oldenburger Linie sche Ausstrahlung erreichte sie fortan nur ihre Eigenständigkeit. Ihre Erben wurden noch selten. Ihre familiären Beziehun- im 14. Jahrhundert die Grafen von Hoya. gen, ihre dynastischen Orientierungen gingen weit eher in westfälische und nie- Inzwischen hatte sich ein weiterer derrheinische Richtungen und bis in die Oldenburger Zweig abgesondert und ein Niederlande - erkennbar z. B. an ihren eigenes, gegen Oldenburg distanziertes Heiratsverbindungen, aber auch an der Selbstbewusstsein ausgebildet: die „älte- gelegentlichen Wahl von Angehörigen re Linie Delmenhorst”. Eine Wasserburg ihres Hauses zu Bischöfen in Osnabrück, in Delmenhorst war Mitte des 13. Jahr- Münster, Paderborn, Utrecht. Im späte- hunderts errichtet worden, als die Grafen ren 12. und im 13. Jahrhundert hatte der - Otto I., Johann I. - erkannten, dass sich Name Oldenburg in dieser weitgezoge- ihre nach 1234 angelegte Burg zu Berne nen Region, allem Anschein nach, einiges im unruhigen Stedingen auf die Dauer Ansehen. nicht halten ließ. Der „Horst” an der Del- me bot solidere Besitzsicherheit, und er Die unmittelbare Machtpräsenz sei- war attraktiv genug, dass Otto II. ihn als ner Träger konzentrierte sich damals in Residenz wählte, nachdem er, wohl 1278, und um Oldenburg und - bis 1270 - Wil- die bisher von der Oldenburg aus wahr- deshausen. Offenbar hatten die beiden genommenen Herrschaftsrechte und Ein- Söhne Egilmars II., Heinrich und Christian, künfte mit seinem älteren, an der Hunte schon bald nach der Mitte des 12. Jahr- verbleibenden Bruder Christian III. geteilt hunderts, vor 1167, die ihnen zugeerbten hatte. Der Delmenhorster Herrschaftsan- Herrschaftsrechte geteilt. Christian blieb teil war nicht sonderlich groß, einige in Oldenburg; mit Heinrich begann in Kirchspiele auf der Delmenhorster Geest, Wildeshausen eine durch vier Generatio- einige Orte im südlichen Stedingen, zwei nen gehende Linie, die sich nach 1220 Marschhufendörfer südlich der unteren noch weiter, nämlich auf die Grafschaft Hunte, die Schutzvogtei über das Zisterzi- Bruchhausen, auszweigen konnte. Freilich enserkloster Hude, dessen Bestand am wäre es verfehlt, diese Entwicklung nur Rande des stedingischen Kolonisations- als Machtausweitung des Hauses Olden- raumes nach dem Kreuzzugssieg von burg zu begreifen. Der mittelalterliche 1234 gesichert war. Doch die Delmenhors- Begriff von den Herrschaftsrechten eines ter Linie des oldenburgischen Grafen- Adelshauses als Familienbesitz, an dem hauses existierte lange genug, um sich möglichst viele herrschaftsfähige Ange- auch gegenüber Oldenburg als eigen- hörige der Dynastie zu beteiligen seien, ständig begreifen zu können. Schon im schuf neue Herrschaftskerne, von denen 14. Jahrhundert urkundeten die Herren kleinräumige Territorialgliederung aus- der Burg Delmenhorst als „comites”, Gra- ging, Ansätze auch zu Eigenständigkeits- fen, „de Oldenborch et Delmenhorst” tendenzen, die in heftige, abgrenzende oder auch schlicht als Grafen „to Delmen- Auseinandersetzungen führen konnten. horst”. Mehrfach seit dem späteren 14. So im frühen 13. Jahrhundert zwischen Jahrhundert drohte die neue „Graf- Oldenburg und Wildeshausen, mit der schaft” dem Hause Oldenburg ganz ver- Konsequenz, dass Heinrich III. von Olden- loren zu gehen. Dem Grafen Nikolaus von burg-Wildeshausen die Burg Wildeshau- Oldenburg/Delmenhorst, abgedanktem sen und die an ihr haftenden Herrschafts- Erzbischof von Bremen, gelang es dann rechte 1229 dem Erzbischof von Bremen zwar 1436, sie wieder mit Oldenburg zu aufließ, um sie als Lehen wieder von ihm vereinigen; aber zu der Zeit des Grafen zu empfangen. Als sein Neffe, Heinrich Gerd von Oldenburg, 1463, machte eine IV., 1270 starb, ohne Erben zu hinterlas- neuerliche Herrschaftsteilung Delmen- sen, war Erzbischof Hildebold rasch zur horst abermals zum eigenständigen Gra- Stelle, das erledigte Lehen für das Erzstift fensitz. 1482 wurde er vom Bischof von einzuziehen. Wie in Wildeshausen, so be- Münster okkupiert, 1547 für Oldenburg haupteten auch in Bruchhausen - aufge- zurückerobert, doch schon 1577 ein drit- Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg 53

Die Territorien zwischen Ems und Hunte um 1380 54 Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg

Stadt und Schloss Delmenhorst

tes Mal als Residenz einer sich abzwei- und Rechte in einigen Kirchspielen „bi genden Linie gewählt. Sie erlosch 1647. der Hase” ein: deutliches Signal dafür, Man hatte sich auch in Oldenburg inzwi- dass sie im alten Hasegau, wo sie einst schen daran gewöhnt, Delmenhorst und durchaus besitzreich gewesen waren, den von ihm aus beherrschten Raum als keinerlei Machtambitionen mehr hatten. gesonderte „Grafschaft” zu sehen und Das Ammerland war ihnen längst wichti- auch dann von den „Grafschaften Olden- ger. Ihr grundherrlicher Besitz an Höfen burg und Delmenhorst” zu sprechen, und abhängigen Bauern hielt sich hier in wenn sie - nach dem Anspruch oder, Grenzen; aber Grundherrschaft war nur zuletzt seit 1647, tatsächlich - in einer eine der Erscheinungsformen herrschaft- Hand vereinigt waren. licher Macht. In ausgedehnterer Weise ließ sich raumerfassende Herrschaft Für die oldenburgische Hauptlinie des durch gerichtsherrliche Rechte gewin- Grafenhauses dürfte die Existenz der del- nen: Gerichtsherrschaft und Sorge für menhorstischen Eigenständigkeit seit den öffentlichen Frieden konnten sich dem späten 13. Jahrhundert dazu beige- auch über Leute anderer Grundherren tragen haben, das Streben nach Verdich- erstrecken. Sie waren überhaupt zentrale tung und Ausweitung von Herrschafts- Elemente von „Landesherrschaft”. Auch rechten vor allem auf das nähere Umland das Geleitsrecht, das ein Landesherr auf und in nördliche, friesische Richtung zu den öffentlichen Straßen innehatte, der lenken. 1331 tauschten die Oldenburger Schutz des Verkehrs gegen Überfall und von Dietrich von Elmendorf dessen Straßenraub, machte Herrschaft - und grundherrlichen Besitz im Ammerland, zugleich ihre Grenzen gegen Herrschafts- die Burg Elmendorf und das Gogericht zu nachbarn - zur räumlichen Erfahrung. Zwischenahn und gegen Höfe Lokale Adelsfamilien schließlich, die sich Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg 55 in abgelegeneren Gegenden bis ins hohe des Fernverkehrs, und die Hunte, die Mittelalter selbständig behauptet hat- auch schon nach spätmittelalterlichen ten, konnten genötigt werden, die Lehns- Maßstäben bestenfalls noch für mittel- herrschaft des Mächtigeren zu akzeptie- große Schiffe bis Oldenburg schiffbar ren - so im Ammerlande die Herren von war, blieb ein Nebenfluss der Weser, auf Apen und die von Fikensolt. den sich nur ein Bruchteil der von und nach Bremen gehenden Schifffahrt Erst während des späten Mittelalters abzweigte. Der Stadtoldenburger Fern- wurde das Ammerland allmählich zu handel besorgte sich viele seiner Waren jenem Kerngebiet des Oldenburger Lan- aus und über Bremen. Mit den Bremer des, als das es vom neueren oldenburgi- Kaufleuten vermochte er, was Intensität, schen Regionalbewusstsein gern angese- Warenvielfalt, Reichweite seiner Geschäf- hen wird. Auch in Niederstedingen te betraf, nicht entfernt zu konkurrieren. nördlich der unteren Hunte - großenteils Er versorgte das Umland, bis hinaus in die Rodungsgebiet, von den Altsiedlungen Friesische Wehde, mit Handelswaren; in unmittelbar an der Weser abgesehen - dieser Funktion fand er seinen solidesten gewann die gräfliche Landesherrschaft Rückhalt. Auch die gewerbliche Produkti- jetzt einen Charakter der Selbstverständ- on der Stadt Oldenburg - wichtigstes Aus- lichkeit, der ihr im 13. Jahrhundert noch fuhrgut war Bier - musste ihren Absatz, keineswegs sicher gewesen war. Als Lan- immer wieder gegen bremische Konkur- desherren wurden die Oldenburger Gra- renz, in regionalen Grenzen suchen. So fen, spätestens seit dem Ende der Stedin- gedieh die Stadt nur verhalten. Zu keiner gerkriege, auch im Kirchspiel Dedesdorf, Zeit wuchs sie aus dem Schatten der Gra- rechts der unteren Weser, anerkannt: in fenburg, der herrschaftlichen Autorität einem Landstrich, der schon zum friesi- heraus. Das gilt gleicherweise und noch schen Siedlungsraum gehörte und, von eindeutiger für die Ackerbürgersiedlung, Oldenburg aus gesehen, ziemlich abgele- die sich an die Burg Delmenhorst lehnte; gen blieb. Als „Land Würden” konnte er sie blieb in ihrer städtischen Entwicklung sich weitgehende landesgemeindliche noch hinter Oldenburg zurück. Selbständigkeit bewahren. Alles in allem reichte der Raum, der im späten Mittelal- Die Stadt Bremen war die alle Kon- ter von der Oldenburg aus tatsächlich kurrenz überragende Handelsmacht in beherrscht wurde - Ansprüche auf olden- der spätmittelalterlichen Unterweserre- burgische Herrschaft gingen über ihn hin- gion. Sie dominierte auch im Handelsver- aus, bis nach Östringen hinein - nicht son- kehr mit den friesischen Gemeinden, sei derlich weit und man kann auch kaum es als Absatzmarkt für die Produkte der sagen, dass er seine Grafen schon beson- noch immer die Marschenwirtschaft prä- ders wohlhabend gemacht hätte. Die genden Viehzucht, sei es im Verkauf von Stadt Bremen überwachte den Handels- Waren. Die kleinen friesischen Küsten- verkehr auf der Unterweser; sie vermoch- plätze waren schon seit dem 11. Jahrhun- te adligen Burgenbau und die Errichtung dert vom städtischen Fernhandel und sei- von Zollstationen an den Flussufern erfol- ner Dynamik überflügelt worden. An der greich zu verhindern. Die Oldenburger hochmittelalterlichen Konjunktur hatten Grafen bemühten sich redlich, den Fern- sie noch einigen Anteil; im Spätmittelal- handel zwischen Westfalen und dem öst- ter stagnierte ihre Entwicklung. Das östli- lichen Friesland auf die kleine Stadt zu che Friesland, insbesondere auch Rüstrin- lenken, die sich im 13. Jahrhundert auf gen, wurde seit dem 13., erst recht im 14. dem Geestsporn unmittelbar nördlich der Jahrhundert von schweren, den Küsten- Grafenburg - etwas zögerlich - entwickel- verlauf zunehmend verändernden Sturm- te, und ihre Märkte in überregionales fluten heimgesucht. Sie rissen mit der Zeit Ansehen zu bringen. Auch die Stadt- die Jademündung zum Jadebusen auf, rechtsverleihung für Oldenburg 1345 störten und zertrennten die alten rüstrin- diente diesem ökonomischen Zweck. gischen Raumzusammenhänge, machten Aber die Stadt lag nun einmal - und bis in den Landesteil zwischen Maade und die Neuzeit hinein - nur an Nebenwegen Jade, Bant, sowie Butjadingen und Stad- 56 Die historische Entwicklung des Landes für geraume Zeit zu Inseln. Die lan- im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts desgemeindliche Einheit des alten Rüst- sein Enkel Sibet von Rüstringen mit wech- ringen löste sich entsprechend auf; an selndem Erfolg regionale Häuptlingsherr- ihrer Stelle bildeten sich neue, kleinere schaft auszubauen suchten, war die lan- Regionalstrukturen aus. Ihr Charakter desgemeindliche Bewegung nicht kräftig wurde wesentlich mitbestimmt durch die genug, sich entscheidend gegen das soziale und politische Ausfaltung des Häuptlingswesen durchzusetzen. Seit friesischen Häuptlingswesens: den Auf- 1428 konnte Sibets Halbbruder Hayo stieg einzelner Familien, die durch ihren Harlda von Jever, seinem Machtzentrum, Besitz, ihr kriegerisches Potential, ihr aus eine landesherrliche Autorität konso- Ansehen herausragten, zu lokal und lidieren, die schließlich, unter seinen regional beherrschenden Positionen. Sie Nachfolgern, das Wangerland, große Tei- konnten in Dörfern und Kirchspielen, le Östringens, das Rüstringer „Viertel” zum Teil aber auch, in Östringen, Wan- Bant umfasste. Die in Jever residierende gerland, Bant, um 1400 auch im Stadland, Dynastie verklammerte diese Gebiete, in regionaler Reichweite die Wahrnahme deren landesgemeindliche Traditionen öffentlicher Funktionen - Gerichtsbar- mehr und mehr verblassten; folgerichtig keit, Friedensschutz, Heerführung - an gewöhnte man sich daran, sie als „Herr- sich ziehen und versuchen, sie als ihren schaft Jever” zu bezeichnen. erblichen, dynastischen Besitz zu behaup- ten. Offensichtlich haben die Krisen des frühen und mittleren 14. Jahrhunderts - wirtschaftliche Stagnation, Sturmfluten Territorialstaatsbildung im und Deichbrüche, der „schwarze Tod” 15. und 16. Jahrhundert 1349/1350 - diese Entwicklung gefördert: sie verschärften die Existenzprobleme in Schon seit dem späten 14. Jahrhun- der bäuerlichen Bevölkerung und trieben dert, als Konrad II. erstmals das von Orts- die sozialen Differenzierungen voran. häuptlingen beherrschte Varel unter sei- ne Oberhoheit zog, ausgreifender dann Um 1400 boten kleinere und mächti- im 15. Jahrhundert traten die Grafen von gere Häuptlinge dem damals sich an der Oldenburg wieder als kontinuierliche Nordseeküste erheblich auswachsenden Machtkonkurrenten im östlichen Fries- Seeraub Unterschlupf und Rückhalt: für land in Erscheinung. Sie brachten die Frie- die Hansestädte, zumal für Hamburg und sische Wehde unter ihre Herrschaft; der Bremen Grund, in die unruhigen Macht- umtriebige Graf Gerd „der Mutige” hoff- verhältnisse Frieslands zwischen Ems und te gar, die Dominanz des Hauses Olden- Weser einzugreifen und sie in ihrem burg bis nach Aurich und Leer in das frie- Sinne zu bewegen. Bremen, dem an der sische Land hinein ausdehnen zu können. sicheren Handelsschifffahrt auf der Aber sprunghaft und unruhig in Plänen Unterweser lag, bemühte sich vorüberge- und Aktionen, war er seinen eigenen hend, im Stadland und mit Wirkung auf Ambitionen nicht gewachsen. Er ver- Butjadingen eine eigene territoriale wickelte sich in kriegerische Auseinan- Herrschaft zu etablieren. Gleichzeitig dersetzungen mit überlegenen Gegnern, unterstützte die Stadt den gegen 1420 den Hansestädten, dem Erzstift Bremen, sich lebhaft rührenden bäuerlichen dem Bistum Münster und wurde schließ- Widerstand gegen die Herrschaftsan- lich 1482 genötigt, seinen Herrschafts- sprüche der lokalen und regionalen rechten zugunsten seiner Söhne zu entsa- Häuptlingsfamilien. Zwar ließ sich die gen. Zuvor hatte Bischof Heinrich von bremische Herrschaftspräsenz im Stad- Münster - damals auch Administrator des land nicht halten, doch gelang es hier wie Erzstifts Bremen - Delmenhorst erobern in Butjadingen, die Häuptlinge aus ihren können: für das Stift Münster, nicht für Machtpositionen zu vertreiben und die Bremen. Münster war seit 1400 südwest- landesgemeindlichen Strukturen zu er- licher Nachbar der Grafschaft Oldenburg: neuern. Westlich der Jade, wo im späten seit ihm Graf Nikolaus von Tecklenburg 14. Jahrhundert Edo Wiemken der Ältere, den tecklenburgischen Herrschaftskom- Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg 57

Klöster, Stifte, Städte und Burgen in der Grafschaft Oldenburg und in der Herrschaft Jever um 1500 58 Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg plex um Cloppenburg und Friesoythe, der Oldenburger Grafen waren zu dieser Zeit, zwischen den münsterschen Gebieten um seit Ende des 15. Jahrhunderts, zielstrebig Vechta und an der Ems lag, nach verlore- und erfolgreich darum bemüht, ihre lan- nem Krieg hatte abtreten müssen. Die desherrliche Autorität und ihre Einkünfte Bischöfe von Münster blieben weiter innerhalb ihres Landes und nach außen zu expansiv; 1429 konnten sie, zunächst erweitern. Ständisches Wesen, die landes- vorübergehend, auch die Herrschafts- interne politische Konkurrenz fürstlicher rechte über Wildeshausen für das westfä- Landesherrschaft, gedieh in ihrer Graf- lische Hochstift erwerben. schaft nicht über Ansätze hinaus. Die Städte, Oldenburg und Delmenhorst, Sein „Niederstift” zwischen Ems und waren zu klein, der niedere Lehnsadel Hunte umfasste, verglichen mit dem blieb zu schwach, um sich auf Dauer als „Oberstift” im eigentlichen Westfalen, landständische Gegenkraft profilieren zu nur dünn besiedelte Landschaften. Auch können. Die um 1500 wirtschaftlich stär- städtische Entwicklung kam hier nur ver- ker werdenden Grafen konnten die klein- halten voran. Sie orientierte sich in adligen Besitzrechte in ihrem Land durch Vechta, wo sie seit dem 13. Jahrhundert Kauf weitgehend an sich bringen; mehre- Profil gewann, und in Cloppenburg re Familien der hoch- und spätmittelalter- (Stadtrecht 1435) an den landesherrli- lichen oldenburgischen Ministerialität chen Burgen. Friesoythe, das seinen städ- sanken sozial in die bäuerliche Sphäre ab. tischen Charakter um und nach 1300 aus- Auch gelang es Graf Johann V., seinem bildete, profitierte dabei vor allem von Hause endlich die schon von seinem Vater seiner Lage an einem der Handelswege Gerd angestrebte Herrschaft über die frie- zwischen Westfalen und Friesland. Befah- sische Wesermarsch - Stadland, Butjadin- rener war allerdings die „Flämische gen - zu gewinnen. Aus eigener Kraft frei- Straße”, der wichtigste Landweg zwi- lich war er nicht in der Lage, seinen schen Brügge und Lübeck, der über Clop- gefährlichsten Herrschaftskonkurrenten penburg führte und bei Wildeshausen - in diesem Gebiet, den ostfriesischen Gra- sich mit der Straße von Münster und Os- fen Edzard I., zu überspielen. Bei ihm fan- nabrück her vereinigend - in Richtung Bre- den die beiden bäuerlichen Landesge- men die Hunte überquerte. In Wildeshau- meinden, gleichsam politische Rudimente sen reichten die Ansätze zur strukturellen der alten „friesischen Freiheit”, vorläufi- Stadtbildung mindestens in das 12. Jahr- gen Rückhalt, nachdem der Oldenburger hundert zurück (Bremisches Stadtrecht: sie 1499 zunächst nur vorübergehend hat- 1270). Hier, am Orte des Alexanderstifts, te bezwingen können. konnte sich im späten Mittelalter ein aus- geprägteres städtisches Selbstgefühl ent- Auch Edzard, dem Sohn des ersten wickeln. Es geriet 1529 in scharfen Kon- Grafen in Ostfriesland aus der zu landes- flikt zum - letzten Endes überlegenen - herrlicher Macht und kaiserlicher Aner- bischöflich-münsterschen Stadtherrn; die kennung aufgestiegenen Häuptlingsfa- kleine Stadt im münsterschen Grenzbe- milie Cirksena, ging es um Herrschaft in reich zum Erzstift Bremen und zur Graf- der Wesermarsch; aber er konnte dort, schaft Oldenburg wurde damals rechtlich anders als der „dudesche” Oldenburger, zum „Flecken” zurückgestuft. friesische Traditionen zu mobilisieren suchen. Mit dem Argument, dass die Fries- Mit der Eroberung von Burg und Herr- lande zusammen, „bi einander”, bleiben schaft Delmenhorst, der das südliche müssten, hatte er schon im Jeverlande für Stedingen zugelegt wurde, hatte die sich geworben - allerdings ohne Erfolg, da Herrschaftsexpansion der Bischöfe von der dortigen Bevölkerung die eigene, Münster 1482 die untere Weser erreicht. jeversche Häuptlingsdynastie vertrauens- Freilich nur für kurze Zeit; 1547, in der würdiger war als die Idee einer friesischen Unruhe des bis Bremen vorgedrungenen Einheit, hinter der sich doch auch nur das „Schmalkaldischen Krieges”, gewann dynastische Machtstreben des Hauses Graf Anton I. Delmenhorst seinem Gra- Cirksena verbarg. An der Wende vom spä- fenhause im Handstreich zurück. Die ten Mittelalter zur frühen Neuzeit war Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg 59 der friesische Stammeszusammenhang in weg oldenburgisch. Ihrer Bevölkerung, der bäuerlichen Sphäre Frieslands kein insbesondere den bäuerlichen Hofbesit- aktivierender politischer Bewusstseins- zern, die ihre wirtschaftliche und soziale wert mehr - wenn er es denn je gewesen Existenz an die überkommene „Freiheit” war. Auch den Bauern von Butjadingen gebunden glaubten, schienen sich zu- und Stadland ging es - gegen die Grafen nächst alle Ängste zu bestätigen, die von Oldenburg - nicht um Friesland, son- ihnen aus dem Verlust der landes- dern um die eigene, als „friesisch” begrif- gemeindlichen Autonomie aufstiegen. fene Freiheit, von der sie sich den besten Das gilt insbesondere für die Zeit Graf Schutz ihres Wohlstandes versprachen. In Antons I. (1529-1573). Er strebte danach, ostfriesischen Territorialzusammenhän- die rechtliche Situation der freien Bauern gen und Solidaritäten zu denken, war gegenüber der Landesherrschaft den nicht ihre Sache. Ostfriesland war im Mit- sonst in der Grafschaft geltenden Ver- telalter noch kein territorialpolitischer hältnissen anzugleichen. Die daraus fol- Begriff gewesen; erst der Ehrgeiz ostfrie- gende, bisher ungewohnte Belastung mit sischer Häuptlinge, der tom Brok, der Diensten und Abgaben, aber auch der Cirksena, hatte ihn politisch interpretiert. rücksichtslose Eifer des Grafen, ökonomi- Dabei verstand ihn auch Graf Edzard I. schen Nutzen aus seiner Macht über die noch ganz selbstverständlich in seiner Marschenregion zu ziehen, wurde in dem herkömmlichen räumlichen Bedeutungs- friesischen Rechts- und Traditionsgebiet weite: Ostfriesland reichte im Osten bis als böse, das Recht beugende Unter- an die Weser. Entsprechend suchte er sei- drückung und gleichsam als Angriff auf ne Herrschaft bis dorthin auszudehnen. die hergebrachte Identität empfunden. Das Bedürfnis der Wesermarsch-Friesen Zwar wurde jetzt dank landesherrlicher nach Schutz gegen die oldenburgische Planung und Autorität möglich, was zu Drohung kam ihm daher sehr gelegen. bewerkstelligen in den Zeiten der genos- Aber wie hier den Grafen von Oldenburg, senschaftlichen Autonomie noch kaum so provozierte sein Machtehrgeiz auch denkbar gewesen war: großzügige Ein- westlich der Ems, in der Konkurrenz um deichungen und damit verbundener die Stadt Groningen, fürstliche Gegen- Landgewinn. Er hob den Inselcharakter spieler. 1514 kam schließlich eine über- Stadlands und Butjadingens auf. Doch mächtige Allianz gegen ihn in kriegeri- auch dieser Erfolg gegen das Meer, von sche Bewegung. Zu ihr gehörten die dem freilich die Grafen selbst am meisten friesischen Häuptlinge von Esens und profitierten, baute die bestehenden Vor- Jever, die um ihre Eigenständigkeit fürch- behalte gegen die oldenburgische Herr- teten, der Graf von Oldenburg, der in die schaft noch keineswegs ab. Die Nach- Wesermarsch drängte, und die welfischen folger Antons I., Johann VII. und Anton Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, Günther, reagierten zwar flexibler auf die denen ebenfalls an Herrschaftsgewinn an friesischen Empfindlichkeiten in der We- der als reich geltenden friesischen Küste sermarsch, unter anderem auch mit Zuge- lag. Sie brachten Butjadingen und Stad- ständnissen an die heimischen Rechtstra- land und auch Teile von Edzards Graf- ditionen (Butjadinger Landrecht 1664); schaft 1514 in ihre Gewalt, mussten aller- aber es dauerte noch bis in das 18. Jahr- dings bald einsehen, dass ihre hundert hinein, dass Mentalität und Herrschaftspräsenz im östlichen Friesland Selbstgefühl in Butjadingen bereit für sie politisch und finanziell zu kostspie- waren, die Zugehörigkeit zu Oldenburg lig wurde. Nutznießer solcher welfischen in fragloser Selbstverständlichkeit zu Einsicht war Johann V. von Oldenburg. akzeptieren. Ihm wurde 1517 das Stadland, 1521 ein Drittel Butjadingens als wolfenbüttel- Westlich des Jadebusens, im Jever- sches Lehen überlassen. Die landesherrli- land, stand dem Bestreben des ostfriesi- chen Rechte über die beiden anderen schen Grafenhauses, seine Vorstellungen Drittel konnte er 1523 erwerben. von der territorialen Einheit des östlichen So wurde die friesische Wesermarsch Friesland unter seiner Herrschaft zu reali- gewissermaßen über den welfischen Um- sieren, Ende des 15. und im 16. Jahrhun- 60 Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg dert nicht von vornherein, wie in der Seite wechselnden ostfriesischen Drosten Wesermarsch, die oldenburgische Macht- in Jever, Boing von Oldersum, 1531 aus konkurrenz, sondern der Eigenständig- der ostfriesischen Abhängigkeit lösen keitswille der einheimischen, jeverschen und ihr Jeverland in der Folge, auch dank Häuptlingsdynastie entgegen. Er barg vorsorglicher Lehnsbindung an die bur- sich in politisch-militärische Bündnisse gundischen Niederlande, selbständig re- gegen den expansiven Grafen Edzard ein, gieren. Distanz zum ostfriesischen Gra- fand seinen Rückhalt aber auch in der fenhaus blieb ein Grundelement ihres jeverländischen Bevölkerungsmehrheit. politischen Verhaltens; noch ihr Testa- Sie stand in den Jahren um 1500 zu Edo ment von 1573 motivierte sie damit, sie Wiemken dem Jüngeren und später müsse der für Land und Leute verderbli- ebenso getreu zu seinen Erbtöchtern, ins- chen Möglichkeit vorbeugen, dass „unser besondere zu dem ihre Schwestern lange benachbarte” - die ostfriesischen Grafen - überlebenden „Fräulein” Maria. sich Jevers bemächtigten. Da sie, als unverheiratetes „Fräulein”, keinen legiti- Maria von Jever wäre bereit gewesen, men Erben hinterließ, setzte sie den Sohn einen der Söhne Edzards zu heiraten. ihres oldenburgischen Vetters, Johann VII. von Oldenburg, zum Herrschafts- nachfolger in Jever ein.

Er war rasch zur Stelle, die Herrschaft zu übernehmen, als Maria im Februar 1575 gestorben war. Nicht, dass Jever damit oldenburgisch geworden wäre; das Jeverland blieb eine eigenständige „Herr- schaft”, die mit der Grafschaft Oldenburg nurmehr durch den gleichen Landes- herrn, also in „Personalunion” verbunden, in seinen überkommenen bäuerlichen Freiheiten, seinen Rechtsgewohnheiten, seinen Mentalitäten aber deutlich von ihm abgehoben war. Dass die Grafen - Johann VII., seit 1603 Anton Günther - versuchten, oldenburgischen Ideen von landesherrlicher Autorität auch in Jever Respekt zu verschaffen, war ihrem Anse- hen hier nicht eben förderlich. Vor dem Hintergrund der mitunter durchaus kri- tisch wahrgenommenen oldenburgi- schen Herrschaftsgegenwart konnte sich das Bild der letzten einheimischen Lan- desherrin, des Fräulein Maria, in den Fräulein Maria von Jever jeverschen Geschichtserinnerungen nur um so goldener verklären. Das regionale Identitätsbewusstsein im Jeverlande be- griff sie - bis in die neueren Zeiten hinein Aber die jungen ostfriesischen Grafen - geradezu als ein jeversches Identitäts- glaubten sich Jevers, das sie 1527 kurzer- symbol und grenzte sich damit gleicher- hand besetzt hatten, auch ohne solche weise gegen Ostfriesland wie gegen eheliche Bindung sicher zu sein, zumal Oldenburg ab. nach ihrem 1529 beurkundeten Interes- senausgleich mit Oldenburg (Verzicht auf ihre Ansprüche an Butjadingen und Stad- land; freie Hand in Jever). Maria, zutiefst gekränkt, konnte sich mit Hilfe des die Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg 61

Schloss Jever 62 Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg

gehend erfolgreich - aus dem Dreißig- jährigen Krieg und seinen Gegensätzen heraus. Wichtig am Westfälischen Frie- Johann VII. - der „Deichbauer”, wie den von 1648 war ihm vor allem die man ihn später nannte - hat sich freilich Bestätigung des kaiserlichen Weserzoll- von vornherein bemüht, seine beiden privilegs von 1623. Schon sein Großvater Territorien räumlich unmittelbar mitein- Anton I. hatte das Recht angestrebt, von ander zu verbinden: mittels eines neu den Handelsschiffen, die auf der Unter- angelegten, ostfriesischen Boden vermei- weser am oldenburgischen Ufer vorbeise- denden Landweges. Er befahl den Deich- gelten, Zölle erheben zu dürfen. Die Gra- schlag durch das „Schwarze Brack”, die fen begründeten ihren Anspruch darauf westliche Ausbuchtung des Jadebusens. mit den Ausgaben, die sie für die Siche- Das schwierige Werk konnte erst 1615, rung des Fahrwassers und für den Deich- zur Zeit seines Sohnes Anton Günther, bau aufzubringen hätten. Freilich lag die vollendet werden. Der „Ellenser Damm”, Deichlast primär bei den bäuerlichen diese neue Verbindung zwischen Olden- Deichanliegern. Der Gewinn aus dem von burg und Jever, wird zu Recht als eine - Anton Günther endlich erlangten Zoll- nach den Maßstäben jenes Zeitalters - recht ging indes an den Grafen: auf die technische Großleistung gerühmt. Dass er Dauer ein mehr als gewichtiger Posten dem damals gewerblich aufstrebenden unter den landesherrlichen Einnahmen. Orte Neustadtgödens den Zugang zur Die Stadt Bremen hat sich leidenschaft- See und damit die weitere wirtschaftliche lich gegen den Zoll gewehrt - am Ende Entwicklung abschnitt, bleibt darüber vergeblich. Dass Anton Günther in dieser gern vergessen. Den Grafen von Olden- ihren Lebensnerv schmerzhaft berühren- burg lag naturgemäß nichts an der den Angelegenheit obsiegte, hat die Zukunft eines Fleckens in der ostfriesi- mancherlei nachbarlichen Vorbehalte schen Häuptlings-”Herrlichkeit” Gödens; zwischen dem bürgerlichen, auf Handel sie rechneten allein zu ihrem Vorteil. Und gestellten Gemeinwesen und dem herr- dies verstanden sie schon seit Johann V., schaftlich strukturierten Oldenburg er- dem Sohn des unsteten Grafen Gerd, in heblich verschärft. höchst einträglicher Weise. Mit seiner Herrschaft begann für die Grafschaft Anton Günther war der letzte Graf Oldenburg seit 1482 eine lange, bis zum aus der in Oldenburg residierenden Linie Tode des Grafen Anton Günter (1667) des Oldenburger Grafenhauses, und viel- andauernde Phase der gräflichen Kon- leicht hat - neben seiner langen Regie- zentration auf die Erweiterung und rungszeit (1603-1667) und neben dem Sicherung landesherrlicher Einkünfte: einprägsamen, räumliche Nähe mit herr- durch Eindeichungen und damit Neu- schaftlicher Distanz verbindenden Stil sei- landgewinnung an der Küste und in den nes patriarchalischen Regierens - auch Moormarschen, durch Anlage und Aus- diese Tatsache die Erinnerung an ihn, mit bau von Vorwerken, durch Ochsenmast der verklärenden Vorstellung, dass zu sei- und profitablen Ochsenhandel großen nen Zeiten, als der Landesherr noch im Stils, durch die dem Ansehen insbesonde- Lande wohnte, Frieden und Wohlstand re Anton Günthers so förderliche gräfli- geblüht hätten, so tief und so anhaltend che Pferdezucht. Er „verfügte” - so sagt ins oldenburgische Geschichtsbewusst- Friedrich-Wilhelm Schaer über ihn - „als sein eingeprägt. Wie Fräulein Maria in Großgrundbesitzer und Großunterneh- Jever, so wurde Anton Günther in Olden- mer über eine dominierende wirtschaftli- burg - wenn nicht allenthalben im Lande, che Macht in seinem Herrschaftsbereich”. so doch in der Residenzstadt und den sie Und da er wusste, dass die Landwirtschaft umgebenden Landschaften vom westli- und der Handel mit ihren Produkten nur chen Ammerland bis Stedingen - zu einer im Frieden einträglich bleiben konnten, regionalen Symbolfigur. Dabei hatte er orientierte er sein politisches Verhalten in selbst seine Herrschaft nur erst bedingt erster Linie an seinem ökonomischen als eine landesbezogene Aufgabe ver- Nutzen. Er hielt sich und sein Land - weit- standen; er begriff sie und die aus ihr Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg 63

Graf Anton Günther von Oldenburg 64 Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg fließenden Einkünfte noch ganz und gar an, der ältere Bruder des Grafen Gerd, als dynastischen Besitz, mit dem sich ent- vom dänischen Reichsrat zum König von sprechend umgehen ließ. So versorgte er Dänemark gewählt wurde. Dieser Auf- seinen einzigen - illegitimen, daher nicht stieg zum Königtum erweiterte den Wir- allgemein in der Grafschaft nachfolgebe- kungsraum des Hauses Oldenburg erheb- rechtigten - Sohn mit der friesischen lich, verschob allerdings auch sein „Herrlichkeit” Kniphausen, mit dem Zentrum; die kleine Grafschaft an Hunte Amte Varel, der Vogtei Jade, einigen Vor- und Unterweser lag, von Kopenhagen werken und einem Anteil am Weserzoll. aus gesehen, nurmehr am Rande. Von der Seiner Schwester Magdalena bzw. ihren königlichen, der dänisch gewordenen Erben schrieb er die Herrschaft Jever zu: Linie zweigten sich Mitte des 16. Jahr- der dort geltenden weiblichen Erbfolge hunderts die herzoglichen Linien in gemäß. Magdalena war verheiratet mit Schleswig und Holstein ab. 1667, als das dem Fürsten Rudolf von Anhalt-Zerbst; so oldenburgische Erbe den nordischen Ver- wurden denn ihr Sohn Johann und die ihm wandten zustarb, meldete auch der Her- jeweils nachfolgenden Fürsten von An- zog von Holstein-Plön, als Konkurrent des halt-Zerbst Herren von Jever. Wieder eine dänischen Königs und des Herzogs von Personalunion; sie machte das Jeverland Holstein-Gottorp, Erbansprüche an. Aus nicht zerbstisch. Die neue, ziemlich weit den daraus aufsteigenden Komplikatio- entfernte Landesherrschaft griff zwar nen ging schließlich Dänemark als Sieger 1667 modifizierend in die Organisation hervor; seit Juni 1676 waren die däni- seiner kleinen Zentralverwaltung ein, schen Könige alleinige Landesherren von aber sie veränderte seine sozialen Verhält- Oldenburg und Delmenhorst. Wiederum: nisse, seinen überkommenen, durch freien die Grafschaften wurden jetzt nicht etwa bäuerlichen Besitz mitbestimmten, struk- dänisch; sie blieben selbstverständlich turellen Charakter kaum. Der Ort Jever, Glieder des Heiligen Römischen Reiches. 1536 zur Stadt „erhoben”, kam über die Die Landesherrschaft der Dänenkönige - ihm vorgegebenen, bescheidenen Dimen- als „Grafen von Oldenburg und Delmen- sionen seiner wirtschaftlichen Entwick- horst” - hatte dynastische Voraussetzun- lung, seiner Einwohnerzahl, seiner bür- gen; ihre Bewertung als „dänische gerlichen Selbstverwaltung auch in der Fremdherrschaft” in der späteren regio- zerbstischen Zeit nicht hinaus. Jeverland nalen Geschichtsschreibung lässt natio- blieb Jeverland, in seinen Strukturen nalstaatliche Vorbehalte durchschim- ebenso, wie in seinem rechtlichen Status mern, die dem 17. und 18. Jahrhundert als „Herrschaft” - auch, nachdem es 1793 noch fremd waren - schon gar in Olden- im Erbgang an die Kaiserin Katharina II. burg. von Russland, gebürtige Prinzessin von Anhalt-Zerbst, gelangt war. So wenig die Ihren Ländern und Untertanen gestei- Übernahme der Herrschaft Jever durch gerte Einkünfte für den eigenen Bedarf - Johann VII. von Oldenburg 1575 das Jever- von der Hofhaltung und fürstlichen land territorial zu einem oldenburgischen Repräsentation bis zu Heerwesen und Landesteil gemacht hatte, so wenig wurde Kriegführung - abzugewinnen, lag in es durch den Herrschaftswechsel von 1793 jener Zeit auch einheimischen Dynastien unmittelbar russisch. am Herzen; die entsprechenden Bestre- bungen der „dänischen” Landesherren Für die Grafschaften Oldenburg und Oldenburgs wichen in dieser Hinsicht Delmenhorst war schon 1570 vom Kaiser nicht von der Normalität ab. Dass sich das dem König von Dänemark und dem Verhältnis der dänischen Könige zu ihrer Herzog von Holstein-Gottorp die Lehns- oldenburgischen Grafschaft an den über- nachfolge zugesichert worden, falls die greifenden Interessen ihrer von Kopen- oldenburgische Grafenlinie einmal - hagen aus gesteuerten Reichspolitik ori- lehnsrechtlich gesehen - erlöschen sollte. entierte, liegt freilich auf der Hand. So Mit Anton Günthers Tode 1667 trat dieser war ihnen Oldenburg im späten 17. und Erbfall ein. Seine Vorgeschichte hatte im im frühen 18. Jahrhundert vor allem Jahre 1448 begonnen: als nämlich Christi- wichtig, weil sich von dort aus die Her- Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg 65

Vogelschauansicht der Stadt Oldenburg

zogtümer Bremen und Verden im Rücken aus dem Mittelalter überkommenen bäu- bedrohen ließen: Territorien, die von der erlichen Naturalabgaben und „Hofdien- Krone Schweden beherrscht wurden, ste” in feste, jährliche Geldzahlungen dem Erbfeind des dänischen Königshau- zum Abschluss zu bringen: ein Reform- ses. Als sie nach dem „Nordischen Krieg”, werk, das man später vielleicht etwas zu 1719, an Kurhannover gekommen waren, voreilig als eine „Bauernbefreiung” minderte sich denn auch der Wert Olden- bewertet hat. Sie machte die bäuerlichen burgs für Dänemark. Letzten Endes war Abhängigkeiten kalkulierbarer, diente die Grafschaft, von der anregenden, aber zugleich dem landesherrlichen bewegten, urbanen Metropole Kopenha- Interesse. Ihm lag mehr daran, die herr- gen her beurteilt, ein ziemlich abgelege- schaftlichen Einnahmen zu erhöhen, als nes Nebenland. Seine Beamtenschaft den Untertanen entgegenzukommen. bestand - von Ausnahmen wie dem Dabei hätten sie es dringend nötig umsichtigen Kanzler Gensch von Breiten- gehabt - insbesondere die Einwohner der au (1681-1701), dem energischen Ober- Hauptstadt Oldenburg. Zu Anton landdrosten von Sehestedt (1718-1736 in Günthers Zeit in einiger Blüte, hatte sie Oldenburg) und einigen anderen abgese- mit dem Tode des Grafen die auch öko- hen - nicht gerade aus Spitzenkräften. nomisch wichtige Hofhaltung verloren. Auffällige Anstöße zur Landesentwick- Die Statthalter des Königs, die in dem lung gingen von ihr kaum aus. Immerhin bröckelnden Stammschloss der Dynastie gelang es bis 1697, die schon unter Anton residierten, konnten den gräflichen Hof Günther begonnene Umwandlung der nicht entfernt ersetzen. 1678 zerstörte 66 Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg dann eine Brandkatastrophe 75 % des len bei den betroffenen Bauern - ein stadtoldenburgischen Häuserbestandes. Sachverhalt, der den Historiker davor Der Wiederaufbau zog sich quälend lan- warnen sollte, die oldenburgische Misere ge durch die Jahrzehnte. Mitte des 18. während der „Dänenzeit” gar zu einsei- Jahrhunderts hatte die Stadt etwa 3000 tig der „dänischen Fremdherrschaft” Einwohner; gegen Ende der Anton- anzulasten. Sie lag mindestens ebenso in Günther-Zeit waren es immerhin an 4 000 den allgemeinen wirtschaftlichen Ver- gewesen. hältnissen und Zwängen und ihren Wir- kungen auf Mentalität und Verhalten der Die Folgen des Stadtbrandes von 1678 Landeseinwohner begründet. hätten rascher überwunden werden kön- nen, wären die konjunkturellen Entwick- Doch der König aus dem Hause Olden- lungen günstiger gewesen. Aber über burg saß fern in Kopenhagen; Land und großen Teilen Europas, Deutschlands Landesherr blieben einander im Grunde zumal, lag von der Mitte des 17. bis Mitte fremd. Im mittleren 18. Jahrhundert kam des 18. Jahrhunderts bedrückliche Sta- es, in der Konsequenz dynastischer Hei- gnation - insbesondere für die Landwirt- ratspolitik, zu gewichtigen Machtver- schaft. Das Oldenburger Land war arm an schiebungen innerhalb des ausgezweig- Rohstoffen und an sie verarbeitender ten oldenburgischen Gesamthauses. Die Produktion; es blieb noch bis tief in das „ältere Linie Gottorp” - seit geraumer Zeit Zeitalter der Industrialisierung ein reines im Abwehrkampf gegen ihre dänischen „Agrarland”. Die allgemeine Agrarde- Vettern begriffen - gelangte 1762 auf den pression nach dem Dreißigjährigen Krieg Thron der russischen Zaren, und den jetzt erfasste die Grafschaft schon in den letz- mächtig gewordenen wurde möglich, was ten Jahrzehnten Anton Günthers; sie bil- den zuvor kleinen Kieler Herzögen ver- det den insgesamt eher grauen als leuch- sagt geblieben war: einen umfassenden tenden wirtschaftlichen Hintergrund Interessenausgleich mit dem dänischen auch für den größeren Teil der oldenbur- Königshause zu finden. Das Zarenhaus gischen „Dänenzeit”. Katastrophen wie verzichtete auf seine Rechte und An- vor allem die verheerende „Weihnachts- sprüche in Schleswig und Holstein, erhielt flut” von 1717, welche die gesamte südli- dafür vom Dänenkönig die Grafschaften che Nordseeküste mit Deichbrüchen, Oldenburg und Delmenhorst und gab die- Überflutungen, Todesopfern, Vernich- se Stammlande sogleich weiter an die tung von wirtschaftlichen und sozialen „jüngere Linie Gottorp”, die von ihrer Existenzen in großer Breite heimsuchte, Residenz in Eutin aus das kleine, prote- trugen dazu bei, die Situation durch Jah- stantische Fürstbistum Lübeck beherrsch- re hin zusätzlich zu verdüstern. Das te. Sie erfuhr nun mit Oldenburg eine Bemühen um die Erneuerung der zer- deutliche Steigerung ihres Herrschaftsbe- schlagenen Deiche, verbunden mit der sitzes und Ansehens. Der Besitzwechsel Tendenz, das Deichwesen überhaupt in wurde im Dezember 1773 vollzogen; 1774 seiner Organisation zu verbessern, die erhob der Kaiser dann die Grafschaften zu königliche Bereitschaft, bedeutende einem Herzogtum des Reiches. Der neue Finanzmittel in die Überwindung der Herzog von Oldenburg, Fürstbischof Flutschäden - damit natürlich auch in die Friedrich August, bevorzugte allerdings möglichst rasche Normalisierung der auch weiterhin das lieblichere Eutin. Erst steuerlichen Leistungskraft des Landes - sein Herrschaftsnachfolger Peter Friedrich zu investieren, die unermüdlichen Akti- Ludwig zog die Konsequenz aus der Tat- vitäten insbesondere des Oberlanddro- sache, dass Oldenburg zum Hauptland sten von Sehestedt in diesem Zusammen- der „jüngeren Linie Gottorp” geworden hange: all dies gehört zu den positiven war: er siedelte 1785 in das Oldenburger Leistungen der „dänischen” Landesherr- Schloss über. Damit war die Stadt Olden- schaft in Oldenburg. Sie stieß allerdings burg wieder Fürstenresidenz geworden - gerade mit ihrem Reformstreben in den zu ihrem dauerhaften Nutzen. Gewiss Deichangelegenheiten auf mancherlei kam ihr und dem Land insgesamt auch Vorbehalte, um nicht zu sagen: Widerwil- zugute, dass sich die wirtschaftlichen Ver- Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg 67

Herzog Peter Friedrich Ludwig von Oldenburg hältnisse allgemein seit Mitte des 18. Jahr- che Geschichte der Stadt als eines von Ver- hunderts gebessert hatten. Doch gerade waltung, Marktfunktion, Kulturvermitt- von der herzoglichen Residenznahme lung geprägten regionalen Zentrums. 1785 gingen wesentliche Impulse auf die Entwicklung des stadtoldenburgischen Wachstums und Charakterbildes aus; mit ihr begann recht eigentlich die neuzeitli- 68 Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg

Das Oldenburger Land in der reformation hatte während des 17. Jahr- hunderts die Ergebnisse der lutherischen Neuzeit Reformation im Niederstift Münster weit- gehend wieder auslöschen können; das Schon in den letzten Jahren der bisher rein lutherische Herzogtum Olden- „Dänenzeit” - und abgeleitet vom däni- burg wurde also 1803 um zwei durchge- schen Vorbild -, dann auch unter dem hend katholische Ämter erweitert. In Wil- ersten Herzog von Oldenburg, hatte es deshausen gab es eine starke katholische Ansätze zu einer moderneren, an Prinzipi- Minderheit: Folge der zwischen protestan- en der „Aufklärung” orientierten Regie- tischem Schweden und katholischem rungspraxis gegeben. Sie wurden aufge- Fürstbistum Münster wechselnden Herr- nommen, ausgeweitet, intensiviert durch schaftsverhältnisse nach dem Dreißigjähri- Herzog Peter Friedrich Ludwig; mit Refor- gen Krieg. Seit 1701 gehörte Wildeshau- men im wirtschaftlichen und sozialen, im sen pfandweise, seit 1719 als Dauerbesitz juristischen und kulturellen Bereich staat- zu Kurhannover - bis eben 1803, als es licher Verwaltungstätigkeit stilisierte er Oldenburg überlassen wurde, dessen Gra- sich gewissermaßen zur Symbolfigur des fenhaus hier schon einmal, im 12. und im „aufgeklärten Absolutismus” in Olden- 13. Jahrhundert, mächtig gewesen war. burg. Seine Herrschaftspraxis galt dem größtmöglichen „Glück” der Untertanen, Peter Friedrich Ludwig hatte großarti- wie er es verstand; sie behielt die Wege zu gere Vorstellungen von dem Herrschafts- solchem Ziel allerdings allein der höheren, raum, der den oldenburgischen Gottor- abgehobenen Weisheit und Einsicht des pern angemessen gewesen wäre. Zwischen Landesherrn und seiner Beamten vor. 1811 und 1813 indes musste er sein Her- Natürlich stieß sie auf Hemmnisse: ebenso zogtum an Napoleon preisgeben; der in der Mentalität der Landeseinwohner - größte Teil des nordwestlichen Deutsch- der Herzog meinte einmal, in „Trägheit” land war damals, Oldenburg einbegriffen, und „Eigensinn” ihre hauptsächlichen dem Kaiserreich Frankreich eingegliedert. Charaktereigenschaften ausmachen zu Ende 1813 konnte der oldenburgische können -, wie in den begrenzten staatli- Herzog heimkehren. Er war 1811 an den chen Mitteln. Noch immer bildete der in russischen Zarenhof ausgewichen, in den Elsfleth erhobene Weserzoll einen zentra- Schutz des weitaus mächtigeren Verwand- len Posten der landesherrlichen Einnah- ten, und er hoffte auf den Zaren, auf seine men. Die Stadt Bremen konnte schließlich Hilfe für eine bedeutende Erweiterung den Auflösungsprozess des alten Reiches, Oldenburgs, als die staatlichen Verhältnis- konkret: die Säkularisation der geistlichen se Deutschlands durch den „Wiener Kon- Territorien Deutschlands 1803 nutzen, das gress” 1814/1815 neu geordnet wurden: er ihr höchst lästige oldenburgische Zollprivi- hoffte auf den Gewinn Ostfrieslands und leg loszuwerden. Oldenburg durfte den des Emslandes. Doch er konnte sich gegen Zoll noch bis 1813 einfordern; sein Verlust die mächtigeren englisch-hannoverschen wurde ihm ausgeglichen durch die Zuwei- Interessen nicht durchsetzen, musste sich sung der bisher zum „Niederstift Mün- vielmehr mit dem eigens zugeschnittenen, ster” gehörenden Ämter Vechta und Clop- kleinen „Fürstentum Birkenfeld” an der penburg und des kurhannoverschen fernen Nahe als Trostpflästerchen und mit Wildeshausen. der Erhebung seines jetzt dreiteiligen Herrschaftsgebietes - Herzogtum Olden- Peter Friedrich Ludwig war mit diesem burg, Fürstentum Lübeck (Eutin), Birken- Tausch keineswegs einverstanden, musste feld - zum „Großherzogtum” begnügen. ihn aber akzeptieren. Die Region um Für sich selbst lehnte er diese Würdenstei- Vechta und Cloppenburg war auch um gerung verächtlich ab. Erst sein Sohn Paul 1800 noch immer ein wirtschaftlich eher Friedrich August nahm den Großherzogsti- dürftig entwickeltes Gebiet mit ausge- tel an. dehnten Einöden; auch hob sie sich kon- fessionell schroff von der alten Grafschaft Oldenburg ab. Die landesherrliche Gegen- Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg 69

Ostfriesland und das Emsland wurden turellen Eigenarten, Traditionen, Orien- hannoversch; entsprechend lag das Her- tierungen miteinander verband. zogtum in der Gestalt, die es 1803 ge- wonnen hatte, vom Königreich Hannover Gemeinsam war ihnen zunächst nur- eingeschlossen zwischen Dammer Bergen mehr der Landesherr, die zentrale Verwal- und Nordsee. Zar Alexander von Russland tung, seit 1848/49 bzw. 1852 (“revidiertes verzichtete 1818 zugunsten des olden- Staatsgrundgesetz”) auch Landtag und burgischen Herzogs auf die Herrschaft Verfassung. Das oldenburgische Staatswe- Jever; 1823 konnte Peter Friedrich Lud- sen - ob nun, bis 1848, noch immer im Stil wig sie endgültig für Oldenburg über- des landesväterlichen, „aufgeklärten” Ab- nehmen. Nur die „Freie Herrschaft Kni- solutismus regiert, ob dann, nach der bür- phausen”, der eigenständige Rest des gerlichen „Revolution” von 1848, an die Herrschaftsbesitzes, mit dem einst Anton Kontrolle seiner Finanzen durch den Land- Günther seinen illegitimen Sohn Anton tag und an dessen Mitbeteiligung bei der „von Aldenburg” ausgestattet hatte, Gesetzgebung gebunden - machte weder wusste sich als Eigentum der Grafen von in seiner Repräsentation noch in seinen Bentinck bis 1854 zu behaupten; dann Investitionen zur Landesentwicklung auf- kaufte Oldenburg ihnen ihre Rechte ab. fallend viel von sich her. Die Landesver- Es war finanziell dazu in der Lage, nach- hältnisse zwangen zur Bescheidenheit. Erst dem es seinerseits etwas über 300 ha nach der Mitte des 19. Jahrhunderts, aber Land westlich der Jade an Preußen ver- auch jetzt zunächst nur punktuell - vorü- kauft hatte: das Gebiet, auf dem alsbald bergehend in Varel, dauerhaft in Ostern- Kriegshafen und Stadt Wilhelmshaven burg, am Rande der Hauptstadt, und in entstanden. Weitere territoriale Verän- Augustfehn - wurde das Herzogtum von derungen gab es nicht mehr. Das Herzog- der Industrialisierung erfasst. Die Eisen- tum Oldenburg war bis Mitte des 19. bahn kam, auch wegen hannoverscher Jahrhunderts zu der Gestalt gediehen, Obstruktion, vergleichsweise spät ins Land. die das an ihm orientierte Geschichtsbe- 1867, nach der Annektion Hannovers wusstsein auch am Ende des 20. Jahrhun- durch Preußen, rollte sie erstmals zwischen derts noch, nach mehr als fünfzig Jahren Bremen und Oldenburg und weiter nach Zugehörigkeit zum Lande Niedersachsen, Heppens bei Wilhelmshaven, 1869 dann als „Land Oldenburg” begreift: ein Terri- nach Leer, wo die Bahnverbindung zum torialzusammenhang, in dem die bis 1918 westdeutschen Industriegebiet erreicht regierende, großherzogliche Dynastie wurde, 1876 endlich auch von Oldenburg kleinere Regionen von durchaus unter- nach Osnabrück. schiedlichen strukturellen, sozialen, kul-

Eisenwerk Augustfehn 70 Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg

Die Eisenbahn, damals das Symbol für begannen sich abzuflachen. Auch in den Mobilität und Fortschritt schlechthin, öff- Geestregionen gewann die Viehzucht, als nete mit der Zeit auch abgelegenere „Veredelungswirtschaft” betrieben, er- Regionen des Herzogtums für die Moder- heblich an Raum. In den Jahren um 1900 nisierungsprozesse, die von der Industria- machte zugleich, durchweg wiederum lisierung ausgingen. Unmittelbare indu- dank staatlicher Antriebe, die Kultivie- strielle Aktivitäten größeren Stils rung der Moore und sonstigen Einöden konzentrierten sich um die Wende zum große Fortschritte, wie allenthalben im 20. Jahrhundert - außer in Osternburg Lande, so zumal in Südoldenburg, dem und Augustfehn - vor allem in Delmen- oldenburgischen Teil des einstigen Nie- horst, Nordenham und Wilhelmshaven. derstifts Münster. Dieses Gebiet galt bis In Delmenhorst war die Nähe Bremens weit in das 19. Jahrhundert hinein ökono- wichtige Voraussetzung der industriellen misch eher als rückständig, mit einem - Entwicklung (Jutespinnerei, Linoleum- bezeichnenderweise - hohen Anteil an werk, Norddeutsche Wollkämmerei und der Auswanderungsbewegung des Zeital- Kammgarnspinnerei). In Nordenham ters. Doch die Eisenbahn erschloss seiner lockte der Hafenausbau Industrien an, Landwirtschaft die großen Abnehmer- die Rohstoffe aus Übersee importieren Märkte des rheinisch-westfälischen Bal- mussten und auch für ihren Export auf lungsraumes und öffnete ihr damit den die Seeschifffahrt angewiesen waren. Im Weg in ein kontinuierliches, von ständiger preußischen Wilhelmshaven mit seinem Modernisierung begleitetes Wachstum oldenburgischen Umland prägten Kriegs- hinein - bis zu den aktuellen Erschei- hafen und Marinewerft das industrielle nungsformen modernster „Agrarindu- und soziale Bild. Diese Städte wuchsen strie” samt den von ihr aufgeworfenen oder wucherten im Zuge einer raschen - oder verstärkten Umweltproblemen. zum Teil von weit her kommenden - Bevölkerungszuwanderung völlig neu Die Agrarmodernisierung seit dem auf oder veränderten doch ihre über- späten 19. Jahrhundert bedeutete für kommene Struktur ganz und gar. In ihnen Südoldenburg Veränderung und Selbst- stellte sich das industrielle Zeitalter dar - bestätigung zugleich. In der ebenfalls freilich in norddeutscher Modifizierung, gängigen Benennung dieser Region als mit einer deutlichen Tendenz ins Boden- „Oldenburger Münsterland” lebt ihre ständig-Bürgerliche, trotz des hohen territoriale Vergangenheit vor 1803 nach, Arbeitnehmeranteils an der jeweiligen tritt aber gleicherweise auch ihre noch Einwohnerschaft. Alles in allem verhielt immer eindeutige konfessionelle Zuord- die Urbanisierung in den oldenburgi- nung zutage. Der katholische Charakter schen Industrieorten in bestenfalls mittel- Südoldenburgs stellte das ganz in prote- städtischen Dimensionen. Die Verhältnis- stantische Traditionen gebundene olden- se blieben überschaubar. burgische Staatswesen seit 1803 vor bisher ungekannte Probleme. Ihrer Bewältigung Indes durchdrang das industrielle Zeit- kamen die Tendenzen der „Aufklärung” alter mit seinen modernisierenden Wir- und die von ihnen ausgehende Relati- kungen die kleinstädtischen Regionalzen- vierung religiöser Überlieferungen, kam tren, die Flecken, die Dörfer und ihre freilich auch die konfessionelle Geschlos- sozialen Strukturen. Die Landwirtschaft senheit der protestantischen und katholi- paßte sich, von der oldenburgischen schen Regionen des Herzogtums zugute. Regierung klug gefördert, den Verände- Allerdings suchte Herzog Peter Friedrich rungen an, die die allgemeine Verstädte- Ludwig den Einfluss einer auswärtigen rung mit ihrem anwachsenden, differen- Autorität, des Bischofs von Münster als des zierten Konsumbedarf, aber auch der für Vechta und Cloppenburg zuständigen Konkurrenzdruck russischer und vor allem geistlichen Oberhirten, auf seine neuen amerikanischer Getreideproduzenten auf Untertanen möglichst einzuschränken. dem europäischen Markt bewirkten. Die Institutionelle Konsequenz dieses Bestre- Unterschiede zwischen Marsch und - auch bens wurde - seit 1830/1831 - das „Bischöf- vom Kunstdünger profitierender - Geest liche Offizialat” in Vechta: eine geistliche Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg 71

Territorialentwicklung des Oldenburger Landes im 19. Und 20. Jahrhundert 72 Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg

Behörde, deren Leiter, der Offizial, zwar Grafschaft aus der Bindung, der Gewöh- dem Bischof von Münster nachgeordnet nung an das landesherrliche „Haus Olden- blieb, dem aber bestimmte bischöfliche burg” hervorgewachsen. Wohl erst in der Funktionen für die Oldenburger Katholi- frühen Neuzeit hatte es sich stärker auch ken übertragen wurden. Diese Einrich- auf das von der Dynastie abgeleitete Land tung, geschaffen aus Rücksicht auf das Oldenburg bezogen; man war dann landesherrlich-oldenburgische Eigenstän- Oldenburger, weil man im Oldenburger digkeitsbedürfnis, entwickelte sich zu Lande seine Heimat hatte. Doch blieben einem spezifischen Zentrum für das Motivation und Intensität des Oldenburg- Oldenburger Münsterland. Sie vermittel- Bewusstseins zwischen Delmenhorster te ihm auf ihre Weise regionale Identität. Geest, Ammerland, Wesermarsch durchaus Dabei gerieten südoldenburgisches differenziert. Das südoldenburgische Zu- Eigenbewusstsein und Zugehörigkeit zu gehörigkeitsgefühl bereicherte sie im Lau- Oldenburg in eine selbstverständliche fe des 19. Jahrhunderts mit seiner eigenen, Wechselbeziehung. Die relative Libera- „münsterländischen” Färbung. Hier war lität, die der oldenburgische Staat, alles das oldenburgische Landesbewusstsein in allem, auch gegenüber seinen katholi- denn auch kräftiger als andernorts mit schen Untertanen durchzuhalten ver- politischem Interesse aufgeladen. Aber es mochte, bewährte sich insbesondere konnte sich auch in der Mitte, im Norden während der Jahre des antikatholischen, des Landes noch einen soliden Rest an poli- preußischen „Kulturkampfes” nach 1870. tischer Aktualität bewahren. Das olden- Er vertiefte die Ablehnung Preußens im burgische Landesbewusstsein war stabil Oldenburger Münsterland - einen regio- genug, selbst den Verlust seines ursprüng- nalen Vorbehalt, der bis in das 20. Jahr- lichen und eigentlichen Orientierungszen- hundert hinein konstant blieb und in den trums, der landesherrlichen Dynastie, zu ersten Jahren nach 1945 auf ein gewisser- überdauern. Wie in allen deutschen Für- maßen noch als preußisch begriffenes stenstaaten, so verzichtete auch in Olden- Niedersachsen übertragen wurde. Das burg das heimische Herrscherhaus im Streben nach Distanz zu Preußen bekräf- November 1918 auf seinen Thron. Doch tigte die Akzeptanz Oldenburgs. Sie fiel der Wille zu revolutionärer Veränderung, den Südoldenburgern seit dem späten 19. der damals vor allem in Wilhelmshaven Jahrhundert umso leichter, weil der aufflackerte, blieb viel zu schwach, um anhaltende wirtschaftliche Aufschwung die hergebrachte oldenburgische Eigen- ihrer Region sie zu bestätigen schien. staatlichkeit ernsthaft gefährden zu kön- nen. Sogar die Nationalsozialisten glaub- In den protestantischen Landesteilen ten sie noch propagieren zu müssen, als des Herzogtums herrschte freilich, nach sie sich um Landtagsmehrheit und Regie- der Mitte des 19. Jahrhunderts, eine deut- rungsmacht im „Freistaat” Oldenburg liche, von Misstrauen gegen den rings bemühten. umklammernden Nachbarn Hannover durchzogene Parteinahme für Preußen Sie waren bis 1928 eine bedeutungs- vor. Im innerdeutschen Krieg von 1866 lose Gruppe im Lande; die Parteien, auf stand Oldenburg - anders als Hannover - die sich die „Weimarer Republik” stützen auf der preußischen Seite. Es blieb daher konnte, dominierten. Schon in den Jahr- von preußischer Annektion verschont und zehnten des Kaiserreiches hatten, seit es konnte im Rahmen der Reichsverfassung überhaupt Wahlen gab, in den prote- von 1867 bzw. 1871 seine staatliche Eigen- stantischen Gebieten Oldenburgs die ständigkeit bewahren. Ihre Notwendigkeit liberalen Richtungen besonders hohe wurde vom immer selbstverständlicher Stimmenanteile gewonnen, mit einem werdenden Gefühl der nationalstaatlichen stärker nationalliberalen Akzent im städ- Realität sicher relativiert, aber als olden- tischen Bürgertum und bei den Marsch- burgischer Bewusstseinswert noch keines- bauern und mit überdurchschnittlich gu- wegs überall im Lande aufgehoben. Das ten linksliberalen Ergebnissen auf der Selbstverständnis, mit dem man sich als Geest. Der politische Liberalismus konnte „Oldenburger” begriff, war in der alten geradezu als ein oldenburgisches Iden- Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg 73

Oldenburgisches Landesministerium titätsmerkmal erscheinen. Nicht, dass chen Orten deutlich mehr, der Wähler- demokratische Traditionen hier beson- stimmen auf sich ziehen. Insgesamt ders kräftig ausgebildet gewesen wären; gewannen sie die absolute Mehrheit der in den Geestgemeinden wählte man Sitze im Landesparlament: ein Erfolg, der linksliberal vor allem in Opposition zur Oldenburg als erstem deutschen Lande Agrarpolitik des Reiches, welche die eine rein nationalsozialistische Regierung großen Getreideproduzenten mit hohen bescherte. Dass sie sich halten konnte, Zöllen schützte, den Interessen der klei- verdankte sie dann freilich nur der nen Bauern aber, die Futtergetreide ein- „Machtübernahme” Hitlers im Reich am kaufen mussten, zuwider lief. Nach 1918 30. Januar 1933. Ohnehin gab es Wähler- schien es zunächst, als könne der Libera- bastionen im Lande, die der Hitlerpartei lismus seine alten Positionen in Olden- einigermaßen standzuhalten vermoch- burg behaupten. Doch in den Agrarkrisen ten: so im Oldenburger Münsterland, wo der zwanziger Jahre, die wiederum vor die konfessionelle Zugehörigkeit das allem die Geest heimsuchten - Vermö- Wählerverhalten weitgehend, auch über gensverluste durch die Inflation nach ökonomische und soziale Interessenun- dem verlorenen Krieg; weiterhin hohe, terschiede hinweg, mitbestimmte. Dort den oldenburgischen Bauern nachteilige behauptete das katholische „Zentrum”, Getreidepreise, zunehmende existentiel- wie schon seit dem Kaiserreich, seine Vor- le Unsicherheit auf vielen Höfen - brach macht im politischen Bewusstsein der das tradierte Wählerverhalten ein. Bevölkerung. Und in den industriellen Rechtsradikale Parolen und Versprechun- Zentren mit ihrem hohen Anteil an Arbei- gen fanden Gehör und Glauben; 1928 tern in der Einwohnerschaft, in Delmen- begann der rasante Aufstieg der Natio- horst, Nordenham mit Umland in der nalsozialisten. Bei der oldenburgischen Wesermarsch, Wilhelmshaven-Rüstrin- Landtagswahl vom 29. Mai 1932 konnten gen, Osternburg, blieb bis 1933 ein fester sie im Ammerlande und auf der Friesi- sozialistischer Wählerkern gegen den schen Wehde rund drei Viertel, an man- Nationalsozialismus resistent. 74 Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg

Schon in den Jahren der „Weimarer Allerdings gab es in den ersten Nach- Republik“ war - zuweilen mit drängender kriegsjahren auch im Oldenburgischen Lebhaftigkeit - eine grundsätzliche Neu- noch andere, letzten Endes elementarere gliederung des Reiches diskutiert wor- Existenzprobleme zu bewältigen als die den: für Oldenburg ein gefährliches, weil Frage nach Bestand oder Untergang der seine Eigenstaatlichkeit angreifendes Eigenstaatlichkeit. Wilhelmshaven hatte Thema. Es gewann in den nationalsoziali- durch Bombenangriffe ca. 60 % seines stischen Jahren, zumal während des Krie- Wohnraumes verloren; zudem mussten ges, wieder an Aktualität, mit Raum- für diese Stadt, die mit Kriegshafen und vorstellungen, die sich für unser Gebiet Marinewerft wirtschaftlich ganz auf die an dem - auch die preußischen Regie- Kriegsflotte hin orientiert gewesen war, rungsbezirke Aurich und Osnabrück weitgehend neue ökonomische Existenz- umfassenden - „Gau Weser-Ems” der sicherungen gefunden werden. In Südol- NSDAP orientierten. Nach dem deutschen denburg war der innere Stadtbereich von Zusammenbruch von 1945 nahm der von Friesoythe noch in den letzten Kämpfen der britischen Militärregierung für das im Frühjahr 1945 weitgehend zerstört Land Oldenburg eingesetzte, liberale worden. Die Hauptstadt Oldenburg hatte Ministerpräsident Theodor Tantzen diese den Krieg vergleichsweise unzerstört Überlegungen auf; er meinte, die staatli- überstanden. Aber natürlich herrschte che Eigenständigkeit Oldenburgs in eine auch hier, wie überall, der Mangel - an solche Vergrößerung des Landes einber- Lebensmitteln, an Heizmaterial, an gen und vor ihrer Preisgabe an ein neues Wohnraum. Flüchtlinge, Vertriebene aus Land Niedersachsen retten zu können. den verlorenen deutschen Ostgebieten Doch er scheiterte: seit dem 1. Novem- suchten Unterkunft - nicht ganz so zahl- ber 1947 ist Oldenburg Teil des an diesem reich wie im niedersächsischen Landes- Tage begründeten Niedersachsen. Seine durchschnitt, aber doch in problemati- fern gelegenen Landesteile, Birkenfeld scher Dichte des Zustroms. Anfang 1954 und Eutin, hatte es schon 1937, durch das sog. „Groß-Hamburg-Gesetz”, verloren; dafür war ihm das zuvor preußische Wil- helmshaven zugewiesen worden. Im nie- dersächsischen Landesgefüge blieb der territoriale Zusammenhang Oldenburgs auf „Bezirksebene” im „Verwaltungs- bezirk Oldenburg” vorerst erhalten: ein Zugeständnis an das oldenburgische Ei- genbewusstsein. Die „Vorläufige nieder- sächsische Verfassung” von 1951 be- stimmte dann, dass die „kulturellen und historischen Belange” der früheren Län- der, die im neuen Land Niedersachsen aufgegangen waren - außer Oldenburg auch Braunschweig und Schaumburg-Lip- pe - „zu wahren und zu fördern” seien. Niedersachsen durfte sich ihren Bevölke- rungen nicht als ein expansives Großhan- nover ins Bewusstsein drängen; es musste ihren tradierten Zugehörigkeitsgefühlen Spielräume lassen, wenn es sie gewinnen wollte. Ohnehin waren die Vorbehalte gegen das neue Land gerade in Olden- burg anfangs groß, insbesondere im katholischen Oldenburger Münsterland, wo auch Tendenzen für einen Anschluss an Nordrhein-Westfalen laut wurden. Ministerpräsident Theodor Tantzen Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg 75 stellten sie noch 26 % der Bevölkerung im immer die Ergebnisse jener Abstimmung Verwaltungsbezirk - Menschen, die keine nun zu bewerten sind: sie spiegeln eine Tradition, kein Identitätsbewusstsein mit regional sehr unterschiedliche Verteilung dem alten Lande Oldenburg verband. Der der Identifizierungsbedürfnisse mit dem wirtschaftliche Aufschwung, der 1948 alten Lande Oldenburg. Ihre besondere begann, erleichterte ihre Integration; er Dichte im Oldenburger Münsterland, das trug auf seine Weise dazu bei, dass man erst 1803 in den oldenburgischen Staats- sich überhaupt mehr und mehr an die verband eingegliedert wurde, fällt auf; neuen staatlichen Verhältnisse, damit sie reflektiert eine spezifische, südolden- auch an die Zugehörigkeit zu Niedersach- burgische Regionalidentität, und sie sen gewöhnte und sie akzeptierte. macht zugleich deutlich, dass die Immerhin blieb das Oldenburg-Bewusst- Geschichtstiefe einer Landeszugehörig- sein kräftig genug, um 1956 ca. 13 % der keit in der modernen Welt kein entschei- wahlberechtigten Einwohner des Verwal- dender Maßstab für die Intensität von tungsbezirks für die Forderung eines Landesbewusstsein sein muss. Volksbegehrens zur Wiederherstellung des Landes Oldenburg zu motivieren - die Der deutsche Bundestag entschied im mit Abstand meisten in den beiden südol- Dezember 1975, dass der Verwaltungsbe- denburgischen Landkreisen Vechta und zirk Oldenburg beim Lande Niedersach- Cloppenburg, die wenigsten in Wilhelms- sen verbleiben solle. Eine Beschwerde haven. dagegen wurde im Sommer 1978 vom Bundesverfassungsgericht verworfen. Der Volksentscheid selbst fand erst im Der Protest gegen die Kreisreform war Januar 1975 statt: mit einem überra- von stärkerer Wirkung. Die geplante schenden Erfolg des oldenburgischen Zusammenlegung der oldenburgischen Bestrebens nach Selbständigkeit. Die Landreise Oldenburg und Ammerland Zustimmung von 25 % der Wahlberech- sowie Vechta und Cloppenburg fand tigten hätte ausgereicht, den Bundestag nicht statt; auch blieb Delmenhorst kreis- zur Gesetzgebung „ über die Regelung freie Stadt. Die Aufteilung des Kreises der Landeszugehörigkeit ...” zu veranlas- Friesland - der größte Teil wurde mit dem sen. Tatsächlich forderten 31,0 % die Wie- ostfriesischen Landkreis Wittmund verei- derherstellung des alten Oldenburg. In nigt; drei Gemeinden auf der Friesischen den Landkreisen Vechta und Cloppen- Wehde kamen an den Kreis Ammerland - burg votierten gar 62,6 bzw. 52,8 % wurde nach heftigem Widerspruch aus dafür, im Landkreis Oldenburg und im dem Jeverland 1979 wieder rückgängig Ammerlande immerhin noch 32,9 bzw. gemacht. Es hat den Anschein, als ob in 30,7 %. Im Landkreis Wesermarsch kam der Bevölkerung das Bedürfnis nach das Interesse an Oldenburg über 19,5 % kleinregionaler Zusammengehörigkeit in nicht hinaus; in Wilhelmshaven verhielt den seit Jahrzehnten gewohnten Land- es bei 7,7 %. Der gesamtoldenburgische kreisen - sie beruhen in Oldenburg auf Erfolg des Volksentscheids beruhte indes einer Verwaltungsreform 1932/1933 - nicht nur auf südoldenburgischem und oder in bestimmten Kleinregionen - sonst im Lande verteiltem Traditionsbe- Oldenburger Münsterland, Jeverland - wusstsein; er lebte zu einem guten Teil - intensiver, dauerhafter sei als die Identifi- auch in Südoldenburg - vom Protest zierung mit dem einstigen Lande Olden- gegen die damals lebhaft diskutierten burg. Der Verwaltungsbezirk, der den Pläne der niedersächsischen Landesregie- altoldenburgischen Zusammenhang rung zur Neugliederung der Landkreise. noch bewahrt hatte, konnte im Zuge der Wenn in Delmenhorst, wo das Olden- niedersächsischen Verwaltungsreform burg-Bewusstsein keineswegs besonders 1978 zugunsten des größeren, Olden- ausgeprägt war, 53,3 % der Wahlberech- burg mit Ostfriesland und dem Os- tigten für Oldenburg stimmten, dann vor nabrücker Land verbindenden „Regie- allem aus Ärger über die vorgesehene rungsbezirks Weser-Ems” aufgehoben Eingliederung der Stadt Delmenhorst in werden, ohne dass sich dagegen spürba- den Landkreis Wesermarsch. Doch wie rer oldenburgischer Widerspruch gemel- 76 Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg det hätte. Die Stadt Oldenburg blieb zen- wurde sie 1974 durch Landesgesetz zu traler Verwaltungssitz des neuen Bezirks - einer Körperschaft des öffentlichen ein Grund für seine Akzeptanz. Aber Rechts erklärt. Sie hat, gemäß ihrem überhaupt hatte die Erinnerung an die gesetzlichen Auftrag, „an der Pflege und alte oldenburgische Eigenständigkeit - Förderung der kulturellen und histori- trotz des Volksentscheids von 1975 - ihre schen Belange des ehemaligen Landes politische Aktualität im Bewusstsein der Oldenburg” mitzuwirken. Dabei versteht meisten Oldenburger verloren. Noch lebt sie sich als einen wesentlichen Träger spe- das frühere Land in einigen Institutionen zifisch oldenburgischer Identität. Tat- mit Alltagsrelevanz für erhebliche Teile sächlich ist deren Wahrung inzwischen der Bevölkerung nach, so zum Beispiel in vor allem eine Sache der Kulturpflege der evangelisch-lutherischen Landeskir- geworden - die historische Erinnerung che Oldenburgs, im Kompetenzbereich einbegriffen. Sie ist recht eigentlich der des in Vechta sitzenden katholischen geistige Raum des alten, zwischen Dam- „Offizialats”, in der Oldenburgischen mer Bergen und Wangerooge sich Industrie- und Handelskammer, in der streckenden Oldenburg. Wie lange sich Handwerkskammer Oldenburg. Zu den ein auf ihn bezogenes oldenburgisches Einrichtungen, die sich - wie seit langem Identitätsbewusstsein in den wirtschaftli- schon der Oldenburger Landesverein - chen, sozialen, politischen, technischen, der Kultur- und Traditionspflege widmen, kulturellen Veränderungen, im Bewusst- gehört die „Oldenburgische Landschaft”. seinswandel unserer Tage noch wird Aus der 1961 gegründeten, privaten behaupten können, bleibt eine offene „Oldenburg-Stiftung” hervorgegangen, Frage. Die historische Entwicklung des Landes Oldenburg 77

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