Natur entdecken und erleben Rund um das Hallerangerhaus

Mit neun Tourentipps Liebe Berg- und Naturfreunde, mit der vorliegenden Broschüre möchte Mitglieder der Gruppe Natur und Um - die Gruppe Natur und Umwelt der welt haben diese Broschüre an geregt, Sektion Schwaben die Besucher des das Hallerangerhaus mehrfach be- Hallerangerhauses auf interessante sucht und auf ihren Touren Wissens- Touren und Wissenswertes am Weg wertes ergründet, aufgezeichnet und aufmerksam machen. Dabei wird fotografiert. In überwiegend ehren- ohne Anspruch auf wissenschaftliche amtlicher Arbeit wurden Texte ver- Tiefe auf die vielfältige Natur im fasst und Abbildungen zusammen- Herzen des eingegangen. gestellt. Mein Dank gilt deshalb den So finden sich nützliche Beschreibun- Initiatoren und allen, die aktiv an der gen für Wanderungen, Klettertouren Bearbeitung des Hefts mitgewirkt und Mountainbikerouten neben haben, vor allem den Mitgliedern der Informationen zur Geologie, zur Gruppe Natur und Umwelt, den Mit- Alm- und Waldwirtschaft oder zur arbeitern der Naturparkverwaltung Pflanzen- und Tierwelt. Das Wissen und dem Grafikbüro um die Hintergründe macht Ihren isy design. Ich gratuliere zu einem Karwendelurlaub zu einem Erlebnis, rundum gelungenen Beitrag. das Sie noch lange in Erinnerung behalten. In diesem Sinn ist das Heft Ihnen, liebe Berg- und Naturfreunde, kein reiner naturkundlicher Abriss, wünsche ich erlebnisreiche Tage rund sondern ein Beitrag zu mehr Berg­ um das Hallerangerhaus in der gran- erlebnis. diosen Bergwelt des Karwendels.

Dieses Heft reiht sich damit in die Serie Stuttgart, den 1. September 2020 „Natur entdecken und erleben“ rund um die Hütten der Sektion Schwaben ein. Nach der Jamtalhütte (2003) und der Schwarzwasserhütte (2. Aufl. 2010) ist das Hallerangerhaus die dritte Hütte, die mit einer derartigen Schrift Wolfgang Arnoldt Naturschutzreferent gewürdigt wird. Unsere Hütten sind nicht nur Bergsteigerunterkünfte, wo man übernachten und essen kann, sondern auch Erlebnisstützpunkte für alpine Aktivitäten aller Art. Inhalt

Das Karwendel – ein Überblick ...... 3 Hallerangerhaus – eine Alpenvereinshütte zum Wohlfühlen ...... 6 Naturpark Karwendel – Steckbrief ...... 10 Der Halleranger – ein Naturpark-Panoptikum im Kleinen ...... 12 Einblicke in den Untergrund – Zur Geologie des inneren Karwendels ...... 14 Pflanzen- und Tierwelt – Beobachtungsmöglichkeiten ohne Grenzen ...... 19 Naturnahe Nutzung – Alm- und Waldwirtschaft rund um das Hallerangerhaus ...... 25 Natur erwandern und erleben – Tourentipps ...... 28 1 Lang, aber nie langweilig. Von Scharnitz durchs Hinterautal zum Hallerangerhaus ...... 31 2 Wo früher Salz abgebaut wurde. Von Hall zum Hallerangerhaus ...... 35 3 Der Grand Canyon des Karwendels. Durchs Vomper Loch zum Hallerangerhaus ...... 39 4 Zwei gemütliche Hausberge: Sunntigerspitze und Reps ...... 41 5 Von Alm zu Alm – ein Erlebnis für die ganze Familie ...... 45 6 Auf die Speckkarspitze – eine kurzweilige Überschreitung ...... 49 7 Hier wird’s steil: Auf dem Wilde-Bande-Steig zur Pfeishütte ...... 53 8 Kletterabenteuer Karwendel – früher und heute ...... 55 9 Die Berge vom Sattel aus: Mountainbiken im Naturpark Karwendel ...... 59 Literaturhinweise und Linksammlung ...... 62 Das Karwendel – ein Überblick Karwendel Hauptkette (mk)

Das Karwendel ist eine der ursprüng- Karwendels. Es ist praktisch eine lichsten, kaum besiedelten Gebirgs- Exklave Österreichs und eine Enklave gruppen in den Alpen. Von West nach Deut­schlands, denn die Ansiedlung Ost hat es eine Ausdehnung von etwa gehört zu Tirol, hat aber keine direkte vierzig, von Nord nach Süd von rund Straßenverbindung dorthin, da es kei­ne dreißig Kilometern. Im Süden wird Passstraße über das Karwendelgebir- das Karwendel durch das Inntal be- ge gibt. Im Gegensatz zu ähn­lichen grenzt, im Westen entlang der über Enklaven, wie dem Klein­wal­ser­tal, ist den Seefelder Sattel führenden ​Bun- Hinterriß jedoch kein Zollanschluss­­ desstraße sowie durch das Tal der gebiet zu Deutschland. Isar, im Norden durch die Isar mit dem Sylvenstein­stausee und im Langgestreckte Bergketten – Osten durch das Achental mit dem endlos lange Täler Achensee. Der größte Teil des Kar­ Charakteristisch ist die auf Hermann wendels liegt im österreichischen von Barth, den Erforscher des Gebir- Bundesland Tirol, etwa ein Fünftel ges, zurückgehende Gliederung in gehört zum Freistaat Bayern. Haupt­ vier lange, von West nach Ost strei- zugangsorte in Österreich sind Inns- chende Gebirgsketten. Entsprechend bruck, Hall, Seefeld, Scharnitz und lang sind die in das Gebirge einge- Pertisau, in Deutschland Mittenwald schnittenen Täler. Wohl jeder Berg- und Lenggries. steiger hat sich hier nach anstren­ Einzige Dauersiedlung ist das öster­ gender Tour schon ein Fahrrad reichische Hinterriß im Norden des herbeigewünscht.

3 Das Karwendel war- tet mit vielen, nicht übererschlossenen Wegen auf. (uk)

Die südlichste Kette ist die Inntalkette. Den Hauptkamm des Karwendels Weil sie aus Sicht der Landeshaupt- bildet die Hinterautal-Vomper-Kette. stadt im Norden liegt, Der rund vierzig Kilometer lange wird sie auch „“ genannt. Berg­kamm überragt das Hinterau­- Ihr höchster Gipfel ist nicht der Große, tal und das Vomper Loch um fast sondern der Kleine Solstein (2637 m), 2000 Meter und trägt den höchsten dessen Besteigung wegen der groß- Berg des Karwendels, die 2749 Meter artigen Aussicht ins Karwendel und hohe Birkkarspitze. Nach Norden zu den Zentralalpen überaus lohnend bricht der Kamm mit den berühmten ist. Das Wege- und Hüttennetz ist Laliderer Wänden ab; weitere Schau- hier auch aufgrund der von Innsbruck stücke sind Großer und Kleiner heraufführenden Nordkettenbahn Ahornboden und die Isarquelle. ver­hältnismäßig dicht. Beliebte Berg- Schutzhütten, wie Karwendelhaus, steigerunterkünfte sind , Pleisen-, Falken- und Lamsenjoch­ Neue Magdeburger Hütte und Pfeis- hütte erleichtern die Besteigung hütte. der Gipfel.

Für Touren in der nördlich anschlie- Über die Nördliche Karwendelkette ver- ßenden Gleirsch-Halltalkette sind läuft zum Teil die Grenze nach Bayern. Hallerangerhaus, Bettelwurf- und Von Mittenwald kann man mit der Kar- Pfeishütte wichtige Stützpunkte. Die wendelbahn bis fast auf die Westliche 26 Kilometer lange Bergkette gipfelt Karwendelspitze schweben, während im 2726 Meter hohen Großen Bettel- der Hauptgipfel der Kette, die Östliche wurf. Beeindruckend ist die lange Karwendelspitze (2536 m), längere An- Flucht von Nordwänden (Praxmarer- stiege erfordert oder – ein Mountain- karspitzen, Großer und Kleiner Lafat- bikeklassiker – umrundet werden kann. scher, Speckkarspitze/Schnittlwände), Stützpunkte sind Brunnstein-, Mitten- die ernste und eindrückliche Kletter- walder-, Dammkar- und Hochlandhütte routen aufweisen. sowie das Karwendelhaus.

4 Mehrere Seitenketten und -gruppen 2009 mehrere Schutzgebiete zum 727 sowie ein weitläufiges Vorgebirge im Quadratkilometer großen „Naturpark Norden ergänzen die vier Hauptket- Karwendel“ zusammengefasst; das ten. Viel besucht wird die Soiern- angrenzende bayerische Naturschutz- gruppe, die rund um das Soiernhaus gebiet „Karwendel und Karwendelvor- ein Hufeisen bildet und mit zwei tief- gebirge“ umfasst weitere 190 Quadrat- blauen Seen im Soiernkessel sowie kilometer. Somit ist dieses Gebirge auffallend geschichteten Gipfeln wie wie geschaffen für Ruhe, Erholung der Soiern­spitze (2257 m) jeden Besu- und Abenteuer suchende Bergurlauber. cher be­eindruckt. Das durch weite Hier gibt es noch Berge, die frei von Wälder geprägte Vorkarwendel wird Wegen und Farbzeichen sind, aber von aussichtsreichen Gipfeln, wie auch große Auswahl an markierten Schafreuter (2101 m), Montschein- Wanderwegen­­ und Klettersteigen, spitze (2106 m) und Juifen (1988 m) Klettertouren und Fahrrad­routen. Seil- überragt. bahnen und Ski­pisten befinden sich nur am Rand der Gebirgsgruppe, wie Wildromantische Landschaft über Innsbruck, Seefeld, Mittenwald unter Naturschutz und dem Achensee. Durch die wenig besiedelte, in weiten Teilen ursprüngliche Landschaft und Alle Naturverbundenen und Berg­ den hohen Artenreichtum steht das begeisterten sind eingeladen, dieses Karwendel schon seit 1928 unter einmalige Gebirge kennenzulernen Naturschutz. Im Tiroler Teil wurden und zu erkunden! (uk)

Lage des München Karwendels Walchensee DEUTSCHLAND

Vorderriß A95 ÖSTERREICH Sylvensteinsee Wallgau Wörgl GARMISCH Kufstein PARTENKIRCHEN Hinterriß München Achensee Mittenwald Pertisau

Scharnitz Jenbach P Seefeld Hallerangerhaus Schwaz P A12 A12 Zirl INNSBRUCK Hall

Vorarlberg SCHWEIZ Brenner Gerlos ITALIEN Mayrhofen

5 zurück zum Inhaltsverzeichnis Hallerangerhaus – eine Alpenvereinshütte zum Wohlfühlen Das Hallerangerhaus wurde 1924 errichtet. (sw) Ausstattung bestand umgeben. Sie ist Stützpunkt Das Hallerangerhaus ist eine alpine verschiedener Weitwanderwege, Schutzhütte der Kategorie I. und ge- wie der Verbindung München und- hört zu insgesamt 9 Hütten der Venedig, dem Tiroler Adlerweg und Sektion Schwaben des Deutschen dem Karwendel-Höhenweg. Alpenvereins e.V. Die Hütte ist – abhängig von der jeweiligen Wetter- Zustieg lage – von Anfang Juni bis Oktober • Von Scharnitz aus erreicht man die bewirtschaftet. Den Besuchern stehen Hütte durch das Hinterautal (Geh- insgesamt 52 Betten in Mehrbettzim- zeit 5 Stunden); bis zur Kastenalm mern, 24 Matratzenlager, Duschen, ist die Zufahrt mit dem Wander- ein Trockenraum und zwei gemütli- taxi oder dem Fahrrad möglich. che Gast­stuben zur Verfügung. Von • Von Hall/Absam-Eichat erfolgt der der Sonnenterrasse aus hat man einen Zustieg durch das Halltal über herrlichen Blick auf die Wände des St. Magdalena und das Lafatscher Kleinen Lafatschers und der Speck- Joch (Gehzeit etwa 5,45 Stunden). karspitze sowie ins Tal des Lafatscher Bis St. Magdalena ist die Zufahrt Bachs. mit dem Wanderbus oder Taxi möglich. Lage • Von Innsbruck aus erreicht man das Die Hütte liegt auf 1768 Meter Höhe Hallerangerhaus durch eine Auffahrt im Naturpark Kar­wendel und ist von mit der Nordkettenbahn zur Berg- einem alten Zirben- und Lärchen­ station Hafelekar, dann vorbei an

6 der Pfeishütte, über Stempeljoch, serversorgung ist durch eine eigene Wilde­-Bande-Steig und Lafatscher Quellfassung sichergestellt. Ein Joch (Gehzeit etwa 5 Stunden). Blockheizkraftwerk in Verbindung • Ein weiterer Zugang führt von mit einer Photovoltaikanlage er- Vomp/Vomperberg durch das zeugt den Strom. Gekocht wird Vomper Loch und das Überschall- hauptsächlich mit Gas. Die Hütte joch zur Hütte (Gehzeit etwa 8 verfügt über eine biologische Klär­­ Stunden). anlage. Die Feststoffe daraus sowie der Müll werden ins Tal gefahren Arbeitsgebiet des Alpenvereins und dort entsorgt. Das Arbeitsgebiet der Sektion Schwa- ben um das Hallerangerhaus ist sehr Gütesiegel für nachhaltiges Essen groß und reicht von Scharnitz bis ins und Kinderfreundlichkeit Vomper Loch sowie vom Kamm der Die Hüttenwirtsleute beteiligen sich Hinterautal-Vomper-Kette mit der an der Kampagne „So schmecken die Birkkarspitze bis zum Kamm der Berge“ des Alpenvereins. Durch den Gleirsch-Halltal-Kette mit Lafatscher, Einkauf bei regionalen Erzeugern, Speckkarspitze und Bettelwurf. Es können die bergbäuerlich geprägte grenzen sechs Arbeitsgebiete anderer alpine Kulturlandschaft und die DAV- und OeAV-Sektionen an. heimische Wirtschaft erhalten und gefördert werden. Als für Familien Versorgung/Entsorgung mit Kindern besonders geeignete Das Hallerangerhaus wird über einen Hütte, trägt das Hallerangerhaus Ausblick vom Haller­­- Fahrweg von Scharnitz aus mit allem außerdem das Siegel „Mit Kindern angerhaus (wa) Notwendigen beliefert. Die Trinkwas- auf Hütten“. (bb) Geschichte des Hallerangerhauses

1899 Die Hauptversammlung der Sektion Schwaben stimmt einem Antrag zur Erbauung einer Hütte auf dem „Haller Anger“ zu.

1901 Einweihung des „Haller Angerhauses“ im Kohlerboden in 500 Meter Entfernung unterhalb der heutigen Hütte unter großer Beteiligung

der einheimischen Be­völkerung.

1906 Fahrweg zum Hallerangerhaus ist fertiggestellt.

1914 Eine 800 Meter breite, vom Hang zwischen Sunntigerspitze und Reps herabkommende Lawine zerstört das Hallerangerhaus und die benachbarte Kohleralm vollständig.

1924 Einweihung der wieder errichteten Hütte am heutigen lawinen­ sicheren Standort im Zirbenwald unterhalb der Speckkarspitze.

1964 Anbau einer zweiten Gaststube.

1972 Erneuerung des seit dem Bau der Hütte bestehenden Wasser­ kraftwerks. 1982/83 Anbau mit Sanitärräumen und einer Pächterwohnung.

1982-85 Das Nebengebäude des Hallerangerhauses (ehemaliger Mulistall und Waschküche) wird überwiegend in Eigenleistung durch die Stuttgarter Jungmannschaft zu einer Selbstversorgerhütte mit 15 Lagern umgebaut (auch als Winterraum nutzbar).

2003 Sanierung der Sanitärräume und erneuter Umbau des Wasser­ kraftwerks.

2004 Installation von Sonnenkollektoren zur Brauchwassererwärmung.

2017/18 Umfangreicher Umbau und Anbau mit Neugestaltung der Schlaf- räume, Erneuerung des Sanitärbereichs, Schaffung eines Seminar- raums, Erweiterung des Pächter- und Mitarbeiterwohnbereichs, Dacherneuerung, Bau eines Blockheizkraftwerks, betrieben mit Rapsöl und einer Photovoltaikanlage.

8 Ausbau des Selbst­­- ver­sorger- und Winterraums­ beim Hallerangerhaus 1985 (gm)

zurück zum Inhaltsverzeichnis Naturpark Karwendel – Steckbrief Steinböcke (uk)

Der Naturpark Karwendel umfasst schaftete Hütten und Almen bieten beinahe das gesamte Karwendel- heute die Grundlage für unterschied- massiv und ist mit einer Fläche von liche alpinistische Aktivitäten. 727 Quadratkilometern das größte und älteste Tiroler Schutzgebiet und Die Arbeitsschwerpunkte der Natur- der größte Naturpark Österreichs. parks liegen in den Bereichen Natur- Aufgrund seiner Topografie verfügt schutz, Erholung und Tourismus, das Karwendel über einen überdurch­ Umweltbildung sowie Wissen und schnittlich hohen Anteil an natürli- Forschung. chen Lebensräumen wie Urwäldern und Wildflüssen und beherbergt ­ Die Top-Ten: eine hohe Anzahl europaweit be­ deutender Tier- und Pflanzenarten • Gleirschklamm (Scharnitz) wie beispielsweise Steinadler, Weiß- • lsarursprung, Hinterautal (Scharnitz) rückenspecht und Frauenschuh. • Exklave Hinterriß (Vomp) • Großer Ahornboden (Hinterriß, Vomp) Seit Jahrhunderten prägen Alm-, Forst • Laliderer Wände (Hinterriß, Vomp) und Jagdwirtschaft als klassische • Hochplatte (Achenkirch) alpine Nutzungsformen das Gebiet. • Montscheinspitze (Pertisau) Die alpintouristische Erschließung • Wolfsklamm mit Kloster begann in der zweiten Hälfte des Georgenberg (Stans) 19. Jahrhunderts. Ein umfangreiches • Halltal (Absam) Wegenetz und über fünfzig bewirt- • Hafelekar mit Goetheweg (Innsbruck)

10 Lokale Produkte Das Tiroler Steinöl ist zur äußerlichen Während Milch und Käse zu den typi- Anwendung gedacht. Seit Jahrhunder- schen Almprodukten zählen, sind Lat- ten wird es aus den Ölschiefervor- schenlikör und Steinöl Spezialitäten kommen des Karwendels gewonnen des Karwendels. Auf der Grundlage und bei Hautproblemen wie Akne eines alten Familienrezepts wird aus oder Schuppenflechte, bei Bluter­ den Zapfen der Latschenkiefer der güssen und Rheuma eingesetzt. „Zapfenstreich“, ein leckerer Likör mit Weitere Informationen: holzig-mildem Geschmack, hergestellt. www.karwendel.org

­ Besonderheiten/Einzigartigkeiten:

• Größtes und ältestes Tiroler Schutzgebiet • Größter Naturpark Österreichs • Hohe Naturnähe im Bereich der Wälder und Flüsse • Großer und Kleiner Ahornboden als einzigartige Kulturlandschaft • Wildflusssystem Isar • 340 Quellen mit ausgezeichneter Wasserqualität • 1305 Pflanzenarten und mehr als 3035 Tierarten • Größte Steinadlerdichte der Alpen • 150-jährige Alpingeschichte • Teils große Abgeschiedenheit trotz räumlicher Nähe zur Metropole München und der Alpenstadt Innsbruck

11 zurück zum Inhaltsverzeichnis Der Halleranger – ein Naturpark-Panoptikum im Kleinen Lafatscher Bach (wa)

Wenn wir gefragt werden, was das oben von den alpinen Matten be- Karwendelgebirge denn so ausmacht, deckt sind, lässt sich hier mit einem beschreiben wir es gerne anhand ver- Rundumblick feststellen. Über die schiedener Reichtümer wie beispiels- Kletterhistorie ließen sich ganze weise WASSERreich, ARTENreich oder Bücher füllen. STEINreich. Was für den Naturpark im Großen gilt, findet gerade am Haller- Das Rundblättrige anger seine Entsprechung in einem Täschelkraut wurzelt kleineren Maßstab. Eingebettet zwi- im Reich der Steine. (uk) schen den Nordhängen des Bettel- wurfmassivs, des Lafatschers und dem Karwendelhauptkamm lassen sich hier auf überschaubarem Raum viele der Charakteristika des Karwen- dels wiederfinden:

GIPFELreich – der nahe gelegene STEINreich – ja, das Karwendel ist Sunntiger mag vielleicht nicht so reich an Steinen. Man muss als Besu- prominent sein wie Birkkarspitze oder cher nicht besonders aufmerksam Sonnjoch, eine attraktive Gipfeltour sein, um dies zu sehen. Der Weg zum ist er allemal. Auch die Mischung aus Halleranger – egal ob durch das Hall- steilen Nordwänden und etwas ge- tal oder das Hinterautal – reicht, um neigteren Südhängen, die oft bis weit diesen starken Eindruck vermittelt

12 zu bekommen. Zu den zweifellos WASSERreich – Vom Überschalljoch wildesten Plätzen des gesamten abwärts merkt man als Wanderer Gebirgsstocks zählt das Vomper Loch, sehr schnell, dass das Gebiet durch- welches getrennt durch das Über- aus wasserreich ist. 340 Quellen lie- schalljoch östlich an den Halleranger gen im Naturpark. Die Antwort auf anschließt. die Frage, ob die Quelle des Lafat- scher Bachs zugleich auch die Isar- ALMENreich – 101 Almen liegen im quelle darstellt, ist stark vom Lokal- Naturpark. Großteils werden sie durch patriotismus geprägt. Aus Sicht des Milchkühe und Galtvieh bestoßen. Naturparks halten wir uns an die offi- Die Hallerangeralm und die umge- ziellen Angaben der Hydrografie des benden Almen (Lafatscher Nieder­ Landes Tirol, die den Isarursprung im leger, Lafatscher Hochleger) bilden Hinterautal nennt. nicht nur den lieblichen Kontrast zur schroffen Umgebung, sondern weisen WALDreich – die Waldfläche unmit- auch im Nordalpen-Vergleich eine telbar auf dem Halleranger ist natur- ho­he Artenvielfalt auf. gemäß bescheiden, wenn man von den mit Latschen bewachsenen Flä- ARTENreich – dieser Reichtum ist chen absieht. Der Halleranger weist nicht nur durch die Almflächen be- mit den Zirbenvorkommen jedoch dingt, sondern gerade durch den eine Besonderheit auf. Die Zirbe mosaikartigen Mix aus trockenen kommt bei uns ja schwerpunktmäßig Hängen, Feuchtflächen und Quell­ südlich des Inns in den Zentralalpen

In den tieferen Lagen bereichen ergeben sich landschaftli- vor. Im Karwendel stellt beinahe je- ist das Karwendel che und schlussendlich floristische des Exemplar eine kleine Besonder- wasserreich. (ps) und faunistische Vielfalt. heit dar.

Diese Reichtümer den Besuchern des Karwendels auf sensible Art näherzu- bringen ist eine wichtige Aufgabe des Naturparks, die wir sehr gerne ge- meinsam mit regionalen Akteuren umsetzen.

Hermann Sonntag (Biologe und seit 2008 Geschäfts­ führer des Naturparks Karwendel)

Weitere Informationen: www.karwendel.org

13 zurück zum Inhaltsverzeichnis Einblicke in den Untergrund – Zur Geologie des inneren Karwendels Blick vom Reps über die Hallerangermulde zur Speckkarspitze Die West-Ost verlaufenden Bergketten mittleren und südlichen Karwendel- (aa) und Täler des Karwendels verdanken Ketten aufbauen. Wie die Bezeich- ihre Entstehung dem gewaltigen Schub nung Nördliche Kalkalpen besagt, der Adriatischen Randplatte des afri- war der Ablagerungsraum dieser Ge- kanischen Kontinents von Süd nach steine in der Trias-Zeit vorherrschend Nord auf die Europäische Platte. Da- durch Flachmeere geprägt, in denen bei wurden die Gesteine des ostalpinen vorwiegend kalkige Gesteine abgela- Ablagerungsraumes als Decken weit gert wurden (flachmarine Karbonat- über die noch tief liegenden zentralen plattformen). Ostalpen und ehemals benachbarte Bereiche übereinander geschoben. Das wichtigste Gestein der Inntal­ Lange vor der heute gültigen Platten- decke und ihrer Berge ist der Wetter- tektonik hat der Geologe und Berg- steinkalk aus der mittleren Trias steiger Otto Ampferer (1875–1945) (älteres Erdmittelalter, vor 200 bis diese Decken-Struktur für die Nördli- 251 Millionen Jahren). Sein Verwit­te­ chen Kalkalpen erkannt. rungs­­schutt bildet steile Schuttreißen und füllt weite Kare. Es handelt sich Im Karwendel treten im nördlichen um graue, nach oben hellere, gelegent­ Bereich, in einer schmalen Zone auch lich gelbliche oder rötliche, sehr reine südseitig, die Gesteine der Lechtal­ Kalksteine, teilweise auch Dolomite. decke zu Tage. Darauf lagert, über Die Serie ist meist deutlich geschich- einer tektonischen Schuppenzone, tet, im mittleren Bereich treten auch die Inntaldecke, deren Gesteine die massige Abschnitte auf. Daraus lässt

14 sich auf einen lagunenartigen Ablage­ Bei Seefeld, Scharnitz und am Achen- rungsraum schließen, in den zeitweise see treten im oberen Hauptdolomit ein Riffwachstum aus Kalkschwäm- Ichthyolschiefer auf, die früher zur men vorgedrungen ist. Bei genauer Gewinnung von Asphalt abgebaut Betrachtung sind im Gestein typische wurden. Bei Pertisau wird daraus Flachwasser-Strukturen und -Fossilien noch das „Tiroler Steinöl“ gewonnen. zu erkennen. Sehr selten ist der bunt Es handelt sich um organische Sub­ schillernde Alpenopal, der aus dem stanz, die in lebensfeindlichen Senken Perlmutt von Molluskenschalen ent- des Meeres konserviert wurde. standen ist. Die ursprüngliche Mäch- tigkeit des Wettersteinkalks beträgt Tiefer als die beschriebenen Einhei- im mittleren Karwendel über 1200 Me­ ten, noch unter dem Wettersteinkalk, ter. Im oberen Abschnitt führt das liegen dunkelgraue, geschichtete Gestein Erze, deren historischer Ab- Kalksteine des alpinen Muschelkalks, bau nachfolgend noch beschrieben die jedoch nur am Nordrand der Inn­ wird. taldecke, beispielsweise am Fuß der Lalidererwände anstehen oder am Deutlich grenzen sich die darüber Südrand der Decke Richtung Inntal abgelagerten Raibler Schichten ab, auftreten. Noch tiefer folgt das deren untere, schiefrige Ton-, Mergel- Haselgebirge des oberen Perms und Sandsteine mit den enthaltenen (jüngstes Erdaltertum) mit Ton­ Fossilien eine weitere Verflachung steinen, Dolomit, Rauwacken, Gips des Meeres und den Eintrag von fest- und Steinsalz, das in flachen, be- ländischem Verwitterungsmaterial grenzten Randbecken durch Ver- anzeigen. Darüber folgen dann Kalk- dunstung des Meerwassers entstan- steine, Dolomite und Rauwacken, den ist. An der Deckenbasis sind die das sind durch unterschiedliche Ver- teilweise plastisch reagierenden Ge- witterung der Komponenten löchrig steine stark deformiert, zerbrochen gewor­dene Karbonatgesteine. Im Be- und vermengt. Wenn die löslichen reich Halleranger wurde die Mäch­tig­ Salze entfernt sind, bleiben Zellen­ keit dieser Abfolge mit etwa 360 Me- dolomite und -kalke (Rauwacken) ter ermittelt. zurück.

Darüber liegt der Hauptdolomit aus Dem Steinsalz-Vorkommen verdankt bläulich- bis bräunlichgrauen, dichten die Stadt Hall ihren Namen, ihren Dolomit- und Kalksteinbänken mit Reichtum und eine lange Bergbau- insgesamt 300 bis 500 Meter Mäch- und Salinen-Geschichte. Diese Ge- tigkeit. Er ist in der Nördlichen Kar- schichte ist heute noch präsent und wendelkette (Lechtaldecke) verbreitet, kann im Bergbaumuseum nacherlebt im mittleren Karwendel (Inntaldecke) werden, sie wird nachfolgend noch aber nur in Resten erhalten. kurz zusammengefasst.

15 Deckenschub und Faltung Spuren der Eiszeit und Nacheiszeit Der tektonische Bau des Gebirges Aus der jüngsten Erdgeschichte, dem ist im Detail teilweise kompliziert Quartär (Beginn vor 2,6 Millionen und dem Auge zumeist verborgen, Jahren), stammen umfangreiche, in seinen großen Strukturen oft aber lockere Gesteinsmassen an den auch wie in einem Lehrbuch erkenn- Bergflanken und in den Tälern, die bar. Die Gesteine und Schichten wur- oft noch, langsam kriechend, mit den durch den Schub der Decken dem fließenden Wasser oder in großräumig gestaucht, gefaltet und rasend schnellen, katastrophalen durch Abscherungen und Brüche ver- Ereignissen, talwärts in Bewegung setzt und überschoben. Dabei verlau- sind. Zu nennen sind Moränen der fen die Achsen der lang gestreckten früheren Vergletscherung, Blöcke, Mulden, Sättel und Bruchstrukturen Schotter und Sande unter den Tal­ generell Ost-West. Verwitterung und böden, Schwemmfächer, Schutt­ Abtrag durch Gletscher und Wasser kegel, Hangschutt und Schuttreißen, haben daraus die Bergketten und Bergsturzmassen, Rutschungen, Täler modelliert. Die untenstehende Muren, Bodenbildungen und Fließ­ Skizze des geologischen Schnitts von erden, sowie letztlich die erst durch Vereinfachter Geo­lo­ der Lalidererspitze ins Roßloch, über den Menschen geschaffenen Halden gischer Nord-Süd- die Hallerangerspitze, durch die Tal- des historischen Bergbaus. Schnitt von der Lalidererspitze bis senke zwischen Halleranger und zur Speckkarspitze Überschalljoch und weiter über die und dem Nordrand Speckkarspitze bis an den Rand des des Inntals (Haller Inntals, soll dies verdeutlichen. Zunterkopf), (ws)

N S Sunntiger- Speckkarspitze Haller Lalidererspitze Gamskargrat Zunterkopf Halleranger/ Issbach- Rossloch Überschall Bergbach

Hangschutt Wettersteinkalk Hauptdolomit

Inntaldecke über Alpiner Muschelkalk Raibler Schichten Karwendelschuppenzone Störung

16 erze (bergmännischer Ausdruck für sulfidische Erze) abgebaut, zunächst auf das darin enthaltene Silber, später wurden auch Blei, Kupfer und Zink genutzt.

Das hoch gelegene Bergbaurevier Lafatsch-Vomper Loch wurde erst- mals 1276 urkundlich genannt. Es be- stand aus den Abbaugebieten „Beim silbernen Hansl“ zwischen Kastenalm und Halleranger bis zum Reps-Gipfel und, jenseits des Überschalljochs, Nahe der Quelle des Das Wasser schafft sich unterirdische dem oberen Vomper Loch in den Be- Lafatscher Bachs (gh) Abflusswege reichen Brantlrinne bis Moosbödele Der Wettersteinkalk ist stark geklüftet und Knappenwald. Der äußerst müh- und durch die Lösung des fließenden same Abbau erfolgte in 150 Stollen Wassers verkarstet. Auch der steinige mit zusammen über zehn Kilometer Hangschutt ist gut durchlässig. Alles Länge. Für die Verhüttung musste Wasser versickert spontan, fließt das Erz zerkleinert, sortiert und mit unterirdisch ab und sammelt sich in Tragtieren bis ins Inntal oder durchs tief gelegenen, starken Quellen und Hinterautal nach Scharnitz transpor- kräftigen Wasserläufen, wie den Isar- tiert werden. Um 1550 kam der Abbau quellen und der Isar im Hinterautal. zum Erliegen. Die Berglandschaft des Wetterstein- kalks ist dadurch aber arm an Bächen Im Bereich Halleranger befindet sich und Quellen und oft sehr trocken. das Erz im oberen Wettersteinkalk Dies ändert sich nur dort, wo wasser- und besteht hauptsächlich aus Blei- stauende Gesteine, insbesondere die glanz und Zinkblende mit zumeist Tonsteine der Raibler Schichten, an- nur geringen Gehalten an Silber. stehen, wie im Halleranger mit dem Die Erzbereiche im Gestein haben Ursprung des Lafatscher Bachs und lagige, wolkige, gang- oder nester- benachbarten Quellen. artige Struktur.

Der Erzbergbau im Halleranger Mitte des 19. Jahrhundert wurde am Spuren des Erzbergbaus in Tirol und Reps und im Knappenwald nochmals am Rand des Karwendels sind bis in kurz abgebaut. Eine letzte Prospek­ die Bronzezeit nachgewiesen und tion erfolgte 1951 bis 1963. Hinter reichen noch weiter zurück. Im 15. und der Kastenalm – einst Standort eines 16. Jahrhundert war Schwaz das Silber- Erzkastens – wurde der 1240 Meter Zentrum Europas. Hier wurden Fahl- lange Stefaniestollen begonnen.

17 Die nachgewiesenen und vermuteten, 35 Prozent salzhaltige Gebirge durch ausgedehnten und erheblichen Vor- Stollen erschlossen werden. Vom Iss- räte an Blei- und Zinkerz können der- jöchl nach Osten sind auf einen Kilo- zeit aber nicht wirtschaftlich gewon- meter Strecke acht alte Portale auf nen werden. Die Abraumhalde vom 1335 bis 1635 Meter Meereshöhe be- Ausbruch dieses Stollens ist noch gut kannt. Wasserstollen wurden ober- zu erkennen. Geblieben sind auch his- halb angelegt und ein tiefliegendes torische Bezeichnungen und Namen Entwässerungssystem im Jahr 1933 in der Landschaft wie die Silberregion, begonnen. Alle Stollen und Baue er- Knappensteig und Knappenwald oder reichten zusammen über zwanzig „Beim silbernen Hansl“. In der Zwi- Kilometer, möglicherweise bis vierzig schenzeit werden die Stollen, oft noch Kilometer Länge. Im Haselgebirge mit Ausbauten und Funden von Lam- wurden bis zu 25 Meter tiefe Schächte pen, Werkzeugen und Materialdepots, und flache Gruben mit bis zu vierzig wieder aufgesucht und dokumentiert. Meter Durchmesser ausgehauen und Wegen der Gefahren und zum Schutz zur Salzauslaugung mit Wasser ge- der historischen Anlagen muss von füllt. Nach wenigen Wochen wurde einer Begehung auf eigene Faust aber die bis 26,5-prozentige Sole mühsam dringend abgeraten werden. geschöpft, später direkt am Grund abgelassen und in Holzleitungen Der Salzbergbau im Halltal nach Hall abgeführt. Das Unlösliche, Die ältesten Urkunden einer Gewin- ein steiniger Schlamm, der Laist, nung von Salz am Südhang des Kar- musste abgegraben und auf Halden wendels über dem Inntal stammen in der Umgebung deponiert werden. aus dem 12. und 13. Jahrhundert: 1156 In Hall, unweit des Inns, erfolgte das wurden eine Saline bei der Burg Thaur Sieden in großen Pfannen. Das für die und 1256 der Ortsnamen Hall erstmals Befeuerung erforderliche Holz wurde genannt, eine noch viel ältere Nut- anfangs aus der Umgebung, später zung des Vorkommens ist wahr- durch Flößen auf dem Inn herange- scheinlich. Nach einer Blütezeit im schafft. Das Salz wurde bis nach Süd- 17. und 18. Jahr­hundert wurde der deutschland, Norditalien und in die Bergbau 1967 wegen mangelnder Schweiz geliefert. Wirtschaftlichkeit stillgelegt. Gehauene Stiege Die Saline hatte eine eigene Recht- im Bergbaugebiet Die Salzgewinnung erfolgte haupt- sprechung, die Freiung. Zeitweise Vomper Loch (aa) sächlich durch unterirdische Solung waren bis zu 500 Mann beschäftigt, (Auslaugung mit Hilfe von Wasser) zu deren Unterkunft auch die Herren- im Haselgebirge, einem Gemenge aus häuser dienten. Wegen der fortschrei­ Steinsalz, Gips, Tonstein und Dolomit tenden Auslaugungsprozesse im aus dem jüngsten Erdaltertum, dem Untergrund muss das Bergbaugelände Perm. Dazu musste das mit 25 bis weiter überwacht werden. (ws)

18 zurück zum Inhaltsverzeichnis Pflanzen- und Tierwelt – Beobachtungsmöglichkeiten ohne Grenzen Silberwurz und Sonnenröschen (gh) Vom Tal zum Hallerangerhaus und Sie verträgt Schatten gut und kann weiter zu den Gipfeln durchsteigen auch unter dem Kronendach des wir mehrere Höhenstufen und Klima- Walds noch wachsen. Weil Nadeln zonen. Jede Stufe hat ihre charakte­ und Beeren stark giftig sind, wurde ristische Pflanzen- und Tierwelt, die die Eibe früher vielerorts konsequent besonders gut an die jeweiligen entfernt. In den Schluchten des Kar- Lebensbedingungen angepasst ist. wendels finden wir einen besonderen Daraus ergibt sich eine große Vielfalt Wald aus Esche, Buche, Bergulme, an Lebensräumen auf relativ kleiner Bergahorn, Linde und Fichte. In diesen Fläche. Dies ist auch eine der Ursachen oft totholzreichen Wäldern entdecken für den Artenreichtum in den Alpen wir mit etwas Glück den Weißrücken- mit 4500 verschiedenen Pflanzen­ specht, eine seltene und besonders arten. Allein im Karwendel kommen geschützte Vogelart. Auch Sperlings- rund 1300 Pflanzen- und über 3000 und Raufußkauz sind Bewohner des Tierarten vor! Bergwalds und streng geschützt. Auf dem Weg durchs Vomper Loch zum Der Bergwald – Hallerangerhaus reichen im hinteren urwüchsig und lebendig Teil des Tals anstelle des Bergwalds Im Bergwald befinden wir uns mitten Latschenkieferngebüsche bis zum in der sogenannten montanen Stufe. Bach. Hier fühlt sich die Rotflügelige Der Bergwald ist reich an Baum­arten: Schnarr­schrecke wohl, die beim Auf- Am häufigsten sind Buche, Bergahorn, fliegen mit ihren roten Flügeln und Fichte und Tanne. Seltener ist die Eibe. lauten Schnarrgeräuschen auffällt.

19 Der geschlossene Fichtenwald aber auch oberhalb der Waldgrenze bildet die Waldgrenze zu beobachten, denn sie wechseln Beim Höhersteigen verändert sich im Lauf des Jahres mehrmals ihren das Waldbild: Die Fichte wird den Stand­ort am Übergang vom Wald anderen Baumarten immer überlege- zur offenen Landschaft. ner, denn sie ist besser an das kälter werdende Klima und die kürzere Zirbelkiefern – Vegetationsperiode angepasst. Be- robust und romantisch reits wenige Tage nach Ende einer Über der Waldgrenze folgt die sub­ Frostphase funktioniert ihr Stoff- alpine Stufe, eine von einzelnen und Energiewechsel schon wieder. Bäumen durchsetzte Zone mit Zwerg- Mit dem Fichtenwald haben wir die sträuchern, wie Alpenrose, Heidel- obere montane Stufe schon fast und Preiselbeere, Rauschbeere und durch­schritten. Bis zur Waldgrenze Alpen-Bärentraube. Auch die Zwerg- ist es nicht mehr weit. Hier kann man mispel und verschiedene Weiden­ im Frühjahr die Ringdrossel auf den arten, beispielsweise Netzblättrige Baumspitzen entdecken. Mit seinem und Stumpfblättrige Weide, sind hier Zirbelkiefer (Arve) melodischen Gesang markiert das zu finden. Einzigartig im Karwendel am Überschalljoch Männchen sein Brutrevier und ver- ist der lichte Lärchen- und Zirbel­ (sk) sucht, ein Weibchen anzulocken. kiefernbestand auf dem Halleranger. An der Waldgrenze lebt auch das Die Zirbelkiefer, auch Zirbe oder Arve, Birk­huhn. Zur Balzzeit sitzen früh- ist der am höchsten vorkommende morgens die Hähne gern in den Baum in den Alpen. Sie kann bis zu Vegetationsstufen am Baumwipfeln. Die Birkhühner sind tausend Jahre alt werden. Hallerangerhaus

Alpine Stufe Geröllfelder und Fels und Schuttfluren Schutthalden ca. 1900 m Legföhrengebüsch und Zwergstrauchheiden Rasen und Weideflächen Baumgrenze Quellfluren und Subalpine Stufe Lärchen, Zirben, Moore Fichten Subalpiner Fichtenwald ca. 1400 m Schneeheide- Laubmischwald Kiefernwald Montane Stufe

20 Wollgras (uk)

Die Latschenkiefer – Moore der subalpinen Stufe – krumm und biegsam nass und nährstoffarm Wer hat nicht schon in aufgeheizten An Stellen mit sich stauendem Wasser, Latschenkiefernhängen geschwitzt die auch im Sommer nicht austrock- und ist mühsam über die harzigen, nen, können selbst noch in der sub­ elastischen Stämme geklettert? alpinen Stufe Moore entstehen. Je nach An sonnigen, trockenen Hängen der Mächtigkeit des Torfs unterscheidet subalpinen Stufe prägt die Latschen­ man zwischen Flach- (Nieder-) und kiefer oder Legföhre die sogenannte Hochmooren. Der Unterschied ist, Krummholzzone. Durch den Schnee- dass im Hochmoor anspruchslose druck im Winter wird ihr Stamm bis Torfmoose über das Grundwasser­ zum Boden gepresst und richtet sich niveau hinauswachsen und nur noch nach der Schneeschmelze ohne ver- aus Regenwasser sowie Staub und letzt zu sein wieder auf. Stickstoff aus der Luft genährt wer- Oft können wir Latschenkiefern den. Neben den Torfmoosen können mit schwarzen, verklebten Nadeln hier auch fleischfressende Pflanzen sehen. Hier wurden die Äste vom wie der Sonnentau überleben, indem „Schneeschimmel“ befallen, einer sie kleine Insekten mit ihren speziel- Pilzart, die selbst bei niedrigen len Blättern fangen und verdauen Temperaturen knapp über dem und so ihre Versorgung mit Mineral- Gefrierpunkt die Kiefern schädigt stoffen verbessern. Auch Wollgräser und zum Absterben ganzer Zweige kommen hier vor. Ihre baumwollarti- führt. Auch Fichten können befallen gen Fruchtstände sind ein besonderer werden. Blickfang.

21 Die oberste Vegetationsstufe – Das Kohlröschen jetzt wird’s alpin duftet dezent nach Steigen wir weiter bergauf, erreichen Vanille. Sein größtes Blütenhüllblatt steht, wir die alpine Höhenstufe. Dort wer- anders als bei den den die Lebensbedingungen für Pflan- meisten Orchideen, zen immer ungünstiger. Die Wachs- oben, optimal auf tumsperiode ist kurz, Böden und den Rüssel der Falter Nährstoffe sind kaum noch vorhanden abgestimmt, die es bestäuben. (sk) und Kälteeinbrüche selbst im Hoch- sommer nicht selten. Die oberste Auf dem Dach des Karwendels, in Fels­ Vegetationsstufe der alpinen Rasen wänden und auf Berggipfeln, sehen beeindruckt im Frühsommer mit ihrer wir immer noch Pflanzen, die mit den Blütenpracht. Hier wächst das Kohl- rauen Lebensbedingungen zurecht- röschen, eine kleine Orchidee, die kommen. Dicht am Boden wachsend, man manchmal zuerst an ihrem in Polstern oder als Rosettenpflanze, Vanilleduft bemerkt, ehe man sie bieten sie dem Wind wenig Angriffs- sieht. Die alpinen Rasen sind auch fläche und schützen sich so vor dem der Lebensraum des Murmeltiers. Austrocknen. Behaarte oder wachs- Es gräbt seine Baue und Fluchtröhren überzogene Blätter und Stängel sind tief in die Böden hinein, bevorzugt an ebenfalls ein Verdunstungsschutz. Südhängen, da diese als erstes aus­ Viele alpine Pflanzen haben immer- apern und es hier nach dem Winter- grüne Blätter, um sofort nach dem schlaf als erstes Futter für den Gras- Ende des Win­ters mit dem Wachstum und Kräuterfresser gibt. beginnen zu können.

Murmeltiere (ws)

22 Die Behaarte Alpenrose wächst auf Kalkgestein. Sie wurzelt im schwach sauren Rohhumus, der sich aus der zersetzten Nadelstreu der Latschen­ kiefer bildet und das Kalkgestein überdeckt. (gh)

23 ein kleines unscheinbares Gras, die Die Alpenbraunelle Silberwurz und die Alpenazalee (Gams­ lebt im Hochgebirge heide) sind Charakterpflanzen dieses an sonnigen Felshän- gen oberhalb der Standorts. Baumgrenze. (ah)

Noch auf den höchsten Karwendel- gipfeln staunen wir, wie das Alpen- Leinkraut sowie verschiedene Stein­ brech- und Mannsschildarten Selbst auf Schutthalden, auch solchen, Farb­­tupfer in den nackten Fels zau- die sich bewegen, gedeihen noch Spe- bern. Auch in der Tierwelt gibt es zialisten. Sie durchspinnen den Schutt Arten, die sich auf das Leben in dieser mit langen Kriechtrieben, die sich im- Höhe spezialisiert haben. Mit einem mer wieder neu bewurzeln, wie das Fernglas wird man häufig Gämsen Täschelkraut, oder verankern sich entdecken, oft in Rudeln von etwa mit meterlangen Wurzeln wie die fünfzehn bis dreißig Tieren. Charakter­ Stumpfblättrige Weide. Echte Über­ arten unter den Vögeln sind Schnee- lebenskünstler können wir an den fink, Alpenbraunelle und Mauerläufer, sogenannten Windkanten entdecken, die in den Rasen und Felsen der alpinen Stellen, an denen der Wind den Stufe auch brüten. Gut stehen die Schnee wegbläst. Hier müssen die Chancen, den König der Lüfte, den Pflanzen große Temperaturunter- Steinadler, bei einer in dieser Broschüre schiede aushalten, bis zu 40 °C zwi- vorgeschlagenen Touren zu Gesicht schen Tag und Nacht! Das Nacktried, zu bekommen. (sk)

Die Schneeheide setzt schon im zeitigen Frühjahr Farbtupfer in die Landschaft. (uk)

24 zurück zum Inhaltsverzeichnis Naturnahe Nutzung – Alm- und Wald- wirtschaft rund um das Hallerangerhaus Kuhweide – diese Nutzung findet seit Jahrhunderten statt. Die Zustiege zum Hallerangerhaus Zwei lange Talzustiege führen zum (wa) sind durch ein abwechslungsreiches Hallerangerhaus: von Scharnitz Nutzungsmosaik aus Almen, Jagd- durchs Hinterautal und von Schwaz hütten und Waldflächen geprägt. So durchs Vomper Loch. Besonders das als wäre es ganz selbstverständlich, Vomper Loch ist recht unzugänglich nehmen wir die Landschaft als sehr und, wie der Name schon andeutet, kurzweilig wahr. Dabei handelt es wenig für Almwirtschaft geeignet. sich um eine unserer ältesten Kultur­­ Jedoch findet man oberhalb der landschaften, entstanden durch die Schlucht die Ganalm und Walderalm. tägliche harte Arbeit der Bergbauern, Im Hinterautal sind die Almen häufi- geschaffen durch eine jahrhunderte- ger: Hinterödalm, Kastenalm, Lafat- lange Beweidung dieser alpinen scher Alm, Kohler Alm und Haller­ Lagen mit landwirtschaftlichen Nutz­ angeralm sind zu nennen. Hatten tieren. Für die landwirtschaftlichen diese Almen früher ausschließlich Betriebe im Tal bilden die Almen eine eine landwirtschaftliche Bedeutung, wichtige Futtergrundlage und sind so haben sie heute auch die Aufgabe, Garant für gesunde Tiere. Gleich­ die Fremdverkehrs- und Erholungs- zeitig werden durch die Bewirtschaf­ landschaft der höheren Gebirgslagen tung der Almflächen einmalige offen zu halten, zu gestalten und zu Lebensräume für eine Vielfalt von pflegen. Einige wie die Kastenalm, Pflanzen und Tieren geschaffen, Hallerangeralm, Ganalm und Walder­ beispielsweise Hallers Kuhschelle alm bieten dabei zusätzlich Bewir- und Felsen-Schwingel. tung an.

25 Blick vom Kohlerwald zum Überschalljoch (wa)

Der Wald – mal geschlossen, sich der Jäger vorsichtig an das Wild mal lückig heranpirscht. Im Mittelalter kauften Der Name Walderalm lässt auf eine das aufkommende Bürgertum und Alm mit einem hohen geschlossenen der Adel (Tiroler Landesfürsten, Groß- Waldanteil schließen. Waldflächen herzog von Luxemburg, Haus Coburg) kommen im Hinterautal und Vomper viele Almen auf. Sie dienten fortan Loch jedoch meist nicht geschlossen als Jagdgebiete, ohne dass dabei die als große Gebiete, sondern nur ver­ Almbewirtschaftung unterbleiben einzelt und insbesondere in den tie­ musste. Der oft über mehrere Jahr- feren Lagen vor. Bis in den Talraum hunderte andauernde alleinige Be- nach Scharnitz oder Schwaz hinunter sitzanspruch verhinderte jedoch eine reichen von Schuttströmen durch­ stärkere Besiedlung. zogene Legföhrenbestände. Der im Hochgebirge schon von Natur aus Eine Fülle aufschlussreicher lückenhafte Wald wurde durch die Flurnamen­ starke Holznutzung für die Käseher- In den Landkarten finden wir Bezeich- stellung (Holzfeuer für die Käsekessel) nungen wie Anger (Halleranger) und und ab dem 13. Jahrhundert für den Leger (Lafatscher Hochleger). Es sind Erz- und Salzbergbau (Hall) weiter Begriffe aus der Almwirtschaft. Als ausgedünnt. Im Bereich des Lafat- Anger werden Mähflächen im ebenen scher Hochlegers und um das Haller- hüttennahen Gelände bezeichnet. So angerhaus finden wir hochalpine finden wir rund um die (Haller)-Anger­ Lärchen- und Zirbenwälder vor. Der alm diese Flächen. In der Regel findet größte Teil untersteht den österrei­ Almwirtschaft aber auf gut wüchsi- chischen Bundesforsten. gen bis mageren Weideflächen statt. Die Bezeichnung (Hinter)-Ödalm lässt Versteckt im Wald finden sich im ge- auf eine eher schlechte Futterqualität samten Gebiet auch auffällig viele schließen, die jedoch botanisch durch­ Jagdhütten. Vorherrschende Jagdart aus vielseitig sein kann. Von dieser als ist die Einzel- oder Pirschjagd, bei der Lichtweide („Lichte“) bezeichneten

26 Bewirtschaftung unterscheidet sich um Kuhalmen handelt. Dies erscheint die Waldweide. So brauchen wir uns auf den ersten Blick verständlich, ver- nicht wundern, wenn uns so manche binden wir doch Almen überwiegend Kuh aus dem Wald heraus ansieht. mit Kühen. Da die Bewirtschaftung mit Milchvieh aber sehr aufwändig ist, Das Wort „Leger“ leitet sich von Lager entdecken wir bei näherer Betrach- ab. Es ist der Platz, wo die Tiere ihren tung, dass es neben den Milchvieh­ Nachtruheplatz haben. Es bezeichnet almen auch sogenannte Galtalmen aber auch die Höhenlage der Alm. So gibt. Es sind Almen mit Jungviehkühen, finden wir einen Lafatscher Nieder- die noch keine Milch geben. Arbeit und Hochleger. Zunächst wird im machen sie trotzdem. Zudem sind der Frühsommer der Niederleger bewei- größte Teil gemischte Galt- und Milch- det, im Hochsommer der Hochleger. viehalmen. Vereinzelt finden wir auch So gilt die Regel: „Beim Auftrieb soll Almen, die mit Schafen „bestoßen“ ein Drittel der Weiden grün sein, ein sind (Bestoß = Viehbesatz einer Alm Drittel braun und ein Drittel weiß.“ mit Zahl der aufgetriebenen Tiere). Grün steht dabei für „frisch ergrünt“, Der Umfang für den Bestoß ist in ur­ braun für „Schnee gerade getaut“ alten Weiderechten festgelegt. und weiß für „noch schneebedeckt“. Die Besonderheiten einzelner Almen Die Begriffe Anger und Leger zeigen, sind auf unserer familienfreundlichen Lafatscher Hochleger dass es sich bei den Almen im Hinter- Wanderung „Von Alm zu Alm“ Seite 45 (wa) autal und Vomper Loch überwiegend beschrieben. (wa)

27 zurück zum Inhaltsverzeichnis 28 Tourentipps Natur erwandern und erleben

29 zurück zum Inhaltsverzeichnis Vorbemerkungen

Die nachfolgenden Wanderungen be- Die meisten Blumen blühen im Früh­ wegen sich zum Teil in hochalpinem sommer, wenige Wochen nach der Gelände und können nur bei guten Schneeschmelze. Verhältnissen durchgeführt werden. Zweckmäßige Kleidung und gutes Wegweiser am Schuhwerk sind Voraussetzungen für Lafatscher Joch (gh) das Gelingen dieser Wanderungen, ebenso Trittsicherheit und Umgang mit Karte und GPS-Gerät. Unsere Beschreibungen können nicht den Gebrauch eines Wanderführers er­ setzen. Bitte erkundigen Sie sich in jedem Fall bei den Hüttenwirten über den Zustand der Wege und die Ent- wicklung des Wetters. Eine Haftung bei etwaigen Unfällen wird nicht übernommen.

In der hinteren Umschlagklappe finden Sie eine Übersichtskarte mit den Wanderrouten.

Weitere Informa­ti­onen: Die Wegekategorien der Alpenvereine für markierte Bergwege www.alpenverein.de/ bergsport/sicherheit/ Einfache Bergwege: überwiegend schmal, können steil sein, bergsteigen/bergwan- keine absturzgefährlichen Passagen dercard-klettersteig_ (Achtung: im österreichischen Teil des Karwendels, in Tirol, gibt aid_10443.html es diese Klassifizierung nicht!)

Mittelschwere Bergwege: überwiegend schmal, oft steil und absturzgefährlich, versicherte Gehpassagen (Drahtseil) möglich, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich

Schwere Bergwege: schmal, oft steil und absturzgefährlich, oft mit versicherten Gehpassagen und einfachen Kletterstellen, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unbedingt erforderlich

30 zurück zum Inhaltsverzeichnis zum Karwendelhaus ca. 1 km h c und zur Birkkarspitze a b r a k N k r i B Hinterautal Bei den Flüssen Roßloch nach Scharnitz 1 Kastenalm 4 Reps Sunntigerspitze Lafatscher 5 Hintererbach Melzerdenkmal Niederleger

Schwarzen- G

s c nach Vomp h Hallerangeralm 3 Beim See'le n Lafa Lafatscher i tsc Vomper Loch e Bac he Überschalljoch r h r Hochleger b Übersicht a c h ach Wanderrouten Hallerangerhaus Vomper B Kleiner Lafatscher Durchschlag Großer Lafatscher Speckkarspitze 1 Lang, aber nie langweilig. Lafatscher Joch 6 Von Scharnitz durchs Hinterautal zum Hallerangerhaus Großer ig Ste e- Wo früher Salz abgebaut wurde. d Bettelwurf 2 - Ban Von Hall zum Hallerangerhaus zur Gleirschklamm Wilde 7 Bettelwurfhütte 3 Der Grand Canyon des Karwendels. Durchs Vomper Loch zum Hallerangerhaus Issanger Halltal Pfeishütte 4 Zwei gemütliche Hausberge: Issbach Sunntigerspitze und Reps Stempeljoch 5 Von Alm zu Alm – St. Magdalena ein Erlebnis für die ganze Familie zum Hafelekar (Bergbahn) Herrenhäuser 2 6 Auf die Speckkarspitze – eine kurzweilige Überschreitung nach Hall 7 Hier wird‘s steil – Auf dem Wilde-Bande-Steig zur Pfeishütte

zurück zum Inhaltsverzeichnis Lang, aber nie langweilig. Von Scharnitz 1 durchs Hinterautal zum Hallerangerhaus Egal, ob Sie diesen langen Anstieg zu Route: Scharnitz – Hinterautal – Fuß, mit dem Fahrrad oder die ersten Isarquellen – Kastenalm – 15 Kilometer bis zur Kastenalm be- Hallerangerhaus­ quem mit dem Taxi oder der Traktor- Gehzeit: ca. 6 Stunden kutsche zurücklegen – diese Annähe- Höhenunterschied: 860 m rung an das Hallerangerhaus hat alles, was einen typischen Hütten­ Länge: 19 km zustieg im Karwendel auszeichnet: Schwierigkeit: Fahrstraße/einfache ein abwechslungsreiches Tal, rau- Bergwege schende Wasser, romantischen Berg- wald und eine Einkehrmöglichkeit Hinweise: Karwendeltaxi bis Kasten- unterwegs. Wir empfehlen, auf dem alm, Tel.: (0043 (0)5213 5363). Fahr- Hinweg das Tal wandernd zu erkun- räder können beim Cafe Länd in den und zurück entweder das Taxi zu Scharnitz gemietet werden. Ab nehmen oder ein Fahrrad zu mieten. Kastenalm kann beim Hüttenwirt des Hallerangerhauses ein Moun- Von der Bahnstation Scharnitz oder tainbike gemietet werden. einem der gebührenpflichtigen Park- Die Isar ist schon www.alpenvereinaktiv.com/de/ plätze am Beginn des Hinterautals wenige Kilometer tour/hallerangerhaus-zustieg-ab- geht es auf der Fahrstraße in das Tal nach der Quelle ein scharnitz/109895208 breiter Fluss. (wa) der jungen Isar hinein. Wir kommen

31 am Haus Karwendelbrücke, einem Am offiziellen Isarursprung Steinmännchenstadt ehemaligen Elektrizitätswerk, vorbei. Nicht nur die Isar führt Wasser. Immer an der Isar (wa) Bald steigt der Weg sanft zur Gleirsch­­­ wieder queren wir Gräben und Bäche, höhe an. Ein erster Blick in den Tal- wie den Breitgrießkarbach, oder be- schluss erwartet uns dort, ebenso ein obachten Quellen, aus denen das im Blick in das tief unter uns gele­gene Gebirgskörper gespeicherte Wasser Flussbett der wilden Isar. Dann treten herausfließt. Schließlich erreichen wir aus dem Wald heraus und sehen, wir nach 13 Kilometern den nach der wie sich die Isar in vielen Windungen Hydrografie des Landes Tirol offiziellen durch den Wiesengrund schlängelt. Isarursprung. Er besteht aus mehreren Eine ganze Steinmännchenstadt Quellen (die Hauptquellen liegen links lädt hier ein, weitere Kunstwerke des Wegs), die hier in den aus dem zu errichten. Vorbei am kleinen Kot- Roßloch kommenden Bach und den waldsee erreichen wir das private Lafatscher Bach fließen. Deshalb wird Jagdhaus Hubertus und eine Wild- das Gebiet auch „Bei den Flüssen“ fütterung. genannt.

Das Tal wird nun enger und der Fluss Der Birkkarbach lädt reißender, doch schon wenig später mächtig Schutt ab. weitet sich das Tal zu einer flachen (wa) Schuttwüste. Hier mündet der Birk- karbach, der aus dem riesigen Birkkar zu Füßen der Birkkarspitze kommt, ins Haupttal. Beim Erreichen des flachen Talgrunds setzt er bei der Schneeschmelze und starken Nieder-

32 Kastenalm und Nach der im Sommer bewirtschafte- Kastenwald (wa) ten Kastenalm (Einkehrmöglichkeit) geht es steil und stetig bergauf. Tief- blicke zur Alm und ins Roßloch ent- schädigen für die Mühe. Tief unten gurgelt der Lafatscher Bach, den wir später beim „Silbernen Hansl“, einem ehemaligen Silberstollen, auf einem Steg queren. Die Gschnierbach-Jagd- schlägen seine Schuttfracht ab. Ein- hütte bietet eine schöne Rastmög- drucksvoll stehen einige Bergahorne lichkeit. Durch romantischen Berg- im Schuttstrom und ringen ums Über­ wald erreichen wir die Weiden des leben. Wenig weiter ist die Schutt- Lafatscher Niederlegers und der wüste zu Ende und macht Wiesen Kohleralm. Ein letzter Anstieg führt und einem lichten Wald Platz, wo empor zum herrlich an der Wald- einzelne große Bergahorne an den grenze gelegenen Hallerangerhaus, berühmten „Großen Ahornboden“ wo wir uns eine Stärkung ehrlich erinnern. verdient haben. (wa)

Deutsche Tamariske – Rarität an der Isar

Einst eine Charakterpflanze vieler Alpenflüsse, ist die Deut- sche Tamariske heute vom Aussterben bedroht. Auf dem Flussschotter der Isar im Karwendel wachsen noch Exemplare dieser Pionierpflanze, die als Indikator für dynamische, regel- mäßig überflutete Flusslandschaften gilt. Die Tamariske ver- ankert sich mit langen Pfahlwurzeln im Untergrund, um Überflutungen standzuhalten. Ihr weiches und elastisches Holz schützt sie vor Verletzungen. Werden trotzdem Äste abgerissen, treibt sie schnell wieder aus. Da die Tamariske fast während der gesamten Vegetationsperiode Blüten bilden kann, findet man im Sommer oft Blüten- und Samenstände gleichzeitig an einer Pflanze. So wird über einen längeren Zeitraum Samen produziert, um den passenden Zeitpunkt für eine erfolgreiche Keimung nutzen zu können. Werden die Kiesbänke jedoch nicht regelmäßig vom Fluss umgelagert, wird die Tamariske mit der Zeit von Weiden- und Erlensträu- chern verdrängt. (sk)

33 zurück zum Inhaltsverzeichnis Bei St. Magdalena unterhalb des Bettel­ wurfmassivs (kf)

34 Wo früher Salz abgebaut wurde. 2 Von Hall zum Hallerangerhaus Der Hüttenaufstieg beginnt in Ab- Route: Hall/Absam – Halltal – sam-Eichat am Eingang zum Halltal St. Magdalena – Lafatscher Joch – (Informationsportal des Naturparks Hallerangerhaus Karwendel, geräumiger Parkplatz). Gehzeit: ca. 5 Stunden Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln Höhenunterschied: 1380 m Auf­ anreist, fährt mit dem Linienbus von stiege, 367 m Abstiege Innsbruck oder Hall bis zur Haltestelle „Eichat Bettelwurfsiedlung“. Länge: 11 km

Schwierigkeit: mittelschwere Berg- An den Informationstafeln folgen wege wir dem Schotterweg durch Buchen­ mischwald­­­ stetig bergauf. Beim Hinweise: Shuttlebus (Sa/So) und Kraftwerk Bettelwurfeck wird das Taxiservice bis St. Magdalena Trinkwasser für Absam und Hall – www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/ „Bettelwurfgold“ genannt – aus hallerangerhaus-zustieg- halltal/ dem Wettersteinkalk gefasst. Hier 109004898 biegen wir in den „Fluchtsteig“ ab. Ein lohnender Abstecher führt zu Das Halltal ist durch den Salzbergbau einem bei uns mittlerweile sehr in früheren Jahrhunderten zu großer selten vorkommenden Eibenwald. Bedeutung gekommen, was auf Schattig ist es hier, aber genau das Seite 17 nachgelesen werden kann. ist ein Vorteil für die Eibe, da sie Die Spuren des Bergbaus sind heute Schatten gut verträgt und selbst noch sichtbar an den Herrenhäusern, unter dem Kronendach höher dem Zentrum des damaligen Berg- wachsender Bäume noch wachsen baus, und an einigen alten Stollen. kann.

Issbach (kf) Der „Fluchtsteig“ führt uns parallel zur Straße und zum Halltalbach nach St. Magdalena hinauf, einem ehema­ ligen Kloster, das heute ein beliebtes Ausflugsziel mit Gasthaus ist. St. Magdalena liegt auf einer Lichtung unterhalb des Haller Zunterkopfs und bietet einen beeindruckenden Aus- blick auf den Großen und Kleinen Bettelwurf.

35 Wir folgen nun dem Forstweg in Rich- Gebirgsschrecke vorkommen, vor der Blick auf die Wiesen tung Herrenhäuser und Törl, bis wir Verbuschung bewahrt werden. Dass des Issangers und den auf einen Bergbach treffen, der sich sich hier Moorwiesen bilden konnten, vom Issjöchl herab- kommenden Weg (kf) weiter unten mit dem Issbach zum hängt mit dem Tonstein im Unter- Halltalbach vereint. Hier können wir grund zusammen, über dem sich das entweder weiter zu den Herrenhäu- Wasser staut. Das lieben auch die sern gehen oder wir steigen ein kurzes Weidensträucher, die hier erste An­ Stück hinab und überqueren den Bach zeichen der Verbuschung sind. Wo auf einer Holzbrücke, um auf den der Boden trockener ist, finden sich Hirschbadsteig zu gelangen. Dieser mit Birken und Ebereschen weitere führt durch feuchte Wiesen und über Pioniergehölze (Erstbesiedler). lehmigen Boden und bietet sich bei trockenem Wetter an. Dann lohnt Schwalbenwurz- sich dieser landschaftlich schöne, ab- Enzian (sk) wechslungsreiche Pfad zum Issanger hinauf.

Issanger – paradiesische Moorwiese Auf den Moorwiesen des Issangers weideten früher die Ochsen des Salz- bergwerks. Damit sich auf den Wiesen keine Gehölze breitmachen, wird dort heute regelmäßig von Hand gemäht. Nur so können diese Wiesen, in denen lichtbedürftige Pflanzen und Tiere wie Schwalbenwurz-Enzian und Alpine

36 Am Issanger treffen die Wege über sträucher. Der Rohhumus aus der die Herrenhäuser und durchs Isstal Kiefernnadelstreu genügt ihnen zum wieder zusammen. Eine Rast an die- Wachsen. Ihre herb-sauren Beeren ser Wegkreuzung bietet eine wunder- versüßen uns den Aufstieg und lie- bare alpine Szenerie: Südwestlich und fern eine extra Portion Vitamin C. west­lich wandert der Blick in riesige Schutt­kare, die bis hinauf zum Stem- Am Lafatscher Joch werden wir be- peljoch reichen. Rechts davon ragt lohnt mit einem großartigen Blick die Stempeljochspitze markant in zurück ins Halltal und auf die Berge den Himmel. Im Norden sehen wir der mittleren Karwendelkette. Hinter den Großen und Kleinen Lafatscher, der Sunntigerspitze und dem Reps das Lafatscher Joch und die Speckkar­ ragt die Birkkarspitze, der höchste spitze. Der Aufstieg zum Joch voll- Berg des Karwendels, auf. Nun wartet zieht sich über einen breiten, schutti- noch der Abstieg durch den soge- gen Weg durch Latschenkiefern. Hier nannten „Durchschlag“ auf uns. Das kann es im Sommer ziemlich warm ist ein durch den Fels gesprengter werden. Und auch der Pflanzenwelt Wegabschnitt, der den Durch­lass sehen wir an, dass die Lebensbedin- zwischen dem Lafatscher Roßkopf gungen hier andere sind. Der Schutt und den senkrecht aufsteigenden aus verwittertem Wettersteinkalk Felswänden der Speckkarspitze- rutscht stetig von den umliegenden Westwand ermöglicht. Durch roman­ Bergen ab und überdeckt die Hänge. tischen Lärchen-Zirbenwald erreichen Außer der anspruchslosen Latschen- wir schließlich das Hallerangerhaus. kiefer wurzeln hier auch Preiselbeer- (kf)

Die Eibe – ein giftiger, selten gewordener Nadelbaum

Eiben wachsen sehr langsam und können bis zu 1500 Jahre alt werden. Alle Pflanzenteile – mit Ausnahme des roten Fruchtmantels um den Samen – sind giftig. Im Mittelalter wurde die Eibe wegen ihres harten, elastischen Holzes stark genutzt und dezimiert. Aus dem Holz wurden Bogen und Armbrüste, Spindeln, Radachsen, Möbel und Flöten herge- stellt. Auch die Fuhrleute schlugen die Eiben ab, da den Pferden das Knabbern an den giftigen Bäumen nicht bekam. In religiös-kultischen Vorstellungen spielt die Eibe ebenfalls eine Rolle: Manche Forscher gehen davon aus, dass Yggdrasil, der Weltenbaum der Germanen, keine Esche, sondern eine Eibe war. (Foto: sk)

37 zurück zum Inhaltsverzeichnis Blick ins Vomper Loch beim Abstieg von der „Triefenden Wand“ (sk)

38 Der Grand Canyon des Karwendels. 3Durchs Vomper Loch zum Hallerangerhaus kommt mit diesen Wachstumsbedin- Route: Vomp/Gasthaus Karwendel- gungen, im Gegensatz zur Buche und rast – Vomper Loch – Überschall- Fichte, gut zurecht. Die namengeben­ joch – Haller­angerhaus de Schneeheide ist ein Frühjahrsblü- Gehzeit: ca. 8 Stunden her, deren im Herbst fast fertig aus- Höhenunterschied: 1950 m Auf­ gebildeten Blüten an aperen Hängen stiege, 1050 m Abstiege schon im Februar von der Sonne ge- rötet werden. Im Juli können wir mit Länge: 18 km etwas Glück das Kriechende Netzblatt, Schwierigkeit: mittelschwere Berg- eine kleine weißblühende Orchidee, wege mit versicherten Stellen in der Kiefernstreu entdecken.

www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/ Bevor wir die Jagdhütte im Zwerch- vomper-loch/105624515 loch erreichen, fallen die ersten Lat- schenkiefernbestände auf, in denen Bei dieser Wanderung durchsteigen die Behaarte Alpenrose wächst. Auch wir eine grandiose, wilde Landschaft die sogenannten Knieweiden mit auf stellenweise schmalen und aus- meist kniehohen Zwergsträuchern gesetzten Steigen. Der Weg beginnt wie Waldsteins Weide und Kahler am Karwendelbrunnen und führt Weide finden wir hier. Nach der Jagd- direkt in den Taleinschnitt des Vomper hütte überqueren wir auf einer Brücke Bachs. Der Wald besteht hier haupt- den Zwerchbach und erreichen nach sächlich aus Buchen und Fichten, aber auch Esche und Bergahorn kommen als typische Vertreter des Schlucht- walds vor. Im Juli fällt die Rotbraune Stendelwurz am Wegrand auf, eine Orchidee, die sehr hoch werden kann.

Auf dem Ferdinand-Kogler-Steig pas- sieren wir beim Nasstal einen bild- schönen Wasserfall. Immer öfter ist jetzt der Schneeheide-Kiefernwald anzutreffen. Er wächst auf warmen, trockenen Standorten, die nur eine Nassloch mit Wasser- sehr dünne Bodendecke aufweisen. fall (bb) Die Waldkiefer als Pionierbaumart

39 rutscht sind. Hier kann sich nur der Steiler Wegabschnitt Bergahorn, der Charakterbaum des bei der „Katzenleiter“ Karwendels, behaupten, weil seine (wa) Wurzeln die Last durch Schuttüber- schwemmungen aushalten.

Am abgebrannten Lochhüttl geht es auf einer Brücke wieder auf die andere Seite des Bachs, bevor am Schinder- bödele der längere Aufstieg zum Überschalljoch beginnt. Wer genau hinschaut, kann am Waldrand das kurzem, steilem Aufstieg die „Katzen- Kleinblütige Einblatt entdecken, eine leiter“: Mit Hilfe von Trittstufen und kleine Orchidee, bei der aber bis zu Drahtseilen wird ein Felsaufschwung hundert Einzelblüten an einem Blüten­ überwunden, an dem die ersten Fels- stängel sitzen. Am Moosbödele hat pflanzen, Zwerg-Glockenblume, Berg- sich ein Niedermoor entwickelt, aus Löwenzahn und Blaugrüner Stein- dem sich die weißen Wattebäusche brech, bewundert werden können. des Breitblättrigen Wollgrases ab­ Danach wechselt sich wieder Kiefern- heben. Sie zeigen die Pflanze nicht, Kriechendes Netz- wald mit Buchen-Fichtenwald ab. wie oft angenommen, blühend, son- blatt (sk) Zwischen den Kiefern wachsen statt- dern fruchtend. Beim weiteren Auf- liche Exemplare der gut an trockenen stieg wechseln sich Schutthalden und Untergrund angepassten Mehlbeere. „alpine Rasen“ ab, hier auf den feuch- Wir queren im steten Auf und Ab, ten, tiefgründigen Böden der üppige teils seilversichert, mehrere Zuflüsse Rostseggenrasen. Am Weg zum des Vomper Bachs. Nach der „Triefen- „Krautboden“ stehen ein paar präch­ den Wand“ geht es dann endgültig tige alte Lärchenbäume. hinab zum Vomper Bach, den wir auch queren müssen. Kurz vor dem Überschalljoch taucht hier – wir nähern uns der Baumgren- Nachdem wir an mehreren Jagdhüt- ze – noch eine zweite Baumart auf, ten vorbeigekommen sind, steigt der die Zirbelkiefer, auch Zirbe oder Arve Weg zu einer mit Latschenkiefern be- genannt. Sie ist eine Besonderheit des wachsenen Flussterrasse an. Schnee- Karwendels, da sie sonst vorwiegend heide, Preisel- und Heidelbeere sowie in den Zentralalpen vorkommt. Nach Rundblättriges Wintergrün zeigen dem sanften Überschalljoch gehen sauren Boden, Nährstoffarmut und wir auf einem Fahrweg abwärts und Trockenheit an. Wild und urtümlich an der Hallerangeralm links durch sehen die Schuttströme aus, die von herrlichen Lärchen-Zirbenwald zum den Hängen bis in den Wald hineinge- Hallerangerhaus. (sk)

40 zurück zum Inhaltsverzeichnis Zwei gemütliche Hausberge: 4 Sunntigerspitze und Reps wärts führt. Gleich zu Beginn können Route: Haller­angerhaus – Reps – wir im Juni und Juli zwei Orchideen­ Sunntigerspitze – Haller­angerhaus arten entdecken: Mücken-Händelwurz Gehzeit: ca. 3 Stunden und Großes Zweiblatt. Die Mücken- Höhenunterschied: 620 m Händelwurz, deren Blütenfarbe von rosa bis hellrot und violett variieren Länge: 7 km kann, wird von verschiedenen Tag- Schwierigkeit: einfache Bergwege und Nachtfalterarten bestäubt. Schauen Sie einmal, ob sich gerade Hinweise: ideal mit Kindern, jedoch ein Falter an der Blüte zu schaffen Vorsicht vor den nordseitigen Ab­ macht. brüchen ins Roßloch

www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/ Orchidee mit pfiffigen Mechanismen reps-und-sunntiger/109878683 Das Große Zweiblatt ist eine Orchidee mit ganz raffinierten Überlebens- Von der Hütte gehen wir nordwärts Strategien: der Blütenstängel ist mit durch den schönen Lärchen-Zirben- klebrigen Drüsenhaaren besetzt, der wald zur Hallerangeralm, deren Wei- krabbelnde Insekten, die nur Nektar den wir queren. Nun folgen wir dem schlecken wollen, am Hochsteigen Auf dem Weg zum von weitem sichtbaren Steig, der am hindert. Lässt sich dagegen ein mög­ Reps (gh) Südhang der Sunntigerspitze auf- liches Bestäuberinsekt auf der Blüte

41 Mücken-Händel- wurz und Großes Zweiblatt (sk)

nieder, beispielsweise eine Schlupf- Der Weiterweg führt nun durch Lat- wespe, sondert die Orchidee einen schengebüsch, in dem an offeneren großen Tropfen klebriger Flüssigkeit Stellen und am Rand die Behaarte ab. Dieser sorgt dafür, dass ein Pollen­ Alpenrose gedeiht. Auf einer grasi­- päckchen an den Kopf des Insekts gen Insel in den Latschen steht das angeklebt und beim Besuch einer Melzer-Denkmal, das an die beiden anderen Blüte auf der Narbe abge- 1901 an der Nordwand der Praxmarer- setzt wird. Sollte die Befruchtung karspitze verunglückten Kletterer nicht klappen, was im Hochgebirge Otto Melzer und Emil Spötl erinnert. nicht ungewöhnlich ist, kann sich das Der Steig führt uns in Serpentinen Große Zweiblatt auch vegetativ (un­ aufwärts zu einem auffallenden, ge­schlecht­lich) vermehren, indem es aus bräunlich verwitterten Steinen Wurzeln in Sprosse (junge Triebe) auf­geschichteten Steinmann. Wir umbildet. blicken nun in die Kohlerrinne, an deren Rand sich die Reste einer aus Steinplatten errichteten Hirtenunter- Blaugrüner Stein- kunft befinden. brech (sk)

Pflanzen weisen auf den Säuregrad des Bodens hin Oberhalb der Kohlerrinne fällt auf, dass sich der Grasbewuchs deutlich ändert. Während wir auf beiden Seiten der Rinne den für einen kalk- haltigen Untergrund typischen Blau- gras-Horstseggenrasen vorfinden, stoßen wir nun auf den Borstgras­ rasen mit säurezeigenden Pflanzen

42 Etwas abseits des Pfads, in der Nähe eines Denkmals für einen verun- glückten Schäfer, bietet sich durch ein Loch im Fels ein überraschender Tiefblick ins Roßloch (Vorsicht!). Der Steig zur Sunntigerspitze führt von der Verzweigung nach rechts (Osten). Die Vegetation wird zunehmend lü- ckig, Polsterseggenrasen und Schutt- fluren wechseln sich ab. Die steifen Blätter der Polstersegge und das Wurzelsystem des Blaugrünen Stein- brechs können den feinen Schutt Blick zum Haller­ wie die Bärtige Glockenblume und festhalten. So beginnen sich die typi- anger­haus und das namen­gebende Borstgras. Einzel- schen Rasenpolster zu entwickeln. Lafatscher Joch (bb) ne nasse Stellen weisen auf einen An weiteren Pflanzen, die sich hier im lehmig-tonigen, wasserstauenden Schutt noch halten können, finden Untergrund hin. wir Alpenleinkraut, Brillenschötchen, Berglöwenzahn, Herzblättrige Kugel- Pionierpflanzen stabilisieren blume, Breitblättriges Hornkraut und den Schutt Alpen-Gämskresse. Wer den Blick Wir erreichen nun den Bergkamm, an durch das Felsloch am Reps verpasst dem sich die Wege teilen: Links führt hat, dem bietet sich vom Gipfel der die Pfadspur in leichtem Auf und Ab Sunntigerspitze eine beeindruckende am Grat entlang und über eine Kuppe Aussicht ins Roßloch und natürlich (Vermessungszeichen) zum Gipfel des auch hinunter zum Hallerangerhaus Reps mit Steinmännern. Auch den und hinüber zu Bettelwurf und Speck­ Schafen scheint es hier zu gefallen. karspitze. (bb)

Reps und Sunntiger – zwei eigenartige Namen

Der Name Reps geht auf einen bergmännischen Ausdruck zu- rück. Das Repsmassiv ist durchzogen von Stollen aus der Zeit des Bergbaus. Mit „Röpps“ bezeichnete man gebrochenes Gestein, von dem durch „Reben“ = Rütteln über einem Sieb das Erz getrennt wurde. Der Name „Sunntiger“ leitet sich von der almwirtschaftlichen Nutzung her. Er erscheint schon 1452 als Suntachwaid. Flurnamen wie Sonntager, Sunntiger oder Sonntagsweid bezeichnen ungefährliche Weideplätze, die beim Hüten wenig Aufmerksamkeit erfordern und dem Hirten ein wenig Sonntagsruhe ermöglichen. (Foto: gh)

43 zurück zum Inhaltsverzeichnis Kuhweide. „Die Alpen­ rosen lass` ich für euch stehen“. (wa)

44 Von Alm zu Alm – 5 ein Erlebnis für die ganze Familie boden hinab. Er wird als Viehweide Route: Hallerangerhaus – Lafatscher genutzt. Die Gebäude der gleichnami- Niederleger – Lafatscher Hochalm gen Alm bestehen leider nicht mehr. – (Beim See´le) – Kohlerwald – Nur die kleine Station für die Strom- Lafatscher Niederleger – Haller­ versorgung des Hallerangerhauses ist anger­haus zu sehen. Schon im Kohlerboden oder Gehzeit: ca. 4 Stunden, Abstecher aber an der nächsten Alm, dem Lafat- zum See´le hin und zurück 2 Stunden scher Niederleger, treffen wir auf die Höhenunterschied: 475 m ersten Kühe. Familie Ruech bewirt- schaftet hier auf 1640 Meter Höhe ei- Länge: 9 km ne heimelige Alm. Dies soll allerdings Schwierigkeit: einfache und mittel- nicht darüber hinwegtäuschen, dass schwere Bergwege, Abstecher zum Almwirtschaft harte Arbeit ist. See´le teils weglos Wir folgen dem Fahrweg weiter und www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/ treffen bald auf den Lafatscher Bach. Hallerangerhaus-Almwanderung/ Dort besteht die erste Gelegenheit, 107481456 mit dem Wasser Kontakt aufzuneh- men. Einige Meter weiter befindet Eine Rundwanderung zu den Almen sich die Gschnierbach-Jagdhütte, von ist genau das Richtige für einen ent- der aus der etwas versteckt liegende spannten Tag. Von der Hütte wandern Wasserfall des Großen Gschnierbach- wir den Fahrweg zunächst abwärts grabens erkundet werden kann. Auf Richtung Scharnitz. Schon nach weni- der gegenüberliegenden Talseite sieht gen Metern sehen wir in den Kohler- man die Stollen des „Silbernen Hansl“, wo ehemals Silber-Bleierz abgebaut Kohlerboden (wa) wurde.

Beim Weiterweg müssen wir aufpas- sen, um den Abzweig zur Lafatscher Hochalm (Lafatscher Hochleger) nicht zu verpassen. Er ist mit einem großen Schild am Baum markiert. Der Weg steigt erst flacher, dann steiler berg- an. Kiefern und Lärchen spenden uns Schatten, lassen aber auch Lücken für gute Fernblicke.

45 Abstecher zum „See’le“ Lafatscher Nieder­ Wer sich hier noch fit fühlt, kann einen leger (wa) kleinen See erkunden. Hin und zurück sind rund zwei Stunden einzuplanen. Das Gebiet „Beim See‘le“ erreicht man, wenn man westseitig an der Alm vorbeiläuft und dort dem Schot- terweg nach rechts bergauf folgt. Er Kuhherden sind keine Streichelzoos geht schließlich in einen schmäleren Nach rund 200 Höhenmetern haben Wanderweg über und verliert sich wir es geschafft. Vor uns liegt auf dann. Allerdings ist das Gumpenjöchl 1650 Meter Höhe der Lafatscher Hochleger, ursprünglich eine Ansied- lung mit mehreren einzelnen Almbe- wirtschaftern, heute im Privatbesitz und ohne öffentliche Bewirtung. Im Hintergrund sind die Weideflächen des „Hinteren Winkel“ und die Sonn- tagkarspitze zu sehen. Für das mit­ gebrachte Rucksackvesper gibt es genügend Sitzmöglichkeiten auf der herrlichen Wiese neben der einge- zäunten Weide. Nebenbei können die Kuh- und Schafherden beobachtet werden. Hier gilt allerdings: Schauen gut auszumachen, von dem aus man Das See´le ist fast ja, streicheln nein. Es handelt sich zum See weglos in lichtem und gras- völlig verlandet. (wa) nämlich um eine Mutterkuhherde, die bewachsenem Wald absteigt. Mit et- empfindlich auf fremde Besucher re- was Orientierungssinn ist dann das agiert, ganz besonders, wenn Hunde See‘le – ein nahezu mit Geröll aufge- dabei sind. Diese unbedingt an die füllter und verlandeter ehemaliger Leine nehmen! See – problemlos zu finden. Wollgras- und Binsenbestände dominieren die heute noch übrige feuchte Senke. Beim Gumpenjöchl Diese empfindliche Vegetation sollte gibt es kleine Tümpel. nicht betreten werden. Die Umge- (bb) bung vermittelt das Gefühl, weitab jeglicher Zivilisation zu sein. Genie- ßen Sie die Ruhe und schließen Sie die Augen! Der Rückweg folgt dem Auf- stiegsweg zurück zum Lafatscher Hochleger.

46 Zirbelkiefersamen – nahrhaft da und hat die Samen aus den Zapfen und wohlschmeckend gepickt. Sie sind seine Hauptnahrung, Der weitere Weg führt vom Lafatscher von der er sich auch Vorräte im Boden Hochleger gleich wieder in den lichten anlegt. Was er nicht wiederfindet oder und zeitweise als Weide genutzten frisst, kann keimen und für nachwach- Wald, zu erkennen am Verbissschutz sende Zirbelkiefern sorgen. an den jungen Bäumen und dem gras­ artigen Waldunterwuchs. Einst wurde Abwechslung bieten auch die zeitweise hier auch Holzkohle hergestellt, wes- wasserführenden Gräben, denn sie zu halb diese Stelle „Kohlplatz“ und das queren, verlangt das eine oder andere Gebiet „Kohlerwald“ genannt wird. Mal etwas Balance. Sollten die Füße Der Wanderweg schlängelt sich nun heiß gelaufen sein, so empfiehlt sich am Hang entlang durch den Wald. in den Wassergumpen ein erfrischen- Mal sind die Fichten in der Überzahl, des Fußbad. Bald kommen wir in die mal Lärchen, Zirbelkiefern oder Wald- Latschenzone und sehen auf den uns kiefern. Mit reichlich Flechten- und schon bekannten Lafatscher Nieder­ Moosbewuchs machen sie einen mär- leger mit seinen weidenden Kühen chenhaften Eindruck. In die Wirklich- hinab. Ein kurzer Sprung über den keit zurückgeholt werden wir nur durch Bach, ein kleiner Anstieg und wir sind herrliche Fernblicke, die der Wald hin wieder auf dem vom Hinweg bekann- und wieder freigibt. Eine Besonderheit ten Weg. Vorbei an den Wiesen der sind die in den Zapfen der Zirbelkiefer Kohleralm erreichen wir, gesättigt mit steckenden Samen, die wie kleine Pi- schönen Eindrücken, das Halleranger-

Blick ins Birkkar, zu nienkerne aussehen und aromatisch haus, wo die erlebnisreiche Wanderung Birkkarspitze und schmecken. Der Tannenhäher, ein Ra- mit einem leckeren Kaiserschmarrn Ödkarspitzen (bb) benvogel, war aber oft schon vor uns abgerundet werden kann. (wa)

47 zurück zum Inhaltsverzeichnis Wegweiser am Lafatscher Joch (kf)

48 Auf die Speckkarspitze – 6 eine kurzweilige Überschreitung weg. Nach wenigen Minuten bauen Route: Hallerangerhaus – Lafatscher sich die Felswände der Speckkarspitze Joch – Speckkarspitze – Nordwest- und des „Durchschlags“ vor uns auf. grat – Haller­anger­haus Zuerst scheint es, als endet der Weg, Gehzeit: ca. 4 Stunden aber wenn wir näherkommen, erken- Höhenunterschied: 900 m nen wir hoch oben einen mit Brettern und Eisenstangen abgestützten Pfad, Länge: 6,5 km der an der Felswand entlangführt. Schwierigkeit: mittelschwere Berg- Wir steigen steil auf der linken Seite wege, versicherte Stellen und Klet- des Geröllfelds aufwärts in Richtung terpassagen bis I+ einer Scharte. Wer genau hinschaut, erkennt Spuren einer befestigten www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/ Straße, die sich in Serpentinen durch karwendel-vom-hallerangerhaus- den Hang zieht. Über diese Straße auf-die-speckkarspitze/107454489 wurden früher Erze transportiert. Im oberen Teil des Schuttfelds wurde so- Vom Hallerangerhaus wandern wir gar ein großer Felsblock in zwei Hälf- durch den idyllischen Lärchen-Zirben- ten gesprengt, da die Straße genau wald Richtung Lafatscher Joch. Der dort hindurch passen musste. Immer Blick auf den Kleinen Lafatscher mit wieder bildet die Großblütige Gäms- seiner beeindruckenden Verschnei- wurz gelbe Farbtupfer im Grau des dung begleitet uns bereits vom Haus Schuttfelds.

Im Schatten die Schnittlwände, in der Sonne die Speck- karspitze-Westwand und rechts davon der „Durchschlag“ (kf)

49 Unser Aufstieg folgt nun nach links Felsdurchsetzte den Bergrücken hinauf. Die Wegfin- alpine Rasen (sk) dung durch das Geröll ist nicht immer eindeutig, aber rote Markierungen weisen uns die Richtung. Schutt und lückiger Rasen (Polsterseggenrasen) wechseln sich ab und wer ein Auge dafür hat, entdeckt die kleinen Polster des Blaugrünen Steinbrechs, der sich mit seinem hellgrauen Kalküberzug Nach diesem ersten Anstieg wird der auf den Blättern vor Verdunstung Weg flacher und eröffnet uns bereits schützt und damit dem Wasserman- den Blick auf unser Gipfelziel. Wir wan­ gel im Schutt trotzt. dern nun durch eine Zwergstrauch- und Krummholzzone mit Latschen- Die Hand am Karwendelfels kiefern, Alpenrosen, Heidel- und Etwa eine Stunde nach dem Joch Preiselbeeren. Den Wegweiser, der kommen wir zu einer Scharte, die zur Speckkarspitze weist, ignorieren zunächst unüberwindbar scheint. wir, hier werden wir später herunter- Die roten Markierungen leiten uns kommen. Etwa eine Stunde nach der zu einer Gedenktafel, bei der sich Hütte erreichen wir das Lafatscher dann der weitere Weg öffnet. In Joch. Von dort haben wir einen wunder­ leichter Kletterei (I) geht es auf den Blick von der Speck- baren Blick nach Süden ins Hall­tal und Grat hinauf und über ihn – gelegent- karspitze zur Bettel- nach Westen auf den Wilde-Bande- lich die Hände gebrauchend – zum wurfkette und ins Steig und das Stempeljoch. Gipfel. Schwindelfreiheit und Tritt­ Inntal (kf)

50 Beim Abstieg folgen wir den roten Markierungen nach Norden abwärts. Der Weg ist zu Beginn an mehreren Stellen mit Drahtseilen gesichert. Wir müssen mehrfach die Hände zu Hilfe nehmen und konzentriert ab- steigen, um keine Steine loszutreten. Weiter unten macht sich wieder zag- haft Vegetation bemerkbar. Der Blau- gras-Horstseggenrasen, den wir hier durchqueren, beherbergt eine der blumenreichsten Pflanzengesellschaft der Alpen. Er kann an Südhängen sehr Breitblättriges Horn- sicherheit sind hier, im typischen zer- hoch hinauf reichen und fordert von kraut – ein Schutt- klüfteten und brüchigen Karwendel- den Pflanzen eine gute Anpassung an kriecher, der mit sei- fels, unabdingbar. Man sollte nicht die extreme Bodentrockenheit. Eine nen weichen und mit dem ganzen Gewicht an den Fels- Besonderheit ist das Kohlröschen, elastischen Trieben die Bewegungen des nasen ziehen und immer sicher stehen. eine Orchidee, die man leicht über­ Schutts mitmachen Trotz Konzentration ist der hübsche sehen kann, da ihre Blüte ungewöhn- kann, ohne verletzt Alpenmohn kaum zu übersehen, der lich dunkel ist. Dafür duftet sie aber zu werden. (sk) sich mit seinen langen Pfahlwurzeln stark, um die Falter, die sie bestäuben, im Schutt verankert und sich nach anzulocken. Es lohnt sich, einmal zu oben mit hangaufwärts ziehenden schnuppern. Wurzeln abspannt. Seine auffälligen, weißen Blüten begleiten uns bis zum Je tiefer wir kommen, desto flacher Gipfel. wird der Pfad. Er führt uns durch Latschenkiefern schließlich zurück Unsere Anstrengung wird belohnt mit auf unseren Aufstiegsweg. Bei unse- einem großartigen Gipfelpanorama. rem Rückweg zum Hallerangerhaus Neben dem Blick Richtung Stempel- lassen wir uns noch einmal von der joch, den wir schon vom Joch genie- Westwand der Speckkarspitze beein- ßen konnten, können wir im Osten drucken, die aussieht, als wäre sie in den Grat über den Signalkopf zum feine Scheiben geschnitten worden. Kleinen und Großen Bettelwurf ver- Die äußerste linke Scheibe ist durch folgen. Dahinter fällt das Vomper einen deutlichen Spalt abgetrennt und Loch steil ab. Im Norden ist fast die sieht wenig vertrauenserweckend komplette Hinterautal-Vomper-Kette aus. Mit etwas Abstand folgen weitere zu sehen. Hinter Reps und Sunntiger, Scheiben, die „Schnittlwände“. Vor den Hausbergen des Halleranger­ dieser einmaligen Kulisse steigen wir hauses, erhebt sich die Birkkarspitze, durch den Durchschlag hinab und fol- der höchste Berg des Karwendels. gen dem Pfad zurück zur Hütte. (kf)

51 zurück zum Inhaltsverzeichnis Vom Stempeljoch blickt man zurück auf den Wilde-Bande-Steig und die Speckkarspitze. (kf)

52 Hier wird’s steil: 7 Auf dem Wilde-Bande-Steig zur Pfeishütte die lotrecht emporschießende West- Route: Hallerangerhaus – Lafatscher wand der Speckkarspitze mit ihren Joch – Wilde-Bande-Steig – Stempel- kühnen Kletterrouten. joch – Pfeishütte

Gehzeit: ca. 3 Stunden In hochalpinen Gefilden Höhenunterschied: 655 m Auf­stiege, Am Lafatscher Joch folgen wir den 500 m Abstiege Kehren des alten Fahrwegs Richtung Halltal, zweigen aber nach einer Vier- Länge: 7 km telstunde rechts auf den Wilde-Bande- Schwierigkeit: mittelschwere Berg- Steig ab. Er leitet fast eben durch die wege, abschüssige Passagen mit wild zerfurchten Südflanken von Drahtseil gesichert Lafatscher, Roßkopf und Stempeljoch- spitze und ist an abschüssigen Stellen Hinweise: vom Stempeljoch kann die mit Drahtseilen und Krampen gesi- Kleine Stempeljochspitze bestiegen chert. Nach der Einmündung des werden (1,5 Stunden hin und zurück) direkt aus dem Halltal heraufkom- www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/ menden Wegs schlängelt sich unser karwendel-hallerangerhaus-ueber- Pfad steil über die oberste Stempel- gang-pfeishuette/109007281 jochreiße hinauf. Hier liegt oft bis in den Hochsommer hinein Altschnee, Die „Wilde Bande“ war eine 1877 in der besondere Vorsicht und gegebe- Innsbruck gegründete Bergsteiger- nenfalls eine extra Ausrüstung ver- gruppe, die eng mit den Salzbergbau- langt. Daher unbedingt vorher auf Knappen verbunden war. 1929 baute einer der beiden Hütten nach den Ver- sie den Steig vom Lafatscher Joch zum hältnissen erkundigen! Jetzt geht es Stempeljoch. noch etwa fünfzig Höhenmeter über eine plattige Felsstufe, die gute Tritt- Vom Hallerangerhaus steigen wir sicherheit verlangt, steil hinauf in die zu­nächst durch den sogenannten enge Kerbe des Stempeljochs. Kaum „Durch­schlag“, einen in den Fels ge- noch vorstellbar ist, dass früher Holz sprengten Durchlass zwischen den aus dem Gleirschtal über das Joch Felswänden, zum Lafatscher Joch auf. transportiert wurde, um den hohen Dies ist derselbe Weg, der bei unserer Holzbedarf des Haller Salzbergwerks Wanderung auf die Speckkarspitze zu decken. Die Rundhölzer – im Volks- Seite 49 beschrieben wird. Unterwegs mund Stempel genannt – ließ man beeindrucken uns die Schnittlwände von Saumpferden bis zum Talschluss mit ihren freistehenden Felstafeln und beim Stempeljoch schleifen und von

53 dort über die steilen Schuttreißen entstanden sind. In dieser großartigen, Der Wilde-Bande- zum Issanger hinabrollen. alpinen Landschaft, umrahmt von den Steig führt zur Stem- Stempeljochspitzen, Pfeiser Spitze, peljochreiße und steil hinauf ins Stempel- Im Revier der Steinböcke und Gämsen Thaurer-Jochspitze und Rumer Spitze joch. (kf) Im Gegensatz zum lieblichen, weitläu- steigen wir ab zur Pfeishütte. figen Lafatscher Joch ist das Stempel- joch rau und felsig. Rechts zweigt der Die Pfeishütte lädt zum Einkehren und schmale Pfad auf die Kleine Stempel- Verweilen ein. Der weitere Abstieg jochspitze ab, lohnend und nicht durchs Samertal und die Gleirsch­ schwieriger als der Wilde-Bande-Steig. klamm nach Scharnitz ist sehr loh- Zuerst über Wiesen, dann durch Fels nend, wäre aber ohne Übernachtung steigen wir zum Gipfel und haben ein gewaltiger Tourenabschluss. gute Chancen, Gämsen und Stein­ Wer am selben Tag wieder im Tal sein böcke zu beobachten. möchte, geht – kürzer – noch etwa zwei Stunden über den Goetheweg Der Weg zur Pfeishütte führt vom und Herrmann-Buhl-Weg weiter zur Joch links hinunter durch merkwürdig Bergstation am Hafelekar und schwebt welliges Gelände. Die Unebenheiten mit der Nordkettenbahn ins Tal nach im Boden kommen von einer eiszeit­ Innsbruck. (kf) lichen Moräne, die sich vom Stempel- joch bis zur Pfeishütte hinunterzieht. Sie wurde im Lauf der Jahrtausende mit Hangschutt überdeckt und von der Erosion abgetragen und umge- staltet, wodurch die Löcher und Hügel

54 zurück zum Inhaltsverzeichnis Kletterabenteuer Karwendel – 8 früher und heute Über die alpine Eroberung des Kar- der sich ins Karwendel wagte. Jäger wendels ist viel geschrieben worden und Hirten haben wohl so manchen – von den Protagonisten der Erschlie- Gipfel betreten, und bereits 1580 ßung selbst, aber auch von denen, hatte der Innsbrucker Johann Georg die ihren Spuren gefolgt sind. Neben Ernstinger die „Frau Hitt“, einen der sehr eindrücklichen Beschreibung Gipfel der Nordkette oberhalb von „Aus den Nördlichen Kalkalpen“ von Innsbruck, bestiegen. Hermann von Barth, aus der wir wei- ter unten zitieren, möchten wir dem Hermann von Barth: Leser den Beitrag „Zwischen Alptraum 88 Gipfel in einem Sommer und Wahnsinn“ von Andi Dick aus dem Richtig ernst mit der Erschließung Alpenvereinsjahrbuch BERG 2016 ans wurde es dann 1870, als Hermann von Herz legen, der wichtige Punkte der Barth innerhalb nur eines Sommers Klettergeschichte des Karwendels 88 Gipfel des Karwendels bestieg. kurzweilig beschreibt. Auf vielen davon fand er keinerlei Zeichen einer vorangegangenen Be­ Die Erschließung begann im Jahr 1843, gehung, darunter der höchste Kar- als der Geologe und Bergbauwissen- wendelgipfel, die Birkkarspitze, sowie schaftler Marko Vincenc Lipold im die Laliderer- und die Dreizinkenspitze,

Klettern im plattigen, Zuge von Höhenmessungen etliche deren Nordwände noch die Kletter­ festen Karwendelfels Gipfel erstbestieg, darunter die Speck­ geschichte des Karwendels prägen (kb) karspitze. Er war aber nicht der Erste, sollten.

55 „Das Karwendel-Gebirge kennt keine weit hinauf gekommen und über die Führer. Selbst sehen, selbst planen, schwierige „Ramboplatte“ gestiegen, selbst handeln ist hier die Lösung“, als ein Gewitter ihn zum Umkehren so schreibt Hermann von Barth über zwang. Beim zweiten Versuch war seine Besteigungen. Er berichtete von ihm das Schicksal wieder nicht hold, Aufstiegen, die ihn ein ums andere denn sein Bruder Christian verletzte Mal an seine Grenzen brachten: sich so stark, dass sie umdrehen „Heute war ich gegangen, wo selbst mussten. So kam ihm die Seilschaft die Gämse umkehrt. Es war zu viel, zu Max und Guido Mayer zuvor, die sich arg. Ich wünschte mir keine Steigerung bei den beiden Dolomitenführern mehr – ich habe auch keine gefunden.“ Angelo Dibona und Luigi Rizzi ein­ Hermann von Barths Beispiel folgte gekauft hatte. Doch mit der kühnen eine Gruppe Männer aus Innsbruck, „Herzog-Kante“ (V-) setzte sich die „Wilde Bande“. Sie machten sich Herzog noch im gleichen Jahr ein an die Besteigung von über sechzig Denkmal. weiteren Gipfeln, so dass bis 1890 alle Spitzen erstiegen waren. Otto Herzog wiederholte im darauf- folgenden Jahr die „Dibona-Mayer“ Die Nordwände als neue Heraus­ in weniger als der Hälfte der Zeit, die forderung die Erstbesteiger gebraucht hatte. In den kommenden Jahren ging es Nach dem Ersten Weltkrieg, 1921, er- nun darum, die steilen, abweisenden öffnete er dann mit Gustav Haberer Nord­wände zu durchklettern. Immer die berühmte Ha-He-Verschneidung schwierigere Klettereien wurden ge- nebenan in der Nordwand der Drei- meistert, und immer waghalsiger die zinkenspitze – eine Route, die die Begeher. Im Jahr 1901 stürzten Otto Diskussion um die Einführung des Melzer und Emil Spötl beim Versuch, VI. Grades antrieb. die Nordwand der Östlichen Praxma- rerkarspitze zu bezwingen, tödlich ab. Otto Herzog in der Das Melzerdenkmal am Weg vom Laliderer Wand An- Hallerangerhaus zur Sunntigerspitze, fang des 20. Jahr­ hunderts (Archiv des im Anblick der Nordwand, erinnert Deutschen Alpen­ daran. vereins, München)

Das beeindruckendste Massiv des Kar­wendels blieb noch einige Jahre undurchstiegen: die Laliderer Wand. Hier spielte sich im Jahr 1911 ein Wett- lauf um die Erstbesteigung ab. Otto „Rambo“ Herzog war in der späteren „Dibona-Mayer“-Route (V, A0) bereits

56 Kleiner Lafatscher Die noch schwierigere Nordwand Klettern im Halleranger – alpine mit Verschneidung der Laliderer Spitze wurde erst 1932 Routen und Sportklettereien (gh) durch­stiegen. Dem Innsbrucker Kamin­ Auch im Halleranger wurde Kletter­ kehrer Matthias Auckenthaler gelang geschichte geschrieben. Vom Haller­ zusammen mit Hannes Schmidhuber anger­haus bleibt der Blick an der eine Route im VI. Grad, die damals zu riesigen Verschneidung des Kleinen den schwierigsten der Ostalpen zähl- Lafatschers haften. 1930 durchstieg te. Sie umging allerdings im unteren Auckenthaler mit seinem Freund Wandteil einige Dächer. Erst der Seil- Pirker diese logische Linie im unteren schaft Rebitsch/Spiegl glückte mit VI. Grad. Auch wenn heute die Stand- der „Direkten“ (1946) und der Nord- plätze mit Bohrhaken ausgerüstet verschneidung (1947) der direkte Weg sind, ist die Route immer noch ein durch die Wand. ernstes alpines Unternehmen.

Die Lafatscher Ver- Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden schneidung wird die eindrucksvoll zum Halleranger ab- auch heute noch fallenden Wände des Speckkarmassivs häufig geklettert. angegangen. 1947 eröffnete Hermann (kb) Buhl mit Luis Vigl den „Buhldurch- schlag“ in der Westwand. Die Route wird heute mit VII- (VI, A0) angege- ben und ist an den Standplätzen mit Bohrhaken ausgestattet. Im Gegen- satz zu den neueren Sportkletter- Routen führt der „Buhldurchschlag“ bis ganz hinauf zu den Gipfelschrofen des Nordwestecks.

57 Bereits 1946 hatten Luis Vigl und Karl sind oft streng, und trotz mancher Gombocz an der „Hallerangerwand“ Bohrhaken muss man noch Reserven der Speckkarspitze einen direkten haben und selbst Sicherungen legen Durch­stieg im unteren VI. Grad ge- können. schafft, der als „teilweise äußerst schwierig“ beschrieben wurde. So- Die Sektion Schwaben fördert die wohl in der Hallerangerwand als Er­schließung und Sanierung von auch in der Überschallwand östlich Kletterrouten rund um das Haller­ davon werden in den klassischen, angerhaus. Durch das Engagement alpinen Routen heute selten Klette­- der lokalen Bergführer Heinz Zak rer gesehen. Einzig am „Flötenturm“, und Bernd Eberle kommen immer an dem Josef Jöchler 1980 und 1981 wieder neue Routen in den Kletter- zwei Routen erstbegangen hat, wur- gärten und an den hohen Wänden den die Standplätze mit Bohrhaken hinzu. Bestehende Klettereien wer- saniert. den behutsam mit Bohrhaken aus­ gerüstet, ohne ihren ursprünglichen Für alle ist etwas geboten Charakter dabei zu verlieren. Mit Die Wände der Speckkarspitze sowie dem Hallerangerhaus als Stützpunkt des Kleinen und Großen Lafatschers ist hier ein vielseitiges Klettergebiet sind heute von vielfältigen Routen entstanden, das mit seinem alpinen durchzogen. Die Möglichkeiten rei- Ambiente inmitten der wilden Natur chen von den alpinen Klassikern und des Karwendels für mehrere Kletter- wenig begangenen Routen an Über- tage eine reiche Auswahl an Klette- schall- und Hallerangerwand bis hin reien zu bieten hat. Und das bei kur- zu neueren Routen an den Speckkar- zen Zustiegen. platten, den Schnittlwänden und der Speckkarspitze-Westwand. Kletterer aus der Region Innsbruck Die Klettergärten „Durchschlag“ haben das Gebiet ebenfalls für sich und „Sonneck“ bieten zahlreiche wiederentdeckt und finden immer genussvolle Touren in gemäßigten neue Wege durch die glatten Platten Schwierigkeitsgraden. Auch Mehr­ und vielfältigen Strukturen der Fels- seillängentouren ziehen sich durch wände. Über die Jahre sind Routen die beeindruckenden Wände und vom VII. bis X. Schwierigkeitsgrad nutzen dabei die natürlichen Fels- mit guter Absicherung entstanden, strukturen optimal aus. Jeder Klette- die Sportkletterei vom Feinsten ver- rer findet hier etwas für seinen per- sprechen. Es lohnt sich daher, vor sönlichen Schwierigkeitsgrad und dem Besuch des Hallerangerhauses für jeden Grad an Abenteuerlust. die aktuellen Topos von der Website Der Schritt vom Klettergarten zu der Sektion Schwaben herunterzu­ den klassischen Routen sollte gut laden und den Hüttenwirt nach den überlegt sein: Die Bewertungen neuesten Begehungen zu fragen. (kf)

58 zurück zum Inhaltsverzeichnis Die Berge vom Sattel aus: 9 Mountainbiken im Naturpark Karwendel Nicht nur Wanderer, Bergsteiger und die Schluss­etappe Kraft schöpfen. Die Kletterer zieht es ins Karwendel, auch Abfahrt vom Plumsjoch ist ein Single- Mountainbiker kommen wegen des trail, der eine sichere Fahrtechnik er- Bike Trails Tirol hierher. Eine knapp fordert. Wer sich nicht sicher fühlt, siebzig Kilometer lange Etappe durch- schiebt einen Teil bergab und rollt quert das Gebirge von Scharnitz zum dann die letzten Kilometer erholsam Achensee. Mit etwa 1800 Höhen­ über asphaltierte Straßen zum Achen- metern sowie acht bis neun Stunden see. Fahrzeit fordert der Trail gute Kondi­ tion. Dafür wird man belohnt mit Wie alle Mountainbike-Routen in Tirol einer abwechslungsreichen Fahrt ist auch dieser Weg durchgän­gig mit durch schroffe Felsen, über saftige Schildern gekennzeichnet. Dies dient Wiesen, durch grüne Wälder und nicht nur zur Orientierung, sondern zuletzt am Achensee entlang. auch dazu, das Grundeigentum der Wegebesitzer zu schützen. In Tirol Der Trail führt meist auf Schotter­ ist das Befahren von Forst- und Wan- straßen auf und ab übers Karwendel- derwegen – auch mit dem Fahrrad – haus, den Kleinen und den Großen per Gesetz nur mit Zustimmung des Ahornboden zum Plumsjoch und zur Eigen­tümers erlaubt. Bevor man star- Anfahrt zum Haller- Plumsjochütte. Hier darf man sich tet, sollte man sich also informieren, angerhaus (wa) von den Strapazen erholen und für welche Wege freigegeben sind.

59 Auf ihrer Website www.bergwelt- vermögen, belohnt aber mit einer miteinander.at empfiehlt die Tiroler Fahrt durch das idyllische Samertal Landesregierung Mountainbike- mit wildromantischen Ausblicken auf wege, die vom jeweiligen Grund- die umgebenden Gipfel und den Tal- eigentümer freigegeben wurden. schluss. Eine Tälertour von Pertisau Dort findet sich neben der Liste aller durch das Falzthurn- und Gerntal erlaub­ten Touren auch eine Karte für bietet eine leichtere Möglichkeit, die Tourenplanung und eine Erklärung den Naturpark Karwendel auf guten zur Beschilderung und Nutzung der Straßen mit etwas weniger Höhen- Radwege und Trails. Umfangreiche metern zu genießen. Tourenvorschläge gibt es zudem von Tourismusverbänden und Mountain- Eine Fahrt durch das Hinterautal von bike-Magazinen. Scharnitz aus eröffnet wunderbare Ausblicke ins Herz des Karwendels. Der Weg führt über 15 Kilometer im- Der Bike Trail Tirol mer leicht ansteigend entlang der führt duch den Kleinen Isar bis zur Kastenalm. Von hier geht Ahornboden. (mk) es zu Fuß weiter zum Halleranger- haus der Sektion Schwaben. Fahrräder können geliehen und an der Kasten- alm abgestellt werden.

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Halleranger- hauses: www.hallerangerhaus.at.

Respekt und Rücksicht Die Gegend rund um den Halleranger Von gemütlich bis mühsam ist derzeit nicht fürs Mountainbiken Vor allem die Hänge der Nordkette freigegeben. Insbesondere die Wege über dem Inntal bieten Touren aller durch das Vomper Loch und über das Art. Von gemütlichen Wegen im Inn- Lafatscher Joch zur Hütte sind zum tal (Innradweg) bis hin zu schwierigen Radfahren ungeeignet und nicht er- Singletrails von der Seegrube oder laubt. Bitte informieren Sie sich vor- von der Arzler Alm hinunter nach ab, ob Ihre Tour über freigegebene Innsbruck sollte jeder etwas für sich Wege führt und schauen Sie auch finden. Steile Aufstiege gibt es vom vor Ort nach den offiziellen Schildern. Kleinen Ahornboden zur Falkenhütte Angemessenes Fahren und das Be- und vom Großen Ahornboden zur achten der Verhaltensregeln – auf Lamsenjochhütte. Die Tour zur Pfeis- den Routenschildern nachzulesen – hütte fordert ebenfalls Durchhalte- sollte selbstverständlich sein. (kf)

60 Das Hallerangerhaus liegt in einem zauber­ haften Lärchen-Zir­ benwald. Im Hinter­ grund der Weg zum Lafatscher Joch. (gh)

61 zurück zum Inhaltsverzeichnis Literaturhinweise

Alpenvereinsjahrbuch Berg 2016, Naturpark Karwendel. Homepage: Gebietsschwerpunkt Karwendel, Inns- Ausführungen zu Quellen und Ge­ bruck 2015. wässern mit Karte der Quellen im Alpenvereinsjahrbuch 1981, Ge­ Karwendel und zum Salzbergbau: biets­schwerpunkt Karwendel-Mitte. Salzberg und Saline in Hall in Tirol. München, Innsbruck 1981. Rieser, Brigitte und Schrattenthaler, Ampferer, Otto und Ohnesorge, Hanspeter: Prähistorischer Bergbau im Theodor: Erläuterungen zur Geologi- Raum Schwaz–Brixlegg. Edition Tirol, schen Spezial-Karte der Republik 128 S., 235 Abb., Reith i.A. 2002. Österreich, Blatt Innsbruck–Achensee Schrattenthaler, Hanspeter: Silber, (5047). Geologische Bundesanstalt, Blei und weißes Gold. Zur Geschichte Wien 1924. des Bergbaus im Karwendel. Alpen- Barth, Hermann von: Aus den Nörd- vereinsjahrbuch Berg 2016, S. 32–39. lichen Kalkalpen, München 1874. Innsbruck 2015. Dick, Andi: Zwischen Alptraum und Schulz, Oskar: Die Pb-Zn-Erzlager- Wahnsinn. Alpenvereinsjahrbuch Berg stätte Lafatsch–Vomperloch (Kar- 2016, S. 40–51. Innsbruck 2015. wendelgebirge, Tirol), 1981, S. 55–103. Die Flora im Naturpark Karwendel. Spötl, Christoph: Die Salzlagerstätte Bestimmungsbuch mit 100 ausge- von Hall in Tirol – ein Überblick über wählten Pflanzen im Karwendel, den Stand der geologischen Erfor- herausgegeben vom Naturpark schung des 700-jährigen Bergbau­ Karwendel. betriebes. Landesmuseum, 1990, Heissel, Gunther: Karwendel – S. 137–167. geo ­logischer Bau und Versuch einer zAk, heinz: Karwendel. Innsbruck tektonischen Rückformung. Geol. 2014. Paläont. Mitt. Innsbruck, Bd. 8, S. 227–288, Innsbruck 1978. Höfler, Horst: Karwendel, urwelt­ liches Gebirge zwischen Bayern und Tirol, München 1988. Kletterführer Karwendel, Panico Alpinverlag, Köngen 2011. Klier, Walter: Karwendel alpin. Alpenvereinsführer. München 2011. Murböck, Toni: Der Bergahorn im Karwendel. Ansbach 1995.

62 Kartenwerke

Alpenvereinskarte Blatt 5/1 Geofast 1:50 000, Blatt 118 Inns- Karwendelgebirge West, 1:25 000, bruck, Stand 2008, Ausgabe 2015/12. herausgegeben vom Deutschen Geologische Bundesanstalt Wien, Alpenverein, München 2013. 2008. Alpenvereinskarte Blatt 5/2 Geologische Karte der Republik Karwendelgebirge Mitte, 1:25 000, Österreich, Blatt 117 Zirl, 1:50 000, herausgegeben vom Deutschen Geologische Bundesanstalt Wien, Alpenverein, München 2008. 1992. Alpenvereinskarte Blatt 5/3 Kompasskarte Nr. 26, Karwendel- Karwendelgebirge Ost, 1:25 000, gebirge, 1:50 000, Innsbruck 2013. herausgegeben vom Deutschen Alpenverein, München 2015.

Linksammlung

www.alpenvereinaktiv.com www.alpenverein.de/Bergsport/Sicherheit/Bergsteigen/Bergwandercard www.alpenverein-schwaben.de/huetten/hallerangerhaus alpinhistorie.bergruf.de/barth/kalkalpen alpinhistorie.bergruf.de/karwendelnamen1934 alpinhistorie.bergruf.de/karwendelnamen1937 www.berghold-online.de/AK_Halleranger.htm www.bergwelt-miteinander.at www.hallerangerhaus.at www.karwendel.org www.karwendel.org/downloads www.kletterzentrum-innsbruck.at www.landesmuseum.at opac.geologie.ac.at www.uibk.ac.at/geologie/gpm/

63 zurück zum Inhaltsverzeichnis Impressum: Herausgeber: Sektion Schwaben des Deutschen Alpenvereins, Gruppe Natur und Umwelt, AlpinZentrum, Georgiiweg 5, D 70597 Stuttgart

Konzept, Text und Redaktion: Wolfgang Arnoldt (wa), Brigitte Balcarek (bb), Karin Feldbaum (kf), Gerhard Hermann (gh), Ulrike Kreh (uk), Stefan Kronberger (sk), Wilhelm Schloz (ws)

Wir danken Dieter Buck (Sektion Schwaben) für die Durchsicht des Manuskripts, Thomas Lehner (Hallerangerhaus) für die Unter stützung des Autorenteams und Hermann Sonntag (Naturpark Karwendel) für seinen Beitrag zum Naturpark.

Fotos: Alex Albrecht (aa), Wolfgang Arnoldt (wa), Brigitte Balcarek (bb), Klaus Berghold (kb), Karin Feldbaum (kf), Gerhard Hermann (gh), Anton Heufelder (ah), Ulrike Kreh (uk), Mirjam Kreh (mk), Stefan Kronberger (sk), Günter Maurer (gm), Wilhelm Schloz (ws), Petra Steinmüller (ps), Reinhard F. Tegebauer (rft), Stefan Wolf (sw und Titelbild), Archiv des Deutschen Alpenvereins München (S. 56: Otto Herzog in der Lalidererwand)

Grafiken: Sybille Hauck (Vegetationsstufen nach Vorlage von Stefan Kronberger, Übersicht Wander- routen nach Vorlage von Gerhard Hermann)

Grafische Gestaltung: isy design, Inga Sarrazin & Sybille Hauck, Ostfildern

© Gruppe Natur und Umwelt in der Sektion Schwaben des Deutschen Alpenvereins, Stuttgart 2020

64 zurück zum Inhaltsverzeichnis Hallerangerhaus (1768 m) DAV Sektion Schwaben Geöffnet von Anfang Juni bis Mitte Oktober; 24 Zimmerlager, 62 Matratzenlager, Selbstversorger- und Winterraum mit 15 Lagern; Tel. Hütte: + 43 720 347028 oder + 43 664 8937583; E-Mail: [email protected]; Internet: www.hallerangerhaus.at;

Karten: AV-Karte Nr. 5/2, Kompass Nr. 26

Koordinaten: UTM X Koordinate 5247579, Y Koordinate 32T0687072, Bezugs­meridian WGS 84; Geografischer Längengrad: 11°28‘37‘‘, Breitengrad: 47°21‘17‘‘

Anreise: www.karwendel.org/anreise

Sektion Schwaben des Deutschen Alpenvereins Gruppe Natur und Umwelt Georgiiweg 5 D 70597 Stuttgart Tel: + 49 711 7696366 [email protected] www.alpenverein-schwaben.de www.umweltgruppe-schwaben.de

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