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Im Karwendel Eckzähne Über Dem Inntal

Im Karwendel Eckzähne Über Dem Inntal

DAV Panorama 4/2012

Im Eckzähne über dem Inntal

Der Autor am fel- sigen Eckzahn ober- halb des Reither Jochs, mit Sicht auf mehrere Karwen- delketten und bis nach .

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Im Karwendel Eckzähne über dem Inntal

Inntalkette, oder „Erste Karwendelkette“. Die Berge über haben viele Namen – und einen 2000-Meter-Tiefblick ins Tal! Zudem bieten die Karwendel-Eckpfeiler und Bettelwurf Weitblicke vom Feinsten. Dazwischen liegt eine abwechslungsreiche Mehrtagestour zwischen Leise und Laut, zwischen urigem Bergerlebnis und urbaner Nähe. Und beides ist oft nur weniger als einen Steinwurf voneinander entfernt!

Text und Fotos von Heinz Zak

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er sonnige Tag sorgt bereits stockender Kolonnenverkehr, aber bei in der Standseilbahn hi­ der Aussicht und den wenigen Hö­ nauf zur Rosshütte für gute henmetern alles kein Stress. Stimmung. Bei der Weiter­ fahrt mit der Gondelbahn Richtung Härmeler wird es stiller – Geselliger Auftakt über Seefeld Ddie Bahn schwebt etwa zweihundert Biergartenatmosphäre auf dem Gip­ Meter hoch über eine Schlucht, so fel der Reither Spitze. Witze, Sprüche, dass mancher etwas beklommen in gute Laune. Ein Durcheinander von die Tiefe starrt. Nach dem Aussteigen Dialekten und Sprachen. Dicht ge­ wenden sich die meis­ten Richtung drängt wie in einer Vogelkolonie sit­ Berg, andere haben die Wiese knapp zen zwei Dutzend Besucher auf dem unterhalb der Bahn als wunderbaren Aussichts­ Ziel – einen perfekten gipfel, der jedem einen Startplatz für Paragleiter. Schier endlos reicht exzellenten Logenplatz Die steile Bergwiese ist die Aussicht auf das bietet für den sehens­ vollgepflastert mit bun­ Seefelder Plateau und werten Panoramarund­ ten Schirmen. Einer nach hinab ins Inntal. blick mit Tiefenwirkung dem anderen wird hoch­ – schier endlos fällt die gezogen, und mit einem Knistern und Aussicht auf das Seefelder Plateau und Rauschen schweben die Piloten hi­ dann weiter hinab in den Dunstkreis naus über das Seefelder Plateau. Wir des Inntals. Jeder weitere Berg scheint gliedern uns ein in die Gruppen, die viele Kilometer entfernt. Nur der Za­ Richtung Reither Spitze wollen. ckengrat der Freiungenspitzen Rich­ Der Weg führt angenehm anstei­ tung zeichnet sich ab wie ein se schallt uns bereits entgegen. Mein gend die steile Bergflanke entlang. dünnes Sägeblatt – der Verlauf unserer Blick streift über die Kante in die steile Viele genießen hier schon den befrei­ weiteren Tour. Ostflanke und bleibt an einem dünnen enden Weitblick. Auf dem Rei­ther Nach der luftigen Rast am Gipfel Streifen hängen: eine Adlerfeder – die­ Joch machen die ersten Pause. Eine steigen wir ab zur nahen Nörd­linger ses ganz besondere Geschenk wandert Leiter hilft über die erste Steilstufe, Hütte, die aussichtsreich an einer schnell auf meinen Hut! Die Terrasse dann führt der Weg besser als erwar­ Gratschneide klebt. Einige Stahlseile der Hütte liegt prall in der Sonne und tet durch die felsdurchsetzte Steil­ erleichtern den felsigen Abstieg. würde einladen, einfach sitzen zu blei­ flanke auf den Gipfel. Gegenverkehr, Der Trubel von der Aussichtsterras­ ben, bis die Sonne untergeht.

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Von der Erlspitze geht der Blick über die zweite grasen neben uns einige Gämsen mit Karwendelkette, zum mächtigen Gipfelstock der Solsteine, ins Inntal und in die Stubaier ihren Kitzen in der schon schattigen Alpen (o.). Die Nördlinger Hütte steht am Süd- Nordseite. Die senkrechten Schicht­ grat unterhalb der Reither Spitze – die letzten tafeln der Erlspitze und der Kuhljoch­ Meter zum Gipfel sind etwas ausgesetzt. spitze heben sich im Nachmittagslicht gut von den erodierten Raiblerschich­ ten ab. Hier könnte man in vielen kurzen und teils steilen Serpentinen absteigen ins Wibmertal und durch das Eppzirl zurück nach Scharnitz wandern. Wir sind froh, dass wir noch einen wahren Bergsteiger-Le­ ckerbissen vor uns haben: den Frei­ ungen Höhenweg. Es ist herrlich, so hoch über den Tälern an einem Kamm entlangzuwandern. Zwar geht es im­ mer wieder hinauf und hinunter, im Allgemeinen hält der Weg aber seine luftige Höhe. Immer wieder überra­ schen Ausblicke in die Steilrinnen der Nordseite. Geröllbedeckte Schuttkare ziehen in fahlgrauen Streifen hinun­ ter in die saftig grünen Böden mit der romantisch liegenden Eppzirler Alm. Doch nach Knödel, Kaiserschmar­ Rinnen. Die sanften Grasmatten am Südseitig begleitet uns stets der Tief­ ren und freundlicher Bedienung trotz Sattel verlocken zum Hinsetzen und blick ins Inntal. Den kurzen Abstecher vollem Haus machen wir uns auf den Genießen des Blickes nach Norden. hinauf zum Gipfel der Kuhljochspitze Weg Richtung Ursprungsattel. Gleich wollen wir keinesfalls auslassen. Eine hinter der Hütte ist Aufmerksamkeit steile Rinne, einige Drahtseile, schon gefordert. Auf schmalem Steig que­ Am Freiungen Höhenweg sind wir oben. Kein besonderer Gip­ ren wir die steile Ostflanke der Rei­ Plötzlich sind wir ganz allein, und fel, aber eben ein Gipfel. Der Abstieg ther Spitze. Vor allem im Frühsommer im Handumdrehen ist aus „ziemlich zum ist kurzweilig, mit liegen hier Schneereste in den steilen laut“ ganz leise geworden. Ungeniert eindrucksvollen Blicken auf die wild

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zerklüfteten Felswände oberhalb des Weges der Erlspitze. Für heute wol­ len wir allerdings von nichts anderem mehr wissen als von einem gemüt­ lichen Bier auf der blumengeschmück­ ten Terrasse vor dem Solsteinhaus.

Wanderparadies Solsteinhaus Die Gegend ums Solsteinhaus bietet grüne, blumenübersäte Almwiesen, traumhafte Aussichten ins Karwendel und die Stubaier Berge, einfache An­ stiege auf die Erlspitze, die Kuhljoch­ Vater Horst erhielt das Solsteinhaus langsam das erste Morgenlicht über spitze und natürlich den riesigen Klotz ein völlig neues Flair: Mit der Kletter­ die Gipfel der zweiten Karwendelket­ der Solsteine. Wer für einen Tages­ wand an der Hütte, dem Klettergarten te und den dunklen Rücken des wuch­ ausflug absteigt Richtung Christen­- und Übungsklettersteig und dem Fly­ tigen Solsteins. Im Inntal ist es noch alm und Möslalm, kann eintauchen in ing Fox eignet es sich gut für Ausbil­ stockdunkel, nur die Lichter der Ort­ eine der schönsten Alm- und Wald­ dungen und Jugendcamps. schaften glitzern orangegelb wie klei­ landschaften des Karwendel. Es lohnt Die Erlspitze ist ein perfekter Gip­ ne Nester. Wir sind früh genug am sich, für den schönsten Platz unserer fel, um einen Sonnenauf- oder -un­ Gipfel, schlüpfen in die Daunenja­ Tour mindestens einen weiteren Tag tergang zu erleben. Der Weg ist gut zu cken und warten auf die Sonne. In den in der Umgebung der Hütte einzu­ finden. Nur die Passage kurz oberhalb Stubaiern färben sich die Gipfel oran­ planen, die man als Vorzeige-Modell der Hütte über die Wiese sollte man gerot, auch die Zugspitze leuchtet be­ einer neuen Generation von Alpen­ sich vorher bei Tageslicht anschau­ reits. Dann kriecht die Sonne funkelnd vereinshütten bezeichnen kann. Ein­ en, sonst könnte man das Schlupf­ über die Karwendelspitzen, in einem mal mehr wird klar, dass das Wohl­ loch in die Latschen hinein verfehlen. zarten Orange. Kein großer Feuerball, befinden auf einer Hütte vor allem Mit Stirnlampen steigen wir auf. Ganz denn dafür sind die Berge rundherum auch mit den Wirtsleuten zusam­ langsam, denn um vier Uhr morgens zu hoch. Eine Besonderheit zum An­ menhängt. Und bei Robert und Jen­ braucht der Körper schon mal eine schauen, Klettern oder „Highlinen“ ist ny Fankhauser ist man gut aufgeho­ halbe Stunde, um halbwegs aufzuwa­ kurz unterhalb des Gipfels die dreißig ben. Mit Unterstützung des OeAV chen. Mit dem Höhersteigen über die Meter hohe Gipfelstürmernadel, die Innsbruck und der Hilfe von Roberts Serpentinen in der Ostflanke kriecht man direkt vom Weg aus in einer tief

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derbaren Ausblick steil hinunter ins Inntal, hinüber in die gesamten Stu­ baier und nordwärts auf viele Karwen­ del-Gipfel.

Kleiner und Großer Solstein Absolut empfehlenswert und als Bergerlebnis noch besser ist der Wei­ terweg zum Kleinen Solstein, der mit seinen 2637 Metern gut hundert Me­ ter höher ist als der Große Solstein – die Form der beiden Berge erklärt dieses Paradox. Der Aufstieg zum Kleinen Solstein folgt den natürlichen Schichtlinien und führt problem­ los und weniger ausgesetzt durch ei­ nen Felsriegel. Kurze Drahtseile an den steileren Stellen geben zusätz­ lich Sicherheit. Der Gipfel bietet dann Karwendel pur: Von der schmalen Gratschneide brechen auf allen Sei­ ten schuttbedeckte Steilflanken weit hinab. Die Gratschneide selbst führt elegant weiter zu den nächsten Gip­ feln Hohe Warte und Brandjoch – eine wunderbare Gratkletterei in urigem Karwendelgestein, die zum Teil gar nicht so einfach zu finden ist. Für uns Hinter der Lacke auf der Erlalm sieht man auf langt es heute auf dem Kleinen Sol­ die Gleierschkette. Üppiges Brotzeitbrettl am stein. Vom Sattel zwischen den Sol­ Solsteinhaus – die Herrenpartie Steinböcke steinen könnten wir auch direkt zur be­gnügt sich mit trockenem Gras. Heinz Zaks luftige Erstbegehung der Gipfelstürmernadel. Neuen Magdeburger Hütte absteigen und südseitig zurückkehren zum Sol­ steinhaus. Besonders am Nachmittag ist das allerdings nicht zu empfehlen. eingeschnittenen Schlucht sieht. Mir Gämsen stehen im Herbst und Früh­ Die Sonne brennt in die latschenbe­ gelang es, hier die erste Highline auf­ jahr mit Vorliebe in der großen Gras­ deckten Hänge und lässt die Luft un­ zubauen, sie über die ganze Schlucht mulde südlich unterhalb des Weges. beweglich in den windgeschützten zu spannen und genau über den Gipfel Ein Fernglas lohnt sich. Mit den Stein­ Flanken stehen. Wenn schon, sollte laufen zu lassen, so dass ich die erste böcken ist es etwas schwieriger. Die man lieber einen Ausflug direkt zur Besteigung der Nadel „durch die Luft männlichen Tiere sind entweder al­ Neuen Magdeburger Hütte machen gehend“ erleben konnte. lein unterwegs oder in einer richtigen und dann die Runde zurück über den Ein unbedingtes Muss ist der Auf­ „Herrenpartie“. Die Kolonie lebt zwar Solstein nehmen. stieg zum Großen Solstein. Von der in der Nähe des Solsteins, wandert Hütte queren wir über aber an heißen Tagen in den Almboden in das die Nordseite oder später „Fahrradlweg“ oder „Gipfel­ dich­te Latschenfeld. Der Mit etwas Glück trifft im Jahr südseitig hinüber stürmerweg“ Weg schlängelt sich län­ man direkt an der Gip­ bis zum Brandjoch. Die Für den Weiterweg zur Pfeishütte ger als erwartet durch felwiese auf die nicht weiblichen Tiere sind bieten sich drei Möglichkeiten, die un­ schmale Schneisen. Wir gerade scheuen Tiere. mit den Jungen in einer terschiedlicher nicht sein könnten. schnaufen befreit durch, eigenen Gruppe zusam­ Den einfachsten fahren auch Moun­ als wir den breiten Rücken und da­ men. Mit etwas Glück trifft man di­ tainbiker gern – er führt nach dem Ab­ mit die wunderbare Aussicht er­ rekt auf der flachen Gipfelwiese auf stieg ins Kristental auf einem Fahrweg reichen. Oft kann man am Solstein die nicht gerade scheuen Tiere. Auf al­ zur idyllisch gelegenen Möslalm. Hier Gämsen und Steinwild erleben. Die le Fälle bietet der Solstein einen wun­ ist eine kurze Rast ratsam – die haus­

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Schmale Bänder führen wie ein natür- licher Weg auf den Kleinen Solstein. In steilen Serpentinen geht es vom Stempel- joch ostwärts hinunter. Alm-Idylle vor der Kapelle auf der Möslalm. Entspan- nung pur beim Genuss der letzten Son- nenstrahlen auf der Bettelwurfhütte.

gemachten Almprodukte von Familie Kircher sind ausgezeichnet. Zu spät am Tag kann der Aufstieg durch das Sa­ mertal zur Pfeishütte allerdings un­ angenehme Pflicht werden: In den ge­ röllbedeckten Hängen ohne jeglichen Schutz vor der prallen Sonne ist schon mancher recht durstig geworden. Wer konditionell gut drauf ist, wird sich wie wir für die relativ lange Va­ riante über den „Gipfelstürmerweg“ um nur steile Nordwände und die fah­ „Goldene Mittelweg“, der den Weg und das Hafelekar entscheiden. Die­ len Schuttkare hinauf zu den Gipfeln zur Möslalm interessanter gestaltet. se Etappe verkürzen könnte eventu­ der Gleierschkette. Wir steigen weiter auf in eines der ty­ ell ein „Stadtausflug“ mit Übernach­ Wie ein alter Wächter steht eine pischsten Karwendelkare, das Frau- tung in Innsbruck von der Seegrube hunderte Jahre alte Zirbe blitzdurch­ Hitt-Kar. Hier ist wirklich alles grau in aus – die Nordkettenbahn bringt einen schlagen nahe dem Platz, grau. Lange Schuttkare schnell ins Tal und am Folgetag wieder wo der Weg unvermutet ziehen schier endlos zu nach oben. Der „Gipfelstürmerweg“ in eine Rinne biegt. Spä­ Erst der Übergang an den wiederum grauen ist ein uriges Karwendel-Highlight, tes­tens ab hier befinden der sagenumwobenen Felswänden hinauf, die das man keinesfalls auslassen sollte. wir uns in einer der ru­ bringt schlag­ den engen Kessel auf Nach kurzem Abstieg vom Solstein­ higs­ten und ursprünglichs­ artig Licht und Leben. drei Seiten umrahmen. haus kommen wir in einen alten Berg­ ten Ecken des Karwen­ Erst der Übergang an wald im Schatten des Solsteinmassivs. del. Durch eine steile Rinne geht es in der spitzen, sagenumwobenen Fels­ Schmal und wenig begangen führt der knappen Zickzackkehren weiter. Der nadel der Frau Hitt bringt schlagartig Steig über eine kleine Hochalm hinauf Blick fällt hinunter auf die verlassene Licht und Leben in das beinahe bedrü­ zur ersten Aussichtskanzel. Einsam ist Gegend des Kleinkristentals. Hier ab­ ckende Ambiente, das auf der Nord­ es hier – keine Stadt, kein Lärm, rings­ zusteigen ist die dritte Variante, der seite herrscht.

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Dramatischer kann man den Ge­ angenehmen Geräuschkulisse herauf, rasse vor dem Restaurant ist voll mit gensatz von stillen Bergen und ab­ und die Aussicht auf die Altstadt, die Touristen aller Nationen. Wir versü­ soluter Stadtnähe wohl kaum er­ vielen Dörfer an den Flanken des ­ ßen uns die lange Etappe mit einem leben. Waren einzig und allein die tals, die Europabrücke, die zahllosen kräftigen Essen, und gut gestärkt Geräusche der Schuhe auf dem schot­ Gipfel ist gewiss einzigartig. Über die geht es dann mit der Gondelbahn be­ terigen Steig, die Pfiffe der Dohlen Berge zwischen dem Frau-Hitt-Sattel sonders schnell hinauf zum Hafele­ und hin und wieder ein Flugzeug­ und dem Hafelekar verläuft auch der kar. Die Aussichtsplattform an der brummen die einzigen Begleiter im Innsbrucker Klettersteig, den wir aber Gipfelstation und der breite Gehweg stillen Kar, überschlägt es uns beina­ für unsere Mehrtagestour bewusst zur nahen sind ein Er­ he auf der Scharte. Innsbruck liegt so nicht berücksichtigen. lebnis für sich, mit vielen Menschen, nahe, dass man fast einen Stein darauf die nie zuvor auf einem Berg wa­ werfen könnte! Am Hauptbahnhof ren, mit staunenden Ausrufen, aus­ werden Waggons verschoben – das Ausflügler am Hafelekar gelassenem Lachen, bunten Kleidern, Zusammenprallen der Puffer ist hier, Der Weiterweg zur Seegrube geht Schuhwerk von Sandalen bis High 1500 Höhenmeter weiter oben, deut­ angenehm bergab. Auf einmal sind Heels. Und jeder Menge guter Stim­ lich zu hören. Das gesamte Inntal bro­ wir richtig drin im sommerlichen mung auf diesem Aussichtsplatz di­ delt mit einer dumpfen, aber nicht un­ Treiben der Nordkettenbahn. Die Ter­ rekt über den Dächern von Innsbruck.

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Vom Gipfel des Kleinen Bettelwurf fällt der Blick über 2000 Höhenmeter hinab ins Inntal.

Auf dem Weiterweg zur Pfeishütte das Lafatscherjoch mit geringem Auf­ Stellen ist der Steig recht ausgesetzt ist es schlagartig wieder ruhig. Der Pa­ wand. Der Weiterweg hinaus zur Bet­ und verlangt Aufmerksamkeit. Am noramaweg führt gemütlich hinüber telwurfhütte schaut einladend aus, Gipfel genießen wir einen der bes­ten zur Manndlscharte und von dort hi­ scheint die riesige Bergflanke beinahe Aussichtspunkte. Dramatische Föhn­ nunter in die grünen Buckel zur Hüt­ ohne Steigung zu queren. Je weiter wir wolken zaubern plastische Gemälde te. Ein langer Tag geht zu Ende. Wie­ kommen, desto eindrucksvoller wer­ in den Himmel, Dohlen kreisen em­ der sitzen wir auf der Terrasse und den die Tiefblicke Richtung Hall- und sig um das Gipfelkreuz, und zu guter fotografieren den Sonnenuntergang Inntal. Gerade rechtzeitig zur Mit­ Letzt schwebt auch noch ein Adler hinter dem Katzenkopf. Da die Päch­ tagszeit erreichen wir die keine dreißig Meter über ter der Pfeishütte gerade wechseln, kleine Hütte, die perfekt unsere Köpfe hinweg. lässt sich zur Bewirtung derzeit nicht an einer Abbruchkante Zu guter Letzt schwebt Wieder bei der Hütte an­ viel sagen. gut tausend Meter über auch noch ein Adler gelangt, gesellen wir uns dem Inntal thront. Klein keine dreißig Meter über gleich zu den anderen, und fein ist hier alles. Ga­ unsere Köpfe hinweg. die auf Bänken oder im Wilde-Bande-Steig & Bettelwurf bi und Robert Lukasser Gras neben dem kleinen Der Weg zum Stempeljoch steigt sind Hüttenwirte mit Herz und Seele. Brunnen in der Sonne sitzen und die­ sachte an und fällt auf der anderen Sei­ Das lässt auch die ausgezeichnete Kü­ ser beim Untergehen zuschauen. te unerwartet steil ab, führt in engen che spüren. Hier kommt nur Selbstge­ Nach einem netten Abend steigen Serpentinen eine Schutthalde hinun­ machtes auf den blumengeschmück­ wir ab Richtung Hall. Der Weg führt ter. Dieses Teilstück stellt trotz em­ ten Tisch! Wir sind noch früh genug durch eine wilde Gegend, quert rie­ siger Wartung durch den Wegewart dran, um uns den letzten Leckerbis­ sige Schluchten, ist an der ein oder des OeAV Innsbruck eine unerschöpf­ sen der ganzen Route nicht entgehen anderen Stelle auch ausgesetzt. Man liche Aufgabe dar! Über ein kurzes zu lassen: die Besteigung des Bettel­ könnte nicht glauben, dass es einen so Schneefeld, das mit einem Stück Klet­ wurf. Heute entscheiden wir uns für urigen Teil des Karwendel gleich ober­ terseil gesichert ist, queren wir in den den Kleinen Bettelwurf, da dieser auch halb des Inntals zu finden gibt, so nahe Wilde-Bande-Steig. Obwohl der Weg gute Ausblicke Richtung Halleranger der städtischen Welt. o fast waagrecht die Südflanke des Lafat­ bietet. Der Aufstieg ist abwechslungs­ Heinz Zak ist bekannter Fotograf und Extremkletterer. schers quert, kommen wir immer hö­ reich: Kleine felsige Stufen sind mit Der gebürtige Tiroler lebt in Scharnitz und kann her über das Tal hinaus und erreichen Drahtseilen versichert, an manchen direkt von seiner Haustüre ins Karwendel aufbrechen.

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Mehrtagestour Karwendel-Nordkette

3. Tag CARBON Routinierte Bergwanderer können die Kar- Pfeishütte – Bettelwurfhütte – über wendelberge über dem Inntal in vier Tagen Stempeljoch, Wilde-Bande-Steig, Lafatscher APPROACH durchqueren. Jede Tagesetappe eignet sich Joch, 500 Hm, 4 Std., mäßig schwierig auch als Tagestour, da es für alle Hütten und 4. Tag Abstieg nach Hall, 1500 Hm Abstieg, Weiterwege schnelle Zu- und Abstiegsmög- 3 Std., mäßig schwierig lichkeiten gibt. Die Tour in unmittelbarer Nähe von Innsbruck stellt durchaus Ansprü- Hütten/Stützpunkte che an die Kondition und führt auch durch n Nördlinger Hütte (2239 m, DAV-Sektion ausgesetztes Gelände, Schwindelfreiheit und Nördlingen), Tel.: 0043/664/163 38 61, Trittsicherheit sind deshalb unbedingt not- noerdlingerhuette.at wendig. Sie zeigt einige der schönsten Win- n Solsteinhaus (1806 m, OeAV-Sektion kel des Karwendelgebirges. Innsbruck), Tel.: 0043/664/333 65 31, solsteinhaus.at Anfahrt n Neue Magdeburger Hütte (1637 m, DAV- Da sich Start- und Endpunkt unterscheiden, Sektion Geltendorf), Tel.: 0043/5238/887 90, empfiehlt sich die Anfahrt mit der Bahn zirl.at/magdeburger-huette bis zum Bahnhof Seefeld (über Garmisch- n Pfeishütte (1922 m, OeAV-Sektion Partenkirchen). Die Rückfahrt ist ab dem Innsbruck), Tel.: 0043/664/914 84 34, NEUNEU Bahnhof Hall im Inntal möglich. pfeishuette.at n Bettelwurfhütte (2079 m, OeAV-Sektion Tourenverlauf Innsbruck), Tel.: 0043/699/10 68 40 73, 1. Tag Seefeld – Reither Spitze – Nördlinger bettelwurfhuette.at Hütte – Freiungen Höhenweg – Solsteinhaus – von der Bergstation Härmeler (2100 m) auf Literatur 1 die Reither Spitze (2374 m), 250 Hm, 1 /2 -2 n Walter Klier: AV-Führer Karwendel alpin, Std., mäßig schwierig; Abstieg zur Nördlinger Bergverlag Rother Hütte, 20 Min., mäßig schwierig; über n Walter Klier: Rund um Innsbruck. Karwen- den Ursprungsattel und den Freiungen del – Sellrain – Tuxer Alpen, Bergverlag Rother Höhenweg zum Solsteinhaus, 300 Hm im n Robert Demmel: Karwendel. Die Aufstieg, 4-5 Std., schwierig schönsten Tal- und Höhenwanderungen, 2. Tag Solsteinhaus – Pfeishütte – Normal- Bergverlag Rother weg über Möslalm, 800 Hm, 4-5 Std., leicht; n Mark Zahel: Karwendel Rofan. 67 Gipfel­ Alternative Solsteinhaus – Pfeishütte über touren, Höhenwege, Klettersteige, Bruck- Gipfelstürmerweg, Seegrube, Manndlschar- mann Verlag te, 1200 Hm, 6-8 Std., mäßig schwierig PACKMASS!Gerlinde Kaltenbrunner Tagestouren: Großer Solstein (2541 m), 800 Karte DER STOCK MIT DEM Hm, 3 Std., leicht; Kleiner Solstein (2637 m), AV-Karten 5/1-5/2-5/3 Karwendelgebirge 1000 Hm, 4 Std., mäßig schwierig West-Mitte-Ost, 1:25.000 GENIALEN

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