Jahresbericht 2006-2007

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Jahresbericht 2006-2007 DEUTSCHES BERICHT 2006 2007 POLEN INSTITUT DARMSTADT Inhalt 4 Geleitwort 22 Chronik 2006 – 2007 42 Finanzen 5 Einführung 33 Bibliothek und Archive 43 Mitarbeiter 8 Forschung und Fachtagungen 36 Netzwerkbildung 44 Anhang 15 Veröffentlichungen 37 Öffentlichkeitsarbeit 46 Lehrtätigkeit Vorträge der Mitarbeiter 22 Öffentliche Kulturvermittlung 40 Das Institut – Aufgaben und Gremien 50 Veröffentlichungen der Mitarbeiter Geleitwort Warum beginne ich so politisch? Ganz von Deutschen und Polen gemeinsam einfach, weil ich den Irritationen der konzipiertes Geschichtslehrwerk für die jüngsten Zeit das entgegenstellen möch- Schulen in beiden Ländern, an denen te, was letztlich einer politischen Kultur das DPI ebenfalls beteiligt ist, zeigt, dass des Misstrauens im Verhältnis zwischen auf allen Ebenen zumindest grundsätz- Deutschen und Polen im Herbst 2007 lich verstanden wird, dass die Investition eine Niederlage bereitet hat. Zwei Jahre in die deutsch-polnischen Beziehungen lang ist »von oben« versucht worden, bei den Kindern und Jugendlichen begin- dem bürgerschaftlichen Engagement, nen muss. Über den Initiativen in Bildung den zahllosen Initiativen von Menschen und Wissenschaft vergisst das DPI nicht, mehrerer Generationen in Kultur, Bildung, dass diese mit der Kunst und Kultur in Wissenschaft, aber auch in der Kommu- weiterem Sinne eine Einheit bilden, die nalpolitik die Luft zu nehmen, sie einzu- dem Wissen erst die Richtung für seine schüchtern. Schließlich erwies sich aber, Nutzung im Leben und in den gesell- dass das deutsch-polnische Netzwerk schaftlichen Zusammenhängen weist. gesellschaftlich definierter gemeinsamer Ich fühle mich durch den Zuspruch, den Interessen stärker war als politische das DPI erfährt, in der Überzeugung be- Manipulationsversuche. Die beiden Ge- stärkt, dass das Deutsche Polen-Institut sellschaften erzwangen – indem sie sich seine Aufgabe auch in Zukunft meistern in ihren Aktivitäten nicht beirren ließen kann, wenn es denn weiterhin die öffent- Die deutsch-polnischen Beziehungen und nicht erlahmten – eine politische liche Zuwendung erfährt, immateriell mit sind mittlerweile wieder in ruhigere Fahr- Kurskorrektur zum Besseren. In Deutsch- hilfreicher politischer Unterstützung, wasser gekommen. Zwei Jahre lang – land warnten zahlreiche Menschen vor aber auch materiell. Den öffentlichen von Herbst 2005 bis Herbst 2007 – wurde der Gefahr, dass durch die Unterwerfung und den privaten Förderern, den institu- das Verhältnis zwischen den beiden Nach- unter Partialinteressen die Beziehungen tionellen wie den »freiwilligen«, sei ge- barn auf der politischen und medialen zu Polen dauerhaften Schaden nehmen dankt für die Unterstützung, die es er- Ebene arg strapaziert, wobei anzumerken könnten. möglicht, heute eine Bilanz vorzulegen, ist, dass die Wahrnehmungsdifferenzen, Das Deutsche Polen-Institut hat in diesen der ich das Interesse wünsche, das sie Missverständnisse und politischen Inter- Jahren rauerer politischer See mit seinem nach meiner vollsten Überzeugung ver- essenunterschiede nicht mit einer politi- Programm dazu beigetragen, die Kluft dient. schen Partei gekommen und mit der Nie- zwischen den unterschiedlichen Hand- derlage einer politischen Partei in einem lungsebenen im deutsch-polnischen Be- Prof. Dr. Rita Süssmuth der beiden Länder gegangen sind. Schon ziehungsgeflecht nicht allzu groß werden Präsidentin lange vor der Übernahme der Regierung zu lassen und mit auf Langfristigkeit und durch die Partei Recht und Gerechtigkeit Nachhaltigkeit zielenden Projekten seiner in Polen gab es politisches Missvergnügen Mittleraufgabe gerecht zu werden. Dabei zwischen deutschen Sozialdemokraten haben die Leitungsgremien des DPI – Prä- und der postkommunistischen Linken, sidium, Kuratorium und Direktor – mit das auf gegenseitiges Misstrauen zurück- dem Wissenschaftlichen Beirat in ver- zuführen war. Und nach dem Regierungs- trauensvoller Zusammenarbeit in den zu- antritt einer liberalkonservativen Partei rückliegenden zwei Jahren eine intensive mit Donald Tusk an der Spitze sind nicht Diskussion über die strategische Weiter- alle Fragen gelöst, die von deutscher und entwicklung der Tätigkeit des DPI ge- von polnischer Seite in den letzten Jahren führt, deren erste Ergebnisse in diesem aufgeworfen wurden. Aber der Ton und Bericht vorgestellt werden. Ich bin im der Umgang miteinander haben sich ent- Innersten überzeugt und die erste Reso- scheidend zum Positiven verändert. Man nanz bestärkt uns darin, dass die Aus- redet normal miteinander, spricht dem weitung der Institutsaktivitäten in die Partner nicht die Vertrauenswürdigkeit Bereiche Wissenschaft, wissenschaftliche ab und vergisst über einer Agenda der Netzwerkbildung polenbezogener For- zu lösenden Fragen nicht die gemeinsame schung und Bildungsinitiativen – Stich- Basis des politischen Vertrauens, auf der wort: Lehrwerke – richtig, ja unabweis- Deutschland und Polen seit nunmehr lich ist. Auf diesen Feldern ist in Deutsch- fast zwanzig Jahren ihre Beziehungen land noch viel zu tun. Die soeben erfolgte entwickeln. Bekanntgabe der Vorbereitungen für ein 4 Einführung Forschungseinrichtungen einher. Das DPI hat in einem interdisziplinären Workshop zum Stand der Polenforschung in Deutsch- land im November 2007, dem 2006 eine schriftliche Untersuchung (»Bestandsauf- nahme zur Polenforschung«) über polen- relevante Aktivitäten in den unterschied- lichen Disziplinen an deutschen Hoch- schulen und wissenschaftlichen Instituten vorausgegangen war, die Situation ge- meinsam mit Vertretern aus Sprach- und Literaturwissenschaft, Geschichts- und Politikwissenschaft, Geographie, Soziolo- gie und Wirtschaftswissenschaft auszu- loten versucht. Das in Deutschland beste- hende große Informationsdefizit über zentrale Bereiche der polnischen Gegen- wart, über das Funktionieren von Gesell- schaft und Politik sowie über die Grundla- gen der polnischen Kultur erfordert einen Auf der Ebene der alltäglichen Begeg- umfassenden, die unterschiedlichsten nungen sind die Kontakte zwischen Disziplinen und Medien einbeziehenden Deutschen und Polen normal und unver- Ansatz, Polen (neu) zu verstehen und zu krampft geworden. Aber angesichts der erforschen. Der Workshop signalisierte historisch besonders belasteten Nachbar- auch die große Bereitschaft, bestehende schaft bedürfen die Beziehungen zwischen Kapazitäten miteinander zu vernetzen den Menschen und Gruppen in beiden und zu kooperieren und das Angebot des Ländern, die trotz fortschreitender Ver- DPI anzunehmen, Vermittlungsdienste gesellschaftung transnationaler Kontakte und Scharnierfunktionen wahrzunehmen. nicht auf Dauer von negativen Einflüssen Hier haben wir erste Pflöcke eingeschla- der Politik abgekoppelt werden können, gen. Das DPI sah eine wesentliche Auf- neuer Instrumente der Verstetigung und gabe darin, nach neuen Wegen zu suchen, Stärkung. Damit kann dem Deutschen um in dem Bereich der wissenschaftlichen Polen-Institut neben seiner bisherigen Beschäftigung mit Polen (»Polenforschung«) Arbeit eine zusätzliche wichtige Aufgabe in Deutschland neue Netzwerke aufzu- der fortwährenden Moderation und bauen und die Visibilität von Polenfor- gegenseitigen Informationsvermittlung schung in Deutschland zu verstärken. zuwachsen, und zwar in ganz unter- Die unzureichende Sichtbarkeit von schiedlichen Gebieten. In einer über zwei Kompetenz und Kapazitäten ist auf dem Jahre währenden weitgehend zu einem Darmstädter Workshop im November Abschluss gekommenen Strategiediskus- 2007 konstatiert und bemängelt worden. sion kam der Rahmen für eine Strategie- Das DPI wird hier deshalb einen neuen, planung für die kommenden 6 bis 7 Jahre innovativen Schwerpunkt für seine Arbeit zustande, die im Berichtszeitraum neue setzen und in einem ersten Schritt zu Instrumente zum Einsatz brachte. einer Tagung »Deutsche Polenforschung« einladen. Zwei Beispiele seien hier herausgegriffen. Zum ersten der Bereich Wissenschaft und Der Spezialbibliothek des DPI kommt bei wissenschaftliche Nachwuchsförderung. der neuen Schwerpunktsetzung eine Zwar haben die kulturellen und wissen- wesentliche Funktion zu. Sie hat sich in schaftlichen Aktivitäten im deutsch-polni- der jüngsten Zeit – unterstützt durch die schen Verhältnis weiter zugenommen, Bibliotheksstipendien für junge deutsche und sie haben an Qualität und Nachhal- und polnische Nachwuchswissenschaft- tigkeit gewonnen, doch geht dies in ler – zunehmend zu einem Lern- und Be- Deutschland nicht mit einem entspre- gegnungsort entwickelt, trotz der räum- chenden Ausbau der Wissenschafts- und lichen Beengtheit und der Unzulänglich- 5 keit der Unterbringung (Magazinierung kommission. In enger Abstimmung mit terung der politischen Beziehungen zwi- im Institut und Außenmagazin). Die wis- Ministerien, Einrichtungen der Lehrer- schen Deutschland und Polen veranlasst. senschaftlichen Nutzer zeigen sich immer fortbildung und Schulen werden die di- Unter den wissenschaftlichen Tagungen wieder beeindruckt von den Beständen daktischen Materialien des DPI den Ziel- ragten im Berichtszeitraum wegen der und der Arbeitsatmosphäre. Die Zahl der gruppen vermittelt. Überraschend, ja hochkarätigen und internationalen Betei- Nutzer aus dem regionalen Hochschul- überwältigend war das lebhafte Interesse ligung und der Themenstellung eine Kon- bereich und aus anderen Nutzergruppen an dem Thema bei Lehrern und Schülern, ferenz in Brüssel zu »Fragen nach einer (Schüler, Berufstätige) nahm in der was auch in der großen Nachfrage nach gemeinsamen europäischen Ostpolitik« jüngsten Zeit ebenfalls deutlich zu. der lehrwerkbegleitenden Tafelausstel-
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