DEUTSCHES BERICHT 2006 2007 POLEN INSTITUT
DARMSTADT
Inhalt
4 Geleitwort 22 Chronik 2006 – 2007 42 Finanzen
5 Einführung 33 Bibliothek und Archive 43 Mitarbeiter
8 Forschung und Fachtagungen 36 Netzwerkbildung 44 Anhang
15 Veröffentlichungen 37 Öffentlichkeitsarbeit 46 Lehrtätigkeit Vorträge der Mitarbeiter 22 Öffentliche Kulturvermittlung 40 Das Institut – Aufgaben und Gremien 50 Veröffentlichungen der Mitarbeiter Geleitwort
Warum beginne ich so politisch? Ganz von Deutschen und Polen gemeinsam einfach, weil ich den Irritationen der konzipiertes Geschichtslehrwerk für die jüngsten Zeit das entgegenstellen möch- Schulen in beiden Ländern, an denen te, was letztlich einer politischen Kultur das DPI ebenfalls beteiligt ist, zeigt, dass des Misstrauens im Verhältnis zwischen auf allen Ebenen zumindest grundsätz- Deutschen und Polen im Herbst 2007 lich verstanden wird, dass die Investition eine Niederlage bereitet hat. Zwei Jahre in die deutsch-polnischen Beziehungen lang ist »von oben« versucht worden, bei den Kindern und Jugendlichen begin- dem bürgerschaftlichen Engagement, nen muss. Über den Initiativen in Bildung den zahllosen Initiativen von Menschen und Wissenschaft vergisst das DPI nicht, mehrerer Generationen in Kultur, Bildung, dass diese mit der Kunst und Kultur in Wissenschaft, aber auch in der Kommu- weiterem Sinne eine Einheit bilden, die nalpolitik die Luft zu nehmen, sie einzu- dem Wissen erst die Richtung für seine schüchtern. Schließlich erwies sich aber, Nutzung im Leben und in den gesell- dass das deutsch-polnische Netzwerk schaftlichen Zusammenhängen weist. gesellschaftlich definierter gemeinsamer Ich fühle mich durch den Zuspruch, den Interessen stärker war als politische das DPI erfährt, in der Überzeugung be- Manipulationsversuche. Die beiden Ge- stärkt, dass das Deutsche Polen-Institut sellschaften erzwangen – indem sie sich seine Aufgabe auch in Zukunft meistern in ihren Aktivitäten nicht beirren ließen kann, wenn es denn weiterhin die öffent- Die deutsch-polnischen Beziehungen und nicht erlahmten – eine politische liche Zuwendung erfährt, immateriell mit sind mittlerweile wieder in ruhigere Fahr- Kurskorrektur zum Besseren. In Deutsch- hilfreicher politischer Unterstützung, wasser gekommen. Zwei Jahre lang – land warnten zahlreiche Menschen vor aber auch materiell. Den öffentlichen von Herbst 2005 bis Herbst 2007 – wurde der Gefahr, dass durch die Unterwerfung und den privaten Förderern, den institu- das Verhältnis zwischen den beiden Nach- unter Partialinteressen die Beziehungen tionellen wie den »freiwilligen«, sei ge- barn auf der politischen und medialen zu Polen dauerhaften Schaden nehmen dankt für die Unterstützung, die es er- Ebene arg strapaziert, wobei anzumerken könnten. möglicht, heute eine Bilanz vorzulegen, ist, dass die Wahrnehmungsdifferenzen, Das Deutsche Polen-Institut hat in diesen der ich das Interesse wünsche, das sie Missverständnisse und politischen Inter- Jahren rauerer politischer See mit seinem nach meiner vollsten Überzeugung ver- essenunterschiede nicht mit einer politi- Programm dazu beigetragen, die Kluft dient. schen Partei gekommen und mit der Nie- zwischen den unterschiedlichen Hand- derlage einer politischen Partei in einem lungsebenen im deutsch-polnischen Be- Prof. Dr. Rita Süssmuth der beiden Länder gegangen sind. Schon ziehungsgeflecht nicht allzu groß werden Präsidentin lange vor der Übernahme der Regierung zu lassen und mit auf Langfristigkeit und durch die Partei Recht und Gerechtigkeit Nachhaltigkeit zielenden Projekten seiner in Polen gab es politisches Missvergnügen Mittleraufgabe gerecht zu werden. Dabei zwischen deutschen Sozialdemokraten haben die Leitungsgremien des DPI – Prä- und der postkommunistischen Linken, sidium, Kuratorium und Direktor – mit das auf gegenseitiges Misstrauen zurück- dem Wissenschaftlichen Beirat in ver- zuführen war. Und nach dem Regierungs- trauensvoller Zusammenarbeit in den zu- antritt einer liberalkonservativen Partei rückliegenden zwei Jahren eine intensive mit Donald Tusk an der Spitze sind nicht Diskussion über die strategische Weiter- alle Fragen gelöst, die von deutscher und entwicklung der Tätigkeit des DPI ge- von polnischer Seite in den letzten Jahren führt, deren erste Ergebnisse in diesem aufgeworfen wurden. Aber der Ton und Bericht vorgestellt werden. Ich bin im der Umgang miteinander haben sich ent- Innersten überzeugt und die erste Reso- scheidend zum Positiven verändert. Man nanz bestärkt uns darin, dass die Aus- redet normal miteinander, spricht dem weitung der Institutsaktivitäten in die Partner nicht die Vertrauenswürdigkeit Bereiche Wissenschaft, wissenschaftliche ab und vergisst über einer Agenda der Netzwerkbildung polenbezogener For- zu lösenden Fragen nicht die gemeinsame schung und Bildungsinitiativen – Stich- Basis des politischen Vertrauens, auf der wort: Lehrwerke – richtig, ja unabweis- Deutschland und Polen seit nunmehr lich ist. Auf diesen Feldern ist in Deutsch- fast zwanzig Jahren ihre Beziehungen land noch viel zu tun. Die soeben erfolgte entwickeln. Bekanntgabe der Vorbereitungen für ein
4 Einführung
Forschungseinrichtungen einher. Das DPI hat in einem interdisziplinären Workshop zum Stand der Polenforschung in Deutsch- land im November 2007, dem 2006 eine schriftliche Untersuchung (»Bestandsauf- nahme zur Polenforschung«) über polen- relevante Aktivitäten in den unterschied- lichen Disziplinen an deutschen Hoch- schulen und wissenschaftlichen Instituten vorausgegangen war, die Situation ge- meinsam mit Vertretern aus Sprach- und Literaturwissenschaft, Geschichts- und Politikwissenschaft, Geographie, Soziolo- gie und Wirtschaftswissenschaft auszu- loten versucht. Das in Deutschland beste- hende große Informationsdefizit über zentrale Bereiche der polnischen Gegen- wart, über das Funktionieren von Gesell- schaft und Politik sowie über die Grundla- gen der polnischen Kultur erfordert einen Auf der Ebene der alltäglichen Begeg- umfassenden, die unterschiedlichsten nungen sind die Kontakte zwischen Disziplinen und Medien einbeziehenden Deutschen und Polen normal und unver- Ansatz, Polen (neu) zu verstehen und zu krampft geworden. Aber angesichts der erforschen. Der Workshop signalisierte historisch besonders belasteten Nachbar- auch die große Bereitschaft, bestehende schaft bedürfen die Beziehungen zwischen Kapazitäten miteinander zu vernetzen den Menschen und Gruppen in beiden und zu kooperieren und das Angebot des Ländern, die trotz fortschreitender Ver- DPI anzunehmen, Vermittlungsdienste gesellschaftung transnationaler Kontakte und Scharnierfunktionen wahrzunehmen. nicht auf Dauer von negativen Einflüssen Hier haben wir erste Pflöcke eingeschla- der Politik abgekoppelt werden können, gen. Das DPI sah eine wesentliche Auf- neuer Instrumente der Verstetigung und gabe darin, nach neuen Wegen zu suchen, Stärkung. Damit kann dem Deutschen um in dem Bereich der wissenschaftlichen Polen-Institut neben seiner bisherigen Beschäftigung mit Polen (»Polenforschung«) Arbeit eine zusätzliche wichtige Aufgabe in Deutschland neue Netzwerke aufzu- der fortwährenden Moderation und bauen und die Visibilität von Polenfor- gegenseitigen Informationsvermittlung schung in Deutschland zu verstärken. zuwachsen, und zwar in ganz unter- Die unzureichende Sichtbarkeit von schiedlichen Gebieten. In einer über zwei Kompetenz und Kapazitäten ist auf dem Jahre währenden weitgehend zu einem Darmstädter Workshop im November Abschluss gekommenen Strategiediskus- 2007 konstatiert und bemängelt worden. sion kam der Rahmen für eine Strategie- Das DPI wird hier deshalb einen neuen, planung für die kommenden 6 bis 7 Jahre innovativen Schwerpunkt für seine Arbeit zustande, die im Berichtszeitraum neue setzen und in einem ersten Schritt zu Instrumente zum Einsatz brachte. einer Tagung »Deutsche Polenforschung« einladen. Zwei Beispiele seien hier herausgegriffen. Zum ersten der Bereich Wissenschaft und Der Spezialbibliothek des DPI kommt bei wissenschaftliche Nachwuchsförderung. der neuen Schwerpunktsetzung eine Zwar haben die kulturellen und wissen- wesentliche Funktion zu. Sie hat sich in schaftlichen Aktivitäten im deutsch-polni- der jüngsten Zeit – unterstützt durch die schen Verhältnis weiter zugenommen, Bibliotheksstipendien für junge deutsche und sie haben an Qualität und Nachhal- und polnische Nachwuchswissenschaft- tigkeit gewonnen, doch geht dies in ler – zunehmend zu einem Lern- und Be- Deutschland nicht mit einem entspre- gegnungsort entwickelt, trotz der räum- chenden Ausbau der Wissenschafts- und lichen Beengtheit und der Unzulänglich-
5 keit der Unterbringung (Magazinierung kommission. In enger Abstimmung mit terung der politischen Beziehungen zwi- im Institut und Außenmagazin). Die wis- Ministerien, Einrichtungen der Lehrer- schen Deutschland und Polen veranlasst. senschaftlichen Nutzer zeigen sich immer fortbildung und Schulen werden die di- Unter den wissenschaftlichen Tagungen wieder beeindruckt von den Beständen daktischen Materialien des DPI den Ziel- ragten im Berichtszeitraum wegen der und der Arbeitsatmosphäre. Die Zahl der gruppen vermittelt. Überraschend, ja hochkarätigen und internationalen Betei- Nutzer aus dem regionalen Hochschul- überwältigend war das lebhafte Interesse ligung und der Themenstellung eine Kon- bereich und aus anderen Nutzergruppen an dem Thema bei Lehrern und Schülern, ferenz in Brüssel zu »Fragen nach einer (Schüler, Berufstätige) nahm in der was auch in der großen Nachfrage nach gemeinsamen europäischen Ostpolitik« jüngsten Zeit ebenfalls deutlich zu. der lehrwerkbegleitenden Tafelausstel- (Juni 2006) und zwei Fachkonferenzen lung in ganz Deutschland zum Ausdruck Einen wichtigen Schritt zur wissenschaft- in Darmstadt heraus. Im September 2006 kommt. lichen Vernetzung stellt die Rahmenver- war das DPI Gastgeber der 12. Tagung einbarung über eine Partnerschaftsallianz Bei der Schärfung seines Profils in den des Arbeitskreises deutscher und polni- zwischen dem DPI und der Technischen Bereichen Wissenschaft und Bildung hat scher Kunsthistoriker, und im März 2007 Universität Darmstadt dar, die im Novem- das DPI seine traditionelle Aufgabe der fand eine forschungspolitisch innovative ber 2006 unterzeichnet wurde und im öffentlichen Kulturvermittlung weiter Konferenz statt, die – was selten ge- Wintersemester 2009/2010 zu ersten fortgeführt. Kultur und Kunst sind nicht schieht – Historiker, Wirtschaftshistoriker gemeinsamen Lehrangeboten führen soll. nur Werte an und für sich, sie waren im und Ökonomen ins Fachgespräch brachte Berichtszeitraum die bewährten Instru- unter dem Titel »Interesse und Konflikt. In Zusammenarbeit mit dem Marburger mente der Vermittlung von Sympathie Zur politischen Ökonomie der deutsch- Herder-Institut, den Universitäten Mainz und Empathie sui generis (Transfer durch polnischen Beziehungen 1900–2007«. (wo es insbesondere in der Slawistik Vertrauen). Deshalb hatte die öffentliche Die Bestandsaufnahme der aktuellen einen Polenschwerpunkt gibt) und Kulturvermittlung unverändert eine ei- Situation der deutschen Polenforschung Gießen (mit seinem Zentrum Östliches genständige Funktion im Programm des in einem Workshop, der im November Europa) setzt sich das DPI dafür ein, die DPI. 2007 im DPI stattfand, könnte sich in Kapazitäten der Polenforschung bundes- einer späteren Rückschau als ein Meilen- weit, insbesondere aber auch im Rhein- Das DPI trug mit seinen öffentlichen Ver- stein zur Stärkung der Infrastruktur und Main-Gebiet zu bündeln. Dies fand seinen anstaltungen zur Bereicherung des kul- Visibilität polenbezogener Forschung in Niederschlag in der erwähnten unter turellen Lebens in Darmstadt und in Deutschland erweisen. Federführung des DPI gemeinsam vor- näheren Regionen von Hessen und Rhein- bereiteten ersten Tagung zur deutschen land-Pfalz bei. Präsenz in Berlin hat sich Veröffentlichungen Polenforschung, die im Februar 2009 in auch in den vergangenen beiden Jahren Im Programmbereich Publikationen ist Darmstadt stattfinden wird. als nützlich für die Außendarstellung des im Berichtszeitraum über ein neues Pro- DPI erwiesen und dazu beigetragen, die Zu einem zweiten neuen Schwerpunkt dukt zu berichten: Die seit November Vermittlungsaufgabe des DPI in die hat sich das bildungspolitische Engage- 2006 zweimal im Monat online erschei- Zentren der Bundespolitik einzuspeisen. ment des DPI entwickelt. Bereits im Jahr nenden Polen-Analysen, die in Zusammen- Hierbei bewährten sich an erster Stelle 2003 erschien die Publikation Polnische arbeit mit der Forschungsstelle Osteuropa die Hessische und die Rheinland-Pfälzische Literatur und deutsch-polnische Litera- der Universität Bremen und der Deutschen Landesvertretung als Kooperationspartner. turbeziehungen im Deutschunterricht. Gesellschaft für Osteuropakunde heraus- Im Frühjahr 2007 konnte mit dem unter- Schwerpunkte und Programme gegeben werden, haben sich in kürzester richtsbegleitenden Lehrwerk Polnische Zeit zu einer Dienstleistung entwickelt, Forschung und Fachtagungen Geschichte und deutsch-polnische Be- die höchste Anerkennung von Nutzern ziehungen im Geschichtsunterricht ein Die neue Schwerpunktsetzung im Pro- aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und weiterer Baustein gesetzt werden für gramm des DPI hat zur Folge, dass in Kultur erfährt und die offensichtliche das Engagement des DPI im Bereich diesem Arbeitsbericht über die unter- Lücke in der bisherigen Berichterstattung »Polen im Schulunterricht«. Nur wenige schiedlichen Foren und wissenschaftlichen und Analyse von Entwicklungen in Polen Monate nach seiner Einführung erweist Fachtagungen zuerst berichtet wird. füllt. Die Verbreitung in den unterschied- sich das Geschichtslehrwerk als wahrer lichsten Leserkreisen ist außerordentlich Wir haben uns sehr gefreut, dass die seit Erfolg, der belegt, dass die didaktische ermutigend. Die Zahl von über 3.000 2000 aktive Kopernikus-Gruppe im No- Aufbereitung wissenschaftlicher Erkennt- Abonnenten – sie stieg von Ausgabe zu vember 2007 mit dem Viadrina-Preis der nisse über die polnische Geschichte und Ausgabe – spricht für sich. Europa-Universität Viadrina in Frankfurt deren Verbreitung im Schulunterricht (Oder) ausgezeichnet wurde. Die Ko- Wir haben uns sehr gefreut, dass wir in- noch viel zu wünschen übrig lässt – trotz pernikus-Gruppe sah sich im Sommer direkt eine Bestätigung dafür gefunden dreieinhalb Jahrzehnte verdienstvoller 2006 zu einem »Appell zur Vernunft« haben, dass das DPI mit der Auswahl Arbeit der deutsch-polnischen Schulbuch- angesichts der bedenklichen Verschlech- seiner Themen und Autoren in der Reihe
6 Denken und Wissen. Eine Polnische Außer den traditionellen deutsch-polni- Dank an die Förderer Bibliothek im Suhrkamp Verlag zentrale schen Podiumsgesprächen – das 10. (2006) Den Projektförderern, dem Auswärtigen Themen des geistigen Lebens im Polen in Berlin hatte das Weimarer Dreieck zum Amt und dem Beauftragten der Bundes- des 20. Jahrhunderts aufgreift, als wir Thema, das 11. (2007) in Darmstadt das regierung für Kultur und Medien, der erfuhren, dass »unser« Autor, der Theo- Dreieck Deutschland–Polen–Russland – Robert Bosch Stiftung, der Alfried Krupp loge und Physiker Michał Heller, im Mai wurden in der Landesvertretung von von Bohlen und Halbach-Stiftung, der 2008 mit dem Templeton-Preis ausge- Rheinland-Pfalz in Berlin im Jahr 2006 Deutschen Bank, der Stiftung zur Auf- zeichnet wurde, der mit 1,2 Mio USD zwei weitere Podiumsdiskussionen arbeitung der SED-Diktatur, der Stiftung weltweit höchstdotierten Auszeichnung durchgeführt, eine zum Thema Solida- für deutsch-polnische Zusammenarbeit, im Grenzbereich von Geistes- und Natur- rität in Europa. Mythos und Wirklich- der FAZIT-Stiftung, der Stiftung Erinne- wissenschaften. Das DPI hatte 2006 sein keit und eine zweite zugleich als Vorstel- rung, Verantwortung und Zukunft, der Werk Der Sinn des Lebens und der Sinn lung der DPI-Veröffentlichung unter dem Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thürin- des Universums herausgebracht, das Titel Macht, Privilegien, Korruption. gen und der Sparkasse Darmstadt, dem erste auf dem deutschen Markt erschie- Was ist »normal« in Polen und Europa? Stifterverband für die Deutsche Wissen- nene Werk des herausragenden polni- mit der Autorin Maria Jarosz auf dem schaft, der VolkswagenStiftung, der ZEIT- schen Denkers, dessen Bücher seit vielen Podium. In Darmstadt rundeten Lesungen Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, der Jahren in andere Weltsprachen übersetzt mit den Autoren Wojciech Kuczok und Robert Bosch GmbH, der BSH Bosch Sie- worden sind, in Deutschland aber völlig Andrzej Stasiuk sowie Ausstellungen zum mens Hausgeräte GmbH und der Siemens ignoriert wurden. Theaterschaffen von Tadeusz Kantor, zu AG und den Städtemitgliedern des DPI – dem ausgezeichneten Porträtfotografen Wie bereits die 2003 erschienene Publi- ihnen sei dafür gedankt, dass sie uns mit Krzysztof Gierałtowski, zur hessischen kation Polnische Literatur und deutsch- Projektförderungen die Verwirklichung Partnerschaftswojewodschaft Großpolen polnische Literaturbeziehungen im unserer Projekte ermöglicht haben. als Wiege des Christentums in Polen, Deutschunterricht verlieh auch das er- zur Solidarność und zu moderner Archi- An dieser Stelle sei den Mitarbeiterinnen wähnte Lehrerheft für den Geschichts- tektur in Polen das Kulturprogramm im und Mitarbeitern in der Geschäftsführung, unterricht einer neuen Gewichtung des Berichtszeitraum ab. im wissenschaftlichen, bibliothekarischen Bereichs Bildung und Schule im editori- und Assistenzbereich des DPI sowie den schen Programm Ausdruck. zahlreichen Praktikantinnen und Prakti- Der Drittmittelanteil am Gesamthaushalt Ebenso wie die Unterrichtshilfen fand kanten für ihren Einsatz herzlich gedankt. des DPI hat in den Jahren 2006 und 2007 das inhaltlich und gestalterisch neu kon- Ohne ihr Engagement und das Bewusst- 27% bzw. 33% erreicht, nicht nur infolge zipierte Jahrbuch Polen 2006 Frauen sein darum, worum »es« wirklich geht, der Kürzung der KMK-Mittel, der sich – und Jahrbuch Polen 2007 Stadt ein po- wäre das Programm auch in den beiden das sei dankbar vermerkt – die Länder sitives Leserecho und neue Leserkreise, Berichtsjahren nicht bewältigt worden. Hessen und Rheinland-Pfalz mit ihren Lan- wodurch sich die verkaufte Auflage der Wesentlich erleichtert und befördert desansätzen nicht angeschlossen haben, seit 20 Jahren erscheinenden Jahrbücher wurde die Konzipierung und Umsetzung sondern auch wegen des weiteren Zu- auf einen Schlag vervielfachte. Es hat sich unseres Programms durch die harmoni- wachses von eingeworbenen Mitteln, ohne als richtig erwiesen, deutsche und polni- sche und fordernde Zusammenarbeit mit die das notwendige Arbeitsprogramm sche Autorinnen und Autoren für Essays dem Präsidium, dem Kuratorium und nicht hätte durchgeführt werden können. zu einem jährlich wechselnden Themen- dem Wissenschaftlichen Beirat. Gedankt schwerpunkt zu gewinnen und seine Auch die Stadt Darmstadt sieht sich dem sei auch denen, die hier nicht gesondert Widerspiegelung in der jüngeren Litera- Institut unvermindert verpflichtet. Sym- erwähnt wurden, die aber auch einen tur in dem Literaturteil des Jahrbuchs zu bolhaften Ausdruck fand das Engagement großen Anteil daran haben, dass das DPI dokumentieren. in einer nach langen Jahren erfolgreich wieder auf zwei erfolgreiche Jahre abgeschlossenen Suche nach einem neuen zurückblicken kann. Öffentliche Kulturvermittlung Institutsstandort. Die Technische Univer- Prof. Dr. Dieter Bingen Die Kultur- und Bildungsveranstaltungen sität hat angeboten, dem DPI in einem Direktor des DPI mit Ausstellungen, literarischen funktionalen und repräsentativen Trakt Lesungen und Podiumsgesprächen vor- des Residenzschlosses (im sog. »Herren- nehmlich in Darmstadt und in Berlin bau«) eine neue Adresse zur Verfügung fanden ein interessiertes Publikum und zu stellen, die dem dringenden Raumbe- die Aufmerksamkeit der Medien. Dazu darf des Instituts Rechnung tragen wird. gehörte die Verleihung des Karl-Dedecius- Allerdings werden wir noch etwas Geduld Preises der Robert Bosch Stiftung für pol- aufbringen müssen, bis im Rahmen der nische und deutsche Übersetzer, die 2005 Umbauarbeiten im und um das Schloss in Krakau und 2007 in Darmstadt stattfand. der Umzug wirklich stattfinden wird.
7 Forschung und Fachtagungen
Die Kopernikus-Gruppe Ziel zusammenzufassen, Irritationen im In ihrer 15. Sitzung vom 28. Juni bis 1. Juli bilateralen Verhältnis vorzubeugen. Die 2007 tagte die Kopernikus-Gruppe – in Als sich im April 2000 deutsche und pol- Kopernikus-Gruppe hat sich seit der Ver- einer Art fact finding mission – erstmals nische Historiker, Politik- und Kulturwis- öffentlichung der ersten Arbeitspapiere außerhalb von Deutschland und Polen, senschaftler und Journalisten in Stettin einen festen Platz in der Wahrnehmung nämlich in Belarus (Minsk u.a.), um sich zur Konstituierung der »Kopernikus- durch Entscheider und meinungsbildende als bilaterales EU-Tandem über die sich Gruppe« und zu einem ersten Gespräch Kreise erarbeitet, wobei das Interesse an einer einfachen Beschreibung entziehende über den aktuellen Stand und die Per- dem Expertenkreis in Deutschland – zu- Lage in dem autoritär regierten Staat zu spektiven der deutsch-polnischen Bezie- mindest wahrnehmbar – größer als in orientieren und sich über Möglichkeiten hungen trafen, galten die bilateralen Be- Polen zu sein scheint. der Unterstützung zivilgesellschaftlicher ziehungen bereits seit geraumer Zeit als und demokratischer Strukturen in Ge- Die »Arbeitspapiere« der Kopernikus- herausgefordert durch eine bemerkens- sprächen mit Vertretern des demokrati- Gruppe und die Meinungsäußerungen werte Unausgewogenheit. Zum einen schen Belarus an Ort und Stelle einen ihrer Mitglieder zu den Inhalten der Sit- hieß es allenthalben, die Beziehungen Eindruck zu verschaffen. zwischen beiden Völkern und Staaten zungsthemen geben ausschließlich Be- wertungen der Teilnehmer wieder und Die 16. Sitzung der Kopernikus-Gruppe binden nicht die Institutionen, deren Mit- fand unmittelbar im Anschluss an die arbeiter sie sind. Verleihung des Viadrina-Preises in Frank- furt (Oder) am 30. November und 1. De- Im Berichtszeitraum traf sich die Koperni- zember 2007 in Berlin statt. Unmittelbar kus-Gruppe am 30. Juni und 1. Juli 2006 nach der Sitzung erstellte der Gesprächs- zu ihrer 13. Sitzung in den Redaktions- kreis das XIV. Arbeitspapier, das einen räumen der Wochenzeitung POLITYKA direkten Beitrag zur Diskussion über die in Warschau. Thema der Beratungen Kontextualisierung des von der Bundes- waren deutsche und polnische Beiträge regierung geplanten »Sichtbaren Zeichens« zu einer gemeinsamen EU-Ostpolitik. Das leisten sollte und unmittelbar vor dem Arbeitspapier XII der Kopernikus-Gruppe Antrittsbesuch von Ministerpräsident Die EU und ihre östlichen Nachbarn. Donald Tusk in Berlin veröffentlicht wurde. Deutsche und polnische Beiträge zur Es wurde unter dem Titel Ein Museum Strategie gegenüber Belarus fasst die der Geschichte des Zweiten Weltkriegs Bestandsaufnahme und daran anschlie- und der Versöhnung – Der Rahmen für ßende gemeinsame Überlegungen zu- das »Sichtbare Zeichen« der Öffentlich- sammen. keit vorgestellt und in der deutschen und Am 24. und 25. November 2006 traf sich polnischen Presse diskutiert. die Kopernikus-Gruppe in Berlin zu ihrer Die Resonanz auf die Arbeitspapiere der 14. Sitzung. Thema der Beratungen war Kopernikus-Gruppe variierte im Berichts- eine Bestandsaufnahme des aktuellen hätten sich in den Jahren seit der Unter- zeitraum abhängig vom jeweiligen Stands der deutsch-polnischen Beziehun- zeichnung von Grenz- und Partnerschafts- Thema und vom Timing der Platzierung gen. Am Beginn der Sitzung gaben vertrag in einer geradezu unglaublichen im allgemeinpolitischen Umfeld. Unter Dr. Marek Prawda, Botschafter der Repu- Geschwindigkeit nach vorne entwickelt. Berücksichtigung der schier unüberblick- blik Polen in der Bundesrepublik Deutsch- Zum anderen wurde zunehmend besorgt baren Nachrichtenflut, der die potenziel- land, und VLR I Claus Robert Krumrei, von Entschleunigung, Ermüdung und dem len Adressaten ausgesetzt sind, war so- Leiter des Referats für Mitteleuropa, die Auftreten neuer so genannter »Irritatio- wohl die Wahrnehmung in der Presse als Benelux-Staaten und grenzüberschrei- nen« gesprochen. auch in der Politik und allgemeiner in der tende Zusammenarbeit im Auswärtigen weiter gefassten deutsch-polnischen Seit Frühjahr 2000 trifft sich zweimal im Amt, Statements zur aktuellen Situation community außergewöhnlich hoch. Jahr eine kleine Gruppe von Expertinnen ab. In dem anschließend entstandenen und Experten aus Deutschland und Polen, Arbeitspapier XIII der Kopernikus-Gruppe eingeladen vom Deutschen Polen-Institut Deutschland, Polen und die deutsche und vom Stettiner Deutschland- und EU-Ratspräsidentschaft wurden Überle- Nordeuropainstitut, um über (kultur)poli- gungen vorgestellt, wie eine deutsch-pol- tische und gesellschaftlich relevante nische Zusammenarbeit im Rahmen der Herausforderungen und Probleme der EU-Präsidentschaft Deutschlands zu einer deutsch-polnischen Beziehungen zu dis- Überwindung der Stagnation auf der Re- kutieren und Lösungs- bzw. Umsetzungs- gierungsebene beitragen könnte. vorschläge in »Arbeitspapieren« mit dem
8 Dies veranlasste die Kopernikus-Gruppe im Sommer 2006 zu einem außergewöhn- lichen Schritt, nämlich der Veröffentlichung eines »Appells zur Vernunft« unter der Schlagzeile Deutsch-polnischer Appell an gemeinsames Verantwortungsgefühl und Vernunft, Darmstadt, Warschau, 28. Juli 2006 angesichts der zeitweiligen Infragestellung der neuen Grundlagen deutsch-polnischer Beziehungen auf poli- tischer Ebene. Es war ermutigend, dass sich zahlreiche prominente Persönlichkei- ten aus Politik und Wissenschaft bereit erklärten, diesen Appell mit zu unter- schreiben, worauf die Moderatoren (Bingen/Wóycicki) bedauerlicherweise verzichten mussten, da kurzfristig nicht die Logistik in Deutschland und in Polen eingerichtet werden konnte, um eine Unterschriftenaktion zu bewerkstelligen, Mitglieder der Kopernikus-Gruppe bei der Preisverleihung mit Gesine Schwan und Preisstifter und eine fristgerechte Veröffentlichung Claus Detjen (rechts) des Appells (vor den Sommerferien 2006) nicht gefährdet werden sollte. Mitglieder der Kopernikus-Gruppe Gemeinsame Vergangenheit Stand Ende 2007: und Gegenwart Alle Kopernikus-Papiere: Dr. habil. Klaus Bachmann, Warschau Deutsch-polnisch-russischer Trialog der www.deutsches-polen-institut.de/Projekte/ Prof. Dr. Dieter Bingen, Darmstadt Historiker und Journalisten in Tver Projekte-Aktuell/Kopernikus-Gruppe Prof. Dr. Włodzimierz Borodziej, Warschau Piotr Buras, Warschau Vom 6. bis 9. September 2007 fand im russischen Tver an der Wolga die erste Viadrina-Preis 2007 Roland Freudenstein, Brüssel der als Zyklus geplanten Begegnungen für die Kopernikus-Gruppe Dr. habil. Andrea Gawrich, Kiel Dr. Marzenna Guz-Vetter, Warschau zwischen deutschen, polnischen und rus- Der deutsch-polnische Gesprächskreis Prof. Dr. Hans-Henning Hahn, Oldenburg sischen Historikern, Politikwissenschaft- Kopernikus-Gruppe erhielt am 30. Novem- Basil Kerski, Berlin lern und Journalisten statt. Kaum eine ber 2007 den Viadrina-Preis der Europa- Adam Krzemiński, Warschau Nachbarschaft in Europa ist so stark von Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Dipl. Verw. Wiss. Kai-Olaf Lang, Berlin Anziehung und Abstoßung geprägt und Die Laudatio hielt die Präsidentin der Dr. Doris Lemmermeier, Potsdam hat dabei den Gang der europäischen Europa-Universität und Regierungskoor- Dr. habil. Krzysztof Ruchniewicz, Breslau Geschichte in den letzten Jahrhunderten dinatorin für die deutsch-polnischen Prof. Dr. Robert Traba, Berlin so beeinflusst wie die russisch-deutsche, Beziehungen, Prof. Dr. Gesine Schwan. Jürgen Vietig, Kleinmachnow die deutsch-polnische und die russisch- Dr. Tobias Weger, Oldenburg polnische Beziehung mit ihren trilateralen In der Medieninformation der Europa- Hubert Wohlan, Bonn Bezügen. Zugleich hat diese komplexe Universität Viadrina heißt es: Dr. Kazimierz Wóycicki, Warschau Geschichte eine unverändert aktuelle »Die Kopernikus-Gruppe ist der Inbegriff Prof. Dr. Klaus Ziemer, Warschau/Trier Auswirkung auf den Gang der politischen einer durchdachten und nachhaltigen Prof. Dr. Marek Zybura, Breslau Ereignisse in Europa. Die Teilnehmer dis- Arbeit auf dem Gebiet der deutsch-polni- kutierten u.a. über das historische Ge- schen Verständigung, die zugleich plura- Gefördert von der Robert Bosch Stiftung dächtnis der drei Nationen, die Paradig- listisch arbeitet, weder einer Regierung men der Befreiung 1945 und 1989 sowie noch einer Partei nahe steht und aus einer schwierige Fragen der gemeinsamen kontinuierlichen Zusammenarbeit regel- Vergangenheit. mäßig sachkundige Publikationen zu Zu den Veranstaltern der dreitägigen deutsch-polnischen Themen herausgibt.« Konferenz gehörten das Deutsche Polen- Institut, die Friedrich-Naumann-Stiftung (Büro Moskau), das Moskauer Institut AIRO-XXI und die Universität Warschau.
9 Fragen nach einer gemeinsamen europäischen Ostpolitik (Belarus, Russland, Ukraine) – Deutsche und polnische Beiträge in der Diskussion Internationale Konferenz, Brüssel, 8. 6. 2006
Das DPI und das Warschauer Zentrum für Oststudien (OSW), der größte polni- sche Osteuropa-Think Tank, mit Direktor Jacek Cichocki luden am 8. Juni 2006 zu einer eintägigen internationalen Konfe- renz in der Vertretung des Landes Hessen bei der Europäischen Union in Brüssel ein, die sich mit den aktuellen und strate- gischen Herausforderungen einer ge- meinsamen Politik gegenüber Russland, der Ukraine und Belarus beschäftigte. Diskussion auf der Brüsseler Konferenz: in der Mitte Jacek Cichocki, rechts Rita Süssmuth Die Brüsseler Konferenz war bereits die dritte internationale Tagung, die das DPI zur europäischen Ostpolitik durchführte. möchten, gaben die ersten Impulse für Wie dringlich aber eine gemeinsame eu- Vorangegangen waren eine Konferenz eine Diskussion, die in den Monaten vor ropäische Position hier und jetzt ist, de- im September 2000 in Darmstadt und dem Beginn der deutschen EU-Ratspräsi- monstrierte ein weiterer Höhepunkt der eine Konferenz in der EU-Vertretung dentschaft am 1. Januar 2007 weiter an eintägigen Konferenz. Am Abend hielt Hessens im Juni 2001. Intensität gewann. der junge Policy-Experte Dr. Vitali Silitski aus Minsk, derzeit Visiting Scholar am Begrüßt wurden die Konferenzteilnehmer DPI und OSW lag daran, in die EU-Exeku- »Center on Democracy, Development, von dem Hessischen Minister für Bundes- tive und -Legislative interessante, opera- and the Rule of Law« an der Stanford und Europaangelegenheiten, Volker Hoff, tiv verwertbare Gedanken aus deutschen University, einen Vortrag, zu dem ein und der Präsidentin des DPI, Prof. Rita und polnischen policy-orientierten For- größerer Kreis von Gästen eingeladen Süssmuth. Unter dem Tagungsthema schungszentren zu den Fragen der östli- war. Er appellierte in einem sehr persön- »Fragen nach einer gemeinsamen euro- chen Nachbarschaftspolitik zu tragen. Im lichen Statement an die Nachbarn in Eu- päischen Ostpolitik (Belarus, Russland, Verlauf der Konferenz stellte sich heraus, ropa, hier und jetzt Solidarität mit den Ukraine). Deutsche und polnische Beiträ- dass die politische, gesellschaftliche und demokratischen Kräften in Belarus zu ge in der Diskussion« diskutierten hohe wirtschaftliche Situationsanalyse zu den zeigen. Beamte aus dem Rat und aus der Kom- in Frage stehenden Ländern weitgehend mission der Europäischen Union sowie unstrittig ist. Was aber die Ziele und In- Der Verlauf der Konferenz, der offen- EU-Parlamentarier mit Experten aus strumente einer gemeinsamen Ostpolitik sichtlich große Aussprachebedarf und Deutschland, Polen und weiteren EU-Län- der EU betrifft, die nach den Adressaten das große Interesse der Vertreter des dern sowie Vertretern des Auswärtigen Kiew, Minsk und Moskau differenziert, Rats und der Kommission der EU und aus Amts, des polnischen Außenministeriums so blieb der Gesprächsbedarf nach wie dem Europäischen Parlament lassen es und der Warschauer Präsidialkanzlei über vor groß. Der Verlauf der Diskussionen angeraten erscheinen, über das weitere ein Thema, das nach den jüngsten Ent- im Anschluss an die Einleitungsreferate Engagement des DPI für dieses Thema wicklungen in der Ukraine und in Belarus konnte als Aufforderung verstanden nachzudenken. noch dringlicher nach Antworten aus werden, die EU-interne Diskussion weiter Eine autorisierte Mitschrift ist als Doku- Brüssel ruft. Die Expertise und die politi- zu verdichten. Das Statement des Vorsit- mentation im März 2007 erstellt und an schen Überlegungen aus Deutschland zenden des Ausschusses für auswärtige die Teilnehmer und einen kleinen Exper- und Polen, zwei Länder, die aufgrund Angelegenheiten des Europäischen Par- tenkreis versandt worden. ihrer historischen Erfahrungen heute ihren laments, Elmar Brok, machte deutlich, Beitrag zu einer effektiven EU-Politik ge- welche »Hausaufgaben« die EU noch in- Gefördert von der Robert Bosch Stiftung genüber den östlichen Nachbarn leisten tern zu bewältigen hat (Stichwort EU- und der Otto Wolff-Stiftung Verfassung), bevor sie, innerlich ausrei- chend gefestigt, differenzierte Angebote an die östlichen Nachbarn richten kann.
10 Visuelle Erinnerungskulturen Eine Reihe von Begleitveranstaltungen Interesse und Konflikt. und Geschichtskonstruktionen lockerte die fünftägige Tagung auf. So Zur politischen Ökonomie der in Deutschland und Polen II: wurde am 27.9. im Hessischen Staatsar- deutsch-polnischen Beziehungen, ab 1939 chiv die Ausstellung »Der Wiederaufbau 1900–2006 Warschaus. Altstadt und Königsschloss« 12. Tagung des Arbeitskreises mit einem Vortrag des Nestors der polni- Tagung des Deutschen Polen-Instituts deutscher und polnischer Kunsthistoriker schen Denkmalpflege, Andrzej Tomaszew- und der University of Warwick, in Darmstadt, 27.9. bis 1.10. 2006 ski, eröffnet. Neben einer abendlichen Darmstadt, 9. bis 11.3.2007 Vortragsveranstaltung in der Universitäts- Visuelle Zeichen – Denkmäler, Bauwerke, Die deutsch-polnische Nachbarschaft im und Landesbibliothek standen außerdem Kunstwerke – sind zentrale Elemente der 20. Jahrhundert wurde entscheidend ge- eine Exkursion mit Führungen nach individuellen wie der kollektiven Erinne- prägt von der ökonomischen Dimension Speyer sowie ein architekturhistorischer rung. Im deutsch-polnischen Verhältnis der Beziehungsgeschichte. Doch obwohl Rundgang durch Darmstadt auf dem kommt ihnen eine besondere Bedeutung zahlreiche Debatten zwischen beiden Programm. Beim Abschlussfest im Ta- zu. Auf der vom Deutschen Polen-Institut Ländern um ökonomische Themen wie gungshaus wurden die Gäste von einem und dem Marburger Herder-Institut ge- Arbeitsmärkte oder Standortverlagerungen deutsch-polnischen Jazztrio unterhalten. meinsam in Darmstadt organisierten Ta- kreisen, bleiben diese Debatten doch gung »Visuelle Erinnerungskulturen und Ein Tagungsband mit ausgewählten meist streng akademisch getrennt. Geschichtskonstruktionen in Deutsch- Beiträgen der Tagung soll bis 2009 Die Darmstädter Tagung »Interesse und land und Polen II: ab 1939« gingen vom erscheinen. Konflikt«, ein Gemeinschaftsprojekt des 27.9. bis 1.10.2006 rund 60 Kunst- und Gefördert vom Bundesbeauftragten für Deutschen Polen-Instituts (Dieter Bingen, Kulturwissenschaftler vor allem aus Polen Kultur und Medien, von der ZEIT-Stiftung Peter Oliver Loew) und der University of und Deutschland Fragen wie den Kon- Ebelin und Gerd Bucerius, der FAZIT-Stiftung, Warwick (Nikolaus Wolf), nahm die poli- struktionen von Vergangenheit und zeit- der Deutschen Bank und der Robert Bosch tische Ökonomie der deutsch-polnischen genössischen Ereignissen in der Bildenden Stiftung, mit Unterstützung des Maritim- Beziehungen seit 1900 in den Blick, um Kunst, der Architektur, den Medien sowie Konferenzhotels, der Technischen Universität Brücken zwischen den Disziplinen zu der Kunsthistoriographie in Deutschland Darmstadt, des Hessischen Staatsarchivs schlagen. Neben Wirtschaftshistorikern und Polen nach. Dabei standen Aspekte Darmstadt und der HEAG Darmstadt und Wirtschaftswissenschaftlern nahmen der deutschen Kultur und des deutschen Historiker und Politologen daran teil. kulturellen Erbes im östlichen Mitteleuro- pa mit im Zentrum der Aufmerksamkeit. Es handelte sich um die 12. Tagung des Arbeitskreises deutscher und polnischer Kunsthistoriker, die thematisch an eine Vorläufertagung von 2004 in Berlin an- knüpfte.
Im Tagungshaus der Technischen Univer- sität Darmstadt gab es auch »heiße« Dis- kussionen. So um die Darstellung des Deutschen in ausgewählten Warschauer Museen (Zuzanna Bogumił, Joanna Wa- wrzyniak), die – insbesondere im neuen Museum des Warschauer Aufstands – als Anknüpfung an alte Feindbilder inter- pretiert wird. Oder aber um die Möglich- keiten zur virtuellen Rekonstruktion ver- lorener Baudenkmäler, die Manfred Koob und Piotr Kuroczyński darstellten und die zu der zweifelnden Frage Anlass gaben, ob denn durch diese Technik die Bewah- Panel auf der Tagung »Interesse und Konflikt« rung authentischer Bausubstanz nicht mit Dieter Bingen, Krzysztof Ruchniewicz, gefährdet sei. Klaus Ziemer und Silke Röttger
11 Nikolaus Wolf (Warwick) stellte in seinem die Rückkehr nach Polen verwehrt. Nach eingehendere Untersuchung des Dreiecks- einleitenden Referat über die ökonomi- einem Rückgang der Migrationsströme verhältnisses Bundesrepublik-DDR-Polen schen Zugänge zur neueren Geschichte in der Zwischenkriegszeit war der Zweite sowie detailliertere Arbeiten zur Banken- der deutsch-polnischen Beziehungen fol- Weltkrieg geprägt von gewaltigen, mehr und Unternehmensgeschichte; Peter Oliver gende Leitfragen: Besteht ein Zusammen- oder weniger erzwungenen Wanderungs- Loew (Darmstadt) wies auf die Möglich- hang zwischen dem gegenseitigen wirt- bewegungen. keiten hin, die eine Einbeziehung kultur- schaftlichen Interesse einerseits und dem wissenschaftlicher Fragestellungen bietet, Die folgenden Panels behandelten die politischen Konflikt andererseits? Kann beispielsweise bei einer Untersuchung der Wirtschaft im besetzten Polen sowie ak- der Blick auf die wirtschaftlichen Bezie- wirtschaftlichen Einflussfaktoren auf die tuelle Probleme der wirtschaftlichen Be- hungen einen neuen Blick auf die politi- gegenseitige Rezeption von Hochkultur. ziehungen. Hier stellten Ronald Bachmann schen Beziehungen eröffnen? (Wuppertal) und Sebastian Płóciennik Gefördert von der Alfried Krupp von In einem ersten Panel ging es um Quer- (Breslau) gemeinsam die Konsequenzen Bohlen und Halbach-Stiftung und dem Fonds schnitte durch einzelne ökonomische der Transformationsprozesse für den Erinnerung und Zukunft der Stiftung Aspekte der Beziehungsgeschichte in der polnischen und (vor allem ost-) deutschen Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. Ein Tagungsband ist Anfang 2008 erschienen »longue durée«. Stefan Kowal (Posen) Arbeitsmarkt dar. Schließlich standen Vor- bot hier zum Beispiel einen über die träge zu »Kultur, Moral und Ökonomie« Brüche des Jahrhunderts hinwegreichen- auf dem Programm. So schilderte Krzysz- Polenforschung in Deutschland. den Überblick über die Entwicklung des tof Ruchniewicz (Breslau) die Geschichte Aktuelle Lage – deutsch-polnischen Handels zwischen der polnischen Entschädigungsforde- Forschungsdesiderate – 1900 und 2004 und stellte politisches rungen an Deutschland nach 1945 und Institutionalisierung Klima, Warenstruktur, Einstellungen zum Dieter Bingen (Darmstadt) legte dar, wie Warenverkehr und dessen Wert dar. zwischen den 1950er und den 1970er Workshop am Deutschen Polen-Institut Schon in diesem Referat wurde deutlich, Jahren die »Ökonomie der Werte« die Be- Darmstadt, 16. bis 17.11. 2007 dass sich wirtschaftliche Beziehungen ziehungen zwischen der Bundesrepublik Veränderungen in der Wissenschafts- nur zum Teil von Änderungen der politi- Deutschland und Polen geprägt habe. landschaft und die sich wandelnde Situa- schen »Großwetterlage« beeinflussen Was im Laufe der Tagung klar wurde – tion in der universitären Lehre stellen die lassen. Dies machte auch Christopher wirtschaftliches Interesse überwog in der deutsche Polenforschung vor neue Her- Kopper (Bielefeld) mit seiner Darstellung deutsch-polnischen Beziehungsgeschichte ausforderungen. Bei einem Workshop, der deutsch-polnischen Verkehrsbezie- häufig den politischen Konflikt. Auch zu dem das Deutsche Polen-Institut über hungen im 20. Jahrhundert deutlich. wenn in der politischen und publizistischen zwanzig Wissenschaftler, Stiftungsver- So habe beispielsweise die Abtrennung Rhetorik oft die Antagonismen hervorge- treter und Vertreter von Ministerien nach Ostpreußens vom Reich keineswegs die hoben wurden, suchten sich, auf längere Darmstadt eingeladen hatte, wurde die Verkehrsverhältnisse in den deutschen Sicht betrachtet, Handels-, Kapital- und aktuelle Lage der wissenschaftlichen Be- Ostprovinzen erheblich beeinträchtigt. Migrationsströme unabhängig davon schäftigung mit Polen ebenso diskutiert Das zweite Panel konzentrierte sich auf ihre Wege über die Grenze(n). In der Ab- wie Desiderate und Möglichkeiten einer Fragen von Arbeitsmigration und Zwangs- schlussdiskussion der dichten und multi- Zusammenarbeit der über ganz Deutsch- arbeit. Mark Spoerer (Stuttgart-Hohen- disziplinären Tagung nannte Nikolaus land verstreuten Polen-Experten. Grund- heim) wagte ebenfalls einen langen Wolf als zentrale Desiderate der wirt- lage waren die Ergebnisse einer Internet- Blick, indem er Arbeitsmigration und schaftlichen Beziehungsforschung eine umfrage (www.polenforschung.de). Zwangsarbeit im deutsch-polnischen Konnex zwischen 1871 und 1945 dar- stellte. Deutlich wurde hier die Ambiva- lenz der Arbeitspolitik. Während es unter Bismarck Massenausweisungen polnischer Land- und Industriearbeiter aus dem Deutschen Reich gab, wurde ihnen während des Ersten Weltkriegs sogar
12 Im Vergleich beispielsweise mit der deut- Das Ziel des jeweiligen Workshops ist es, schen Frankreichforschung besitzt die die ca. 10 zu vergebenden Essay-Themen deutsche Polenforschung nur wenige in- weitgehend mit Titel und Inhalt zu be- stitutionell abgesicherte Ressourcen. Den stimmen. Wichtig erscheint vor allem die vier Frankreichzentren und der deutsch- inhaltliche Abstimmung, die an die Auto- französischen Hochschule stehen nur ren weitergegeben wird. Dabei soll auch vereinzelte Lehrstühle vor allem für Ge- die Relevanz für den deutschen Leser schichte und Slawistik sowie einige Stellen berücksichtigt werden. Nach Möglichkeit an vor allem historisch arbeitenden Insti- sollen auch Autorenvorschläge gemacht tuten gegenüber. Gleichzeitig aber gibt werden. Ein weiteres Ziel des Workshops es in Deutschland einen gewaltigen In- ist die Diskussion über die als »Rahmen« formationsbedarf über Polen, und zwar erscheinenden Kurzinformationen, die sowohl in Wissenschaft und Forschung die Essays ergänzen. wie auch in Politik und Öffentlichkeit. Nach Möglichkeit werden auch Vorschlä- Die Teilnehmer des Workshops einigten ge zum Literaturteil gesammelt. Dieser sich darauf, zunächst die verstreuten Teil besteht aus mehreren Kurzgeschich- wissenschaftlichen Polenkompetenzen ten oder Roman-Auszügen zum Thema stärker zu vernetzen. Ein Schritt hierzu des Jahrbuchs sowie 1 bis 2 Gedichtzyklen. wird ein erster Kongress der deutschen Des Weiteren werden Hinweise auf Bilder Das Cover des Jahrbuchs Polen 2008 sowie Polenforschung sein, der Ende Februar und Graphiken zum Thema gesammelt. zahlreiche Abbildungen wurden von der 2009 in Darmstadt stattfinden soll. Außer- renommierten Computer-Künstlerin Agata Im Berichtszeitraum wurden drei Jahr- dem soll die verstreute deutsche Polen- Nowicka gestaltet buch-Workshops zu den Schwerpunkt- forschung besser vernetzt werden. Dis- themen Stadt, Jugend und Religion kutiert wurden auch die Erstellung von durchgeführt. Lehrmaterial zu Polen, die Konzeption Workshop Jahrbuch Polen Am Workshop zum Jahrbuch Polen 2007 neuer Studiengänge und die Einbindung Die 2005 erfolgte Konzeptänderung des Stadt nahmen Prof. Dr. Prof. Dr. Robert polenrelevanter Fragestellungen in eine vom DPI herausgegebenen Jahrbuchs Pütz (Geograph, Johann Wolfgang breit angelegte Ostmitteleuropaforschung. Polen (früher Jahrbuch Ansichten) bringt Goethe-Universität Frankfurt am Main), Auch in der binationalen Nachwuchsför- eine inhaltliche Konzentration auf ein Dr. Peter Noller (Soziologe, Technische derung, etwa durch gemeinsame Promo- Schwerpunktthema, das von allen wissen- Universität Darmstadt), Iwona Menzel tionsprogramme, wurde eine Chance schaftlichen Mitarbeitern in einer »Ideen- (Architektin und Stadtplanerin, Darmstadt) gesehen. börse« festgelegt wird. Das gewählte und Uwe Rada (taz-Journalist, Berlin) teil. Die anwesenden Vertreter aus Ministerien Thema wird bei einem Workshop zwischen Am 25. November 2006 kamen zum und von Stiftungen bekundeten ihr Inter- den von der Redaktion gewählten exter- Workshop Jahrbuch Polen 2008 Jugend esse an einer stärkeren Förderung der nen Experten und den Institutsmitarbei- deutsche und polnische Experten nach Polenforschung. Der Workshop wurde tern eingehend erörtert. Bei dem Treffen, Darmstadt: Dr. Tadeusz Szawiel (Soziologe, organisiert von Prof. Dr. Dieter Bingen das jeweils im Herbst in Darmstadt statt- Universität Warschau), Dr. hab. Tomasz und Dr. Peter Oliver Loew. Die Ergebnisse findet, werden die im Vorfeld an die Teil- Szlendak (Kulturanthropologe, Univer- sollen in einer gemeinsam mit der sozial- nehmer versandten Vorüberlegungen sität Thorn/Toruń), Dr. Bernadette Jonda wissenschaftlichen Serviceeinrichtung zur Diskussion gestellt. (Jugendforscherin, Universität Halle) und GESIS vorbereiteten Publikation veröffent- Das Jahrbuch ist eine solide, wenn auch Dr. Wolfgang Gaiser (Jugendforscher, licht werden. populäre Publikation, die sich an ein Deutsches Jugendinstitut, München). Gefördert von der Robert Bosch Stiftung breites, allgemein an Polen interessiertes Der Workshop zum Jahrbuch Polen 2009 und der FAZIT-Stiftung Publikum wendet. Bei den Beiträgen Religion fand am 8. Dezember 2007 mit handelt es sich um locker geschriebene Dr. Tadeusz Szawiel (Soziologe, Univer- »richtige« Essays, keine wissenschaftlichen sität Warschau), Zbigniew Nosowski Artikel. Auf den wissenschaftlichen Ap- (Chefredakteur Więź) und Dr. Thomas parat und detaillierte Literaturlisten soll Seiterich (Publikforum-Journalist) statt. in den Texten weitgehend verzichtet werden. Das Jahrbuch besteht aus den Gefördert vom Auswärtigen Amt Bereichen Essay, Literatur und Tendenzen.
13 Bibliotheksstipendien Abschlussbericht: »Die hervorragend Die Stipendiaten der Jahre 2006 und des Deutschen Polen-Instituts ausgestattete nahezu lückenlose Biblio- 2007 waren: thek und Fachzeitschriftensammlung Bour, Odile (Berlin): Mit der großzügigen Förderung der sowie die Möglichkeit der Arbeit direkt »Deutsche unternehmensnahe Stiftungen Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thürin- vor Ort ermöglichten mir ein intensives als Träger auswärtiger Kulturpolitik in gen konnte das Deutsche Polen-Institut und ausgesprochen effektives Forschen. Mittel- und Osteuropa. Die Bosch-, die 2006 sein neues Programm der Biblio- (...) Bei fachlichen Fragen und Problem- Körber- und die ZEIT-Stiftung in Polen theksstipendien aus der Taufe heben. stellungen konnte ich mich stets auf eine und Russland« (2006) Insgesamt erhielten für 2005/2006 vier kompetente wissenschaftliche Betreuung und für 2007 zwei hervorragende Nach- durch die Mitarbeiter (...) verlassen (...). Jezierska-Wiśniewska, Agnieszka wuchswissenschaftler aus Deutschland, Die freundliche Arbeitsatmosphäre, aber (Warschau): Polen und Frankreich für jeweils rund auch die wunderschöne und ruhige Lage »Die polnische Rezeption der deutsch- einen Monat die Gelegenheit, die Biblio- des Instituts boten ideale Bedingungen sprachigen Nobelpreisträger (Günter Grass thek und die Archive des Deutschen für ein ungestörtes und konzentriertes und Elfriede Jelinek) im Kontext des Polen-Instituts für ihre Arbeit zu nutzen. Arbeiten.« deutsch-polnischen Kulturtransfers« (2006)
Die Stipendiatinnen und Stipendiaten Die Nachwuchswissenschaftler stellten Lotz, Christian (Leipzig): waren von den Möglichkeiten, die ihnen ihre Projekte während ihres Studienauf- »Historische Raumvorstellungen in Europa das Deutsche Polen-Institut bot, sehr an- enthalts in öffentlichen Kolloquien vor. zum deutsch-polnischen Verhältnis nach getan. So schrieb Ilona Tkocz in ihrem 1945« (2006)
Pick, Dominik (Warschau): »Die gesellschaftliche Dimension der Détente. Informelle Kontakte der Bevöl- kerung der Bundesrepublik und der Volks- republik Polen in den 1970er Jahren« (2006)
Rogulski, Rafał (Berlin/Breslau): »Die Öffnung der ›Freundschaftsgrenze‹. Motive, Verlauf und Folgen der Ein- führung des pass- und visafreien Grenz- verkehrs zwischen Polen und der DDR (1972–1980)« (2007)
Tkocz, Ilona (Berlin): »Identitäts(ver)suche. Ein Rekurs der pol- nischen Prosa auf Gedächtnis und Erinne- rung« (2007)
Das Programm wird ab 2008 unter der Bezeichnung »Forschungsstipendien des Deutschen Polen-Instituts« mit vier Stipen- Dieter Bingen im Kolloquium mit Thomas Wurzel, Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung diaten im Jahr fortgeführt. Hessen-Thüringen, am 18. Oktober 2006 in Darmstadt Gefördert von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen
14 Veröffentlichungen
Denken und Wissen. alter bis hin zum britischen Gentleman Michał Heller: Eine Polnische Bibliothek und zu ritterlichen Verhaltensweisen in Der Sinn des Lebens und der Sinn der Neuen Welt spannt, behandelt sie des Universums. Die im Suhrkamp Verlag erscheinende Lebensstile, kulturelle Orientierungen Moderne theologische Studien Veröffentlichungsreihe des Deutschen und Wertvorstellungen. Aus dem Polnischen von Sven Sellmer Polen-Instituts »Denken und Wissen. 239 Seiten Ossowskas Ausführungen zur Kulturso- Eine Polnische Bibliothek« ist in den Jah- ISBN 978-3-518-41847-5 ziologie und Moral der Ritterlichkeit, die ren 2006 und 2007 um drei Bände ge- ISBN 3-518-41847-5 einen besonderen Reiz durch die Berück- wachsen. Die von Dieter Bingen heraus- EUR 24,80 gegebene und von Peter Oliver Loew am sichtigung der ostmitteleuropäischen Li- Institut betreute Reihe enthält herausra- teratur gewinnen, sind alles andere als gende Texte polnischer Wissenschaftler trockene Soziologenkost: Indem sie den und Anthologien zu zentralen Themen homerischen Helden, den spartanischen des geistigen Lebens in Polen. Damit soll Krieger, den »hochgesinnten« Germanen, der Zugang zu Denktraditionen und Dis- den mittelalterlichen Ritter, den neuzeit- kussionen erleichtert werden, die ein in- lichen Höfling sowie den modernen tegraler Bestandteil der europäischen Gentleman oder Kavalier in ihre jeweiligen Wissenslandschaft sind. Denn noch immer historischen Kontexte stellt, entstehen haben es Ideen aus Ostmitteleuropa abwechslungsreiche Panoramen der ver- schwer, sich im Westen durchzusetzen. schiedenen moralischen Lebenswelten.
Bis 2005 waren sieben Bände erschienen Jerzy Jedlickis (geb. 1930) Buch Die ent- – Monographien wie Henryk Elzenbergs artete Welt kam im Herbst 2007 heraus. philosophisches Tagebuch Kummer mit Diese glänzend geschriebene Geschichte dem Sein oder Michał Głowińskis kultur- der Verzweiflung und des Kulturpessimis- historisches Werk Mythen in Verkleidung mus ist eine spannende Lektüre: Der pol- sowie Anthologien etwa zum polnischen nische Ideenhistoriker zeichnet nach, unter antitotalitären Denken, zum polnischen welchen Ängsten die Intellektuellen des Europadenken im 19. und 20. Jahrhun- 19. und 20. Jahrhunderts zu leben hatten. dert und über Polens Verhältnis zu seinen Die Einsicht in Schattenseiten des Fort- schritts entstand keineswegs nur an den östlichen Nachbarstaaten. Pressestimmen: europäischen Peripherien. Auch im vikto- Im Herbst 2006 kamen Michał Hellers rianischen England oder im Frankreich »Der bekannte polnische Autor hat nicht (geb. 1936) »moderne theologische des Fin de siėcle machten viele Denker nur fundierte Kenntnisse der Kosmologie Studien« Der Sinn des Lebens und der die Feststellung, dass die Zeit des Fort- und über die Geschichte dieses Wissen- Sinn des Universums heraus. Der polni- schritts in mancher Hinsicht eine Zeit des schaftszweiges, sondern verfügt auch sche Universalgelehrte – Philosoph, Theo- Rückschritts ist: Die schöne neue Welt, über gründliches mathematisches Wissen loge und Kosmologe – stellte sich die die von den Propheten der Moderne an- und hat eine profunde philosophische Frage, wo die Grenzen unseres Sprechens gekündigt wird, stellt sich als eine Welt Ausbildung. Er verknüpft seine theologi- über Gott liegen. Wie lässt sich Gottes der Unsicherheit und der Krise heraus. schen Gedanken mit seiner Verantwor- Wirken in der Welt verstehen? Was be- Jerzy Jedlicki macht demgegenüber klar, tung als Priester der katholischen Kirche. deutet die Evolutionstheorie für die Theo- dass »die permanente Krise die Voraus- [...] M. Heller weist nachdrücklich darauf logie? Auf seiner Suche nach Antworten setzung für die Entwicklung der europäi- hin, dass die Idee des Sinns mit den bemüht sich der Autor um eine möglichst schen Zivilisation darstellt und dass in Ideen der Rationalität, der Zielgerichtet- weite, kosmologische Perspektive. jeder Phase ihrer Geschichte die Kritiker heit und des Wertes zusammenhängt. Mit Maria Ossowskas (1898–1974) Das der Moderne meinten, dass es eine Krise, Nur aus der menschlichen zeitlichen Per- ritterliche Ethos folgte im Frühjahr 2007 wie sie sie gerade erfuhren, nie zuvor ge- spektive erstreckt sich zwischen Anfang das Alterswerk einer Grande Dame der geben habe«. und Ende, zwischen Plan und Ziel ein polnischen Sozialwissenschaften. In Weg, der erst noch zurückzulegen ist.« ihrem großen Essay analysiert sie das (Gottfried Kleinschmidt in: Konzept des ritterlichen Ethos in seinen Forum Grenzfragen, 2006) historischen Spielarten und zieht darin die Summe ihres wissenschaftlichen Le- bens. In einem gewaltigen Bogen, der sich vom antiken Griechenland über die Germanen und das europäische Mittel-
15 Maria Ossowska: Jerzy Jedlicki: Veröffentlichungen des Das ritterliche Ethos und seine Die entartete Welt. Die Kritiker der Deutschen Polen-Instituts Spielarten Moderne, ihre Ängste und Urteile Darmstadt (VDPI, Blaue Reihe) Aus dem Polnischen von Friedrich Griese Aus dem Polnischen von Jan Conrad 221 Seiten 315 Seiten Tagungsergebnisse, Dokumentationen, ISBN: 978-3-518-41893-2 ISBN: 978-3-518-41938-0 Monographien, Bibliographien, Abhand- EUR 24,80 EUR 22,90 lungen u.a. zu politischen, gesellschaft- lichen, kulturhistorischen und literatur- Pressestimmen: Pressestimmen: wissenschaftlichen Themen werden in »Ossowskas Parforceritt durch die Ethos- »Jedlicki verspottet die Propheten des der Reihe »Veröffentlichungen des Deut- Geschichte des Rittertums zeigt eindrucks- Untergangs nicht. Mit milder Ironie be- schen Polen-Instituts Darmstadt« (be- voll, dass mit Fairness und Milde gepaarte trachtet er ihre vergangene Zukunft. Im kannt auch als »Blaue Reihe«) publiziert. Höflichkeit, die wohl wichtigste höfische Lamento über die gefährdete Kultur er- Sie erscheint seit 1994 im Harrassowitz Tugend, gerade in agonal strukturierten kennt er ein Merkmal der europäischen Verlag Wiesbaden. In dieser Reihe ist im Gesellschaften besonders gut gedeihen Geistesgeschichte seit dem 17. Jahrhun- Jahre 2000 auch die vierbändige Biblio- konnte. Sie macht dabei keinen Unter- dert. Der permanente Krisendiskurs ist graphie »Deutsch-polnische Beziehungen schied, ob die kriegerische Gewaltförmig- für Jedlicki ›das institutionalisierte Funk- in Geschichte und Gegenwart« von keit politisch oder ökonomisch motiviert tionsprinzip dieser und nur dieser Zivilisa- Andreas Lawaty und Wiesław Mincer er- ist, ob sie sich als außenpolitische Ag- tion‹ und daher kein Grund zur Sorge. schienen. Seit 2003 wird die Reihe von gression oder als Heuschrecken-Hunger Seine Essays sind ein sympathisches Lob Dieter Bingen und Peter Oliver Loew her- artikuliert. für die ›segensreiche Krise‹.« ausgegeben. Diese Offenheit macht ihre Analyse, (Andreas Mix in: Band 22 deren Nutzwert sich mit dem von Johan Berliner Zeitung, 21.1.2008) Wiedergewonnene Geschichte. Huizingas kulturhistorischem Moralphilo- Zur Aneignung von Vergangenheit in sophie-Traktat Homo ludens (1938) mes- Demnächst erscheinen: den Zwischenräumen Mitteleuropas sen kann, für die Gegenwart so fruchtbar. Hrsg. von Peter Oliver Loew, Christian Unter der Hand liefert die Soziologin einen Theater spielen und denken Pletzing und Thomas Serrier idealtypischen Verhaltenskodex, der sich Hrsg. v. Mateusz Borowski und Wiesbaden: Harrassowitz, 408 Seiten. freilich unter Globalisierungsbedingungen Małgorzata Sugiera (2008) Erscheinungsdatum: 2006 noch bewähren muss: ein altruistisches Aus dem Polnischen von Steffi Arnold, ISBN: 3-447-05297-X, Ehrverständnis, das sich mit triumphalen Friedrich Griese, Bernhard Hartmann, ab 1.1.2007: 978-3-447-05297-9 Victory-Gesten zurückhält und stattdessen Ulrich Heiße, Peter Oliver Loew, Bettina EUR 28,00 etwas Demut erkennen lässt.« Dorothea Mecke, Sven Sellmer und (Hendrik Werne: Echte Ritter treten anderen. Gefördert von der Stiftung für deutsch- niemals nach, in: Die Welt, 22.6.2007) polnische Zusammenarbeit Czesław Miłosz: Pressestimmen: Visionen an der Bucht von San Francisco (2008) »Die Beiträge eröffnen dadurch neue Aus dem Polnischen von Sven Sellmer Einsichten, dass sie dort Veränderungen und Bewusstseinsprozesse verdeutlichen, Polen und Juden die sonst eher statisch dargestellt werden, Hrsg. v. François Guesnet (2009) und die – abseits des engeren Themas – Gefördert vom Auswärtigen Amt; Wirkungen gesamtstaatlicher Diskussio- die Bände Maria Ossowska und Jerzy Jedlicki nen und Entwicklungen aufzeigen. [...] wurden außerdem gefördert vom polnischen In der Summe liegt in der Vielfalt der Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten Zugänge ein typischer, allerdings ganz besonders anregender und innovativer Tagungsband vor.« (W.[olfgang] K.[essler], in: ABDOS- Mitteilungen 26 (2006), Nr. 2, S. 27)
16 Pressestimmen: conditions of newest developments in the field of Polish-German dialogue. The »In dem vorliegenden schmalen Bändchen editors rightly notice the backlash of ne- wurden die zwischen 2000 und 2007 gative national stereotypes in public dis- entstandenen Arbeitspapiere der Gruppe course of both countries as well as the zusammenfassend veröffentlicht, wobei general change of the language of poli- deutlich wird, dass man sich außer aktu- tics particularly in Poland. [...] the volume ellen Fragestellungen, die das politische [...] gives a wide perspective of the Polish Alltagsgeschäft betrafen, auch Themen (to the lesser extent also German, Czech widmete, die sowohl von der deutschen and Dutch) problematic dealing with als auch von der polnischen Seite sehr ›otherness‹ in its most critical moments.« zögerlich behandelt wurden, weil sie bis (Maciej Górny in: H-Soz-u-Kult heute heiße Eisen darstellen [...]. Führt vom 15.8.2007) man sich [...] vor Augen, dass die Kon- troversen in den deutsch-polnischen Be- In Vorbereitung: ziehungen gerade in den letzten beiden Band 25 Jahren noch an Schärfe zugenommen Interesse und Konflikt. haben, dann wird deutlich, wie notwen- Zur politischen Ökonomie der dig solche auf Kooperation und Kompro- deutsch-polnischen Beziehungen miss zielenden Gesprächskreise sind.« Hrsg. von Dieter Bingen, Peter Oliver Loew (Z[bigniew] W[ilkiewicz], in: Aktuelle Ost- und Nikolaus Wolf »[...] bieten alle Beiträge aufgrund ihrer informationen 2007, H. 3/4, S. 87-89) Quellennähe und ihrer zum Teil unkon- Band 26 Band 24 ventionellen, stärker anthropologisch als Andrzej Chwalba: Die Destruktion des Dialogs. Zur innen- historisch argumentierenden Perspektive Polen. Die Dritte Republik politischen Instrumentalisierung interessante Einblicke in die Aneignung Aus dem Polnischen von Andreas R. negativer Fremdbilder und Feindbilder. bzw. Konstruktion von Räumen. Gerade Hofmann Polen, Tschechien, Deutschland und die Beiträge, die nicht allein auf die Frage die Niederlande im Vergleich einer Aneignung durch klassische histo- 1900 bis heute riographische Narrative [...] konzentriert Hrsg. v. Dieter Bingen, Peter Oliver Loew sind, erscheinen hier besonders weiter- und Kazimierz Wóycicki führend. [...] Der Band kann als gelunge- Wiesbaden: Harrassowitz, 433 S. nes Beispiel für eine neue Sicht auf die Erscheinungsdatum: 2007 Geschichte Europas gelten, in der durch ISBN: 978-3-447-05488-1 die Fokussierung auf die europäischen EUR 24,00 Zwischenräume nationale Meistererzäh- lungen in Frage gestellt werden.« Gefördert von der VolkswagenStiftung und (Claudia Kraft in: Zeitschrift für Ostmittel- dem Auswärtigen Amt europaforschung 56 (2007), H.1, S.133f.) Pressestimmen: Band 23 »Die Diskussion über die EU-Verfassung Die Kopernikus-Gruppe. hat auch die Meinungsverschiedenheiten Zwischenbilanz eines deutsch-polni- zwischen Deutschland und Polen an den schen Gesprächskreises Tag gelegt. Entstehen wieder die alten Hrsg. von Dieter Bingen und Kazimierz Fremd- und Feindbilder, weil beispiels- Wóycicki weise Polen, um seine Interessen zu ver- Wiesbaden: Harrassowitz, 141 Seiten treten, auch bei der Argumentation in Erscheinungsdatum: 2007 die Geschichte zurückgreift? Ein aktuell ISBN: 978-3-447-05455-3 erschienenes Buch geht auf ›Die Destruk- EUR 19,80 tion des Dialogs‹ ein.« Gefördert von der Robert Bosch Stiftung (SWR International, 25.6.2007) »The extensive volume published in the outstanding series of Deutsches Polen- Institut, Darmstadt (DPI) is declared an answer to the question of historical pre-
17 Jahrbuch Polen Das Jahrbuch Polen 2006 hatte zum ers- ten Mal ein Schwerpunktthema – Frauen. Das DPI entschloss sich 2005 zu einem Gegenstand der Ausführungen der deut- neuen inhaltlichen und gestalterischen schen und polnischen Jahrbuch-Autoren Konzept des Jahrbuchs mit dem Ziel, neue waren die Umstände der gesellschaftlichen Leserschichten zu gewinnen. Der neue Transformation der polnischen Frauen- Titel heißt »Jahrbuch Polen« (früher welten seit der politischen Wende der »Ansichten«) und wird in einem neuen Jahre 1989/1990. Autoren und Autorin- Layout erstellt. Das Jahrbuch bietet nen wie Sławka Walczewska, Agnieszka Essays, Berichte und literarische Beiträge Graff, Kinga Dunin, Erzbischof Józef zu einem vorgegebenen Thema. Andere Życiński, Adam Krzemiński u.a. bezogen Themen, die über das Schwerpunktthema sich dabei auf Diskussionen u.a. über die hinausgehen, finden sich in dem Bereich Position der Frau im Arbeits- und Familien- »Tendenzen« wieder. Neue polnische leben, in der Politik und in der politischen Literatur bleibt weiterhin ein Pfeiler der Öffentlichkeit. Der Literaturteil präsen- Publikation, das Angebot wird mit einer tiert Lyrik und Prosa zum Thema Frau. deutsch-polnischen Ereignischronik ab- Zu den Autoren gehören Manuela Gret- gerundet. Für die bisherigen Bereiche kowska, Izabela Filipiak, Monika Luft, Chronik und Bibliographie sollen künftig Sławomir Shuty und Janusz Głowiński. andere Foren gefunden werden (z.B.: Inhaltlich über das Schwerpunktthema Polen-Analysen, DPI-Homepage). hinaus reichen die im Kapitel »Tendenzen« zusammengefassten Artikel zur aktuellen Jahrbuch Polen 2007 Stadt politischen und gesellschaftlichen Ent- Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2007, wicklung in unserem Nachbarland von 240 S. Janusz A. Majcherek und Marek Zając. ISBN 978-3-447-05531-4 Den Abschluss bildet eine umfangreiche 11,80 EUR Chronik der politischen und kulturellen Im Vorfeld der Arbeiten am neuen Jahr- Ereignisse in Polen wie der deutsch-polni- buch organisierte die Redaktion im April schen Beziehungen. 2006 einen Workshop zum Thema der Der hohe Werbeaufwand für das neue nächsten Jahrbuch-Ausgabe 2007, die Jahrbuch-Konzept, gepaart mit einem im Laufe des Jahres 2006 vorbereitet großen Interesse an dem Thema Frauen, und redaktionell bearbeitet wurde. Der führte dazu, dass die gesamte (erhöhte) Workshop, an dem Fachleute aus dem Auflage innerhalb weniger Monate ver- Bereich Stadtforschung teilnahmen, griffen war. Beigetragen dazu haben auch diente der Redaktion als Ideenbörse und zahlreiche Veranstaltungen, bei denen praktische Handlungsanweisung bei der das neue Jahrbuch präsentiert wurde. Annäherung an ein neues Thema. Er diente auch der Themensuche sowie der Pressestimmen: Bestimmung möglicher Autoren.
»Dem Jahrbuch Polen 2006 gelingt es, Das Jahrbuch Polen 2007 beschäftigt die in Deutschland kaum rezipierten, am- sich mit dem Thema Stadt in Polen. Das bivalenten Meinungen unter einem The- Thema ist derzeit in der deutschen Dis- Jahrbuch Polen 2006 Frauen mendach zu versammeln und zu einem kussion sehr gefragt, somit auch für das Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2006, lesenswerten, faktenreichen Mosaik zu- DPI ein Grund, sich den polnischen inter- 206 S. sammenzufügen, das provoziert und disziplinären Stadt-Diskursen zuzuwenden. ISBN 3-447-05317-8 zum Nachdenken anregt, ohne dabei zu Autoren wie Bohdan Jałowiecki, Marek 11,80 EUR bewerten. Die sorgfältige Textauswahl S. Szczepański, Uwe Rada und Bartek erlaubt dabei den Blick auf eine repräsen- Chaciński beziehen sich in ihren Beiträgen tative Bandbreite von polnischen Frauen- auf aktuelle Diskussionen u.a. über die bildern.« öffentliche und private Raumgestaltung (Rebecca Plassa, in: Osteuropa, Nr. 5, vor und nach der Wende 1989/1990, Mai 2006, S. 159-160) die Narben des Sozrealismus, die Haupt- stadt- und Metropolen-Funktion War- schaus, die polnische Architektur der letzten Jahrzehnte, die Nacht-Kultur der
18 Großstadt, aber auch über den »Über- Das Lehrwerk ist im Juni 2007 zur Auslie- aber als kompakte, mit vielen Quellen lebenskampf in der Schrumpfung« vieler ferung gekommen. Die erste Präsenta- aufbereitete Darstellung polnischer Ge- polnischer Kleinstädte. Auch geschicht- tion fand im Rahmen der deutsch-polni- schichte ist dieser Band ebenso lehrreich liche Aspekte kommen zu Wort wie die schen Schulbuchkommission in Berlin wie kurzweilig. Und wenn man die klare Entwicklung der polnischen Urbanität (31. Mai bis 1. Juni 2007) statt. Im Laufe Darstellung eines so heiklen Kapitels und die aktuellen Diskurse über deutsche des Jahres 2007 fanden noch vier weitere wie Flucht, Vertreibung und Zwangs- und jüdische Spuren in vielen polnischen Vorstellungen im Rahmen von Lehrer- umsiedlung liest, dann denkt man, die Städten. Der Literaturteil des Jahrbuchs fortbildungen statt. 200 Exemplare wur- Lektüre könnte auch den gegenwärtigen präsentiert Lyrik und Prosa zum Thema den kostenlos an Multiplikatoren ver- politischen Akteuren nicht schaden.« Stadt. Zu den Autoren gehören Marek schickt, weitere 70 Exemplare an Persön- (Johannes Breckner: Den Nachbarn besser Nowakowski, Janusz Szuber, Józef Cze- lichkeiten in Deutschland und Polen. kennen. Bildung: Die Kenntnis der Ge- chowicz, Marek Kochan, Adam Zagajew- Schulen und Jugendbegegnungsstätten schichte kann aktuelle Missverständnisse ski und Michał Kaczyński. wurden gezielt mit Info-Flyern versorgt. klären: Ein Schulbuch des Deutschen Bislang sind 28 Rezensionen in der deut- Polen-Instituts, in: Darmstädter Echo Auch 2007 wurde eine hohe Anzahl an schen und polnischen Presse erschienen. vom 11.8.2007) Jahrbuch-Exemplaren verkauft. Einen großen Anteil daran hatten vielfältige Polnische Geschichte und deutsch- »Nach Informationen des Verlages ist Veranstaltungen (s. Chronik). Zahlreiche polnische Beziehungen. das Werk für das junge deutsche Publi- Artikel aus diesem Jahrbuch wurden Darstellungen und Materialien für den kum bestimmt, sicherlich aber findet das ganz oder in Auszügen in deutschen und Geschichtsunterricht mit CD-ROM Werk seine Leser auch in Polen – bei den- polnischen Medien veröffentlicht. Von Matthias Kneip und Manfred Mack jenigen, die die deutsche Sprache und vom Deutschen Polen-Institut in Darm- Kultur nähern kennen lernen wollen, Pressestimmen: stadt, unter Mitarbeit von Markus Krzoska sowie bei den Germanistikstudenten.« »Die Fülle von Aufsätzen in diesem Jahr- und Peter Oliver Loew (Niemiecki podręcznik polskiej historii [PD], buch ist geschickt kombiniert mit Zusatz- Berlin, Cornelsen 2007. 192 Seiten in: Biblioteka Analiz vom 11.9.2007) ISBN 978-3-06-064215-1 informationen, zudem gibt es wieder Gefördert von der Robert Bosch Stiftung einen schön zusammengestellten Litera- 14,95 EUR turteil. […] Es ist das 18. Jahrbuch des Gefördert von der Robert Bosch Stiftung Deutschen Polen-Instituts, zugleich das zweite, das mit einem Schwerpunktthema Pressestimmen: und in neuer, sehr attraktiver Gestaltung »Der aktuelle Geschichtsband behandelt erscheint. Die Auffrischung der Reihe in einzelnen Kapiteln wichtige Abschnitte […] hat sich offensichtlich gelohnt.« der deutsch-polnischen Beziehungsge- (Johannes Breckner, in: Darmstädter Echo schichte vom Mittelalter bis zur Gegen- vom 6. Juli 2007, S. 8) wart: es werden unter anderem themati- Gefördert vom Auswärtigen Amt siert die Ostsiedlung, der Mythos des Deutschen Ordens, die Teilungen, das Hambacher Fest, Deutschland und Polen Polnische Geschichte und nach dem Versailler Vertrag, der NS-Be- deutsch-polnische Beziehungen satzungsterror, Flucht und Vertreibung sowie Polen und Deutschland nach 1989 Die Publikation ist gezielt auf die konkre- – alles zentrale Themen der deutsch-pol- te Anwendung im deutschen Geschichts- nischen Beziehungsgeschichte.[…] Wenn unterricht der Sekundarstufe II ausge- auch primär für die Schulen konzipiert, richtet. Ausführliche Didaktisierungen bietet der Band doch zugleich für jeden und Arbeitsblätter sollen den Einsatz der Interessenten eine solide Einführung in Materialien für Geschichtslehrer ermögli- die deutsch-polnische Geschichte«. chen und die Attraktivität, im Unterricht (Karlheinz Lau: Schwieriger Brückenschlag. polnische bzw. deutsch-polnische Themen Polen und Deutschland. Ein gelungenes zu behandeln, erhöhen. Im Mittelpunkt Schulbuch zur deutsch-polnischen Ge- des Lehrwerks stehen 13 Unterrichtsmo- schichte, in: Das Parlament 3/2008) dule, die dem Geschichtslehrer Möglich- keiten aufzeigen, bei der Behandlung »Im Übrigen lohnt die Lektüre auch für zentraler Stoffe des deutschen Geschichts- Menschen, die ihre Schulzeit hinter sich unterrichts Brücken zur polnischen Ge- haben. Man muss ja nicht unbedingt die schichte zu schlagen. Vorschläge für Hausaufgaben befolgen –
19 Entwicklung eines Lehrbuches Das Lehrbuch soll fünf Schuljahre konti- Polen-Analysen für Polnisch als 3. Fremdsprache nuierlichen Polnischunterricht abdecken und aus zwei Lehrwerken (für je 2 bzw. Polen hat sich in den letzten Jahren zu an Gymnasien und Gesamt- einem wichtigen Partner der deutschen schulen 3 Jahre) sowie einem gemeinsamen Grammatikband bestehen. Jedes Unter- und der europäischen Politik entwickelt. Das DPI veranstaltete bereits am 31. März richtsbuch wird zehn Lektionen umfassen Die inneren Tendenzen und die außen- 2004 in Zusammenarbeit mit der Euro- mit Textbausteinen, grammatischen und politischen Weichenstellungen finden päischen Begegnungsschule mit Polen lexikalischen Übungen sowie Landeskun- steigendes Interesse in einer breiteren (Gabriele-von-Bülow-Gymnasium Berlin) demodulen. Inhaltlich soll sich das Lehr- deutschen Öffentlichkeit. Zugleich nimmt ein Arbeitsgespräch zum Thema »Ent- werk an den Polnisch-Rahmenlehrplänen angesichts der aktuellen Entwicklungen wicklung eines Lehrbuchs ›Polnisch als 3. der Bundesländer Berlin/Brandenburg/ in Polen das Informationsbedürfnis zu. Fremdsprache‹ in den grenznahen Bun- Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen Um bei der Beurteilung dieser Prozesse desländern«. Im Verlauf des Arbeitsge- sowie an den Einheitlichen Prüfungsan- behilflich zu sein, geben das Deutsche sprächs haben Vertreter aus den Kultus- forderungen für das Abitur (EPA) der Polen-Institut Darmstadt, die Forschungs- bzw. Bildungsministerien und Schulver- Kultusminister-Konferenz orientieren. Es stelle Osteuropa an der Universität Bre- waltungen der Länder Berlin, Branden- wird analog zu entsprechenden Lehrwer- men und die Deutsche Gesellschaft für burg, Mecklenburg-Vorpommern und ken bereits bewährter 3. Fremdsprachen Osteuropakunde seit November 2006 Sachsen sowie Vertreter aus Schulen und wie Französisch oder Spanisch entwickelt. Hintergrundanalysen heraus. Diese Hochschulen, Rahmenplan- und Lehrbuch- Die Manuskripte beider Unterrichtsbücher »Polen-Analysen« sollen das Wissen, kommissionen die Weichen gestellt für sollen im Januar 2008 in einem Arbeits- über das die wissenschaftliche Forschung die zukünftige Erarbeitung eines Lehr- gespräch mit externen Fachkräften be- in reichem Maße verfügt, für Gesellschaft, buchs für Polnisch als 3. Fremdsprache gutachtet bzw. besprochen werden. Bildung, Politik, Kultur, Wirtschaft und (8.–12. bzw. 9.–13. Jahrgangsstufe). Die Federführung für dieses Projekt liegt Medien verfügbar machen. Autoren sind Nach der Sicherstellung der Finanzierung seit Anfang des Jahres 2007 beim DPI. deutsche, polnische und internationale des Projektes durch das BKM (Beauftrag- Das Lehrwerk soll im Jahr 2009 erscheinen. Fachwissenschaftler und Experten. ter der Bundesregierung für Kultur und Gefördert von der Regierung der Bundes- Die Hintergrundanalysen zu aktuellen Medien) konnte das Koordinationsteam republik Deutschland Themen der polnischen Innen-, Gesell- (Dr. Matthias Kneip /DPI, Dr. Roland schafts-, Kultur-, Wirtschafts- und Außen- Jerzewski/Deutsch-Polnischer Koordina- politik werden ergänzt durch Dokumen- tor Berliner Schulen) Prof. Dr. Erika Worbs tationen, Tabellen und Grafiken. Die von der Universität Mainz als Heraus- Polen-Analysen werden jeweils am 1. und geberin des Lehrwerks gewinnen. Seit 3. Dienstag im Monat unentgeltlich per Januar 2007 erarbeitet sie zusammen E-Mail als pdf-Datei versandt. mit einer Autorengruppe die einzelnen Lektionen sowie die Grammatik. Die Polen-Analysen sind seit ihrem ersten Erscheinen im November 2006 auf eine sehr große Resonanz gestoßen. Der Abonnentenkreis aus Politik und Verwal- tung, Wirtschaft, Verbänden, Wissen- schaft und Studierenden sowie Medien wächst von Ausgabe zu Ausgabe um 20 bis 40 Anmeldungen. Gerade auch Per- sonen und staatliche sowie private Ein- richtungen unterschiedlichsten Profils im grenznahen Raum zu Polen lassen sich gerne in den Verteiler aufnehmen. Der- zeit gehen die Polen-Analysen an ca. 2.900 Adressaten.
Die Resonanz auf die Polen-Analysen ist einhellig positiv. Das unabhängige, die Perspektiven wechselnde und ein weites Themenspektrum umfassende Informa- tions- und Analysematerial wird unab- hängig von (partei)politischen Präferenzen sehr hoch geschätzt.
20 Polen-Analysen Nr. 14 (5.6.2007) Nr. 3 (19.12.2006) Ausgaben 2006–2007 Die polnisch-ukrainischen Beziehungen Polnische Deutschlandpolitik Mit einem Beitrag von Mykola Rjabtschuk Mit einem Beitrag von Piotr Buras Nr. 24 (4.12.2007) (Kiew) (Zentrum für Internationale Beziehungen, Die EU-Kohäsionspolitik in Polen Warschau) Mit einem Beitrag von Tomasz Grzegorz Nr. 13 (15.5.2007) Grosse (Instytut Spraw Publicznych, Metropole Warschau Nr. 2 (5.12.2006) Warschau) Mit einem Beitrag von Bohdan Polnische Energiepolitik Jałowiecki (Universität Warschau) Mit einem Beitrag von Kai-Olaf Lang Nr. 23 (20.11.2007) (Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin) Polen nach den Wahlen Nr. 12 (1.5.2007) Mit einem Beitrag von Janusz A. Majche- Polen und der Euro Nr. 1 (21.11.2006) rek (Pädagogische Akademie in Krakau) Mit einem Beitrag von Reinhold Vetter Die aktuelle politische Lage in Polen (Warschau) Mit einem Beitrag von Janusz A. Majche- Nr. 22 (6.11.2007) rek (Pädagogische Akademie in Krakau) Religiosität in Polen im europäischen Nr. 11 (17.4.2007) Kontext Der polnische Arbeitsmarkt Archiv und Bestellungen: Mit einem Beitrag von Tadeusz Szawiel Mit einem Beitrag von Irena Wóycicka www.laender-analysen.de/polen (Universität Warschau) (Instytut Badań nad Gospodarką Rynkową, Warschau) Nr. 21 (16.10.2007) Gefördert von der Marga und Kurt Polnische Arbeitsmigration Nr. 10 (3.4.2007) Möllgaard-Stiftung, dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und von der BSH Mit einem Beitrag von Sebastian Becker Die deutsch-polnische Grenzregion Bosch, Siemens Hausgeräte GmbH (Warschau) Mit einem Beitrag von Markus Milden- berger (Staatskanzlei des Landes Branden- Nr. 20 (2.10.2007) burg, Potsdam) Geschichtspolitik Podiumsgespräche Mit einem Beitrag von Krzysztof Ruchnie- Nr. 9 (20.3.2007) des Deutschen Polen-Instituts wicz (Universität Breslau) Politische und rechtliche Fragen ISSN 1612-3808 zu Restitutionsansprüchen aus Nr. 19 (18.9.2007) Deutschland Deutschland Polen Russland – Polen vor den Wahlen Mit einem Beitrag von Stefan Raabe Geschichte Erdgas Geographie Mit einem Beitrag von Gerhard Gnauck (Konrad-Adenauer-Stiftung, Warschau) Elftes deutsch-polnisches Podiums- (Die Welt, Warschau) gespräch, Darmstadt, 19. November 2007 Nr. 8 (6.3.2007) Nr. 18 (4.9.2007) Darmstadt, Deutsches Polen-Institut Die polnische Theaterlandschaft Ausländische Direktinvestitionen 2007. 36 S. (Heft 9) Mit einem Beitrag von Wolfgang Schlott in Polen (Forschungsstelle Osteuropa, Bremen) Hat das »Weimarer Dreieck« noch Mit einem Beitrag von Reinhold Vetter eine Zukunft? Herausforderungen für (Warschau) Nr. 7 (20.2.2007) Politik und Kultur Die ökologische Transformation Nr. 17 (17.7.2007) Zehntes deutsch-polnisches Podiums- in Polen Die Aufarbeitung der Vergangenheit gespräch, Berlin, 14. November 2006 Mit einem Beitrag von Olaf Kühne Mit einem Beitrag von Andrzej Grajewski Darmstadt, Deutsches Polen-Institut (Ministerium für Umwelt, Saarbrücken) (Gość Niedzielny, Kattowitz) 2006. 36 S. (Heft 8) Nr. 6 (6.2.2007) Gefördert vom Auswärtigen Amt Nr. 16 (3.7.2007) Fernsehen und Rundfunk in Polen Radio Maryja Mit einem Beitrag von Michał Maliszew- Mit einem Beitrag von Bettina-Dorothee ski (Polnisches Institut, Leipzig) Sonstige Veröffentlichungen Mecke (Europa-Universität Viadrina, Frankfurt [Oder]) Nr. 5 (16.1.2007) Fragen nach einer gemeinsamen Das polnisch-russische Verhältnis europäischen Ostpolitik Nr. 15 (21.6.2007) und die EU-Ostpolitik (Belarus, Russland, Ukraine) Die öffentliche Meinung in Polen Mit einem Beitrag von Cornelius Ochmann Deutsche und polnische Beiträge zu Europa (Bertelsmann Stiftung, z.Zt. Lomonossow Autorisierte Mitschrift der Referate und Mit einem Beitrag von Jacek Kucharczyk Universität Moskau) Diskussionen, Darmstadt: Deutsches (Instytut Spraw Publicznych, Warschau) Polen-Institut 2007, S. 72 Nr. 4 (8.1.2007) Die polnische Parteienlandschaft Bericht 2004 2005 Mit einem Beitrag von Tadeusz Szawiel Darmstadt: Deutsches Polen-Institut (Universität Warschau) 2006, 48 S. br.
21 Öffentliche Kulturvermittlung
Deutsch-Polnische leichter zu finden seien als in einem Kreis gung eine aus meiner Sicht ganz ideale Podiumsgespräche von 25 oder 27 EU-Staaten. Hier liegt Kombination. Es kommt darauf an, die nach übereinstimmender Auffassung der westliche Perspektive mit der Perspektive Hat das Weimarer Dreieck noch Gäste die potentielle Funktion des Wei- der neuen Mitglieder zu verbinden. Wir eine Zukunft? Herausforderungen für marer Dreiecks, Moderator der unter- haben immer noch unterschiedliche Per- Politik und Kultur schiedlichen, auch geographisch begrün- spektiven; im Weimarer Dreieck aber 10. deutsch-polnisches Podiumsgespräch deten Interessen der Mitglieder der EU- können wir diese Dinge zusammen- in Berlin 25 bzw. EU-27 zu sein. Staatssekretär bringen.« Botschafter Martin: »Ich wün- Boomgaarden: »Das Dreieck Deutsch- sche mir, dass das neue Weimarer Drei- Am 14. November 2006 lud das DPI in land – Polen – Frankreich ist aufgrund eck – das alte war das Dreieck, das wir Zusammenarbeit mit dem Centre Marc der Vorgeschichte der europäischen Eini- für die zum Beitritt Polens führenden Bloch zum zehnten deutsch-polnischen Podiumsgespräch in die Vertretung der Europäischen Kommission in Berlin ein. Dort diskutierten vor mehr als 250 Gästen der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Georg Boomgaarden, der seit 1999 in Berlin akkreditierte französische Bot- schafter Claude Martin und der erst im September 2006 in Berlin eingetroffene neue polnische Botschafter Dr. Marek Prawda unter der Moderation des Journa- listen und Polen-Experten Jürgen Vietig über die Zukunft des Weimarer Dreiecks.
Alle Diskussionsteilnehmer äußerten sich recht zuversichtlich, dass die drei Länder ihrer besonderen Aufgabe in dieser geo- metrischen Konstellation nachkommen werden. Als Herausforderung wurde die Suche nach Gemeinsamkeiten empfun- Dieter Bingen: »Das Weimarer Dreieck hat schon eine Geschichte, den, die unter den Dreien auf jeden Fall vor allem aber hat es eine Zukunft vor sich«
Chronik 2006–2007
17.2.2006 14.3.2006 21.03.2006 28.3.2006 28.3.2006 Festliche Überreichung der Geschichte und Gegenwart »Deutsch-polnische (Ent-) »Macht, Privilegien, Korrup- Geschichte und Gegenwart Silbernen und der Bronze- im polnischen Film: »Der Tabuisierungen zur Zeit der tion. Was ist ›normal‹ in im polnischen Film: »Das nen Verdienstplakette der Mann aus Marmor« Wende 1989/90«. Vortrag Polen und Europa?« große Tier« (Duże zwierzę). Wissenschaftsstadt Darm- (Człowiek z marmuru). und Diskussion mit Kornelia Podiumsgespräch und Regie: Jerzy Stuhr (2000), stadt an den ehemaligen Regie: Andrzej Wajda (1977), Konczal (Universität Posen/ Buchpräsentation mit Prof. Einführung: Dr. Andrzej DPI-Präsidenten, Hans Einführung: Manfred Mack. Saarbrücken). Wiss. Kollo- Dr. Maria Jarosz (Polnische Kaluza. Justus-Liebig-Haus Koschnick, und an den ehe- Justus-Liebig-Haus Darm- quium. Deutsches Polen- Akademie der Wissenschaf- Darmstadt. In Zusammen- maligen DPI-Vize-Präsiden- stadt. In Zusammenarbeit Institut, Haus Olbrich ten, Warschau), Prof. Dr. arbeit mit der vhs Darmstadt ten, Dr. Peter Payer. Über- mit der vhs Darmstadt Peter Eigen (Transparency gabe des 50.000. Bandes 21.3.2006 International, Berlin), 3.4.2006 an die Bibliothek des Deut- 16.3.2006 Geschichte und Gegenwart Dr. Hermann Rudolph »Solidarität in Europa – schen Polen-Instituts durch »Polen und der Osten – im polnischen Film: »Der (Der Tagesspiegel, Berlin). Mythos und Wirklichkeit. die Geschäftsführerin der Facetten einer komplizierten Mann aus Eisen« (Człowiek Berlin, Friedrich-Ebert-Stif- Vom Hambacher Fest Robert Bosch Stiftung, Beziehung«. Buchvorstel- z żelaza). Regie: Andrzej tung. Gemeinsam mit der (1832) bis zur ›Orangenen Dr. Ingrid Hamm. Museum lung mit Dr. Manfred Sap- Wajda (1981), Einführung: Friedrich-Ebert-Stiftung Revolution‹ (2004)«. Künstlerkolonie Darmstadt per (Osteuropa) und Prof. Manfred Mack. Justus-Lie- Podiumsgespräch mit Prof. Dr. Dieter Bingen. big-Haus Darmstadt. In Zu- Dr. Heinz Duchhardt (Uni- Polnisches Institut Leipzig sammenarbeit mit der vhs versität Mainz), Dr. Krzysz- Darmstadt tof Ruchniewicz (Willy-
22 Verhandlungen gebraucht haben – ein Dreieck ist, bei dem wir neue Impulse aus einem Land bekommen, das nicht nur ein guter Partner ist, sondern das uns auch frische Ideen bringt.« Botschaf- ter Prawda: »Das Weimarer Dreieck kann zu einer Konstruktion werden, mit der man drei unterschiedliche Denkmodelle in Bezug auf die Zukunft der Europäi- schen Union präsentiert und diskutiert, mit der man Kompromisse sucht, die dann für die EU nützlich sein können.«
Bei seinem Schlusswort hielt DPI-Direktor Prof. Dr. Dieter Bingen eine ihm am Mit- tag in Warschau überreichte druckfrische Monographie über das Weimarer Dreieck in die Höhe, die ihn zuversichtlich sein ließ: »Das Weimarer Dreieck hat schon eine Geschichte, vor allem aber hat es seine Zukunft noch vor sich.« In der Do- kumentation der Veranstaltung kann der Die Podiumsteilnehmer in der Darmstädter Otto-Berndt-Halle: Rolf Mafael, Marek Prawda, Verlauf der gesamten Podiumsdiskussion Manfred Sapper, Andrei Zagorski und Wolfgang Eichwede verfolgt werden. Deutschland – Polen – Russland: Gefördert vom Auswärtigen Amt Herausforderungen: Derzeit liegt deswe- Geschichte Erdgas Geographie gen das vorbereitete Kooperationsab- 11. deutsch-polnisches Podiumsgespräch kommen zwischen der EU und Russland in Darmstadt auf Eis. Prof. Dr. Wolfgang Eichwede, Russlandexperte aus Bremen, konstatierte Am 19. November 2007 lud das Deutsche in diesem Zusammenhang sogar das Polen-Institut zum elften deutsch-polni- Scheitern der EU-Außenpolitik. Rolf schen Podiumsgespräch in die Otto- Mafael, Beauftragter für Grundsatzfragen Berndt-Halle nach Darmstadt ein. Die neue der EU-Außenbeziehungen sowie der Be- Stärke Russlands als Energielieferant ziehungen zu den EU-Mitgliedstaaten im stellt die Europäische Union vor neue Berliner Auswärtigen Amt, erklärte die
Brandt-Zentrum, Breslau), 7.4.2006 Frau.« Präsentation des jasne?« der Bundeszentrale schau, Sala Marmurowa. Prof. Dr. Gertrud Pickhan Workshop Jahrbuch Polen neuen »Jahrbuch Polen 2006 für Politische Bildung. Geför- In Zusammenarbeit mit der (FU Berlin) und Juri Durkot 2007 Stadt u.a. mit Prof. Frauen« mit Dr. Andrzej dert vom Auswärtigen Amt Deutschen Welle. (Lemberg). Rheinland-Pfäl- Dr. Robert Pütz, Dr. Peter Kaluza und Dr. Peter Oliver Gefördert von der Stiftung zische Landesvertretung Noller, Iwona Menzel und Loew. Wella-Museum 18.– 21.5.2006 für deutsch-polnische Zu- Berlin. Gemeinsam mit dem Uwe Rada Darmstadt. Gemeinsam mit Präsentation des DPI auf sammenarbeit Museum Europäischer Kul- dem Wella-Museum der 51. Internationalen turen – Staatliche Museen 21.–23.4.2006 Buchmesse Warschau. 19.5.– 3.6.2006 zu Berlin. Gefördert vom »Selbstsicht – der Schritt 7.5.2006 Gefördert von der Stiftung »Deutsches Polen-Institut Auswärtigen Amt ins Bild«. Fotoausstellung »Klaudia, Basia, Agata: für deutsch-polnische Zu- w służbie porozumienia« von Dagmar Sippel und Frauen in Polen heute«. sammenarbeit (Das DPI im Dienst der Ver- 4.4.2006 Laura Heymann. Im Rahmen Vorstellung des »Jahrbuch ständigung). Eröffnung der Geschichte und Gegenwart der »Darmstädter Tage der Polen 2006 – Frauen« mit 18.5.2006 Ausstellung über die Arbeit im polnischen Film: »Schuld« Fotografie« Dr. Andrzej Kaluza und »Sąsiedztwo z dystansu« des Deutschen Polen-Insti- (Dług). Regie: Krzysztof Jutta Wierczimok. Zollver- (Nachbarn auf Distanz). tuts am 19.5.2006 mit Krauze (1999), Einführung: 25.4.2006 ein Essen, Kinosaal. Gespräch mit Prof. Dr. Prof. Dr. Dieter Bingen, Dr. Andrzej Kaluza. Justus- »O du schöne Weichsel- In Zusammenarbeit mit der Anna Wolff-Powęska und Ewa Kobierska-Maciuszko Liebig-Haus Darmstadt. aphrodite! Frisierte und un- Stiftung Zollverein Essen. Prof. Dr. Dieter Bingen. (Direktorin der Universitäts- In Zusammenarbeit mit der frisierte Gedanken über die Im Rahmen des Projekts Moderation: Dr. Andrzej bibliothek Warschau), vhs Darmstadt Schönheit der polnischen »Alles klar? / Wszystko Kaluza. Buchmesse War- Prof. Dr. Wojciech Tygielski
23 Position der Bundesregierung: Deutsch- Projekt interessiert: Es bezieht genügend Solidarität in Europa – land betrachtet Russland im bilateralen Gas aus anderen Verträgen mit Russland, Mythos und Wirklichkeit Verhältnis als strategischen Partner im die Partizipation an dem Projekt würde Vom polnischen Novemberaufstand 1830 Osten und ist an einem weiteren Ausbau nur noch zu einer weiteren Abhängigkeit bis zur »Orangenen Revolution« 2004 der politischen und wirtschaftlichen Be- von russischen Lieferungen führen. ziehungen interessiert. Vor allem im Kon- Am 3. April 2006 fand in der Vertretung Moskau reagiert derzeit auf die EU-inter- text der »Vergemeinschaftung« der eu- des Landes Rheinland-Pfalz in Berlin eine nen Dilemmata mit Abwarten, so der ropäischen Energiepolitik versucht Berlin vom Deutschen Polen-Institut und dem russische Politikwissenschaftler Prof. Dr. die Politik der EU gegenüber Russland Museum Europäischer Kulturen – Staat- Andrei Zagorski. Er stellte Russland in sachlich und moderierend zu gestalten. liche Museen zu Berlin organisierte der Ära Putin als eine Macht vor, die Be- Eine solche Position steht im Widerspruch Podiumsdiskussion zur Bedeutung des ziehungen mit den europäischen Staaten zu den Interessen vieler kleinerer EU- Solidaritätsbegriffs in der heutigen euro- vorzugsweise bilateral geregelt haben Partner, so Polens Botschafter in Berlin päischen Politik statt. An dem Gespräch möchte. Die europäische Interpretation Dr. Marek Prawda. Die von russischen nahmen teil: Prof. Dr. Heinz Duchhardt von Demokratie und Menschenrechten Energielieferungen weitgehend abhängi- (Direktor des Instituts für Europäische lassen sich die heute in Russland herr- gen Volkswirtschaften Polens und der Geschichte an der Johannes-Gutenberg- schenden Kräfte nicht aufzwingen. Die baltischen Staaten konstatieren einen Universität Mainz), Dr. Krzysztof Ruch- Diskussion, zu der mehr als 300 Gäste er- starken politischen und wirtschaftlichen niewicz (Direktor des Willy-Brandt-Zen- schienen waren, wurde kenntnisreich Druck Moskaus bis hin zu dem Versuch, trums für Deutschland- und Europastudien und launig von Dr. Manfred Sapper, dem einen Keil zwischen »alte« und »neue« an der Universität Breslau), Prof. Dr. Chefredakteur der Zeitschrift »Osteuro- EU-Mitglieder zu treiben. Gertrud Pickhan (Lehrstuhl für Geschichte pa«, moderiert. Ostmitteleuropas am Osteuropa-Institut Nach diesem Szenario decken sich die In- Gefördert vom Auswärtigen Amt der FU Berlin) und Juri Durkot (freier teressen der EU-Staaten Deutschland und Journalist aus Lemberg). Das Gespräch Polen nicht immer. Ausdruck dieser Diver- moderierte der Journalist Jürgen Vietig. genzen ist der Konflikt um den Bau einer deutsch-russischen Ostsee-Pipeline, die Das Thema der Diskussion schlug einen Polen nicht nur um mögliche Transitge- großen Bogen von den Zeichen der Soli- winne bringt, sondern Russland die Mög- darität zwischen Völkern nach dem pol- lichkeit bietet, den Westen Europas unab- nischen Novemberaufstand 1830 über hängig von Polen mit Energie zu versorgen. die politischen Konstellationen in der eu- Das berge die Möglichkeit einer Erpres- ropäischen Geschichte des 19. und 20. sung, so die polnische Position. Polen sei Jahrhunderts bis in die gegenwärtigen auch nicht an einer Beteiligung an diesem Entwicklungen, in denen viele Völker
(Prorektor der Universität in Brüssel. Gefördert von 14.9.–13.10.2006 22.9.2006 27.9.–1.10.2006 Warschau) und Dr. Reinhard der Robert Bosch Stiftung »Deutsches Polen-Institut 6. Darmstädter Lange Nacht »Visuelle Erinnerungskultu- Schweppe (Botschafter der und der Otto Wolff-Stiftung w służbie porozumienia«. der Musen: »O du schöne ren und Geschichtskon- Bundesrepublik Deutsch- Polnischsprachige Ausstel- Weichselaphrodite. Gedan- struktionen in Deutschland land in Polen). Universitäts- 27.6.2006 lung über die Arbeit des DPI. ken über die Schönheit der und Polen II (ab 1939)«. bibliothek Warschau »Gespräch am Kamin« mit Książnica Pomorska Szczecin polnischen Frau«. Eine Prä- 13. Tagung des Arbeitskrei- Gefördert von der Stiftung Karl Dedecius. Moderation: sentation von Dr. Andrzej ses deutscher und polni- für deutsch-polnische Zu- Dr. Rainer Weiss, Geschäfts- 20.9.2006 Kaluza und Dr. Peter Oliver scher Kunsthistoriker und sammenarbeit führer Suhrkamp Verlag. »Das Polenbild in der Loew. Deutsches Polen- Denkmalpfleger. Gemein- Deutsches Polen-Institut, Presse und Literatur der Institut, Haus Olbrich sam mit dem Herder-Insti- 8.6.2006 Haus Olbrich. Gefördert DDR in den 1980er Jahren«. »Jazz im Garten« mit Robert tut Marburg. In Zusammen- »Fragen nach einer ge- von der Wissenschaftsstadt Vortrag und Diskussion mit Kesternich, Mathias Demmer arbeit mit der TU Darmstadt, meinsamen europäischen Darmstadt mgr Dariusz Wojtaszyn und Patrycja Giezek. dem Instytut Sztuki PAN, Ostpolitik (Ukraine, Belarus, (Willy-Brandt-Zentrum Bres- Deutsches Polen-Institut, Stowarzyszenie Konserwa- Russland). Deutsche und 30.6.–1.7.2006 lau). Im Rahmen der DPI- Haus Deiters torów Zabytków. Geför- polnische Beiträge in der 13. Sitzung der Kopernijus- Kolloquien zu Geschichte dert von dem Beauftragten Diskussion«. Internationale Gruppe in Warschau und Gegenwart der der Bundesregierung für Konferenz. Vertretung des deutsch-polnischen Bezie- Kultur und Medien, von Landes Hessen bei der EU hungen. Deutsches Polen- der Deutschen Bank, der Institut, Haus Olbrich Robert Bosch Stiftung, der
24 Karl-Dedecius-Preis an Martin Pollack und Tadeusz Zatorski Der Preis, den die Robert Bosch Stiftung alle zwei Jahre in Zusammenarbeit mit dem DPI abwechselnd in Darmstadt und Krakau verleiht, ist mit einer Gesamt- summe von 20.000 Euro (10.000 Euro je Preisträger) dotiert. Die mittlerweile dritte Preisauslobung wurde bei einer Veran- staltung auf der Buchmesse Frankfurt 2006 vorgenommen, an der Dr. Olaf Kühl, KDP-Preisträger 2005, Dr. Maja Pflüger und Prof. Dr. Dieter Bingen teilgenommen haben. Ein breites Medienecho begleitete die Preisauslobung sowie die anderen öf- fentlichkeitswirksamen Maßnahmen des Projekts. Auf dem Podium: Krzysztof Ruchniewicz, Heinz Duchhardt, Jürgen Vietig, Gertrud Pickhan und Juri Durkot Insgesamt erreichten das DPI bis Ende Dezember 2006 etwa 30 Bewerbungen. Europas vergebens auf die Solidarität meintlicher politischer Realismus im Streit Die deutsch-polnische Jury unter dem Eh- ihrer Nachbarn hofften. Andererseits: mit angeblichem politischen Realismus renvorsitz von Karl Dedecius hatte nach Die Idee einer Europäischen Union nach den Verhältnissen zwischen den Staaten einem langen Auswahlverfahren im Früh- 1945 ist nicht zuletzt aus dem Geist der und Völkern Europas ihren Stempel auf. jahr 2007 die Preisträger vorgeschlagen, Solidarität entstanden. Am Ende des ver- die von der Robert Bosch Stiftung der Die Veranstaltung begleitete die Ausstel- gangenen Jahrhunderts erhielt der Be- Öffentlichkeit bekannt gegeben wurden. lung »Polenbegeisterung. Deutsche und griff der Solidarität mit seinem polnischen Preisträger 2007 wurden Martin Pollack Polen nach dem Novemberaufstand Klang »Solidarność« eine neue Bedeu- und Tadeusz Zatorski. 1830« im Museum Europäischer Kultu- tung. Am Beginn des 21. Jahrhunderts ren – Staatliche Museen zu Berlin in den wurde er bis in die Ukraine getragen, wo Martin Pollack (geb.1944 in Bad Hall/ Museen Dahlem in Berlin. die »Orangene Revolution« mit der pol- Oberösterreich) studierte Slawistik und osteuropäische Geschichte in Wien. Von nischen und europäischen Solidarität Mit freundlicher Unterstützung der Vertre- Beruf Journalist, arbeitete er u.a. für den rechnen konnte. Aber: Immer wieder tung des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund drücken nationaler Egoismus und ver- SPIEGEL in Wien und in Warschau. Seit 1998 freier Autor und Übersetzer.
ZEIT-Stiftung, der FAZIT- von Prof. Dr. Andrzej Prof. Dr.-Ing. Werner Durth. Mit Dr. Olaf Kühl (KDP-Preis- 26.10.–17.11.2006 Stiftung und der Wissen- Tomaszewski, Warschau. In Zusammenarbeit mit der träger 2005), Dr. Maja Pflü- »Deutsches Polen-Institut schaftsstadt Darmstadt. In Zusammenarbeit mit dem Technischen Universität ger (RBSG) und Prof. Dr. w służbie porozumienia«. Georg-Christoph-Lichtenberg- Hessischen Staatsarchiv Darmstadt. TUD, Schloss Dieter Bingen. In Zusam- Polnischsprachige Ausstel- Haus, Darmstadt Darmstadt. Haus der menarbeit mit der Robert lung über die Arbeit des DPI. Geschichte, Darmstadt 4.–8.10.2006 Bosch Stiftung. Buchmesse J. Giedroyc-Universitäts- 27.9.–27.10.2006 Präsentation des Deutschen Frankfurt bibliothek Białystok »Der Wiederaufbau War- 28.9.2006 Polen-Instituts auf der Buch- schaus: Altstadt und Königs- »Gedächtnisarchitektur messe Frankfurt. Gefördert 18.10.2006 9.11.2006 schloss«. Eine Ausstellung und Erinnerungskultur«. vom Auswärtigen Amt, der »Das Stipendienprogramm »Polen für junge Leute«. des Polnischen Verbandes Vorträge: Prof. Dipl.-Ing. Robert Bosch Stiftung und der Sparkassen-Kulturstif- Vortrag und Diskussion mit der Denkmalpfleger in Manfred Koob: »Binär-Ar- der Buchmesse Frankfurt tung Hessen-Thüringen«. Dr. Andrzej Kaluza. Im Rah- Zusammenarbeit mit dem chitektur als visuelle Erinne- Kolloquium mit Dr. Thomas men des Bonus-Programms Königsschloss in Warschau rungskultur aus dem Rech- 6.10.2006 Wurzel, Geschäftsführer der des Studentenwerks Darm- und den Polnischen Werk- ner«; Dipl.-Ing. Piotr Kuro- Auslobung des Karl-Dedecius- Sparkassen-Kulturstiftung stadt. Deutsches Polen- stätten für Denkmalpflege. czyński: »Technoimaginäre Preises 2007 der Robert Hessen-Thüringen. Deutsches Institut, Haus Olbrich Vortrag zur Ausstellungs- Gedächtnisarchitektur ver- Bosch Stiftung für deutsche Polen-Institut, Haus Olbrich eröffnung: »Der Wieder- sus Gutenberg-Galaxie«. Übersetzer polnischer Lite- aufbau Warschaus zwischen Anschließend Podiums- ratur und polnische Über- Legende und Wirklichkeit« diskussion. Moderation: setzer deutscher Literatur.
25 Seit 2001 ist er als freischaffender Über- Ausgewählte Buchvorstellungen setzer tätig. Er hat mehrere Bücher und Zeitschriftenbeiträge u.a. von Heinrich Begleitveranstaltungen Jahrbuch Polen Heine, Heinrich Böll, Max Weber, Hans Das neue Konzept des Jahrbuch Polen Küng und Eugen Drewermann sowie beinhaltete neben inhaltlichen und gra- zahlreiche eigene Texte zu den genann- phischen Veränderungen auch eine neue ten Autoren und zur deutschen Literatur Werbestrategie. Dazu gehören die um- und Kultur veröffentlicht. fangreiche Erschließung von Zielgruppen, Eine besondere Leistung Zatorskis sind eine breite Medien- und Internetpräsenz, die polnischen Ausgaben der Werke von Interviews von Autoren und Redakteuren, Georg Christoph Lichtenberg: Zuletzt er- Vorab- und Parallel-Veröffentlichungen schien 2005 im renommierten Danziger sowie Veranstaltungen, bei denen das Verlag słowo/obraz terytoria eine über Jahrbuch selbst oder das Schwerpunkt- Die Preisträger 2007 Martin Pollack 500 Seiten umfassende und editorisch thema der jeweiligen Ausgabe im Mittel- und Tadeusz Zatorski anspruchsvoll gestaltete Lichtenberg- punkt steht. So wurde die Multimedia- Ausgabe mit Vorwort, Register, Biblio- Präsentation »O, du schöne Weichsel- Pollack hat als Übersetzer des in Polen graphie und einem Essay von Zatorski. aphrodite«, erarbeitet und vorgestellt wie auch im Ausland hochgeschätzten von den DPI-Mitarbeitern Dr. Andrzej Journalisten Ryszard Kapuściński Außer- Am 1. Juni 2007 wurde der Karl-Dedecius- Kaluza und Dr. Peter Oliver Loew, bei ordentliches geleistet. Zwei Jahrzehnte Preis der Robert Bosch Stiftung für deut- der Vorstellung des Jahrbuchs Polen hindurch hat er kontinuierlich Bücher sche und polnische Übersetzer feierlich 2006 zum Thema Frauen im Darmstäd- Kapuścińskis ins Deutsche übertragen verliehen. Neben zahlreichen Gästen aus ter Wella-Museum zum großen Publi- und damit diesem Autor im deutschen Kultur und Politik war die Übersetzer- kumserfolg. Das gleiche Thema, aber nur Sprachraum Aufmerksamkeit und einen zunft bei der Veranstaltung in Darmstadt mit Jahrbuch-Texten aus dem Literatur- breiten Leserkreis erschlossen. Heute würdevoll vertreten. Die kurzweiligen, teil, stellten die Redakteure – Dr. Andrzej steht Kapuścińskis Bedeutung für die gleichzeitig aber ernst gemeinten Dankes- Kaluza und Jutta Wierczimok – bei einer polnische Literatur ebenso außer Zweifel reden der beiden Preisträger trugen ent- Veranstaltung in der Hütte Zollverein in wie die Leistung seines Übersetzers und scheidend zum Gelingen des Abends bei. Essen vor unter dem Titel »Klaudia, Vermittlers. Basia, Agata: Frauen in Polen heute«. Gefördert von der Robert Bosch Stiftung Tadeusz Zatorski (geb. 1960 in Bochnia) und der Wissenschaftsstadt Darmstadt Auch das Jahrbuch Polen 2007 Stadt studierte Germanistik in Krakau und Ber- wurde von zahlreichen Veranstaltungen lin, arbeitete 1983 bis 2001 als Lektor begleitet. Im Mittelpunkt stand dabei die für Deutsch an der Jagiellonen-Universi- Ausstellung »Poland. Icons of Architec- tät und an der Sporthochschule in Krakau. ture« in der Kunsthalle Darmstadt, die
12.11.2006 – 11.2.2007 14.11.2006 der Vertretung der Europä- 23.11.2006 25.11.2006 »Tadeusz Kantor. Theater 10. deutsch-polnisches Po- ischen Kommission in »Die Erinnerung lebt außer- Workshop Jahrbuch Polen des Todes«. Szenenfotos diumsgespräch: »Hat das Deutschland, Berlin. Geför- halb unserer Reichweite 2008 Jugend in Darmstadt. aus Tadeusz-Kantor-Insze- Weimarer Dreieck noch dert vom Auswärtigen Amt. fort. Tadeusz Kantors Leben Gefördert vom Auswärtigen nierungen von Günther eine Zukunft? Herausforde- Europa-Haus, Vertretung im Werk. Eine Einführung Amt Kühnel: »Die tote Klasse« rungen für Politik und Kul- der Europäischen Kommis- mit Bildern und Filmaus- und »Die Künstler sollen tur« mit Georg Boomgaar- sion in Deutschland, Berlin schnitten«. Vortrag von 13.12.2006 – 12.1.2007 krepieren« im Café-Restau- den, Staatssekretär des Dr. Uta Schorlemmer, Zürich. »Das Phänomen der Soli- rant Alacarte im Ausstel- Auswärtigen Amtes, 20.11.–30.12.2006 Gefördert von der Wissen- darność (1980–1989)«. lungsgebäude Mathilden- Claude Martin, Botschafter »Deutsches Polen-Institut schaftsstadt Darmstadt. Eine Ausstellung der War- höhe und »Wielopole, von Frankreich in Deutsch- w służbie porozumienia«. Ausstellungsgebäude schauer KARTA-Stiftung. Wielopole« im Deutschen land, Dr. Marek Prawda, Polnischsprachige Ausstel- Mathildenhöhe Deutsches Polen-Institut, Polen-Institut, Haus Deiters. Botschafter der Republik lung über die Arbeit des Haus Olbrich Gefördert von der Wissen- Polen in Deutschland, DPI. Universitätsbibliothek 24.–25.11.2006 schaftsstadt Darmstadt Moderation: Jürgen Vietig, Allenstein (Olsztyn) 14. Sitzung der Kopernikus- 16.12.2006 – 22.1.2007 Journalist, Berlin. In Zusam- Gruppe in Berlin. Gefördert »Das Gesicht als Zeichen – menarbeit mit dem Centre von der Robert Bosch Stif- Zeitgenössische Porträts Marc Bloch, Berlin. Mit tung aus Polen«. Fotografien freundlicher Unterstützung von Krzysztof Gierałtowski.
26 auf ein großes Medienecho und Publi- land-Pfalz in Berlin vorgestellt. Die Veran- und Gerechtigkeit (PiS) bestätigt haben. kumsinteresse stieß. Im Rahmen der Aus- staltung wurde gemeinsam mit der Fried- Dazu zählen die ungebrochene Arroganz stellung organisierte das Institut gemein- rich-Ebert-Stiftung realisiert. An der Prä- der Macht, die Ineffektivität zahlreicher sam mit der Schader-Stiftung ein Podi- sentation nahmen teil: Prof. Dr. Maria Bereiche des politischen und administra- umsgespräch zum Thema der Zukunft Jarosz (Polnische Akademie der Wissen- tiven Lebens und die weit verbreitete der polnischen und deutschen Städte u.a. schaften, Warschau), Dr. Hermann Rudolph politische Korruption, die sich unter an- mit Romuald Loegler (Architekt, Krakau), (Herausgeber des Tagesspiegel, Berlin) derem in der Besetzung von öffentlichen Werner Durth (TU Darmstadt) und Uwe und Prof. Dr. Peter Eigen (Präsident von Ämtern durch eigene Parteigänger aus- Rada (Journalist, Berlin). Ein Vortrag von Transparency International, Berlin). Prof. drückt. Allerdings ist Polen, wie die Ge- Arnold Bartetzky (Leipzig) im Deutschen Dr. Dieter Bingen moderierte das Gespräch. sprächsteilnehmer feststellten, in Ost- Architekturmuseum Frankfurt am Main mitteleuropa keineswegs ein Einzelfall. Die Diskussion kreiste um zentrale Thesen über den Wiederaufbau von Berlin und des Buches, die sich auch nach der Regie- In Zusammenarbeit mit der Friedrich Ebert Warschau sowie eine Filmreihe, in der rungsübernahme durch die Partei Recht Stiftung die Stadt eine den Protagonisten eben- bürtige Rolle spielt, rundeten das Pro- gramm ab.