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„Das ist hier keine Imbissbude, Schimanski!“ Mülheim an der in Literatur und Film der postindustriellen Zeit Ernst, T.

Publication date 2017 Document Version Final published version Published in Mülheimer Jahrbuch 2018 License CC BY-SA Link to publication

Citation for published version (APA): Ernst, T. (2017). „Das ist hier keine Imbissbude, Schimanski!“: Mülheim an der Ruhr in Literatur und Film der postindustriellen Zeit. In Mülheimer Jahrbuch 2018 (Vol. 73, pp. 130- 143). (Mülheimer Jahrbuch; Vol. 73)..

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Download date:27 Sep 2021 „Das ist hier keine Imbissbude, Schimanski!“ Mülheim an der Ruhr in Literatur und Film der postindustriellen Zeit

Thomas Ernst

dem einparkenden Schimanski markiert ein großes Plakat mit der Aufschrift „Ruderverein Mülheim/ Ruhr seit 1893“, dass sich das edle Restaurant of- fenbar in der hier als wesentlich chicer dargestell- ten Nachbarstadt befindet.3

Raum- und Städtebilder des Ruhrgebiets

Diese Tatort-Szene belegt erstens, dass fiktive Fi- guren in Filmen – wie auch in der Literatur und auf dem Theater – mit bestimmten Orten ver- bunden werden, denen spezifische Eigenschaften Gehobene Küche, keine Imbissbude: Horst Schimanski in zugeschrieben werden, die bei der Profilierung der Mülheim. Figuren helfen: Mülheim an der Ruhr als die grü- ne und bürgerliche Stadt des Kriminaloberrats im „Ich finde, an dem was und wie der Mensch isst, Gegensatz zur Proletarierstadt . Zweitens zeigt sich seine Kultur“,1 konstatiert Kriminal- zeigt diese Szene, dass Städte eigene Zuschreibun- oberrat Hans-Hermann Ossmann, bevor er seinen gen erhalten, darum jedoch konkurrieren: Dem Mitarbeitern Christian Thanner und ‚Hänschen’ Topos vom reichen und bürgerlichen Düsseldorf Scherpenzeel in einem distinguierten Waldrestau- folgend, hätte das polizeiliche Diensttreffen ebenso rant mit französischer Küche das ‚Du’ anbietet. rheinabwärts stattfinden können; die Filmemacher Hauptkommissar Horst Schimanski, gespielt von entschieden sich jedoch für eine Stadt im Ruhrge- Götz George, kommt verspätet zum Dienstessen, biet als Konkurrenz zu Duisburg. einen jungen Delinquenten in der Resozialisations- phase an seiner Seite, und echauffiert sich über das Kulturproduzenten gehen sehr bewusst mit den Menü: „Sag mal, gibt’s hier nichts Anständiges zu Konnotationen von Stadträumen um: Die Berliner essen? Ich meine: ’ne Frikadelle oder vielleicht ’ne Mauer symbolisiert die deutsche Teilung, am ordentliche Wurst mit Fritten?“ Der Kriminalober- Rhein die alte Bundesrepublik, Karl-Marx-Stadt rat weist seinen Kommissar zurecht: „Das ist hier verwies schon in seinem Namen auf den Anspruch, keine Imbissbude, Schimanski.“2 ein Ort der gelebten Gesellschaftsutopie zu sein (und heißt heute wieder Chemnitz). Im Ruhrgebiet mit sei- Wer einen der 29 Schimanski-Tatorte gesehen ner fehlenden politischen Einheit und seiner zersplit- hat, kennt die proletarische Symbiose der Arbeiter- terten Landschaft der Städte (Stichwort: ‚Kirchturm- stadt Duisburg mit dem ‚Schmuddel-Kommissar’, denken’) kommt der symbolischen Raumkonstruktion weshalb die beschriebene Szene aus Katjas Schweigen eine besondere Rolle zu, denn das ‚Ruhrgebiet’ bzw. kurzerhand aus Duisburg ausgelagert wurde: Über die ‚Ruhrstadt’ muss mit Selbstkonstruktionen wie ‚Schmelztiegel’, ‚Kohlenpott’ oder ‚Metropole Ruhr’ Seit den 1960er Jahren haben sich die Arbeits- „das von den realen Gegebenheiten her nur schwer verhältnisse im Ruhrgebiet und somit auch die auszuweisende Zentrum, also das, was die Einheit des kulturellen Konstruktionen des Raumes nachhaltig Ruhrgebiets ausmachen könnte, wenigstens symbo- gewandelt: Der Begriff der postindustriellen Epo- lisch (...) besetzen“4 , wie der Kultur- und Medienwis- che fasst eine Entwicklung, in der die Industrien senschaftler Prof. Dr. Rolf Parr von der Universität zwar noch präsent sind, allerdings ihre frühere zen- Duisburg-Essen konstatiert. trale ökonomische Position eingebüßt haben. Die Ausrufung der ‚Metropole Ruhr’ im Kontext des Regionale Selbst- und Fremdzuschreibungen Europäischen Kulturhauptstadtjahres Ruhr.2010 befinden sich in einem stetigen historischen und markierte final diesen Übergang in die postindus- medialen Wandel. Unter den gegenwärtigen Be- trielle Zeit und ist weniger mit der Ruhrgebietsin- dingungen einer ökonomischen, medialen und dustrie als vielmehr mit der Dienstleistungs- und zunehmend auch kulturellen Globalisierung sind Informationsgesellschaft verbunden. traditionelle Konzepte einer regionalen Kultur und Identität noch problematischer geworden, sie Diese Konstruktion als postindustrieller Raum werden heute vor allem als vergleichende „Kon- korreliert mit einer größeren Vielfalt der Literatu- kurrenzrankings“ zwischen verschiedenen Me- ren, die sich gegenwärtig mit dem Ruhrgebiet befas- tropolregionen inszeniert: vs. Berlin, sen: Standen früher vor allem die Prosa und Lyrik Ruhrgebiet vs. Rhein-Main-Metropole.5 Schon in der Arbeiterliteratur mit ihren realistischen Darstel- der Vergangenheit implizierte die Konstruktion ei- lungen der Arbeitsverhältnisse und ihrer Effekte auf ner regionalen Identität, einer ‚Heimat’, zugleich das Private im Zentrum (man denke beispielsweise den Ausschluss des Anderen, des Fremden. In ge- an Max von der Grün und die Dortmunder Gruppe steigerter Form vollzieht sie sich als ein defensiv- 61), so kann heute eine ganze Bandbreite literari- aggressiver Sprechakt: Lokalpatriotismus sei im- scher Strömungen betrachtet werden, die sich mit mer nur verletzter Lokalpatriotismus, erklärte der dem Ruhrgebiet befassen. Dazu zählen unter ande- Frankfurter Schriftsteller Jürgen Roth apodiktisch. rem die experimentelle Literatur, die Popliteratur, die interkulturelle Literatur, der HipHop, die Slam Wenn man den Konstruktionen des Ruhrgebiets Poetry oder die digitale Literatur. Bei der Analyse in Kultur und Medien nachspürt, können unter- dieser Gegenstände sollte allerdings nicht der pro- schiedliche Medien in den Fokus rücken: Zeitun- blematische Versuch gemacht werden, aus ästhe- gen und Zeitschriften, Fernsehen und Radio, Mu- tischen Texten eine spezifische ‚Mentalität’ einer sik und soziale Medien, Literatur und Film. An der ‚Heimat’ abzuleiten, sondern die Untersuchung hy- Universität Duisburg-Essen arbeiten Prof. Dr. Rolf brider (gemischter) Konstruktionen desselben Rau- Parr und Prof. Dr. Werner Jung mit ihren Mitar- mes in (widersprüchlichen) ästhetischen Werken.7 beitern aktuell an einem DFG-Forschungsprojekt, das eine „Geschichte der Ruhrgebietsliteratur seit Das postindustrielle Mülheim in Literatur 1960“ schreiben will. Dabei müssen sie erstens die und Film theoretische Frage klären, wie sich in Zeiten der Globalisierung überhaupt noch eine Regionalli- Während meine Essener Kollegen in ihrem teraturgeschichte schreiben lässt. Zweitens ist der Forschungsprojekt literarische Texte aus dem ge- Begriff der Ruhrgebietsliteratur eng mit der indus- samten Ruhrgebiet untersuchen, erscheint es mir triellen Entwicklung verknüpft, wie Projektmitar- interessant, eine ähnliche Fragestellung auf eine beiter Dr. Dirk Hallenberger in seiner grundlegen- konkrete Stadt zu applizieren, und die Perspekti- den Arbeit über die Ruhrgebietsliteratur gezeigt ve medial leicht zu erweitern: Dieser Beitrag fragt hat: Ruhrgebietsliteratur erscheint vor allem als danach, wie Mülheim an der Ruhr in literarischen eine Literatur, die in einem intensiven Verhältnis Texten und Filmen in der postindustriellen Zeit, zu industriellen Arbeitsprozessen und ihren räum- also seit den 1960er Jahren, dargestellt worden ist, lichen Verortungen steht.6 und vor allem, welche Auffälligkeiten sich dabei er- geben. Mülheim eignet sich aus kulturwissenschaftli- kulturelle (wie Stadthalle oder Ringlokschuppen), cher Perspektive für diese Fragestellung in besonderer wissenschaftliche (wie die Max-Planck-Institute für Weise, weil hier der Prozess der Deindustrialisierung Kohlenforschung und Strahlenchemie), kommerzi- besonders früh einsetzte: Die Stadt war die erste elle (wie das Rhein-Ruhr-Zentrum oder die Cara- Ruhrgebietsstadt ohne Stahlproduktion, und mit der van-Straße) oder solche der Erholung (wie Ruhrtal, Schließung der Schachtanlage Rosenblumendelle Weiße Flotte und Wasserbahnhof). wurde die Stadt bereits 1966 bergbaufrei. Aus die- ser frühen Notwendigkeit, in der Stadtplanung öko- Früher Strukturwandel und innovative nomisch und kulturell innovativ zu handeln, folgten Theaterstadt ehrgeizige Projekte: Mit dem Rhein-Ruhr-Zentrum wurde 1973 eines der größten überdachten Einkaufs- Die Darstellung Mülheims in Film und Litera- zentren Deutschlands eröffnet, 1980 das Theater an tur bildet ab, dass die Industrie in Mülheim schon der Ruhr mit seinem spezifischen Gastspielmodell relativ früh ihre führende Rolle verlor – und Mül- und seiner interkulturellen Ausrichtung. Auch die heim in dieser Hinsicht eine Vorreiterrolle in der Selbstbeschreibung als ‚sympathische Stadt an der Entwicklung des Ruhrgebiets spielt. Während die Ruhr’ bzw. als ‚Stadt am Fluss’ verweist auf ein Selbst- Arbeiterliteratur des Ruhrgebiets noch lange ihre verständnis, das Mülheim – in Relation zu anderen Geschichten aus Duisburg, Gelsenkirchen oder Ruhrgebietsstädten – über seine besonderen Erho- Dortmund erzählt, wird am Beispiel von Mülheim lungsqualitäten und Naturlandschaften nobilitiert. schon 1964 die Übergangszeit in die postindustriel-

In seinen exemplarischen Analysen rückt dieser Von ‚Grau in Grau’ zu ‚gerne pervers’: Florian Neuners Beitrag vor allem Künstler, literarische Texte und Ruhrtext über Styrum und das Autonome Zentrum. Filme ins Zentrum, die eine überregionale Wir- kung entfaltet haben und beispielsweise auch von meinen Studierenden in Amsterdam zum Thema ihrer Forschungsarbeiten gemacht werden könnten und sich – zumindest in Werkteilen – explizit auf Mülheim beziehen. Eher regional wahrgenom- mene Künstler, die in Mülheim geboren wurden, aufgewachsen sind oder leben, wie der Krimiautor Jörg Juretzka oder die Kabarettisten Christian Hir- des, René Steinberg oder Stephanie Überall (Miss- fits), finden daher keine Berücksichtigung. Dass ein solcher Jahrbuch-Beitrag seine Gegenstände nicht umfassend aufarbeiten, sondern nur kursorische Beobachtungen zu möglichst scharfen Thesen ver- dichten kann, ist evident – eine umfassende Litera- tur- und Filmgeschichte Mülheims wäre erst noch zu schreiben (als Ergänzung der bereits bestehen- den regen Lokalgeschichtsschreibung, die sich u. a. intensiv mit der Rolle Mülheims im Nationalsozia- lismus beschäftigt hat). Schließlich soll der Beitrag erste Analysen zur Frage liefern, welche markanten Räume, Gebäude und Institutionen Mülheims in Literatur und Film eine besondere Rolle spielen: historische (wie Schloß Broich oder Kloster Saarn), infrastrukturelle (wie die Mintarder Ruhrtalbrücke), industrielle (wie die Friedrich Wilhelms-Hütte), le Epoche inszeniert: Ein auch international wahr- jedem 1. Freitag im Monat strömen queere Men- genommenes Dokument dieser Übergangszeit ist schen mit bunten Haaren aus allen Teilen des der 14-minütige Dokumentarfilm Mülheim/Ruhr Ruhrgebiets in die Mülheimer Auerstraße. Aber von Peter Nestler und Rainald Schnell.8 Zur Musik auch immer mehr Leute, die einfach nur billig von Dieter Süverkrüp werden die modernen Ge- saufen wollen. Gäste, die auf der falschen Party bäudefassaden des deutschen Wirtschaftswunders gelandet sind.“11 Während also einerseits Mül- kontrastiert mit Residuen der Nachkriegszeit: den heim einen alternativen soziokulturellen Freiraum Schichtarbeitern, Arbeitersiedlungen und -knei- einrichtet, steht dieser andererseits unter einem pen. Mülheim eignete sich für die filmische Dar- enormen politischen Anpassungsdruck, der die stellung dieses Wandels in eine postindustrielle ehrenamtlichen Organisator*innen vor große Her- Epoche hinein besonders gut, wobei der Film das ausforderungen stellt, denn sie werden zunehmend alte und das neue Mülheim, das hier die Verschie- beschimpft, und die queeren Besucher*innen er- bung der Arbeitssektoren in der Bundesrepublik fahren genau jene Diskriminierungen, zu deren exemplarisch vorwegnimmt, in besonders irritie- Abschaffung der Genderterror eigentlich beitragen render Weise miteinander verschränkt. Die Kom- soll. Daher wird entschieden, die Party abzusagen mentarlosigkeit des Films zwingt den Betrachter, und stattdessen die Probleme zu diskutieren. Neu- sich zu den Elementen dieses Wandels eigenständig ner kontrastiert hier das (positiv bewertete) bewusst zu positionieren. ‚perverse’ Mülheim mit der (negativ bewerteten) Partystadt : „Wer unreflektiert zu alterna- Auch in Texten der jüngeren Gegenwartslite- tiver Musik abgehen & sich besinnungslos saufen ratur erscheint Mülheim als eine postindustrielle will, der kann ja nach Bochum ins Matrix fahren. Stadt, wie in Florian Neuners Ruhrtext (2010), des- Der Genderterror will ein Freiraum sein für Frauen, sen Ich-Erzähler im Sinne von Guy Debords situa- Lesben, Schwule, Transgender & andere Queers. tionistischem Dériven-Konzept zufällige Streifzüge (...) Pervers sind wir gerne.“12 durch Städte des Ruhrgebiets unternimmt und sei- ne Notizen mit allgemeinen Gesellschaftsreflexio- In ganz anderer Weise pervers und geradezu nen verbindet. In Mülheim führt ihn dieser Streif- postproletarisch ist der Mülheimer Taxifahrer in zug durch Styrum (Dérive XX): Zwar wird in der Jochen Rauschs Prosareihe Im Taxi (2017): Rausch Friedrich Wilhelms-Hütte noch gearbeitet, ihr ge- portraitiert Taxifahrten aus zahlreichen deutschen genüber stehen aber Geschäfte der Informations- Städten, indem er die Monologe der Taxifahrer und Dienstleistungsgesellschaft, der Protagonist notiert. Sein Fahrer in „Mühlheim [sic!] an der verweist mit dem Aquarius Wasserturm auch auf Ruhr“ ist – dies ist zugleich der Titel des Monologs ein Industriedenkmal. Die Gaststätte Union, als – Adipös, geht mit seiner körperlichen Fülle jedoch Relikt des ‚alten Ruhrgebiets’, hat „bedauerlicher- selbstbewusst und ironisch um: Er gehe nicht für weise Ruhetag“. In einer anderen Kneipe hängen seine Kollegen einkaufen, weil er ihre Einkaufstü- der Wirt und ein Gast dem ‚alten Styrum’ nach: ten leeren würde; er habe das RTL-Angebot zur Der Wirt erinnert sich nostalgisch an die Zeit, als Teilnahme an einer Diät-Show abgelehnt, da er Styrum „bedeutend verrufener als heute“ gewesen lieber bei einer Show mitmachen werde, bei der sei, während der Gast verächtlich bemerkt: „Frü- man um die Wette zunimmt; und er entlässt den her war alles Grau in Grau.“9 Kunden schließlich mit seinem Lebensmotto: „Lie- ber satt sterben als mit schlechter Laune.“13 Lakonisch fragt sich der Ich-Erzähler, ob denn diese Erinnerungen an frühere Ausschweifungen Mit ähnlich guter Laune – trotz der problemati- ausreichten, um die heutige „Leere mit Inhalt zu schen Verhältnisse im postindustriellen Ruhrgebiet füllen.“10 Folglich wendet er sich den aktuellen – erzählt die Jazzsängerin Eva Kurowski von einer Ausschweifungen zu und beobachtet das queere Kindheit und Jugend im Ruhrgebiet, die die Ich- Partyformat Genderterror im Autonomen Zentrum, Erzählerin vor allem in und später das sich an „alle Genderverwirrten“ wendet: „An auch in Mülheim verbringt. Sie legt ein Städteran- allen. Hier war es so richtig scheiße und niemand bemühte sich, das Gegenteil zu behaupten. 14

Man fragt sich natürlich, an welchem dieser drei Orte man am liebsten leben würde, wenn zwi- schen Ehrlichkeit und Krupphusten eine solche Korrelation besteht. Mülheim hat sich, das weiß somit auch die Literatur, schon in den 1970er und 1980er Jahren intensiv mit seinem Umbau in eine nachindustrielle Stadt beschäftigt – und hat sich ein Selbstbild als Stadt der Kultur und insbeson- dere als innovative Theaterstadt gegeben. Ein Bei- trag im Ruhrgebietsbuch des Berliner Verbrecher Ver- lags lobpreist genau diese Entscheidung: Christine Klingbeil und Torsten Kohlbrei zeichnen darin das Wirken des Kulturdezernenten Helmut Meyer nach, der von 1971 bis 1986 das Mülheimer Kul- turleben u. a. durch die Gründung des Theater an der Ruhr (1980) und die Ansiedlung des Filmbüro NRW (1980-2008) nachhaltig und positiv beein- flusst habe. Ihre positive Darstellung dieser inno- vativen Phase der kulturpolitischen Entwicklung Mülheims endet allerdings in einem Lamento: „Meyers ‚Warum’, dieses Streben nach politikfä- higer Bildung mit dem Mittel der ambitionierten Kunst scheint dagegen aus der Mode gekommen zu sein.“15 Diese Klage trifft sich mit einem kriti- schen Forschungsdiskurs, der in der letzten Dekade im Ruhrgebiet eine die Kultur nur noch instrumen- talisierende Stadtpolitik am Werke sieht, eine Stra- tegie, für die u. a. das Europäische Kulturhaupt- Städtevergleich: Eva Kurowski über Dreckschleudern, stadtjahr Ruhr.2010 ein paradigmatisches Beispiel Krupphusten und Ehrlichkeit. gewesen sei. 16 king an, das sich auf die Werte ‚Ehrlichkeit’ und In den 1970er und 1980er Jahren etabliert Mül- ‚Industrialisierungs-/Erholungsgrad’ bezieht: heim allerdings eine ganze Reihe von Theate- rinnovationen, die seinen Ruf als ‚Theaterstadt’ Das kleine Mülheim hielt sich sogar für am Besten [sic!] nachhaltig begründen: Das Theater an der Ruhr und machte auch bei all dem Gestank auf heile Welt und Na- unter der Intendanz von Roberto Ciulli wird von turidylle. Da wohnten dann die Industriellen, die durch das der Zeitschrift Theater heute zum Theater des Jahres Dreckmachen Millionäre geworden waren, in den pompösen 1988 gewählt, die Mülheimer Theatertage NRW Villen am verträumten Ruhrufer. Als deren Kinder aber auch Stücke rücken Mülheim seit 1976 jährlich ins Zen- Krupphusten bekamen, hat Mülheim als erste Stadt aufge- trum der deutschen Theaterwelt. Ein international hört mit der Wühlerei nach Kohle und dem ganzen Dreck. bedeutender Autor wie Heiner Müller stellt bei der Preisverleihung 1976 in seiner Mülheimer Rede einen Ehrlicher waren da noch die Duisburger. Die hatten ihre Zusammenhang zwischen Bertolt Brechts Fatzer- Dreckschleudern mitten in der Stadt stehen, wie die Ober- Fragment (verfasst 1926-1930), dem vielleicht hausener auch. Oberhausen war mit die ehrlichste Stadt von wichtigsten Erscheinen Mülheims in der deutsch- Berliner Volksbühne an der Duisburger Straße in Broich: René Polleschs Ruhrtrilogie. sprachigen Literaturgeschichte, und der Situation Seit 2011 richtet der Ringlokschuppen jähr- in den späten 1970er Jahren her: lich die Mülheimer Fatzer-Tage aus, die sich mit Brechts Stück und aktuellen ästhetischen und po- Seit dem RUNDGANG DES FATZER DURCH DIE litischen Fragen befassen. Dass mit René Polleschs STADT MÜLHEIM, der in bösen Sätzen den Zusam- Ruhrtrilogie ein international anerkannter Thea- menhang von Krieg und Gesellschaft reflektiert, hat sich an termacher der Volksbühne Berlin im Vorfeld von den Eigentumsverhältnissen in Mülheim wohl nicht viel ge- Ruhr.2010 seine Stücke in Mülheim uraufführte, ändert. Der Dramatikerpreis ist insofern etwas wie ein Ab- untermauert dieses Selbstverständnis der Thea- laß. Meine Hoffnung ist eine Welt, in der Stücke wie GER- terstadt Mülheim – die zugleich mit der Titelzeile MANIA TOD IN BERLIN nicht mehr geschrieben werden Tal der fliegenden Messer ein geflügeltes lokales Wort können, weil die Wirklichkeit das Material dafür nicht mehr zur Ruhrtrilogie 1 beitrug. Das Programmheft zur bereithält. In diesem Sinne danke ich der Stadt Mülheim für Ruhrtrilogie kombiniert die (stadtplanungs)kritischen den Preis.17 Beiträge mit Fotos des urbanen Raums Mülheim: Berliner Volksbühne an der Duisburger Straße in Broich, auf dem Gelände der heutigen Hochschule Ruhr West.18 Die Auseinandersetzung mit Mülheim noch bei seiner Mutter (Andreas Kunze) wohnt, und als Theaterstadt hat – auch in den Mülheimer Jahr- schließlich unter dem Künstlernamen Johnny Flash büchern – bereits intensiv stattgefunden, es konnte seinen Durchbruch als Schlagersänger feiert. Der hier allerdings gezeigt werden, dass diese instituti- Film hatte nur ein geringes Budget und ist ästhetisch onelle Präferenz der Stadtentwicklung auch ihren widersprüchlich, weshalb er heute als herausragen- Niederschlag in künstlerischen Produktionen findet, des Beispiel des deutschen ‚Trashfilms’ gilt. die Mülheim als Veranstaltungsort oder als Gegen- stand in Reden oder Dramen thematisieren. Viele gestalterische Elemente und Motive dieses Nekes-Films wurden später auch für Helge Schnei- Die Avantgarde aus dem Eiscafé Agnoli ders Filmästhetik relevant: Schneider und Kunze spielen mehrere Rollen (wobei Kunze auch eine Neben offiziellen künstlerischen Institutionen führende Frauenrolle übernimmt); ein traditio- formieren sich oftmals informelle künstlerische neller Plot (Künstleraufstieg) wird mit grotesken Zusammenhänge, manchmal in Abgrenzung zur, Momenten und Klamauk verknüpft; der Film lässt manchmal als jüngere Fortentwicklung der offizi- sich zudem als Ruhrgebietsfilm betrachten, aller- ellen Kunstszene. Auch in Mülheim konstituierte dings in einer eigenwilligen Weise. Exemplarisch sich – neben den innovativen Theaterprojekten und sei hier ein Dialog zwischen Potzkothen und seiner teilweise in Nähe zum Filmbüro NRW – eine solche Mutter im Vorfeld seines Auftritts in der Diskothek Szene, deren Protagonisten sich zunächst vor allem Mirakel beschrieben. Beide sitzen noch in einem rund um das Medium Film sammelten, jedoch auch Café und essen Kuchen, Mutter Potzkothen fragt in den Bereichen Musik, Theater, Performance, die Kellnerin: „Sagen Sie mal, wo ist eigentlich hier Oper und Comedy aktiv wurden. Im Sinne des fran- diese Disko, ähm, Mirakel?“ Diese parliert: „Mi- zösischen Soziologen Pierre Bourdieu kann man die rakel? Mirakel haben wir hier nicht, sicher nicht.“ Aktivitäten dieser Künstler als eine avantgardistische Mutter Potzkothen besteht darauf: „Doch: Mira- Bewegung bezeichnen, die zu einer strukturellen kel in Mülheim.“ Und die Kellnerin klärt Mutter Erneuerung des künstlerischen Feldes beigetragen Potzkothen auf, dass die Stadt Mülheim binnen- hat, wenn auch ihre Ästhetiken nicht immer in einer zudifferenzieren sei: „Wir sind hier doch nicht in Traditionslinie mit der künstlerischen Avantgarde Mülheim. Wir sind in Styrum.“ Mutter Potzkothen stehen. Als Nestor fungierte der Experimentalfilme- fragt ungläubig: „Styrum?“ Doch ihr Sohn unter- macher , der sich mit Dore O. bereits streicht wissend, dass Mülheim und Styrum zwei einen überregionalen Namen erworben hatte; ab Paar Schuhe seien: „Siehse!“20 den 1980er Jahren traten auch Christoph Schlin- gensief und als jüngere Künstler auf den Plan; das Eduscho Stehcafé und das Eiscáfe Agnoli an der Schloßstraße spielten eine wichtige Rolle als Treffpunkte (da die Mülheimer Jugend in dieser Phase noch vergeblich um ein Kulturzentrum als Versammlungsort kämpfte).

Ein erstes Dokument dieses produktiven Zusam- menschlusses ist der in Mülheim spielende Film Johnny Flash des hier nur zurückhaltend experimen- tellen Regisseurs Nekes, der 1987 zwar nicht kom- merziell erfolgreich wurde, aber bis heute „als ein Unikum im Schaffen des Regisseurs wie auch in der deutschen Filmlandschaft“19 gilt. Der Film er- zählt den Aufstieg des arbeitslosen Mülheimers Jür- Jazz und Melancholie: Helge Schneiders Jazzclub erzählt gen Potzkothen (gespielt von Helge Schneider), der vom Künstlerleben in Mülheim. In den Folgejahren erreicht Helge Schneider als die in Oberhausen aufgewachsene Eva Kurowski Musiker und Bühnenkünstler einen deutschland- in ihren tendenziell autobiographisch angelegten weiten Bekanntheitsgrad, auch als Regisseur und Erinnerungen. Bei Kurowski wird diese Zeit aller- Schauspieler erzielt er mit Filmen wie Texas – Doc dings weniger melancholisch beschrieben als viel- Snyder hält die Welt in Atem (1993) oder 00 Schneider – mehr positiv verklärt, denn es sei eine künstlerisch Jagd auf Nihil Baxter (1994) Erfolge, wobei er ästhe- besonders inspirierende Zeit gewesen: Einerseits tisch auf Elemente aus Johnny Flash zurückgreift habe Mülheim zwar einen dörflichen Charakter und diese mit einer eigenen parodistisch-absurden gehabt, denn man sei „entweder um drei Ecken Form der Narration verbindet. 2004 dreht er dann miteinander verwandt oder wenigstens in dersel- mit Jazzclub – Der frühe Vogel fängt den Wurm (2004) ben Jahrgangsstufe gewesen“. Andererseits sei das eine eher ernsthafte Auseinandersetzung mit sei- „Eiscafé Agnoli“ ein wichtiger Treffpunkt junger nen Jahren als erfolgloser Jazzmusiker in Mülheim, Künstler gewesen, habe die Filmhandlung spielt zu großen Teilen in seiner ein „Privatkino in der angemieteten großen Gara- Heimatstadt, wodurch der Film einen Rahmen ge seiner Wohnung in Mülheim“ eingerichtet, das zu Johnny Flash bildet, der wiederum von einem auch Schauspieler wie Alfred Edel oder Udo Kier Mülheimer Musiker beim – und nicht vor dem – besucht hätten, kurzum: „Alle machten irgendwie Durchbruch erzählt.21 Kunst, waren Fotografen, Regisseure oder Musi- ker und fuhren Taxi, um zu malen oder Musik zu In Jazzclub bildet Protagonist Teddy Schu ge- machen oder sie wussten noch nicht so genau, was meinsam mit dem Schlagzeuger Howard und dem sie machen wollten, so wie ich.“22 Auch Christoph Bassisten Steinberg ein Jazztrio, das bei seinen Schlingensief und Helge Schneider selbst haben – abendlichen Auftritten jedoch kein Publikum fin- als überregional bedeutende Mülheimer Künstler det, weshalb sich Teddy als Gigolo, Zeitungsaus- – in autobiographischen Schriften thematisiert, wie träger und Fischverkäufer über Wasser halten und wichtig Mülheim als Ort für ihre künstlerische Ent- die Spannungen mit seiner Partnerin Jacqueline wicklung war. ertragen muss. Den Film kennzeichnet eine eher melancholische Spannung zwischen den frustrier- Schlingensief war in Oberhausen aufgewachsen ten und ausharrenden Künstlern einerseits sowie und zog Anfang der 1980er Jahre nach Mülheim, der kunstfernen Mülheimer Alltagswelt anderer- wo er als Assistent von Werner Nekes arbeitete. In seits, die jedoch nicht als feindselig, sondern als der Auseinandersetzung mit Nekes’ Filmen wie liebevoll-kauzig dargestellt wird: Tana Schanza- Uliisses (1980) und in der täglichen Arbeit habe ra spielt eine resolute Fischkäuferin, Schneiders Schlingensief „sehr, sehr viel bei ihm gelernt, denn Schlagzeuger Peter Thoms einen Pflasterverkäufer, er hat mich mit einem Virus gegen den Mainstream hinter dem unschwer das Mülheimer Original zu versorgt. (...) Nekes hat mir erklärt, dass man auch finden ist, das über lange Jahre vor dem Kaufhof anders Filme machen kann, von ihm habe ich zum mit dem im Film zitierten Spruch ‚Pflaster: Zwei ersten Mal das Godard-Credo gehört, dass Anfang- Meter zwei Mark!’ seine Ware anpries. Der Film Mitte-Schluss nicht unbedingt in dieser Reihenfol- selbst nutzt zentrale Topografien Mülheims, wie ge stattfinden müssen.“23 Außerdem habe er bei den Innenstadtkern, vor allem die Schloßstraße Nekes Helge Schneider kennengelernt und dessen und die Kreuzung am Berliner Platz, das Ruhrufer ersten Auftritt miterlebt, bei dem nach und nach und als wiederkehrendes Motiv die Bögen an der das ganze Publikum verschwand, und über das Bahnstraße, an denen auch eine der komischsten Filmbüro NRW und Hans W. Geißendörfer eine Szenen des Films ihren Ausgang nimmt, als Teddy Stelle bei der Lindenstraßen-Produktion ergattert, die in einem nächtlichen Gewittersturm seine Zeitun- ihm wiederum half, seine eigenen Filmexperimen- gen austragen muss. te zu finanzieren.24

Die besonderen 1980er Jahre in Mülheim, auf Helge Schneider beschreibt 1996 in Guten Tach. die sich Jazzclub indirekt bezieht, thematisiert auch Auf Wiedersehn. Autobiographie, Teil 1 selbstironisch und in teilweise absurdem Stil („Dieses Buch ist „Wo soll man auch hingehen? Vielleicht zu mei- ein gutes Buch. Der Verfasser hat es selbst ge- nen Konzerten.“28 Dies ist eine Anspielung auf schrieben.“)25 seine Kindheit, Jugendzeit und sei- seine jährlichen Weihnachtskonzerte in der Mül- ne ersten Aktivitäten als Künstler in Mülheim und heimer Stadthalle, die wiederum seinen gestiege- Umgebung. Vor allem zeichnet er dabei nach, wie nen künstlerischen Status widerspiegeln: Aus dem er durch seine keinen Regeln entsprechende ‚Aus- unbekannten Künstler aus dem Eiscafé Agnoli ist bildung’ ein einzigartiger Künstler werden konnte, einer geworden, der auf der anderen Ruhrseite die der sich zwischen ernstem Jazz, leichter Unter- Stadthalle füllt. haltung und Absurditäten im Stile Heino Jaegers bewegt. In seiner ersten ‚Autobiographie’ verweist Zwischen Ruhrwiesenromantik und Schneider auf sein ambivalentes Verhältnis zu sei- Schmähgedichten ner Heimatstadt: „Es ist ungeheuer langweilig hier. Ich will immer abhauen. Wegen der Kinder bleib Neben die bislang aufgerufenen Filme und ich dann doch hier. Und woanders ist auch nicht Literaturen, die entweder das nachindustrielle mehr los im Grunde.“26 Zugleich sei es jedoch Mülheim oder Mülheim als eine im Übergang gut gewesen, in einer solchen Stadt aufzuwachsen, zur postindustriellen Zeit neu konstituierte Kul- denn er habe immer viel Zeit zum Üben an seinen turstadt beschreiben, finden sich auch zahlreiche zahlreichen Musikinstrumenten gehabt. Daneben Beispiele aus Film und Literatur, in denen Mül- seien die Mülheimer, insbesondere die älteren, eine heim weder als Industrie- noch als Kulturstadt besondere Inspiration für ihn gewesen. Er habe thematisiert wird. Darunter sind auf der einen sich schon immer sehr gerne in den Stehcafés von Seite Werke, in denen Mülheim wenig spezifisch Eduscho oder Tchibo aufgehalten und dort ent- als eine beliebige deutsche Großstadt ohne wirkli- scheidende Erfahrungen gemacht: che Eigenheiten adressiert wird, während auf der anderen Seite in Filmen und Literatur sehr wohl Außer uns Intellektuellen, Schwachen (sozial), Hippies, Ara- spezifische Merkmale und Stätten Mülheims ins bern und Schülern waren zu einer bestimmten Uhrzeit immer Zentrum rücken. eine ganze Horde Rentner da, über die konnte man sich stun- denlang kaputtlachen. Die Bewegungen und Stimmen, vor al- Eine austauschbare Rolle spielt Mülheim bei- len Dingen die unglaublichen Gesprächsthemen, einfach klasse. spielsweise im 1993 veröffentlichten Song Friedhof Wenn ich mir so überlege, wie ich auf die Bühne gehe, ich glaub, Mühlheim-Speldorf [sic!] der Schweizer Band Die ich bin einer von diesen Opas. Sie hatten den größten Einfluß Aeronauten.29 Der Sänger setzt sich in diesem Lied auf meine Arbeit.27 mit der Sterblichkeit in seiner Familie auseinander: „Mit meiner Verwandschaft geht’s bergab. | Einer Wenn man diese Selbstbeschreibung ernst nach dem Anderen sinkt in’s Grab. | Einer nach nimmt (was bei den spielerischen Texten Schnei- dem Anderen geht zur Ruh’ | und ich schauf ’le ihre ders immer problematisch ist), wäre Schneiders Gräber zu.“ Es werde nicht mehr lange dauern, so Bühneninszenierung nur eine, die die Alltagsinsze- heißt es im Refrain, dann lägen sie alle „im Grab | nierung der Mülheimer abbildet. Dreizehn Jahre auf dem Friedhof Mühlheim-Speldorf.“ Während später schließt Schneider an diese frühe Autobio- der Großvater als Nazi dargestellt wird (der im U- graphie an und veröffentlicht mit Bonbon aus Wurst Boot in der Nordsee starb), sieht sich der Sänger einen zweiten Teil, in dem Mülheim allerdings eine zugleich mit den Erwartungen seiner Großmutter deutlich kleinere Rolle spielt und wesentlich kriti- konfrontiert, denn „mit mir stirbt uns’re Familie scher gesehen wird: „In der Stadt, in der ich seit aus.“ Das Lied löst diese Spannung auf, indem der über fünfzig Jahren zu Hause bin, leert sich nun Sterblichkeit in einer wiederholten Bridge frivol die die Innenstadt völlig, die Immobilienspekulanten Reproduktion entgegengestellt wird: „Drum sag ich haben alles fest im Griff.“ Von Seiten der Bürger Dir: ‚Mach halblang, Mausi, | und komm’ heut’ rege sich allerdings kein Protest, diese versteckten Nacht mit zu mir nach Hausi!“ Diese lustvolle Auf- sich zu Hause und isolierten sich voneinander: forderung hätte allerdings keine andere Bedeutung, thematisiert sein Mülheim-Gedicht nur zwei we- nig aufregende „Skandal[e]“: Erstens werden „die Aldi-Gebrüder“ mit Mülheim verknüpft, zweitens die Lage Mülheims „genau zwischen Essen | Und Duisburg und, öch!, Oberhausen“31 problemati- siert. Wenn man die Bösartigkeitspotenziale der Lyrik Gsellas kennt, wundert man sich allerdings ob dieser harmlosen Volte.

Romantisierend und lokalpatriotisch ist hin- gegen der Song Mülheim Ruhr der Mülheim- Oberhausener Ska-Punk-Band Sondaschule von 2015:32 In Mülheim/Ruhr, so der wenig einfallsrei- Die Styrumer Ruhrwiesen als locus amoenus: Sondaschule che Refrain, gebe es „nur Dur“, und „Von Duis- reimt Mülheim-Ruhr auf Dur. burg bis vor Dortmund | ist die Welt halt noch in Ordnung.“ Dieser Refrain spiegelt sich in der Kurznarration: Der Song berichtet von einem ro- mantischen Tag zu zweit, an dem sich „Tom und Marion“ treiben lassen: Essen gehen, „die Sorgen vergessen“, „Liebe machen“ und mit Freunden beim Bier die Zeit verbringen. Die sehr vorsichtig formulierte Kritik, dass „die Innenstadt bald plei- te geht“, wird schnell überspielt, denn „die Men- schen hier lachen | und Helge Schneider sitzt im Eis-Café!“ Der zugehörige Videoclip bildet in der Stadttopographie Mülheims dieses Sich-Gehen- lassen ab: Die Bandmitglieder fahren durch die Stadt und bereiten ein abendliches Trinkgelage auf den Styrumer Ruhrwiesen vor, dabei kreuzen sie Industriegelände im Norden der Stadt, das Der Wille ist nicht frei: Jürgen Vogel streift durch Mülheims Hafengebiet, spielen Fußball auf einem Hinter- U-Bahnhöfe. hof und fokussieren gleich mehrfach die Hoch- häuser am Hans-Böckler-Platz als zentrale Sky- wenn die Verwandten auf einem Friedhof jenseits line der Stadt.33 Im letzten Drittel inszeniert der von Mülheim-Speldorf beerdigt würden. Clip eine ungebrochene Ruhrpottromantik auf den Styrumer Ruhrwiesen, der zum locus amoe- Etwas konkreter wird wiederum das Gedicht nus, dem natürlichen Liebesort wird, an dem der Mülheim a. d. Ruhr aus dem Gedichtband Reiner Sänger seine Geliebte trifft, gleichzeitig reimen Schönheit Glanz und Licht – Ihre Stadt im Schmähgedicht die Freunde Mülheim-Ruhr auf Dur – bei Bier, von Thomas Gsella, des in Essen aufgewachsenen Lagerfeuer und einer im Hintergrund vorbeirau- ehemaligen Chefredakteurs der Frankfurter Satire- schenden S-Bahn. zeitschrift Titanic. Während die Ruhrgebietsstädte literaturhistorisch ein beliebter Gegenstand von Während die markanten Hochhäuser am Hans- Schmähgesängen und -Texten geworden sind – Böckler-Platz im Sondaschule-Video zum urbanen man denke nur an das Gelsenkirchen-Lied von Georg Dreh- und Angelpunkt stilisiert werden, spielen sie Kreisler – und Gsellas Gedicht über das Revier auf- in Matthias Glasners Spielfilm Der freie Wille (2006) fällig scharf formuliert ist („Hier sieht man jedem eine ganz andere Rolle.34 Glasner erzählt die schei- Straßenzuge an, | Dass Hitler nicht gewann.“),30 ternde Beziehung von Theo Stoer (preisgekrönt gespielt von Jürgen Vogel) und Nettie Engelbrecht Neben den markanten Hochhäusern im Zentrum (Sabine Timoteo): Theo ist ein verurteilter Vergewal- Mülheims werden noch weitere Mülheimer Bau- tiger, der nach neun Jahren Gefängnis zur Resozia- werke, wie die Mintarder Ruhrtalbrücke, und Insti- lisation in eine betreute Wohngemeinschaft in Mül- tutionen, wie das Max-Planck-Institut, in Film und heim geschickt wird. Nach einiger Zeit entwickelt Literatur thematisiert. Im sog. ‚Ruhr.2010-Tatort’ sich zwischen ihm und Nettie, die ebenfalls ein psy- Klassentreffen, in dem der Kölner Kriminalhaupt- chisch gebrochener Charakter ist, eine Beziehung, kommissar Max Ballauf zu einem Klassentreffen beide ziehen schließlich in eine Wohnung in einem nach Essen fährt und dort zum Mordverdäch- der Hochhäuser am Hans-Böckler-Platz. Theo wird tigen wird, wird sein Weg in den Abgrund auf jedoch in Netties Abwesenheit rückfällig und gesteht seiner Autofahrt von Köln nach Essen über die ihr schließlich seine unbewältigte kriminelle Seite. In A52 angedeutet, indem ihn ein Schwenk auf der der Schlussszene verblutet er bei einem Suizidver- Mintarder Ruhrtalbrücke zeigt.38 Naomi Schenck such in ihren Armen am Meer: Kein Trost und kei- wiederum konfrontiert in ihrem autobiografischen ne Rettung. Mülheim wird hier zur düsteren Kulisse Bericht Mein Großvater stand vorm Fenster und trank Tee eines Films, „der sich in seiner Drastik mitunter hart Nr. 12 (2016) ihre Ich-Erzählerin Naomi mit der an der Grenze des Erträglichen bewegt“ und dabei Lebensgeschichte ihres Großvaters Günther Otto ein „zutiefst pessimistische[s] Menschenbild [trans- Schenck, der als Gründungsdirektor des späteren portiert], nach dem die Figuren nur die Sklaven ih- Max-Planck-Instituts für Strahlenchemie in Mül- rer unkontrollierbaren inneren ‚Dämonen’ sind“,35 heim bekannt wurde. In Materialien, die ihr Groß- wie die Kritik festhält. vater ihr zum Verfassen seiner Biografie überlässt, stellt sie fest, dass dieser Mitglied der SA war – wo- Ganz im Gegensatz zu diesem düsteren Bild wer- durch sie gezwungen wird, ihr Wissen über die Fa- den die Hochhäuser vom Hans-Böckler-Platz zu miliengeschichte und ihre politische Haltung zum einem Zentrum interkultureller und kreativer Erfah- Großvater zu überprüfen. rungen im Projekt 2-3 Straßen. Eine Ausstellung in Städ- ten des Ruhrgebiets, das Jochen Gerz im Kontext des Umgekehrt agierende Trümmerfrauen: Europäischen Kulturhauptjahres Ruhr.2010 durch- Ein Ausblick führte. In Duisburg, Dortmund und Mülheim durf- ten insgesamt 78 Kreative als Teil der Ausstellung Mülheim an der Ruhr ist zwar keine internatio- ein Jahr lang mietfrei wohnen, in Mülheim wohnten nal ausstrahlende Stadt mit überregional etablierten 21 Teilnehmer in 13 Wohnungen am Hans-Böckler- Bildzuschreibungen wie Berlin mit dem Branden- Platz 7-9. Ein zentrales Ergebnis des Projekts ist der burger Tor. Allerdings reflektieren national relevante 2991seitige (!) 2-3 Straßen TEXT, an dem insgesamt Filme und literarische Texte Mülheim als eine Ruhr- 887 Autoren (die Bewohner und ihre Besucher) gebietsstadt des frühen Strukturwandels, als eine kollaborativ mitgeschrieben haben. Natürlich lässt Theaterstadt, als eine Stadt eigenwilliger Künstler sich das gewaltige Projekt hier nur sehr kursorisch und besonderer Bauwerke. Die Analysen haben ge- darstellen, einzelne Stimmen bewerten die interna- zeigt, dass eine breite Vielfalt von Mülheimer Räu- tionale Gemeinschaft im Mülheimer Hochhaus als men, Gebäuden und Institutionen in teilweise wi- positiv: „Ich habe im Hochhaus, als Teilnehmer im dersprüchlicher Weise thematisiert wird. Dabei steht Projekt und in Mülheim und Umgebung viel Hilfsbe- einerseits die Inszenierung des postindustriellen Wan- reitschaft, Kollegialität und waches Interesse erlebt dels der Stadt im Zentrum, der beispielsweise durch und mich hier rasch heimisch gefühlt.“36 An anderer die Konfrontation der Friedrich Wilhelms-Hütte mit Stelle findet sich der Vorschlag, den Hans-Böckler- Geschäften der Informations- und Dienstleistungs- Platz, der einst „für städtebauliche Moderne“ stand, gesellschaft oder am Beispiel eines musealisierten In- inzwischen aber für „Kriminalität und Ghetoo“ ste- dustriedenkmals wie dem Aquarius Wasserturm ge- he, umzubenennen in „‚Jochen-Gerz-Platz/JGP’“:37 zeigt wird (Neuner). Daneben spielen die Stätten des ein erneuter Versuch, sozialen Problemen mit der kulturellen Wandels wie das Theater an der Ruhr, Kraft der Kunst zu begegnen. das Filmbüro NRW oder die Stücke-Theatertage eine große Rolle, aber auch die inoffiziellen oder der Stadt, seiner kulturellen Institutionen und vor später subkulturellen Orte der Kultur, wie zunächst allem seiner geographischen Mitte. das Eduscho Stehcafé oder das Eiscafé Agnoli an der Schlossstraße (Kurowski, Schneider-Buch) so- Doch auch solche Herausforderungen können wie schließlich das Autonome Zentrum (Neuner). perspektivisch überwunden werden: In Jörg Al- Als Zentrum der Stadt werden die Fußgängerzone brechts Science Fiction-Roman Anarchie in Ruhr- an der Schlossstraße sowie der Berliner Platz dar- stadt (2014) wird das Ruhrgebiet in eine kreative gestellt (Schneider-Film), aber auch das Ruhrufer Ruhrstadt umgewandelt, darin wird das zukünf- an der Schlossbrücke (Schneider-Film) sowie die tige Mülheim – dessen Einwohnerzahl bis auf Styrumer Ruhrwiesen (Sondaschule-Video) als ty- 130.000 abgenommen haben werde – schließlich pische Orte adressiert. Besonders markante Bauten „zum Standort für die Video-Game-Designer“.39 In wie die Mintarder Ruhrtalbrücke (Heidelbach) und einer Übergangsphase vollzieht sich jene Solidarität das Mülheimer U-Bahn-Netz (Glasner) werden in zwischen den Stadtbewohnern, die Helge Schneider Filmen genutzt, um die Psyche der Protagonisten noch für abwegig hielt und zum Abschluss dieses zu spiegeln; das eigentlich wissenschaftlich-objektive Textes hervorgehoben werden soll: Max-Planck-Institut für Strahlenchemie wird lite- rarisch zu einem Bezugspunkt für grundsätzliche Mit Äxten, Hämmern und bloßer Handarbeit hatten die politisch-moralische Reflexionen (Schenck). Kultur- Mülheimer den Weißen Riesen komplett abgerissen, quasi theoretisch besonders beeindruckend sind die sehr als umgekehrt agierende Trümmerfrauen. (...) Denkt also an unterschiedlichen Zuschreibungen an die Hochhäu- den Weißen Riesen, meine Söhne und Töchter, denkt daran, ser am Hans-Böckler-Platz, die als positiv besetzte dass kein Hindernis zu groß ist, dass wir alles zum Spielen Skyline (Sondaschule-Video), als Beziehungsort psy- bringen können (...). 40 chischer Abgründe (Glasner), aber auch als kreativer und interkultureller Ort (Gerz) dargestellt werden. Dr. Thomas Ernst ist in Mülheim aufgewachsen und lehrt heu- te Deutschlandstudien, Medientheorie und Digitale Kulturwis- Unter den besprochenen Filmen und Literaturen senschaft an der Universiteit van Amsterdam. Mehr Informati- finden sich vor allem dokumentarische und- (ten onen: www.thomasernst.net. denziell) autobiographische Werke, allerdings auch solche, die aus einer großen Distanz auf den Stadt- Filme raum Mülheim blicken. Es konnte zudem gezeigt Matthias Glasner (2006): werden, dass Mülheim von anderen Ruhrgebiets- Der freie Wille. P: D, L: 163 Min., EA: 2006. städten wie Duisburg, Oberhausen, Essen oder Bochum auf der Basis wechselnder Kategorien Kaspar Heidelbach (2010): abgegrenzt wird: Zwar liege es versteckt zwischen Tatort 752: Klassentreffen. P: D (WDR), L: 88 Min., EA: 10.1.2010. Duisburg, Oberhausen und Essen (Gsella), im Ge- gensatz zu den proletarischen und dreckigen Nach- Werner Nekes (1987): barstädten Duisburg und Oberhausen sei es jedoch Johnny Flash. P: D, L: 80 Min., EA: 1987. grüner und bürgerlicher (Noever) bzw. reicher und unehrlicher (Kurowski) oder auch subkulturell in- Peter Nestler/Rainald Schnell (1964): novativer als Bochum (Neuner). Daneben wird Mülheim/Ruhr. P: D, L: 14 Min, SW, EA: 1964. die Stadt aber auch binnendifferenziert: Styrum sei nicht Mülheim, sondern ‚echtes Ruhrgebiet’. Hans Noever (1989): Schließlich wurde deutlich, dass der Umgang Mül- Tatort 225: Schimanski: Katjas Schweigen. P: D (WDR), L: 88 heims mit den nachindustriellen Herausforderun- Min., EA: 03.12.1989. gen als besonders produktiv und erfolgreich dar- gestellt wird und die 1970er und 1980er Jahre als Helge Schneider (2004): positive Bezugspunkte dienen. Für die Gegenwart Jazzclub – Der frühe Vogel fängt den Wurm. P: D, L: 80 Min., diagnostizieren verschiedene Texte einen Verfall EA: 2004. Sondaschule (2015a): Jochen Rausch (2017): Im Taxi. Eine Deutschlandreise. Mün- Sondaschule – Mülheim offizielles Video. P: D; L: 3:47 Min.; EA: chen; Berlin: Berlin (2. Aufl.). 2015. URL: https://www.youtube.com/watch?v=FKeDDUXRJJE. Naomi Schenck (2016): Literatur Mein Großvater stand vorm Fenster und trank Tee Nr. 12. Ber- Die Aeronauten (1993): lin: Hanser. „Friedhof Mühlheim-Speldorf [sic!].“ Song vom Album: 1:72, Label: L’Age d’Or. Christoph Schlingensief (2012): Ich weiß, ich war’s. Herausgegeben von Aino Laberenz. Köln: Jörg Albrecht (2014): Kiepenheuer & Witsch. Anarchie in Ruhrstadt. Roman. Göttingen: Wallstein. Helge Schneider (1996): Jochen Gerz (2011): Guten Tach. Auf Wiedersehn. Autobiographie, Teil 1. Köln: 2-3 Straßen. TEXT. Eine Ausstellung in Städten des Ruhrge- Kiepenheuer & Witsch (18. Aufl., OA: 1992). biets. Köln: DuMont. Helge Schneider (2009): Thomas Gsella (2011a): Bonbon aus Wurst. Mein Leben. Köln: Kiepenheuer & Witsch. „Im Revier.“ In: Ders.: Reiner Schönheit Glanz und Licht – Ihre Stadt im Schmähgedicht. Frankfurt am Main: Eichborn, S. 30. Sondaschule (2015b): „Mülheim Ruhr.“ Song vom Album: Schön kaputt, Label: Thomas Gsella (2011b): Click Music. „Mülheim a. d. Ruhr.“ In: Ders.: Reiner Schönheit Glanz und Licht – Ihre Stadt im Schmähgedicht. Frankfurt am Main: Eich- Wissenschaft born, S. 33. Thomas Ernst (2009): „Von der ‚Heimat’ zur Hybridität. Die Entdeckung des Ruhr- Christine Klingbeil & Torsten Kohlbrei (2011): gebiets in der Literaturwissenschaft.“ In: Jan-Pieter Barbian/ „Oberrealist, kackfrech.“ In: Markus Weckesser & Jörg Sun- Hanneliese Palm (Hg.): Die Entdeckung des Ruhrgebiets in der dermeier (Hg.): Ruhrgebietsbuch. Berlin: Verbrecher, S. 175- Literatur. Essen: Klartext, S. 17-36. 182. Thomas Ernst/Dieter Heimböckel (Hg., 2012): Eva Kurowski (2008): Verortungen der Interkulturalität. Die ‚Europäischen Kultur- Avanti Popoloch. Eine sozialistische Kindheit im Ruhrgebiet. hauptstädte’ Luxemburg und die Großregion (2007), das Oberhausen: asso. [Später auch als: Gott schmiert keine Stul- Ruhrgebiet (2010) und Istanbul (2010). Bielefeld: transcript. len. Eine Kindheit zwischen Lenin, Jazz und Leberwurst. Rein- bek bei Hamburg: Rowohlt, 2012.] Dirk Hallenberger (2000): Heimat und Industrie. Zur Literaturgeschichte des Ruhrge- Heiner Müller (1990): biets. Essen: Klartext. „Mülheimer Rede.“ In: Ders.: Material. Texte und Kommenta- re. Leipzig: Reclam (2. Aufl.), S. 100-101. Rolf Parr (2011): „Ab in die ‚Mitten’. Von alten und neuen ‚mental maps’ des René Pollesch (2010): Ruhrgebiets.“ In: Gerhard Rupp/Hanneliese Palm/Julika Vor- Programmbuch Ruhrtrilogie: Tal der fliegenden Messer. Ruhrt- berg (Hg.): Literaturwunder Ruhr. Essen: Klartext, S. 21-42. rilogie Teil 1; Cinecittà Aperta. Ruhrtrilogie Teil 2; Der perfekte Tag. Ruhrtrilogie Teil 3. Text-, Bildauswahl und Redaktion: Ae- Fußnoten nne Quiñones und Bianca Janssen. Berlin; Mülheim: Volksbüh- 1 Noever 1989, 4:50. ne am Rosa-Luxemburg-Platz; Kultur im Ringlokschuppen e.V. 2 Ebd., 6:25. 3 Ebd., 5:30. 4 Parr 2011, S. 40. 5 Vgl. ebd., S. 41. 22 Kurowski 2008, S. 188f. 6 Vgl. Hallenberger 2000. 23 Schlingensief 2012, S. 215f. 7 Vgl. Ernst 2009. 24 Vgl. Schlingensief 2012, S. 219, 225f. 8 Vgl. Nestler/Schnell 1964. 25 Schneider 1996, S. 7. 9 Neuner 2010, S. 318f. 26 Ebd., S. 91. 10 Ebd., S. 325. 27 Ebd., S. 91f. 11 Ebd., S. 326f. 28 Schneider 2009, S. 119. 12 Ebd., S. 328. 29 Vgl. Die Aeronauten 1993. 13 Rausch 2017, S. 97. 30 Gsella 2011a, S. 30. 14 Kurowski 2008, S. 12. 31 Gsella 2011b, S. 33. 15 Klingbeil & Kohlbrei 2011, S. 182. 32 Sondaschule 2015b. 16 Vgl. die Beiträge von Thomas Ernst, Simon Güntner, Rolf 33 Vgl. Sondaschule 2015a, 1:04, 1:08, 1:47. Parr und Achim Prossek in Ernst/Heimböckel 2012. 34 Vgl. Glasner 2006. 17 Müller 1990, S. 101. 35 Vgl. Filmlexikon (2017): „Der freie Wille“. URL: https://www. 18 Vgl. Pollesch 2010. zweitausendeins.de/filmlexikon/?sucheNach=titel&wert=526874. 19 Vgl. u.a. die Online-Quelle https://de.wikipedia.org/wiki/ 36 Gerz 2011, S. 2865. Johnny_Flash. 37 Ebd., S. 2863. 20 Nekes 1987, 1:00:05-1:00:24. 38 Heidelbach 2010, 8:16. 21 Vgl. Schneider 2004. 39 Albrecht 2014, S. 76. 40 Ebd., S. 134.