Studentische Zeitung Nummer 36 für , Essen 16. Oktober und das Ruhrgebiet 2013

Pressekodex neues von helge akduell im netz Willkürliche Nennung der Nationa- 00 Schneider ermittelt wieder! Alle Artikel, die Möglichkeit lität gilt als schlechter Journalismus. Was ihr von der Krimiparodie zu Kommentieren und Ein Dortmunder Professor will, zu erwarten habt und wie die noch viel mehr gibt es im dass sich das ändert. Premiere ablief erfahrt ihr auf: Internet unter der Adresse: Ω Seite 3 Ω Seite 4/5 Ω www.akduell.de

Problemkind Doppeljahrgang? Rund 2.500 Erstsemester wurden Studierenden unbeliebte Anwesen- in diesem Jahr im RWE-Stadion heitspflicht eher stärken: „Wir wollen begrüßt. Dimensionen, die zeigen, die Studierenden natürlich an der dass kein normaler Jahrgang Uni haben. Eine Präsenzuniversität ins Semester startet. Der Dop- lebt von der Präsenz. Sonst wären peljahrgang rollt an. Mit rund wir eine Fernuniversität“, so Radtke. 6.000 Einschreibungen haben Lütke wehrt sich dagegen findet sich bislang allerdings weniger sie an vielen stellen schlicht nicht Studierende eingeschrieben, als sinnvoll: „Eine Vorlesung, bei der vermutet. Doch dadurch verbes- sich die Professoren vorne hin- sern sich nicht automatisch die stellen und zwei Stunden die Folie Studienbedingungen. Wir haben ablesen, die kann man auch im In- für euch mit Rektor Ulrich Radtke ternet nachlesen.“ und dem AStA-Vorsitzenden Felix Bei einem sind sich Studieren- Lütke über die Probleme an der denvertreter und Rektor einig: es UDE gesprochen. muss mehr Mittel für die Univer- sitäten geben. Für das Haushalts- Denn schon im letzten Semester Cheerleader*innen auf der Ersti-Begrüßung. (Foto: mac) jahr 2014 erhält die Universität kämpften Studis mit unzureichen- Duisburg-Essen 232 Millionen, den Studienbedingungen: „Die rungen und befristete Lehrbeauftrag- den Termin nicht auf Kante nähen der Fachbereich Medizin 94 Milli- Uni hat auf den Doppeljahrgang te. Nur so könnten sich Studierende kann und jetzt ist das Kind in den onen und die Folkwang Hochschu- reagiert, indem sie schon früher die an Dozierende gewöhnen und lang- Brunnen gefallen“, sagt Lütke. le 26 Millionen Euro. Von diesen Zulassungszahlen erhöht hat. Dieses fristig von Forschung profitieren. müssen alle Kosten wie Personal, Mit Security gegen Studis Wintersemester ist demnach genau- Ein weiterer Knackpunkt: die Strom und die zahlreichen Gebäu- so schlimm wie letztes Semester“, Räumlichkeiten. Darf es ein Kino Für zu volle Hörsäle will die Techni- desanierungen finanziert werden. so AStA-Vorstizender Lütke. Ein für die Vorlesung, oder doch lieber sche Uni Dortmund jetzt sogar mit „Es gab viele zusätzliche Mittel um Hauptproblem: In vielen Fächern eine Trabrennbahn für die Klau- Sicherheitskräften Studis rausschmei- den Studierendenaufwuchs zu be- gibt es schlicht zu wenig Plätze, sur sein? Der UDE mangelt es an ßen. Von Lütke hagelt es Kritik für die gegnen, aber die reichen nicht aus. weil es zu wenig Lehrkräfte gibt. großen Vorlesungssälen. Das sollte Dortmunder Vorgehensweise: „Das Es ist letztendlich weiterhin eine Laut Rektor Radtke wurden mehr sich mit zwei neuen Hörsaalzen- finde ich sehr bedenklich. Eine Uni Finanzierung, die auf Schmalspur Professor*innen eingestellt, doch tren zu diesem Semester ändern. sollte andere Alternativen anbieten, läuft“, so Radtke. die Betreeungsverhältnisse hätten Doch diese wurden nicht fertig. statt Studis mit Gewalt vom Studium Deshalb will die Universität die sich im Lauf der Jahrzehnte schlicht „Wir hätten sie gerne natürlich abzuhalten. Zum Beispiel mehrere Zahl der Erstsemester*innen von verschlechtert. „Vor 30 Jahren kamen schon zu diesem Wintersemester Veranstaltungen bieten und größere 6.000 auf 7.500 erhöhen. Denn auf einen Professor 37 Studierende, eröffnet, aber das war leider auf- Räume anmieten.“ Rektor Radtke will nur wenn sie mehr Studierende mittlerweile sind es bundesweit 64 grund unterschiedlicher Gründe ebenfalls nicht zu solch harten Mit- aufnimmt, bekommt sie Sonder- Studierende“, so Radtke. Und: „Die nicht möglich, die ich nicht bewer- teln greifen: „Wenn sich ein Student zuwendung aus dem Hochschul- Lehrqualität ist arg strapaziert. Des- ten kann oder mag“, so Radtke. Die beschweren würde, wären wir in der pakt 2020, der mehr Mittel für zu- wegen ist ein hohes Eigenengage- Hörsaalzentren werden jetzt frü- Verantwortung. Man muss dann eine sätzliche Studierende ausgibt und ment der Studierenden notwendig.“ hestens zum Sommersemester fer- Entscheidung treffen und die muss bis zum Jahr 2015 bundesweit ein tig. Studierendenvertreter*innen Richtung Sicherheit gehen. Das muss Gesamtvolumen von 7 Milliarden Es muss endlich was passieren hatten das Schiff sinken sehen: „Ich man aber mit Augenmaß machen. Euro an alle Universitäten verge- Für den Studi-Vertreter Felix Lütke ist glaube, dass beim Land verpennt Da ist erst einmal der Dozent gefor- ben kann. Noch haben sich nicht das allerdings nicht die Lösung: “Es wurde die Prioritäten anzupassen. dert zu sagen ,das geht jetzt nicht genug Erstis für die Uni Duis- sollten genügend Räume angemietet Man hat andere Bauprojekte vor- mehr, ich muss splitten, gehen sie burg-Essen entschieden. Doch das und Personal eingestellt werden. Es gezogen hat, obwohl die Hörsäle bitte wieder nach Hause‘ “, so Radtke. Nachrückverfahren steht noch aus. muss jetzt endlich was passieren“, so für den doppelten Abiturjahrgangs Das Abschaffen der Präzenspflicht Es könnte also noch kuscheliger Lütke. Er fordert Zukunftsinvestitio- wichtiger gewesen wären“, so Lüt- würde die Hörsäle sicherlich leerer werden an der UDE, dann aber mit nen statt kurzfristige Projektfinanzie- ke. „Wir haben gesagt, dass man machen. Doch Radtke will die bei mehr Mitteln. [mac] Seite 2 | | Nummer 36 | 16. Oktober 2013

Der Ekelbaron meldet sich zu Wort Brandstiftung in Duisburg In Duisburg-Hochheide hat in der vergangenen Woche ein Mehr- familienhaus gebrannt. Dabei mussten 42 Menschen aus dem Haus flüchten, davon 28 Kinder. 17 Personen erlitten eine Rauch- vergiftung. Die Bewohner,*innen die vorwiegend Roma sind,

wurden unterdessen in Kirchen Foto: m@Ki;)/ flickr.com/CC BY-ND 2.0 (Symbolfoto) Wir stehen bei und Schulen untergebracht. Inzwischen geht die Polizei von Franz-Peter Tebartz-van Elst hat einer vorsätzlichen oder fahr- in den vergangenen Wochen oft lässigen Brandstiftung aus, ein am Pranger der Medien gestan- rassistischer Hintergrund ist nicht den, ohne dass ihm nennens- auszuschließen. wert Beistand zugekommen wäre. Stattdessen machte man Nachdem in den letzten Wochen den Limburger Bischof zur Ziel- mehrfach rassistische Organisatio- scheibe von Hohn und Spott. nen wie die NPD und pro NRW in Wir wollen ihm hiermit unsere Duisburg auf die Straße gegangen Loyalität versichern, denn es sind, um gegen die Einwohner der sind Menschen wie er, die die Häuser „In den Peschen“ zu de- Kirche vor den finsteren Plänen monstrieren, sorgt die Brandstiftung des Heiligen Stuhls noch zu im Stadtteil Hochheide für neue Sor- retten vermögen. ge unter den Duisburger*innen. feindlicher Anschlag nicht ausge- jekt „Gypsy Krauts“ ist von der Nach- Die besten Päpste sind immer schlossen werden kann. Schließlich barschaftshilfe und Solidarität im Duisburg verunsichert die gewesen, die zu feiern demonstrierten Anfang Oktober Stadtteil positiv überrascht. Gegen- vermochten. Der Exzess lässt In der Nacht vom 8. auf den 9. 400 Bürger*innen Duisburgs gegen über der WAZ sagte er: „Ich hätte keinen Platz für Verlogenheit. Oktober kam es im Duisburger Sinti und Roma. Die Polizei ermit- nicht damit gerechnet, dass Allen Das Ausschweifende, Opulente, Vorort Hochheide zu einem Feu- telt im Fall der Brandstiftung in „alle so schnell geholfen wurde, super! Erhabene ist ja gerade das, was er in einem Mehrfamilienhaus. Richtungen.“ Alle Hilfsorganisationen waren vor den Katholiken vom emotionslo- Das Haus bleibt bis auf weiteres Ort und sie haben sich rührend um Initiative gegen Roma sen Protestanten unterscheidet, unbewohnbar. Im betroffenen Ge- die Leute gekümmert.“ Neben den für den nur die reine Vernunft bäude lebten unter anderem vier Die Reaktion einiger Mitmenschen Nachbar*innen hilft auch die sozial- zu gelten hat. Roma-Familien aus Rumänien. in Duisburg auf die Zuwanderung ist demokratische Jugendorganisation Hier sehen wir auch den zent- Rechtspopulist*innen versuchen erschreckend. So hat sich eine Initia- die Falken, die Kleiderspenden ent- ralen Irrweg des neuen Papstes, seit Monaten in Duisburg Stim- tive gegründet, die gegen den Zuzug gegennimmt und um muttersprach- der nicht mehr Hirte sein möch- mung gegen die Einwander*innen von Roma mobilisiert. Auch in täg- liche Betreuung für die Kleinkinder te, sondern Schaf unter Schafen. aus Rumänien und Bulgarien, aber lichen Gesprächen hört man immer bemüht ist. Wir sind allerdings überzeugt, auch gegen Asylbewerber*innen wieder rassistische und diskrimi- Innenminister heizt dass es sich bei Franziskus um aus Serbien und Mazedonien nierende Ressentiments gegenüber Stimmung an einen Wolf im Schafspelz han- zu machen. Dabei bedienen sie Roma Familien. Doch nur wenige delt, der letztlich nicht im Na- sich antiziganistischer Klischees. der Kommentator*innen und Initia- Innenminister Hans-Peter Friedrich men Gottes und der Römisch- Doch bei einem Besuch vor dem tiv-Unterstützer*innen denken über (CSU) kritisierte die Entscheidung Katholischen Kirche spricht, Brand, hatte der WAZ Reporter fest- mögliche Fehler der deutschen Po- des Landessozialgerichts NRW, das sondern insgeheim anderen gestellt, dass die Vorurteile über die litik nach, die Asylbewerber*innen EU-Bürger*innen, die bereits länger Götzen huldigt. Es wäre wohl Einwohner*innen des Hauses an- die Arbeit verbietet, sie zusam- in Deutschland leben, einen An- nicht vermessen, die Vermutung scheinend erfunden sind: “Zum Ko- mengepfercht im selben Gebäude spruch auf Hartz-IV haben. Gegen- anzustellen, dass die öffentliche chen gibt’s nur einen alten Herd mit unterbringt, anstatt sie zu integ- über der Düsseldorfer Rhenischen Zurschaustellung des Limburger Kochplatten. Doch die Großfamilie rieren und zu verteilen. Auch die Post sagte er: „Wenn das Urteil Bischofs im Vatikan von langer renoviert ihr Zuhause stetig. Bilder Vermischung von Flüchtlingen und rechtskräftig werden sollte, liegt es Hand geplant wurde um dem und Dekoration sollen Gemütlich- EU-Einwander*innen, die lediglich auf der Hand, dass es einen Anreiz „Papst der Armen“ Gelegenheit keit vermitteln. Alles ist blitzblank ihr Recht in Anspruch nehmen, ist für weiteren Zuzug bietet.“ Roma zu geben, sich ein Mal mehrzu geputzt.”, schreibt Oliver Kühn. das Ergebnis rechtspopulistischer und Sinti sind in ihren Heimatlän- profilieren. Insider hingegen Die Lage bleibt weiter ange- Hetze und wird teilweise von bür- dern Unterdrückung und Diskrimi- ahnen die wirklichen Mächte spannt, da noch immer unklar ist, ob gerlichen Medien aufgegriffen. nierung ausgesetzt. Argumente, die hinter der PR-Orgie: Als Mario- es sich um eine gezielte oder fahrläs- Für den 09. November und 07. Friedrich nicht aufgreift. Die Lage in nette der Sozialdemokratie soll sige Brandstiftung handelt. Thomas Dezember haben lokale Initiativen Duisburg jedoch ist noch lange nicht Franziskus die Grundfesten des Zmrzly, Sprecher des Duisburger und pro NRW bereits zwei weitere ausgestanden und erfordert viel So- Katholizismus torpedieren. Netzwerks gegen Rechts, sagte das Kundgebungen gegen Einwande- lidarität und Engagement von allen „angesichts der Hetze gegen die aus rung organisiert. Duisburg gegen Beteiligten, um sich gegen Antiziga- Hochachtungsvoll, Südosteuropa stammenden Men- Rechts ruft zum Widerstand gegen nismus, Rassismus und Vorurteile Friedrich von Einhalt schen, die in den letzten Wochen die „Duisburger Zustände“ auf. zu stellen, denen Einwanderer in stattgefunden hat“, ein fremden- Alfred Roch vom Integrationspro- Duisburg ausgesetzt sind. [DanKe] Seite 3 | | Nummer 36 | 16. Oktober 2013 Pressekodex: Verantwortung oder Gängelei? „Schluss mit der Selbstzen- sur“, mit diesen markigen Worten fordert der Dortmunder Journalistik-Professor Horst Pöttker die Streichung einer freiwilligen Selbstverpflichtung für gute journalistische Praxis: In Zukunft sollen Medien die Nationalität von Täter*innen und Verdächtigen häufiger nennen – nämlich auch dann, wenn es keinen inhaltlichen Bezug zum im Artikel behan- delten Thema gibt. Für diese Forderung erntet Pöttker Kritik aus Journalismus und Wissen- schaft.

Es ist die Richtlinie 12.1 des Pres- sekodex, die Horst Pöttker ein Dorn im Auge ist, und die seiner Meinung nach gestrichten wer- den sollte. In ihr haben die im Deutschen Presserat zusammen- geschlossenen Verleger*innen- und Journalist*innenverbände Ethnisierte Berichterstattung: Verschiedene Zeitungen und Onlineportale schüren und verstärken Vorurteile. vereinbart: „In der Berichter- (Screenshots: Bild.de/Weltwoche/DerWesten.de/Welt.de) stattung über Straftaten wird die Zugehörigkeit der Verdächtigen kodex nicht von „Minderheiten“, verpflichtung ist sinnvoll“, er- in dem es eigentlich um einen oder Täter zu religiösen, ethni- sondern von „schutzbedürftigen klärt etwa Prof. Dr. Siegfried Angriff eines Mannes auf einen schen oder anderen Minderhei- Gruppen“ die Rede war, stellt er Jäger vom Duisburger Institut anderen Mann ging, sei zum Bei- ten nur dann erwähnt, wenn für fest: „Aber sind die 16 Millionen für Sprach- und Sozialforschung spiel plötzlich von der „Tochter das Verständnis des berichteten Menschen mit Migrationshinter- (DISS), das seit mehr als 20 seiner nach Sinti-Art angetrauten Vorgangs ein begründbarer Sach- grund, die heute in Deutschland Jahren diskurs- und medienana- Frau“ die Rede gewesen. Solche bezug besteht.“ leben, tatsächlich schutzbedürf- lytisch zum Thema Rassismus Markierungen seien durchaus in Die Logik hinter dieser Verein- tig? Als der Presserat das Wort und Einwanderung in Deutsch- der Lage, antiziganistische Vor- barung: Besteht dieser Sachbezug 2007 strich, hatte er offenbar be- land forscht. „Der Pressekodex urteile zu bedienen, kritisiert das nicht, ist der Informationswert ei- merkt, dass das nicht (mehr) der spricht ja keine Verbote aus, über DISS. Ein anderer Artikel mit ner solchen Nennung sowieso ge- Fall ist.“ bestimmte Themen und Zusam- der Überschrift „Kriminelle Ban- ring. Vor allem aber könnte die Be- menhänge zu berichten“, sagt Jä- den aus Osteuropa von Duisburg Echt jetzt? tonung von Nationalität, Herkunft ger auf akduell-Anfrage. „Es geht aus auf Raubzug in der Region“ oder Religion Vorurteile gegen „Die Sätze muss man auch erstmal lediglich darum, Diskriminierun- habe folgenden Satz enthalten: Minderheiten verstärken. Denn da- so hinschreiben“, stellt der Me- gen und Vorurteile nicht durch „Die Polizei weiß natürlich, dass durch wird der Eindruck erweckt, dienjournalist Stefan Niggemeier die Herstellung von Schein-Zu- die Täter aus Duisburg-Hochfeld dass es doch einen Zusammen- in seinem privaten Blog fest, „ins- sammenhängen zu bestärken. In stammen, wo sich ein paar Tau- hang gebe – warum sonst sollte besondere, während in München unseren Medienanalysen stoßen send angesiedelt haben“. „Durch es in dem Artikel erwähnt worden ein Prozess wegen einer Mordserie wir trotzdem regelmäßig auf Ar- den Satzbau werden tausende sein? gegen Menschen mit Migrations- tikel, die zum Beispiel soziale zugewanderte Menschen in Duis- hintergrund läuft, bei der sich Po- Probleme ethnisieren.“ burg-Hochfeld pauschal als Täte- Rassismus – ein Problem von lizei und Medien über viele Jahre rinnen und Täter verunglimpft“, früher? Beschwerden gegen WAZ und nur vorstellen konnten, dass die stellt DISS-Mitarbeiterin Alexan- Rheinische Post Was für den Presserat ein ver- türkischen und griechischen Op- dra Graevskaia fest. antwortungsvoller Umgang mit fer selbst irgendwie kriminell sein So hat das Duisburger Institut Und dabei handle es sich journalistischem Einfluss ist, das mussten.“ Weiter verweist der ehe- zusammen mit der Servicestel- nicht um Einzelfälle. „Notwen- bezeichnet Pöttker als „Selbstzen- malige Spiegelautor und Heraus- le für Antidiskriminierungsar- dig wäre eine größere Sensibilität sur“. „Journalisten sollten nicht geber des medienkritischen Watch- beit beim ARIC-NRW (Antiras- der Medien in Bezug auf diskri- die Erzieher der Nation sein“, blogs bildblog.de auf Berichte über sismus Informationscentrum), minierende Berichterstattung. schreibt er in einem Beitrag für in Deutschland üblichen Alltags- beim Presserat eine Beschwerde Die Forderung, die Richtlinie die Wochenzeitung Die Zeit. rassismus. gegen mehrere Artikel der Rhei- 12.1 aus dem Pressekodex zu Überhaupt scheint rassistische nischen Post und der WAZ ein- streichen, ist das völlig falsche Kritik aus der Wissenschaft Diskriminierung in Deutschland gereicht. Sie beruhen auf einer Signal“, sagt Siegfried Jäger. ein Problem der Vergangenheit Auch aus den Reihen der Wis- Analyse der Medienberichter- Statt die Richtlinie zu streichen, zu sein. Während er erklärt, dass senschaft gibt es Kritik an Horst stattung über die Zuwanderung sollte sie im Ruhrgebiet endlich bis vor sechs Jahren im Presse- Pöttkers Forderung. „Die Selbst- nach Duisburg. In einem Artikel, angewendet werden. [rvr] Seite 4 | | Nummer 36 | 16. Oktober 2013 Der Film ist abgedreht Helge Schneider ist gebürtiger findet er amüsant: Er grinst den Mülheimer. Da liegt es nahe, Fotograf*innen zu, lüftet sei- dass er die Premiere seines nen Hut und sagt selbstironisch: neuen Films „00 Schneider- Im „Jaja, Helge Schneider, das bin Wendekreis der Eidechse“ am ich“. 07. Oktober in der Lichtburg in Außer dem Hauptdarsteller Essen feierte. Die meisten Sze- sind wenig bekannte Gesich- nen im Film wurden ebenfalls ter auf dem roten Teppich der in seiner Heimatstadt gedreht Lichtburg. Größtenteils setzt - hauptsächlich deshalb, so sich die Besetzung aus guten Schneider im Interview, „weil Freund*innen von ihm und ande- ich dann zwischendurch oft ren Laienschauspieler*innen zu- nach Hause kann“. Schauplatz sammen. Helge Schneider lässt für das Video zu dem Titelsong sich nicht in ein Muster drängen, „To be a man“ war jedoch die er dreht was und mit wem er ge- spanische Küste, die im Film rade möchte. Wer bereits die Vor- fließend in die Ruhrpottidylle gänger-Filme gesehen hat, weiß, übergeht. Seit dem 10. Okto- dass der Entertainer diesem Prin- ber ist die Krimiparodie in den zip treu bleibt: So spielen schon Kinos zu sehen. mal der Pizzalieferant, der Park- platzwächter oder echte Ruhrpott- Helge Schneider – Jazzmusi- Autobahnpolizisten Rollen in sei- Foto: flickr.com, MrTopf (CC BY 2.0) MrTopf flickr.com, Foto: ker, Comedian, Entertainer und nen Filmen. Ein weiterer Grund Schauspieler - es gibt kaum et- für Laienschauspieler*innen? was, dass er noch nicht gemacht „Wir konnten uns keine richti- Foto: Natalie Kajzer Foto: hat. Bei seinem neuen Film gen Schauspieler leisten, glaub schrieb er das Drehbuch, mach- ich“, sagt der Regisseur und lacht te die Filmmusik, war Regisseur laut. Außerdem spielt er vier Rol- Ein alter Hase im Geschäft: Bei ‚echten‘ Filmstars darf die Sonnenbrille und übernahm mehrere Rollen. len selbst, in dem neuen Film ist nicht fehlen. (Foto: Gerne) Warum dieses auch sein letzter er als Kommissar 00 Schneider, sein wird und wie viel Improvi- Zahnarzt, Radiosprecher und als selbstherrlicher Ganove ist. Dann nannt. Damals ermittelte der sation bei den Dreharbeiten eine Psychiater zu sehen. hat mir Helge gesagt, dass er knallharte Kommissar an der Rolle gespielt hat, erzählt Helge Dass die meisten doof und dumm ist. Und jetzt bin Seite von seinem greisen Assis- Schneider im akduell-Interview. Darsteller*innen Schneider pri- ich immer nur am fauchen. Ich tenten Körschgen. Da Laiendar- vat kennen, ist von Vorteil. Denn darf gar nichts mehr sagen, nur steller Helmut Körschgen inzwi- Auftritt Schneider ein Dreh mit Helge Schneider noch fauchen.“ Ob bei so einem schen verstorben ist, ermittelt Helge Schneider lässt die zahl- läuft keineswegs normal ab. Mag kreativen Chaos ein Komödien- nun Spitz Zorro an der Seite reich erschienenen TV-Teams, es am Anfang zwar ein Dreh- Sternchen wie Til Schweiger die des ‚Hundskerl‘ Schneider. Die Journalist*innen und treuen buch geben, kann der Film nach Ruhe bewahren könnte? beiden Filme sind Parodien auf Fans nicht warten. Auf die Mi- der letzten Klappe in eine ganz Kriminalfilme, daher werden in Ein echter nute pünktlich fährt er mit dem andere Richtung gehen. Flexi- 90 Minuten nicht nur einer, son- Helge Schneider Film? beigen Citroën, den Kommissar bel musste beispielsweise Rocko dern gleich drei komplexe Fälle 00 auch bei seinen Verfolgungs- Schamoni sein, der den Schurken Der erste 00 Schneider Film ist gelöst. Denn 00 Schneider ist jagden verwendet, vor. Helge in der Krimi-Parodie spielt. Seine vor zwanzig Jahren erschienen ein Typ, dem niemand etwas vor- Schneider trägt lässig Hut, Son- Rolle änderte sich fast täglich: und wurde im Lexikon des in- macht. Auch dieses Mal ermittelt nenbrille und dazu eine Lederja- „Ursprünglich habe ich gedacht, ternationalen Films „eher eine er gnadenlos in erschütternden cke. Den Wirbel um seine Person dass die Eidechse so ein fieser, Verweigerung als ein Film“ ge- Fällen des Zigaretten- und Hüh-

Tipps & Termine Mittwoch 16.10. Donnerstag, 17.10. Freitag, 18.10. Foto:k1rsch/flickr.com/CC BY-NC-ND2.0 Offenes Antifa Café Skribble Wohnzimmer Fisimatenten Brailien aus der Luft Im AZ Mülheim findet wieder das Unter dem Motto „Autumn of Skribb- Am Freitag startet auf dem Campus am 20.10. in der VHS offene Antifa-Café statt. Diesmal le“ findet im alten Café des Druckluft die große Einstiegsparty des AStA. mit einem Vortrag über „20 Jahre wieder die Kunstkneipe Skribble Auf dem Essener Campus werden Asylrechtsänderung und Solinger Gebibble statt. Zeichenmaterial und drei Zirkuszelte aufgebaut und mit Brandsanschlag“. Hierzu wird Heinz DJ-Sets von Lo-Fi Athletics, Mettpho- passender Musik versorgt. Für diese Drucks vom Flüchtlingsrat NRW niC und Toetensen inklusive. sorgen Hitsmasher, Breger und das referieren. Konfetti Klub Ensemble. Eintritt frei – Bier billig.

Ω ab 19 Uhr, AZ Mülheim, Auerstr. 51, Ω ab 19 Uhr, Druckluft Oberhausen, Ω ab 20 Uhr, Campuswiese Essen, Eintritt frei Eintritt frei Seite 5 | | Nummer 36 | 16. Oktober 2013

nerraubes und legt so einen ge- ne, unernste Lächeln auf seinen Inhalt: Die neue CD von Helge klärung unterstützt.“ Das wäre meingefährlichen, spuckendem Lippen erkennbar. Denn ein Hel- Schneider mit dem Titel „Som- auch undenkbar: Alle anderen Täter das Handwerk. Doch wer ge Schneider nimmt sich und mer, Sonne Kaktus“ sowie eine Polizisten, sowie die Eidechse ins Kino geht, um eine stringente seine Arbeit nie allzu ernst. Da- Packung Kaugummi-Zigaretten. sind Kettenraucher, wodurch Handlung zu verfolgen, der kann daistische Elemente und Situati- Denn Kommissar Schneider ist manche Szenen durch den ste- ebenso gut in den gemütlichen onskomik sind auch in seinem schließlich vehementer Nicht- tigen Qualm verschwommen Sesseln ein Nickerchen machen. neuen Film fest verankert. raucher. Er schmeißt Zigaretten, sind. Es lässt sich festhalten: Ein Der Fall ist stets Nebensache, In der ausverkauften Licht- auch wenn es sich dabei um Be- Film, eine Premiere und ein In- wichtiger sind ein vermeintlicher burg werden die meisten Szenen weismaterial handelt, kurzum in terview in Helge-Manier, und so Lottogewinn, eine neue Wasch- des ‚sinnlosen‘ Kriminalfalls von den Müll. Auf die Frage hin, ob gab’s zum Schluss noch ein ver- maschine oder das Vermöbeln Lachern begleitet und beim Ab- der Film dadurch ein Raucher- schmitztes Lächeln und einen eines Staubsaugervertreters. Ne- spann gibt es großen Applaus. Bashing sei, antwortet Helge Gruß von ihm an euch: „Schöne, benbei ( CC BY 2.0) VoThoGrafe/flickr.com Foto: schreibt der Kommissar Helge Schneider nennt seinen Schneider: „Neeeiiin! Er wird liebe Studenten, alles Gute“ Da auch über sein Leben: „Ich wurde Film „eine geeignete Vorzeige- auch nicht von der Bundeszen- sagen wir doch: Danke, Helge. nicht als Kommissar geboren, ich arbeit“- kündet bei den Danksa- trale für gesundheitliche Auf- [Gerne] musste diesen Beruf erst erler- gungen jedoch an, dass dieses nen“ ist der Schlüssel- und einzi- sein letzter gewesen sei: „Viel ge Satz in seinen Memoiren. Ins- zu viel Arbeit“ ist sein Resümee. gesamt wirkt „00 Schneider- im Jedoch handelt Helge Schneider Wendekreis der Eidechse“ eher bekanntlich oft entgegengesetzt wie eine Aneinanderreihung von zu seinen Aussagen, vielleicht skurrilen Sketchen aus den sech- heißt es schon bald: „00 Schnei- ziger Jahren als ein Kinofilm, der – Der Dritte?“ aber vielleicht macht diese Be- Die Aftershow-Party sonderheit den Reiz aus. Doch nicht alle Premieren- Nach der Filmvorführung wird gäste sind zufrieden mit dem bei einer Premiere gefeiert. Doch neuen Film: „Zu schnelle Schnit- nach einem solchen Film kann te, der Vorgänger-Film hat davon keine herkömmliche „Sektansto- gelebt, dass es lange Szenen gab, ßerei“ stattfinden: Das kalte und wo man die Improvisation förm- warme Buffet – passend zu dem lich gesehen hat. Dieses Mal unkonventionellen Drehbuchau- wirkte das Meiste zu geplant“ tor und Hauptdarsteller Helge ,sagt Niklas P. Auf die Frage, wie Schneider – ist ungewöhnlich: viel Improvisation letztendlich Es gibt Currywurst, Frikadellen- bei den Dreharbeiten einfloss, spieße und Hackfleischsoße. Au- antwortet Schneider: „Naja, sa- ßerdem stehen auf den Tischen gen wir so 40 Prozent? Jeden Gläser mit Wiener Würstchen – Tach haben wir improvisiert, im- eine Anspielung auf eine Szene mer wieder neu“. Und sie blitzt im neuen Film. Die Gäste der auch durch, die Spontanität. Als Aftershow-Party können also, Kommissar 00 Schneider bei wie Kommissar 00 Schneider im dem Gedanken an den „noto- Film, stilvoll mit den Fingern ins rischen Raucher“ aus der Haut Wurstglas fassen und kalte Wie- fährt: „Ich krieg dich schon zu ner verzehren. Zur Verabschie- fassen, du stinkender spucken- dung bekommen die geladenen Unter Freunden: Helge Schneider mit Laienschauspieler Tyree Glenn Jr. und der Müllhaufen“, da ist das klei- Gäste noch eine Geschenketüte. Musikerkollege Rocko Schamoni (Foto: Gerne)

Samstag, 19. 10. Sonntag, 20.10. Montag, 21.10. Dienstag , 22. 10.

Nachtflohmarkt im Depot Image in air Open stage: Poetry Jam Identitäre Rechte Samstags früh für den Flohmarkt Leon Philibien entdeckte Brasili- Jeden dritten Montag kann jede*r Im Bochumer Sozialen Zentrum aufstehen wollt ihr nicht? Die en vom Wasser, aus der Luft und Freiwillige das Publikum 5 Minuten geht es am Dienstag um die Lösung ist Nacht-Flohmarkt. Die von der Erde. Mit einem Parag- von seinen Worten, Witz und Ge- „Identitäre Bewegung“ als neuem besondere Stimmung lohnt sich leiter an Bord segelte er über den schichten überzeugen. Dabei geht es Hype der extremen Rechten. Der auch für alle Sammler*innen, die Atlantik. Seine Fotografien zeigen nicht um einen Wettstreit, es soll eine Referent David Begrich informiert in der Halle eines Straßenbahnde- Landschaften und Lebensräume entspannte Literaten-Jam-Session über die Aktivitäten der rechten pots den ein oder anderen Schatz aus der Vogelperspektive. sein. Dabei freuen sich die Veranstal- Strömung, die vor Allem in sozia- finden. Außerdem legt ein DJ auf. ter über Anfänger*innen und Profis. len Netzwerken auffiel.

Ω ab 17 Uhr- 0.05 Uhr, Immer- Ω 9-22 Uhr, Austellung bis zum Ω ab 19.30 Uhr, Eintritt frei, Gnei- Ω ab 19 Uhr, SZ , mannstr.29 Dortmund 15. November, VHS Burgplatz 1 senausstr. 56 Dortmund Josephstr 2 Essen Seite 6 | | Nummer 36 | 16. Oktober 2013 Nach Opel: Die Zukunft der Städte

Das Heidelberg Project in Detroit: Bereits seit 25 Jahren politisch-künstlerischer Protest gegen den Verfall der Stadt. (Foto: Heidelberg Project Archives)

Bergbau, Nokia, Opel – die Stadt Bochum wiegt sich wieder Verfall und für Krise. Durch den noch haben die Initiator*innen einmal in den Händen des Niedergangs und harrt der Dinge, die Erfolg von Kunstprojekten, die durchaus ein paar klare Ziele: da kommen. „Was“, fragen sich nicht nur die Opelaner*innen, dort im Zuge der Krise entstan- Im Zuge des Projekts sollen neue „soll man dem Strukturwandel denn entgegensetzen?“ Auch das den sind, wurde die Stadt aber Bilder generiert und alte Bilder Bochumer Schauspielhaus stellt sich diesem Thema. „Wie sieht auch zu einer positiven Metapher gestürzt werden, die Bevölkerung die Zukunft der Stadt aus?“, fragt es im Rahmen der Spielzeit für die Welt. Daher wirkt zumin- soll dabei einbezogen und durch 2013/14. Gemeinsam mit Urbane Künste will es in dem dest die Abgrenzung im Titel ein partizipatives Kunstprojekt einjährigen internationalen Stadtprojekt und Kunstfestival ‚This „This is not Detroit“ irritierend. an ihr eigenes schöpferisches is not Detroit’ Menschen verschiedener Städte miteinander Im Zuge des Heidelberg-Projects Potenzial erinnert werden. Da- vernetzen, deren Wohnorte aufgrund des Rückzugs des bis dahin etwa avancierte Detroit zu einem mit dies gelingt, hat es für sich größten Arbeitgebers General Motors an der Schwelle zum Verfall Symbol für das, was möglich ist, und seine Teilnehmer*innen ein stehen. wenn Leidenschaft, Hoffnung Jahr veranschlagt: Ziel ist bis da- und Widerstandsfähigkeit zu- hin, mithilfe vielfältiger Ansätze Anlass für das Projekt ist die beizusteuern und sie im Lau- sammenkommen. Daher sind neue Konzepte von Arbeit zu ent- Entscheidung aus Detroit, das fe des Jahres gemeinsam mit auch Tyree Guyton and Jenenne wickeln und aus verschiedenen Opelwerk in Bochum bis 2014 anderen Künstler*innen, Ar­ Whitfield, zwei der Projektver- Perspektiven eine alternative Zu- endgültig zu schließen. Am ver- chitekt*innen, Stadtplaner*innen antwortlichen des Heidelberg- kunft der post-industriellen Stadt gangenen Wochenende startete und Wissenschaftler*innen in Projects, an diesem Wochenende zu erdenken. Das Theater will das einjährige Festival mit voll konkrete Ideen und Projekte um- nach Bochum gekommen, um sich also mit einer Dosis Gemein- gepacktem Programm. Dazu ge- zuwandeln. Dazu wurde ein in- von ihren Erfahrungen zu berich- sinn und internationaler sowie hörte unter anderem ein intern- ternationales Labor eingerichtet, ten. interdisziplinärer Vernetzung taionales Bankett, ein ganztägi- das die verschiedenen städtischen gegen die Sackgasse des alterna- Alte Bilder stürzen, alternative ges Symposium, ein Nightwalk Dimensionen vor Ort aufgreifen, tivlosen Verfalls und eine irrefüh- Zukunft denken sowie Musik und diverse künstle- untersuchen und anschließend rende Zukunftsillusion individu- rische Aktionen in der Bochumer Ideen für mögliche Veränderun- Das Bochumer Schauspielhaus ellen Geldverdienens stemmen. Innenstadt. Das Festival beginnt gen entwerfen soll. Ziel ist unter versteht sich nicht erst seit dem Man darf gespannt sein. [Chantal sein anspruchsvolles Unterfan- anderem eine gemeinsame Aus- Detroit-Projekt als eine Kulturin- Stauder] gen also ganz nach dem Motto stellung im Oktober, die sich mit stitution, dessen Aufgabe es auch „Think global, act local!“ Fragen zum Verhältnis von Ar- ist, die drängenden Themen der beit und Stadt sowie Kunst und Stadt auf seine eigene Weise auf- Dezentrales Denklabor möglichen Perspektiven für die zugreifen. Schon das Opel-Soli- Im Netz: Doch nicht nur in den USA und moderne Stadt auseinandersetzt. daritätsfest im März mit mehr als Bochum, sondern auch in Zara- 10.000 Unterstützer*innen stand Ω Offizielle Seite des Hei- Ideen aus der ehemaligen goza (Spanien), in Ellesmere Port in diesem Kontext. Es geht den delberg-Projects in Detroit: Motown City in der Nähe von Liverpool (Eng- Verantwortlichen zwar auch dar- http://www.heidelberg.org/ land) und Gliwice (Polen) teilen Dass sich das Schauspielhaus um, globale und lokale Prozesse die Menschen ähnliche Befürch- für Detroit als Namensgeber des miteinander zu verbinden, aber Ω Offizielle Seite des Detroit- tungen für die Zukunft. Daher Pojekts entschieden hat, sendet die Künstler*innen von Schau- Projekts: sind sowohl aus Spanien und allerdings eine durchaus ambiva- spielhaus und Urbane Künste http://www.thisisnotdetroit. England als auch aus Polen und lente Message. Die Stadt selbst ist Ruhr stellen klar: „Wir liefern kei- de/ den USA lokale Akteur*innen verschrien als insolvente und ver- ne Patentlösung, wir geben Denk- angereist, um ihre Erfahrungen lassene Geisterstadt. Sie steht für anstöße für die Zukunft.“ Den- Seite 7 | | Nummer 36 | 16. Oktober 2013 Wir müssen über Geld reden – kurzmeldungen Campusradio-Antenne Queere Kapitalismuskritik beschädigt Beim Aufbau eines neuen Ist der Kampf für die Rechte und Interessen von Lesben, Schwulen Mastes für den Polizeifunk ist und anderen Queers eine im Grunde unpolitische Lobby-Arbeit oder laut einer Debatte im Studie- steht er im Zusammenhang mit anderen ungerechten Verhältnissen, rendenparlament anscheinend wie Rassismus und Kapitalismus? Die Autoren des neu erschienenen die Antenne des Campusradios Bandes „Queer und (Anti-)Kapitalismus“ vertreten entschieden letzteren beschädigt worden. Da die Poli- Anspruch und versuchen die vermeintlichen Ein-Punkt-Bewegungen zei bisher nicht für den Schaden entgegen dem Schwul-lesbischen Mainstream zu verbinden. Dabei ar- aufkommen will, hat der AStA gumentiert das Buch vor allem bewegungsgeschichtlich und keinesfalls zugesagt, sich gegebenenfalls theoretisch abgehoben. Wer die aufgeworfenen Fragen mit Heinz Jürgen an der Finanzierung zu beteili- Voß, der das Buch gemeinsam mit Salih Alexander Wolter geschrieben gen. hat, weiterdiskutieren möchte, hat dazu am 26. November Gelegenheit. Auf Einladung des Autonomen Frauenreferats hält er einen Vortrag zum Habemus Haushalt Buch am Campus. Auf der Sitzung des Studieren- Heinz Jürgen Voß hatte sich als Arbeiten und aktivistischen Kämp- denparlaments konnte vergan- Diplombiologe einen Namen in fe von Queers of Color - also sol- gene Woche endlich der Haus- akademischen und feministischen chen, die von Rassismus betroffen halt der Studierendenschaft Kreisen gemacht, als er in seiner sind - sichtbarer zu machen. Voß abgestimmt werden. Zahlreiche sozialwissenschaftlichen Disserta- hält hier einen Perspektivwechsel Parlamentarier*innen klagen tion, „Geschlechterdekonstruktion für notwendig. „All das was jetzt über die mangelnde Anwe- aus biologisch-medizinischer Per- als ‚neu‘ verkauft wird, wurde im senheit einiger Listen, die die spektive“ behandelte. Seitdem pu- Wesentlichen von Queers of Color glaube ich, dass beispielsweise eine Abstimmung schon mehrmals bliziert er zum Thema Intersexua- erarbeitet - nur wurde es nicht un- starke Women of Color-Bewegung verzögerten. Drei Mitglieder der lität und beteiligte sich kritisch an ter ihrem Namen rezipiert.“ eine machtvolle Gegenposition für Juso HSG waren die einzigen der jüngsten Beschneidungsdebat- Es gebe viele Arbeiten solcher beide Kämpfe darstellen kann“, anwesenden Oppositionsver- te. Seine neueste Veröffentlichung Autor*innen, die erhebliche Re- so Daldrop. Deshalb fördere das treter. soll das Verhältnis von Rassismus, levanz für die aktuellen Debatten Frauenreferat auch die geplante Sexismus und Klassenverhältnis haben müssten. Voß hält es für Ausstellung „Daima – Images of LSF- pünktlich zum herausarbeiten und außerdem unerklärlich, „wie etwa ein aktu- Women of Colour in “ der Semesterstart nicht „dazu anregen, dass die Arbeiten eller deutscher Einführungsband Fotografin Nzitu Mawakha. erreichbar. von Queers of Color und aus der zu Intersektionalität ohne Verweis Daldrop hält es für unverzicht- Schwarzen deutschen Frauenbewe- auf die Schwarze deutsche Frauen- bar, Sexismus und Kapitalismus ge- Studierende, die auf den letzten gung auch in akademischen und bewegung, ihren Aktivismus und meinsam in den Blick zu nehmen: Drücker die Räume für den aktivistischen mehrheitsdeutschen ihre Schriften auskommt und ein „Viele geschlechtsspezifische Hie- nächsten Tag raussuchen woll- Zusammenhängen endlich zur aktueller Einführungsband in die rarchien werden durch kapitalisti- ten, haben sich Sonntagabend Kenntnis genommen werden“, so Geschlechtersoziologie Rassismus sche Strukturen aufrechterhalten, geärgert. Wie so oft streikte das Voß gegenüber akduell. nur kurz im Unterkapitel zur Nazi- wie zum Beispiel beim Gender Pay- LSF wieder genau zu einem Auf 158 Seiten, die ein ausführ- Zeit behandelt und Kolonialismus Gap, der in Deutschland immer Zeitpunkt, wo es ungünsti- liches Literaturverzeichnis mit ein- nur in zwei knappen Absätzen ab- noch bei 23% liegt. Auch an unse- ger nicht sein könnte. Lauter schließen, haben die beiden Auto- gehandelt wird.“ Stattdessen werde ren Hochschulen reproduzieren Fragen wie „In welchen Raum ren hierzu vergleichsweise wenig es oft schon als Beleidigung aufge- sich diese Verhältnisse: Weniger als ist morgen …?“ kursieren in Platz zur Verfügung. Auf den ers- fasst, wenn nur einmal eine weiße ein Fünftel aller Professor*innen diversen Facebook-Gruppen und ten 62 Seiten beschäftigt sich Salih Person nicht zitiert werde. in Deutschland sind bislang weib- bei vielen Student*innen liegen Alexander Wolter mit Kapitalis- lich.“ die Nerven blank. Gut für alle Frauenreferat will musbegriffen und der Geschichte Noch steht das vollständige die am ersten Unitag des neuen Debatte fördern queerer Politik. Nach einem Über- Programm für das beginnende Semesters verschlafen – denn blick über aktuelle queer-theore- Frauenreferentin Julia Daldrop Semester nicht fest. Neben dem sie müssen wenigstens nicht tische Ansätze wird abschließend unterstützt diesen Ansatz. Bereits Vortrag von Voss konnte auch die durch die Gänge irren. auf Kolonialismus und Intersektio- auf der vergangenen Frauenvollver- feministische Rapperin Sookee für nalität eingegangen. sammlung an der Universität Duis- einen Vortrag über Frauen im Rap akduell Liebhaben burg-Essen, auf der sie gemeinsam mit anschließendem Konzert ge- Werden nicht-weiße mit zwei weitere Studentinnen ge- wonnen werden. Die Veranstaltung Alle Artikel, die Möglichkeit zu Autor*innen ignoriert? wählt wurde, hätten die Referentin- mit der „Quing of Berlin“ soll im Kommentieren, zu Teilen und Im zweiten Teil des Buches holt nen übereinstimmend betont, dass Winter krönender Abschluss der natürlich zum Liebhaben habt Voß historisch noch einmal wei- sie die Unterstützung von Men- Vortragsreihe „Mediale Frauenbil- ihr auf: ter aus und zeichnet das gemein- schen, die mehrfacher Diskrimi- der“ werden, die das Frauenreferat same Entstehen von Rassismus, nierung ausgesetzt sind, für beson- gemeinsam mit der Studentin für unserer Facebook-Seite: Sexismus und Kapitalismus nach, ders wichtig erachten. „Auch wenn Gleichstellung organisiert. Achtet Ω www.facebook.de/akduell um schließlich aktuelle politische (queer-)feministische und antiras- auf Terminankündigungen auf der Perspektiven zu diskutieren. Dabei sistische Positionen bis heute oft Facebookseite des Frauenreferats. und auf unserer Homepage: ist den beiden Autoren wichtig, die gegeneinander ausgespielt werden, [aGro] Ω www.akduell.de Seite 8 | | Nummer 36 | 16. Oktober 2013

Tabubruch in der Uni-Bib impressum – Studentische Zeitung für „Pssst! Das ist hier immer noch eine Biblio- Duisburg, Essen und das Ruhrgebiet thek!“ - so stellt man sich das Klima in Biblio- Herausgeber: der Uni Duisburg- theken landläufig gerne vor. Starr-konservativ, Essen, der Vorstand: Felix Lütke u.a. mit festen Regeln und natürlich Schweige- Projektkoordination: David Freydank pflicht. Die Uni Duisburg-Essen sorgt jetzt Anschrift: akduell, c/o AStA der Uni jedoch für einen Tabubruch in ihrer Bibliotheks- Duisburg-Essen, Universitätsstraße 2, geschichte: Sie erlaubt den Studis Taschen 45141 Essen mitzunehmen. Hatte unsereins früher immer Redaktion dieser Ausgabe: Alex Grossert ein Zwei-Euro-Stück parat, um seinen Beutel (aGro), Maren Wenzel (mac), Rolf van Ra- in den Siebzigerjahre-orangenen Spinden zu den (rvr), Jules-Jamal El-Khatib (JJ) Linda verschließen und dann den Rest der Sachen Gerner (Gerne), Daniel Kerekes (DanKe), zerknirscht in die blauen Körbe zu zwängen, Teresia Minjoli(ttm) wird das Studileben jetzt erleichtert. Comic: Sebastian Happ V.i.S.d.P.: Rolf van Raden (rvr)

Foto: sabiFoto: mac „Bislang konnte man in der Fachbibliothek LK in Auflage/Druck: 5.000 / Duisburg und der geisteswissenschaftlichen, sowie Megadruck, Westerstede der MNT-Bibliothek auf dem Campus Essen, die E-Mail: [email protected] Taschen in die Eingangsbereiche, wo die Compu- Web: www.akduell.de ter stehen, schon mitnehmen. Jetzt kann man sie Fon: 0201/1833134 auch in die Büchersammlung und an die Arbeits- Die geisteswissenschaftliche Bibliothek auf dem plätze in den oberen Stockwerken mitnehmen“, so Campus Essen ist zusätzlich im Umbruch: die – Hirnakrobatik Andreas Sprick, Benutzer-Dezernent der Uni-Bib- ganze erste Etage wird momentan wegen Brand- sudoku liothek. Davon verspricht sich die Bibliothek eine schutzsanierungen umgebaut. Deshalb werden Erleichterung für die Studis und mehr Sichertheit, jeweils ganze Räume voller Bücher in den Keller da Leseratten ihre Wertgegenstände direkt neben umziehen: „Wir haben uns entschieden große Flä- sich aufbewahren können. Außerdem könnten die chen nach der Reihe leer zu räumen und komplett Studentischen Hilfskräfte, die sonst die Taschen- zu sanieren. Das spart Kosten und Zeit. Damit kön- mitnahme in den Bibliotheken kontrollierten, jetzt nen wir jetzt nicht nur die Decke neu machen, son- durch die Stockwerke gegen und den Studierenden dern auch neue Lampen anbringen, den Teppich weiterhelfen, so Sprick. neu auslegen und einen Anstrich machen“, sagt Für die Bib ein Vertrauensvorschuss gegenüber Sprick. Sollte ein Buch in den Untergrund gewan- den Studis, sollte Essen mit in die Bib geschmug- dert sein, muss es im System aus dem Magazin gelt werden, tritt die alte Regelung wieder in Kraft. ausgeliehen werden. Innerhalb von einer Stun- „Zur Zeit gibt es aber nur positive Rückmeldun- de wird es in ein Regal im Erdgeschoss geliefert. gen und die Studierenden halten sich an die Re- Zum Ärger vieler Studis. „Natürlich müssen die geln. Bislang war es also ein mutiger und richtiger Benutzer im Moment in den saueren Apfel bei- Schritt. Wir werden sehen, wie es wird, wenn die ßen, dafür bekommen sie demnächst frisch re- große Welle im neuen Semester anrollt“, so Sprick. novierte Arbeitsplätze“, sagt Sprick. [mac]

HLP! #36: Absolute Entfremdung