Hofsiedlungslandschaft Brettigen/Schwand ® Gemeinden und Neuheim, Kanton Ortsbilder

Flugbild Beat Krähenbühl 1996, © Flying Camera, Baar Moränenlandschaft zwischen Menzingen und dem Sihlgraben mit den für die Voralpenregion typischen Einzelhöfen und Kleinst- gruppen in intensivem Bezug zum topographisch vielfältig ge- gliederten Wies- und Weideland. Auf den Hügelkuppen landschafts- prägende Linden.

Spezialfall Lagequalitäten Räumliche Qualitäten Architekturhistorische Qualitäten Siegfriedkarte 1883 Landeskarte 1994

99 Hofsiedlungslandschaft Brettigen/Schwand ® Gemeinden Menzingen und Neuheim, Kanton Zug Ortsbilder

1 Blick von Menzingen in Richtung Schwand

3 Hof Hinterbüel

2 Hof Oelegg 4 Hof Blachen

100 Hofsiedlungslandschaft Brettigen/Schwand ® Gemeinden Menzingen und Neuheim, Kanton Zug Ortsbilder

24

21

16 23 20

18

14 11 13 12 19 9

8 5 22 15 6

2 17 1 7 4 10

3

Fotostandorte 1: 20 000 Aufnahmen 1994: 9, 11–14, 19, 23 Aufnahmen 1996: 1–8, 10, 15–18, 20–22, 24

5

Fotostandorte 1: 32 000 Aufnahmen 19XX: 1, 21, 122 Aufnahmen 20XX: 1, 21, 122

6 Altes Schulhaus 7 Brettigen

101 Hofsiedlungslandschaft Brettigen/Schwand ® Gemeinden Menzingen und Neuheim, Kanton Zug Ortsbilder

8

9 10 Winzwilen

11 12 Schwand

13 14 15

102 Hofsiedlungslandschaft Brettigen/Schwand ® Gemeinden Menzingen und Neuheim, Kanton Zug Ortsbilder

17 Chnechtlischwand

16 Wilersee 18 Kapelle St. Ottilia

20 Wilen

19 Schwand, «Ratsherrenhaus» 21 Hof Halt

22 Schützenhaus 23 Sihlbrücke 24 Finstersee

103 Hofsiedlungslandschaft Brettigen/Schwand ® Gemeinden Menzingen und Neuheim, Kanton Zug Übersichtsplan 1: 16 000 Ortsbilder

0.0.29

0.0.23 Ausschnitt 4

Ausschnitt 1

0.0.12 0.0.12 0.0.12

0.0.12 0.0.24 0.0.22 0.2.8 0.2.7 0.0.12 0.0.20 0.0.13 0.2 0.2.6 0.0.12 I 0.0.17

0.0.12 0.0.23 0.0.12

0.0.18 0.1.5 0.0.12 0.1.4 Ausschnitt 3 0.0.12 0.1 0.0.18 0.1.3 0.0.12 0.0.12 0.0.12

0.0.12 0.0.12

Ausschnitt 2 0.0.19 I 1 1.0.1 0.0.12 0.0.12 0.0.12 0.0.12 1.0.2 0.0.23 0.0.12 0.0.9 0.0.10

0.0.12 0.0.16 0.0.12 0.0.25 0.0.12 0.0.29

0.0.11 0.0.12 0.0.12 0.0.21 I 0.0.12 0.0.27

0.0.21 0.0.12

0.0.15

0.0.12 0.0.12 0.0.12

0.0.14

0.0.12

0.0.26

Gebiet, Baugruppe (G, B) UmgebungUmgebung (U-Zo, (U-Zo, U-Ri) U-Ri) EinzelelementeEinzelelement (E), Hinweise (E) und StörfaktorenHinweis s. PlanausschnitteStörfaktor 1: 5000 Hofsiedlungslandschaft Brettigen/Schwand Ausschnitt 1 ® Gemeinden Menzingen und Neuheim, Kanton Zug Aufnahmeplan 1: 5000 Ortsbilder

0.0.23

0.0.24

0.0.12

0.0.12 I I

0.0.18

0.1.5 0.1.4 0.1 0.0.18 0.1.3

0.0.29 0.0.12

Gebiet, Baugruppe (G, B) Umgebung (U-Zo, U-Ri) Einzelelement (E) Hinweis Störfaktor Hofsiedlungslandschaft Brettigen/Schwand Ausschnitt 2 ® Gemeinden Menzingen und Neuheim, Kanton Zug Aufnahmeplan 1: 5000 Ortsbilder

I

0.0.12 0.0.12

0.0.12

0.0.10 0.0.9

0.0.12

0.0.12 0.0.29

0.0.11 I

0.0.12

Gebiet, Baugruppe (G, B) Umgebung (U-Zo, U-Ri) Einzelelement (E) Hinweis Störfaktor Hofsiedlungslandschaft Brettigen/Schwand Ausschnitt 3 ® Gemeinden Menzingen und Neuheim, Kanton Zug Aufnahmeplan 1: 5000 Ortsbilder

0.0.12 I

0.0.12

1.0.1 1 1.0.2 I

0.0.16

Gebiet,Gebiet, Baugruppe Baugruppe (G, (G, B) B) UmgebungUmgebung (U-Zo, (U-Zo, U-Ri) U-Ri) EinzelelementEinzelelement (E) (E) HinweisHinweis StörfaktorStörfaktor Hofsiedlungslandschaft Brettigen/Schwand Ausschnitt 4 ® Gemeinden Menzingen und Neuheim, Kanton Zug Aufnahmeplan 1: 5000 Ortsbilder

0.0.23

0.0.12 0.0.12

0.2 0.0.22

0.2.8 0.2.7

0.0.20 0.2.6

0.0.17

I

0.0.12

0.0.12

Gebiet, Baugruppe (G, B) Umgebung (U-Zo, U-Ri) Einzelelement (E) Hinweis Störfaktor Hofsiedlungslandschaft Brettigen/Schwand ® Gemeinden Menzingen und Neuheim, Kanton Zug Ortsbilder

G Gebiet, B Baugruppe, U-Zo Umgebungszone, U-Ri Umgebungsrichtung, E Einzelelement

Art Nummer Benennung Aufnahmekategorie Räumliche Qualität Arch. hist. Qualität Bedeutung Erhaltungsziel Hinweis Störend Bild-Nr. G 1 Brettigen, grösster Ort im Siedlungsraum, ausgeprägte Hangfusslage B B 5–7, 15 unterhalb des Menzinger Hochplateaus B 0.1 Schwand, Hofgruppe mit eindrücklicher Silhouettenwirkung am Rand A A 12, 13, 19 einer Geländekammer B 0.2 Wilen, Kleinstweiler in reizvoller Lage über Wilersee AB A 20

U-Zo I Drumlinlandschaft zwischen Menzingen und dem Sihlgraben mit typischer a a 1–24 Einzelhofbebauung, Landschaftsgebiet von nationaler Bedeutung (BLN)

1.0.1 Intaktes Bauernhaus mit Brennhäuschen und Stallscheune, 19. Jh., o5 gestaffelte Giebelfronten 1.0.2 Ehem. Dorfschulhaus, 2-gesch. Mauerbau unter Satteldach, 2. H. 19. Jh. o6 E 0.1.3 «Ratsherrenhaus», herrschaftlicher Blockbau mit markanter Klebedach- A 19 front, erb. 1805, daneben Wasch- und Brennhaus aus der gleichen Zeit E 0.1.4 Bauernhaus, Mauerbau mit ortsbildwirksamer Giebelfront in Sichtfach- A 12 werk, erb. 2. H. 17. Jh./19. Jh. 0.1.5 Ökonomiebauten und Wohnhaus, 2. H. 20. Jh. o 0.2.6 Bauernhaus, hochragender Blockbau, erb. 17. Jh., Dachstuhl und o Verschindelung 19. Jh., dahinter gemauertes Brennhäuschen 0.2.7 Tätschdachhaus, verschalter Blockbau mit Seitenlaube, dat. 1753 o20 0.2.8 Garageboxen und Ökonomiegebäude, 2. H. 20. Jh. o 0.0.9 Winzwilen, grössere Hofgruppe an Seitenhang, Wohn- und o10 Ökonomiebauten, 19./20. Jh. E 0.0.10 Hof Blachen, Bauernhaus und Nebengebäude in Sichtfachwerk, A. 19. Jh. A o4 E 0.0.11 Hof Hinterbüel, Blockbau auf hohem Mauersockel, dat. 1516, A o3 renovationsbedürftig 0.0.12 Über den ganzen Siedlungsraum verstreute Einzelhöfe, Bauernhäuser o vorwiegend 18./19. Jh., Ökonomiebauten 19./20. Jh. 0.0.13 Sihlmatt, Bauernhaus mit Gastwirtschaft im schmalen Talgrund der , o 2. H. 20. Jh. 0.0.14 Saarbach, Wohn- und Ökonomiebauten an Strassenverzweigung im o Anschluss an die Industriezone Neuheim, 19./20. Jh. 0.0.15 Einfamilienhäuser, 2. H. 20. Jh. o E 0.0.16 Kapelle St. Wendelin, exponierte Lage am Rand des Menzinger A Hochplateaus, hell getünchter Mauerbau mit hölzerner Vorhalle, erb. 1597 E 0.0.17 Wegkapelle St. Ottilia, kleiner Mauerbau an ehem. Pilgerweg nach A 18 , erb. 1859 E 0.0.18 Miniaturhafte Marienkapelle und schmiedeisernes Wegkreuz an der A 9, 11 Ortszufahrt von Schwand 0.0.19 Schützenhaus, verbrettertes Holzgebäude mit Türmchen, M. 20. Jh. o22 0.0.20 Ehem. Genossenschaftskäserei, schlichter Satteldachbau mit o Verladerampe, 19./20. Jh. 0.0.21 Grosse, tief ins Gelände eingeschnittene Kiesgruben o 0.0.22 Wilersee, stimmungsvolles Gewässer mit verwachsenen Uferpartien an o16 der Kantonsstrasse in Richtung Finstersee 0.0.23 Sihl, natürlicher Flusslauf in stark bewaldetem, engem Taleinschnitt, o Kantonsgrenze zu Zürich 0.0.24 Einspurige Stahlbrücke in Fachwerkkonstruktion, 20. Jh. o23 E 0.0.25 Babenwag-Brücke, gedeckte Holzkonstruktion, erb. 1850, 1960 von A an den heutigen Standort verlegt

105 Hofsiedlungslandschaft Brettigen/Schwand ® Gemeinden Menzingen und Neuheim, Kanton Zug Ortsbilder

G Gebiet, B Baugruppe, U-Zo Umgebungszone, U-Ri Umgebungsrichtung, E Einzelelement

Art Nummer Benennung Aufnahmekategorie Räumliche Qualität Arch. hist. Qualität Bedeutung Erhaltungsziel Hinweis Störend Bild-Nr. 0.0.26 Neuheim (im ISOS Dorf von regionaler Bedeutung) o 0.0.27 Menzingen (im ISOS Verstädtertes Dorf von regionaler Bedeutung) o 0.0.28 Finstersee (im ISOS Weiler von lokaler Bedeutung) o24 0.0.29 Gemeindegrenze Menzingen/Neuheim o

106 Hofsiedlungslandschaft Brettigen/Schwand ® Gemeinden Menzingen und Neuheim, Kanton Zug Ortsbilder

Siedlungsentwicklung Wie im benachbarten Ägerital entwickelte sich die Geschichte und historisches Wachstum Grosstierhaltung dank der Viehexporte nach Ober- italien zu einem wichtigen Erwerbszweig. Im begin- Die ausgeschiedene Hofsiedlungslandschaft umfasst nenden 19. Jahrhundert ermöglichte die Einführung einen exemplarischen Ausschnitt der «Glazialland- von Kunstwiesen und Stallfütterung den Übergang zur schaft zwischen Lorzentobel und Sihl mit Höhronen- Milchwirtschaft, die dank der starken Zunahme der kette», so das Bundesinventar der Landschaften nichtbäuerlichen Bevölkerung einen raschen Auf- und Naturdenkmäler (BLN), in dem sie nationale schwung nahm. In der Folge entstanden zahlreiche Bedeutung hat. Das im Osten durch den Sihlgraben genossenschaftliche Käsereien und Sennhütten, die (Kanton Zürich) und im Westen durch das Menzinger seitdem grösstenteils wieder stillgelegt worden sind. Hochplateau begrenzte Gebiet zeichnet sich Heute wird die Milch mit Lastwagen zu zentralen aus durch das weiträumige Ineinandergreifen von Verwertungsbetrieben im Unterland transportiert. Landschaft und Bebauung. Es liegt etwa zu gleichen Nebst der Milch- und Viehwirtschaft gehört auch der Teilen auf den Gemeindegebieten von Neuheim und Obstbau zu den traditionellen Einkommensquellen in von Menzingen. der Region. Der Bestand an Apfel-, Birn- und Kirsch- bäumen ist in den letzten Jahrzehnten allerdings stark Die eindrückliche Geländeformation mit einer dichten zurückgegangen. Im 18. und 19. Jahrhundert brachte Abfolge von ovalförmigen Moränenhügeln ist in die in Heimarbeit betriebene Baumwollverarbeitung der Würm-Eiszeit entstanden, als hier Reuss- und vielen Bauernbetrieben zusätzliche Einkünfte. Linthgletscher zusammenstiessen und ältere Seitenmoränen in so genannte Drumlins umwandel- ten. Von den zahlreichen Seen und Mooren, die Die heutige Siedlungslandschaft nach der Vergletscherung im schwer durchlässigen Räumlicher Zusammenhang der Ortsteile Boden zurückblieben, zeugen heute noch der Wilersee und kleinere Riedbestände. Die für die voralpine Region typische, auf die ursprüngliche Weidekultur abgestimmte Streubesied- Die Ortsbezeichnungen mit den Endungen «-ingen» lung hat sich im stark aufgekammerten Land- oder «-wil» gehen als früheste Siedlungsgründungen schaftsraum Brettigen/Schwand besonders deutlich auf alemannische Zeit zurück. So etwa Brettigen, das ausgebildet. Über das ganze Hügelland verteilt sich vom Sippennamen «Breto» ableitet und 1217 befinden sich die Einzelhöfe, Hofgruppen und Klein- erstmals urkundlich als «de Brettingen» erwähnt weiler in Geländesenken oder Höhenlagen, nie wurde. Häufig sind auch Hof- und Flurnamen anzu- aber ganz zuoberst auf Hügelkuppen. Die Gehöfte treffen, deren ursprüngliche Bedeutungen die Art umfassen meist mehrere Ökonomiebauten unter- der Urbarisierung des früher stark bewaldeten Berg- schiedlichen Alters. Aus dem 18. bis 19. Jahrhundert landes beinhalten. «Schwand» beispielsweise kommt stammen vorwiegend kleinere Wirtschaftsbauten wie von «Schwänden», einer Rodungstechnik, bei der Brennhäuschen, Weideställe und Gaden. Zum Bau- die Bäume geschält und nach dem Abdorren gefällt bestand fast aller Bauernhöfe gehören Stallscheunen oder verbrannt wurden, «Rüti» bezieht sich auf die mit Hocheinfahrten aus dem 19. bis 20. Jahrhundert. Gewinnung von Weideland durch einfaches Abholzen In den letzten Jahrzehnten sind verschiedentlich mit Hacke und Haue. Mitteltennscheunen hinzugekommen, welche die axia- le Durchfahrt mit grossen Zugmaschinen erlauben. Im Mittelalter besassen die Habsburger, das Kloster Anlagemässig zeigen sich die einzelnen Hofgruppen Einsiedeln und andere Grundherren Boden in wenig einheitlich. Einmal dichter angeordnet, dann Schwand, Brettigen und Winzwilen. Der weitaus wieder aufgelockert stehen die Bauten teils parallel, grösste Teil des Agrarlandes gehörte jedoch schon teils abgedreht zueinander. Geprägt sind die meisten damals den Bauern selber, die es zur Selbstver- Gehöfte noch heute von alten Bauernhäusern mit sorgung als Acker- und Weideland bewirtschafteten. durchwegs südwärts gerichteten Klebedachfronten.

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Siedlungsschwerpunkte sind die aus zwei oder mehr alpinen Tätschdachhauses. Unweit oberhalb von Höfen bestehenden Orte Brettigen, Schwand, Winz- Wilen markiert das Kapellchen St. Ottilia (0.0.17) die wilen und Wilen. Stelle, an welcher der heilig gesprochene Karl Borromäus auf dem Weg nach Einsiedeln gerastet Brettigen (1), die grösste der vier Siedlungen, liegt haben soll. gut überblickbar am Fuss der steilen Hangflanke des Menzinger Hochplateaus. In der Aufsicht überzeugt In Winzwilen (0.0.9), einer grösseren Hofgruppe der Ort durch die geschlossene, von Obstbäumen am südlichen Hang eines in Richtung Neuheim ver- umrahmte Dachlandschaft. Innenräumlich erscheint laufenden Bachtälchens, bestimmen Wohn- und die Bebauung weniger einheitlich. Die um eine Stras- Ökonomiebauten aus dem 20. Jahrhundert den Bau- senverzweigung gruppierten Wohn- und Ökonomie- bestand. Zu den wenigen Bauten älteren Datums bauten weisen vielfach neuere An- und Umbauten gehört ein renovationsbedürftiges Bauernhaus mit auf. Unberührter wirkt der südliche Ortsteil mit dem Schindelverkleidung in der Ortsmitte. alten Dorfschulhaus (0.1.2) und einem gut erhaltenen Gehöft (1.0.1), dessen Bauten gestaffelt auf der Die mehr als 30 Einzelhöfe konnten im ISOS nur einen Seite eines leicht ansteigenden Erschlies- summarisch unter einer Sammelnummer (0.0.12) sungswegs stehen. erfasst werden. Gleichwohl gehören sie zu den we- sentlichsten Bauten im Siedlungsraum und bedürfen Schwand (0.1) liegt leicht erhöht am Rand einer der gleichen Schutzmassnahmen wie die grösseren teilweise noch versumpften Geländesenke. Die ein- Hofgruppen. Als separate Hinweise verzeichnet prägsame Ortsansicht von Süden bestimmen ein sind Gehöfte mit besonders wertvollen und prägen- Bauernhaus mit Sichtfachwerk (0.1.4) und das den Bauten, so Blachen (0.0.10) mit einem «Ratsherrenhaus» (0.1.3). Der 1805 von Ratsherrn schönen Sichtriegelhaus auf hohem Mauersockel von Peter Joseph Zürcher errichtete Blockbau mit 1812 und Hinterbüel mit einem Blockbau aus dem gequaderten Ecklisenen und toskanischen Kapitellen frühen 17. Jahrhundert (0.0.11). zählt zu den herrschaftlichsten Bauernhäusern des Kantons. Das ursprüngliche Gesamtbild des Weilers Die meisten Bauernhöfe sind noch bewirtschaftet. Die vervollständigen kleinere Nebenbauten wie ein neuen Ökonomiegebäude fügen sich als schlichte Weidestall von 1724, ein wohl zeitgleich mit dem Zweckbauten meist recht gut in die Altbebauung ein. «Ratsherrenhaus» erstelltes Wasch- und Brennhaus, Etwas problematisch erscheinen hingegen die schöne Bauerngärten und eine mächtige Einfamilienhäuser, die mit ihren hell verputzten Fassa- Stallscheune aus dem 19. Jahrhundert. Im hinteren, den hie und da die Gehöfte bestimmen. Landschaft- weniger ortsbildwirksamen Bereich befinden sich lich hat in den letzten Jahrzehnten der Rückgang des neuere Ökonomiebauten und ein an Stelle der alten Obstbaumbestandes die auffälligste Veränderung Käserei errichtetes Wohnhaus (0.1.5). bewirkt. Im Nahbereich fast aller Siedlungen und Ge- höfte stehen hochstämmige Apfel- und Birnbäume. Landschaftlich äusserst reizvoll gelegen ist Sie leiten ins anschliessende Wies- und Weideland Wilen (0.2) über dem gleichnamigen See (0.0.22). über. Besonders charakteristisch für das Die kleine Hofgruppe wird dominiert von einem Landschaftsbild sind die mit Linden bestandenen grossen Bauernhaus (0.2.6) aus dem 17. Jahrhundert, Hügelkuppen. Die Bäume sollen zu Gehorsam und das gut sichtbar an der westlich vorbeiführenden Demut gegenüber Gott ermahnen. Als Zeichen Kantonsstrasse steht. Der alte Blockbau wurde im religiöser Verehrung gelten auch die Wegkapellen, 19. Jahrhundert wie die meisten Bauernhäuser in Wegkreuze und Bildstöcke (0.0.16–18) am der Bergregion verschindelt und mit Klebedächern verzweigten Weg- und Strassennetz. Die steilen, nur versehen. Übereck zu ihm ans erschliessende schwer zugänglichen Hangflanken des Sihlgrabens Quersträsschen gestellt, vertritt ein täferverschaltes (0.0.23) sind grösstenteils bewaldet. Unterhalb von Wohnhaus (0.2.7) den im Kanton seltenen Typus des Schwand überquert eine schmale Eisenbrücke

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(0.0.24) den Fluss, weiter talabwärts die Babenwag- Bewertung Brücke (0.0.25) bei Sennweid. Die gedeckte Qualifikation des Spezialfalls im regionalen Vergleich Holzbrücke stand in Sihlbrugg, bis sie Ende der 1960er-Jahre dem Bau einer Betonbrücke weichen Lagequalitäten musste und an den heutigen Standort verlegt wurde. In der Nähe von Neuheim hat der Kiesabbau Hervorragende Lagequalitäten durch die feinfühlig grosse Lücken (0.0.21) ins Landschaftsbild ge- in die Hügellandschaft eingebundenen Einzelhöfe, schlagen. Sonst aber ist der Siedlungsraum von Hofgruppen und Weiler mit höchst unterschiedlichen neueren, nicht landwirtschaftlich bedingten Eingriffen Standorten in Geländemulden, an Hangflanken und in weitgehend unberührt geblieben. Einsattelungen. Aussergewöhnlich grosser noch ursprünglich erhaltener Siedlungsraum.

Empfehlungen Räumliche Qualitäten Siehe auch die kategorisierten Erhaltungsziele Ausgezeichnete räumliche Qualitäten durch die span- Die vorliegende ISOS-Aufnahme überschreitet den nungsvollen Bezüge sowohl der Gehöfte unter- Rahmen eines gewöhnlichen Ortsbildinventars. einander als auch zum umgebenden Agrarland. Hier stehen nicht nur die baulichen Gegebenheiten Besonders charakteristisches Landschaftsbild mit im Vordergrund, sondern gleichermassen die untrenn- vielen, von Linden bekrönten Drumlins. bar damit verbundene Landschaft. Die Schutzmass- nahmen verlangen daher eine koordinierte Zusam- Architekturhistorische Qualitäten menarbeit der für die Ortsbild-, die Natur- und die Denkmalpflege zuständigen und der für die Bewirt- Besondere architekturhistorische Qualitäten als bei- schaftung verantwortlichen Stellen. spielhaftes Streusiedlungsgebiet der Voralpenregion in einer der «grossartigsten Moränenlandschaften Generell sind nur standortgebundene Neubauten der Schweiz» (Zitat Gutersohn). Gesamthaft gut oder solche im Zusammenhang mit landwirtschaft- erhaltene und reichhaltige Bausubstanz mit regional- licher Nutzung zuzulassen. Sie sollten wenn möglich typischen Bauernhäusern aus dem 16. bis 19. Jahr- nicht in die freie Landschaft gestellt, sondern in die hundert. bestehenden Baugruppen integriert werden.

Neue Wohnhäuser gehören in zeitgemässer ländlicher Architektur erstellt, nicht in Form trivialer Einfamilien- häuser. Für Vorplätze und Einfriedungen sind natür- liche Baumaterialien zu verwenden.

Soweit noch nicht vorhanden, sollte für alle Altbauten ein Einzelbauinventar erstellt werden. Zu beachten sind dabei Kleinbauten wie Wasch- und Brenn- häuschen, Speicher, Weideställe, Wegkapellen.

Das Weg- und Strassennetz ist im heutigen Verlauf und Ausbaustand zu belassen. Die Erhaltung der Vor- und Zwischenbereiche mit Bauerngärten, Stütz- mauern, Brunnen und Obstgärten ist für das Ortsbild besonders wichtig.

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2. Fassung 03.2000/kno

Fotodokumentation Filme Nr. 8313 (1994), 8324, 8326 (1996) CD Nr. 093120

Koordinaten Ortsregister 688.954/227.038

Auftraggeber Bundesamt für Kultur (BAK) Sektion Heimatschutz und Denkmalpflege Hallwylstrasse 15, 3003 Bern

Auftragnehmer Büro für das ISOS Sibylle Heusser, dipl. Arch. ETH Limmatquai 24, 8001 Zürich

ISOS Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz

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