Waldnutzung Und Waldzustand in Der Mittelrheinischen Grafschaft Wied Vom 17. Bis 20. Jh.: Landschaftswandel Unter Gegensätzlich
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Waldnutzung und Waldzustand in der mittelrheini- schen Grafschaft Wied vom 17. bis 20. Jh.: Land- schaftswandel unter gegensätzlichen Ansprüchen Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades (Dr. rer. nat.) der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn vorgelegt von Gerrit Friedrich Bub aus Hüttental-Weidenau Bonn 2003 Angefertigt mit Genehmigung der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 1. Referent: Herr Prof. Dr. Winfried Schenk 2. Referent: Herr PD Dr. Andreas Dix Tag der Promotion: 23.04.2003 Vorwort: Ganz herzlich danken möchte ich vor allem Herrn Prof. Dr. Winfried Schenk, Institut für Historische Geographie der Universität Bonn, für die Betreuung und Durchsicht der Arbeit. Herrn Dr. habil. Andreas Dix bin ich dankbar für die Bereitschaft zur Zweitkorrektur. S. D. Friedrich Wilhelm Fürst zu Wied (†) und S. D. Carl Fürst zu Wied stellten mir ihr Archiv großzügig zur Verfügung. Dafür danke ich herzlich. Mein ausdrücklicher Dank gilt Herrn Dr. Hans-Jürgen Krüger, Archivar des Fürstlich- Wiedischen Arichvs in Neuwied. Ihm verdanke ich eine intensive Diskussion der Er- gebnisse sowie das Finden von Akten. Herrn Erich Weiler aus Puderbach, Archiv-Verwalter der Evangelischen Kirchenge- meinde Puderbach, half stets, entsprechendes Material zu finden. Boden und Nährstoffanalysen stellte Herr Helmut Rieger bereit. Das Landesvermessungsamt Rheinland-Pfalz entwickelte durch den Einsatz von Herrn Dipl.-Ing. Walter Jachmann und seinen Mitarbeitern ein Höhenmodell und ein Längsprofil des Untersuchungsgebietes und stellte freundlicherweise Karten zur Ver- fügung. Mein Dank gilt ihnen allen. Inhaber von Urheberrechten an Abbildungen sind die in der jeweiligen Quellenanga- be genannten Aufbewahrungsstellen. Sie genehmigten entgegenkommenderweise den Abdruck. Zum Schluss danke ich meiner Familie und meiner lieben Christiane für ihr Ver- ständnis in dieser Zeit, ohne das es nicht möglich war, den Stoffumfang zu bearbei- ten. Meinen Eltern Ute und Paul-Gerhard Bub und meiner verstorbenen Tante Brigitte Bub gewidmet. Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis: A: Ergebnis, zusammenfassend vorweggenommen S. 2 B: Fragestellung und Einreihung in den Forschungsstand S. 4 C: Material und Methoden S. 9 D: Untersuchungsgebiet S. 18 E: Vielfachnutzungen und Waldprozesse von etwa 1600 bis 1850 S. 34 1. Waldnutzung S. 35 1.1 Untertanen S. 35 1.1.1 Landwirtschaftliche Waldnutzung S. 35 1.1.2 Landwirtschaft als Verbund der Nutzung von Wald, Wiese, Acker und Heide S. 51 1.1.3 Der Wald als Holzlieferant S. 67 1.2 Landesherr S. 80 1.2.1 Herrschaftliche Ansprüche an den Wald S. 80 1.2.2 Kodifizierung der herrschaftlichen Ansprüche S. 100 2. Waldzustand in Momentaufnahmen: 17.-19. Jh. S. 121 2.1 Obere Grafschaft S. 122 2.2 Untere Grafschaft S. 157 3. Konfliktfeld „Wald“ vom 17. Jh. bis zur Mitte des 19. Jh.: Holznot? S. 188 4. Holznot in räumlicher und zeitlicher Differenzierung S. 255 F: Landschaftswandel durch Neuerungen von etwa 1850 bis 2000 S. 279 1. Betriebsregulierung 1850: Forstverwaltung, Waldzustand, Planung S. 279 2. Landschaftswandel in Gegensätzen S. 314 3. Konfliktfeld „Wald“ im 19. Jh. S. 338 4. Waldbau im 20. Jh.: zwei Weltkriege und ihre Folgen S. 368 G: Schlussbemerkung S. 399 H: Quellen und Literatur S. 400 1. Ungedruckte Quellen S. 400 2. Literatur S. 403 I: Verzeichnisse S. 413 1. Abkürzungen S. 413 2. Abbildungen S. 416 3. Tabellen S. 419 4. Figuren S. 421 J: Statt eines Registers S. 425 1 Ergebnis, zusammenfassend vorweggenommen A: Ergebnis, zusammenfassend vorweg- genommen 1863 bedeckte der Wald im Landkreis Neuwied 47% der Fläche und 1997 immer noch 44,9 %.1 Größter Einzelbesitzer dieser Waldungen war früher und ist auch heu- te das Fürstenhaus zu Wied. Es war bis 1806 Landesherr und bis 1918 Standesherr der ehemaligen Grafschaft Wied, die 1595-1824 als Obergrafschaft Wied-Runkel und als Untergrafschaft Wied-Neuwied von zwei Linien des Hauses Wied getrennt regiert bzw. verwaltet wurde. Die forstwirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse lassen in- nerhalb der Grafschaften Teilräume unterscheiden: Dierdorfer Senke und Urbacher Wald in der Obergrafschaft sowie die Untergrafschaft. Ziel der Untersuchung ist, zu prüfen, aus welchen Waldnutzungsansprüchen des Landesherrn und der Landbevöl- kerung heraus sich das Waldbild in den drei Teilräumen während der vorangegange- nen 350 Jahre veränderte und unterschiedlich entwickelte, ferner, welche Konflikte sich daraus ergaben und wie diese rückkoppelnd sich auf die Waldzustände auswirk- ten. Die herkömmliche Landwirtschaft auf der Grundlage des Plenterwaldes, Mittelwaldes und des Niederwaldes widersprach neuen Nutzungsbedürfnissen des Grafenhauses, das Metallhütten mit Holzkohlen zu versorgen hatte, Schiffbauholz an die Holländer verkaufen wollte und im Land Bauholz bereitstellen musste. Der herrschaftliche An- spruch an den Wald führte zu Forstordnungen und zum Aufbau einer Forstverwal- tung. Bereits Ende des 17. Jh. bahnte sich die geregelte schlagweise Waldnutzung an. Sie rief Auseinandersetzungen zwischen der bäuerlichen Bevölkerung und der gräflichen Verwaltung hervor. Der Wald war im Verbund mit Acker, Wiese und Heide noch unverzichtbarer Bestandteil der Landwirtschaft. Die Landgemeinden konnten auf Waldweide ihres Viehs, auf Laubstreu, Brennholz und Bauholz nicht verzichten. Der Gegensatz steigerte sich zum Urbacher und Puderbacher Waldprozess, beide jahrzehntelang in mehreren Phasen ausgefochten, beide mit gegensätzlichen Aus- wirkungen: Der Urbacher Wald blieb erhalten, die Wälder der Dierdorfer Senke ver- ödeten. Holznot in verschiedener Ausprägung stellte sich ein: natürliche, angeordne- te, vorhergesagte Holznot und Holzaskese. 1 STATISTISCHES LANDESAMT BAD EMS (1997): Tabellen des Landesinformationssystems Rheinland-Pfalz: Der Kreis Neuwied besitzt auf 626,82 qkm Gesamtfläche 44,9 % Wald und 36,2 % landwirtschaftlich genutzte Fläche. Vgl. Infobro- schüre Landkreis Neuwied (o.J.). vgl. dazu FISCHER, H. (1989): S. 159 Waldanteil in Rheinland-Pfalz: 39,4 %, im Kreis Neuwied 43,7%. 2 Ergebnis, zusammenfassend vorweggenommen Während die Bauern die Birke als Bestandteil ihrer Weichholzniederwälder nutzten, war der gräflichen Forstverwaltung schon 1765 die Bedeutung dieser Baumart als eines Vorwaldbaumes in Schlägen bewusst. Sie sollte als Wegbereiter aus der Holz- not der Untertanen dienen. Hundert Jahre später galt sie als „forstliches Unkraut“. Abermals hundert Jahre später schätzt man sie heute wieder als Vorwaldbaum in der naturnahen Waldwirtschaft. In der Regel wandelte die wiedische Forstverwaltung die Birkenniederwälder durch Einsaat von Nadelholzsamen in Nadelwälder um. Beab- sichtigt war, nach einer Bodenverbesserung zum Laubholz zurückzukehren. Das ers- te Nadelholz ist 1734 in der Untergrafschaft und 1747 in der Obergrafschaft überlie- fert. Unterschiedliche Waldentwicklungstypen lassen sich erkennen: In der Obergrafschaft wandelte sich der ursprüngliche Buchen-Eichen-Wald über Birken-Erlen-Schläge zu Kiefern-Lärchen-Beständen, die im 19. Jh. zunehmend von der Fichte abgelöst wur- den. Ihren großen Anteil an der Gesamtfläche gewannen die Nadelholzwälder erst nach 1850. In der Obergrafschaft, die karge Böden aufweist, überwiegen sie seit- dem, verstärkt durch zwei Nadelholzwellen: eine vor und eine nach dem 2. Weltkrieg, als die von der französischen Besatzungsmacht zu Reparationslieferungen kahlge- schlagenen Flächen schnell wiederaufgeforstet werden mussten. In der Untergraf- schaft herrschen bis heute die Buchen- und Eichen-Bestände vor, ein Ergebnis na- türlicher Verjüngung nach Art des Hartigschen Dunkelschlags. Die Pappel wurde Bestandteil eines ästhetischen Waldbaus, auf den Fürst Hermann zu Wied 1837 drang. Fürst Friedrich Carl zu Wied-Neuwied gelangte bereits 1790 zu dem Schluss, es sei am wirtschaftlichsten, bei der Aufforstung mit Nadelholz die Endbaumzahl zu säen. Die erste wiedische Betriebsregulierung, also nach heutigem Begriff eine Forstein- richtung, entwarf 1850 der damalige Forstmeister August von Pelcke, ein Schüler Hartigs. Sie senkte den Forstpersonalbestand auf fast die Hälfte, weil die Jagdaufga- ben sich verringert hatten und die Revierjäger künftig Förster waren. Vorrang hatte jetzt der Waldschutz. Der Waldvorrat der Gemeinden wurde Grundlage der Genossenschaften, die wäh- rend des Übergangs in das Industriezeitalter um 1850 Friedrich Wilhelm Raiffeisen zur Existenzsicherung der ärmeren Bevölkerung im Kreis Neuwied organisierte. Der größte Teil der Bewohner des Kreises ist seit dem Ende des 19. Jhs. durch bessere Verkehrsanbindung, durch Agrar- und Industrierevolution unabhängig von der Exis- 3 Fragestellung und Einreihung in den Forschungsstand tenzgrundlage Wald geworden. Da fast die Hälfte der Kreisfläche mit Wald bedeckt ist, bleibt er für die Waldbesitzer wie für die gesamte Bevölkerung aber auch in Zu- kunft wirtschaftlich und ökologisch außerordentlich bedeutsam. B: Fragestellung und Einreihung in den Forschungsstand Dies ist die Arbeit eines Försters, der von Kindesbeinen an in den Wäldern seiner Heimat umhergestrichen ist, der sich von ihnen zu seinem Beruf hat locken lassen und der angesichts hundertjähriger Baumstämme wissen wollte, wie „sein“ Wald in den Zeiten und durch die Zeiten gewachsen ist. Das war der Beginn dieser Arbeit: heimatgeschichtlich, forstgeschichtlich. Die Erwartung, über das Forstwesen meiner Heimat, der Grafschaft Wied, eine gan- ze Bibliothek vorzufinden, wurde enttäuscht. Eine derartige Untersuchung musste