Die Geschichte der Juden in Urbach /

von Gerhard Ebbinghaus

Als am ll.ll.l979 an der Friedhofs- gen, in den rheinischen Handelsstädten, außer Schultheißen, Geschworenen, El- halle in , in Anwesenheit meh- so z.B. um 1200 in Köln, Mainz, Worms, tern, Wirten und Schuldnern auch die rererFamilienmitglieder der in die USA , Bingen, Andernach und Bonn. Juden erneut verwarnt:,, I 2. Werden alle emigrierten Familie der Puderbacher Die Territorialherren sind zwar keine Juden hiermit nochmals gewarnet, sich Juden Tobias (Duwis), eine Gedenktafel großen Förderer des immer wieder ver- gegen den deutlichen Inhalt der Reichs- für die durch die Nationalsozialisten er- stoßenen Volkes der Juden, aber sie be- undlandes-Verordnungen, zu hüten, daß mordeten jüdischen Mitbürger des Am- dienen sich seiner gern, weil sie damit sie keine untaugliche Waaren in das Land tes Puderbach enthüllt wird, erscheinen ihre stets leeren Staatskassen durch bringen, sich Niemanden zum Handeln unter den 32 affgefukrten Namen auch Schutzgeld, Leibzoll und andere Steuer- zudringen, alles Betrugs äußeren und diejenigen der acht ehemaligen Urbacher arten aufbessern können. keinen Wucher treiben." +) Mitbürger. Dem menschenverachtenden, Selbst die 1662 verfügte Verfassung der 1786 wird in Runkel eine neue Juden- in seiner Grausamkeit kaum beschreib- 1653 gegründeten Stadt , wel- zollverordnung erlassen: ,,Von allen aus- baren Naziterror sind zum Opfer gefal- che die religiöse Freiheit aller Konfes- ländischen Juden, mit einziger Ausnah- len: Das Ehepaar Hedwig und Markus sionen verftigt, hat diesen finanziellen me der Rabbiner, der Weibsleute und Michel, deren Sohn Alfred Michel, die Hintergrund. der Knaben unter 13 Ja}ren, muß der Geschwister Jakob, Karoline und Sarah Daß um dieseZeit auch schon Juden in gewöhnliche Judenzoll, und zwar von Levy sowie das Ehepaar Else und der oberen Grafschaft seßhaft geworden einem Juden zu Fuß, in der Herrschaft Sigmund Jakob. sind, geht aus der Kirchenordnung von Runkel zwei Frankf . Kreazer, in der 1708/09 der Gräfin Florentine Sofie von Herrschaft einen Albus, von Im folgenden soll nun versucht werden, Wied-Runkel hervor, wo den Pfarrern einem Juden zu Pferd in einer Chaisse der Geschichte der Juden im Kirchspiel und Presbytern eingeschärft wird, die oderauf einem Karren aber, vier Kreuzer allgemein und im besonderen den Judenhäuser sonntags genau zu kontrol- und resp. drei Albus, bei ihrem Eintritt Schicksalen der wegen ihrer rassischen lieren. Den Juden ist es untersagt, sich an ins Land und am Morgen jedes Tages Abstammung Getöteten nachzugehen. Sonn- und Feiertagen außerhalb ihres ihres inländischen Aufenthalts, bei der Hauses aufzuhalten. zunächst von ihnen erreichbaren Landes- Die wiedische Zeit Die Wied-Runkelsche Zollordnung von herrlichen Zollstätte, gegen einen ihnen 1162 sieht in den jüdischen Händlern auszustellenden und anderen Zöllnerr. Die Geschichte der Juden im Rheinland und Hausierern eine gute Einnahme- vorzuzeigenden Zollschein, entrichtet I reicht bis in die Zeit des römischen quelle; fremde durchziehende Juden ha- werden. Unterlassung der prompten Weltreiches zurück; bereits im 4. Jahr- ben täglich, wenn sie zu Fuß reisen, Lösung des täglichen Zollscheines soll hundert gibt es in Köln eine großejüdi- einen Albus zu entrichten, ein Jude zu mit einem Rthlr. bestraft, außerdem der sche Gemeinde. Da den Juden letzt- Pferd muß zwei Albus zahlen.l) Die Jude als Zollbetriger angesehen und, endlich nur der Handel und der Geld- Zollordnung desselben Jahres fär den wie in jedem andern Defraudationsfalle, verleih, dessen sich die Fürsten beson- Besuch des bedeutenden SteimelerMark- mit einem Gulden Geldbuße, für jeden ders gem bedienten, offensteht, finden tes setzt ,,für einen Juden zu Fuß vier Heller des ordinären Zollgeledes belegt sich ihre Ansiedlungen natürlich, trotz Albus, einen Juden zu Pferd achtAlbus" werden." s) immer wieder auftretender Verfolgun- fest. 2) Ein Jahr später gebietet die Wied- Daß die jüdische Gemeinde in Dierdorf Runkelische Presbyterial-Ordnung: und Umgebung schon recht groß und I ) Nach J.J. Scoxi: Sttnmltutg der Gesetze ,,Wenn ein Jude an einem Sonn-Feyer- auch nichtunbemittelt gewesen sein muß, und Verordnttngen ..., Erster Theil, oder Bät-Tage ohne Not herumlaufet, erfahren wir aus dem Bericht der DüsseldorJ 1836, S. 368 soll derselbe ein halb Kopfstück pro- Hochzeitsfeierlichkeiten des Erbgrafen 2) Looz.-Corswarem, Chronik, S. 28 witatione erlegen." 3) Carl zu Wied-Runkel und der Prinzessin 3) Presbyterial-Ornung, S. 15,B. 1) J.J. Scoti, S.131 1765 werden durchdie,,GräflicheWied- Caroline Louise Frederique zu Nassau- 5) Scotti,5.531 Runkelische Regierungskatzlel", ffoa Weilburg am gräflichen Hofe zu Dier- 6) HK 1e28, S. 91tf bestehender landesherrlicher Gesetze, dorf. Nachdem am dritten Tag der Feier-

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lichkeiten (19.9.1181) die Pfarrer sich (ausländischer) Jude über 1500 Florin gänzlich aufihre Kosten verpflegen las- I vorgestellt, ihre Glückwünsche über- und eine fremde Jüdin über 1000 Florin. sen, oder ihnen zur Unterstützung nach I brachtund Geschenke überreichthatten," Das Vermögen kann aus Bargeld. Kapi- den Umständen beständige oder unbe- I ... kam die ganze Judenschaft hießiger tal, Vieh, Waren u. a. bestehen, aller- ständige milde Beiträge verabreichen." Stadt und Amt (darunter auch die Urba- dings werden Kleidung und Hausratnicht ,,Falls eine Judengemeinde aber dazu cher Juden) mit Music ins Schloß. Der mitgerechnet. Werallerdings,,lügenhafte nicht in der Lage sein sollte, ist es Auf- Vorsteher (Herz) und einige Deputierte Angabe veroffenbart", soll ,,ohne alle gabe der Orts- oder Amtsarmenpflege, überreichten der durchlauchtigsten Begnadigung des erschlichenen Schut- hier helfend einzugreifen. Prinzessin ein Geschenk in Silber mit zes verlustig erkliirt und aus dem Land In § 2 wird allen landesherrlichen Juden Versen nach jüd. Art. Der Vorsänger gewiesen werden." Es wird eine für das das Betteln innerhalb des Landes bei aber sange mit Begleitung der Music auf gwrze Land einheitliche Taxe pro re- Strafe untersagt. Die Strafe bei der erst- der Schloßbrücke einige ins Deutsche ceptione ([ür dje Aufnahmen) festge- maligen Ergreifung besteht aus einer | übersetzte Verse aus den Psalmen ab, setzt. Für einen einheimischen Juden ,,mäßigen körperlichen Züchtigung", bei die Bezug auf die Feierlichkeit hatten, oder Jüdin 31 112 Florin, für ausländi- der dritten Anzeige ist der ,,Betteljude" und zogen unter beständigen Vivatrufen sche 75 Florin, ,,sodann der eingeborne in ,,das zunächst gelegene Zuchthaus" wieder in die Stadt zurick." Bei der sowie der ausländische Jude noch be- I zur weiteren Aburteilung einzuliefern. Ausschmückung der Stadt hatte auch sonders 4 Florin in die hiesige Kriminal- Der nächste Paragraph handelt von aus- Jakob Bär (ein Kramladen mit allerlei kasse entrichten". In der Regel soll nur ländischen Betteljuden. Das Herum- Waren) mitgewirkt und einen Spruch der älteste Sohn oder in dessen Erman- wandern wird ihnen im Herzogtum un- ausgestellt: gelungen die älteste Tochter eines tersagt. Es ,,sind fremde Betteljuden, ,, Komm, komm, meinHeberSaar (Fürst), Schutzjuden in den landesherrlichen welche keine gültigen Pässe haben, wie und kauf mir ab mein War. Schutz aufgenommen werden. andere Vagabunden, nach den hierüber Komm, komm, mein lieber Herr, Eine Bestimmung des Herzoglich Nas- bestehenden Polizeigesetzen, zu behan- Und kauf bei Jakob Bär!!" 6) sauischen Kriegs-Collegiums vom deln, wo sie betroffen werden, auf der 22.3.1809 weist aus, daß auch die Söhne Stelle geflinglich anzuhalten, vor die In nassauischer Zeit von Juden zu Soldaten bestimmt werden betreffende Amtsbehörde zu bringen, können, allerdings scheint man von der ] daselbst genau zu examinieren, und hier- Mit der Abschaffung des Leibzolls ab Einziehung derselben wenig erbaut, weil auf nach Befinden entweder an die 1.9.1806 wird ein kleiner Schritt auf man ihnen die Möglichkeiten des Criminalgeri chte ntr weiteren Untersu- dem Weg der Gleichberechtigung getan. Freikaufens bietet. Es wird ,,den mili- chung abzugeben, oder mit Ertheilung Aber schon die Verordnung des Herzogs tarconscriptionspflichtigen Söhnen der eines sogenannten Laufpasses, worin Friedrich August von Nassau über die Juden welche durch das Loos zum Sol- ihnen der Weg, die zu passierenden Oft- Aufnahme vonJuden vom 29.11.1806 ?) I daten bestimmt werden und die vor- schaften und die Zeit, irnerhalb welcher zeigre, daß der finanzielle Verlust durch schriftsmäßige Kapitulation von 6 Jah- sie sich außer den Gränzen des Herzog- den Wegfall des Leibzolls durch die ren und 6 Monaten nicht in natura erste- thums an den Ort ihrer wirklichen, oder Erhöhung des Schutzgeldes ausgegli- hen wollen oder können, gestattet, ge- vermeintlichen Herkunft zu begeben chen werden soll, daß es armen Juden gen Entrichtung einer Summe von 200 haben, genau vorzuschreiben ist, za ent- unmöglich gemacht wird, sich im Land Flor. die Befreiung davon zu erwirken."s) lassen." Sollten sie diese Auflagen nicht niederzulassen und daß allgemein die Eine Verordnung aus dem gleichen Jahr genau einhalten, wird ihnen mit dem Anzahl der Juden in Nassau verringert befaßt sich mit dem ,,polizeiwidrigen Zuchthaus und seinen Folgen gedroht. werden soll. Umherziehen verarmter inländischer und Den Betteljuden mit gültigem Ausweis Wer zukünftig in den landeshenlichen bettelnder fremder Juden..., wodurch (§ 4) wirdeinLaufpaß ausgestellt, nattir- Schutz aufgenommen werden will, muß Belästigungen ihrer im Lande wohnen- lich wird auch ihnen bei Strafe verboten, über ein bestimmtes Vermögen verfü- den Glaubensgenossen und anderer Per- davon abzuweichen. Wer einem der gen: ein einheimischer (eingetrorner) sonen erzeugt, auch die öffentliche Si- Laufpaßinhaber ein,,Nachtlagerbei sich Jude über 500 Florin, eine einheimische cherheit gefährdet werden." e) gestattet" (§ 5), muß die,,Ortsobrigkeit" Jüdin über 300 Florin, ein fremder § 1 bestimmt, daß für die verarmten davon unterrichten.,,Wer einen fremden Juden in den nas- Juden, ohne diese Anzeige zu tun, bei sauischen Landen, sich beherbergt, soll fünfGulden für den

Iinanzamt !\cuwrcd die für ihren Unter- ersten, und um zehen Gulden ftir den itearled, 4/, Auaust 1942 O 52a5 halt nicht selbst sor- zweiten Uebertretungsfall gestraft, über Dortiscs Schrelben gen können, ,,ztr- den dritten aber zur Verfügung schärfe- na nächst diejenige Ju- rer Maßregeln an die betreffende Di- da€ Amt Prd.rbach den Hausrat d.s Juden Sicgnüd lerael 'Jccob aus Puderbach nicht Ubernchmen wi1}, muß dleser durch ein. zu werden." öff.ntlichc yeret-.tAerun6 dengemeinde sor- striktregierung berichtet ycrkaüft werden. DeE Zeitldt der yer_ etctgerung werde tch Ibnen nDch mittellen. gen schuldig sein Am 18.7.1811 schreibt der Herzogliche . ?zt7aa (soll), zuwelcherder- Regierungs-Assessor Lange alle Her- y'h A-*r-;--"**d* In Iertretung *Jrd*;r3r'44tAq.4qa^ *- gleichen Individuen //y"ß.^äe y*6112.o iou gehören, dergestalt, ; 7) Abgedruckt in Dokumentationen, Bd. 2, ^,ffi.Amtsburaerß.i.ter y.g-r4 daß sie denselben, Jt" -7 rt s. 179-181 ? u d e r b a c h ._Ue nach dem resp. 8) Scotti, VierterTheil, S. 1781 ,,,; /_ Bedürfniß. entweder 9) Ebd., s. 1781-84

,:i:ü§l; zoglichen Amter an, worin dieselben Die Aufnahme in- und ausländischer Judenschaft nichts, die alten nas- aufgefordert werden, ihm über den Juden kostet vorab 8 Reichstaler, ,,von sauischen Judengesetze beibehalten ,,Staatsbürgerlichen Zustald der Juden seinem eidlich anzugebenden Vernö- werden. So bleiben die Juden weiterhin in dem Herzogthum" zu genau detail- gen (werden) 27o Schttzgeld angesetzt." von der staatsbürgerlichen Gleichbe- 10). liertenFragen Berichtzu erstatten Auf Die einzigen Erwerbszweige sind der rechtigung ausgeschlossen, sie müssen diesen Angaben soll später ein umfas- Handel mit Vieh, Ellen- und Kurzwaren. weiterhin S chu tzgeld zahlen und axdere sendes Staatsgesetz entstehen. Da aber ,,nach neuerer Verordnung das Abgaben entrichten. Sie dürfen keine Dem Bericht des Amtes Dierdorf vom Hausiren auf dem Land und in den be- Immobilien erwerben, die Zünfte bleiben 11) 24.8.1811 können wir interessante und nachbarten Amtem verboten ist, müs- ihnen verschlossen, und von bestimm- detaillierte Fakten entnehmen. So erfah- sen yiele Not leiden." ten Berufen sind sie ganz ausgeschlos- ren wir, daß es seit ungefähr 30 Jahren Die Amtsbehörde schlägt fir die Zu- sen. im Amt den Judenschulmeister Ismael kunft vor: ,,Das Handeln und Schachern, So zahlen z.B. il einer Aufstellung des Elias gibt, der auch die Beschneidung womit sich die hießigen Juden noch al- Landrats von Neuwied vom 14.9 .182112) durchführt. Bei der Beschneidung erhält lein ernähren, läßt sich, indem die alten die Juden der Bürgermeisterei Puder- der Sohn den ersten Namen des Vaters Juden keine anderen Erwerbszweige bach weiterhin Grundsteuer, jährliches Schutzgeld, Judenschulgeld, Juden- pferdsgeld, Klassensteuer und neue Ge- Behänbigungsldtein werbesteuer. Die Dierdorfer Juden zah- len außerdem noch Judenschlachtgeld. tib.rbie lonb. r. Orispolizeibehi'-rde .lnPuderbach. Das Pferdsgeld ist die in eine Getdab- ,*...?5..1,n..Jfl]11.... 19 4$.,vt.. .rloiknr Verfügung... gabe umgewandelte frühe Verpflichtung b.tr.fi.nb ... Bäunun8.. d.e.s...Jnde nhauge s... .1! o.I f in lud.ex bactr. . der Juden, die alten Pferde aus dem Marstalle zu Dierdorf zu einem festste- henden Preis abzunehmen. §aE Dotb.r.tdln.t. 66rtrtf0& orut! ..bdlt,tr ax !ot!n, b.Jdt,inio. ig ti.rburd). Doch langsam werden die Juden ,,aus Pudelbec-h . ?0, ,n4o , r.n {r1r.ri der Stellung einer benachteiligten Min- ?i,Ly,,,,),' lä,lfr-Z derheit befreit und zu gleichberechtig- ten Staatsbürgem einer Nation; ein Pro- Oq6 Dolfl.b.nb b!6.id,n.t. Ed,rifftilch iob. id, tt.nt. mlttag . ... Ulr zeß, der in seinen gesellschaftlichen Kon- blm (b.r) tlbldlot.n (tn) . ,lrlörliö qu5g.bänbigl, bo id) b.n q8oqnuno sequenzen bis zum Beginn des Dritten (bt.) Ubr.lfot.n (iß) Ftbfl in blfl.n (il,r.r) nidJl nngltroif.n bobr, boil i0in. . {ibu ) rDrld)? bir Snilrll!nq 0il brtr (nir) Reiches vielfach noch nicht zum Ab- 13) !lDr.Jiot.n (in) D.!iprodl!n bot, üb.r0!b?n. schluß gekommen **.rr So erhalten sie durch die Kommunal- Ordnung für die Rheinprovinz yom

q I J. A wortbur!.r iöln.Eh'..hlo 23.7.1845 das Bürgerrecht. Das Gesetz E I A..l.ll Nr 53lo über die Verhiiltnisse der Juden vom 23.7.1847 bringt für die rechtsrhei- als Geschlechtsnamen. Z.B. heißt der mehr erlernen können, nicht auf einmal nischen Juden weitere Fortschritte. Der Judenvorsteh er Herz Simon, seine Söh- bei denselben aufheben, sondern müßte eigentliche Durchbruch zur vollen ne daher Levy Herz und Joseph Herz. Es vielmehr denselben erlaubt bleiben, da- Gleichberechtigung erfolgt letztendlich gibt einen Ehekontrakt, worin u.a. auch hingegen auch zugleich befohlen wer- durch die beiden preußischen Verfas- die Mitgift der Braut festgehalten wird. den, ihre Kinder Handwerken und son- sungen vom 5.12.1848 und 31.1.1850. Die Ehe wird von dem Schulmeister stige bürgerliche Gewerbe erlernen zu Die Verordnung des Oberpräsidenten geschlossen, da im Amt kein eigener lassen, womit sich dann ktinftighin das der Provinz nt Koblenz über den Rabbiner lebt. In allen Glaubens- für die Amts Eingeseßenen allerdings israelitischen Schulunterricht vom gegensätzen entscheidet ein Rabbiner in nachtheilige Schachern von selbst ver- 13.9.1824 ") regelt in § 2 den Schul- Frankfurt, Mainz oder Bonn. Bei Erb- lieren und aufhören würde." Der Bericht besuch der jüdischen Kinder: ,,Der schaften erhalten die Söhne die Imo- gipfelt in der Feststellung: ,,Das haupt- Elementarunterricht israelitischer Kin- bilien, die Tora und die Bücher, den sächliche Hinderniß der Assimilirung der findet statt entweder in einer der Töchtern fallen die Imobilien zu. des Juden besteht wohl in ihrerbesonde- bestehenden christlichen Schulen des Die Juden stehen ,,mit den Gemeinden ren Lebensart, daß sie nemlich nach ih- Wohnorts oder bei Privatlehrern oder in in gar keiner Verbindung, und beziehen ren Ceremonial Gesetzen vieles nicht einer eigenen jüdischen Gemeinde- daraus keinen Nutzen, hingegen bezah- genießen und daß sie zu Handwerken schule." Meines Wissens nach haben len sie an solche eine starke jährliche und Gewerben nicht zugelassen wer- alle Kinder entweder die evangelischen Abgabe." den." Volksschulen in Urbach oder Linken- bach besucht. Die letzten Schüler waren 10) LHA Ko Abt. Nr. 135-37 In preußischer Zeit die Kinder des Ehepaares Moritz und 11) Ebd., S. 139-142 Erna Michel Irmhild (bis Dezember 12) LHA Ko Bestand, 5.214f Als beim Wiener Kongreß unsere Hei- 1935) und Dieter (bis Mitrz 1937). l 3 ) Dokumentation, 8d. 3, 5. 6 mat dem Königreich Preußen 14) Abgedruckt in Dokumentationen, Bd. zugeschla- Eine Episode aus preußischer Zeit sei 3, S. 197-199 gen wird, ändert sich für die hiesige hier angefuhrt. Moses Levi, der Vater

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BEITRAGE ZUR JÜD§C}TEN GESCTIICHTE IN RHEINLAND.PFALZ der ermordeten Geschwister Jakob, Ka- erschossenen Alfred Michel. hen die Juden im Winter in die Nachbar- roline und Sara Levi, klagt 1894-95 vor Familie Heijm: Jonas (54) und Gerdel häuser, um sich aufzuwdrmen. Oder sie dem Amtsgericht Dierdorf gegen die (62). Sie sind seit 25 Jahren Schutz- gehen durchs DorI und ..machen Witz- evangelische Kirchengemeinde des juden. Das Ehepaar handelt ebenfalls chen". ,,Was brennt heller als eine Ker- Kirchenspiels r5). Diese hatte von ihm mit Waren, hat ein Vermögen von 200 ze?" ,,Zweitl" Während des Passah- einen Beitrag zur Küsterbesoldung ge- Florin und zahlt die gleichen Steuern Festes verteilen sie in der Nachbarschaft fordert. Er verwahrt sich dagegen, weil wie Familie Moses. Matzetund erhalten dafür ein Ei. er als Israelit keine Abgaben an die evan- Familie Jakob: Vater Samuel (44), Mut- Markus Michel war selbstverst?indlich gelische Kirchengemeinde zu zahlen ter Hendel (28), Sohn Seligman (9), Mitglied des Kriegervereins des Kirch- habe. Es kommt schließlich zu einem Töchter Erile (6) und Reile (4). Sie sind spiels Urbach (,,Ich habe dem Kaiser Vergleich, demzufolge die Kirchen- erst seit 12lafuen Schutzjuden, der Va- gedient!"). Außerdem sind er und sein gemeinde wegen der Armut des Klä- ter schlachtet, das Vermögen ist mit 200 Sohn Alfred Mitbegründer des Urba- gers, allerdings unter Wahrung aller Florin angegeben, das Schutzgeld be- cher Turnvereins (13.8.22) dessen erster Rechte, auf den Einntg der Küsterbe- trägt sechs Florin. Samuel und Hendel Vorsitzender er ist. HerrMichel ist durch soldung verzichtet, während Herr Levi, Jakob sind die Urgroßeltern des in seine Freigiebigkeit bekannt. Hat er ein seinerseits unter Wahrung aller Rechte, Auschwitz ermordeten Sigmund Jakob. gutes Geschäft gemacht, oder ist er sonst seine Klage zurüclorimmt. guter Laune, dann hält er im Gasthaus Während die in Urbach lebenden Juden Dills alle Bekannten frei. Die Dorfbe- Die Stellung der Juden im Dorf den traditionellen Handel mit Groß- und wohner nennen diese Tage ,,Markus- Kleinvieh und Waren verschiedenster tage". Am Turnfest zeigt er sich beson- Die ZaltT der jüdischen Bevölkerung im Art weiterbetreiben, fällt aui daß die ders spendabel, ,,und wenn es eine Kuh Kirchspiel, wobei die Juden fast aus- wegziehenden Söhne meist schon ein kostete!" schließlich in Urbach wohnen, die Fa- Handwerk oder einen kaufmännischen Sigmund Jakob istMitglied des Gesang- milie Simon in bildet die Beruf ergreifen. So finden wir Metzger vereins und singt selbstverständlich an Ausnahme, ist im Laufe der Jahre sehr (Ferdinand Jakob und Hermann Levi), Weihnachten mit in der Kirche. schwankend: Sattler und Polsterer (Konstantin Levi), Auch die Dorfjugendlichen machennoch 1767 3 Schuhmacher (Julius Levi), Installateur ihre harmlosen Späße. So bauen sie ei- 1811 19 (Moritz Michel) und Textilkaufmam nes Abends die Eingangstär der Ge- 1823 16 (Milton Michel). Die jungen Mädchen schwisterlevi mit Schnee zu undfreuen 1858 27 verdienen Geld als Dienstmädchen u. sich diebisch, als Jakob am nächsten 1895 24 dergl. (Karoline und SaraLevi, Franciska Morgen, nach dem Öffnen der Haustür, 1908 30 Jakob). Besonders auff?illig ist die große schreit: ,,Sara, Sara, wiehats geschneit!" t925 t4 Mobilität, hervorgerufen durch ver- Die Dorfkinder machen sich auch einen t929 24 wandtschaftliche und geschäftliche Be- Spaß daraus, aus den altersschwachen 1933 15 ziehung. So arbeitet z.B. Hermann Levi, Gefachen des alten Fachwerkhauses 1938 7 (10.11.) der Onkel des ermordeten Jakob Levi, Lumpen aus dem Kämmerchen zu zie- 1938 0 (11.11.) nach seiner Wanderschaft in Köln, hen, die sie dann am nächsten Tag den Bendorf, Wiesbaden und Aachen. Sara Geschwistern für ein paar Pfennige ver- 1811 werden in einer Beilage zu dem Levi, in Auschwitz vergast, erscheint kaufen. bereits erwähnten Bericht des Her- zwischen 1907 und 7931 2l mal in dem zoglichen Amtes Dierdorf die jüdischen Abmeldebuch des Amtes Puderbach; sie Von der jüdischen Gemeinde in Familien aufgeführt. Vier Familien woh- arbeitet in 14 verschiedenen Städten, Urbach nen damals in Urbach: allerdings immer nur für wenige Mona- Familie Leib: Vater Jacob (57 J.), Mut- te. Am ersten Weltkrieg nehmen sechs Aus der Aufstellung der jüdischen Be- ter Greile (55), Sohn Jacob (17), Töchter Urbacher Juden teil: völkerung in Urbach aus dem Jahre 1 823 Sprinzche (18) und Herta (14). Sie sind Louis Daniel, erfahren wir, daß Urbach keinen Rab- seit 25 Jahren Schutzjuden. Die Familie die Brüder Julius Jakob, gefallen am biner hat, und ,,in der Betstube zur Ur- ist ohne Vermögen und zahlt deshalb 23.8. 19 11 in Roonehoek/B elgien, bach hält der Fähigste den Gottesdienst." kein Schutz- und Gemeindegeld. Konstantin Jakob, gefallen 1916, und Urbach wird nie einen Rabbiner haben, Familie Moses: Vater Jacob (61), Mut- Sigmund Jakob, und der Betraum (in den oberen Räumen ter Ella (44), Söhne Jacob (20), Aron Markus Michel und sein Sohl wohnt eine alte Frau), dessen Maße uns

( 1 8) und Abraham (9), Töchter Sprinzche Moritz Michel. überliefert sind (5,70mbreit, 5,25mlang, (14) und Esther (12). Sie sind seit 30 2,04m hoch), wird vor dem ersten Welt- Jahren Schutzjuden, sie handeln mit Bis zur Übernahme der Macht durch die krieg durch den Bau einer Synagoge Waren und sind reich. Das Vermögen Nationalsozialisten läßt sich feststellen, ersetzt. Die Erbauer der Synagoge sind wird mit 608 Florin angegeben. Das daß die jüdischen Mitbürger voll ins (sehr wahrscheinlich) 16) Moses Moses, Schutzgeld beträgt acht, das Gemeinde- Dorf integriert sind. Sie gehören dazu. der Großvater mütterlicherseits des von geld 2Florin. Jacob undEllaMoses sind Am Sabbat entzünden die Nachbars- die Urgroßeltem der in Sobibor ennor- kinder in den Häusern die Feuer, zünden 15) Nach LHA KO, Bestand 602, 13 Nr. 17 deten Hedwig Michel und die Ur- die Lampen an, auch die Kerzen in der 16) Nach einem Briefvon Frau Erna großeltern des inBerlin von der Gestapo Synogoge. Nach dem Gottesdienst ge- Michel aus Buenos-Aires vom 20.6.1983

l:::.$..t del Gestapo er':cirossenen Altied \Iiche1. Lebensunterhalt in den ohnehin sehr schlagen zu werden." 21) Alle betroffe- und Tobias Jakob. del Onkei räterli- ärmlichen Landstrichen erschien ihnen nen Juden lehnen es ab, der Syna- cherseits des nrch Theresienstadt .,aus- verständlicherweise weit wichtiger als gogengemeinde Dierdorf zugeschlagen -een andenen" Sisnrund Jakob. Die bei- eine perfekte Organisation ihrer Gemein- zu werden, auch sind sie dagegen, daß den Hen'en. dre zur darnaligen Zeit als deverhdltnisse, die fiir eine kleine Ge- der jüdische Friedhof in Puderbach auf vermirgend gelten. sind im Grundbuch- meinde recht aufwendig war und ihnen die Synagogengemeinde Dierdorf über- anrt a1s Eisenrtürner des Synagogen- noch zusätzliche Kosten auferlegen wür- schrieben wird. grundstücks und der anschließenden de. Schwierigkeiten tauchen auch im- Zuriüdischen Gemeinde in Urbach zäh- Parzelle ( heute Gebäude der merwiederbei derFrage auf, welche der len außer den Kirchspielsfamilien die Raitteisenbank) eingetragen. r7) bereits bestehenden Gemeinden eines Bürger jüdischen Glaubens aus Hor- Dr. \luuerrrerk der Synagoge ist in Synagogenbezirkes Hauptort der Syna- und . Zie gel stein aus geführt. Zwei schmalhohe gogengemeinde werden soll. Es kam 1933 sind dies aus Urbach: Sigmund gotische Fenster mit grau-blauen und deshalb häufig zu Auseinandersetzun- Jakob, Else Jakob, Franciska Jakob ,selben sehr kleinen Scheiben in Blei- gen, da in der Regel keine der Gemein- (Großbritannien), Jakob Levi, Karoline r elelasung mit Davidstern erhellen den den auf die Vorteile, Sitz der Synagoge Levi, Sara Levi, Markus Michel, Hed- Raum. Der hohe Innenraum, der durch zu sein, yerzichten wollte." 1e) wig Michel, Alfred Michel, Moritz Mi- einen kleinen Vorbau betreten wird. hat Am 13.9.1907 werden die Puderbacher chel (Argentinien), Erna Michel (Ar- an drei Seiten Emporen für die Frauen, Juden, die vorhaben, eine Synagoge zu gentinien), DieterMichel (Argentinien), die von oben dem Gottesdienst beiwoh- errichten, aufgefordert, einen Synago- kmhild Michel (Argentinien). nen. Der untere Raum hat quergestellte genverband zu bilden. Sie wollen die Aus Linkenbach: Arnold Simon (Gel- B änke. auffällend sind die schönen Lam- Urbacher, Raubacher, Horhausener und senkirchen, dort verstorben), Karoline pen. der siebenarmige Leuchter aufdem Oberlahrer Judenfamilien integrieren, Simon (Gelsenkirchen, dort verstorben). Altar und der Samtvorhang vor dem natürlich mit dem Hintergedanken, daß Aus Horhausen: Sigmund Kahn, Lina Toraschrein. Ein Davidstern auf dem diese sich an den Kosten u.a. des Syn- Kahn, Betty Kahn (USA). Dach weist das kleine Gebäude als Syn- agogenbaues beteiligten. Gegen dieses Aus Raubach: Heinrich Löb (Köln), agoge aus. Ansinnen protestieren diese Gemeinden LeopoldLöb (usA), Käthe Löb (usA), Obwohl das bereits erwähnte Gesetz ,,aufs heftigste", zamal sie ,,bei der Fas- Henriefte Löb (USA), Hedwig Löb über die Verhältnisse der Juden vom sung der zur Bildung der Gemeinde er- (USA), Johanna Jonas (Barmen), Julius 23.1 .1811 in § 35 festgelegt: ,,Die Juden forderlichen Beschlüsse nicht mitgewirkt Jonas (Argentinien), Else Jonas (Ar- so11en nach Maßgabe der Orts- und haben und selbst mit ihren am Orte vor- gentinien). Ber,ölkerungsverhältnisse dergestalt in handenen, wenn auch schlechten Bet- S,vnagogengemeinden (Judenschaften) sälen vollständig zufrieden sind." 20)Sie Die ersten Jahre nach der Machter- r-ereinigt werden, daß alle innherhalb fürchten natürlich auch, zu sehr belastet greifung eines Synagogenbezirks wohnenden Ju- werden. Die Bildung der vorgesehenen den einer solchen Gemeinde angehö- Synagogengemeinde wird zurückgezo- ,,Mit Hitlers Machtantritt begann in r*' rcn." ist es in Urbach nie. trotz man- gen. Deutschland der Terror, die Freiheit cher Versuche von außen. zu einer mit Noch im Iatue 1932 (3.6.) versucht der wurde stranguliert. Verbrecher hatten Statuten festgelegten Synagogen- Preußische Landesverband jüdischer Ge- die Staatsmacht übernommen." 22) Mit -semeinde gekommen. meinden (Berlin-Charlottenburg) in ei- der Machtübernahme durch die National- ..Die jüdische Bevölkerung war miß- nem Schreiben an den Regierungs- sozialisten wird die Verfolgung der Ju- trauisch gegenüber den umfassenden präsidenten zuKobletz, die noch nicht den zur offiziellen Staatspolitik. Der Veränderungen ihrer gewohnten Ge- zu Synagogenverbänden zusammenge- Antisemitismus ist, wie der Antikom- meindestruktur und sah die Neuerungen schlossenen jüdischen Gemeinden nach munismus, grundlegender Bestandteil als Einmischung in ihre Kulturan- Dierdorf zu integrieren. ,,Wir beantra- derNaziideologie. Schon am 24.2.1920, -uelegenheiten an. Die Sorge um ihren gen hierdurch, vorerst wenigstens die im bei der ersten öffentlichen Versamm- nordöstlichen lung der Deutschen Arbeiter Partei Teil des Krei- (später in NSDAP unbenannt), verkün- r Inirfuitgermeiirer üu ;.jlr,rrr f,ioäriäg'"'-"'" FuberbcQ''ih7'runt' 1e4o' ses Neuwied det Hitler das 25 Punkte umfassende ills €Hsr.qlii!i!e1,6.öe / gelegenen Parteiprogramm. Es heißt dort z.B.: ,\ ;n Ortschaften, ,,Staatsbürger kann nur sein, wer Volks- ltcr"t J)kob Israel L e D t / d.h. die Orte genosse ist. Volksgenosse kann nur sein, tn Pud.erbach , Ro- denbach,Dau- 17) Dankenswerterweise von Herm Hubert Schmidt eruiert. fenbach, Rau- 18) Dokumentation, d.2, S. 145 Sle wrd.en t)9, dar lr. is.-1i-". :jr;tlt:rs ersucht, on bach, Urbach- 19) Dokumentation, Bd. 3, 5.9 erel zur Äuinafuße Don nrd,arbett, 7 aht Ln llaubach, hlnTer det iloJ zu setn. Kirchdorf und 20) LHA KO, Best. r.475, Nr. 1720, 5.461 Linkenbach ff. Schreiben des Re gierungspräsidenten ),- dem Bezirk vom 26.1.1909 L' 21) Ebd. 5.937, teilweise abgedruckt in / der Synago- 4 W.^ Dokumentation, d. 3, S. 79 ) JVo -f gengemeinde 22) G. Schoenbemer: Der gelbe Stern, Dierdorfzuge- Frankfurt a.M. 1982, 5.7

,r!,6s.:t, BEITRiGEZTRJÜDISCHENGESCIIICHTEDiRTIEhLA\-D'PF{LZ

der \icilt das Algemis heraus kat'tt et in l93r+ tritt eine reiative Ruhe ein' weil wer deutschenBlutes ist, ohneRücksicht lO. zum 17. ds \Its' ztl einer At.t- Regime zu sehr mit anderen Dingen ,o* auf Konfession- Kein Jude kann daher von Volksgenossen' die ge- ist. Die jüdischen Mitbürger sammlung sein. Uesctr:iftigt eine f'eindliche Haltung Volksgenosse ichon, der Spuk sei beendet' sen die Juden ist, soll nur als glauben soll auch geschos- S. Weinlctrt Staatsbürger Michel mit äirnuhm. Angeblich können und fuenn jemandMarkus "Heil gegen Gast in Deutschland leben sen worden sein. Wieder setzte ste- Hitleri grüßt, ist seine Antwort: "Heil muß unter Fremdengesetzgebung die Scheunen. in denen die Juden schlie- Duihn dochl", womiter auf eine angeb- nen. -- hin- fen. ein Steinhagel ein'" Daraufhinwurde liche Geschlechtskrankheit Hitlers Da es im Anschluß an die Macht- Lager frühzeitig beendet' ,,Ich bitte' 1935 steigert sich der Ter- das Ausschreitungen gegen weisen will. Bezirk nicht ergreifung zu bedeckt sich derautile Kurse imhiesigen von Juden im ror wieder, Deutschland da auch Oiä gaUe una das Leben in wieder genehmigen zu wollen' mit einer Flut von Verbotsschildern' Reich kommt, was die Auslandspresse die hieibefindlichen Kurgäste erhebli- am der Art: ,,Juden sind hier unerwünscht!" entsprechend kommentiert, findet Anstoß nehmen und damit gedroht Schild,,schmückt" auch das chen auf die infame Ein solches falls die Juden noch t.+.äl als ,,Antwort Es wir von Lehrer 1 tun.n abzureisen. ein Urbacher Strandbad! 28) Greuelhetze des Weltjudentums länger anwesend wdren'" Schmidt erzählt, ,daß sich ihm das Herz reichsweriter Boykott jüdischer Ge- großen Paukenschlag kommt mit gedreht habe", als er jüdische Dei 10 Uhr postieren im Leib Reichsbürger- schäfte statt". Schlag um die der Verkündung des den Kinder, Ä f*, sich hier nur sich SA-Leute auftragsgemäß vor gesetzes und des Gesetzes zum Schutz Kinder Irmhitd und Dieter von Moritz Eingangstären und versuchen' Kunden äes deutschen Bl'utes vom 14' und nicht in Michel gehandelt haben, gesehen habe' aUzutralten. Das geschieht 15.9.1935, verkündet auf dem Reichs- die am Zaun des Schwimmbades ge- Urbach, aber in Puderbach und Dierdorf ' parteitag in Nürnberg, allgemein als standen haben und den Gleichaltrigen 't Dies ist der Auftakt der Diffamierung' tti.nU"ig". Rassegesetze bekannt' Das jü- sehnsuchtsvoll beim Baden zugeschaut Diskriminierung und Verfotgung des NationJblatt bringt in der Nummer 268 hätten. ersten Verord- dischen Bevölkerungsteils' 1 1 7. November die Eltern", schreibt Frau Erna Mi- am 6.i sich die Urbacher Partei- ,,Meine der Überschrift: Kla- Offen traut Karoline Simon' nungen dazu unter die jüdischen ctret. .Arnota und "ha- und spitze noch nicht, gegen ge- re Säheidorrg zwischen Deutschtum ben über'10 Jahre in Linkenbach aufzuffeten, aber die Denun- Mitbürger ,uvohnt dieser langen Zeit Judentum. Hand und und r.,'ährend (15'9'35) steilt zierunien hinte. vorgehaltener sehrfiied- Das Reichsbürgergesetz noch mitder donigen Ber'ölkerung heimli-ches Unterdrucksetzen der 4 laPidar fest: ,,(1) Ein Jude kann gelebt. Im Jahre 1935 rverden sie in § verkehrenden Menschen lich sein," und Jude ist mit den Juden der Fenster- nicfrt Reictrsbürget Die ununter- plötzlich durch Einwerl-en drei wird immer ausgeprägter' u' nach § 5 (1) ,,wer von mindestens scheiben ihres Hauses aufgeschreckt Hetze des Rundfunks und be- nach volljüdischen Großel- brochene dann zu meinem Bru- der Rasse ängstlich und sind ab sonders der nationalsozialistischen tern abstammt." Demnach sind Juden Simon, d. Verf') nach Gelsen- erste Früchte' Besonders dei(Josef d'h' Bür- Presse trägt sind auch dort sofort nur noch Staatsbürger, Slogans kirchen gezogen. Beide das "Der Stürmer" tut sich hervor' ger zweiter Klasse, sie verlieren z'B ' gestorben." 26) Das Ehepaar verzog am wie: "Die Juden sind unser Unglück! fuahkecht. Die Rassenschutzbestim- i.tz.zS, einen Monat später folgte die beim Juden kauft, ist ein Volks- der Verordnung zur Wer nach' mungen ,,Ersten die Ju- Enkelin Irmhild zum Schutz verräter! Frauen und Mädchen' der Ausfiihrung des Gesetzes den Der 1923 gegründete Landesverband sind Euer Verderben!" impfen deutschen Blutes und der deutschen den Oiganisation Hechaluz (Pio- des es sich bei dem jüdi- itidischen hier unbeachtet Menschen ein, daß der Juden Ehre" (14.9.35) mögen Ras- nier), der eine Umschulung schen Volk um eine minderwertige und durch bleiben, weil sie in ihrer Schamlosigkeit Blut- zur körPerlichen Arbeit zu- se handelt, um Untermenschen' zum Glück auf das Kirchspiel nicht der hebrdischen Sprache auf Ungeziefer' u* Erlernung Arierparagraph sauger. Ausbeuter. ."ln Palästina vor- ffeffen (Rassenschande, Handfe- die Auswanderung nach Baz"illus mit Menschengesicht' will, führt 1935 ein Um- u.ä.). bringt er in der Spal- bereiten festgestellt werden' daß ste Denunziationen gruppe V allendar Dennoch muß schulungslager der Orts Daß Nachrichten", Unterzeile sie den Terror zum Gesetz erheben' te,,Kleine durch- 27)Es nehmen daran 35 verstehen kann!"' in UrbÄ zweiter Klas- ,,Was das Volk nicht alle über Juden nur noch Menschen 'r.g- Juden teil, darunter 8 Jüdinnen' X aus Y kauft beim Vieh- ist aus der Zeitungsmeldung am ,Buu", Aus der Meldung des Amts- se sind, Kuh." 18 Jahre. ,,Mittwoch - iuden Z eine von Puderbach vom 2.l}.lg35 zu erfahren: bleibt nicht ohne bürgermeisters inUrbach," worin an- bi" Volkru"rhetzung Neuwied: Judenfeier, Markt t g.7.:5 an den Landrat in "Die Fotgen. so meldet z'B' der Bürgermei- gekündigt wird, daß die altenlinden des des Kursus sind im allge- am 19 an den Teilnehmer 1899 zum erstenmal srcr von '9 '1933 sie haben tt*nptL"t seit den meinen wenig hervorgetreten' Landrat in Neuwied: ,,Mir ist in wiedei pulsierendes Markttreiben erle- auch den polizeilichen Anforderun- Tagen mitgeteilt worden' daß sich letztet Juden waren alle in bei: Ch' Zenmer/F' Tätern an der gen geftigt ... Oi" 23) AbBedruckr von bisheiunbekannten grolJe^ Le xikon.de s D rir r en §cheunen bei ihren Glaubensgenossen oulati ri i s' Da s zu Anhausen Beschädi gungen 1895, S' 4i8 Svnasoge Wenn auch die Juden al- nnirlr"ntlruarrien aur.ti Pin*.rlen von Fensterscheiben untergebracht. )4\ I.HA Ko. Besrand 475/1491 les värmieden haben, was irgendwie Bd' 9' l S' 268 Ausheben der Eingangstür zum ift irrn' Dokumentation' ' und konnte, so war doch die Ema Michel' I I Anstoß emegen loil ,qrt dem Brief von Svnasogenplatzerlolgten'"20'Am 2' l' Bevölkerung trotzdem darüber aufge- Bienos Aires, vom 9'4'1983 udenfriedhof in Hönningen S' 269 ai.,r]rJa.i: nach Urbach ihr th i"rn, Dokumentation, Bd' 9' 1' der von Ober- bracht, daß sie gerade geschändet, am 19'11' Aus dem 2,6 Lul, Ko, Bestand 475/1586 2s) Lager aufgeschlagen hatten' tammerstein verwüstet' i;tffjt ben werden. ,,Damals waren die Juden schen Viehhänd- r'/). '2. noch die Herren des Marktes - diesmal lern, aber einige ? soll es sich auch hier zeigen, daß der der Viehjuden ltutu, .4, ,*aZ, Deutsche Vieh kaufen und verkaufen machen doch die I ,;'i-- /a2*-.-.1 kann, ohne daß der Jude seinen nicht Gegend noch ,/", a)a- /,2-* 7oo un- '-*, i.A-n-) -) L.z^ .ou bescheidenen Gewinn einstecken sicher. Und sor- * 4a:.1 Ä A. ü.* 2e) 4.** muß." genwirdafür, daß *.{.ta....o ,h^4heat4, . /v* €.a. e{La,^ E- Moritz und Erna die 1921 jüdischen 4441 4*,Ld4f. aalr*; i4 'ab# *-y'*da Michel, die den "2.. ß,, T*"^'fu;"1 ,^ tL)^,1 eaa.4-..9:*y .a-,fr Gastwirtschaft und das Kolonialwaren- Händlern ihr A*'r'k * *.4r;** *z:? E -.- r'-l.*-z ** a , Schneider gekauft haben, erkennen die Handwerk gelegt e4es*V*a tzL-Z 1r,,,, -- Zeichen der Zeit. Sie verkaufen ihr An- wird. Sonst aber: -)-"t (es -e* - wesen an Ernst Brinker ist noch kein Wer vom Juden I l'' ;. ,'","/A sog. Pistolenverkauf) und verziehen 1 937 frißt, der stirbt F, 1. t-'a-4 in die Anonymität der Großstadt, nach Wenn daranl ,., Köln, von wo aus die Familie nach dem jeder deutsche 'L7 l Schreck der Kristallnacht im Märznach Volksgenosse

Argenti nien auswandeft . hier seine Pflicht Obwohl erst am 6.7.38 den Juden durch tun und bei seinen Geschäften den Juden sie zur Gedenkfeier des 23er Hitler- das Gesetz zur Anderung der Gewerbe- meiden würde, dann wären wir diese putsches versammelt sind. Nach einer ordnung die Ausübung bestimmter Be- Landplage endgültig los." antisemitischen Hetzrede von Goebbels rufe verboten wird und sie gezwungen Am 8.11.38 wird von der Steuerhinter- geben die versammelten Führer an ihre werden, ihre Betriebe bis zum Ende des ziehung eines Juden aus Anhausen be- untergeordneten Stellen Befehle durch, Jahres aufzugeben oder zu veräußern richtet. ,,Leopold Kahn reiht sich der jüdische Geschäfte, WohnhäuserundSy- (Arisierung), sind die jüdischen Vieh- Liste der jüdischen Volksschädlinge als nagogen zu zerstören. händler in unserer Gegend schon vorher würdiger Vertreter seiner Rasse an." Bei Aus demBlitztelegrammHeydrichs vom ausgeschaltet (s. Urbacher Markt). 1936 einer Aktion gegen ,,Asoziale und Ju- 10.11.38, 1 Uhr 20, an alle Polizeistel- sucht ein Bürger aus eine den" werden am 20.6.1938 fünf Dier- len: 3r) ,,Auf Grund des Attentats gegen frischmelkende Kuh zu kaufen. Als er dorfer Juden mit einem in Köln zusam- Legationssekretrir vom Rath in Paris sind zufällig den Dierdorfer Viehhändler mengestellten Sonderzug in das Kon- im Laufe der heutigen Nacht - 9. auf 10. Sander Daniel trifft, darf er ihm zwar zentrationslager in Sachsenhausen in der November 1938 - im gatzeflReich De- keine Kuh verkaufen, gibt ihm aber ei- Nähe von Oranienburg bei Berlin trans- monstrationen zu erwarten. Die Leiter nen Tip. Kurz darauferscheint in dieser portieft. Alle diese Bedrohungen und der Polizeistellen haben sofort mit den Angelegenheit der Ortsgruppenleiter V. Demütigungen, so auch der Erlaß vom politischen Leitern, die die Aktionen Die Propaganda hämmerte den Volks- 17.8.38, der die Juden verpflichtet, ab durchflihren, " fernmündlich Verbindung genossen ein, daß jeder Verkehr mit den 1.1.39 zusätzlich den Vornamen Israel aufzunehmenundeirte Besprechungüber Juden den Interessen der Voksgemein- oder Sarah zu tragen sowie ab dem glei- die Durchführung der Demonstration zu schaft zuwiderläuft. Wer mit den lästi- chen Datum die Einführung einer nur für vereinbaren,...". Die deutsche Polizei gen und unerwünschten Juden Geschäf- Juden gültigen Kennkarte, haben das erhdlt als Weisungen: te tätigt, stellt sich außerhalb dieser Ge- Ziel,,,ein hinreichend antisemitisches ,,a) Es dürfen nur solche Maßnahmen meinschaft, gilt als unehrenhaft. Dazu Klima zu erzeugen, das die Juden dazu getroffen werden, die keine Gef2ihrdung die Meldung aus dem Nationalblatt. Am bewegen soll, aus eigenem Antrieb das deutschen Lebens oder Eigentums mit 30) 10.10.1938 wird unter der Überschrift Reichsgebiet zu verlassen." Wie soll sich bringen (z.B . Synagogenbrände nur, ,,Jüdische Blutsauger bestraft" berich- das jedoch den armen und iilteren in wenn keine Brandgefahr für die Umge- tet, daß derjüdische Viehhändler Moses Urbach verbleibenden Juden möglich bung vorhanden ist). Platz aus Oberbieber zu 1650 RM Strafe sein, zumal sie immer noch die Hoff- b) Geschäfte und Wohnungen von Juden wegen Hinterziehung von Umsatzsteuer nung hegen, daß es nicht mehr schlim- dürfen nur zerstört, nicht geplündert verurleilt wurde. Der Kommentar in der merkommen kann? ! Und es kommt noch werden. Die Polizei ist angewiesen, die nächsten Ausgabe: ,,Also gibt es immer viel, viel schlimmer, als es sich jemand Durchführung dieserAnordnung zu über- noch diese jüdischen Viehhändler, die ausdenken kann. wachenundPlündererfestzunehmen. . . " den deutschen Bauern um sein Vieh Während in Puderbach und Dierdorf die bemogeln und bei all ihrem Reibach Die Ereignisse am L0. November 1938 Synagogen schon bremen und der Mob noch die Frechheit besitzen, den Staat durch die Straßen läuft und die jüdi- um Steuern zu betrügen. Große Bezirke Aus Rache für seine nach Polen abge- schen Geschäfte und Wohnungen zer- unseres Gaues sindbereits frei vonjüdi- schobene Familie schießt der junge pol- stört (die Urbacher Schüler des Pro- nische Jude Herschel Grynszpan am gymnasiums in Dierdorf erleben es kurz 29) Zeitungsausschnitt aus der Schul- 7.11.38 in Paris den deutschen Bot- mit), herrscht in Urbach noch eitle Stille. chronik , S. schaftssekretrir vom Rath an, den er mit Die Schüler sind bereits in der Schule, 30) A. Crosser (Hrsg.): Wie war es dem Botschafter verwechselt. Die Nach- als das Rollkommando aus Puderbach möglich? Franl

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gen Schlägen eines Schmiedehammers Ahlbach, Harschbach, wird telefonisch Mordbuben Grünspan entlud. Bei aller wird die Tür zur Synagoge gesprengt, aus dem Unterricht gerufen und nach gerechten Empörung, die unsere Volks- Benzinkanister werden hereinge- Urbach beordert.,,Kinder, ich muß euch genossen angesichts der neuen Biuttat schleppt, ausgegossen und das Ganze nach Hause schicken. Es ist etwas des intemationalen Judentums erfüllen entzündet. Es will aber nicht so richtig, Schreckliches passiert. Ich kann euch mußte, verliefen die Aktionen jedoch in aber Bänke, Emporen und der Dachstuhl nicht sagen was, ihr werdet es von euren überaus disziplinierterForm, und keinem brennen aus. Inzwischen sind die Eltern erfahren." Vori einer Schülerin, Angehörigen derjüdischen Rasse wurde Urbacher Juden aus ihren Häusern ge- die in Urbach-Kirchdorf die Zeitung auch nur ein Haar gekrümmt." trieben, z.T. noch in Nachthemden und abgeholt hat und mit den Worten ,,In Dem Aufruf Goebbels an die Bevölke- Pantoffeln, und werden, ohne daß man Urbachbrennen die Judenhäuser" in den rung vom 10.11.38: ,,Die endgültige ihnen die Möglichkeit gibt, etwas von Schulsaal tritt, erfährt Lehrer Schmidt Antwort auf das jüdische Attentat in ihrer Habe mitzunehmen oder sich erst aus Überdorf, was in Urbach vor sich Paris wird auf demWege der Gesetzge- richtig anzukleiden, nach Puderbach zur geht. Eine Schülerin berichtet: ,,Bleich bung bzw. der Verordnung dem Juden- Amtsverwaltung geschickt. Nachdem vor Wut und Entsetzen rannte unser Leh- tumerteiltwerden" (Nationalblatt 1 1. 1 1. das Rollkommando, unter kriffiger Mit- rer nach oben in seine Wohnung, um 1938) folgen am12. d. M. bereits Taten. hilfe einzelner Dorfbewohner, alles Er- sich durchs Fernglas von derRichtigkeit Das Nationalblatt vom 14.11.38 veröf- reichbare zerschlagen oder sonst un- der Aussage zu überzeugen. Er kam wie- fentlicht die Verordnungen General- brauchbar gemacht hat, werden die der zu uns in den Schulsaal und befahl feldmarschalls Göring: Verordnung über Wohnhäuser des Ehepaares Markus uns, sofort nach Hause zu gehen, wobei die Sühneleistung der Juden deutscher Michel und der Geschwister Levi in er uns ausdrücklich verbot, statt nach Staatsangehörigkeit (Kontribution von Brand gesteckt und brennen bis auf die Hause den Weg nach Urbach zu neh- 1 Milliarde DM an das Deutsche Reich), Grundmauern ab. men. Was eure Eltern machen ist deren Verordnung zur Wiederherstellung der Das Haus des Ehepaares Jakob soll auch Sache, sagte er." Straßenbilder bei jüdischen Gewerbe- angezündet werden. Dagegen wehrt sich Während die Urbacher Juden in der betrieben (Die Schäden sind von den verständlicherweise das Ehepaar Noll, Puderbacher Schule hungem und frie- jüdischen Inhabern auf eigene Kosten dessen Haus, ohne Brandmauer, an das ren, veranstaltet die dörfliche Parteispitze sofort zu beseitigen, Versicherungsan- Jakobsche Haus anstößt. Also unterläßt mit den entwendeten eingeweckten sprüche werden zugunsten des Reichs man die Brandstiftung, macht sich aber Ziegen{leischvorräten von Frau Jakob beschlagnahmt) und die Verordnung zur noch Gedanken, ob dann das Haus nicht eine Siegesfeier: Urbach ist judenfrei ! Ausschaltung der Juden aus dem Wirt- gesprengt werden soll. Doch auch davon Was sagt doch die Frau eines führenden schaftsleben! wird abgesehen, was aber nur zur Folge Parteimitgliedes, während die auf dem In derselben Ausgabe des Nationalblat- hat, daß nun alles, was nicht niet- und Speicher gelagerten Ka.rtoffelvorräte der tes steht ein großaufgemachter Bericht, nagelfest ist, der Zerstörung durch die Geschwister Levi durch die brennende der bebildert ist: Reichsleiter Pg. Dr. entmenschten Brandleger und Plünderer Decke kullern? ,,Ens konnen se nimien Ley sprach vor dem Führerkorps der zum Opfer f?illt. Die Gef?icher des Fach- of de Klötzer remkriechen!" (Die Ge- Westmark, bedeutungsvolle Tagung in werkhauses werden herausgeschlagen, schwister Levi hatten statt einer Bank der Stadthalle Koblenz. Der durch seine Türen und Fenster werden demoliert, Holzklötze vor dem Haus stehen). ,,besonders brutale antisemitische Het- Schränke erbrochen, derlnhalt zumFen- Am Abend, während die HJ an den ze" bekannte Reichsorganisationsleiter ster hinausbefördert, die Kissen werden Brandstätten Feuerwache hrilt, kommen (,,Reichstrunkenbold") geht in seiner aufgeschlitzt und die Federn in alle Win- Markus Michel und das Ehepaar Jakob Rede auch auf den Pogrom (,,Reichs- de zerstreut. Die mit blauen und rosa ins Dorf zur Familie Müller, um sich kristallnacht") ein: ,,Gewiß gibt es auch Bändchen verschnürte Aussteuer der warme DeckenundKleidung zu erbitten, bei uns noch Schwache und Laue, wie Tochter Franciska (Fränze) wird mit die sie auch erhalten. Später holen sie sich das in den letzten Tagen wieder Schuhen und anderem Brennbaren ei- auch noch die Samworhänge aus der einmal gezeigt hat. Hier kann ich nur nem großen Feuer im Hof übergeben. Synagoge ab, die ins ehemalige Schlacht- fragen: Wenn du lungenkrank bist, hast Einer Fotografin wird der Film aus der haus des Markus Michel gerettet worden du dann mit deinen Tuberkeln Mitleid? Kamera geholt, denn Zeugnisse der sind. In Puderbach werden die Urbacher Oder versuchst du nicht um jeden Preis, Zerstörungswut sindunerwünscht. Selbst Juden mit andern Juden des Amtes in das sie loszuwerden? (Tobender Beifall). Der an den Hühnern wird sich ausgetobt, es Haus des Albert Aron (heutige BP- Jude aber ist derBazillus mitMenschen- wird mit ihnen Fußball gespielt, bis sie Tankstelle) in der Steimeler Straße 2 gesicht, und deshalb ist er der gefähr- tot in den Ecken liegen. Natürlich wird eingewiesen, wo sie sich in der Wasch- lichste. Mögen auch einige Fensterschei- trotz Verbotes geplündert. Vor allem und Futterküche. z.T. für viele Jahre. ben eingeschlagen und einige I Sachwerle ärmere Volksgenossen bedienen sich. einrichten. vernichtet worden sein, das mag bedau- Es gibt aber auch Bürger, die versuchen, Das Nationalblatt berichtet am 11.11. erlich erscheinen. Nicht zu bedauem aber etwas fiirdie ehemaligenjüdischenNach- 1938 unter der Überschrift ,,Volkszorn ist, daß die Juden aus unserem Volk barn zu retten. gegen das Judenpack": ,,Auch in den ausgetilgt werden! (Minutenlange be- Während in anderen Orten Lehrer ihre Städten und Gemeinden des Westmark- geisterte Zustimmung.) Wir müssen die Klassen zu den brennenden Synagogen gaues Koblenz-TÄq kam es vereinzelt Brutalität aufbringen, denn es geht hier fiihren, führt Lehrer Simon seine Kinder zu Kundgebungen und Aktionen, in de- um Sein oder Nichtsein unseres Volkes. ins Blockhaus des Versuchsgartens, um nen sich der Zorn des Volkes gegenüber Der Jude muß raus, das ist die Parole, sie dort weiter zu unterrichten. Lehrer den Rassengenossen Oes und sie muß zur Tatsache werden! (Er- .1riäisctren I

l!re:* 32) neut stürmische Kundgebungen). Mit nungen und Verfügungen der möchte gern wissen, was es in Urbach Rücksicht und Anstandkommen wir dem nationalsozialistischen Machthaber, die Neues gäbe. Obwohl die Handschrift Juden nicht bei, denn er klebt, wie alle ihr mehr als bedauernswürdiges Leben eindeutig als die von.Frau Michel er- Bazillen!" immer mehr einengen und beschweren kannt wird, wird der Brief nicht beant- Zählen die durch die Nationalsozialisten (3.12.38: Juden dürfen nicht mehr Auto worlet und sofort vernichtet, weil die umgebrachten Urbacher jüdischen Glau- fahren, 30.4.39: Kein gesetzlicher Empfänger an eine Falle der Gestapo bens zu diesen Bazillen mit Menschen- Mieterschutz mehr, 21.9.39: Einzug der glauben. Im Zusammenhang mit der gesichtern? Sicherlich nicht! Sie muß- Rundfunkapparate, 11.5.40: Ausgeh- Konzentrierung kranker jüdischer Men- ten sich ihren Lebensunterhalt mühsam verbot während der Abend- und Nacht- schen aus dem ganzen Reichsgebiet in erarbeiten. Das Ehepaar Markus und stunden, 2.ll.4O: Arbeitseinsatz der 18- den Jakobyschen Anstalten in Sayn (es Hewig Michel hatte gute Zeiten ef,ebt. 55 jährigen Juden, I.9.4I: Kenn- werden extra Baracken von dem olym- Markus Michel ist vorzeiten ein erfolg- zeichnung der Juden - Judenstern, 1 3. 1 1. pischen Spielfeld von der Reichsre- reicher Viehhändler. Er schächtet und 41: Erfassung von Schreibmaschinen, gierung nach Sayn geschafft) 35)kommt errichtet ein Schlachthaus, das aber ir- Fahrrädern, Fotoapparaten und Fern- auchFrau Michel von Berlin aus dorthin. gendwann den gesetzlichen Bestimmun- gläsern, 8.1.42: Benutzung von Ver- Die Verfügung zam geschlossenen gen nicht mehr genügt. In der Zeit der kehrsmitteln nur mit Sondergeneh- Arbeitseinsatz der arbeitsfähigen jüdi- Inflation und Weltwirtschaftskrise ver- migung, gleiches Datum: Verbot der schen Männer betrifft die Urbacher liert er sein Vermögen. Die drei älteren Benutzung öffentlicher Fernsprech- Sigmund Jakob und Jakob Levi. Zusam- und unverheirateten Geschwister Karo- stellen, 2.4.42: Kennzeichnung der men mit Herrn Mayer (gen. Max) Cahn line, Jakob und Sara Levi führen ein Wohnung mit dem Davidstern, u.v.a.m.) aus Daufenbach müssen sie die Aus- mehr als ärmliches Leben in einem al- Manche dieser Diskriminierungen trifft schachtungsarbeiten flireinen Kühlraum ten, heruntergekommen Fachwerkhäus- sie nicht, haben sie doch, die man aus der Molkerei Raubach durchftihren. Bei chen. Sie betreiben einen Kleinvieh- ihren Häusern vertrieben und ihr Hab Nivellierungsarbeiten des hügeligen handel mit Zie genlämmern, handeln mit und Gut zerstört hat, kein Auto, keinen Gelärdes auf dem jetngen Betriebs- Schaf- und Ziegenfellen, kaufen Lum- Fotoapparat und keine Schreibmaschi- gelände der Bödenpresserei Afflerbach pen auf, machen Botengänge, treiben ne. Hart, weilbesonders entehrend, trifft in Puderbach erleidet Herr Jakob einen Vieh auf, die Schwestern hausieren mit sie aber das Tragen des Judenstems: schweren Unfall. Mit einem doppelsei- Kurzwaren. Siegmund Jakob betreibt ,,§1 (1) Juden ..., die das sechste Le- tigen Oberschenkelbruch wird er am Kleinviehhandel mit Kälbern, Schafen bensjahr vollendet haben, ist es verbo- 16.9.1941 in das Johanniter-Kranken- wd Ziegen.Im Frühjahr kauft er die ten, sich in der Öffentlichkeit ohne einen haus Dierdorf eingeliefert. Ziegenl?immer, schächtet sie, das für die Judenstern zu zeigen. (2) Der Judenstern Auch den Juden werden mit Beginn das Familie entbehrliche Fleisch verkauft besteht aus einem handtellergroßen, Polenfeldzuges Lebensmittelkarten aus- seine Frau Else in den Dörfern. Er schäch- schwa-rz ausgezogenen Sechstern aus geteilt. Sie sollen allerdings nichts dar- tet auch für andere Leute, wobei das Fell gelbem Stoff mit der schwarzen Auf- auf erhalten. Der benachbarte Lebens- seinen Lohn darstellt. Er bringt es aber schrift ,Jude'. Er ist sichtbar auf der mittelhändler verkauft jedoch zu abend- auch ferlig, eine Kuh in der Nacht von linken Brustseite des Kleidungsstückes licher Stunde die nötigen Lebensmittel, Urbach auf den Viehmarkt nach Koblenz fest aufgenäht (!) zu tragen." Diese Ver- ja er schreibt ihnen sogar noch an! Den zu treiben. ordnung beinhaltete aber noch weitere benachbarten Bäckermeister bedrohen Alfred Michel, der früher wie sein Vater Diskriminierungen: ,,§2 Juden ist es ver- die Parteigenossen: ,,Wenn du den Ju- Viehhändler ist, will in die USA ausrei- boten, a) den Bereich ihrer Wohnge- den weiterhin Brot verkaufst, zerschla- sen. Da dort nur gewisse Berufe, u.a. meinde zu verlassen, ohne eine schriftli- gen wir auch dir die Fensterscheiben!" Landwirte, aufgenommen werden, er- che Erlaubnis der Ortspolizeibehörde bei Im Amt wird entschieden, solange die lernt er in der Sayner jüdischen ,,Ja- sich zu führen; b) Orden, Ehrenzeichen Juden noch Geld haben, sollen sie auch coby'schen Heil- undPflegeanstalt" den und sonstige Abzeichen ZU tragen." 33) Brot bekommen. Beruf des Landwirts. Ein endloser Prozeß sich steigernder Daß man ihnen keine Lebensmittel ver- Qualen führt über furchtsame Erwar- kauft, war ftir die Urbacher nichts Neu- Die Urbacher Juden in Puderbach tung zu hoffnungsloser Verzweiflung, es. Das haben die Urbacher Gescheifts- vom hellen Schrecken, bis zur Ergeben- leute, die die dörfliche Parteispitze bil- In Puderbach nun erleben die Urbacher heit in das Schicksal. den, vor der Vertreibung auch prakti- Juden, außer Alfred Michel, die weite- Das Ehepaar Michel wird von Verwand- ziert.Beherzte Frauen, die die jüdischen ren diskriminierenden Gesetze, Verord- ten in Arenberg-Immendorf, dem Ge- Bürger nicht im Stich lassen, so z.B. burtsortMarkus Michels, aufgenofitmen. Frau Ramseger aus Urbach, kaufen für Von dort aus kommt Hedwig Michel in diejüdischenBürgermitein. Als es dann 32) Enthalten in: Dokumentation, Bd. 6 ein israelitisches Altersheim nach Ber- herauskommt, 33) Ebda., 5.216 werden sie selbst auch 34), 34) Die Unterlagen des Amtes Puderbach lin-Lichterfelde wo sie sich eine ge- nicht mehr bedient. geben als Tag des Verzugs nach Berlin den wisse Zeit auftr:i]t. Die Verwandten in 12.2.40 an, doch müssen die Juden Argentinien erhalten von Berlin aus das Die Endlösung der Judenfrage - Der betreffenden Angaben mit Vorsicht letzte Lebenszeichen. Auch die Familie Weg in die Vernichtungslager behandelt werden, weil sie 4 T. nachgetra- Müller erhuilt einen Brief aus Berlin. gen, fehlerhaft und falsch sind. 35) Schabow: Zur Geschichte der Juden in Frau Michel schreibt, daß sie in dem Als am l.l0.4l ein endgültiges Verbot Bendorf, Bendorf 1979, S. 16 Altersheim gut aufgehoben sei, und sie der Auswanderung ausgesprochen wird,

.,:,?S'.-, gibt es noch 164.000 Juden im alten bracht werden sollen. Das am 24.1I.41 nicht nennen - ging heute früh von etwa Reich. Nach dem Überfall auf die Sow- eingerichtete,,Altersgetto" Theresien- 7 Uhr an vor sich. Gegen l/23Uhr war jetunion und der deutschen Kriegserklä- stadt dient der NS-Propaganda auch als dann endlich der Zug abfahrbereit. Alles rung an die USA wird bei der Wannsee- ,,Gegenbeweis" gegen die weltweiten kam in Güterwagen. auch das Personal, konferenz am 20.1.42 dteBndlösung der Gerüchte vom Massenmord an Juden. für das ursprünglich ein Personenwagen Judenfrage besprochen. Bei dieser End- Nachdem die Voraussetzungen geschaf- vorgesehen war. 60 oder gar 68 in einem lösung handelt es sich um eine planmä- fen sind, beginnen die von Eichmann Wagen, der fest geschlossen und ver- ßige, ,,mit allen staatlichen Macht- und zusammengestellten Eisenbahnzüge in plombt wurdel ... Daß so etwas Furcht- Organisationsmitteln in großem Stil die Vernichtungslager des Ostens oder bares überhaupt geschehen kann, ist mir durchzuführenden, bewußten und ge- nach Theresienstadt zu rollen. unfaßbar." wollten Tötung aller im deutschen Zu- 342 Namen erscheinen auf der griffsbereich lebenden Juden." 36) Der Leidensweg Yon Frau Hedwig Transportliste, Hedwig Michel ist die Die Aktion,,Reinhard", d. h. die Ak1ion Michel Nr.227 :sr. Die verplombten Waggons derphysischen Vernichtung, wird streng (die Waggons werden erst nach vielen geheim gehandelt. Sie bedient sich einer Die erste ,,evakuierte" Urbacher Jüdin Tagen auf derRampe des Vernichtungs- Tamsprache. Es ist die Rede von,,Aus- ist Hedwig Michel. Am 3.6 .42 erhaltdie lagers entplombt!) fahren gegen 15.00 wanderungen",,,Umsiedlungen", Staatspolizeistelle (Stapostelle) Koblenz Uhr nach Koblenz-Lützel, von wo aus ,,Evakuierungen" und,,Sonderbehand- ein von Eichmann unterzeichnetes Fern- sich der Sonderzug um Mitternacht über lungen". Die Vernichtungsaktionen nach schreiben aus dem Reichssicherheits- Köln, Düsseldorf nach Isbica, einem hauptamt (RSHA) in Berlin, das unbedeutenden Verschiebebahnhof, nur im Referat IV B 4a die Transpor- wenig km von Belzec und Sobibor ent- i;/t.1trS te in die Vernichtungslager ko- fernt, in Bewegung setzt. Izbica als Ziel- '/ t ileLsr 9 ,'/ ordiniert.,,Dringend, sofort vor- ort ist aus Verschleierungsgründen ge- -/ tlts.hr- "-ildfqetm Landrat legen. Geheim. Betr.: Evaku- wählt. Da zur Zeit dieser Transporte die '" ----l-1-:-:-1-1-1---- ierung von Juden nach dem Vergasungsanlage von BeTzec gerade Osten... Zur Abbeförderung der erneuert wird, te)muß als Vernichtungs- für die Evakuierung nach dem ort das Sonderlager Sobibor angesehen 1:1;'#{,ffi'ffiinpxt*;;;;ll Osten noch in Betracht kommen- werden. In Sobibor werden allein im den Juden wurde mit der Reichs- Jwi 1942,,aus Reich und Österreich bahn die Bereitstellung des Son- 10.000" 40)Juden durch die Abgase eines derzuges DA 22 am 15.6.42 ab schweren Panzermotors vergiftet, oder ffi,,w,w,4/'- Koblenz nachlzbica bei Lublin wenn sie nicht mehr gehfähig sind, mit vereinbart. An diesem Transport Loren direkt zu den Gruben gefahren industriellem Verfahren finden,,weit sind beteiligt: Stapostelle Koblenz mit und dort erschossen. Wohl dem, der außerhalb Deutschlands statt, im tief- 450 Juden, einschließlich der Schwach- schon während der Anreise den Strapa- sten Osten Europas, wo Hitler mit mehr sinnigen aus der Heil- und Pflegeanstalt zen erlegen ist. örtlicher Zustimmung rechnen konnte Bendorf/Rhein. . . Der Son derzugD 422 Die Gestapo Koblenz gibt aml .7 .42 dre und wo im übrigen seit Kriegsbeginn fährt am 15.6.42 um 2.18 Uhr ab Vollzugsmeldung zu obigem Transport: 31) sowieso Mord die Lösung war."36a) Zur Koblenz-Lützel ..." ,,Es wird hiermit bestätigt, daß die in der Vernichtung werden eigens die Am 1I.6.42 schickt die Stapoleitstelle vorstehenden Liste aufgeführlen Juden Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno einFernschreiben an die anderen betrof- auf Grund der 11. Verordnung zum bei Lodz, Dez. 4l-Ende Marz 43), Bel- fenen Stellen: ,,Der Transport DA 22 Reichsbürgergesetz vom 25.11.1941 - zec (südöstliche Grenze des Distrikts verkehrt un 15.6.42 ab Koblenz-Lützel RG 81. 1 5.122 - am 15" Juni 1942 Lublin, März 42-Dez. 42),Sobibor (östl. nicht, wie vorgesehen, um 2.08 Uhr, ausgewandert sindund somit, soweit sie Grenze des Distrikts Lublin, llllat 42- sondern um 0.00 Uhr. Er setzt sich aus die deutsche Staatsangehörigkeit beses- Herbst 43) und Treblinka (nördl. War- 15 Personenwagen und 9 G-Wagen zu- sen haben, diese verloren haben." a1) Das schau, Juli 42-Nov. 43) errichtet. Die sammen. Die G-Wagen werden mit den bedeutet im Klartext, daß evtl. noch vor- Lager liegen weitab von größeren Sied- Juden der Israelitischen Heil- und handenes Vermögen dem Reich verfal- lungen, aber unmittelbar an Bahnstrek- Pflegeanstalten belegt. Die 3 vorderen len ist! a2) ken, möglichst an Nebenstrecken. Personenwagen sind für die Juden der Eine Sonderstellung billigt Hitler an- Stapoleitstelle Düsseldorf, die nächsten 36) Hffiter: Annterkttngen zu Hitler, fangs noch den deutschen Juden zu. So 3 Wagen für die Juden der Stapostelle Frankfurt a. M. 1983, S. 137 3 6a Riickerl : N S -Vemi chtun,qs l a,qe r. wird bei der Wannsee-Konferenz fest- Aachen und die letzten 9 Personenwagen ) Miinc:hen 1979. S. 96 für die Juden Stapostelle Köln bestimmt. gehalten, daß Juden über 65 Jahre, 37) Schabow,5.21-27 Kriegsversehrte oder Träger des Eiser- Die Begleitmannschaft wird von der 38) Doknnentation, Bd. 7, S. 278 nen Kreuzes und ihre Familien in das Stapostelle Koblenz gestellt ...". 39) Rtickerl, S. 133 ,,Vorzugslager" oder,,Reichsaltersheim" Eine Augenzeugin notiert unter'dem 10)Räckerl, S. 117 tmtl 156 1l Dokuntentctrion, Bd. 7, S. 280 Theresienstadt (zu diesem Zweck wer- 14.6.42 in ihr Tagebuch: ,,3. Ab- ) 12) Nach einem ,,SclmellbrieJ" des 250 Kranken und den die ca. 7000 Einwohner dieser 60 wanderung von ca. Reithsministers der Finanzen vom 4.1 1.42 km von Prag entfernten tschechoslowa- 100 Personen Personal der Anstalt ... ist das.iüdische Vermögen Tug,trnslen d.e.s kischen Garnisonsstadt evakuiert) ver- Das ,,Verladen" - anders kann man es I)eut s chen Re ic he s ei nzuzieh en.

- tt - Der Leidensweg des Ehepaares Else rung und Mangelkrankheiten zugrunde Schwiegermutter mit einem Transport +s"r und Sigmund Jakob $ehen.) von Heiminsassen der Anstalt Bendorf- a6) Der Text der Karte yom 13.7.44: S ayn auch nach Theresienstadt deportiert Am Sonntag, dem19.1 .42, schreibt das ,,Werthe Familie Löwer. Hoffentlich ist wurde. Sie ist dann auch bald dort umge- Ehepaar Hermann Löwer, Dierdorf, ei- alles Gesund bei Euch, ich bin immer kommen. Diese Auskunft gaben uns nen Brief an ihre Tochter Hanna im noch im Krankenhaus, geht mir aber Überlebende des K.Z. Lagers There- Reichsarbeitsdienstlager in Polle/Ober- Gott sei Dank besser. Von Neuwied von sienstadt." Die Aussage über Hedwig weser. Aus dem Inhalt: ,,Denk Dir, Fa- Müllers Paket erhalten und freuten uns Michel ist nach unseren Recherchen lei- milie D. und Frau S. a3)sowie die beiden sehr damit, wir können hier kochen, ha- der nicht richtig. Leute aus Puderbach, (der Mann liegt ben Kochgelegenheitund haben uns mit noch im Krankenhaus) kommen Sams- den Nährmitteln und Mehl sehr gefreut. Der Leidensweg der Geschwister Levi tag fort." Eine Woche später liest es sich: Wünsche alles Gute weiter und herzliche ,,Sie sind Samstag mit dem Speditions- Grüße Siegmund Jakob. Theresienstadt, Nach den Unterlagen der Amtsver- wagen fort." Protektorat, Langestr. I 1." waltung Puderbach sind Jakob, Karoli- Am25.7 .A24) wird Herr Jakob aus dem Im September 19 44begannen im großen ne und Sara am 28.3.42 abgemeldet Kralkenhaus heraus auf einen Pferde- Umfang die Abtransporte in die Todes- worden, um am 30.3.42 nach unbekannt Flachwagen der Spedition Schrecker, fabriken von Auschwitz-Birkenau. Als zu verziehen. Die gleichen Daten gelten Dierdorf, verladen und mit seiner Frau am 8.5.1945 sowjetische Truppen The- für Max Cahn, seine Frau Henriette und und den oben erwähnten drei Dierdorfer resienstadt befreien, befindet sich das Sohn Günther, die mit den Geschwistern Juden nach Neuwied verbracht. Das Ehepaar Jakob nicht bei den Geretteten. Levi in ,,Alberts Haus" wohnen. Für Ehepaar Jakob wird mit einem Sonder- Die restlichen in Dierdorf verbliebenen Jakob Levi kann dieserTermin stimmen, transport ins Großgetto Theresienstadt Habseligkeiten werden nach dem Krie- womit er der erste der Urbacher Juden verbracht. Von ihnen liegen sechs Post- ge der Tochter nach London gesandt. ist, der nach dem Osten deportiert wird. karten vor, alle an die Familie Heflnann Als er die Mitteilung zur,,Aussiedlung" Löwer in Dierdorf. Die Postkarten sind Der Leidensweg yon Markus Michel erhält, äußert er sich Herrn Schrnidt, alle inBerlin-Charlottenburg 2, dem Sitz Raubach, gegenüber: ,,Ich bin aufalles der ,,Reichsverwaltung der Juden in Sehr wahrscheinlich kommt er mit dem- gefaßt!" Herr Bierbrauer (damals Pu- Deutschland" aufgegeben. Die letzte selben Transport wie das Ehepaar Jakob derbach, jetzt Raubach) erinnert sich, Karte wird am 2I.9.44 abgestempelt. nach Theresienstadt, denn sein Name daß, als er sich als Soldat von einem Die Texte sind in ihrem Inhalt alle ähn- erscheint mit der einer Verwandten in Urlaub beim Amt Ende November ab- lich, manchmal gleich. Es wird nur Gutes der,,Liste der wn27 .7 .42atsgesiedelten meldet, im Zimmer für Lebensmittel- berichtet, so, daß es dem Ehepaar G. s. Juden aus dem Stadt und Landkreis kartenausgabe alte Jüdinnen saßen. Auf Dank (Gott sei Dank) gutgeht, daß sie Koblenz." a7)Als seine und der Jeanette seine Frage, woher die seien, erhält er Post empfangen können, daß sie schon Michel letzte Adresse ist Arenberg, zur Antwort, das seien zwei Jüdinnen Lebensmittel geschickt bekommen ha- Adolf-Hitler-Str. 7 eingetragen. Frau aus Urbach. Da geht die Zwischenttir ben, daß sie sich selbstbekochenkönnen. Erna Michel, die Schwiegertochter von auf, und der Ortsgruppenleiter V. ruft Aus allen Karten sind die versteckten Herrn Michel, schreibt am 9.4.1983: den beiden Mitarbeiterinnen zu: ,,Nun Hilferufe nach Nahrungsmitteln unver- ,,Während dieser Zeit wurde mein macht denen mal die Henkersmahlzeit kennbar. Die unzureichende Verpfle- Schwiegervater zusammen mit den Ver- ferttgl" Über ihr endgültiges Schicksal gung (zeitweise tägl. 225 g Brot, 60 g wandten, wo er bei wohnte, in das K.Z. wissen wir noch nichts. Mit größter Kartoffeln und eine Wassersuppe a5)) läßt Lager Theresienstadt deportiert. Er lebte Wahrscheinlichkeit beschließen sie ihr über 33.000 Häftlinge an Unterernäh- schon nichtmehr, als etwas später meine mehr als armseliges Leben im der Welt größten,,Menschenschlachthaus, das mit i\hrhrs MicheL (int StraJ3enanz.ug), l. Vorsitzender des T.V. Urbach vier Krematorien eine,,Tageskapazität" von über 9.000 vergaster und verbrann- ter Menschen erreichte." 48)

13 ) Es handeb sich um Herrn ALexander Daniel und Frau. Emmu tuul um Frau Moses Seligmonn, Die rdofi 14) Dieses Datum v,ird auch bestritigt durch o.o. Schreiben des Johuuiter Krutkenhattses Dierdorf und das Anmelde- bLrch der Amtsventultung Puderbach. S. 105/106, Tag, des Verlugs: 25.7.12 aLLsgewantle rt. 151 Zentner: Gehührlich, S. 578 7 45a) Schoenbe rner: Gellter Stern. S. l0-i 16;1 Alle KLo'tetL befinden siclt itn Besitz. r,on Frcut Lui,se Löv,er, Dierdor!. 17) DokLunentarion, Bd. 7, S. 281 -282 1B) Schoenberner, Gelber Stenr, S. 1B-5

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