The Best of

2013

Kammer musik festival Thun

Programm 23.–26. Mai Herzlich willkommen zur fünften Ausgabe von GAIA!

Musik erleben am Thunersee. Unser kleines Jubiläum gibt uns Gelegenheit, all jenen GAIA is Love! zu danken, die GAIA unterstützen, seitdem wir 2009 in die Schweiz kamen. Unser Festival besteht dank der Die Künstlerinnen und Künstler Grosszügigkeit und der Hingabe unzähliger Menschen – gehören zu den besten weltweit, es sind zu viele, um sie hier namentlich zu nennen. Dazu die Stimmung unter ihnen ist ein- gehört das Team, das Ihnen GAIA präsentiert, dazu gehö- malig, das Ambiente am Thunersee ren einige der spannendsten Musiker und Künstler, die ebenfalls. Am Kammermusikfes- wir kennen, dazu gehören unsere Sponsoren und Mäze- tival GAIA wird Musik nicht nur ne, Mitwirkende und Fürsprecher, Familie und Freunde. gespielt, sondern gelebt. Im Gegen- Wir haben in diesen fünf Jahren viel Lob und Er- satz zu anderen Festivals verweilen munterung für unser Festival erfahren. Und es berührt die Musikerinnen und Musiker uns sehr, dass bestimmte Werke, die wir aufführten, zehn Tage lang im selben Hotel am bei Ihnen auf besondere Resonanz gestossen sind. Thunersee. Sie essen zusammen, Wie oft haben wir die Möglichkeit, Vergangenes im diskutieren zusammen und machen Gegenwärtigen zu erleben? 2013 tun wir es, indem wir Musik zusammen. Das Resultat die- Ihnen musikalische Höhepunkte aus früheren Festi- ses intensiven Miteinanders macht vals erneut präsentieren – Ihre persönlichen GAIA- jedes einzelne Konzert zu einem Favoriten. Diese sind im Programmheft markiert als einmaligen Anlass. «Best of GAIA» , den Festivaltitel aufnehmend. Dass Ich bin stolz, als neuer Präsi- wir diese Werke grösstenteils in einer anderen Beset- dent diesem Kammermusikfestival zung spielen als beim ersten Mal, wird ihnen sicher vorzustehen und danke gleichzei- neue Facetten abgewinnen. Mit grosser Freude und Genugtuung tig unserem Ehrenpräsidenten Fünf der Konzerte haben wir Mitgliedern des eh- Inhalt kann ich das Festival im Jubiläums- Christoph Ott für die tolle Arbeit, renamtlichen Komitees gewidmet. Darüber hinaus ist 4 Zum Geleit jahr in die neue Verantwortung die er in den letzten vier Jahren Ihnen, dem Publikum, das Late Night Concert zugeeig- übergeben. Ich bin überzeugt, dass geleistet hat. Ohne seinen uner- net – ein Format, das wir beim ersten GAIA Kammermu- 8 Konzerte die Aufbauarbeit von Gwendolyn müdlichen Einsatz wäre dieses sikfestival in Thun ins Leben gerufen haben und nun 34 Portraits und mir mit dem gleichen Elan und qualitativ hochstehende Kam- zum feierlichen Anlass erneut präsentieren. der selben Begeisterung für dieses mermusikfestival nicht zu Stande Es ist ein bedeutender Moment, wenn ein Festival 54 Komponisten und Interpreten einmalige Festival weitergelebt gekommen. gelingt. Dies fünf Mal in Folge zu erreichen, ist nur seit der Gründung von GAIA 2006 wird. Mit Spannung erwarte ich die Ich wünsche Ihnen allen un- möglich dank fortdauernder Entdeckerfreude und der 56 Uraufführungen und ersten Klänge des Eröffnungskon- vergessliche Momente am Kam- Generosität aller, die uns fördern. Mit grosser Begeis- Schweizer Erstaufführungen zertes 2013. mermusikfestival GAIA 2013. terung laden wir Sie zu «The Best of GAIA» ein! beim GAIA Kammermusikfestival Thun 58 Impressum Christoph Ott Matthias Aebischer Gwendolyn Masin Die vergangenen Festivals sind so schnell vorbeigezogen und wir alle wissen, wie viel Zum Geleit sie uns gegeben haben. Sie haben unsere Herzen und Sinne mit Bildern und Gefüh- Wir feiern nun schon den fünften Geburtstag len erfüllt, die nur entstehen können, wenn Kammermusik in allerschönster Umgebung von GAIA in Thun! aufgeführt wird. Gwendolyn Masin zeigt uns jedes Jahr wieder ihr Vermögen, handverlesen die bes- ten Musiker einzuladen. Indem sie jeden der Künstler persönlich kennt, kann sie deren Talente zu einer erfolgreichen Mischung verbinden. Die Programme sind unendlich originell, fesselnd und farbig. Wir tauchten ein in die einmaligen Live-Konzerte und öf- fentlichen Proben und hatten die Möglich- keit, diese in Aufnahmen und Filmen wieder zu erleben, was dem Festival eine Art von Allgegenwärtigkeit verleiht. Vielleicht ist es deswegen so schwer zu glauben, dass GAIA bereits ein Jubiläum feiert. Der Erfolg von GAIA wird ermöglicht durch zahllose Menschen, die das Festival hervorbringen und unterstützen, ein greif- barer Beweis von GAIAs Ausstrahlung.

Ich weiss, Sie werden gemeinsam mit mir GAIA zum fünften Geburtstag in Thun alles Gute wünschen – und viele zukünftige Geburtstage mehr.

Die besten Wünsche,

David Zinman Chefdirigent des Tonhalle-Orchesters Zürich und Schirmherr des GAIA Festivals 4 5 Konzerte Konzert 1

Violine Franz Schubert (1798 – 1827) Lipkind Artiom Shishkov Streichtrio in B-Dur D 471 Allegro Violine und Viola Ausführende: Anna Lipkind Plays Schubert Artiom Shishkov, Anna Lipkind, Gavriel Lipkind Viola Viacheslav Dinerchtein Zu Ehren von Manuela Tellenbach Franz Schubert (1798 – 1827) Sonate «Arpeggione» a-Moll D 821 Violoncello in einer Transkription für Solo-Cello und Gavriel Lipkind Streichquartett Dongkyun An Allegro moderato Adagio Donnerstag, 23. Mai, 19 Uhr Allegretto Schweizer Erstaufführung Ausführende: Kirche Hilterfingen Gavriel Lipkind (Solo-Cello), Artiom Shishkov, Anna Lipkind, Viacheslav Dinerchtein, Dongkyun An

Pause 1 Franz Schubert (1798 – 1827) Streichquintett C-Dur D 956 (op. posth. 163) Allegro ma non troppo Adagio Scherzo. Presto – Trio. Andante sostenuto Allegretto Ausführende: Artiom Shishkov, Anna Lipkind, Viacheslav Dinerchtein, Gavriel Lipkind, Dongkyun An

8 9 Konzert 1 Angela Beuerle dass er Kompositionen, mit denen er nicht wei- tett C-Dur, ohne Zweifel eines der grössten, terkam, liegen liess und ein neues Werk begann. beeindruckendsten Werke für Kammermusik, Lipkind Plays Schubert Mit diesem seinem ersten Versuch in der klassi- die je geschrieben wurden. In seiner für diese schen Gattung des Streichtrios schliesst Schu- Gattung ungewöhnlichen Besetzung – üblich bert auch stilistisch an die Musik der Klassik war eine zweite Bratsche, nicht jedoch ein zwei- an, Mozart und Haydn werden als seine musi- tes Cello –, seiner Länge von gut 50 Minuten kalischen Väter deutlich erkennbar. Und nach und seiner ungemeinen Komplexität führte es dem viel zu schnellen Ende dieses wunderbar nicht nur die Kammermusik in neue Bereiche, leichten, anmutig perlenden Allegros wünscht sondern überforderte offensichtlich auch die man sich, Schubert hätte ihm noch weitere Sät- Zeitgenossen. Der Leipziger Verleger Probst, ze folgen lassen. dem Schubert das Werk noch im Oktober 1828 anbot, war nicht daran interessiert, der Ver- 1823 brachte der Wiener Geigenbauer Jo- leger Diabelli, der es aus Schuberts Nachlass hann Georg Stauffer ein neues Instrument auf kaufte, legte es beiseite. Erst 1853 wurde es bei den Markt: Eine Mischung aus Cello und Gi- dessen Nachfolger C. A. Spina gedruckt und tarre, gespielt wie ein Cello, jedoch mit Metall- dann auch uraufgeführt. Zusammen mit den bünden und sechs Saiten in der Stimmung E- letzten drei Streichquartetten, den letzten drei Heute ist es kaum vorstellbar, dass Schubert zu Musik hinterlassen hat, ohne sich als öffentliche A-d-g-h-e’, der sogenannte «Arpeggione». Dem Klaviersonaten, den beiden Klaviertrios, der 9. seinen Lebzeiten als Komponist von Kammer- Person gezeigt zu haben. Sich seinem Kompo- Instrument war kein grosser Erfolg beschieden Sinfonie und der «Winterreise» gehört es zu musik so gut wie unbekannt war. Lieder und Kla- nieren über die Kammermusik zu nähern, dieser und es wäre wohl längst in vollständige Verges- Schuberts Spätwerk – wenngleich ein seltsamer vierkompositionen, auch einige seiner Messen Gattung der intimen Töne, deren Heraustreten senheit geraten, wenn nicht Schubert 1824 eine Begriff bei einem Komponisten, der bei seinem und Bühnenwerke waren öffentlich zu hören; aus dem privaten Kreis während des 19. Jahrhun- Sonate für Klavier und eben diesen Arpeggione Tod gerade einmal 31 Jahre alt war. Allerdings über zwei Drittel seines Werkes, darunter die derts für das Konzertpublikum ein Glück, für geschrieben hätte, vermutlich für seinen Freund zeigen alle diese Werke eine Radikalität, eine Sinfonien und kammermusikalischen Kompo- die Kammermusik selbst jedoch nicht essentiell Vincenz Schuster, der dieses Instrument spielte. Kompromisslosigkeit den kompositorischen sitionen, schrieb Schubert jedoch buchstäblich ist, gehört sicherlich zu den schönsten Formen Bereits die 1871 veröffentlichte Erstausgabe der Konventionen gegenüber und machen deut- für die Schublade – oder bestenfalls für Ama- der Beschäftigung mit Schuberts Musik. Mit den Sonate enthielt jedoch eine Violoncello- und lich, wie weit Schubert im Laufe seiner kurzen teuraufführungen im Freundeskreis. Obwohl Musikern um den Ausnahme-Cellisten Gavriel Violin-Stimme als Ersatz. Und obwohl es heute Schaffenszeit, von seinen Anfängen als Schüler natürlich auch Schubert auf eine Verbreitung Lipkind hören Sie drei Werke, entstanden in im Zuge der Originalklang-Bewegung vereinzel- der Klassik, gegangen ist. Ob Schubert, als er seiner Werke hoffte – vor allen Dingen seine ganz unterschiedlichen Phasen von Schuberts te Aufnahmen des Werkes mit Arpeggione gibt, das Streichquintett schrieb, ahnte, dass er nicht Misserfolge als Opernkomponist haben ihn Komponieren, die ein Bild zeichnen von der ist es doch meist in Bearbeitungen für andere mehr lange leben würde, wissen wir nicht. Auch schmerzlich getroffen – gehörte er nicht zu Entwicklung seines Schaffens, das den Bogen Instrumente, am häufigsten für Cello, zu hören. nicht, in welcher Gemütsverfassung er sich be- den Komponisten, die ohne Weiteres vor ein spannt von der späten Klassik zur ganz eigenen, Auch in diesem Konzert übernimmt das Cello fand, als er daran arbeitete. Und man täte dem grösseres Publikum traten oder selbst mit Nach- Schubert’schen Romantik. die Stimme des Arpeggione, während der Kla- Werk unrecht, würde man nicht hören, welche druck für eine Verbreitung ihrer Werke sorgten. vierpart durch ein Streichquartett wiedergege- Heiterkeit und Fröhlichkeit, welche burlesken, Erst 1827, ein Jahr vor seinem Tod, konnte er Nach Schuberts Tod wurden in einer seiner ben wird – eine seltene Fassung von Schuberts tanzartigen Passagen, ja, was für ein beinahe von Freunden zu seinem ersten und einzigen Schubladen zwei Streichtrios in B-Dur, D 471 berühmter Sonate a-Moll D 821, die erstmals in übermütiger «Wiener Schmäh» hier immer öffentlichen Konzert überredet werden – das und D 581, gefunden, die aus den Jahren 1816 der Schweiz zu hören ist. wieder erklingt. Zugleich zeigt sich aber auch ein grosser Erfolg wurde. «Ihm waren Falschheit und 1817 stammten. Anders als das zweite Trio in diesem Stück das Schubert so eigene Vermö- und Neid durchaus fremd», schreibt sein enger ist das heute Abend zu hörende erste Trio D Dass grosse Werke aus einer verzweifelten gen, in der strahlendsten Tonart – C-Dur – die Freund, der Dichter Johann Mayrhofer in sei- 471 Fragment geblieben. Nach einem Allegro- Gemütslage des Künstlers geboren werden, ge- grösste Traurigkeit, die tiefste Verzweiflung nen «Erinnerungen an F. Schubert», «in seinem Satz folgten nur noch 39 Takte eines Adagios, hört zu den festen Topoi einer in der Romantik zum Sprechen zu bringen. Insgesamt scheint Wesen mischten sich Zartheit und Derbheit, Ge- das in den meisten Fällen nicht zur Aufführung geprägten Kunstauffassung. Im Jahr 1824, als er in dieses Streichquintett C-Dur alles hinein- nussliebe mit Treuherzigkeit, Geselligkeit mit kommt. Damit gehört es zu den vielen unvoll- Schubert die Sonate «Arpeggione» komponier- geschrieben zu haben, was ein Menschenleben Melancholie. Bescheiden, offen, kindlich, besass endeten Werken Schuberts – am bekanntesten te, notierte er: «Meine Erzeugnisse in der Mu- enthalten kann. Dass das Werk dann auf einem er Gönner und Freunde, die seinen Schicksalen ist sicher seine 7. Sinfonie in h-Moll, die «Un- sik sind durch den Verstand und durch meinen unisono C in der Oktav endet – der kleinsten und Produktionen herzlichen Anteil widme- vollendete». Warum er diese Werke nicht fertig Schmerz vorhanden; jene, welche der Schmerz und zugleich grössten Entfernung, in der Töne ten.» Vieles ist aus den Werken Franz Schuberts schrieb, muss Spekulation bleiben, vielleicht allein erzeugt hat, scheinen die Welt am meis- zueinander stehen können – vermittelt den Ein- herausgelesen – oder in sie hineingedichtet – war es tatsächlich ein Zeichen seiner erstaun- ten zu erfreuen.» Vier Jahre später, zwei Monate druck, dass sich nun selbst mit Musik nichts 10 worden, gerade weil er uns seine unglaubliche lich schnellen und produktiven Arbeitsweise, vor Schuberts Tod, entstand das Streichquin- weiter mehr sagen lässt. 11 Konzert 2

Flöte Flöte, Violine, Viola Unconventional Kaspar Zehnder Max Reger (1873 – 1916) Serenade op. 141a Klarinette Ausführende: Marriages Reto Bieri Kaspar Zehnder, Alexander Sitkovetsky, Yura Lee Zu Ehren von Adrian Barben Harfe Klarinette, Violoncello Jana Boušková Guillaume Connesson (*1970) Disco Toccata Violine Ausführende: Reto Bieri, Aleksei Kiseliov Alexander Sitkovetsky Yura Lee Pause

Viola Flöte, Klarinette, Harfe, Streichquartett Freitag, 24. Mai, 18.30 Uhr Yura Lee (1845 – 1924) Ilya Hoffman Gabriel Fauré «Pelléas und Mélisande»-Suite op. 80 Prélude (quasi allegro) Stadtratssaal, Rathaus Thun Violoncello Fileuse (andantino quasi allegretto) Alexander Chaushian Sicilienne (allegro molto moderato) Aleksei Kiseliov Mort de Mélisande (molto adagio) Bearbeitung: David Walter Ausführende: 2 Kaspar Zehnder, Reto Bieri, Jana Boušková, Alexander Sitkovetsky, Yura Lee, Ilya Hoffman, Alexander Chaushian

Flöte, Viola, Harfe Claude Debussy (1862 – 1918) Sonate für Flöte, Viola und Harfe L 137 Pastorale. Lento, dolce rubato Interlude: Tempo di Minuetto Finale. Allegro moderato ma risoluto Ausführende: Kaspar Zehnder, Ilya Hoffman, Jana Boušková

Flöte, Klarinette, Harfe, Streichquartett Maurice Ravel (1875 – 1937) Introduktion und Allegro Ausführende: Kaspar Zehnder, Reto Bieri, Jana Boušková, Yura Lee, Alexander Sitkovetsky, Ilya Hoffman, Alexander Chaushian

12 13 Konzert 2 Angela Beuerle musikalischen Form, meist komponiert für sich auf die in dem Stück vermittelte Stimmung Tasteninstrumente, in der sich schnelle Läufe überträgt. Man wisse nicht, so Debussy selbst, Unconventional Marriages mit vollen Akkorden abwechseln – ist der Ges- ob das Werk «uns zu Lachen oder Tränen be- tus. In dem Werk Connessons, das übrigens wegen soll. Vielleicht beides?» Nach einem sehr als Gelegenheitskomposition – «wir brauchten frei und elegisch begonnenen ersten Satz ist der noch etwas für Klarinette und Cello» – an einem zweite Satz im Tempo di minuetto fliessenderen Vormittag entstand, findet diese unkonventio- Charakters und erinnert an einen Tanz in freier nelle Mischung so zu einer Musik voller Vitali- Form. Mit grosser Energie beginnt schliesslich Wie kommt es, dass wir bestimmte Instrumen- Max Reger jedoch bezog sich mit seiner Se- tät und Lebensfreude, die an Disco und Toccata der dritte Satz mit seinen arabeskenhaften, sich talformationen als «normal» ansehen, andere renade für Flöte, Violine und Viola auf die kam- erinnert, aber in sich etwas ganz eigenes ist. ineinanderverschlingenden Instrumentalfigu- hingegen als ungewöhnlich? Sicherlich sind mermusikalische Tradition der Klassik – und ren. Lässt der erste Satz die Charakterisierung es Traditionen, Konventionen, Hörgewohn- suchte auf diese Weise einen neuen Ton in sei- Die drei folgenden Stücke, jeweils von fran- Debussys als musikalischen Impressionisten heiten, die unser Ohr in dieser Weise prä- nem Komponieren zu treffen. Bereits 1904 schuf zösischen Komponisten, sind schon insofern verständlich werden, ist beim letzten Satz nach- gen. Vermutlich war es die Homogenität des er die «Serenade» op. 77a, mit deren Besetzung er ungewöhnlich, als in ihnen das sonst sowohl zuvollziehen, warum Debussy jeden, der eine Streicherklangs, die an die gleichberechtigte an Beethovens «Serenade für Flöte, Violine und solistisch als auch kammermusikalisch selten solche Musik «impressionistisch» nannte, als Mischung der Stimmen im menschlichen Chor Viola» D-Dur op. 25 anknüpfte. Er bezeichnete zu hörende Instrument Harfe eine wichtige «Schwachkopf» bezeichnete. erinnert, die das Streichquartett spätestens seit sie als «etwas allerleichtestes, einfachstes u[nd] Rolle spielt. Faurés «Pelléas und Mélisande- dem 18. Jahrhundert zu einer der favorisierten sehr melodiöses», als «einfach und klar […] – à Suite», die hier in einer Bearbeitung David 1904 gab die Firma Pleyel Debussy den Auf- Formationen der Kammermusik werden liess. la Mozart». 1915 entstand ein weiteres Werk in Walters für Flöte, Klarinette, Harfe und Streich- trag für eine Komposition, die die von Pleyel Ähnliches gilt mit anderem Grundton für das dieser Besetzung, die heute erklingende Sere- quartett erklingt, erschien 1909 in ihrer endgül- neu entwickelte chromatische Pedal-Harfe prä- klassische Bläserquintett. Oder aber das Kla- nade op. 141a, eine, wie Reger schrieb, «absolut tigen, viersätzigen Form. Sie geht auf Maurice sentieren sollte. Die «Danse sacrée und danse viertrio, in dem das Klavier letztendlich den klare einfache Musik». Indem sich Reger mit Maeterlincks 1893 uraufgeführtes symbolisti- profane» für Harfe und Streichorchester ent- Orchesterpart übernimmt, das Cello eine er- dieser Komposition durch die Besetzung, die in sches Drama «Pelléas et Mélisande» zurück, standen. Wohl als Reaktion darauf erhielt Mau- weiterte Bassstimme hat, während die Geige der Klassik so beliebten Gattung der Serenade das Debussy zu einer Oper, Schönberg zu einer rice Ravel 1905 den Auftrag der Firma Érard, ein oder ein anderes Instrument gewissermassen und die Leichtigkeit des Tons auf die Musik des Sinfonischen Dichtung und Sibelius zu einer Werk für die von Érard patentierte und verkauf- den kammermusikalisch eingebundenen So- 18. Jahrhunderts bezieht, diese aber keineswegs Orchestersuite inspiriert hat. Fauré erhielt 1898 te Doppelpedalharfe zu schreiben. Der Auftrag lopart vertritt. Andere Kombinationen gelten nachahmt, sondern im harmonisch-melodi- den Auftrag, für die englische Erstaufführung kam, als Ravel sich gerade auf eine Schiffsreise als ungewöhnlich, was nicht heisst, dass es sie schen Ausdruck ganz im Stil des ihm eigenen des Dramas eine Schauspielmusik zu schreiben. auf dem Rhein vorbereitete, zu der er von einem nicht seit den frühesten Zeiten der Kammer- Reger’schen Komponierens bleibt, erscheint das Diese sehr erfolgreich aufgenommene Kompo- reichen Zeitungsverleger eingeladen war. Dazu musik schon gegeben hätte. Man schrieb für Werk auch in diesem Sinne als eine unkonventi- sition bearbeitete er weiter zu einer Orches- wollte er sowohl pünktlich als auch elegant die Instrumente, die vorhanden waren oder onelle – und äusserst reizvolle – Ehe. tersuite, die in ihrem Bezug auf die Geschichte gekleidet erscheinen. So wurden es «acht Tage wollte einem bestimmten Instrument beson- der tödlich endenden Liebe zwischen dem härtester Arbeit und drei durchwachte Näch- dere Möglichkeiten zur Präsentation geben. Seit Schon der Titel – «Disco Toccata» – macht Prinzen Pelléas zu seiner Schwägerin, der mys- te», in denen Ravel «zwischen Kofferpacken Ende des 18. Jahrhunderts, und ganz besonders deutlich, dass es sich bei dem 1994 entstande- teriösen Mélisande, als Programmmusik gelten und Anproben beim Schneider» in grösster Eile während des 19. Jahrhunderts, erweiterte sich nen Werk des jungen französischen Komponis- kann. Der tieftraurige letzte Satz, «La Mort de komponierte. Schlussendlich liess er das Manu- das instrumentale Spektrum der europäischen ten Guillaume Connesson über die Besetzung Méli­sande» wurde auch bei Faurés Beerdigung skript in dem Modegeschäft liegen und auch das Kunstmusik durch die technischen Neuerun- Klarinette und Cello hinaus um eine «uncon- gespielt. Schiff fuhr ohne ihn ab. Doch das Geschäft hob gen, die die Stimmungen stabiler – und damit ventional marriage» handelt. Sogenannte U- das Manuskript auf und Ravel konnte noch spä- das Zusammenspiel einfacher – machten und und E-Musik in einem Werk? Für Connesson, «Seid ihr nicht imstande, Akkorde zu hören, ter an Bord gehen. Und wir können heute Abend die besonders im Bereich der Blasinstrumente dessen Werke sich auch sonst auf die Kulturge- ohne nach ihrem Pass und ihren besonderen seine «Introduktion und Allegro» hören, kein ganz neue Klang- und Spielmöglichkeiten er- schichte der vergangenen 3000 Jahre beziehen, Kennzeichen zu fragen? Woher kommen sie? Solokonzert für die Harfe, sondern ein Werk, schlossen. Galt es zunächst noch, auch diese In- Titel wie «Prélude et Funk», «Techno Parade», Wohin gehen sie? Muss man das unbedingt das die Möglichkeiten dieses Instrumentes aufs strumente solistisch zu präsentieren und ihnen «Medea» oder «Laudate pueri» tragen oder wissen?», fragte Debussy bereits, als er noch Beste im Zusammenspiel mit Flöte, Klarinette einen selbstverständlichen Platz auf dem Kon- Texte von Emily Brontë, Victor Hugo oder Paul Schüler auf dem Konservatorium war und und einem Streichquartett zeigt. Ravel evoziert zertpodium zu geben, nutzen die Komponisten Eluard vertonen, werden abendländische Mu- zeichnete damit einen wesentlichen Zug sei- darin, vielleicht zum letzten Mal, die «Vision ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert immer be- siktradition und moderne Unterhaltungsmu- ner Musik vor. Seine Sonate für Flöte, Viola und einer sanften und arkadischen Tagwelt», be- wusster bislang ungewöhnliche Kombinationen sik gleichermassen zu Quellen künstlerischen Harfe entstand erst viele Jahre später, 1915. Die vor er auf seiner Fahrt über den Rhein seine von Instrumenten, um auf diese Weise neue, Ausdrucks. Das Verbindende zwischen Disco- Offenheit und Ambiguität der Klänge trägt auch Faszination für die «glühenden Kathedralen» 14 überraschende Klangwelten zu erschliessen. Tanzmusik und der Toccata – einer barocken diese Komposition in sich: eine Ambivalenz, die der Industriewelt entdecken sollte. 15 Konzert 3

Late Night Concert Violine An Stelle eines festen Programms: Adrian Hart The Madness Cora Venus Lunny Viola of May Cora Venus Lunny Lassen Sie sich Violoncello Ivana Grahovac überraschen Yurodny Saxofon Zu Ehren unseres Publikums Nick Roth von einem Abend Posaune Colm O’Hara mit Weltmusik, Gitarre Alex Roth Freitag, 24. Mai, 22 Uhr Folk und Klassik! Kontrabass David Redmond Rittersaal, Schloss Thun Schlagzeug 3 Philip MacMullan Keine Pause Apéro Riche vor dem Konzert Elektronik Apéro nach dem Konzert Adrian Hart

Featuring Special Guests

Violine Gwendolyn Masin

Cimbalom Miklós Lukács

Gesang Olesya Zdorovetska

16 17 Konzert 3 Jürgen Hartmann Was findest Du, Gwendolyn, als Gast einer Wie kommt es eigentlich, dass gerade die Gruppe wie Yurodny besonders faszinierend? irische traditionelle Musik für viele Menschen Ein Interview auch weit ausserhalb von Irland so faszinie- GM: Ich bin in Irland aufgewachsen und rend ist? mit Gwendolyn Masin (GM), Gründerin von GAIA, erlebte dort, dass die klassische Musik für die Bevölkerung nicht sehr präsent war. Stattdes- NR: Wenn man den Wurzeln der irischen und Nick Roth (NR), Gründer von Yurodny. sen hat Irland eine reiche Geschichte an eige- Musik folgt, gelangt man in viele andere Länder, ner, traditioneller Musik. So ist z.B. der Vater bis nach Russland beispielsweise oder Nordaf- von Cora einer der bekanntesten Folk-Spieler rika. Ich denke, die irische Musik hat viele Ele- in Irland. Meine Eltern waren als Solisten und mente aufgenommen und deswegen wirkt sie, Lehrer klassischer Musik tätig. Damit waren sie obwohl sie eigenständig ist, auf viele Menschen am Anfang unseres Lebens in recht exo- überall in der Welt gerade so weit vertraut, dass tische Figuren. sie heimatlich und fremd zugleich ist. Und auch wenn «River Dance» natürlich eine kommerzielle NR: Aber ganz tolle Menschen! Angelegenheit ist, fusst sie doch auf dem Folk GM: (lacht) Ja, das sind sie. Irland ist ein Land, und hat dessen Ruhm in alle Welt noch weiter in dem es erst in den letzten ungefähr zwanzig verbreitet. In China, wo 17 verschiedene Gruppen Jahren größere ausländische Communities gibt. von «River Dance» jeden Tag irgendwo eine Auf- Dadurch war lange Zeit in Irland die traditionel- führung machen, weiss man manchmal nicht, le Musik viel besser erhalten als andere Genres. was «Irland» bedeutet, aber «River Dance» ist Gwendolyn, welche Verbindungen gibt es zu NR: Im weitesten Sinne spielen wir zeitge- Und als ich zum ersten Mal Yurodny hörte, war dort bekannt. Yurodny? nössische Interpretationen von traditioneller ich völlig verblüfft, nicht nur von der Idee die- Musik. Manchmal dehnen wir das aber aus und ser Gruppe und ihrer Musik, sondern von dem GM: Als ich drei Jahre lang das Carrick Fes- spielen zeitgenössische Werke von Komponisten allerhöchsten Niveau, auf dem sie diese Musik Zum Schluss: Was bedeutet die Schweiz für tival in Irland leitete, suchte ich nach irischen aus anderen Ländern, z.B. Japan. macht. Und von dem Spass, den sie beim Spielen Euch? Ensembles, die Musik unserer Zeit spielen. haben! Es ist fantastisch, mit ihnen zu spielen. Yurodny hatte seine Anfänge in 2007 gehabt, NR: Ich liebe alles an der Schweiz! Immer und ich wurde aufmerksam auf sie. Da fiel mir wenn ich dort bin, habe ich eine wunderbare Und was bedeutet eigentlich «Yurodny»? auf, dass David, der Bassist von Yurodny, sogar Zeit! Die Menschen, die Landschaft – es ist je- Welche Rolle spielt die Improvisation ein Schulkamerad von mir war. Er ist inzwischen NR: Das ist eine interessante Geschichte. In des Mal eine überwältigende Erfahrung. In Thun bei Yurodny? zum besten Jazzbassisten Irlands gekürt worden. russischer Schreibweise, Yurodivy, entdeckte ich waren wir noch nicht, ich freue mich sehr darauf. Und Cora, die klassische Geigerin, war als Kind den Begriff zum ersten Mal in den von Solomon NR: Eine ganz zentrale, grundlegende! Die GM: Ich liebe die Schweiz, weil ich dort Schülerin meiner Mutter. Es gibt also immer Volkov aufgezeichneten angeblichen Erinnerun- Improvisation ist oft verkannt worden als Gegen- nicht ständig gefragt werde, woher ich eigent- Verbindungen! 2009 lud ich dann Yurodny nach gen Schostakowitschs. Ein «Yurodny» ist in der satz zur geschriebenen Musik, aber in früheren lich komme. Das kann nämlich ermüdend sein Carrick ein, und im selben Jahr begann ich auch osteuropäischen Tradition eigentlich der Dorf- Jahrhunderten waren die grossen Musiker immer … In der Schweiz ist diese Multikulturalität etwas selbst, mit ihnen zu spielen, wann immer dazu narr und gleichzeitig ein Heiliger – jemand, der auch Improvisationskünstler, und die Komponis- Selbstverständliches, man pflegt mehrere Spra- Gelegenheit und Zeit ist. verrückt ist und deshalb ungestraft die unange- ten haben ihre Musik auch so komponiert, dass chen, hat viele kulturelle Einflüsse, andererseits nehmen Wahrheiten aussprechen kann. Solche Improvisation möglich war. Das ist erst durch werden Erbe und Traditionen aufrecht erhalten. Figuren wurden gefürchtet, gehasst, aber auch den Virtuosenkult des 19. Jahrhunderts in den Manchmal fährt man nur zwanzig Kilometer beschützt. So etwas gab es auch noch im 20. Jahr- Hintergrund getreten. Erst spät im 20. Jahrhun- zwischen einem Gebiet und dem nächsten und hundert. Stalin liess solche Menschen hinrich- dert setzte man dann wieder auf Improvisation. fühlt sich wie in einem anderen Teil der Welt. ten. Sie waren aber auch Geschichtenerzähler, Sie ist eine Möglichkeit, wirklich miteinander Und für jemanden wie mich, der eigentlich von sie spielten und sangen. Musik zu machen, aufeinander zu reagieren, auf überall her kommt, ist das sehr wertvoll. Ich füh- das Publikum, auf den Ort. GM: Einer meiner Vorfahren aus Ungarn le mich sehr willkommen, man hat mir so viel

lebte am Hof von Kaiser Joseph II. als Hofnarr, GM: Für mich ist es jedes Mal eine Heraus- ermöglicht. Ich glaube, dass gerade deswegen er hiess Zaphir. Das ist sechs Generationen her forderung, wegen meiner Ausbildung im Bereich Yurodny hier so gut ankommt, bei Youtube kann – und dass sich so eine weitere Verbindung von der klassischen Musik, wo so vieles in den Noten man sehen, wie sie in Bern spielten im Sommer Nick, wie würdest Du Yurodny und die Musik, mir zu Yurodny ergibt, würde auch zur Theorie vorgegeben ist, aber es ist auch befreiend, impro- 2012, auf der Strasse, und die Menschen haben die Ihr macht, beschreiben? 18 der «Six Degrees of Separation» passen. visieren zu können. ausgelassen getanzt. 19 Konzert 4

The Lakeside Sessions Violine: Johannes Brahms (1833 – 1897) Anna Lipkind Streichsextett Nr. 1 B-Dur op. 18 Artiom Shishkov Allegro ma non troppo Six Degrees of Alexander Sitkovetsky Andante ma moderato Scherzo. Allegro molto – Trio. Animato Viola: Rondo. Poco Allegretto e grazioso Separation Viacheslav Dinerchtein Ausführende: Ilya Hoffman Alexander Sitkovetsky, Artiom Shishkov, Zu Ehren von Pierre Farine Yura Lee Yura Lee, Viacheslav Dinerchtein, Alexander Chaushian, Dongkyun An Violoncello: Dongkyun An Pause Alexander Chaushian Aleksei Kiseliov Richard Strauss (1864–1949) Gavriel Lipkind Streichsextett aus «Capriccio» Samstag, 25. Mai, 19 Uhr Andante con moto Ausführende: Anna Lipkind, Artiom Shishkov, Schloss Oberhofen Ilya Hoffman, Viacheslav Dinerchtein, Aleksei Kiseliov, Alexander Chaushian

Arnold Schönberg (1874–1951) Verklärte Nacht op. 4 4 für 2 Violinen, 2 Violen und 2 Violoncelli (Fassung für Streichsextett) Sehr langsam Breiter Schwer betont Sehr breit und langsam Sehr ruhig Ausführende: Artiom Shishkov, Anna Lipkind, Yura Lee, Viacheslav Dinerchtein, Gavriel Lipkind, Aleksei Kiseliov

20 21 Konzert 4 Jürgen Hartmann Six Degrees of Separation oder Das Kleine-Welt-Phänomen

Allerdings versteckte Strauss ein Streichsex- Verklärte Nacht tett in seiner letzten Oper, dem 1942 urauf- geführten «Capriccio». Er schrieb hier nicht Zwei Menschen gehn durch kahlen, kalten Hain; Musik über Musik, sondern Musik «in» Musik, der Mond läuft mit, sie schaun hinein. denn das Sextett steht einerseits an Stelle der Der Mond läuft über hohe Eichen, Opernouvertüre, ist aber auch Teil der Hand- kein Wölkchen trübt das Himmelslicht, lung, denn es wird auf der Bühne im nicht in das die schwarzen Zacken reichen. sichtbaren Nebenraum musiziert: Bühnen-, Die Stimme eines Weibes spricht: Haus- und Kammermusik zugleich. Der intime, melancholische Streichersatz ist ein Gruss an Ich trag ein Kind, und nit von dir, alte Zeiten, denn in «Capriccio» geht es um die ich geh in Sünde neben dir. Entstehung einer Oper, ins Gewand des hei- Ich hab mich schwer an mir vergangen; teren 18. Jahrhunderts verkleidet – ein eigen- ich glaubte nicht mehr an ein Glück 1929 veröffentlichte der ungarische Autor weise jedoch hatte Brahms mehr als ein Jahr- tümlich deplatziertes Werk mitten im zweiten und hatte doch ein schwer Verlangen Frigyes Karinthy (1887-1938) seine Erzählung zehnt zuvor ein grosses Stück Kammermusik Weltkrieg. Allen Künsten sei «nur eine Hei- nach Lebensfrucht, nach Mutterglück «Láncszemek» (Kettenglieder) und stellte da- geschrieben, das der Gattung Streichquartett mat eigen», singt die Gräfin dort, «unser nach und Pflicht – da hab ich mich erfrecht, rin die Behauptung auf, dass jeder Mensch ausweicht, indem es sie zum Sextett erweitert. Schönheit dürstendes Herz». Eine Pointe bietet da ließ ich schaudernd mein Geschlecht mit jedem anderen über nur fünf «Zwischen- Zur gleichen Zeit unternahm der Komponist dann aber doch der Opernschluss – Strauss’ von einem fremden Mann umfangen glieder» persönlich bekannt sei. Das setzte mit der Serenade op. 16 einen (wenig erfolg- letzte komponierte Worte für die Bühne lau- und hab mich noch dafür gesegnet. enorme Phantasien in Bewegung und wird reichen) Vorstoss zur Sinfonie. Dass Brahms’ ten so banal wie nur möglich: «Das Souper ist Nun hat das Leben sich gerächt, unter dem Begriff «Kleine-Welt-Phänomen» erstes Streichsextett auch eine Orchesterstudie serviert». nun bin ich dir, o dir begegnet. oder «Six Degrees of Separation» auch heute ist, hört man dem Werk in fast jedem Takt an. Arnold Schönbergs «Verklärte Nacht» von noch diskutiert. Ob es wohl immer zutrifft? Und es ist darüber hinaus eine musikhistori- 1899 ist ein Schlüsselwerk für jene Zeit. Hier Sie geht mit ungelenkem Schritt, Ob Sie, liebe Leserin, lieber Leser, auf diese sche Studie, indem es Elemente des Barock glüht gleichsam vor, was einige Jahre später sie schaut empor, der Mond läuft mit; Weise beispielsweise mit den Präsidenten von ebenso verarbeitet wie klassische und roman- ausbrechen sollte – der Bruch mit der musika- ihr dunkler Blick ertrinkt in Licht. Irland (Michael D. Higgins) oder Ungarn (János tische Stilmerkmale. In seinem Respekt vor den lischen Tradition, die sich in diesem Streich­ Die Stimme eines Mannes spricht: Áder) «verknüpft» sind? Es macht Spass, dies Formen Streichquartett und Sinfonie «erfand» sextett scheinbar üppig entfaltet. Kaum je hatte einmal durchzuspielen. In der Welt der Musik, Johannes Brahms die Gattung des Sextetts sich Kammermusik so extrem verdichtet, hatte Das Kind, das du empfangen hast, die eine kleine Welt ist, besteht an derart engen beinahe neu – für die Formation mit je zwei ein Komponist die musikalischen Mittel in die- sei deiner Seele keine Last, Verknüpfungen kein Zweifel. Die Lebenszei- Violinen, Bratschen und Violoncelli hatten sem Genre so expressiv eingesetzt. Das Werk, o sieh, wie klar das Weltall schimmert! ten von Brahms, Schönberg und Strauss weisen zuvor nur wenige Komponisten geschrieben. das sich in seiner Gliederung an dem gleich- Es ist ein Glanz um Alles her, eine Schnittmenge von immerhin 23 Jahren auf Zu einem Standard der Kammermusik wurde namigen Gedicht Richard Dehmels orientiert, du treibst mit mir auf kaltem Meer, – sie hätten, wenn überhaupt, sicher nur ein das Streichsextett auch nach Brahms nicht. Es stiess bei den Zeitgenossen auf Unverständnis doch eine eigne Wärme flimmert einziges weiteres Kettenglied gebraucht. Und blieb Arnold Schönberg vorbehalten, jenem – ganz wie die Musik Mahlers und Bruckners. von dir in mich, von mir in dich; die dichteste Verknüpfung der «Six Degrees» Brahms, den er zur Überraschung Vieler 1947 Für Schönberg hatte «Verklärte Nacht» noch die wird das fremde Kind verklären, verbirgt sich ohnehin in ihrem jeweiligen Œu- in einem Essay als «Fortschrittlichen» rühmen grosse Bedeutung, als er sich längst auf ande- du wirst es mir, von mir gebären, vre: das Sextett. sollte, zwei Jahre nach dessen Tod auch musi- ren Wegen befand: Er bearbeitete das Werk 1917 du hast den Glanz in mich gebracht, Johannes Brahms komponierte sinfoni- kalisch zu huldigen – mit dem Streichsextett und nochmals 1943 für Streichorchester. Die du hast mich selbst zum Kind gemacht. sche Kammermusik und kammermusikalische «Verklärte Nacht» von 1899, das dieses Konzert Brüche, mit denen dieser Komponist die Mu- Er faßt sie um die starken Hüften, Sinfonien – und vielleicht tat er sich gerade abschliesst. sik des 20. Jahrhunderts entscheidend prägte, ihr Atem mischt sich in den Lüften, deshalb mit Streichquartett und Sinfonie so Ein Meister von sinfonischer Dichtung und spiegeln sich nicht zuletzt in seiner Kammer- zwei Menschen gehn durch hohe, helle Nacht. schwer. Beide Gattungen eroberte er sich erst Oper, schrieb Richard Strauss nur am Anfang musik – «Verklärte Nacht» ist Abgesang auf die 22 als Vierzigjähriger, das war 1873. Interessanter- und im hohen Alter kleiner formatierte Werke. alte Zeit und Vorahnung der neuen zugleich. Richard Dehmel 23 Konzert 5

The Sunday Morning Coffee Concert – Violine Samuel Barber (1910 – 1981) The Lakeside Sessions Artiom Shishkov Streichquartett b-Moll op. 11 Anna Lipkind Molto allegro e appassionato Molto adagio In Search of Viola Molto allegro (come prima) – Presto Viacheslav Dinerchtein Sergei Rachmaninow (1873 – 1943) New Worlds Violoncello Streichquartett Nr. 1 (unvollendet) Gavriel Lipkind Romanze Zu Ehren von Hans-Jörg Marthaler Scherzo

Pause

Igor Strawinsky (1882 – 1971) Drei Stücke für Streichquartett Dance Excentrique Sonntag, 26. Mai, 11 Uhr Cantique

Antonín Dvořák (1841 – 1904) Schloss Oberhofen Streichquartett Nr. 12 F-Dur «Amerikanisches» op. 96 (B 179) Aufgeführt vom Lipkind Quartet Allegro ma non troppo 5 Lento Molto vivace Finale: Vivace ma non troppo

Kaffee und Apéro nach dem Konzert

24 25 Konzert 5 Angela Beuerle ahnen, als er um 1889/90, noch als Student am Musik» Strawinsky – in ihrer Suche nach ih- Moskauer Konservatorium, begann, ein Streich- rem eigenen kompositorischen Stil in dem Ka- In Search of New Worlds quartett zu komponieren – das er allerdings, leidoskop der künstlerischen Richtungen und ebenso wie seinen zweiten Versuch in dieser Möglichkeiten des ausgehenden 19. und des 20. Gattung sieben Jahre später, nicht vollenden Jahrhundert besonders deutlich. sollte. Uraufgeführt wurden die beiden ent- Musik ist Heimat – dieses Gefühl ist wohl jedem um mein Gleichgewicht wieder herzustellen; standenen Sätze des ersten Streichquartetts, «Was meine neue Sinfonie, das F-Dur bekannt, der Musik liebt, der sie spielt, der sie es bleibt nichts, als sich daran zu machen und Romanze und Scherzo, erst 1945, zwei Jahre Streichquartett und das Quintett […] angeht – schreibt. Zugleich aber – und auch dem werden ich werde Dir die Exkremente per Einschreiben nach seinem Tod. Er selbst erlebte nur eine ich hätte diese Werke nie ‚genau so’ geschrie- vermutlich die meisten Musik Schaffenden und schicken.» So begann Barber die Komposition Aufführung der Fassung für Streichorchester, ben, wenn ich Amerika nicht gesehen hätte.» Hörenden zustimmen – ist Musik immer auch seines ersten und einzigen Streichquartetts, das die er, noch im Konservatorium, von diesen Dvořák war insgesamt nur zweieinhalb Jahre ein Aufbruch in eine neue Welt; sie entführt uns ihn weltberühmt machen sollte. Im September beiden Sätzen erstellte. Lassen sich in diesem (September 1892 – April 1895) in den USA, wo woanders hin oder sie bringt uns Neues mit, desselben Jahres berichtete er wiederum Cole: Werk auch noch Einflüsse von Rachmaninows er eine Stelle als Direktor des National Conser- lässt uns Dinge hören und erahnen, die in un- «Ich habe gerade heute den langsamen Satz Kompositionslehrern Arensky und Tanejew vatory of Music in New York innehatte. Der Ein- serem alltäglichen Leben sonst nicht vorkämen. meines Quartetts beendet – er ist eine Wucht! sowie von seinem verehrten Vorbild Tschai- fluss dieser Zeit auf sein Schaffen war jedoch Die vier Komponisten dieses Konzertes Nun zum Finale.» Dieser letzte Satz jedoch be- kowsky hören, zeigt sich darin doch zugleich gross. Während er seine «neue Sinfonie» – verbindet darüber hinaus eine ganz konkrete reitete Barber die meisten Probleme. Er änderte deutlich die Suche nach einer neuen Welt – Nr. 9, «Aus der neuen Welt» – im Frühjahr Erfahrung von Heimat und «Neuer Welt»: Alle ihn drei Mal, und erst 1943 war das Quartett der Welt und dem Klangkosmos des eigenen 1893 in New York komponierte, schrieb er das vier bewegten sich – aus ganz unterschiedlichen in dieser letztgültigen Form, mit seinem nur Rachmaninow’schen Komponierens. Streichquartett F-Dur (das «Amerikanische») Gründen – zwischen Europa und den USA. Und 52-taktigen Finale, das attacca an den zweiten während eines Sommeraufenthaltes mit sei- bei allen hat das Leben in diesen beiden Konti- Satz anschliesst, erstmals zu hören. Zu dieser Auch Strawinsky verbrachte die letzten ner Familie in Spillville, einer kleinen tsche- nenten Spuren in ihrem Schaffen hinterlassen. Zeit hatte der zweite Satz, das von Barber so Jahre seines Lebens in den USA. Seine drei chischen Enklave in Iowa: «Lehrer und Pfarrer, Und noch in einem dritten Sinn waren Sa- begeistert beschriebene Adagio, längst zu eige- Stücke für Streichquartett schrieb er jedoch alles ist tschechisch und so werde ich unter den muel Barber, Sergei Rachmaninow, Igor Stra- ner Berühmtheit gefunden. Barber hatte es für in der Schweiz, wo er nach der russischen Ok- Meinen sein […]. Ich werde dort sogar Tauben winsky und Antonín Dvořák mit «neuen Wel- Streichorchester gesetzt und Toscanini gesandt. toberrevolution zunächst im Exil lebte. Ent- haben und vielleicht werden wir auch Darda ten» konfrontiert: Sie lebten in einer Zeit, als «Semplice e bella» (einfach und schön) befand standen im Frühjahr und Sommer 1914 kann [ein tschechisches Kartenspiel] spielen. Welch das seit Jahrhunderten vertraute System der dieser und brachte das «Adagio für Streicher» man schon diese seine erstmalige Hinwendung ein Vergnügen wird das sein!», schrieb Dvořák Dur-Moll-Tonalität allmählich in Frage zu ste- 1938 zur Uraufführung. Zu hören nicht nur zum Streichquartett als Suche nach einer neuen im April 1893 in Vorfreude auf die Sommerwo- hen begann, einst selbstverständliche Gesetze im Konzertsaal oder bei prominenten Begräb- Welt – oder aber als Experiment – bezeichnen, chen. Vielleicht ist es genau diese Mischung aus der Harmonielehre nicht mehr so ehern waren nissen, sondern auch in Filmmusik oder ver- standen sonst doch weder Streichinstrumen- heimatlicher Vertrautheit und Inspiration der wie zuvor und sich die Klangsprache der soge- schiedensten Bearbeitungen anderer Künstler, te noch die Kammermusik im Zentrum seines «neuen Welt», die dieses Streichquartett zu ei- nannten klassischen Musik auf teilweise revo- gehört dieses Werk heute zu den bekanntesten Komponierens. Auffällig ist, dass er auch mit nem solch sehnsuchtsvoll-beschwingten, licht- lutionäre Weise veränderte. Jeder dieser vier und meistgespielten Musikstücken überhaupt. diesem Werk die traditionelle Form des Streich- vollen Werk werden lässt. Direkte Anklänge an Komponisten – ob er am Anfang dieses Prozes- Barber hingegen war über die überwältigende quartetts ganz bewusst meidet, denn es handelt (amerikanische) Folklorismen sind nicht hör- ses stand wie Antonín Dvořák oder sich bereits Popularität dieses Werkes nicht ausschliesslich sich um drei eigenständige, aufeinanderfol- bar, doch die pentatonische Reihe, auf der das an einem weit fortgeschrittenen Punkt befand glücklich – in einem Interview nach einer Radi- gende Stücke jeweils ganz unterschiedlichen ganze Stück fusst, sowie die tanzartigen Rhyth- wie Samuel Barber – musste sich zwangsläufig oübertragung des «Adagios für Streicher» (an- Charakters, nicht um ein geschlossenes Werk men im dritten und vierten Satz lassen sich als einen Platz, eine Position suchen und eine ei- lässlich der Ermordung J.F. Kennedys) sagte er: mit aufeinander bezogenen Sätzen. Auch in Reminiszenzen an volksmusikalische Einflüsse, gene Klangsprache finden zwischen Tradition «Sie spielen immer dieses Stück. Ich wünschte, der eigenständigen Behandlung der einzelnen vielleicht auch an afro-amerikanische Musik, und neuen (Klang)-Welten. sie würden eines meiner anderen Stücke spie- Stimmen und dem weitgehenden Verzicht auf hören. Als ein direktes Zitat aus Spillville zeigt len.» Eine Aufführung seines Streichquartetts motivische Verarbeitung unterscheiden sich die sich jedoch das hohe Violinmotiv ungefähr 20 1935 kam der damals 25-jährige amerika- hätte ihn sicher gefreut, auch weil es hier mit «Drei Stücke für Streichquartett» deutlich von Takte nach Beginn des dritten Satzes: «Dieser nische Komponist Samuel Barber als Mitglied dem ersten und dritten Satz bei aller neo-ro- einem klassischen Streichquartett. Vergleicht verdammte Vogel – rot mit schwarzen Flügeln» der American Academy nach Italien und ent- mantischen Prägung noch viele weitere, zum man Strawinskys Komposition für Streichquar- vor Dvořáks Fenster hatte den Komponisten so deckte so in Europa, nicht in den USA, eine Teil sehr expressive Züge in Barbers Musik zu tett mit der des nur neun Jahre älteren Rachma- lange bei der Arbeit gestört, bis er ihn schliess- «neue Welt». Im Mai 1936 schrieb er von dort an entdecken gibt. ninow wird die Eigenheit der beiden Komponis- lich in seinem Streichquartett verewigte. Es den Cellisten Orlando Cole: «Ich habe leichtes ten – dem «letzten Romantiker» Rachmaninow handelt sich, so fand die Musikwissenschaft quartettiges Rumoren in meinen Eingeweiden Dass Rachmaninow einmal in den USA le- einerseits und dem durch verschiedene Phasen heraus, um die im nördlichen Iowa heimische 26 und brauche etwas himmlisches Abführmittel, ben und auch sterben sollte, konnte er nicht gehenden Vertreter der sogenannten «Neuen Scharlachrote Prachtmeise. 27 Astor Piazzolla (1921 – 1992) Konzert 6 Klarinette GAIA’s Piazzolla Suite Reto Bieri «Nightclub 1960» aus «Histoire du Tango» Violine Arr. für Vibraphon solo von Andrei Pushkarev, Anna Lipkind, Gwendolyn Masin Schweizer Erstaufführung Artiom Shishkov «Milonga loca» aus «Tango: Zero Hour» Arr. für Violine und Vibraphon Viola von Andrei Pushkarev; Schweizer Erstaufführung My GAIA – «Introducción del Ángel» Viacheslav Dinerchtein, Ilya Hoffman aus «Concierto del Ángel»; Arr. für Violine, Violoncello Violoncello und Vibraphon von Andrei Pushkarev; Uraufführung A Celebration Alexander Chaushian, Aleksei Kiseliov, «Escualo» Gavriel Lipkind Arrangement für Violoncello und Vibraphon Zu Ehren von Martina Büchi von Andrei Pushkarev; Schweizer Erstaufführung Vibraphon «Chiquilin de Bachin» Andrei Pushkarev Arr. für Vibraphon solo von Andrei Pushkarev; Uraufführung Ausführende: Andrei Pushkarev, Anna Lipkind, Gavriel Lipkind Eugène Ysaÿe (1858 – 1931) «Ballade», Sonate Nr. 3 d-Moll Luigi Boccherini (1743 – 1805) Sonntag, 26. Mai, 19 Uhr aus: Sechs Sonaten für Violine solo op. 27 Quintett für Streichquartett und Gitarre Lento molto sostenuto – Allegro in Tempo giusto Nr. 4 D-Dur G 448 Rittersaal, Schloss Thun Ausführende: Gwendolyn Masin 4. Satz: Fandango Ausführende: Gwendolyn Masin, Johann Halvorsen (1864 – 1935) Anna Lipkind, Ilya Hoffman, Gavriel Lipkind, Passacaglia nach G.F. Händel Aleksei Kiseliov für Violine und Viola (GAIA-Transkription für Violine und Violoncello) Andrei Pushkarev (*1974) Largamente – Con agilità 6 «La folia de GAIA» Ausführende: Bearbeitung der Violinsonate op. 5 Nr. 12 Gwendolyn Masin, Gavriel Lipkind «La folia» von Arcangelo Corelli (1653-1713) Uraufführung Anton Stepanowitsch Arensky Ausführende: Gwendolyn Masin, (1861 – 1906) Artiom Shishkov, Anna Lipkind, Streichquartett Nr.2 a-Moll op. 35 Viacheslav Dinerchtein, Gavriel Lipkind, 2. Satz: Variationen über ein Thema von Andrei Pushkarev Tschaikowsky Ausführende: Gwendolyn Masin, Béla Bartók (1881 – 1945) Viacheslav Dinerchtein, Rumänische Volkstänze SZ 68 Alexander Chaushian, Gavriel Lipkind Ausführende: Gwendolyn Masin, Artiom Shishkov, Anna Lipkind, Wilfried Hiller (*1941) Viacheslav Dinerchtein, Gavriel Lipkind Die zerstreute Brillenschlange für Erzäh- ler, Klarinette und Bordun (Violoncello); Dichter der Textvorlage: Michael Ende Keine Pause Ausführende: Gwendolyn Masin, Apéro Riche vor dem Konzert Reto Bieri, Aleksei Kiseliov Apéro nach dem Konzert 28 29 Konzert 6 Jürgen Hartmann Neuen unauflöslich einzubinden. Weit über den seiner festlichen Wildheit aber auch die Spuren Tango hinaus gilt, dass der Tanz als solcher – als jener Melancholie, die Spanien auszeichnet und My GAIA – A Celebration Rhythmus, als Form und vor allem als Bewegung mit der man zu Lebzeiten und später gerade – beinahe jeder Musik eingeschrieben ist. Gerade diesen (italienischen) Komponisten Boccherini Der Gedanke hinter»My GAIA” entstand 2011, offenen Ende, und neugierig wartete der Schay- das Tänzerische in der Musik spricht im Hörer verbunden hat. Sein deutscher Zeitgenosse Carl als wir Zuhörerinnen und Zuhörer persönlich rahr auf die Fortsetzung in der nächsten Nacht. die Gefühle an, und das in ihrer ganzen Spann- Ludwig Junker fand dessen Musik «zu schatticht, fragten, welche Werke sie bei einem Festival wie Und so ging es weiter: Wenn eine Geschichte breite von Fröhlichkeit bis Trauer. Auch tief zu finster, zu mürrisch», und wie fast immer war diesem gerne hören würden. Wir wollten nicht an ihr Ende gekommen war, begann schon die ernste Werke wie Johann Sebastian Bachs Mat- ein Franzose charmanter (und treffender): Der zu einer Jukebox werden, sondern herausfinden, nächste, nach dem gleichen Muster. «My GAIA» thäus-Passion sind von tänzerischen Rhythmen Geiger Jean-Baptiste Cartier (1765-1841) sagte, welche Musik diese Menschen lieben und welche 2013 bringt Ihnen einsätzige Stücke oder ein- durchzogen, und wenn man die verschiedenen Gott würde wohl durch die Musik Haydns mit «Geschichten» oder «Erzählungen» sie von uns zelne Sätze – viele kleine Erzählungen, einige Künste unter einem gemeinsamen Blickwinkel den Menschen sprechen, jene Boccherinis aber hören wollen – gerade bei GAIA, wo unerwartete Ihrer (und unserer) Lieblingswerke aus den bis- zu betrachten versucht, haben sich gerade die würde er sich selbst anhören. Kombinationen von Instrumentalisten möglich herigen Jahren mit GAIA. Und ganz in diesem Bewegungsimpulse der Musik in andere Küns- Und was wäre das Œuvre Béla Bartóks ohne und die Aufführung ungewöhnlicher Werke Sinne beginnt das Konzert mit einem meiner ei- te erweitert. Es ist ein schönes Gedankenspiel, die Tänze? Bei dem grossen ungarischen Kom- realisierbar sind. All dies führte 2012 zu einem genen Lieblingsstücke, der «Ballade» von Eugène vom Begriff der Architektur als «versteinerter ponisten geht die Neigung zum Tänzerischen Konzert, dessen Programmwünsche ich so nie Ysaÿe, einem sehr persönlichen Stück, das der Musik» (oder umgekehrt der Musik als «beweg- einher mit dem Bestreben, möglichst viel von erwartet hätte, ein wahrer Schatz an Überra- belgische Komponist dem bewunderten Vorbild ter Architektur» – so Le Corbusier) auszugehen der Volksmusik seines Landes, der weiteren schungen. George Enescu widmete – oder eigentlich: «er- und sich zu fragen, ob es womöglich «tanzende Region und später sogar der Türkei geradezu Etwas ganz Ähnliches machte Scheheraza- zählte», denn was ist eine Ballade anderes als Räume» gibt. aufzusaugen, akribisch zu notieren und in den de, als sie den Shayrahr, den persischen König, eine kunstvolle Erzählung? Die Musik hat nie völlig ihre Bindung an be- eigenen Werken zu sublimieren. (Dass gerade durch Erzählungen zu betören suchte. Jede stimmte «Zwecke» verloren, und der Rückgriff Bartók auch ein grosser Ballettkomponist war Nacht erzählte sie eine Geschichte, mit einem Gwendolyn Masin von Komponisten auf Tanzformen wird nicht und dessen Repertoire mit dem «Wunderbaren dadurch beschädigt, dass er auf diese Weise Mandarin» einen unvergänglichen Höhepunkt ebenfalls zweckgerichtet ist. Wie vielfältig diese bescherte, passt dazu.) Anton Arensky wiede- My GAIA 2013 – Eine Erzählung von Festen und Tänzen Assoziationen und konkreten Bezüge sein kön- rum schuf aus einem Kinderlied seines grossen nen, ist schon aus einem der ältesten Stücke im Kollegen Peter Tschaikowsky eine durchaus auch Dass man ausgerechnet den grossen Astor Piaz- in harmonischer, melodischer, rhythmischer Konzertprogramm erkenntlich: Arcangelo Corel- tänzerisch ausschwingende Variationenfolge, zolla als Totengräber der alten Tangotradition und ästhetischer Hinsicht. (…) Kurz gesagt, es lis «Folia» aus dem Jahre 1700, deren unzähligen mit der er den kurz zuvor verstorbenen Meister beschimpfen sollte, ist im Rückblick nur schwer ist notwendig, die Musiker und Zuhörer nicht zu Bearbeitungen wir heute eine hinzufügen wol- auf anrührende Weise ehrte. zu begreifen. Denn sein «tango nuevo», den er langweilen, sondern zu begeistern, ohne dabei len, die unser Festival als ein wenig verrückt und Ob Schlangen tanzen, heimlich, wenn sie nach Aufenthalten in New York und Paris be- aufzuhören, Tango zu spielen.» festlich zugleich portraitiert: «La Folia de GAIA». niemand sieht? Wer weiss. Eins jedoch ist sicher: gründete, hauchte der fast schon ausgestorbe- Letzten Endes war der von vielen Musik- Denn Tanz kann festlich sein, verrückt und – gar Sie inspirierten tänzerischen Ausdruck, indem nen Gattung ab den 1950er Jahren neues Leben freunden über alle Genregrenzen hinweg ver- nicht weit davon entfernt – auch gefährlich! Je- die Tanzenden in alter Zeit die eleganten Bewe- ein. Erst die Ermahnung seiner Pariser Lehrerin ehrte Piazzolla also Bewahrer und Retter der denfalls sollen die mittelalterlichen Tanzstücke gungen des als heilig verehrten Tiers nachahm- Nadia Boulanger, bei der Piazzolla «klassische» Tradition, wie der Autor und Tangokenner Mi- namens «Folia» wegen dieser Verrücktheit, die ten. Oder indem Fakire ihre Schlangen «tanzen» Kompositionstechnik studieren wollte und der chel Plisson schreibt: «Im Gegensatz zu manchen schnell überschnappen kann, immer vom Verbot liessen. Einen solchen Fakir lässt der Komponist er seine Tätigkeit als Tangomusiker lange scham- seiner Gegner, die immer noch behaupten, seine bedroht gewesen sein. Wilfried Hiller in der eigentümlichen musikali- haft verschwieg, versetzte ihn in die Lage, sei- Musik sei kein Tango, bin ich der Meinung, dass Luigi Boccherinis «Fandango» zeigt uns ein schen Erzählung «Die zerstreute Brillenschlan- ner eigentlichen Berufung zu folgen. Boulanger Piazzolla den Tango vor dem sicheren Untergang glutvolles Bild vom alten Spanien, wie ja auch ge» von 1981 die Klarinette in höchster Virtuosi- machte ihm klar, dass auch Komponisten wie bewahrt hat, indem er ihm das moderne musi- die Passacaglia als musikalische Form auf ei- tät blasen und beschwört damit Erinnerungen an Bartók, Strawinsky und Ravel Spuren der Popu- kalische Gepräge gegeben hat, das er benötigte, nem alten spanischen Volkstanz beruht. Sie ist die Geschichten aus «1001 Nacht» herauf. Und lärmusik aufgenommen und diese der eigenen um weiterleben zu können. (…) Piazzolla hat im Programm vertreten durch (den Deutsch- richtig, ohne Erzählerin geht es nicht – die mo- Kreativität anverwandelt hatten. Ab den späten auf jeden Fall dazu beigetragen, den Tango mit Engländer) Georg Friedrich Händel in einer Be- derne Scheherazade erzählt, als «Diminuendo», 1950er Jahren betrieb Piazzolla mit verschiede- modernen Musikrichtungen und einer neuen arbeitung des norwegischen Geigers, Dirigenten wie eine Schlange in sich selbst verschwindet. nen Musikerkollegen und Ensembles unermüd- Generation zu versöhnen.» und Komponisten Johan Halvorsen (1864-1935) Tanzen tut sie vielleicht nicht, diese verrückte lich die Erneuerung des Tangos und liess sich Eine Tradition zu bewahren und sie mit mo- – in einer GAIA-Transkription, die 2009 urauf- Brillenschlange, aber der Schluss der Geschichte von Rückschlägen kaum beirren. Nach seiner dernen Richtungen zu versöhnen, bedeutet, sie geführt wurde und für den Cellisten – der gegen ist doch wohl nur scheinbar traurig. Ist sie wirk- Rückkehr aus Paris war ihm klar: «Es ist not- «aufzuheben» im doppelten Sinn dieses Wortes die Bratsche «eingetauscht» wird – eine enorme lich tot, die Schlange? Nein. «Aufgehoben» hat wendig, dem Tango die Monotonie zu nehmen, – eben nicht nur zu bewahren, sondern sie im 30 Herausforderung ist. Der «Fandango» birgt in all sie sich, «aufgehoben» ist sie in unseren Herzen. 31 Portraits Dongkyun An Reto Bieri Violoncello Klarinette

konzerten in verschiedenen europäischen Basler Sinfonieorchester und dem Kammer- Ländern und in Nordamerika zu hören. orchester Basel unter bekannten Dirigenten Zusätzlich zu Studium und Konzerten wie Vladimir Fedoseyev, Kristjan Järvi und erhielt er den 2. Preis beim 18. Internati- Kurt Masur. onalen Johannes-Brahms-Wettbewerb in Seine Passion gilt vor allem der Kammer- Pörtschach, Österreich, und ist 1. Preisträ- musik. Er musiziert regelmässig mit Partnern ger bei der Montreal Symphony Orchestra wie Heinz Holliger, , Zoltán Competition. Kocsis, Alexander Lonquich, Patricia Kopat- Überdies errang er 2011 beim GAIA chinskaja, Sol Gabetta, Ilya Gringolts, Pekka Kammermusikfestival in Thun, Schweiz, Kuusisto, Nicolas Altstaedt und Fazil Say so- den GAIA Masters Award. Durch diese wie mit diversen Streichquartetten. Ehrung erhielt er eine Einladung als Gast- Die intensive Zusammenarbeit mit un- künstler beim GAIA Kammermusikfestival terschiedlichsten Komponisten unserer Zeit 2012. wie beispielsweise Heinz Holliger, György Kürzlich gewann er den 2. Preis beim Kurtág, Pierre Boulez, Elliott Carter, Tigran Internationalen Musikwettbewerb im Rah- Mansurian, Fazil Say und Giovanni Sollima men des 67. Musikfestivals «Prager Früh- ist ein fester und wichtiger Bestandteil seiner ling», wo er Dvořáks Cello-Konzert mit der Tätigkeit. So wurden zahlreiche Werke für Pilsener Philharmonie im Dvořák-Saal des ihn komponiert. Rudolfinum spielte. Seit 2010 arbeitet Reto Bieri mit dem Der in Korea geborene kanadische Cellist Seine Ausbildung wird grosszügig un- Geboren in Zug (Schweiz) und aufgewachsen renommierten Münchener Label ECM zu- Dongkyun An begann seine musikalische terstützt durch das Canada Council for the mit Schweizer Volksmusik, studierte Reto Bi- sammen. Sein Debut Album «Contrechant» Ausbildung im Alter von 13 Jahren bei Arts, die Alberta Foundation for the Arts, eri zunächst an der Musikhochschule Basel mit Werken für Klarinette Solo erhielt von Chun-Ja Choi in Korea. die Anne Burrows Music Foundation, The bei François Benda, später bei Charles Nei- der Presse höchste Auszeichnungen. Nach dem Umzug nach Edmonton, Ka- Winspear Fund und die Sylva Gelber Music dich an der New Yorker Juilliard School. Der In der Saison 2013/2014 ist Reto Bieri nada, setzte er seinen Unterricht bei Tanya Foundation. Kammermusikunterricht beim Komponisten «Artist in Focus» beim Concertgebouw Prochazka, Colin Ryan und David Tutt fort. György Kurtág und dem Pianisten Krystian . Derzeit studiert An an der Hochschule Zimerman sowie die Begegnungen mit dem 2012 wurde Reto Bieri als Professor für der Künste in Zürich bei dem weltbekann- Schriftsteller Gerhard Meier beeinflussten Kammermusik an die Hochschule für Musik ten britischen Cellisten Raphael Wallfisch seine Arbeit wesentlich. Reto Bieri war 2001 Würzburg berufen. und lernt Barockcello bei Martin Zeller. Preisträger der «Tribune International des Neben seiner Ausbildung in Europa Jeunes Interprètes», dem Wettbewerb der erhielt er unter anderem Cellounterricht europäischen Radiostationen. Seit diesem von Pieter Wiespelwey, Gary Hoffman, Erfolg ist er international als Solist und Shauna Rolston, Andres Diaz, Hans Jen- Kammermusiker tätig. Er ist regelmässig sen, Gavriel Lipkind, Matt Haimovitz und Gast bei verschiedenen Festivals und be- Anner Bylsma. kannten Institutionen. Reto Bieri spielte mit Dongkyun An trat als Solist mit dem zahlreichen Orchestern – u.a. Tschaikows- Edmonton Youth Orchestra, dem Edmon- ky-Sinfonierorchester des Moskauer Rund- ton Symphony Orchestra, dem Karlsbader funks, Bruckner Orchester Linz, Münchener Sinfonieorchester und kürzlich mit der Kammerorchester, Istanbul State Symphony Pilsener Philharmonie auf. Ausserdem ist Orchestra, Brandenburgische Philharmonie, er bei Soloabenden und Kammermusik- Zürcher Kammerorchester, Camerata Zürich, 34 35 Jana Boušková Alexander Chaushian Harfe Violoncello

Jana Boušková gehört zweifellos zu den her- dien fort an der Hochschule für Musik Hanns ausragendsten und gefragtesten Harfenistin- Eisler in Berlin bei Boris Pergamenschikow nen. Neben ihrer künstlerischen Zusammen- und dann bei David Geringas. 2005 schloss er arbeit mit führenden Orchestern widmet sie sein Studium mit Auszeichnung ab. sich der Kammermusik mit Musikern wie Alexander Chaushian gewann u.a. den , Christian Tetzlaff, Yury 1. Preis beim Premio Mozart Wettbewerb in Bashmet, Mstislav Rostropovitch, Radek Ba- Verona, Italien, und bei der International borák, Emmanuel Pahud, Mathieu Defour, Music Competition in Holland, außerdem Patrick Gallois und Sharon Kam u.a. den Orchestra of New England Soloist Prize, Von den zahlreichen Preisen, die Jana den ersten Summis Auspiciis Prize of Young Boušková gewonnen hat, seien hier genannt: Concert Artists in New York und den 3. Preis International Harp Competition, USA, In- beim 12. Internationalen Tschaikowsky Wett- ternational Harp Contest, , Concours bewerb in Moskau. Im September 2005 ge- International de Musique de Chambre, Alexander Chaushian, einer der herausra- wann Alexander Chaushian den 3. Preis sowie Frankreich, Torneo Internazionale di Musi- genden Cellisten der jüngeren Generation, den Sonderpreis, verliehen durch das Münch- ca, Italien, Harp Award, Schweiz und Juven- konzertiert weltweit. Als Solist mit Orches- ner Kammerorchester, beim Internationalen tus Festival, Frankreich. ter trat er u.a. mit dem Wiener Kammeror- Musikwettbewerb der ARD in Deutschland. Neben ihren solistischen Auftritten ist chester im Konzerthaus Wien und in Linz Alexander Chaushian arbeitete zusam- Jana Boušková am Königlichen Konservato- auf, ausserdem mit den London Mozart men mit vielen herausragenden Musikern, rium Brüssel, der Akademie der musischen Players und dem Philharmonia Orchestra, wie etwa Levon Chilingirian, Pavel Vernikov, Künste und dem Konservatorium Prag auch dem Orchestre de la Suisse Romande, dem , Diemut Poppen, Emmanuel pädagogisch tätig. Sie wird zur Teilnahme Orchestre Nationale de Belgique, Les So- Pahud und Julia Fischer. Zu seinen regel- an zahlreichen internationalen Harfen- listes Européens de Luxembourg in einem mässigen Kammermusik-Partnern gehören Kongressen, Symposien und Meisterklas- Galakonzert unter der Leitung von Yehudi Ashley Wass und Yevgeny Sudbin. sen weltweit eingeladen (International Harp Menuhin, dem Boston Pops Orchestra und Alexander Chaushians jüngste Projekte Competition, USA; Concours Lily Laskine, dem Armenian Philharmonic Orchestra in umfassen zahlreiche Konzerte und Aufnah- Frankreich; International Harp Contest, Is- der Carnegie Hall. men. Er gab gefeierte Konzerte in der Wig- rael; 7. World Harp Congress, Tschechische Er gab Konzerte beim Harrogate Festi- more Hall, der Queen Elizabeth Hall, in der Republik). val in England, dem Kuhmo Kammermusik Royal Festival Hall als Solist mit dem Phil- Neben Jana Bouškovás weitreichendem Festival in Finnland, dem La Jolla Festival in harmonia Orchestra, im Barbican mit The Repertoire, das Werke aller Stilrichtungen den USA, am Théâtre du Châtelet in Paris Academy of St Martin’s in the Field und dem umfasst, präsentierte sie ausserdem viele sowie beim Montpellier Festival. Zur Zeit ist Royal Philharmonic Orchestra, in der Sala Uraufführungen von Solo- und Kammermu- er Künstlerischer Direktor des International Verdi, Mailand, mit dem Padova Chamber sikkompositionen, die für sie geschrieben Pharos Chamber Music Festival auf Zypern Orchestra und hatte ein äusserst erfolgrei- und ihr gewidmet sind (von Ravi Shankar, und des Yerevan Music Festival in Armenien. ches Debut in der Suntory Hall, Japan. Benjamin Yusupov, Jan F. Fischer, Kryštof Aus einer Musikerfamilie stammend be- Das Erscheinen seiner Aufnahme für das Mařatka, Lukáš Sommer, Emil Viklický und gann Alexander Chaushian mit sieben Jahren BIS Label mit Russischen Sonaten, zusam- anderen). Cello zu spielen. Nach erstem Unterricht bei men mit Yevgeny Sudbin am Klavier, wurde Für Aufnahmen arbeitet Jana Boušková seinem Grossvater, Alexander Chaushian Sr., jüngst von der Presse gefeiert. Andere Auf- mit verschiedenen internationalen Labels, und bei Zare Sarkisian studierte er an der Ye- nahmen für BIS enthalten die Armenische Radio- und Fernsehsendern zusammen. hudi Menuhin School bei Melissa Phelps und Rhapsodie mit dem Armenian Philharmonic Jana Boušková spielt eine Harfe von Lyon an der Guildhall School of Music and Drama Orchestra, welche von The Independent als & Healy. in London bei Oleg Kogan. Er setzte seine Stu- Album der Woche gewählt wurde. 36 37 Viacheslav Dinerchtein Ilya Hoffman Viola Viola

Der Bratscher Viacheslav Dinerchtein war Geboren 1977 in Moskau begann Ilya Hoff- als Solist mit Orchester, bei Soloabenden man seine Ausbildung an der Gnessin-Musik- und mit Kammermusik in Konzerten in schule in der Klasse von Elena Ozol. Später Nord- und Südamerika sowie in Europa zu wurde er in die Klasse von Yuri Bashmet am hören. Er trat auf an Orten wie der Carne- Staatlichen Tschaikovsky-Konservatorium in gie Hall (New York), dem Kennedy Center Moskau aufgenommen. Ilya Hoffman been- (Washington), dem Centro Nacional de las dete seine Ausbildung am Konservatorium Artes und dem Palacio de Bellas Artes (Me- mit einem Aufbaustudium. Sowohl als Ins- xico City), der Sociedad Filarmónica de Lima trumentalist als auch als Komponist nahm (Peru), dem Teatro Nacional (Ecuador), in Ilya Hoffman unter anderem an Festivals Konzertreihen für das US-Amerikanische wie dem World Viola Festival im deutschen Aussenministerium sowie bei internationa- Kronberg, Music at Plush in Grossbritannien, len Bratschen Kongressen (USA, Südafrika, Italiens Mozartiana in der Emilia Romagna, Deutschland), dem Festival di Spoleto (Ita- Estlands Eesti Barokkmuu­sika in Tallinn, lien), den Dame Myra Hess Memorial Con- dem Automne Musical in Nîmes, Frank- certs (Chicago), dem Niagara Music Festival reich, und dem Banff Music in Kanada teil. (Kanada), unter vielen anderen. Er war im Er arbeitete und spielte mit herausragenden Fernsehen und im Radio zu sehen und zu Musikern wie Alexei Lubimov, Natalia Gut- hören. Mit Roland Vamos brachte er William man, Kolya Blaher, Edward Brunner, Charles Primroses Bearbeitung von Bartóks 44 Du- Neidich, Mikhail Muntian, Alexander Tros- etten für zwei Violinen zur Uraufführung. tiansky, Alexander Rudin, Alexei Utkin und Dinerchtein wurden verschiedene Kompo- Adrian Brendel. Neben seiner umfangreichen sitionen für Viola gewidmet, darunter von Tätigkeit als Solist, Dirigent und Komponist Gewinnern wichtiger Kompositionswettbe- ist er auch als Kammermusiker äusserst ge- werbe. Er ist Präsident der Schweizerischen fragt. Häufig spielt Ilya Hoffman Urauffüh- Viola-Gesellschaft, macht Aufnahmen mit rungen. Zu den bedeutenden Werken, die dem Quindecim Label und ist Redakteur bei er erstmals aufgeführt hat, zählen Sofia Gu- dem Streichmusik-Verlag Ovation Press. baidulinas «Zwei Wege» für zwei Bratschen Viacheslav Dinerchtein studierte bei und Sinfonieorchester (Russische Erstauf- seinem Vater Boris Dinerchtein, bei Joseph führung), Valentin Silvestrovs Lachrymose de Pasquale (Master of Music, Peabody Con- für Solobratsche (Uraufführung), Sergey servatory, Johns Hopkins Universität) und Berinskys Sinfonie für Solobratsche, Klavier bei Roland Vamos (Doctor of Musical Arts, und Sinfonieorchester (Uraufführung), und Northwestern Universität). Alban Berg/Leonid Hoffmans Sonate op. 1 In seiner freien Zeit liest er gerne, spielt für Bratsche und Streichorchester (Urauffüh- Schach, beschäftigt sich mit Fotografie und rung). Ilya Hoffman ist Gewinner des Solti Kartenmagie. Viacheslav Dinerchtein wurde Foundation Award (Grossbritannien, 2005), geboren in Minsk, Weissrussland, wuchs auf Preisträger der Vienna International Music in Mexico City und lebt jetzt mit seiner Frau Competition (Österreich, 2005), Preisträger und zwei Kindern in Zürich. der Gaetano Zinetti International Chamber Music Competition (Italien, 2004) und Preis- träger der Yuri Bashmet International Viola Competition (Russland, 2000). 38 39 Aleksei Kiseliov Yura Lee Violoncello Violine /Viola

internationales Stipendium vom Associated Mit zwölf Jahren erhielt Yura Lee als Board of the Royal Schools of Music, um bei jüngste Künstlerin überhaupt den Debut Ar- Professor Jerome Pernoo zu studieren. tist of the Year Preis bei den «Performance Während seiner Zeit in London gewann Today»-Preisen, verliehen durch das National Aleksei Kiseliov Preise und Auszeichnungen Public Radio. Yura Lee gewann zahlreiche in- bei verschiedenen Wettbewerben. Sein Kon- ternationale Preise, darunter den 1. Preis und zertleben entwickelt sich in Europe, Gross- den Publikumspreis beim Internationalen britannien, USA und seinem Heimatland Leopold Mozart Wettbewerb 2006 (Deutsch- Weissrussland, u.a. an Orten wie dem Concert- land), den 1. Preis bei der 2010 UNISA Inter- gebouw Kleiner Saal in Amsterdam, der Cado- national Competition (Südafrika), den 1. Preis gan Hall London, dem Concert Noble und dem bei der 2013 Yuri Bashmet International Com- Flagey in Brüssel. Ab 2007 studierte Aleksei petition (Russland), und weitere Auszeich- Kiseliov bei Raphael Wallfisch und führte zu- nungen bei den Indianapolis (USA), Hanno- gleich seine künstlerische Ausbildung am RCM ver (Deutschland), Kreisler (Österreich) und Aleksei Kiseliov gehört zu den führenden fort. Später nahm er ein Jahr lang Unterricht Die Geigerin und Bratschistin Yura Lee, Ge- Paganini (Italien) Wettbewerben. Cellisten seiner Generation. Geboren 1985 bei Natalie Clein am Trinity College. winnerin des renommierten Avery Fisher Yura Lees CD mit Reinhard Goebel und in Weissrussland erhielt er seinen ersten Neben dem Studium bei seinen Lehrern Career Grant, erfreut sich einer Karriere, die der Bayerischen Kammerphilharmonie mit musikalischen Unterricht bereits mit fünf besuchte Aleksei Kiseliov Unterricht und schon beinahe zwei Jahrzehnte umfasst und dem Titel «Mozart in Paris» (Oehms Clas- Jahren bei Vladimir Perlin. Mit acht Jahren Meisterkurse bei Musikern wie Bernard sich über die ganze Welt erstreckt. Ihre mu- sics) erhielt den renommierten Diapason gab Aleksei Kiseliov sein erstes Konzert und Greenhouse, Anner Bylsma, Ralph Kirsh- sikalische Integrität und ihre bezwingende d’Or Preis in Frankreich. ein Jahr später hatte er seine erste Tournee baum, Frans Helmerson, Philippe Muller, Pe- künstlerische Qualität wurden sowohl von Als Kammermusikerin ist Yura Lee re- nach Holland als Solist. Zu dieser Zeit ge- ter Wispelway, Gavriel Lipkind, Julian Rach- der Presse als auch von einigen der wichtigs- gelmässig zu Gast beim Marlboro Festival, wann er den internationalen Wettbewerb lin, Norma Fisher und Benjamin Zander. ten zeitgenössischen Künstler gelobt. Salzburg Festival, Verbier Festival, Caramoor «Music of Hope». Weitere Engagements in 2008 und 2009 leitete Aleksei Kiseliov Als Solistin trat sie mit vielen führenden Festival, Ravinia Festival, Kronberg Festival, Deutschland, Holland, Frankreich und Eng- sein eigenes internationales Musikfestival Orchestern auf, darunter das New York Philhar- Aspen Music Festival, u.a. Yura Lee arbeitete land folgten, alle mit grossem Erfolg. Noch «Melodrama» in London und Minsk. monic, das Chicago Symphony, das Baltimore mit vielen Künstlern zusammen, darunter Gi- als Kind begann Aleksei Kiseliov als Solist Er war zu Gast bei internationalen Fes- Symphony, das Cleveland Orchestra, das Det- don Kremer, András Schiff, Leonidas Kavakos, mit dem Staatlichen Kammerorchester und tivals, u.a. bei Les Vacances De Monsieur roit Symphony, das San Francisco Symphony, Mitsuko Uchida, Miklós Perényi, Yuri Bashmet, dem Sinfonie-Orchester Weissrussland auf- Haydn, bei Cello Meisterkursen und Konzer- das Los Angeles Philharmonic, das NDR Sym- Menahem Pressler und Frans Helmerson. Yura zutreten und erhielt ein Sonderstipendium ten in Kronberg, dem Beauvais Cello Festi- phonieorchester, das Hong Kong Philharmonic, Lee ist zur Zeit Mitglied der Chamber Music vom Präsidenten der Republik sowie einen val, dem Aix-En-Provence Festival, dem Yuri das Tokyo Philharmonic und viele weitere. Society des Lincoln Center in New York City, Sonderpreis der Vladimir-Spivakov-Stiftung. Bashmet International Music Festival, dem Yura Lee wurde nominiert und von der sowohl als Geigerin als auch als Bratschistin. 1997, mit zwölf Jahren, wurde Aleksei Musica Mundi Festival und spielte dort mit Carnegie Hall in dessen ECHO (European Yura Lee studierte an der Juilliard School Kiseliov Preisträger beim Internationalen Musikern wie den Moscow Soloists, Gavriel Concert Hall Organization) Reihe präsen- (New York City), dem New England Conser- Tschaikowsky Wettbewerb für junge Mu- Lipkind, Alina Ibragimova und Maxim Ven- tiert. Für diese Reihe gab Yura Lee Konzerte vatory (Boston), dem Salzburg Mozarteum sikerinnen und Musiker in St. Petersburg, gerov. Seit 2009 gibt Aleksei Kiseliov Meis- in Carnegies Weill Recital Hall und neun be- (Österreich) und der Kronberg Academy wurde „Weissrusslands Schüler des Jahres“ terkurse beim Musica Mundi Festival. rühmten Konzertsälen in Europa: Wigmore (Deutschland). Unter ihren wichtigsten und bekam ein Stipendium des „Vladimir- Derzeit verbindet Aleksei Kiseliov seine Hall in London, Symphony Hall in Birming- Lehrern waren Namyun Kim, Dorothy DeLay, Spivakov-Fund“. Ab 2000 nahm Aleksei Solo-Karriere mit seiner Orchestertätigkeit. ham, im Wiener Musikverein, dem Mozarte- Hyo Kang, Miriam Fried, Paul Biss, Thomas Kiseliov Unterricht bei Tilman Wick in Im September 2011 wurde er zum ersten Cel- um in Salzburg, dem Palais des Beaux-Arts in Riebl, Ana Chumachenko und Nobuko Imai. Hannover, drei Jahre später zog er nach listen im Royal Scottish National Orchestra Brüssel, dem Concertgebouw in Amsterdam, Yura Lee lebt abwechselnd in den Vereinig- London. Am Royal College of Music bekam ernannt und erhielt im selben Jahr eine Pro- dem Stockholm Konserthus, Athens Concert ten Staaten (Boston/New York City) und er ein Vollstipendium und ein vierjähriges fessur am Royal Conservatoire of Scotland. Hall und der Kölner Philharmonie. Deutschland (Berlin). 40 41 Anna Lipkind Gavriel Lipkind Violine Violoncello

Anna Lipkind wurde in Moskau in einer mu- Bereits früh stand er mit herausragenden sikalischen Umgebung geboren, die durch die Musikern wie Zubin Mehta, Philippe Entre- Tradition des Streicherspiels von Musikern mont, Giuseppe Sinopoli, , wie David Oistrach und den Gründungsmit- , Mstislav Rostropovitch, gliedern des Borodin-Quartetts geprägt ist. Sie Yuri Bashmet und Gidon Kremer auf der begann sehr früh ihr Violinspiel und arbeitete Bühne. mit ihrer Mutter Elena Mazor sowie, ab dem Heute verbindet Lipkind seine musika- Alter von fünf Jahren, mit Irina Svetlova in lischen Engagements mit einem grösseren . Schon in dieser frühen Phase genoss Plan, das zugrunde liegende Repertoire auf- Anna den Einfluss einiger grosser Geiger des zunehmen. Daher bestimmen und bedingen letzten Jahrhunderts wie , Boris diese Produktionen alle übrigen Aspekte sei- Kuschnir, Salvatore Accardo, Victor Danchen- ner Karriere. ko, Ida Haendel, Shlomo Mintz, Miriam Fried, Thomas Brandis, Petru Monteanu, Itzhak Perl- «[…] Lipkind ist einmalig […] man, Ivry Gitlis, Tsugio Tokunaga und Geor- er spielt wie besessen […]. gy Pauk. Als Sechsjährige trat Anna Lipkind Ein Konzert auf der Stuhlkante, erstmals mit Orchester auf. Sie gab Recitals voller Dramatik […].» und machte Rundfunkproduktionen in Israel, gastierte aber auch bereits bei internationa- The Independent (fünf Sterne) len Festivals in Russland, Deutschland, Italien, Japan und Portugal. Dabei arbeitete sie mit Der Cellist Gavriel Lipkind, 1977 in Tel Aviv Mit seinem tiefen Verlangen, einzigartige Musikern wie Peter Donohoe, Pavel Gililov, geboren, erlebte bereits in jungen Jahren Aufnahmen zu machen und diese mit seiner Grigory Kalinovsky, Julian Rachlin, Maxim einen kometenhaften Aufstieg. Dann be- Konzert- und Lehrtätigkeit in Verbindung Vengerov, Stacey Watton und Pinchas Zu- schloss er jedoch, den vorgezeichneten Le- zu bringen, schafft Lipkind sich eine eigene kerman zusammen. Mit 16 gab sie ihr Debüt bensweg zu überdenken und zu unterbre- Nische. Beständig hinterfragt er die gängigen beim Israel Philharmonic Orchestra unter der chen. Er nahm eine dreijährige Auszeit von Einschränkungen im Leben eines Solisten, Leitung von Zubin Mehta. Daraufhin zog sie der Bühne, während der er sich intensiver wodurch sein Musikerdasein zu einer ganz- nach Europa und studierte bei Pavel Verni- Weiterbildung und Tonaufnahmen widmete. heitlichen Mission wird. kov am Wiener Konservatorium, wo sie vier internationale Wettbewerbe als Preisträgerin «[…] ein erheblicher Teil verliess. Die Musikerin lebt heute mit ihrem der Zuhörer verliess den Saal Mann, dem Cellisten Gavriel Lipkind, in Ber- unter Tränen.» lin. Neben ihrer Arbeit als Solistin ist sie eine leidenschaftliche Kammermusikerin. Sie ist The Strad Magazine Mitglied im Lipkind Quartett und Koproduzen- tin der Serie «Lipkind plays …». Anna Lipkind Lipkind trat in einigen der namhaftesten spielt eine Violine von Lorenzo Ventapane, die Konzertsälen weltweit auf, etwa im Concert- sie als Leihgabe von Pavel Vernikov erhielt. gebouw, der Suntory Hall, dem Kennedy Cen- ter und der Berliner Philharmonie. Er war dort mit Soloprogrammen und berühmten Orches- tern zu hören, unter anderem mit dem Israel Philharmonic, den Münchner Philharmoni- kern und dem Baltimore Symphony Orchestra. 42 43 Lipkind Quartet Gwendolyn Masin Violine

im Wiener Musikverein und die Veröffent- Urs Peter Schneider und anderen wurden lichung des ersten Albums bei Naxos. Kürz- von der Förderin zeitgenössischer Musik lich war das Quartett zu Gast beim Musikfest uraufgeführt und eingespielt. Bremen, den Zeister Muziekdagen und dem Die als charismatische Musikerin und Schiermonnikoog Festival in den Nieder- Rednerin geltende Persönlichkeit wird re- landen – und ist nun stolz, erneut bei GAIA gelmässig zu Fernseh- und Radiosendungen mitzuwirken. in ganz Europa, in Russland und Südafrika eingeladen und erhielt höchste internationa- le Auszeichnungen, Preise und Abschlüsse. «Die hervorragenden Streicher ha- Die berufliche Neugier spiegelt sich in ben sich auf die Spuren des Alban Masins gesamter musikalischer Entwick- lung wider. Mit einundzwanzig verfasste sie Artiom Shishkov (Violine) Berg Quartetts begeben. Sie streben Einer Einladung folgend, gründete Gwen- ihre eigene Lehrmethode und wurde damit Anna Lipkind (Violine) ein anderes Musizieren an, welches dolyn Masin 2006 ein facettenreiches Kam- unwissentlich die jüngste Frau, der dies ge- Viacheslav Dinerchtein (Viola) nicht den Stereotypen des Konzert- mermusikfestival, das sie «GAIA» nannte. lungen war. Eingebettet in das preisgekrönte Gavriel Lipkind (Violoncello) betriebs unterliegt, sondern bereits Es wurde zum Synonym einer Heimstatt, Werk «Michaela’s Music House», wurde die im Erarbeiten aus gegenseitiger nicht nur für seine künstlerische Leiterin, Methode 2009 bei Müller & Schade veröf- Achtung, Kenntnis und Können re- sondern auch für die über achtzig Musiker fentlicht. Das von Musikpädagogen aus aller Dieses ungewöhnliche Streichquartett, ge- und bildenden Künstler, die bislang an die- Welt empfohlene Buch erntete viel Lob von gründet von seinem Cellisten, sticht durch sultiert.» sem Festival mitgewirkt haben. der internationalen Presse. Die deutsche die radikale und tiefgreifende gedankliche Die Virtuosität der als «Naturbegabung Übersetzung wird 2013 erscheinen. Beschäftigung mit jeder Phase seines Schaf- Thüringer Allgemeine mit einer Autorität, um die sie die meisten Gwendolyn Masin erteilt Violin- und fens heraus, beginnend bei den sozialen und Violinisten beneiden müssten» (The Irish Kammermusik-Meisterkurse in Instituten zwischenmenschlichen Aspekten der Arbeit Times) beschriebenen Violinistin ist kein und bei Festivals in ganz Europa und Nord- im Quartett bis hin zu den feinsten Details Zufall: Gwendolyn Masin entstammt einer amerika und gibt dort auch Gesprächskon- eines inspirierten Bogenstrichs. Alle vier traditionsreichen Musikerfamilie aus Mittel- zerte. Auch ihre Promotion am Trinity Col- Mitglieder des Lipkind Quartetts kommen und Osteuropa. Im Alter von fünf Jahren gab lege stand ganz im Zeichen der Leidenschaft als etablierte Musiker zum Ensemble. Sie sie ihr Debüt an der Franz-Liszt-Akademie für das Unterrichten. sind anerkannte künstlerische Persönlich- in . Seitdem erhielt sie bei ihren Gwendolyn Masin leistet ihren Beitrag zu keiten mit sehr viel Erfahrung in ihren je- zahlreichen Auftritten als Konzertviolinistin Projekten, die die Bedeutung der klassischen weiligen Gebieten. Dennoch liegt die haupt- mit hochkarätigen Orchestern, bei Konzert- Musik in unserer Zeit unterstreichen und sächliche Motivation des Lipkind Quartetts vorträgen und als Solistin viel Beifall – und sie einem breiteren Publikum zugänglich darin, als Vierergruppe zu harmonieren bei jedem Auftritt ist ihre Liebe zur Bühne machen. Sie produziert die interdisziplinä- und einer klar definierten Arbeitsstruktur förmlich greifbar. Kammermusik gehörte zu re Reihe «In Search of Lost Time» und war zu folgen, um miteinander über viele Jahre ihren frühesten musikalischen Erfahrungen, Kuratorin des Carrick Music Festivals, wo Kammermusik von höchster Güte und ohne und wann immer es ihr möglich ist, kehrt sie sie nicht nur Klassik, sondern auch Jazz und Kompromisse hervorzubringen. zu dieser zurück. Weltmusik auf das Programm setzte. GAIA Seit seinem ersten Auftritt 2008 hat das «Sie umgeht die Fallstricke des Wun- wurde auch in dem Bestreben geschaffen, Lipkind Quartett umfangreiche Tourneen derkind-Status und entwickelt sich dabei diese Ziele an einem einzigen Ort zu ver- auf drei Kontinenten absolviert. Höhepunk- so rasch, dass ihr Konzerte gewidmet wer- wirklichen und ein umfassendes Kollektiv te waren in letzter Zeit die Eröffnung des den» schrieb The Sunday Business Post, als an Künstlern aufzubauen, so dass nicht nur Klara Radio Festivals in Brüssel, die Eröff- Gwendolyn Masin noch ein Teenager war. die Mitglieder, sondern auch die Zuhörer nung eines neuen Streichquartettzyklus Werke von John Buckley, Thorsten Encke, sich über die jährliche Wiederkehr freuen. 44 45 Andrei Pushkarev Artiom Shishkov Vibraphon Violine

eigene Arrangements, insbesondere für Vi- einer Internetabstimmung von «Forum braphon und Solo-Violine, mit oder ohne Klassika» den Publikumspreis. Orchesterbegleitung. 2004 nahm er den Zy- Artiom Shishkov wurde zu vielen inter- klus «Bach Vibrations» mit Improvisationen nationalen Festivals eingeladen, darunter über die zweistimmigen Inventionen von J. S. das Gstaad Festival, Festival Été Mosan, Bach auf. Diese CD wurde als Entdeckung Yuri Bashmet Festival, Musica Mundi Fes- des Jahres in der Bestenliste der deutschen tival und Art November Moskau. Er trat in Schallplattenkritik gewürdigt. Musikalische den grossen Konzertsälen von Brüssel, Oslo, Partner von Andrei waren und sind u. a. die Moskau sowie St. Petersburg auf und musi- Instrumentalisten Yo Yo Ma, Yury Bashmet, zierte mit Dirigenten wie Gilbert Varga und Martha Argerich, Julian Rachlin, Gabriela Augustin Dumay. Montero, Michel Portal sowie die Dirigenten Der junge Geiger hat an Meisterklassen Yury Temirkanov, Woldemar Nelsson und von Vladimir Spivakov, Elisabeth Wallfish, Roman Kofman. Tatjana Gridenko, Yair Kless, Itamar Golan, 2004 erhielt Andrei den Preis der Stif- Leonid Kerbel, Irina Bochkova und Vladimir tung «Pro Europa», 2005 war er auf einer Perlin teilgenommen. Seit 2009 ist Artiom Welttournee im Duo mit Gidon Kremer un- ein Mitglied der «Young Faculty» beim Mu- terwegs und 2006 war er Mitwirkender von sica Mundi Festival in Belgien. Als leiden- dessen Trioprojekt «Von Bach zu Piazzolla». schaftlicher Kammermusiker ist Artiom 2010 nahm er mit Kremer und dem argenti- Shishkov Mitglied des Lipkind Quartetts (1. nischen Bandoneonisten Dino Saluzzi für Geboren 1984 in Minsk, begann Artiom Violine). Andrei Pushkarev wurde 1974 in Kiew in das renommierte Label ECM die CD «Themes Shishkov im Alter von fünf Jahren mit dem eine Musikerfamilie geboren. Er begann from the Songbook» mit Film- und Theater- Geigenspiel bei seiner Lehrerin Janna Kut- seine musikalische Ausbildung am Klavier musik des georgischen Komponisten Giya chinsky und debütierte als Achtjähriger und war ab 1980 Schüler der Spezialschule Kancheli auf. solistisch in der Weissrussischen Philhar- für Musik in Kiew. Ab seinem 14. Lebensjahr Seit mehreren Jahren unterrichtet An- monie. Von 1994 bis 2002 war er Schüler studierte er Percussion. 1992 ging Andrei als drei Pushkarev in Meisterklassen auf der einer Spezialschule für Musik und studierte Student an das Tschaikowsky-Konservato- ganzen Welt und ist Jurymitglied bei meh- danach an der Staatlichen Musikakademie rium in Kiew, wo er seine Ausbildung bei reren internationalen Wettbewerben. bei Eduard Kutchinsky sowie von 2010 bis Alexander Blinov fortsetzte. 1995 gewann 2012 an der Musikuniversität Wien bei Dora er als Solo-Vibraphonist den ersten Preis in Schwarzberg. dem neu gegründeten Wettbewerb «Neue Seit 1994 war Artiom Shishkov Preis- Namen». Dort führte er auch eigene Kom- träger bei 13 internationalen Wettbewer- positionen auf. Von 1995 bis 1999 musizierte ben in Tschechien, Litauen, Deutschland, er mit zahlreichen ukrainischen Kammeren- Weissrussland, Russland, Polen, Österreich sembles und wurde 1996 Solo-Schlagzeuger und Belgien. Darunter sind der Max-Ros- des Philharmonischen Orchesters Kiew. tal-Wettbewerb (Berlin 2012) und der Mu- Seit 1999 ist er Mitglied des Kammeror- sikwettbewerb «Reine Elisabeth» (Brüssel chesters Kremerata Baltica unter Leitung 2012). Artiom gewann darüber hinaus Sti- von Gidon Kremer. Mit diesem Ensemble pendien verschiedener Institutionen wie tourte er weltweit und wirkte an zahlrei- der Vladimir-Spivakov-Stiftung. Während chen CD-Aufnahmen mit. Seit dieser Zeit seiner Teilnahme am Tschaikowsky-Wett- erstellt Andrei Pushkarev immer wieder bewerb in Moskau 2007 erhielt er nach 46 47 Alexander Sitkovetsky Yurodny Violine

Alexander Sitkovetsky wurde in Moskau als Special Guests bei GAIA 2013 Spross einer Musikerfamilie geboren. Sein Debüt gab er im Alter von acht Jahren. Im Der 1977 geborene Miklós Lukács (Cim- gleichen Jahr begann er seine Studien an der balom) stammt aus einer Musikerfamilie, Yehudi Menuhin School. Unter seinen Leh- sein Vater ist ebenfalls Cimbalomspieler. rern sind Natalia Boyarskaya, Hu Kun, Maya Nach Abschluss seines Studiums an der Glezarova, Pavel Vernikov und Ana Chuma- Franz-Liszt-Musikuniversität Budapest be- chenco. Er trat mit namhaften Orchestern schäftigte er sich neben klassischer Musik auf, darunter dem Niederländischen Philhar- immer intensiver mit den verschiedensten monischen Orchester, dem Royal Philharmo- Stilrichtungen des Jazz. Er ist Mitglied und nic und dem Philharmonia Orchestra, den Gast mehrere Formationen und arbeitet Sinfonieorchestern von St. Petersburg und mit namhaften Musikern und Orchestern Malmö, den Kammerorchestern Stuttgart zusammen. Mehrere CDs sind erschienen, und Basel, dem Philharmonischen Orches- und Miklós Lukács wurde immer wieder mit ter Brüssel und I Virtuosi Italiani. 2011 war Yurodny wurde im November 2007 in Dub- Preisen ausgezeichnet. Alexander Sitkovetsky 1. Preisträger beim lin durch den Saxofonisten, Komponisten Wettbewerb «Trio di Trieste» gemeinsam mit und Produzenten Nick Roth gegründet. Das Olesya Zdorovetska (Gesang) stammt aus dem Pia­nisten Wu Qian, und er ist seit Beginn Ensemble führt zeitgenössische Interpreta- der Ukraine. Ihre tiefe Liebe zum musika- der aktuellen Saison Mitglied der Chamber tionen traditioneller Musik aus der ganzen lischen Ausdruck überschreitet Grenzen Music Society in New York. Als Kammer- Welt auf und arbeitet mit Interpreten und von Genres und Stilen. Olesya Zdorovetska musiker spielte er mit Julia Fischer, Janine Komponisten zusammen, die die Leiden- studierte an der Musikakademie Kiew. Sie Jansen, Misha Maisky, Pavel Vernikov, schaft der Gruppe für ein neues Bild von hat Projekte konzipiert, die ukrainische Polina Leschenko, Julian Rachlin und vielen Tradition und ihr vitales Verständnis von Volksmusik ebenso umfassen wie spanische anderen renommierten Kollegen. Er machte Gegenwart teilen. Die internationale Presse mittelalterliche Dichtung oder Werke von mehrere Aufnahmen, darunter das Doppel- hat Yurodny als «unwiderstehlich», «atem- Samuel Beckett. Als Solistin der Salsa-Band konzert von Johann Sebastian Bach mit Julia beraubend elegant» und «musique sans «Dislocados» hat sie zwei Alben aufgenom- Fischer. Er ist ausserdem Gründungsmitglied frontières» beschrieben. Die Gruppe tourt men. Sie wirkt auch in dem Londoner «Se- des Sitkovetsky Klaviertrios, das in der gan- regelmässig durch ganz Europa und hat ne- firoth Ensemble» mit und komponierte die zen Welt – unter anderem in der Londoner ben CD-Aufnahmen auch Dokumentarfilme Filmmusik zu «Little Thing» (Regie Marianna Wigmore Hall und dem Concertgebouw veröffentlicht. Als Auftraggeber für neue Volskaya). Amsterdam – auftritt. Stücke hat Yurodny mit einigen der welt- weit führenden Komponisten gearbeitet und zahlreiche wichtige Uraufführungen gespielt, darunter Werke von Mamoru Fu- jieda, Kamran Ince, Onur Turkmen, Ian Wil- son, Lars Graugaard und Dan Trueman. 2013 erhielt die Gruppe den «Culture Connects EU Presidency Award» als Teilnehmer des Kulturprogramms während der irischen EU- Präsidentschaft. In der ersten Jahreshälfte war und ist Yurodny u.a. in London, Kopen- hagen und Oslo aufgetreten – und natürlich in Dublin (beim HOPA! Festival). 48 49 Kaspar Zehnder Flöte

Geboren 1970 in Riggisberg/Bern, studierte Kaspar Zehnder parallel zum Schulbesuch bis zur Matura an der Hochschule der Küns- te Bern HKB Flöte (Heidi Indermühle) und Dirigieren (Ewald Körner). Innerhalb eines Jahres erhielt er als 23-Jähriger Lehr-, So- listen- und Kapellmeisterdiplom und setzte seine Ausbildung bei Aurèle Nicolet (Basel/ Siena) und an der European Mozart Acade- my fort, wo er mit Dozenten der Juilliard School New York, des Conservatoire de Paris und des Mozarteums Salzburg Kammermu- sik studierte. Als Solist hat er mit zahlrei- chen Orchestern in ganz Europa konzertiert, u.a. am Festival Mecklenburg-Vorpommern, am Maggio Musicale in Florenz und an den Festivals von Krakau, Prag, Budapest, Bu- karest oder Plovdiv. Heute spielt er Kam- mermusik u.a. in den Ensembles «mit vier» und «Ensemble Paul Klee», daneben übt er eine internationale Konzerttätigkeit als DON GIOVANNI Solist in Recitals und mit Orchestern aus. Im Frühjahr 2007 feierte er anlässlich einer Spanientournee grosse Erfolge (u.a. im Au- ditorio Nacional Madrid) als Solist in Iberts Flötenkonzert. Seine Liebe zu unkonventi- onellen Programmen zeigt sich nicht nur in den Konzertauftritten, sondern auch in den bisher veröffentlichten CDs, zuletzt in Dop- pel- und Tripelkonzerten jüdischer Kompo- nisten und in einem Album mit Werken von Ravel, Falla, Janáček, Berio u.a., welches er 2014 zusammen mit Magdalena Kožená für Deutsche Grammophon herausgeben wird. Als Dirigent leitet Kaspar Zehnder seit sei- ner Ernennung zum Chefdirigenten der Prague Philharmonia (2005-2008) führende Orchester in zahlreichen Ländern Europas. Er ist seit 1999 Künstlerischer Leiter der Sommerfestspiele Murten Classics, war von 2004-2012 Musikalischer Leiter am Zentrum

Paul Klee Bern und ist seit 2012 Chefdirigent Unterstützt durch des Sinfonie Orchesters Biel. 50 PREMIERE 26 MAI 2O13 51 Gaia per se Gaia per se

Interpreten

Violine Violoncello Harfe Komponisten Gabriel Adorján Dávid Adorján Jana Boušková Dongkyun An Sarah Christ Florian Bachofer Alexander Chaushian Xala und Interpreten Hovhannes Baghdasaryan Antoaneta Emanuilova Sandrine Cantoreggi Christopher Franzius Ania Losinger Yun-Jin Cho Pavel Gomziakov Perkussion Anke Dill Frans Helmerson seit der Gründung Daniel Garlitsky Louise Hopkins Matthias Eser Philippe Graffin Christopher Jepson Andrei Pushkarev von GAIA 2006 Barbara Gruszczynska Guy Johnston Ensembles Ilya Hoffman Aleksei Kiseliov Wonji Kim Gavriel Lipkind Grazioso Kammerorchester Yura Lee Philippe Muller der Ungarischen Anna Lipkind Timora Rosler Nationalphilharmonie Gwendolyn Masin Martti Rousi The Lipkind Quartet Lena Neudauer Jakob Spahn Tonus String Quartet Laura Oomens Torleif Thedéen Yurodny Igor Ozim Quirine Viersen Gesang Komponisten Ioana Petcu-Colan Kontrabass Emi Ohi Resnick Olesya Zdorovetska Rahel Maria Rilling Holger Michalski Dirigent Hendrik Andriessen George Enescu Andrei Pushkarev Tatiana Samouil Cimbalom Anton Arensky Gabriel Fauré Sergei Rachmaninow Artiom Shishkov Gergely Madaras Kurt Atterberg César Franck Maurice Ravel Alexander Sitkovetsky Miklós Lukács Johann Sebastian Bach Edvard Grieg Max Reger Jan Talich Flöte Samuel Barber Johann Halvorsen Camille Saint-Saëns Sono Tokuda Béla Bartók Georg Friedrich Händel Arnold Schönberg Viola Kaspar Zehnder Ludwig von Beethoven Joseph Haydn Dmitri Schostakowitsch Klarinette Alban Berg Wilfried Hiller Franz Schubert Guy Ben-Ziony H. Ignaz Franz Biber Robert Kahn Robert Schumann Gérard Caussé Don Li Ernest Bloch Zoltán Kodály Richard Strauss Isabel Charisius Reto Bieri Luigi Boccherini Ernst Krenek Igor Strawinsky Viacheslav Dinerchtein Yevgeny Yehudin Jorge A. Bosso Don Li Georg Philipp Telemann Jan Grüning Fagott Johannes Brahms György Ligeti Pjotr Iljitsch Tschaikowski Ilya Hoffman Max Bruch Franz Liszt César Viana Yura Lee Martin Kuuskmann Anton Bruckner Gustav Mahler Antonio Vivaldi Anna Lipkind Klavier Ferruccio Busoni Alessandro Marcello Anton Webern Vladimir Mendelssohn Guillaume Connesson Felix Mendelssohn Bartholdy Léo Weiner Sara Maria Rilling Julia Bartha Arcangelo Corelli Wolfgang Amadeus Mozart Eugène Ysaÿe Aline Saniter Robert Kulek Claude Debussy Astor Piazzolla Natalia Tchitch Aleksandar Madzar Antonín Dvořák Sergei Prokofjew Mikhail Zemtsov Roman Zaslavsky

54 55 Gaia per se 2012 2010 Klavierquartett c-Moll (Fragment, Anhang E 1) Johann Sebastian Bach Johann Sebastian Bach Schweizer Erstaufführung (1685 – 1750) (1685–1750) (Ergänzung der fehlenden Ciaccona aus der Partita II Concerto d-Moll für Oboe, Klavierstimme durch Roman d-Moll BWV 1004 für Violine, Streicher und Zaslavsky) Violine solo Basso continuo BWV 1060R Uraufführungen «Concertstuck» a-Moll für Arrangement für vier Vio- Uraufführung der Tran- Violoncello und Orchester loncelli von Laszlo Varga skription in c-Moll für Viola op. 129 Schweizer Erstaufführung und Fagott von Ilya Hoffman und Schweizer Schweizer Erstaufführung und Martin Kuuskmann Präludium und Fuge der Transkription für Vio- Erstaufführungen es-Moll BWV 853 aus «Das Jorge Bosso (*1966) loncello und Streichorchester Wohltemperirte Clavier I» (Moshe) für Violon- von Gavriel Lipkind Arrangement nach Bach cello solo und 17 Streicher in Zusammenarbeit mit dem für vier Violoncelli Uraufführung Brussels beim GAIA Kammermusikfestival Thun von Laszlo Varga Chamber Orchestra Max Bruch (1838–1920) Schweizer Erstaufführung «Kol Nidrei» Pjotr Iljitsch Tschaikowski Suite V c-Moll BWV 1011 Adagio d-Moll nach hebräi- (1840–1893) für Violoncello solo schen Melodien für Violon- Variationen über ein Arrangement für zwei cello und Orchester op. 47 Rokoko-Thema für Violon- Violoncelli von Laszlo Varga Schweizer Erstaufführung cello und Orchester op. 33 Schweizer Erstaufführung der Transkription für Schweizer Erstaufführung 2013 Violoncello und Streichor- der Transkription für Vio- «Chiquilin de Bachin»; chester von Gavriel Lipkind loncello und Streichorchester Astor Piazzolla (1921 – 1992) Arrangement für Vibraphon 2011 in Zusammenarbeit von Ann Kuppens «GAIA’s Piazzolla Suite» solo von Andrei Pushkarev mit dem Brussels Chamber Uraufführung «Nightclub 1960» aus Kurt Atterberg (1887–1974) Orchestra «Histoire du Tango»; Arran- Andrei Pushkarev (*1974) Doppelkonzert C-Dur für 2009 Johan Halvorsen gement für Vibraphon solo «La folia de GAIA» Violine, Violoncello und (1864–1935) von Andrei Pushkarev Bearbeitung der Violin­ Streicher op. 57 Johan Halvorsen (1864 – 1935) Sarabande g-Moll mit Varia-­ Schweizer Erstaufführung sonate op. 5 Nr. 12 «La folia» Schweizer Erstaufführung Passacaglia tionen nach G.F. Händel von Arcangelo Corelli (frei nach G. F. Händel) «Milonga loca» aus «Tango: Alban Berg (1885–1935) für Violine und Viola (1653 – 1713) für Violine und Viola Zero Hour»; Arrangement Klaviersonate op. 1 Schweizer Erstaufführung Uraufführung Uraufführung der GAIA- für Violine und Vibraphon Bearbeitung für Viola der GAIA-Transkription für Transkription für Violine von Andrei Pushkarev Franz Schubert (1797 – 1828) und Streichorchester von Violine und Violoncello und Violoncello Schweizer Erstaufführung Sonate «Arpeggione» Leonid Hoffman Robert Schumann a-Moll D 821 Schweizer Erstaufführung Don Li (*1971) «Introducción del Ángel» (1810–1856) (in einer Transkription Part 87 / aus «Concierto del Ángel»; Ernest Bloch (1880–1959) Fantasiestücke op. 73 für Solo-Cello und «Thirty Combinable Lines» Arrangement für Violine, Gebet (T’Fila) Schweizer Erstaufführung Streichquartett) Uraufführung Violoncello und Vibraphon orchestriert von Jorge Bosso der Transkription für Fagott Schweizer Erstaufführung von Andrei Pushkarev Schweizer Erstaufführung und Klavier von Martin Uraufführung Yurodny Kuuskmann nach dem César Viana (*1963) Mehrere neue Stücke Original für Klarinette «Escualo»; Arrangement für «Sermaf» für Violine und und Arrangements (Violoncello ad lib.) und Violon­cello und Vibraphon Viola Uraufführungen / Klavier von Andrei Pushkarev Schweizer Erstaufführung Schweizer Erstaufführungen Schweizer Erstaufführung 56 57 Gaia per se

Impressum Programmheft Das ist GAIA Herzlichen Dank Einführungstexte Gründerin & an alle Freiwilligen und Angela Beuerle Künstlerische Leitung Ehrenamtlichen, die GAIA Jürgen Hartmann Gwendolyn Masin seit Jahren unterstützen! (Originalbeiträge, Vereinspräsident Presse © bei den Autoren) Matthias Aebischer Beat Glur Gestaltung Ehrenpräsident Corporate Identity Neidhart Grafik Christoph Ott Kasia Ozmin Hubert Neidhart www.neidhart-grafik.ch Organisatorische Leitung Gestaltung der Beatrice Fuchs Internetseite Fotos Eliane Arnet Associate Denis Autier Katy Judge Balázs Böröcz/ Schirmherr Pilvax Studio David Zinman Tonmeister Marco Borggreve Chris Diggelmann Komitee Oleksander Mycyk Benoit Piccand Christoph Allemann Vojtěch Vlk Françoise Chevalier Fotograf des Festivals Aktuelle Informationen, Martin Dubach Tom Haeussler erweiterte Biografien, Erwin Kämpfer Filmteam des Festivals Multimedia und vieles Marianne Mumenthaler Miklós Váli und mehr finden Sie auf Patricia Quinche Botond Nagy/Acheron Film www.gaia-festival.com Bree Saunders Aya Yoshigoe Mirjam Walker Erweitertes Komitee Ilona Salomons Michael Schär Stefan Schwärzler

Vielen Dank an unsere Sponsoren

58 59 Mit GAIA verbunden

Liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer,

GAIA heisst Musik erleben – GAIA is Love. Möchten Sie Ihre Begeisterung, Ihre Erlebnisse oder Ihre Verbundenheit mit GAIA teilen? Sie haben die Möglichkeit dazu: Werden Sie ein Freund von GAIA. Sie lassen GAIA auf diese Weise weiter aufblühen - ein Festival, bei dem Freude und Spannung in der Musik nicht nur gehört, sondern erlebt werden und dessen inspirierende Konzerte das Publikum noch lange weiter bewegen, nachdem der Schlussakkord ausgeklungen ist.

Sie haben verschiedene Freundschaftsmöglichkeiten: Erde CHF 50 bis 250.– Wasser CHF 251 bis 500.– (inkl. 2 Eintrittskarten 2014) Luft CHF 501 bis 1000.– (inkl. 4 Eintrittskarten 2014) Feuer CHF 1001.– und mehr (inkl. 6 Eintrittskarten 2014)

Die Freundschaft beinhaltet: Namensnennung auf der Website/im Programmheft, Sitzplatzreservation. Detail­informationen finden Sie auf unserer Website.

Bitte beachten Sie auch Ihre Eintrittskarte. Sie können die Rückseite nach Wunsch ausfüllen und die Karte einem Mitglied des GAIA-Teams am Ausgang des Konzertraums übergeben. So werden Sie auf einfachste Weise ein Freund von GAIA.

Das nächste GAIA Kammermusikfestival Thun findet vom 22. bis 25. Mai 2014 statt! www.gaia-festival.com