DIE BEGEGNUNG 2016 4.–8. MAI

Ein Festival feiert das pure Leben PROGRAMM DAS GAIA MUSIKFESTIVAL WILLKOMMEN IST GEMEINSCHAFT. zum achten GAIA Musikfestival ZUSAMMENARBEIT. BEGEGNUNG. – und zugleich zum zweiten GAIA Musikfestival Oberhofen «GAIA ist der ideale Ort, um meine Träume zu verwirklichen. GAIA ist meine Heimat.»

Zum achten GAIA-Festival habe ich vier Ge- es geht ganz grundsätzlich um gegenseitige Willkommen 4 nerationen von Musikern zur Begegnung auf Bewunderung, sei es zwischen Schubert und dem Konzertpodium eingeladen. So wird man Beethoven, sei es zwischen und KONZERTPROGRAMM 5 den Einfluss von einzelnen Persönlichkeiten István Várdai. Auch dies kennzeichnet die auf andere erkennen, und die Verknüpfungen Wahlverwandtschaft, die zahlreiche GAIA- Donnerstag, 5. Mai 2016, 20 Uhr 6 von Vergangenheit und Gegenwart. Auch in Musiker untereinander spüren. Kirche Hilterfingen diesem Jahr wird es neue Werke geben, dieses Das Ergebnis ist ein befreiter, persönlicher Freitag, 6. Mai 2016, 20 Uhr 10 Mal als besondere Begegnung – während wir Austausch von Musik, Worten, Ideen; eine Klösterli Oberhofen an den bisherigen Festivals neue musikalische Seelenverwandtschaft – und das Festival ein Werke ur- und erstaufführten, wird in diesem Schaufenster all dieser Leidenschaften. Samstag, 7. Mai 2016, 20 Uhr 14 Jahr erstmals neue Literatur zu erleben sein, Hat man endlich eine Heimat für seine Klösterli Oberhofen die eigens für das Festival geschaffen wurde: Träume erschaffen, lädt man Familie und Sonntag, 8. Mai 2016, 11 Uhr 18 «Hartmanns Erzählungen» (zu Werken von Freunde zur Begegnung ein – und feiert ge- Klösterli Oberhofen Strawinsky und Mussorgski) sowie neue Tex- meinsam. te von Lukas Hartmann zu Telemanns Suite Darf ich bitten zum gemeinsamen Tanz Sonntag, 8. Mai 2016, 17 Uhr 22 «Burlesque de Quixotte» feiern die Begegnung mit Magie, mit Musik und Freude, mit GAIA? – Schloss Oberhofen von Musik, Literatur und Theater. Die Texte Wir heissen Sie willkommen zur «Begegnung»! werden ein neues Licht auf die genannten KÜNSTLERPORTRÄTS 26 Werke werfen, nicht zuletzt durch die Mit- Gwendolyn Masin wirkung von Heidi Maria Glössner. Gründerin und künstlerische Leiterin Ausserdem ist das diesjährige Festival Elemente eine Art Heimkehr für mich – zu Mitgliedern Freunde von GAIA 34 meiner Familie und Freunden, die nicht nur in meinem Leben Spuren hinterlassen haben. Das ist GAIA Ein Beispiel ist die in harter Zeit entstandene Impressum 35 Freundschaft zwischen meiner Mutter und Peter Frankl, die als Kommilitonen an der Franz-Liszt-Akademie 1956 aus Ungarn flo- Wir danken 36 hen. Und der Titel eines Konzertes, «Klang- DNA», weist auf den ganz spezifischen Violin- klang hin, den mein Vater seinen Studenten, darunter auch mir, weitergegeben hat. Indirekt sind auch frühere Gäste von GAIA anwesend, so Mischa Zemtsov, dessen Platz beim Festival in diesem Jahr von sei- ner Tochter Dana eingenommen wird. Und

2 3 MUSIK UND SPRACHE – KONZERTPROGRAMM WIE GEHT DAS ZUSAMMEN?

Musik ist ja auf ihre Weise eine eigene Spra- und andere Figuren der Commedia dell’Arte che; schon im Barock wurde der Begriff tanzen, streiten und lachen, mit Wörtern statt «Klangsprache» geprägt, lange bevor Har- mit Tönen. Und ich sitze bei Telemann hinter noncourt ihn aufnahm. Und umgekehrt kann Don Quijote auf seiner Rosinante und treibe lyrische Sprache durchaus zu Musik werden, auch meine Sprache zum Galopp. Es ist ein bei Goethe zum Beispiel: «Über allen Gipfeln Versuch, unterschiedliche Ausdrucksformen ist Ruh./ In allen Wipfeln/ spürest du/ kaum miteinander zu verbinden. Ob er gelungen ist, einen Hauch.» Im Kunstlied verschmelzen werden Sie selber entscheiden. Text und Musik zu einer inneren Einheit. Bei Schubert rufen sparsame, ja ärmliche Klavier- Lukas Hartmann, Schriftsteller akkorde, die seinen Leiermann begleiten, den Freier Schriftsteller lebt in Spiegel bei Bern. Eindruck von Kälte und Einsamkeit hervor. In Er schreibt hauptsächlich Romane und Ge- Bachs Passionsmusik nehmen die Chöre das schichten für Erwachsene und für Kinder. Klagen der Streicher auf und verstärken die 2009 erhält er den Sir Walter Scott-Preis biblische Botschaft, in der die Auferstehung für den historischen Roman und 2010 wird anklingt. er mit dem Grosser Literaturpreis von Stadt Aber wie kommt es heraus, wenn Musik, und Kanton Bern ausgezeichnet. die eigentlich keine Texte benötigt, einen Schriftsteller dazu anregt, die bestehende Klangwelt mit eigenen Sprachbildern und szenischen Einfällen zu erweitern? Ich lasse Mussorgsky im Selbstgespräch, schon leicht angetrunken, durch die Ausstellung der Bilder seines Freundes Viktor Hartmann gehen. Ich lasse zu Strawinskys Ballettmusik Pulcinella

WILLKOMMEN ZUM ACHTEN GAIA MUSIK-FESTIVAL – und zugleich zum zweiten GAIA Musikfestival Oberhofen

Bei uns steht der spannende Austausch der Vorbereitung entsteht ein Konzertambiente, Musikerinnen und Musiker mit dem Publi- in dem Sie Musik miterleben und geniessen kum im Rampenlicht – und was uns am wich- können. Die Besetzung der Musiker wird bei tigsten ist: Bekanntheit schliesst Herzlichkeit jedem Stück neu erfunden. Die künstleri- nicht aus. GAIA ist ein überschäumender sche Energie, die so Schmelztiegel von Ideen und Impulsen, der entsteht, wird Sie in Musikern und Zuhörern eine grossartige Ihren Bann ziehen. Erfahrung schenkt. International bekannte Musiker treffen sich mit erstklassigen Musi- kern aus der Schweiz während einer Woche in Oberhofen um zu proben, und sich ken- Christoph Ott nenzulernen. Durch sorgfältige und intensive Präsident

4 5 Donnerstag, 5. Mai 2016, 20 Uhr Kirche Hilterfingen Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) Georg Philipp Telemann (1681–1767) Serenade G-Dur KV 525 «Burlesque de Quixotte» DIE MAGIE «Eine kleine Nachtmusik» Suite für Streichorchester Allegro – Rondo. Allegro und Cembalo TWV 55:G10 DER NACHT Ouverture: Maestoso Tarquinio Merula (1595–1665) Le reveil de Quixotte Son attaque des moulins à vent: Très vite Ciaccona für zwei Violinen, Les soupirs amoureux après la Princesse Violone und Basso continuo Dulcinée Gwendolyn Masin, Gina Maria McGuiness, Sanche Panse berné Patrick Moriarty, Vital Julian Frey Le galop de Rosinante Celui d‘ane de Sanche: Doux Le couché de Quixotte Georg Friedrich Händel (1685–1759) Concerto à 4 HWV Anh. B 311 Neue Texte von Lukas Hartmann (Uraufführung) Adagio – Allegro – Largo – Allegro Heidi Maria Glössner Gwendolyn Masin, Gina Maria McGuiness, Patrick Moriarty, Vital Julian Frey Antonín Dvořák (1841–1904)

Marco Uccellini (1603 oder 1610–1680) Serenade E-Dur für Aria sopra la Bergamasca Streichorchester op. 22 für zwei Violinen Moderato und Basso continuo Tempo di Valse Scherzo. Vivace Gwendolyn Masin, Gina Maria McGuiness, Larghetto – Finale. Allegro vivace Patrick Moriarty, Vital Julian Frey

Johann Sebastian Bach (1685–1750) Konzert für Cembalo, Streicher und Basso continuo Sprecherin Heidi Maria Glössner d-Moll BWV 1052 Violine Gwendolyn Masin, Allegro – Adagio – Allegro Gina Maria McGuinness Wer sagt, was Kunst ist? Vital Julian Frey Cembalo Vital Julian Frey

Young European Strings PAUSE Chamber Orchestra

Dirigent Ronald Masin

6 7 DIE MAGIE DER NACHT

Text Angela Beuerle J. S. Bach: Konzert für Cembalo, Streicher und Basso continuo W. A. Mozart: «Eine kleine Nachtmusik» Johann Sebastian Bach kennen wir in erster Linie als Schöpfer grosser geist- T. Merula: Ciaccona licher Musik, von seinen vermutlich ebenso zahlreichen Instrumentalkom- positionen sind hingegen nur wenige überliefert; eine Situation, die auch M. Uccellini: Aria sopra la Bergamasca auf das Werk seines Altersgenossen Georg Philipp Telemann zutrifft. Bachs «Eine kleine Nacht Musick» trug Mozart am 10. August 1787 in sein eigenhän- Cembalokonzerte sind auch insofern eine Besonderheit, als sie zu den ersten diges Werkregister ein. Heute gehört diese viersätzige Serenade wohl zu den Konzerten überhaupt für dieses Instrument zählen. «Wer ausser Bach hätte populärsten Stücken klassischer Musik überhaupt: «Dass es die Spatzen von denn ein solches Konzert schreiben können?», antwortete Albert Einstein den Dächern pfeifen, ändert nichts an der hohen Qualität dieses Gelegen- einmal, als auch bei diesem Werk (nicht bestätigte) Zweifel an Bachs Autor- heitsstückes aus einer leichten, aber glücklichen Hand», bemerkt Wolfgang schaft angemeldet wurden. Hildesheimer beinahe entschuldigend. Umso reizvoller ist es, den Mantel der Popularität zu lüften und sich dem Zauber dieses nächtlichen Kleinods über G. P. Telemann: «Burlesque de Quixotte» seine markanten Anfangstakte hinaus vollständig und in Ruhe zu widmen. «Er hat dazu beigetragen, dass die deutsche Musik von der Intelligenz und Dass diese «Kleine Nachtmusik» zu Mozarts Zeiten mitnichten so bekannt der Ausdrucksschärfe französischer Kunst angenommen (...) hat. Zu glei- war wie heute, lässt sich auch daraus schliessen, dass die Noten überhaupt cher Zeit hat er die ursprüngliche Verve (...) der polnischen und der neueren erst 1827, also 40 Jahre nach ihrer Entstehung gedruckt wurden. Auch sonst italienischen Musik mitgebracht», bemerkt der französische Schriftsteller wissen wir nichts über den Anlass der Komposition oder darüber, wann, wo Romain Rolland zu Georg Friedrich Telemann und beschreibt damit den und von wem sie aufgeführt wurde. Das verbindet Mozarts «Nachtmusik» geistigen Kosmopolitismus dieses Komponisten. Den Einfluss verschiedens- mit den meisten anderen Werken dieses Abends. Von Tarquinio Merula, ei- ter europäischer Musikstile, besonders des französischen, aber auch die nem Komponist des Frühbarock, selbst Organist und wohl ein virtuoser Vi- Tatsache, dass Telemann, neben Verdiensten in vielen anderen Gattungen, olinist, der in der Instrumentenbauer- und Streicherstadt Cremona einen auch ein profilierter Opernkomponist war, hört man in seiner Suite, in der er reichen Schatz von Instrumentalwerken, Kirchenmusik und Opern schuf, ist einige Szenen aus Cervantes’ berühmtem burlesken Roman über Don Quijo- der grösste Teil nicht überliefert, ähnlich wie bei seinem Zeitgenossen, dem te, den «Ritter von der traurigen Gestalt», musikalisch ausgemalt vor Ohren Kapellmeister und Violinisten Marco Uccellini, von dessen umfangreichem bringt. Œuvre wir kaum etwas kennen. Dabei gehört es zum Faszinosum der Musik, dass diese wenigen, aus längst vergangenen Zeiten bewahrten Werke, aus A. Dvorák: Serenade dem Dunkel der Vergangenheit auf das Konzertpodium geholt, ganz und gar Wie er begonnen hat, so schliesst der Abend mit einer «Serenade». Dieser gegenwärtig erklingen und uns ein Stück menschlicher Geschichte unmit- Gattungsbegriff, der sich von italienisch «sereno – heiter» herleitet, wurde telbar erfahrbar machen. Beim Hören von Merulas «Ciaccona» und Uccelli- nicht selten mit italienisch «la sera – Abend» in Verbindung gebracht und nis «Aria sopra la Bergamasca», deren musikalische Form jeweils auf einen meint ursprünglich eine lockere Folge instrumentaler Stücke, die gerne auch spanischen («Ciaccona») und einen italienischen («Bergamasca») Volkstanz abends oder nachts im Freien, vielleicht gar als Ständchen gespielt wurden. zurückgeht, zuckt es uns heute jedenfalls nicht weniger in den Füssen als Dvořáks Serenade stammt aus seinen frühen Komponistenjahren. Dabei den Zuhörern vor knapp 400 Jahren. lehnt sich Dvořák bewusst an die im Jahr 1875 längst historische klassische Serenade, wie Mozart und Haydn sie geschrieben hatten, an und nutzt diese G. F. Händel: Concerto klare, vergleichsweise einfache Form, um sie mit seinen geradezu überbor- Bei dem «Concerto à 4» wissen wir noch nicht einmal, ob es tatsächlich aus denden melodischen Einfällen zu füllen. Gern wird die in jedem Takt hörbare Händels Feder stammt. Wahrscheinlich hat ein anderer Komponist, vermut- Heiterkeit, die Fröhlichkeit und der liebreizende Charme dieses Werkes auf lich Tomaso Albinoni – in Zeiten, als Komponieren noch ein Handwerk war Dvořáks glückliche Stimmung als aufstrebender Komponist und frischgeba- und «Urheberrecht» ein Fremdwort – mangels aktueller Noten aus der Feder ckener Ehemann und Vater bezogen, ja, das Werk als ein heimliches Ständ- des europaweit geschätzten Händel kurzerhand selbst einen «Händel» ge- chen an seine Frau verstanden. Wie dem auch immer sei – es wird kaum schrieben. Dem Vergnügen, dieser Musik zu lauschen, tut dies keinen Ab- jemandem möglich sein, diese Musik zu hören, ohne danach mit grösster bruch. Heiterkeit in die Nacht hinein zu gehen.

8 9 Freitag, 6. Mai 2016, 20 Uhr Klösterli Oberhofen Camille Saint-Saëns (1835–1921) Pjotr Tschaikowski (1840–1893) Danse macabre, Andante cantabile op. 11 Nr. 2 DARF ICH Poème symphonique op. 40 István Várdai Bearbeitet von Raymond Deane BITTEN? Editiert von Gwendolyn Masin David Popper (1843–1913) Gwendolyn Masin Elfentanz op. 39 István Várdai Manuel de Falla (1876–1946) Spanischer Tanz aus Vittorio Monti (1868–1922) «La vida breve» Die GVB Kulturstiftung ist Royal Solisten Partner von Vital Julian Frey Csárdás Bearbeitet von Raymond Deane Isobel Cordone-Howard, Luke Kehoe-Roche, Editiert von Gwendolyn Masin Abbie Soon Gwendolyn Masin Wir fördern PAUSE Kultur – damit Antonín Dvořák (1841–1904) Slawische Tänze Pjotr Tschaikowsky (1840–1893) die Zukunft Nr. 10 aus op. 72 Serenade für Streichorchester bunt bleibt. Nr. 8 aus op. 46 C-Dur op. 48 Pezza in Forma di Sonatina Kurt Atterberg (1887–1974) Valse Suite Nr. 3 für Violine, Elegie Viola und Streichorchester Finale. Thema Russo op. 19 Nr. 1 nach der Bühnenmusik zu «Syster Beatrice» von Maurice Maeterlinck Violine Gwendolyn Masin, Gina Maria McGuinness, Prélude. Adagio Isobel Cordone-Howard, Pantomime. Moderato Luke Kehoe-Roche, Abbie Soon Vision. Allegro moderato Gwendolyn Masin, Gina Maria McGuinness Viola Dana Zemtsov

Violoncello István Várdai

Young European Strings Chamber Orchestra GVB Kulturstiftung www.gvb.ch/kulturstiftung Dirigent Ronald Masin

10 document3992259786097914604.indd 1 23.03.2016 16:58:38 11 DARF ICH BITTEN?

Text Angela Beuerle C. Saint-Saëns: Danse macabre Tanz – eine der urtümlichsten Formen menschlicher Kultur, in der sich Indi- viduum und Gemeinschaft treffen, sich bestätigen und neu formieren. Nicht Saint-Saëns schrieb seinen «Danse macabre» ursprünglich für Singstimme denkbar ohne Rhythmus, ohne Musik: «Es ist des Wohllauts mächtige Gott- und Klavier und legte ihm Auszüge des Gedichtes «Égalité, Fraternité» seines heit, die zum geselligen Tanz ordnet den tobenden Sprung», fasst Friedrich Landmannes Henri Cazalis zugrunde (eine Orchesterfassung folgte zwei Schiller es in seinem Gedicht «Der Tanz». Jahre später). Er beschreibt darin in plastischen Bildern einen Totentanz, in dem Tod und Teufel die Gestorbenen zum Tanz auffordern. Nach den ein- M. de Falla: Spanischer Tanz leitenden zwölf «Glockenschlägen» entfaltet Saint-Saëns einen Bilderreigen, De Fallas spanischer Tanz stammt aus seiner Oper «La vida breve» («Das kur- ein instrumentales Theaterstück, angeführt vom teuflischen Tritonus der ze Leben»), die erzählt, wie das Zigeunermädchen Salud an ihrer Liebe zum auf G-D-A-Es verstimmten Geige, in dem etwa das Rasseln der Skelette ungetreuen, reichen Paco zerbricht und stirbt: «Unselig der Mensch, unselig, oder aber der verfremdete Cantus firmus des «Dies irae» im Walzertakt wer mit dunklem Geschick geboren. Unselig der Mensch, der zum Amboss verschmilzt. Welch ein Glück, dass das «Cocorico» des Hahnes dem Spuk geboren, anstatt zum Hammer.» Mit folkloristischen Motiven und an den schliesslich ein Ende bereitet! Flamenco erinnernden rhythmischen Elementen schafft de Falla mit diesem K. Atterberg: Suite Nr. 3 Tanz ein spanisches Stimmungsbild. Vielleicht nicht Spuk, aber durchaus Übersinnliches hatte das Schauspiel des A. Dvorák: Slawische Tänze berühmten symbolistischen Dichters Maurice Maeterlinck zum Inhalt, zu Mit grosser Begeisterung wurde im westlichen Europa des späten 19. Jahr- dem der schwedische Komponist Kurt Atterberg zunächst eine Bühnenmusik hunderts volkstümliche Musik aus anderen Teilen Europas gehört, so auch schrieb, aus der wiederum seine Suite Nr. 3 entstand. Als die Ordensschwes- die slawischen Tänze des jungen böhmischen Komponisten Antonín Dvořák, ter Béatrice aus Liebe ihr Gelübde bricht und dem Ritter Belliodor folgt, steigt die dieser 1878 komponierte. Der Erfolg war so gross, dass sein Verleger die Heilige Jungfrau Maria von ihrem Sockel und nimmt ihre Rolle ein. Unbe- Dvořák bald um eine Fortsetzung bat, die allerdings erst 1886-87 entstand merkt von ihren Mitschwestern, kehrt Béatrice nach vielen Jahren enttäuscht (op. 72), diesmal in ganz anderem, wesentlich melancholischerem Charak- und gezeichnet zurück, schlüpft anstelle der Jungfrau wieder in ihr Gewand ter. Bei allen diesen Tänzen geht Dvořák von Rhythmen und strukturellen und muss feststellen, dass ausgerechnet sie, die Sünderin, nun als Heilige Mustern jeweils unterschiedlicher osteuropäischer Tänze aus und nutzt die- verehrt wird. Ob Geige und Bratsche in dieser Suite die wechselnden Rol- se als Gerüst für eine eigenständige, melodisch-harmonisch äusserst farben- len von Schwester Béatrice und der Jungfrau Maria übernehmen, bleibt der prächtige Tonmalerei. Während op. 72 Nr. 10 eine eher wehmütig-getragene Phantasie des Hörers überlassen. Stimmung prägt, entfaltet op. 46 Nr. 8 auf der Grundlage des böhmischen Volkstanzes «Furiant» (tschech. «der Begeisternde») ein temperament- und P. Tschaikowski: Andante cantabile, Serenade schwungvolles Gegenbild. Wenn die Geschichte stimmt, haben wir das berührende Thema von Tschai- kowskys «Andante cantabile» (eine Bearbeitung des 2. Satzes seines be- V. Monti: Csárdás liebten 1. Streichquartetts op. 11) einem Malermeister zu verdanken, der Auch bei Vittorio Montis «Csárdás», dem Werk typisch ungarischer «Zigeu- dieses Volkslied vor sich hin pfiff, während er das Haus von Tschaikowskys nermusik» überhaupt – aus der Feder eines Neapolitaners – geht der Aufbau, Schwester strich – glücklicherweise, als der Komponist gerade zu Besuch war. der bekannte Wechsel von langsamen und schnellen Passagen auf die na- Auch Tschaikowskys Streicherserenade enthält viele Anklänge an russische mensgebende Tanzform des traditionellen Csárdás zurück. Volksmusik, ganz besonders im 4. Satz. Zugleich greift er mit der Serenaden- form bewusst auf den Stil der Wiener Klassik, namentlich des von ihm aufs D. Popper: Elfentanz Höchste verehrten Mozart zurück. «Ich habe sie aus eigenem inneren Trieb Doch weit über Europa hinaus führen die Tänze des heutigen Abends, in die komponiert, das ist etwas, was aus freiheitlichem Denken entsteht», schrieb Welt der Geister und der Toten. Einen «Elfentanz» komponierte der österrei- Tschaikowsky zu dieser Serenade, die er zeitlebens zu seinen liebsten Kom- chische Komponist und Cellist David Popper, und jeder, der dieses hochvir- positionen zählte. Bemerkenswert ist, wie heiter und gelöst, wie versöhnt tuose, flirrende Stück Musik hört, wird sofort verstehen, warum dabei an die mit der Welt seine Musik hier klingt, selten genug in seinem Werk – und leichten, zwielichtigen fliegenden Fabelwesen zu denken ist. umso kostbarer darum.

12 13 Samstag, 7. Mai 2016, 20 Uhr Klösterli Oberhofen Franz Schubert (1797–1828) Notturno (Adagio) Es-Dur D 897 WAHLVERWANDT- Gwendolyn Masin, István Várdai, Finghin Collins SCHAFTEN Ludwig van Beethoven (1770–1827) Sonate für Klavier und Violoncello A-Dur op. 69 Allegro ma non tanto Scherzo. Allegro molto Adagio cantabile Allegro vivace Violine István Várdai, Peter Frankl Gwendolyn Masin

Violoncello István Várdai PAUSE

Klavier Finghin Collins Franz Schubert (1797–1828) Peter Frankl REDEFINE YOUR COFFEE Klaviertrio B-Dur D 898 WWW.COFFEEGURATOR.CH Allegro moderato Andante un poco mosso Scherzo. Allegro Rondo. Allegro vivace Gwendolyn Masin, István Várdai, Peter Frankl

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14 15 WAHLVERWANDTSCHAFTEN

Text Jürgen Hartmann

1839 suchte Robert Schumann den Währinger Friedhof unweit der Wiener des Rondos mit dem Jahrzehnte später von Brahms perfektionierten Prinzip Innenstadt auf, «wo zwei der Herrlichsten seiner Kunst nur wenige Schritte thematischer Entwicklung zusammenbringt, ist historisch betrachtet schon voneinander ruhen». Gemeint sind Schubert und Beethoven, die der 29-jäh- beinahe Zukunftsmusik. rige Komponistenkollege gleichermassen hochschätzte: «So war endlich ein heisser Wunsch meines Lebens in Erfüllung gegangen, und ich betrachte- L. van Beethoven: Sonate te mir lange die beiden heiligen Gräber». Dass man sie in einem Atemzug Schubert hatte den weitaus berühmteren Kollegen Beethoven zeitlebens nennt, war damals nicht selbstverständlich: Beethoven war berühmt, Schu- bewundert, der Kontakt war jedoch eher oberflächlich geblieben. Es gibt in bert fast vergessen. «Der Ruhm so mancher, die ihn zeitlebens nicht erlebten, Schuberts Œuvre einige Verbindungen zu Beethoven, und dass er sich «den kam nach dem Tod», schrieb Claude Alain Sulzer 2014, «dank jener, die klug Weg zur grossen Sinfonie bahnen» wollte, hat gewiss mit Beethovens ge- und hellsichtig genug waren, im scheinbar Vergänglichen das Neue zu hören, wichtigen Werken in dieser Gattung und Schuberts Willen zur Nachfolge zu wie Robert Schumann es tat, als er Schubert (…) ins Gedächtnis seiner Zeit- tun. Auch eine Sonate für (eine spezielle Art von) Violoncello und Klavier genossen zurückholte». Das B-Dur-Klaviertrio hatte Schumann bereits 1836 komponierte Schubert in jenen Jahren, die sog. «Arpeggione»-Sonate von in einer Rezension vorgestellt: «Ein Blick auf das Trio von Schubert – und 1824 (sie erklang am GAIA-Festival 2013). Beethoven hatte insgesamt fünf das erbärmliche Menschentreiben flieht zurück und die Welt glänzt wieder Werke in dieser Gattung vorgelegt, op. 5 und 102 (jeweils zwei Sonaten) und frisch.» Abermals unterstrich Schumann die Bedeutung des Frühverstorbe- op. 69. Letztere entstammt dem Jahr 1808 und somit Beethovens mittlerer nen: «Die Zeit, so zahllos und Schönes sie gebiert, einen Schubert bringt sie Schaffensperiode. Das Werk sei für das grosse Podium bestimmt, erklärt so bald nicht wieder.» Christiane Wiesenfeldt im «Beethoven-Handbuch»: «Es will nicht mehr stil- Eine Wahlverwandtschaft zwischen Schubert und Schumann? Adoptier- le, feine Kammermusik, sondern zugleich Konzertmusik sein; es präsentiert te der noch junge Schumann den kaum älter gewordenen Schubert gewis- grosse Gesten in kammermusikalischem Gewand und treibt nicht zuletzt die sermassen? Goethe hat in seinem berühmten Roman den Begriff Wahlver- Polyphonie voran, d.h. es pflegt keinen instrumental lockeren Dialog mehr, wandtschaft aus der Naturwissenschaft hergeleitet, wo man ihn bis heute sondern forciert die komplette Durchdringung beider Instrumentalparts mit für chemische Reaktionen gebraucht (Affinität). Die «Chemie» muss aber dem musikalischen Material.» Die Sonate entstand allem Anschein nach auch stimmen, wenn sich ein Ensemble zu einem Musikfestival wie GAIA ohne konkreten Auftrag und wurde erst nachträglich dem Cellisten Ignaz versammelt, und tatsächlich finden sich in der heutigen Besetzung solche von Gleichenstein gewidmet. Offenbar interessierte sich Beethoven in je- Wahlverwandtschaften, deren Zentrum der Pianist Peter Frankl ist. Ihn ver- nen Jahren besonders für das Cello, weist doch seine damalige Kammermu- bindet eine innige künstlerische Beziehung sowohl mit István Várdai, mit sik mehrfach eine bevorzugte Behandlung des Instruments auf. Ausserdem dem er regelmässige Beethoven-Abende gibt, als auch mit Gwendolyn Masin, schuf er diverse Werke für Streicher und Klavier, darunter die Umarbeitung die schon in ihrer Kindheit mit Frankl musizierte und ihn ein «Idol» nennt. eines Streichquintetts für Klaviertrio und zwei genuine Kompositionen in dieser Gattung. F. Schubert: Notturno (Adagio), Klaviertrio Franz Schubert soll kurz vor seinem Tod darum gebeten haben, in der Nähe Der Gattung des Klaviertrios wandte sich Franz Schubert in seinem letzten Beethovens begraben zu werden. 1888 wurden die beiden Komponisten auf Lebensjahr nach langer Pause, und vielleicht nicht zufällig erst nach Beetho- den Wiener Zentralfriedhof umgebettet, wo ihre Grabmale nun mit jenem vens Tod, erneut zu. Wahrscheinlich sind die neuen Werke (B-Dur-Trio, Es- Mozarts eine Trias bilden. Diese posthume Wahlverwandtschaft hätte ge- Dur-Trio und der später als «Notturno» oder «Nocturne» bezeichnete Einzel- wiss auch Schumann gefallen, der viele hundert Kilometer nördlich, in Bonn, satz) zwischen dem Herbst 1827 und dem Frühjahr 1828 komponiert worden. begraben ist. Doch kehren wir zurück zum Leben, zur Musik hier und heute: Das B-Dur-Klaviertrio breitet seine Melodien verschwenderisch, aber in nur Ohne Wahlverwandtschaften – sei es zwischen verehrten Komponisten und scheinbar lockerer Ordnung aus – es verbindet auf verblüffende Weise Pla- ihren musizierenden Erben, sei es zwischen Musikern in gemeinsamer Krea- nung und Freiheit. Insbesondere der Schlusssatz, der die traditionelle Form tivität – wäre ein Festival wie GAIA nicht möglich.

16 17 Sonntag, 8. Mai 2016, 11 Uhr Schloss Oberhofen Dmitri Schostakowitsch (1906–1975) Fünf Stücke für zwei Violinen KLANG-DNA und Klavier Bearbeitung: Lev Atovmyan

Präludium (aus der Musik zum Film «Hornisse» op. 97) Gavotte (Nr. 2 aus der 3. Ballettsuite «Die menschliche Komödie» o.op.) Elegie (Nr. 4 aus der 3. Ballettsuite «Die menschliche Komödie» o.op.) Walzer (vermutlich aus der Musik zum Zeichentrickfilm «Das Märchen vom Popen und seinem Knecht Balda» op. 36) Violine Polka (Nr. 4 aus der 1. Ballettsuite o.op.; Mit dem imposanten mittelalter­lichen ursprünglich aus dem Ballett «Der helle Bach» op. 39) Bergfried und dem malerischen Gwendolyn Masin Türmchen lädt das Schloss ein, den Ronald Masin Gina Maria McGuinness, Rosanne Philippens, Klängen vergangener Zeiten zu lauschen. Gina Maria McGuinness Finghin Collins Rosanne Philippens

Schloss Oberhofen: Viola Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) Dana Zemtsov Klavierquartett g-Moll KV 478

Violoncello Allegro Eine Chiara Enderle Andante Rondo Klavier Rosanne Philippens, Dana Zemtsov, Serenade Finghin Collins Chiara Enderle, Finghin Collins am See Peter Frankl PAUSE Angebote Sonderausstellungen 2016 – Weitläufiger Park zum Träumen, – «Schlossräume & Schlossträume» Verweilen und Entdecken – Kabinettausstellung «Anna Feodorowna, Antonín Dvořák (1841–1904) – Restaurant mit Panoramafenster russische Grossfürstin» Klavierquintett A-Dur op. 81 und Terrasse direkt am See – Kabinettausstellung «Mythos Orient – Allegro ma non tanto – Raumvermietungen für Konzerte, Ein Schweizer Architekt in Kairo» Dumka. Andante con moto – Vivace Feste, Hochzeiten Scherzo (Furiant). Molto vivace – Trio. – Führungen auf Anfrage Poco tranquillo Finale. Allegro Geöffnet Stiftung Schloss Oberhofen 8. Mai bis PF 22, 3653 Oberhofen Ronald Masin, Gwendolyn Masin, Dana Zemtsov, 23. Oktober 2016, [email protected] Chiara Enderle, Peter Frankl Di–So, 11–17 Uhr www.schlossoberhofen.ch

18 19 KLANG-DNA

Text Jürgen Hartmann

DNA = Des-oxy-ribo-nu-kle-in-säure. Des Autors Krankenkasse erklärt: «In der DNA sind die gesamten Erbinformationen gespeichert. Die DNA versorgt Tiere und Menschen mit allen genetischen Informationen, die sie zum Le- ben brauchen». Weiter heisst es, in den Genen könne auch vorbestimmt sein, «ob ein Mensch gern musiziert, gut rechnen kann oder einen Sehfehler hat». Für Mozarts Zeitgenossen war es gewiss nicht einfach, den Paradigmenwech- Warum dieses Konzert den Titel Klang-DNA trägt, kann das Publikum beim sel nachzuvollziehen, den der Komponist gerade mit diesem Klavierquartett Hören nachvollziehen: Hat Vater Ronald Masin seinen spezifischen Violin- im Sinn hatte. Den durchaus konzertanten Klavierstil beibehaltend, hat Mo- klang nicht nur seiner Tochter Gwendolyn, sondern auch seiner Schülerin zart die Gleichberechtigung der zuvor nur als Begleitung gedachten Streicher Gina McGuinness vererbt? Entsteht, wenn die Tochter (erstmals in mehr als hergestellt, in diesem Sinne eine neue Art von Kammermusik geschaffen und 20 Jahren und voller Freude) neben dem Vater die «zweite Geige» spielt, wo- die Tore zur Zukunft weit aufgestossen. «Welch ein Unterschied, wenn die- möglich eine neue Klang-DNA? ses vielbemeldete Kunstwerk von vier geschickten Musikern höchst präzis Die Art von Kammermusik, wie sie in diesem Konzert insbesondere von Mo- vorgetragen wird!», ahnt der oben bereits zitierte Rezensent spätere Auffüh- zart und Dvořák erklingt, enthält gewissermassen die DNA der höfischen rungen des Klavierquartetts voraus und schliesst: «Aber freilich ist hierbei Kammer und des öffentlichen Konzertpodiums. Heute spielt sich das intime an keinen Eklat, an keinen glänzenden Mode-Beifall zu denken.» An den Ap- Musizieren im kleinen Musikerkreis oft in Konzertsälen mit über 1000 Plät- plaus eines kundigen Publikums aber schon, so möchte man hinzufügen. zen (wie dem Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie) ab. Dies ist im heutigen Programm recht gut nachzuvollziehen. Mozarts Klavierquartett war A. Dvorák: Klavierquintett 1785 den meisten «Dilettanten» zu schwer, denn im Grunde handelte es sich An diesem mangelte es bei der Prager Uraufführung von Dvořáks Klavier- bereits um ein Konzertwerk für professionelle Instrumentalisten. Dvořáks quintett op. 81 nicht, und die erste Wiedergabe in London, nur wenige Mo- Klavierquintett fand ein gutes Jahrhundert später den direkten Weg aufs nate später, brachte dem in Grossbritannien schon recht bekannten Kompo- grosse Podium: Uraufgeführt wurde es 1888 in Prag vom Kapellmeister und nisten weiteren internationalen Ruhm ein. Bis heute ist das Werk eins der Musikern des Nationaltheaters. meistgespielten Dvořáks und seiner Gattung, was vielfältige Gründe haben dürfte. Das Klavierquintett besitzt viel von Schuberts lyrischem Empfinden, W. A. Mozart: Klavierquartett aber ebenso viel von Brahms‘ grossformatiger Konzeption von Kammermu- Mozarts Klavierquartett KV 478 entstand im Auftrag des Verlegers Hoff- sik. Vor allem aber knüpft es in kunstvoll gestalteter, kraftvoll tänzerischer meister, der drei Werke dieser Gattung bestellt hatte. Allerdings schoss der Weise an die Volksmusik von Dvořáks böhmischer Heimat an. Im zweiten Komponist über das Ziel hinaus. Üblicherweise waren Klavierquartette zu Satz erscheint eine Dumka – dies ist eine ursprünglich ukrainische, durch jener Zeit Werke, die dem virtuos geführten Tasteninstrument eine schlichte den schnellen Wechsel von langsamen und schnellen Teilen charakteri- Streicherbegleitung hinzugesellten. Mozart selbst hatte sogar einige seiner sierte Liedform, derer sich Dvořák mehrfach bedient hat (u.a. im «Dumky»- Klavierkonzerte alternativ für eine solistische Ausführung vorgesehen. Nun Klaviertrio, das am GAIA-Festival 2015 erklungen ist). Das Scherzo baut auf jedoch wollte er Neues schaffen und stellte die nicht professionell ausge- einer berühmten böhmischen Tanzform auf, dem Furiant, dessen Melodie bildeten Interessenten vor unlösbare Aufgaben. Man habe dieses Quartett Dvořák hier in einem langsamen Mittelteil nochmals ganz anders beleuchtet. zwar häufig gespielt, berichtet das «Journal des Luxus und der Moden» im Auch das Finale kombiniert tänzerische Elemente mit ruhigeren Episoden. Sommer 1788: «Der Ruf ‹Die und die Fürstin und Gräfin besitzt es und spielt Dvořáks melodische Kunst ist unvergleichlich, wie sich schon am ersten Satz es!› verbreitete sich bald, reizte die Neugier und veranlasste die Unbeson- zeigt, der mit seinen eindrücklichen Themen und deren abwechslungsrei- nenheit, diese originelle Komposition in grossen lärmenden Konzerten zu cher Verarbeitung ein wahrer Geniestreich ist. Es stimmt schon, was ein Kri- produzieren», heisst es, und weiter: «Manches andere Stück souteniert sich tiker vor einigen Jahren schrieb: «Es ist schwer zu glauben, dass es jemanden noch auch bei einen mittelmässigen Vortrage; dieses Mozartische Produkt gibt, der Dvořáks op. 81 nicht mag. Und wenn doch, dann möchte ich diesen aber ist wirklich kaum anzuhören, wenn es unter mittelmässige Dilettanten- Menschen nicht kennenlernen.» Wie schön wäre es, wenn die Liebe zur Mu- Hände fällt.» sik ein Bestandteil jeglicher DNA wäre!

20 21 Sonntag, 8. Mai 2016, 17 Uhr Klösterli Oberhofen Igor Strawinsky (1882-1971) Suite italienne für Violine und Klavier HARTMANNS Introduzione Serenata Tarantella ERZÄHLUNGEN Gavotta con due variazioni Scherzino Minuetto Finale Neue Texte von Lukas Hartmann Uraufführung Die Frutiger AG ist Royal Solisten Partner von Gwendolyn Masin Heidi Maria Glössner, Rosanne Philippens, Sprecherin Finghin Collins Heidi Maria Glössner Modest Mussorgski (1839–1881) Violine Gwendolyn Masin Bilder einer Ausstellung Gina Maria McGuinness Fassung für Klavier und Streichquintett Rosanne Philippens von Rudolf Leopold Schweizer Erstaufführung Viola Dana Zemtsov Promenade Der Zwerg Violoncello Das alte Schloss Chiara Enderle Die Tuilerien (Streit der Kinder nach dem Spiel) Kontrabass Der Ochsenkarren Massimo Pinca Ballett der unausgeschlüpften Küken Samuel Goldenberg und Schmuÿle Klavier Limoges. Der Marktplatz (Die grosse Neuigkeit) Finghin Collins Die Katakomben (Eine römische Totengruft) Bauen für morgen Mit den Toten in einer toten Sprache Die Hütte auf Hühnerfüssen (Baba-Jaga) Das Bogatyrtor (in der alten Hauptstadt Kiew) Neue Texte von Lukas Hartmann Uraufführung Heidi Maria Glössner, Gwendolyn Masin, Gina Maria McGuinness, Dana Zemtsov, Chiara Enderle, Massimo Pinca, Finghin Collins Harmonische Baukompositionen in höchster Vollendung. www.frutiger.com

22 23 HARTMANNS ERZÄHLUNGEN

Text Angela Beuerle M. Mussorgski: Bilder einer Ausstellung Dass Mussorgskis Werk in diesem Konzert durch die bildende Kunst inspi- riert ist, sagt schon sein Titel – wobei er ebenso gut «Hartmanns Erzählun- gen» lauten könnte. Es war nämlich eine Gedächtnisausstellung mit Bildern Musik durch Musik, Musik durch Geschichten, Musik durch Tanz, Musik des damals gerade jung verstorbenen, heute kaum noch bekannten Malers durch Malerei – und Geschichten durch Musik: Die wechselseitige Verbin- Viktor Hartmann, die Mussorgski, der mit Hartmann befreundet gewesen dung und Verwobenheit der Künste lässt sich kaum besser erfahren als in war, so sehr bewegte, dass er daraufhin sein berühmtes Klavierwerk «Bilder diesem Konzert. einer Ausstellung» schrieb. Dabei spiegelt er seine eigene Betrachtung der Werke («Promenade») und vertieft sich musikalisch in verschiedene Bildnis- I. Strawinsky: Suite italienne se Hartmanns, indem er das dort Abgebildete kompositorisch weiterspinnt. Der berühmte Ballettimpresario Sergej Djagilew gab 1919 den Anstoss, ein Wie bei fast allen Kompositionen aus Osteuropa, die an diesem Festival zu Ballett basierend auf der neapolitanischen Commedia dell’arte des 18. Jahr- hören waren, vermischen sich auch in der Musik Mussorgskis Prägungen hunderts zu kreieren – ein fröhlich-derbes Verwechslungs- und Verklei- durch die (west-)europäische Kunstmusik mit einem bewusst volkstümli- dungsspiel um die berühmte Hanswurst-Figur Pulcinella, das schliesslich chen Idiom. Ergebnis ist eine Eindrücklichkeit und Klangfarbenpracht, die mit einer Doppelhochzeit endet. Auch musikalisch sollte dieses Ballett im sich weniger durch die Vorlagen Hartmanns als durch die kompositorische Italien des 18. Jahrhunderts angesiedelt sein und aus einer Bearbeitung ver- Phantasie und Originalität Mussorgskis erklären lässt. «Eine Klangbilder- schiedener Werke bestehen: Manuskriptfunde aus alten Bibliotheken, die welt, die eine Bearbeitung geradezu herausfordert», so der Komponist und Giovanni Battista Pergolesi (1710-1736) zugeschrieben wurden (grösstenteils Cellist Rudolf Leopold. Bekannt ist Mussorgskis Klavierzyklus heute tatsäch- jedoch von anderen zeitgenössischen Komponisten stammen). Als Igor Stra- lich in erster Linie in der Bearbeitung für Orchester, die Maurice Ravel 1922 winsky, der bereits in erfolgreicher Zusammenarbeit mit den Ballets Russes erstellte, wobei die Liste der weiteren Bearbeitungen, bis hinein in die Jazz-, «L’oiseau de feu», «Pulcinella» und «Le sacre du printemps» komponiert hat- Pop-, Rock- und Filmmusik, lang ist. Erstmalig in der Schweiz zu hören ist te, um diese Bearbeitung gebeten wurde, zeigte er zunächst wenig Begeiste- bei diesem Konzert die Version für Klavier und Streichquintett von Rudolf rung. Im Nachhinein sollte er seine Arbeit an dieser Musik als Wendepunkt Leopold; eine Fassung, die er «ausgehend von Mussorgskis Klavierzyklus, in seiner Komponistenlaufbahn beschreiben: «‹Pulcinella› war meine Entde- mit Ravel im Ohr» geschrieben hat. «Ravel hatte eine unglaubliche Klang- ckung der Vergangenheit, die Epiphanie, durch welche mein späteres Werk fantasie, und manches, wie etwa die Streicherglissandi im ‹Gnom›, habe ich möglich wurde. Selbstverständlich war es ein Blick zurück – die erste von übernommen. Auch das Saxophon beim ‹Alten Schloss› ist ein unglaublicher vielen Liebesaffären in jene Richtung –, aber es war auch ein Blick in den Einfall – und das, obwohl Ravel eigentlich kaum einmal das Saxophon ver- Spiegel.» Wie in vielen folgenden, später als «neoklassizistisch» bezeich- wendet. Das spielt bei meiner Fassung die Bratsche, auch ein Instrument mit neten Werken Strawinskys ist auch diese Komposition weniger eine Bear- einer ganz besonderen Klangfarbe», beschreibt Leopold seine Auseinander- beitung als die Begegnung eines Komponisten der Moderne mit Musik und setzung mit Mussorgski und Ravel. Strömungen früherer Zeiten, in der Strawinsky seine ganz eigene Klang- und Rhythmiksprache hineinflicht. Bei diesem Konzert, das mit seinem Bezug zur Musik des 18. Jahrhunderts («Suite italienne») und seinem Blick in die Welt der osteuropäischen Kunst- Ausgehend von der Musik des «Pulcinella»-Balletts schuf Strawinsky 1922 musik beinahe wie eine Summa des diesjährigen GAIA-Festivals erscheint, die bis heute viel gespielte «Pulcinella-Suite» für Orchester. 1932/1933 ent- darf schliesslich auch das Wort, hier die «Erzählungen» von Lukas Hart- stand daraus dann die «Suite italienne», zunächst für Cello (mit Gregor Pi- mann, nicht fehlen. «Die Poesie im strengern Sinn scheint fast die Mittel- atigorsky) und Klavier und wenig später auch für Geige und Klavier. Anlass kunst zwischen den bildenden und tönenden Künsten zu sein ... Sollte der war eine Tournee mit dem Geiger Samuel Dushkin, für die Strawinsky Reper- Takt der Figur und der Ton der Farbe entsprechen?» überlegte der Roman- toire benötigte. Dass diese «Suite» so kongenial gelungen ist, ist nicht zuletzt tiker Novalis. Erleben Sie dieses Konzert als ein ganz eigenes Gesamtkunst- Dushkin zu verdanken, der den Geigenpart zusammen mit dem Komponis- werk, in dem sich Töne mit Farben und Worten zu einem immer wieder neu- ten aus dem «Pulcinella»-Material erschuf. en Sinn verweben.

24 25 PORTRÄTS Künstlerinnen und Künstler

FINGHIN COLLINS CHIARA ENDERLE Klavier Violoncello

Finghin Collins, einer der bedeutendsten Die 23-jährige Chiara Enderle stammt aus irischen Musiker der jüngsten Zeit, wurde einer Musikerfamilie in Zürich. Ihr Studium 1977 in geboren und studierte bei absolvierte sie bei Thomas Grossenbacher in John O’Conor an der Royal Irish Academy Zürich sowie bei Jens Peter Maintz in Berlin. of Music sowie bei Dominique Merlet am Sie war 1. Preisträgerin sowohl beim Interna- Konservatorium Genf. 1999 gewann er den tionalen Lutosławski-Cellowettbewerb (War- internationalen Clara-Haskil-Klavierwett- schau) als auch beim Pierre Fournier Award bewerb. Seitdem trat er mit den führenden (London). Chiara tritt regelmässig als Solistin Orchestern auf, darunter den Chicago, Hous- mit namhaften Orchestern wie der Kammer- ton und City of Birmingham Orchestras, den philharmonie Potsdam, dem Philharmonia Seoul, London, Rotterdam, Royal Liverpool, Orchestra und dem Tonhalle-Orchester Zü- BBC und Royal Philharmonic Orchestras, dem rich auf. In der Saison 2015/16 ist sie u.a. mit Orchestre de la Suisse Romande, der Philhar- einem Konzert in der Wigmore Hall in Lon- monie Zuidnederland und dem Orchestra of don, mit Vivaldis Doppelkonzert mit Gautier the 18th Century. Er arbeitete mit Dirigen- Capuçon in Bern, Beethovens Tripelkonzert ten wie Frans Brüggen, Myung-Whun Chung, in Berlin sowie Dvořáks Cellokonzert mit Christoph Eschenbach, Emmanuel Krivine, der Springfield Symphony (USA) zu hören. Gianandrea Noseda, Sakari Oramo, Heinrich Im Januar 2016 erschien ihre erste CD, das Schiff, Vassily Sinaisky und Leonard Slatkin Cellokonzert von Paul Wranitzky mit dem zusammen. Bis 2013 war er für drei Jahre As- Münchener Kammerorchester, bei Sony. Als sociate Artist beim RTÉ National Symphony Kontrapunkt zu ihrer musikalischen Karrie- Orchestra und brachte in dieser Zeit sämtli- re absolviert Chiara ein Bachelorstudium in che Klavierkonzerte Mozarts und Beethovens Psychologie. zur Aufführung. 2015/16 ist er mit dem Irish Chamber Orchestra, dem RTÉ Concert Or- chestra, dem Wuhan Philharmonic und dem Bournemouth Symphony Orchestra zu hören. Finghin Collins ist Künstlerischer Leiter des New Ross Piano Festival und von Music for Galway.

26 27 Die GVB Kulturstiftung ist Royal Solisten Partner von Vital Julian Frey

PETER FRANKL VITAL JULIAN FREY HEIDI MARIA GLÖSSNER GINA MARIA MCGUINNESS Klavier Cembalo Sprecherin Violine

Peter Frankl machte sich bereits als junger Vital Julian Frey gilt heutzutage als der Weg- Heidi Maria Glössner ist in Süddeutschland Gina Maria McGuinness’ aussergewöhnliches Pianist in den 1960er Jahren einen Namen bereiter einer neuen Generation von Cemba- geboren und in der Schweiz aufgewachsen. musikalisches Talent fand bereits früh Beach- auf dem internationalen Parkett. Seit seinem listen. Seine Ausbildung erhielt er bei Chris- Ihre Schauspielausbildung erhielt sie in Zürich tung in der internationalen Fachzeitschrift ausserordentlich erfolgreichen Debüt in Lon- tine Schornsheim und Robert Hill, prägende und hatte danach Engagements in Deutsch- «Strad Magazine», wo sie dann mit elf Jahren don 1962 und seinem Debüt in New York mit Einflüsse hatten auch Christophe Rousset und land, Österreich und der Schweiz. Seit 1987 nach Erhalt des ersten Preises des internatio- dem Cleveland Orchestra 1967 konzertiert er Gustav Leonhardt. Als Solist ist er u.a. beim lebt sie in Bern, wo sie bis 2008 zum Ensemb- nalen Violinwettbewerbes «Young Musician mit vielen der führenden Orchester und spiel- Lucerne Festival, Bachfest Leipzig, Menuhin le des Stadttheaters gehörte und wo sie auch of Tallinn» (Estland) erneut gepriesen wurde. te unter Dirigenten wie Abbado, Ashkenazy, Festival Gstaad, den Bachwochen Thüringen, immer noch gastiert. In bald 50 Theaterjahren Die gebürtige Dublinerin begann ihre musi- Barbirolli, Blomstedt, Boulez, Chailly, Davis, Les muséiques Basel und dem Mozartfest hat sie unzählige Rollen quer durch die ganze kalische Ausbildung bei Maria Kelemen und Doráti, Fischer, Haitink, Kempe, Kertész, Würzburg aufgetreten. Mit seiner erfolgrei- Theaterliteratur gespielt. Sie trat aber auch Ronald Masin und setzte diese bei Shmuel Leinsdorf, Maazel, Masur, Muti, Sanderling, chen musikalischen Arbeit leistet er einen ent- in Musicals, bei Chansonabenden und bei Ashkenasi in Lübeck und Chicago sowie bei Solti, Szell u. a. Seine zahlreichen Tourneen scheidenden Beitrag zur Neupositionierung Lesungen auf. Daneben ist sie eine gefragte Pavel Vernikov in Sion fort. Gina Maria hat führten ihn häufig nach Asien, Australien, des Cembalos in der klassischen Musikszene. Darstellerin in Kino- und Fernsehfilmen und auch mit Vadim Gluzman, György Pauk, Boris Neuseeland und Südafrika als Solist mit Or- Besonders beliebt sind Vital Julians Angebote war zu sehen in «Hildes Reise», «Die Herbst- Kuschnir, Igor Ozim, Yair Kless, Miriam Fried, chester, in Soloabenden und Kammermusik- für Kinder und Jugendliche: Mit seinen Work- zeitlosen», «Sonntagsvierer», «Verstrickt und Philippe Graffin, Marc Johnson, Gwendolyn konzerten. Über zwanzig Mal trat er bei den shops hat er bereits vielen jungen Menschen zugenäht», «Das alte Haus» u.a. Zuletzt war Masin, John O‘Conor, Rainer Schmidt sowie Londoner BBC Proms auf und war häufiger einen neuen Zugang zum Cembalo eröffnet. sie in «Usfahrt Oerlike» sowie in einer klei- dem Talich Streichquartett zusammengear- Gast bei den Edinburgh, Cheltenham, Alde- Vital Julian hat mehrere Rundfunk-Aufnah- nen Rolle in «Youth» von Paolo Sorrentino zu beitet und eine weitreichende Anleitung durch burgh, Verbier, Kuhmo, Naantali und Casals men eingespielt (DRS2, SWR2, BBC, France sehen. Mit besonderer Freude begleitet Heidi das Vermeer Streichquartett erhalten. Als Mit- Festivals sowie in den USA bei den Sommer- Musique, Bayerischer Rundfunk u.a.). Seine Maria in den letzten Jahren musikalische En- glied des Young European Strings Chamber festivals in Aspen, Chautauqua, Hollywood Solo-CD «The Italian Connection» ist bei der sembles mit ihren Lesungen und bereichert Orchestra trat sie vielfach als Solistin auf und Bowl, Marlboro, Norfolk, Ravinia, Santa Fé and Deutschen Harmonia Mundi (Sony) erschie- deren Kunst mit ihrer eigenen Leidenschaft für war Konzertmeisterin bei Orchestertourneen Yellow Barn. Unter seinen vielen Einspielun- nen. Sein aktuelles Projekt «Experiencia Fla- Literatur, so z.B. als Erzählerin in Strawinskys nach Finnland und Ungarn. Weitere hervorzu- gen findet sich das gesamte Klavierwerk von menca», zusammen mit einer Flamenco-Tän- «Geschichte vom Soldaten» oder in Mendels- hebende Darbietungen sind eine Tournee als Schumann und Debussy. Peter Frankl lebt in zerin, umfasst spanische Musik für Cembalo; sohns «Sommernachtstraum». Solistin mit dem Estonian National Symphony London und unterrichtet an der Yale Univer- dazu gehört auch eine eigens für ihn kompo- Orchestra sowie ihr von Kritikern gefeiertes sity School of Music. Er ist Honorarprofessor nierte Flamenco-Suite für Cembalo. Debüt-Solokonzert in der National Concert an der Liszt-Akademie in . Hall in Dublin in Zusammenarbeit mit Alas- dair Beatson.

28 29 Die Frutiger AG ist Royal Solisten Partner von Gwendolyn Masin

schule in Lübeck mit Auszeichnung ab. Zu ih- ren Lehrern gehörten , Igor Ozim, Ana Chumachenco, und . Masin wird nicht nur als Solistin und Kammermusikerin geschätzt – sie GWENDOLYN MASIN komponiert und transkribiert auch und berät RONALD MASIN ROSANNE PHILIPPENS Violine, Gründerin andere Komponisten. Die Zusammenarbeit Violine, Dirigent Violine und künstlerische Leiterin mit zeitgenössischen Künstlern nimmt einen grossen Anteil ihrer Arbeit ein. Im Bestreben, Ronald Masin wurde in Rotterdam als Kind Rosanne Philippens’ offener und kommuni- Die Virtuosität der als «Naturbegabung mit Musik leichter zugänglich zu machen, beauf- tschechisch-niederländischer Eltern geboren. kativer Vortragsstil brachte ihr erste Preise einer Autorität, um die sie die meisten Vio- tragt Masin Künstler, arbeitet eng mit diesen Als Achtjähriger trat er erstmals öffentlich auf bei Wettbewerben, darunter 2009 beim Nie- linisten beneiden müssten» (The Irish Times) zusammen und führt deren Musik auf oder in- und musizierte mit vierzehn Jahren als Solist derländischen Violinwettbewerb (Amster- beschriebenen Geigerin ist kein Zufall: Gwen- tegriert deren Kunst in ihre Interpretationen. mit Orchester. Er vervollständigte seine mu- dam Concertgebouw) und 2014 beim Inter- dolyn Masin entstammt einer traditions­ Die Forschung und Anwendung im Bereich der sikalische Ausbildung bei André Gertler in nationalen Violinwettbewerb Freiburg ein. reichen Musikerfamilie aus Mittel- und Ost- Musikmethodik sind untrennbarer Bestandteil Brüssel, wo er seine Solo- und Kammermu- Rosanne spielte als Solistin unter Yannick europa. Im Alter von fünf Jahren gab sie ihr von Gwendolyn Masins Schaffen. Ihre Promo- sikstudien mit höchsten Auszeichnungen ab- Nézet-Séguin, Xian Zhang, Michel Tabachnik Debüt an der Franz-Liszt-Akademie in Buda- tionsarbeit am Trinity College untersucht die schloss, und konnte sein künstlerisches Talent und Stefan Asbury, mit Orchestern wie dem pest. Seitdem erhielt sie bei ihren zahlreichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Vio- durch eine enge Bindung an Mentoren wie Philharmonischen Orchester Freiburg und The Auftritten als Konzertviolinistin mit hochka- linpädagogik des 20. Jahrhunderts. 2009 wur- Zino Francescatti, Dawid Oistrach und Henryk Rotterdam Philharmonic Strings und ist regel- rätigen Orchestern, bei Konzertvorträgen und de das preisgekrönte Werk «Michaela’s Music Szeryng verfeinern. Ronald Masin hat weltweit mässig im Concertgebouw , in der als Solistin viel Beifall – und bei jedem Auf- House, The Magic of the Violin» bei Müller & zahllose Konzerte gespielt. Von 1964 bis 1984 Berliner Philharmonie und anderen berühm- tritt ist ihre Liebe zur Bühne förmlich greifbar: Schade veröffentlicht. Das von Masin verfass- war er Konzertmeister des Philharmonischen ten Konzerthäusern zu Gast. In dieser Saison «Gwendolyn IS music», hiess es folgerichtig in te Buch ist eine Violinschule für Anfänger. Es Orchesters Amsterdam und gründete während wird Rosanne bei den Festivals von Janine Jan- «The Independent». Kammermusik gehört zu wird 2016 ins Deutsche übersetzt und enthält dieser Zeit die renommierte Kammermusikfor- sen, Guy Braunstein, Jean-Guihen Queyras, in ihren frühesten musikalischen Erfahrungen, persönliche Übungen und Kompositionen der mation Amsterdam Kern Ensemble, die zahl- Rolandseck, Giverny und dem Grachtenfestival und wann immer es ihr möglich ist, kehrt sie Autorin. reiche Konzerte im In- und Ausland gab und in Amsterdam zu hören sein. Rosanne erhielt zu dieser zurück. Gwendolyn Masin erteilt derzeit Violin- und Aufnahmen für EMI einspielte. Zwei Jahre lang ersten Geigenunterricht mit drei Jahren bei «Sie umgeht die Fallstricke des Wunderkind- Kammermusik-Meisterkurse an Instituten und war Masin ausserordentlicher Professor und Anneke Schilt und später bei Coosje Wijzen- Status», schrieb The Sunday Business Post, bei Festivals in Europa und Nordamerika und Leiter der Streicherabteilung an der Universi- beek. Sie setzte ihre Studien fort bei Vera Beths und sie war bereits in jungen Jahren regel- gibt dort auch Gesprächskonzerte. Seit Sep- tät Kapstadt sowie von 1987 bis 2002 Dozent an und Ulf Wallin am Koninklijk Conservatorium mässig in Fernseh- und Radiosendungen zu tember 2013 ist sie Professorin für Violine an der D.I.T.-Hochschule für Musik und Theater Den Haag und an der Hochschule für Musik Gast. Ihre Auftritte als Solistin mit bekannten der Musikhochschule Genf. in Dublin. Seither ist er an der ebenfalls dort Hanns Eisler in Berlin, und schloss jeweils mit Orchestern sowie als Kammermusikerin in 2016 ist ein bedeutsames Jahr für die vielsei- ansässigen Young European Strings School of höchsten Auszeichnungen ab. Auf persönliche Europa, Russland, Südafrika und im Mittleren tige Musikerin. Im Januar brachte sie in Zu- Music tätig. Regelmässig gibt er Workshops Empfehlung von Janine Jansen spielt Rosanne Osten wurden von den Kritikern gelobt. Gwen- sammenarbeit mit Naxos eine Aufnahme der und Meisterklassen und ist ein gefragter Juror die «Barrere» Stradivari der Elise-Mathilde- dolyn Masin schloss ihre Studien an den Royal Violinsonate d-Moll op. 27 Nr. 3 «Ballade» von bei internationalen Wettbewerben. Stiftung und ausserdem eine Bergonzi des Schools of Music in London, an der Hochschu- Eugène Ysaÿe heraus. Im Mai folgt ihr Album Nationaal Muziekinstrumenten Fonds. le der Künste in Bern sowie an der Musikhoch- unter dem Titel «Origin».

30 31 Die SwissConcept AG ist Royal Solisten Partner von Dana Zemtsov

MASSIMO PINCA ISTVÁN VÁRDAI DANA ZEMTSOV YOUNG EUROPEAN STRINGS Kontrabass Violoncello Viola Kammerorchester

Massimo Pinca wurde 1978 in Neapel geboren Der 29-jährige ungarische Cellist István Várdai Als Gewinnerin zahlreicher Wettbewerbe Unter der Leitung des Künstlerischen Direk- und begann mit zwölf Jahren autodidaktisch, gewann 2014 den ARD-Wettbewerb in Mün- machte Dana Zemtsov (geb. 1992) schnell tors Ronald Masin erlangte das Young European elektrischen Bass zu spielen. Dies war der Auf- chen. Zuvor hatte er bereits mehrere wichti- eine aussergewöhnliche Karriere als gesuchte Strings Chamber Orchestra (YESCO) ein hohes takt zu einer internationalen und vielseitigen ge Preise erhalten. Seit seinem Debütkonzert Solistin und Kammermusikerin. Höhepunkte Mass der Vollendung und einen einzigartigen, Karriere, deren Spektrum in den folgenden 1997 in Den Haag ist er – in Zusammenarbeit der vergangenen Jahre waren u.a. ein Auftritt unverwechselbaren Klang. Das Orchester ge- 25 Jahren Rock, Jazz, klassische Musik, his- mit weltberühmten Musikern und Orches- mit Bartóks Bratschenkonzert im grossen Saal wann 1999 den ersten Preis in der Orchester- torische Aufführungspraxis, Pädagogik und tern – international aufgetreten. Er wurde des Concertgebouw Amsterdam, eine Zusam- Kategorie des Feis Ceoil und gab sein interna- Komposition umfasste. Massimos akademi- zum Santander Festival, dem Pablo Casals menarbeit mit Janine Jansen und Martin Fröst tionales Debüt 2001 mit einer ausserordentlich sche Abschlüsse sind ein Master in Jura (Uni- Festival, Festival de Radio France, Schleswig- beim Internationalen Kammermusik-Festival erfolgreichen Konzerttournee in Finnland. Die versität Lecce), ein Diplom als Kontrabassist Holstein Musikfestival, Verbier Festival und Utrecht sowie ein erfolgreicher Soloabend in YES School vergibt regelmässig Kompositions- (Konservatorium Florenz) und ein Master in dem Budapest Spring Festival eingeladen. 2010 der Carnegie Hall (New York). 2010 gewann aufträge an zeitgenössische irische und inter- Kontrabass und Musikpädagogik (Musikhoch- gab er u. a. sein Debüt in der Carnegie Hall Dana den Wettbewerb «De Avond van de Jonge nationale Komponisten, um das Repertoire für schule Genf). Als Student von Alberto Bocini und im Wiener Konzerthaus und musizierte Musicus», wurde zum «Jonge Musicus van het Streichorchester zu erweitern. Es sind bislang (klassischer Kontrabass) absolvierte Massimo gemeinsam mit Gidon Kremer, András Schiff Jaar» gewählt und repräsentierte die Nieder- drei CDs des Orchesters erschienen: Die erste auch Meisterklassen bei F. Petracchi, K. Stoll, und Yuri Bashmet. Ab 2004 studierte István lande bei der «Eurovision Young Musicians (2003) enthält u.a. Musik von Tschaikowski und A. Posch und E. Levinson; J. Taylor, S. Coleman, an der Franz-Liszt-Akademie in Budapest, Competition» in Wien. Sie ist regelmässig auf Grieg. Das zweite Album, «The Marino Suite» J. Baron und B. Gertz (Jazz) sowie B. Cocset, G. ab 2005 an der Musikhochschule Wien. Von den wichtigsten internationalen Konzertpo- (2006), ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Balestracci, A. Beyer und L. Coppola (Barock- 2010 bis 2013 setzte er seine Studien an der dien zu Gast und spielt Kammermusik mit be- YESCO und John Sheahan von The Dubliners. musik). Derzeit unterrichtet er Kontrabass am Kronberg Academy fort, zu deren Lehrper- kannten Musikern wie Janine Jansen, Giovanni Das jüngste Album, «Third Edition» (2012), Konservatorium für Musik, Tanz und Theater sonal er seitdem gehört. Seine erste CD mit Sollima, Ilya Gringolts und Boris Berezovsky. zeigt das Können des Orchesters mit Werken in Genf. Er ist Mitglied des Fanfareduloup Or- Musik von Janáček, Prokofjew und dem Cello­ Als Solistin trat sie auf mit dem Ukrainian Na- von Mahler, Mozart, Tschaikowski sowie der chestra und der Camerata. Für diese konzert von Elgar erschien 2009; es folgten tional Philharmonic Orchestra, der Holland Ersteinspielung der «Five Piece Suite» von Ray- Ensembles komponiert er regelmässig eige- weitere Aufnahmen mit Werken von Vanhal, Symfonia, dem Sweelink Symphony Orchestra, mond Deane. In letzter Zeit trat das Orchester ne Werke. Sein erstes Album als Dirigent und Mendelssohn, Beethoven und Tschaikowsky. der Sinfonia Rotterdam, dem Nuova Orchestra u.a. in Dublin im Pillar Room der Rotunda und Komponist, «Frère de voyage», wurde 2015 von Gemeinsam mit Kristóf Baráti ist István künst- da Camera F. Busoni. Ihre Solo CD «Enigma» in der National Concert Hall sowie als Special dem unabhängigen Label Lampyridae veröf- lerischer Leiter des führenden ungarischen erschien 2014, gefolgt von «Romantic Meta- Guest der IAYO Gala-Konzerte auf. Darüber fentlicht. Kammermusikfestivals «Kaposfest». Er spielt morphoses» mit der Pianistin Cathelijne Noor- hinaus war das Ensemble bei verschiedenen ein Cello von Montagnana aus dem Jahr 1720. land im Mai 2015 (Channel Classics Records). internationalen Wettbewerben und Festivals Beide Alben wurden von der Kritik gefeiert. zu hören.

32 33 ELEMENTE DAS IST GAIA Das Forum für Gönner und Freunde Impressum mit zahlreichen Vorteilen

LIEBE ZUHÖRERINNEN, LIEBE ZUHÖRER LEITUNG KOMITEE PROGRAMMHEFT

Gründerin & Logistik / Texte und Redaktion GAIA HEISST MUSIK ERLEBEN – künstlerische Leitung Stage Management Angela Beuerle Gwendolyn Masin Claudio Allemann Jürgen Hartmann (Originalbeiträge, GAIA FEIERT DAS PURE LEBEN Präsident Stage Management © bei den Autoren) Christoph Ott Aya Yoshigoe Lektorat Direktorin Ticketing Marianne Mumenthaler Möchten Sie Ihre Begeisterung, Ihre Er- Sie haben verschiedene Möglichkeiten: Jacqueline Keller Claudia Tizzoni lebnisse oder Ihre Verbundenheit mit Gestaltung Transporte GAIA teilen? Sie haben die Möglichkeit Neidhart Grafik WASSER Andreas Kehrli dazu: Werden Sie eine Gönnerin oder Hubert Neidhart ein Gönner von GAIA. Sie lassen GAIA Einzelperson CHF 200.– Personal / Helferinnen Druck auf diese Weise weiter aufblühen – ein – 2 Konzertkarten inkl. Prosecco in der Pause und Helfer Jost Druck AG Festival, bei dem Freude und Spannung und Schlummertrunk mit den Künstlern Jean Marc Gillieron in der Musik nicht nur gehört, sondern Hünibach Gönner und Freunde erlebt werden und dessen inspirieren- FEUER de Konzerte das Publikum noch lange Beatrice Frey weiter bewegen, nachdem der Schluss­ Paar CHF 400.– Aktuelle Informationen, akkord verklungen ist. – 4 Konzertkarten inkl. Prosecco in der Pause Filme, Fotos und vieles und Schlummertrunk mit den Künstlern Catering mehr finden Sie auf Adrian Iten www.gaia-festival.com LUFT Fotograf Balazs Böröcz CHF 800.– HERZLICHEN – 8 Konzertkarten inkl. Prosecco in der Pause Filmteam DANK und Schlummertrunk mit den Künstlern Miklòs Vàli – Eintrag Ihres Namens auf der Gönnerliste Botond Nagy an alle Ehrenamtlichen Ton und Mitwirkenden, ERDE Balazs Böröcz die das Festival seit Jahren unterstützen CHF 1 400.– Beleuchtung Wir freuen uns über eine E-Mail oder – 4 VIP-Packages im Wert von CHF 280.– Nuance / Daniel Tschanz einen Anruf, damit wir Ihnen unver- pro Person. Seerundfahrt inkl. Apéro Riche bindlich die Details zuschicken können. – 4 Konzertkarten inkl. Prosecco in der Pause [email protected] und Schlummertrunk mit den Künstlern T 079 408 37 61 – Eintrag Ihres Namens auf der Gönnerliste

34 35 Wir freuen uns jetzt schonaufIhren Besuch. zum ThemaMAGIEstatt. www.gaia-festival.com GAIA MusikfestivalOberhofen DAS NÄCHSTE allen, diemitGAIAverbundensind WIR DANKEN Martin Heiniger Dachtechnik Guggisberg Ivano undCatherine Conti Claude Chételat Esther Bauhofer Gönner undFreunde Partner Royal SolistenPartner

Kirchgemeinde Hilterfingen Adrian Iten Walter undTuija Hug Simone Hofstetter Anna Furuncu Solistenpartner findet vom bleiben möchten die ungenannt sowie weitere Gönner, Claudio Maccaferri Stefan Krebs 3. bis7.Mai2017

Schloss Oberhofen Hotel Bellevueau Lac Haus derMusik Garage Corpataux AG Carrosserie G&G Produktionspartner Catering Media

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