Fische, Krebse Und Muscheln Im Aargauer Seetal
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Fische, Krebse und Muscheln im Aargauer Seetal Der bemerkenswerte Artenreichtum des Aabachs ist kein Wasser Gewässer Zeichen besonderer Naturnähe oder eines aussergewöhn- lich guten Zustandes, sondern die Folge der Charakteristik als Seeausfluss. Denn weite Strecken des Aabachs sind alles andere als naturnah. Zudem ist die natürliche Fort- pflanzung einiger typischer Arten nicht in allen Flussab- schnitten gewährleistet. Die Fischfauna wird abwechs- lungsweise als «gut» oder «mässig» bewertet. Der Aabach entwässert das Aargauer kraft wird seit längerer Zeit genutzt. und das Luzerner Seetal. Der vorlie- Besonders im unteren Teil ab Seon gibt gende Bericht behandelt den Abschnitt es viele Kraftwerke. Beim Kraftwerk- zwischen dem Hallwilersee und der bau wurden meist Ausleitungen er- Mündung in die Aare sowie die ein- stellt, sodass naturfremde Kanäle und mündenden Seitengewässer mit Aus- viele Restwasser führende Abschnitte nahme der Bünz. entstanden sind. Auf einer Gewässer- länge von knapp 17 Kilometern wird der Gewässerlauf durch mindestens Der Aabach heute zehn Wehre unterbrochen. Die Vernet- Der Aabach ist zwischen vier und acht zung in Aufwärtsrichtung ist nicht Foto: Martin Huber Meter breit, sein Abfluss beträgt im gegeben. Nur gerade zwischen dem Oberhalb Lenzburgs besitzt der Aa- Jahresmittel Schloss Hallwil und Seon findet sich bach einige weit gehend natürliche Dr. M. Huber Gysi knapp drei Ku- noch eine längere frei fliessende Stre- Abschnitte. Beim Schloss Hallwil ist Gewässer- und bikmeter pro cke. er eingestaut. Dort können oft grosse Fischereibiologie Suhr Sekunde. Der Das Qualitätsziel für die Wasserqua- Fischschwärme beobachtet werden. 062 824 62 25 Abfluss wird lität wird im Aabach knapp nicht er- Dr. Peter Voser beim Schloss reicht. Betreffend Stickstoffverbindun- Abteilung Wald Hallwil regu- gen, Phosphat und BSB5 ist der Zu- 062 835 28 50 liert, dabei stand gut bis sehr gut. BSB5 bezeichnet Überblick über den dient der Hall- den biologischen Sauerstoffbedarf. Es heutigen Fischbestand wilersee als Speicher. Dies führt zu ei- wird gemessen, wie viel Sauerstoff die Die natürlichen Fischgewässer der ner verhältnismässig konstanten Was- im Wasser vorhandenen Bakterien in- Schweiz können anhand der wichtigs- serführung. Die Zuflüsse tragen unter- nerhalb von fünf Tagen verbrauchen. ten Umweltbedingungen und ihrer halb des Hallwilersees nur relativ we- Ist der Wert hoch, verbrauchen die Fischfauna in verschiedene Regionen nig zur Wasserführung bei – rund 0,6 Bakterien viel Sauerstoff und das Was- eingeteilt werden. Als Referenzzu- Kubikmeter pro Sekunde. ser ist nicht sehr sauber. Da in die Sei- stand für die Fischfauna des Aabachs Als Seeausfluss ist der Aabach ein som- tengewässer kein Abwasser eingeleitet kann am ehesten die Barbenregion die- merwarmes Gewässer. Die Sommer- wird, wird das ökologische Ziel dort nen, ergänzt durch einzelne Seefische temperaturen übersteigen sogar dieje- mehrheitlich erreicht. und durch Arten der Brachsmenregion. nigen der grossen Flüsse und liegen um Seit 1978 wurden total sieben Gewäs- Diese beiden Lebensraumtypen besit- mehrere Grad höher als bei ähnlich serverschmutzungen mit Fischsterben zen im Aargau die grösste Artenviel- grossen Fliessgewässern, welche nicht gemeldet. Verglichen mit anderen Ein- falt. Neben der Barbe als Leitart kön- von Seen gespeist werden. zugsgebieten wie Bünz oder Wyna ist nen fast alle Fischarten vorkommen. Neben seiner natürlichen Besonderheit das verhältnismässig wenig. Die Seitengewässer gehören grössten- als Seeausfluss wird der Aabach auch Die Unterläufe des Egliswiler Dorfba- teils zur Forellenregion. Für sie sind von der intensiven Veränderung durch ches und des Retterswilerbaches wur- Bachforelle, Groppe, Elritze, Schmerle den Menschen geprägt. Die Wasser- den in den letzten Jahren renaturiert. und Bachneunauge typisch. UMWELT AARGAU Nr. 32 Mai 2006 9 Übersicht über die zur Untersuchung gewählten Abschnitte Abschnitt Länge Fischereirevier Fischregion Gefälle Gefährdungsgrad der A: Mündungsbereich 700 m 601 Barbenregion 12,9 ‰ im Seetal nachgewiesenen Fischarten inkl. Einzelfängen B: Niederlenz unten 1000 m 94 Barbenregion 10 ‰ und Aaremündung C: Niederlenz oben 1800 m 94 Barbenregion 5,5 ‰ D: Lenzburg 2600 m 94/95/602 Barbenregion 10,4 ‰ vom Aussterben bedroht stark gefährdet E: Wilmatten 2000 m 95 Barbenregion 9 ‰ 0% 4% F: Seon 3200 m 96 Barbenregion 5,8 ‰ faunenfremd gefährdet 16 % 4% G: Spitzer Stein bis ARA 2300 m 600 Barbenregion 2 ‰ H: ARA bis Schloss 950 m 600 Barbenregion 2,6 ‰ I: Schloss bis See 1200 m 600 Barbenregion 0,5 ‰ Lenzburger Stadtbach/Tribächli 7000 m 697 Forellenregion >25 ‰ Egliswiler Dorfbach 4000 m 98 Forellenregion >25 ‰ Retterswilerbach 1500 m 96 Forellenregion >25 ‰ Manzenbach 1500 m 99 Brachsmenregion 6 ‰ nicht potenziell gefährdet gefährdet Dorfbach Seengen 2500 m 99 Forellenregion >25 ‰ 36% 40% Boniswiler-/Leutwilerbach 2500 m 97 Forellenregion >25 ‰ Um Unterschiede in der Fischfauna im Der Aabach ist sehr artenreich, es do- Dieser Artenreichtum ist jedoch nicht Gewässerverlauf feststellen zu können, minieren aber die weniger anspruchs- ein Zeichen eines besonders naturna- wurde der Aabach in Abschnitte unter- vollen Arten. Wirkliche Raritäten sind hen Zustandes, sondern charakteris- teilt. selten. Von den Arten der drei höchsten tisch für einen Seeausfluss. Auffallend Zwischen 1996 und 2005 wurden aus Gefährdungskategorien kommt nur ge- ist das Fehlen der meisten Kaltwasser- dem Aargauer Seetal insgesamt 25 rade der Schneider häufig vor. Von der arten im Aabach – Groppe, Äsche, Trü- Fisch-, 3 Krebs- und 4 Arten von Gross- stark gefährdeten Nase wurde lediglich sche –, obschon diese in den Zuflüssen, muscheln gemeldet. ein Einzelexemplar unklarer Herkunft in der Aare oder im Hallwilersee vor- gemeldet. kommen. Auch der verhältnismässig geringe Bachforellenbestand ist ein Hinweis darauf, dass der Aabach be- Fischvorkommen in den untersuchten züglich Temperaturregime wohl am Li- Gewässerabschnitten A bis I mit für Forellenartige liegt. Seine Ne- bengewässer sind eher artenarm. Nur Abschnitte ABC D EF G HI im Manzenbach ist eine Groppenpopu- lation vorhanden, und das Bachneun- Goldfisch Stichling auge fehlt im gesamten Einzugsgebiet Groppe unterhalb des Hallwilersees. Viele Ar- Sonnenbarsch Egli ten des Aabachs – beispielsweise Schnei- Schmerle der, Elritze, Schmerle oder Alet – Schleie könnten zumindest die Unterläufe der Rotfeder Rotauge Seitenbäche besiedeln, wenn die Ver- Elritze Einzelexemplar netzung gewährleistet wäre. Alet selten Hasel Gründling nicht häufig Nase Beurteilung der Fisch-, Barbe regelmässig Laube Krebs- und Muschelfauna Schneider häufig Die Gewässerschutzstrategie Aargau Brachsmen formuliert zwei Leitsätze, die zur Be- Karpfen Hecht urteilung der Gewässer herangezogen Felche belegte Nachweise werden. Bachforelle Aal ergänzte Angaben Leitsatz 1: In allen Gewässern des Kantons, in denen Fische leben, kön- Fischvorkommen in den untersuchten Gewässerabschnitten A bis I in Bezug auf nen sich die typischen Fischarten na- Arten und deren Häufigkeiten. Zusätzlich kommen Regenbogenforelle, Zander, türlich fortpflanzen. Edelkrebs und Galizierkrebs sowie im obersten Abschnitt Aufgeblasene Fluss- muschel, Grosse Teichmuschel und Wandermuschel vor. 10 Nr. 32 Mai 2006 UMWELT AARGAU Übersicht über die Bewertungsergebnisse der einzelnen Gewässerabschnitte A bis I des Aabachs Gewässerabschnitt P 1 P 2 P 3 P 4 Summe Klasse Zustand A 2 2 2 – 6 3 mässig B 122– 5 2gut C 2 2 2 – 6 3 mässig D 2 2 2 – 6 3 mässig Wasser Gewässer E 122– 5 2gut F 2 2 2 – 6 3 mässig G 2 2 2 – 6 3 mässig H 122– 5 2gut I 122– 5 2gut P = Parameter Parameter 1: Artenspektrum und Dominanzverhältnis Parameter 2: Populationsstruktur der Indikatorarten (Altersklassen, Reproduktion) Parameter 3: Dichte der Indikatorarten Parameter 4: Deformationen bzw. Anomalien (Dieser Parameter wurde nicht bewertet.) vermutlich nicht ausreichend. Dennoch Folglich wird der Leitsatz 1 im Aabach Einteilung des Aabachs in die Gewäs- würde die Bachforelle ohne Besatz- und seinen Seitenbächen teilweise er- serabschnitte A bis I sowie deren Be- massnahmen im Aabach nicht ausster- füllt. wertung; 1: sehr gut; 2: gut; 3: mässig. ben, da die Bestände durch Zuwande- Die Daten stammen aus ausgewählten rungen und Laichwanderungen in die Leitsatz 2: Zwei Drittel aller Fliess- Abfischungsprotokollen der Sektion Seitenbäche gesichert würden. gewässerabschnitte des Kantons sind Jagd und Fischerei der Abteilung Der Aabach wurde von der Nase als naturnah und weisen einen ausrei- Wald. Laichgewässer genutzt. In den letzten chenden Gewässerraum auf Jahren konnte jedoch keine Fortpflan- zung im Aabach mehr nachgewiesen Die Vernetzung eines Gewässers ist von werden. grosser Bedeutung in Bezug auf die Die Groppe vermehrt sich nur im Man- Wiederbesiedlung nach Katastrophen. In allen Abschnitten des Aabachs kom- zenbach und in der Aare, von wo sie So kann das Hauptgewässer nach ei- men Alet, Barbe, Schneider und Gründ- gelegentlich in Abschnitt A einwan- nem Fischsterben rasch wieder besie- ling vor. Diese Arten können sich ver- dert. Sie scheint aber im Aabach gene- delt werden, sofern einzelne Teilbe- mutlich auch natürlich fortpflanzen. rell nicht zu gedeihen. stände in den Unterläufen der Seiten- Rotauge und Egli sind in den meisten Es besteht ein kleiner reproduzierender gewässer überlebt haben. Aber auch Abschnitten vorhanden und eine gele- Zanderbestand im Hallwilersee. Die kleinere Gewässer, welche besonders gentliche Reproduktion ist wahrschein- Fortpflanzung erscheint im Abschnitt I häufig