Gemeinde

1. Änderung des Bebauungsplans Nr. 9, „Industrie- und Gewerbegebiet Embsen-

Begründung -Teil I-

Auftragnehmer und Bearbeitung: Dipl.-Ing. Bauassessor Gerd Kruse Dipl.-Ing. Bauassessorin Stephanie Thies Dipl.-Ing. Marta Bauermann Dipl.-Ing. Christian Piening

Falkenried 74 a, 20251 Hamburg Tel. 040 460955-60, Fax -70, [email protected], www.elbberg.de Gemeinde Embsen 1. Änderung des Bebauungsplans Nr. 9, Begründung Teil I

Inhalt 1 Planungsanlass ...... 4 1.1 Planverfahren ...... 4 1.2 Planungsanlass und Planungsziel ...... 4 2 Lage des Gebietes/ Bestand ...... 5 3 Planungsvorgaben ...... 5 3.1 Ziele und Grundsätze und sonstige Erfordernisse der Raumordnung ...... 5 3.2 Wirksamer Flächennutzungsplan ...... 6 3.3 Bestehende Bebauungspläne ...... 8 3.4 Nachrichtliche Übernahmen ...... 9 4 Städtebauliches Konzept ...... 9 4.1 Art der baulichen Nutzung ...... 10 4.2 Grünflächen und Oberflächenentwässerung, Flächen für Wald ...... 12 5 Erschließung ...... 13 5.1 Verkehrsflächen ...... 13 5.2 Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung ...... 14 5.3 Stellplätze ...... 14 5.4 Bahnanlagen / Gleisanschluss ...... 14 6 Ver- und Entsorgung ...... 15 6.1 Energie und Telekommunikation ...... 15 6.2 Wasserversorgung ...... 15 6.3 Abwasserentsorgung / Schmutzwasserbehandlung...... 15 6.4 Oberflächenentwässerung ...... 15 6.5 Abfallbeseitigung ...... 15 6.6 Brandschutz ...... 15 7 Immissionsschutz ...... 16 7.1 Abstandsklassen ...... 17 7.2 Störfallverordnung ...... 18 7.3 Emissionskontingente ...... 19 8 Altlasten ...... 21 9 Umweltbericht ...... 27 10 Flächen und Kosten ...... 27

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Anlagen

Anlage 1: Abstandsliste 2007 des Abstandserlasses NRW

Anlage 2: Leitfaden - Empfehlungen für Abstände zwischen Betriebsbereichen nach der Störfall-Verordnung und schutzbedürftigen Gebieten im Rahmen der Bauleitplanung

Anlage 3: Schalltechnische Untersuchung

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1 Planungsanlass

1.1 Planverfahren Die Gemeinde Embsen hat beschlossen, ihren Bebauungsplan Nr. 9 für das Industrie- und Gewerbegebiet Embsen-Melbeck zu ändern. Parallel dazu ändert die Gemeinde Melbeck ihren Bebauungsplan Nr. 14 für den östlichen Bereich des gemeindeübergreifenden Indust- rie- und Gewerbegebiets ebenfalls. Bei dem Bebauungsplan handelt es sich um einen einfachen Bebauungsplan gem. § 30 Abs. 3 Baugesetzbuch (BauGB), welcher keine Regelungen zum Maß der baulichen Nutzung und zur überbaubaren Grundstücksfläche enthält. Diesbezüglich richtet sich die Zulässigkeit von Vorhaben nach § 34 BauGB und nach Niedersächsischer Bauordnung (NBauO). Bei der vorliegenden 1. Änderung des Bebauungsplans handelt es sich um eine umfassende Änderung, welche die Grundzüge der Planung berührt. Das Änderungsverfahren erfolgt da- her nicht nach dem vereinfachten Verfahren gem. § 13 BauGB. Wegen der relativ geringen Regelungsdichte in der Planzeichnung wird diese im Maßstab 1:2.000 dargestellt. Zum besseren Verständnis der getroffenen Festsetzungen werden die zeichnerischen Festsetzungen der 1. Änderung des Bebauungsplans Nr. 14 der Gemeinde Melbeck (im Verfahren) in Graustufen in der Planzeichnung dargestellt.

Mit Inkrafttreten der 1. Änderung des Bebauungsplans Nr. 9 tritt der Bebauungsplan Nr. 9 "Industrie- und Gewerbegebiet Embsen-Melbeck" vom 20.10.1998 außer Kraft.

1.2 Planungsanlass und Planungsziel Anlass für die Änderung dieses Bebauungsplans ist die Notwendigkeit der Lösung von Kon- flikten bezüglich des Immissionsschutzes in der bestehenden, gewachsenen Gemengelage des Industrie- und Gewerbestandorts zu benachbarten Wohnnutzungen. Die bisherigen Festsetzungen des Bebauungsplans von flächenbezogenen Schallleistungspegeln zur Steu- erung des Emissionsverhaltens stellen nicht den heutigen Stand wirkungsvollen Immissions- schutzes in der Bauleitplanung dar. Aufgrund dessen werden die immissionsschutzrechtli- chen Festsetzungen zur Konfliktbewältigung für die vorliegende Gemengelage angepasst. Sie werden sich sowohl auf neu hinzukommende Betriebe, als auch auf bestehende Betriebe beziehen. Durch diese Änderung soll eine umweltgerechte Steuerung der städtebaulichen Entwicklung und Ordnung erreicht werden um eine möglichst konfliktarme Fortentwicklung des Industrie- und Gewerbestandortes in der bestehenden Gemengelage unter der Zielset- zung der langfristigen Erhaltung und Fortentwicklung des regional bedeutsamen Industrie- und Gewerbestandortes sicherzustellen. Darüber hinaus ergibt sich für einen Teilbereich des Geltungsbereichs die Möglichkeit zur zukünftigen Nutzungsänderung, die mit der Änderung des Bebauungsplans planungsrecht- lich gesichert werden soll. Da die bisherigen Gipshalden in einigen Jahren vollständig abge- baut sein werden, ergibt sich an dieser Stelle die Möglichkeit, diese Flächen als Gewerbege- biet zu nutzen.

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2 Lage des Gebietes/ Bestand

Das Plangebiet liegt im Osten der Gemeinde Embsen an der Grenze zur Gemeinde Mel- beck. Der Geltungsbereich ist unterteilt in zwei Bereiche. Der nördliche Teil des Geltungsbe- reichs wird im Norden begrenzt durch die Grenze zur Gemeinde Melbeck, bzw. Stadt Lüne- burg. Im Westen liegt ein Verkehrsübungsplatz des ADAC, sowie landwirtschaftliche Flä- chen. Südlich grenzen ebenfalls landwirtschaftliche Flächen (Bauerberg) an. Östlich grenzt der Geltungsbereich des Bebauungsplans Nr. 14 der Gemeinde Melbeck, der parallel zu diesem Verfahren geändert wird. Südwestlich des Plangebietes liegt eine Wohnsiedlung, die als Werkssiedlung für das ehemalige Werk auf der Fläche des heutigen Gewerbe- und In- dustriegebietes entstanden ist.

Der nördliche Teil des Plangebietes umfasst zum überwiegenden Teil Industrie- und Gewer- beflächen, die durch ein Gipswerk und Getreidelager genutzt werden, sowie Gipshalden, die bereits überwiegend abgetragen sind. Im Westen verläuft ein land- und forstwirtschaftlicher Weg. Im Osten und Norden des Geltungsbereichs verläuft die Straße Am Alten Werk, die der Erschließung des Plangebietes dient. Im Süden befindet sich ein etwa 45 m breiter Wald- streifen. An dessen Südende verläuft ein Fuß- und Radweg in Ost-West-Richtung. Der südliche Teilgeltungsbereich liegt nördlich der K 10. Im Westen wird dieser Bereich be- grenzt durch die Straße Am Bauerberg. Nördlich liegen landwirtschaftliche Flächen, östlich verläuft die Grenze zur Gemeinde Melbeck. Dieser Bereich umfasst ein kleines Waldstück, sowie eine Fläche mit Versorgungeinrichtungen der Telekom.

In wenigen hundert Metern Entfernung liegen sowohl östlich, als auch westlich des Plange- biets Windkraftanlagenstandorte.

Das Plangebiet selbst wird bereits seit den 1930er Jahren industriell genutzt. Zunächst als Rüstungsbetrieb zur Salpetersäureproduktion gegründet wurden hier nach dem Zweiten Weltkrieg Düngemittel produziert. In den 1930er bis 60er Jahren entstanden im Umfeld des Werkes mehrere Werkssiedlungen. Das Werk wurde 1992 endgültig geschlossen.1 Danach erfolgte eine umfassende Neustrukturierung des Gebietes, welche durch die Bebauungsplä- ne Nr. 9 der Gemeinde Embsen (1998) und Nr. 14 der Gemeinde Melbeck (1997) planungs- rechtlich gesteuert wurde. In den nachfolgenden Jahren siedelten sich auf dem Gelände zahlreiche neue Betriebe an. Mit den ehemaligen Werkssiedlungen im näheren Umfeld liegt hier eine Gemengelage vor.

3 Planungsvorgaben

3.1 Ziele und Grundsätze und sonstige Erfordernisse der Raumordnung Gemäß § 1 Abs. 4 BauGB sind Bauleitpläne den Zielen der Raumordnung anzupassen.

Das Regionale Raumordnungsprogramm des Landkreises Lüneburg von 2003 wurde kürz- lich überarbeitet. In der Änderung 2010 wird der Bereich des Industrie- und Gewerbegebiets Embsen-Melbeck als Standort mit der Schwerpunktaufgabe „Sicherung und Entwicklung von Arbeitsstätten“ (Ziel 2.1 15) dargestellt. Dieser Standort ist aufgrund seiner regionalen bis

1 Vgl.: Arendt, S./ Seidel, A.; Das Alte Werk Melbeck/ Embsen – 55 Jahre Industriegeschichte im Süden Lüne- burgs; Samtgemeinde (Hrsg.); Lüneburg; 2010 5

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überregionalen Bedeutung durch die gute Anbindung an das großräumliche Verkehrsnetz zu sichern und zu entwickeln.

Im Textteil des RROP wird im Ziel 4.1.2 06 die Wichtigkeit der Anbindung des Landkreises an das übergeordnete Schienennetz hervorgehoben und in diesem Zusammenhang die Er- forderlichkeit des Erhalts der Güterverkehrsstellen und der wichtigen Bahnhöfe im Wagenla- dungsverkehr betont. Das Industrie- und Gewerbegebiet Embsen-Melbeck besitzt mit der Bahnstrecke Lüneburg - Soltau und dem Anschlussgleis für Industrie und Gewerbe diesen für den Landkreis so wichtigen Standortfaktor. Am Standort Embsen / Melbeck ist Gewerbe mit touristischen Angeboten mit der Schwerpunktaufgabe „Arbeitsstätten“ vereinbar. Im Ziel 4.1.2 08 wird diesbezüglich auch noch einmal die regionale Bedeutung der Eisenbahnstre- cke Lüneburg - Amelinghausen - Soltau benannt, deren Erhalt erforderlich ist. Durch die An- siedlung entsprechender Betriebe ist eine Verstärkung des Güterverkehrs anzustreben.

Abbildung 1: Regionales Raumordnungsprogramm (RROP) des Landkreises Lüneburg, Änderung 2010, Aus- schnitt Embsen / Melbeck, ohne Maßstab, Geltungsbereich beider Bebauungspläne vereinfacht dargestellt (schwarz gestrichelt)

3.2 Wirksamer Flächennutzungsplan Im Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Ilmenau2 stimmt die Darstellung im Bereich des Geltungsbereiches der beiden Bebauungspläne für das Industrie- und Gewerbegebiet Emb-

2 Samtgemeinde Ilmenau; Flächennutzungsplan; Blatt 3.1 Gemeinde Embsen, Ortsteil Embsen i. d. F. der 28. Änderung vom 19.06.2009 und Blatt 4 Gemeinde Melbeck i. d. F. der 29. Änderung vom 08.01.2010 6

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sen-Melbeck weitestgehend mit den Festsetzungen der Bebauungspläne überein (siehe Ab- bildung 2).

Der überwiegende Teil dieses Geltungsbereichs ist als gewerbliche Baufläche (G) darge- stellt. Für den südlichen Teil der Gipshalde erfolgt noch die Darstellung als Fläche für Auf- schüttungen. Die im bisherigen Bebauungsplan festgesetzten Waldflächen sind auch im Flä- chennutzungsplan als Waldflächen zu finden. Als Fläche für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft wird allerdings nur das südwestliche Waldstück dargestellt. Am westlichen Rand des Plangebietes zum Häcklinger Weg hin ver- läuft ein Streifen, der fälschlicherweise als landwirtschaftliche Fläche dargestellt ist, faktisch aber Teil der Gewerbefläche und der Gipshalde ist. Gemeint ist mit dieser Darstellung ver- mutlich der westlich benachbarte Häcklinger Weg, der im Flächennutzungsplan als Teil des angrenzenden Sondergebiets (ADAC-Gelände) dargestellt ist. Im Bereich des Plangebiets ist außerdem eine Versorgungsanlage – Elektrizität dargestellt.

Gemeinde Embsen, Gemeinde 1. Änderung Melbeck, B-Plan Nr. 9 1. Änderung B- Plan Nr. 14 (im Verfahren)

Abbildung 2: Ausschnitt des Flächennutzungsplans der Samtgemeinde Ilmenau, Blatt 3.1 und Blatt 4, ohne Maßstab, mit beiden Geltungsbereichen

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Umgebung

Direkt östlich an den Geltungsbereich dieser Bebauungsplanänderung grenzt der Geltungs- bereich des Bebauungsplans Nr. 14 der Gemeinde Melbeck (1. Änderung parallel zu diesem Bebauungsplan zurzeit im Verfahren). Dieser Bereich wird im Flächennutzungsplan ebenfalls überwiegend als gewerbliche Baufläche dargestellt.

Südöstlich des Geltungsbereichs ist der vorhandene Siedlungsbereich als gemischte Bauflä- che dargestellt. Angrenzend daran befinden sich beiderseits der K 10 Wohnbauflächen, die zu einem Teil noch nicht entwickelt sind. Im Südwesten des Geltungsbereichs ist eine ehe- malige Werkssiedlung als Wohnbaufläche dargestellt. Darüber hinaus befinden sich in der direkten Umgebung vorwiegend Flächen für die Landwirtschaft, ein Sondergebiet Fahrsi- cherheitstraining, Cartsport und Trialsport, sowie zwei Sondergebiete Windenergieanlagen.

Die in diesem Bebauungsplan beabsichtigten Festsetzungen stimmen mit den Darstellungen des FNP im Wesentlichen überein. Die Überplanung eines landwirtschaftlichen Weges als Baufläche zum ADAC-Gelände im Nordwesten hin ist eine unerhebliche Abweichung. Die als Fläche für Aufschüttungen (Gipshalde) dargestellte Fläche wurde und wird gewerblich ge- nutzt, so dass es möglich ist, aus dieser Fläche ein Gewerbegebiet im Bebauungsplan zu entwickeln. Eine Änderung des Flächennutzungsplans in z.B. gewerbliche Baufläche ist nicht erforderlich, da die aus dem Flächennutzungsplan sich ergebende städtebauliche Entwick- lung nicht beeinträchtigt wird und keine quantitativ oder qualitativ relevante Verschiebung von Flächen mit voneinander abweichenden Nutzungsarten erfolgt.

Im Kommentar zur Baunutzungsverordnung von Fickert / Fieseler, 11. Aufl., Randnr. 70 zu § 1 BauGB heißt es dazu:

„Der Begriff Entwickeln bedeutet nicht, dass der B-Plan lediglich als Vollzug oder Ergänzung des FN- Plans zu werten wäre. Er umfasst nicht nur die Ausfüllung des FN-Plans mit genaueren Festsetzun- gen, sondern ermöglicht darüber hinaus, innerhalb des durch den FN-Plan vorgegebenen Rahmens eigenständig zu planen. Er gestattet im begrenzten Umfang, von den Darstellungen des FN-Plans hinsichtlich der Art der Nutzung abzuweichen, sofern sich der B-Plan innerhalb der Grundzüge der Planung hält.“

Dieser Bebauungsplan ist damit aus den Darstellungen des wirksamen Flächennutzungs- plans der Samtgemeinde Ilmenau entwickelt. Die Abweichungen zu den zeichnerischen Dar- stellungen des Flächennutzungsplans sind als geringfügig zu beurteilen und widersprechen diesem nicht.

3.3 Bestehende Bebauungspläne Für das Industrie- und Gewerbegebiet Embsen-Melbeck bestehen zwei aneinandergrenzen- de Bebauungspläne, für das Gemeindegebiet Melbeck der Bebauungsplan Nr. 14 und für das Gemeindegebiet Embsen der Bebauungsplan Nr. 9. Beide Bebauungspläne werden durch die hier vorliegende 1. Änderung bzw. durch die parallele Änderung der Gemeinde Melbeck überplant und deren Festsetzungen aufgehoben.

Gemeinde Embsen, Bebauungsplan Nr. 9

Der Bebauungsplan setzte auch Industriegebiet, Gewerbegebiet und Flächen für Wald fest. Die Flächenaufteilung wurde bezüglich der Straßenverkehrsflächen, der Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung und der Bahnanlagen geringfügig verändert. Zwecks des 8

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Immissionsschutzes wurden in diesem Bebauungsplan flächenbezogene Schallleistungspe- gel festgesetzt.

Westlich grenzt der Bebauungsplan Nr. 15 – Heidkamp der Gemeinde Embsen aus dem Jahr 2003 an, welcher ein Sondergebiet für ein Fahrsicherheitszentrum des ADAC ausweist.

Gemeinde Melbeck, Bebauungsplan Nr. 14

Der Bebauungsplan setzte Industriegebiete, Gewerbegebiete und Flächen für Wald fest. Die Flächenaufteilung wurde bezüglich der Bahnanlagen geringfügig verändert. Zwecks des Im- missionsschutzes wurden in diesem Bebauungsplan flächenbezogene Schallleistungspegel festgesetzt.

Östlich grenzt der Bebauungsplan Nr. 20 – Windenergieanlagen der Gemeinde Melbeck aus dem Jahr 2003 an, in dem direkt angrenzend an die Bahntrasse Flächen für die Landwirt- schaft festgesetzt sind. Im Osten des Geltungsbereichs ist ein Sondergebiet für Windkraftan- lagen ausgewiesen.

3.4 Nachrichtliche Übernahmen Archäologie

In der Waldfläche im Süden des Plangebiets befinden sich mehrere Hügelgräber, die nach Niedersächsischem Denkmalschutzgesetz (NDSchG) geschützt sind. Ihre Kennzeichnung als Denkmal wurde aus dem Flächennutzungsplan nachrichtlich übernommen: . Nr. 20, Gemarkung Embsen: Urgeschichtlicher Grabhügel Die Hügelgräber bleiben von der Erschließung und Bebauung des Plangebietes unberührt.

Wenn während Erdarbeiten Funde oder auffällige Bodenverfärbungen entdeckt werden, ist die Denkmalschutzbehörde zu benachrichtigen und die Fundstelle bis zum Eintreffen der Fachbehörde zu sichern. Verantwortlich hierfür sind gem. § 14 des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes der Grundstückseigentümer und der Leiter der Arbeiten.

Richtfunktrasse

Das Plangebiet wird diagonal von einer Richtfunktrasse der Telekom AG überquert, die nachrichtlich in den Bebauungsplan übernommen wurde. Die maximal zulässige Bauhöhe beträgt 126 m ü. NN.

4 Städtebauliches Konzept Das Industrie- und Gewerbegebiet Embsen-Melbeck stellt im Landkreis Lüneburg einen wichtigen Standort für das produzierende und verarbeitende Gewerbe dar. Dies wird durch die Ziele des RROP des Landkreises deutlich gemacht. Mit den Festsetzungen im Bebau- ungsplan sollen die Standortfunktionen gesichert und gefördert werden. Mögliche Konflikte, die sich aus der bestehenden Gemengelage von Industrie- und Gewerbegebiet und angren- zender Wohnnutzung ergeben, sollen außerdem durch die bauplanungsrechtlichen Festset- zungen hinreichend vorgebeugt werden.

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Gemeinde Embsen 1. Änderung des Bebauungsplans Nr. 9, Begründung Teil I

4.1 Art der baulichen Nutzung Die Festsetzungen zur Art der baulichen Nutzung wurden nach dem Prinzip einer abgestuf- ten Nutzungsbeschränkung getroffen. D. h., dass mit geringerer Entfernung zu den Wohn- und Mischgebieten die Zulässigkeit von Betrieben und Anlagen zunehmend eingeschränkt wird um einen wirksamen Schutz der Wohnstandorte vor Beeinträchtigungen zu erzielen bzw. mit zunehmender Entfernung von den sensiblen Nutzungen die Zulässigkeit von Betrie- ben und Anlagen im Industrie- und Gewerbegebiet weniger beschränkt wird um dort ein gro- ßes Spektrum industrieller und gewerblicher Nutzungen zu ermöglichen.

Festsetzung von Gewerbegebiet (GE) und Industriegebiet (GI) Planerische Zielsetzung ist es, eine Abstufung der Nutzungen bezüglich ihres Störgrades zu realisieren, um Konflikten zwischen störenden Gewerbebetrieben und schützenswerten Nut- zungen vorzubeugen.

Der südliche Teil des bisher als Industriegebiet festgesetzten Bereichs wird daher als Ge- werbegebiet (GE 1) festgesetzt. Diese Änderung des Baugebietstyps von Industrie- zu Ge- werbegebiet erfolgt aufgrund der Nähe zur benachbarten Wohnbebauung südwestlich und südöstlich davon. Zur Konfliktvermeidung in der gegebenen Gemengelage wird diese abge- stufte Zonierung der Baugebiete gewählt. Industriegebiete in denen auch störende Gewer- bebetriebe zulässig sind, werden auf den nördlichen Teil des Geltungsbereichs beschränkt (GI 3). Im Süden nahe der Wohnbebauung sind im neu festgesetzten Gewerbegebiet hinge- gen nur nicht erheblich belästigende Gewerbebetriebe zulässig.

Das auf den Flurstücken 127/41, 127/55, 127/57, 127/58 der Gemarkung Embsen betriebene Gipswerk hat Bestandsschutz. Der Betrieb kann entsprechend bis zum endgültigen Ver- brauch der Gipshalde weiter betrieben werden (Näheres im Kap. 7.1 „Abstandsklassen“).

Betriebe des Beherbergungsgewerbes Von den nach § 9 Abs. 2 Nr. 1 BauNVO allgemein zulässigen Gewerbebetrieben aller Art werden Betriebe des Beherbergungsgewerbes im Geltungsbereich ausgeschlossen. Die In- dustrie- und Gewerbegebiete sollen Betrieben dienen, die an anderer Stelle aufgrund ihres Störgrades unzulässig wären. Einer weitestgehend uneingeschränkten Nutzung dieser Ge- biete stünde die Ansiedlung von immissionsempfindlichen Betrieben des Beherbergungsge- werbes entgegen, da es zu Immissionsschutzkonflikten mit gewerblicher und industrieller Produktion, Verarbeitung und Lagerung führen würde. Um diesen Konflikten vorzubeugen sind Betriebe des Beherbergungsgewerbes im Geltungsbereich unzulässig.

Betriebswohnungen Die nach § 9 Abs. 3 Nr. 1 BauNVO ausnahmsweise zulässigen Wohnungen für Aufsichts- und Bereitschaftspersonen sowie für Betriebsinhaber und Betriebsleiter sind im Geltungsbe- reich nicht zulässig. Auch hier sollen oben genannte Immissionsschutzkonflikte vermieden werden, die die gewünschte gewerbliche und industrielle Produktion, Verarbeitung und Lage- rung einschränken könnten. Vergnügungsstätten, Bordelle und bordellartige Betriebe Die nach § 8 Abs. 3 Nr. 3 BauNVO ausnahmsweise zulässigen Vergnügungsstätten, auch als Unterart der Gewerbebetriebe aller Art, sind im Geltungsbereich unzulässig (s. textliche Festsetzung Nr. 3). Zu Vergnügungsstätten gehören z. B. Spielhallen, Diskotheken, Nachtlo- kale und Betriebe mit Sexdarstellungen. 10

Gemeinde Embsen 1. Änderung des Bebauungsplans Nr. 9, Begründung Teil I

Die nach § 8 Abs. 2 Nr. 1 BauNVO zulässigen Betriebe, deren beabsichtigte Nutzung auf die Ausübung sexueller Handlungen innerhalb der Betriebsflächen ausgerichtet ist oder bei de- nen die Ausübung sexueller Handlungen ein betriebliches Wesensmerkmal darstellt (Bordel- le und bordellartige Betriebe) sind ebenfalls nicht zulässig (s. textliche Festsetzung Nr. 3). Unter dieser Formulierung lassen sich Nutzungen wie Bordelle oder gewerbliche Zimmer- vermietungen zur Ausübung der Prostitution zusammenfassen.

Mit dieser Festsetzung sollen die gewerblichen und industriellen Bauflächen jenen gewerbli- chen Betrieben vorbehalten werden, die durch ihre produzierende, verarbeitende und la- gernde Tätigkeit auf einen Standort im Gewerbe- oder Industriegebiet angewiesen sind. Um diesen Gewerbetrieben die entsprechenden Entfaltungsmöglichkeiten zu sichern, sollen sol- che Nutzungen ausgeschlossen werden, die aufgrund ihrer höheren Wertschöpfung derarti- ge Gewerbebetriebe verdrängen oder die allein aufgrund ihrer Zulässigkeit zu Bodenwert- steigerungen führen können, die eine Ansiedlung der gewünschten Gewerbebetriebe er- schweren. Dazu gehören insbesondere Bordelle und Vergnügungsstätten sowie die Einzel- handelsbetriebe.

Einzelhandel Einzelhandelsbetriebe, mit Ausnahme des Versandhandels, sind ausgeschlossen (siehe textliche Festsetzung Nr. 4). Der Ausschluss dient dem Schutz der industriellen und gewerb- lichen Bauflächen für Betriebe des produzierenden, verarbeitenden und lagernden Gewer- bes, die aufgrund ihres Störgrades auf einen Standort im Gewerbe- oder Industriegebiet an- gewiesen sind. Eine Verdrängung dieser gewerblichen Betriebe im engeren Sinne durch Einzelhandelsbetriebe, die im Regelfall aufgrund ihrer hohen Wertschöpfung zu einer Ver- schiebung des Bodenpreisgefüges führen können, soll durch den Ausschluss an diesem Standort vorgebeugt werden. Zudem sollen Einzelhandelsbetriebe sich möglichst in den zentralen Bereichen der Ortslagen entwickeln und nicht in diesem Randbereich.

Als Ausnahme von diesem Ausschluss wird der Versandhandel aufgeführt, der aufgrund sei- nes logistischen Wirkungsbereichs und dem relativ hohen Flächenbedarf ebenfalls auf einen entsprechenden Standort in einem Gewerbegebiet angewiesen ist.

Verkaufsstellen, die in einem unmittelbaren Zusammenhang mit einem Gewerbebetrieb ste- hen, können ausnahmsweise zugelassen werden, wenn sie diesem Betrieb baulich deutlich untergeordnet sind und einen geringen Umfang von bis zu 200 m² Verkaufsfläche nicht über- schreiten, da diese so dem Gebietscharakter nicht entgegenstehen und dem oben genann- ten Schutzanspruch der gewerblichen Bauflächen für Gewerbebetriebe nicht entgegenste- hen.

Feuerungsanlagen ab 50 MW und Anlagen zur thermischen Verwertung von Abfällen

Der Ausschluss von Kraftwerken und Feuerungsanlagen ab 50 MW sowie von Anlagen zur Beseitigung oder Verwertung von Abfällen durch thermische Verfahren im Industriegebiet 3 (GI 3) erfolgt aus Vorsorgegründen zum Schutz und zur Vermeidung von Beeinträchtigungen der umfangreichen touristischen und Freizeitnutzungen im Plangebiet und seiner Umgebung. Es haben sich in der direkten Umgebung bislang ein Hotel, eine Veranstaltungshalle und ein Fahrsicherheitszentrum mit regem Publikumsverkehr angesiedelt. Feuerungsanlagen (Kraft- werke) haben durch ihre hohen Bauten (rauchende Schornsteine, Kesselhäuser) starke opti- sche Wirkungen auf die Umgebung, die sich negativ auf die vorhandenen touristischen Nut- zungen auswirken können. Sie haben in der Regel einen erheblichen Stoffumsatz durch den 11

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Verbrauch von Brennstoffen, der zu erheblichem Lieferverkehr führt. Um die vorhandenen Betriebe zu sichern und die touristischen Nutzungen nicht zu gefährden wurden die genann- ten Betriebsarten ausgeschlossen.

Bisherige Gipshalde Im westlichen Teil des Geltungsbereichs waren im bisher gültigen Bebauungsplan „Flächen für Aufschüttungen – Rohstofflagerung Gips“ festgesetzt. Die hier befindlichen Gipshalden sind zum heutigen Zeitpunkt bereits überwiegend abgetragen. Dadurch werden diese Flä- chen als Rohstofflager entbehrlich. Die Flächen werden daher nun als Gewerbegebiet bzw. als Industriegebiet festgesetzt. Die unterschiedliche Festsetzung des Baugebietstypus erfolgt aufgrund der bereits erläuterten Zonierung des Geltungsbereichs. Durch die Nachnutzung als Gewerbe- bzw. Industriegebiet kann die so entstandene Brachfläche einer an diesem Standort sinnvollen Nutzung zugeführt werden und zusätzliche gewerbliche Bauflächen ge- schaffen werden.

4.2 Grünflächen und Oberflächenentwässerung, Flächen für Wald Private Grünflächen Am westlichen Rand des Industrie- und Gewerbegebiets werden entlang des Häcklinger Wegs und der ADAC-Straße zwei Teilflächen (PG1 und PG2) als Grünflächen festgesetzt. Die Festsetzung erfolgt als private Grünfläche, da die Flächen nicht der allgemeinen öffentli- chen Nutzung dienen sollen. Die Festsetzung dieser Grünflächen erfolgt aus allgemeinen städtebaulichen und landschaftsplanerischen Gründen (teilweise Randbepflanzung zur freien Landschaft und zum Häcklinger Weg / zur ADAC-Straße hin). Es handelt sich jedoch nicht um Anpflanzungen, die als Ausgleich für Beeinträchtigung von Natur und Landschaft bilanz- technisch erforderlich sind (Näheres siehe Abschnitt 1.3.4 „Aktuelles Ausgleichskonzept“ des Umweltberichtes). Von der Grünfläche PG 2 können Teilflächen bis zu 100 m² je Betriebs- grundstück für Ein- und Ausfahrten und für Werbeanlagen in Anspruch genommen werden. Dies gilt jedoch nur zu dem als Straßenverkehrsfläche festgesetzten Teil der ADAC-Straße hin, der Abschnitt der Grünfläche entlang des als Verkehrsfläche besonderer Zweckbestim- mung festgesetzten Häcklinger Wegs / ADAC-Straße darf nicht für Ein- und Ausfahrten oder Werbeanlagen genutzt werden. Die Festsetzung dient zum einen der Sicherung der Er- schließung von Betriebsgrundstücken von der ADAC-Straße aus sowie der Erhaltung einer Randbepflanzung entlang des Häcklinger Wegs.

Regelungen für die Grünflächen enthält die textliche Festsetzung Nr. 12.

Oberflächenentwässerung und Grüngestaltung auf den Grundstücken Zu Retentionszwecken, d.h. um den Oberflächenabfluss zu verringern und Abflussspitzen zu entzerren um so eine geringe, gleichmäßigere Beanspruchung des Abwassersystems zu erzielen, wird festgesetzt, dass mindestens 15 % der Grundstückflächen für Anlagen zur Rückhaltung des Oberflächenwassers und für die Grüngestaltung freizuhalten sind. Dies erfolgt, da aufgrund der hohen Versiegelung in den Industrie- und Gewerbegebieten ein ho- her Oberflächenabfluss anfällt. Für Niederschlagsmengen, die über den natürlichen Abfluss hinaus anfallen, sind innerhalb dieser Flächen Regenrückhaltebecken anzulegen. Eine Ver- sickerung ist aufgrund der Verschmutzung des Oberflächenabflusses in den Industrie- und Gewerbegebieten nicht möglich. Liegen auf den Betriebsgrundstücken festgesetzte private

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Grünflächen oder werden begrünte Dachflächen angelegt, so können diese auf den Anteil von 15 % der Grundstücksflächen angerechnet werden.

Flächen für Wald Der zuvor bereits bauplanungsrechtlich gesicherte, vorhandene Waldstreifen südlich des Gewerbegebiets sowie das Waldstück an der K 10 werden unverändert als Fläche für Wald festgesetzt. Das südliche Waldstück an der K 10 wird außerdem weiterhin als Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft festgesetzt. Hier sind Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen. Diese werden im Umweltbericht (siehe Teil II der Begründung) näher erläutert.

5 Erschließung

5.1 Verkehrsflächen Die innere Erschließung des Plangebietes erfolgt weiterhin über die Straße Am alten Werk, die von Norden nach Süden durch das Plangebiet verläuft. Diese schließt im Süden an die Kreisstraße 10 an und führt im Norden zur Bundesstraße 209.

Zusätzlich wird der nördliche Teil der ADAC-Straße als Straßenverkehrsfläche festgesetzt, da er der Erschließung des ADAC-Geländes dient – dieser Bereich war bisher als Verkehrs- fläche besonderer Zweckbestimmung (Wirtschaftsweg für die Land- und Forstwirtschaft) ausgewiesen. Darüber hinaus sind für das Plangebiet keine gesonderten Straßenverkehrs- flächen festgesetzt worden. Für die noch freien Bauflächen im Plangebiet, insbesondere für den Bereich der bisherigen Gipshalde, ist derzeit offen, ob dort später eine großflächige Nut- zung durch einen größeren Betrieb oder die kleinteilige Nutzung durch verschiedene kleine Betriebe erfolgt. Durch die große Tiefe der Bauflächen können für die Erschließung dieser Flächen noch weitere örtliche Verkehrsflächen erforderlich werden. Damit Erschließungsflä- chen auch ohne örtliche Festsetzung in der Planzeichnung gesichert werden können, stellt eine textliche Festsetzung sicher, dass für die Erschließung rückwärtiger Grundstücke im Plangebiet noch weitere örtliche Verkehrsflächen eingerichtet werden können. Deren genaue Lage bestimmt sich dann nach der beabsichtigten Bebauung. Sie sind gemäß § 125 Abs. 2 BauGB herzustellen, d. h. sie müssen den in § 1 Abs. 4 bis 7 BauGB bezeichneten Anforde- rungen an die Grundsätze der Bauleitplanung entsprechen.

Bei der Anlage dieser Straßen sind die nachfolgenden Punkte zu beachten:

Die Befestigung der Zufahrten und der inneren Fahrwege muss so beschaffen sein, dass sie auch für die Fahrzeuge der Feuerwehr ausreicht. Bei der Ermittlung der notwendigen Belast- barkeit der Zufahrt sowie der erforderlichen Wenderadien ist DIN 14 090 „Flächen für die Feuerwehr auf dem Grundstück“ zu berücksichtigen.

Die Zufahrten und inneren Fahrwege müssen mindestens 5,50 m breit sein. Für innere Fahrwege mit Richtungsverkehr und für Stichwege von höchstens 100 m Länge genügt eine Breite von 3 m.

Stichstraßen müssen mit ausreichend bemessenen Wendeplätzen versehen sein.

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Zufahrten für die Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge zu den Baugrundstücken sind gem. §§ 5 und 6 NBauO vom 23.07.1973 (Nds. GVBl. S. 259) in der derzeit gültigen Fassung vor- zusehen. Sie sind entsprechend den §§ 2 und 3 der Durchführungsverordnung zur NBauO (Nds. GVBl. Nr. 6/1987) auszuführen.

5.2 Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung Ein Fuß- und Radweg verläuft in Ost-West-Richtung zwischen der Straße Am Alten Werk und dem Häcklinger Weg am südlichen Waldrand. Er dient der fußläufigen Anbindung des Industrie- und Gewerbegebietes in Richtung Embsen.

Der land- und forstwirtschaftliche Weg (Häcklinger Weg) dient der Erschließung der landwirt- schaftlichen Flächen westlich des Plangebietes, nicht der Erschließung des Plangebietes selbst. Auch wenn ein Teil dieses Weges nicht mehr der Erschließung landwirtschaftlicher Flächen dient, wird der Häcklinger Weg wie bisher auch bis zum nördlichen Abschnitt der ADAC-Straße (Straßenverkehrsfläche) als Verkehrsfläche besonderer Zweckbestimmung: Wirtschaftsweg für die Land- und Forstwirtschaft festgesetzt. Die vorhandene Notzufahrt / Notabfahrt des ADAC-Geländes, die an die Verkehrsfläche besonderer Zweckbestimmung anschließt, ist auch weiterhin anfahrbar. Darüber hinaus kann der Wirtschaftsweg gelegent- lich auch als Parkplatz (insbesondere bei Veranstaltungen auf dem ADAC-Gelände) genutzt werden. Diese Nutzungsmöglichkeiten können jedoch straßenverkehrsrechtlich geregelt werden und benötigen keine Festsetzungen im B-Plan.

5.3 Stellplätze Stellplätze sind wie bisher in ausreichender Zahl auf den Betriebsgrundstücken herzustellen. Die Dimensionierung des öffentlichen Straßenraumes ermöglicht außerdem das Parken ein- zelner Fahrzeuge am Straßenrand.

5.4 Bahnanlagen / Gleisanschluss Eine besondere Standortqualität des Industrie- und Gewerbegebietes stellt der direkte Gleis- anschluss dar, welcher auch in der aktuellen Fortschreibung des RROP 2010 enthalten ist. Durch die Festsetzung von vorhandenen, allerdings derzeit ungenutzten Bahnanlagen im Bebauungsplan soll diese besondere Standortqualität auf Dauer gesichert werden.

Zum Betrieb der Bahnanlagen ist eine Widmung als Bahnfläche notwendig. Das Plangebiet verfügte früher über umfangreiche öffentliche und private Gleisanlagen, die heute nur in Res- ten vorhanden sind und nur auf Melbecker Seite teilweise auch genutzt werden.

Nach Abstimmung mit dem Landkreis Lüneburg und mehreren Grundeigentümern werden in diesen Bebauungsplänen nur diejenigen Bahnanlagen als Bahnanlagen festgesetzt, die auch in Zukunft zu Bahnzwecken genutzt werden sollen.

Anmerkung: Es war bislang nicht möglich zu ermitteln, welche der vorhandenen Bahnan- lagen tatsächlich als solche gewidmet sind, da keine vollständigen Unterlagen hierzu vor- liegen. Der formal rechtlich als Bahnanlage gewidmete Bestand umfasst eventuell auch die noch vorhandenen, im vorliegenden Bebauungsplanentwurf nicht als Bahnflächen dargestellten Flächen. Sollte dies der Fall sein, so ist ein Freistellungsverfahren gem. § 23 Allgemeines Eisenbahngesetz (AEG) durchzuführen.

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6 Ver- und Entsorgung

6.1 Energie und Telekommunikation Gas- und Stromverteilungsanlagen der Avacon AG befinden sich in der festgesetzten Stra- ßenverkehrsfläche.

Es ist keine Veränderung der bisherigen Versorgungssituation vorgesehen.

Eventuell ist eine zusätzliche Trafostation erforderlich. Der genaue Standort ist außerhalb des Bebauungsplanverfahrens abzustimmen.

6.2 Wasserversorgung Es ist keine Veränderung der bisherigen Versorgungssituation vorgesehen.

6.3 Abwasserentsorgung / Schmutzwasserbehandlung Es ist keine Veränderung der bisherigen Entsorgungssituation vorgesehen.

6.4 Oberflächenentwässerung Es ist keine Veränderung der bisherigen Entsorgungssituation vorgesehen. Die textlichen Festsetzungen 11.1 bis 11.4 in Bezug auf die Oberflächenentwässerung sind umzusetzen (siehe Kapitel 4.2).

6.5 Abfallbeseitigung Es ist keine Veränderung der bisherigen Entsorgungssituation vorgesehen.

6.6 Brandschutz Löschwasserversorgung

Zur gesicherten Erschließung des Gebietes ist die Versorgung mit Löschwasser erforderlich. Nach dem Gesetz über den Brandschutz im Lande Niedersachsen vom 03.08.1978 (NBrandSchG), zuletzt geändert durch Art. 4 des Gesetzes vom 17. Dezember 2009, ist die Gemeinde verpflichtet für die Sicherstellung der Löschwasserversorgung zu sorgen. Der Löschwasserbedarf (m³/h) ist nach der Tabelle im Absatz 4 der Technischen Regel „Arbeits- blatt W 405" des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) festzulegen. Laut Auskunft des Gemeindebrandmeisters der Samtgemeinde Ilmenau sind gegenwärtig aus brandschutztechnischer Sicht im Plangebiet die erforderlichen Löschwassermengen ausreichend vorhanden. Berechnet und organisiert aufgrund der bestehenden Betriebe be- steht Sicherheit im Bezug auf die Löschwasserversorgung. Bei Neuansiedlungen von Betrie- ben muss der Bedarf allerdings neu ermittelt und überprüft werden.

Aus brandschutztechnischer Sicht muss eine Löschwassermenge von mindestens 96 m³/h über 2 Stunden vorhanden sein. Für die Getreidelager muss eine Löschwassermenge von mindestens 128 m³/h über 2 Stunden vorhanden sein.

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Diese Menge ist im Plangebiet von jedem Punkt aus innerhalb eines Radius von maximal 300 m jederzeit bereitzustellen. Eine für den Erstangriff erforderliche Löschwassermenge von mindestens 800 l/min. ist in einem Abstand von maximal 70 m von jedem Gebäude bzw. Nutzungseinheit erforderlich. Eisenbahngleise etc. dürfen sich nicht dazwischen befinden.

Die Löschwassermengen sind gegebenenfalls an die Geschossigkeit, die Bebauungsdichte und überwiegende Bauart anzupassen. Werden Objekte mit erhöhtem Brand- oder Perso- nenrisiko errichtet, so hat der Bauherr für die über den Grundschutz hinausgehende Lösch- wassermenge selbst zu sorgen. Die Bereitstellung dieser Löschwassermenge – s.g. Objekt- schutz – wird dem Bauherrn im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens durch die Bau- aufsicht zur Auflage gemacht. Diese Menge kann ggf. nicht durch die zentrale Trinkwasser- versorgung sichergestellt werden. Hier ist frühzeitig eine umfassende Planung unter Einbe- ziehung der zentralen Trinkwasserversorgung, möglicher Löschwasserbrunnen, Löschwas- serteiche oder Löschwasserbehälter erforderlich.

Die Abstände der Löschwasserentnahmestellen untereinander dürfen höchstens 140 m be- tragen. Die Abstände der Hydranten untereinander sind nach dem „Arbeitsblatt W 331“ des DVGW festzulegen. Sie liegen zwischen 100 m und 140 m je nach Bebauung.

Bei der Planung sind die örtliche Feuerwehr und der Brandschutzprüfer einzuschalten.

Waldbrandschutzstreifen

Aus Gründen der Vermeidung von Waldbränden, zur Sicherung der Waldbewirtschaftung und der Walderhaltung sowie zum Schutz von baulichen Anlagen vor Gefahren durch Wind- wurf oder Waldbrand ist es sinnvoll, einen ausreichenden Abstand geplanter Bebauung zu Waldflächen einzuhalten. Das Gesetz über den Wald und die Landschaftsordnung (NWaldLG, 2002) sieht keine Mindestabstände (Waldschutzstreifen) zwischen Waldgrenze und Bebauung vor. Im aktuellen Planungsfall wird ein Abstand der neu entstehenden Bau- werke zum Wald von mind. 30 m vorgesehen (Mindestabstandsregelung des RROP 2010 des Landkreises Lüneburg). Die Errichtung baulicher Anlagen in diesem Waldschutzstreifen ist zuvor mit der Baugenehmigungsbehörde abzustimmen.

7 Immissionsschutz Bei der Aufstellung der Bauleitpläne sind gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB auch die Belange des Umweltschutzes und somit u. a. des Immissionsschutzes zu berücksichtigen. Diesbe- züglich schreibt das Trennungsgebot des § 50 Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) vor, dass bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen die für bestimmte Nutzungen vorgesehenen Flächen einander so zuzuordnen sind, dass schädliche Umwelteinwirkungen und von schweren Unfällen im Sinne des Artikels 3 Nr. 5 der Richtlinie 96/82/EG in Betriebs- bereichen hervorgerufenen Auswirkungen auf die ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienenden Gebiete sowie auf sonstige schutzbedürftige Gebiete, insbesondere öf- fentlich genutzte Gebiete, wichtige Verkehrswege, Freizeitgebiete und unter dem Gesichts- punkt des Naturschutzes besonders wertvolle oder besonders empfindliche Gebiete und öf- fentlich genutzte Gebäude, so weit wie möglich vermieden werden. Zu diesen Gebieten soll- te nach Art. 12 der Seveso II Richtlinie (RL 96/82/EG vom 09.12.1996, geändert durch RL 2003/105/EG vom 16.12.2003) ein „angemessener Abstand“ eingehalten werden.

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7.1 Abstandsklassen Für die Festlegung des Abstands von Gewerbe- und Industriegebieten zu schützenswerten Nutzungen, wie z. B. Wohngebäuden kann der Abstandserlass des Landes Nordrhein- Westfalen herangezogen werden3. Im Abstandserlass werden bestimmten Betriebsarten bestimmte Abstände zu Wohnnutzungen zugeordnet. Diese empfohlenen Schutzabstände beruhen auf den einschlägigen Verwaltungsvorschriften, VDI-Richtlinien und DIN-Normen zum Immissionsschutz. Werden diese Abstände eingehalten, kann in der Regel davon aus- gegangen werden, dass schädliche Einwirkungen auf schutzbedürftige Gebiete vermieden werden können. Diese Abschätzung ist für das Bauleitplanverfahren ausreichend. Da für die konkreten Vorhaben regelmäßig Baugenehmigungen oder Genehmigungen nach BImSchG erforderlich sein werden, ist dort der Nachweis der Verträglichkeit zu führen. Im Abstandserlass wird zunächst unterschieden zwischen Gebieten, deren Nutzung bereits in Einzelheiten bekannt ist und Gebieten, deren Nutzung noch nicht bekannt ist. In Gebieten deren Nutzung bereits bekannt ist, kann durch Einzelgutachten für die jeweilige Anlage ge- prüft werden, ob der vorgesehene Abstand auch bei Unterschreitung der im Abstandserlass vorgesehenen Abstände ausreicht um Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Beläs- tigungen für die Bewohner der benachbarten Wohngebiete bzw. Misch-, Kern- oder Dorfge- biete zu vermeiden. In Gebieten, in denen die Nutzung noch nicht bekannt ist, soll eine Glie- derung der Baugebiete gem. § 1 Abs. 4 bis 9 BauNVO durch Nutzungsbeschränkungen für bestimmte Anlagearten entsprechend der Abstandsliste erfolgen. Dieser Bebauungsplan hat Elemente beider Planarten. Entsprechend werden gemäß der Abstandsliste Nutzungsbe- schränkungen für bestimmte Anlagearten je nach Abstand zu schutzbedürftigen Nutzungen im Bebauungsplan festgesetzt. Für einzelne vorhandene Betriebe kann nach Einzelfallprü- fung allerdings auch eine Unterschreitung der empfohlenen Abstände erfolgen.

Die Ermittlung der Abstandsklassen erfolgt mittels Messung des Abstandes zwischen den Umrisslinien der emittierenden Anlagen und der Begrenzungslinie von Wohngebieten. Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine historisch gewachsene Gemengelage eines In- dustrie- und Gewerbegebietes mit benachbarter Wohnnutzung, bei der das Gebot der ge- genseitigen Rücksichtnahme gilt. Durch die Bahnanlagen zwischen Gewerbegebiet und Wohnnutzung besteht eine gewisse räumliche Trennung zwischen diesen Nutzungen. Be- zugspunkt für die Ermittlung der Abstandsklassen ist der nächstgelegene Emissionsort am Grundstück Danziger Straße 37 b (südöstlich), sowie ein weiterer nahegelegener Emissions- punkt am Häcklinger Weg 35 (südwestlich). Ausgehend von der Entfernung zu diesen Emis- sionspunkten wurde die entsprechende Abstandsklasse der Baugebiete ermittelt. Abstands- klassen mit einer niedrigen Zahl bedeuten ein hohes Immissionspotenzial und damit einen höheren notwendigen Abstand, Klassen mit niedrigerer Zahl ein geringeres Immissionspo- tenzial und damit einen geringeren Abstand.

In kleinen Teilbereichen werden im Bebauungsplan niedrigere Abstandsklassen festgesetzt als nach Abstandliste vorgesehen. Dies betrifft aber überwiegend vorhandene Betriebe, de- ren Zulässigkeit bereits durch die immissionsschutzrechtliche Genehmigung bestätigt ist.

Im Prinzip wurden die Abstandklassen grundsätzlich etwas strenger angesetzt als möglich, um einen möglichst hohen Schutz der benachbarten Wohnbevölkerung und anderer schutz-

3 Immissionsschutz in der Bauleitplanung - Abstände zwischen Industrie- bzw. Gewerbegebieten und Wohngebie- ten im Rahmen der Bauleitplanung und sonstige für den Immissionsschutz bedeutsame Abstände (Abstandser- lass); Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (MUNLV) des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.); Düsseldorf; Oktober 2007 17

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bedürftiger Nutzungen zu erzielen. Zu berücksichtigen war auch, dass sich innerhalb des Melbecker Teilbereichs des Industrie- und Gewerbegebiets im Süden sensiblere Nutzungen angesiedelt haben, die durch zu starke Emissionen aus dem unmittelbaren Umfeld geschützt werden sollen (Hotel, Betriebswohnungen). Die Abstandsklassen wurden nicht exakt nach der tatsächlichen Entfernung gezogen, da die Parzellenzuschnitte berücksichtigt wurden und es vermieden werden sollte, dass Immissionsgrenzen durch Betriebsgrundstücke verlaufen.

Generell handelt es sich bei den Festsetzungen der Nutzungsbeschränkungen nach der Ab- standliste um eine grobe Vorgliederung. Grundsätzlich ist für die relevanten, immissions- schutzrechtlich genehmigungsbedürftigen Anlagen noch das Genehmigungsverfahren durchzuführen, bei dem der Stand der Technik der Anlage und die Einhaltung der Immissi- onsgrenzwerte durch den Anlagenbetreiber nachzuweisen sind.

Das vorhandene Gipswerk genießt als bestehende genehmigte Anlage Bestandsschutz. Durch die Festsetzung der Abstandklassen wird das Gipswerk, das gemäß Abstandserlass in die Abstandsklasse III einzuordnen ist (Lfd. NR. 26, Nr. 2.4 der 4. BImSchV), allerdings an seinem Standort im GE 1 unzulässig, da dort die Abstandklassen I-IV ausgeschlossen sind. Die Verträglichkeit ihrer Emissionen mit der Umgebung wurde im jeweiligen Genehmigungs- verfahren anhand der immissionsschutzrechtlichen Vorschriften geprüft. Auch eine Erweite- rung, Änderung oder Erneuerung der Anlagen kann im Rahmen einer Befreiung von immis- sionsschutzrechtlichen Festsetzungen erfolgen, wenn die Prüfung ergibt, dass die in § 31 Abs. 2 BauGB aufgeführten Befreiungstatbestände erfüllt sind und sich die Immissionsver- hältnisse durch die Erweiterung oder sonstige Änderung nicht verschlechtern (Verschlechte- rungsverbot). Der Betrieb kann entsprechend bis zum endgültigen Verbrauch der Gipshalde weiter betrieben werden.

7.2 Störfallverordnung Hinweise zu Abständen zwischen Nutzungen auf der Ebene der Bauleitplanung gibt außer- dem die Störfall-Verordnung (12. BImSchV - Zwölfte Verordnung zur Durchführung des Bun- des-Immissionsschutzgesetzes). Bei Planungsvorhaben wird danach ein angemessener Abstand von unter die Störfallverord- nung fallenden Betrieben gegenüber Wohngebieten, öffentlich genutzten Gebäuden und Gebieten, wichtigen Verkehrswegen, Freizeitgebieten und unter dem Gesichtspunkt des Na- turschutzes besonders wertvollen bzw. besonders empfindlichen Gebieten verlangt, um schwere Unfalle zu verhüten, ihre Folgen zu begrenzen und eine Zunahme der Gefährdung der Bevölkerung entgegenzuwirken. Damit wird auch der Vorgabe des § 50 BImSchG entsprochen, nach dem bei raumbedeut- samen Planungen und Maßnahmen die für eine bestimmte Nutzung vorgesehenen Flächen einander so zuzuordnen sind, dass schädliche Umwelteinwirkungen auf die ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienenden Gebiete sowie auf sonstige schutzbedürftige Gebiete soweit wie möglich vermieden werden. Für die Planungspraxis wurde hierzu ein Leitfaden des Technischen Ausschusses für Anla- gensicherheit der Störfallkommission beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit entwickelt4 und 2010 fortgeschrieben5. Dieser Leitfaden gilt für Betriebe,

4 Empfehlungen für Abstände zwischen Betriebsbereichen nach der Störfall-Verordnung und schutzbedürftigen Gebieten im Rahmen der Bauleitplanung - Umsetzung § 50 BImSchG der SFK/TAA-Arbeitsgruppe „Überwachung der Ansiedlung“, verabschiedet am 18.10.2005. 18

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die der Störfallverordnung unterliegen, d. h. in denen für Betriebsbereiche, in denen gefährli- che Stoffe in bestimmten dort genannten Mengen vorhanden sind. Dort wird unterschieden nach Bebauungsplänen mit oder ohne Detailkenntnisse über die anzusiedelnden Betriebe. Für weitere mögliche Nutzungen die sich im Gebiet ansiedeln könnten werden Abstands- empfehlungen als Richtwert angegeben, die abhängig von der Art der verwendeten Stoffe sind und zwischen 200 und 1.500 m liegen. Die Abstandsempfehlungen beziehen sich auf die Ausführungen des § 50 BImSchG und dort nur auf den Menschen als zu schützendes Objekt. Für alle anderen nach § 50 BImSchG zu betrachtenden schutzbedürftigen Gebiete ist eine gesonderte Betrachtung erforderlich. Die Abstandsempfehlungen berücksichtigen auch nicht die schädlichen Umwelteinwirkungen, die ebenfalls nach § 50 BImSchG zu berücksich- tigen sind. Ein Ausschluss von Anlagen- und Betriebsarten erfolgt gemäß der Abstandsempfehlungen des fortgeschriebenen Leitfadens vom November 2010. Bei Einhaltung dieser Abstände wird im Plangebiet eine Ansiedlung von Störfallbetrieben grundsätzlich für verträglich gehalten.

7.3 Emissionskontingente Die Gemeinden Embsen und Melbeck haben zur Betrachtung zusammenhängender schall- technischer Belange für das Gewerbe- und Industriegebiet Embsen-Melbeck eine gemein- same schalltechnische Untersuchung vornehmen lassen („Schalltechnische Untersuchung zur Änderung der Bebauungspläne Nr. 9 der Gemeinde Embsen und Nr. 14 der Gemeinde Melbeck“, siehe Anlage 2) um im Zuge der Änderung der Bebauungspläne in diesen ent- sprechende Regelungen zur Bewältigung der Schallproblematik treffen zu können. Ziel der Untersuchung war es ein schalltechnisches Konzept zur Gewährleistung eines ver- träglichen Nebeneinanders der vorhandenen und möglichen zukünftigen Nutzungen inner- halb des Plangebietes und den schutzwürdigen Nutzungen in dessen Nachbarschaft zu er- arbeiten. Auch die Geräuscheinwirkungen von öffentlichen Verkehrsflächen innerhalb des Geltungsbereichs des Bebauungsplans auf die schützenswerte Nachbarschaft wurden dabei beurteilt. Bestehende Vorbelastung durch benachbarte Windkraftanlagen und das ADAC- Gelände wurden bei der Beurteilung berücksichtigt. Die Beurteilung für die Geräuscheinwir- kungen erfolgte nach der TA Lärm6. In Nachbarschaft zum Plangebiet befinden sich zwei Wohnsiedlungen im Süden bzw. Südos- ten des Geltungsbereichs. Da es sich bei diesen Siedlungen um ehemalige Werksiedlungen handelt, die parallel zur Entwicklung des Industriestandortes entstanden sind, handelt es sich im vorliegenden Fall um eine Gemengelage gemäß TA Lärm, Ziffer 6.7, bei der dem Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme Rechnung zu tragen ist. Aus diesem Grund wurden die- se Bereiche mit dem Schutzanspruch eines Mischgebietes eingestuft. Als Ergebnis der schalltechnischen Untersuchungen werden zum Schutz der angrenzenden Wohnbebauung vor Gewerbelärmimmissionen aus den Flächen innerhalb des Geltungs- bereichs Emissionskontingente in Anlehnung der DIN 456917 festgesetzt. Hierfür wurde das

5 Empfehlungen für Abstände zwischen Betriebsbereichen nach der Störfall-Verordnung und schutzbedürftigen Gebieten im Rahmen der Bauleitplanung - Umsetzung § 50 BImSchG, der Arbeitsgruppe „Fortschreibung des Leitfadens SFK/TAA-GS-1““, verabschiedet im November 2010. 6 Sechste allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Bundes-Immissionsschutzgesetz (Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm – TA Lärm) vom 26. März 1998 (GMBI (1998) Nr. 26, S. 503-515) 7 DIN 45691 „Geräuschkontingentierung“; Dezember 2006; DIN – Deutsches Institut für Normung e.V., Beuth Verlag GmbH 19

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Plangebiet in Baugebiete gegliedert und die Emissionskontingente dieser Flächen so abge- stuft, dass an der angrenzenden Wohnbebauung Konflikte vermieden werden und gleichzei- tig höchstmögliche Emissionskontingente zur Verfügung gestellt werden können. In bestimmte Richtungen kann ein erhöhtes Kontingent zugelassen werden, da in diese Richtungen ein größerer Abstand zum nächsten Wohnhaus vorliegt. Hierfür wurden in die Richtungen Westen, Norden und Osten Immissionspunkte bestimmt (siehe Abbildung 3), die die Berechnung zusätzlicher Kontingente ermöglichen, gleichzeitig aber durch Einhaltung der Immissionsrichtwerte der TA Lärm den Schutz entfernterer Bebauung gewährleisten sollen. Innerhalb der Baugebiete sind danach grundsätzlich nur Anlagen und Betriebe zulässig, de- ren Emissionen die Emissionskontingente LEK gemäß der Tabelle der textlichen Festsetzun- gen Nr. 7.1. nicht überschreiten. Die Einhaltung der festgesetzten Emissionskontingente ist im Rahmen der jeweiligen Genehmigungsverfahren für einzelne Vorhaben nachzuweisen. Die festgesetzten Emissionskontingente liegen überwiegend höher, als die zuvor im Bebau- ungsplan festgesetzten Schallleistungspegel. Lediglich im GE 1 liegen die Emissionskontin- gente in Richtung Süden zu den Wohngebieten hin für den Tagbereich 1 dB(A) unter dem vorherigen Wert. Dies wird jedoch mehr als ausgeglichen durch erhöhte Kontingente in die anderen Himmelsrichtungen. Für die Nacht erfolgt eine Verringerung um 8 dB(A) in Richtung der Wohngebiete, was zum Schutz der Nachtruhe erforderlich ist, aber unerheblich ist, da dort kein Nachtbetrieb stattfindet. Wesentliche Einschränkungen der bestehenden Betriebe im Plangebiet sind durch die Festsetzungen der Emissionskontingente nicht zu erkennen.

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Abbildung 3: Immissionspunkte für die Ausweisung von Zusatzkontingenten im Rahmen der Schalltechnischen Untersuchung (Quelle: eigene Darstellung)

8 Altlasten Im Industrie- und Gewerbegebiet Embsen-Melbeck findet bereits seit Ende der 1930er Jahre eine intensive industrielle bzw. gewerbliche Nutzung statt, aufgrund dessen Bodenverun- reinigungen im Geltungsbereich dieses Bebauungsplans nicht auszuschließen sind.

Am Standort des heutigen Industrie- und Gewerbegebiets Embsen-Melbeck wurde 1939 eine Salpetersäurefabrik in Betrieb genommen, die dem Rüstungsbetrieb diente8. In den 1950er Jahren wurde hier weiterhin in erster Linie Salpetersäure für die Kunststoff-, die farbenchemi- sche und pharmazeutische Industrie, sowie für die Herstellung von Bergbausprengstoffen

8 vgl.: Arendt, S./ Seidel, A. (2010); Das Alte Werk Melbeck/ Embsen – 55 Jahre Industriegeschichte im Süden Lüneburgs; Samtgemeinde Ilmenau (Hrsg.); Lüneburg; S. 3 21

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hergestellt. Ergänzend begann man mit der Düngemittelproduktion in Form von ammoni- sierter Ammonnitratlauge aus Ammoniak und Salpetersäure9. Ab 1959 wurde eine Volldün- geranlage (NPK-Anlage) im westlichen Standortbereich (Embsen) errichtet. Dieser Volldün- ger mit den Bestandteilen Stickstoff, Phosphor und Kalium und Kalkammonsalpeter wurde in den 1970er Jahren Schwerpunkt des Unternehmensumsatzes10. Ab 1965/1966 fand im west- lichen Bereich des Standortes eine Aufhaldung der Gipsabfälle statt. Diese werden seit 1973/74 zur Herstellung von Maschinen- und Putzgipsen verwertet, welche auch heute noch erfolgt. Die Stilllegung der Düngemittelproduktion erfolgte im Jahr 1989 und die Salpetersäu- reproduktion wurde 1992 endgültig eingestellt und der Großteil der Gebäude abgerissen.

In den vergangenen Jahren wurden aus unterschiedlichen Anlässen Untersuchungen auf mögliche Boden- oder Grundwasserbelastungen durchgeführt. Die Ergebnisse werden im Folgenden kurz zusammengefasst.

Bodenuntersuchungen im Rahmen Grundstücksverkauf LK Lüneburg / Norsk Hydro (UBAC GmbH 199111)

Die Teilfläche ‚Phosphorsäure-Produktion’ und Raiffeisen des ehemaligen Betriebsgeländes der Norsk Hydro wurde 1991 im Vorfeld eines Grundstücksverkaufes eine Boden- untersuchung mittels Rammkernsondierungen (S2/3, S4, S5 und S9) durchgeführt. Nur im zentralen Bereich der Phosphorsäure-Produktion (S4) wurde im Oberboden (0-1m Tiefe) eine erhöhte Ammonium-Belastung ermittelt. Auch in tieferen Bodenschichten wurden erhöh- te Ammonium- und Nitrat-Belastungen nachgewiesen. Die Fugro Consult GmbH kommt in ihrem Bericht 2010 allerdings zu der Einschätzung, dass die Schadstoffgehalte nicht geeig- net sind bei einer Elution durch Niederschlagswasser höhere Belastungen als an der be- nachbarten Grundwassergütemeßstelle (B-LF21.1) im Grundwasser zu erzeugen. Für die unmittelbar im Abstrom ermittelten hohen Ammonium- und Nitrat-Belastungen im Grundwas- ser an der Grundwassergütemeßstelle B-LF11.1 liefern die geringen Ammonium- und Nitrat- Gehalte in den Bodenprofilen von S2/3 und S9 keine Erklärung.12

Bei der Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 14 der Gemeinde Melbeck im Jahr 1996 wird das Ergebnis der Untersuchung von 1991 folgender Maßen zusammengefasst: „Sie ergab „keine Hinweise auf eine eindeutige Belastung des Bodens“ (UBAC 4.4.91). Lediglich im mittleren Bereich des Gesamtgeländes sind Blei- und Aluminiumbelastungen örtlich verteilt festzustellen, für die jedoch nach Einschätzung des Gutachters kein weiterer Handlungsbe- darf besteht. Zusammenfassend stellt der Gutachter fest, „dass weitere Bodenuntersuchun- gen auf dem Gelände der Norsk Hydro … nicht mehr erforderlich sind“ (UBAC 13.5.1991).“13

9 vgl. ebd., S.31 10 vgl. ebd., S. 37/38 11 UBAC GmbH (04.04.1991); Gutachtliche Stellungnahme Beweissicherung und Gefährdungsabschätzung einer Teilfläche des Geländes der Norsk Hydro Agrar GmbH in Embsen AG: Norsk Hydro Agrar GmbH, Embsen und UBAC GmbH (13.05.1991); Ergänzende Untersuchungen zu UBAC GmbH (04.04.1991); AG: Norsk Hydro Agrar GmbH, Embsen 12 vgl. Fugro Consult GmbH (2010); Neuinstallation eines Grundwasserbeweissicherungssystems und Grundwas- seruntersuchungen im Bereich des Industriegebietes Lüneburg-Süd; Auftraggeber: Landkreis Lüneburg, Fach- dienst Umwelt; Burgwedel, S. 25/26 13 Gemeinde Melbeck, Bebauungsplan Nr. 14, Begründung zum Satzungsbeschluss vom 12.9.1996, S. 16 22

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Bodenuntersuchungen im Rahmen des Rüstungsaltlastenprogramms (UBAC GmbH 199414)

Auf Grundlage der Historischen Erfassung und Erkundung im Rahmen der Gefährdungsab- schätzung von Rüstungsaltlasten in Niedersachsen, wurde von UBAC 1992-1994 eine Vor- untersuchung zur Gefährdungsabschätzung des Standortes Embsen / Melbeck durchgeführt. In 25 Verdachtsbereichen wurden Rammkernsondierungen (RKS 1-25) bis max. 5 m Tiefe niedergebracht und horizontweise beprobt. Die Probenahmepunkte RKS 1-22 lagen auf den vom Landkreis Lüneburg erworbenen Grundstücken (heute weiterverkauft). Die Punkte RKS 23-25 lagen auf dem heutigen Raiffeisen-Gelände, so dass sich auf dem Knauf/YARA- Grundstück (ehem. Norsk Hydro) kein Untersuchungspunkt befand.

In nur 4 unterschiedlichen Sondierungen (RKS 1, 2, 10 und 25) in 3 Verdachtsbereichen wurden Ammonium- bzw. Nitrat-Belastungen etwas über 100 mg/kgTS nachgewiesen. Dabei zeigen die RKS 1 und 2 im Bereich des ehem. Ammoniak-Tanklagers (NH3-Lager) eine un- terschiedliche Tiefenverteilung von Ammonium bzw. Nitrat. Diese weist eindeutig daraufhin, dass in der Vergangenheit Ammoniak bzw. Ammonium versickert sein muss und nachfol- gend zu Nitrat oxidiert wurde. Auch in RKS 10 und RKS 25 liegt die maximale Belastung als Nitrat vor. Trotz nur weniger unbelasteter Bereiche (blau unterlegt) und einer verbreiteten Grundbelastung sind die ermittelten Schadstoffgehalte nicht geeignet bei einer Elution durch Niederschlagswasser die nachgewiesen hohen Belastungen im Grundwasser zu erzeugen.

Der Standort Embsen / Melbeck wurde als Ergebnis dieser Untersuchungen im Rahmen des Nds. Rüstungsaltlastenprogrammes nicht in die Liste der Rüstungsaltlasten15 aufgenommen.

Grundwasseruntersuchungen aufgrund des Verdachts auf Grundwasserverunreini- gungen (Fugro Consult GmbH 2009-201116)

Seit 2009 wurden Grundwasseruntersuchungen durchgeführt, nachdem in einem Regen- rückhaltebecken östlich des Plangebietes im Frühjahr 2009 tote Fische gefunden wurden. In mehreren Schritten wurden dazu Leitfähigkeitssondierungen durchgeführt, eine historische Recherche vorgenommen, sowie Brunnen zur Erkundung des ersten und zweiten Grund- wasserstockwerks (GWS) als Grundwasserbeweissicherungssystem angelegt.

Durch das Grundwasserbeweissicherungssystem auf dem ehemaligen Gelände des Chemi- schen Werkes mit den Schwerpunkten Gipshalde, Betriebsgelände Knauf/YARA, Rebstock- Gelände, Betriebsgelände Zajons und Abstrom Hagelberg konnte aktuell die geologische und hydrochemische Situation im 1. und 2. GWS nachvollziehbar erkundet und beweissi- chert werden. Durch das Grundwasserbeweissicherungssystem können in Zukunft alle even-

14 UBAC GmbH (28.07.1994); Gefährdungsabschätzung von Rüstungsaltlasten in Niedersachsen: Voruntersu- chung zur Gefährdungsabschätzung des Standortes Embsen / Melbeck (Gutachten mit Anlagenband); AG: Nie- dersächsisches Umweltministerium 15 "Liste der Rüstungsaltlasten (Block A) - Stand 30.04.1997"; in: "Gefährdungsabschätzung von Rüstungsaltlas- ten in Niedersachsen - Vorläufiger Abschlussbericht - Juni 1997"; abgerufen unter: http://www.lbeg.niedersachsen.de/servlets/download?C=41435062&L=20, Zugriffsdatum: 06.01.2012 16 Teil I: Fugro Consult GmbH (2009); Erkundung einer Grundwasserverunreinigung mittels LF- Drucksondierungen im Bereich des Industriegebietes Lüneburg-Süd; Auftraggeber: Landkreis Lüneburg, Fach- dienst Umwelt; Burgwedel Teil II: Fugro Consult GmbH (2010) (siehe oben) Teil III: Fugro Consult GmbH (2011); Erweiterung des Grundwasserbeweissicherungssystems und Grundwasser- untersuchungen im Bereich des Industriegebietes Lüneburg-Süd; Auftraggeber: Landkreis Lüneburg, Fachdienst Umwelt; Burgwedel 23

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tuellen Schadstoffeinträge im Zusammenhang mit dem Betrieb des Gipswerkes (Abbau Gip- shalde) erfasst werden.

Teil III dieser Berichte zur Grundwasseruntersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass im 1. GWS im Bereich des Altstandortes eine Leitfähigkeitsfahne (LF-Fahne) (= Salzbelastung) lokalisiert und abstromig eingegrenzt werden konnte. Laut der Grundwasseranalysen handelt es sich dabei um Belastungen mit Sulfat, Ammoniumstickstoff, Nitratstickstoff, Phosphat, Calcium, Natrium, Chlorid und Kalium. Lokal treten Fluorid, Arsen, Aluminium, Nickel und Zink in erhöhten Gehalten auf. Andere Schadstoffparameter sind unauffällig.17 Zur räumli- chen Verteilung führt der Bericht aus: „Die Belastung im 1. GWS setzt am Fuß der Gipshalde bzw. dem Altstandort der Düngerherstellung ein und wird schwerpunktmäßig auf dem Be- triebsgelände der Fa. Knauf (Grundstück YARA) und dem östlich angrenzenden Grundstück Rebstock (ehem. LK Lüneburg) angetroffen. Teile der Grundstücke Raiffeisen und Zajons (u.a.) sind ebenfalls betroffen. In südöstliche Richtung kann eine sehr rasche Abnahme der LF-Fahne belegt werden. In ostnordöstlicher Abstromrichtung wird die abgeschwächte Be- lastung anhand des Leitparameters Sulfat in den Meßstelle Hagelberg 1.2, 1.4 und GW iden- tifiziert.“18

Aufgrund der Ergebnisse der Untersuchung ist davon auszugehen, „dass es sich bei den hohen Sulfat-, Ammonium-, Nitratstickstoff- und Phosphat - Gehalten in B-LF 8, B-LF 7 und B-LF 6 überwiegend um historische Einträge (vor 1992) handelt, die sich in einem bestimm- ten Untergrundfazies erhalten haben. Diese tonige Feinsandfazies (umgelagertes Tertiär) besitzt ein sehr hohes Adsorptionsvermögen gegenüber den gelösten bzw. transportierten Schadstoffen bei gleichzeitiger Verlangsamung des Grundwasserflusses. Auch bei fehlender Nachlieferung würden sich somit Schadstoffe sehr lange konservieren und nur zögerlich in den Grundwasserstrom zurücklösen und somit ‚abreichern’.“19

Für das 2. GWS haben die Grundwasseranalysen im Südteil des Altstandortes und dem Abstrombereich keine Belastungen nachgewiesen. Im Nordteil des Altstandortes (ehemaliger Brunnen B-W4) befand sich allerdings ein hydraulischer Kurzschluss zwischen dem 1. und 2. GWS, der der Grundwasserförderung bis 1991 diente, und 2010 abgedichtet wurde. Durch diesen Kurzschluss ist mit Sulfat und Ammonium belastetes Grundwasser in das 2. GWS gelangt. Aufgrund dessen existiert eine nach Ostnordost abströmende, sich stetig verdün- nende Sulfat-Fahne. Das Gutachten trifft die Einschätzung, dass sich die Maximalbelastung von 640 mg/l Sulfat innerhalb der max. Fahnenlänge (1.640 m) soweit verringert, dass der Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 240 mg/l unterschritten wird.20

Vorrangig zu erkundende Altablagerung gem. LBEG

Bei der Gipshalde im Westen des Industrie- und Gewerbegebiets (Gemeinde Embsen) han- delt es sich um eine Altablagerung, die in der interaktiven Karte der Altablagerungen in Nie- dersachsen auf dem NIBIS® Kartenserver des Landesamts für Bergbau, Energie und Geo- logie (LBEG)21 unter der Standortnummer 3554054006 verzeichnet ist. Bei einer Erstbewer- tung wurde ein vorrangiger Erkundungsbedarf festgestellt. Auf einer Fläche von etwa 10 ha lagern Gipsabfälle mit produktspezifischen Beimengungen, sowie Garten- und Parkabfälle.

17 vgl. Teil III, S. 44 18 Teil III, S. 44/45 19 Teil III, S. 45 20 vgl. Teil III, S. 45 21 http://nibis.lbeg.de/cardomap3/?TH=ALT, Zugriffsdatum: 06.01.2012 24

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Die Halde wird aufgrund der Verwendung des Gipses als Rohstoff für die Herstellung von Maschinen- und Putzgipsen sukzessive abgetragen.22

Ergebnis und Maßnahmen

Die untere Bodenbehörde beim Landkreis wurde im Planverfahren beteiligt und hat keine Hinweise zu eventuellen Maßnahmen gegeben. Daher wird davon ausgegangen, dass dies- bezüglich keine Maßnahmen im Rahmen dieses Bebauungsplanänderungsverfahrens vor- genommen werden müssen.

Aufgrund der hier dargestellten historischen Nutzung des Plangebietes mit vielfältigen Mög- lichkeiten des Eintrags von Stoffen in den Untergrund, die zu schädlichen Bodenveränderun- gen geführt haben können, sowie des bekannten Eintrags verschiedener Stoffe in das Grundwasser sind die folgenden Punkte zu beachten:

Sollten bei Bau- oder Erdarbeiten Hinweise auf schädliche Bodenveränderungen bzw. Altlas- ten gefunden werden, sind unverzüglich die Arbeiten zu unterbrechen und die untere Boden- schutzbehörde zu benachrichtigen.

Die im Geltungsbereich dieses Bebauungsplans vorhandenen Messstellen des Grundwas- serbeweissicherungssystems sind technisch unverändert zu erhalten und dürfen nicht zer- stört werden. Ausnahmen hiervon sind von der unteren Bodenschutzbehörde des Landkrei- ses Lüneburg zu prüfen. Ferner sind die Zugänglichkeit der Messstellen, deren Ersatz bzw. Instandhaltung sowie sonstige Maßnahmen auf der Grundlage von § 2 Nds. Bodenschutzge- setz zu gewährleisten bzw. zu dulden. Abbildung 4 zeigt eine Verteilung der wesentlichen Anlagenteile, an deren Standort und Um- feld ein möglicher Stoffeintrag in den Boden erfolgt sein kann. Die Standorte von Beprobun- gen (Leitfähigkeitssondierungen) innerhalb des Plangebietes sind ebenfalls in Abbildung 4 eingetragen.

22 vgl. Arendt/ Seidel (2010), S. 54 25

Gemeinde Embsen 1. Änderung des Bebauungsplans Nr. 9, Begründung Teil I

Phosphorsäure-Produktion LF-Sondierungen (1961-1989) Grundwassermeßstelle

Düngemittel-Produktion (1951-1989)

Abwasserleitung (1938-1992)

Neutralisationsgrube

Toluol-Lager

Wesentliche Anlagenteile Salpetersäure-Produktion (1938-1992)

Abbildung 4: Lageplan Altes Werk Melbeck/Embsen (Stand 1990) mit Kennzeichnung der wesentlichen Anlagenteile mit potenziellem Stoffeintrag sowie der GrundwasserMessstellen und erfolgten Leitfähigkeitssondierungen, Quellen: eigen Darstellung nach: Lageplan: Arendt/Seidel (2010), S. 152/153); Anlagenteile/ Messstellen/ Sondierungen: Furgo Consult GmbH (2010), Anhang 5 und Furgo Consult GmbH (2011), Anhang 2 und 5

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Gemeinde Embsen 1. Änderung des Bebauungsplans Nr. 9, Begründung Teil I

9 Umweltbericht - siehe Begründung Teil II -

10 Flächen und Kosten

Flächen Die Größe des Geltungsbereichs des Bebauungsplans beträgt ca. 27,5 ha. Davon entfallen auf (alle Angaben Zirka-Werte):

Industriegebiete (GI) 6,4 ha Gewerbegebiete (GE) 11,0 ha Private Grünflächen 0,6 ha Straßenverkehrsflächen 1,2 ha Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung 2,0 ha Bahnanlagen 1,3 ha Flächen für Wald 4,8 ha Flächen für Versorgungsanlagen 0,2 ha Gesamt 27,5 ha

Kosten Durch die Änderung des Bebauungsplans entstehen der Gemeinde Embsen lediglich Pla- nungskosten sowie die Kosten für die Pflege der Kompensationsflächen. Die Erschließungs- anlagen sind bereits vorhanden.

Embsen, den …………………..

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Der Gemeindedirektor

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