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Demographiegutachten für den Landkreis Lüneburg September 2018

Auftraggeber: Landkreis Lüneburg Regional- und Bauleitplanung Auf dem Michaeliskloster 8 21335 Lüneburg

Quellen der Abbildungen auf der Titelseite: Karte: Landkreis Lüneburg Fotos rechts oben und links unten: Landkreis Lüneburg Foto Am Sande Hansestadt: Daniel Steinmeier Foto rechts unten: Leuphana Universität Lüneburg

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ...... 3

Tabellenverzeichnis ...... 6

1. Hintergrund und Aufgabenstellung ...... 8

2. Lage und Raumstruktur ...... 10

3. Soziodemographische Rahmenbedingungen ...... 12

4. Bevölkerungsentwicklung ...... 24

4.1. Landkreis Lüneburg ...... 24

4.2. Gemeinde ...... 33

4.3. Gemeinde ...... 35

4.4. Stadt ...... 37

4.5. Hansestadt Lüneburg ...... 39

4.6. Samtgemeinde ...... 41

4.7. Samtgemeinde ...... 43

4.8. Samtgemeinde ...... 45

4.9. Samtgemeinde ...... 47

4.10. Samtgemeinde ...... 49

4.11. Samtgemeinde ...... 51

4.12. Samtgemeinde ...... 53

4.13. Zwischenfazit ...... 55

5. Bevölkerungsprognose ...... 56

5.1. Methodik ...... 56

5.2. Landkreis Lüneburg ...... 59

5.3. Gemeinde Adendorf ...... 64

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5.4. Gemeinde Amt Neuhaus ...... 66

5.5. Stadt Bleckede ...... 68

5.6. Hansestadt Lüneburg ...... 70

5.7. Samtgemeinde Amelinghausen ...... 72

5.8. Samtgemeinde Bardowick ...... 74

5.9. Samtgemeinde Dahlenburg ...... 76

5.10. Samtgemeinde Gellersen ...... 78

5.11. Samtgemeinde Ilmenau ...... 80

5.12. Samtgemeinde Ostheide ...... 82

5.13. Samtgemeinde Scharnebeck ...... 84

5.14. Zwischenfazit ...... 86

6. Analyse der Versorgungsinfrastruktur ...... 87

6.1. Vorschulische Kinderbetreuung ...... 88

6.2. Schulen ...... 95

6.3. Pflegeeinrichtungen ...... 101

6.4. Medizinische Versorgung ...... 108

7. Fazit und Handlungsbedarf ...... 113

8. Handlungsempfehlungen ...... 117

8.1. Siedlungsentwicklung und Wohnen ...... 118

8.2. Daseinsvorsorge ...... 122

8.3. Mobilität ...... 125

8.4. Bürgerschaftliches Engagement ...... 128

9. Anhang ...... 130

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Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Gemeinden des Landkreises mit Zentrenstruktur ...... 10 Abbildung 2: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort 2011-2017 in % ...... 12 Abbildung 3: Anteil der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort nach Wirtschaftsbereichen 2017 ...... 13 Abbildung 4: Pendlerquotient je Gemeinde im Durchschnitt der Jahre 2015-2017...... 16 Abbildung 5: Anteil der Auspendler je Gemeinde differenziert nach Zielorten im Jahr 2016 ...... 18 Abbildung 6: Anteil der Einpendler je Gemeinde differenziert nach Zielorten im Jahr 2016 ...... 19 Abbildung 7: Kaufkraft in Euro pro Haushalt im Jahr 2017 ...... 20 Abbildung 8: Veränderung der Kaufkraft pro Haushalt zwischen 2011 und 2017 in % ...... 21 Abbildung 9: Entwicklung der Zahl der Arbeitslosen ...... 22 Abbildung 10: Bevölkerungsentwicklung des Landkreises Lüneburg 2011-2017 ...... 25 Abbildung 11: Relative Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden 2011-2017 ...... 27 Abbildung 12: Relative Entwicklung der unter 18-Jährigen in den Gemeinden 2011-2017 ...... 28 Abbildung 13: Relative Entwicklung der über 65-Jährigen in den Gemeinden 2011-2017 ...... 29 Abbildung 14: Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung 2017 ...... 29 Abbildung 15: Personen mit Aufenthaltserlaubnis bzw. mit Aufenthaltsgestattung nach Staatsangehörigkeit im Landkreis ohne Hansestadt Lüneburg ...... 31 Abbildung 16: Personen mit Aufenthaltserlaubnis bzw. mit Aufenthaltsgestattung nach Gemeinden im Landkreis (ohne Hansestadt Lüneburg) ...... 32 Abbildung 17: Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Adendorf 2011-2017 ...... 33 Abbildung 18: Durchschnittliche Wanderungssalden der Gemeinde Adendorf differenziert nach Altersgruppen 2011-2016 ...... 34 Abbildung 19: Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Amt Neuhaus 2011-2017 ...... 35 Abbildung 20: Durchschnittliche Wanderungssalden der Gemeinde Amt Neuhaus differenziert nach Altersgruppen 2011-2014 ...... 36 Abbildung 21: Bevölkerungsentwicklung der Stadt Bleckede 2011-2017 ...... 37 Abbildung 22: Durchschnittliche Wanderungssalden der Stadt Bleckede differenziert nach Altersgruppen 2011-2016 ...... 38 Abbildung 23: Bevölkerungsentwicklung der Hansestadt Lüneburg 2011-2017 ...... 39 Abbildung 24: Durchschnittliche Wanderungssalden der Hansestadt Lüneburg differenziert nach Altersgruppen ...... 40 Abbildung 25: Bevölkerungsentwicklung der SG Amelinghausen 2011-2017 ...... 41 Abbildung 26: Durchschnittliche Wanderungssalden der SG Amelinghausen differenziert nach Altersgruppen 2011- 2016 ...... 42 Abbildung 27: Bevölkerungsentwicklung der SG Bardowick 2011-2017 ...... 43 Abbildung 28: Durchschnittliche Wanderungssalden der SG Bardowick differenziert nach Altersgruppen von 2011 bis 2016 ...... 44 Abbildung 29: Bevölkerungsentwicklung der SG Dahlenburg 2011-2017 ...... 45 Abbildung 30: Durchschnittliche Wanderungssalden der SG Dahlenburg differenziert nach Altersgruppen von 2011 bis 2016 ...... 46 Abbildung 31: Bevölkerungsentwicklung der SG Gellersen 2011-2017 ...... 47 Abbildung 32: Durchschnittliche Wanderungssalden der SG Gellersen differenziert nach Altersgruppen von 2011 bis 2016 ...... 48 Abbildung 33: Bevölkerungsentwicklung der SG Ilmenau 2011-2017 ...... 49 Abbildung 34: Durchschnittliche Wanderungssalden der SG Ilmenau differenziert nach Altersgruppen 2011-2016 ...... 50 Abbildung 35: Bevölkerungsentwicklung der SG Ostheide 2011-2017 ...... 51

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Abbildung 36: Durchschnittliche Wanderungssalden der SG Ostheide differenziert nach Altersgruppen 2011-2016 ...... 52 Abbildung 37: Bevölkerungsentwicklung der SG Scharnebeck 2011-2017 ...... 53 Abbildung 38: Durchschnittliche Wanderungssalden der SG Scharnebeck differenziert nach Altersgruppen 2011-2016 ...... 54 Abbildung 39: Relative Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden bis 2035 (Basisvariante) ...... 60 Abbildung 40: Relative Entwicklung der unter 18-Jährigen in den Gemeinden bis 2035 (Basisvariante) ...... 61 Abbildung 41: Relative Entwicklung der über 65-Jährigen in den Gemeinden bis 2035 (Basisvariante) ...... 62 Abbildung 42: Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung 2035 ...... 63 Abbildung 43: Bevölkerungsprognose der Gemeinde Adendorf 2017-2035 ...... 64 Abbildung 44: Bevölkerungsprognose der Gemeinde Amt Neuhaus 2017-2035 ...... 66 Abbildung 45: Bevölkerungsprognose der Stadt Bleckede 2017-2035 ...... 68 Abbildung 46: Bevölkerungsprognose der Hansestadt Lüneburg 2017-2035 ...... 70 Abbildung 47: Bevölkerungsprognose der SG Amelinghausen 2017-2035 ...... 72 Abbildung 48: Bevölkerungsprognose der SG Bardowick 2017-2035 ...... 74 Abbildung 49: Bevölkerungsprognose der SG Dahlenburg 2017-2035 ...... 76 Abbildung 50: Bevölkerungsprognose der SG Gellersen 2017-2035 ...... 78 Abbildung 51: Bevölkerungsprognose der SG Ilmenau 2017-2035 ...... 80 Abbildung 52: Bevölkerungsprognose der SG Ostheide 2017-2035 ...... 82 Abbildung 53: Bevölkerungsprognose der SG Scharnebeck 2017-2035 ...... 84 Abbildung 54: Standorte der Kindertagesstätten im Landkreis Lüneburg ...... 88 Abbildung 55: Schulstandorte im Landkreis Lüneburg ...... 95 Abbildung 56: Versorgungsanalyse Grundschulen (Basisvariante) ...... 99 Abbildung 57: Versorgungsanalyse weiterführende Schulen (Basisvariante) ...... 100 Abbildung 58: Vollstationäre Pflegeeinrichtungen im Landkreis Lüneburg ...... 101 Abbildung 59: Entwicklung der Hausarztdichte 2014-2016 ...... 111 Abbildung 60: Entwicklung des Anteils an Hausärzten über 65 Jahre von 2014-2016 ...... 112 Abbildung 61: Themenbereiche mit Bezug zum demographischen Wandel ...... 117 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Standorte der Grundzentren ...... 11 Tabelle 2: Zahl der Ein- und Auspendler im Durchschnitt der Jahre 2015-2017 ...... 14 Tabelle 3: Entwicklung der Altersgruppen im Landkreis Lüneburg 2011-2017 ...... 25 Tabelle 4: Bevölkerungsentwicklung innerhalb des Landkreises Lüneburg 2011-2017 ...... 26 Tabelle 5: Entwicklung der Altersgruppen der Gemeinde Adendorf 2011-2017 ...... 34 Tabelle 6: Entwicklung der Altersgruppen der Gemeinde Amt Neuhaus 2011-2017 ...... 36 Tabelle 7: Entwicklung der Altersgruppen der Stadt Bleckede 2011-2017 ...... 38 Tabelle 8: Entwicklung der Altersgruppen der Hansestadt Lüneburg 2011-2017 ...... 40 Tabelle 9: Entwicklung der Altersgruppen der SG Amelinghausen 2011-2017 ...... 42 Tabelle 10: Entwicklung der Altersgruppen der SG Bardowick 2011-2017 ...... 44 Tabelle 11: Entwicklung der Altersgruppen der SG Dahlenburg 2011-2017 ...... 46 Tabelle 12: Entwicklung der Altersgruppen der SG Gellersen 2011-2017 ...... 48 Tabelle 13: Entwicklung der Altersgruppen der SG Ilmenau 2011-2017 ...... 50 Tabelle 14: Entwicklung der Altersgruppen der SG Ostheide 2011-2017 ...... 52 Tabelle 15: Entwicklung der Altersgruppen der SG Scharnebeck 2011-2017 ...... 54 Tabelle 16: Annahmen zur Zuwanderung auf Basis des Stützzeitraums 2008-2014 ...... 57 Tabelle 17: Bevölkerungsprognose des Landkreises Lüneburg bis 2035 ...... 59

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Tabelle 18: Entwicklung der Altersgruppen der Gemeinde Adendorf 2017-2035 ...... 65 Tabelle 19: Entwicklung der Altersgruppen der Gemeinde Amt Neuhaus 2017-2035 ...... 67 Tabelle 20: Entwicklung der Altersgruppen der Stadt Bleckede 2017-2035 ...... 69 Tabelle 21: Entwicklung der Altersgruppen der Hansestadt Lüneburg 2017-2035 ...... 71 Tabelle 22: Entwicklung der Altersgruppen der SG Amelinghausen 2017-2035 ...... 73 Tabelle 23: Entwicklung der Altersgruppen der SG Bardowick 2017-2035 ...... 75 Tabelle 24: Entwicklung der Altersgruppen der SG Dahlenburg 2017-2035 ...... 77 Tabelle 25: Entwicklung der Altersgruppen der SG Gellersen 2017-2035 ...... 79 Tabelle 26: Entwicklung der Altersgruppen der SG Ilmenau 2017-2035 ...... 81 Tabelle 27: Entwicklung der Altersgruppen der SG Ostheide 2017-2035 ...... 83 Tabelle 28: Entwicklung der Altersgruppen der SG Scharnebeck 2017-2035 ...... 85 Tabelle 29: Tagespflege-, Krippen-, Kindergartenplätze im Landkreis Lüneburg ...... 89 Tabelle 30: Betreuungsquoten für Krippen und Kindergarten ...... 90 Tabelle 31: Entwicklung der Betreuungsbedarfe für Kinder unter 3 Jahre 2017-2035 ...... 91 Tabelle 32: Entwicklung der Betreuungsbedarfe für Kinder im Alter von 3 bis unter 6 Jahren 2017- 2035 ...... 92 Tabelle 33: Versorgungsanalyse des Landkreises Lüneburg mit Betreuungsangebote für unter 3- Jährige ...... 93 Tabelle 34: Versorgungsanalyse des Landkreises Lüneburg mit Kindergartenplätzen ...... 94 Tabelle 35: Schülerinnen und Schüler an Grundschulen und weiterführenden Schulen im Landkreis Lüneburg differenziert nach Altersjahren ...... 96 Tabelle 36: Entwicklung der Grundschülerzahlen im Landkreis Lüneburg ...... 97 Tabelle 37: Entwicklung der Schülerzahlen an weiterführenden Schulen im Landkreis Lüneburg .. 98 Tabelle 38: Anzahl Pflegeplätzen in den Gemeinden ...... 102 Tabelle 39: Pflege- und Heimquote für den Landkreis Lüneburg...... 103 Tabelle 40: Entwicklung der Pflegebedürftigen im Landkreis Lüneburg 2017-2035 ...... 104 Tabelle 41: Entwicklung der Pflegebedürftigen in stationärer Pflege im Landkreis Lüneburg 2017- 2035 ...... 105 Tabelle 42: Versorgungsanalyse Pflegeeinrichtungen ...... 106 Tabelle 43: Arztdichte im Jahr 2016 ...... 108 Tabelle 44: Durchschnittsalter der Ärzte 2016 ...... 109 Tabelle 45: Anteil der Ärzte über 65 Jahre im Jahr 2016 ...... 110 Tabelle 46: Zielgruppenentwicklung im Landkreis Lüneburg 2017-2035 (Basisvariante) ...... 115

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1. Hintergrund und Aufgabenstellung Der Landkreis Lüneburg liegt mit seinen rund 183.000 Einwohnern (Stand: Rund 183.000 Einwohner leben im Landkreis Lüneburg 30.06.2017) im Norden Niedersachsens und ist der Teil Metropolregion Hamburg. Er setzt sich aus zwei Städten, zwei Einheitsgemeinden und sieben Samtgemein- den zusammen. Die Hansestadt Lüneburg stellt mit rund 75.100 Einwohnern die einwohnerstärkste Gemeinde im Landkreis dar und fungiert als Verwaltungssitz und einziges Oberzentrum des Landkreises. Die Stadt Bleckede ist Standort eines Grundzentrums mit mittelzentralen Teilfunktionen. Darüber hinaus sind als Grund- zentren im derzeit gültigen regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) folgende Orte ausgewiesen: Adendorf (Ortsteil Adendorf), Amelinghausen (Ortsteil Amelin- ghausen), Bardowick (Flecken), , Dahlenburg (Ortsteil Dahlenburg), (Ortsteil Embsen), , (Ortsteil Neetze), Neuhaus (Ortsteil Neuhaus), und Scharnebeck (Ortsteil Scharnebeck).

In den letzten Jahren konnte der Landkreis Lüneburg einen deutlichen Anstieg der Starker Bevölkerungsanstieg seit 2011, der sich kleinräumig Bevölkerung verzeichnen. Auf Basis von Daten der Einwohnermelderegister der unterscheidet Gemeinden ist die Bevölkerung seit dem Jahr 2011 um rund 11.240 bzw. 7 % an- gestiegen. Dabei muss berücksichtigt werden, dass sich die Bevölkerungsentwick- lung kleinräumig unterscheidet. Die größten Bevölkerungszuwächse verzeichne- ten die Gemeinden Adendorf (18 %), (14 %), Neetze (10 %), (9 %) und Barum (9 %). Während diese Gemeinden insbesondere von ihrer günstigen Lage zur Hansestadt Hamburg profitieren, entwickeln sich die eher ländlichen Gemeinden im Osten und Süden des Landkreises weitaus weniger dynamisch. In den Gemeinden (-2 %), (-2 %), (-1 %) und (-0,2 %) kann sogar ein geringer Bevölkerungsrückgang festge- stellt werden. Betrachtet man die Entwicklung der über 65-Jährigen zeigt sich, dass der gesamte Landkreis von Alterungsprozessen betroffen ist. Vom Jahr 2011 bis 2017 ist die Altersgruppe der über 65-Jährigen um 13 % angestiegen.1 Auch hier zeigen sich erneut Unterschiede zwischen den Gemeinden. In einigen Ge- meinden – vor allem im Osten des Landkreises – kann sogar ein Anstieg dieser Altersgruppe von über 24 % seit 2011 festgestellt werden.

Zusammengefasst ist festzuhalten, dass der Landkreis Lüneburg in den letzten Herausforderung: Anpassung der Versorgungsinfrastruktur Jahren von einer Veränderung der Bevölkerungsstruktur gekennzeichnet ist, die sich kleinräumig unterscheidet. Im Zuge dessen steht der Landkreis vor der Her- ausforderung, die Siedlungsentwicklung entsprechend zu steuern und die Versor- gungsinfrastruktur an veränderte Nachfragestrukturen anzupassen, um weiterhin einen attraktiven Lebensort für die Bewohner darzustellen. Von entscheidender Bedeutung für die Steuerung ist, wie sich die Bevölkerung zukünftig entwickeln wird.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen möchte der Landkreis Lüneburg bei Berücksichtigung des demo- graphischen Wandels bei der der Neuaufstellung seines „Regionalen Raumordnungsprogramms“ (RROP) die Neuaufstellung des RROP

1 Die über 65-Jährigen sind in Deutschland von 2011 bis 2016 um 5 % angestiegen. Daten für das Jahr 2017 liegen noch nicht vor.

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Prozesse und die Auswirkungen des demographischen Wandels mit dem folgen- den Fachgutachten näher beleuchten. Neben der Aufarbeitung der vergangenen Bevölkerungsentwicklung, wird die zukünftige Entwicklung der Bevölkerung bis zum Jahr 2035 auf Ebene der Gemeinden prognostiziert und bewertet. Darüber hinaus wird am Beispiel von Kindertagesstätten, Schulen, Pflegeeinrichtungen und der medizinischen Versorgung die Versorgungssituation kleinräumig untersucht und auf zukünftige Versorgungsengpässe hingewiesen. Aufbauend auf den Ana- lyseergebnissen werden abschließend Handlungsbedarfe ermittelt und Hand- lungsempfehlungen abgeleitet.

Das vorliegende Gutachten ist wie folgt aufgebaut: Nach einer kurzen Beschrei- bung der Raumstruktur wird die wirtschaftliche Situation des Landkreises Lüne- burg anhand ausgewählter Parameter im dritten Kapitel näher beschrieben. Im Einzelnen werden die Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die Pendlerverflechtungen, die Entwicklung der Kaufkraft sowie der Arbeitslosen- zahlen analysiert. Bevor im Kapitel 5 die Ergebnisse der Bevölkerungsprognose ausgeführt werden, wird im vierten Kapitel die vergangene Bevölkerungsentwick- lung mit besonderen Fokus auf die altersstrukturelle Entwicklung näher beschrie- ben. Auf dieser Basis werden im sechsten Kapitel die Auswirkungen der prognos- tizierten Bevölkerungsentwicklung auf die soziale Infrastruktur dargestellt. Das Gutachten schließt mit einem Fazit und der Erläuterung von Handlungsempfehlun- gen.

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2. Lage und Raumstruktur Der Landkreis Lüneburg liegt im Nordosten Niedersachsens und grenzt im Norden Der Landkreis ist überwiegend ländlich an den Landkreis Herzogtum in Schleswig-Holstein, im Nordosten an geprägt den Landkreis Ludwigslust-Parchim in -Vorpommern und im Süden und Westen an die niedersächsischen Landkreise Lüchow-Dannenberg, Uelzen, Heidekreis und Harburg. Abgesehen von der Hansestadt Lüneburg ist der Land- kreis in weiten Teilen ländlich geprägt. In den vergangenen Jahren profitierte er zunehmend von der Lage in der Metropolregion Hamburg und der guten Anbin- dung an die Hansestadt Hamburg, sodass sich der nordwestliche Teil des Land- kreises dynamischer entwickelt als die südlichen und östlichen Bereiche.

Abbildung 1: Gemeinden des Landkreises mit Zentrenstruktur Eigene Darstellung auf Basis der Software Regiograph Der Landkreis besteht aus der großen selbständigen Hansestadt Lüneburg, wei- Die Kreis- und Hansestadt Lüneburg fungiert als teren drei Einheitsgemeinden und sieben Samtgemeinden, die aus 39 Gemein- Oberzentrum den bestehen (vgl. Abbildung 1). Der Verwaltungssitz des Landkreises ist die Kreis- und Hansestadt Lüneburg, die zudem als Oberzentrum wichtige zentralört- liche Funktionen für den gesamten Landkreis vorhält. Standort eines Grundzent- rums mit mittelzentralen Teilfunktionen ist die Stadt Bleckede. Die mittelzentralen Teilfunktionen der Stadt Bleckede umfassen weiterführende Bildungseinrichtun- gen, Einzelhandelseinrichtungen für den kurz- und mittelfristigen Bedarf sowie Ein- richtungen der Jugend- und Altenpflege.

Wie die folgende Tabelle zeigt, verfügt jede Einheits- bzw. Samtgemeinde über Grundzentren mit wichtiger Versorgungsfunktion mindestens einen Standort mit der Funktion eines Grundzentrums. In den Grund- zentren sollen die Bewohner ihren Bedarf zur Grundversorgung decken können.

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Dazu zählen etwa Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs (z. B. Su- permarkt, Post, Apotheke), Hausärzte, Grundschulen und weiterführende Schulen, Sportanlagen sowie die Amtsverwaltung.

Tabelle 1: Standorte der Grundzentren Einheits- bzw. Samtgemeinde Standorte der Grundzentren

Einheitsgemeinde Adendorf Ortsteil Adendorf

Einheitsgemeinde Amt Neuhaus Ortsteil Neuhaus

Stadt Bleckede Ortsteil Bleckede

Samtgemeinde Amelinghausen Ortsteil Amelinghausen

Samtgemeinde Bardowick Bardowick (Flecken)

Samtgemeinde Dahlenburg Ortsteil Dahlenburg

Samtgemeinde Gellersen Ortsteil Reppenstedt

Samtgemeinde Ilmenau Ortsteil Embsen, Melbeck

Samtgemeinde Ostheide Barendorf, Ortsteil Neetze

Samtgemeinde Scharnebeck Ortsteil Scharnebeck

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3. Soziodemographische Rahmenbedingungen Im Rahmen dieses Kapitels werden soziodemographische Rahmenbedingungen des Landkreises Lüneburg beschrieben, da diese die demographische Entwick- lung beeinflussen. Im Einzelnen werden die Entwicklung der sozialversicherungs- pflichtig Beschäftigten am Wohn- und Arbeitsort, die Pendlerverflechtungen, die Entwicklung der Kaufkraft sowie die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen näher er- läutert.

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort sind im Landkreis Lü- Anstieg der Beschäftigten im Landkreis neburg im Zeitraum von 2011 bis 2017 um 14 % auf rund 67.000 angestiegen. Dies entspricht einem Anstieg von rund 8.000 Beschäftigten. Die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten verlief in den benachbarten Landkrei- sen ähnlich. So verzeichnete zum Beispiel der Landkreis Harburg einen Anstieg um 15 % und der Landkreis Uelzen einen Anstieg um ebenfalls 14 % im Zeitraum 2011 bis 2017. Auf Bundesebene sind die sozialversicherungspflichtig Beschäftig- ten am Wohnort um 13 % angestiegen (Bundesagentur für Arbeit 2018).

Abbildung 2: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort 2011-2017 in % Eigene Darstellung, Datenbasis: Bundesagentur für Arbeit

Betrachtet man die Gemeinden im Landkreis Lüneburg bestehen erhebliche Un- Unterschiede zwischen den westlichen und östlichen terschiede hinsichtlich der Entwicklung in den letzten Jahren (vgl. Abbildung 2). Gemeinden Die Hansestadt Lüneburg verzeichnete – parallel zur Entwicklung des gesamten Landkreises – bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort ei- nen Anstieg um 14 %. Eine weitaus positivere Entwicklung von über 23 % kann in

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den folgenden Gemeinden festgestellt werden: , Westergellersen, Ba- rum und Neetze. Demgegenüber ist die Dynamik im Osten des Landkreises deut- lich geringer. In den Gemeinden Amt Neuhaus (-2 %) sowie Dahlem (-5 %) war sogar einen Rückgang der Beschäftigten im Zeitraum von 2011 bis 2017 zu be- obachten. Innerhalb der östlichen Gemeinden sticht insbesondere die Gemeinde in der Samtgemeinde Dahlenburg positiv heraus. Nahrendorf verzeich- nete mit 16 % einen überdurchschnittlichen Anstieg an Beschäftigen im Be- trachtungszeitraum.

Abbildung 3: Anteil der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort nach Wirtschaftsbereichen 2017 Eigene Darstellung, Datenbasis: Landesamt für Statistik Niedersachsen 2018

Parallel zum Anstieg der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten konnte auch Dienstleistungssektor wichtigster Wirtschaftszweig ein Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze verzeichnet werden. Von rund 49.600 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen im Jahr 2011 stieg die Zahl auf rund 56.600 im Jahr 2017 an. Dies entspricht einem prozentualen Zuwachs von 14 %. Wie landesweit in Niedersachsen, nimmt der Dienstleistungs- sektor auch im Landkreis Lüneburg die wichtigste Rolle ein (vgl. Abbildung 3). 76 % der Arbeitsplätze sind dem Dienstleistungsbereich (Handel, öffentliche Verwal- tung, Gesundheits- und Sozialwesen, sonstige Dienstleistungen) zugeordnet. Während der Dienstleistungssektor in den letzten Jahren an Bedeutung hinsicht- lich der Arbeitsplätze zunahm (+2 Prozentpunkte seit 2013), verlor der Sektor des produzierenden Gewerbes an Arbeitsplätzen (-2 Prozentpunkte seit 2013) (Lan- desamt für Statistik Niedersachsen 2018). 2017 waren im Landkreis rund 23 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort im produzierenden Ge- werbe tätig. Der Anteil lag damit unter dem niedersächsischen Durchschnitt von

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knapp 30 %. In einzelnen Gemeinden des Landkreises hat das produzierende Ge- werbe jedoch eine höhere Bedeutung. So machte dieser Sektor in den folgenden Gemeinden im Jahr 2017 mehr als 40 % der Arbeitsplätze aus: Bleckede (41 %), () (42 %), (53 %), (50 %), Flecken Dahlenburg (57 %), (87 %) sowie (41 %). Die Land-, Forst- und Fi- schereiwirtschaft ist mit einem Anteil von 2 % der sozialversicherungspflichtig Be- schäftigten am Arbeitsort eher unbedeutend.

Pendlerverflechtungen Bevor im Einzelnen auf die Pendlerverflechtungen eingegangen wird, wird zu- Landkreis Lüneburg weist negativen Pendlersaldo auf nächst ein Überblick über die Zahl der Ein- und Auspendler sowie den daraus er- rechneten Pendlersaldo im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2017 je Gemeinde im Landkreis gegeben. Der Pendlersaldo gibt an, ob mehr Arbeitskräfte von ihrem Wohnort zum Arbeiten in die Gemeinde kommen oder mehr in der Gemeinde Woh- nende sie regelmäßig verlassen, da ihr Arbeitsplatz außerhalb der Gemeinde liegt. Wie die nachfolgende Tabelle zeigt, ist der Pendlersaldo des Landkreises Lüne- burg insgesamt negativ. Im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2017 pendelten täglich rund 10.500 Personen mehr aus als ein. Innerhalb des Landkreises ist die Hanse- stadt Lüneburg als Arbeitsort von zentraler Bedeutung. Der Pendlersaldo ist dort mit rund 13.040 (Durchschnitt der Jahre 2015-2017) deutlich positiv. Neben der Hansestadt Lüneburg hatten im Durchschnitt der letzten drei Jahre die Gemeinden Dahlem (+30 Personen), Flecken Dahlenburg (+160 Personen) sowie (+50 Personen) einen positiven Pendlersaldo, was auf eine verhältnismäßig hohe Ar- beitsplatzdichte in diesen Gemeinden hinweist. Die übrigen Gemeinden im Land- kreis weisen einen deutlich negativen Pendlersaldo auf.

Tabelle 2: Zahl der Ein- und Auspendler im Durchschnitt der Jahre 2015-2017 Einpendler Auspendler Pendlersaldo Einwohner 2017 Gem. Adendorf 1.620 3.440 -1.820 10.952 Gem. Amt Neuhaus 370 1.360 -990 4.986 Stadt Bleckede 770 2.460 -1.690 9.424 Hansestadt Lüneburg 24.730 11.690 13.040 75.101 SG Amelinghausen 940 2.590 -1.650 8.437 Amelinghausen 530 1.060 -530 4.064 Betzendorf 130 370 -240 1.164 Oldendorf (Luhe) 70 380 -310 1.016 Rehlingen 110 300 -190 756 Soderstorf 100 490 -390 1.437 SG Bardowick 2.330 6.280 -3.950 17.770 Bardowick, Flecken 1.390 2.460 -1.070 7.040 Barum 80 710 -630 1.991 160 770 -610 2.036 40 240 -200 703 Radbruch 110 800 -690 2.141 Vögelsen 170 700 -530 2.352

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Wittorf 380 600 -220 1.507 SG Dahlenburg 1.160 1.520 -360 4.432 30 130 -100 385 Dahlem 130 100 30 464 Dahlenburg, Flecken 930 770 160 2.132 Nahrendorf 70 350 -280 879 10 170 -160 572 SG Gellersen 1.050 4.390 -3.340 13.761 Kirchgellersen 220 800 -580 2.492 Reppenstedt 430 2.370 -1.940 7.551 Südergellersen 300 540 -240 1.691 Westergellersen 110 680 -570 2.023 SG Ilmenau 970 3.530 -2.560 10.439 Barnstedt 90 250 -160 755 280 1.130 -850 3.754 Embsen 250 930 -680 2.563 Melbeck 340 1.220 -880 3.367 SG Ostheide 860 3.750 -2.890 10.408 Barendorf 170 940 -770 2.488 Neetze 210 910 -700 2.660 80 480 -400 1.324 30 460 -430 1.317 Vastorf 340 290 50 834 Wendisch Evern 40 660 -620 1.785 SG Scharnebeck 1.410 5.730 -4.320 15.732 , Flecken 70 630 -560 1.666 230 1.300 -1.070 3.522 Echem 80 350 -270 1.007 Hittbergen 80 340 -260 911 () 90 980 -890 2.467 Lüdersburg 120 240 -120 648 350 660 -310 1.901 Scharnebeck 390 1.230 -840 3.610 LK Lüneburg 14.910 25.420 -10.510 181.442 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bundesagentur für Arbeit (gerundete Werte)

Da der Pendlersaldo ein absoluter Wert ist, sind Gemeinden unterschiedlicher Niedriger Pendlerquotient im Norden, Nordwesten und Süd- Größe schwer miteinander zu vergleichen. Für eine bessere Vergleichbarkeit wird osten daher im Folgenden der sogenannte Pendlerquotient je Gemeinde herangezogen, der in der Abbildung 4 dargestellt ist. Der Pendlerquotient berechnet sich aus dem Quotient der Zahl der Einpendler je 100 Auspendler. Ist er größer als 100 besteht ein Einpendlerüberschuss, liegt er unter 100 besteht ein Auspendlerüberschuss. Wie die nachfolgende Abbildung zeigt, weisen einige Gemeinden im Norden, Nordwesten sowie im Südosten der Hansestadt Lüneburg einen sehr niedrigen

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Pendlerquotienten auf. Dies ist unter anderem auf starke Verflechtungen zur Hansestadt Lüneburg sowie im Norden nach Hamburg zurückzuführen (vgl. Abbil- dung 5).

Abbildung 4: Pendlerquotient je Gemeinde im Durchschnitt der Jahre 2015-2017 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bundesagentur für Arbeit

Die Pendlerbewegungen der Gemeinden im Landkreis Lüneburg werden primär Hansestadt Lüneburg Haupt- ziel der Auspendler durch die Hansestadt Lüneburg geprägt. Der Landkreis Lüneburg kann somit als Arbeitsmarktregion charakterisiert werden, deren Verflechtungsbeziehungen vor- rangig auf ein Oberzentrum ausgerichtet sind. Besonders stark waren die Pend- lerbeziehungen zwischen der Hansestadt Lüneburg und den direkt benachbarten Gemeinden. So weisen die Nachbargemeinden Lüneburgs einen Anteil von über 40 % – teilweise auch über 50 % – an Personen auf, die 2016 in die Hansestadt pendelten (vgl. Abbildung 5).

Für die Bevölkerung der Hansestadt Lüneburg selbst stellt Hamburg einen wichti- 39 % der Auspendler der Hansestadt Lüneburg gen Arbeitsort dar. Im Jahr 2016 pendelten 39 % der Auspendler der Hansestadt pendelten 2016 nach Hamburg Lüneburg nach Hamburg. Allgemein lässt sich festhalten, dass vor allem die nord- westlichen Gemeinden des Landkreises einen vergleichsweise hohen Anteil an Auspendler nach Hamburg aufweisen. Bei den Gemeinden der Samtgemeinde Scharnebeck sticht der im Vergleich hohe Anteil an Auspendlern hervor, die in an- dere Bundesländer bzw. Staaten pendeln. Hier pendelte ein großer Anteil nach Schleswig-Holstein, insbesondere über die Elbbrücke nach Lauenburg.

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Betrachtet man die Einpendler je Gemeinde (vgl. Abbildung 6), kommen diese vor allem aus den Gemeinden im Landkreis Lüneburg, der somit durch kleinräumige Verflechtungen gekennzeichnet ist. Einpendler aus dem Landkreis (inklusive der Hansestadt Lüneburg) machten bei der Mehrheit der Gemeinden über 50 % aller Einpendler aus. Ausnahmen stellen die Gemeinden Handorf und Hittbergen an der nördlichen Grenze des Landkreises sowie die Gemeinde Boitze im Süden dar. In diesen drei Gemeinden kommt der überwiegende Anteil an Einpendler aus dem übrigen Niedersachsen bzw. aus anderen Bundesländern und Staaten. Die Ge- meinde Tosterglope hatte im Jahr 2016 keine Einpendler.

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Abbildung 5: Anteil der Auspendler je Gemeinde differenziert nach Zielorten im Jahr 2016 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bundesagentur für Arbeit

Abbildung 6: Anteil der Einpendler je Gemeinde differenziert nach Zielorten im Jahr 2016 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bundesagentur für Arbeit

Kaufkraft Ein weiterer Indikator für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung ist die Kauf- kraft pro Haushalt. Die Kaufkraft ist definiert als die Summe aller Nettoeinkünfte der Bevölkerung und basiert auf Lohn- und Einkommensstatistiken. Neben dem Nettoeinkommen aus selbstständiger und nichtselbstständiger Arbeit werden ebenso Kapitaleinkünfte und staatliche Transferzahlungen wie Arbeitslosengeld, Kindergeld und Renten zur Kaufkraft hinzugerechnet (GfK 2017).

Die Kaufkraft pro Haushalt lag im Landkreis Lüneburg im Jahr 2017 mit rund West-Ost-Unterschiede bei der Kaufkraft pro Haushalt 45.910 Euro über dem bundesdeutschen Durchschnitt von rund 44.980 Euro sowie auch über dem Durchschnitt von Niedersachsen von rund 44.620 Euro. Betrachtet man einzelne Gemeinden im Landkreis fällt ein deutliches West-Ost-Gefälle auf (vgl. Abbildung 7). Die Gemeinden im Osten des Landkreises verfügen über eine Kaufkraft pro Haushalt, die unter dem Durchschnitt des Landkreises liegt, während die Gemeinden im Nordwesten eine deutlich überdurchschnittliche Kaufkraft auf- weisen. Mit rund 63.780 Euro ist die Kaufkraft pro Haushalt in Mechtersen am höchsten. Die Hansestadt Lüneburg weist mit rund 40.470 Euro pro Haushalt eine im Vergleich zu den Umlandgemeinden geringe Kaufkraft auf, was ein typisches Stadt-Umland Phänomen darstellt, da in Städten im Allgemeinen im Vergleich zum Umland mehr Personen mit geringen Einkommen leben.

Abbildung 7: Kaufkraft in Euro pro Haushalt im Jahr 2017 Eigene Darstellung, Datenbasis: Gfk

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Betrachtet man die Veränderung der Kaufkraft pro Haushalt zwischen den Jahren Deutlicher Anstieg der Kauf- kraft pro Haushalt in fast allen 2011 und 2017, so stieg diese im Durchschnitt des Landkreises um 13 % an Gemeinden (Deutschland: 11 %). Auch in fast allen Gemeinden ist ein deutlicher Anstieg der Kaufkraft pro Haushalt zu erkennen (vgl. Abbildung 8). Den höchsten Anstieg ver- zeichnete die Gemeinde Barnstedt mit einem prozentualen Wachstum von 36 %, gefolgt von der Gemeinde Oldendorf (Luhe) mit 29 %. Einen überdurchschnittli- chen bzw. ähnlichen Anstieg wie der Landkreis insgesamt kann in der Gemeinde Nahrendorf (+19 %) und in der Einheitsgemeinde Amt Neuhaus (+13 %) festge- stellt werden, wobei die Kaufkraft absolut in diesen beiden Gemeinen unter dem Durchschnitt liegt. Eine Ausnahme von der positiven Kaufkraftentwicklung stellt die Gemeinde Dahlem dar. Hier sank die Kaufkraft von rund 42.000 Euro pro Haushalt 2011 auf 36.720 Euro pro Haushalt im Jahr 2017 (-13 %).

Abbildung 8: Veränderung der Kaufkraft pro Haushalt zwischen 2011 und 2017 in % Eigene Darstellung, Datenbasis: Gfk

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Arbeitslose Die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen im Landkreis folgt den bundesweit beste- Rückgang bei Arbeitslosen- zahlen seit 2013 henden Trends. Während es zwischen 2011 und 2013 einen Anstieg der Arbeits- losenzahlen gab, zeigt der Trend sowohl im Landkreis insgesamt als auch in der Hansestadt Lüneburg seit 2013 nach unten (vgl. Abbildung 9). Während im Jahr 2013 noch rund 6.050 Personen im Landkreis arbeitslos waren, waren es im Jahr 2017 nur noch rund 5.280 Personen. Die Arbeitslosenquote lag im Berichtsmonat März 2018 für den Landkreis Lüneburg bei 5,6 % und entspricht somit der Arbeits- losenquote von Niedersachsen (5,6 %) und von Deutschland insgesamt (5,5 %). Im Vergleich mit dem Landkreis Uelzen (5,8 %) lag die Quote auf ähnlichem Ni- veau, aber über dem Wert für den Landkreis Harburg (4,0 %). Einen Überblick über die Arbeitslosenzahlen sowie die Entwicklung seit 2011 je Gemeinde befindet sich im Anhang2.

Abbildung 9: Entwicklung der Zahl der Arbeitslosen Eigene Darstellung, Datenbasis: Bundesagentur für Arbeit

2 Die Arbeitslosenquoten für die einzelnen Gemeinden im Landkreis Lüneburg konnten nicht ermittelt werden. Die Bundesagentur für Arbeit veröffentlich nur Arbeitslosenquoten für Gemeinden, bei denen eine ausreichend große Zahl an zivilen Erwerbspersonen (mind. 15.000) als Bezugsgröße vorliegt (Statistik-Service Nordost).

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Zwischenfazit Für den Landkreis Lüneburg lässt sich insgesamt eine positive Entwicklung hin- Positive Entwicklung der sozio- demographischen Rahmenbe- sichtlich der untersuchten soziodemographischen Rahmenbedingungen festhal- dingungen ten. In den letzten Jahren konnte sowohl ein Anstieg der sozialversicherungspflich- tig Beschäftigten als auch ein Anstieg der Kaufkraft pro Haushalt festgestellt wer- den. Parallel war in den letzten Jahren ein Rückgang der Arbeitslosenzahlen zu beobachten. Diese Tendenzen entsprechen in etwa der bundesdeutschen Ent- wicklung.

Die Entwicklung der Gemeinden im Landkreis zeigt sich als äußerst heterogen. Heterogene Entwicklung der einzelnen Gemeinden Ein West-Ost-Gefälle lässt sich hinsichtlich der Kaufkraft pro Haushalt erkennen. In den östlichen Gemeinden des Landkreises ist die Kaufkraft pro Haushalt niedri- ger als in den westlichen Gemeinden, wobei die Gemeinde Nahrendorf und die Einheitsgemeinde Amt Neuhaus einen überdurchschnittlichen bzw. ähnlichen An- stieg wie der Landkreis insgesamt verzeichnen konnten. Als größter Arbeitsort in der Region richten sich die Pendlerverflechtungen der Gemeinden vorranging auf die Hansestadt Lüneburg. Als weiterer wichtiger Bezugspunkt für Auspendler konnte die Freie und Hansestadt Hamburg ausgemacht werden. Der Dienstleis- tungsbereich dominiert hinsichtlich der Beschäftigten die Wirtschaft im Landkreis und wächst kontinuierlich, jedoch besitzt auch das produzierende Gewerbe für ein- zelne Gemeinden eine vergleichsweise hohe Bedeutung.

Die Analyse der soziodemographischen Rahmenbedingungen hat verdeutlicht, Positive wirtschaftliche Entwicklung führt zu einem dass sich der Landkreis Lüneburg in den letzten Jahren positiv wirtschaftlich ent- Bevölkerungsanstieg wickelt hat und damit einen attraktiven Wohn- und Arbeitsort darstellt. Wie noch gezeigt wird, geht mit dieser Entwicklung – insbesondere durch den Anstieg der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – auch ein Bevölkerungsanstieg einher (vgl. Kapitel 3). Die heterogene Entwicklung innerhalb des Landkreises deutet da- rauf hin, dass nicht alle Gemeinden gleichermaßen von einem Anstieg der Bevöl- kerung gekennzeichnet sein werden.

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4. Bevölkerungsentwicklung Im Rahmen dieses Kapitels wird die vergangene Bevölkerungsentwicklung zwi- Betrachtung der Bevölkerungs- entwicklung seit 2011 schen 2011 und 2017 (Stand: 30.06.2017) näher betrachtet. Bevor im Detail auf die einzelnen Städte, Einheits- und Samtgemeinden des Landkreises eingegan- gen wird, wird im ersten Unterkapitel ein Überblick über die Bevölkerungsentwick- lung des Landkreises insgesamt gegeben. Hierbei wird zudem die Situation von Schutzsuchenden im Landkreis gesondert betrachtet.3

Die Ausführungen auf Ebene der Städte, Einheits- und Samtgemeinden umfassen Differenzierte Analyse auf Ebene der Einheits- und Samt- die absolute und relative Veränderung der Bevölkerungszahl ebenfalls in dem Zeit- gemeinden und der Städte raum von 2011 bis 2017. Dabei wird näher auf die Entwicklung des natürlichen Saldos (Differenz aus Geburten und Sterbefällen) und des Wanderungssaldos (Differenz aus Zu- und Abwanderung) als die zwei Komponenten der Bevölke- rungsentwicklung eingegangen. Wenn Besonderheiten durch die erhöhte Zuwan- derung von Schutzsuchenden in den Jahren 2015 und 2016 festzustellen sind, werden diese erläutert und ggf. graphisch dargestellt. Darüber hinaus wird die Ver- änderung der Altersstruktur differenziert analysiert, um Aussagen für verschiedene Zielgruppen (bspw. Krippenkinder, Kindergartenkinder, Schüler, junge Erwach- sene, Ältere) treffen zu können. Treten besondere Entwicklungen in einzelnen Mit- gliedsgemeinden der Samtgemeinden auf, werde diese textlich erläutert. Detail- lierte Abbildungen zu den Entwicklungen auf Ebene der Gemeinden und Ortsteile befinden sich im Anhang. 4.1. Landkreis Lüneburg Die Bevölkerung im Landkreis Lüneburg ist in dem Zeitraum von 2011 bis 2017 Bevölkerungsanstieg im Landkreis Lüneburg von 7 % von rund 171.800 auf 183.000 Einwohner angestiegen (vgl. Abbildung 10). Dies (2011 bis 2017) entspricht einem relativen Anstieg von 7 %. Insgesamt ist die natürliche Bevölke- rungsentwicklung im Landkreis Lüneburg deutlich negativ. Im Durchschnitt der letzten Jahre lag der natürliche Saldo bei einem Minus von 300 Personen. Das bedeutet, dass das Bevölkerungswachstum im Landkreis ausschließlich auf einen positiven Wanderungssaldo zurückzuführen ist. Dieser lag im Zeitraum von 2011 bis 2014 – also bereits vor der großen Zuwanderungswelle von Schutzsuchen- den – bei rund 1.300 Personen pro Jahr4. Im Jahr 2015 ist der Wanderungssaldo auf rund 2.900 Personen angestiegen, wobei sich der Wanderungssaldo gegen- über dem Ausland von 370 Personen im Jahr 2014 auf rund 1.290 Personen im Jahr 2015 erhöht hat. Vor allem Personen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak sind in diesem Jahr in den Landkreis Lüneburg zugewandert. Im darauffolgenden Jahr ist der Wanderungssaldo insgesamt auf rund 1.100 Personen bei sogar noch höherer Zuwanderung wieder zurückgegangen, da viele Schutzsuchende den

3 Die Bevölkerungsdaten wurden von den Gemeinden zur Verfügung gestellt und basieren auf dem Melderegister mit Stand 30.06.2017. Die Analyse der Geburten, Sterbefälle und Wanderungen auf Ebene der Gemeinden grün- det auf Daten des Landesamts für Statistik Niedersachsen. Da Daten für das Jahr 2017 noch nicht vorlagen, konnte nur der Zeitraum von 2011 bis 2016 betrachtet werden. 4 Dies entspricht 0,8 % von der Gesamtbevölkerung des Jahres 2011.

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Landkreis Lüneburg wieder verlassen haben (Landesamt für Statistik Niedersach- sen 2018).

Abbildung 10: Bevölkerungsentwicklung des Landkreises Lüneburg 2011-2017 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

Die altersstrukturelle Entwicklung im Landkreis Lüneburg ist in der nachfolgenden Starke Alterungsprozesse im Landkreis Tabelle dargestellt. Dabei fällt zum einen der Anstieg der Altersgruppe der 18- bis unter 30-Jährigen auf und zum anderen die starke Zunahme der drei ältesten Al- tersgruppen. Besonders bemerkenswert ist der Anstieg der Hochaltrigen (85+) um 23 %. Diese Entwicklung verdeutlicht die starken Alterungsprozesse, die in den letzten Jahren im Landkreis Lüneburg stattgefunden haben.

Tabelle 3: Entwicklung der Altersgruppen im Landkreis Lüneburg 2011-2017 Verände- Verände- Bevölkerungszahl Bevölkerungszahl Altersgruppe rung rung 2011 2017 absolut in % 0 bis unter 3 Jahre 4.349 4.658 309 7,1 3 bis unter 6 Jahre 4.668 5.095 427 9,1 6 bis unter 10 Jahre 6.733 6.768 35 0,5 10 bis unter 18 Jahre 15.389 14.729 -660 -4,3 18 bis unter 30 Jahre 23.039 26.525 3.486 15,1 30 bis unter 50 Jahre 51.790 47.650 -4.140 -8,0 50 bis unter 65 Jahre 33.786 41.291 7.505 22,2 65 bis unter 85 Jahre 28.333 31.761 3.428 12,1 85 Jahre und mehr 3.700 4.554 854 23,1 Gesamt 171.787 183.031 11.244 6,5 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

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Wie die nachfolgende Tabelle zeigt, ist die Einwohnerzahl in jeder Einheits- und Die Bevölkerungsentwicklung variiert kleinräumig Samtgemeinde des Landkreises Lüneburgs angestiegen, wobei Unterschiede hin- sichtlich der Dynamik ausgemacht werden können. Den höchsten relativen Anstieg verzeichnete die Gemeinde Adendorf mit 18 %, gefolgt von der Samtgemeinde Ostheide mit 9 %. Nur geringe Bevölkerungsgewinne konnte die Samtgemeinde Amelinghausen erzielen.5

Tabelle 4: Bevölkerungsentwicklung innerhalb des Landkreises Lüneburg 2011-2017 Verände- Verände- Bevölkerungs- Bevölkerungs- rung rung zahl 2011 zahl 2017 absolut in % Gem. Adendorf 9.256 10.952 1.696 18,3 Gem. Amt Neuhaus 4.832 4.986 154 3,2 Stadt Bleckede 9.067 9.424 357 3,9 Hansestadt Lüneburg 70.357 75.101 4.744 6,7 SG Amelinghausen 8.317 8.437 120 1,4 SG Bardowick 16.636 17.770 1.134 6,8 SG Dahlenburg 5.669 6.021 352 6,2 SG Gellersen 13.082 13.761 679 5,2 SG Ilmenau 9.873 10.439 566 5,7 SG Ostheide 9.574 10.408 834 8,7 SG Scharnebeck 15.124 15.732 608 4,0 LK Lüneburg 171.787 183.031 11.244 6,5 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

In der Abbildung 11 ist die prozentuale Bevölkerungsentwicklung von 2011 bis Die größten Bevölkerungsge- winne erzielten die Gemeinden 2017 auf Ebene der 43 Gemeinden dargestellt. Hierbei werden räumliche Unter- Adendorf und Westergellersen schiede deutlich. Insgesamt zeigt sich in der Tendenz, dass die Hansestadt Lüne- burg sowie einige der umliegenden Gemeinden einen stärkeren Bevölkerungszu- wachs verzeichnen konnten. Die größten Bevölkerungsgewinne von über 10 % er- zielten die Gemeinden Adendorf und Westergellersen. In den Randgemeinden im Nordosten, Osten sowie im Südwesten fallen die Bevölkerungsgewinne geringer aus. In den Gemeinden Hittbergen und Echem der Samtgemeinde Scharnebeck sowie in den Gemeinden Soderstorf und Betzendorf der Samtgemeinde Amelin- ghausen ist die Bevölkerung sogar leicht rückläufig gewesen.

Auffällig ist, dass die zentralen Orte nicht immer die Schwerpunkte der Bevölke- Zentrale Orte nicht immer Schwerpunkte der Bevölke- rungsentwicklung innerhalb der Samtgemeinden gebildet haben. Lediglich die rungsentwicklung Grundzentren Flecken Bardowick und die Gemeinden Melbeck, Neetze und Schar-

5 Bei der Gemeinde Amt Neuhaus muss berücksichtigt werden, dass in der Bevölkerungszahl 2017 noch rund 120 Geflüchtete enthalten sind, die tatsächlich nicht mehr in der Gemeinde leben. Vor diesem Hintergrund ist eher von einer stagnierenden Bevölkerungsentwicklung auszugehen (vgl. Kapitel 4.3). Darüber hinaus ist der Bevölkerungsanstieg der Stadt Bleckede zu relativieren, da laut Daten des Melderegisters ein starker Bevölke- rungsanstieg von 2011 bis 2012 festgestellt werden kann, der aber wahrscheinlich auf Fehler im Melderegister zurückzuführen sind. In dem Zeitraum von 2012 bis 2017 ist die Bevölkerung um 1,1 % zurückgegangen (vgl. Kapitel 4.4).

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nebeck hatten zwischen 2011 und 2017 jeweils prozentual höhere Einwohnerge- winne als die Orte ohne zentralörtliche Funktion innerhalb ihrer Samtgemeinden. Da sich Veränderungen bei kleineren Gemeinden prozentual stärker auswirken, sind die Entwicklungen im Einzelfall genauer zu betrachten. Dies gilt auch für einen Abgleich der Bevölkerungsentwicklung in den Einheitsgemeinden und Städten auf Ortsteilebene.

Abbildung 11: Relative Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden 2011-2017 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

Auch die Entwicklung der Altersstruktur verläuft kleinräumig unterschiedlich. In der Starker Rückgang der unter 18-Jährigen im Nordosten und Abbildung 12 ist zunächst die prozentuale Entwicklung der unter 18-Jährigen dar- Südwesten des Landkreises gestellt. Wie bereits bei der Entwicklung der Gesamtbevölkerung, können die Han- sestadt Lüneburg sowie einige der umliegenden Gemeinden Zuwächse in dieser Altersgruppe verzeichnen. Neben der Hansestadt gehören dazu noch die Gemein- den Deutsch Evern, Kirchgellersen, Bardowick, Adendorf und Scharnebeck. Ein verstärkter Rückgang ist wieder vor allem im Nordosten und Südwesten des Land- kreises festzustellen. Neben der Stadt Bleckede betrifft dies alle Gemeinden der Samtgemeinde Amelinghausen, der Samtgemeinde Ilmenau sowie der Samtge- meinde Scharnebeck (mit Ausnahme der Gemeinde Scharnebeck). Darüber hin- aus ist ein verstärkter Rückgang der unter 18-Jährigen in Reinstorf und in Boitze von bis 20 % zu konstatieren. Bemerkenswert ist die positive Entwicklung in der Gemeinde Amt Neuhaus von 17 %, wobei diese Entwicklung in erster Linie auf den Zuzug von Schutzsuchenden zurückzuführen ist.6

6 Wie bereits erwähnt, sind in der Bevölkerungszahl von 2017 der Gemeinde Amt Neuhaus noch rund 120 Ge- flüchtete enthalten, die nicht mehr in der Gemeinde leben. Da vor allem junge Familien geflüchtet sind, fällt die Zunahme der unter 18-Jährigen tatsächlich geringer aus (vgl. Kapitel 4.3).

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Demgegenüber nehmen die über 65-Jährigen in allen Gemeinden des Landkrei- Starke Alterungsprozesse in fast allen Gemeinden ses Lüneburg zu (vgl. Abbildung 13). Eine besonders starke Zunahme dieser Al- tersgruppe von über 24 % besteht in den Gemeinden Kirchgellersen, Südergeller- sen, Barnstedt, Melbeck, Adendorf, Dahlem und – mit Ausnahme der Gemeinde Wendisch Evern – in allen Gemeinden der Samtgemeinde Ostheide.7

Abbildung 12: Relative Entwicklung der unter 18-Jährigen in den Gemeinden 2011-2017 Eigene Darstellung: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

Der Anteil der über 65-Jährigen variiert innerhalb des Landkreises deutlich (vgl. Abbildung 14). Im Durchschnitt gehören 20 % der Gesamtbevölkerung zu dieser Altersgruppe. Dieser Wert ist im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt mit 21 % im Jahr 2016 geringfügig niedriger (Statistisches Bundesamt 2018). Wie die Abbildung zeigt, ist tendenziell der Anteil der über 65-Jährigen in den östlichen Gemeinden des Landkreises höher. Die höchsten Werte weisen die Gemeinden Tosterglope (30 %), Dahlem (26 %), Amelinghausen (25 %), Nahrendorf (25 %), Vögelsen (25 %) und Amt Neuhaus (25 %) auf.

7 In der Gemeinde Bleckede liegt die Zunahme der über 65-Jährigen lediglich bei 8 %, wenn man den Zeitraum von 2012 bis 2017 betrachtet. Die Entwicklung seit 2011 ist nur bedingt aussagekräftig, da die Daten aus dem Melderegister für das Jahr 2011 fehlerbehaftet sind (vgl. Kapitel 4.4).

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Abbildung 13: Relative Entwicklung der über 65-Jährigen in den Gemeinden 2011-2017 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

Abbildung 14: Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung 2017 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

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Zusammengefasst wird deutlich, dass sich der Landkreis Lüneburg in den einzel- nen Gemeinden unterschiedlich entwickelt. Vor allem die Hansestadt Lüneburg sowie einige der Umlandgemeinden verzeichnen Bevölkerungsgewinne. Diese Gemeinden profitieren in erster Linie durch ihre Nähe zur Hansestadt Hamburg von größeren Wanderungsgewinnen insbesondere von Familien. Dementspre- chend konnte in diesen Gemeinden zumeist auch ein Anstieg der unter 18-Jähri- gen festgestellt werden. Demgegenüber fallen nicht nur die Bevölkerungsgewinne im Nordosten, Osten und Südwesten des Landkreises geringer aus, sondern viele Gemeinden sind von einem Rückgang der unter 18-Jährigen betroffen. Starke Al- terungsprozesse können in nahezu allen Gemeinden des Landkreises festgestellt werden.

Situation von Schutzsuchenden im Landkreis Lüneburg In der jüngeren Vergangenheit verursachte der seit 2011 andauernde Bürgerkrieg Anstieg der Asylanträge in Deutschland im Jahr 2015 in Syrien eine Migrationsbewegung nach Europa. Andere Konflikte wie beispiels- um 155 % weise in Afghanistan und im Irak führten ebenfalls zu einem Anstieg der Zahl von Menschen auf der Flucht. 2015 wurden in Deutschland rund 442.000 Asylerstan- träge gestellt. Im Vergleich mit dem Vorjahr stellte dies einen Anstieg um rund 155 % dar (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2018). Diese übergeordnete Entwicklung hatte auch Auswirkungen auf den Landkreis Lüneburg und stellte den Landkreis vor große Herausforderungen.

Nach der Bewältigung der kurzfristigen Unterbringung stellt sich für die Gemeinden Ein Teil der Schutzsuchenden bleibt nach Anerkennung in und Städten nun die Frage nach langfristig integrationsfördernden Strukturen. Laut den Gemeinden Auskunft der Gemeinden zieht ein Großteil der Schutzsuchenden nach der Aner- kennung des Aufenthaltsstatus in Städte. Ziele sind dabei die Hansestadt Lüne- burg, aber auch andere Städte in Niedersachsen und Metropolregionen in Deutschland. Dabei kann von den Aussagen der Gemeinden sowie anderen Ex- perten in der Region auch abgeleitet werden, dass vor allem Einzelpersonen und kleinere Familienverbände wegziehen, während größere Familien eher in den je- weiligen Gemeinden bleiben. Dies birgt Herausforderungen hinsichtlich der In- tegration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen in Bildungseinrichtungen so- wie der Versorgung mit passenden sprachlichen und pädagogischen Angeboten. Vor allem in der Hansestadt Lüneburg stellt der angespannte Wohnungsmarkt eine Herausforderung für den Verbleib von Schutzsuchenden dar. Demgegenüber bie- ten die Schutzsuchenden – gerade für Gemeinden mit einer schrumpfenden und/o- der stark alternden Bevölkerung – die Chance, demographische Entwicklungs- trends abzuschwächen oder dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Die Abbildung 15 gibt einen Überblick über die aktuelle Zahl der Personen mit einer Anfang 2018 waren rund 1.780 Personen mit einer Aufent- Aufenthaltserlaubnis sowie Personen mit einer Aufenthaltsgestattung im Landkreis haltserlaubnis im Landkreis nach Staatsangehörigkeit (Stand 01/2018).8 Insgesamt sind 1.775 Personen mit registriert

8 Aufenthaltsgestattung meint das Recht, sich zur Durchführung eines Asylverfahrens in Deutschland aufhalten zu dürfen. Die Aufenthaltserlaubnis ist ein Aufenthaltstitel nach dem seit dem 1. Januar 2005 in Deutschland geltenden Aufenthaltsgesetz. Sie wird zweckgebunden und befristet an sogenannte Drittstaatsangehörige erteilt. Personen mit einer Aufenthaltserlaubnis sind anerkannte Asylbewerber und dürfen uneingeschränkt als Beschäf- tigte arbeiten und auch einer selbstständigen Tätigkeit nachgehen.

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einer Aufenthaltserlaubnis und 668 Personen mit einer Aufenthaltsgestattung re- gistriert. Die 1.775 Personen mit einer Aufenthaltserlaubnis machen insgesamt rund 1 % von der Gesamtbevölkerung des Landkreises, sodass in Summe kaum Auswirkungen auf die Bevölkerungsentwicklung zu erkennen sind. Schutzsu- chende aus Syrien machen dabei gut die Hälfte aller Personen mit einer Aufent- haltserlaubnis aus. Dahinter folgen Personen mit einer Aufenthaltserlaubnis aus dem Irak (23 %). Etwas anders stellt sich die Situation bei Personen mit einer Auf- enthaltsgestattung dar. Hier sind Personen auf Afghanistan mit 25% die größte Staatsangehörigkeitsgruppe.

Betrachtet man nun die räumliche Verteilung im Landkreis entfallen 1.191 Perso- 67 % der Personen mit Aufent- nen mit einer Aufenthaltserlaubnis auf die Hansestadt Lüneburg, das entspricht haltserlaubnis leben in der Hansestadt Lüneburg rund 67 % aller Personen mit einer Aufenthaltserlaubnis im Landkreis. Bei den Personen mit einer Aufenthaltsgestattung leben 39 % (259 Personen) in der Han- sestadt Lüneburg. Die Abbildung 16 zeigt die aktuelle Verteilung der Schutzsu- chenden abseits der Hansestadt Lüneburg in den Gemeinden des Landkreises.

Abbildung 15: Personen mit Aufenthaltserlaubnis bzw. mit Aufenthaltsgestattung nach Staatsangehörigkeit im Land- kreis ohne Hansestadt Lüneburg Eigene Darstellung, Datenbasis: Hansestadt Lüneburg, Ausländerangelegenheiten (Stand 01/2018)

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Abbildung 16: Personen mit Aufenthaltserlaubnis bzw. mit Aufenthaltsgestattung nach Gemeinden im Landkreis (ohne Hansestadt Lüneburg) Eigene Darstellung, Datenbasis: Hansestadt Lüneburg, Ausländerangelegenheiten (Stand: 01/2018)

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4.2. Gemeinde Adendorf Die Bevölkerung der Gemeinde Adendorf ist seit 2011 um 18 % auf rund 10.950 Bevölkerungswachstum vor allem in dem Zeitraum von Einwohner angewachsen, wobei vor allem in den Jahren 2012 und 2013 ein mar- 2011 bis 2013 kanter Anstieg zu beobachten war. Seit 2013 fällt das Wachstum moderater aus (vgl. Abbildung 17).

Abbildung 17: Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Adendorf 2011-2017 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

Wie in den meisten Gemeinden Deutschlands, ist auch in der Gemeinde Adendorf Deutliche Wanderungsge- winne von Familien die natürliche Bevölkerungsentwicklung negativ. Der natürliche Saldo lag im Durchschnitt der letzten Jahre bei -30 Personen. Dass bedeutet, dass das Bevöl- kerungswachstum ausschließlich auf einen positiven Wanderungssaldo zurückzu- führen ist. In der Abbildung 18 sind die Wanderungssalden differenziert nach Al- tersgruppen ausgewiesen. Die deutlichen Wanderungsgewinne in den Altersgrup- pen der unter 18-Jährigen sowie der 30- bis 49-Jährigen zeigen, dass die Gemeinde Adendorf ein Zuzugsziel insbesondere von Familien ist. Ebenfalls einen starken Wanderungsgewinn gab es bei älteren Menschen im Alter von 65+. Ledig- lich bei den 18- bis unter 30-Jährigen bestehen leichte Wanderungsverluste.

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70 62 60

50 40 40

30 25

20 11 10

0

-10 -4 unter 18 bis unter 30 bis unter 50 bis unter 65 Jahre 18 Jahre 30 Jahre 50 Jahre 65 Jahre und mehr

Abbildung 18: Durchschnittliche Wanderungssalden der Gemeinde Adendorf differenziert nach Altersgruppen 2011- 2016 Eigene Darstellung, Datenbasis: Landesamt für Statistik Niedersachsen 2018

Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Entwicklung der Alters- Markanter Anstieg struktur in dem Zeitraum von 2011 bis 2017. Als einzige Altersgruppe verzeichnete der Hochbetagten die Gruppe der 10 bis unter 18-Jährigen einen geringen Rückgang von 3 %, wäh- rend alle anderen Altersgruppen eine positive Entwicklung aufzeigen. Markant ist der Anstieg an Kindern im Krippen- und Kindergartenalter sowie bei den älteren Altersgruppen. Besonders auffällig ist der Anstieg der Hochbetagten im Alter von 85+. Ein absoluter Anstieg um 165 Personen entspricht einem prozentualen Wachstum von 86 %.

Tabelle 5: Entwicklung der Altersgruppen der Gemeinde Adendorf 2011-2017 Verände- Verände- Bevölkerungszahl Bevölkerungszahl Altersgruppe rung rung 2011 2017 absolut in % 0 bis unter 3 Jahre 221 256 35 15,8 3 bis unter 6 Jahre 242 307 65 26,9 6 bis unter 10 Jahre 358 427 69 19,3 10 bis unter 18 Jahre 842 819 -23 -2,7 18 bis unter 30 Jahre 984 1.255 271 27,5 30 bis unter 50 Jahre 2.588 2.759 171 6,6 50 bis unter 65 Jahre 2.105 2.609 504 23,9 65 bis unter 85 Jahre 1.724 2.163 439 25,5 85 Jahre und mehr 192 357 165 85,9 Gesamt 9.256 10.952 1.696 18,3 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

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4.3. Gemeinde Amt Neuhaus Die Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Amt Neuhaus ist in dem Zeitraum von Leicht rückläufige Bevölke- rungsentwicklung abgesehen 2011 bis 2014 leicht rückläufig gewesen (siehe Abbildung 19). Durch die Einrich- vom Ausreißerjahr 2015 tung einer Notunterkunft für Schutzsuchende im Ortsteil Sumte ist die Bevölkerung im Jahr 2015 stark angestiegen. Nach dem Auslaufen des Vertrages für die Not- unterkunft gegen Ende 2016 wurde ein Großteil der Schutzsuchenden umverteilt, sodass die Bevölkerungszahl der Gemeinde einen deutlichen Rückgang zu ver- zeichnet hatte, aber 220 Personen über dem Niveau von 2014 liegt. Bei der Inter- pretation der Daten ist zu berücksichtigen, dass von den Schutzsuchen nur noch rund 20 Personen tatsächlich in der Gemeinde Amt Neuhaus wohnhaft waren. Darüber hinaus sind in den Zahlen 2016 und 2017 noch rund 120 geflüchtete Per- sonen enthalten, die tatsächlich nicht mehr in der Gemeinde leben. Wenn man diese Effekte nicht berücksichtigt, ist eher von stagnierenden bis leicht rückläufigen Bevölkerungszahl auszugehen.

Abbildung 19: Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Amt Neuhaus 2011-2017 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

Der natürliche Saldo lag seit 2011 durchschnittlich bei einem Minus von 31 Perso- Wanderungssaldo auf geringem Niveau nen. Auch der durchschnittliche Wanderungssaldo war vor dem Jahr 2015 negativ (-5 Personen), sodass die Bevölkerung wie bereits erwähnt leicht rückläufig war. Die altersdifferenzierten Wanderungssalden sind in der nachfolgenden Abbildung für den Zeitraum von 2011 bis 2014 – also ohne die verzerrenden Effekte durch die Wanderung der Schutzsuchenden (insbesondere von Familien) – angegeben. Insgesamt wird deutlich, dass sich der Saldo auf einem geringen Niveau befindet. Leichte Wanderungsgewinne von unter zehn Personen konnten bei den unter 18- Jährigen sowie bei den 50- bis unter 65-Jährigen registriert werden. Wanderungs- verluste bestanden hingegen bei den 18- bis unter 30-Jährigen sowie bei älteren Menschen im Alter von 65+.

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15 9 10 8

5

0 0 -5 -7 -10

-15 -15 -20 unter 18 bis unter 30 bis unter 50 bis unter 65 Jahre 18 Jahre 30 Jahre 50 Jahre 65 Jahre und mehr

Abbildung 20: Durchschnittliche Wanderungssalden der Gemeinde Amt Neuhaus differenziert nach Altersgruppen 2011-2014 Eigene Darstellung, Datenbasis: Landesamt für Statistik Niedersachsen 2018

Die altersstrukturelle Entwicklung in dem Zeitraum von 2011 bis 2017 ist in der Stärkste Anstiege in den Altersgruppen der Hochbetag- nachfolgenden Tabelle dargestellt. Auffallend ist dabei der starke Anstieg der Al- ten und der Kita-Kinder tersgruppe der 3- bis unter 6-Jährigen mit 37 % sowie der Anstieg der Altersgruppe 85+ mit 57 %. In den Altersgruppen 18 bis unter 30 Jahren sowie 30 bis unter 50 Jahren kam es hingegen zu einem Rückgang. Zu beachten ist, dass in dieser Ana- lyse noch die rund 120 Schutzsuchenden enthalten sind, die jedoch nicht mehr in der Gemeinde Amt Neuhaus wohnen. Da es sich hierbei überwiegend um junge Familien handelt, ist davon ausgehen, dass vor allem die Zunahme bei den unter 18-Jährigen geringer ausfällt oder diese Altersgruppe sogar in dem Zeitraum zu- rückging. Demgegenüber fällt der Rückgang in den Altersgruppen der 18- bis unter 30-Jährigen und der 30- bis unter 50-Jährigen wahrscheinlich etwas geringer aus.

Tabelle 6: Entwicklung der Altersgruppen der Gemeinde Amt Neuhaus 2011-2017 Verände- Verände- Bevölkerungszahl Bevölkerungszahl Altersgruppe rung rung 2011 2017 absolut in % 0 bis unter 3 Jahre 90 95 5 5,6 3 bis unter 6 Jahre 100 137 37 37,0 6 bis unter 10 Jahre 151 162 11 7,3 10 bis unter 18 Jahre 309 366 57 18,4 18 bis unter 30 Jahre 509 462 -47 -9,2 30 bis unter 50 Jahre 1.303 1.134 -169 -13,0 50 bis unter 65 Jahre 1.218 1.364 146 12,0 65 bis unter 85 Jahre 1.034 1.081 47 4,5 85 Jahre und mehr 118 185 67 56,8 Gesamt 4.832 4.986 154 3,2 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

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4.4. Stadt Bleckede Die Stadt Bleckede hatte im Jahr 2017 rund 9.400 Einwohner. Nach einem starken Leicht rückläufige Bevölke- rungszahl seit 2012 Bevölkerungsanstieg von 2011 bis 20129 ist die Bevölkerung seither mit geringen Schwankungen leicht rückläufig gewesen (siehe Abbildung 21). In dem Zeitraum von 2012 bis 2017 ist die Einwohnerzahl um rund 108 Personen bzw. 1,1 % zurückgegangen.

Abbildung 21: Bevölkerungsentwicklung der Stadt Bleckede 2011-2017 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

Die Stadt Bleckede weist eine negative natürliche Bevölkerungsentwicklung auf. Wanderungsgewinne von Familien Im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2016 sind insgesamt 78 Personen mehr ge- storben als geboren wurden. Bei Betrachtung der durchschnittlichen Wanderungs- salden differenziert nach Altersgruppen zeigt sich ein vergleichbares Muster wie in der Gemeinde Adendorf. Auch hier können Wanderungsgewinne bei Familien und älteren Menschen festgestellt werden. Bei den 18- bis unter 30-Jährigen ist dem- gegenüber im Saldo eine vermehrte Abwanderung zu konstatieren.

9 Der Grund für den Bevölkerungsanstieg von 2011 auf 2012 ist nicht bekannt. Möglicherweise kann es sich hierbei um Korrekturen des Melderegisters handeln.

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50 42 40 33 27 30 20 11 10 0 -10 -20 -30

-40 -36 -50 unter 18 bis unter 30 bis unter 50 bis unter 65 Jahre 18 Jahre 30 Jahre 50 Jahre 65 Jahre und mehr

Abbildung 22: Durchschnittliche Wanderungssalden der Stadt Bleckede differenziert nach Altersgruppen 2011-2016 Eigene Darstellung, Datenbasis: Landesamt für Statistik Niedersachsen 2018

Der nachfolgenden Tabelle kann die absolute sowie prozentuale Veränderung von Zunahme von Älteren ausgewählten Altersgruppen der Stadt Bleckede zwischen 2011 und 2017 entnom- men werden. Während die Zahl der Personen der jüngeren Altersgruppen (mit Ausnahme der Gruppe 18- bis unter 30-Jährigen) gesunken ist, weisen die älteren Altersgruppen starke Wachstumsdynamiken auf. Die Gruppe der 18- bis unter 30- Jährigen wandert zwar wie gezeigt mehrheitlich ab, dennoch gewinnt diese Alters- gruppe insgesamt an Bedeutung. Betrachtet man den Zeitraum von 2012 bis 2017 (also ohne das Ausreißerjahr 2011) fällt der prozentuale Anstieg bei den Alters- gruppen der 18 bis unter 30-Jährigen sowie bei den älteren Altersgruppen ab 50 Jahren geringer aus. Die prozentuale Veränderung bei den anderen Altersgruppen ist in etwa identisch.10

Tabelle 7: Entwicklung der Altersgruppen der Stadt Bleckede 2011-2017 Verände- Verände- Bevölkerungszahl Bevölkerungszahl Altersgruppe rung rung 2011 2017 absolut in % 0 bis unter 3 Jahre 208 181 -27 -13,0 3 bis unter 6 Jahre 229 212 -17 -7,4 6 bis unter 10 Jahre 363 346 -17 -4,7 10 bis unter 18 Jahre 948 845 -103 -10,9 18 bis unter 30 Jahre 932 1.074 142 15,2 30 bis unter 50 Jahre 2.485 2.212 -273 -11,0 50 bis unter 65 Jahre 2.005 2.307 302 15,1 65 bis unter 85 Jahre 1.663 1.909 246 14,8 85 Jahre und mehr 234 338 104 44,4 Gesamt 9.067 9.424 357 3,9 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

10 Entwicklung von 2012-2017: 0 bis unter Jahre 3 J. (-32 bzw. -15 %), 3 bis unter 6 J. (-22 bzw. -9,4 %), 6 bis unter 10 J. (-30 bzw. -8 %), 18 bis unter 29 J. (-124 bzw. -12,8 %), 30 bis unter 49 J. (-289 bzw. -11,6 %), 50 bis unter 64 J. (188 bzw. 8,9 %), 65 bis unter 84 J. (139 bzw. 7,9 %), 85 J. und mehr (23 bzw. 7,3 %).

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4.5. Hansestadt Lüneburg Die Bevölkerung der Hansestadt Lüneburg verzeichnet seit 2011 ein kontinuierli- Kontinuierlich Anstieg der Bevölkerungszahl seit 2011 ches Bevölkerungswachstum (siehe Abbildung 23). 2017 betrug die Einwohner- zahl in Lüneburg rund 75.100 Personen, dies bedeutet ein prozentuelles Wachs- tum von 7 % verglichen mit dem Jahr 2011.

Abbildung 23: Bevölkerungsentwicklung der Hansestadt Lüneburg 2011-2017 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

Der natürliche Bevölkerungssaldo war laut des Landesamts für Statistik Nieder- Zuwanderung vor allem von jüngeren Personen sachsen im Zeitraum von 2011 bis 2015 negativ. In diesem Zeitraum lag der Saldo im Durchschnitt bei einem Minus von 42 Personen. Im Jahr 2016 konnte mit 61 Personen erstmals seit dem Jahr 1999 wieder eine positive natürliche Bevölke- rungsbewegung registriert werden. Der Wanderungssaldo war mit durchschnittlich 790 Personen im Zeitraum von 2011 bis 2016 deutlich positiv. Wie die nachfol- gende Abbildung zeigt, beziehen sich die starken Wanderungsgewinne insbeson- dere auf die Altersgruppe der 18- bis unter 30-Jährigen. Aufgrund der Leuphana Universität Lüneburg ziehen vor allem junge Menschen nach Lüneburg. Während die anderen Altersgruppen in der Wanderungsbilanz eine eher untergeordnete Rolle spielen, kann mit dem Beginn der Zuwanderung von Schutzsuchenden ein verstärkter Zuzug von jungen Familien festgestellt werden.

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800 750 668 700 600 500 400 300 219 200 48 51 49 100 12 41 0 -100 -58 -200 -96 unter 18 bis unter 30 bis unter 50 bis unter 65 Jahre 18 Jahre 30 Jahre 50 Jahre 65 Jahre und mehr

2011-2014 2015-2016

Abbildung 24: Durchschnittliche Wanderungssalden der Hansestadt Lüneburg differenziert nach Altersgruppen Eigene Darstellung, Datenbasis: Landesamt für Statistik Niedersachsen 2018

Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Bevölkerungszahl nach Keine ausgeprägten Alterungstendenzen ausgewählten Altersgruppen in den Jahren 2011 und 2017 sowie die Veränderung in diesem Betrachtungszeitraum. Hierbei ist festzustellen, dass abgesehen von den 30- bis 49-Jährigen alle anderen betrachteten Altersgruppen an Bedeutung gewinnen. Die stärkste Zunahme von 22 % besteht bei den 50- bis 64-Jährigen. Aufgrund der Zuwanderung von jüngeren Personen ist die Stadt Lüneburg in den letzten Jahren nicht von deutlichen Alterungsprozessen betroffen.

Tabelle 8: Entwicklung der Altersgruppen der Hansestadt Lüneburg 2011-2017 Verände- Verände- Bevölkerungszahl Bevölkerungszahl Altersgruppe rung rung 2011 2017 absolut in % 0 bis unter 3 Jahre 1.923 2.166 243 12,6 3 bis unter 6 Jahre 1.924 2.055 131 6,8 6 bis unter 10 Jahre 2.573 2.641 68 2,6 10 bis unter 18 Jahre 5.177 5.460 283 5,5 18 bis unter 30 Jahre 12.339 14.048 1.709 13,9 30 bis unter 50 Jahre 21.342 20.094 -1.248 -5,8 50 bis unter 65 Jahre 12.268 14.983 2.715 22,1 65 bis unter 85 Jahre 11.047 11.860 813 7,4 85 Jahre und mehr 1.764 1.794 30 1,7 Gesamt 70.357 75.101 4.744 6,7 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

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4.6. Samtgemeinde Amelinghausen In der Samtgemeinde Amelinghausen wohnten im Jahr 2017 rund 8.440 Personen. Leichter Anstieg der Bevölkerungszahl seit 2011 Seit 2011 bedeutet dies einen Anstieg um 120 Personen bzw. 1,4 %. Wie die folgende Abbildung zeigt, stagnierte die Einwohnerzahl von 2011 bis 2015. Ein größerer Anstieg der Einwohnerzahl kann erst von 2015 auf 2016 festgestellt werden, der aber nicht auf die Zuwanderung von Schutzsuchenden zurückzuführen ist. In dem darauffolgenden Jahr konnte die Einwohnerzahl ungefähr gehalten werden. Betrachtet man die Entwicklung der einzelnen Gemeinden lassen sich Unterschiede feststellen. Von 2011 bis 2017 konnte die Gemeinde Rehlingen mit 7 % einen relativ hohen Bevölkerungsanstieg verzeichnen, wobei sich hier aufgrund der geringen Einwohnerzahl Veränderungen besonders deutlich niederschlagen. Die Gemeinde Amelingen- hausen, die als Grundzentrum fungiert, sowie die Gemeinde Oldendorf (Luhe) sind mit 2 % auch gewachsen. Während die Bevölkerungszahl der Gemeinde Betzendorf stagnierte, ist in der Gemeinde Soderstorf die Bevölkerung sogar um 2 % rückläufig gewesen.

Abbildung 25: Bevölkerungsentwicklung der SG Amelinghausen 2011-2017 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

Der natürliche Saldo lag im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2016 bei einem Minus Zuzug von Familien und Älteren von 38 Personen, sodass der kontinuierliche Bevölkerungsanstieg von 2013 bis 2016 auf eine erhöhte Zuwanderung zurückzuführen ist. In der Abbildung 26 sind die durchschnittlichen Wanderungssalden der Samtgemeinde differenziert nach Altergruppen angegeben. Es wird deutlich, dass die Samtgemeinde vor allem junge Menschen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren, die sich in der Ausbildungs- und Berufsfindungsphase befinden, verliert. Dies trifft mit Ausnahme von Rehlingen auf alle Gemeinden der Samtgemeinde zu. Demgegenüber kann ein vermehrter Zuzug von Familien sowie von älteren Menschen ausgemacht werden. Der Zuzug der Altersgruppe der 30- bis unter 50-Jährigen zeigt sich in allen Samtgemeinden. Ein positiver Wanderungssaldo bei der Altersgruppe 65+ kann

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hingegegen nur in den Gemeinden Amelinghausen und Betzendorf festgestellt werden.

30 27 20 20 15 10 10

0

-10

-20 -19

-30 unter 18 bis unter 30 bis unter 50 bis unter 65 Jahre 18 Jahre 30 Jahre 50 Jahre 65 Jahre und mehr

Abbildung 26: Durchschnittliche Wanderungssalden der SG Amelinghausen differenziert nach Altersgruppen 2011- 2016 Eigene Darstellung, Datenbasis: Landesamt für Statistik Niedersachsen 2018

Die Entwicklung der Altersstrukter verdeutlicht die Alterungstendenz der Alterung der Bevölkerung in allen Gemeinden Samtgemeinde. Während jüngere Altergruppen, hierbei insbesondere die Gruppe der 10- bis unter 18-Jährigen, eine negative Entwicklung aufweisen, stieg die Zahl der älteren Menschen (ab 50 Jahren) in der Samtgemeinde in den letzten Jahren an. Bemerkenswert ist der Anstieg der Altergruppe 85+ mit 32 %. Die zunehmende Alterung kann in allen Mitgliedsgemeinden festgestellt werden. Bei der Entwicklung der jüngeren Altersgruppen stechen nur die Gemeinden Oldendorf (Luhe) bei den 3- bis unter 6-Jährigen sowie Rehlingen bei Personen unter 10 Jahren mit einem leichten absoluten Anstieg positiv heraus.

Tabelle 9: Entwicklung der Altersgruppen der SG Amelinghausen 2011-2017 Verände- Verände- Bevölkerungszahl Bevölkerungszahl Altersgruppe rung rung 2011 2017 absolut in % 0 bis unter 3 Jahre 168 163 -5 -3,0 3 bis unter 6 Jahre 232 226 -6 -2,6 6 bis unter 10 Jahre 321 290 -31 -9,7 10 bis unter 18 Jahre 866 688 -178 -20,6 18 bis unter 30 Jahre 975 1.062 87 8,9 30 bis unter 50 Jahre 2.395 2.058 -337 -14,1 50 bis unter 65 Jahre 1.628 2.083 455 27,9 65 bis unter 85 Jahre 1.544 1.618 74 4,8 85 Jahre und mehr 188 249 61 32,4 Gesamt 8.317 8.437 120 1,4 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

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4.7. Samtgemeinde Bardowick Die Einwohnerzahl der Samtgemeinde Bardowick ist seit 2011 stetig gewachsen. Kontinuierlichen Anstieg der Bevölkerung seit 2011 Während die Samtgemeinde im Jahr 2011 rund 16.640 Einwohner hatte, waren es im Jahr 2017 17.770 Einwohner. Diese Entwicklung entspricht einem Anstieg von 7 %. Eine Zunahme der Einwohner besteht in allen Mitgliedsgemeinden, wobei die Zunahme in der Gemeinde Wittorf mit 2 % vergleichsweise gering ausfällt. Die größten prozentualen Anstiege können in dem Flecken Bardowick als Grundzent- rum (9 %) sowie in den Gemeinden Barum (9 %) und Radbruch (8 %) festgestellt werden.

Abbildung 27: Bevölkerungsentwicklung der SG Bardowick 2011-2017 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde

Da der natürliche Saldo im Durchschnitt in dem Zeitraum von 2011 bis 2016 bei Hoher Zuzug von Familien einem Minus von 17 Personen lag, resultiert der kontinuierliche Bevölkerungsan- stieg der Samtgemeinde sowie der Mitgliedsgemeinden aus einem positiven Wan- derungssaldo. Dieser betrug für die Samtgemeinde in dem genannten Zeitraum durchschnittlich 194 Personen, wobei sich der Wanderungssaldo seit 2013 stetig erhöht. Betrachtet man die durchschnittlichen Wanderungssalden altersdifferen- ziert zeigt sich, dass die Samtgemeinde in erster Linie durch den Zuzug von Fami- lien wächst (vgl. Abbildung 28). Dies ist vor allen Dingen auf die günstige Lage zur Hansestadt Hamburg zurückzuführen. Der Zuzug von Familien ist in allen Mit- gliedsgemeinden feststellbar.

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140 118 120

100

80 62 60

40

20 8 3 4 0 unter 18 bis unter 30 bis unter 50 bis unter 65 Jahre 18 Jahre 30 Jahre 50 Jahre 65 Jahre und mehr Abbildung 28: Durchschnittliche Wanderungssalden der SG Bardowick differenziert nach Altersgruppen von 2011 bis 2016 Eigene Darstellung, Datenbasis: Landesamt für Statistik Niedersachsen 2018

Da die Samtgemeinde Bardowick attraktiv für Familien ist, fallen die Alterungsten- Anstieg der Kinder im Krippen- und Kleinkinderalter bei gerin- denzen im Vergleich zu anderen Gemeinden im Landkreis weniger stark aus. Wie gen Alterungsprozessen die folgende Tabelle zeigt, legen die 65- bis unter 85-Jährigen um 11 % sowie die Altersgruppe 85+ um 10 % zu. Entsprechend der Familienzuwanderung steigt au- ßerdem die Anzahl von Kindern im Krippen- und Kindergartenalter. Auf Ebene der Gemeinden werden räumliche Unterschiede deutlich. Beispielsweise kann ein ho- her prozentualer Anstieg von Kindern im Krippenalter in Handorf (91 %), Mechter- sen (186 %)11 und in Radbruch (67 %) identifiziert werden. Eine verstärkte Zu- nahme von Hochaltrigen (85+) lässt sich in den Gemeinden Handorf (31 %), Vö- gelsen (39 %) und in Wittorf (27 %) erkennen.

Tabelle 10: Entwicklung der Altersgruppen der SG Bardowick 2011-2017 Verände- Verände- Bevölkerungszahl Bevölkerungszahl Altersgruppe rung rung 2011 2017 absolut in % 0 bis unter 3 Jahre 420 491 71 16,9 3 bis unter 6 Jahre 452 522 70 15,5 6 bis unter 10 Jahre 753 708 -45 -6,0 10 bis unter 18 Jahre 1.658 1.580 -78 -4,7 18 bis unter 30 Jahre 1.789 2.088 299 16,7 30 bis unter 50 Jahre 5.385 4.997 -388 -7,2 50 bis unter 65 Jahre 3.268 4.158 890 27,2 65 bis unter 85 Jahre 2.608 2.894 286 11,0 85 Jahre und mehr 303 332 29 9,6 Gesamt 16.636 17.770 1.134 6,8 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde

11 Zu beachten ist, dass die Fallzahlen hier sehr gering sind. Im Jahr 2011 zählten sieben Personen zur Alters- gruppe der 0- bis unter 3-Jährigen und im Jahr 2017 20 Personen.

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4.8. Samtgemeinde Dahlenburg Die Bevölkerung der Samtgemeinde Dahlenburg ist von 2011 bis 2017 um rund Bevölkerungsanstieg um 6 % seit 2011 350 Personen bzw. um 6 % angestiegen. Der größte Anstieg hat dabei von 2011 auf 2012 stattgefunden12. In dem Zeitraum 2012 bis 2017 hat sich die Einwohner- zahl nur noch um 93 Personen erhöht, wobei von 2012 auf 2013 sowie von 2016 auf 2017 sogar ein geringer Bevölkerungsverlust ausgemacht werden kann (vgl. Abbildung 29). Eine Zunahme der Bevölkerung kann in dem Zeitraum von 2011 bis 2017 in allen Mitgliedsgemeinden festgestellt werden. Ein überdurchschnittli- cher Bevölkerungsanstieg besteht im Flecken Dahlenburg als Grundzentrum (7 %) und der Gemeinde Nahrendorf (7 %).

Abbildung 29: Bevölkerungsentwicklung der SG Dahlenburg 2011-2017 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde

Der natürliche Saldo lag von 2011 bis 2016 im Durchschnitt bei einem Minus von Zuwanderung von Familien und Best Agern, aber auf 21 Personen, wobei der Saldo in den Gemeinden Boitze, Dahlem und Nahrendorf geringem Niveau ausgeglichen ist. Die durchschnittlichen altersdifferenzierten Wanderungssalden der Samtgemeinde in dem Zeitraum von 2011 bis 2016 zeigen eine erhöhte Zu- wanderung von Familien sowie von den sogenannten Best Agern im Alter von 50 bis 64 Jahren, jedoch auf geringem Niveau. Personen in der Berufsfindungs- und Ausbildungsphase sowie ältere Menschen wandern in der Tendenz ab (vgl. Abbil- dung 30). Dieses Wanderungsmuster ist in allen Gemeinden der Samtgemeinde zu erkennen.

12 Der Grund für den Bevölkerungsanstieg von 2011 auf 2012 ist nicht bekannt. Möglicherweise kann es sich hierbei um Korrekturen des Melderegisters handeln.

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30 24

20 16 10 10

0

-10

-14 -20

-30 -25 unter 18 bis unter 30 bis unter 50 bis unter 65 Jahre 18 Jahre 30 Jahre 50 Jahre 65 Jahre und mehr

Abbildung 30: Durchschnittliche Wanderungssalden der SG Dahlenburg differenziert nach Altersgruppen von 2011 bis 2016 Eigene Darstellung, Datenbasis: Landesamt für Statistik Niedersachsen 2018

Die altersstrukturelle Entwicklung auf Ebene der Samtgemeinde zeigt eine Zu- Anstieg der Krippen- und nahme von Kindern im Krippenalter um 12 %. Kleinkinder im Alter von 3 bis unter Kleinkinder 6 Jahren sind sogar um 37 % angestiegen. Demgegenüber ist ein leichter Rück- gang bei Kindern im Grundschulalter sowie in der Altersgruppe der 10- bis unter 18-Jährigen festzustellen. Die drei älteren Altersgruppen gewinnen an Bedeutung. Hierbei fällt vor allem der hohe prozentuale Anstieg der Hochaltrigen (85+) mit 60 % auf (vgl. Tabelle 11). Die Entwicklung der Altersstruktur ist innerhalb der Samtgemeinde unterschiedlich. Beispielsweise gehen die Kinder im Krippenalter sowie die Kleinkinder in den Gemeinden Dahlem und Tosterglope zurück. Ver- stärkte Alterungsprozesse lassen sich in den Gemeinden Boitze, Dahlem und Tos- terglope erkennen.

Tabelle 11: Entwicklung der Altersgruppen der SG Dahlenburg 2011-2017 Verände- Verände- Bevölkerungszahl Bevölkerungszahl Altersgruppe rung rung 2011 2017 absolut in % 0 bis unter 3 Jahre 122 137 15 12,3 3 bis unter 6 Jahre 123 169 46 37,4 6 bis unter 10 Jahre 229 217 -12 -5,2 10 bis unter 18 Jahre 549 505 -44 -8,0 18 bis unter 30 Jahre 580 697 117 20,2 30 bis unter 50 Jahre 1.479 1.297 -182 -12,3 50 bis unter 65 Jahre 1.293 1.541 248 19,2 65 bis unter 85 Jahre 1.181 1.277 96 8,1 85 Jahre und mehr 113 181 68 60,2 Gesamt 5.669 6.021 352 6,2 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde

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4.9. Samtgemeinde Gellersen Die Bevölkerung der Samtgemeinde Gellersen ist seit dem Jahr 2012 stetig ange- Anstieg der Bevölkerung um 5 % seit 2012 stiegen. Zählten im Jahr 2012 rund 13.060 zu den Einwohnern der Samtgemeinde, waren dies im Jahr 2017 bereits rund 13.760 (vgl. Abbildung 31). Der prozentuale Anstieg beträgt damit 5 %. Der Zuwachs an Einwohnern unterscheidet sich zwi- schen den Gemeinden. Während der Anstieg der Bevölkerungszahl in dem Zeit- raum von 2011 bis 2017 in Kirchgellersen 9 % und in Westergellersen sogar 14 % betrug, fällt dieser im Grundzentrum Reppenstedt mit 2 % und in Südergellersen mit 4 % deutlich geringer aus. In dem Fall von Reppenstedt muss beachtet werden, dass im Stützzeitraum keine Ausweisungen von Baugebieten erfolgte.

Abbildung 31: Bevölkerungsentwicklung der SG Gellersen 2011-2017 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde

Der natürliche Saldo ist in der Samtgemeinde im Durchschnitt der Jahre 2011 bis Zuwanderung überwiegend von Familien 2016 negativ (-23 Personen). Auf Ebene der Mitgliedsgemeinden zeigt sich, dass der natürliche Saldo nur in den Gemeinden Reppenstedt (-13) und Westergeller- sen (-19) negativ ist. In Kirchgellersen (+7) und Südergellersen (+2) kann demge- genüber ein geringer Geburtenüberschuss konstatiert werden. Wie bereits in den anderen wachsenden Gemeinden festgestellt wurde, speist sich der Bevölke- rungszuwachs vor allem aus der Zuwanderung von Familien, während die Alters- gruppe der 18- bis unter 30-Jährigen mehrheitlich abwandert. Die Samtgemeinde Gellersen kann darüber hinaus noch eine Zuwanderung von älteren Menschen (65+) aufweisen (vgl. Abbildung 32). Diese zeigt sich auch in den einzelnen Ge- meinden, wobei lediglich in Südergellersen Personen im Alter von über 65 Jahren tendenziell abwandern.

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70 60 56 50 43 40 33 30 20 10 0 -10 -1 -20 -30 -29 -40 unter 18 bis unter 30 bis unter 50 bis unter 65 Jahre 18 Jahre 30 Jahre 50 Jahre 65 Jahre und mehr

Abbildung 32: Durchschnittliche Wanderungssalden der SG Gellersen differenziert nach Altersgruppen von 2011 bis 2016 Eigene Darstellung, Datenbasis: Landesamt für Statistik Niedersachsen 2018 Deutliche Zunahme der Die Entwicklung der Altersstruktur auf Ebene der Samtgemeinde ist in der nach- Hochaltrigen um 49 % stehenden Tabelle dargestellt. Hierbei zeigt sich, dass Kinder im Krippenalter, Ju- gendliche im Alter von 10 bis unter 18 Jahren sowie die Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen weniger werden. Im Gegensatz dazu kann bei Kleinkindern und Kin- dern im Grundschulalter ein Anstieg festgestellt werden. Die Best Ager im Alter von 50 bis 64 Jahren sowie die Altersgruppe der 65- bis 84-Jährigen sind um 16 % angestiegen. Auch in der Samtgemeinde Gellersen zeigt sich eine deutliche Zu- nahme bei den Hochaltrigen mit 49 %. Auf Ebene der Gemeinden fällt der hohe Anstieg von Kleinkindern in der Gemeinde Kirchgellersen (43 %) und Westergel- lersen (36 %) auf. In Westergellersen nehmen auch die Kinder im Krippenalter mit 36 % stark zu. In Reppenstedt und Südergellersen hingegen schrumpfen beide Gruppen.

Tabelle 12: Entwicklung der Altersgruppen der SG Gellersen 2011-2017 Verände- Verände- Bevölkerungszahl Bevölkerungszahl Altersgruppe rung rung 2011 2017 absolut in % 0 bis unter 3 Jahre 357 327 -30 -8,4 3 bis unter 6 Jahre 390 405 15 3,8 6 bis unter 10 Jahre 524 588 64 12,2 10 bis unter 18 Jahre 1.253 1.169 -84 -6,7 18 bis unter 30 Jahre 1.448 1.602 154 10,6 30 bis unter 50 Jahre 3.902 3.540 -362 -9,3 50 bis unter 65 Jahre 2.757 3.191 434 15,7 65 bis unter 85 Jahre 2.181 2.536 355 16,3 85 Jahre und mehr 270 403 133 49,3 Gesamt 13.082 13.761 679 5,2 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

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4.10. Samtgemeinde Ilmenau Die Bevölkerung der Samtgemeinde Ilmenau ist von dem Jahr 2011 auf 2012 um Anstieg der Bevölkerung von 2011 auf 2012 um 7 %, da- 660 Personen bzw. um 7 % angestiegen. Seitdem ist die Einwohnerzahl bis zum nach leicht rückläufig Jahr 2016 – wenn auch nur sehr gering – zurückgegangen. Ein leichter Bevölke- rungsanstieg konnte erst wieder im darauffolgenden Jahr festgestellt werden. Im Jahr 2017 zählte die Samtgemeinde Ilmenau rund 10.440 Einwohner (vgl. Abbil- dung 33). Betrachtet man die einzelnen Mitgliedsgemeinden, sind Unterschiede feststellbar. Das Grundzentrum Melbeck und die Gemeinde Deutsch Evern weisen eine mit der Samtgemeinde vergleichbare Bevölkerungsentwicklung auf. Die Ent- wicklung der Einwohnerzahl von der Gemeinde Embsen als zweites Grundzentrum der Samtgemeinde Ilmenau sowie der Gemeinde Barnstedt sind dagegen von grö- ßeren Schwankungen gekennzeichnet. Der Bevölkerungsanstieg dieser Gemein- den fällt seit 2011 etwas geringer aus.

Abbildung 33: Bevölkerungsentwicklung der SG Ilmenau 2011-2017 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde

Der natürliche Bevölkerungssaldo der Samtgemeinde lag in dem Zeitraum von Hoher Familienzuzug 2011 bis 2016 bei durchschnittlich Minus 17 Personen. Innerhalb dieses Zeitraums war auch der Wanderungssaldo im Durchschnitt negativ (-7 Personen), wobei grö- ßere Schwankungen identifiziert werden können. Wie die folgende Abbildung zeigt, sind vor allem Familien in die Samtgemeinde gezogen. Demgegenüber ha- ben junge Erwachsenen die Samtgemeinde verlassen. Seit 2015 kann ein noch stärkerer Zuzug von jungen Familien festgestellt werden. Dieses Wanderungsmus- ter ist in allen Gemeinden der Samtgemeinde erkennbar.

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60 40 40 20 20

0 -4 -20 -10

-40

-60 -53 unter 18 bis unter 30 bis unter 50 bis unter 65 Jahre 18 Jahre 30 Jahre 50 Jahre 65 Jahre und mehr

Abbildung 34: Durchschnittliche Wanderungssalden der SG Ilmenau differenziert nach Altersgruppen 2011-2016 Eigene Darstellung, Datenbasis: Landesamt für Statistik Niedersachsen 2018

Die Entwicklung der Altersstruktur zeigt, dass trotz der Zuwanderung von Familien Deutlicher Zuwachs bei den 18- bis unter 30-Jährigen die Anzahl an Kindern – abgesehen von der Altersgruppe der 3- bis unter 6-Jähri- gen – zurückgeht (vgl. Tabelle 13). Ein deutlicher Zuwachs kann bei den 18- bis unter 30-Jährigen sowie bei den älteren Altersgruppen festgestellt werden. Die Hochaltrigen im Alter von über 85 Jahren steigen sogar um 42 %. Die zunehmende Alterung betrifft alle Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde. Bei den Personen unter 18 Jahren bestehen auch Unterschiede. In der Gemeinde Embsen sind alle betrachteten jüngeren Altersgruppen rückläufig. In den Gemeinden Barnstedt, Deutsch Evern und Melbeck gewinnen die 3- bis unter 6-Jährigen an Bedeutung. In Deutsch Evern ist darüber hinaus noch ein Anstieg bei den 6- bis unter 10-Jäh- rigen sowie in Barnstedt bei den Kindern im Krippenalter feststellbar.

Tabelle 13: Entwicklung der Altersgruppen der SG Ilmenau 2011-2017 Verände- Verände- Bevölkerungszahl Bevölkerungszahl Altersgruppe rung rung 2011 2017 absolut in % 0 bis unter 3 Jahre 245 206 -39 -15,9 3 bis unter 6 Jahre 267 282 15 5,6 6 bis unter 10 Jahre 413 409 -4 -1,0 10 bis unter 18 Jahre 1.060 925 -135 -12,7 18 bis unter 30 Jahre 878 1.202 324 36,9 30 bis unter 50 Jahre 3.042 2.542 -500 -16,4 50 bis unter 65 Jahre 2.196 2.696 500 22,8 65 bis unter 85 Jahre 1.588 1.916 328 20,7 85 Jahre und mehr 184 261 77 41,8 Gesamt 9.873 10.439 566 5,7 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde

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4.11. Samtgemeinde Ostheide Auch die Samtgemeinde Ostheide konnte von 2011 auf 2012 einen markanten Seit 2012 stagnierende Bevölkerungszahl Bevölkerungsanstieg registrieren13. Innerhalb eines Jahres hat sich die Einwoh- nerzahl um rund 690 Personen bzw. 7 % erhöht. Seit diesem Zeitpunkt konnte nur noch ein geringer Anstieg der Bevölkerung um rund 150 Personen ermittelt werden (vgl. Abbildung 35). In dem Zeitraum von 2011 bis 2017 war insgesamt ein Zu- wachs von 9 % zu verzeichnen, der sich relativ gleichmäßig auf die Gemeinden verteilte. Die stärkste Bevölkerungszunahme erfolgte in der Gemeinde Neetze als eines der beiden Grundzentren mit 10 %. Dahinter folgen die Gemeinden Thomas- burg (9 %), Reinstorf (9 %), das zweite Grundzentrum Barendorf (8 %), Vastorf (8 %) und Wendisch Evern (8 %).

Abbildung 35: Bevölkerungsentwicklung der SG Ostheide 2011-2017 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde

Im Kontrast zu den meisten anderen Gemeinden im Landkreis besteht in der Samt- Zuwanderung von Familien, Abwanderung von Bildungs- gemeinde Ostheide im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2016 ein Geburtenüber- wanderern schuss von 12 Personen. Auf Gemeindeebene kann ein Geburtendefizit nur in Neetze und in Vastorf ermittelt werden. Der Wanderungssaldo lag in diesem Zeit- raum bei einem Plus von 17 Personen, wobei auch in diesem Fall größere Schwan- kungen identifiziert werden können. Die altersdifferenzierten Wanderungssalden zeigen ein ähnliches Muster wie in der Samtgemeinde Ilmenau. Auch hier kann eine Zuwanderung von Familien und eine Abwanderung von Personen, die sich in der Berufsfindungs- und Ausbildungsphase befinden, festgestellt werden (vgl. Ab- bildung 36). Dieses Muster spiegelt sich auch in den einzelnen Mitgliedsgemein- den wider, wobei sich die Wanderungssalden abseits der Grundzentren Barendorf und Neetze auf einem geringen Niveau befinden.

13 Der Grund für den Bevölkerungsanstieg von 2011 auf 2012 ist nicht bekannt. Möglicherweise kann es sich hierbei um Korrekturen des Melderegisters handeln.

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50 45 40 30 21 20 10 1 0 -10 -10 -20 -30

-40 -36 unter 18 bis unter 30 bis unter 50 bis unter 65 Jahre 18 Jahre 30 Jahre 50 Jahre 65 Jahre und mehr

Abbildung 36: Durchschnittliche Wanderungssalden der SG Ostheide differenziert nach Altersgruppen 2011-2016 Eigene Darstellung, Datenbasis: Landesamt für Statistik Niedersachsen 2018

In der Samtgemeinde Ostheide kann ein Anstieg der 3- bis unter 6-Jährigen von Anstieg der Hochaltrigen um 60 % 17 % festgestellt werden. Wie auch in den anderen Gemeinden, ist der Anstieg der älteren Altersgruppen auffällig. Während die Altersgruppe der 65- bis 84-Jährigen seit 2011 um ein Viertel größer geworden ist, sind die Hochaltrigen (85+) sogar um 60 % angestiegen. Der Zuwachs an Hochaltrigen fällt in den Gemeinden Barendorf (83 %, von 18 auf 33 Personen), Reinstorf (267 %, von 9 auf 33 Personen) und Wendisch Evern (114 %, von 14 auf 30 Personen) besonders hoch aus, wenn- gleich die absoluten Zahlen gering sind. Kinder im Krippenalter und Kleinkinder nehmen in den Gemeinden Neetze, Reinstorf und Vastorf zu. In Barendorf und Thomasburg kann demgegenüber nur ein Anstieg bei den Kleinkindern ausge- macht werden. In Wendisch Evern gehen beide Altersgruppen zurück.

Tabelle 14: Entwicklung der Altersgruppen der SG Ostheide 2011-2017 Verände- Verände- Bevölkerungszahl Bevölkerungszahl Altersgruppe rung rung 2011 2017 absolut in % 0 bis unter 3 Jahre 249 259 10 4,0 3 bis unter 6 Jahre 278 324 46 16,5 6 bis unter 10 Jahre 421 405 -16 -3,8 10 bis unter 18 Jahre 1.025 945 -80 -7,8 18 bis unter 30 Jahre 948 1.163 215 22,7 30 bis unter 50 Jahre 3.111 2.820 -291 -9,4 50 bis unter 65 Jahre 2.029 2.562 533 26,3 65 bis unter 85 Jahre 1.401 1.751 350 25,0 85 Jahre und mehr 112 179 67 59,8 Gesamt 9.574 10.408 834 8,7 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

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4.12. Samtgemeinde Scharnebeck Die Bevölkerung der Samtgemeinde Scharnebeck ist in dem Zeitraum von 2011 Anstieg der Einwohnerzahl um 4 % seit 2011 bis 2017 kontinuierlich angestiegen, wobei der größte Anstieg von 2014 auf 2015 beobachten werden konnte. In dem gesamten Zeitraum hat sich die Einwohnerzahl um rund 610 Personen bzw. 4 % erhöht. Im Jahr 2017 hatte die Samtgemeinde rund 15.730 Einwohner (vgl. Abbildung 37). Die Bevölkerungsentwicklung läuft in den einzelnen Mitgliedsgemeinden unterschiedlich ab. Die größten Bevölkerungs- gewinne verzeichnen das Grundzentrum Scharnebeck (9 %) und die Gemeinde Lüdersburg (4 %). Die Gemeinden Echem (-2 %) und Hittbergen (-1 %) sind sogar von einem Rückgang der Bevölkerung betroffen.

Abbildung 37: Bevölkerungsentwicklung der SG Scharnebeck 2011-2017 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

Der natürliche Saldo lag im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2016 bei einem Minus Anstieg der Bevölkerung durch Familienzuwanderung von 6 Personen. Hierbei ist aber anzumerken, dass in den Jahren 2015 und 2016 ein Geburtenüberschuss festgestellt werden konnte. Der Wanderungssaldo war in dem gesamten Betrachtungszeitraum positiv und hat sich im Verlauf erhöht. Wie bereits bei den anderen wachsenden Gemeinden festgestellt wurde, ist auch hier der Einwohnergewinn auf die Zuwanderung von Familien zurückzuführen, wohin- gegen erneut die Altersgruppe der 18- bis unter 30-Jährigen mehrheitlich abwan- dert (vgl. Abbildung 38). Diese Wanderungsmuster können in der Tendenz in den meisten Gemeinden der Samtgemeinde identifiziert werden. Bei der Gemeinde Rullstorf fällt die verhältnismäßig hohe Zuwanderung der Altersgruppe 65+ auf. Die Gemeinde Hittbergen verzeichnet als einzige Gemeinde einen negativen Wan- derungssaldo in allen betrachteten Altersgruppen, ausgenommen von den 30- bis 49-Jährigen.

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100 88 80

60 51

40

20 5 2 0

-20

-40

-60 -50 unter 18 bis unter 30 bis unter 50 bis unter 65 Jahre 18 Jahre 30 Jahre 50 Jahre 65 Jahre und mehr Abbildung 38: Durchschnittliche Wanderungssalden der SG Scharnebeck differenziert nach Altersgruppen 2011-2016 Eigene Darstellung, Datenbasis: Landesamt für Statistik Niedersachsen 2018

Die Entwicklung der Altersstruktur seit dem Jahr 2011 ist durch einen Anstieg der Anstieg der Krippen- und Kleinkinder Kinder im Krippenalter und Kleinkinder gekennzeichnet, während die Altersgrup- pen der 6- bis unter 10-Jährigen sowie der 10- bis unter 18-Jährigen geringer wer- den (vgl. Tabelle 15). Kinder im Krippenalter gewinnen vor allen Dingen in Artlen- burg, Brietlingen, Echem, Hohnstorf und Scharnebeck an Bedeutung. Ein Zuwachs an Kleinkindern hat in den Gemeinden Echem, Hittbergen, Hohnstorf, Lüdersburg und Scharnebeck stattgefunden. Die Alterung der Bevölkerung zeigt sich in der Samtgemeinde nicht so stark ausgeprägt wie in anderen Gemeinden. Dennoch sind auch die Hochaltrigen (85+) um rund ein Viertel angestiegen. Verstärkte Alte- rungstendenzen innerhalb der Samtgemeinde können in den Gemeinden Artlen- burg, Brietlingen, Lüdersburg, Rullstorf und Scharnebeck identifiziert werden.

Tabelle 15: Entwicklung der Altersgruppen der SG Scharnebeck 2011-2017 Verände- Verände- Bevölkerungszahl Bevölkerungszahl Altersgruppe rung rung 2011 2017 absolut in % 0 bis unter 3 Jahre 346 377 31 9,0 3 bis unter 6 Jahre 431 456 25 5,8 6 bis unter 10 Jahre 627 575 -52 -8,3 10 bis unter 18 Jahre 1.702 1.427 -275 -16,2 18 bis unter 30 Jahre 1.657 1.872 215 13,0 30 bis unter 50 Jahre 4.758 4.197 -561 -11,8 50 bis unter 65 Jahre 3.019 3.797 778 25,8 65 bis unter 85 Jahre 2.362 2.756 394 16,7 85 Jahre und mehr 222 275 53 23,9 Gesamt 15.124 15.732 608 4,0 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

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4.13. Zwischenfazit Die Bevölkerung im Landkreis Lüneburg ist in dem Zeitraum von 2011 bis 2017 Heterogene Bevölkerungsent- wicklung im gesamten Land- um 7 % auf rund 183.000 Einwohner angestiegen, während sich die Gesamtbe- kreis völkerung Deutschlands lediglich um 3 % erhöht hat. Auch alle Städte, Einheits- und Samtgemeinden haben einen Anstieg der Einwohner erfahren, wobei Unter- schiede in der Dynamik ausgemacht werden können. Den höchsten Anstieg von 18 % verzeichnete die Gemeinde Adendorf. Danach folgt die Samtgemeinde Ostheide mit 9 %. Auf Ebene der Gemeinden zeigt sich eine heterogene Bevölke- rungsentwicklung. Die Hansestadt Lüneburg sowie einige Umlandgemeinden ha- ben in den vergangenen Jahren vor allem durch ihre Nähe zur Hansestadt Ham- burg eine positive Bevölkerungsentwicklung insbesondere durch den Zuzug von Familien erfahren. In den Gemeinden am nördlichen, nordöstlichen und südwest- lichen Rand fällt der Einwohneranstieg weitaus geringer aus. In vier Gemeinden des Landkreises – Hittbergen, Echem, Soderstorf und Betzendorf – ist die Einwoh- nerzahl sogar rückläufig gewesen.

Hierbei muss berücksichtigt werden, dass die Entwicklung der Bevölkerung durch Steuerung der Bevölkerungs- entwicklung durch die Regio- die Regionalplanung gesteuert wurde. In Gemeinden ohne zentralörtliche Funktion nalplanung ist eine Ausweisung von Bauflächen nur im Rahmen der Eigenentwicklung zuläs- sig, um die Hauptsiedlungsentwicklung auf die Zentralen Orte zu konzentrieren.

Auch die altersstrukturelle Entwicklung unterscheidet sich kleinräumig. Neben der Rückgang der unter 18-Jähri- gen im Nordosten und Süd- Hansestadt Lüneburg verzeichnen vor allem die Gemeinden Deutsch Evern, Kirch- westen des Landkreises gellersen, Bardowick, Adendorf und Scharnebeck einen Zuwachs bei den unter 18-Jährigen. Ein Rückgang dieser Altersgruppe ist in erster Linie im Nordosten und Südwesten des Landkreises festzustellen. Neben der Stadt Bleckede betrifft dies die Gemeinden Reinstorf und Boitze sowie alle Gemeinden der Samtgemeinde Amelinghausen, der Samtgemeinde Ilmenau sowie der Samtgemeinde Scharne- beck (mit Ausnahme der Gemeinde Scharnebeck).

Der gesamte Landkreis ist – mit Ausnahme der Hansestadt Lüneburg und der Starke Alterungsprozesse im Landkreis Samtgemeinde Bardowick – von einer starken Alterung gekennzeichnet. Insbe- sondere der Anstieg der Hochaltrigen (85+) fällt sehr deutlich aus. Vor diesem Hin- tergrund stellt sich die Frage, wie sich die Bevölkerung des Landkreises kleinräu- mig in den nächsten Jahren entwickeln wird und welche Folgen mit dem demogra- phischen Wandel für die Nachfrage nach sozialer Infrastruktur einhergehen.

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5. Bevölkerungsprognose Im Rahmen dieses Kapitels wird die zukünftige Bevölkerungsentwicklung näher Bevölkerungsprognose in drei Varianten bis 2035 analysiert. Dafür wird auf Ebene der Gemeinden eine Bevölkerungsprognose in drei Varianten bis zum Jahr 2035 errechnet. Neben der Entwicklung der Einwoh- nerzahl wird auf die Veränderung der Altersstruktur eingegangen. Das Ziel ist da- bei festzustellen, wie sich die zuvor thematisierten Zielgruppen zukünftig entwi- ckeln werden. Auf dieser Basis lassen bereits veränderte Nachfragestrukturen ab- leiten.

Bevor die Ergebnisse der Bevölkerungsprognose ausführlich dargestellt werden, Darstellung der Ergebnisse auf Ebene der Einheits- und Samt- werden im ersten Unterkapitel die Annahmen erläutert, die den verschiedenen Va- gemeinden rianten der Bevölkerungsprognose zugrunde liegen. Wie bereits bei der Beschrei- bung der vergangenen Bevölkerungsentwicklung, wird daran anschließend zu- nächst ein Überblick über die zukünftige Bevölkerungsentwicklung des Landkrei- ses insgesamt gegeben. Folgend werden die Ergebnisse auf Ebene der Einheits- und Samtgemeinden mit besonderen Fokus auf die Ergebnisse der Basisvariante vorgestellt. Besondere Entwicklungen von einzelnen Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinden werden textlich erläutert. Abbildungen sowie Tabellen zu diesen Gemeinden befinden sich im Anhang. 5.1. Methodik Für die Erstellung einer Bevölkerungsprognose ist es notwendig, Annahmen zur Konstante Geburtenziffer Entwicklung der Geburten, Sterbefälle sowie zu den Wanderungen zu treffen. Für die Annahmen zur Geburtenentwicklung muss das zukünftige generative Verhal- ten („Geburtenverhalten“) abgeschätzt werden. Bei allen drei Varianten wird von einer konstanten Geburtenziffer ausgegangen, die auf Basis des Zeitraums von 2008 bis 2014 (siehe Erklärung zum Stützzeitraum weiter unten) je Gemeinde be- rechnet wurde.

Neben der Anzahl älterer Menschen ist die Veränderung der Lebenserwartung Sterbetafel des Landes Nie- dersachsens. maßgeblich für die zukünftige Entwicklung der Sterbefälle. Die Sterberate basiert in allen drei Varianten auf der aktuellen Sterbetafel des Landes Niedersachsens.

Wanderungen stellen bei jeder Bevölkerungsprognose die zentrale Komponente Stützzeitraum des Wanderungsverhaltens dar. So sind Unterschiede in der Bevölkerungsentwicklung zu einem Großteil auf 2008 bis 2014 Wanderungsbewegungen zurückzuführen. Entscheidend für die Prognose der Wanderungen ist der Stützzeitraum. Basiert eine Prognose auf einen sehr kurzen Stützzeitraum, der zugleich in eine dynamische Phase der Bevölkerungsentwick- lung fällt, würde die Prognose diese Entwicklung fortschreiben. Die vorliegende Bevölkerungsprognose basiert daher auf einem relativen langen Stützzeitraum, der sich auf die Wanderungsdaten des Zeitraums von 2008 bis 2014 bezieht14. Das bedeutet, dass die hohen Zuwanderungszahlen durch Schutzsuchende der Jahre 2015 und 2016 nicht berücksichtigt wurden. Wanderungsdaten für das Jahr

14 Der Stützzeitraum ist somit identisch mit dem Stützzeitraum, auf dem die Prognose der Wohnungsmarktana- lyse des Landkreises Lüneburg aus dem Jahr 2016 basiert.

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2017 lagen zum Zeitpunkt der Berechnungen noch nicht vor. In der Bevölkerungs- prognose werden keine Baugebietsausweisungen berücksichtigt. Auch raumord- nerische Festlegungen, etwa zu Schwerpunktbildung an bestimmten Standorten, spielen keine Rolle.

Um einen möglichen Entwicklungskorridor abzuzeichnen, wurden neben der Ba- Drei Varianten je Gemeinde sisvariante eine obere und untere Prognosevariante errechnet, die sich durch un- terschiedliche Annahmen bezüglich der Wanderungsentwicklung unterscheiden. Die Prognose des Wanderungsverhaltens aller drei Varianten basiert auf dem Stützzeitraum von 2008 bis 2014. Die einzelnen Varianten unterscheiden sich je- doch in der Höhe des Zuzugs, der der Berechnung zugrunde gelegt wurde. In der Basisvariante wird von einer durchschnittlichen Entwicklung auf Basis des ange- gebenen Stützzeitraums ausgegangen. Das bedeutet, dass die bisherigen Wan- derungsbewegungen fortgeschrieben werden. Die obere Variante geht demgegen- über von einer überdurchschnittlichen Zuwanderung15 aus und die untere Variante dementsprechend von einer unterdurchschnittlichen Entwicklung der Zuwande- rung16. Da die Prognose auf Ebene der einzelnen Gemeinden erfolgt, wird für jede Gemeinde die Zuwanderung in drei Varianten auf Grundlage des gewählten Stütz- zeitraums berechnet. Mit diesem Vorgehen wird die individuelle Entwicklung jeder Gemeinde berücksichtigt. Die einzelnen Annahmen für jede Gemeinde können der folgenden Tabelle entnommen werden. Detaillierte Angaben zu dem natürlichen Saldo und dem Wanderungssaldo können dem Anhang entnommen werden.

Tabelle 16: Annahmen zur Zuwanderung auf Basis des Stützzeitraums 2008-2014 Unterdurch- Überdurch- Durchschnittli- schnittliche jähr- schnittliche jähr- che jährliche Gemeinde liche Zuwande- liche Zuwande- Zuwanderung rung (untere Va- rung (obere Vari- (Basisvariante) riante) ante) Gemeinde Adendorf 768 705 815 Stadt Bleckede 569 540 608 Hansestadt Lüneburg 6.167 5.963 6.441 Gemeinde Amt Neuhaus 209 190 233 Ameling- 302 268 315 hausen Betzendorf 89 74 95 Oldendorf SG Amelinghausen 85 77 97 (Luhe) Rehlingen 64 53 72 Soderstorf 117 109 128 Bardowick 580 542 676 Barum 129 111 142 SG Bardowick Handorf 124 103 139 Mechter- 48 38 53 sen Radbruch 134 119 154

15 Mittelwert der überdurchschnittlichen Zuwanderungsjahre 16 Mittelwert der unterdurchschnittlichen Zuwanderungsjahre

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Vögelsen 191 141 229 Wittorf 130 104 165 Boitze 34 26 44 Dahlem 32 26 37 Dahlen- 229 211 254 SG Dahlenburg burg Nahren- 112 104 124 dorf Tosterg- 40 32 50 lope Kirchgel- 192 166 211 lersen Reppens- 580 562 604 tedt SG Gellersen Südergel- 146 132 165 lersen Westergel- 141 118 158 lersen Barnstedt 47 42 55 Deutsch 264 244 278 SG Ilmenau Evern Embsen 184 176 190 Melbeck 269 254 289 Barendorf 164 144 190 Neetze 195 176 220 Reinstorf 107 77 119 SG Ostheide Thomas- 100 90 115 burg Vastorf 69 63 72 Wendisch 116 105 131 Evern Artlenburg 131 112 157 Brietlingen 235 221 246 Echem 68 62 76 Hittbergen 82 72 90 Hohnstorf SG Scharnebeck 149 139 173 (Elbe) Lüders- 62 53 69 burg Rullstorf 160 141 174 Scharne- 290 267 346 beck Eigene Darstellung, Datenbasis: Landesamt für Statistik Niedersachsen 2018

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5.2. Landkreis Lüneburg Das Ergebnis der Bevölkerungsprognose in den drei Varianten ist in der folgenden Bevölkerungsanstieg im Land- kreis Lüneburg um 3 % bis Tabelle auf Ebene der Einheits- und Samtgemeinden dargestellt. Die Bevölkerung 2035 (Basisvariante) im Landkreis Lüneburg wird laut der Basisvariante um 3 % auf rund 187.900 Ein- wohner im Jahr 2035 ansteigen. In der oberen Varianten wird sogar von einem Bevölkerungsanstieg von 8 % auf rund 198.200 Einwohnern ausgegangen. Die untere Variante geht demgegenüber von einem Rückgang um 2 % auf rund 178.900 Einwohnern aus.

Wie bereits bei der Analyse der vergangenen Bevölkerungsentwicklung lassen In den meisten Gemeinden steigt die Bevölkerung bis zum sich auch hier kleinräumige Unterschiede ausmachen. Die Tabelle 17 zeigt, dass Jahr 2035 an die Bevölkerung bis zum Jahr 2035 in den meisten Gemeinden laut der Basisvari- ante ansteigt. Den größten prozentualen Anstieg verzeichnen die Samtgemeinde Bardowick (7 %), die Gemeinde Adendorf (6 %) und die Hansestadt Lüneburg (5 %). Während in der Samtgemeinde Ostheide nur ein geringer Bevölkerungsan- stieg beobachtet werden kann, geht die Bevölkerung in der Gemeinde Amt Neu- haus, in der Stadt Bleckede sowie in den Samtgemeinden Dahlenburg und Ilmenau sogar zurück. Der Bevölkerungsrückgang in der Gemeinde Amt Neuhaus fällt dabei mit 17 % besonders hoch aus.17

Tabelle 17: Bevölkerungsprognose des Landkreises Lüneburg bis 2035 Ver- Bevöl- Bevöl- Bevöl- Verän- än- Ver- ke- ke- ke- Bevöl- de- de- ände- rungs- rungs- rungs- ke- rung rung rung zahl zahl zahl rungs- in % in % in % 2035 2035 2035 zahl (Ba- (un- (obere (Basis- (untere (obere 2017 sisva- tere Vari- vari- Vari- Vari- riante) Vari- ante) ante) ante) ante) ante) Gem. Adendorf 10.952 11.632 10.990 12.113 6,2 0,3 10,6 Gem. Amt Neuhaus 4.986 4.152 3.945 4.428 -16,7 -20,9 -11,2 Stadt Bleckede 9.424 9.306 8.999 9.736 -1,3 -4,5 3,3 Hansestadt Lüneburg 75.101 78.761 77.086 80.994 4,9 2,6 7,8 SG Amelinghausen 8.437 8.557 7.842 9.000 1,4 -7,0 6,7 SG Bardowick 17.770 18.945 17.177 21.144 6,6 -3,3 19,0 SG Dahlenburg 6.021 5.495 5.062 6.047 -8,7 -15,9 0,4 SG Gellersen 13.761 14.179 13.446 14.988 3,0 -2,3 8,9 SG Ilmenau 10.439 10.207 9.753 10.686 -2,2 -6,6 2,4 SG Ostheide 10.408 10.443 9.510 11.380 0,3 -8,6 9,3 SG Scharnebeck 15.732 16.179 15.114 17.649 2,8 -3,9 12,2 LK Lüneburg 183.031 187.854 178.925 198.164 2,6 -2,2 8,3 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

17 In der Bevölkerungszahl 2017 der Gemeinde Amt Neuhaus sind noch rund 120 Geflüchtete enthalten, die nicht mehr in der Gemeinde leben (vgl. Kapitel 4.3).

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Abgesehen von der Gemeinde Amt Neuhaus werden alle Einheits- und Samtge- meinden laut der oberen Variante an Bevölkerung gewinnen. Demgegenüber ver- zeichnen auf Basis der unteren Variante mit Ausnahme von der Gemeinde Aden- dorf und der Hansestadt Lüneburg alle Einheits- und Samtgemeinden einen Be- völkerungsrückgang.

In der Abbildung 39 ist die prozentuale Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr Bevölkerungsgewinne in der Hansestadt Lüneburg und in 2035 auf Grundlage der Basisvariante für die 43 Gemeinden des Landkreises dar- den angrenzenden Gemeinden gestellt. Hierbei werden Unterschiede zwischen Gemeinden in Abhängigkeit ihrer im Westen und Norden Lage deutlich. Die Abbildung zeigt, dass neben der Hansestadt Lüneburg vor allem noch die Gemeinden an Bevölkerung gewinnen, die westlich und nördlich an Lü- neburg angrenzen. Die größten Bevölkerungsgewinne von über 8 % verzeichnen die Gemeinden Bardowick, Radbruch, Wittorf, Kirchgellersen, Westergellersen und Rullstorf. Im Gegensatz dazu verlieren einige Gemeinden vor allem südlich und östlich von der Hansestadt Lüneburg an Bevölkerung, wobei der Bevölke- rungsrückgang in den Gemeinden Amt Neuhaus, Dahlem und Tosterglope mit mehr als 13 % besonders stark ausfällt.

Abbildung 39: Relative Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden bis 2035 (Basisvariante) Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

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Bezüglich der Entwicklung der Zentralen Orte verschiebt sich das Bild verglichen mit der Entwicklung in dem Zeitraums 2011 bis 2017 nur leicht (vgl. Kapitel 4.1). Der Flecken Bardowick sowie die Gemeinden Melbeck, Neetze und nun auch Ba- rendorf weisen jeweils die höchsten Einwohnergewinne bzw. die geringsten Ein- wohnerverluste auf. Andere Zentrale Orte lassen eine zum Teil deutlich schlech- tere Entwicklung erwarten als andere Gemeinden in der jeweiligen Samtgemeinde.

Die prozentuale Entwicklung der Altersgruppe der unter 18-Jährigen zeigt, dass Anstieg der unter 18-Jährigen in der Hansestadt Lüneburg nur wenige Gemeinden einen Anstieg dieser Altersgruppe bis zum Jahre 2035 ver- sowie im westlichen und nörd- zeichnen können (vgl. Abbildung 40). Dazu zählen die Gemeinde Adendorf, die lichen Umland. Hansestadt Lüneburg, Betzendorf, Oldendorf, Bardowick, Nahrendorf, Kirchgeller- sen, Barendorf und Hittbergen. Alle anderen Gemeinden verzeichnen einen Rück- gang bei den unter 18-Jährigen. Mit über 16 % fällt dieser besonders hoch in den Gemeinden Amt Neuhaus, Handorf, Wittorf, Boitze, Westergellersen, Barnstedt, Reinstorf, Vastorf, Wendisch Evern, Echem und Hohnstorf aus.18

Abbildung 40: Relative Entwicklung der unter 18-Jährigen in den Gemeinden bis 2035 (Basisvariante) Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2016

18 Zu beachten ist, dass in der Bevölkerungszahl des Jahres 2017 noch 120 Geflüchtete enthalten sind, die dort aber tatsächlich nicht mehr wohnen (vgl. Kapitel 4.3).

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Abbildung 41: Relative Entwicklung der über 65-Jährigen in den Gemeinden bis 2035 (Basisvariante) Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

Abgesehen von Dahlem und Tosterglope werden alle anderen Gemeinden einen Starke Alterungsprozesse in den Gemeinden des zum Teil erheblichen Anstieg der über 65-Jährigen verzeichnen (vgl. Abbildung Landkreises 41). Von einem besonders starken Anstieg von über 55 % sind die Gemeinden Betzendorf, Handorf, Wittorf, Westergellersen und Rullstorf gekennzeichnet. Einen hohen Anteil an der Gesamtbevölkerung machen die über 65-Jährigen in den Ge- meinden Barnstedt (38 %), Vögelsen (34 %), Amt Neuhaus (34 %), Betzendorf (32 %), Rullstorf (32 %) und in der Stadt Bleckede (32 %) (vgl. Abbildung 42).

Die Ergebnisse der Bevölkerungsprognose haben gezeigt, dass in der Basisvari- ante von einem leichten Anstieg der Bevölkerung bis zum Jahr 2035 im Landkreis Lüneburg auszugehen ist, wobei erneut kleinräumige Unterschiede ausgemacht werden können. Vor allem die Hansestadt Lüneburg sowie einige Gemeinden, die westlich und nördlich angrenzen, können noch Einwohnergewinne durch einen verstärkten Zuzug von Familien verzeichnen, wobei ein Zuwachs an Personen un- ter 18 Jahren nur noch auf wenige Gemeinden zutrifft. Die anderen Gemeinden sind demgegenüber von Bevölkerungsverlusten gekennzeichnet, die jedoch unter- schiedlich stark ausfallen. Von starken Alterungsprozessen sind fast alle Gemein- den betroffen.

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Abbildung 42: Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung 2035 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

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5.3. Gemeinde Adendorf Die Einwohnerzahl der Gemeinde Adendorf wird laut der Basisvariante von rund Anstieg der Bevölkerung um 6 % bis 2035 (Basisvariante) 10.950 auf rund 11.630 im Jahr 2035 kontinuierlich ansteigen. Dies entspricht ei- nem Anstieg von 6 %. Auf Basis der oberen Variante fällt der Bevölkerungsgewinn mit 12 % noch größer aus. Demgegenüber wird in der unteren Variante von einer stagnierenden Bevölkerungsentwicklung ausgegangen (vgl. Abbildung 43).

Abbildung 43: Bevölkerungsprognose der Gemeinde Adendorf 2017-2035 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

Die Entwicklung der Altersstruktur ist in der folgenden Tabelle dargestellt. Auf Anstieg der Hochaltrigen um 52 % bis zum Jahr 2035 Grundlage der Basisvariante werden die 3- bis unter 6-Jährigen, die 6- bis unter (Basisvariante) 10-Jährigen, die 18- bis unter 30-Jährigen sowie die 50- bis unter 65-Jährigen bis zum Jahr 2035 quantitativ an Bedeutung verlieren. Ein geringer Anstieg kann noch bei den Kindern im Krippenalter, bei den 10- bis unter-18-Jährigen sowie bei den 30- bis unter 50-Jährigen festgestellt werden. Demgegenüber ist der Anstieg der beiden älteren Altersgruppen enorm. Während die Altersgruppe der 65- bis unter 85-Jährigen bereits um 26 % ansteigen wird, fällt der Anstieg der Hochaltrigen (85+) mit 52 % bedeutend größer aus. Laut der unteren Varianten werden nur noch die beiden älteren Altersgruppen zulegen. Durch den erhöhten Zuzug von Familien fällt in der oberen Variante der Bevölkerungsgewinn bei den Kindern im Krippen- alter, den 10- bis unter 18-Jährigen sowie bei der Elterngeneration (30- bis unter 50-Jährigen) auf.

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Tabelle 18: Entwicklung der Altersgruppen der Gemeinde Adendorf 2017-2035 Bevöl- Bevöl- Bevöl- Ver- Verän- Ver- ke- ke- ke- ände- Bevöl- de- ände- rungs- rungs- rungs- rung ke- rung rung zahl zahl zahl in % Altersgruppe rungs- in % in % 2035 2035 2035 (un- zahl (Ba- (obere (Basis- (untere (obere tere 2017 sisva- Vari- vari- Vari- Vari- Vari- riante) ante) ante) ante) ante) ante) 0 bis unter 3 Jahre 256 260 242 274 1,6 -5,5 7,0 3 bis unter 6 Jahre 307 288 267 304 -6,2 -13,0 -1,0 6 bis unter 10 Jahre 427 408 380 430 -4,4 -11,0 0,7 10 bis unter 18 Jahre 819 865 812 906 5,6 -0,9 10,6 18 bis unter 30 Jahre 1.255 1.225 1.147 1.284 -2,4 -8,6 2,3 30 bis unter 50 Jahre 2.759 2.912 2.696 3.075 5,5 -2,3 11,5 50 bis unter 65 Jahre 2.609 2.416 2.286 2.513 -7,4 -12,4 -3,7 65 bis unter 85 Jahre 2.163 2.714 2.637 2.772 25,5 21,9 28,2 85 Jahre und mehr 357 541 524 555 51,5 46,8 55,5 Gesamt 10.952 11.632 10.990 12.113 6,2 0,3 10,6 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

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5.4. Gemeinde Amt Neuhaus Für die Bevölkerungszahl in der Gemeinde Amt Neuhaus wird in allen drei Varian- Negative Bevölkerungsent- wicklung in allen drei Varianten ten ein Rückgang prognostiziert (vgl. Abbildung 44). In der Basisvariante wird die Bevölkerung in den Jahren bis 2035 um rund 830 Personen auf rund 4.150 Ein- wohner zurückgehen. Dies entspricht einem Rückgang um 17 %. In der oberen Prognosevariante fällt der Rückgang der Bevölkerung etwas schwächer aus, bis 2035 ergibt sich demnach ein Rückgang um 11 %. In der unteren Prognosevari- ante, die auf unterdurchschnittlichen Zuwanderungsannahmen beruht, wird ein Bevölkerungsrückgang um sogar 21 % bis zum Jahr 2035 prognostiziert. Da in der Ausgangsbevölkerung des Jahres 2017 noch rund 120 Geflüchtete enthalten sind, die tatsächlich nicht mehr in der Gemeinde wohnen, fällt der prognostizierte Be- völkerung etwas geringer aus (vgl. Kapitel 4.3). Dieser Umstand wirkt sich auch auf die Entwicklung der Altersgruppen aus.

Abbildung 44: Bevölkerungsprognose der Gemeinde Amt Neuhaus 2017-2035 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

In der nachfolgenden Tabelle ist die Entwicklung der Bevölkerung differenziert Zuwächse nur bei älteren Be- völkerungsgruppen in allen nach ausgewählten Altersgruppen dargestellt. In allen drei Prognosevarianten drei Prognosevarianten können nur die beiden ältesten Altersgruppen einen Zuwachs verzeichnen, wobei laut der Basisvariante der Anstieg der 65- bis unter 85-Jährigen mit 12 % ver- gleichsweise deutlicher ausfällt als der Zuwachs von 5 % bei den Hochaltrigen (85+). Alle anderen Altersgruppen verlieren quantitativ an Bedeutung. Besonders hoch fällt der Rückgang in der Altersgruppe 3 bis unter 6 Jahre aus. In der Basis- variante wird ein Rückgang dieser Altersgruppe um 37 % prognostiziert. Zu beach- ten ist, dass vor allem der Rückgang der jüngeren Altersgruppen etwas geringer ausfällt, wenn man die 120 Geflüchteten berücksichtigt, die im Jahr 2017 nicht mehr in der Gemeinde wohnhaft waren.

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Tabelle 19: Entwicklung der Altersgruppen der Gemeinde Amt Neuhaus 2017-2035 Bevöl- Bevöl- Bevöl- Ver- Verän- Ver- ke- ke- ke- ände- Bevöl- de- ände- rungs- rungs- rungs- rung ke- rung rung zahl zahl zahl in % Altersgruppe rungs- in % in % 2035 2035 2035 (un- zahl (Ba- (obere (Basis- (untere (obere tere 2017 sisva- Vari- vari- Vari- Vari- Vari- riante) ante) ante) ante) ante) ante) 0 bis unter 3 Jahre 95 74 68 81 -22,1 -28,4 -14,7 3 bis unter 6 Jahre 137 86 80 95 -37,2 -41,6 -30,7 6 bis unter 10 Jahre 162 129 119 142 -20,4 -26,5 -12,3 10 bis unter 18 Jahre 366 295 275 321 -19,4 -24,9 -12,3 18 bis unter 30 Jahre 462 381 354 417 -17,5 -23,4 -9,7 30 bis unter 50 Jahre 1.134 876 808 967 -22,8 -28,7 -14,7 50 bis unter 65 Jahre 1.364 906 864 963 -33,6 -36,7 -29,4 65 bis unter 85 Jahre 1.081 1.211 1.187 1.243 12,0 9,8 15,0 85 Jahre und mehr 185 194 190 199 4,9 2,7 7,6 Gesamt 4.986 4.152 3.945 4.428 -16,7 -20,9 -11,2 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

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5.5. Stadt Bleckede Für die Stadt Bleckede geht die Basisvariante bis zum Jahr 2035 von einem gerin- Stagnierende Bevölkerung bis 2035 (Basisvariante) gen Rückgang in Höhe von 1 % aus. In absoluten Zahlen entspricht das einer Ein- wohnerzahl von rund 9.310 im Jahr 2035. Demgegenüber wird in der oberen Vari- ante ein Anstieg von 3 % prognostiziert, während in der unteren Variante ein Rück- gang von 5 % zu erwarten ist.

Abbildung 45: Bevölkerungsprognose der Stadt Bleckede 2017-2035 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

Bei der Betrachtung der Altersstruktur in der nachfolgenden Tabelle fällt auf, dass Anstieg der Kinder unter 3 Jahren um 13 % bis zum Jahr Kinder bis unter 6 Jahren in allen drei Prognosevarianten Zuwächse zu 2035 (Basisvariante) verzeichnen haben. Auf Grundlage der Basisvariante wird für die Kinder im Krippenalter ein Anstieg um 13 % sowie für Kinder im Kindergartenalter ein Zuwachs von 9 % prognostiziert. Ältere Kinder und Jugendliche sowie die Elterngeneration (30- bis unter 50-Jährige) verlieren hingegen quantitiativ an Bedeutung. Der Zuwachs der älteren Einwohner ab 65 Jahren fällt hingegen deutlich aus. In der Basisvariante wird ein Anstieg der 65- bis unter 85-Jährigen um 29 % sowie ein Anstieg um 46 % für die Altergruppe ab 85 Jahren vorhergesagt.

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Tabelle 20: Entwicklung der Altersgruppen der Stadt Bleckede 2017-2035 Bevöl- Bevöl- Bevöl- Ver- Verän- Ver- ke- ke- ke- ände- Bevöl- de- ände- rungs- rungs- rungs- rung ke- rung rung zahl zahl zahl in % Altersgruppe rungs- in % in % 2035 2035 2035 (un- zahl (Ba- (obere (Basis- (untere (obere tere 2017 sisva- Vari- vari- Vari- Vari- Vari- riante) ante) ante) ante) ante) ante) 0 bis unter 3 Jahre 181 205 196 217 13,3 8,3 19,9 3 bis unter 6 Jahre 212 231 221 246 9,0 4,2 16,0 6 bis unter 10 Jahre 346 331 317 351 -4,3 -8,4 1,4 10 bis unter 18 Jahre 845 706 678 746 -16,4 -19,8 -11,7 18 bis unter 30 Jahre 1.074 932 893 986 -13,2 -16,9 -8,2 30 bis unter 50 Jahre 2.212 2.091 1.998 2.221 -5,5 -9,7 0,4 50 bis unter 65 Jahre 2.307 1.855 1.796 1.938 -19,6 -22,1 -16,0 65 bis unter 85 Jahre 1.909 2.462 2.419 2.523 29,0 26,7 32,2 85 Jahre und mehr 338 492 482 506 45,6 42,6 49,7 Gesamt 9.424 9.306 8.999 9.736 -1,3 -4,5 3,3 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

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5.6. Hansestadt Lüneburg Für die Hansestadt Lüneburg wird in allen drei Prognosevarianten ein Anstieg der Anstieg der Bevölkerung in allen drei Varianten Bevölkerung vorausgesagt (vgl. Abbildung 46). Laut der Basisvariante wird die Einwohnerzahl der Hansestadt Lüneburg von rund 75.100 auf rund 78.760 bis 2035 anstiegen. Dies entspricht einem Anstieg von 5 %. Während in der oberen Variante der Bevölkerungsgewinn mit 8 % noch höher ausfällt, wird in der unteren Variante ein etwas schwächerer Anstieg von 3 % prognostiziert. Dementsprechend übersteigt der Wanderungssaldo den natürlichen Saldo in allen Varianten deutlich.

Abbildung 46: Bevölkerungsprognose der Hansestadt Lüneburg 2017-2035 Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

In der nachfolgenden Tabelle ist die Entwicklung der Bevölkerung differenziert Anstieg der Hochaltrigen um 50 % bis zum Jahr 2035 nach ausgewählten Altersgruppen dargestellt. Auf Grundlage der Basisvariante (Basisvariante) lassen sich leichte Zugewinne bei allen dargestellten Altersgruppen zwischen 3 bis unter 18 Jahren sowie bei den 30- bis unter 50-Jährigen feststellen. Die Zahl der Kinder im Krippenalter sowie von jungen Erwachsenen zwischen 18 und 30 Jahren wird bis zum Jahr 2035 hingegen rückläufig sein, wobei aufgrund der Leuphana Universität innerhalb dieser Altersgruppe mit einem Bedeutungsgewinn der 18- bis 24-Jährigen zu rechnen ist. Demgegenüber ist der Anstieg der Älteren enorm. Während die Altersgruppen der 65- bis unter 85-Jährigen bereits um 26 % anstei- gen wird, fällt der Anstieg der Hochaltrigen (85+) mit 50 % noch höher aus. In der unteren Variante können bei den Kindern nur die 6- bis unter 10-Jährigen einen Zuwachs verzeichnen. In der oberen Variante fällt durch den erhöhten Zuzug der Anstieg bei Kindern und Jugendlichen sowie bei der Elterngeneration (30- bis unter 50-Jährigen) stärker aus.

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Tabelle 21: Entwicklung der Altersgruppen der Hansestadt Lüneburg 2017-2035 Bevöl- Bevöl- Bevöl- Ver- Verän- Ver- ke- ke- ke- ände- Bevöl- de- ände- rungs- rungs- rungs- rung ke- rung rung zahl zahl zahl in % Altersgruppe rungs- in % in % 2035 2035 2035 (un- zahl (Ba- (obere (Basis- (untere (obere tere 2017 sisva- Vari- vari- Vari- Vari- Vari- riante) ante) ante) ante) ante) ante) 0 bis unter 3 Jahre 2.166 2.087 2.030 2.163 -3,6 -6,3 -0,1 3 bis unter 6 Jahre 2.055 2.084 2.027 2.159 1,4 -1,4 5,1 6 bis unter 10 Jahre 2.641 2.763 2.691 2.860 4,6 1,9 8,3 10 bis unter 18 Jahre 5.460 5.523 5.400 5.687 1,2 -1,1 4,2 18 bis unter 30 Jahre 14.048 13.578 13.226 14.047 -3,3 -5,9 0 30 bis unter 50 Jahre 20.094 20.904 20.328 21.673 4,0 1,2 7,9 50 bis unter 65 Jahre 14.983 14.169 13.896 14.533 -5,4 -7,3 -3,0 65 bis unter 85 Jahre 11.860 14.957 14.819 15.141 26,1 24,9 27,7 85 Jahre und mehr 1.794 2.695 2.668 2.730 50,2 48,7 52,2 Gesamt 75.101 78.761 77.086 80.994 4,9 2,6 7,8 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

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5.7. Samtgemeinde Amelinghausen In der Basisvariante wird die Einwohnerzahl der Samtgemeinde Amelinghausen Stagnierende Bevölkerung bis zum Jahr 2035 laut Basisvari- bis zum Jahr 2035 mit 1 % nur geringfügig auf rund 8.560 Einwohner ansteigen. ante Bei einer unterdurchschnittlichen Zuwanderung tritt mit einem Minus von 7 % ein starker Bevölkerungsrückgang ein. Auf der anderen Seite würde eine überdurchschnittliche Zuwanderung sogar zu einem Anstieg der Bevölkerung um 7 % auf dann 9.000 Einwohner führen (vgl. Abbildung 47). Die einzelnen Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinden entwickeln sich nicht gleichförmig. Laut der Basisvariante werden die Gemeinden Amelinghausen (3 %) und Betzendorf (8 %) einen Anstieg der Bevölkerung bis zum Jahr 2035 verzeichnen können. Während die Gemeinde Oldendorf (Luhe) eine stagnierende Bevölkerungs- entwicklung aufweist, werden die Gemeinde Rehlingen (-3 %) und die Gemeinde Soderstorf (-4 %) Bevölkerung verlieren.

Abbildung 47: Bevölkerungsprognose der SG Amelinghausen 2017-2035 Eigene Darstellung Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

Die altersstrukturelle Entwicklung zeigt, dass laut der Basisvariante die Zahl der Starker Anstieg der Kinder im Krippenalter um 16 % Kinder im Krippenalter mit 16 % relativ stark ansteigen wird, während die Zahl der (Basisvariante) 3- bis unter 6-Jährigen rückläufig ist. Ein Rückgang mit über 10 % kann noch bei den 18- bis unter 30-Jährigen sowie bei den 50- bis unter 65-Jährigen festgestellt werden. In der oberen Variante fällt dieser Rückgang etwas geringer aus. Bemerkenswert ist die deutliche Zunahme der Kinder im Krippenalter mit 24 % in dieser Variante. In allen Varianten werden die beiden älteren Altersgruppen deutlich an Bedeutung gewinnen (vgl. Tabelle 22). Auf Ebene der einzelnen Mitgliedsgemeinden lassen sich Unterschiede insbesondere bei den jüngeren Altersgruppen erkennen. In den Gemeinden Amelinghausen, Betzendorf, Oldendorf (Luhe) und Soderstorf werden in der Basisvariante die Kinder im Krippenalter mit mindestens 13 % markant ansteigen.

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Darüber hinaus kann bei der Gemeinde Oldendorf (Luhe) noch ein Anstieg der 6- bis unter 10-Jährigen um 31 % festgestellt werden. Nur in der Gemeinde Rehlingen werden die 0- bis unter 3-Jährigen sowie die 3- bis unter 6-Jährigen deutlich zurückgehen. Die Zunahme der Hochaltrigen (85+) fällt in den Gemeinden Amelinghausen, Betzendorf sowie in Soderstorf deutlich aus.

Tabelle 22: Entwicklung der Altersgruppen der SG Amelinghausen 2017-2035 Bevöl- Bevöl- Bevöl- Ver- Verän- Ver- ke- ke- ke- ände- Bevöl- de- ände- rungs- rungs- rungs- rung ke- rung rung zahl zahl zahl in % Altersgruppe rungs- in % in % 2035 2035 2035 (un- zahl (Ba- (obere (Basis- (untere (obere tere 2017 sisva- Vari- vari- Vari- Vari- Vari- riante) ante) ante) ante) ante) ante) 0 bis unter 3 Jahre 163 189 169 202 16,1 3,8 23,8 3 bis unter 6 Jahre 226 210 188 224 -7,0 -16,8 -0,9 6 bis unter 10 Jahre 290 297 266 316 2,3 -8,3 8,8 10 bis unter 18 Jahre 688 629 569 665 -8,6 -17,3 -3,3 18 bis unter 30 Jahre 1.062 923 831 982 -13,1 -21,7 -7,6 30 bis unter 50 Jahre 2.058 2.021 1.803 2.162 -1,8 -12,4 5,0 50 bis unter 65 Jahre 2.083 1.761 1.613 1.855 -15,5 -22,6 -10,9 65 bis unter 85 Jahre 1.618 2.123 2.021 2.180 31,2 24,9 34,7 85 Jahre und mehr 249 405 382 415 62,5 53,4 66,8 Gesamt 8.437 8.557 7.842 9.000 1,4 -7,0 6,7 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

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5.8. Samtgemeinde Bardowick Die Einwohnerzahl der Samtgemeinde Bardowick wird laut der Basisvariante von Anstieg der Bevölkerung um 17.770 auf rund 18.950 im Jahr 2035 ansteigen. Dies entspricht einem Anstieg von 6 % bis 2035 (Basisvariante) 6 %. Während eine überdurchschnittliche Zuwanderung (obere Prognosevariante) einen starken Bevölkerungsanstieg von 19 % bis zum Jahr 2035 zur Folge hat, sinkt bei einer unterdurchschnittlichen Zuwanderung (untere Prognosevariante) die Bevölkerung um 3 % (vgl. Abbildung 48). Die einzelnen Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinden zeigen deutliche Unterschiede hinsichlich der prognositzierten Entwicklung. Laut der Basisvariante werden die Gemeinden Bardowick (11 %), Wittorf (11 %) sowie Radbruch (8 %) einen deutlichen Anstieg der Bevölkerung bis zum Jahr 2035 verzeichnen können. Die Gemeinden Mechtersen (5 %) und Barum (3 %) werden von einer etwas abgeschwächten Dynamik gekennzeichnet sein. Die Gemeinde Handorf (-4 %) und die Gemeinde Vögelsen (-1 %) werden hingegen Einwohner verlieren.

Abbildung 48: Bevölkerungsprognose der SG Bardowick 2017-2035 Eigene Darstellung Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

Die altersstrukturelle Entwicklung zeigt, dass laut der Basisvariante bei den unter Anstieg der Hochaltrigen um 94 % bis zum Jahr 2035 50-Jährigen in der Samtgemeinde nur die Altersgruppe der 18- bis unter 30- (Basisvariante) Jährigen einen Zuwachs verzeichnen kann. Die Zahl der Kinder im Krippenalter ist mit einem Minus von 10 % bis zum Jahr 2035 relativ stark rückläufig. Während in der unteren Prognosevariante diese Entwicklung noch deutlicher ausfällt, können in der oberen Variante alle Altersgruppen einen Zuwachs verzeichnen. In allen drei Varianten fällt der Zuwachs an Älteren, insbesondere der Altersgruppe ab 85 Jahren, enorm aus. Gemäß der Basisvariante wird sich die Zahl der Hochbetagten bis zum Jahr 2035 beinahe verdoppeln (vgl. Tabelle 23). Auf Ebene der einzelnen Mitgliedsgemeinden lassen sich Unterschiede insbesondere bei der jüngsten Altersgruppe erkennen. In den Gemeinden

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Bardowick sowie Vögelsen wird in der Basisvariante die Zahl der Kinder im Krippenalter ansteigen, während in den übrigen Gemeinden diese Gruppe deutlich zurückgehen werden. Am stärksten fällt der Rückgang in der Gemeinde Barum mit einem Minus von 39 % bis 2035 aus. Die Zunahme der Hochaltrigen (85+) ist in den Gemeinden Barum (von 26 auf 58 Personen), Mechtersen (von 10 auf 21 Personen), Radbruch (von 26 auf 64 Personen) und Vögelsen (von 68 auf 152 Personen) mit über 100 % am höchsten.

Tabelle 23: Entwicklung der Altersgruppen der SG Bardowick 2017-2035 Bevöl- Bevöl- Bevöl- Ver- Verän- Ver- ke- ke- ke- ände- Bevöl- de- ände- rungs- rungs- rungs- rung ke- rung rung zahl zahl zahl in % Altersgruppe rungs- in % in % 2035 2035 2035 (un- zahl (Ba- (obere (Basis- (untere (obere tere 2017 sisva- Vari- vari- Vari- Vari- Vari- riante) ante) ante) ante) ante) ante) 0 bis unter 3 Jahre 491 442 393 507 -9,9 -19,9 3,2 3 bis unter 6 Jahre 522 493 436 564 -5,6 -16,4 8,1 6 bis unter 10 Jahre 708 701 622 801 -1,0 -12,1 13,2 10 bis unter 18 Jahre 1.580 1.502 1.349 1.694 -4,9 -14,6 7,2 18 bis unter 30 Jahre 2.088 2.162 1.944 2.441 3,5 -6,9 16,9 30 bis unter 50 Jahre 4.997 4.998 4.402 5.757 0 -11,9 15,2 50 bis unter 65 Jahre 4.158 4.100 3.730 4.552 -1,4 -10,3 9,5 65 bis unter 85 Jahre 2.894 3.902 3.698 4.136 34,8 27,8 42,9 85 Jahre und mehr 332 645 602 692 94,2 81,4 108,3 Gesamt 17.770 18.945 17.177 21.144 6,6 -3,3 19,0 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

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5.9. Samtgemeinde Dahlenburg Die Einwohnerzahl der Samtgemeinde Dahlenburg wird laut der Basisvariante von Rückgang der Bevölkerung um 9 % bis 2035 (Basisvariante) rund 6.020 auf rund 5.500 im Jahr 2035 kontinuierlich zurückgehen. Dies ent- spricht einem Rückgang von 9 %. Auf Basis der unteren Prognosevariante, die von unterdurchschnittlichen Zuwanderungszahlen ausgeht, wird der Rückgang sogar 16 % betragen. Diesen beiden Varianten steht ein geringer Bevölkerungsgewinn (0,4 %) in der oberen Prognosevariante gegenüber (vgl. Abbildung 49). Gemäß der Basisvariante wird in allen Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde die Bevöl- kerung bis 2035 zurückgehen. Der stärkste Rückgang wird für die Gemeinde Dah- lem (-17 %) sowie für die Gemeinde Tosterglope (-13 %) prognostiziert. Für die übrigen Gemeinden kann ein Bevölkerungsrückgang zwischen 5 % bis 8 % ange- nommen werden.

Abbildung 49: Bevölkerungsprognose der SG Dahlenburg 2017-2035 Eigene Darstellung Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

In der nachfolgenden Tabelle ist die Entwicklung der Bevölkerung differenziert Zum Teil starke Rückgange in allen Altersgruppen bis nach ausgewählten Altersgruppen dargestellt. Gemäß der Basisvariante werden 65 Jahre gemäß Basisvariante für alle dargestellten Altersgruppen bis 65 Jahre zum Teil starke Rückgänge prog- nostiziert. Demgegenüber gewinnen die beiden älteren Altersgruppen an Bedeu- tung. Die Gruppe der Hochbetagten (85+) verzeichnet sogar einen Zuwachs von 33 %. In der unteren Variante werden die Rückgänge bei den jüngeren Altersgrup- pen verstärkt sichtbar, während in der oberen Variante die Rückgänge weniger stark ausfallen bzw. sich sogar umkehren.

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Die Mitgliedsgemeinden unterscheiden sich hinsichtlich der altersstrukturellen Be- Anstieg der Zahl der Kinder im Krippenalter in den Gemein- völkerungsentwicklung. In Boitze, Dahlem und Tosterglope steigt die Zahl der Kin- den mit Ausnahme von Dah- der im Krippenalter (0 bis unter 3 Jahre) an. Diese Entwicklung trifft auch – mit lenburg Ausnahme von Boitze – für die Kinder im Alter von 3 bis unter 6 Jahren zu. Dar- über hinaus fällt in Boitze und in Dahlem der Anstieg bei der Altersgruppe der 6- bis unter 10-Jähringen auf. In den Gemeinden Dahlenburg und Nahrendorf hinge- gen verlieren die genannten Altersgruppen an Bedeutung. Hinsichtlich der Ent- wicklung der Hochaltrigen (85+) fällt der Rückgang in der Gemeinde Nahrendorf auf, während für die übrigen Mitgliedsgemeinden ein Zuwachs prognostiziert wird. Die Bevölkerung in der Gemeinde Nahrendorf ist bereits im Ausgangsjahr 2017 relativ alt. Somit ist der Rückgang der Älteren ein demographischer Effekt.

Tabelle 24: Entwicklung der Altersgruppen der SG Dahlenburg 2017-2035 Bevöl- Bevöl- Bevöl- Ver- Verän- Ver- ke- ke- ke- ände- Bevöl- de- ände- rungs- rungs- rungs- rung ke- rung rung zahl zahl zahl in % Altersgruppe rungs- in % in % 2035 2035 2035 (un- zahl (Ba- (obere (Basis- (untere (obere tere 2017 sisva- Vari- vari- Vari- Vari- Vari- riante) ante) ante) ante) ante) ante) 0 bis unter 3 Jahre 137 122 110 138 -11,2 -19,9 0,4 3 bis unter 6 Jahre 169 147 132 165 -13,1 -21,8 -2,1 6 bis unter 10 Jahre 217 214 194 241 -1,3 -10,6 11,2 10 bis unter 18 Jahre 505 472 429 526 -6,5 -15,1 4,1 18 bis unter 30 Jahre 697 621 564 693 -10,8 -19,0 -0,6 30 bis unter 50 Jahre 1.297 1.216 1.089 1.379 -6,3 -16,0 6,3 50 bis unter 65 Jahre 1.541 1.132 1.037 1.253 -26,5 -32,7 -18,7 65 bis unter 85 Jahre 1.277 1.327 1.273 1.398 4,0 -0,3 9,5 85 Jahre und mehr 181 241 233 252 33,2 28,7 39,5 Gesamt 6.021 5.495 5.063 6.047 -8,7 -15,9 0,4 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

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5.10. Samtgemeinde Gellersen In der Basisvariante wird die Einwohnerzahl der Samtgemeinde Gellersen um 3 % Anstieg der Bevölkerung um 3 % bis 2035 (Basisvariante) bis zum Jahr 2035 auf rund 14.180 Einwohner ansteigen. Bei einer unterdurchschnittlichen Zuwanderungsentwicklung tritt mit einem Minus von 2 % ein leichter Bevölkerungsrückgang ein. Auf der anderen Seite würde eine überdurchschnittliche Zuwanderung sogar zu einem Anstieg der Bevölkerung um 9 % auf dann rund 14.990 Einwohner führen (vgl. Abbildung 50). Die einzelnen Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde entwickeln sich nicht gleichförmig. Laut der Basisvariante werden die Gemeinden Westergellersen (11 %) und Kirchgellersen (9 %) einen deutlichen Anstieg der Bevölkerung bis zum Jahr 2035 verzeichnen können. Da in den letzten Jahren große Baugebiete realisiert wurden und dies zukünftig in dieser Form nicht mehr zuerwarten ist, ist mit einem geringeren Bevölkerungsanstieg bis zum Jahr 2035 zu rechnen. Während die Gemeinde Reppenstedt eine stagnierende Bevölkerungsentwicklung laut der Prognose aufweisen wird, wird die Gemeinde Südergellersen sogar Einwohner verlieren (- 3 %). Für die Gemeinde Reppenstedt ist zu beachten ist, dass in dem Stützzeitraum keine Ausweisung von Baugebieten erfolgte, sodass die Prognose die Bevölkerungsentwicklung wahrscheinlich unterschätzt. Hintergrund ist die Ausweisung eines großen Baugebiets (250 bis 300 Wohneinheiten) in den nächsten Jahren.

Abbildung 50: Bevölkerungsprognose der SG Gellersen 2017-2035 Eigene Darstellung Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

Die altersstrukturelle Entwicklung zeigt, dass gemäß der Basisvariante die Zahl Anstieg der Hochbetagten um 67 % bis zum Jahr 2035 der Kinder im Krippenalter (0 bis unter 3 Jahre) – neben den Altersgruppen ab 65 (Basisvariante) Jahren – die einzige Gruppe ist, die bis 2035 einen Zuwachs verzeichnen wird. Die Zahl der 3- bis unter 6-Jährigen wird mit einem Minus von 8 % hingegen relativ stark rückläufig sein. Ebenso geht die Zahl der Zahl der 6- bis unter 10-Jährigen mit einem Minus von 11 % bis 2035 zurück. In der oberen Variante fällt dieser

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Rückgang etwas geringer aus, in der unteren Variante ist der Rückgang folglich deutlicher. In allen Varianten werden die beiden ältesten Altersgruppen deutlich an Bedeutung gewinnen (vgl. Tabelle 25).

Auf Ebene der einzelnen Mitgliedsgemeinden lassen sich für die Gemeinde Reppenstedt insbesondere bei der Entwicklung der jungen Bevölkerungsgruppen ähnliche Entwicklungsdynamiken wie für die Samtgemeinde ermitteln. In der Gemeinde Kirchgellersen wird die Zahl der Kinder im Krippenalter stark ansteigen, während die Zahl der 3- bis unter 6-Jährigen rückläufig sein wird. Für die Gemeinde Südergellersen wird ein Anstieg für beide der jüngsten Altergruppen prognostiziert. Ein anderes Bild zeigt sich hingegen in der Gemeinde Westergellsersen, in der ein beträchtlicher Rückang der Altersgruppen zwischen 0 bis unter 6 Jahren zu beobachten sein wird. Die Zunahme der Hochaltrigen (85+) fällt in den Gemeinden Reppenstedt (57 %), Westergellersen (61 %) und Südergellersen (63 %) ähnlich aus, während für Kirchgellersen eine vergleichsweise hohe Zunahme (116 %) prognostiziert wird.

Tabelle 25: Entwicklung der Altersgruppen der SG Gellersen 2017-2035 Bevöl- Bevöl- Bevöl- Ver- Verän- Ver- ke- ke- ke- ände- Bevöl- de- ände- rungs- rungs- rungs- rung ke- rung rung zahl zahl zahl in % Altersgruppe rungs- in % in % 2035 2035 2035 (un- zahl (Ba- (obere (Basis- (untere (obere tere 2017 sisva- Vari- vari- Vari- Vari- Vari- riante) ante) ante) ante) ante) ante) 0 bis unter 3 Jahre 327 335 313 359 2,4 -4,3 9,9 3 bis unter 6 Jahre 405 372 349 401 -8,0 -13,8 -0,9 6 bis unter 10 Jahre 588 525 493 566 -10,8 -16,2 -3,8 10 bis unter 18 Jahre 1.169 1.112 1.052 1.195 -4,9 -10,0 2,2 18 bis unter 30 Jahre 1.602 1.572 1.489 1.685 -1,9 -7,1 5,2 30 bis unter 50 Jahre 3.540 3.437 3.204 3.698 -2,9 -9,5 4,5 50 bis unter 65 Jahre 3.191 2.873 2.722 3.023 -10,0 -14,7 -5,3 65 bis unter 85 Jahre 2.536 3.282 3.180 3.367 29,4 25,4 32,8 85 Jahre und mehr 403 671 646 694 66,5 60,2 72,2 Gesamt 13.761 14.179 13.446 14.988 3,0 -2,3 8,9 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

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5.11. Samtgemeinde Ilmenau Die Einwohnerzahl der Samtgemeinde Ilmenau wird laut der Basisvariante von Bevölkerungsrückgang um 2 % bis 2035 (Basisvariante) rund 10.440 auf rund 10.210 im Jahr 2035 zurückgehen. Dies entspricht einem Rückgang von 2 %. Während in der unteren Prognosevariante ebenfalls ein Rückgang – jedoch von 7 % – vorausberechnet wurde, geht die obere Prognosevariante bei einer überdurchschnittlichen Zuwanderung von einem Anstieg der Bevölkerung um 2 % aus (vgl. Abbildung 51). Die einzelnen Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde zeigen deutliche Unterschiede hinsichlich der prognostizierten Entwicklung. Laut der Basisvariante werden die Gemeinden Deutsch Evern und Melbeck eine stagnierende Bevölkerungszahl verzeichnen. Die Gemeinden Barnstedt (-9 %) sowie Embsen (-8 %) werden demgegenüber relativ deutlich an Einwohner verlieren. Im Falle der Gemeinde Embsen ist der Rückgang der Bevölkerung auf die geringe Ausweisung von Bauflächen im Stützzeitraum zurückzuführen (vgl. Wohnungsmarktanalyse 2016).

Abbildung 51: Bevölkerungsprognose der SG Ilmenau 2017-2035 Eigene Darstellung Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

Die altersstrukturelle Entwicklung zeigt, dass laut der Basisvariante bei den unter Anstieg der Kinder im Krippen- alter um 20 % bis 2035 (Basis- 65-Jährigen in der Samtgemeinde nur die jüngste Altersgruppe einen Zuwachs variante) verzeichnen kann. Der Anstieg bei den Kindern im Krippenalter fällt mit 20 % relativ hoch aus. Der größte Rückgang aller Altersgruppen wird mit einem Minus von 20 % für die 50- bis unter 65-Jährigen prognostiziert. Während in der unteren Prognosevariante diese Entwicklung noch deutlicher ausfällt, können in der oberen Variante alle Altersgruppen einen Anstieg verzeichnen. In allen Varianten werden die beiden älteren Altersgruppen deutlich an Bedeutung gewinnen (vgl. Tabelle 26).

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Auf Ebene der einzelnen Mitgliedsgemeinden lassen sich Unterschiede Anstieg der Kinder im Krippen- alter in Melbeck um 63 % insbesondere bei den jüngeren Altersgruppen erkennen. In der Gemeinde Melbeck werden in der Basisvariante die Kinder im Krippenalter mit 63 % markant ansteigen, während in der Gemeinde Barnstedt diese Altersgruppe um 36 % zurückgehen wird. Die Gemeinden Deutsch Evern und Embsen verzeichnen mit 17 % bzw. 2 % geringere Zuwächse. Bei der Entwicklung der älteren Bevölkerungsgruppen sticht die Gemeinde Barnstedt hervor. Während die Altergruppe der 65- bis unter 85-Jährigen um 59 % ansteigen wird, fällt der Anstieg der Hochaltrigen (85+) mit einem Zuwachs um 10 % deutlich geringer aus. In den übrigen Gemeinden beträgt der Anstieg der Altersgruppe 85+ über 50 %.

Tabelle 26: Entwicklung der Altersgruppen der SG Ilmenau 2017-2035 Bevöl- Bevöl- Bevöl- Ver- Verän- Ver- ke- ke- ke- ände- Bevöl- de- ände- rungs- rungs- rungs- rung ke- rung rung zahl zahl zahl in % Altersgruppe rungs- in % in % 2035 2035 2035 (un- zahl (Ba- (obere (Basis- (untere (obere tere 2017 sisva- Vari- vari- Vari- Vari- Vari- riante) ante) ante) ante) ante) ante) 0 bis unter 3 Jahre 206 247 233 262 20,1 13,3 27,0 3 bis unter 6 Jahre 282 274 258 290 -2,9 -8,3 2,8 6 bis unter 10 Jahre 409 387 365 409 -5,5 -10,7 -0,1 10 bis unter 18 Jahre 925 811 770 854 -12,3 -16,8 -7,6 18 bis unter 30 Jahre 1.202 1.040 986 1.097 -13,5 -18,0 -8,7 30 bis unter 50 Jahre 2.542 2.479 2.331 2.635 -2,5 -8,3 3,7 50 bis unter 65 Jahre 2.696 2.162 2.063 2.267 -19,8 -23,5 -15,9 65 bis unter 85 Jahre 1.916 2.411 2.359 2.465 25,8 23,1 28,7 85 Jahre und mehr 261 397 387 406 51,9 48,4 55,5 Gesamt 10.439 10.207 9.753 10.686 -2,2 -6,6 2,4 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

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5.12. Samtgemeinde Ostheide Laut der Basisvariante wird die Einwohnerzahl der Samtgemeinde Ostheide bis Stagnierende Bevölkerungs- zahl bis 2035 (Basisvariante) 2035 relativ stabil bleiben und nur einen geringfügigen Anstieg von 0,3 % verzeichnen. Während eine überdurchschnittliche Zuwanderung einen Bevölkerungsanstieg von 9 % bis 2035 zur Folge hat, sinkt bei einer unterdurchschnittlichen Zuwanderung die Bevölkerung um 9 % (vgl. Abbildung 52). Die einzelnen Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinden entwickeln sich nicht gleichförmig. Laut der Basisvariante werden die Gemeinden Barendorf (8 %) und Neetze (5 %) einen Anstieg der Bevölkerung bis zum Jahr 2035 verzeichnen können. Demgegenüber weisen die Gemeinden Reinstorf (-8 %), Wendisch Evern (-5 %), Thomasburg und Vastorf (jeweils -4 %) Bevölkerungsverluste auf.

Abbildung 52: Bevölkerungsprognose der SG Ostheide 2017-2035 Eigene Darstellung Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

Die altersstrukturelle Entwicklung zeigt, dass laut der Basisvariante bei den unter Anstieg der Hochaltrigen um 94 % bis zum Jahr 2035 65-Jährigen in der Samtgemeinde nur die Gruppe der Kinder im Krippenalter (0 (Basisvariante) bis unter 3 Jahre) einen Zuwachs verzeichnen können. Laut der unteren Variante werden lediglich die beiden ältesten Altersgruppen quantitativ an Bedeutung ge- winnen. Durch den erhöhten Zuzug von Familien fällt in der oberen Variante der Bevölkerungsgewinn bei den Krippenkindern, den 6- bis unter 10-Jährigen, den 18- bis unter 30-Jähirgen sowie bei der Elterngeneration (30- bis unter 50-Jähri- gen) auf. In allen drei Varianten ist der Zuwachs an Älteren, insbesondere der Altergruppe ab 85 Jahren, enorm. Gemäß der Basisvariante wird sich die Zahl der Hochbetagten bis zum Jahr 2035 beinahe verdoppeln (vgl. Tabelle 27). Auf Ebene der einzelnen Mitgliedsgemeinden fällt in Vastorf, Thomasburg und Barendorf die Zunahme der Hochaltrigen (85+) mit über 100 % deutlich aus. Hinsichtlich jüngerer Altersgruppen lässt sich in den Mitgliedsgemeinden kein einheitliches Muster erkennen. So lassen sich in der Gemeinde Barendorf Zuwächse bei den Kindern

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im Krippen- als auch im Kindergartenalter beobachten, während in Thomasburg sich die Kindergartenkinder verringern werden. In Wendisch Evern hingegen werden die Kinder im Krippenalter an quantitativer Bedeutung verlieren. In den übrigen drei Gemeinden – Neetze, Reinstorf und Vastorf – wird es Rückgänge in den beiden jüngsten Altersgruppen geben.

Tabelle 27: Entwicklung der Altersgruppen der SG Ostheide 2017-2035 Bevöl- Bevöl- Bevöl- Ver- Verän- Ver- ke- ke- ke- ände- Bevöl- de- ände- rungs- rungs- rungs- rung ke- rung rung zahl zahl zahl in % Altersgruppe rungs- in % in % 2035 2035 2035 (un- zahl (Ba- (obere (Basis- (untere (obere tere 2017 sisva- Vari- vari- Vari- Vari- Vari- riante) ante) ante) ante) ante) ante) 0 bis unter 3 Jahre 259 268 237 301 3,5 -8,3 16,1 3 bis unter 6 Jahre 324 286 253 321 -11,8 -22,0 -1,0 6 bis unter 10 Jahre 405 395 350 443 -2,5 -13,5 9,3 10 bis unter 18 Jahre 945 822 737 911 -13,0 -22,0 -3,6 18 bis unter 30 Jahre 1.163 1.080 962 1.197 -7,2 -17,3 2,9 30 bis unter 50 Jahre 2.820 2.586 2.274 2.901 -8,3 -19,4 2,9 50 bis unter 65 Jahre 2.562 2.292 2.091 2.491 -10,5 -18,4 -2,8 65 bis unter 85 Jahre 1.751 2.367 2.272 2.456 35,2 29,8 40,3 85 Jahre und mehr 179 348 335 360 94,4 87,0 101,0 Gesamt 10.408 10.443 9.510 11.380 0,3 -8,6 9,3 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

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5.13. Samtgemeinde Scharnebeck Die Einwohnerzahl der Samtgemeinde Scharnebeck wird laut der Basisvariante Anstieg der Bevölkerung um 3 % bis 2035 (Basisvariante) von rund 15.730 auf rund 16.180 im Jahr 2035 ansteigen. Dies entspricht einem Anstieg von 3 %. Während bei einer überdurchschnittlichen Zuwanderung ein Bevölkerungsanstieg von 12 % prognostiziert wird, sinkt die Bevölkerung um 4 % in der unteren Prognosevariante (vgl. Abbildung 53). Die einzelnen Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde zeigen deutliche Unterschiede hinsichlich der prognositzierten Entwicklung. Laut der Basisvariante werden die Gemeinden Rullstorf (13 %), Brietlingen (6 %) sowie Scharnebeck (6 %) einen deutlichen Anstieg der Bevölkerung bis zum Jahr 2035 verzeichnen können. Die Gemeinden Artlenburg, Hittbergen und Lüdersburg werden mit einem Anstieg von jeweils 2 % von einer leicht abgeschwächten Dynamik gekennzeichnet sein. Für die Gemeinden Echem (-7 %) und Hohnstorf (Elbe) (-8 %) wird hingegen ein Bevölkerungrückgang prognostiziert.

Abbildung 53: Bevölkerungsprognose der SG Scharnebeck 2017-2035 Eigene Darstellung Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinde 2018

Die altersstrukturelle Entwicklung zeigt, dass laut der Basisvariante bei den unter Anstieg der Hochaltrigen um 112 % bis 2035 (Basisvari- 65-Jährigen in der Samtgemeinde nur die Altersgruppe der 6- bis unter 10- ante) Jährigen einen Zuwachs verzeichnen kann. Die Zahl der Kinder im Kindergartenalter ist mit einem Minus von 10 % bis zum Jahr 2035 relativ stark rückläufig. In der unteren Prognosevariante verstärkt sich der Rückgang, wobei dann auch die 6- bis unter 10-Jährigen zurückgehen werden. Demgegenüber gewinnen laut der oberen Variante die meisten Altersgruppen an Bedeutung. In allen drei Varianten fällt der Zuwachs an Älteren, insbesondere der Altergruppe ab 85 Jahren, enorm aus. Gemäß der Basisvariante wird die Zahl der Hochbetagten bis zum Jahr 2035 um 112 % ansteigen (vgl. Tabelle 28).

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Auf Ebene der einzelnen Mitgliedsgemeinden lassen sich Unterschiede Starke Zunahme der Hochaltri- gen in Artlenburg, Echem, insbesondere bei der jüngsten Altersgruppe erkennen. In den Gemeinden Hohnstorf (Elbe) und Scharne- Hittbergen (47 %) sowie Rullstorf (55 %) wird in der Basisvariante die Zahl der 0- beck bis unter 3-Jährigen ansteigen, während in den übrigen Gemeinden diese Altersgruppe zum Teil deutlich zurückgehen wird. Am stärksten ist der Rückgang in der Gemeinde Artlenburg mit einem Minus von 30 % bis zum Jahr 2035. Die Zunahme der Hochaltrigen (85+) fällt in den Gemeinden Artlenburg (von 13 auf 55 Personen), Hohnstorf (Elbe) (von 32 auf 100 Personen), Lüdersburg (von 9 auf 24 Personen) sowie Scharnebeck (von 62 auf 130 Personen) mit über 100 % besonder hoch aus.

Tabelle 28: Entwicklung der Altersgruppen der SG Scharnebeck 2017-2035 Bevöl- Bevöl- Bevöl- Ver- Verän- Ver- ke- ke- ke- ände- Bevöl- de- ände- rungs- rungs- rungs- rung ke- rung rung zahl zahl zahl in % Altersgruppe rungs- in % in % 2035 2035 2035 (un- zahl (Ba- (obere (Basis- (untere (obere tere 2017 sisva- Vari- vari- Vari- Vari- Vari- riante) ante) ante) ante) ante) ante) 0 bis unter 3 Jahre 377 363 333 405 -3,6 -11,7 7,5 3 bis unter 6 Jahre 456 412 377 460 -9,7 -17,4 0,8 6 bis unter 10 Jahre 575 588 539 656 2,3 -6,2 14,1 10 bis unter 18 Jahre 1.427 1.261 1.164 1.394 -11,7 -18,5 -2,3 18 bis unter 30 Jahre 1.872 1.776 1.641 1.970 -5,1 -12,3 5,2 30 bis unter 50 Jahre 4.197 4.188 3.831 4.689 -0,2 -8,7 11,7 50 bis unter 65 Jahre 3.797 3.460 3.236 3.768 -8,9 -14,8 -0,8 65 bis unter 85 Jahre 2.756 3.547 3.430 3.699 28,7 24,5 34,2 85 Jahre und mehr 275 584 563 609 112,2 104,8 121,3 Gesamt 15.732 16.179 15.114 17.649 2,8 -3,9 12,2 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

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5.14. Zwischenfazit Laut der Basisvariante der Bevölkerungsprognose wird die Bevölkerung des Land- Anstieg der Bevölkerung des Landkreises um 3 % bis 2035 kreises Lüneburg bis zum Jahr 2035 um 3 % auf rund 187.900 Einwohner anstei- (Basisvariante) gen.19 Während in dem Zeitraum von 2011 bis 2017 noch alle Städte, Einheits- und Samtgemeinden Bevölkerung hinzugewonnen haben, ist dies bis zum Jahr 2035 nicht mehr der Fall. Den größten prozentualen Anstieg verzeichnen die Samt- gemeinde Bardowick (7 %), die Gemeinde Adendorf (6 %) und die Hansestadt Lü- neburg (5 %). In der Gemeinde Amt Neuhaus (-17 %) sowie in den Samtgemein- den Dahlenburg (-9 %) und Ilmenau (-2 %) geht die Bevölkerung sogar zurück.

Erneut werden auf Ebene der 43 Gemeinden kleinräumige Unterschiede offen- Kleinräumige Unterschiede in der Bevölkerungsentwicklung sichtlich. Es wird deutlich, dass neben der Hansestadt Lüneburg vor allem die Ge- meinden an Bevölkerung hinzugewinnen, die westlich und nördlich von Lüneburg liegen. Die größten Bevölkerungsgewinne verzeichnen die Gemeinden Bardowick, Radbruch, Wittorf, Kirchgellersen, Westergellersen und Rullstorf. Demgegenüber verlieren einige Gemeinden südlich und östlich der Hansestadt Lüneburg Einwoh- ner. Ein verhältnismäßig starker Rückgang von mehr als 13 % ist in den Gemein- den Amt Neuhaus, Dahlem und Tosterglope vorzufinden. Die Analyse hat zudem zeigt, dass nicht alle Grundzentren als Schwerpunkte der Bevölkerungsentwick- lung ausgemacht werden können.

Der Landkreis Lüneburg ist stark von Alterungsprozessen betroffen. Nur noch we- Starke Alterungsprozesse in den Gemeinden des Landkrei- nige Gemeinden können einen Anstieg der unter 18-Jährigen verzeichnen. Die ses meisten Gemeinden sind zum Teil von einem erheblichen Rückgang jüngerer Be- völkerungsgruppen gekennzeichnet. Im Kontrast dazu wird der Anteil der über 65- Jährigen fast im gesamten Landkreis stark – zum Teil über 55 % – zunehmen.20 Welche Auswirkungen diese Entwicklungen der Altersstruktur auf die Nachfrage nach Kindertagesstätten, Schulen und Pflegeeinrichtungen hat, wird im nächsten Kapitel analysiert.

Wie bereits erwähnt, muss bei der Interpretation der Bevölkerungsentwicklung die Die Steuerung der Regional- planung wirkt sich auch auf die Steuerung der Regionalplanung berücksichtigt werden. Da Gemeinden ohne zent- Prognose aus ralörtliche Ausweisung Bauflächen im Rahmen der Eigenentwicklung ausweisen konnten, wirkt sich diese Steuerung auch auf die Ergebnisse der Bevölkerungs- prognose aus.

19 Für Gesamtdeutschland geht das Statistische Bundesamt auf Basis der aktualisierten Bevölkerungsvorausbe- rechnung (Variante 2-A) für den Zeitraum 2015 bis 2035 von einer gleichbleibenden Bevölkerungszahl aus. Ein Rückgang tritt laut der Vorausberechnung erst ab dem Jahr 2020 ein. Betrachtet man den Zeitraum von 2017 bis 2035 wird von einem Bevölkerungsrückgang in Höhe von -1,1 % ausgegangen (vgl. Statistisches Bundesamt 2017) 20 Die über 65-Jährigen werden deutschlandweit nach der Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bun- desamts von 2017 bis 2035 um 32 % zunehmen (vgl. Statistisches Bundesamt 2017).

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6. Analyse der Versorgungsinfrastruktur Im Rahmen dieses Kapitels wird die Versorgungsinfrastruktur mit Fokus auf die Zielgruppen Kinder, Jugendliche und Ältere im Landkreis Lüneburg näher analy- siert. Hierfür wird in einem ersten Schritt die gegenwärtige Angebotsstruktur für Kindertagesstätten (inkl. Tagespflege), Schulen und Pflegeeinrichtungen im Land- kreis beschrieben. Folgend werden für das Ausgangsjahr 2017 sowie auf Basis der Bevölkerungsprognose für das Jahr 2035 die Bedarfe ermittelt.21 Abschließend erfolgt eine Bewertung der gegenwärtigen und zukünftigen Versorgung. Auf diese Weise können Angebotslücken bzw. mögliche Überangebote identifiziert werden und somit Handlungsbedarfe als Entscheidungsgrundlage für die Infrastrukturpla- nung und für die Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms auf- gezeigt werden. Abschließend wird in diesem Kapitel auf die medizinische Versor- gung im Landkreis Lüneburg eingegangen. Darüber hinaus wurden für jede Gemeinde ambulante Pflegeeinrichtungen, die ärztliche Versorgung, Sozialberatungsstellen, Kinder- und Jugendtreffs (Jugend- zentren), Kirchengemeinden, Vereine (Sportvereine, Bürgervereine, Kulturgrup- pen, Ortskreise), Kultur- und Bildungsangebote (Theater, Kino, Volkshochschulen, Museen, Bücherhallen), temporäre Angebote (Konzerte, Lesungen, Kabarett) re- cherchiert und dokumentiert. Die Ergebnisse befinden sich im Anhang.

21 Nebenwohnsitze werden in der Analyse nicht berücksichtigt.

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6.1. Vorschulische Kinderbetreuung In diesem Unterkapitel wird die zukünftige Versorgung des Landkreises Lüneburg mit vorschulischen Betreuungsangeboten analysiert. Nach der Beschreibung der Angebotsstruktur wird im Einzelnen auf die Entwicklung der Nachfrage nach Be- treuungsangeboten für unter 3-Jährige (Tagespflege und Krippe) und nach Kinder- gartenplätzen bis zum Jahr 2035 eingegangen. Daran anschließend erfolgt eine Gegenüberstellung der gegenwärtigen Angebotsstruktur mit den zukünftigen Be- darfen auf Basis der Bevölkerungsprognose, um mögliche Versorgungsengpässe bzw. -überangebote zu identifizieren. In Folge der Einführung der Ganztagsschule wird die Einrichtung Hort nicht in der Analyse berücksichtigt.

Angebotsstruktur Laut der Kindertagesstättenstatistik verfügt der Landkreis Lüneburg insgesamt 122 Einrichtungen der vor- schulischen Kinderbetreuung über 122 Einrichtungen (ohne Tagespflege) der vorschulischen Kinderbetreuung (Stand: 15.03.2017). Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die Vertei- lung der einzelnen Standorte. Hierbei wird zunächst deutlich, dass jede Einheits- und Samtgemeinde über Einrichtungen der Kinderbetreuung verfügt. Darüber hin- aus zeigt sich, dass sich die Einrichtungen in der Hansestadt Lüneburg sowie in deren Umgebung konzentrieren.

Abbildung 54: Standorte der Kindertagesstätten im Landkreis Lüneburg Eigene Darstellung, Datenbasis: Landkreis Lüneburg 2017, * In der Gemeinde Amt Neuhaus sowie in den Städten Ble- ckede und Lüneburg sind teilweise noch Hortangebote integriert.

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Die Anzahl an Tagespflege-, Krippen-, Kindergartenplätzen je Einheits- und Samt- Landkreis Lüneburg: 830 Tagespflegeplätze, 1.220 gemeinde ist in der Tabelle 29 angegeben. Insgesamt verfügt der Landkreis Lüne- Krippenplätze und 5.620 burg über rund 830 Plätze in der Tagespflege, 1.220 Krippenplätze und 5.620 Kin- Plätze für Kindergartenkinder dergartenplätze. Entsprechend der Bevölkerungszahl befinden sich in der Hanse- stadt Lüneburg die meisten Plätze. Während aktuell rund 280 Tagespflegeplätze und 610 Plätze für Krippenkinder vorgehalten werden, stehen rund 2.250 Plätze für Kinder ab 3 Jahren in der Hansestadt zur Verfügung.

Tabelle 29: Tagespflege-, Krippen-, Kindergartenplätze im Landkreis Lüneburg

Tagespflege* Krippenplätze** Kindergartenplätze**

Gemeinde Adendorf 72 75 312 Gemeinde Amt Neuhaus 0 45 140 Stadt Bleckede 38 30 257 Hansestadt Lüneburg 277 606 2.246 SG Amelinghausen 41 45 260 SG Bardowick 84 87 583 SG Dahlenburg 28 15 167 SG Gellersen 68 90 489 SG Ilmenau 66 45 348 SG Ostheide 75 75 328 SG Scharnebeck 81 105 489 LK Lüneburg 830 1.218 5.619 Eigene Darstellung, Datenbasis: Kindertagesstättenstatistik des Landkreises Lüneburg (Stand: 15.03.2017) und Kita- Bedarfsrechnung 2018-2024, * gleichzeitig betreute Kinder, ** genehmigte Plätze

Bedarfsentwicklung In diesem Abschnitt wird die Entwicklung der Nachfrage nach Betreuungsangebo- Betreuungsquote für Krippen liegt bei 21 % und für Kinder- ten für unter 3-Jährige und nach Kindergartenplätzen (3- bis unter 6-Jährige) ana- gärten bei 94 % lysiert. Im Landkreis Lüneburg werden aktuell nicht alle Kinder im Krippen- und Kindergartenalter in einer vorschulischen Einrichtung betreut. Um einen Überblick über die gegenwärtige Betreuungssituation zu erhalten, berechnet der Landkreis Lüneburg im Rahmen der Kita-Bedarfsrechnung eine sogenannte Betreuungs- quote je Einheits- bzw. Samtgemeinde (vgl. Tabelle 30). Die Betreuungsquote gibt den Anteil der betreuten Kinder an der Gesamtzahl der Kinder des entsprechenden Alters an. Im Durchschnitt liegt die Betreuungsquote für Krippen bei 21 % und für Kindergärten bei 94 %. Das bedeutet, dass gegenwärtig ungefähr jedes fünfte Kind im Krippenalter in einer vorschulischen Einrichtung betreut wird. Zu berücksichti- gen ist dabei, dass in dieser Rechnung die Kinder nicht erfasst werden, die in der Tagespflege betreut werden. Demgegenüber wird fast jedes Kind im Kindergarten- alter in einem Kindergarten betreut. Wie die Tabelle 30 zeigt, variiert die Betreu- ungsquote innerhalb des Landkreises. Die Betreuungsquote im Krippenbereich schwankt zwischen 9 % (SG Dahlenburg) und 37 % (Amt Neuhaus). Die Betreu-

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ungsquote für den Kindergartenbereich fällt demgegenüber mit 86 % in der Ge- meinde Adendorf und in der Samtgemeinde Ostheide am geringsten aus. In der Hansestadt Lüneburg liegt die Betreuungsquote bei 100 %.

Tabelle 30: Betreuungsquoten für Krippen und Kindergarten

Betreuungsquote Betreuungsquote

Krippe Kindergarten

Gemeinde Adendorf 24 86 Gemeinde Amt Neuhaus 41 100 Stadt Bleckede 14 96 Hansestadt Lüneburg 27 100 SG Amelinghausen 20 94 SG Bardowick 14 95 SG Dahlenburg 9 90 SG Gellersen 22 98 SG Ilmenau 16 99 SG Ostheide 22 86 SG Scharnebeck 22 93 LK Lüneburg 21 94 Eigene Darstellung, Datenbasis: Kita-Bedarfsrechnung 2018-2024 des Landkreises Lüneburg

Da die Betreuungsquote nur die derzeit in Anspruch genommenen Plätze im Krip- Bedarfsquote für den Krippen- bereich liegt bei 44 % im Jahr pen- und Kindergartenbereich darstellt, gibt diese Quote keinen Hinweis darauf, 2017, Erhöhung auf 60 % im wie die tatsächliche Nachfrage ausfällt. Darüber hinaus werden gegenwärtig 830 Jahr 2035 (Annahme) Kinder im Krippenalter in der Tagespflege betreut, die mit der Betreuungsquote nicht erfasst werden. Um die Betreuungsbedarfe abzubilden, muss daher eine Be- darfsquote der Rechnung zugrunde gelegt werden. Im Rahmen des „DJI- Kinderbetreuungsreports 2017“ wurde von dem Deutschen Jugendinstitut e.V. eine bundesländerrepräsentative Elternbefragung zur Betreuung von Kindern im Alter von unter 15 Jahren in Deutschland durchgeführt. Daraus folgt, dass die Be- treuungsbedarfe niedersächsischer Eltern von Kindern im Krippenalter bei 44 % liegen. Im Zuge der geplanten Einführung der Gebührenfreiheit im Kindergarten- bereich ist davon auszugehen, dass sich die Nachfrage auch nach Krippenplätzen weiter erhöht. Im Rahmen der vorliegenden Modellrechnung wird für das Jahr 2035 eine Bedarfsquote in Höhe von 60 % für Krippen angenommen. Diese Annahme richtet sich an die erhöhte Betreuungsquote in den ostdeutschen Bundesländern (ohne Berlin), die bereits im Jahr 2016 zwischen 51 % und 57 % lag. Der abge- fragte Betreuungsbedarf liegt in Ostdeutschland (mit Berlin) sogar bei 59 %. Da die Betreuungsquote für den Kindergartenbereich in dem Landkreis Lüneburg be- reits sehr hoch ist, wird davon ausgegangen, dass die Betreuungsquote auch die tatsächliche Nachfrage widerspiegelt. Im Rahmen der Modellrechnung wird daher die Betreuungsquote im Prognoseverlauf konstant gehalten. Das Ergebnis der Ent- wicklung der Nachfrage ist in den beiden folgenden Tabellen dargestellt.

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Zunächst wird die Nachfrage nach Betreuungsangeboten für unter 3-Jährige (Ta- Erhöhung der Nachfrage nach Krippenplätzen um 23 % gespflege und Krippe) näher betrachtet. Die Tabelle 31 zeigt, dass im Jahr 2017 rund 2.240 Plätze im Landkreis Lüneburg nachgefragt wurden. Laut der Bevölke- rungsprognose wird sich zwar die Anzahl der Kinder im Krippenalter bis zum Jahr 2035 verringern, aber durch die angenommene höhere Bedarfsquote werden zu- künftig insgesamt mehr Plätze nachgefragt. Die Nachfrage erhöht sich demnach in der Basisvariante um 516 Plätze bzw. 23 %. In der unteren Variante fällt der erhöhte Bedarf mit 16 % geringer aus. Laut der oberen Variante steigt die Nach- frage sogar um 31 %. Von einer erhöhten Nachfrage sind fast alle Einheits- und Samtgemeinden betroffen. Lediglich in der Gemeinde Amt Neuhaus sowie in den Samtgemeinden Dahlenburg und Scharnebeck (jeweils in der unteren Variante) kann ein Bedarfsrückgang identifiziert werden. Eine besonders starke Nachfrage- erhöhung von über 28 % in der Basisvariante kann in der Stadt Bleckede, in der Hansestadt Lüneburg sowie in den Samtgemeinden Amelinghausen und Ilmenau festgestellt werden.

Tabelle 31: Entwicklung der Betreuungsbedarfe für Kinder unter 3 Jahre 2017-2035 Betreuungsbedarfe Veränderung in % (Tagespflege und Krippe) 2035 2035 2035 2035 2035 Ba- un- Ba- un- 2035 obere 2017* sis- tere sis- tere obere Va- Vari- vari- Vari- vari- Vari- riante ante ante ante ante ante Gem. Adendorf 135 156 145 164 15,6 7,4 21,5 Gem. Amt Neuhaus 51 44 41 49 -13,7 -19,6 -3,9 Stadt Bleckede 90 123 118 130 36,7 31,1 44,4 Hansestadt Lüneburg 953 1.252 1.218 1.298 31,4 27,8 36,2 SG Amelinghausen 87 113 102 121 29,9 17,2 39,1 SG Bardowick 224 266 236 303 18,8 5,4 35,3 SG Dahlenburg 73 73 65 83 0,0 -11,0 13,7 SG Gellersen 163 201 188 216 23,3 15,3 32,5 SG Ilmenau 115 148 140 157 28,7 21,7 36,5 SG Ostheide 139 161 142 181 15,8 2,2 30,2 SG Scharnebeck 209 218 199 243 4,3 -4,8 16,3 LK Lüneburg 2.240 2.756 2.594 2.944 23,0 15,8 31,4 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018, *Kita-Bedarfsrechnung Landkreis Lüneburg (Stand: 30.09.2017)

Die Entwicklung der Nachfrage nach Kindergartenplätzen ist in der Tabelle 32 dar- Die Nachfrage nach Kindergar- tenplätzen wird sich bis zum gestellt. Im Landkreis Lüneburg bestand im Jahr 2017 eine Nachfrage nach rund Jahr 2035 um 4 % verringern 4.890 Kindergartenplätzen. In der Basisvariante wird sich die Nachfrage bis zum (Basisvariante) Jahr 2035 um 4 % verringern. Dies entspricht einem Rückgang von rund 194 Plät- zen. In der unteren Variante fällt der Rückgang mit 10 % noch größer aus. Nur auf Basis der oberen Variante kann mit 3 % eine leicht erhöhte Nachfrage festgestellt werden.

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Bei den Kindergartenplätzen sind nicht alle Gemeinden von einem Nachfragerück- Erhöhte Nachfrage nach Kin- dergartenplätzen nur in gang laut der Basisvariante betroffen. In der Stadt Bleckede sowie in der Hanse- Bleckede und der Hansestadt stadt Lüneburg werden bis zum Jahr 2035 mehr Kindergartenplätze nachgefragt. Lüneburg In den anderen Gemeinden ist eine verringerte Nachfrage festzustellen, wobei die Gemeinde Amt Neuhaus mit einem Minus von 31 % besonders hervorsticht.

Tabelle 32: Entwicklung der Betreuungsbedarfe für Kinder im Alter von 3 bis unter 6 Jahren 2017-2035 Betreuungsbedarfe Veränderung in % (Kindergarten) 2035 2035 2035 2035 2035 2035 Ba- un- Ba- un- obere obere 2017* sis- tere sis- tere Vari- Vari- vari- Vari- vari- Vari- ante ante ante ante ante ante Gem. Adendorf 263 248 230 261 -6,0 -13,0 -1,0 Gem. Amt Neuhaus 124 86 80 95 -31,0 -35,0 -23,0 Stadt Bleckede 197 222 213 237 13,0 8,0 20,0 Hansestadt Lüneburg 2.055 2.084 2.027 2.159 1,0 -1,0 5,0 SG Amelinghausen 217 197 177 210 -9,0 -19,0 -3,0 SG Bardowick 523 467 414 534 -11,0 -21,0 2,0 SG Dahlenburg 139 133 119 150 -5,0 -14,0 7,0 SG Gellersen 386 367 343 394 -5,0 -11,0 2,0 SG Ilmenau 290 271 255 288 -6,0 -12,0 -1,0 SG Ostheide 279 244 217 275 -12,0 -22,0 -1,0 SG Scharnebeck 421 381 349 427 -9,0 -17,0 2,0 LK Lüneburg 4.894 4.700 4.424 5.031 -4,0 -10,0 3,0 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018, *Kita-Bedarfsrechnung Landkreis Lüneburg (Stand: 30.09.2017)

Versorgungsanalyse In den beiden nachfolgenden Tabellen werden der Nachfrage die derzeitig vorhan- Gegenüberstellung von Ange- bot und Nachfrage denen Plätze gegenübergestellt. Um das Betreuungsangebot für die unter 3-Jäh- rigen vollständig darzustellen, werden im Rahmen der Versorgungsanalyse die Ta- gespflege- und die Krippenplätze aufsummiert. Die Versorgungsquote gibt dabei das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage wieder. Ein Wert unter 100 % bedeutet eine Versorgungslücke, d.h., die Nachfrage übersteigt das verfügbare Angebot. Während die Nachfrage sich gemäß Prognosevariante verändert, wird das Angebot konstant auf dem derzeitigen Level (Status-Quo) gehalten, um so Handlungsbedarfe auf Basis der heutigen Situation abzuleiten.

Wie die Tabelle 33 zeigt, besteht für den Landkreis Lüneburg bereits im Ausgangs- Unterversorgung mit Betreuungsangeboten für jahr 2017 eine Unterversorgung mit Betreuungsangeboten für unter 3-Jährige. Das unter 3-Jährige sowohl im Jahr bedeutet, dass die derzeit vorhandenen Tagespflege- und Krippenplätze die Nach- 2017 als auch im Jahr 2035 frage nicht decken können. Die Versorgungsquote beträgt für den gesamten Land- kreis insgesamt 91 Prozent. Diese Modellergebnisse decken sich auch mit den Einschätzungen der Bürgermeister und Fachexperten. Abgesehen von der Ge- meinde Adendorf sowie von der Samtgemeinde Ostheide besteht in allen anderen

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Einheits- und Samtgemeinden eine Unterversorgung im Ausgangsjahr. Da zukünf- tig von einem höheren Betreuungsbedarf auszugehen ist, verringert sich die Ver- sorgungsquote bei gleichbleibender Platzanzahl. Demnach würde die Versor- gungsquote im Jahr 2035 auf Grundlage der Basisvariante bei 74 % liegen. Es ist also davon auszugehen, dass in den nächsten Jahren in allen Einheits- und Samt- gemeinden – mit Ausnahme der Gemeinde Amt Neuhaus – weitere Betreuungs- angebote für unter 3-Jährige geschaffen werden müssen.

Tabelle 33: Versorgungsanalyse des Landkreises Lüneburg mit Betreuungsangebote für unter 3-Jährige

Tages- Betreuungsbedarfe Versorgungsquoten in % pflege- und 2035 2035 Krip- 2035 2035 2035 2035 un- un- pen- 2017** Ba- obere 2017 Ba- obere tere tere plätze* sisv. V. sisv. V. V. V. Gem. Adendorf 147 135 156 145 164 109 94 101 90 Gem. Amt Neuhaus 45 51 44 41 49 88 102 110 92 Stadt Bleckede 68 90 123 118 130 76 55 58 52 Hansestadt Lüneburg 883 953 1.252 1.218 1.298 93 71 72 68 SG Amelinghausen 86 87 113 102 121 99 76 84 71 SG Bardowick 171 224 266 236 303 76 64 72 56 SG Dahlenburg 43 73 73 65 83 59 59 66 52 SG Gellersen 158 163 201 188 216 97 79 84 73 SG Ilmenau 111 115 148 140 157 97 75 79 71 SG Ostheide 150 139 161 142 181 108 93 106 83 SG Scharnebeck 186 209 218 199 243 89 85 93 77 LK Lüneburg 2.048 2.240 2.756 2.594 2.944 91 74 79 70 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018, * Tagespflegeplätze (gleichzeitig betreute Kinder) und genehmigte Krippenplätze laut Kindertagesstättenstatistik Landkreis Lüneburg (Stand: 15.03.2017), **Kita-Bedarfsrechnung Landkreis Lüneburg (Stand: 30.09.2017)

Die Versorgung des Landkreises Lüneburg mit Kindergartenplätzen ergibt ein an- Ausreichende Versorgung mit Kindergartenplätzen bis zum deres Bild. Eine Versorgungsquote von über 100 % kann sowohl im Jahr 2017 als Jahr 2035 auch im Jahr 2035 in allen Prognosevarianten sowie bei allen Einheits- und Samt- gemeinden festgestellt werden. Für den gesamten Landkreis konnte eine Versor- gungsquote von 115 % im Jahr 2017 und im Jahr 2035 von 120 % (Basisvariante) ermittelt werden. Eine besonders hohe Überversorgung von mindestens 30 % im Jahr 2035 (Basisvariante) besteht dabei in der Einheitsgemeinde Amt Neuhaus sowie in den Samtgemeinden Amelinghausen, Gellersen und Ostheide (vgl. Ta- belle 34).

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Tabelle 34: Versorgungsanalyse des Landkreises Lüneburg mit Kindergartenplätzen

Nachfrage nach Versorgungsquoten in % Kin- Kindergartenplätzen der-

gar- 2035 2035 2035 2035 2035 2035 ten- un- un- 2017** Ba- obere 2017 Ba- obere plätze* tere tere sisv. V. sisv. V. V. V.

Gem. Adendorf 312 263 248 230 261 119 126 136 120 Gem. Amt Neuhaus 140 124 86 80 95 113 163 175 147 Stadt Bleckede 257 197 222 213 237 130 116 121 108 Hansestadt Lüneburg 2.246 2.055 2.084 2.027 2.159 109 108 111 104 SG Amelinghausen 260 217 197 177 210 120 132 147 124 SG Bardowick 583 523 467 414 534 111 125 141 109 SG Dahlenburg 167 139 133 119 150 120 126 140 111 SG Gellersen 489 386 367 343 394 127 133 143 124 SG Ilmenau 348 290 271 255 288 120 128 136 121 SG Ostheide 328 279 244 217 275 118 134 151 119 SG Scharnebeck 489 421 381 349 427 116 128 140 115 LK Lüneburg 5.619 4.894 4.700 4.424 5.031 115 120 127 112 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018, * genehmigte Plätze laut Kindertagesstättenstatistik Landkreis Lüneburg (Stand: 15.03.2017), **Kita-Bedarfsrechnung Landkreis Lüneburg (Stand: 30.09.2017)

Fazit Bereits im Ausgangsjahr 2017 gibt es einen zusätzlichen Bedarf an Betreuungs- Zusätzlicher Bedarf an Betreuungsangeboten für angeboten für unter 3-Jährige im Landkreis Lüneburg. Wenn sich die Betreuungs- unter 3-Jährige bedarfe entsprechend der getroffenen Annahmen erhöhen, wird sich die Nach- frage bis zum Jahr 2035 weiter erhöhen. Es ist also zukünftig davon auszugehen, dass Betreuungsangebote für diese Zielgruppe weiter ausgebaut werden müssen.

Im Kindergartenbereich übersteigt das Platzangebot sowohl im Jahr 2017 als auch Im Kindergartenbereich übersteigt das Platzangebot im Prognosejahr 2035 die ermittelte Nachfrage. Da die Betreuungsquote für Kin- die Nachfrage dergärten bereits aktuell im Durchschnitt mit 94 % sehr hoch ist, sind nur noch geringfügige Steigerungen durch die geplante Einführung der Gebührenfreiheit im Kindergartenbereich möglich, die aber den dargestellten Trend nicht umkehren, sondern allenfalls etwas abschwächen.

Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass nach Meinung der Fachexperten derzeit nicht abschließend beurteilt werden kann, wie sich das Anmeldeverhalten zukünftig – z.B. durch veränderte politische Rahmenbedingun- gen – entwickeln wird. Darüber hinaus ist es schwer abzuschätzen, welche Aus- wirkungen der Familiennachzug von Flüchtlingen zukünftig haben wird. Vor die- sem Hintergrund ist die weitere Entwicklung der Nachfrage im Rahmen der Kita- Bedarfsrechnung des Landkreises kontinuierlich zu analysieren.

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6.2. Schulen In diesem Abschnitt wird die Versorgung des Landkreises Lüneburg mit Grund- schulen sowie mit weiterführenden Schulen näher analysiert und die Entwicklung der Schülerzahlen beider Schulformen bis zum Jahr 2035 betrachtet.

Angebotsstruktur Die aktuellen Schulstandorte sind in der Abbildung 55 dargestellt. Die meisten Konzentration von Schulstand- orten in der Hansestadt Lüne- Schulen konzentrieren sich in der Hansestadt Lüneburg. Darüber hinaus befinden burg und in der Stadt Bleckede sich noch mehrere Schulstandorte in der Stadt Bleckede, die als Grundzentrum mit mittelzentralen Teilfunktionen fungiert. In jeder Einheits- und Samtgemeinde besteht eine Versorgung mit Grundschulen. Die Samtgemeinden Amelinghausen, Gellersen und Ostheide verfügen als einzige Gemeinden nicht über eine weiter- führende Schule. Im Osten des Landkreises existiert jeweils eine Oberschule in der Gemeinde Amt Neuhaus sowie in der Samtgemeinde Dahlenburg. Das nächste Gymnasium befindet sich jedoch erst in der Stadt Bleckede. Das bedeutet, dass Schüler aus der Gemeinde Amt Neuhaus und der Samtgemeinde Dahlenburg einen weiten Schulweg für den Besuch eines Gymnasiums in Kauf nehmen müs- sen.

Abbildung 55: Schulstandorte im Landkreis Lüneburg Eigene Darstellung, Datenbasis: Landkreis Lüneburg 2017

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Entwicklung der Schülerzahlen Um die Entwicklung der Schülerzahlen in Grundschulen und weiterführenden Schulen zu analysieren, müssen für die einzelnen Prognosejahre die Schülerzah- len differenziert nach der Schulform ermittelt werden. Die Grundlage hierfür stellt eine Statistik des Landesamts für Statistik Niedersachsen, in der die Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen im Landkreis Lüneburg differenziert nach Altersjahren für das Jahr 2016 aufgelistet sind. Auf dieser Basis lassen sich altersdifferenzierte Quoten für Grundschulen und weiterführende Schulen berech- nen (vgl. Tabelle 35). Mithilfe dieser Quoten erfolgt eine Zuordnung der Bevölke- rung aus der Prognose zur entsprechenden Schulform in Abhängigkeit des Alters. Das Ergebnis der Entwicklung der Schülerzahlen in Grundschulen und an weiter- führenden Schulen ist differenziert nach dem Wohnort in der Tabelle 36 und in der Tabelle 37 abgebildet.

Tabelle 35: Schülerinnen und Schüler an Grundschulen und weiterführenden Schulen im Landkreis Lüneburg differen- ziert nach Altersjahren Schüler in Quote Quote Bevölkerung Grund- weiter- Grund- weiterführende 2016 schüler führenden schulen Schulen Schulen* bis unter 6 1.606 2 0,1% - - 6-7 Jahre 1.687 1.118 66,3% 13 0,8% 7-8 Jahre 1.729 1.632 94,4% 41 2,4% 8-9 Jahre 1.653 1.588 96,1% 36 2,2% 9-10 Jahre 1.737 1.653 95,2% 50 2,9% 10-11 Jahre 1.708 669 39,2% 1.015 59,4% 11-12 Jahre 1.756 78 4,4% 1.625 92,5% 12-13 Jahre 1.799 4 0,2% 1.763 98,0% 13-14 Jahre 1.791 - - 1.775 99,1% 14-15 Jahre 1.793 - - 1.744 97,3% 15-16 Jahre 1.936 - - 1.868 96,5% 16-17 Jahre 2.056 - - 1.539 74,9% 17-18 Jahre 2.101 - - 1.100 52,4% 18-19 Jahre 2.045 - - 519 25,4% 19-20 Jahre 2.249 - - 104 4,6% 20-21 Jahre 2.184 - - 16 0,7% 21-22 Jahre 2.237 - - 1 0,0% Eigene Darstellung, Datenbasis: Landesamt für Statistik Niedersachsen 2018 *inkl. Waldorfschule mit einer integrierten Grundschule, die jedoch in der amtlichen Statistik nicht getrennt ausgewiesen wird

Die Zahl der Grundschüler wird laut der Basisvariante im gesamten Landkreis an- Zahl der Grundschüler stag- niert bis zum Jahr 2035 nähernd konstant bleiben. In der unteren Variante gehen die Schülerzahlen an (Basisvariante) Grundschulen um rund 450 bzw. 7 % zurück. Im Kontrast dazu ist ein Anstieg um 6 % der Schülerzahlen auf Basis der oberen Varianten zu erwarten. Die Entwick- lung verläuft jedoch zwischen den jeweiligen Einheits- und Samtgemeinden unter- schiedlich. Während zum Beispiel die Hansestadt Lüneburg laut der Basisvariante eine Erhöhung der Zahl der Kinder im Grundschulalter von 4 % verzeichnen kann,

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ist ein verstärkter Rückgang der selbigen in der Gemeinde Amt Neuhaus (-20 %) und in der Samtgemeinde Gellersen (-11 %) zu beobachten. Auf Basis der oberen Variante verzeichnen die meisten Gemeinden einen Anstieg an Grundschülern.

Tabelle 36: Entwicklung der Grundschülerzahlen im Landkreis Lüneburg

Grundschüler Veränderung in %

2035 2035 2035 2035 2035 2035

Basis- untere obere Basis- untere obere 2017 vari- Vari- Vari- vari- Vari- Vari- ante ante ante ante ante ante Gem. Adendorf 422 406 377 427 -3,9 -10,5 1,2 Gem. Amt Neuhaus 160 129 119 142 -19,8 -25,8 -11,7 Stadt Bleckede 340 329 315 349 -3,1 -7,3 2,8 Hansestadt Lüneburg 2.622 2.733 2.661 2.828 4,2 1,5 7,8 SG Amelinghausen 294 295 264 313 0,2 -10,1 6,6 SG Bardowick 703 698 619 797 -0,8 -11,9 13,3 SG Dahlenburg 218 214 193 240 -1,7 -11,3 10,3 SG Gellersen 585 521 489 562 -10,9 -16,3 -3,9 SG Ilmenau 409 384 363 406 -6,1 -11,3 -0,7 SG Ostheide 403 392 348 439 -2,8 -13,8 8,9 SG Scharnebeck 576 585 537 652 1,6 -6,9 13,2 LK Lüneburg 6.732 6.685 6.286 7.155 -0,7 -6,6 6,3 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

Die Entwicklung der Zahl der Kinder, die weiterführende Schulen besuchen, ist Schülerzahlen an weiterfüh- renden Schulen gehen bis zum bereits in der Basisvariante negativ. Demnach gehen die Schülerzahlen um rund Jahr 2035 um 5 % zurück 660 Schüler bzw. 5 % zurück. In der unteren Variante fällt der Rückgang mit 10 % (Basisvariante) noch größer aus. Lediglich in der oberen Variante kann ein leichter Anstieg der Schülerzahlen an weiterführenden Schulen festgestellt werden. Von einem Rück- gang sind die meisten Gemeinden betroffen. Vor allem die Einheitsgemeinde Amt Neuhaus, die Stadt Bleckede sowie die Samtgemeinden Ilmenau, Ostheide und Scharnebeck verzeichnen einen Rückgang der Schülerzahlen von über 11 % in der Basisvariante. In der Hansestadt Lüneburg stagniert die Schüleranzahl an wei- terführenden Schulen. Nur in der Gemeinde Adendorf kann mit 5 % eine Steige- rung der Schülerzahl konstatiert werden.

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Tabelle 37: Entwicklung der Schülerzahlen an weiterführenden Schulen im Landkreis Lüneburg

Schüler an weiterführenden Schulen Veränderung in %

2035 2035 2035 2035 2035 2035 Ba- un- obere 2017 Basis- untere obere sis- tere Vari- variante Variante Variante vari- Vari- ante ante ante Gem. Adendorf 730 763 716 799 4,5 -2,0 9,4 Gem. Amt Neuhaus 315 260 242 283 -17,6 -23,2 -10,3 Stadt Bleckede 745 623 598 659 -16,3 -19,7 -11,6 Hansestadt Lüneburg 4.874 4.909 4.800 5.056 0,7 -1,5 3,7 SG Amelinghausen 608 556 503 588 -8,6 -17,4 -3,3 SG Bardowick 1.402 1.334 1.198 1.504 -4,9 -14,6 7,3 SG Dahlenburg 450 418 380 466 -7,1 -15,6 3,6 SG Gellersen 1.039 983 929 1.056 -5,4 -10,5 1,7 SG Ilmenau 813 716 679 754 -12,0 -16,5 -7,3 SG Ostheide 828 725 650 805 -12,4 -21,6 -2,9 SG Scharnebeck 1.260 1.114 1.028 1.233 -11,6 -18,4 -2,2 LK Lüneburg 13.065 12.402 11.722 13.202 -5,1 -10,3 1,1 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

Versorgungsanalyse Die Abbildung 56 zeigt die Entwicklung der Schülerzahlen von 2017 bis 2035 auf Starke Rückgänge der Grund- schüler in der Gemeinde Amt Grundlage der Basisvariante und die Standorte der Grundschulen im Landkreis Neuhaus Lüneburg. Insgesamt drei Gemeinden können bis zum Jahr 2035 steigende Grundschülerzahlen verzeichnen. Dazu gehören die Hansestadt Lüneburg sowie die Samtgemeinden Amelinghausen und Scharnebeck. Alle anderen Gemeinden sind von einem Rückgang der Grundschülerzahlen gekennzeichnet. Mit einem Mi- nus von 20 % (31 Personen) ist die Gemeinde Amt Neuhaus am stärksten von dem Rückgang betroffen. Die Frage ist, welche Auswirkungen diese Entwicklung auf die beiden Grundschulstandorte hat. Denkbar wäre beispielsweise eine Redu- zierung der Klassengröße. Diese Entwicklung sollte im Rahmen der Schulplanung kontinuierlich beobachtet werden.

In der Abbildung 57 ist die Versorgungsanalyse für weiterführende Schulen darge- Der Standort der Oberschule in der Gemeinde Amt Neuhaus stellt. Auch in dieser Altersstufe sind die meisten Gemeinden von einem Rückgang ist potenziell gefährdet der Schülerzahlen gekennzeichnet. Die größten Rückgänge konnten dabei in der Stadt Bleckede und in der Gemeinde Amt Neuhaus identifiziert werden. Die Aus- wirkungen dieses Rückgangs auf einzelne weiterführenden Schulstandorte sind nicht einfach abzuschätzen, da die Einzugsbereiche – im Gegensatz zu den Grundschulen – über die Gemeindegrenzen hinausgehen und sich sehr stark von- einander unterscheiden. Darüber hinaus variiert der Einzugsbereich der einzelnen Schulen jährlich durch das individuelle Anwahlverhalten der Eltern. Der darge- stellte Rückgang der Schülerzahlen an weiterführenden Schulen stellt die Schul- standorte in der Stadt Bleckede und die Schule in der Gemeinde Amt Neuhaus vor

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Herausforderungen. Vor allem die Oberschule in der Gemeinde Amt Neuhaus muss aufgrund des eingeschränkten Einzugsbereichs laut der Prognose mit einem starken Rückgang der Schülerzahlen rechnen. Diese Einschätzung wird auch durch die geführten Interviews bestätigt. Nach Meinung der Interviewten sind die weiterführenden Schulen in der Stadt Bleckede aufgrund des Einzugsbereichs, der sich bis zur Samtgemeinde Ostheide und Dahlenburg erstreckt, und der guten Er- reichbarkeit nicht gefährdet. Trotz der durchaus hohen Rückgänge der Schüler- zahlen in den Samtgemeinden Scharnebeck, Ostheide und Ilmenau sind die Aus- wirkungen auf die Schulstandorte in diesen Gemeinden aufgrund der räumlichen Nähe zur Gemeinde Adendorf bzw. zur Hansestadt Lüneburg geringer einzuschät- zen.

Abbildung 56: Versorgungsanalyse Grundschulen (Basisvariante) Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018 und Landkreis Lüneburg 2017

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Abbildung 57: Versorgungsanalyse weiterführende Schulen (Basisvariante) Eigene Darstellung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018 und Landkreis Lüneburg 2017

Fazit Zusammengefasst wird aus der vorliegenden Analyse deutlich, dass sich die ein- Rückgang der Schülerzahlen kann sich negativ auf einzelne zelnen Gemeinden unterschiedlich entwickeln. Bei der Entwicklung der Grund- Schulstandort auswirken schülerzahlen bis zum Jahr 2035 fällt der starke Rückgang in der Gemeinde Amt Neuhaus auf. Hier stellt sich die Frage, ob die Nachfrage noch ausreichend ist, um beide Grundschulstandorte zukünftig aufrechtzuerhalten. Auch für die Samtge- meinde Gellersen stellt sich diese Frage bei einer Verringerung der Nachfrage um 11 %. Die Auswirkungen der Entwicklung der Schülerzahlen an weiterführenden Schulen sind schwerer abzuschätzen, da nicht immer eine wohnortnahe Versor- gung gewährleistet werden kann oder andere, nicht wohnortnahe Schulformen ge- wünscht werden. Wie bereits gezeigt, verfügt nicht jede Samtgemeinde über eine weiterführende Schule, sodass mitunter weite Schulwege in Kauf genommen wer- den müssen. Das bedeutet, dass das Einzugsgebiet von weiterführenden Schulen im Vergleich zu Grundschulen generell viel größer ist. Dennoch zeigt die Entwick- lung, dass viele Gemeinden von einem Rückgang älterer Schüler gekennzeichnet sein werden, der sich perspektivisch auch auf einzelne Schulstandorte negativ auswirken kann. Dazu gehören insbesondere Schulstandorte in der Gemeinde Amt Neuhaus. Die Schulstandorte in der Stadt Bleckede sind nach Einschätzung der Fachexperten nicht gefährdet.

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6.3. Pflegeeinrichtungen In diesem Abschnitt wird die zukünftige Versorgung des Landkreises Lüneburg mit Pflegeeinrichtungen analysiert. Nach der Beschreibung der Angebotsstruktur wird auf die Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen – getrennt nach Pflegebedürf- tigen insgesamt und Pflegebedürftigen, die vollstationär in Heimen versorgt wer- den – bis zum Jahr 2035 eingegangen. Abschließend erfolgt eine Bilanzierung der gegenwärtigen Plätze in Pflegeeinrichtungen des Landkreises Lüneburg mit dem prognostizierten Bedarf. Auf diese Weise kann eine zukünftige Über- bzw.- Unter- versorgung abgeschätzt werden.

Angebotsstruktur Laut des „Örtlichen Pflegeberichts" des Landkreises Lüneburg gab es Mitte 2015 2.410 Plätze in Pflegeheimen im Landkreis Lüneburg 2.410 Plätze in 38 Pflegeheimen. Die räumliche Verteilung der Pflegeplätze ist in der Abbildung 58 dargestellt. Hierbei zeigt sich, dass sich die Pflegeeinrichtungen in der Hansestadt Lüneburg konzentrieren. Dennoch verfügt jede Einheits- und Samtgemeinde über mindestens ein Pflegeheim.

Abbildung 58: Vollstationäre Pflegeeinrichtungen im Landkreis Lüneburg Eigene Darstellung, Datenbasis: Landkreis Lüneburg 2017

Die Anzahl an Pflegeplätzen variiert zwischen den Gemeinden. Mit rund 1.040 Die Anzahl an Pflegeplätzen variiert zwischen den Gemein- Plätzen bzw. 43 % aller Plätze im Landkreis verfügt die Hansestadt Lüneburg über den die meisten Pflegeplätze des Landkreises. Danach folgen die Stadt Bleckede so- wie die Samtgemeinden Gellersen und Amelinghausen. Über weniger als 100 Pfle- geplätze verfügt die Gemeinde Amt Neuhaus sowie die Samtgemeinden Dahlen- burg, Ilmenau und Ostheide.

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Tabelle 38: Anzahl Pflegeplätzen in den Gemeinden

Pflegeplätze Anteil in Prozent

Gemeinde Adendorf 115 5 Gemeinde Amt Neu- 61 3 haus Stadt Bleckede 253 10 Hansestadt Lüneburg 1.043 43 SG Amelinghausen 193 8 SG Bardowick 145 6 SG Dahlenburg 40 2 SG Gellersen 273 11 SG Ilmenau 87 4 SG Ostheide 96 4 SG Scharnebeck 104 4 LK Lüneburg 2.410 100 Eigene Darstellung, Datenbasis: Örtlicher Pflegebericht 2016

Neben vollstationären Pflegeeinrichtungen verfügt der Landkreis Lüneburg noch Kurzzeitpflege wird in vollstati- onären Pflegeeinrichtungen über Einrichtungen der Kurzzeitpflege. Leistungen der Kurzzeitpflege erfolgen für angeboten eine Übergangszeit im Anschluss an eine stationäre Behandlung der Pflegebedürf- tigen. Hier steht die Rückkehr in die eigene Wohnung im Vordergrund. Laut des „Örtlichen Pflegeberichts“ (Stand Mitte 2015) gibt es keine reinen Kurzzeitpflege- einrichtungen im Bereich der Hansestadt und des Landkreises Lüneburg. Jedoch bieten fast alle vollstationären Pflegeeinrichtungen auch Kurzzeitpflege an. In die- sen Fällen werden freie Vollzeitpflegeplätze vorübergehend für Kurzzeitpflege zur Verfügung gestellt.

Der Landkreis verfügt auch über Tagespflegeeinrichtungen. Diese Einrichtungen Fünf Tagespflegeeinrichtungen im gesamten Landkreis (Stand sind selbstständig wirtschaftende Einrichtungen, in denen Pflegebedürftige tags- 2015) über unter ständiger Verantwortung einer ausgebildeten Pflegefachkraft gepflegt werden. In der Hansestadt Lüneburg gibt es drei Tagespflegeeinrichtungen. Zwei von diesen Einrichtungen verfügen über 25 Plätze und eine Einrichtung über 15 Plätze. Im Landkreis Lüneburg sind zwei Tagespflegeeinrichtungen mit 24 (in Deutsch Evern) bzw. 10 Plätzen (in Neetze) vorhanden (vgl. Landkreis Lüneburg 2018).

Laut des „Örtlichen Pflegeberichts“ verfügt der Landkreis über 32 ambulante Pfle- Ambulante Pflegedienste sind flächendeckend vorhanden gedienste, die sich flächendeckend im Landkreis verteilen. Eine Recherche der ambulanten Pflegedienste befindet sich im Anhang. Unter ambulanter Pflege ver- steht man die pflegerische und hauswirtschaftliche Versorgung von pflegebedürf- tigen Menschen in ihrer häuslichen Umgebung. Vor dem Hintergrund, dass der überwiegende Anteil der Pflegedürftigen zu Hause versorgt wird, sind ambulante Pflegedienste in ausreichender Anzahl für die professionelle Versorgung pflege- bedürftiger Personen von großer Bedeutung.

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Bedarfsentwicklung Im Rahmen der Analyse der Bedarfsentwicklung werden zwei Gruppen voneinan- Bedarfsentwicklung für Pflege- bedürftige insgesamt und für der unterschieden: Zum einen Pflegebedürftige insgesamt und zum anderen Pfle- Pflegebedürftige, die in Hei- gebedürftige, die in Heimen vollstationär versorgt werden. Pflegebedürftige im men versorgt werden Sinne der Pflegeversicherung (Sozialgesetzbuch SGB XI) sind Personen, die ge- sundheitlich bedingte Beeinträchtigungen der Selbständigkeit oder der Fähigkeiten aufweisen und deshalb der Hilfe durch andere bedürfen. Es muss sich um Perso- nen handeln, die körperliche, kognitive oder psychische Beeinträchtigungen oder gesundheitlich bedingte Belastungen oder Anforderungen nicht selbständig kom- pensieren oder bewältigen können (Bundesministerium für Gesundheit 2018). Der Anteil dieser Personen, die in Heimen – und nicht zu Hause – versorgt werden, wird zu den Pflegebedürftigen in stationärer Pflege gezählt. Für die Bestimmung der Nachfrage des Basisjahres 2017 sowie der einzelnen Bedarfsentwicklung auf Basis der Pflege- und Heimquote Prognosejahre der verschiedenen Varianten wird die sogenannte Pflege- und Heimquote der Berechnung zugrunde gelegt. Die Pflegequote gibt dabei an, wie viel Prozent einer Altersgruppe pflegebedürftig sind. Die Art der Versorgung – ob zu Hause oder vollstationär in Heimen – spielt dabei keine Rolle. Die Heimquote beschreibt den Anteil an der Gesamtbevölkerung in Abhängigkeit des Alters, der in Heimen vollstationär versorgt wird. Diese beiden Quoten können für den Land- kreis Lüneburg aus der aktuellen Pflegestatistik des Landesamts für Statistik Nie- dersachsen berechnet werden. In der Analyse wurden beide Quoten für den Prog- nosezeitraum konstant gehalten. Wie anhand der Tabelle 39 zu erkennen ist, steigt die Pflegequote mit zunehmen- Pflegequote steigt mit zuneh- mendem Alter dem Alter an. Während unter 60-Jährige nur zu 0,3 % pflegebedürftig sind, zählen 60 % der über 90-Jährigen zu den Pflegebedürftigen. Da die meisten Pflegebe- dürftigen zu Hause versorgt werden, ist die Heimquote geringer. Beispielsweise werden von den Personen im Alter von 90 Jahren und mehr 40 % in Heimen voll- stationär versorgt.

Tabelle 39: Pflege- und Heimquote für den Landkreis Lüneburg In Heimen Bevölkerung Pflegebedürftige Pflege- Heim- vollstationär 2015 2015 quote Quote versorgt 2015 unter 60 Jahre 135.091 413 0,3 % 143 0,1 % 60-70 Jahre 19.908 279 1,40% 142 0,7 % 70-75 Jahre 8.317 272 3,3 % 151 1,8 % 75-80 Jahre 8.422 597 7,1 % 327 3,9 % 80-85 Jahre 4.643 734 15,8 % 384 8,3 % 85-90 Jahre 2.834 993 35,0 % 609 21,5 % 90+ Jahre 1.504 898 59,7 % 604 40,2 % Gesamt 180.719 4.186 2,3 % 2.360 1,3 % Eigene Darstellung, Quelle: Pflegestatistik des Landesamts für Statistik Niedersachen (2015)

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Das Ergebnis der Ermittlung der Pflegebedürftigen für das Basisjahr 2017 sowie Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt um 33 % bis zum Jahr für das Jahr 2035 auf Basis der drei Varianten der Bevölkerungsprognose ist in 2035 (Basisvariante) der Tabelle 40 dokumentiert. Aus der oben dargestellten Pflegequote resultiert für den Landkreis, dass im Jahr 2017 rund 4.400 Personen pflegebedürftig waren. In der Basisvariante wird sich diese Zahl um 33 % auf rund 5.900 Personen erhöhen. Laut der oberen Variante steigen die Pflegebedürftigen sogar um 37 % an. Selbst in der unteren Variante ist der Anstieg mit 29 % noch immer relativ hoch. Die Zu- nahme der Pflegebedürftigen variiert zwischen den Einheits- und Samtgemeinden. Einen besonders starken Anstieg von über 40 % in der Basisvariante verzeichnen die Samtgemeinden Scharnebeck, Ostheide, Bardowick und Gellersen. Demge- genüber fällt der Anstieg der Pflegebedürftigen der Samtgemeinde Dahlenburg mit 9 % und in der Gemeinde Amt Neuhaus mit 2 % relativ gering aus. Entsprechend der Zunahme der Pflegebedürftigen insgesamt werden auch die Die Zahl der Pflegebedürftigen in stationärer Pflege steigt um Pflegebedürftigen in stationärer Pflege im gesamten Landkreis zunehmen. Wie in 33 % bis zum Jahr 2035 der Tabelle 41 zu erkennen ist, nimmt diese Personengruppe um 36 % laut der (Basisvariante) Basisvariante zu. Demnach wird es eine Nachfrage nach rund 3.400 stationären Pflegeplätzen im Landkreis geben. Die Zunahme der Nachfrage fällt mit über 50 % in der Basisvariante in den Samtgemeinden Scharnebeck, Bardowick und Ostheide besonders aus. In der Gemeinde Amt Neuhaus erhöht sich die Nach- frage nur geringfügig (2 %).

Tabelle 40: Entwicklung der Pflegebedürftigen im Landkreis Lüneburg 2017-2035

Pflegebedürftige Veränderung in % 2035 2035 2035 2035 2035 2035

2017 Basis- untere obere Basis- untere obere vari- Vari- Vari- vari- Vari- Vari- ante ante ante ante ante ante Gem. Adendorf 319 427 413 438 33,9 29,5 37,3 Gem. Amt Neuhaus 161 164 161 168 1,9 0,0 4,3 Stadt Bleckede 290 381 374 392 31,4 29,0 35,2 Hansestadt Lüneburg 1.722 2.221 2.197 2.253 29,0 27,6 30,8 SG Amelinghausen 238 318 300 327 33,6 26,1 37,4 SG Bardowick 368 539 504 579 46,5 37,0 57,3 SG Dahlenburg 191 208 199 219 8,9 4,2 14,7 SG Gellersen 366 523 504 541 42,9 37,7 47,8 SG Ilmenau 256 332 324 341 29,7 26,6 33,2 SG Ostheide 208 305 292 317 46,6 40,4 52,4 SG Scharnebeck 325 485 467 508 49,2 43,7 56,3 LK Lüneburg 4.444 5.903 5.735 6.083 32,8 29,1 36,9 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

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Tabelle 41: Entwicklung der Pflegebedürftigen in stationärer Pflege im Landkreis Lüneburg 2017-2035 Pflegebedürftige in Veränderung in % stationärer Pflege 2035 2035 2035 2035 2035 2035

2017 Basis- untere obere Basis- untere obere vari- Vari- Vari- vari- Vari- Vari- ante ante ante ante ante ante Gem. Adendorf 183 249 241 255 36,1 31,7 39,3 Gem. Amt Neuhaus 93 95 93 98 2,2 0,0 5,4 Stadt Bleckede 167 223 219 230 33,5 31,1 37,7 Hansestadt Lüneburg 971 1.279 1.266 1.297 31,7 30,4 33,6 SG Amelinghausen 135 186 175 191 37,8 29,6 41,5 SG Bardowick 204 311 291 333 52,5 42,6 63,2 SG Dahlenburg 93 104 100 109 11,8 7,5 17,2 SG Gellersen 208 305 294 315 46,6 41,3 51,4 SG Ilmenau 145 192 188 197 32,4 29,7 35,9 SG Ostheide 115 175 168 182 52,2 46,1 58,3 SG Scharnebeck 180 280 270 293 55,6 50,0 62,8 LK Lüneburg 2.494 3.399 3.305 3.500 36,3 32,5 40,3 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018

Versorgungsanalyse In Rahmen dieser Analyse wird die Nachfrage aus dem Landkreis Lüneburg nach stationären Pflegeplätzen dem vorhandenen Angebot (ohne Neubau) gegenüber- gestellt. Natürlich werden auch Pflegeplätze von Bewohnern nachgefragt und be- legt werden, die aus anderen Landkreisen bzw. Bundesländern kommen. Mögliche Ursachen könnten hierfür u.a. der Preis, eine wohnraumnahe Betreuung durch in der Umgebung wohnende Kinder oder auch freie Kapazitäten sein. Andererseits fragen Einwohner des Landkreises Lüneburg auch Plätze außerhalb des Landkrei- ses nach. Nach Rücksprache mit den Fachexperten des Landkreises gleichen sich diese Zahlen in etwa aus, sodass sie in der Versorgungsanalyse nicht berücksich- tigt werden müssen. Unter Berücksichtigung der getroffenen Annahmen übersteigt bereits im Aus- Im Jahr 2017 fehlten 84 Pflegeplätze laut gangsjahr 2017 die Nachfrage das Angebot an vollstationären Pflegeplätzen. Nach Modellrechnung dieser Modellrechnung fehlen im Landkreis 84 vollstationäre Pflegeplätze. Laut des „Örtlichen Pflegeberichts“ des Landkreises Lüneburg lag im Jahr 2015 die Auslastungsquote der Heimen im Durchschnitt lediglich bei 92 %. Nach Meinung der Fachexperten war aber ein Überangebot bereits in diesem Jahr nicht gegeben, da oftmals freie Plätze aufgrund des Personalmangels nicht belegt werden konn- ten. Dabei stellt sich die Situation auf Ebene der Städte, Einheits- und Samtge- meinden heterogen dar. Einen Mangel an vollstationären Pflegeplätzen kann in den Gemeinden Adendorf und Amt Neuhaus sowie in den Samtgemeinden Bardo- wick, Dahlenburg, Ilmenau, Ostheide und Scharnebeck identifiziert werden.

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Im Zuge der zunehmenden Alterung wird das Defizit bis zum Jahr 2035 weiter Rund 990 Plätze fehlen in Pflegeheimen bis zum Jahr ansteigen. Laut der Basisvariante würden auf Grundlage der getätigten Annahmen 2035 (Basisvariante) rund 990 Pflegeplätze fehlen. Regional betrachtet, gibt es mit Ausnahme von der Stadt Bleckede und der Samtgemeinde Amelinghausen überall im Landkreis einen Nachfrageüberhang im Jahr 2035.

Tabelle 42: Versorgungsanalyse Pflegeeinrichtungen

Nachfrage nach stationären Differenz Pflege- Pflegeplätzen

plätze 2035 2035 2035 2035 2035 2035 2015 un- un- 2017 Ba- obere 2017 Ba- Obere tere tere sisv. V. sisv. V. V. V. Gem. Adendorf 115 183 249 241 255 -68 -134 -126 -140 Gem. Amt Neuhaus 61 93 95 93 98 -32 -34 -32 -37 Stadt Bleckede 253 167 223 219 230 86 30 34 23 Hansestadt Lüneburg 1.043 971 1.279 1.266 1.297 72 -236 -223 -254 SG Amelinghausen 193 135 186 175 191 58 7 18 2 SG Bardowick 145 204 311 291 333 -59 -166 -146 -188 SG Dahlenburg 40 93 104 100 109 -53 -64 -60 -69 SG Gellersen 273 208 305 294 315 65 -32 -21 -42 SG Ilmenau 87 145 192 188 197 -58 -105 -101 -110 SG Ostheide 96 115 175 168 182 -19 -79 -72 -86 SG Scharnebeck 104 180 280 270 293 -76 -176 -166 -189 LK Lüneburg 2.410 2.494 3.399 3.305 3.500 -84 -989 -895 -1.090 Eigene Darstellung und Berechnung, Datenbasis: Bevölkerungsdaten der Gemeinden 2018, Örtlicher Pflegebericht 2016

Für die Bewertung der Versorgungssituation mit Tagespflege-, und Kurzzeitpfle- Bedarf an Tages- und Kurz- zeitpflege sowie ambulante geeinrichtungen sowie mit ambulanten Pflegediensten muss auf die geführten In- Pflegedienste kann nicht terviews mit den Fachexperten zurückgegriffen werden. Aus den Interviews wird gedeckt werden deutlich, dass der Bedarf an Tages- und Kurzzeitpflege sowie ambulanten Pflege- diensten aktuell nicht gedeckt werden kann. Im Bereich der Pflegedienste müssen bereits Anfragen von Pflegebedürftigen abgelehnt werden. Vor allem Anfragen zur hauswirtschaftlichen Versorgung (Einkaufen, Kochen, Reinigung der Wohnung) haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Im Zuge der demographischen Alterung ist nach Meinung der Experten davon auszugehen, dass der Pflegebedarf und damit die Nachfrage nach den Pflegeangeboten in den nächsten Jahren weiter steigen werden und den Landkreis vor große Herausforderungen stellt.

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Fazit Zusammengefasst zeigt die Analyse, dass bis zum Jahr 2035 – unabhängig von Ausbau von stationären Pfle- geplätzen erforderlich der Variante – von einer starken Zunahme der Pflegebedürftigen insgesamt sowie der Pflegebedürftigen in stationärer Pflege auszugehen ist. Die Versorgungsana- lyse hat – unter Berücksichtigung der dargelegten Annahmen – darüber hinaus verdeutlicht, dass die Nachfrage nach vollstationären Pflegeplätzen das Angebot deutlich übersteigt, wobei innerhalb des Landkreises die Versorgungssituation un- terschiedlich ausfällt. Hierbei muss aber berücksichtigt werden, dass eine wohn- ortnahe Versorgung bei stationären Pflegeeinrichtungen aus den oben genannten Gründen nicht immer notwendig oder gewünscht ist. Vielmehr ist die Gesamtsitu- ation im Landkreis relevant. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zudem zu berücksichtigen, dass die Versorgungssituation anders ausfällt, wenn sich die al- tersspezifischen Heimquoten durch Veränderungen gesellschaftlicher und politi- scher Rahmenbedingungen erhöhen oder verringern. Die Versorgungsanalyse hat insgesamt gezeigt, dass ein Ausbau der Kapazitäten erforderlich ist. Der Ausbau- bedarf sollte sich jedoch nicht nur auf vollstationäre Pflegeeinrichtungen beziehen, sondern auch – nach Einschätzung der Experten – Kurzeitpflegeeinrichtungen so- wie ambulante Pflegedienste umfassen.

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6.4. Medizinische Versorgung In diesem Abschnitt wird die medizinische Versorgung im Landkreis Lüneburg be- trachtet. Hierbei wird zunächst genauer auf die Versorgung mit Haus- und Fach- ärzten eingegangen. Daran anschließend wird die Entwicklung der hausärztlichen Versorgung näher analysiert. Grundlagen sind zum einen statistische Informatio- nen aus dem Bundesarztregister der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sowie die geführten Interviews mit den Fachexperten und Bürgermeistern.

Arztdichte In der nachfolgenden Tabelle ist die Arztdichte im Jahr 2016 für die Landkreise Unterdurchschnittliche Versor- gung mit Chirurgen, Orthopä- Lüneburg, Uelzen und Harburg sowie für Niedersachsen dargestellt. Die Arztdichte den und Urologen gibt das Verhältnis von Ärzten zur Gesamteinwohnerzahl an. Im Vergleich zu den Durchschnittswerten von Niedersachsen ist der Landkreis Lüneburg vor allem mit psychologische Psychotherapeuten und ärztlichen Psychotherapeuten überdurch- schnittlich versorgt. Eine unterdurchschnittliche Versorgung kann bei Chirurgen, Orthopäden und Urologen festgestellt werden. Die Arztdichte der anderen aufge- führten Haus- und Fachärzte weichen nur gering von den Werten Niedersachsens ab. Im Vergleich zu den Landkreisen Uelzen und Harburg ist der Landkreis Lüne- burg insgesamt gut mit Ärzten versorgt. Bei dem Vergleich mit dem Landkreis Uel- zen fällt lediglich die etwas geringere Arztdichte bei den Hausärzten auf.

Tabelle 43: Arztdichte im Jahr 2016

Arztdichte (Ärzte je 100.000 Einwohner)

LK Lüneburg LK Uelzen LK Harburg Niedersachsen

Ärztliche Psychoth. 8,9 6,4 3,2 5,3 Augenärzte 6,6 4,3 6,0 6,5 Chirurgen 6,6 7,5 4,4 8,1 Frauenärzte 14,4 11,8 10,9 14,2 Hausärzte 62,5 67,6 54,8 64,7 Hautärzte 3,9 3,2 3,2 4,1 HNO-Ärzte 5,5 5,4 4,4 5,2 Kinderärzte 8,9 6,4 6,9 8,7 Nervenärzte 7,2 6,4 5,6 6,9 Orthopäden 5,5 5,4 4,8 7,6 Psy. Psychoth. 32,6 26,8 14,9 25,0 Urologen 2,8 3,2 2,8 3,7 Eigene Darstellung, Datenbasis: Statistische Informationen aus dem Bundesarztregister der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung 2017

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Altersstruktur der Ärzte Die zunehmende Alterung der Gesellschaft spiegelt sich auch im Durchschnittsal- Altersdurchschnitt der Ärzte liegt zwischen 49 und 58 ter der Haus- und Fachärzte wider. Wie die Tabelle 44 zeigt, liegt das Durch- Jahren schnittsalter der aufgeführten ärztlichen Fachrichtungen im Landkreis Lüneburg zwischen 49,2 und 58,2 Jahren. Im Vergleich zu Niedersachsen ist der Alters- durchschnitt nur bei Chirurgen, HNO-Ärzten, Kinderärzten und psychologischen Psychotherapeuten etwas erhöht. Bei der Gegenüberstellung der drei Landkreise fällt lediglich auf, dass der Altersdurchschnitt von HNO-Ärzten und psychologi- schen Psychotherapeuten im Landkreis Lüneburg über den Werten des Landkrei- ses Uelzen liegen.

Tabelle 44: Durchschnittsalter der Ärzte 2016

Durchschnittsalter Ärzte

LK Lüneburg LK Uelzen LK Harburg Niedersachsen

Ärztliche Psychoth. 58,2 63,2 58,6 58,5 Augenärzte 50,7 58,5 52,1 52,5 Chirurgen 55,3 56,1 54,5 54,5 Frauenärzte 51,2 50,9 53,5 53,7 Hausärzte 54,9 55,7 54,3 55,1 Hautärzte 51,6 59,7 54,4 52,5 HNO-Ärzte 53,9 50,6 54,8 53,2 Kinderärzte 53,1 54,2 53,8 52,1 Nervenärzte 50,9 56,7 55,4 54,1 Orthopäden 50,4 49,8 52,6 51,5 Psy. Psychoth. 56,1 53,5 57,6 54,5 Urologen 49,2 60,0 50,3 52,8 Eigene Darstellung, Datenbasis: Statistische Informationen aus dem Bundesarztregister der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung 2017

Das hohe Durchschnittsalter gibt bereits einen Hinweis darauf, dass zukünftig ein Das hohe Durchschnittsalter führt zu einem zukünftigen Nachbesetzungsbedarf besteht. Noch deutlicher wird dieser Effekt, wenn man den Neubesetzungsbedarf Anteil an Ärzten betrachtet, die über 65 Jahre alt sind (vgl. Tabelle 45). Für den Landkreis Lüneburg kann ein hoher Anteil von über 10 % an Ärzten im Alter von über 65 Jahren bei den ärztlichen Psychotherapeuten, Hausärzten und psycholo- gischen Psychotherapeuten festgestellt werden. Das bedeutet, dass in diesen Fachrichtungen in den kommenden Jahren ein erhöhter Nachbesetzungsbedarf wahrscheinlich wird.

Vergleicht man die Werte des Landkreises Lüneburg mit den Landkreisen Uelzen und Harburg sowie mit Niedersachsen, ist der Anteil an Ärzten im Alter von 65 Jahren und mehr eher unauffällig. Vor allem der Landkreis Uelzen ist in einigen

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fachärztlichen Disziplinen verhältnismäßig stark von einem hohen Anteil an über 65-Järhrigen gekennzeichnet.

Tabelle 45: Anteil der Ärzte über 65 Jahre im Jahr 2016

Anteil Ärzte > 65 Jahre in %

LK Lüneburg LK Uelzen LK Harburg Niedersachsen

Ärztliche Psychot. 18,8 33,3 12,5 16,7 Augenärzte 8,3 25,0 20,0 9,8 Chirurgen 8,3 0,0 9,1 5,4 Frauenärzte 3,8 0,0 7,4 8,3 Hausärzte 13,3 22,2 12,5 13,8 Hautärzte 0,0 33,3 12,5 9,5 HNO-Ärzte 0,0 0,0 18,2 6,8 Kinderärzte 6,3 0,0 5,9 5,1 Nervenärzte 7,7 0,0 7,1 6,9 Orthopäden 0,0 0,0 0,0 4,5 Psy. Psychot. 11,9 12,0 27,0 13,1 Urologen 0,0 33,3 0,0 5,7 Eigene Darstellung, Datenbasis: Statistische Informationen aus dem Bundesarztregister der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung 2017

Entwicklung der hausärztlichen Versorgung Die hausärztliche Versorgung erfüllt im deutschen Gesundheitswesen wesentliche Funktionen der gesundheitlichen Primärversorgung. Auf ihre nachhaltige Funkti- onsfähigkeit kommt es daher entscheidend an, um die gesundheitlichen Belange der Bevölkerung sichern zu können. Vor diesem Hintergrund wird die Entwicklung der hausärztlichen Versorgung im Folgenden näher betrachtet.

Betrachtet man die Entwicklung der Hausarztdichte zeigt sich für den Landkreis Die Hausarztdichte nimmt im Landkreis Lüneburg ab Lüneburg eine abnehmende Tendenz (vgl. Abbildung 59). Während im Jahr 2014 die Hausarztdichte bei 67,9 lag, ist dieser Wert im Jahr 2016 auf 62,5 zurückge- gangen. In den Landkreisen Uelzen und Harburg ist diese Entwicklung nicht zu beobachten.

Der Rückgang der Hausarztdichte geht einher mit einer zunehmenden Alterung Zunehmende Alterung der Hausärzte der Hausärzte. Wie die Abbildung 60 zeigt, ist der Anteil der über 65-Jährigen Hausärzte in dem Zeitraum von 2014 bis 2016 im Landkreis Lüneburg angestie- gen. Im Jahr 2016 lag der Anteil an über 65-Jährigen Hausärzten bei 13,3 %. Eine ähnliche Entwicklung ist auch im Landkreis Uelzen zu erkennen, wobei der Anteil an Hausärzten im Alter von 65 Jahren und mehr noch höher liegt.

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Abbildung 59: Entwicklung der Hausarztdichte 2014-2016 Eigene Darstellung, Datenbasis: Statistische Informationen aus dem Bundesarztregister der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung 2017

Fazit Die Analysen haben gezeigt, dass der Landkreis Lüneburg im Vergleich zu den Herausforderung. Sicherung der ärztlichen Versorgung in Nachbarkreisen Uelzen und Harburg hinsichtlich der Ärztedichte verhältnismäßig der Fläche gut dasteht. Vergleicht man den Landkreis Lüneburg mit den Niedersachsen ins- gesamt, fällt die leicht unterdurchschnittliche Versorgung bei Chirurgen, Orthopä- den und Urologen auf. Dennoch deutet das hohe Durchschnittsalter der Haus- und Fachärzte auf eine zukünftig problematische medizinische Versorgung hin, wenn eine Nachbesetzung ausbleiben sollte. Die Entwicklung der hauärztlichen Versor- gung in den letzten Jahren verdeutlicht, dass die Hausarztdichte abnimmt und gleichzeitig der Anteil der Hausärzte im Alter von 65+ zunimmt. Dementsprechend steht der Landkreis Lüneburg vor der Herausforderung, insbesondere die hauärzt- liche Versorgung in den nächsten Jahren in der Fläche zu sichern. Die Gespräche mit den Bürgermeistern bestätigen die dargestellten Entwicklungen. In den meis- ten Gemeinden konnten bisher noch alle Hausarztstellen nachbesetzt werden. Ob dies auch zukünftig der Fall sein wird, wird insgesamt kritisch gesehen. Bereits heute müssen teilweise lange Wege für den Besuch eines Facharztes im Land- kreis zurückgelegt werden.

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Abbildung 60: Entwicklung des Anteils an Hausärzten über 65 Jahre von 2014-2016 Eigene Darstellung, Datenbasis: Statistische Informationen aus dem Bundesarztregister der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung 2017

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7. Fazit und Handlungsbedarf In diesem Kapitel werden die zentralen Ergebnisse der Analyse zusammengefasst und Handlungsbedarfe ermittelt.

Bevölkerungsentwicklung Die Einwohnerzahl des Landkreises Lüneburg hat sich in den letzten Jahren stetig Zunahme der Einwohnerzahl des Landkreises um 7 % von erhöht. In dem Zeitraum von 2011 bis 2017 ist die Bevölkerung um 7 % von rund 2011 bis 2017 171.800 auf rund 183.000 angestiegen. Da die natürliche Bevölkerungsentwick- lung deutlich negativ war, ist das Bevölkerungswachstum einzig auf einen positi- ven Wanderungssaldo zurückzuführen. Die Bevölkerung ist dabei in jeder Einheits- und Samtgemeinde des Landkreises angestiegen, wobei zwischen den einzelnen Gemeinden Unterschiede ausgemacht werden können. Einen überdurchschnittli- chen Anstieg konnten die Gemeinde Adendorf, die Hansestadt Lüneburg sowie die Samtgemeinden Bardowick und Ostheide verzeichnen. Ein relativ geringes Wachstum ist in der Gemeinde Amt Neuhaus, in der Stadt Bleckede22 und in den Samtgemeinden Amelinghausen und Scharnebeck auszumachen.

Auf Ebene der 43 Gemeinden wird ein räumliches Muster deutlich. Es zeigt sich, Hoher Bevölkerungsanstieg in der Hansestadt Lüneburg dass insbesondere die Hansestadt Lüneburg sowie einige der umliegenden Ge- meinden – insbesondere die Gemeinden Adendorf und Westergellersen – in den letzten Jahren die stärksten Bevölkerungsgewinne verzeichnen konnten. In den Gemeinden im Nordosten, Osten sowie im Südwesten fällt der Bevölkerungsan- stieg prozentual geringer aus. In einzelnen Gemeinden war die Bevölkerungszahl sogar rückläufig. Dazu gehören die Gemeinden Hittbergen und Echem der Samt- gemeinde Scharnebeck sowie die Gemeinden Soderstorf und Betzendorf der Samtgemeinde Amelinghausen.

Bei der Bewertung der Bevölkerungsentwicklung der einzelnen Gemeinden muss Steuerung der Bevölkerungs- entwicklung durch die Regio- die Steuerung der Regionalplanung berücksichtigt werden. In den Gemeinden nalplanung ohne zentralörtliche Funktion ist eine Ausweisung von Bauflächen nur im Rahmen der Eigenentwicklung möglich. Darüber hinaus sollen Schwerpunkte der Sied- lungsentwicklung gemäß Landesraumordnungsprogramm (LROP) und Regiona- lem Raumordnungsprogramm (RROP) auf die Zentralen Orte gelegt werden. Bei den Gemeinden Melbeck, Neetze und Scharnebeck sowie dem Flecken Bardowick lässt sich die zentralörtliche Zuweisung in der Einwohnerentwicklung erkennen. Die anderen Grundzentren haben zum Teil deutlich geringere Zuwachsraten in der Einwohnerentwicklung als Gemeinden ohne zentralörtliche Funktion in ihren jewei- ligen Samtgemeinden.

Das oben angesprochene räumliche Muster zeigt sich auch, wenn man die Ent- Markante Zunahme der älteren Bevölkerung wicklung der unter 18-Jährigen analysiert. Die Hansestadt Lüneburg sowie einige der umliegenden Gemeinden konnten einen Anstieg dieser Altersgruppe verzeich- nen. Ein Rückgang kann hingegen vor allem im Nordosten und im Südwesten des

22 Wenn man die Bevölkerungsentwicklung der Stadt Bleckede in dem Zeitraum von 2012 bis 2017 betrachtet, ist die Einwohnerzahl um 1,1 % zurückgegangen. Die Daten aus dem Jahr 2011 sind wahrscheinlich durch Ände- rungen des Melderegisters zu gering (vgl. Kapitel 4.4).

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Landkreises festgestellt werden. Eine Zunahme der über 65-Jährigen zeigt sich hingegen in allen Gemeinden des Landkreises. Eine besonders starke Zunahme von über 24 % besteht in den Gemeinden Kirchgellersen, Südergellersen, Barnstedt, Melbeck, Adendorf und Dahlem sowie mit Ausnahme von Wendisch Evern in allen Gemeinden der Samtgemeinde Ostheide.

Die positive Bevölkerungsentwicklung des Landkreises Lüneburg ist in erster Linie Erfolgsfaktoren: Günstige Lage zur Hansestadt Hamburg und auf die günstige Lage zur Hansestadt Hamburg zurückzuführen. Vor allem die positive wirtschaftliche Ent- Hansestadt Lüneburg sowie einige der umliegenden Gemeinden profitieren von wicklung der Zuwanderung von Familien, da im Vergleich zu Hamburg die Immobilienpreise für etliche Familien noch erschwinglich sind. Der Bevölkerungsanstieg der letzten Jahre ist neben der Zuwanderung von Schutzsuchenden auch in der dynamischen Entwicklung soziodemographischer Rahmenbedingungen begründet. In den letz- ten Jahren konnte ein Anstieg der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie der Kaufkraft pro Haushalt festgestellt werden. Ein weiteres Indiz für die positive wirtschaftliche Entwicklung ist der Rückgang der Arbeitslosenzahlen. Dabei ist aber anzumerken, dass im Landkreis ein West-Ost-Gefälle besteht. Während die westlichen Gemeinden des Landkreises größtenteils überdurchschnittliche Ent- wicklungsdynamiken hinsichtlich der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der Kaufkraft aufweisen, sind die östlichen Gemeinden von unterdurchschnitt- lichen bzw. sogar negativen Raten gekennzeichnet.

Bevölkerungsprognose Um die zukünftige Bevölkerungsentwicklung abzuschätzen, wurde eine Bevölke- Weiterer Anstieg der Bevölke- rung des Landkreises um 3 % rungsprognose in drei Varianten auf Ebene der Gemeinden bis zum Jahr 2035 bis zum Jahr 2035 berechnet. Es handelt sich dabei – wie in Kapitel 5 beschrieben – um eine Fort- schreibung bisheriger Trends ohne eine explizite Berücksichtigung einer regional- planerischen Steuerung oder veränderter Rahmenbedingungen. Nach der Basis- variante wird die Einwohnerzahl des Landkreises Lüneburg um 2,6 % auf rund 187.900 Einwohner im Jahr 2035 ansteigen.

Wie die Tabelle 46 zeigt, lassen sich auf Ebene der Einheits- und Samtgemeinden Unterschiede in der zukünfti- gen Bevölkerungsentwicklung Unterschiede feststellen. Überdurchschnittliche Bevölkerungsgewinne können in zwischen den Gemeinden Adendorf, in der Hansestadt Lüneburg sowie in den Samtgemeinden Bardowick und Gellersen identifiziert werden. Die Gemeinde Amt Neuhaus und die Stadt Ble- ckede sowie die Samtgemeinden Dahlenburg und Ilmenau sind hingegen von Be- völkerungsrückgängen gekennzeichnet.

Das räumliche Muster der vergangenen Bevölkerungsentwicklung wird sich ge- Rückgang der Bevölkerung im Osten und Südwesten des mäß der Bevölkerungsprognose in ähnlicher Weise auch noch bis zum Jahr 2035 Landkreises fortsetzten. Vor allem die Hansestadt Lüneburg und einige der angrenzenden Ge- meinden werden die größten Bevölkerungsgewinne verzeichnen. Damit einher geht, dass Wohnraum für unterschiedliche Zielgruppen benötigt wird. Die Gemein- den der Samtgemeinden Ilmenau und Ostheide südlich bzw. östlich der Hanse- stadt Lüneburg werden laut der Prognose nun aber von einer stagnierenden bis rückläufigen Entwicklung der Einwohnerzahl gekennzeichnet sein. Darüber hinaus

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sind zukünftig höhere Bevölkerungsverluste in den östlichen und südwestlichen Gemeinden des Landkreises zu erwarten.

Wie bereits bei der vergangenen Bevölkerungsentwicklung, ist auch gemäß der Prüfung einer Gegensteuerung Prognose zu erwarten, dass nicht alle Grundzentren die höchsten Bevölkerungs- gewinne bzw. die geringsten Bevölkerungsverluste innerhalb einer Samtgemeinde verzeichnen. Dies trifft aber noch auf den Flecken Bardowick und die Gemeinden Melbeck, Barendorf und Neetze. In anderen Samtgemeinden sollte aufgrund der prognostizierten Abweichungen ein Gegensteuern geprüft werden.

Bevölkerungsverluste können zu einem Rückgang der Einkaufs- und Freizeitan- Bestmöglicher Erhalt der Da- seinsvorsorge ist anzustreben gebote führen. Falls dies der Fall sein sollte, ist ein bestmöglicher Erhalt der öf- fentlichen Daseinsvorsorge – insbesondere in den Grundzentren – anzustreben. Bei Gemeinden, die von Bevölkerungsverlusten gekennzeichnet sind, erlangen Maßnahmen zur Mobilitätserhaltung und -steigerung eine hohe Bedeutung, um die Grundversorgung der Bevölkerung außerhalb der Grundzentren zu gewährleisten.

Tabelle 46: Zielgruppenentwicklung im Landkreis Lüneburg 2017-2035 (Basisvariante)

Entwicklung 2017-2035 in %

Betreu- Schüler Pflegebe- Gesamt- Kinder- Pflege- ungsbe- Grund- an wei- dürftige in bevölke- garten- bedürf- darfe unter schüler terf. stationärer rung kinder tige 3-Jährige Schulen Pflege Gem. Adendorf 6,2 15,6 -6,0 -3,9 4,5 33,9 36,1 Gem. Amt Neuhaus -16,7 -13,7 -31,0 -19,8 -17,6 1,9 2,2 Stadt Bleckede -1,3 36,7 13,0 -3,1 -16,3 31,4 33,5 Hansestadt Lüneburg 4,9 31,4 1,0 4,2 0,7 29,0 31,7 SG Amelinghausen 1,4 29,9 -9,0 0,2 -8,6 33,6 37,8 SG Bardowick 6,6 18,8 -11,0 -0,8 -4,9 46,5 52,5 SG Dahlenburg -8,7 0,0 -5,0 -1,7 -7,1 8,9 11,8 SG Gellersen 3,0 23,3 -5,0 -10,9 -5,4 42,9 46,6 SG Ilmenau -2,2 28,7 -6,0 -6,1 -12,0 29,7 32,4 SG Ostheide 0,3 15,8 -12,0 -2,8 -12,4 46,6 52,2 SG Scharnebeck 2,8 4,3 -9,0 1,6 -11,6 49,2 55,6 LK Lüneburg 2,8 23,0 -4,0 -0,7 -5,1 32,8 36,3 Eigene Darstellung und Berechnung

Analyse der Versorgungsinfrastruktur Neben der prognostizierten Entwicklung der Gesamtbevölkerung wird in der Ta- belle 46 die Entwicklung der untersuchten Zielgruppen bis zum Jahr 2035 zusam- mengefasst. Auf dieser Basis können veränderte Infrastrukturbedarfe auf Ebene der Einheits- und Samtgemeinden abgeleitet werden.

Insgesamt geht die Anzahl der Kinder im Krippenalter (unter 3-Jährige) im Land- Fast flächendeckender Bedarf für Betreuungsangebote für kreis Lüneburg zwar um 10 % bzw. rund 500 zurück. Aber aufgrund der angenom- unter 3-Jährige men Erhöhung der Betreuungsquote sind – mit Ausnahme der Gemeinde Amt

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Neuhaus und der Samtgemeinde Dahlenburg – alle Einheits- und Samtgemeinden von einem Anstieg der Betreuungsbedarfe für unter 3-Jährige gekennzeichnet. Ins- gesamt erhöht sich die Nachfrage in der Basisvariante um 23 %. Eine besonders starke Nachfrageerhöhung kann in der Stadt Bleckede, in der Hansestadt Lüne- burg sowie in den Samtgemeinden Amelinghausen und Ilmenau festgestellt wer- den. Sowohl im Ausgangsjahr 2017 als auch im Jahr 2035 besteht fast flächende- ckend ein Bedarf an weiteren Betreuungsangeboten für diese Zielgruppe. Die Ent- wicklung der Zahl der Kindergartenkinder nimmt einen anderen Verlauf. Die meisten Gemeinden sind von einem Rückgang dieser Bevölkerungsgruppe ge- kennzeichnet. Nur die Stadt Bleckede (13 %) und die Hansestadt Lüneburg (1 %) verzeichnen einen Zuwachs an Kindergartenkindern. Dieser erhöhte Bedarf kann aber auch mit dem vorhandenen Angebot gedeckt werden.

Auch die Entwicklung der Zahl der Grundschüler und der Schüler an weiterführen- Auch Rückgang der Schüler- zahlen in den meisten Ge- den Schulen ist mit wenigen Ausnahmen im Landkreis Lüneburg negativ, wobei meinden die Schülerzahlen an weiterführenden Schulen stärker zurückgehen. Es ist genau zu prüfen, ob sinkende Schülerzahlen innerhalb bestehender Strukturen aufgefan- gen werden können. Dies betrifft insbesondere die Gemeinde Amt Neuhaus, die am stärksten von einem Rückgang der Schüler betroffen ist. Die Hansestadt Lü- neburg kann zukünftig noch steigende Schülerzahlen vorweisen. In der Gemeinde Adendorf ist noch ein Anstieg der Schüler an weiterführenden Schulen zu erken- nen und in den Samtgemeinde Scharnebeck und Amelinghausen ein geringer An- stieg an Grundschülern. Der Anstieg an Schülerzahlen kann sich in einem erhöh- ten Druck auf die örtlichen Schulen äußern und erfordert möglicherweise die Er- höhung der räumlichen und personellen Kapazitäten.

Hinsichtlich der Zahl der Pflegebedürftigen insgesamt sowie der Nachfrage nach Gesteigerter Bedarf an alters- gerechten Wohnungen, Pfle- vollstationären Pflegeplätzen ist mit einem starken Anstieg bis zum Jahr 2035 zu gediensten und Pflegeeinrich- rechnen. Eine Zunahme von 33 % bzw. 36 % zeigt die starke Betroffenheit des tungen Landkreises von demographischen Alterungsprozessen. Mit Ausnahme der Ge- meinde Amt Neuhaus und der Samtgemeinde Dahlenburg sind alle anderen Ge- meinden von einer sehr hohen Zunahme der Pflegebedürftigen gekennzeichnet. Die Versorgungsanalyse hat ergeben, dass im Jahr 2035 – bei gleichbleibender Anzahl an Pflegeplätzen – rund 990 Pflegeplätze im gesamten Landkreis fehlen. Durch die starke Zunahme der Pflegebedürftigen insgesamt hat der Landkreis dar- über hinaus einen gesteigerten Bedarf an altersgerechten Wohnungen und ambu- lanten Pflegediensten. Bereits heute kann der bestehende Bedarf zum Teil nicht gedeckt werden.

Die differenzierten Analysen haben gezeigt, dass der Landkreis Lüneburg stark Herausforderung: Anpassung Siedlungs- und Versorgungs- von dem demographischen Wandel betroffen ist, der kleinräumig jedoch unter- infrastruktur schiedlich verläuft. Demnach stehen der Landkreis Lüneburg sowie die einzelnen Gemeinden vor der Herausforderung, die Siedlungsstruktur und die Versorgungs- infrastruktur an die veränderten Bedarfe anzupassen, damit der gesamte Land- kreis auch zukünftig ein attraktiver Lebensort für die Bewohner bleibt. Um dieses Ziel zu erreichen, werden in dem nächsten Kapitel Handlungsempfehlungen for- muliert.

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8. Handlungsempfehlungen Die Analyseergebnisse haben gezeigt, dass der demographische Wandel inner- Gemeinden sind unterschied- lich vom demographischen halb des Landkreises unterschiedlich verläuft. Es zeigt sich ein Nebeneinander von Wandel betroffen Gemeinden mit Bevölkerungszuwächsen und -verlusten. Demgegenüber werden fast alle Gemeinden zukünftig von demographischen Alterungsprozessen gekenn- zeichnet sein. Darüber hinaus ergibt sich vor allem für die östlichen Gemeinden, die nach dem Ergebnis der Bevölkerungsprognose zukünftig von Einwohnerrück- gängen betroffen sein werden, ein Anpassungsbedarf der Siedlungs-, Wohn- und Versorgungsstrukturen. Hierbei muss beachtet werden, dass die dargestellte Be- völkerungsprognose eine mögliche Entwicklung in drei Varianten aufzeigt, wenn sich die angenommenen Rahmenbedingungen nicht ändern. Die Gemeinden des Landkreises Lüneburg stehen demnach vor der Herausforderung, durch eine früh- zeitige Berücksichtigung der Folgen des demographischen Wandels Maßnahmen zur Sicherung der öffentlichen Daseinsvorsorge und der Standortattraktivität für alle Altersgruppen zu ergreifen.

Vor diesem Hintergrund sind der demographische Wandel und seine Folgen für Berücksichtigung des demo- graphischen Wandels bei der die Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) von zent- Neuaufstellung des RROP raler Bedeutung und sind bei allen Planungen und Maßnahmen zu berücksichti- gen. Dieses Ziel ist auch im LROP 2017 festgelegt. Mit Bezug zum demographi- schen Wandel lassen sich im Rahmen des vorliegenden Gutachtens insgesamt vier Themenbereiche identifizieren, die in der Abbildung 61 benannt sind.

Abbildung 61: Themenbereiche mit Bezug zum demographischen Wandel

Die Siedlungsentwicklung und die bedarfsgerechte Wohnraumversorgung sind im Themenbereiche: Siedlungs- entwicklung und Wohnen, Zuge von stark wachsenden und schrumpfenden Gemeinden von großer Bedeu- Daseinsvorsorge, Mobilität und tung. Vor dem Hintergrund veränderter Nachfragestrukturen ist es notwendig, wei- bürgerschaftliches Engage- terhin öffentliche Einrichtungen und Angebote der Daseinsvorsorge wohnortnah ment allen Altersgruppen zur Verfügung zu stellen. Um deren Erreichbarkeit gerade vor dem Hintergrund der Überalterung der Bevölkerung sicherzustellen, erhält der Ab- bau von Mobilitätshemmnissen eine hohe Dringlichkeit. Für den Erhalt der Lebens- qualität und Standortattraktivität der Gemeinden kann zudem die Förderung von bürgerschaftlichem Engagement ein wichtiger Baustein sein. Nachfolgend werden

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allgemeine oder – wo möglich – konkret auf den Landkreis Lüneburg bezogene Handlungsempfehlungen zu den genannten Themenbereichen ausgeführt. 8.1. Siedlungsentwicklung und Wohnen Für die Sicherung der Daseinsvorsorge im Landkreis Lüneburg sind planerische Konzepte und die Anpassung der Raum- und Siedlungsstruktur an die demogra- phische Entwicklung notwendig. Die Stärkung der zentralörtlichen Standorte sowie eine bedarfsgerechte Wohnraumversorgung sind hierbei zentrale Aspekte, die fol- gend näher ausgeführt werden.

Grundzentren als Versorgungsanker und Impulsgeber Grundzentren übernehmen wichtige Funktionen in der Bereitstellung von Infra- Gesicherte und tragfähige Grundzentren von hoher strukturen der öffentlichen Daseinsvorsorge. Vor dem Hintergrund des demogra- Bedeutung phischen Wandels stellt sich insbesondere für schrumpfende Gemeinden die Frage, inwiefern die bisherige Infrastruktur aufrechterhalten werden kann. Eine Verringerung des Angebots kann zu einer Verringerung der Wohn- und Lebens- qualität führen. Um die Zukunfts- und Handlungsfähigkeit einer Region zu gewähr- leisten, sind daher gesicherte und tragfähige Grundzentren unabdingbar. Im der- zeit gültigen RROP ist festgeschrieben, dass im Landkreis Lüneburg die „Sied- lungsentwicklung vorrangig auf die zentralörtlichen Standorte und die Einzugsbereiche der Haltepunkte des öffentlichen Personennahverkehrs auszu- richten“ ist (2.1 06 RROP). Dem liegen die Prinzipien einer bedarfsgerechten, kom- pakten und flächensparenden Siedlungsentwicklung zu Grunde. Die Grundzentren sollten deshalb in ihrer Funktion sowie in der Qualität ihrer Angebote und in ihren Siedlungspotenzialen gestärkt werden. Dies hat zur Folge, dass andere Orte au- ßerhalb der Grundzentren eine nachrangige Priorität besitzen und sich die Infra- strukturen der öffentlichen Daseinsvorsorge auf die Grundzentren konzentrieren. Das Konzept der zentralen Orte ist gemäß LROP beizubehalten, bei verstärkter Fokussierung auf die Grundzentren als Versorgungsanker und Impulsgeber für die umliegenden Gemeinden. Dadurch kann der im LROP Niedersachsen vorgege- bene Grundsatz der Herstellung dauerhaft gleichwertiger Lebensverhältnisse und einer Grundversorgung in allen Teilräumen des Landes auch bei langfristig stag- nierenden bis teilweise rückläufigen Einwohnerzahlen aufrechterhalten werden. Sowohl bei der Bevölkerungsentwicklung 2011-2017 als auch in der Prognose bis 2035 zeigten sich die Grundzentren nicht immer als Schwerpunkte der Einwohne- rentwicklung. Obwohl im Einzelfall die Bedingungen genau betrachtet werden müssen, ist eine solche Entwicklung kritisch zu sehen. Daher ist verstärkt darauf zu achten, dass die zentralen Orte gestärkt und nicht durch die Entwicklung in anderen Orten beeinträchtigt werden. Damit die Grundzentren eine Versorgungs- funktion übernehmen können, ist es auch von Bedeutung, die Erreichbarkeit dieser zentralen Standorte – insbesondere für Personen ohne eigenen Pkw – zu verbes- sern (vgl. Kapitel 8.3.). Durch eine Stärkung der Zentren und ihrer Erreichbarkeit können die Lebens- und Versorgungsqualitäten für den gesamten Landkreis gesi- chert und verbessert werden.

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Stärkung der Innenbereiche Hinsichtlich der effizienten Ausnutzung von Infrastrukturen (technische Infrastruk- Innen- vor Außenentwicklung tur, Erschließung) und damit einhergehend der Ressourcenschonung ist der Kon- zentration von Bauland- und Infrastrukturentwicklungen in den Ortskernen gegen- über dezentralen Entwicklungen Vorrang zu geben. Bestehende Flächenpotenzi- ale in Innenbereichen sollten genutzt, Baulücken geschlossen und brach gefallene Flächen einer Revitalisierung zugeführt werden. In kleineren Gemeinden außer- halb der zentralen Orte wird zudem empfohlen, Umbau- vor Neubaumaßnahmen zu priorisieren. Vor dem Hintergrund der Kosten für die Erstellung, den Betrieb und die Aufrechterhaltung der technischen Infrastruktur im Rahmen von Siedlungser- weiterungen ist die Stärkung der Innenbereiche auch eine ökonomische Notwen- digkeit. Eine systematische Erfassung verfügbarer Flächenpotenziale im Rahmen von kommunalen Flächenmonitorings kann helfen, zeitnah auf räumliche Entwick- lungen in einer Gemeinde zu reagieren und Maßnahmen für die Baulandmobilisie- rung vorzubereiten. Das Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen bietet ein Baulücken- und Leerstandskataster als Softwaretool an, das bereits Einwohnermeldedaten beinhaltet und von den Kommunen zur weiteren Erfassung, Analyse und Konkretisierung von Baulücken sowie aktuellem und ab- sehbaren Leerstand genutzt werden kann.

Stärkung der Stadt- und Ortszentren Konzentrieren sich Entwicklungsmaßnahmen vermehrt auf die Ortsränder, kann Steigerung der Attraktivität des öffentlichen Raumes durch damit ein Attraktivitätsverlust der Stadt- und Ortskerne einhergehen. Um auch zu- Stärkung der Stadt- und Orts- künftig einen attraktiven Wohn- und Lebensort in der Region zu gewährleisten, ist zentren daher die Stärkung der Innenstädte und Ortskerne als soziale, kulturelle und wirt- schaftliche Mittelpunkte von zentraler Bedeutung. Zum einen beinhaltet das die Steigerung der Attraktivität des öffentlichen Raumes in baulich-gestalterischer Hin- sicht und die Sicherstellung bzw. Herstellung ansprechender innerörtlicher Verbin- dungen insbesondere im Rad- und Fußverkehr. Um zukünftig eine Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen am öffentlichen Raum sicherzustellen, ist es notwendig, Maßnahmen zur Barrierereduzierung zu forcieren. Zum anderen beinhaltet das Ziel der Stärkung der Ortszentren eine Belebung der Zentren als Wohn-, Arbeits- und Lebensraum. Dazu gehört beispielsweise auch die Unterstützung der Ansied- lung von Einzelhandelseinrichtungen und Dienstleistungen. Als Beispiel sei hier die Initiative „LebensWERTE Dörfer“ der Gemeinde Burbach (Kreis Siegen Witt- genstein) genannt. Im Rahmen eines kommunalen Förderprogrammes werden Projekte im Ortszentrum, wie zum Beispiel der Ankauf oder die Sanierung von Ge- bäuden im Ortskern, unterstützt. Das Programm wird vor allem als Impulsgeber, Beratungs- und Bewusstseinsbildungsprogramm gesehen und kommt mit einer geringen Finanzausstattung aus.

Interkommunale Kooperation statt Wettbewerb Als besondere Herausforderung für die Realisierung nachhaltiger Siedlungsstruk- Kooperationen zwischen den Kommunen notwendig turen erweist sich das Nebeneinander von Wachstum und Schrumpfung auf regi- onaler Ebene. Wanderungen finden zu einem großen Teil innerhalb von Regionen statt und das Wachstum einer Gemeinde erfolgt somit häufig zulasten anderer Ge- meinden in der Region. Diese Prozesse führen zu einem stärker werdenden, aber

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wenig sinnvollen Wettbewerb der Kommunen um zuwandernde Einwohner. Eine nicht abgestimmte Schaffung oder Aufrechterhaltung von Infrastrukturen der Da- seinsvorsorge sowie eine übermäßige Baulandausweisung in allen Orten ist nicht zielführend und wirtschaftlich, da gegebenenfalls Überkapazitäten entstehen, die auf Dauer nicht tragfähig sind und alternative Standorte insbesondere in den Orts- kernen gefährden. Vielmehr sollte das Ziel sein, funktionierende Zentren zu entwi- ckeln. Interkommunal abgestimmtes Handeln, das den Erfordernissen des demo- graphischen Wandlungsprozesses Rechnung trägt, ist daher von zentraler Bedeu- tung für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung. Ein wichtiges Handlungs- instrument sind dabei interkommunale Kooperationen. Wie eine Kooperation im Einzelfall ausgestaltet ist, hängt von den Zielen und der Motivation der Kooperati- onspartner ab. Der Erfolg einer Kooperation braucht vor allem Kontinuität und handlungsfähige Strukturen. Die Region Bonn ist ein positives Beispiel, wie Kom- munen zusammen eine Entwicklungsstrategie erarbeitet haben und sich als eine ganzheitliche Wohnungsregion verstehen. Schwerpunkt der regionalen Zusam- menarbeit ist die Wohnungsmarktkooperation. Das Internetportal „wohnregion- bonn.de“ beinhaltet eine Datenbank zu verfügbaren Bauflächen in der Region und informiert über spezielle Wohnangebote in der Region (Wohnen im Alter, studen- tisches Wohnen). Aber auch für andere Handlungsfelder gilt, dass interkommunale Kooperationen eine wesentliche Voraussetzung für eine gute und bedarfsgerechte Angebotssituation sind.

Generationenwechsel in Einfamilienhausgebieten Der dargestellte demographische Wandel im Landkreis bedeutet auch eine sich Förderung des Generationenwechsels verändernde räumliche Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt, insbesondere für die älteren Einfamilienhausgebiete. Konzepte zur Begleitung eines Generationen- wechsels in den Einfamilienhaussiedlungen, insbesondere in den ländlich gepräg- ten Gemeinden im Landkreis mit einer hohen prognostizierten Alterung, werden somit zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen, um eine angemessene Mischung zu erhalten. Für die Gemeinden bietet der Generationenwechsel den Vorteil, dass vorhandene Quartiere gestärkt werden können, Infrastrukturen weiterhin ausge- lastet werden und der Flächenverbrauch eingedämmt werden kann. Daraus folgt aber auch, dass entsprechend altersgerechter Wohnraum zur Verfügung gestellt werden muss. In einigen Kommunen in Deutschland – so auch in der Gemeinde Adendorf – wurde das Förderprogramm „Jung kauft Alt“ initiiert. Ziel ist es, jungen Familien einen Anreiz zu geben, in Bestandsgebiete zu ziehen, und gleichzeitig ältere oder sanierungsbedürftige Gebäude aufzuwerten. Um die Nutzungsmöglich- keiten und die damit verbundenen Umbau- und Sanierungskosten von Be- standsimmobilien fachkundig abschätzen zu lassen, fördert die jeweilige Ge- meinde die Erstellung eines Altbau-Gutachtens. Im Rahmen des Programms wird die Ortsbegehung, Bestandsaufnahme, Modernisierungsempfehlung und Kosten- abschätzung durch einen Experten bezuschusst. Als weiteres Beispiel für die die Erarbeitung von Perspektiven für ein alterndes Einfamilienhausgebiet sei hier die Initiative „Zukunft Marienviertel“ der Stadt Dorsten genannt, wo eine ehemalige Realschule zum Begegnungszentrum umfunktioniert werden soll. Das Begeg- nungszentrum soll einen Beitrag zum generationenübergreifenden Austausches in

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der Stadt leisten. Zudem sollen altersgerechte Wohnungen entstehen und damit einhergehend Hilfsangebote, um Umzüge zu erleichtern. Die Stadt Dorsten unter- stützt die Initiative vor allem als Vermittlerin.

Seniorengerechte und barrierearme Wohnungen Vor dem Hintergrund des Anstiegs von Seniorenhaushalten sollten im Fokus des Neubau von altersgerechten Wohnungen Wohnungsneubaus auch seniorengerechte und barrierearme Wohnungen stehen. Da von Senioren mehrheitlich kleine bis mittelgroße Wohnungen nachgefragt wer- den, sollten insbesondere barrierearme Zwei- bis Dreizimmerwohnungen in zent- ralen, infrastrukturell gut ausgestatteten Lagen errichtet werden. Weiterhin zeigt sich derzeit eine Trendwende bezüglich des Bedarfs an barrierefreiem, kosten- günstigen Wohnraum für junge körperlich eingeschränkte Menschen. Bislang gab es vielfach den Wunsch, die Kinder mit körperlicher Einschränkung auch im Er- wachsenenalter noch im Haus der Eltern zu versorgen. Mittlerweile wünschen sich sowohl die jungen Erwachsenen als auch deren Eltern jedoch häufiger, dass die Kinder selbstständiger werden und eine eigene Wohnung beziehen können (gerne inklusive eines Betreuungsangebots). Um den Bedarfen von mobilitätseinge- schränkten Menschen gerecht zu werden, sind neben dem Neubau von barriere- armen Wohnraum auch Anpassungen des Wohnungsbestandes erforderlich. Bei Umbaumaßnahmen zu barrierearmen Wohnungen im Bestand kann die Kommune durch eine Beratung Unterstützung anbieten.

Altersgerechtes Wohnumfeld Von besonderer Bedeutung für das Wohnen im Alter – wie auch für Menschen mit Barrierearme Gestaltung des Wohnumfeldes körperlichen Beeinträchtigungen – ist das Wohnumfeld. Wohnungsangebote soll- ten daher vorrangig in integrierten und zentralen Lagen sowie in Bestandsquartie- ren entstehen, um Senioren die Möglichkeit zu bieten, in ihrem gewohnten Umfeld zu verbleiben und dabei alle Infrastrukturangebote nutzen zu können. Sofern die notwendige Infrastruktur vorhanden ist, kann auch in Einfamilienhausgebieten bar- rierearmer Wohnraum in unmittelbarer Umgebung in Erwägung gezogen werden.

Ergänzend sollten Maßnahmen zur qualitativen Aufwertung des Wohnumfeldes umgesetzt werden, um generationsübergreifende Nutzungen zu ermöglichen (bei- spielsweise mehr Sitzgelegenheiten, Aufwertung von öffentlichen Grünflächen). Weiterhin kommt dem Abbau von Barrieren eine besondere Bedeutung zu (bspw. an Bushaltestellen oder auf öffentlichen Wegen und Plätzen).

Unter dem Motto: „Selbstbestimmt Wohnen im Wohnquartier mit Versorgungssi- Best Practice: Das „Bielefelder Modell“ cherheit bis ins hohe Alter“ gibt es immer mehr Modelle für Wohnangebote, in de- nen Wohnungsbaugesellschaften und Vermieter mit einem Betreuungs- und Pfle- geanbieter zusammenarbeiten. Die Angebote gehen dabei von Hausmeisterdiens- ten über Beratungs- und Pflegeangebote bis zu Geselligkeitstreffs. Als Beispiel sei hier das „Bielefelder Modell“ genannt. In diesem Modell arbeitet die Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft mbH in verschiedenen Quartieren im Stadtgebiet Bielefeld mit sozialen Dienstleistern und ambulanten Pflegediensten zusammen. Die Wohnungsgesellschaft vermietet barrierefreie Wohnungen und

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über die Kooperationspartner werden über einen Servicestützpunkt im Haus bei Bedarf unterschiedliche Hilfs- und Betreuungsangebote für die Mieter angeboten. 8.2. Daseinsvorsorge Die raumstrukturellen Auswirkungen des demographischen Wandels liegen insbe- sondere im Bereich der Daseinsvorsorge. Durch den Rückgang der Bevölkerung, vor allem jüngerer Altersgruppen, ist die Tragfähigkeit von Einrichtungen der Da- seinsvorsorge in vielen Regionen gefährdet. Wie die Analyse der Bevölkerungs- entwicklung gezeigt hat, ist das Ausmaß der Betroffenheit von den Folgen des de- mographischen Wandels im Landkreis unterschiedlich. Während einige Gemein- den auch noch zukünftig weiter an Bevölkerung hinzugewinnen, sind viele Gemeinden von Bevölkerungsverlusten gekennzeichnet. Fast flächendeckend geht die Zahl der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren zurück. Demgegenüber steigt die Anzahl der Pflegebedürftigen im Landkreis im Zuge der demographi- schen Alterung stark an. Die Handlungsempfehlungen zum Themenbereich Da- seinsversorge beziehen sich auf die Bildungs- und Pflegeeinrichtungen sowie auf die medizinische Versorgung, die im Rahmen der Analyse untersucht wurden.

Gewährleistung eines flächendeckenden Angebots im Bereich der vorschulischen Kinderbetreuung Wie die Versorgungsanalyse gezeigt hat, kann aktuell sowie zukünftig der Bedarf Ausbau von Betreuungsange- boten im Bereich der Tages- nach Betreuungsangeboten für unter 3-Jährige nicht gedeckt werden. Anders stellt pflege und Krippe sich die Situation für den Kindergartenbereich dar. Hier bestehen laut der Versor- gungsanalyse ausreichend Plätze zur Verfügung. Vor diesem Hintergrund ist es zwingend erforderlich, die Betreuungsangebote im Bereich der Tagespflege und der Krippe auszubauen. Oberstes Ziel sollte sein, ein flächendeckendes und be- darfsgerechtes Angebot zu gewährleisten. Eine potenzielle Angebotsausweitung sollte sich dabei nicht nur auf die Anzahl an Plätzen beschränken, sondern auch die Verlängerung der Betreuungszeiten umfassen. Um die Berufstätigkeit der El- tern zu ermöglichen und zu unterstützen, sollte der Anteil an Plätzen für eine Ganz- tagsbetreuung erhöht werden.

Sicherung einer wohnortnahen Schulversorgung Das Schulangebot stellt für die Gemeinde einen wichtigen Standortfaktor dar, vor Schulstandorte sind für Gemeinde ein wichtiger allem, um weiterhin attraktiv für Familien mit Kindern im schulpflichtigen Alter zu Standortfaktor sein. Darüber hinaus übernehmen Schulen kulturelle, sportliche und freizeitbezo- gene Aufgaben in der Gemeinde und sind ein wichtiger Arbeitgeber vor allem für hochqualifizierte Personen. Vor diesem Hintergrund ist der Erhalt einer Schule für eine Gemeinde von hoher Bedeutung und sollte daher angestrebt werden. Im Zuge des Rückgangs der Schülerzahlen besteht jedoch die Gefahr, dass ein Standort nicht aufrechterhalten werden kann, wenn festgelegte Mindestgrößen nicht mehr erreicht werde können. Davon sind vor allem die Schulstandorte in der Gemeinde Amt Neuhaus betroffen. Wenn eine Gemeinde von der zukünftigen Aufgabe eines Schulstandortes betroffen ist, sind die Bedingungen für die Erteilung einer Aus- nahmeregelung zu prüfen, die den Weiterbetrieb einer Schule ermöglichen. Dazu gehört beispielsweise, wenn sich die Schulwege durch die Schließung einer Schule unverhältnismäßig verlängern würden. Des Weiteren ist zu prüfen, ob eine

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Zusammenlegung von benachbarten Schulen möglich ist oder sogenannte Kom- biklassen (jahrgangs- und/oder schulformübergreifende Klassen) eingeführt wer- den können. Dabei muss im Falle von der Gemeinde Amt Neuhaus berücksichtigt werden, dass durch die fehlende Elbquerung (Brücke) die anderen Schulen im Kreisgebiet nur mit Fähren oder weit entfernten Brücke zu erreichen sind.

Sicherstellung der ärztlichen Versorgung In den nächsten Jahren wird sich der demographische Wandel auch auf die ärztli- che Versorgung auswirken. Die Altersstruktur der niedergelassenen Ärzte wird in den nächsten Jahren zur Schließung von Arztpraxen führen, wenn keine Nachfol- ger gefunden werden können. Von dieser Entwicklung sind vor allem ländliche Räume betroffen. Für die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung in der Fläche sind folgende Maßnahmen sinnvoll:

 Werbung für die Facharztausbildung in der Allgemeinmedizin

 Einrichtung von Praxisaußenstellen oder so genannten „Besuchspraxen“ in Orten ohne eigenen niedergelassenen Arzt

 Verbesserung der Erreichbarkeit von Gesundheitseinrichtungen

 Einrichtung bzw. Ausbau von ambulanten Versorgungsnetzen

 Ausgestaltung des Honorarsystrems für ärztliche Leistungen, sodass eine Versorgung auch in dünn besiedelten Räumen wirtschaftlich erbracht wer- den kann

 Ausbau der integrierten Versorgung durch vermehrte vertragliche Koope- rationen von niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern, Pflegeeinrichtun- gen und anderem medizinischen Fachpersonal

Maßnahmen in der Pflege erforderlich Fast der gesamte Landkreis Lüneburg ist zukünftig von einer starken Alterung der Anpassung in der Altenpolitik erforderlich Bevölkerung gekennzeichnet. Mit zunehmenden Alter wächst auch das Risiko, hilfs- und pflegebedürftig zu werden. Die meisten Menschen möchten – selbst wenn sie auf Hilfe angewiesen sind – selbstständig in der vertrauten häuslichen Umgebung leben. Hieraus ergeben sich zahlreiche Aufgaben für die kommunale Altenpolitik, für die im Folgenden einige Beispiele aufgeführt werden.

Durch eine individuelle Wohnberatung (z.B. zum altersgerechten Umbau) besteht Wohnberatung zum altersge- rechten Umbau die Möglichkeit, die Bedarfe an stationärer Pflege zu senken. Eine umfassende Pflegeberatung kann die Möglichkeiten und Grenzen von ambulanter Pflege sowie von Hilfs- und Betreuungsangeboten aufzeigen. Im Landkreis Lüneburg existiert eine kostenlose Pflegeberatung für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen. Dar- über hinaus verfügt jede Samtgemeinde über einen Seniorenbeirat oder einen Se- niorenberater für die Kontaktaufnahme vor Ort.

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Runde Tische oder Pflegekonferenzen können zu einer verbesserten Abstimmung zwischen den verschiedenen Akteuren (z.B. Pflegedienste, Träger der stationären Pflege, soziale Dienstleister, Akteure der Gesundheits- und medizinischen Versor- gung) beitragen. Darüber hinaus können zielgruppenspezifische Angebote (z.B. für ältere Migranten oder Menschen mit einer lebenslangen Behinderung) entwi- ckelt und abgestimmt werden.

Auch zukünftig ist davon auszugehen, dass ein erheblicher Teil der Pflegebedürf- Private Pflegepersonen müs- sen unterstützt werden tigen nicht in Heimen, sondern insbesondere von Verwandten in der vertrauten Umgebung versorgt wird. Die Pflege von Angehörigen stellt hohe fachliche Anfor- derungen an die Pflegenden und verlangt darüber hinaus die Kenntnis lokaler Un- terstützungsangebote und rechtlicher Grundlagen. Für private Pflegepersonen sind daher Unterstützungsangebote dringend erforderlich. Dazu zählen beispiels- weise Schulungsangebote sowie Angebote zur körperlichen und psychosozialen Unterstützung, die weiter ausgebaut werden müssen.

Problematisch bei der Versorgung, Betreuung und Pflege von älteren Menschen durch private Pflegepersonen ist aufgrund des hohen zeitlichen Aufwands die Ver- einbarkeit von Beruf und privater Hilfs- und Pflegetätigkeit. Notwendig sind Mo- delle, die es den pflegenden Angehörigen erleichtern Pflege und Beruf zu verein- baren. Die Kommunen sollten gemeinsam mit den ortsansässigen Unternehmen Angebote zur Beratung, Entlastung und Betreuung entwickeln. Eine Möglichkeit stellt die Flexibilisierung von Arbeitszeitmodellen dar.

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Anzahl an Pflegebedürftigen im Landkreis Ausbau der Pflegeinfrastruktur Lüneburg ist ein bedarfsgerechter Ausbau der Pflegeinfrastruktur notwendig. Dazu gehören ambulante Pflegedienste, Kurzzeitpflegeeinrichtungen, Einrichtungen zur Tagespflege und stationäre Einrichtungen der Dauerpflege. Da die meisten älteren Menschen in der eigenen Wohnung gepflegt werden und der Bedarf weiter steigen wird, ist der weitere Ausbau ambulanter Pflegedienste besonders wichtig. Inter- viewaussagen bestätigen, dass es im Landkreis Lüneburg nur wenige Kurzeitpfle- geeinrichtungen gibt, die jedoch ein wichtiges Element zur Vermeidung eines dau- erhalten Aufenthalts in Vollzeitpflegeeinrichtungen darstellen. Für den Verbleib von Pflegebedürftigen in der eigenen Wohnung werden zudem mehr Einrichtun- gen zur Tagespflege vor allem in Wohnortnähe gebraucht. Auch das Netz statio- närer Einrichtungen der Dauerpflege sollte ausgebaut werden.

Ein großes Problem bei der Versorgung von Pflegebedürftigen ist der Fachkräfte- mangel im Bereich der Pflege. Für die interviewten Experten ist die Behebung des Fachkräftemangels eine entscheidende Maßnahme für die Sicherstellung der Ver- sorgung von Pflegebedürftigen. Für die Erhöhung der Attraktivität des Pflegeberu- fes sind politische Maßnahmen erforderlich, die jedoch auf Ebene des Landkreises nicht gesteuert werden können. Dazu gehören beispielsweise verbesserte Arbeits- bedingungen, eine höhere Entlohnung und vermehrte Aufstiegschancen. Darüber hinaus müssen auch die Kapazitäten an Pflegeschulen weiter erhöht werden.

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8.3. Mobilität Obwohl die Mobilität sowie die Erreichbarkeit nicht im Rahmen des Gutachtens Problem: Reduzierung des ÖPNV-Angebots analysiert wurde, ist dieses Querschnittsthema für die Sicherung der Daseinsvor- sorge von zentraler Bedeutung und für alle Gemeinden gleichermaßen relevant. Mobilität ermöglicht die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen, öffentlichen und kultu- rellen Einrichtungen und ist damit für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben unabdingbar. Die dafür notwendigen Infrastrukturen und Verkehrssysteme sind im Aufbau und Unterhalt sehr kostenintensiv. Die Tragfähigkeit des ÖPNV ist in erster Linie von der Anzahl und Struktur der Nutzer abhängig. Bevölkerungsrückgänge sowie ein altersstruktureller Wandel können zu einer Reduzierung des Angebots des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) führen. Davon ist vor allem der ländliche Raum betroffen, da der ÖPNV hier überwiegend durch die Schülerbeför- derung getragen wird. Demnach wirkt sich ein Rückgang der Schülerzahlen – von dem zukünftig fast alle Gemeinden des Landkreises Lüneburg betroffen sein wer- den – auf die wirtschaftliche Tragfähigkeit des ÖPNV-Angebots aus. Diese Ent- wicklung ist gerade im Zuge der demographischen Alterung problematisch, da viele ältere Menschen auf den ÖPNV und auf eine gute Erreichbarkeit sozialer Infrastrukturen angewiesen sind. Neben Älteren zählen dazu auch junge Men- schen sowie Personen mit geringen Einkommen. Nachfolgend werden Handlungs- ansätze für den Landkreis Lüneburg zur Sicherung der Mobilität für alle Bevölke- rungsgruppen aufgeführt, die sich an alle Gemeinden des Landkreises richten.

Integration von Siedlungs- und Verkehrsplanung ÖPNV-Anbindung sollte zent- Bei der ÖPNV-Planung sind Schulstandorte, Standorte von Krankenhäusern, Kul- rales Planungskriterium sein tur- und Versorgungsstätten sowie von größeren gewerblichen Unternehmen zu berücksichtigen. Bei der Planung von Standorten der sozialen Infrastruktur sollte die ÖPNV-Anbindung ein zentrales Kriterium sein. Demnach sollten die Siedlungs- entwicklung, Versorgungs- und Infrastrukturen sowie die Verkehrsentwicklung auf- einander abgestimmt werden, um nachfragegerechte Verkehrskonzepte zu entwi- ckeln.

Kompakte und durchmischte Siedlungsstrukturen Kompakte und durchmischte Siedlungsstrukturen erhöhen die Effizienz des öffent- Kompakte Siedlungsstrukturen reduzieren die Pkw-Abhängig- lichen Personenverkehrs und können die Wegeanzahl sowie die Wegelänge für keit Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs reduzieren. In der Folge kön- nen mehr Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem ÖPNV zurückgelegt wer- den und die Abhängigkeit von dem Pkw geht zurück (vgl. Kapitel 8.1.).

Erhalt des ÖPNV-Netzes Die Erschließung der Fläche erfolgt im straßengebundenen ÖPNV durch Busver- kehre. Das Rückgrat stellen die regionalen Hauptlinien dar, die die Grundzentren in der Fläche mit der Hansestadt Lüneburg verbinden. Dieses Hauptnetz ist auch für die Zukunft zu sichern. Als Zubringer zu den regionalen Hauptlinien fungieren Regional- und Stadtbuslinien, die zukünftig weiter optimiert werden müssen.

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Alternative Bedienkonzepte Um die Attraktivität peripherer Räume außerhalb der Hauptlinien zu bewahren und Alternative Bedienkonzepte als Ergänzung des ÖPNV wichtig die Erreichbarkeit von Einrichtungen der Daseinsvorsorge auch für Personen ohne eigenen Pkw zu gewährleisten, können alternative Bedienkonzepte eine Lösung sein und den ÖPNV in der Fläche ergänzen. Zu den alternativen Bedienkonzepten gehören:

 Rufbusse und Sammeltaxis, die ohne feste Fahrplan- und Routenbindung in einem definierten Korridor auf telefonische Anmeldung Personentrans- porte durchführen und von den vorhandenen Transportunternehmen unter- halten werden

 Bürgerbusse, die in ehrenamtlichen Organisationsstrukturen Personen ohne eigenen Pkw Mobilitätsmöglichkeiten bieten

 Mitfahrzentralen: Über eine Mitfahrzentrale werden Mitfahrgelegenheiten und Fahrgemeinschaften vermittelt. Der Vorteil ist oftmals ein günstiger Preis im Vergleich zum ÖPNV.

 Carsharing: Damit Carsharing wirtschaftlich angeboten werden kann, müs- sen viele Menschen teilnehmen. Daher gibt es viele Angebote in größeren Städten. Aber Carsharing kann auch im eher ländlichen Raum funktionie- ren. Hier wird Carsharing oft durch lose Zusammenschlüsse, Vereine, Ein- zelpersonen oder kleineren Unternehmen organisiert. Auf diese Weise kann Carsharing wirtschaftlich betrieben werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass die handelnden Personen in der Kommune verwurzelt sind und be- stehende Nutzungshemmnisse bei den Einwohnern abbauen können.

 Elektrofahrräder: Ein weiteres Potenzial bietet auch der Einsatz von Elekt- rofahrrädern im ländlichen Raum, wenn sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln kombiniert genutzt werden. So konzentrieren sich die Busse auf die Haupt- verkehrsachsen, während auf den Zubringerstrecken Elektrofahrräder zum Einsatz kommen. Der Vorteil ist, dass die Busse aufgrund kürzerer und schnellerer Strecken einen dichteren Takt bedienen können und Elektro- fahrräder unabhängig und spontan genutzt werden können.

Solche Systeme können eine sinnvolle Ergänzung zum liniengebundenen ÖPNV darstellen und eine Anbindung peripherer Räume sicherstellen. Bereits in vielen Kommunen wurden solche alternativen Bedienkonzepte erfolgreich eingesetzt. In der Gemeinde Amt Neuhaus, Scharnebeck, der Stadt Bleckede und den Samtge- meinden Amelinghausen und Ostheide sind bereits Bürgerbusse vorhanden. Dar- über hinaus ist die Einführung eines Rufbussystems zum normalen HVV-Tarif im Laufe des Jahres ebenfalls in der Gemeinde Amt Neuhaus geplant. Ein zukünftiger Ausbau solcher Systeme sollte vor dem Hintergrund des demographischen Wan- dels weiterverfolgt werden.

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Mobile Dienstleistungen Mobile Dienstleistungen wie „rollende Supermärkte“, Sparkassenbusse oder Fahr- büchereien können helfen, lokale Versorgungslücken zu schließen. Somit können wichtige Produkte in der Peripherie wieder verfügbar gemacht werden. Damit sol- che Dienstleistungen angenommen werden, ist es wichtig, die Bedürfnisse der je- weiligen Zielgruppe zu kennen und die Angebote daran anzupassen.

Überregionale Koordination und Kooperation weiterentwickeln Die Mobilitätsbedürfnisse der Bewohner des Landkreises Lüneburg beschränken Optimierung des ÖPNV durch überregionale Kooperationen sich nicht nur auf den Landkreis. Die Erreichbarkeit von Arbeitsstätten, Versor- gungs- und Freizeitangeboten außerhalb der Kreisgrenzen machen überregional abgestimmte Verkehrskonzepte erforderlich. Auf diese Weise können die ver- schiedenen Verkehrsmittel überregional besser aufeinander abgestimmt und opti- miert werden. Eine überregionale Zusammenarbeit im Bereich der Verkehrs- und Mobilitätsplanung kann dabei folgende Aspekte umfassen:

 Abstimmung der Netzpläne, um schnellere regionale Verbindungen zu schaffen, Umstiegszeiten zu reduzieren und die Erreichbarkeit der Region zu erhöhen

 Zusammenlegung von Verkehrsunternehmen zur Effektivitätssteigerung

 Ausbau von Informationssystemen zur besseren Information der Verkehrs- teilnehmer

Altersgerechter ÖPNV Da zukünftig mehr ältere Menschen in dem Landkreis Lüneburg leben werden, Altersgerechte Gestaltung des ÖPNV als Zukunftsaufgabe muss sich der ÖPNV auf die veränderten Bedarfe älterer Verkehrsteilnehmer ein- stellen. Dabei sind insbesondere folgende Aspekte von Bedeutung:

 Günstige Fahrkarten für Senioren

 Barrierefreie Gestaltung der Angebote und Haltestellen

 Schaffung eines leicht wahrnehmbaren und verständlichen Informations- angebots

 Sichere und hochwertige Gestaltung der Fahrzeuge und Haltepunkte

Ausbau von Fahrradwegen Ohne eigenen Pkw wird neben dem ÖPNV das Fahrrad als Verkehrsmittel immer bedeutender. Dementsprechend wird im Rahmen des geplanten Radverkehrskon- zeptes geprüft, inwiefern das bestehende Radwegenetz im Landkreis Lüneburg ausgebaut werden soll. Dies betrifft sowohl die Verbindungen zum Oberzentrum Lüneburg als auch zwischen den Gemeinden und Ortsteilen.

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8.4. Bürgerschaftliches Engagement Vor dem Hintergrund begrenzter öffentlicher Mittel und einem zu befürchtenden Bürgerschaftliches Engage- ment wird immer bedeutender Rückzug der Versorgungsinfrastruktur aus der Fläche gewinnt bürgerschaftliches Engagement zunehmend an Bedeutung. Darüber hinaus ist im Zuge der zuneh- menden Alterung von einem erhöhten Unterstützungsbedarf älterer Menschen auszugehen. Gleichzeitig stellt die Zunahme der Zahl älterer Menschen, die zeit- lich nicht mehr so stark durch Beruf und Familie gebunden sind, ein großes Poten- zial für ehrenamtliches Engagement dar. Die Empfehlungen in diesem Bereich be- treffen alle Gemeinden des Landkreises gleichermaßen, um die Lebensqualität vor Ort zu erhalten bzw. zu steigern. Der zweite Engagementbericht der Bundesregie- rung (2016) identifizierte zentrale Schlüsselbereiche des Engagements auf kom- munaler Ebene, die nachfolgend erläutert werden.

Mobilität Bürgerschaftlich organisierte Angebote wie Bürgerbusse oder Mitfahrbörsen erlan- Bürgerschaftlich organisierte Mobilitätsangebote gen im Zuge des demographischen Wandels eine hohe Bedeutung. Die Vorstel- lung vom ÖPNV als Linienangebot ausschließlich mit Bahnen und Bussen sollte durch neuartige Konzepte ergänzt werden (vgl. Kapitel 8.3.).

Klima und Energie Vor dem Hintergrund einer Neuausrichtung der Klima- und Energiepolitik wird die- ser Bereich an Bedeutung gewinnen. Als Herausforderungen für lokale Engage- mentpolitik in diesem Bereich werden die Förderung von innovativen Projekten so- wie die Entwicklung von Bewusstseinsbildungsprozessen genannt. Ehrenamtliche können hier eine zentrale Rolle einnehmen.

Gesundheit, Pflege und Sorge Ehrenamtliche können wichtige Aufgaben in der Pflege und Betreuung überneh- Unterstützung von Pflegebedürftigen men. Beispiele für solche Tätigkeiten sind Besuchsdienste, Begleitung zu Ärzten und Erledigung von Einkäufen. Zu klären ist, wie diese selbstorganisierten Formen infrastrukturell und professionell gefördert und stabilisiert werden können. Dabei sollen keine öffentlichen Aufgaben auf Private übertragen werden, vielmehr geht es um eine Ergänzung und die Schaffung von zusätzlichen Qualitäten.

Kulturangebote Kulturelle Angebote sind bedeutsam für die Attraktivität von Regionen und Orten. Förderung von Kulturangeboten wichtig Die Kulturarbeit in den Gemeinden beruht zu einem wesentlichen Teil auf zivilge- sellschaftlichen Engagements. Durch neue Formen der Zusammenarbeit mit au- ßerkulturellen Akteuren sowie einer multifunktionalen Nutzung von Einrichtungen (zum Beispiel Gemeindezentrum als Bibliothek sowie kultureller Veranstaltungs- und Übungsort) lassen sich Kulturangebote langfristig aufrechterhalten.

Sport Laut dem Freiwilligensurvey 2014 verzeichnet der Bereich den höchsten Anteil al- Sportangebote unterstützen die soziale Integration ler freiwillig engagierten Menschen in Deutschland. Der organisatorische Rahmen für ein Engagement im Sportbereich ist dabei überwiegend der Verein. Sportange- bote leisten wichtige Beiträge zur sozialen und gesellschaftlichen Integration. Vor

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dem Hintergrund des Ausbaus von Ganztagesschulen ist es notwendig, Sportan- gebote besser in den Schulalltag zu integrieren und am Schulstandort zu konzent- rieren, um viele Kinder und Jugendliche zu erreichen. Zentralisierte Strukturen an den Schulstandorten sollten durch sozialräumlich orientierte Angebote – die meist von Freiwilligen durchgeführt werden – bedarfsgerecht ergänzt werden. Eine ver- besserte Integration von Vereinswesen, Jugendarbeit sowie Schulstandorten wur- den im Rahmen der geführten Experteninterviews als eine der zukünftigen Her- ausforderung genannt.

Das Ziel aus Sicht der Kommune muss sein, vorhandene Potenziale des bürger- Förderung des bürgerschaftli- chen Engagements durch die schaftlichen Engagements zu fördern sowie Kooperations- und Vernetzungsmög- Kommune lichkeiten zu identifizieren und auszubauen. Bei der Stärkung und Förderung des bürgerschaftlichen Engagements vor Ort kann die Kommune eine aktive Rolle ein- nehmen. Eine wichtige Funktion übernehmen beispielsweise Anlaufstellen zur Ko- ordination bürgerschaftlichen Engagements in der Kommunalverwaltung. Auch Freiwilligenagenturen, Selbsthilfekontaktstellen und Seniorenbüros sowie Einrich- tungen wie Bürgerstiftungen oder Mehrgenerationenhäuser können zentrale Be- standteile einer engagementfördernden Infrastruktur auf kommunaler Ebene sein.

In Deutschland gibt es viele erfolgreiche Beispiele von Kommunen, wie bürger- Engagementfördernde Infra- struktur vor Ort aufbauen und schaftliches Engagement gefördert und koordiniert werden kann. Dazu gehören unterstützen beispielsweise das „Bündnis für Augsburg“ (www.buendnis.augsburg.de) oder die Stadt Filderstadt, die im Jahr 2000 ein Referat für Bürgerbeteiligung direkt als Stabsstelle beim Oberbürgermeister eingerichtet hat. Diese Beispiele können eine Orientierung bieten, jedoch sind die Formen und Strukturen der Zusammenarbeit vor Ort sehr unterschiedlich. Die konkrete Ausgestaltung der engagementfördern- den Infrastruktur sowie deren Koordinierung müssen auf die örtlichen Verhältnisse und Strukturen und Möglichkeiten zugeschnitten werden.

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9. Anhang

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GEWOS Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung GmbH Ein Unternehmen der DSK | BIG Gruppe

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GEWOS Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung GmbH | Seite 131 Demographiekonzept für den Landkreis Lüneburg

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