Schützenswerter Naturkorridor Reppisch
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Attraktiver Standort Kanton Zürich Schützenswerter Naturkorridor Reppisch Die Landschaft am Fuss des Albis schaftlichen Vorzeichen gekehrt, und Hans Georg Gsell zählt mit ihrer natürlichen Beschau - man begann mit grossem Einsatz, noch Abteilung Wasserbau lichkeit zu den reizvollsten im naturnahe Streckenabschnitte zu schüt - AWEL Amt für ganzen Kanton. Der Kanton Zürich zen und verbaute zu revitalisieren. Ba - Abfall, Wasser, Energie und Luft hat in den vergangenen Jahren viel sis dafür bot das Wiederbelebungspro - Postfach, 8090 Zürich unternommen, um diesen Schatz gramm für die Fliessgewässer des Kan - Telefon 043 259 32 24 zu bewahren und das Reppischtal tons Zürich sowie das Naturschutzge - [email protected] als Erholungsgebiet und als wert - samtkonzepts von 1995, das festlegte, www.gewaesserunterhalt.zh.ch vollen Lebensraum für Tiere und die Reppisch vorrangig zu fördern und Pflanzen aufzuwerten. Naturnahe wo nötig aufzuwerten. Isabel Flynn Flussabschnitte wurden geschützt Besondere Chancen bot eine erstmals Koordinationsstelle für Umweltschutz und geeignete Pflegemassnahmen im Namen des Landschaftsschutzes Generalsekretariat Baudirektion eingeleitet. Früher verbaute Stre - durch geführte Landumlegung: die Postfach, 8090 Zürich cken wurden in einen naturnahen Land schafts- und Gewässerschutz- Telefon 043 259 24 18 Zustand zurückversetzt und revita - Landumlegung Stallikon. Durch diese [email protected] lisiert. Möglich wurde dies (u .a.) konnte auf einer Strecke von zehn Kilo - www.umweltschutz.zh.ch durch eine ungewöhnliche Land - metern – immerhin der halben Fluss - umlegung. länge – eine grosszügige Gewässerpar - zelle geschaffen werden. Damit wurde die Grundlage für die langfristige Er - Um 1930 waren lange Reppischab - haltung und ökologische Aufwertung schnitte eingeengt und kanalisiert wor - dieses wertvollen Talabflusses geschaf - Wasser den, um den Hochwasserschutz zu ver - fen. Wesentlich zur erfolgreichen Um - bessern und um Land zur Bewirtschaf - tung zu gewinnen. Ende des letzten Jahrzehnts hatten dann die gesell - Schützenswerte Reppisch Im kantonalen Richtplan ist das Gebiet Albis - kette-Reppischtal als Landschaftsschutzge - biet bezeichnet. Das Naturschutz-Gesamt - konzept für den Kanton Zürich, vom Regie - rungsrat am 20. Dezember 1995 festgesetzt, beurteilt die Reppisch als eines der ökologisch wertvollsten Fliessgewässer im Kanton, für welches der Schutz, der Erhalt und die Förde - rung von Lebensräumen und Landschaft vor - rangig zu gewährleisten sind. Das bedeutet: Es sollen das durchgängig naturnahe Gewässer - system gefördert, die beeinträchtigten Bach - strecken aufgewertet, mit naturnahem Ge - wässerunterhalt bewahrt und wieder herge - stellt werden sowie vor allem auch dynami - sche Naturprozesse zugelassen werden. Vielerorts schlängelt sich die Reppisch noch naturbelassen und von Ufergehölz, Krautsaum und Wiesen eingesäumt durch das Reppischtal. Quelle: AWEL, Abt. Wasserbau UMWELTPRAXIS Nr. 57 / Juli 2009 www.umweltschutz.zh.ch 15 Wasser Hier kann Natur am Anschauungsobjekt erklärt werden … … und jetzt kann man auch regelmässig wieder Prachtlibellen be- Quelle: AquaTerra o bachten. Quelle: AquaTerra setzung dieses pionierhaften Projektes Ziele und Massnahmen des Bewirtschaftungskonzepets trug bei, wie die Landwirte in die Be - Mit der Umsetzung des Bewirtschaftungs- und Kopfweiden werden dabei aber geschont. wirtschaftung und Pflege des «Öko- Pflegeplans wurden folgende Ziele und Mass - Die Pflege der Gehölze erfolgt durch interes - Korridors Reppisch» integriert wurden. nahmen verfolgt: sierte lokale Landwirte. • Erhalt und Förderung natürlicher, Von den Massnahmen profitieren verschie - strukturreicher Bachstrecken. dene Vogelarten wie Grasmücken, Trauer - Die naturnahe Reppisch Auf Ufer- und Sohlverbauungen wird verzich - schnäpper, aber auch Kleinsäuger, Amphibi - tet, und wo es die Sicherheit zulässt, die Ufer- en und Reptilienarten. Die Reppisch ist mit ihren rund 20 Kilo - erosion geduldet. • Förderung von offenen, unbestockten, metern Länge vom Türlersee bis zur Von diesen Massnahmen profitieren ver - gut besonnten Bachabschnitten. Mündung in die Limmat eines der öko - schiedene gefährdete Tierarten wie z .B. das Die Reppisch ist gegenüber früher massiv logisch wertvollsten Fliessgewässer im Bachneunauge, der Eisvogel, die Ringelnat - stärker bestockt und dadurch die Gewässer - Kanton Zürich. Insbesondere in Stalli - ter, die Blauflügel-Prachtlibelle, die Zweige - flächen kaum mehr besonnt. An ausgewähl - kon, auf den 6 Kilometern vom Weiler streifte Quelljungfer. ten Stellen werden daher vorhandene Gehöl - Gamlikon bis zur Gemeindegrenze Bir - • Förderung von arten- und strukturrei - ze stark verjüngt und auf kurzen Strecken mensdorf, hat sie ihren naturnahen chen Krautsäumen, Ried- und Mager - ganz entfernt. Die Umsetzung der Massnah - Lauf bewahren können: in flacheren wiesen ent lang der Ufer- und Gehölz - men erfolgt ebenfalls unter Beteiligung der Abschnitten ausgreifend mäandrie - ränder. lokalen Landwirte. rend, in steileren oder engeren Partien Diese Wiesenstreifen werden spät und meist Diese Massnahme kommt vor allem den schmaler und praktisch unverbaut (sie - nur einmal oder nur alle zwei Jahre geschnit - «Sonnenanbetern» in der Tier- und Pflanzen - he Karte Seite 18). ten. Diese Flächen werden von lokalen Land - welt entlang der Reppisch zugute: z.B. ver - Diese Qualitäten verdankt die Reppisch wirten bewirtschaftet und von diesen als schiedenen Libellen, Schmetterlingen, Orchi - hauptsächlich dem Umstand, dass das ökologische Ausgleichsflächen angemeldet. deen, Ried- und Magerwiesenpflanzen. Zu - angrenzende Land in der offenen Flur Mit diesen Massnahmen sollen Schmetterlin - dem wird dadurch auch die Vernetzung von recht steil oder schattig und daher ge wie z .B. der Violette Silberfalter und der Ried- und Magerwiesen links und rechts der landwirtschaftlich wenig produktiv ist. Schachbrettfalter, Reptilien wie Zauneidech - Reppisch gefördert. Zusammen mit den Seitenbächen und se und Bergeidechse sowie verschiedene • Förderung von lichten, aufgelockerten angrenzenden Riet- und Magerwiesen Pflanzenarten wie Orchideen und Gelber Ei - Waldbeständen entlang der Reppisch. bildet sie das zentrale Vernetzungsele - senhut gefördert werden. Dazu werden vorhandene Waldbestände in ment im Reppischtal. • Förderung der Strukturvielfalt Zusammenarbeit mit dem Forstdienst und lo - Als die Reppisch mit dem neuen Was - im Bereich der Bachgehölze. kalen Landwirten schrittweise durch forstet. serbaugesetz 1993 in die Zuständigkeit Überalterte Bachgehölze werden gezielt ver - Dadurch werden biologisch wertvolle Ge - des Kantons überging, stand das an - jüngt und die Gehölzartenvielfalt gefördert. hölz arten und seltene Pflanzenarten in der grenzende Land bis ans Gewässer rei - Markante alte Einzelbäume wie Eichen, Sil - Krautschicht durch bessere Lichtversorgung chend im Besitz des anstossenden berweiden, Schwarzerlen und insbesondere gefördert (z .B. Orchideen, Türkenbund, Gel - Grundeigentümers. Unterhalt von Ufer auch die für die Reppisch charakteristischen ber Eisenhut). und Ufergehölzen hatten durch diesen zu erfolgen. Unterhaltsarbeiten wur - 16 UMWELTPRAXIS Nr. 57 / Juli 2009 www.umweltschutz.zh.ch WaLsäsrem r rungen und die Bedürfnisse der Land - Aufleben von Flora und Fauna wirtschaft auf der Basis der Freiwillig - Wo artenreiche Krautsäume, Ried- und Ma - keit unter einen Hut zu bringen wären. gerwiesen an Ufern und Gehölzrändern ge - Vorbilder, an denen man sich hätte ori - zielt gefördert werden, wachsen wieder Orchi - entieren können, waren niemandem deen. Hier finden sich Schmetterlinge wie der bekannt. Trotzdem fanden sich zuerst Violette Silberfalter, Waldteufel oder Schach - im Gemeinderat Stallikon und dann brettfalter und Reptilien wie Zauneidechse, auch unter den betroffenen Landwir - Bergeidechse und Ringelnatter. ten klare Mehrheiten, die bereit waren, Von differenziert bewirtschafteten Bach - solch einen Ökokorridor entlang der gehölzen profitieren Vogelarten wie Was - Reppisch zu realisieren. So konnte der seramsel, Bergstelze und Eisvogel, Kleinsäu - Regierungsrat am 23. September 1999 ger und Amphibien. Feuersalamander lieben die Landschafts- und Gewässerschutz- schattiges Totholz. Ausgeholzte, stark be - Landumlegung Stallikon (LGLU) anord - sonnte Uferabschnitte und lichte, aufgelocker - nen. Dank grosser Kooperationsbereit - te Waldpartien kommen «Sonnenanbetern» schaft fanden sich schliesslich sämtli - zugute: seltenen Libellen – der Zweigestreif - che Beteiligten bei einer gemeinsamen ten Quelljungfer oder der Blauflügel-Prachtli - Lösung (Karte rechts). Der Ausschnitt des Landerwerbsplans zeigt belle. die neue Gewässerparzelle der Reppisch Im Wasser leben neben Forellen und Alet auch mit breitem Flussraum nach der Landumle - Groppen und sogar das seltene Bachneun- Ökokorridor Reppisch gung Stallikon. Quelle: AWEL, Abt. Wasserbau auge. Eine Steinfliegenart findet sich ausschliess - lich an der Reppisch: die Perla burmeisteriana. Heute gehört der Ökokorridor Rep - dass die gepachteten Parzellen als bei - pisch, als sehr grosszügige Gewässer - tragsberechtigte Öko-Ausgleichsflä chen parzelle, im gesamten Abschnitt dem im Sinne des Landwirtschaftsgesetzes, den jedoch nur mit minimalem Auf - Kanton. Die direkt betroffenen Land - sowie im Sinne der kantonalen Öko- wand oder gar nicht getätigt, was wie - wirte haben alle wieder ihre Landantei - Qualitätsverordnung, für jeden Betrieb derum stark zum Erhalt des naturna - le optimal arrondiert. Die jetzt im