Attraktiver Standort Kanton Zürich Schützenswerter Naturkorridor Reppisch

Die Landschaft am Fuss des schaftlichen Vorzeichen gekehrt, und Hans Georg Gsell zählt mit ihrer natürlichen Beschau - man begann mit grossem Einsatz, noch Abteilung Wasserbau lichkeit zu den reizvollsten im naturnahe Streckenabschnitte zu schüt - AWEL Amt für ganzen Kanton. Der Kanton Zürich zen und verbaute zu revitalisieren. Ba - Abfall, Wasser, Energie und Luft hat in den vergangenen Jahren viel sis dafür bot das Wiederbelebungspro - Postfach, 8090 Zürich unternommen, um diesen Schatz gramm für die Fliessgewässer des Kan - Telefon 043 259 32 24 zu bewahren und das Reppischtal tons Zürich sowie das Naturschutzge - [email protected] als Erholungsgebiet und als wert - samtkonzepts von 1995, das festlegte, www.gewaesserunterhalt.zh.ch vollen Lebensraum für Tiere und die Reppisch vorrangig zu fördern und Pflanzen aufzuwerten. Naturnahe wo nötig aufzuwerten. Isabel Flynn Flussabschnitte wurden geschützt Besondere Chancen bot eine erstmals Koordinationsstelle für Umweltschutz und geeignete Pflegemassnahmen im Namen des Landschaftsschutzes Generalsekretariat Baudirektion eingeleitet. Früher verbaute Stre- durch geführte Landumlegung: die Postfach, 8090 Zürich cken wurden in einen naturnahen Land schafts- und Gewässerschutz- Telefon 043 259 24 18 Zustand zurückversetzt und revita - Landumlegung . Durch diese [email protected] lisiert. Möglich wurde dies (u .a.) konnte auf einer Strecke von zehn Kilo - www.umweltschutz.zh.ch durch eine ungewöhnliche Land - metern – immerhin der halben Fluss- umlegung. länge – eine grosszügige Gewässerpar - zelle geschaffen werden. Damit wurde die Grundlage für die langfristige Er - Um 1930 waren lange Reppischab - haltung und ökologische Aufwertung schnitte eingeengt und kanalisiert wor - dieses wertvollen Talabflusses geschaf - Wasser den, um den Hochwasserschutz zu ver - fen. Wesentlich zur erfolgreichen Um - bessern und um Land zur Bewirtschaf - tung zu gewinnen. Ende des letzten Jahrzehnts hatten dann die gesell -

Schützenswerte Reppisch Im kantonalen Richtplan ist das Gebiet Albis - kette-Reppischtal als Landschaftsschutzge - biet bezeichnet. Das Naturschutz-Gesamt - konzept für den Kanton Zürich, vom Regie - rungsrat am 20. Dezember 1995 festgesetzt, beurteilt die Reppisch als eines der ökologisch wertvollsten Fliessgewässer im Kanton, für welches der Schutz, der Erhalt und die Förde - rung von Lebensräumen und Landschaft vor - rangig zu gewährleisten sind. Das bedeutet: Es sollen das durchgängig naturnahe Gewässer - system gefördert, die beeinträchtigten Bach - strecken aufgewertet, mit naturnahem Ge - wässerunterhalt bewahrt und wieder herge - stellt werden sowie vor allem auch dynami - sche Naturprozesse zugelassen werden. Vielerorts schlängelt sich die Reppisch noch naturbelassen und von Ufergehölz, Krautsaum und Wiesen eingesäumt durch das Reppischtal. Quelle: AWEL, Abt. Wasserbau

UMWELTPRAXIS Nr. 57 / Juli 2009 www.umweltschutz.zh.ch 15 Wasser

Hier kann Natur am Anschauungsobjekt erklärt werden … … und jetzt kann man auch regelmässig wieder Prachtlibellen be- Quelle: AquaTerra o bachten. Quelle: AquaTerra

setzung dieses pionierhaften Projektes Ziele und Massnahmen des Bewirtschaftungskonzepets trug bei, wie die Landwirte in die Be - Mit der Umsetzung des Bewirtschaftungs- und Kopfweiden werden dabei aber geschont. wirtschaftung und Pflege des «Öko- Pflegeplans wurden folgende Ziele und Mass - Die Pflege der Gehölze erfolgt durch interes - Korridors Reppisch» integriert wurden. nahmen verfolgt: sierte lokale Landwirte. • Erhalt und Förderung natürlicher, Von den Massnahmen profitieren verschie - strukturreicher Bachstrecken. dene Vogelarten wie Grasmücken, Trauer - Die naturnahe Reppisch Auf Ufer- und Sohlverbauungen wird verzich - schnäpper, aber auch Kleinsäuger, Amphibi - tet, und wo es die Sicherheit zulässt, die Ufer- en und Reptilienarten. Die Reppisch ist mit ihren rund 20 Kilo - erosion geduldet. • Förderung von offenen, unbestockten, metern Länge vom Türlersee bis zur Von diesen Massnahmen profitieren ver - gut besonnten Bachabschnitten. Mündung in die eines der öko - schiedene gefährdete Tierarten wie z .B. das Die Reppisch ist gegenüber früher massiv logisch wertvollsten Fliessgewässer im Bachneunauge, der Eisvogel, die Ringelnat - stärker bestockt und dadurch die Gewässer - Kanton Zürich. Insbesondere in Stalli - ter, die Blauflügel-Prachtlibelle, die Zweige - flächen kaum mehr besonnt. An ausgewähl - kon, auf den 6 Kilometern vom Weiler streifte Quelljungfer. ten Stellen werden daher vorhandene Gehöl - Gamlikon bis zur Gemeindegrenze Bir - • Förderung von arten- und strukturrei - ze stark verjüngt und auf kurzen Strecken mensdorf, hat sie ihren naturnahen chen Krautsäumen, Ried- und Mager - ganz entfernt. Die Umsetzung der Massnah - Lauf bewahren können: in flacheren wiesen ent lang der Ufer- und Gehölz - men erfolgt ebenfalls unter Beteiligung der Abschnitten ausgreifend mäandrie - ränder. lokalen Landwirte. rend, in steileren oder engeren Partien Diese Wiesenstreifen werden spät und meist Diese Massnahme kommt vor allem den schmaler und praktisch unverbaut (sie - nur einmal oder nur alle zwei Jahre geschnit - «Sonnenanbetern» in der Tier- und Pflanzen - he Karte Seite 18). ten. Diese Flächen werden von lokalen Land - welt entlang der Reppisch zugute: z.B. ver - Diese Qualitäten verdankt die Reppisch wirten bewirtschaftet und von diesen als schiedenen Libellen, Schmetterlingen, Orchi - hauptsächlich dem Umstand, dass das ökologische Ausgleichsflächen angemeldet. deen, Ried- und Magerwiesenpflanzen. Zu - angrenzende Land in der offenen Flur Mit diesen Massnahmen sollen Schmetterlin - dem wird dadurch auch die Vernetzung von recht steil oder schattig und daher ge wie z .B. der Violette Silberfalter und der Ried- und Magerwiesen links und rechts der landwirtschaftlich wenig produktiv ist. Schachbrettfalter, Reptilien wie Zauneidech - Reppisch gefördert. Zusammen mit den Seitenbächen und se und Bergeidechse sowie verschiedene • Förderung von lichten, aufgelockerten angrenzenden Riet- und Magerwiesen Pflanzenarten wie Orchideen und Gelber Ei - Waldbeständen entlang der Reppisch. bildet sie das zentrale Vernetzungsele - senhut gefördert werden. Dazu werden vorhandene Waldbestände in ment im Reppischtal. • Förderung der Strukturvielfalt Zusammenarbeit mit dem Forstdienst und lo - Als die Reppisch mit dem neuen Was - im Bereich der Bachgehölze. kalen Landwirten schrittweise durch forstet. serbaugesetz 1993 in die Zuständigkeit Überalterte Bachgehölze werden gezielt ver - Dadurch werden biologisch wertvolle Ge - des Kantons überging, stand das an - jüngt und die Gehölzartenvielfalt gefördert. hölz arten und seltene Pflanzenarten in der grenzende Land bis ans Gewässer rei - Markante alte Einzelbäume wie Eichen, Sil - Krautschicht durch bessere Lichtversorgung chend im Besitz des anstossenden berweiden, Schwarzerlen und insbesondere gefördert (z .B. Orchideen, Türkenbund, Gel - Grundeigentümers. Unterhalt von Ufer auch die für die Reppisch charakteristischen ber Eisenhut). und Ufergehölzen hatten durch diesen zu erfolgen. Unterhaltsarbeiten wur -

16 UMWELTPRAXIS Nr. 57 / Juli 2009 www.umweltschutz.zh.ch WaLsäsrem r

rungen und die Bedürfnisse der Land - Aufleben von Flora und Fauna wirtschaft auf der Basis der Freiwillig - Wo artenreiche Krautsäume, Ried- und Ma - keit unter einen Hut zu bringen wären. gerwiesen an Ufern und Gehölzrändern ge - Vorbilder, an denen man sich hätte ori - zielt gefördert werden, wachsen wieder Orchi - entieren können, waren niemandem deen. Hier finden sich Schmetterlinge wie der bekannt. Trotzdem fanden sich zuerst Violette Silberfalter, Waldteufel oder Schach - im Gemeinderat Stallikon und dann brettfalter und Reptilien wie Zauneidechse, auch unter den betroffenen Landwir - Bergeidechse und Ringelnatter. ten klare Mehrheiten, die bereit waren, Von differenziert bewirtschafteten Bach - solch einen Ökokorridor entlang der gehölzen profitieren Vogelarten wie Was - Reppisch zu realisieren. So konnte der seramsel, Bergstelze und Eisvogel, Kleinsäu - Regierungsrat am 23. September 1999 ger und Amphibien. Feuersalamander lieben die Landschafts- und Gewässerschutz- schattiges Totholz. Ausgeholzte, stark be - Landumlegung Stallikon (LGLU) anord - sonnte Uferabschnitte und lichte, aufgelocker - nen. Dank grosser Kooperationsbereit - te Waldpartien kommen «Sonnenanbetern» schaft fanden sich schliesslich sämtli - zugute: seltenen Libellen – der Zweigestreif - che Beteiligten bei einer gemeinsamen ten Quelljungfer oder der Blauflügel-Prachtli - Lösung (Karte rechts). Der Ausschnitt des Landerwerbsplans zeigt belle. die neue Gewässerparzelle der Reppisch Im Wasser leben neben Forellen und Alet auch mit breitem Flussraum nach der Landumle - Groppen und sogar das seltene Bachneun- Ökokorridor Reppisch gung Stallikon. Quelle: AWEL, Abt. Wasserbau auge. Eine Steinfliegenart findet sich ausschliess - lich an der Reppisch: die Perla burmeisteriana. Heute gehört der Ökokorridor Rep - dass die gepachteten Parzellen als bei - pisch, als sehr grosszügige Gewässer - tragsberechtigte Öko-Ausgleichsflä chen parzelle, im gesamten Abschnitt dem im Sinne des Landwirtschaftsgesetzes, den jedoch nur mit minimalem Auf - Kanton. Die direkt betroffenen Land - sowie im Sinne der kantonalen Öko- wand oder gar nicht getätigt, was wie - wirte haben alle wieder ihre Landantei - Qualitätsverordnung, für jeden Betrieb derum stark zum Erhalt des naturna - le optimal arrondiert. Die jetzt im Be - einzeln eingeworfen werden können. hen Zustands des Bachs beitrug. Um sitz des Kantons liegenden landwirt - Alle Bewirtschafter sind im Rahmen ei - die im Naturschutz-Gesamtkonzept schaftlich nutzbaren Flächen längs der ner Abmachung mit dem Kanton in der definierten Ziele nachhaltig gewährleis - Reppisch werden den anstossenden Pflege der Ufergehölze eingebunden. ten zu können, beabsichtigte der Kan - Grundeigentümern verpachtet. Die ex - Die Erfahrungen der Landschafts- und ton, für die Reppisch längerfristig eine tensive Bewirtschaftung ist geregelt, so Gewässerschutz-Landumlegung konn - grosse Gewässerparzelle zu schaffen.

Landschafts- und Gewässerschutz- Landumlegung Stallikon

Landumlegungen wurden bis anhin stets mit dem Ziel angeordnet, die Landwirtschaft zu rationalisieren oder Land für öffentliche Werke wie Bah - nen, Strassen oder Hochwasserschutz - anlagen zu erwerben. Da in Stallikon die amtliche Neuver - messung bevorstand und der Perime - ter einer laufenden Waldzusammenle - gung bis an die Reppisch reichte, ergab sich die Möglichkeit eine neuartige Landumlegung zu initiieren mit dem hauptsächlichen Ziel, eine grosszügige Reppischparzelle auszuscheiden. Kaum jemand konnte sich anfänglich Die naturbelassene Reppisch bietet auch für selten gewordene Arten wieder Lebensraum. vorstellen, wie die neuartigen Forde - Quelle: AWEL, Abt. Wasserbau

UMWELTPRAXIS Nr. 57 / Juli 2009 www.umweltschutz.zh.ch 17 Reppischtal – naturnaher Lebensraum mit vielen Facetten

DIETIKON

BERGDIETIKON

7 7 Bergdietikon AG, ZH: 6 Birmensdorf: Hochwasserschutz Flussraumgestaltung, Erholung

1994, 1999 und 2007 verursachten Hochwas- Als ökologische Ausgleichsmassnahme für den ser der Reppisch grosse Sachschäden im Ge- Bau der Autobahn A3/A4 wurde ein kanali- werbegebiet Reppischhof. Durch das Ersetzen sierter Flussabschnitt renaturiert: Keine ver- von zwei Brücken wurden Engpässe für den bauten Ufer mehr, sondern ein bis 40 m Wasserabfl uss behoben. Weitere Massnahmen breiter Flussraum, wo die Reppisch sich den für einen sicheren, ökologischen Hochwasser- Weg sucht. Steinblöcke lenken die Haupt- schutz stehen vor der Realisierung: Bau von strömung vom Ufer weg, Wurzelstöcke bie- Ufermauern und Ufererhöhungen, Ausschei- ten Fischen Unterschlupf. Die Flusslandschaft den von mehreren Überfl utungszonen, Um- lädt ein zu einem erholsamen Abstecher, bau einer alten Wehranlage in eine für Fische zum Spiel am Bach oder zur Beobachtung passierbare Sohlrampe. von Pfl anzen und Tieren am oder im Wasser.

6

LANDIKON

5 Landikon: BIRMENSDORF 5 Längsvernetzung über Uetlibergtunnel

Über dem 2009 in Betrieb genommenen Uetli- bergtunnel fl iesst die Reppisch in einem voll- ständig neu gestalteten Gewässerraum mit pendelndem, durch das Wasser veränderba- rem Flussbett. Der 6 m hohe Reppischabsturz wurde durch eine Fischrampe ersetzt und damit die wichtige Längsvernetzung im Bach wiederhergestellt. Vielfältige Ufergehölze säumen bald wieder den Wasserlauf.

4 Stallikon: Ökokorridor – Naturstrecke Reppisch

In Stallikon ist die Idee eines Ökokorridors 4 pionierhaft verwirklicht. Ein 10 km langer und bis 60 m breiter Geländestreifen wurde dank einer Landumlegung zu einer einzigen STALLIKON Reppischparzelle vereinigt. Das Ziel: Die Natürlichkeit des Gewässers langfristig bewah- ren und durch gezielte Pfl ege weiter fördern. Die angrenzenden Landwirte sind in die 3 Aumüli: ökologische Bewirtschaftung von Ufersäu- Denkmalschutz men, Gehölzen und den als Pufferzonen die- nenden Mager- und Rietwiesen einbezogen. Die 1328 erstmals erwähnte Aumüli nutzte die Wasserkraft für den Betrieb von Mühle und Sägerei. Die Mühlesiedlung mit viel ori- ginaler Bausubstanz verkörpert ein Kapitel Wirtschafts- und Sozialgeschichte und steht unter Denkmalschutz. Sie wurde in den letzten Jahren restauriert. Dank dem Bau eines neuen Wehrs in der Reppisch treibt das Wasser wieder das Mühlerad. «Stiftung und Verein Pro Aumüli» sorgen für den Müh- len- und Sägereibetrieb. 3

2 Götschihof, Aumüli, Gamlikon: )

Revitalisierungen 7 1 4

In den hart verbauten Gewässerabschnitten 1 9

sind die früheren massiven Eingriffe rück- 0

gängig gemacht worden. Hochwasser kön- A B (

nen heute das Bachbett umgestalten, die o

naturnahen Uferpartien bieten mit einzelnen p

1 Türlersee: 2 o Steinen, Wurzelstöcken und Holzfaschinen t s

Naturschutz und Erholung s Rückzugsmöglichkeiten für Fische. Kiesan- i

sammlungen und Schwemmholz bilden neue w S Der See mit seinen Naturufern liegt eingebet- Kleinlebensräume. Der rollstuhlgängige Weg 9

tet zwischen Wald, artenreichen Mooren und beim Götschihof erlaubt allen Erholung- 0 Trockenwiesen. Das ganze Gebiet steht unter 0 2

suchenden, den Bach ein Stück zu begleiten. Natur- und Landschaftsschutz, um die grosse ©

Vielfalt von Flora und Fauna zu sichern. Doch e g

auch zahlreiche Menschen schätzen die intakte a

Landschaft – als Naherholungsgebiet mit See- m i s

uferweg, Badeanlage und Campingplatz. Die s i

gezielte örtliche Begrenzung der Freizeitnutzun- w S

gen entschärft Konfl ikte zwischen Natur und 1 :

AEUGST e l

Mensch. l e

AM ALBIS Türlersee u Q WaLsäsrem r

ten auch in der Reppisch-aufwärts gele - staltet. Von 1998 bis 2005 wurde bei - Als Ausgleich genen Landumlegung Stallikon umge - spielsweise in Etappen der 1,5 Kilome - für den Autobahnbau setzt werden. So ist heute für die ganze ter lange Abschnitt Götschihof–Hüsli Reppisch auf dem Gemeindegebiet an der Gemeindegrenze Aeugst-Stalli - Als ökologische Ausgleichsmassnahme von Stallikon, insgesamt 10 Kilometer, kon revitalisiert und umgestaltet, der in für den Bau der Westumfahrung Zürich die Idee des Ökokorridors verwirklicht. den Jahren 1938/39 während der Meli - wurde 2007 ein 400 Meter langer Rep - oration Stallikon gemäss den damals pischabschnitt in Birmensdorf umge - gültigen wasserbaulichen Richtlinien staltet. Auf den Fotos unten ist die Auf - Bewirtschaftungskonzept – mit Einheitsprofil korrigiert worden wertung gut sichtbar: Der Raum für Ge - Mitwirkung zentral war. wässer und Uferbereich wurde von 15

In den Jahren 2002/03 wurden Bewirt - schaftungs- und Pflegepläne für alle Gewässer-, Wald- und Gehölzbereiche sowie für bis anhin landwirtschaftlich intensiv genutzte Landflächen entlang der Reppisch erarbeitet. Diese zielten darauf ab, den künftigen Unterhalt des Ökokorridors möglichst optimal auf die bestehenden und zu fördern - den Lebensgemeinschaften abzustim - men. Bei der Erarbeitung und Umsetzung der Massnahmen wirkten die verant - wortlichen kantonalen und kommuna - len Amtsstellen, der Vorstand der Land - umlegungsgenossenschaften und die bisherigen und künftigen Bewirtschaf - ter und Bewirtschafterinnen intensiv mit. Mit der neuen Bewirtschaftungs - form kann der kantonale Unterhalts - dienst entlastet, für die lokalen Land - wirte Nebenerwerbsmöglichkeiten ge - schaffen sowie das Verständnis für die Natur- und Gewässerschutzanliegen gefördert werden.

Eine dynamische Reppisch schaffen

Neben den noch sehr naturnahen Be - reichen sah es aber auch an der Rep - pisch vielerorts anders aus, denn die Reppisch war um 1930 auf langen Ab -

) schnitten eingeengt und kanalisiert, die 7 1

4 Ufer hart verbaut und die Bachsohle mit 1 9

0 Schwellen gegen Erosion gesichert A B

( wor den. Damit konnte damals der o p Hochwasserschutz verbessert und Land o t s s i zur Bewirtschaftung gewonnen wer - w S

den. 9 0

0 Verschiedene dieser verbauten Ab - 2

Als ökologische Ausgleichsmassnahme für den Bau der Westumfahrung Zürich wurde 2007

© schnitte wurden in den letzten Jahren ein 400 Meter langer Reppischabschnitt in Birmensdorf revitalisiert. e g Quelle: AWEL, Abt. Wasserbau a zurückgebaut und wieder naturnah ge - m i s s i w UMWELTPRAXIS Nr. 57 / Juli 2009 www.umweltschutz.zh.ch S 19

: e l l e u Q Wasser Lärm

säumten Bachstrecken, an krautigen Ufersäumen, in dichten Ufergehölzen, auf angrenzenden, gut besonnten Riet- oder Magerwiesen. Selten gewordene Pflanzen haben hier ihre idealen Stand- orte zum Gedeihen. Verschiedenste, auch gefährdete Tierarten finden unge - störten Lebensraum. Das Flussbett ist auf der ganzen Länge wieder für Fische durchgängig und mit vielen Seiten - bächen vernetzt. Auch für den Menschen ist Platz in der geschützten Naturlandschaft. Der Tür - lersee behält seine Ausstrahlung als idyl li sches Erholungsgebiet. An mehre - ren Stellen sind Uferpartien der Rep - pisch zugänglich gemacht (Punkte 2, 3 und 7 auf der Karte Seite 18). Im Sied - lungsgebiet kommt Hochwassersicher - Revitalisierungen sind heute oft als Teil grösserer Bauprojekte möglich, hier die fischgängi - heit vor den Bedürfnissen der Natur. ge Rampe der grossen Uetliberg-Baustelle in Landikon. Quelle: AWEL, Abt. Wasserbau Flussprofilvergrösserungen und Ufer- erhöhungen schützen Menschen, Ge - auf 30 bis 40 Meter verbreitert. Die Rep - 10 Kilometer Naturbach bäude und Infrastrukturen vor Hoch - pisch kann hier wieder mäandrieren. wassergefahr. Grosse runde Blöcke erzeugen vielfälti - Mit dem Projekt «Wiederbelebung Das Gesamtprojekt Reppischtal schliesst ge Strömungsmuster. Am Ufer einge - Rep pisch Aumüli-Gamlikon» wurde auch die Erhaltung von Kulturzeugen baute Wurzelstöcke bieten den Fischen dann 2007 und 2008 in Stallikon noch ein. Die Aumüli dokumentiert die Unterstände. der letzte 2 Kilometer lange, natur - frühere Wassernutzung für Säge und Hochwasserereignisse können wieder fremde Gewässerabschnitt zwischen «Mühle. den Gewässerlauf innerhalb der vorge - Türlersee und Birmensdorf aufgewertet gebenen Grenzen verändern: Ufer kön - Wiederum wurden die alten Verbauun - «Mehrwert naturnaher Wasserläufe» nen unterspült, Krümmungen verlagert gen wie steinerner Uferschutz, Quer - Welchen Wert haben naturnahe Wasserläufe? und Kiesbänke verändert werden. Sei - schwellen und Betonabstürze entfernt. Wie viel sind die Leute bereit, für eine Aufwei - ten- und Nebengerinne können zum Das neue Gerinne wurde breiter, flacher tung eines Bachbettes zu zahlen? Wie wichtig Hauptlauf werden, und aus dem ange - und leicht mäandrierend. Die Betonab - ist die Zugänglichkeit des Gewässers? Diese Fra - legten Hauptlauf kann sich ein Stillge - stürze mit grösseren Höhendifferenzen gen standen im Zentrum einer Befragung, die wässer entwickeln. Diese Dynamik wurden entfernt und damit die Längs - das BAFU im Sommer 2008 zu Revitalisierungen gewährleis tet, dass die Reppisch von den durchgängigkeit in der Reppisch mar - an heute begradigten Gewässern in 4 Schweizer Ufern her nicht vollständig einwächst kant verbessert. Möglich wurde auch Gemeinden, u .a. Dübendorf, durchführen liess. und immer wieder neue Lebensräume diese Umgestaltung dank der 16 bis 20 Die Resultate der Studie bestätigen, dass na - entstehen. Nur durch die wiederkeh - Meter breiten Gewässerparzelle, die im turnahe Fliessgewässer für die Bevölkerung rende Erneuerung und Verjüngung von Rahmen der Landumlegung Stallikon wichtige Landschaftselemente sind, die sie als Bachsohle und Ufern kann ein vielfältiger erworben worden war. Naherholungsgebiete nutzen möchten. Die Lebensraum erhalten werden. Die Rep - Mit der Wiederbelebung dieses Ab - Einstellung gegenüber Revitalisierungsprojek - pisch bietet hier auch wieder vielfältige schnitts fliesst die Reppisch in Stallikon ten in der Nähe des Wohnortes sind positiv – Möglichkeiten für die Naherholung. auf ihrer gesamten Länge von 10 Kilo - auch eine finanzielle Unterstützung wird in Beim Bau des Uetlibergtunnels (Foto metern wieder als Naturbach. Betracht gezogen. Eine sanfte Erschliessung oben) wurde die Reppisch über den mit Naturwegen und ohne weitere Erholungs - fertig gebauten Tunnelröhren gross- infrastruktur genügt den Menschen. zügig neu gestaltet. Gleichzeitig konn - Naturnahes Gewässer – www.umwelt-schweiz.ch/wirtschaft te ein 6 Meter hoher Wehrabsturz erholsame Landschaft Bestellung: www.bafu.admin.ch ö Doku - durch eine Rampe ersetzt werden. Die mentation ö Publikationen oder Längsvernetzung wurde damit wieder - An der Reppisch kann sich die Vielfalt [email protected] hergestellt – Fische können in der Rep - der natürlichen Strukturen jetzt voll Download: www.umwelt-schweiz.ch/uw-0912-d pisch wieder aufsteigen. entfalten: auf offenen oder baumge -

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