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DAS ROTE WIEN (WIEN MUSEUM) 5,– Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 03/2019 ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Wien, M, Nr. Abs.: Gesellschaft Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 5,– Euro P.b.b.

Wirksamer Gewaltschutz braucht Union der militärisch Fähigen und echte Gleichstellung politisch Willigen Marina Hanke Thomas Roithner

Vom Kleinen zum Großen Kurt Bauer: Wolfgang Moitzi Der Februaraufstand 1934 Florian Wenninger EDITORIAL

Dass der Bösartigkeit keine Grenzen gesetzt sind, stellte Thomas Roithner stellt dar, wie sich die Entwick- Innenminister Herbert Kickl zuletzt mit seinen Plänen un- lung der EU zur Militärunion nach dem Beschluss über ter Beweis, den Stundenlohn für AsylwerberInnen für ge- Austritt Großbritanniens beschleunigt hat und wie die zivi- meinnützige Tätigkeiten auf 1,50 Euro zu begrenzen. Das le Komponente der Sicherheitspolitik immer weiter in den ist, in den Worten Arthur Schnitzlers, wahrlich „selbstlo- Hintergrund tritt. se Gemeinheit“: Eine Gemeinheit, von der man selbst gar nichts hat und die man nur aus Freude an der Boshaftigkeit Wolfgang Moitzi stellt zu Beginn einer neuen kommu- begeht. Denn AsylwerberInnen dürfen schon bisher nicht nalpolitischen Textreihe vor, welche Bedeutung die Ge- am Arbeitsmarkt aktiv werden, sondern lediglich maximal meindepolitik aus sozialdemokratischer Sicht hat und 110 Euro für gemeinnützige Tätigkeiten bei Gebietskörper- zeigt anhand von Beispielen aus der Steiermark auf, wie auf schaften dazuverdienen. Anders ist der Fall beim Vorschlag der lokalen Ebene die Verwirklichung sozialdemokratischer der Sozialministerin gelagert, die Asylberechtigte zwangs- Grundsätze vorgelebt werden kann. weise zu bestimmten Arbeiten verpflichten will. Hartinger- Klein will Asylberechtigte etwa als „Erntehelfer“ einsetzen, Wilhelmine Goldmann lässt die Geschichte der Ers- eine Branche in der schon heute viele EU-AusländerIn- ten Republik und die Rolle der Sozialdemokratie Revue nen, oftmals unter Missachtung von Mindestlohn und Ar- passieren. beitsschutzbestimmungen eingesetzt werden. Die Zwangs- arbeits-Fantasien der Regierung werden damit geradezu Florian Wenninger setzt sich kritisch mit Kurt Bauers ein Lehrbeispiel dafür, wie rassistische Spaltung die sozialen aktuellem Buch zum Februar 1934 auseinander. Standards für alle senken sollen: Unzumutbare Arbeitsbedin- gungen einer Branche sollen durch Arbeitspflicht für „Aus- Und Irini Tzaferis stellt die neue Biographie über länder“ aufrecht erhalten werden. das Leben und Wirken der großen Frauen- und Sozialpoli- tikerin Adelheid Popp vor, die Gernot Trausmuth zum Ein anderes Beispiel für rassistisch motivierte Politik hundertsten Jahrestag der Verwirklichung des Frauenwahl- greift Marina Hanke auf: Sie stellt der Behauptung der Re- rechts veröffentlicht hat. gierung, häusliche Gewalt sei ein „importiertes Problem“ Fakten und eine sozialdemokratische Anti-Gewalt- Wir wünschen gute Unterhaltung beim Lesen und Strategie gegenüber. Schauen!

Im Brexit-Drama analysiert Ludwig Dvořák die Ent- wicklungen der letzten beiden Monate und wie es um die Stabilität des Zwei-Parteiensystems von Labour und LUDWIG DVOŘÁK Tories bestellt ist. Gf. Chefredakteur

ZUKUNFT | 3 W

Inhalt

6 Wirksamer Gewaltschutz braucht echte Gleichstellung von Marina Hanke

10 Brexit: Von der Tragödie zur Farce von Ludwig Dvořák

18 Union der militärisch Fähigen und politisch Willigen von Thomas Roithner

26 Vom Kleinen zum Großen von Wolfgang Moitzi

32 Als die Sozialdemokratie die Republik rettete… und im Stich ließ DAS ROTE WIEN 1919-1934 von Wilhelmine Goldmann 30. April 2019 bis 19. Jänner 2020 Wien Museum 38 Kurt Bauer: Der Februaraufstand 1934 MUSA 1010 Wien, Felderstraße 6-8 von Florian Wenninger Dienstag bis Sonntag & Feiertag, 10 bis 18 Uhr 42 „Ich fürchte Niemanden“ KARL-MARX-HOF, EHRENHOF MIT DER SKULPTUR, von Irini Tzaferis „DER SÄMANN“, CA. 1930 oto: Martin Gerlach jun. © Wien Museum

IMPRESSUM Herausgeber: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift »Zukunft«, 1110 Wien, Kaiserebersdorferstraße 305/3 Verlag und Anzeigenannahme: VA Verlag GmbH, 1110 Wien, Kaiserebersdorferstraße 305/3, [email protected] Chefredaktion: , Ludwig Dvořak (geschäftsführend) Redaktion: Alessandro Barberi, Bernhard Bauer, Elisabeth Felbermair, Senad Lacevic, Philipp Oberhaidinger, Armin Puller, Thomas Riegler, Michael Rosecker, Jennifer Sommer, Artur Streimelweger, Anna Vukan Cover: DAS ROTE WIEN KARL-MARX-HOF, EHRENHOF MIT DER SKULPTUR, „DER SÄMANN“, CA. 1930, oto: Martin Gerlach jun., © Wien Museum WIRKSAMER GEWALTSCHUTZ BRAUCHT ECHTE GLEICHSTELLUNG VON MARINA HANKE

GEWALT IST AUSDRUCK PATRIARCHALER fordern seit vielen Jahren eine sensible Berichterstattung bei VERHÄLTNISSE Gewalt an Frauen – eine Forderung, die in der derzeitigen Gewalt an Frauen existiert in allen gesellschaftlichen Debatte um Handlungsoptionen wenig Raum findet. Wirksamer Gewaltschutz Gruppen, sie passiert unabhängig von sozialem, kulturellem oder religiösem Hintergrund, unabhängig von Bildungsgrad, Eine der ersten von der Bundesregierung präsentierten Alter oder Familienstand. Sie ist Ausdruck patriarchaler ge- Maßnahmen angesichts der Häufung von Frauenmorden war sellschaftlicher Verhältnisse, die Männer über Frauen stellen. die Einführung einer dreistelligen Notrufnummer. Jede Maß- braucht echte Gleich- Sie ist Ausdruck eines eklatanten Ungleichgewichts, das Män- nahme, die den Zugang zu Hilfe für Betroffene niederschwel- nern Macht und Autonomie verleiht, Frauen hingegen in ih- liger gestaltet, ist lobenswert, wenngleich auch auf die bereits ren Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten einschränkt seit langer Zeit erfolgreiche österreichweite Frauenhelpli- und sie in vielen Fällen von Männern abhängig macht. Ge- ne und andere Anlaufstellen wie den 24-Stunden Notruf in stellung rade in dieser Frage gilt es, sich unterschiedlicher Lebensre- Wien oder die Notrufnummern der Frauenhäuser hingewie- alitäten von Frauen bewusst zu werden. Ein Ausbrechen aus sen werden muss. gewaltvollen Beziehungen wird durch Kenntnis von Opfer- schutzangeboten, ein dichtes soziales Netz und ökonomische Absicherung erleichtert. Frauen mit Migrations- oder Flucht- SENSIBILISIERUNG UND PRÄVENTION STATT Die Häufung von Frauenmorden 2018 und Anfang 2019 haben die Debatte um Gewalt an Frauen und möglichen Maßnah- geschichte verfügen oftmals über diese Dinge nicht, hinzu ERHÖHUNG DER STRAFRAHMEN men dagegen neu entfacht. Während Staatssekretärin Edtstadler von „importierter Gewalt“ spricht und Strafverschärfungen kommen Sprachbarrieren oder die Angst um das Aufenthalts- Weitaus stärker diskutiert und auch unter Kritik von Op- ankündigt, betonen ExpertInnen erneut langjährige Forderungen. Marina Hanke stellt dar, wie aus sozialdemokratischer recht – das eigene, oder auch das des Täters. Auch von Armut ferschutzvereinen sind die angekündigten Verschärfungen bei Sicht mit dem Thema umzugehen ist. Betroffene, Frauen mit Behinderungen oder Frauen in Pfle- Strafen für Gewalt- und Sexualstraftäter. Forschungen bele- ge sind in Bezug auf Gewalterfahrungen besonders verletzbar. gen, dass ein höheres Strafmaß nicht automatisch von einer Sich dieser unterschiedlichen Dimensionen bewusst zu wer- Tat abhält. Andererseits kommt es bereits jetzt zu viel zu we- den muss bedeuten, sie gerade in Fragen von Prävention und nigen Anzeigen, geschweige denn Verurteilungen. So liegt ede vierte bis fünfte Frau in Österreich ist ein- TÄTERHERKUNFT Opferschutz aktiv mitzudenken und Angebote dementspre- beispielsweise die Verurteilungsquote bei Vergewaltigungen mal in ihrem Leben von häuslicher Gewalt be- Gewalt an Frauen wird spätestens seit den Vorfällen der chend für verschiedenste Zielgruppen zu gestalten. lediglich bei 13 Prozent. Gerade bei Gewalttaten im sozialen troffen. Im Jahr 2018 wurden bis November 41 Silvesternacht in Köln 2016 verstärkt in Bezug auf die Her- Umfeld ist die Hemmung, Anzeige zu erstatten, immer noch Frauen ermordet, im Jahr 2019 bereits acht. Die kunft der Täter diskutiert. Auch in der gegenwärtigen De- Dass Gewalt an Frauen heute als strukturelles Problem sehr hoch – zum Täter besteht eine persönliche Beziehung, TäterJ waren fast ausschließlich Männer, rund zwei Drittel aller batte erleben wir Erklärungsmuster, die Gewalt an Frauen benennbar ist, ist den erfolgreichen Kämpfen der Frauenbe- die den Gang vor Gericht erschwert. In der Frage von straf- Gewalttaten sind Beziehungstaten. Der gefährlichste Ort für zu einem vermeintlich spezifischen Problem zugewanderter wegungen zu verdanken. Die Gründung von Frauenhäusern rechtlicher Verfolgung weitaus drängender sehen ExpertInnen Frauen sind die eigenen vier Wände und der soziale Nahr- Männer deklarieren. So sprach etwa Staatssekretärin Karoli- aber auch gesetzliche Meilensteine wie das Gewaltschutzge- die Notwendigkeit der intensiveren Schulungen im Justizbe- aum. Physische Gewalt und im schlimmsten Fall Mord sind ne Edtstadler von „importierter Gewalt“ und einem „impor- setz 1997 brachten große Fortschritte im Gewaltschutz. Den- reich, die die Sensibilität für die Situation von Betroffenen dabei nur die Spitze des Eisberges, Gewalt an Frauen kann tierten Frauenbild“, das mit „unserer“ Wertehaltung nichts zu noch ist Gewalt an Frauen in vielen Fällen weiterhin ein Ta- von Gewalt insbesondere im gerichtlichen Kontext schärfen. verschiedenste Formen wie psychische Gewalt, sexualisierte tun hätte. Dieses Argumentationsmuster ist bei neuen rech- buthema. Das hängt nicht zuletzt mit der angewandten Gewalt aber auch ökonomische Gewalt annehmen. Gewalt- ten Kräften ein gängiges. Konstruiert wird eine vermeintlich Sprache zusammen. Bereits seit vergangenem Sommer in reger Diskussion beziehungen dauern oft über eine sehr lange Zeitspanne an, fortschrittliche, westliche Identität, die verwendet wird, um sind Interventionsmöglichkeiten bei Hochrisikofällen. Die ein Entfliehen aus einem gewalttätigen Kontext wird in vielen sich von den „Anderen“ abzugrenzen. Damit gelingt nicht 2011 eingeführten Marac-Konferenzen , bei denen sich Po- Fällen durch ein Ohnmachtsgefühl nach jahrelanger Abwer- nur ein weiteres Schüren rassistischer Ressentiments, es dient MEDIALE DIMENSION lizei, Opferschutzeinrichtungen und Interventionsstelle über tung, Unterdrückung und Isolierung oder ökonomischer Ab- auch der Rechtfertigung von Verschärfungen von Migrations- In der medialen Berichterstattung über Gewalt an Frauen Einzelfälle austauschten und mögliche Maßnahmen bespre- hängigkeit erschwert bis unmöglich gemacht. Die öffentliche oder repressiver Sicherheitspolitiken. Die Errungenschaften finden wir permanent vermeintliche „Erklärungen“ für die chen konnten, um Gefährder zu stoppen, wurden durch den Debatte um Gewalt an Frauen und Maßnahmen für Präventi- der Frauenbewegungen werden dabei instrumentalisiert – ge- erfolgte Tat. Wir lesen von „Beziehungskrisen“, von „Eifer- Ausstieg der Polizei aufgrund angeblich nicht vorhandenen on und Opferschutz ist in den letzten Monaten neu entfacht rade von jenen Rechten und Konservativen, die sie immer suchtstaten“ oder „Familiendramen“. Die Schicksale der Be- Mehrwerts seitens des Innenministeriums abgeschafft. Eine und streift dabei unterschiedliche Aspekte eines gesamtgesell- bekämpft haben und sich auch heute noch gegen feministi- troffenen werden dadurch individualisiert und bagatellisiert Evaluierung der Konferenzen findet derzeit in der eingesetz- schaftlich zu verortenden Phänomens. sche Forderungen und Politiken stellen. Ein Blick auf die Fak- – nicht selten eröffnet eine derartige Berichterstattung eine Tä- ten Taskforce statt, eine Widereinführung der gezielten Zu- tenlage sowie auch auf die österreichische Geschichte zeigen, ter-Opfer-Umkehr. Die Machthierarchie zwischen Männern sammenarbeit bei Hochrisikofällen ist für effektiven Gewalt- dass Gewalt an Frauen weder eine Frage von Herkunft, noch und Frauen ist historisch gewachsen und strukturell verankert schutz unabdingbar. eine Neuerscheinung der letzten Jahre ist. und spiegelt sich gerade auch in diesen Berichterstattungen wider, anstatt sie zu thematisieren. GewaltschutzexpertInnen

6 | ZUKUNFT ZUKUNFT | 7 WIRKSAMER GEWALTSCHUTZ BRAUCHT ECHTE GLEICHSTELLUNG VON MARINA HANKE DAS ROTE WIEN WIEN MUSEUM

OPFERSCHUTZ In jedem Fall bleibt festzuhalten: Wer Gewalt an Frau- Neben Strafrechtsverschärfungen kündigte die Bundesre- en beseitigen will, muss sich für Gleichstellung und Gleich- gierung auch eine Stärkung des Opferschutzes an, wenngleich berechtigung aller Frauen und das Überwinden patriarcha- konkretere Angaben zu Umsetzung und Finanzierung bisher ler Machtverhältnisse in der Gesellschaft einsetzen – diesen unbekannt sind. In Wien wurde vor wenigen Monaten die Kampf gilt es, gerade auch wegen der derzeitigen Bundesre- Errichtung eines fünften Frauenhauses verkündet, womit von gierung, zu verstärken. der Stadt 50 neue Plätze zur Verfügung gestellt werden. Ne- ben dem Ausbau von Frauenhäusern, Notwohnungen und Übergangswohnungen ist laut ExpertInnen insbesondere de- ren langfristige finanzielle Absicherung notwendig. Während der Verein Wiener Frauenhäuser in Wien durch eine laufen- de Finanzierung abgesichert ist, ist diese in anderen Fällen von Jahr zu Jahr neu sicherzustellen.

Zentral im Umgang mit Gewalt an Frauen sind jedoch nicht nur ausreichende Hilfeleistungen für Betroffene, son- dern auch die gezielte Arbeit mit Tätern. Ein Strafen alleine löst in vielen Fällen noch keine Verhaltensänderung aus, viel- mehr geht es darum, in Täterarbeitsprogrammen am gewalttä- MARINA HANKE tigen Verhalten zu arbeiten. Abgeordnete zum Wiener Landtag und Gemeinderat. Sie kandidiert bei der Landesfrauenkonferenz der SPÖ Wien Gewalt gegen Frauen muss aber weiterhin in ihrer ge- am 06.04. als Vorsitzende der Wiener SPÖ-Frauen. sellschaftlichen Kontextualisierung behandelt und damit pa- Seit 2018 ist sie Vorsitzende des Vereins Wiener Jugendzentren. triarchale Strukturen bekämpft werden. Das kann bedeuten, schon mit Kindern und Jugendlichen tradierte Männlich- keits- und Weiblichkeitsvorstellungen aufzubrechen und Kon- fliktlösung fernab von Gewalt zu erlernen. Es muss aber auch bedeuten, Frauen ein Leben fernab von Abhängigkeit zu ga- rantieren. Gerade im Kampf um finanzielle Unabhängigkeit erweist sich diese Bundesregierung als Gefahr. Die Einfüh- rung einer 60-Stunden-Arbeitswoche bei gleichzeitig im- FRAUENHELPLINE GEGEN GEWALT 0800 222 555 mer noch nicht ausreichend zur Verfügung stehender staat- licher Kinderbetreuung, insbesondere für einen 12-Stunden 24-STUNDEN FRAUEN NOTRUF DER STADT WIEN Arbeitstag, führt dazu, dass gerade Frauen wieder vermehrt zu 01 71 71 9 Hause bleiben müssen - und damit in Abhängigkeit bleiben. Die Kürzung der Mindestsicherung bedeutet für viele Frau- VEREIN WIENER FRAUENHÄUSER 05 77 22 en eine Verschärfung von Abhängigkeit. Aber auch die Verän- derungen im Bereich des AMS, die Streichung der Zielvorgabe, WWW.FRAUENHAEUSER-WIEN.AT die Hälfte der Mittel für Frauenförderung zu verwenden und der neue AMS-Algorithmus, der Frauen schlechter bewertet und damit Nachteile am Arbeitsmarkt einzementiert, stehen für das Frauenbild dieser Bundesregierung. Es bleibt zu hof- DAS ROTE WIEN fen, dass im Gewaltschutzbereich die Ebene der Symbolpoli- SCHULBUCH: „WIENER KINDER 1. BUCH”, 1927 tik verlassen wird und Finanzierung für sinnvolle Maßnahmen © Wien Museum sichergestellt wird.

1. Marac = Multi-Agency Risk Assessment Conference

8 | ZUKUNFT ZUKUNFT | 9 BREXIT: VON DER TRAGÖDIE ZUR FARCE VON LUDWIG DVOŘÁK

suchte May die Verhandlungen so gut es ging in die Länge zustimmen, wenn May ihnen einen, noch so durchsichtigen, zu ziehen und verschob neuerlich die im Unterhaus ange- Vorwand liefert, gesichtswahrend die Seiten zu wechseln. setzte zweite Abstimmung. Das Kalkül dahinter ist offen- Der Attorney General Geoffrey Cox, der oberste Rechts- Brexit: Von der Tragödie kundig: May versucht seit November, ihren Deal als einzig berater der Regierung mit Sitz im Kabinett, musste ausrü- möglichen Ausweg darzustellen, um Schlimmeres zu verhin- cken, um die Brexiteers mit skurillen Rechtsversprechen dern. Die Brexiteers versucht sie mit der Aussicht zu schre- doch noch ins Boot zu holen. Cox stellte als Möglichkeit in cken, dass eine Ablehnung ihres Deals dazu führen könnte, den Raum, dass der „backstop“ als völkerrechtlicher Vertrag zur Farce dass sich im Parlament Mehrheiten für einen „soft Brexit“ nach der Wiener Vertragsrechtskonvention wegen maßgeb- oder ein zweites Referendum finden. Die Opposition ver- lich geänderter Umstände gekündigt werden könnte, falls sucht sie damit zu ködern, dass ein „No-Deal-Brexit“ die die EU vorsätzlich die Verhandlungen über das Wirtschafts- Mit ihrer vorsichtigen Rücktrittsankündigung versucht Theresa May nochmal ihren Deal durchzusetzen. Doch ihr Kampf dreht automatische Folge sei, wenn nicht ihr Deal ratifiziert wird. abkommen verzögere. Das mutet nicht nur deshalb seltsam sich weniger um den Brexit oder den Erhalt ihrer Regierung, sondern immer mehr um den Fortbestand der Konservativen Dass das jeweils drohende, angeblich unmittelbar und größ- an, weil es bisher v.a. die britische Regierung und nicht die Partei. Dabei bleibt ein No-Deal-Brexit eine realistische Gefahr. Auch in der Labour Party sehen manche in den Brexit-Tur- ter Gewissheit bevorstehende Szenario je nach Auditorium EU war, die Verhandlungen verzögert hat. Es scheint aber ins glatte Gegenteil umschlägt – und das oft innerhalb weni- auch nach einhelliger Auffassung aller Rechtsexperten in- bulenzen die Chance, die Machtverhältnisse innerparteilich und in der britischen Parteienlandschaft zu verschieben. Ludwig ger Stunden – erhöhte die politische Glaubwürdigkeit nicht haltlich ausgeschlossen zu sein. Der süffisante Tenor: Nach- Dvořák ordnet für die ZUKUNFT die sich überschlagenden Ereignisse in London ein. unbedingt. Es bewirkte das Gegenteil des gewünschten Ef- dem die Auflösung der Sowjetunion oder der Tschechoslo- fekts: Die konservativen Brexiteers spekulierten darauf, dass wakischen Republik nicht als hinreichend beurteilt wurden, sie mit der Ablehnung von Mays Deal den von ihnen tat- um eine Kündigung völkerrechtlicher Verträge wegen maß- ach der Brexit-Deadline ist vor der Brexit-Dead- onspräsident Juncker und Ratspräsident Tusk versicherten sächlich als wünschenswert erachteten „No-Deal-Brexit“ geblich geänderter Umstände zu rechtfertigen, werde die line: Seit November 2018 zögert Theresa May in warmen Worten, dass die EU größtes Interesse habe, bis erreichen. Die Opposition schöpfte Zuversicht, eine Mehr- drohende Auflösung einer Regierung es umso weniger le- den Entscheidungsprozess über den von ihre Ende 2020 ein Wirtschaftsabkommen zu schließen und den heit gegen die Regierung organisieren zu können und zu- gitimieren können. verhandelten Austritts-Deal hinaus und schlit- „Backstop“ nicht wirksam werden zu lassen. mindest teilweise die Kontrolle über die Verhandlungen zu Ntert von Abstimmungsniederlage zu Abstimmungsniederla- erlangen. Trotz des immer näher rückenden Austrittsda- Doch an dieser Stelle machte der Speaker des Unter- ge. Dreimal hat das Parlament ihren Deal bereits verworfen. Aber diese unverbindlichen Absichtserklärungen reich- tums versagte die Drohkulisse. May versuchte es mit Geld: hauses, John Bercow, der Regierung einen Strich durch die Doch auch nach der dritten Abstimmungsniederlage verwei- ten der nordirischen DUP und den Hardcore-Brexiteers er- Wochenlang kündigte sie ein Investitionspaket für struktur- Rechnung. Der Konservative, der als unabhängiger Speaker gerte May bislang jede Strategieänderung und blieb ihrem wartungsgemäß nicht. Mays Deal wurde mit der historisch schwache Wahlkreise an, um die Unterstützung von Cor- über die Einhaltung der Verfahrensvorschriften wacht und Kurs treu: Zeitverzögerung um jeden Preis. größten Abstimmungsniederlage einer Regierung im Parla- byn-feindlichen nordenglischen Abgeordneten zu gewin- sie weitegehend autonom auslegen kann, berief sich auf die ment abgelehnt. May reagierte auf die erste Ablehnung ih- nen. Doch auch dieser Bestechungsversuch scheiterte, nicht bestehende Konvention, dass das Parlament in einer Sessi- res Deals im Jänner mit weiteren Unterwerfungsgesten ge- zuletzt daran, dass das Paket aus Rücksicht auf den allgemei- on nur einmal über den identischen Antrag abstimmen darf. EIN ABSEHBARES SCHEITERN genüber dem ultrarechten Flügel ihrer Partei. Ende Jänner nen Sparkurs ziemlich knausrig ausfiel. Und auch gegenüber Der zweiten Abstimmung war ein weiterverhandeltes, ge- Noch vor der ersten Abstimmung hatte May angekün- unterstützte die Regierung einen Antrag des Abgeordneten der nordirischen DUP, die für die Unterstützung der Tory- ringfügig (wenn auch ohne weitreichende Bedeutung) er- digt, ihren Deal mit der EU nachverhandeln zu wollen: Brady – das „Brady-Amendment“ – im Unterhaus und ge- Minderheitsregierung 2017 eine zusätzliche Budgetmilliarde gänztes Abkommen zugrunde gelegen. Über dieses Ab- Knackpunkt in ihrem Regierungsbündnis aus Konservativen wann damit eine Mehrheit. Die Tory-freundlichen Medi- herausgeschlagen hatte, konnte trotz gezückten Scheckbuchs kommen bis Ende März solange abzustimmen, bis es eine und nordirischen Unionisten war der sogenannte „Back- en feierten das als triumphale Wiederauferstehung der an- keine Einigung erzielt werden. Mehrheit erhält, erachtete der Speaker als unzulässig. stop“ gewesen. Sollten sich Großbritannien und die EU bis geschlagenen Premierministerin, tatsächlich war es nur das Ende 2020 nicht auf die Modalitäten der künftigen Wirt- Hinauszögern der nächsten sicheren Niederlage um weni- Nachdem das wochenlange Schattenboxen mit der EU er- schaftsbeziehungen einigen, sollte dieser Notfallmechanis- ge Wochen. Denn mit dem Brady-Amendment beauftrag- wartungsgemäß ohne substanzielle Änderungen des „back- TAKE BACK CONTROL! mus provisorisch wirksam werden. Um die „hard border“ te sich die Regierung selbst damit, neuerlich den „Back- stop“ endete, lehnte das Unterhaus den Deal abermals mit Damit vereitelte der Speaker weniger als zwei Wochen zwischen Nordirland und Irland zu verhindern, wäre Nord- stop“ mit der EU zu verhandeln. Die Union tat alles, um es riesiger Mehrheit ab. vor dem Austrittsdatum den verzweifelten Plan der Premi- irland dann faktisch weiterhin Teil des Binnenmarktes, für May zu erleichtern, den Anschein zu erwecken, Zugeständ- erministerin. Das begünstigte zwei für britische Verhältnis- den Rest des Vereinigten Königreichs würde aber anderes nisse erreicht zu haben, inhaltlich gab es aber keine Zuge- se äußerst ungewöhnliche Schritte des Unterhauses: Zu- gelten. Der „Backstop“ ist aufgrund der bisherigen Verhand- ständnisse und konnte es diese in der Frage des „Backstop“ PANISCHE TROTZREAKTION nächst verlangte es von der Regierung, mit der EU eine lungsposition Großbritanniens aber letztlich alternativenlos auch nicht geben. Doch auch nach dieser Niederlage hielt May an ihrer Vertagung des Austrittstermins zu verhandeln. Mit dem Let- und für die EU unverzichtbar. Seinem Wesen nach kann er Strategie fest: Keine Zugeständnisse an die Opposition, kei- win-Amendment legte es darüber hinaus selbst Sitzungsda- keine Befristung vorsehen oder einen einseitigen Ausstieg ne Änderung der Verhandlungsinhalte gegenüber der EU, ten und Abstimmungsinhalte fest, um selbständig Lösungen ermöglichen. Mays Ankündigung, daran etwas ändern zu OPERATION „ANGST“ weiter auf Zeit spielen. Dennoch zeigten sich Teile der Ult- für die Brexit-Krise zu finden. wollen, musste bereits im Dezember scheitern. Kommissi- Obwohl es keine substanziellen Fortschritte gab, ver- ra-Brexiteers durchaus offen dafür, dem Deal doch noch zu-

10 | ZUKUNFT ZUKUNFT | 11 BREXIT: VON DER TRAGÖDIE ZUR FARCE VON LUDWIG DVOŘÁK

Auch in der Frage der Verschiebung beugte May aber- sche Mehrheitswahlrecht eine riesige Mehrheit im Unter- Mays Verhalten zeugt daher nicht nur von taktischem Sie sind bereit, den Austritt mitzutragen, um nach der Ablö- mals das Knie vor den Ultra-Brexiteers: Entgegen ihrer vor- haus gewinnen zu können. Bekanntlich kam es anders – Je- Ungeschick und politischen Fehlern, er trägt v.a. auch einem se Mays in der zweiten Phase der Verhandlungen das Ruder hergehenden Ankündigung, eine Ablehnung ihres Deals remy Corbyn machte aus dem geplanten Brexit-Triumphzug vom Brexit nur notdürftig überdeckten Krisenzustand ihrer in die Hand zu nehmen und der Wahnvorstellung von „Glo- bewirke zwangsläufig eine langfristige Verschiebung des eine Abstimmung über die Zufriedenheit mit der konserva- Partei Rechnung: Die unerwartete Wahlniederlage von 2017 bal Britain“ nachzujagen, in der Hoffnung sich damit über Austrittstermins, erbat sie in Brüssel lediglich eine Verschie- tiven Wirtschafts- und Sozialpolitik. Das kostete den Tories hat die Partei in einen Schockzustand versetzt, von dem sie die nächsten Unterhauswahlen zu retten. bung bis Juni. Die Union, die durchaus positive Signale für ihre Mehrheit, May war zum Regieren auf die nordirische sich bis heute nicht erholt hat. Die Tories haben keine Ant- die erwartete langfristige Vertagung gesendet hatte, reagier- DUP angewiesen. Ohne klare Mehrheit im Unterhaus hät- wort, wie sie mit der radikalen Neupositionierung der La- AUCH LABOUR RINGT UM EINHEIT te sichtbar verärgert. Das neue Austrittsdatum wurde mit 12. te das vielzitierte „nationale Interesse“ die Einbindung der bour Party unter Jeremy Corbyn und der Popularisierung Aber auch in der Labour Party gibt es innerparteilich of- April festgelegt. Wird bis dahin der Deal doch noch ratifi- Opposition in die Brexit-Verhandlungen zwingend gebo- längst beerdigt geglaubter sozialdemokratischer Politiken fene Rechnungen, die manche im Zuge der Brexit-Debatte ziert, hat Großbritannien bis 22. Mai Zeit, alle technischen ten. Doch innerparteilich erforderte die fragile Lage das ge- umgehen sollen. Neben den, ans Pathologische grenzenden, begleichen wollen. Für großes Aufsehen sorgte die Abspal- Vorbereitungen zu treffen, um zu diesem Termin mit diesem naue Gegenteil. Die Ultra-Brexiteers erachteten jedes Zu- Brexit-bezogenen Wahnvorstellungen einzelner Konservati- tung einer Gruppe von acht Labour-Abgeordneten, die sich Deal auszutreten. Signalisiert Großbritannien das Interesse, geständnis an die Realität als Akt des Verrats. Vom Beginn ver, ist der Brexit v.a. eine Projektionsfläche für einen Rich- mit drei konservativen Abweichlern als The Independent an den grundlegenden Eckpunkten der angestrebten künfti- der Verhandlungen an orientierte sich May in ihren Aussa- tungsstreit inmitten politischer Ratlosigkeit. Group (TIG) formierten. Offizieller Vorwand für die Abspal- gen Partnerschaft etwas zu ändern – z.B. durch eine dauern- gen an den Ultra-Brexiteers: „No Deal“ sei besser als ein tung war das Versagen des politischen Systems in der Brexit- de Zollunion, den Verbleib im Binnenmarkt oder ein zwei- schlechter Deal, eine Zollunion mit der EU käme nicht in Frage und Labours Umgang mit Antisemitismus-Vorwürfen tes Referendum über den Verbleib in der Union – könne Frage, Großbritanniens Zukunft läge in Handelsverträgen ABWEHRSCHLACHT GEGEN DEN in den eigenen Reihen. Tatsächlich ausschlaggebend dürf- man darüber verhandeln und wäre dann wohl auch eine län- mit dritten Staaten. May spiegelte rhetorisch den verqueren, „KULTURMARXISMUS“ te gewesen sein, dass die einst aufgehenden Sterne am Fir- gere Verschiebung des Austrittsdatums möglich. Sollte nichts wirtschaftsliberalen Wahn der „Brextremists“, in der Erwar- Diese Ratlosigkeit drückt sich in großen Teilen des Re- mament der blairistischen Labour Party keine Chance mehr dergleichen erfolgen, scheidet Großbritannien am 12. April tung, sie damit im Boot halten zu können. Doch das Gegen- gierungslagers in der Brexit-Frage als Pragmatismus aus. Jede sehen, die Resozialdemokratisierung ihrer Partei von innen ohne Deal aus. teil erwies sich als wahr. Je mehr die Ultra-Brexiteers mein- Lösung wird als akzeptabel gesehen, die nicht wirtschaftli- heraus zu stoppen. Obwohl sich die TIG zunächst auferleg- ten, den Kurs zu bestimmen, desto weniger waren sie bereit, ches Chaos erzeugt und innerparteilich durchsetzbar ist: ent- te, keine politischen Forderungen zu erheben, weil es nur May bleibt auch angesichts dieser weiteren Zuspitzung Mays zwangsläufig notwendige Zugeständnisse an die Rea- scheidend ist, solange als möglich weiter zu regieren, als ob um „Werte“ gehe, brach es aus prominenten Figuren wie ihrem Kurs treu: Keine inhaltlichen Zugeständnisse und ma- lität zu unterstützen. Obwohl diese Dynamiken grob unver- nichts wäre. Die Brextremists hingegen fordern einen deut- Chris Leslie, vor Corbyns Wahl zum Parteichef Schatten-Fi- ximale Verzögerung. Dafür kündigte sie in einer Sitzung der nünftige Züge hatten, waren sie dennoch nicht gänzlich ir- lich akzentuierteren Kurs ein und setzen darauf, dass nur nanzminister, heraus: Die Abschaffung von Studiengebüh- konservativen Fraktion an, zum Rücktritt bereit zu sein, falls rational. Auch wenn die Tories 2017 ihre Mehrheit verloren mit einer Polarisierung von Rechts der erfolgreichen Politik ren sei Geldverschwendung, die Verstaatlichung der Eisen- ihr Deal ratifiziert wird. Die Verhandlungen über das künfti- hatten – das einzige was sie überhaupt noch an der Regie- Corbyns entgegengetreten werden kann. Ende März sorg- bahn unnötig und Corbyns friedenspolitische Ansichten ein ge Wirtschaftsabkommen könne dann ein von der Partei be- rung gehalten hatte, war der Brexit. Nur die Absorption des te die rechtskonservative Abgeordnete Suella Braverman für Sicherheitsrisiko. stimmter Nachfolger führen. Mit diesem finalen Kniefall vor UKIP-Stimmenpools rettete die Konservativen davor, auf den Empörung, als sie erklärte, Großbritannien befinde sich „in den Brexiteers versucht sie noch einmal, ihren Deal durchs Oppositionsbänken zu landen. Für viele konservative Abge- einer Abwehrschlacht gegen den Kulturmarxismus“, den Je- Doch auch die in der Partei verbliebenen Teile des in- Parlament zu peitschen. Aber auch ein dritter Anlauf Ende ordnete war und ist die Zuspitzung der Brexit-Frage und remy Corbyn verbreite. Der Begriff „Kulturmarxismus“ nerparteilich geschwächten „alten“ Parteiestablishments März scheiterte abermals. ihre national-chauvinistischen Phrasen gegenüber Bürokra- wurde u.a. von Anders Breivik verwendet und wird auf- versuchen, im Fahrwasser der Brexit-Debatte Terrain zu- ten in Brüssel und polnischen „Gastarbeiter“ die politische grund seines verschwörungstheoretischen Gehalts und sei- rückzugewinnen. Tom Watson forderte mit der kaum ver- Lebensversicherung gegen eine Abwahl angesichts der kata- ner ursprünglichen Bezugnahme auf die „Frankfurter Schu- hohlenen Drohung, weitere Austritte aus der Parlaments- IST DIES SCHON WAHNSINN, SO HAT ES DOCH strophalen sozialen Zustände im Land. le“ gemeinhin als antisemitisches Stereotyp betrachtet. Doch fraktion Richtung TIG könnten folgen, Zugeständnisse bei METHODE selbst unter Außerachtlassung dieses empörenden Aspekts ist Posten im Schattenkabinett ein. 2015 hatte Corbyn v.a. An- Die Chronologie der Ereignisse, Mays Halsstarrigkeit ge- Hinzu kam eine 2017 nur vertagte, nicht vergessene Per- die eingeschlagene Tonalität vielsagend. Die konservativen gehörige der bisherigen Parteielite in seiner Schattenre- genüber der Opposition und insbesondere Mays an Maso- sonaldebatte. May hatte schon nach der verlorenen Unter- Ultras sehen sich in der Defensive gegen den um die Ecke gierung aufgenommen, doch waren diese 2016 beim Ver- chismus grenzende Anbiederung an die Brexiteers – die sie hauswahl in Aussicht gestellt, vor der nächsten Unterhauswahl lachenden Sozialismus und diese Defensive könne man nur such Corbyn zu stürzen überwiegend zurückgetreten. Deren in jeder Phase der Verhandlungen desavouiert und ihr jedes zurückzutreten. Für ihren 2016 unterlegenen Rivalen Boris durch Radikalität in der Sprache und das Pflegen bewährter „Angebot“, nach dem überraschenden Wahlerfolg 2017 ins politische Kapital geraubt haben – muss unverständlich blei- Johnson und einige andere konservative waren die Feindbilder – EU, Muslime, Russen – entgegentreten. Hin- Schattenkabinett zurückzukehren, hatte Corbyn dankend ben, wenn man die parteiinternen Dynamiken der Tories Brexit-Verhandlungen daher auch ein parteiinterner Dauer- ter ihrer harten Haltung beim Brexit Frage steht auch die abgelehnt. nicht ins Kalkül zieht. Wahlkampf. Zentrales Beurteilungskriterium für die Festle- Überzeugung, dass ein Zurückweichen in dieser Frage ver- gung der Regierungsposition war zu keinem Zeitpunkt, wel- heerende wahltaktische Folgen hätte. Zentraler politischer Angriffspunkt ist Corbyns angeb- May hatte im Frühjahr 2017 vorgezogene Neuwahlen ches Verhandlungsergebnis wünschenswert oder durchsetzbar lich ambivalente Brexit-Position. Wie bei den Tories ist in der Erwartung vom Zaun gebrochen, die in Umfragen ist. Jeder noch so kleine Schritt wurde ausschließlich danach Selbstverständlich gibt es auch Brexiteers mit einer flexi- der Brexit dabei v.a. eine Projektionsfläche für tiefergehen- darniederliegende Labour Party vernichtend zu schlagen beurteilt, welche Auswirkungen diese oder jene Ankündi- bleren Haltung, v.a. in der Regierung und im engeren Zir- de innerparteiliche Auseinandersetzungen. Chuka Umun- und durch das Aufsaugen der UKIP-Stimmen und das briti- gung im parteiinternen Machtgefüge haben könnte. kel aussichtsreicher Nachfolgekandidaten für Theresa May. na, Sprecher und Initiator der TIG-Spaltung, hatte noch 2016

12 | ZUKUNFT ZUKUNFT | 13 BREXIT: VON DER TRAGÖDIE ZUR FARCE VON LUDWIG DVOŘÁK

kritisiert, dass Corbyn und Labour nicht klar genug ge- ner ersten Abstimmungsrunde, bei der alle Abgeordneten scheinlichkeit nach zu einer echten Parteispaltung führen. gen die Personenfreizügigkeit das Wort geführt hatten. Ei- bis zu acht Vorschläge unterstützen konnten, fand kein Lö- Vollzieht sie hingegen in Anbetracht des Scheiterns ihres nen Verbleib im EWR lehnte Umunna – nicht zuletzt we- sungsvorschlag eine Mehrheit. Bemerkenswert war dabei, Deals einen „No-Deal-Brexit“ schadet das der Volkswirt- gen der damit verbundenen Personenfreizügigkeit - ab. 2017 die Abstimmungstaktik der verschiedenen Parteien. Die La- schaft, würde die Partei aber deutlich weniger erschüttern. forderte er plötzlich von der Parteispitze den Verbleib im bour-Spitze unterstützte alle Vorschläge, die eine klarere EWR und Anfang 2019 erklärte er die mangelnde Unterstüt- und engere wirtschaftliche Verknüpfung mit der EU und eine In Hinblick auf Mays bisherige Strategie scheint ein No zung Corbyns für ein zweites Referendum zu einem wesent- Garantie sozialer Rechte mit sich brachte: Neben dem ei- Deal praktisch gar nicht so absurd, wie er es inhaltlich tat- lichen Motiv für seinen Austritt. Die Verlagerung innerpar- genen Vorschlag einer Zollunion mit enger Anbindung an sächlich ist. Weniger denn je scheint die Brexit-Krise ohne teilicher Konflikte auf die Brexit-Frage ist dabei keineswegs den Binnenmarkt unterstützte Labour auch den Vorschlag die Neubestimmung der politischen Kräfteverhältnisse im unverständlich, wenn man bedenkt, wie populär Corbyns der (weniger weitgehenden) echten Zollunion, den (weiter- Parlament sinnvoll lösbar. klassisch-sozialdemokratische Politikvorschläge nicht nur in- gehenden) Vorschlag eines Beitritts zum EWR und auch die nerparteilich, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit ge- Forderung nach einem zweiten Referendum. Während letz- worden sind. teres keine Chance auf eine Mehrheit hatte, wäre jedenfalls die Forderung nach einer Zollunion durchgegangen, hät- Während der Brexit also für manche nur ein willkom- ten die schottischen Nationalisten und die TIG nicht überra- mener Vorwand ist, inhaltliche Meinungsverschiedenheiten schend gegen den bislang auch von ihnen unterstützten Vor- auf anderes Terrain zu verlegen, hat das Thema aber auch in schlag gestimmt. der Sache selbst Spaltungspotenzial. Während viele Londo- In der letzten Phase des Brexit versuchen auch diese ner Abgeordnete unter Druck stehen, ein zweites Referen- Kleinparteien maximal zu taktieren. dum zu unterstützen, sehen viele nordenglische Abgeordne- te aus Leave-Wahlkreisen darin ein massives Problem. Entscheidend wird sein, ob dieses Taktiererei beim zwei- ten Abstimmungsdurchgang überwunden wird. Grundsätz- Corbyns vorsichtiger Kurs war jahrelang vom Versuch lich besteht im Unterhaus eine Mehrheit für einen Aus- geprägt, ähnliche Grabenkämpfe wie bei den Tories zu ver- tritt mit einer engen wirtschaftlichen Anlehnung an die EU. hindern und ist ihm das angesichts des bestehenden Kon- Selbst wenn sich diese Mehrheit verwirklicht, bleibt das wei- fliktpotenzials durchaus gelungen. Zuletzt schwenkte La- tere Prozedere fraglich. Das Parlament kann nicht direkt mit bour jedoch auf die Pro-Referendums-Linie ein. Labour der EU verhandeln, ein Misstrauensantrag gegen die Regie- befürwortet nunmehr ein Referendum über einen Brexit- rung ist derzeit aber ebenso wenig greifbar, wie ein freiwilli- Deal, in dem das Volk nochmals zwischen dem letztlich ver- ges Einlenken von May. handelten Deal und dem Verbleib wählen kann. Die Premierministerin ihrerseits will mit einem neuerli- Dieses Zugeständnis konnte umso leichter erfolgen, als chen Manöver die Zustimmung des Unterhauses zum Aus- einerseits Mays Verzögerungstaktik jede Maßnahme recht- trittsdeal erreichen, doch scheint unwahrscheinlich, dass das fertigt, um das Chaos zu verhindern; Und andererseits auch gelingt. Die Ankündigung ihres Rücktritts bringt ihr zwar weiterhin keine Mehrheit für dieses Referendum absehbar die Stimmen einiger Brexiteers, die darauf hoffen, selbst ist. Nur eine Handvoll Tory Remainers unterstützt den Vor- Premierminister werden zu können bzw. im Zuge der Re- schlag. Rund 30 Labour-Abgeordnete, überwiegend nor- gierungsumbildung aufzusteigen. Die Aussicht auf einen Ul- denglische Corbyn-SkeptikerInnen – widersetzen sich trotz tra-Brexiteer als Premierminister macht eine Zustimmung klarer Vorgabe der Fraktionslinie für ein Referendum zu einer ausreichenden Anzahl von Labour-Abweichlern aber stimmen. Damit scheint eine Mehrheit für ein Referendum noch unwahrscheinlicher. vor Neuwahlen in unerreichbarer Ferne. Da weder die Regierung, noch die Opposition über eine arbeitsfähige Mehrheit verfügen, wäre sachpolitisch die Aus- WIE GEHT ES WEITER? arbeitung eines „soft Brexit“ die naheliegendste Option. Zwar hat das Parlament zuletzt die Kontrolle über den Würde May den Austritt aber durch Zugeständnisse an La- eigenen Zeitplan wiedererlangt, ein Ausweg aus dem Bre- bour erreichen, würde dies mit ziemlicher Sicherheit zu ei- LUDWIG DVOŘÁK xit-Desaster ist aber dennoch noch nicht abzusehen. In ei- ner Vertiefung der konservativen Parteikrise und aller Wahr- ist gf. Chefredakteur der ZUKUNFT.

14 | ZUKUNFT ZUKUNFT | 15 DAS ROTE WIEN WIEN MUSEUM

DAS ROTE WIEN SIEDLUNG ROSENHÜGEL, SIEDLERARBEIT, 1921 © Wien Museum

16 | ZUKUNFT ZUKUNFT | 17 UNION DER MILITÄRISCH FÄHIGEN UND POLITISCH WILLIGEN VON THOMAS ROITHNER

Union der militärisch Fähigen und politisch

EU-Militäreinsätze erleichtern. Die Terroranschläge von Lon- Die EU-Staaten haben unterschiedliche außenpolitische don und Madrid ließen die Verteidigungsagentur – vormals Traditionen. Während heute 22 der 28 EU-Staaten ebenso NA- Willigen Rüstungsagentur genannt – operativ werden, und nicht weni- TO-Mitglieder sind, wurden 1995 drei neutrale Staaten EG- ge Krisen brachten die Forderung nach einer EU-Armee in die Mitglieder. Dazu kamen mit der EU-Osterweiterung 2004 Schlagzeilen. Mit den Flüchtenden aus Syrien, Somalia, Irak Länder, die – mit Blick nach Osten – schneller in die NATO als Der geplante Austritt Großbritanniens aus der EU hat auch Auswirkungen auf die Entwicklung der militärischen Dimension oder Afghanistan kamen EU-weit die Sicherheitspakete. Bei- in die EU wollten. Heute ist ein bunter Strauß von Außenpo- der Union. Durch den Wegfall des US-Verbündeten wurde in den letzten 30 Monaten eine Reihe weitgehender Beschlüsse nahe jede Krise brachte unverhältnismäßig viel Versicherheit- litiken zu hören, die mit einer gemeinsamen Stimme sprechen erleichtert, die eine Militarisierung der EU begünstigen. Der Friedensforscher Thomas Roithner über den aktuellen Stand lichung, Aufwertung des Militärs und Überwachung, jedoch sollten. Die Flüchtlingspolitik, die Konfliktlösung in Syrien, im EU-Match zwischen Zivil- und Militärmacht. viel zu wenig Krisenprävention und ziviles Krisenmanage- die Russland-Sanktionen, die Anerkennung von Palästina und ment. Krisen durch die Brille des Militärs und seiner Interes- Kosovo, das chinesische Seidenstraßenprojekt oder die Rolle sen zu betrachten, beengt das Denken von zivilen Ansätzen. von Atomwaffen zeigen, dass die gemeinsame Stimme in Tei- ie zeitliche Nähe zweier Weichenstellungen im Dieser Beitrag skizziert die jüngste sicherheitspolitische len hochgradig kakophonisch klingt. Juni 2016 war eher zufällig, die Auswirkungen Entwicklung und fokussiert dabei auf die (1) Auslandseinsatz- haben jedoch bis dato einen engen Zusammen- politik, (2) rüstungsindustrielle und -politische Entwicklun- SPANNUNGSVERHÄLTNIS EU-USA Frieden und Sicherheit entwickeln sich in Europa tenden- hang. Am 23. Juni wurde in Großbritannien für gen und die (3) engere Zusammenarbeit im Rahmen der EU. Diese Entwicklung eröffnete stets ein Spannungsfeld mit ziell zu einer institutionellen Monokultur. Dass die EU-Glo- Dden Austritt aus der EU votiert und am 28. Juni fand der Be- den USA, die den EU-Staaten – die meisten davon auch im balstrategie (2016, 16) in der NATO bei der kollektiven Vertei- schluss der EU-Globalstrategie (EU 2016) statt. Ein Jahr nach NATO-Bündnis – Bedingungen zu diktieren versuchten: kei- digung den primären Handlungsrahmen sieht, schmälert die der Verabschiedung der Globalstrategie führte die hohe Ver- MILITARISIERUNG ALS REAKTION AUF KRISEN ne Abkopplung von den USA, kein EU-Gegenblock, keine Ver- Autonomiebestrebungen der EU vorerst nicht. Internationa- treterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik Federica Katastrophen, Krisen und Kriege haben in den letzten 20 dopplung sicherheitspolitischer Strukturen, keine Diskrimi- le Politik und die Suche nach Partnern für Abrüstung oder Mogherini aus, dass „in diesem Feld in den letzten zehn Mo- Jahren dafür gesorgt, dass sich die Außen-, Sicherheits- und nierung von NATO-Staaten ohne EU-Mitgliedschaft und die zivile Krisenprävention endet aber nicht an den politischen naten mehr erreicht wurde als in den letzten zehn Jahren“ Militärpolitik der EU und der Mitgliedstaaten „weiterentwi- USA dürfen nicht zu Alleingängen gezwungen werden (Keller und geografischen Grenzen des „Westens“. Inklusiv wirken- (Mogherini 2017, 5) und ein weiteres Jahr später wurde ein ckelt“ hat. Mehrheiten in Politik, Militär und der Rüstungs- 2010, 212f). Das Ringen um sicherheitspolitische Autonomie de Organisationen wie die UNO und die OSZE müssen wieder „rascher Fortschritt“ (EEAS 2018) festgestellt. Großbritannien industrie sprechen von einer „Weiterentwicklung“ während begleitet den Integrationsprozess seit Jahrzehnten und zählt von einer zur Wahl stehenden Institution zu jenen Instanzen hat zu weitgehende Autonomie der EU in Sicherheits-, Ver- kritische Stimmen eine „Militarisierung“ belegen. Der völ- – mit veränderten Schwerpunkten – bis dato zu den zentra- werden, die Hauptverantwortung für globale und regionale teidigungs-, Rüstungs- und Militärfragen in den letzten De- kerrechtswidrige Kosovo-Krieg der NATO hat 1999 wenige len Herausforderungen der EU. Gegenwärtig blickt die EU auf Sicherheit und Friedenspolitik tragen. Institutioneller Plura- kaden stets zurückgewiesen und blockiert, um der NATO und Monate später zur Herausbildung einer 60.000 SoldatInnen über 15 Jahre Erfahrung mit autonomen Militäreinsätzen zu- lismus umfasst beispielsweise darüber hinaus den Europarat den USA eine aktive Rolle in Europa zu sichern. Die Global- starken EU-Eingreiftruppe geführt. Die Union sollte befä- rück. Autonomie wird heute stark unter rüstungsindustriel- oder die Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation und schließen strategie hat mitunter EU-Hard Power angekündigt und ein higt werden, „autonom Beschlüsse zu fassen“ und „EU-ge- len Gesichtspunkten debattiert und ob sich eine EU-Armee als Russland nicht aus. Ausscheiden Großbritanniens bedeutet einen Abgang jenes führte militärische Operationen einzuleiten und durchzufüh- „wahre europäische Armee“ (Vorstellung von Emmanuel Ma- Landes, welches Hard Power zwar wünscht, diese jedoch in ren“ (EU Rat 1999). Nicht abgeschlossen ist die Debatte, ob cron, Die Welt 2018) oder eine „echte europäische Armee“ Den Friedensnobelpreis erhielt die EU im Jahr 2012 u.a. transatlantischer Abhängigkeit verortet. Donald Trumps Ame- die EU künftig völkerrechtswidrig nach dem Kosovo-Modell (Vorstellung von Angela Merkel, Süddeutsche Zeitung 2018) für die „Verbrüderung der Völker“ (EU 2012). Die europäi- rica first und seine Kritik an NATO und EU haben seit Jahresbe- Krieg führen soll und darf. Die Anschläge vom 11. September präsentieren soll. Strategische Autonomie ist die Befähigung, sche Integration und die wirtschaftliche Entwicklung haben ginn 2017 einer autonomen EU-Militär- und Rüstungspolitik 2001 in den USA brachten auch auf dieser Seite des Atlantiks „selbst außen- und sicherheitspolitische Prioritäten zu setzen zweifellos dafür gesorgt, dass Deutsche und Franzosen nicht zusätzlichen Antrieb gegeben. Geopolitische und geoökono- das sensible Verhältnis von Freiheit und Sicherheit erheblich und Entscheidungen zu treffen, sowie die institutionellen, po- mehr aufeinander schießen. Heute steht die Frage im Raum, mische Machtverschiebungen vom Atlantik zum Pazifik so- durcheinander. Die Ablehnung des Nizza-Vertrages (EU 2001) litischen und materiellen Voraussetzung, um diese in Koope- welche Instrumente nötig sind, dass Deutsche und Franzosen wie die EU betreffende Migration haben deutlich mehr zur durch Irland – die einzige Volksabstimmung zu diesem Ver- ration mit Dritten oder, falls nötig, eigenständig umzusetzen“ nicht gemeinsam auf andere schießen. Versicherheitlichung beigetragen als zur Herausbildung ziviler trag – war ein ausschlaggebender Punkt, um ein sicherheits- (Lippert, von Ondarza, Perthes 2019: 5). Autonomie wird im Konfliktbearbeitungsmechanismen. politisches Kerneuropa auf den Weg zu bringen. Dies sollte Wesentlichen als Militärprojekt verstanden.

18 | ZUKUNFT ZUKUNFT | 19 UNION DER MILITÄRISCH FÄHIGEN UND POLITISCH WILLIGEN VON THOMAS ROITHNER

MILITÄRISCHE OPERATIONEN UND ZIVILE tigung mit ein (Galtung 1975). Das Wort Krieg verschwin- Weniger als sechs Monate wurden nach dem Brexit-Re- vember 2016 hat die EU-Kommission den Europäischen MISSIONEN det – sofern der Westen als Beteiligter auftritt – aus dem EU- ferendum benötigt, um Grundlagen für ein EU-Hauptquartier Verteidigungs-Aktionsplan vorgeschlagen. Dieser soll den EU- Militärische und zivile Auslandseinsätze sind seit 2003 offiziellen Sprachgebrauch. Stattdessen werden Begriffe wie zu schaffen. Im Juni 2017 wurde der MPCC – der militärische Rüstungsmarkt stärken und Kosten sparen helfen. Die „unzu- ein sichtbares Zeichen der Sicherheits- und Verteidigungs- „militärisches Krisenmanagement“, „Stabilisierungseinsatz“, Planungs- und Koordinierungsstab für EU-Auslandseinsätze – reichende Zusammenarbeit der Industrie und die mangelnde politik. Aktuell verweist die EU auf 17 laufende und auf et- „Operation“, „peace enforcement“ oder auch die „humani- beschlossen. Seit Jahren hatten sich wesentliche Teile der po- Interoperabilität“ sollen dadurch aufgelöst werden, indem der was mehr abgeschlossene Einsätze (EEAS 2019). Die räumlichen täre Intervention“ gebraucht (Roithner 2017, 29). Die politi- litischen und militärischen Eliten ein EU-Kommandozentrum Rüstungsindustrie Mittel zur Verfügung gestellt werden. Eine Schwerpunkte der etwa drei Dutzend Auslandseinsätze liegen sche Wegstrecke von Immanuel Kants „ewigem Frieden“ zur gewünscht. Dem MPCC geht es – zumindest vorerst – um EU- Ursache der mangelnden Kooperation war nationaler Protek- in Afrika und am Balkan. In der Schnittmenge aus deutscher heutigen EU ist mittlerweile lang geworden. Auslandseinsätze wie jene in Mali, Zentralafrika oder Soma- tionismus. Jeder EU-Staat schützt die eigene Rüstungsindust- „Verantwortung“ und dem Teils neokolonialen Interventions- lia (EU Rat 2017 c). rie und setzt damit den sonst so hoch gehaltenen freien EU- geruch der französischen Afrikapolitik liegen auch hoch um- Die EU-battle groups trainieren u. a. für Kampfeinsätze in Binnenmarkt außer Kraft. strittene EU-Militäreinsätze. Nicht wenige Auslandseinsätze der Wüsten, Hochgebirge, Städten und Dschungel (Quille 2006). Außenpolitik und Auslandseinsätze sind nicht nur eine EU hatten und haben zumindest einen indirekten Zusammen- Der EU-Rat 2009 hat ausdrücklich festgehalten, dass „batt- Aufgabe von Staaten, Bündnissen, Ministerien oder Militärs. Im Juni 2017 wurde der European Defence Fund von hang mit der Sicherung von Ressourcen (EU-Marineeinsatz am le groups“-Operationen „vorstellbar sind, bei denen der UN- Ein Modell für Gewaltprävention und Friedensförderung auf der EU-Kommission präzisiert. Das Ziel ist, „den Mitglied- Horn von Afrika, EU-Militäreinsatz im Tschad oder Kongo, Sicherheitsrat nicht als notwendig erachtet wird“. Die battle zivilgesellschaftlicher Ebene sind zivile Friedensfachkräfte. staaten zu helfen, das Geld der Steuerzahler effizienter auszu- EU-Einsätze in Georgien oder Libyen), nur äußerst selten sind groups wurden 2005 geschaffen, aber seither aufgrund poli- Professionell ausgebildete Fachkräfte wirken direkt und mit geben“ (European Commission 2017 a), wobei unbemannte Ressourcenfragen im Mandat der Einsätze festgeschrieben. tischer und finanzieller Uneinigkeit nie eingesetzt. JederEU - gewaltfreien Instrumenten an der Bearbeitung von Konflik- Systeme, Satelliten, Marine und Drohen einen Schwerpunkt Staat hat derzeit eine Vetomöglichkeit. Im Juni 2017 wurde ten mit und stärken eine zivile Präventionsagenda. Der Zi- bilden (EC 2017 a). Für den Finanzrahmen 2021 – 2027 sind Zwei Drittel der EU-Auslandseinsätze weisen einen zivi- beschlossen, dass die Stationierung der battle groups als ge- vile Friedensdienst in Deutschland hat seit seiner Gründung für den EU-Rüstungsfonds 13 Mrd. Euro budgetiert (EC 2018 len Charakter auf, während ein Drittel Militäreinsätze gezählt meinsame Kosten zu betrachten sind und nicht jene Staaten 1999 rund 1400 Fachkräfte in knapp 60 Länder entsandt. Ös- a). Der Fund umfasst Forschungsgelder von 4,1 Mrd. und werden. Allerdings sind über ein Dutzend der zivilen Einsät- für die Stationierung aufkommen, deren Truppen zum Ein- terreich wäre als neutraler Staat mit einem Standort von UNO ein Entwicklungsbudget von 8,9 Mrd. Die EU-Kommission ze mit einen Personalkontingent von weniger als 100 Perso- satz kommen (EU Rat 2017 d). und OSZE prädestiniert (Roithner / Hämmerle 2017), um ei- (2017 b) verlangt, dass entsprechende Beiträge in den natio- nen ausgestattet. Dies führt zum Umstand – manche Einsät- nen Österreichischen Zivilen Friedensdienst einzuführen und nalen Budgets eingestellt werden. Die Rüstungsforschung der ze unterliegen einer hohen Personalschwankung –, dass rund diesem auf EU-Ebene eine Verankerung zu verleihen. kommenden Budgetperiode soll zu 100 % aus dem EU-Budget 80 % des insgesamt eingesetzten Personals Militärs sind. Das MILITÄRKAPAZITÄT STATT ZIVILE RESSOURCEN finanziert werden und die Entwicklungskosten für Rüstungs- Zivilpersonal in den EU-Einsätzen besteht zu einem bedeu- Stets betont die EU ihre zivilen und militärischen Einsatz- güter zwischen 20 und 80 % (EC 2018 a). Für die offenen Tei- tenden Teil aus Polizei und unbewaffneten Militärs. Ob spe- möglichkeiten. Die Praxis zeigt eine Asymmetrie zugunsten EU-RÜSTUNGSPOLITIK le der Entwicklungskosten kommen die Mitgliedstaaten auf. ziell ausgebildete ZivilistInnen oder unbewaffnete Militärs in des Militärs. Selbst das EU-Parlament (2009, 43) legt dar, „dass Die abgelaufene Dekade war von unterschiedlichen Ap- Die EU-Kommission gibt Gesamtinvestitionen von 50 Mrd. Konfliktbearbeitungsprozessen aktiv sind – Ausnahmen bestä- – wegen der Tatsache, dass der Schwerpunkt hauptsächlich pellen zur Aufrüstung geprägt. Dem EU-Vertrag von Lissa- Euro an (EC 2018 b, 2). Bedeutend ist, dass Rüstungsausga- tigen die Regel – ist nicht unerheblich. Eine Zivilmacht legt auf die militärische Dimension der ESVP gelegt wird – im Be- bon (EU 2007) ist zu entnehmen, die Mitgliedstaaten „ver- ben erstmals Teil des EU-Budgets sind. Der EU-Kommission eine Umkehr der Prioritätensetzung bei Personal und Finan- reich der zivilen Fähigkeiten und der Konfliktverhütung Fort- pflichten sich, ihre militärischen Fähigkeiten schrittweise zu ist die Anmerkung wichtig, dass das EU-Budget für Rüstung zierung zugunsten ziviler Einsätze zwingend nahe. schritte viel zu langsam erreicht werden“. Ein Vorstoß vom verbessern“. Beim EU-Ratsgipfel im Dezember 2013 wur- kein Rüstungsbudget, sondern ein Industriebudget sei. Der November 2018 für zivile Kapazitäten und zivile Auslandsein- den ferngesteuerte Flugsysteme, Luftbetankung und Satelli- EU-Vertrag von Lissabon verbietet Maßnahmen mit militäri- Der Begriff „Verteidigung“ wurde im Kontext der EU-Mi- sätze (Civilian Compact) bleibt deutlich hinter den Möglich- tenkommunikation gefordert (EU 2013, 5f.). Die seinerzeitige schen und verteidigungspolitischen Bezügen, sodass Rüstung litäreinsätze in Teilen zu einem Orwell’schen Begriff und steht keiten zurück. hohe Vertreterin für die Außen- und Sicherheitspolitik, Ca- als Industrie- und Wettbewerbsförderung gedeutet wird. Das nicht selten für militärisches Eingreifen. Die EU-Sicherheits- therine Ashton, hat die EU-Strategie medial erläutert: „Wer Instrument dient der strategischen Autonomie der EU. strategie (2003, 8) sah schon vor 15 Jahren bei den neuen Be- „Unsere Interessen und Werte gehen Hand in Hand“, Frieden will, muss sich rüsten“ (Der Standard, 20.12.2013). drohungen „die erste Verteidigungslinie oftmals im Ausland führt die Globalstrategie der EU (2016, 13) aus. Nicht selten Ein ebenso neuer Posten im EU-Budget 2021 – 2027 ist die liegen.“ Nicht ohne Grund meinte EU-Kommissionspräsident setzten sich Wirtschafts-, Energie- und Geopolitik-Interessen Die EU-Globalstrategie (2016, 45) schreibt fest: Es „müssen Military Mobility. Unter diesem Titel stehen 6,5 Mrd. Euro José Manuel Barroso, die EU „hat die Dimension eines Impe- gegen europäische Werte durch. Wirtschaftsinteressen wiegen die Mitgliedstaaten Mittel in ausreichender Höhe für Vertei- zur Verfügung, um die Infrastruktur (z.B. Straßen, Bahnlinien, riums“ (Crolly, Wergin 2007). Es ist keine akademische Fin- zumal schwerer als die Unterstützung regional überlebensfä- digungszwecke bereitstellen“ und es wird vertieft: Es „benöti- Brücken) für den Transport von Rüstungsgütern quer durch gerübung, Sicherheit und Frieden differenziert zu betrachten. higer Wirtschaftskreisläufe in Ländern des globalen Südens gen die Mitgliedstaaten bei den militärischen Spitzenfähigkei- die EU tauglich zu machen (EC 2018 a). Die European Peace Sicherheit wird als Zustand beschrieben, in dem sich Akteu- (Reuß 2019). Augenscheinlich ist der Widerspruch zwischen ten alle wichtigen Ausrüstungen (…). Dies bedeutet, dass das Facility (EPF) in der Größenordnung von 10,5 Mrd. Euro ist re nicht von ernsten Gefahren bedroht fühlen. Frieden in sei- Werten und Interessen im Fall von Rüstungsexporten. Das gesamte Spektrum an land-, luft-, weltraum- und seeseitigen ein off-bugdet der EU und nicht im Finanzrahmen gelistet. Fi- ner umfassenden Bedeutung geht über direkte Gewalt hinaus wirtschaftliche Interesse steht der Propagierung von Men- Fähigkeiten (…) zur Verfügung stehen muss“. nanziert werden mit diesem Instrument u.a. weltweite Militä- und schließt soziale, wirtschaftliche, ökologische, demokratie- schenrechten immer wieder entgegen. Die Politik der dop- reinsätze von Dritten, die im Interesse der EU sind, wobei da- politische, verteilungspolitische oder kulturelle Fragen samt pelten Standards spielt bei der Glaubwürdigkeit des europäi- Besonders in der EU-Rüstungspolitik bildet das briti- mit Truppen, deren Infrastruktur und militärische technische der Bearbeitung von Gewaltstrukturen und ihrer Rechtfer- schen Projekts eine besondere Rolle (Roithner 2017, 91). sche Referendum im Juni 2016 einen Katalysator. Im No- Hilfe bezahlt werden können (EC 2018 a, 2). Programme zur

20 | ZUKUNFT ZUKUNFT | 21 UNION DER MILITÄRISCH FÄHIGEN UND POLITISCH WILLIGEN VON THOMAS ROITHNER

Rüstungsforschung und Rüstungsentwicklung dürfen künftig MILITÄRISCHES KERNEUROPA des Politikfeldes ihr Stimm- und Mitspracherecht verloren. knapp drei Dutzend Militär- und Rüstungsprojekten im Rah- auch auf die Mittel des allgemeinen Forschungsrahmenpro- Im März 2017 hat Jean-Claude Juncker das Weißbuch zur Das Kerneuropa der Sicherheit stellt sich als autoritäre Vertie- men der engeren Zusammenarbeit von 25 EU-Mitgliedern grammes Horzion Europe zugreifen (EC 2018 b, 2). Zukunft Europas vorgestellt und präsentiert darin fünf Sze- fung der EU dar. Die politisch Willigen und militärisch Fähi- (PESCO) herausgebildet. Das sicherheitspolitische Kerneuropa narien („Weiter wie bisher“, „Schwerpunkt Binnenmarkt“, gen geben den Ton an, wenngleich es für Militäreinsätze die macht die EU nicht demokratischer, sondern autoritärer und Deutsche und französische Rüstungskonzerne haben ge- „Wer mehr will, tut mehr“, „Weniger, aber effizienter“, „Viel Zustimmung aller EU-Staaten braucht. Das Ziel der engeren militärischer. Die Projekte können trotz außenpolitischer Un- meinsame Pläne entwickelt. Der Wegfall der britischen Kon- mehr gemeinsames Handeln“). In der Sicherheitspolitik wird Zusammenarbeit im EU-Sicherheitsbereich ist nicht die Über- einigkeit als Wegmarken in Richtung einer gemeinsamen Ar- kurrenz macht diese noch leichter realisierbar. Angela Merkel von vielen Akteuren eine kerneuropäische Entwicklung be- windung der Nationalstaaten, sondern deren Hierarchisierung mee verstanden werden. Die zivilen Bereiche der Sicherheits- und Emmanuel Macron kündigten im Juli 2017 einen neuen vorzugt. Die österreichische Regierung wünscht das Szenario (Roithner 2018 a, 49). Deutschland und Frankreich legen Kri- politik finden vergleichsweise wenig Aufwertung. Das Bündel deutsch-französischen Kampfjet (Die Zeit 2017) und eine Eu- „Weniger, aber effizienter“, wobei die Sicherheitspolitik mehr terien und Ausgestaltung der Zusammenarbeit vor und stär- an Maßnahmen ist ein vermeintlicher Sicherheitsgewinn, aber rodrohne (Der Spiegel 2017) an. Auch ein in Europa zur Do- und effizienter werden soll. Das bedeutet, dass sich die Un- ken diese durch ihr finanzielles und politisches Gewicht. Sind kein Friedensprojekt. minanz kommender deutsch-französischer Kampfpanzer (Die terschiedlichkeiten der Szenarien als Deckungsgleichheit dar- die nationalen Interessen in Berlin und Paris deckungsgleich, Zeit 2017) ist in Debatte. Neue EU-Konzentrationsprozesse stellen. Sowohl das Modell Kerneuropa als auch die Subsidi- so gelangen diese zur Umsetzung. „Handlungsfähigkeit“, Die Konzepte und friedenspolitischen Traditionen der zeichnen sich für die Marine ab. Diskussionen über europä- arität plädieren für mehr Muskeln. Beide Szenarien erlauben „gemeinsames Intervenieren“ und ein gemeinsamer „Ansatz Neutralität und Blockfreiheit von Österreich, Irland, Schwe- ische Dominanz sind all inclusive, denn es geht um die Un- die Umsetzung von militärischem Schutz der Außengrenzen, für Rüstungsexporte“ stehen zudem im sicherheitspolitischen den, Finnland, Malta und Zypern gewinnen kaum Gewicht, abhängigkeit der EU von der US-Rüstungsindustrie und volle Sicherheitsapparaten gegen Migration (Frontex), EU-Trainings Zentrum des neuen deutsch-französischen Freundschaftsver- um zentrale Komponenten einer sich entwickelnden EU-Ar- Auftragsbücher zuvorderst für Deutschland und Frankreich. der teils autoritären Sicherheitsapparate in Afrika oder law and trages (2019, 6). mee in Frage zu stellen. So bleiben interessante Ansätze (z.B. Formal ist die von Frankreich gestartete Europäische Inter- order gegen Rechtsbrecher am Horn von Afrika. Die Über- Verbotsvertrag für Atomwaffen oder Entminung in Syrien) ventionsinitiative von der EU unabhängig. Diese Initiative setzt schriften für diese Aufgaben finden Unterstützung von Em- Die Kriterien von Kerneuropa orientieren sich am Mili- nationalstaatlich oder außerhalb des EU-Rahmens. Maßnah- nicht auf eine breite Beteiligung, sondern auf Entschlossen- manuel Macron, Angela Merkel über Jean-Claude Juncker bis tärischen. Alternativ wird hier ein offenes und ziviles Kern- men zu einer umfassend verstandenen Stärkung des UN-Ge- heit. Dies beinhaltet gemeinsame Militärdoktrinen. Frank- , Heinz-Christian Strache und Matteo Salvini. europa vorgeschlagen (Roithner 2015, 27). EU-Staaten, die im waltverbots, konventioneller wie nuklearer Abrüstung fin- reich hat neben Deutschland, Großbritannien, Belgien, Spa- zivilen Bereich ein schnelleres Tempo wünschen, brauchen den in der EU zu keinen verbindlichen Beschlüssen. Im Falle nien, Portugal, Dänemark, Niederlande und Estland im Juni Das sicherheitspolitische Kerneuropa ist im Vertragswerk staatliche und nichtstaatliche Partner innerhalb wie außerhalb Österreichs ist nicht nur die Neutralitätspolitik, sondern im 2018 die Planungen begonnen. Großbritannien ist Teil der seit 2007 in Form von zwei Modellen verankert: die Beauf- der EU. Partner ergeben sich aus den Aufgabenfeldern: zivi- Zuge der Tendenz zur Abschaffung des Vetorechts das Neu- Interventionsinitiative, nicht jedoch von PESCO. Deutschland tragung einer Staatengruppe oder eine Ständig Strukturier- le Krisenprävention, Versöhnung, Vermittlungstätigkeit, zi- tralitätsgesetz berührt. EU-Rüstungsautomatismen und die sieht seine nationalen Interessen im PESCO-Rahmen, weniger te Zusammenarbeit (SSZ) (Vertrag von Lissabon, Artikel 42.5, viles Krisenmanagement, Unterstützung und Initiierung von permanente Beteiligung an EU-Militäreinsätzen schränken jedoch in Initiativen außerhalb des EU-Rahmens. 42.6.). Zehn Jahre später hat diese SSZ im Jahr 2017 die Ab- Abrüstung, Begleitung von Friedensprozessen, vertrauensbil- darüber hinaus die Möglichkeiten ein, international vertrau- kürzung PESCO (Permanent Structured Cooperation) erhal- dende Maßnahmen, konfliktsensitive Berichterstattung oder ensbildend zu wirken und glaubwürdige Brücken in Zeiten Die Entstehung des Rüstungshaushalts für die kommen- ten. PESCO plant mit einer „regelmäßigen realen Aufstockung nichtmilitärische Konfliktnachsorge. Dieses zivile Kerneuropa globaler Machtübergänge zu bauen. den Jahre war in den EU-Staaten und EU-Institutionen ein kre- der Verteidigungshaushalte“ (EU Rat 2017 b). Damit politisch pflegt eine enge Kooperation mit internationalen Organisati- ativer Prozess. Ein Teil des EU-Rüstungsbudgets firmiert un- und finanziell niemand zurückbleibt, gibt es nationale Umset- onen, wird durch die Zivilgesellschaft sowie Forschung unter- ter dem Titel Wettbewerbs- und Industrieförderung (EDF), ein zungspläne und eine Koordinierte Jährliche Überprüfung der stützt und von Medien kritisch begleitet. Eine Basis des zivi- zweiter Teil des Rüstungsbudgets gilt als off-budget (Peace Verteidigung (CARD) (EU Council 2017). len Kerneuropa ist das völkerrechtlich geregelte Gewaltverbot. Facility) und ein dritter Teil der Rüstungspläne ist außer- halb von EU-Strukturen geplant (Interventionsinitiative). Die Eine Eurodrohne, die Geheimagentenschule, EU-Kampf- Transparenz lässt grüßen. Staatsschulden zur Erhöhung der hubschrauber und über ein Dutzend weitere Projekte für ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK Sozial-, Bildungs- und Umweltbudgets sind verpönt. Schul- Rüstung und neue Waffensysteme wurden im PESCO-Rah- Das Brexit-Referendum hat bislang beispiellos rasante den zum Kauf von Waffen werden hingegen salonfähig und men im November 2018 beschlossen. Die erste Tranche an Entwicklungen in der Sicherheits-, Militär- und Rüstungs- bestehende Regeln werden kreativ ausgenützt. Der Bevölke- PESCO-Projekten – darunter die militärische Mobilität oder politik ausgelöst. Die Entscheidung zwischen Zivilmacht und rung werden Rüstungsausgaben durch Arbeitsplätze schmack- die Euro-Artillerie – wurde im März 2018 angenommen (EU Militärmacht ist nicht mehr Kern der Debatte, sondern ob haft gemacht. Council 2018). Die EU-Mitgliedstaaten realisieren nunmehr sich die EU-Staaten auf dem Weg zu einer EU-Armee deut- knapp drei Dutzend im Wesentlichen militärischer Projekte scher oder/und französischer façon bewegen. In 30 Mona- Bei Waffenexporten lagen die USA in der Periode 2014 – in Staatengruppen. ten nach dem Referendum hat sich ein Konsens der EU-27 zu 2018 mit einem Anteil von 36 % an der Weltspitze, gefolgt einem Rüstungsfonds (EDF) samt Überprüfungsmechanismus von den EU-Staaten (27 %), Russland (21 %) und China (5,2 Außenpolitische Uneinigkeit durch militärische Gestal- (CARD), einem vorerst begrenzten Hauptquartier für EU-Ein- THOMAS ROITHNER %) (SIPRI 2019, 3). Von den zehn größten Waffenexporteu- tungsansprüche zu übertünchen ist langfristig im günstigen sätze (MPCC), einem militärischen Schengen, einem Finanzie- ist Friedensforscher und Privatdozent für Politikwissenschaft an der ren lagen im Vergleichszeitraum sechs in der EU (Frankreich, Fall wirkungslos, im schlimmsten Fall gefährlich. Staaten am rungsmechanismus für Militäreinsätze Dritter (EPF), verbesser- Universität Wien, www.thomasroithner.at Dieser Beitrag erscheint als Deutschland, Großbritannien, Spanien, Italien, Niederlande). kerneuropäischen militärischen Abstellgleis haben in Teilen ten Möglichkeiten für EU-„battle groups“ und eine Liste mit vollständige Langfassung in „Kurswechsel 1/19“.

22 | ZUKUNFT ZUKUNFT | 23 UNION DER MILITÄRISCH FÄHIGEN UND POLITISCH WILLIGEN VON THOMAS ROITHNER DAS ROTE WIEN WIEN MUSEUM

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24 | ZUKUNFT ZUKUNFT | 25 VOM KLEINEN ZUM GROSSEN VON WOLFGANG MOITZI

Aktive Kommunalpolitik ist daher auch ein wichtiger KLIMASCHUTZ UND MOBILITÄT Beitrag für eine sinnvolle Regionalentwicklung. Zahlreiche Die Zerstörung der Lebensbedingungen auf unserem Pla- Beispiele, etwa in der Obersteiermark, zeigen, dass Abwan- neten ist eines der akutesten Zukunftsthemen unserer Zeit. derungstendenzen gestoppt werden können, wenn die öffent- Seit Wochen gehen tausende SchülerInnen, auch in der Stei- Vom Kleinen zum liche Hand Geld in die Hand nimmt, um zukunftsorientiert ermark, auf die Straße, um die Verantwortung der Politik ein- zu investieren. Gemeinden wie Trofaiach oder auch Spielberg zufordern, gegen die drohende Klimakatastrophe endlich et- konnten durch gezielte Investitionspolitik einen jahrelangen was zu unternehmen. Natürlich wird die Kommunalpolitik Trend umkehren. Denn viele Jüngere bleiben gerne in der sie nicht stoppen. Aber die Gemeindepolitik hat mehrere He- Großen Region oder kehren nach einigen Jahren in Graz oder Wien bel in der Hand, um aufzuzeigen, was wir tun können und wieder zurück, wenn sie daheim eine brauchbare Infrastruk- es aktiv vorzuleben. Denn das Klimapolitik auch Sozialpolitik tur vorfinden, die es ihnen ermöglicht, die Gründung einer ist, zeigt sich gerade auch auf lokaler Ebene. Viele PendlerIn- Im Frühjahr 2020 stehen auch in der Steiermark Gemeinderatswahlen an. Der stv. Landesgeschäftsführer der SPÖ Stei- Familie mit stabilen Einkommen und hoher Lebensqualität zu nen sind derzeit auf ihr Auto angewiesen, um ihren Arbeits- verbinden. Klar ist freilich, dass es dafür entsprechende finan- platz zu erreichen und auch in ihrer Heimatgemeinde mobil ermark, Wolfgang Moitzi, zeigt anhand konkreter Beispiele auf, wie weitreichend die Bedeutung sozialdemokratischer zielle Rahmenbedingungen und öffentliche Investitionen für zu sein. Wer sich kein Auto leisten kann oder nicht mehr da- Kommunalpolitik für die Lebensqualität von Menschen, aber auch für die Zukunftsfähigkeit der Partei ist. die Gemeinden braucht. mit fahren kann oder will, ist vom Aussterben der Innenstädte unserer Gemeinden besonders betroffen und wird auch sozial ausgeschlossen. Raumplanung und Mobilität sind daher zen- emeindepolitik ist oft von Klischees geprägt. Vie- BürgerInnen Leistungen zur Verfügung stellt, um das Leben AKTIVE BESCHÄFTIGUNGSPOLITIK trale sozialpolitische Fragen. In Trofaiach hat die SPÖ mit ei- le nehmen sie als Alltagsverwaltung wahr, eine leichter und solidarisch zu meistern? Die vom früheren SPÖ-Sozialminister Stöger initiierte nem Entwicklungskonzept für die Innenstadt ein auch medial Politikebene, für die man sich erst interessiert, „Aktion 20.000“ wäre ein echter Turbo für eine solche zu- vielbeachtetes Konzept umgesetzt, um die Innenstadt zu be- wenn man sich über die Straßensanierung neben- Das beginnt bei der Frage, ob es Kindergärten gibt und kunftsorientierte Politik gewesen und das in gleich mehreren leben. Mit einem City-Bus, einem „G’meinbus“-Taxi-Kon- Gan ärgert. Es ist nicht zu leugnen, dass Kommunalpolitik aus wie lange sie geöffnet haben, reicht von der organisatorischen Dimensionen. Wer über 50 arbeitslos wird, hat es trotz guter zept und der Verdichtung der Busintervalle zwischen Tro- vielen Routinetätigkeiten besteht, dass sich Gemeindepoliti- und baulichen Gestaltung der Pflichtschulen über die Anla- Arbeitsmarktentwicklung sehr, sehr schwer, dass ihm ein Un- faiach und Leoben wurde der öffentliche Verkehr maßgeblich kerInnen um viele, viele kleine Dinge kümmern, die oft als ge und Pflege von Spielplätzen und Familienangeboten, der ternehmen jemals wieder eine Chance gibt. Hier hätte die attraktiviert. Mit der „Nightline“ hat die Obersteiermark ge- selbstverständlich gesehen werden und erst auffallen, wenn sie Bereitstellung von öffentlichem Verkehr und sonstiger Infra- Aktion 20.000 eingesetzt: Mit Förderung des AMS hätten Ge- meindeübergreifend ein nächtliches Öffi-Angebot entwickelt, nicht wie gewohnt funktionieren. struktur bis hin zur Pflegeangeboten vor Ort. Es spricht die meinden und gemeinnützige Träger Langzeitarbeitslosen über das Jugendlichen ein sicheres Heimkommen nach nächtlichen Förderung von bedarfsorientiertem Wohnbau ebenso an, wie 50 eine Perspektive gegeben, die es am freien Arbeitsmarkt Partys garantiert. All diese Modelle stehen dafür, allen Men- Aber Kommunalpolitik kann auch viel mehr sein. Wer die Gestaltung eines inklusiven Gemeindelebens, das den Zu- nicht gibt. Und sie hätte den Gemeinden in größerem Rah- schen unabhängig von Alter und Einkommen ihre Mobilität und wie Gemeinden verwaltet und gestaltet werden, ist ent- sammenhalt stärkt, ohne die Autonomie des Einzelnen zu men Spielräume gegeben, trotz knapper Budgetmittel ihre so- zu garantieren und sie sind gleichzeitig ein Beitrag, den Pkw- scheidend für die unmittelbare Lebensqualität, für die regio- beschränken. ziale Infrastruktur zu stärken. Im Nationalratswahlkampf 2017 Verkehr auch am Land zu reduzieren. nale Entwicklung, für die Organisation des Zusammenlebens. habe ich für die Obersteiermark das Konzept der Österreich- Kommunalpolitik hebt nicht die Welt aus den Angeln. Aber Cafés entwickelt. Als lokale Beschäftigungsprojekte sollten sie Gefordert sind sicherlich weitere Schritte, um die Umstel- sie kann Hinweise geben, wie sie aus den Angeln gehoben REGIONALE ENTWICKLUNG nicht nur sicherstellen, dass Gemeinden soziale Treffpunkte lung des PendlerInnen-Verkehrs auf Bus und Zug zu attrak- werden könnte. Gemeindepolitik kann im Kleinen vorleben, Gerade in der Steiermark, aber auch in vielen anderen Tei- haben, sondern auch Dienstleistungen wie Lebensmittelhan- tivieren, sowohl im Angebot, als auch in der Preisgestaltung. wie unser Zusammenleben, wie unsere Gesellschaft auch im len Österreichs haben diese Fragen auch für die Regionalent- del oder Postdienstleistungen zur Verfügung stellen. Statt für Hier liegt eine Herausforderung, der sich die Sozialdemokra- Großen verändert werden kann. Kommunalpolitik ist geleb- wicklung wachsende Bedeutung. Österreichs Städte wachsen. die unverschuldete Arbeitslosigkeit stigmatisiert zu werden, tie sehr aktiv stellen muss und wird. te Praxis, umso mehr eignet sie sich dafür auch zu zeigen, was Von Wien über Graz bis Linz zeigen die großen Ballungs- hätten langzeitarbeitslose Über-50-Jährige dem Gemeinwohl unsere Grundsätze konkret bedeuten. zentren Wachstumszahlen, die für diese Gemeinden nicht nur gedient. Statt beim AMS eine eng bemesse Arbeitslosenunter- positiv sind, sondern auch – teilweise nur schwer lösbare – stützung abzuholen, hätten sie einen kollektivvertragskonfor- WOHNBAU Herausforderungen darstellen. Wiens Stadtpolitik weist zu- men Mindestlohn verdient. Aber die Bundesregierung hat ei- Es braucht aber nicht nur Möglichkeiten für PendlerInnen, SOLIDARITÄT UND ZUSAMMENLEBEN recht darauf hin, dass die Bundeshauptstadt jährlich um die nen anderen Weg vorgezogen: Statt Einkommen und Würde öffentlich an ihren Arbeitsort zu gelingen. Es braucht auch die Denn in der Kommunalpolitik zeigt sich sehr lebensnah, EinwohnerInnenzahl einer größeren niederösterreichischen für ältere Arbeitslose fantasiert sie heute über Zwangsarbeit Schaffung bedarfsorientierten Wohnraums für junge Famili- welche Art von Gesellschaft wir wollen. Wollen wir einen Bezirkshauptstadt wächst. Die Bereitstellung von leistbarem und Stundenlöhne von ein Euro fünfzig. Manche Gemein- en, um ein attraktives Angebot zu setzen, in der Heimatge- Nachtwächterstaat, in dem jeder für sich und alle nebenein- Wohnraum und der nötigen Infrastruktur ist bei steigenden den konnten durch frühzeitige Einreichung der Abschaffung meinde (wieder) sesshaft zu werden. Das auf die grüne Wiese ander herleben, in der nur das Notwendigste gemeinsam er- Bodenpreisen und in Zeiten knapper öffentlicher Budgets be- zuvorkommen – und zeigen im minimalen Maßstab, wie ak- gestellte Eigenheim kann darauf aus verschiedenen Gründen ledigt wird? Oder wollen wir eine Gesellschaft, die aufeinan- sonders schwer. Das sieht man auch in Graz. tive Beschäftigungspolitik dafür genutzt werden kann, das Le- nicht die einzige Antwort sein. Neben Fragen der Raumord- der schaut, die ein Zusammenleben aktiv gestaltet und allen ben aller zu verbessern. nung, des Klimaschutzes und der kostenintensiven Erschlie-

26 | ZUKUNFT ZUKUNFT | 27 VOM KLEINEN ZUM GROSSEN VON WOLFGANG MOITZI

ßung mit öffentlicher Infrastruktur, ist das auch aus Sicht jun- Es sind Beispiele wie diese, die zeigen, wie sehr es oft die ten wir welche Art von Gesellschaft fördern; wie wir mit öf- ger Familien eine Kostenfrage. Grunderwerb und steigende kleinen Dinge sind, die greifbar machen, was wir auch im fentlichen Diensten das Leben aller verbessern können; ob wir Baukosten macht für viele den Traum von den „eigenen vier Großen anders machen wollen. Wie wir die Politik der Spal- durch aktive Mobilitätspolitik soziale Gerechtigkeit und Kli- Wänden“ unerschwinglich. Es braucht auch in den kleinstäd- tung, durch eine Politik der Hoffnung, durch eine Politik der maschutz stärken; ob unsere Raumordnungs- und Wohnpoli- tischen Gemeinden starke Investitionen in den mehrgeschos- Verbesserung der Lebensverhältnisse ablösen wollen. tik die Interessen aller berücksichtigt oder nur jener, die Geld sigen Wohnbau, um attraktiven und leistbaren Wohnraum für haben und mobil sind; das sind Fragen, die auf kommunalpo- alle auch außerhalb der Ballungszentren neu zu schaffen bzw. litischer Ebene auch im Kleinen mitverhandelt werden. Daher bestehenden Wohnraum zu sanieren. Darüber hinaus gilt es PFLEGEPOLITIK ist Kommunalpolitik nicht nur ein Thema, wenn Gemeinde- auch über „Nachverdichtungen“ und die besondere Förde- Das ist auch in der Pflegepolitik ein wichtiger Faktor. Die ratswahlen anstehen. Sie ist ein Eckpfeiler für erfolgreiche so- rung von Zwei-Familien- und Mehr-Generationen-Häusern SPÖ Steiermark ist seit Wochen im ganzen Land unterwegs, zialdemokratische Politik auf allen Ebenen. Ihre Bedeutung nachzudenken. um das Thema Pflege endlich auf die politische Tagesordnung müssen wir durch verstärkte Anstrengungen, das Gemeinsa- zu setzen. Es braucht endlich eine umfassende Pflegesiche- me und Verbindende der Arbeit vieler tausend sozialdemo- rung, die allen Pflegebedürftigen die Betreuung garantiert, die kratischer BürgermeisterInnen, StadträtInnen und Gemeinde- ÖFFENTLICHE DASEINSVORSORGE UND SOZIALE sie brauchen – ohne das Eigenheim verpfänden zu müssen, rätInnen herauszuarbeiten und auch bundesweit ein stärkeres INFRASTRUKTUR ohne vom Pflegpersonal Unleistbares zu fordern, ohne Ab- Bewusstsein dafür schaffen, welche Bedeutung die Kom- Zentrales Element für die Attraktivität von Gemeinden striche bei der fachlichen Kompetenz zu machen. Es braucht munalpolitik für die Sozialdemokratie als glaubwürdige, zu- ist die Bereitstellung sozialer Infrastruktur, von Kindergärten zweifellos österreichweit ein neues, umfassendes Konzept und kunftsorientierte Bewegung hat. und Schulen bis hin zu Musikschulen, Freizeittreffs und Lo- eine solidarische Finanzierung aus einer Hand. Derzeit stellt kalen sowie Kulturangeboten. Wesentlich ist dabei sicherlich die demographische Entwicklung und die bisherige Pflegefi- auch, wie soziale Dienstleistungen erbracht werden. Unter nanzierung eine immer unleistbarer werdende Belastung der dem Druck knapper Kassen wurde in Deutschland, aber auch Gemeinden dar. Trotz dieser untragbaren finanziellen Lasten- in Teilen Österreichs, eine Vielzahl ehemals kommunal er- verteilung zeigen viele Gemeinden vor, wie eine solidarische brachter Leistungen privatisiert. Wohnungen wurden an pri- Pflegeorganisation aussehen kann. Mit stationären Einrich- vate Investoren abverkauft, die Erbringung von Leistungen an tungen, aber auch mit der Förderung der mobilen Pflege oder Private ausgeschrieben. Seit einigen Jahren gibt es wieder ver- umfassenden regionalen Beratungsangeboten. stärkte Gegentendenzen. Denn die private Leistungserbrin- gung hat in vielen Fällen nicht nur Qualitätsverluste gebracht, sondern auch mehr Geld gekostet. Die Gemeindefusionen FINANZEN sollten auch einen Beitrag dazu leisten, durch die Schaffung Wenn die Gemeinden daher auf eine bessere finanzielle größerer Einheiten auch Voraussetzungen für die kommunale Ausstattung drängen, ist das mehr als nur die Vertretung von Leistungserbringung zu verbessern. Es braucht aber auch da- Eigeninteressen. Die Gemeinden brauchen mehr Mittel, um rüber hinausgehende Maßnahmen, um die gemeinsame Leis- ihre Aufgaben wahrnehmen zu können, um in zukunftsorien- tungserbringung – die in vielen Bereichen ja schon jetzt ge- tierte und lebenswerte Regionen zu investieren. Sie brauchen lebte Praxis ist – weiter zu fördern. Investitionsmittel, um vom Miteinander nicht nur zureden, sondern es auch zu schaffen. Die niederösterreichische Gemeinde Trumau hat vor we- nigen Wochen ein bemerkenswertes Projekt gestartet: In der selbsternannten „Lesegemeinde“ erhält jedes Trumauer GLAUBWÜRDIGKEIT Schulkind zwischen sechs und zehn Jahren mehrmals jährlich Der Verlust von Glaubwürdigkeit wird oft – und zurecht altersgerechte Kinderbücher geschenkt. Solche Projekte ste- – als größtes Problem der Politik in der Gegenwart gesehen. hen symbolisch für die Ziele sozialdemokratischer Politik: Je- Menschen haben ein Recht darauf zu sehen, was sie durch ak- des Kind, unabhängig vom sozialen Background, soll eigene tive Politik erreichen und durchsetzen können. Auch wenn Bücher haben, soll in seinen Kompetenzen gestärkt werden, die aktuellen bundespolitischen Rahmenbedingungen – sie- soll von Anfang gefördert werden, seinen Weg zu gehen. Mit he „Aktion 20.000“ – ungünstig sind, bietet die Kommunal- WOLFGANG MOITZI sozialen Angeboten wie diesen wird aber auch eine besondere politik für die Sozialdemokratie ein reiches Betätigungsfeld, ist stv. Landesgeschäftsführer und Bildungsvorsitzender der Identifikation der BewohnerInnen mit ihrem Ort gefördert, um genau das vorzuleben. Vieles in der Kommunalpolitik ist SPÖ Steiermark und gehört seit 2018 dem steirischen Landtag an. wird vor Augen geführt, dass wir alle gemeinsam mehr sind. konsensuales Alltagsgeschäft. Aber mit welchen Schwerpunk-

28 | ZUKUNFT ZUKUNFT | 29 DAS ROTE WIEN WIEN MUSEUM

DAS ROTE WIEN PUPPENKÜCHE, CA. 1930 © Wien Museum

30 | ZUKUNFT ZUKUNFT | 31 ALS DIE SOZIALDEMOKRATIE DIE REPUBLIK RETTETE…UND IM STICH LIESS VON WILHELMINE GOLDMANN

entlang den Bahnstrecken. Auf dem Land bildeten sich Hei- „Aus und in der Not geboren, erwies sich die Volkswehr matwehren, um marodierende Soldaten und revolutionäre Ar- in einer Zeit des Elends, des Hungers und der Kriegsmüdig- Als die Sozialdemokratie beiter abzuwehren. keit als eine der wichtigsten Stützen der jungen österreichi- schen Demokratie – und als ein würdiger Vorfahre des heuti- Die Arbeiter und Arbeiterinnen in den Betrieben, noch gen österreichischen Bundesheeres.“ schrieb mein Vater, der radikalisiert vom Jännerstreik 1918, organisierten sich in Ar- selbst als abgerüsteter Soldat bis 1919 in der Volkswehr diente. die Republik rettete… beiterräten, revolutionäre Soldaten in Soldatenräten. Die Menschen litten Hunger und es mangelte an allem. SOZIALREFORMEN Die Bilder von Holzsammlern im Wienerwald und von Frau- Eines der wichtigsten Staatsämter für die Arbeiterbewe- en und Kindern, die auf Mistplätzen nach Essbarem suchten, gung der Regierung Renner-Fink war das Staatsamt für So- und im Stich ließ zeigen das Elend der Menschen. Es sind schockierende Bilder ziale Verwaltung unter der Leitung von Ferdinand Hanusch. wie man sie heute nur aus Afrika kennt. Tuberkulose war die Der Textilarbeiter-Gewerkschafter Hanusch bewältigte 1918- häufigste Volkskrankheit und es gab kaum ein Proletarierkind, 1920 ein ungeheures Arbeitspensum: täglich suchten ihn Anlässlich des Februar-Gedenkens lässt die Wirtschaftswissenschafterin Wilhelmine Goldmann die Geschichte der das damals nicht rachitisch war. Die geschwächten Körper er- Hunderte von Arbeitslosen, Kriegsheimkehrern, Invaliden, Ersten Republik und die Rolle der Sozialdemokratie darin Revue passieren. Obwohl die Autorin gerade in der Phase der lagen zu tausenden der sogenannten „Spanischen Grippe“. Kriegerwitwen und-Waisen in seinem Staatsamt auf, deren Gründung der Republik die große Zurückhaltung der Sozialdemokratie im Interesse einer friedlichen Entwicklung der demo- akute Not er zu lindern suchte. Gleichzeitig verfasste er mit kratischen Republik betont, sieht sie die Aufgabe der Regierungsbeteiligung als wesentlichen Grund für das Scheitern der seinen Beamten, die er mit seinem gewinnenden Wesen und Sozialdemokratie, die antidemokratische Entwicklung des bürgerlichen Lagers zu stoppen. Gleichzeitig wurde es aus ihrer VOLKSWEHR seinem kollegialen Führungsstil zu motivieren verstand, in nur Sicht der Republik zum Verhängnis, dass die Kompromissbereitschaft der Partei im Angesicht der Faschisierung der öster- Es gab keine militärische oder polizeiliche Gewalt, die zwei Jahren 83 Gesetze und Verordnungen zur Verbesserung reichischen Rechtsparteien wuchs, statt abzunehmen. das Gewaltmonopol des Staates hätte ausüben können. Ganz der sozialen Lage der österreichischen Bevölkerung. Acht- im Gegensatz zu Deutschland, in dem die preußische Armee stundentag, Arbeitslosenversicherung, Anspruch auf gesetzli- auch nach dem Krieg hohes Ansehen genoss, bekamen Re- chen Urlaub, Nachtarbeitsverbot für Frauen und Lehrlinge, ie Sozialdemokratie bewahrte im Jahr 1918 das Die Ausrufung der Republik am 12. November 1918 war präsentanten der verhassten habsburgischen Armee den Hass Verbot von Kinderarbeit, Betriebsrätegesetz, Invalidenent- kleine Deutsch-Österreich vor Chaos und Bür- eine logische Folge der nicht mehr existierenden Monarchie und die Enttäuschung der Bevölkerung zu spüren. Einfache, schädigungsgesetz, Arbeiterkammergesetz, Kollektivvertrags- gerkrieg, gründete die Republik und legte den und fand ohne großes Pathos und Enthusiasmus, immerhin abgerüstete Soldaten rissen auf offener Straße ihren ehemali- gesetz, und ein Verbot für Betriebe, Arbeiter zu entlassen, wa- Grundstein für einen modernen Sozialstaat und auch ohne Blutvergießen, statt. Am Abend des 12. Novem- gen kaiserlichen Offizieren die Rangabzeichen von der Uni- ren nur einige der Maßnahmen. eineD demokratische Verfassung. Politische Fehler der Sozialde- ber vermerkte Arthur Schnitzler in seinem Tagebuch lapidar: form, die Staatsgewalt lag in diesen Umsturztagen in den mokratie und eine zunehmend antidemokratische und autori- „Ein welthistorischer Tag ist vorbei. In der Nähe sieht er nicht Händen überwiegend revolutionär gesinnter Soldaten. Der Die Unternehmerparteien schäumten, doch Hanusch täre Haltung der bürgerlichen Kräfte führten schließlich zum sehr großartig aus.“ erste Staatssekretär für das Heerwesen Julius Deutsch, gründe- nützte den Druck der Straße und der radikalen Arbeiterräte, Bürgerkrieg 1934. te in diesem Chaos die Volkswehr, die dem sozialdemokrati- um möglichst viele Reformen durchzusetzen. Er überspannte schen Gedanken einer Volksmiliz entsprach. jedoch nie den Bogen und blieb stets im Bereich des auch für CHAOS, NOT, HUNGER UND KRANKHEITEN die andere Seite Zumutbaren. DER ZUSAMMENBRUCH Das Chaos beim Zusammenbruch der Monarchie und Dem Aufruf Deutschs an alle aus dem Krieg heimgekehr- Die Sozialdemokratische Partei war nach dem Zusam- der Auflösung der österreichisch-ungarischen Armee im gan- ten Soldaten, sich mit ihren Waffen der Volkswehr zur Verfü- Laut Renner bestand Hanuschs Größe neben seinem un- menbruch der Monarchie im November 1918 die stärkste po- zen Reichsgebiet, vor allem aber in Wien, war ohnegleichen. gung zu stellen, wurde in Arbeiterkreisen fast lückenlos Folge ermüdlichen Arbeitseinsatz darin, dass er von ihren Emotio- litische Kraft im kleinen Rest-Österreich und entscheidend Auf dem Wiener Westbahnhof rollte alle 20-25 Minuten ein geleistet. Am Land aber bildeten sich vorzugsweise Bauern- nen aufgeputschte Menschen an den Verhandlungstisch ge- für seine demokratische Entwicklung. Die Provisorische Na- Zug ein, bis über das Dach gefüllt mit Soldaten auf dem Weg wehren, die in erster Linie gegen die rote Gefahr kämpfen bracht hat und damit das Land vor Mord, Plünderungen und tionalversammlung war bereits im Oktober 1918 unter dem in ihre Heimatländer, mit ausgemergelten Gesichtern, vor wollten. So gelangten große Waffenbestände der ehemaligen anderen Katastrophen bewahrt hat. Das kleine Deutsch-Ös- Vorsitz des Sozialdemokraten Seitz zusammengetreten und Schmutz und Ruß starrend. Der Südbahnhof zeigte das glei- habsburgischen Armee auch in den Besitz konterrevolutionä- terreich hatte damals den modernsten Sozialstaat in Europa, der gemäßigte Sozialdemokrat Karl Renner wurde von allen che Bild. Auf einem derartigen Zug fuhr auch mein Vater rer Kräfte. der bis heute die Basis unseres Sozialsystems ist. Parteien zum Staatskanzler gewählt und mit der Bildung einer von Tarvis bis Wiener Neustadt, auch er auf dem Dach ei- Regierung betraut. nes Zuges, zusammengepfercht mit anderen Kameraden, die Deutsch gelang es auch, die kommunistisch dominierte Aber Hanusch war nicht nur ein genialer Sozialreformer, nichts wie heim wollten. Die Gegenzüge waren voll mit itali- Rote Garde, die einen revolutionären Umsturz anstrebte, in sondern auch der Begründer der modernen Sozial- und Wirt- Am 3. November 1918 wurde der Waffenstillstand mit den enischen Kriegsgefangenen. die gemäßigte (sozialdemokratische) Volkswehr zu integrieren schaftspartnerschaft. Die bereits in der Monarchie bestehende, Alliierten unterzeichnet, am 11. November dankte der Kai- und entschärfte damit eine bedrohlich revolutionäre Situation. nunmehr aber autonom von Arbeitgeber- und Arbeitnehmer- ser ab. In Niederösterreich und Tirol kam es zu Plünderungen organisationen beschickte paritätische Industriekommissi-

32 | ZUKUNFT ZUKUNFT | 33 ALS DIE SOZIALDEMOKRATIE DIE REPUBLIK RETTETE…UND IM STICH LIESS VON WILHELMINE GOLDMANN

on wurde zur Drehscheibe für Arbeitsvermittlung und Ar- Während der ersten zwei Jahre der Republik kam es im- wegs obsolet war: Dollfuß regierte ab 1933 mit diesem Para- verlor sie den Einfluss im Bundesheer und den Zugriff auf die beitslosenunterstützung und fungierte als Einigungsamt. Die mer wieder zu tumultartigen Szenen im Parlament, weil die graphen außerhalb der Verfassung und ohne Parlament! Die- Waffenlager. Gründung der Arbeiterkammer als gesetzliche Arbeitnehmer- Konservativen Opposition gegen die rasante Reformpoli- se Episode zeigt, dass es damals auch unter den Bürgerlichen vertretung und gleichwertiger Partner der Wirtschafts- und tik der Sozialdemokraten machten, während umgekehrt die echte Demokraten gab und dass die Sozialdemokraten zu gut- Handelskammer war ihm ein großes Anliegen. Er wurde nach Sozialdemokraten über die Vielzahl von Kompromissen, die gläubig waren. LOSTAG 15. JULI 1927 seinem Ausscheiden aus der Regierung ihr erster Direktor. sie schließen mussten, stöhnten. Beide Parteien bedauerten, Die Fehleinschätzung der Wucht der spontanen Unru- nicht die absolute Mehrheit im Parlament zu haben. Beiden Nach zwei Jahren Koexistenz waren beide Parteien koa- hen am 15. Juli 1927 nach dem Freispruch der Arbeitermör- „Für die Arbeiterbewegung ist die Betätigung auf dem mangelte es an demokratischem Verständnis. Da es keinen litionsmüde und am Konflikt über das neue Wehrgesetz (Die der von Schattendorf durch den Parteivorstand ließ die Par- Gebiet der Wirtschaftspolitik von größter Bedeutung ... Nur Repressionsapparat der alten Staatsmacht mehr gab, muss- Alliierten verlangten ein Berufsheer anstelle des Milizheeres) tei im Brand des Justizpalastes ihre politische Führerschaft bei wenn die Arbeiterschaft Gelegenheit findet, sich mit den Fra- ten Christlichsoziale und Großdeutsche akzeptieren, dass alle zerbrach die Koalition. Als nach den Wahlen im September der Arbeiterschaft verlieren. Die aufgebrachten „undiszipli- gen der Wirtschaftspolitik eingehend zu beschäftigen wird sie Gesetze mit den außerparlamentarischen Machtpositionen 1920 die Christlichsozialen stärkste Partei wurde und die So- nierten“ Massen für das Debakel verantwortlich zu machen, auch jeweils den Wert und das Ausmaß der erforderlichen So- der Arbeiterschaft konsensual abgestimmt wurden. Die Re- zialdemokratie mit 36 % auf den zweiten Platz absank, be- wie es Otto Bauer danach machte, war hilflos, unfair und zialpolitik zu überblicken vermögen.“ gierung fungierte vor allem in der ersten Zeit mehr als Ge- schloss der Parteivorstand der SDAP auf Betreiben Otto Bauers, zynisch und zeugte von seiner Unfähigkeit, ein politischer schäftsführung des Parlaments und exekutierte die Gesetze aus der Regierung auszuscheiden. Die bürgerlichen Partei- Führer zu sein. Ab diesem Zeitpunkt wusste die Regierung Die Büste Ferdinand Hanuschs auf dem 1928 von der mithilfe der Bürokratie. en frohlockten und waren froh, dem aus ihrer Sicht reforma- um die Schwäche der Sozialdemokratie und nahm sie nicht Gemeinde Wien errichteten Denkmal der Republik wurde torischen Zwang der Sozialisten entronnen zu sein. Mögli- mehr ernst. Bauer wurde zunehmend auch innerhalb der von den Austrofaschisten 1934 nicht nur mit der Krucken- Gleichzeitig verzichtete die Sozialdemokratie darauf, ihre cherweise hätten sie auch ohne den freiwilligen Austritt der Partei kritisiert, doch wollte niemand ihre Spaltung. Die Li- kenkreuzfahne überhängt und abgetragen wie auch die Büste situative Stärke gegenüber der schwächeren Bourgeoisie aus- Sozialdemokraten aus der Regierung keine Regierungsbetei- nie Renners, der für eine Beteiligung der Regierung eintrat, Viktor Adlers und Max Reumanns, sondern so stark beschä- zunützen. Insofern war das Verantwortungsbewusstsein der ligung der Sozialdemokraten akzeptiert. Der „revolutionäre gewann an Zustimmung. Trotzdem lehnte auch Renner das digt, dass sie nach dem Krieg wieder neu hergestellt werden Sozialdemokraten, die Grenze des Machbaren und Zumutba- Schutt“ sollte aus Sicht der Christlichsozialen Partei (CSP) so Angebot von Bundeskanzler Seipel, im Wirtschaftskrisenjahr musste. Augenfälliger konnten die Bürgerlichen ihre Ableh- ren nicht zu überschreiten, wesentlich größer als auf der Sei- schnell wie möglich beseitigt werden. 1931 in die Regierung einzutreten, ab. Er empfand den Vor- nung der Republik nicht demonstrieren. te ihrer politischen Gegner, die hauptsächlich ihren Macht- schlag Seipels, der den Sozialdemokraten eine Regierungsbe- verlust beklagten. Das Ausscheiden aus der Regierung im Jahr 1920 war in teiligung für die Dauer von nur zwei Jahren angeboten hat- meinen Augen ein großer politischer Fehler und der erste te, als Provokation. Im Rückblick wäre es wahrscheinlich Schritt in die Katastrophe von 1934. - wie auch Bruno Kreisky meinte - doch die richtige Ent- REVOLUTION UND DEMOKRATIE VERFASSUNG 1920 scheidung gewesen, weil es die allerletzte Chance war, Re- Während sich 1919 Räteregierungen in Ungarn und Hans Kelsen, der Schöpfer unserer noch heute gültigen gierungsverantwortung zu übernehmen und vielleicht einen München bildeten und die Gefahr einer Revolution auch in Verfassung, die 1920 mit Zweidrittelmehrheit beschlossen OTTO BAUER Bürgerkrieg zu verhindern. Trotz großer Wahlsiege erfüll- Deutsch-Österreich durchaus real war, gelang es der Sozialde- wurde, ermahnte beide Seiten, dass das Wesen der Demokra- Bauer wurde in der SDAP als Nachfolger des Parteigründers te sich die Hoffnung auf das Erreichen der parlamentarischen mokratie, dies zu verhindern. Es war das ausschließliche Ver- tie nicht die Herrschaft der Mehrheit über die Minderheit sei, Viktor Adler angesehen, obwohl er nur stellvertretender Par- Mehrheit nicht. Dahingegen nahmen die Angriffe der Heim- dienst der Sozialdemokratie, die revolutionär aufgeputschten sondern der Schutz der Minderheit. Die Verfassung hob zwar teivorsitzender war. Der Suggestivkraft seiner Rhetorik, die er wehren und der Polizei gegen sozialdemokratische Einrich- Massen zu beruhigen und einen kommunistischen Umsturz das Recht der Regierung, den Ausnahmezustand zu verhän- im Parlament, in zahlreichen Artikeln, Reden und auf Partei- tungen ständig zu. zu verhindern. Eine wichtige Funktion kam dabei der Person gen, auf, übernahm aber aus der alten Verfassung der Mon- tagen entfaltete, konnten sich nur wenige entziehen, weshalb Friedrich Adlers zu. Der Sohn des Parteigründers Viktor Adler archie den § 14 mit dem „kriegswirtschaftlichen Ermächti- er als der unumstrittene Führer der Partei angesehen wurde. Paradoxerweise wurde, als die faschistischen Tendenzen genoss hohes Ansehen in der Bevölkerung, weil er als Kriegs- gungsgesetz“ aus dem Jahr 1917(KWEG). Er hatte zudem einen besonders scharfen Verstand, ließ an- der Regierung nicht mehr zu übersehen waren, die Kom- gegner im Jahr 1916 den kaiserlichen Ministerpräsidenten deren aber nie diese Überlegenheit spüren. Allerdings war er promissbereitschaft der Sozialdemokraten immer größer statt Stürgkh erschossen hatte und zu lebenslanger Haft verurteilt Ein letztes Mal erhob in der Diskussion um die Verfassung entscheidungsschwach und scheute generell die Verantwor- kleiner. Sie wollten um jeden Preis einen Bürgerkrieg verhin- worden war. Adlers Aufrufe zur Mäßigung, sowie die unmit- die Demokratie ihre Stimme im Parlament. Dabei ist die par- tung, daher auch die Regierungsverantwortung; er war ein dern und schlugen wiederholt der CSP die beiderseitige Ent- telbar wirksamen sozialen Reformen Ferdinand Hanuschs und lamentarische Debatte um das KWEG von besonderem Interes- Mann der Worte, nicht der Taten und – streng genommen waffnung vor. Die Frage, warum die SDAP den Schutzbund die Durchsetzungskraft der Volkswehr bewirkten, dass es we- se: Der großdeutsche Abgeordnete Kraft beantragte die Auf- ungeeignet für die Politik. Nach dem Ausscheiden der Sozi- überhaupt aufrecht erhielt, obwohl sie nie kämpfen wollte, der zu einer Revolution, noch zu einer Spaltung der Linken in hebung des potentiell die Demokratie gefährdenden Gesetzes. aldemokraten aus der Regierung folgten jahrelange rhetori- drängt sich auf. 1933 schließlich erhielt die Republik durch Sozialdemokraten und Kommunisten wie in Deutschland kam. Und als der christlichsoziale Abgeordnete Heilinger Renner sche Kämpfe im Parlament, die das politische Klima vergifte- den christlichsozialen Kanzler Dollfuß den Todesstoß, die So- darauf aufmerksam machte, dass mit der Interpretation dieses ten und die Parteien weiter entzweiten. zialdemokratie sah diesem Ritualmord tatenlos zu und nahm Es ist aus heutiger Sicht schwer zu verstehen, dass die bür- Paragraphen „alles möglich“ sei, schätzte Renner diese Miss- ihn unverständlicherweise ohne Gegenwehr hin. Die SDAP er- gerliche Seite nicht sehen und begreifen konnte oder wollte, brauchsmöglichkeit als „obsolet“ ein und die Verfassung wur- Zwar signalisierten die Wahlsiege der SDAP einen nach wie duldete weiterhin wehrlos die immer dreister werdenden Pro- welches Verdienst die Sozialdemokratie bei der Entschärfung de mitsamt diesem Paragraphen beschlossen. Nur 13 Jahre vor starken Rückhalt der Sozialdemokratie in der Bevölke- vokationen der Heimwehr. Damit diskreditierte sie sich selbst der revolutionären Situation hatte. später zeigte sich leider, dass ein derartiger Missbrauch keines- rung, doch verlor die Partei ständig an realer Macht. Zuerst und ihren eigenen Republikanischen Schutzbund, bereits ein

34 | ZUKUNFT ZUKUNFT | 35 ALS DIE SOZIALDEMOKRATIE DIE REPUBLIK RETTETE…UND IM STICH LIESS VON WILHELMINE GOLDMANN DAS ROTE WIEN WIEN MUSEUM

Jahr bevor ihn und seine Kämpfer die austrofaschistische Re- gierung mit ungeheurer Brutalität auslöschte. 1. Diese wurde nach den ersten freien Wahlen von der konstituieren- den Nationalversammlung im Februar 1919 im Amt bestätigt . Der Es waren schließlich die wenigen tapferen Schutzbünd- christlichsoziale Jodok Fink war Vizekanzler, Ferdinand Hanusch ler, die 1934 ohne Deckung des Parteivorstands in einen aus- Staatssekretär für Soziale Fürsorge, Julius Deutsch für das Heerwe- sichtslosen Kampf gingen und die verlorene Ehre der Partei sen, Otto Bauer für Äußeres retteten. 2. Norbert Ch Wolf, Revolution in Wien, S 190 3. Pfoser/Weigl, Die erste Stunde Null, S 20 4. Die erkämpfte Republik, Ausstellung im Wien Museum 1918/19 5. In Österreich wurden 20.000 Menschen deren Opfer (Wikipedia) 6. Julius Deutsch, Aus Österreichs Revolution, S 33 7. Franz Lettner, unveröffentlichtes Manuskript 1987 8. Walter Göhring, Brigitte Pellar Ferdinand Hanusch, Aufbruch zum Sozialstaat, ÖGB Verlag 2003, S 199 9. Brief Renners an Hanuschs Witwe 1923, in: Nasko, 10. Ferdinand Hanusch, Volkswirtschaft und Sozialpolitik in: Arbeit und Wirtschaft, Nr 1/1923, S 8 ff 11. Zitat bei E. Hanisch 12. Hannes Leidinger/Verena Moritz, Das Kriegswirtschaftliche Er- mächtigungsgesetz (KWEG) in: Wenninger/Dreidemy, Das Doll- fuß/Schuschnigg-Regime 1933-38, Böhlau Verlag 2013 13. Jacques Hannak, Renner und seine Zeit, Wien 1965, S 405 14. Bei der Wahl 1930 war die SDAP mit 41 % bei einer Wahlbeteiligung von über 90 % Stimmen- und Mandatsstärkste Partei 15. Bruno Kreisky, Erinnerungen

DAS ROTE WIEN AUSSTELLUNGSPLAKAT, DAS ROTE WIEN WILHELMINE GOLDMANN Design: Olaf Osten © Wien Museum ist Mitglied im Universitätsrat der Kunstuniversität Graz und schreibt an einem Buch über ihre sozialdemokratische Familie.

36 | ZUKUNFT ZUKUNFT | 37 KURT BAUER: DER FEBRUARAUFSTAND 1934 VON FLORIAN WENNINGER

persönlicher und institutioneller Interessenslagen wirkten. Bau- unter den offensiv vorgehenden Regierungsverbänden (S. 80f.). ers Standpunkt ist aber auch deshalb nicht einleuchtend, weil Für Bauers weitere Argumentation wesentlich ist der geringe er ihm andernorts selbst nicht folgt. So wertet er eine hoch spe- Anteil derer, die durch Artillerieeinwirkung ums Leben kamen Kurt Bauer: kulative, im Eigenverlag publizierte Seminararbeit eines pen- (S. 82). sionierten Bundesheerbrigadiers[3] im Quellenwert höher als die ebenfalls ausschließlich für den Dienstgebrauch bestimmte Der Autor nimmt dies zum Anlass, den Artillerieeinsatz des zeitgenössische Darstellung der Kämpfe durch das österreichi- Regimes gegen Wohnhausanlagen gegen die „maßlose Gräu- Der Februaraufstand 1934 sche Bundesheer.[4] Das ist umso bemerkenswerter, als Bauer elpropaganda“ in Schutz zu nehmen (S. 122) und die vorgeblich mit dem Brigadier zum Schluss kommt, ein Massaker von Bun- auf den Kanonengebrauch rekurrierende Beschuldigung Doll- desheersoldaten an gefangenen Schutzbündlern im oberöster- fuß‘ als „Arbeitermörder“ zurück zu weisen (S. 137). Überdies, reichischen Holzleithen sei in Wahrheit von Angehörigen der so Bauer in expliziter Anlehnung an die zeitgenössische Argu- 85 Jahre nach den Ereignissen des 12. Februar 1934 hat der Historiker Kurt Bauer ein neues Buch veröffentlicht, das Heimwehren verübt worden (S. 94f.), während gleich mehrere mentationslinie des Regimes (FN 222), habe der Kanonenbe- „Fakten und Mythen“ zu den Februarkämpfen beleuchten soll. Florian Wenninger hat das Werk kritisch unter die Lupe zeitgenössische Quellen, vom Militär[5] über die Regimepres- schuss von Wohnblocks letztlich wohl Leben gerettet, weil er genommen. Abseits eines detaillierten Opferverzeichnisses ortet Wenninger wenig neue Erkenntnisse, dafür aber fehlende se[6] bis hin zur politischen Führungsebene[7] die Täterschaft die Kämpfe verkürzt habe (S. 120, 123). Derlei Argumente mag Quellenkritik und Bezugnahmen auf historisch widerlegte Mythen. von Soldaten gar nicht bestritten, sondern ganz im Gegenteil überzeugend finden wer will. Jedenfalls konstatieren müssen ausdrücklich rechtfertigten. wird man im Weiteren allerdings die methodische Zweifelhaf- tigkeit, mit der Bauer bemüht ist, seinem Datensatz weitere In- Durchaus überraschend ist auch Bauers Befund, die formationen zu entlocken. Ein nicht näher begründeter und, wie ie Februarkämpfe des Jahres 1934 hatten fraglos le keinen Erklärungswert für den Ereignisverlauf hat. Die zwei- Schutzbündler hätten sich vor Beginn der Kämpfe „in der Re- auch der Autor einräumt, methodisch problematischer Abgleich nachhaltigen Einfluss auf das politische System te Schwierigkeit ist das Ignorieren sozialer und wirtschaftlicher gel ausreichend“ bewaffnen können (S. 77). Tatsächlich wissen der Daten der Februartoten mit denjenigen der nationalsozia- Österreichs. Das vorliegende Buch beansprucht, Verwerfungen. Ökonomische Interessensgegensätze scheinen zahlreiche Quellen von einem eklatanten Bewaffnungsproblem listischen Juliputschisten bleibt schon an sich rätselhaft. Aus den aktuellen Forschungsstand in eine „kom- für Bauer nicht weiter relevant zu sein, sondern folgen gleich- infolge dezentraler Waffenverstecke zu berichten.[8] Die Re- der dabei eruierten Tatsache, dass die Schutzbündler im Schnitt Dpakte wissenschaftliche Monographie“ zu gießen, „die den sam Naturgesetzen. Krisenlösungspolitiken erscheinen ihm gierungsseite, deren Interpretation Bauer hier aber folgt, hatte deutlich älter und wesentlich häufiger verheiratet waren, Rück- Aufstand, seine Vorgeschichte, seinen Verlauf […] konzis, dementsprechend nicht interessensgeleitet, sondern alterna- dessen ungeachtet ein erhebliches Interesse daran, das militäri- schlüsse auf ihre abweichende Kampfweise zu ziehen (S. 87f.), nüchtern und ohne parteipolitische, ideologische Verbrämung tivlos: ausgabenseitige Budgetsanierungen sind „schmerzhaft, sche Potential der Aufständischen möglichst auszuschmücken, ist bestenfalls gewagt. Ähnliches gilt auch für die vom Autor darzustellen versucht“ (S. 7). Das Werk gliedert sich in eine aber notwendig“ (S. 14), Refinanzierungen durch internationale um ihre Bekämpfung mit allen zur Verfügung stehenden Mit- vorgenommene Kategorienbildung. Selbst die Urheber der von Skizze der Vorgeschichte, eine knapp vierzigseitige Abhand- Anleihen „unumgänglich“ (S. 15). In Kombination mit – drittens teln als gerechtfertigt erscheinen zu lassen und zugleich den Bauer ausführlich zitierten Polizeiquellen äußern Zweifel, ob lung der Kämpfe selbst und eine quantitative Analyse der Op- – der mangelnden Auseinandersetzung mit sozialdemokrati- errungenen Sieg als umso bedeutsamer darzustellen. sich einigermaßen zuverlässig rekonstruieren lasse, inwieweit fer. Den Abschluss bilden zwei Abschnitte, die sich mit „be- scher Theorie- und Organisationsgeschichte vermag der Autor sich Verwundete oder Tote zuvor an den Kämpfen beteiligt hät- sonderen Fällen“ und „Mythen, Legenden, offenen Fragen“ in weiterer Folge nicht, grundlegende Zusammenhänge schlüs- Derjenige Teil des Buches, der den bisherigen Forschungs- ten (S. 73). Dessen ungeachtet unterteilt Bauer die Ziviltoten befassen. Mehr als 90 der gut 200 Seiten nimmt der Anhang sig zu erklären, begonnen mit den Motiven der Beteiligten, sich stand tatsächlich substanziell erweitert, widmet sich den To- großzügig in „Aufständische“ und „Unbeteiligte“ bzw. „Zufalls- ein, hauptsächlich bestehend aus einem Verzeichnis aller na- überhaupt am Aufstand zu beteiligen. desopfern der Februarkämpfe. Bauer hat dazu Polizeiakten opfer“ (S. 79). mentlich identifizierten Todesopfer. mit Sterbeverzeichnissen und Friedhofsakten abgeglichen und Die chronologische Abhandlung der Kämpfe zwischen dem erstmals ein detailliertes Opferverzeichnis erstellt. Er kann da- Zusammenfassend vermag das Werk trotz punktueller Er- Bereits die Darstellung der Vorgeschichte legt mehrere 12. und 15. Februar basiert, sofern Primärquellen herangezogen bei die Gesamtzahl der Opfer der Kämpfe glaubwürdig auf gänzungen des Forschungsstandes daher weder methodisch grundlegende Probleme des Buches offen. Einmal ist da die werden, vornehmlich auf Polizei- und Militärquellen sowie auf etwa 360 Tote eingrenzen, von denen er 357 namentlich identi- noch analytisch zu überzeugen. Statt seinem Anspruch ge- mangelnde Rezeption der vorhandenen Literatur. So führt der zeitgenössischen Pressemeldungen (fast ausnahmslos regi- fiziert. Interessant ist auch die erstmalige Verortung der Todes- recht zu werden, überkommene „Mythen“ zu dekonstruieren, Autor als eine wichtige Station auf dem Weg in die Diktatur metreuer Blätter). Dabei wird ein viertes gravierendes Problem opfer im gesamten Bundesgebiet (S. 78). Die Gesamtzahl der reproduziert der Autor selbst mehrfach längst überwunden ge- eine Episode an, die von der Forschung bereits vor über dreißig der Arbeit sichtbar: unzureichende Kritik und schwer nachvoll- Opfer bestätigt im Wesentlichen bisherige Schätzungen, präzi- glaubte Legenden und (De-)Legitimationsmuster. So werden Jahren ins Reich der politisch motivierten Legende verwiesen ziehbare, selektive Würdigung von Quellen. Polizeiquellen be- siert diese aber weiter. Die sonstigen Erkenntnisse sind mehr- die Heimwehren in bester Tradition großkoalitionärer Sünden- wurde, nämlich das angebliche Koalitionsangebot Ignaz Sei- handelt der Autor als gleichsam neutrale Medien und begrün- heitlich vorhersehbar: Die meisten Toten stammten aus den je- bockgeschichtsschreibung[9] zu den wahren, scheinbar auto- pels, durch dessen Ablehnung die Sozialdemokratie letztlich die det das damit, die einschlägigen Dokumente seien doch „nur weiligen Kampfgebieten (S. 78), Gefallene der Exekutive waren nom agierenden Bösewichten. Bei Bauer haben zentrale Ak- antidemokratischen Kräfte der Rechten weiter gestärkt habe für den Dienstgebrauch gedacht, nicht für die Öffentlichkeit be- im Schnitt deutlich älter als jene des Bundesheeres und der teure der Rechten nicht jahrelang auf eine Autoritarisierung (S. 14).[1] Wiewohl zudem gleich mehrere jüngere Forschungen stimmt gewesen“ (S. 82). Nun ließe sich dagegen schon ein- Wehrverbände (S. 86), mehr Menschen kamen im freien Gelän- des politischen Systems hingearbeitet, sondern sich im Gegen- eindrücklich den gegenteiligen Nachweis erbracht haben[2], fir- wenden, dass die handelnden Personen Teil einer Konflikt- de ums Leben als in provisorischen Stellungen oder Wohnhäu- teil um Verständigung bemüht. Und schließlich gelten vor al- mieren Frauen in der vorliegenden Darstellung ohne weitere partei waren, die Quellen eine Vielzahl von Widersprüchen sern und unter den primär defensiv und daher gedeckt kämp- lem die Sozialdemokratie und ihr gestörtes Verhältnis zur parla- Erläuterungen grundsätzlich als Unbeteiligte (S. 76), deren Rol- aufweisen und auch innerhalb des Staatsapparates eine Reihe fenden Schutzbündlern waren weniger Opfer zu beklagen als mentarischen Demokratie (S. 136) als der wahre Grund für die

38 | ZUKUNFT ZUKUNFT | 39 KURT BAUER: DER FEBRUARAUFSTAND 1934 VON FLORIAN WENNINGER DAS ROTE WIEN WIEN MUSEUM

politische Polarisierung der Ersten Republik. Letztlich schiebt Bauer trotz oder gerade wegen des einleitend formulierten Anmerkungen: Anspruchs, eine ideologisch völlig unvoreingenommene Ge- schichte eines Konfliktes schreiben zu wollen, beherzt sämtli- 1. Anton Staudinger, Konzentrationsregierung, Bürgerblock oder prä- che reflexiven Standards des Faches beiseite. Wie als Probe sidiales Minderheitsregime? Zum angeblichen Koalitionsangebot Ig- aufs Exempel zeichnet sich seine vorgeblich neutrale Darstel- naz Seipels an die Sozialdemokratie im Juni 1931, in: Zeitgeschichte lung durch eine selten deutliche politische Positionierung ge- 12 (1984/85), 1, S. 1–18. gen die Aufständischen aus. 2. Siehe zuletzt die Schwerpunktnummer der Österreichischen Zeit- schrift für Geschichtswissenschaft: Perspektivenwechsel: Geschlech- terverhältnisse im Austrofaschismus, 27 (2016), 3. 3. Wilfried Wöss, Abhandlung. Der 12. und 13. Februar in Holzleithen, Vöcklabruck 2013. 4. Bundesministerium für Landesverteidigung (Hrsg.), Der Februar- Aufruhr 1934. Das Eingreifen des österreichischen Bundesheeres zu seiner Niederwerfung, Wien 1935. 5. Vgl. ebenda, S. 218f. 6. o.a., Bei den Kämpfen um Thomasroith, in: Linzer Volksblatt, Ausg. 14. Februar 1934, S. 2. 7. Schreiben des vormaligen Staatssekretärs für das Sicherheitswesen, Carl Karwinsky, an Heinrich Benedikt vom 11. September 1954, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, Archiv Ver- lag für Geschichte und Politik ZPH 1765, Box 1, Mappe Benedikt, Die Geschichte der Republik Österreich II. 8. So etwa bei Winfried Garscha / Hans Hautmann, Februar 1934 in Österreich, Berlin 1984, S. 116f.; Helmut Fiereder, Der Republika- nische Schutzbund in Linz und die Kampfhandlungen im Februar 1934, in: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1984, Linz, S. 201–248, hier S.145; Kurt Peball, Die Kämpfe in Wien im Februar 1934 (Mili- tärhistorische Schriftenreihe 25), Wien, S. 25f. 9. Vgl. Franziska Schneeberger, Heimwehr und Bauern – ein Mythos, in: Zeitgeschichte 16 (1988/89), 4, S. 135–145, hier S. 135.

FLORIAN WENNINGER ist Universitätsassistent am Institut für Zeitgeschichte der Universität DAS ROTE WIEN AMALIENBAD, CA. 1926 Wien und leitet das Forschungsprojekt „Repression in Österreich 1933- Foto: Fritz Sauer 1938“. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählt u.a. Polizei und © Wien Museum Militärgeschichte und österreichische Republiksgeschichte. Der Beitrag erschien ursprünglich im Online-Magazin H-Soz-Kult, www.hsozkult.de/ publicationreview/id/rezbuecher-30302

40 | ZUKUNFT ZUKUNFT | 41 „ICH FÜRCHTE NIEMANDEN“ VON IRINI TZAFERIS

„Ich fürchte Niemanden“

Rechtzeitig zum 100. Jahrestags des Frauenwahlrechts in Österreich hat Gernot Trausmuth eine Biografie über die Pionierin der Arbeiterinnenbewegung, Adelheid Popp verfasst. Das Thema Furchtlosigkeit ist der rote Faden, der sich durch das Leben der großen Sozialdemokratin und Frauenkämpferin zieht. Von Irini Tzaferis.

räzise und sorgfältig wird in der jüngst erschie- Mittlerweile ist Adelheid Popp nicht nur Redakteurin, son- nenen Biographie das Leben von Adelheid Popp dern auch die wichtigste Rednerin der Sozialdemokratie. Sie GERNOT TRAUSMUTH skizziert, das untrennbar mit der sozialdemo- spricht auf Frauenversammlungen, unterstützt die Frauen bei „ICH FÜRCHTE NIEMANDEN“ kratischen Arbeiterinnenbewegung verbunden ihren Anliegen, hilft bei der Durchführung von Streiks und gibt ist 2019 im Mandelbaum Verlag erschienen Pist. Die zitierten Quellen sind ganz unterschiedlich: persön- den Frauen durch die Redebeiträge und ihre Zeitungsartikel (€ 19). liche Korrespondenz, protokollierte Reden, Artikel aus der eine Öffentlichkeit. Diesen Aufgaben geht sie zunächst ne- Gleichheit oder der Arbeiterinnen Zeitung, Polizeiprotokolle, ben ihrer Erwerbstätigkeit in der Fabrik nach. Ein Umstand, der Memoiren und Aufzeichnungen verschiedener Wegbegleite- nach nicht allzu langer Zeit untragbar wird und so fordert sie für rinnen und Wegbegleiter. Diese Dokumente helfen dabei, das sich und ihre Genossinnen das, was einigen Männern der Be- Leben einer Vorkämpferin für die Emanzipation der Arbeite- wegung schon lange zusteht: bezahlte Redakteursposten, um inhaltliche Überschneidungen gab, stand man sich bei anderen lik wird die Forderung laut, die Gleichberechtigung der Frauen rinnen zu rekonstruieren. die Parteiarbeit sorgfältig durchführen zu können. Fragen diametral gegenüber. Bei Versammlungen ist es dann nicht mehr länger nur prinzipiell anzuerkennen, sondern auch in Adelheid Popp, die den Finger in die Wunde legt und zum Bei- die Tat umzusetzen. Die politische Biografie setzt dort ein, wo aus der katholisch Der Aufbau der Frauenorganisation und deren Akzeptanz spiel über Frauen der Dienstbotinnen spricht – eine Provokati- erzogenen Fabriksarbeiterin die klassenbewusste Sozialdemo- innerhalb der Partei stellen die Genossinnen vor große Heraus- on für die gutbürgerlichen Frauen. Obwohl Victor Adler und Adelheid Popp noch im Moment kratin wird. Der Kontakt mit dem sozialdemokratischen Partei- forderungen. Beim Parteitag 1896 in Prag ist Adelheid Popp die des Erringens des Männerwahlrechts auf die Notwendigkeit blatt „Die Gleichheit“ politisiert Adelheid Popp (zu diesem Zeit- einzige weibliche Delegierte. Ihrer Forderung nach intensiveren Zentral sind Adelheid Popp die Anliegen der Dienstmäd- des Frauenwahlrechts hinweisen, dauert es noch 11 Jahre bis punkt noch Adelheid Dvorak) und so befasst sie sich immer Bemühungen um die Arbeiterinnen in den verschiedenen Re- chen, die nicht nur keine Vertretung haben und die zum da- dieses zum Gesetz wird und 12 Jahre bis auch Frauen wählen intensiver mit den theoretischen Schriften und der Idee des gionen wird entgegengehalten, dass es noch keine Frauenor- maligen Zeitpunkt noch nach der „Gesindeordnung“ von 1810 und ins Parlament einziehen werden. Am 16. Februar 1919 ist es Sozialismus. Bei ihrer ersten Rede auf einer Gewerkschafts- ganisation gebe und man deshalb Frauen als Delegierte gar behandelt wurden. Es gelingt ihr die Organisierung dieser Mäd- dann so weit. Bei den Wahlen wird die Sozialdemokratie stärks- versammlung geht sie auf die Situation der Arbeiterinnen ein, nicht zulassen solle. Auch die Eigenständigkeit der Arbeiterin- chen und jungen Frauen voranzutreiben, ihr Ziel ist es, dass te Partei und sieben Sozialdemokratinnen ziehen ins Parlament begeistert die Zuhörenden und es wird ihr angeboten, einen nen Zeitung wird an diesem und vielen folgenden Parteitagen diese jungen Frauen nicht länger Haussklavinnen, sondern Ar- ein: Eine von ihnen ist Adelheid Popp. Artikel zu schreiben. in Frage gestellt und es bedarf innerorganisatorischer Kämpfe beiterinnen sind. Die Forderung nach der Aufhebung der alten diese Selbstständigkeit zu erhalten. Partei und Gewerkschaft Dienstbotenverordnung und die Schaffung eines modernen Anhand der Biografie Adelheid Popps gelingt es die Ent- Bald wird Viktor Adler auf die junge Arbeiterin aufmerksam wehren sich gegen den Wunsch der Frauen, eine eigene Or- Hausgehilfinnenrechts ist eine der ersten, die sie als Abgeord- wicklung der österreichischen Sozialdemokratie, die wichtigen und Adelheid Popp bekommt Zugang zu dem inneren Kreis der ganisation zu gründen und es kommt zu heftigen Debatten am nete ins Parlament bringt. Kämpfe und Errungenschaften der Frauen, Diskurs und Ergeb- Sozialdemokratie. und um den Parteitag. Schließlich gelingt es, die Gründung ei- nis sehr präzise darzustellen. Die Biografie gibt Einblick in poli- nes Frauenkomitees und die Abhaltung einer Frauenkonferenz tische, soziale und strategische Überlegungen. Ihre Hauptkritik an der Arbeiterzeitung, von Viktor Adler he- durchzusetzen. Adelheid Popp nimmt die Position ein, dass es DER KAMPF UM DAS WAHLRECHT rausgegeben, ist, dass sich diese rein mit der Lebenswelt der wichtig sei, die Frauen innerhalb der Gewerkschaften zu orga- Der Kampf um das Wahlrecht ist ein steter Begleiter in der Arbeiter befasse und auch die Aufforderungen immer nur an nisieren, weil eigene Arbeiterinnen- und Frauenvereine keine sozialdemokratischen Auseinandersetzung, will man doch end- die Männer gerichtet seien. Durch den Kontakt mit der prole- entsprechende Macht den Unternehmen gegenüber hätten. lich das ungerechte Kurienwahlsystem durch ein Allgemeines tarischen Zeitung der deutschen Schwesternpartei Die Gleich- Wahlrecht für alle ersetzen. Alle, das sind aber nur die Männer. heit wird auch bei den sozialdemokratischen Frauen die Forde- Parallel zu den innerparteilichen Kämpfen mit den männli- rung nach einer eigenen Zeitung auf. 1892 ist es dann so weit: chen Genossen kommt es zu Auseinandersetzungen der pro- Die Frauenbewegung treibt zahlreiche und wichtige Refor- IRINI TZAFERIS Die erste Arbeiterinnen- Zeitung erscheint. letarischen Frauen mit den Vertreterinnen der bürgerlichen men voran, setzt sich für den Mutterschutz und den Ausbau des unterrichtet Deutsch und Geschichte an einer Wiener AHS und ist als Frauenbewegung. Während es bei einigen Themen durchaus Sozialversicherungswesens ein. Mit der Ausrufung der Repub- Personalvertreterin tätig.

42 | ZUKUNFT ZUKUNFT | 43 2/2013 3/2013 4/2013 5/2013 6/2013 7&8/2013 9/2013

Was vom Tage übrig blieb Die EU-Konzessionsrichtlinie Economic Governance – Das vermeintlich Unmögliche wagen Stadtentwicklung für die Wienerinnen SPÖ-Mission: Selbstbewusst vorwärts! Niedriglohnbeschäftigung Barbara Blaha Alice Wagner auf dem Weg zu einer »Troika für alle« Sonja Ablinger und Wiener im 21. Jahrhundert Claudia Schmied in Deutschland Daniel Lehner Rudi Schicker Claudia Weinkopf & Thomas Kalina Während des Wendens Für eine offensive Wohnpolitik Europas Linke muss jetzt Nein sagen! Stagnation der Völkischen? ist die Partei verletzlich Wolfgang Moitzi Europas Entwicklung Hilde Mattheis Stadt fair teilen Andreas Peham Die Troika und der Flächentarifvertrag Caspar Einem Oskar Negt Eva Kail Thorsten Schulten Leistbares Wohnen – Wir haben nichts zu fürchten Ein Volk von Eigentümern? Aus Fehlern lernen eine Frage sozialer Fairness Der Antisemit Karl Renner? als die Furcht selbst Mobilität mit Zukunft bringt mehr Artur Streimelweger Kinderkarenz und Wiedereinstieg Ludwig Dvořak Michael Ludwig Ludwig Dvořák Robert Misik Lebensqualität in die Städte Gerlinde Hauer Christian Fölzer Vom Klubzwang Wege aus der Eurokrise Eurokrise und kein Ende – Wohin führt der neue Papst Julius Tandler Ludwig Dvořák Wendezeit des Kapitalismus? Wolfgang Edelmüller Spanien im freien Fall seine Kirche? Herwig Czech Mali: Militarisierung der Sahelzone Armin Pullerk Günther Grunert Adalbert Krims Stefan Brocza Der Dritte Weg Ernst Gehmacher

WORLD PRESS WIEN PHOTO 13 8/2013 & 3/2013 4/2013 5/2013 6/2013 7 9/2013 2/2013 AUSSEN WESTLICHT. Alle MeSCHUGGe? EIN FOTOPROJEKT JüdischEs VON DIDI SATTMANN 2/2013 BRIAN 3/2013 4/2013 MusEuM WiEn 5/2013 Wien MuseuM 6/2013 7&8/2013 9/2013 ADAMS – EXPOSED NRW-FoRuM DüsseLDoRF Kunstkammer Wien The Real Was vom Tage übrig blieb Die EU-Konzessionsrichtlinie Economic Governance – Das vermeintlich Unmögliche wagen Stadtentwicklung für die Wienerinnen SPÖ-Mission: Selbstbewusst vorwärts! Niedriglohnbeschäftigung

Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro auf dem Weg zu einer »Troika für alle« Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro und Wiener im 21. Jahrhundert Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro in Deutschland Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Barbara Blaha Alice Wagner Sonja Ablinger Claudia Schmied KunsThisTorischEs musEum WiEn Daniel Lehner Rudi Schicker Claudia Weinkopf & Thomas Kalina Während des Wendens Für eine offensive Wohnpolitik Europas Linke muss jetzt Nein sagen! Stagnation der Völkischen? 4,50 4,50 4,50 4,50 4,50 4,50 4,50 ist die Partei verletzlich Wolfgang Moitzi Europas Entwicklung Hilde Mattheis Stadt fair teilen Andreas Peham Die Troika und der Flächentarifvertrag Caspar Einem Oskar Negt eighTies Eva Kail Thorsten Schulten Leistbares Wohnen – Wir haben nichts zu fürchten Ein Volk von Eigentümern? Aus Fehlern lernen eine Frage sozialer Fairness Der Antisemit Karl Renner? Österreichisches Filmmuseum als die Furcht selbst Mobilität mit Zukunft bringt mehr Artur Streimelweger Kinderkarenz und Wiedereinstieg Ludwig Dvořak Michael Ludwig Ludwig Dvořák Robert Misik Lebensqualität in die Städte Gerlinde Hauer Christian Fölzer Vom Klubzwang ALAÏA. ALAÏA. Wege aus der Eurokrise Eurokrise und kein Ende – Wohin führt der neue Papst Julius Tandler Ludwig Dvořák ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERT JAHRHUNDERT 21. IM ALAÏA AZZEDINE DÜSSELDORF NRW-FORUM ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IMWendezeit 21. JAHRHUNDERT des Kapitalismus? Wolfgang Edelmüller Spanien im freien Fall seine Kirche? Herwig Czech Mali: Militarisierung der Sahelzone NRW-FORUM DÜSSELDORF NRW-FORUM DÜSSELDORF Armin Pullerk Günther Grunert Adalbert Krims Stefan Brocza Der Dritte Weg Ernst Gehmacher

WORLD PRESS WIEN PHOTO 13 8/2013 & 3/2013 4/2013 5/2013 6/2013 7 9/2013 2/2013 AUSSEN WESTLICHT. Alle MeSCHUGGe? EIN FOTOPROJEKT JüdischEs 12/2013 VON DIDI SATTMANN 2/2014 4/2014 10/2013 BRIAN 11 / 2 013 MusEuM WiEn 1/2014 Wien MuseuM 5/2014 ADAMS – EXPOSED NRW-FoRuM DüsseLDoRF

Die extreme Rechte Marokko nach Machtwechsel Zwischen NSA und Der Wettbewerbspakt - »Wirklich tüchtige und Soziale Demokratie Ukraine – zwischen Gründe, die völkerrechtliche Irrwege einer historischen Kunstkammer Wien vor der EU-Wahl dem arabischen Frühling in Norwegen medialem Widerstand Welcher Fortschritt? Tunesien: Frauenrechte The Real Kritische Das sozialdemokratische Jahrhundert eine Bestandsaufnahme würdige Genossinnen« als ständige Aufgabe Ost und West? Kirche im politischen Dorf zu lassen »Schuldsuche« zum 12. Februar 1934 Besteuerung Europa am TTIP – eine Gefahr für Budget 2014/2015: Kleineres Übel Die SPÖ neu gründen! Andreas Peham Muna Duzdar Jens Gmeiner Anton Tantner Barbara Blaha müssen verteidigt werden Bestandsaufnahme hat noch gar nicht begonnen Alexandra Strickner Gabriella Hauch Emmerich Tálos Christina Plank Stefan Brocza Gerhard Botz der Ungleichheit Scheideweg Demokratie und Sozialstaat oder Haushalt der vergebenen Chancen? Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro

Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Albrecht K. Konečný KunsThisTorischEs musEum WiEn Muna Duzdar Wolfgang Katzian Hannes Swoboda Martin Schürz Eugen Freund Neva Löw Markus Marterbauer Der Februar 1934 im Spiegel Mexiko: Dank Freihandel Ein modernes Strafrecht Vom Elend der 4,50 4,50 4,50 4,50 4,50 4,50 4,50 der Akten der Bundespolizeidirektion ein gescheiterter Staat Hannes Jarolim Politikverdrossenheit Mehr als eine »Neid-Debatte« Sozialdemokratische Handschrift? Ägypten: Inmitten der Konterrevolution Karl Czasny Wolfgang Moitzi eighTies Sonja Ablinger Tyma Kraitt Florian Wenninger Boris Ginner und Alexander Strobl Rot-Blau ante portas? Ludwig Dvořák Österreichisches Filmmuseum

Die EU gemeinsam verteidigen ALAÏA. ALAÏA. ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERT JAHRHUNDERT 21. IM ALAÏA AZZEDINE DÜSSELDORF NRW-FORUM ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERT Caspar Einem EYES NRW-FORUM DÜSSELDORF WIDE NRW-FORUM DÜSSELDORF OPEN BÖSE BANK KUNSTFORUM WIEN 2013

/ DINGE

12 2/2014 HofmobiliEndEpot 10/2013 11/2013 1/2014

12/2013 2/2014 4/2014 10/2013 11 / 2 013 1/2014 5/2014

Die extreme Rechte Marokko nach Machtwechsel Zwischen NSA und Der Wettbewerbspakt - »Wirklich tüchtige und Soziale Demokratie Ukraine – zwischen Gründe, die völkerrechtliche Irrwege einer historischen vor der EU-Wahl dem arabischen Frühling in Norwegen medialem Widerstand

eine Bestandsaufnahme würdige Genossinnen« als ständige Aufgabe Ost und West? Kirche im politischen Dorf zu lassen »Schuldsuche« zum 12. Februar 1934 Nr.5/2014 Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Die SPÖ neu gründen! Welcher Fortschritt? Tunesien: Frauenrechte Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Andreas Peham Muna Duzdar Jens Gmeiner Anton Tantner Kritische Das sozialdemokratische Jahrhundert Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. e uro Nr.4/2014 Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Besteuerung Europa am TTIP – eine Gefahr für Budget 2014/2015: Kleineres Übel Barbara Blaha müssen verteidigt werden Bestandsaufnahme hat noch gar nicht begonnen Alexandra Strickner Gabriella Hauch Emmerich Tálos Christina Plank Stefan Brocza Gerhard Botz der Ungleichheit Scheideweg Demokratie und Sozialstaat oder Haushalt der vergebenen Chancen? Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Albrecht K. Konečný Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Euro Muna Duzdar Wolfgang Katzian Hannes Swoboda Martin Schürz Eugen Freund Neva Löw Markus Marterbauer 4,50 4,50 Der Februar 1934 im Spiegel Mexiko: Dank Freihandel 4,50 Ein modernes Strafrecht Vom Elend der 4,50 4,50 4,50 der Akten der Bundespolizeidirektion ein gescheiterter Staat 4,50 Hannes Jarolim Politikverdrossenheit Mehr als eine »Neid-Debatte« Sozialdemokratische Handschrift? Ägypten: Inmitten der Konterrevolution KOKOSCHKA Karl Czasny Wolfgang Moitzi Sonja Ablinger Tyma Kraitt DEBORAH SENGL Florian Wenninger UnsereBoris Ginner und Alexander Strobl Rot-Blau ante portas? DIE 70ER JAHRE. LeopoLd MuseuLudwig DvořákM DIE LETZTEN TAG E Die EU gemeinsam verteidigen MUSA Edith tudor-hart stadt! Caspar Einem EYES WiEn musEum DER MENSCHHEIT jüdisches MUseUM wien ESSL MUSEUM WIDE OPEN BÖSE BANK AUSTRIA KUNSTFORUM WIEN 2013

/ DINGE

12 2/2014 HofmobiliEndEpot 10/2013 11/2013 1/2014

7– 8/2014 10/2014 6/2014 9/2014 11 / 2 014 12/2014 1/2015

Über Sozialdemokratie, Das Ende Antimuslimischer Rassismus Handel ist der Lebenssaft Rekommunalisierung Pikettys »Kapital Die Verselbständigung neoliberaler Sozialdemokratische Orientier­ Europa und Utopien einer Ära als soziales Verhältnis einer freien Gesellschaft wird zum Trend im 21. Jahrhundert« Wirtschaftspolitik in der EU ungs­ und Existenzfragen

Die Identitären. Jugendbewegung Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Jenseits von Die geteilte Hegemonie in Otto Neurath – Die Rolle der Geldpolitik Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. e uro Zukunft Die Quote Debatten um Straßennamen sind auch Steueroasen: Nr.4/2014 Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Das Erste Österreichische Ein Blick in Vom System Zu Arbeitsbegriff und Die Entzauberung religiös-politischer Neustart für Was will Zum Kern der Neuen Rechten Michael Amon Thomas Nowotny Fanny Müller-Uri Stefan Brocza »mitgemeint« der EU-Wirtschaftspolitik ein skeptischer Utopist in der Krise B. Hauenschild und S. Halmer Philipp Metzger M. Marterbauer und L. Oberndorfer Ludwig Dvořák et al. Rauchverbot der Glaubwürdigkeit ein demokratiepolitischer Lackmustest Wo Vermögen parken Universalmietrechtsgesetz den Spiegel zur Alternative Einkommensunterschieden Parteien in der arabischen Welt Europa? SYRIZA? des Problems Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Nr.5/2014 Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Offensive gegen Rechts Stefanie Vasold Wolfgang Edelmüller Armin Puller Irene Mozart Sabine Oberhauser Sonja Ablinger Interview mit Oliver Rathkolb Stefan Brocza und Andreas Brocza Ruth Becher Stephan Schimanowa Max Lercher Max Lercher Muna Duzdar Ulrich Brand Euclid Tsakalotos Ludwig Dvořák 4,50 4,50 4,50 4,50 4,50 4,50 4,50 Schumpeter’sche Innovationen, Struktur­

wandel und ungleiche Einkommensverteilung KOKOSCHKA D DEBORAH SENGL Unsere Adolf Stepan DIE 70ER JAHRE. LeopoLd MuseuM SchauLuSt Abwanderungsdrohungen als MUSA WIEN IM ERSTEN DIE LETZTEN TAG E Mittel im Klassenkampf Edith tudor-hart stadt! Die eRotiSche Bettina Csoka, Franz Gall und Michaela Schmidt JEFF WALL WiEn musEum WELTKRIEG DER MENSCHHEIT jüdisches MUseUM wienKUNSTHAUS BREGENZ FotoGRaFie VoN Mehr Einbürgerungen für eine starke ESSL MUSEUM Demokratie aLFoNS WaLDe Lena Karasz WIENMUSEUM Fotomuseum Westlicht

VORBILDER WESTLICHT 150 JAHRE MAK WINOGRAN 8/2014 –

7– 8/2014 10/2014 6/2014 9/2014 11 / 2 014 12/2014 1/2015 GARRY WOMEN ARE BEAUTIFUL ARE WOMEN

Über Sozialdemokratie, Das Ende Antimuslimischer Rassismus Handel ist der Lebenssaft 10/2014 Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Rekommunalisierung Pikettys »Kapital Die Verselbständigung neoliberaler Sozialdemokratische Orientier­ P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.6/2014 Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. 9/2014 Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. 12/2014 Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. WIEN.blicke 1/2015 Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Europa und Utopien einer Ära als soziales Verhältnis einer freien Gesellschaft wird zum Trend im 21. Jahrhundert« Wirtschaftspolitik in der EU ungs­ und Existenzfragen

Die Identitären. Jugendbewegung Nr.7 Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Jenseits von Die geteilte Hegemonie in Otto Neurath – Die Rolle der Geldpolitik Euro Zukunft Die Quote Debatten um Straßennamen sind auch Steueroasen: Das Erste Österreichische Ein Blick in Vom System Zu Arbeitsbegriff und Die Entzauberung religiös-politischer Neustart für Was will Zum Kern der Neuen Rechten Michael Amon Thomas Nowotny Fanny Müller-Uri Stefan Brocza »mitgemeint« der EU-Wirtschaftspolitik ein skeptischer Utopist in der Krise B. Hauenschild und S. Halmer Philipp Metzger M. Marterbauer und L. Oberndorfer Ludwig Dvořák et al. Rauchverbot der Glaubwürdigkeit ein demokratiepolitischer Lackmustest Wo Vermögen parken Universalmietrechtsgesetz den Spiegel zur Alternative Einkommensunterschieden Parteien in der arabischen Welt Europa? SYRIZA? des Problems

Euro Euro Euro MUSA 11/2014 Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Euro Euro Offensive gegen Rechts Stefanie Vasold Wolfgang Edelmüller Armin Puller Irene Mozart Sabine Oberhauser Sonja Ablinger Interview mit Oliver Rathkolb Stefan Brocza und Andreas Brocza Ruth Becher Stephan Schimanowa Max Lercher Max Lercher Muna Duzdar Ulrich Brand Euclid Tsakalotos Ludwig Dvořák 4,50 4,50 4,50 4,50 4,50 4,50 4,50 Schumpeter’sche Innovationen, Struktur­

wandel und ungleiche Einkommensverteilung D Adolf Stepan SchauLuSt Abwanderungsdrohungen als WIEN IM ERSTEN Mittel im Klassenkampf Die eRotiSche Bettina Csoka, Franz Gall und Michaela Schmidt JEFF WALL KUNSTHAUS BREGENZ FotoGRaFie VoN Mehr Einbürgerungen für eine starke WELTKRIEG Demokratie aLFoNS WaLDe Lena Karasz WIENMUSEUM Fotomuseum Westlicht

VORBILDER WESTLICHT 150 JAHRE MAK WINOGRAN 8/2014 –

5/2015 7&8/2015 9/2015 2/2015 3/2015 4/2015 6/2015 GARRY

WOMEN ARE BEAUTIFUL ARE WOMEN Höchste Zeit für Das Trennbankensystem Busbahnhof, Flughafen Ist Deutschland das Tanzt Europe Britische Gewerkschaften: Recht – Wir müssen uns dem Urteil Eine Direkt die Demokratie erneuern Ein Grenzgänger des WIEN.blicke Schritte nach vorn der USA – eine Alternative? und Fußball-WM bessere Österreich? den Corbyn! no more? Von Pro-EU zu Pro-Lexit? Familie – Ehe der Geschichte stellen Zivilisationshaut – oder eher damit abschaffen? 20. Jahrhunderts: Leo Kofler Für Identität, Wien Freiheitlich – ein Keine Zeit verlieren, um Neutralität Keine Angst vor PEGIDA, AfD und die Österreichs Wie die europäische Sozial demokratie Nr.7 Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Steuerreform: Weichen in Richtung Von Wählerparteien zu Kümmerer- Wie Griechenland aus der Staatsschulden- Was will Varoufakis Wahlen in Die Vereinbarkeit von Budgetziel erreicht, auf die Bekämpfung 10/2014 Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Caspar Einem Josef Falkinger Bernhard Leubolt Markus Marterbauer Ludwig Dvořák Wolfgang Edelmüller Sandra Breiteneder Helga Hieden-Sommer der eigenen Courage politische Kultur in Sachsen kalte Krieger Griechenland und dabei sich selber helfen kann künftige Kürzungspolitik und Bewegungsparteien? falle befreit werden kann eigentlich? Großbritannien Islam und Moderne der Rekord arbeitslosigkeit vergessen Heinz Fischer Christine Nöstlinger Daniel Lehner Christoph Jünke gegen Beliebigkeit Szenario der Veränderung die Sozialdemokratie zu retten systematisch verletzt

P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.6/2014 Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro 9/2014 Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro MUSA 11/2014 Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro 12/2014 Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro 1/2015 Nr. Wien, GZ 1010 02Z033338 M, Verlagspostamt P.b.b. Euro Muna Duzdar Michael Lühmann Thomas Riegler Markus Marterbauer Elisabeth Klatzer Jens Gmeiner und Matthias Micus Wolfgang Edelmüller Philipp Metzger Armin Puller Muna Duzdar Markus Marterbauer Caspar Einem Rudi Schicker Julia Herr Thomas Riegler 4,50 4,50 9/2015 , Nr. 4,50 4,50 4,50 4,50 4,50 , Nr. 5/2015 , Nr. 7&8/2015 , Nr. , Nr. 2/2015 , Nr. 3/2015 , Nr. 4/2015 , Nr.

5/2015 7&8/2015 9/2015 2/2015 3/2015 4/2015 6/2015

Höchste Zeit für Das Trennbankensystem Busbahnhof, Flughafen Ist Deutschland das Tanzt Europe Britische Gewerkschaften: Recht – Wir müssen uns dem Urteil Eine Direkt die Demokratie erneuern Ein Grenzgänger des PIPILOTTI und Fußball-WM 14Z040222 M Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 Schritte nach vorn der USA – eine Alternative? bessere Österreich? den Corbyn! no more? Von Pro-EU zu Pro-Lexit? Familie – Ehe der Geschichte stellen Zivilisationshaut – oder eher damit abschaffen? 20. Jahrhunderts: Leo Kofler Für Identität, Wien Freiheitlich – ein Keine Zeit verlieren, um Neutralität Keine Angst vor PEGIDA, AfD und die Österreichs Wie die europäische Sozial demokratie Steuerreform: Weichen in Richtung Von Wählerparteien zu Kümmerer- Wie Griechenland aus der Staatsschulden- Was will Varoufakis Wahlen in Die Vereinbarkeit von Budgetziel erreicht, auf die Bekämpfung 14Z040222 M Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 14Z040222 M Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 Caspar Einem Josef Falkinger Bernhard Leubolt Markus Marterbauer Ludwig Dvořák Wolfgang Edelmüller Sandra Breiteneder Helga Hieden-Sommer Heinz Fischer Christine Nöstlinger Daniel Lehner Christoph Jünke gegen Beliebigkeit Szenario der Veränderung die Sozialdemokratie zu retten systematisch verletzt HyperAmerika 4,50 der eigenen Courage politische Kultur in Sachsen kalte Krieger Griechenland und dabei sich selber helfen kann künftige Kürzungspolitik und Bewegungsparteien? falle befreit werden kann eigentlich? Großbritannien Islam und Moderne der Rekord arbeitslosigkeit vergessen 6/2015 14Z040222 M , Nr. Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 14Z040222 M Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 Muna Duzdar Michael Lühmann Thomas Riegler Markus Marterbauer Elisabeth Klatzer Jens Gmeiner und Matthias Micus Wolfgang Edelmüller Philipp Metzger Armin Puller Muna Duzdar Markus Marterbauer Caspar Einem KUNSTHALLERudi Schicker KREMS Julia Herr Thomas Riegler 4,50 RIST 4,50 4,50 4,50 4,50 4,50 Kunsthaus Graz WORLD PRESS ROMANE THANA. ORTE DER ROMA UND SINTI MYTHOS GALIZIEN PHOTO 15 DIE ACHZIGER JAHRE GALERIE WESTLICHT WIEN MUSEUM WIEN MUSEUM 12. WESTLICHT FOTO-AUKTION MUSA

10/2015 11 / 2 015 12/2015 2/2016 3/2016 4/2016 1/2016

Wird das Bildungsversprechen Oberösterreich Anmerkungen nach »Meinen Körper in Solidarität statt EU in Argentinische Vergangen- Zum Erfolg der Programm- Hoffnung ist der Treibstoff Hillary – Politische Kommunikation Unternehmerstimmung: Nur dunkel- Mauern an den Grenzen führen Waldheim – 100 Jahre Tunesien – Demokratie Mindestsicherung – Bildung Das Europa Geldregen aus eingelöst? ist anders der Wien-Wahl den Kampf werfen« Ausgrenzung Auflösung? heitspolitik am Scheideweg länder des Euroraums des Fortschritts what else? im Wiener Jugendwahlkampf trüb oder schon blau-schwarz? PIPILOTTI 9/2015 14Z040222 M , Nr. Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 Neoliberaler Feldzug auf Gewerk- Mit den Tabus der Aushöhlung von Rechten »Dem Terror nicht beugen« – Flüchtlingsfragen Frauenrechte verteidigen – Bewegung in die Die außenpolitischen Beziehungen zu Mauern in den Köpfen wie es wirklich war Josef Hindels braucht sozialen Fortschritt nur für InländerInnen? fortschrittlich denken der Zukunft dem Helikopter

Vanessa Kinz, Nikolaus Ecker Josef Weidenholzer Caspar Einem Thomas Riegler Laura Schoch Albrecht von Lucke Georg Krizmanics Elisabeth Blaha Barbara Blaha Grössing & Brocza Bernhard Heinzlmaier Markus Marterbauer 5/2015 14Z040222 M , Nr. Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 7&8/2015 14Z040222 M , Nr. Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 schaftsrechte im Schatten der Krise Linken brechen für Flüchtlinge das Nittel-Attentat Caspar Einem 365 Tage im Jahr Arbeitszeitgestaltung Kubas im Wandel Nurten Yılmaz Interview mit Georg Tidl Muna Duzdar Marko Miloradović Gabriele Heinisch-Hosek Wolfgang Edelmüller Elisabeth Blaha

HyperAmerika 4,50 und Senad Lacevic 6/2015 14Z040222 M , Nr. Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 W. Greif & S. Breiteneder Slavoj Žižek Leila Hadj-Abdou Thomas Riegler , Nr. 4/2015 14Z040222 M , Nr. Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 , Nr. 2/2015 14Z040222 M , Nr. Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 3/2015 14Z040222 M , Nr. Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 Julia Herr David Mum Gernot Stimmer KUNSTHALLE KREMS 4,50 4,50 , Nr. 10/2015 , Nr. 11/2015 , Nr. , Nr. 12/2015 , Nr. RIST 4,50 4,50 4,50 4,50 Kunsthaus Graz , Nr. 3/2016 , Nr. , Nr. 4/2016 , Nr. , Nr. 1/2016 , Nr. AUGEN AUF! 100 JAHRE LEICA FOTOGRAFIE WORLD PRESS ROMANE THANA. WestLicht / Ostlicht ORTE DER ROMA UND SINTI MYTHOS GALIZIEN LENTOS PHOTO 15 DIE ACHZIGER JAHRE GALERIE WESTLICHT WIEN MUSEUM WIEN MUSEUM 12. WESTLICHT FOTO-AUKTION LIEBE IN ZEITEN MUSA DER REVOLUTION BANK AUSTRIA KUNSTFORUM WIEN

10/2015 11 / 2 015 12/2015 2/2016 3/2016 4/2016 1/2016

Alles neu! 100 Jahre

DIE SAMMLUNG Frankfurter Wird das Bildungsversprechen Oberösterreich Anmerkungen nach »Meinen Körper in Solidarität statt EU in Argentinische Vergangen- Zum Erfolg der Programm- Hoffnung ist der Treibstoff Hillary – Politische Kommunikation Unternehmerstimmung: Nur dunkel- Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 14Z040222 M Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 Mauern an den Grenzen führen Waldheim – 100 Jahre Tunesien – Demokratie Mindestsicherung – Bildung Das Europa Geldregen aus eingelöst? ist anders der Wien-Wahl den Kampf werfen« Ausgrenzung Auflösung? heitspolitik am Scheideweg länder des Euroraums des Fortschritts what else? im Wiener Jugendwahlkampf trüb oder schon blau-schwarz? Schule zu Mauern in den Köpfen wie es wirklich war Josef Hindels braucht sozialen Fortschritt nur für InländerInnen? fortschrittlich denken der Zukunft dem Helikopter Neoliberaler Feldzug auf Gewerk- Mit den Tabus der Aushöhlung von Rechten »Dem Terror nicht beugen« – , Nr. 2/2016 14Z040222 M , Nr. Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 Vanessa Kinz, Nikolaus Ecker Josef Weidenholzer Caspar Einem Thomas Riegler Laura Schoch Albrecht von Lucke Georg Krizmanics Elisabeth Blaha Barbara Blaha Grössing & Brocza Bernhard Heinzlmaier Markus Marterbauer Flüchtlingsfragen Frauenrechte verteidigen – Bewegung in die Die außenpolitischen Beziehungen 14Z040222 M Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 schaftsrechte im Schatten der Krise Linken brechen für Flüchtlinge das Nittel-Attentat Nurten Yılmaz Interview mit Georg Tidl Erwin Lanc Muna Duzdar Marko Miloradović Gabriele Heinisch-Hosek Wolfgang Edelmüller Elisabeth Blaha 14Z040222 M Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 Museum für 4,50 4,50 4,50 Caspar Einem 365 Tage im Jahr Arbeitszeitgestaltung Kubas im Wandel und Senad Lacevic 14Z040222 M Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 W. Greif & S. Breiteneder Slavoj Žižek Leila Hadj-Abdou Thomas Riegler Julia Herr David Mum Gernot Stimmer angewandte 4,50 DAS PARADIES 4,50 4,50

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DIE SAMMLUNG Frankfurter , Nr. 10/2015 14Z040222 M , Nr. Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 11/2015 14Z040222 M , Nr. Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 , Nr. 12/2015 14Z040222 M , Nr. Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 Schule , Nr. 2/2016 14Z040222 M , Nr. Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 , Nr. 3/2016 14Z040222 M , Nr. Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110

, Nr. 4/2016 14Z040222 M , Nr. Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 Museum für 4,50 4,50 4,50 , Nr. 1/2016 14Z040222 M , Nr. Wien, ZUKUNFT, zur Herausgabe der Zeitschrift Abs.: Gesellschaft 305/3, P.b.b. Kaiserebersdorferstrasse Euro 1110 angewandte 4,50 DAS PARADIES 4,50 4,50

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