Tages-Anzeiger · Dienstag, 28. August 2007 UNTERLAND 61 Burgspektakel: Nur den Ochsen am Spiess gabs nicht Gut 8000 Besucher und kein mutlich erst im November über die detail- lierten Zahlen verfügen. «Wie versprochen, Dreck: Erschöpft, aber zufrieden werden wir bei einem Erfolg die engagier- zogen die Verantwortlichen ten Vereine daran beteiligen», bekräftigte des Burgspektakels nach dem Grossrieder. Sie wand den Festbesuchern ein Kränzchen: «Es gab keine Verunstaltun- Festwochenende gestern eine gen, wie anderswo nach Festen üblich, und erste Bilanz. es gab keine einzige Reklamation von An- wohnern.» Die OK-Präsidentin lobte auch den grossen Einsatz der rund 400 Helferin- Von Verena Schneider nen und Helfer, die sich zum Teil ganz spon- tan auf dem Festgelände zur Verfügung ge- Regensberg. – Etwa je drei Stunden habe stellt hätten. «Und: Unsere Laus-Tanten sie in den letzten Nächten geschlafen, gab sind übrigens bei ihren Kontrollen tatsäch- OK-Präsidentin Sabine Grossrieder ges- lich fündig geworden.» tern Morgen zu Protokoll. Alle OK-Mit- glieder seien ziemlich erschöpft, aber der Jetzt erst mal wieder durchatmen Erfolg wirkt nach: «Es war ein super Fest, wir haben von rundherum Komplimente Tiefschläge gabs im Vorfeld des Burg- bekommen und sogar die letzten Zweifler spektakels auch. Eine Woche vor dem Fest davon überzeugen können, dass das Burg- stieg aus finanziellen Gründen etwa der spektakel eine tolle Sache ist. Auch die Verpflegungs-Hauptlieferant aus. «Der Verkehrsregelung klappte gut.» Gut 8000 Ochse am Spiess war damit gestrichen – Besucher hätten das Städtchen zwischen erst letzten Donnerstag fanden wir einen Freitagabend und Sonntag besucht, und Metzger, der einsprang», sagte Grossrie- rund 370 Personen sei in der Höfli-Taverne der. So gabs halt Spanferkel und Schaf vom und im Schloss ein mehrgängiges Ritter- Spiess, sehr zur Freude zahlreicher Kinder. mahl serviert worden. Über 100 Rollen- Als schlimmsten Schicksalsschlag musste spieler und gegen 40 Musikanten, Tänzer das Organisationskomitee den Tod eines und Gaukler unterhielten das Publikum. Vorstandsmitgliedes hinnehmen, das Dazu kamen 42 Handwerker, die ihre letzte Woche zu Grabe getragen wurde. Kunst zeigten. Einem Deutschen, der dafür Geistesgegenwärtig reagierten am Hornware mitnehmen wollte, wurde die Sonntagabend die Mitglieder der Com- Einreise verwehrt. «Unsere Leute reisten pany of Saynt George, als nach dem Auf- ja zum Teil aus Polen, Tschechien, tritt des Feuerschluckers die Hauptbühne Deutschland und aus Österreich an – viele in Brand geriet: Kurzerhand füllten sie ihre haben sich über Schikanen am Zoll be- Holzbottiche mit Brunnenwasser und schwert», sagte Grossrieder. löschten das Feuer. Gibt es eine zweite Auflage des Burg- Laus-Tanten wurden fündig spektakels? «Viele wünschen sich das, aber vielleicht wars so grad richtig, mit dem rie- Zahlen zur finanziellen Festbilanz gibt es sigen Wetterglück», sagte Grossrieder. Ei- noch keine. «Wir haben noch nicht einmal nen Entscheid hat das OK diesbezüglich alle Kassen eingesammelt», so Grossrieder. BILD YVON BAUMANN noch nicht gefällt. «Als Erstes müssen wir Finanzchefin Cornelia Gawenda werde ver- Bereit für ein zweites Burgspektakel? Präsidentin Sabine Grossrieder (5. v. l.), weitere OK-Mitglieder und Helfer. jetzt durchatmen, dann sehen wir weiter.»

Niederweningen hat BEZIRK aufgeräumt Milde Strafe für «Pornoforscher» Er hatte Pornobilder aus dem der habe Forschungszwecken gedient und Polizei bei ihm gefunden, davon laut An- Einbürgerungsgesuche . – Die Gemeindever- Internet heruntergeladen und sei deshalb nicht strafbar. Gefragt, worin klageschrift etwa 10 000 solche mit harter abgewiesen waltung Niederweningen hat die Altlasten denn die Forschung bestanden habe, sagte Pornografie. Die Bilder und Filmchen be- in der Verwaltung bald aufgearbeitet. Der ist deshalb verurteilt worden. Der der Angeklagte, er habe sich anhand der zog er – gratis – mittels einer speziellen . – Der Gemeinderat von Ober- Dielsdorfer Bezirksrat beendet jetzt seine Mann aus dem Bezirk Dielsdorf Bilder persönlich weiterentwickeln wol- Tausch-Software im Internet. Die Beson- glatt hat drei Einbürgerungsgesuche abge- aufsichtsrechtlichen Kontrollen. len. Die Darstellungen hätten ihm nämlich derheit dieses Programms ist, dass – so- schrieben, weil die Gesuchsteller die ange- Seit 1993 waren in der Gemeindeverwal- zeigte gestern auch in zweiter psychisch «nicht so gut getan», deshalb lange es aktiviert ist – auch Dritte auf die ordneten Tests in Staatskunde und tung Niederweningen Rügen und Bemer- Instanz wenig Einsicht. habe er noch mehr Bilder heruntergela- Downloads zugreifen können. Der Ange- Deutsch nicht absolvieren wollten. (TA) kungen, die nach Revisionen durch über- den, um herauszufinden, was wohl miss- klagte anerkannte den Sachverhalt grund- geordnete Stellen an die Gemeindebehö- brauchte Kinder oder Tiere gefühlt hätten. sätzlich, bestritt jedoch die Zahl der illega- Totalrevision ren ergingen, immer wieder unbeachtet Von Peter Früh Eine «ziemlich strube Begründung» len Dateien. Darunter seien viele virtuelle, liegen geblieben. Die Missstände betrafen nannte dies der vorsitzende Richter. gezeichnete Bilder und Videos gewesen, der Gemeindeordnung Zürich. – Das Argument, er habe die Bil- die man auch als Kunst betrachten könne. gemäss Gemeindeschreiber Stephan Kno- Oberglatt. – Die Gemeindeordnungen der, die Sex mit Kindern, Tieren und Fäka- Auf Kosten der Eltern Diese Darstellungen hätten ihn teilweise bel die Bereiche Finanzen, Steuern, Buch- der Politischen und der Primarschulge- lien zeigten, nur zu «Forschungszwecken» sexuell erregt, nicht aber die realen Hard- haltung, Archiv wie auch das Bauamt. Dass meinde Oberglatt müssen revidiert und an heruntergeladen, hatte schon vor dem Be- Der Angeklagte, der seine ganze Schul- core-Bilder. Davon sei es ihm vielmehr den Hinweisen nicht die notwendige Be- die seit Januar 2006 gültige Kantonsver- zirksgericht Dielsdorf nicht gestochen. Der zeit in Sonderklassen absolviert hat, schlecht geworden. deutung beigemessen wurde, war aller- fassung angepasst werden. In den nächs- dortige Einzelrichter hatte den Stellen- wirkte unsicher. Einst hatte er als Pizza- Nach kurzer Beratung kamen auch die dings nicht neu. «Der Sachverhalt war be- ten Wochen sollen die beiden Entwürfe losen mit 500 Franken Busse bestraft – wie kurier gearbeitet. Später ermöglichte ihm Oberrichter zum Schluss, der Angeklagte stimmt zehn Jahre bekannt», sagt Knobel. für die neuen Gemeindeordnungen verab- vom Staatsanwalt beantragt. Der Ange- die Invalidenversicherung eine Umschu- sei schuldig im Sinne der Anklage. Nach Die Gemeinde habe in dieser Zeit den Be- schiedet werden. Die Vernehmlassung klagte kam also ziemlich glimpflich davon, lung zum Lagerassistenten. Eine Zeit lang neuem Strafrecht bestraften sie ihn aber zirksrat häufig vertröstet und habe gelobt, läuft danach bis zum 30. November. (TA) sich zu bessern. Nach einer Visitation gleichwohl akzeptierte er das erstinstanzli- arbeitete er in diesem Beruf. Dann sei dies nicht mit einer Busse, sondern mit einer durch den Bezirksrat im September 2006 che Urteil nicht. Am Montag vor Oberge- wegen Depressionen unmöglich gewor- Geldstrafe von zehn Tagessätzen à 50 mussten nun alle Pendenzen abgearbeitet richt erschien der schmächtige, jünger als den, sagte der junge Mann. Seit über zwei Franken. Und sie gewährten den beding- Belagssanierungen werden. «Es war so, als habe man die Ge- seine 32 Jahre wirkende Angeklagte allein. Jahren ist er nun nicht mehr erwerbstätig, ten Vollzug: Der Verurteilte muss die 500 vergeben meinde praktisch neu aufgebaut», sagt Auch das Obergericht wollte ihm für den bezieht aber weder IV-Rente noch Franken nicht bezahlen, wenn er sich wäh- Knobel. Bei den Arbeiten stand der Be- «Bagatellfall», wie sich der Vorsitzende Arbeitslosengeld. Er lebt im Elternhaus rend zweier Jahre nichts zu Schulden kom- Niederweningen. – Für Belagsreparatu- hörde eine spezialisierte Firma zur Seite. Peter Marti ausdrückte, keinen amtlichen auf Kosten der Eltern. In Behandlung we- men lässt. Ihm bleiben aber Gerichts- ren am Grenzweg und an der Sandacher- Daraus ergibt sich eine der Konsequenzen, Verteidiger auf Staatskosten stellen. gen der angeblichen Depressionen steht er gebühren von mehreren Tausend Franken. strasse hat der Gemeinderat von Nieder- welche die Versäumnisse haben: «Die Un- Er fühle sich zu Unrecht verurteilt, denn nicht. Wie er vor Gericht sagte, verbringt Ob die seine Eltern bezahlen werden? Das weningen zwei Offerten eingeholt. Die terstützung verursacht nicht zu vernach- er habe nicht gewusst, dass seine Taten er, abgesehen von Lebensmitteleinkäufen, Obergericht verfügte im Übrigen, dass die Kosten belaufen sich auf 49 000 Franken; lässigende Kosten», so Knobel. Auch die strafbar seien, begründete der Angeklagte seine Zeit weit gehend am Computer. Eine beschlagnahmten Datenträger mit den den Zuschlag erhielt die Firma Neue Bau zusätzlichen Revisionen des Bezirksrats seine Berufung. Die Oberrichter nahmen Freundin oder auch Kollegen hat er nicht. harten Pornos vernichtet werden. Mit dem AG. Im Voranschlag 2007 waren 50 000 gehen zu Lasten der Gemeinde. ihm diese Ausrede ebenso wenig ab wie Über 200 000 pornografische Dateien Antrag, diese seien ihm zurückzugeben, Franken dafür budgetiert. (TA) Die Tatsache, dass es in der Verwaltung das Argument, das Herunterladen der Bil- auf verschiedenen Datenträgern hatte die blieb der «Pornoforscher» chancenlos. zu Versäumnissen kam, hat bei der Entlas- Bewilligung für sung von Gemeindeschreiber Ernst Hurter «eine Rolle gespielt», bestätigt Knobel. Hur- Monday Night Ride ter wurde im Februar freigestellt, sein Re- Niederweningen. – Rund 200 Motorrad- kurs ist noch beim Bezirksrat hängig. (los) fahrer werden am Abend des 8. Oktober – Behörde hält an Pumpwerküberführung fest bei Schlechtwetter am 9. Oktober – auf dem Bahnhofplatz Station Pause machen. Schutz des Grundwasers im Bereich des gen Auflagen bebaut werden. Das heisst REKLAME UB286-H Trotz Vorbehalten beim Kanton Der Gemeinderat bewilligt die Benützung Pumpwerks zwar als unbedenklich bewer- für : Nur wenn kein Alternativ- des Parkplatzes zwischen 19.30 und 21 Uhr kommt die Überführung tete, dies jedoch nicht als Zustimmung standort für ein vergleichbares Verkehrs- für beide Daten (TA) Pumpwerkstrasse im September zum Bau gewertet haben wollte. Das Amt projekt möglich ist, kann ausnahmsweise vor die Gemeindeversammlung. forderte daraufhin die Gemeinde Regens- in der Grundwasserschutzzone gebaut dorf auf, den Nachweis zu erbringen, dass werden. Grundstückgewinnsteuer der projektierte Standort der Überführung Obwohl von Seiten des Awel bis heute die einzige mögliche Variante für ein sol- unklar ist, ob dem Regensdorfer Projekt veranlagt Von Lorenz Schmid ches Bauwerk sei. grünes Licht gegeben wird, sollen die Um- . – Der Gemeinderat hat elf Die Gemeinde Regensdorf bemüht sich zonungen unter diesem Vorbehalt vor die Fälle von Grundstückgewinnsteuern für Regensdorf. – Im Juni präsentierte der Re- nun nach Aussage des stellvertretenden nächste Gemeindeversammlung kommen. insgesamt 436 000 Franken veranlagt. gensdorfer Gemeinderat ein Projekt, mit Gemeindeschreibers Stefan Trottmann «Lehnt die Gemeindeversammlung die Fünf dieser Fälle wiesen dabei keinen Ge- welchem dem seit Jahrzehnten bestehenden um den verlangten Nachweis. «Die Werk- Umzonungen ab, ist das ganze Projekt ge- winn auf. Ausserdem hat er vier Steuerauf- Verkehrsproblem an der Adlikerstrasse bei- abteilung erarbeitet ein entsprechendes scheitert», sagt Trottmann. Stimmen die schübe für Grundsteuern bewilligt und gekommen werden soll. Die Behörde sieht Dossier, welches vom Gemeinderat an ei- Regensdorfer den Umzonungen jedoch zwei Einsprachefälle erledigt. (TA) die Lösung in einer Überführung über die ner der nächsten Sitzungen begutachtet zu, wäre bereits eine Hürde genommen. Bahngeleise zwischen der Moosäcker- und dann dem Awel zugestellt wird», sagt Daraufhin soll im November an der Urne Der Treffpunkt in der Region für: strasse und der Pumpwerkstrasse. Dazu Trottmann. Er zeigt sich verhalten opti- über das Projekt abgestimmt werden. REKLAME VE256-H • Edlen Modeschmuck sind auch Umzonungen notwendig, über die mistisch, dass das Projekt nicht am Veto Gegen die Überführung Pumpwerkstrasse • Scrapbooking • Ereigniskarten an der Gemeindeversammlung vom 17. Sep- des Awel scheitern wird. «Die technische formierte sich jedoch Widerstand von An- • Künstlerbedarf • Textil Styling tember abgestimmt wird. Prüfung verlief reibungslos. Nun geht es stössern. Denn der zu erwartende Mehrver- Ihr Züri-Unterland! Grütpark, Adlikerstrasse 295 Einen Dämpfer erhielt das Projekt aller- noch um die formaljuristische Seite.» kehr bedrohe ansässiges Gewerbe. Übersteht www.zueri-unterland.ch 8105 Regensdorf, T. 043 931 54 71 dings, als bekannt wurde, dass das Amt für Stein des Anstosses sind die Grundwas- das Projekt die Gemeindeversammlung und

www.abalone.ch UB286H.13 Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel) serschutzzonen um das Pumpwerk. Diese die Einsprache des Awel, bleibt den Gegnern die Baupläne mit den Massnahmen zum dürfen nur in Ausnahmefällen unter stren- noch der übliche Baurekurs. Tages-Anzeiger · Montag, 27. August 2007 55

Flughafen: Das traditionelle ZÜRCHER Terrassenfest hat wiederum UNTERLAND 15 000 Besucher angelockt. 57

REDAKTION TAGES-ANZEIGER · ZÜRICHSTRASSE 5 · 8180 BÜLACH · TELEFON: 044 864 85 50 · FAX: 044 864 85 51 · UNTERLAND@TAGES–ANZEIGER.CH Regensberg ins Mittelalter zurückversetzt Ein Sprayer Am Wochenende übernahmen im Schulhaus Rafz. – In der Nacht auf Samstag ist ein die Rittersleute das Kommando 19-Jähriger ins Rafzer Primarschulhaus in Regensberg. Jung und Alt eingedrungen. Dort hat er ein DVD-Gerät zogen in das Unterländer entwendet und einige Wände versprayt. Der Täter konnte bereits ermittelt werden Städtchen – die Besucherzahlen – er hatte es der Kantonspolizei Zürich übertrafen die Erwartungen. auch einfach gemacht. Bei der Tatbe- standsaufnahme fanden die ausgerückten Polizisten im Kopierraum ein Portemon- Von Nico Nabholz, Text, naie mit Ausweisen. Der 19-Jährige, der und David Baer, Bilder daraufhin am Sonntag kontaktiert wurde, gab zu, dass er gegen 5 Uhr in der Früh ins Regensberg. – Ritter, Herolde, Gaukler Schulhaus eingebrochen war. Zur Tatzeit und Musikanten ziehen über die Pflaster- sei er angetrunken gewesen, er habe ein- steinstrassen von Regensberg, im ganzen fach schauen wollen, ob es etwas zu holen Ort wird gewerkt und gehandelt, musiziert gebe. Der angerichtete Schachschaden be- und gespielt. Der Eingang zum Städtchen trägt nach ersten Schätzungen der Polizei wird von Wachen mit Hellebarden und rund 2000 Franken. (og) Schwertern beschützt – an ein Durchkom- men ohne Eintrittsbändel ist nicht zu den- ken. Marktstände mit mittelalterlichen Produkten säumen die Strassen, ein Span- ferkel rotiert über dem Feuer. Das mittel- alterliche Landstädtchen mit seinen rund 26 Waffen in 450 Einwohnern lässt seine Geschichte für ein Wochenende wieder aufleben. Organi- siert wurde das altertümliche Fest vom Bülach gestohlen Verein Burgspektakel Regensberg, die Bülach. – In einer im Hochparterre gele- Festbesucherinnen und Festbesucher sol- genen Wohnung in Bülach haben Diebe len so auf unterhaltsame Art mit der Ge- eine grosse Beute gemacht: Sie haben Ge- schichte von Regensberg vertraut ge- genstände im Wert von rund 80 000 Fran- macht werden. ken mitgenommen. Wie die Kantonspoli- Und die Besucher kamen in Scharen. zei Zürich mitteilt, ist noch nicht klar, wie Die Boppelserstrasse ist gesäumt mit par- sich die Täter Zutritt zur Wohnung ver- kierten Autos, der Parkplatz beim Schüt- schafft haben. Auch der Zeitpunkt der Tat zenhaus unterhalb Regensberg füllt sich steht nicht exakt fest, sie ist irgendwann zusehends – die Zivilschützer, welche den zwischen Mittwochmorgen und Freitag- Verkehr regeln, haben alle Hände voll zu abend erfolgt. In der Wohnung haben die Tun. Auch Extrabusse werden eingesetzt, Diebe 26 Faustfeuerwaffen, Bargeld und um die Besucher an den Ort des Gesche- Schmuck in verschiedenen Schränken und hens zu bringen. «Alle unsere Erwartun- Behältern gefunden. Die Täter sind dabei gen wurden übertroffen», sagt Sabine vergleichsweise vorsichtig vorgegangen: Grossrieder, Vorsitzende des Organisati- Der Sachschaden beläuft sich auf nur ge- onskomitees und Präsidentin des Vereins rade 200 Franken. (og) Burgspektakel Regensberg. «Wir haben mit rund 3000 Besuchern gerechnet», sagt sie begeistert, «doch bereits am frühen Samstagabend wurde diese Zahl übertrof- Auf dem Rhein kommen fen». Einige Leute kommen verkleidet zum Fest, auch viele Familien mit Kindern alle aneinander vorbei sind nach Regensberg gereist. «Wir haben Eglisau. – Motorbootkapitäne, Kanuten, ein super OK-Team. Toll ist auch, dass die Schwimmer und Enten – sie alle benützen gesamte Regensberger Bevölkerung mit- meist gleichzeitig den Rhein. Dass es auch macht», ergänzt Grossrieder. bei schönem Wetter nicht zu Konflikten kommt, gilt ein Kodex. Dieser sorgt auch Der Freiherr besucht das Städtchen dafür, dass es entlang den Ufern sauber bleibt. In diesem Jahr blieb es – auch wet- Einer der Höhepunkte des Festes ist der terbedingt – sehr ruhig. Seite 57 Einzug des Stadtgründers von Regens- berg, Freiherr Lüthold des Fünften. Wie Anno 1244 zieht er hoch zu Pferd mit sei- Dietliker «Sternstunden» nem Gefolge in Regensberg ein und wird halten Dorf auf Trab von den Bauern, Handwerkern und Dietlikon. – Die «Sternstunden», eine Knechten bejubelt. Wer sich nicht ver- Mischung aus Dorffest und Gewerbeaus- neigt und dem Edelmann seine Anerken- stellung, verwandelten Dietlikon am Wo- nung zeigt, wird von seinen Soldaten zu- chenende in ein grosses Festgelände. Die rechtgewiesen – ganz wie im Mittelalter. Zusammenarbeit von Vereinen und Ge- Auf dem Weg durch Regensberg inspiziert werbe brachte eine Vielzahl abwechs- Lüthold der Fünfte die Stadt und erbarmt lungsreicher Ausstellungen, Bars und sich hie und da zu einer milden Gabe für Unterhaltungsangeboten hervor. Seite 58 das Fussvolk. Zur Freude des Publikums lässt der Freiherr seine Soldaten stramm stehen oder zu einer Waffendemonstra- Die Gemahlin des Freiherrn und ihre Entourage (grosses Bild), der Freiherr beim Einzug ins Städtchen (rechts unten), Regensdorfer Fussballer tion antreten – alles soll so authentisch wie Schwertkämpfer in Aktion. Das sonnige Wetter sorgte für gute Laune und ordentlichen Appetit. möglich sein. verlieren unnötig «Als der Freiherr nach Regensberg kam, Schwertkämpfer bieten eine realistisch Fussball. – Der FC Regensdorf hat gegen organisierte er einen Markt für die Bür- anmutende Kampfshow. Sogar ein funkti- den FC Seefeld 1:2 verloren. Dabei hatte ger», sagt Christoph Beck, der für die onstüchtiges Katapult steht auf einer das Spiel gut begonnen. Die Furttaler hat- Show Lüthold den Fünften spielt und Wiese, etwas abseits des Städtchens. Re- «Ein Mittelalterfest passt hierhin» ten in der ersten Halbzeit den Gegner im sonst als Lehrer tätig ist. Er ist Mitglied der gelmässig wird hier demonstriert, was für Herr Kilchen- meindehandwerker und den Förster un- Griff. Doch nach der Pause gelang ihnen 18-köpfigen historischen Schauspiel- eine Kraft diese Wurfmaschine hat: Die mann*, was be- entgeltlich zur Verfügung. nichts mehr. Es reichte nur noch zum An- gruppe «Das Zähringervolk» aus dem ber- rund 700 Kilo schwere Konstruktion deutet das Burg- schlusstreffer durch Mario Spajic in der nischen Burgdorf. «Wir haben Historiker, schleudert Stein- und Eisenkugeln über spektakel für die Wird der Abfall zum Problem bei der ho- 91. Minute. Seite 59 Studenten, Handwerker und einige Lehrer 100 Meter weit durch die Luft. In der Gemeinde Regens- hen Besucherzahl? in unserer Gruppe», so Beck. «Unser Ziel Nacht wird den Besuchern ein besonderes berg? Am Samstagmorgen um sieben Uhr FC Bülach holt ist es, die Geschichte lebendig zu machen Feuerspektakel geboten. Fünf Künstler Wenn in Re- ging der Gemeindehandwerker übers und historisch korrekt wiederzugeben.» zeigen eine Mischung aus Feuershow, gensberg ein Festgelände und hatte verhältnismässig den ersten Saisonsieg Das Fest in Regensberg ist auch für ihn et- Jonglage und Musik – dem Publikum ge- Dorffest steigt, ist wenig Abfall einzusammeln. Es wird re- Fussball. – Der interregionale Zweitligist was Besonderes: «Die ganze Gruppe ist fällts, der Applaus spricht für sich. Auch dies nicht mit an- cycled, und es sind genügend Mülltonnen Bülach konnte sich bei seinem Heimspiel begeistert. Auch für mich ist das Fest in für die Kinder gibts viel zu erleben. So deren Festen ver- vorhanden, welche die Besucher auch be- gegen Frauenfeld zum ersten Mal in der Umfang und Qualität das Grösste, was ich können sie zum Beispiel in der Bastelecke gleichbar. Unser Städtchen hat ein ganz nutzen. Das Konzept war so ausgelegt, jungen Saison drei Punkte sichern. Die Un- bis jetzt gesehen habe.» ihre eigenen Schwerter und Schilder be- besonderes Ambiente, da passt ein Mit- dass möglichst wenig Abfall entsteht. terländer dominierten das Spielgeschehen malen oder ihre Geschicklichkeit bei di- telalterfest wunderbar hin. Auch für über weite Strecken, der einzige Treffer Vielseitiges Festprogramm versen mittelalterlichen Spielen beweisen. den Zusammenhalt der Bewohner ist Sind Sie selber ein begeisterter Historiker? fiel aber erst in der 60. Minute. Seite 59 «So einige Grossstädte können sich eine das Fest toll, denn alle helfen mit. Nein, aber die Geschichte von Re- An 42 Marktständen bekommen die Be- Scheibe abschneiden von diesem Burg- gensberg kenne ich schon. Die Regens- sucher alles, was das Ritterherz höher spektakel hier», sagt Alain Kälin. Der 30- Der Anlass wurde durch einen Regens- berger Vorgeschichte mit ihrer Adels- Das Hochmoor konnte für schlagen lässt. Met beispielsweise, ein Ho- jährige Besucher aus Langnau am Albis im berger Verein organisiert. Was hat die dynastie ist sehr interessant, durch das einmal betreten werden nigwein, wie er schon im Mittelalter her- mittelalterlichen Kostüm ist sichtlich er- Gemeinde beigesteuert? Burgspektakel wird das alles wieder gestellt wurde, ist sehr beliebt bei den freut über das Mittelalterfest. Auch seine Wir haben eine gute Zusammenar- zum Leben erweckt. . – Die Schweizer Hochmoore Festbesuchern. Auch diverse Speisen und Kollegin Eva Huwiler aus Freienstein ist beit mit dem Organisationskomitee und sind geschützt. Sie dürfen normalerweise Desserts sind erhältlich, oft werden diese begeistert. «In der Westschweiz und in unterstützen das Burgspektakel. Die nicht betreten werden. Mit einer Sonder- nach ursprünglichem Rezept in Töpfen Deutschland sind solche Feste häufiger als Gemeinde hat einen bescheidenen fi- * Fritz Kilchenmann ist Gemeindepräsi- bewilligung konnten die Mitglieder des oder auf Holz- und Steinplatten zubereitet. in der Deutschschweiz», sagt die 25-Jäh- nanziellen Beitrag geleistet, zudem stel- dent von Regensberg. Die Fragen stellte Naturschutzvereins Niederhasli am Sams- Auf zwei Bühnen werden mittelalterli- rige, «aber hier ist das Ambiente etwas len wir Infrastruktur sowie den Ge- Nico Nabholz. tag aber ins Moor rund um den Mettmen- che Konzerte vorgetragen, Feuerschlucker ganz Besonderes, Regensberg bietet eine haslisee vordringen – sie leisteten freiwil- zeigen eine brandheisse Darbietung, super Kulisse.» lig einen Pflegeeinsatz. Seite 62 Tages-Anzeiger · Dienstag, 21. August 2007 UNTERLAND 55 Skymetro-Panne Die Adelsgeschichten von Regensberg am Flughafen Der Lokalhistoriker Josef Harder Gefahren. Da Harder keine Belege anführt und mit einem allgemeinen Verweis auf Die U-Bahn zwischen dem hat die Herkunft und das scheinbar gesicherte Fakten heikle Punkte Schicksal der Freiherren von mehr oder weniger elegant umschifft, blei- Dock E und dem Flughafenkopf Regensberg untersucht. Heute ben viele Aspekte offen. Klare Aussagen ist gestern während rund einer sind auch deshalb schwierig, weil der Stunde ausgefallen. wird sein Buch vorgestellt. Grossteil der schriftlichen Belege in die Jahre nach 1270 fällt, als immer mehr Ver- käufe den Niedergang der Freiherren illus- Flughafen. – Ausgerechnet vor der Mit- Von Peter Niederhäuser* trieren. Die frühere Zeit hingegen beruht tagsspitze, um 11.08 Uhr, blieb die Verbin- auf einer so dürftigen Überlieferung, dass dungsbahn zwischen dem Flughafenkopf Regensberg. – Das weithin sichtbare weniger von Beweisen als von Indizien und dem Dock E stehen. Wie Radio Burgstädtchen Regensberg und die mäch- und Vermutungen gesprochen werden Energy vermeldete und Unique später be- tige Ruine Altburg beim Katzensee gehö- müsste. stätigte, löste eine technische Störung bei ren zu den wohl bekanntesten Sehenswür- der Türsteuerung den Unterbruch aus. digkeiten des Zürcher Unterlandes. Beide Familie behält ihre Geheimnisse gehen auf ein Adelsgeschlecht zurück, dessen Namen sich in «Regensberg» und Diese lückenhafte Quellenlage vor Au- «Regensdorf» und dessen Schild sich im gen, bleibt bei der Geschichte der Regens- Gemeindewappen von Regensdorf wie- berger vieles in der Schwebe. So zeigen derfindet. Wie keine andere adlige Familie jüngere Resultate der Bauforschung das der Region machten die Freiherren von Alter des Städtli und damit auch die Politik Regensberg, wie sie sich seit dem frühen der Adelsfamilie in einem neuen Licht, 12. Jahrhundert nannten, im wahrsten während Fragen nach der tatsächlichen Sinne des Wortes Geschichte. Macht und nach den Gründen des steilen BILD PD Abstiegs der Dynastie im Raum stehen Ungewisser Werdegang Die Burgruine von Alt-Regensberg: Eine Zeichnung aus dem Jahr 1740. bleiben. Naheliegenderweise mehr am Glanz als an den Schattenseiten der Dy- Kein Wunder, dass Werdegang und holen: Schritt für Schritt musste sie ihren älteren Arbeiten von Adolf Nabholz und nastie interessiert, bietet die Publikation Schicksal dieser schillernden Dynastie umfangreichen Besitz liquidieren, um Heinrich Hedinger, richtet sich Harder Harders auf jeden Fall zahlreiche Hypo- schon früh die Fantasie beflügelten. Noch gegen 1350 aus den Quellen zu ver- mit dem populärwissenschaftlichen Buch thesen zu einer Adelsgeschichte, die ihre im Mittelalter entstand die Erzählung der schwinden. in Sprache und Inhalt gezielt an ein breites Geheimnisse offensichtlich noch lange so genannten Regensberger Fehde, die bis Rechtzeitig auf das grosse Burgspekta- Publikum, nicht ohne eigene Akzente zu nicht preisgegeben hat. heute das (wenig vorteilhafte) Bild der kel in Regensberg, das in wenigen Tagen setzen. Im Vordergrund steht zum einen Freiherren prägt, vielleicht einen wahren die adlige Vergangenheit des Burgstädt- die (wenig gesicherte) Herkunft, die zu Josef Harder: Die Freiherren von Regens- Kern aufweist, mit der Zeit jedoch immer chens wieder aufleben lässt, erscheint Hochadelsfamilien des 10. Jahrhunderts berg. Herkunft und Geschichte einer ausführlicher wurde. heute ein Buch, das die Geschichte der führt und die Freiherren in die Nähe Kai- Adelsdynastie, Elfundzehn-Verlag, Eglis- 1267 sollen Zürich und Graf Rudolf von Freiherren von Regensberg in gut lesbarer ser Heinrichs III. rückt, zum anderen die au; 104 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, Habsburg in gemeinsamen Aktionen Bur- und reich illustrierter Form nachzeichnet. Spätzeit, wo der Autor den Erzbischof von 24 Franken. gen der Regensberger gebrochen haben, Josef Harder, pensionierter Ingenieur und Salzburg, Eberhard von Regensberg, und nachdem der allzu überhebliche Freiherr engagierter Lokalhistoriker, legt mit der die Regensberger als «Sponsoren» der Die Vernissage findet heute Dienstag um das Begehren der Limmatstadt um Schutz schön gestalteten Publikation ein Werk Manesse-Handschrift, einer prachtvoll ge- 19 Uhr in der Roten Rose in der Oberburg und gute Nachbarschaft schnöde abgewie- vor, das die Frucht seiner langjährigen Be- stalteten Zürcher Liederhandschrift, aus- Regensberg statt. Das System zeigte an, dass die Türen offen sen hatte. Von dieser Niederlage, so sie schäftigung mit «seinem» Städtli und den führlicher würdigt. sind. Stattdessen waren sie geschlossen. tatsächlich stattfand, konnte sich die Städtligründern darstellt. Diese Gewichtung bietet zwar eine ori- * Peter Niederhäuser ist Historiker und lebt «Aus Sicherheitsgründen wurde der Be- Unterländer Adelsfamilie nicht mehr er- Gestützt auf die fundierten, aber doch ginelle Annäherung, ist aber nicht ohne in Winterthur. trieb sofort unterbrochen», sagte Marc Rauch, Mediensprecher der Flughafen- betreiberin. Bis um 12 Uhr konnte die Panne behoben werden. Die Passagiere mussten jedoch vorübergehend mit Bus- sen zu den Abfluggates und zur Ankunfts- halle transportiert werden. Auf Grund der Panne seien aber lediglich zwei Flugzeuge verspätet gestartet. Die Verspätungen be- trugen fünf respektive neun Minuten. Dass es zu keinen weiteren Unregel- mässigkeiten kam, sei auf die Erfahrung mit solchen Pannen zurückzuführen, so Rauch. «Da wir anfänglich häufiger Aus- fälle zu beklagen hatten, funktioniert das Szenario mit den Ersatzbussen sehr gut.» Kurz nach der Einführung der Skymetro, im September und Oktober 2003, lag die Verfügbarkeit der Bahn bei rund 98 Pro- zent. Gemäss Rauch würden sich die Pan- nen nun aber in Grenzen halten. «Letzten Monat konnten wir eine Verfügbarkeit von 99,98 Prozent vorweisen.» (hz)

Huber und Ruosch einzige Kandidaten

Buchs. – Es bleibt bei zwei Kandidaten, welche sich um das nach dem Rücktritt von Luzius Schöb frei gewordene Amt des Buchser Gemeindepräsidenten bewerben. Bis zum Ablauf der Meldefrist am vergan- genen Freitag sind keine weiteren Vor- schläge bei der Gemeindeverwaltung ein- gegangen. Somit kommt es zum Duell zwi- schen Beat Huber (SVP) und Ernst Ruosch (ÜWF). Huber, 42, ist seit fünf Jahren Prä- sident der SVP, verheiratet und Mitglied der Rechnungsprüfungskommission BILD DAVID BAER (RPK). Davor war er vier Jahre lang Mit- Vergleicht die Gegensätze am Pistenrand mit ihrem Charakter: Esther Schiess ist emotional und temperamentvoll, aber auch ruhig und besinnlich. glied der Oberstufenschulpflege. Sein Kon- trahent Ruosch, 69, ist ebenfalls verheira- tet und Vater von zwei Söhnen. Er war Mit- glied der Primarschulpflege und der RPK. Weitere Kandidaten sind noch zugelassen, «Hier werden meine Gedanken offener, und das tut gut» allerdings werden diese nicht auf dem Bei- blatt im Wahlcouvert aufgeführt. Die Wahl Die Theologin Esther Schiess aus und jeder seine eigene Geschichte hat. Das hier, es läuft immer etwas. An diesem Ort niesse ich es umso mehr. Für mich ist es findet am 21. Oktober statt. (ame) ist der Moment, in dem ich ins Philoso- kann man einfach nur sein. ein geschenkter Moment. Und das Tüpfel- Kloten findet ihre Ruhe bei phieren komme – die Menschen, die wun- Die Gegensätze am Pistenrand sind ver- chen auf dem i ist, wenn der Panzerpiste, wo laufend derbare Landschaft und die Flugzeuge aus gleichbar mit meinem Charakter. Ich kann ich diesen Moment mit Flugzeuge starten und landen. aller Welt verleiten mich dazu. Hier wer- sehr emotional und temperamentvoll sein, jemandem teilen kann. » den die Gedanken offener, und das tut gut, aber dann auch wieder die Ruhige, Besinn- Aufgezeichnet von Doro Baumgartner sucht Der Lärm stört sie nicht. denn man dreht sich oft zu sehr um sich liche. Doch ich komme nicht nur wegen des selbst. In solchen Momenten merke ich, Philosophierens hierher. Denn auch für die Gemeindeschreiber Wenn ich hier am Pistenende beim wie auch ich nur ein kleiner Teil von etwas Gaumenfreuden wird vorzüglich gesorgt. Crêpestand an einem Tisch sitze und ganz Grossem bin. Das junge Paar am Stand bereitet mit viel 25 Quadratmeter Otelfingen. – Der Otelfinger Gemeinde- « meinen Blick in die Ferne schweifen Ich versuche, grosszügiges Denken Liebe Crêpes in verschiedenen Variatio- schreiber Johannes Gillardon geht im lasse, in die Glarner und Berner Alpen, auch in meinen Predigten einzubringen, nen zu. Meine Lieblingscrêpe ist die mit nächsten Sommer in Pension. Deshalb geht mein Herz auf. Hier kann ich meine etwas von der Weite des Horizontes. Hier Schinken und Käse. Und was auf keinen Unterland (10) sucht die Gemeinde Otelfingen über die Seele so richtig baumeln lassen. Das Faszi- beim Crêpestand kann ich mir viele Ge- Fall fehlen darf, ist die feine rote, würzige Die Unterland-Ausgabe des «Tages- Gemeinde-Beratungsfirma Steinmann & nierende an diesem Ort ist, dass inmitten danken machen. Obwohl es ziemlich laut Paste, die noch draufkommt. Es ist keine Anzeigers» hat Unterländerinnen Partner nach einer neuen Gemeinde- eines Naturschutzgebietes und direkt vor ist, finde ich hier meine Ruhe. Technik Massenabfertigung. Das junge Paar nimmt und Unterländer gebeten, sie an ei- schreiberin oder einem Gemeindeschrei- meinen Augen Flugzeuge starten und lan- und Natur, zwei vermeintliche Gegen- sich für jede Zubereitung die nötige Zeit. nen Ort mitzunehmen, an dem sie ber, die oder der ab Sommer 2008 die Füh- den. Oft stelle ich mir die Menschen in den sätze, sind hier nahe beieinander, und das Unter den Sonnenschirmen ist eine ge- sich gerne und häufig aufhalten. Un- rung der Verwaltung der 2200 Einwohner Flugzeugen vor und frage mich: Woher sie fasziniert mich. Schaue ich in den Himmel, mütliche, friedliche Atmosphäre, die ich in ser Fotografenteam hat sie dann an zählenden Gemeinde übernimmt. Johan- wohl kommen und von wem sie in Kloten sehe ich drei, vier Milane, die über der vollen Zügen geniesse. Da ich oft unter- diesem Ort fotografiert – in einem nes Gillardon gehört wohl zu den Zürcher erwartet werden. Landepiste kreisen, und von weitem höre wegs bin, habe ich leider höchstens einmal mit Absperrband markierten Geviert Gemeindeschreibern mit den meisten In solchen Momenten merke ich, wie ich schon die Motoren eines nahenden pro Woche Zeit, um an diesen Ort zu kom- von fünf auf fünf Quadratmetern. Dienstjahren: Er ist seit 1974 als Gemein- viele Menschen ganz in meiner Nähe sind Flugzeugs. Ich finde es unglaublich schön men. Aber wenn ich hier bin, dann ge- deschreiber in Otelfingen tätig. (bst) Tages-Anzeiger · Dienstag, 7. August 2007 UNTERLAND 47

NACHGEFRAGT Noch 18 Tage bis zum grossen Burgspektakel «Sind die 50000 Franken Vom 24. bis zum 26. August Sie wollten alles möglichst genau wissen nicht hinausgeworfen?» regiert in Regensberg das über die Zeit zwischen 500 und 1500, so zum Beispiel, in welchen Farben die Ritter SVP-Kantonsrat Hans Frei Mittelalter. Julia Thut zu ihren Turnieren schritten, oder was für investiert viel Geld in seinen steckt noch mitten in den Rüstungen sie genau trugen. Harders grösster Beitrag ans Spektakel war aber Kampf für einen Sitz im National- Vorbereitungen. Für Josef das Texten und Bebildern der zehn Ge- rat. Trotz geringer Wahl- Harder ist die Arbeit getan. schichtentafeln, die den Feldweg südwärts ins Städtli hinein zäumen werden. chancen – er hat Listenplatz 21. Die Tafeln erzählen vom mittelalterli- Von Manuela Moser chen Regensberg bis in die Neuzeit. Von einem Städtli also, welches im Frühmittel- Mit Hans Frei* sprach Regensberg. – Julia Thut und Josef Har- alter unbewohnt war, im Hochmittelalter Simon Eppenberger der: Zwei unter vielen, die beim kommen- von den weitum bekannten Freiherren den Regensberger Burgspektakel mitwir- von Regensberg regiert wurde und im Herr Frei, Sie haben ken. Jetzt, so kurz vor dem Event, trainiert Spätmittelalter, für ein Vermögen an die bereits Ende Juni Thut mit ihrer Bellezza – dem «schönen» Habsburger verkauft, schliesslich an die mit Plakaten den Schimmel – täglich. Dabei tritt die Stute Stadt Zürich verpfändet werden musste. Wahlkampf eröff- erst seit einem Jahr in Shows auf. Und Julia Das bedeutete den Einzug der Landvögte, net – als Erster im Thut, Reiter- und Pferdeausbildnerin mit die bis 1798 die Ländereien regierten und Kanton. Weshalb Erfahrung in der Zirkusarbeit sowie der erst durch die einmarschierenden Franzo- so früh? historischen Dressur, schwärmt: «Bellezza sen für immer vertrieben wurden. Ich will meinen verfügt über eine unglaubliche Ausstrah- Namen in den Vor- lung.» Wohl hat das Pferd diese Wirkung Arbeiten sind abgeschlossen dergrund stellen. seiner speziellen Mischung aus Pony und Mit Listenplatz 21 ist die Ausgangslage nicht Araber zu verdanken. Auch fünf der insgesamt sieben Kir- so vorteilhaft, deshalb musste ich früh auf die Doch der Weg zur gelingenden Show chentafeln, die in der reformierten Kirche Kandidatur aufmerksam machen. Ich will war nicht einfach: Als Julia Thut ihr Pferd in Regensberg ausgestellt werden, stam- nicht gegen die anderen Kandidaten der SVP vor sieben Jahren kaufte, war es wegen men von Josef Harder. Es sind imposante, kämpfen, sondern für mich und die Partei. häufigem Besitzerwechsel ziemlich ver- ein Meter hohe Metalltafeln, die bereits dorben. Thut: «Bellezza hatte das Ver- für das Fest parat sind. Die Arbeiten im Wie viele Plakate waren von Ihnen zu sehen? trauen in die Menschen verloren.» Es Zusammenhang mit dem Spektakel sind Im ganzen Kanton waren es 470. brauchte Jahre, bis sich das sensibel-starke für den Historiker aus Leidenschaft also Pferd dank Geduld, liebevoller Beharrlich- längst abgeschlossen. Er kann sich jetzt Das kostet viel Geld. keit und nicht zuletzt ständiger Aus- und nur noch auf das kommende Fest freuen – Wir hatten 14 Tage während der Sommer- Weiterbildung zu einem motivierten Reit- und auf sein Buch «Die Freiherren von Re- ferien gebucht. Das war günstiger als nach und Showpferd entwickelte. BILDER YVON BAUMANN, DOROTHEA MÜLLER gensberg», welches just ein paar Tage vor den Ferien. Und wir haben Glück, einige Pla- Pferdetrainerin Julia Thut, Historiker Josef Harder: Märchen und Geschichte. dem Event seine Vernissage feiert. kate hängen noch immer. Eine Märchen-Komödie mit Pferd Ein ausgeklügelter Marketing-Gag? als er in den Neunzigerjahren als Gemein- lag es daher nahe, Josef Harder als histori- «Nein», beteuert Harder, «das Buch und Wie hoch ist Ihr Budget für den Wahlkampf? Am Burgspektakel will die 26-jährige derat – wie Harder sagt – «abkommandiert schen Berater beizuziehen. Das war vor das Spektakel trafen rein zufällig aufeinan- Es wird sich wohl auf etwas über 50 000 Aargauerin mit ihrem Pferd insbesondere wurde» für die Leitung der Städtliführun- zwei Jahren. Anfangs wurde er fast täglich der.» Seit seiner Pensionierung vor drei- Franken belaufen. die Kinder unterhalten. Bei der Märchen- gen. Für die Organisatoren des Spektakels mit Mails der Organisatoren bombardiert. zehn Jahren reist Harder nämlich den Spu- Komödie, die während den drei Festtagen ren von Regensberg bis ins Ausland nach; Zahlen Sie das aus dem eigenen Sack? mehrmals aufgeführt wird, geht es um eine er sammelt «einfach alles» über sein Vorneweg zahle ich 25 000 Franken sel- entschlossene Prinzessin, die Ritter wer- Städtli. Und so hatte er schon vor der An- ber. Für den Rest hoffe ich auf Unterstüt- den will (gespielt von Julia Thut), eine ver- frage der Organisatoren wegen der Fülle zung aus dem Komitee und von weiteren zweifelte Amme (gespielt von Simone Worums beim Burgspektakel geht seines Materials – teilweise sind es neu Personen, die mir im Wahlkampf helfen. Kick) und um ein fast verhindertes Drei Tage wird Regensberg mittelalter- 23 Regensbergerinnen und Regensber- entdeckte Erkenntnisse – dieses Buch ge- Schlachtross, Bellezza. «Ob diese Art von lich: Händler bieten Ware feil, Musiker ger um die 40 Jahre, die sich seit zwei plant. Ist das bei Ihrem Listenplatz nicht hinaus- Komödie mit Ross im Mittelalter tatsäch- und Gaukler spielen auf, Ritter liefern Jahren um die Organisation des Grosse- Am meisten stolz macht es ihn, dass Re- geworfenes Geld? lich gespielt wurde, ist schwer zu beant- sich Schwertkämpfe. Für das Festge- vents bemühen. Hauptinitiantin war Sa- gensberg in der «Mannessischen Hand- Nein. Um als Kandidat auf einem hinteren worten», sagt Julia Thut. Bei ihrer Auffüh- lände in der Unter- und Oberburg muss bine Grossrieder, die es geschickt ver- schrift» erwähnt wird, laut Harder dem Platz Aufmerksamkeit zu erregen, braucht es rung am Spektakel kann sie aber auf jeden ein Wegzoll bezahlt und eine Lauskon- standen hat, unterdessen mehr als die «schönsten und wichtigsten Buch aus dem einen gewissen Aufwand. Denn mein Ziel ist Fall auf ihr reiches mittelalterliches Wis- trolle passiert werden. Für Authentizi- Hälfte aller Bewohner von Regensberg Mittelalter». Von den zum Teil professio- ein guter Wahlkampf. Aber man muss rea- sen zurückgreifen. Denn Thut bietet schon tät sorgt auch die international be- ins Fest zu involvieren. «Das Fest hat nellen Mittelalter-Schauspielern, die am listisch bleiben: Der erste oder zweite Er- seit längerem zusammen mit dem Schwe- kannte Compagnie of Saynte George, uns zusammengeschweisst» resümiert Burgspektakel teilnehmen werden (s. satzplatz liegt drin, auf eine direkte Wahl zu den Tomas Schönfeldt Kurse in mittelal- eine Gruppe von Enthusiasten, die das sie denn auch; zudem sind über 100 000 Box), will Harder unbedingt lernen, mit setzen, wäre wohl sehr hoch gepokert. Es ist terlichem Reiten und Fechten an. militärische und zivile Alltagsleben ei- Franken Sponsorengelder zusammen- Feuersteinen Feuer zu machen. Und: Zu auch klar ein Wahlkampf für die Partei. Wir Über das Mittelalter Bescheid weiss ner burgundischen Artillerie-Einheit gekommen. (moa) guter Letzt sei das Event nicht nur ein Fest. wollen den Sitz zurück, den wir bei der letz- auch der Regensberger Josef Harder. Denn des 15. Jahrhunderts nachstellt. Hinter «Für Regensberg bedeutet es auch den ten Wahl verloren haben. Geschichte hat den 78-jährigen Pensionär dem Verein Burgspektakel stecken www.burgspektakel.ch von uns Alten lang ersehnten Generatio- schon immer interessiert; und diejenige nenwechsel. Wir haben lange darauf ge- Wie geht es jetzt weiter bis zur Abstimmung seines Wohnorts spätestens seit der Zeit, wartet, dass uns die Jungen ablösen.» am 21. Oktober? Für den Wahlkampf habe ich einen Smart als Werbeträger angeschafft. Das kommt sehr positiv an. Weiter werde ich an Podi- umsdiskussionen teilnehmen und mit Inse- Perfekte Sicht auf himmlische Laurentius-Tränen raten auf mich aufmerksam machen. Der August ist der Monat der gantische Windschutzscheibe, in der die dem lateinischen Sternbildnamen und der Nachdem Kaiser Valerian Papst Sixtus II. *Hans Frei, 54, sitzt seit 1996 für die SVP Sternschnuppen. In den Voll- winzigen Staubpartikel mit rund 60 km/s Endung «-iden» gekennzeichnet. Die Au- hatte enthaupten lassen, sollte Laurentius im Kantonsrat Zürich. Davor war er zwölf Geschwindigkeit eingefangen werden und rigiden entspringen beispielsweise dem das gesamte kirchliche Eigentum heraus- Jahre Gemeinderat in Regensdorf. Er ist mondnächten vom 12. und 13. verglühen. Was wir als Sternschnuppe Fuhrmann (Auriga), die im Oktober auf- geben. Doch der Diakon verteilte das Ver- Landwirt und wohnt in Regensdorf-Watt. August fallen stündlich bis zu wahrnehmen, ist aber nicht etwa das Glü- tretenden Orioniden, dem Himmelsjäger mögen an die Gemeinde und liess Arme hen des Teilchens, sondern die Entladung Orion und die Perseïden dem Sternbild und Kranke sich auf einem Platz versam- 200 Tränen vom Himmel. der angeregten Luftmoleküle. Perseus. Nach geschichtlicher Überliefe- meln, wo er sie als den wahren Reichtum rung wird der Perseïden-Strom in Erinne- der Kirche vor den Augen des Kaisers prä- Meteorregen benannt nach Märtyrer rung an einen christlichen Märtyrer auch sentierte. Der Kaiser liess Laurentius da- Neues Projekt für Von Thomas Baer Laurentius-Tränen genannt. Die Legende raufhin foltern und am 10. August 258 n. Sternschnuppen gibt es das ganze Jahr erzählt, dass Laurentius als erster Diakon Chr. in Rom auf einem eisernen Gitterrost Metzgerhalle Dielsdorf Bülach. – Bereits in der letzten Juli-Wo- hindurch zu beobachten. Je nachdem, in von Rom für die Verwaltung des örtlichen den qualvollen Feuertod sterben. Seither che konnten vereinzelte Sternschnuppen welchem Sternbild sie ihren Ursprung ha- Kirchenvermögens und dessen Verwen- fallen alljährlich zu dieser Zeit die Lauren- Dielsdorf. – Das ursprünglich geplante des legendären Perseïden-Meteorstroms ben, werden die einzelnen Ströme mit dung zu sozialen Zwecken zuständig war. tius-Tränen vom Himmel. Projekt auf dem Areal Metzgerhalle mit erspäht werden. Richtig gut wird die Sicht einem auffälligen Neubau des Bauherrn aber erst Mitte August – pünktlich zum und Architekten Frank Schäfer (TA vom Höhepunkt des astronomischen Phäno- Der Sternenhimmel im August 2007 4. April), das dieser gemeinsam mit Martin mens. Die Erde durchfliegt dieser Tage die Reusser vom Regensberger Architektur- Auflösungsprodukte des Kometen 109P / büro Lüthi und Partner ausgearbeitet hatte, Swift-Tuttle, der nach mehrjähriger Ver- Mondphasen Anblick des abendlichen Sternenhimmels Planeten fand bei der Gemeinde wenig Gegenliebe. spätung im Dezember 1992 letztmals Mitte August 2007 gegen 21.45 Uhr MESZ Zu reden gaben offenbar ungenügend ein- Letztes Viertel 5. August Merkur unsichtbar durch das innere Planetensystem flog, da- (Standort: Bülach, Sternwarte) Venus unsichtbar gehaltene Grenzabstände sowie die man- bei viel Staub auf seiner Bahn zurückliess Neumond 13. August Erstes Viertel 21. August Mars ab Mitternacht gelnde Einordnung in die Kernzone. und im August 1993 für einen regelrechten Vollmond 28. August Jupiter bis Mitternacht Nach verschiedenen Gesprächen mit Sternschnuppenregen sorgte. Selbst die- Saturn unsichtbar der Baukommission hat der Bauherr des- ses Jahr können vom 11. bis 13. August noch Erdnähe: 4. und 31. August Uranus Abendhimmel halb sein Baugesuch zurückgezogen und Erdferne: Neptun ganze Nacht bis zu 200 Meteore pro Stunde gesichtet 19. August vor kurzem ein gemäss Reusser «ganz werden, mitunter auch sehr helle Objekte, Mond bedeckt die neues Projekt» eingereicht, das derzeit bei so genannte Feuerkugeln oder Boliden. Plejaden Ereignis der Gemeinde aufliegt. Ganz Abstand ge- Da wir am 13. August Neumond ver- Am frühen Morgen des Venus wechselt vom «Abend- nommen hat man vom Pultdach auf dem zeichnen und daher einen absolut dunklen 7. August bedeckt die stern» zum «Morgenstern». Neubau, das durch ein Giebeldach ersetzt Himmel geniessen dürften, herrschen abnehmende Mond- Sie zieht dabei 8° südlich worden ist. Wie Gemeindeschreiber Ernst heuer ideale Beobachtungsbedingungen. sichel zwischen an der Sonne vorbei 2 und 3.30 Uhr und kann Ende Mo- Egli mitteilt, ist mit einer Baubewilligung Die beste Sicht auf das Spektakel bietet MESZ die nat in der Morgen- im Laufe des Septembers zu rechnen – sich etwas abseits von störendem Fremd- Plejaden. dämmerung er- vorausgesetzt, der Kanton genehmigt das licht auf einem Hügel mit Sicht nach Nord- späht werden. Projekt ebenfalls. Gemäss Martin Reusser osten, wo gegen 23 Uhr die Sternbilder soll mit dem Umbau der Altliegenschaft Cassiopeia und Perseus aufgehen. Die nun erst im Winter gestartet werden (ves) Sternschnuppen scheinen dann alle aus demselben Punkt am Himmel zu entsprin- gen und sich radial in alle Himmelsrich- REKLAME VE256-H tungen zu zerstreuen – ähnlich einer Auto- fahrt in dichtem Schneegestöber, wenn sich die Flocken aus derselben Quelle Ihr Züri-Unterland! kommend auf der ganzen Frontscheibe www.zueri-unterland.ch verteilen. Genauso verhält es sich mit dem «Raumschiff Erde». Durch die irdische At- mosphäre blicken wir wie durch eine gi- Tages-Anzeiger · Freitag, 20. Juli 2007 UNTERLAND 49

FC Bülach mit neuem Hauptsponsor Bülach. – Der FC Bülach hat einen neuen Hauptsponsor. Ab der Saison 2007/08 geht er mit dem Logo der Architektur- büro Oskar Meier AG (www.omag.ch) auf Punktejagd. Die Bülacher Generalunter- nehmung und Immobilienfirma löst das Restaurant Frieden ab, das zwölf Jahre lang Hauptsponsor des FC war. (TA)

LESERBRIEF SVP fordert Verzicht auf Asylzentrum

Zum geplanten Asyldurchgangszentrum beim Bahnhof Eglisau.

Das Sozialamt des Kantons will in Eglisau nach wie vor ein Asyldurchgangszen- trum mit rund 120 Plätzen bauen. Die SVP Eglisau ver- langt vom zuständigen Re- gierungsrat Hans Hollen- stein den Verzicht auf die- ses Projekt, und zwar aus folgenden Gründen: 1. Die Zahl der neuen Asyl- gesuche ist in kurzer Zeit auf rund die Hälfte zurückgegan- gen. Das revidierte Asylgesetz und die Nothilferegelung für Asylbewerber, auf deren Gesuch nicht eingetreten wurde, entfalten ihre Wirkung. Für Asylbewerber, die keine Asylgründe im Sinne des Geset- zes geltend machen können, ist die Asylsu- che in der Schweiz «unattraktiv» gewor- den. Es ist deshalb schwer verständlich, warum im Kanton Zürich quasi auf Vorrat BILD DAVID BAER ein neues Durchgangszentrum erstellt Heidy Gwerder ist glücklich mit ihrem Garten voller Harmonie, wo lebendige Frösche und selbst getöpferte und vielleicht sogar echte Trolle leben. werden soll. Dies umso mehr, als der Bund bestrebt ist, künftig das ganze Asylverfah- ren in den Empfangs- und Verfahrenszen- tren abzuwickeln. – 2. Im Kanton Zürich sind in letzter Zeit mehrere Asylzentren «Ein Garten voller Liebe und Fabelwesen» geschlossen worden. So wird das Zentrum Hammermühle in Kemptthal durch die Heidy Gwerder, 56, teilt ihren Hand, legt ihn auf seine Schulter und Die Tiere geben dem Garten auch etwas Natürlich würde ich meinen Garten kantonalen Stellen nicht mehr belegt. Der schwimmt mit ihm eine Runde im Teich. zurück. Beispielsweise entsorgen sie die gerne vergrössern und da und dort Bäume Bau eines neuen Zentrums erscheint vor Garten mit Trollen. Diese leben Rundherum gedeihen Seerosen, Schilf und Algen im Schwimmteich und halten ihn anpflanzen. Aber wir sind glücklich mit diesem Hintergrund geradezu absurd. – dort, ist sie überzeugt. Doch die Pfeifenputzer. Aber auch meine selbst ge- sauber. Nur wenn die Wassertemperatur unserem Raum voller Liebe. Jetzt ist er 3. Eglisau ist für ein Durchgangszentrum Hüntwangerin schafft die Fabel- töpferten Keramikfiguren sind hier ausge- über 27 Grad ist, bilden sich Algen. Ein- bis voll im Saft – ideal, äusserst schlecht geeignet. Die Lage in un- stellt: Pinguine, Meerjungfrauen, Frösche zweimal im Jahr müssen wir den um hier draussen mittelbarer Grenznähe und an den Haupt- wesen auch als Kunstfiguren. und Schlangen. Schwimmbereich leeren und den Schmutz zu töpfern. » achsen von Strasse und Bahn nach Zürich In meinem Garten suchen sich Kunden absaugen. Aufgezeichnet von Heinz Zürcher und Richtung Flughafen lädt zum Drogen- In meinem Garten wollte ich einen eine Figur, ein Kunstobjekt oder einen Ich bin überzeugt, dass in unserem Gar- handel und zu anderen illegalen und kri- Raum voller Liebe, voller Harmo- Blumentopf aus – zugleich lassen sich die ten auch Trolle leben. Sie achten darauf, minellen Handlungen geradezu ein. Geeig- « nie schaffen. Das war mein Ziel. Teilnehmer meiner Töpferkurse von die- dass die Natur in diesem Garten gedeiht. nete Alternativstandorte (zum Projekt in Und ich denke, dass es mir auch gelungen ser Umgebung inspirieren. Überall gibt es Ich sehe sie zwar nicht, aber ich spüre, 25 Quadratmeter Bahnhofnähe) gibt es in Eglisau nicht. ist. In unserem sieben mal viereinhalb Me- etwas zu entdecken. Der Garten ist aber dass sie da sind, mitarbeiten und helfen. Auf Grund intensiver Kontakte mit der ter grossen Schwimmteich ist nicht nur für jedermann zugänglich: am Montag von Mein Mann sieht das zwar etwas anders. Unterland (2) Bevölkerung ist die SVP Eglisau über- Platz für mich, meinen Mann und meinen 19 bis 22 Uhr, am Mittwoch von 9 bis 12 Mir gefällt auch dieser Kraftpunkt hier: zeugt, dass eine Forcierung dieses Projekts 16-jährigen Sohn. Im Becken halten sich Uhr und am Freitag von 13.30 bis 17.30 Uhr. eine kreisförmige Lücke, die sich beim Bau Die Unterland-Ausgabe des «Tages- grössten Widerstand in der Gemeinde und auch Molche und Frösche auf. Mein Mann und ich haben diesen Gar- des Gartensitzplatzes ganz zufällig erge- Anzeigers» hat Unterländerinnen einen eigentlichen «Volksaufstand» zur Die Frösche machen natürlich auch ten nicht entworfen. Er ist nach und nach ben hat. Ich habe sie mit einer Keramik- und Unterländer gebeten, sie an ei- Folge hätte. Die SVP Eglisau fordert den Krach. Besonders im Frühling und im entstanden. Auch der Gemüsehügel, der platte belegt, auf der Erde, Mond, Sonne nen Ort mitzunehmen, an dem sie Gemeinderat auf, bei den zuständigen Sommer hört man sie oft quaken. Das Qua- nicht wie andere Gärten in Beete unterteilt und Universum zu erkennen sind. Wenn sich gerne und häufig aufhalten. Un- Stellen zu intervenieren und alle rechts- ken ist aber ein Zeichen der Lebensfreude, ist. Tomaten, Gurken und Beeren wachsen mir danach ist, stehe ich auf die Platte und ser Fotografenteam hat sie dann an staatlichen Mittel gegen den Bau des Asyl- die sie nach der Paarungszeit ausdrücken. hier ganz ungeordnet. Mir ist vor allem die lade mich mit Energie auf. Ein weiterer diesem Ort fotografiert – in einem Durchgangszentrums auszuschöpfen. Das ist jedenfalls meine Wahrnehmung. Vielfalt wichtig. Ich will keinen ‹gepützel- Kraftort ist mein Weidenhaus: eine Art mit Absperrband markierten Geviert Einer der Frösche ist besonders zutraulich. ten› Garten, sondern einen, der lebt, der Steh- und Sitzraum, der von dichten Wei- von fünf auf fünf Quadratmetern. ROGER BEUCHAT, EGLISAU Mein Sohn nimmt ihn ab und zu in die bewohnt wird. den umgeben ist. Präsident SVP Eglisau Blaufahrer ohne Führerausweis Zivilschutzeinsatz am Burgspektakel Regensberg. – Zivilschutz und Burgspek- baren Einsatz bei einer Verkehrsübung takel profitieren gegenseitig voneinander: habe es für die Zivilschutzleute bislang Wie gestern bekannt wurde, übernimmt noch nie gegeben. Während schon Pio- bleibt seiner Gerichtsverhandlung fern die Zivilschutzorganisation Lägern-Egg nierarbeiten – zum Beispiel im Natur- während der Festtage vom 24. bis 26. Au- schutzgebiet Neeracher Ried – geleistet Ein 50-Jähriger ist in Dielsdorf tenlage gefällt. Erklärungen des Angeklag- Verfügung des Strassenverkehrsamtes für gust die Verkehrsführung des Grossanlas- wurden, sei man mit einem Betreuungs- ten, die oft halt auch einfach nur Aus- acht Monate entzogen worden. ses. Insbesondere werden die Zivilschutz- dienst dieses Ausmasses noch nie kon- ohne Führerausweis, dafür mit flüchte sind, werden nicht vorgebracht. Deshalb hat sich der Angeklagte gemäss leute die Parkplätze zuweisen. Erwartet frontiert gewesen. Wild sagt: «Wir haben 2,7 Promille Alkohol im Blut mit Beteuerungen, dass einem das Vorgefal- Staatsanwaltschaft dem vorsätzlichen werden an die 15 000 Besucher. eigentlich auf einen derartigen Anlass ge- seinem Wagen gefahren. Ges- lene Leid tue und sicher nie mehr vorkom- Fahren in fahrunfähigem Zustand und dem «Ein enormer Nutzen für uns», sagt wartet.» men werde, fliessen so nicht in die Urteils- vorsätzlichen Fahren trotz Führerausweis- Thomas Wild, stellvertretender Komman- 30 Zivilschutzleute werden im Einsatz tern hätte er vor Gericht erschei- findung ein. Ein gewiefter Anwalt hätte entzug schuldig gemacht. Dafür soll er mit dant der Sektion Lägern-Egg. «Wir kön- stehen; sie wurden bereits durch die Feu- nen sollen. gestern wohl zur Abwendung einer Strafe einer Geldstrafe von 200 Tagessätzen zu nen bei diesem Übungseinsatz nicht nur erwehr instruiert. Einsatzleiter sind Bern- argumentiert, dass eine Alkoholkrankheit 40 Franken (8000 Franken) bestraft wer- unsere Teamarbeit überprüfen, sondern hard Schenk, Daniel Kunz und Daniel vorliege, die inzwischen therapiert werde, den. auch unsere Planungsfähigkeiten im Amsler. Kanton und Gemeinden bewillig- Von Oliver Graf sodass ein Rückfall nahezu vollständig Schichtbetrieb beüben.» Einen vergleich- ten das Unterfangen. (moa) ausgeschlossen werden könne. Kein Gefängnis dank neuem Recht Dielsdorf. – Man wartete. Die erste Abtei- Dies alles ist gestern vor dem Bezirksge- lung des Bezirksgerichts Dielsdorf war richt Dielsdorf ausgeblieben. Und so dürfte Auch wenn der Angeklagte gestern frei- REKLAME VD599-H gestern um 10.30 Uhr bereit. Präsident der 50-Jährige wohl weit gehend im Sinne willig darauf verzichtete, sich zu rechtfer- Harry Kalt und die beiden Richterinnen Anklage bestraft werden. Denn die Schrift tigen und damit noch etwas um die Höhe Silvia Zürcher und Katharina Schafroth der Staatsanwaltschaft, die in Folge des der Strafe zu feilschen, kommt er dennoch Tanz Fitness …in deiner Nähe sassen längst im grossen Saal. Angesetzt Fernbleibens des Angeklagten unwider- vergleichsweise gut weg. Verantwortlich war vor der Sommerpause noch einer die- sprochen blieb, ist deutlich abgefasst. Der dafür ist die neue Strafgesetzgebung, die an ser vielen Fälle, in denen es um Fahren in Mann ist gemäss Anklage vor einem Jahr Stelle von kurzen Gefängnisstrafen nur angetrunkenem Zustand geht. Der Richter von Dielsdorf noch Regensdorf und wieder noch Geldstrafen vorsieht. Dem Angeklag- Bülach: 076 319 88 83 und die Richterinnen warteten auf den zurück gefahren. Dazwischen hielt er sich ten hätte ohne diese Änderung gedroht, Kloten: 079 455 86 55 Angeklagten. Vergeblich. Der 50-Jährige in einem Restaurant auf, wo er mehr als ein, dass er drei Monate hinter Gittern hätte : 044 851 22 04 tauchte auch nach Ablauf der so genann- zwei Stangen Bier getrunken haben dürfte. verbringen müssen. Seine Fahrt mit 2,66 Wallisellen: 078 600 72 00 ten Respektsstunde nicht auf. Das Richter- Denn auf dem Rückweg, den er nach Mit- Gewichtspromillen hat er nämlich unter- Zürich: 079 420 29 32 gremium zeigte sich darüber nicht sonder- ternacht zurücklegte, war er alles andere nommen, als noch immer seine Probezeit lich überrascht. Der Angeklagte hatte be- als nüchtern. Die Staatsanwaltschaft geht des früheren Vergehens lief, die ihm auch reits im Vorfeld angedeutet, dass er der von einem Blutalkoholgehalt von mindes- den Fahrausweisentzug eingebracht hatte. GRATIS Verhandlung fernbleiben werde. tens 2,66 Gewichtspromillen aus. Die im Dezember 2005 ausgesprochene be- Der Betrunkene hätte an jenem Abend dingte Strafe von drei Monaten Gefängnis Probetraining Anklage bleibt unwidersprochen also nicht fahren dürfen. Dies aber nicht soll laut Anklageschrift widerrufen wer- nur wegen der eingenommenen Getränke den. Wegen der neuen Strafgesetzgebung Dies ist ein Vorgehen, das sich für Ange- – sondern weil er gar nicht mehr im Besitz wird diese aber eben in eine Geldstrafe um- www.jazzercise.ch klagte meist nicht auszahlt. Das Urteil eines Führerausweises war. Dieser war gewandelt. Die drei Monate sind in den be- wird in solchen Fällen auf Grund der Ak- ihm bereits zwei Monate zuvor mit einer antragten 8000 Franken enthalten. Tages-Anzeiger · Samstag, 7. Juli 2007 UNTERLAND 59 Schulhausareale werden zur verbotenen Zone Die Rümlanger Schulpflege Art will sich die Primarschulpflege nicht Niesper nur mutmassen. Vermutlich seien mal wegen Rauchpetarden in der Bahnhof- mehr länger gefallen lassen. Ab sofort gilt es einheimische Jugendliche, die vom unterführung ausrücken. reagiert auf Fälle von grobem zwischen 22 und 7 Uhr ein Aufenthaltsver- Bahnhof her aus dem Ausgang in Zürich Auch auf den Strassen der Gemeinde Vandalismus: Nachts darf sich bot auf den beiden Schulanlagen Worbiger kommen und auf ihrem Nachhauseweg hatten Vandalen gewütet. Im Juni wurden ab sofort niemand mehr auf den und Rümelbach. Selbst wer sein Fahrrad «noch Energie abladen wollen». Deshalb mehrmals Dolendeckel aufgemacht – was des Nachts dort abstellt, kann verzeigt und sei das Schulhaus Worbiger auch beson- für Kleinkinder und Velofahrer besonders beiden Schularealen aufhalten. gebüsst werden. ders betroffen: «Es liegt auf dem Durch- gefährlich ist. Und laut Sicherheitsvor- zugsgebiet.» Weil die Vandalenakte stand Samuel Sauter werden seit einem Die Handhabe fehlte bisher schlimmer geworden seien, so Niesper, halben Jahr mindestens einmal im Monat Von Manuela Moser überlege man sich auch das Anbringen beleuchtete Strassenteiler abgeschlagen. Roland Niesper von der Primarschul- einer Überwachungskamera. «Denn ver- Hat Rümlang also ein besonderes Van- Rümlang. – Randaliert wird meistens in pflege Rümlang begründet: «Wir mussten mutlich hat sich in Rümlang zurzeit eine dalenproblem? Dazu Sauter: «Das ist der Nacht. So auch auf dem Areal des zu dieser Massnahme greifen, weil die Gruppe gefunden, die immer wieder zu schwierig zu sagen. Ich denke, die Bereit- Rümlanger Schulhauses Worbiger: Unbe- Vandalenakte auf den beiden Schularealen solchen Vandalenakten fähig ist.» schaft, fremdes Eigentum zu beschädigen, kannte hatten dort vor ein paar Wochen in den letzten zwei Jahren massiv zuge- hat allgemein zugenommen.» Zudem sei elf Glaselemente der überdachten Passe- nommen haben.» Bislang habe der Schul- Andere neuralgische Punkte auch der Alkoholkonsum bei Jugendlichen relle zwischen Sekundarschulhaus und pflege jedoch die Handhabe gefehlt, auf gestiegen. Doch, so Sauter, in Rümlang Turnhalle eingeschlagen. Schadens- die Randalierer zu reagieren. Zwar pa- Tatsächlich fielen gehäufte Zerstörun- habe sich die Situation tatsächlich ver- summe: 25 000 Franken. Im letzten Jahr trouillieren bereits heute sporadisch pri- gen in letzter Zeit auch an andern Orten in schlechtert. «Vor allem passieren häufiger hatte ein ähnlich teurer Fall für Aufruhr vate Sicherheitsleute auf dem Areal, doch der Gemeinde auf: Im Mai und Anfang Sachen, die eindeutig über einen Buben- BILD YVON BAUMANN gesorgt: Unbekannte waren auf das Dach wie Niesper sagt: «Die Präsenz allein ge- Juni wurde zum Beispiel der Blechkasten streich hinausgehen.» Der Gemeindepoli- Die reformierte Kirche in Embrach. des Schulhauses geklettert, hatten die Ab- nügt anscheinend nicht. Dank dem Verbot der Texaid-Sammelstelle beim Hallenbad zist von Rümlang patrouilliere deswegen wasserläufe mit Sand gefüllt und einen können wir nun konkret handeln.» zweimal hintereinander angezündet. Je- seit einem Jahr nicht nur tagsüber, son- Stau provoziert. Das Resultat: ein erhebli- Wer für diese Zerstörungsakte verant- desmal brannte er von innen her aus. Zu- dern gezielt auch ein bis zweimal pro cher Wasserschaden. Vandalenakte dieser wortlich ist, darüber kann Schulpfleger dem musste die Feuerwehr im März vier- Monat in der Nacht durchs Dorf. Kanton überträgt drei Kirchenhäuser Nebst Lufingen erhalten auch die Modellautofreaks kämpfen in Dielsdorf um Meisterehren reformierten Kirchgemeinden Dieses Wochenende flitzen in auf der Dielsdorfer Bahn ihre Runden dre- Embrach und Niederweningen hen. «Man muss sein Auto auf die Bahn ab- Liegenschaften vom Kanton. Dielsdorf die Modellautos um stimmen», erklärt Wüst, «denn jede Stre- die Wette. Auf einer der letzten cke ist anders». Da spiele die Erfahrung Rennbahnen ihrer Art misst eine entscheidende Rolle. Man wisse mit Embrach. – Bis 2011 will der Kanton alle der Zeit, wie man sein Auto zurecht ma- kirchlichen Liegenschaften, die sich noch sich die internationale Szene. chen muss, damit möglichst schnelle Run- in seinem Besitz befinden, an die entspre- denzeiten erreicht werden können. «Für chenden Kirchgemeinden abtreten. Be- Besucher ist der Samstag sicher der inte- schenkt werden auch mehrere Gemeinden Von Nico Nabholz ressantere Tag», so Wüst, «da sieht man im Zürcher Unterland: Die reformierte alle Autos, egal welcher Klasse, miteinan- Kirchgemeinde Lufingen erhält noch in Dielsdorf. – Der Regen hinterlässt grosse der auf der Bahn fahren». diesem Jahr das Pfarrhaus (der TA berich- Lachen auf der Rennbahn, der Lehmboden tete), zusammen mit 680 000 Franken, die ist aufgeweicht. «Wir haben die Hoffnung Nur zwei Bahnen in der Schweiz für die Renovation und den Unterhalt der noch nicht aufgegeben, dass das Wetter nächsten 15 Jahre bestimmt sind. am Wochenende schöner wird», sagt Mi- Die Rennbahn mit ihren Schanzen und 2009 soll Niederweningen der Kirch- chael Wüst, Aktuar des Vereins Elektro Steilwandkurven schlängelt sich zwi- turm übertragen werden – entschädi- Offroad Club Dielsdorf (Eocd). Eine weit schen Naturschutzgebiet und Hunde- gungslos, wie der Regierungsrat gestern gehend trockene Bahn sei Voraussetzung sport-Übungsplatz auf einer Länge von mitteilte. Abgeltungszahlungen für den für ein Rennen, die Modellautos im Mass- rund 190 Metern dahin. «Die Vereinsmit- zukünftigen Unterhalt würden keine ge- stab 1:10 könnten sonst Schaden nehmen, glieder haben alles selber errichtet», sagt leistet. Dafür sollen aber ausstehende so- erklärt der 37-Jährige aus . Wüst, «inklusive der Zeitmessanlage und wie kurz- oder mittelfristig geplante Un- Am Samstag und Sonntag treffen sich dem Rennleiter-Container.» Viele Mo- terhaltsarbeiten noch ausgeführt werden. die Freunde der kleinen Flitzer in Diels- dellauto-Clubs haben das Problem, Land 2011 folgt die Übergabe der Embracher Kir- dorf, auf der Bahn des Eocd findet der für ihre Bahnen zu finden. «In der ganzen che an die reformierte Kirchgemeinde – fünfte Alpenclub- sowie der vierte Schweiz gibt es nur noch eine weitere auch hier ohne finanzielle Abgeltung für Schweizer Meisterschafts-Lauf statt. Freiluftstrecke, so wie wir sie hier ha- den zukünftigen Unterhalt des Gebäudes. ben», sagt der Oberweninger, «und die Internationales Teilnehmerfeld steht in Luzern». Der Eocd existiert seit Fünf bis acht Millionen Franken Anfang 1993, das Land gehört je zur Hälfte «Bis jetzt haben wir rund 70 Anmeldun- der Sportanlage Erlen und der Gemeinde. Insgesamt werden vom Kanton acht gen für das Rennen», sagt Wüst. Bereits «Wir sind froh, dass wir das Land nutzen Pfarrhäuser und sieben Kirchen den be- zum zwölften Mal rasen die Modellautos können», sagt Wüst. troffenen Kirchgemeinden abgetreten. Die hier um die Wette, jedes Jahr organisiert An diesem Wochenende starten 10 von Kosten für Unterhaltsarbeiten und Abgel- der Eocd dieses Rennen. «So viele Teil- den aktuell 40 Aktivmitgliedern des Mo- tungszahlungen in der Höhe von fünf bis nehmer wie dieses Jahr hatten wir noch dellauto-Clubs. «Ich bin zufrieden mit acht Millionen Franken verteilen sich auf nie», freut sich Wüst: «Neben den Schwei- der Beteiligung aus unserem Club», sagt den Zeitraum von 2007 bis 2011. Nach Ab- zern kommen auch Teilnehmer aus Öster- der 37-Jährige, «man ist nicht nur wegen schluss des Projekts seien alle Kirchge- reich und Deutschland». Gefahren wird in der Rennen im Eocd, der Spass an der Sa- meinden im Kanton für den Unterhalt der vier verschiedenen Klassen: Buggys mit che steht für uns im Vordergrund.» Das Liegenschaften selber verantwortlich. Zweiradantrieb, Buggys mit Vierradan- Altersspektrum im reinen Männerverein Auslöser des Ganzen ist die neue Kan- trieb, Monstertrucks und Einsteiger. ist gross: Vom 10-jährigen Knaben bis tonsverfassung, die auch das Verhältnis Dieses Wochenende entscheidet sich, zum 50-jährigen Mann sind alle vertreten. zwischen den Landeskirchen und dem wer Schweizer Meister wird. Zudem wird Doch dieses Hobby ist nicht ganz billig. Staat neu regelt. So soll die Unabhängig- eine weitere Runde für die Wertung der «Mein Auto hat rund 1000 Franken gekos- keit der reformierten und der katholischen Europameisterschaft ausgetragen. Am tet, die Fernsteuerung so um die 300 Kirche vergrössert werden, indem der Samstag findet das offene Training statt, BILD YVON BAUMANN Franken», erklärt Wüst. Zudem dürfe Kanton Pfarr- und Kirchenliegenschaften alle Teilnehmer aus jeder Klasse dürfen Michael Wüst startet mit seinem Rennauto in der Klasse «Zweiradantrieb». man das Basteln nicht scheuen. an die Kirchgemeinden überträgt. (dns) Die schöne Lage allein half den Freiherren von Regensberg nicht Zur Einstimmung auf das auf die Geschichte des Städtchens mit sei- stand, liegen – bis auf Ulrich, dessen Südtirol und nach Salzburg. Eberhard von satz zu ihren Konkurrenten, den Herren nen Bewohnern auf dem Berg ein. Re- Grabplatte im Städtchen zu sehen ist – Regensberg kam dort zu hohen Würden, von Toggenburg, jedoch nicht gelang. Be- Burgspektakel im August gab gensberg könne als «leuchtendes» Bei- alle Regensberger Adligen begraben. Die war er doch der Erzbischof mit der längs- reits ab 1250 finde man eine auffällige Historiker Peter Niederhäuser spiel einer Investitionsruine der damali- erfolgreichsten Regensberger wagten ten Regentschaft in der späteren Geburts- Häufung von Verkaufsurkunden, weiss einen Einblick in Aufstieg und gen Zeit herhalten. Nach einer relativ sich weit in fremde Lande vor. Einer starb stadt Mozarts. In jener Blütezeit versuch- Niederhäuser. kurzen Blütezeit starb nämlich das Ge- auf einem Kreuzzug nahe Jerusalem, ein ten die Freiherren auch, sich selber als Fall des Städtchens Regensberg. schlecht der Freiherren von Regensberg anderer ging nach Prag in Böhmen, ins Grafen betiteln zu lassen, was im Gegen- Ausgestorben im Exil jäh aus. Als der Forscher auch Erbschaftsstrei- Von Christian Wüthrich Regensberger als Erzbischof tigkeiten innerhalb der besten Adelsfami- lien erwähnte, lachten die gut drei Dut- Regensberg. – Bauliche Tätigkeit hatte Erstmals urkundlich erwähnt wurden zend Zuhörer, vielleicht auch etwas er- sich schon früh eingestellt am Ostaus- die Regensberger 1092 als Besitzer der leichtert. Desillusioniert horchte man, läufer der Lägeren. Doch damals galt die Altburg bei Regensdorf. Dort befand dass dies zur Familienaufspaltung in zwei Lage hoch über dem Zürcher Unterland sich ihr damaliger Stammsitz. Die Frei- Linien, jene von Ulrich und jene von Lü- nicht per se als privilegiert. Das Leben in herren gründeten etliche andere Städt- told führte. Es sei aber wohl nicht der aus- der Höhenlage stellte neue Herausforde- chen nicht nur im Unterland. So reichte schweifende Lebensstil gewesen, der den rungen und war nicht minder beschwer- das Einflussgebiet bis ins Zürcher Ober- rasanten Niedergang einleitete, meinte lich als unten im Umland der Freiherren länder Grüningen, nach Rüti und Fried- Niederhäuser. Das Ende besiegelten viel- von Regensberg. «Die aufstrebenden berg bei Meilen und in den angrenzen- mehr machtpolitische Gründe, fehlender Unterländer Adeligen konnten zu jener den Aargau, etwa nach Kaiserstuhl. Der Einfluss und ungünstige Bewirtschaftung Zeit um 1240 ein weit herum sichtbares rasche Aufstieg wurde unterstützt durch des verzweigten, nicht zusammenhängen- Zeichen der Macht setzen», erklärte Pe- geschickte Heiratspolitik, indem Re- den Territoriums. Als letzte Adlige des ter Niederhäuser in seinem Referat. Im gensberger systematisch höher gestellte Geschlechts der Regensberger wird Gräfin Keller der Roten Rose, einem alten Ge- Gräfinnen ehelichten. Adelheid genannt. Nach dem Verkauf ih- mäuer oben im Städtchen, sassen am Mit der Gründung des Klosters Fahr im res Gutes zog sie nach Balm bei Rheinau Donnerstagabend interessierte Nachfah- Limmattal um 1130 schufen sich die hiesi- und starb 1353 bei Schaffhausen. Gewinner ren der Freiherren von Regensberg. gen Freiherren, die anfänglich im Gefolge des veränderten Machtgefüges waren die Der Winterthurer Historiker wollte der Zähringer agierten, in der Regjon ein Habsburger, in deren Besitz das Städtchen nicht nur vom mittelalterlichen Leben an grosses Renommee. In der aargauischen überging. Als Nachfolger der Regensber- sich erzählen und damit «Wasser in den Enklave im Kloster Fahr, die damals wie BILD PD ger stieg in der Folge das Geschlecht der Katzensee tragen.» Deshalb ging er sofort heute unter der Aufsicht von Einsiedeln Regensberg, in einem Kupferstich von David Herrliberger, um 1740. Landenberger auf. Tages-Anzeiger · Samstag, 7. April 2007 UNTERLAND 61

BILDER PD, KANTONALE DENKMALPFLEGE ZÜRICH Weltordnung im Mittelalter: Klerus, Adel und Bauern. Erste bildliche Darstellung Regensbergs (Stumpf-Chronik, 1548): Dauernde Angst vor Krankheiten, Unwettern und Kriegen. Das tägliche Leben als Angst, Mühsal und Plackerei Regensberg inszeniert mit einem Mittelalter, diese tausendjährige Epoche man, verheiratete sich und starb auch. Linie gut singen können («cantate bene» im Kindsbett. Wer das 20. Lebensjahr er- zwischen dem Jahr 500 und dem Jahr 1500, 90 Prozent der einfachen Leute waren in stand ganz oben auf dem Anforderungska- reichte, hatte als Mann zwar gute Chan- Burgspektakel das Mittelalter soll als buntes Spektakel inszeniert wer- der Landwirtschaft, also mit der Sicherung talog). Und die Spiel- und Theaterleute auf cen, gegen 50 Jahre alt zu werden. Aber als Fest der Kultur und der den: Edle Herrschaften, martialische der Ernährung beschäftigt. Die restlichen dem Jahrmarkt berichteten zwar von der eine freudige Aussicht war auch dies nicht. Lebensfreude. Der kommune Kriegshandwerker, Händler und Köche, 10 Prozent betätigten sich im so genannten Welt ausserhalb des Unterlandes. Aber Der Körper wurde ob der harten Arbeit Feuerschlucker und Bogenschützen, Bedarfsgewerbe – als Schuhmacher, was sie berichteten, gehörte vor allem in schnell alt und verbraucht. Zahnweh war Unterländer hatte in dieser Gaukler und Musikanten – sie alle werden Schneider, Müller oder Schmiede. die Rubrik «Unglücke und Verbrechen». ein permanenter Begleiter. Und im Winter Epoche freilich wenig zu feiern. vorführen, wie prall das Leben vor gut vier Dass der einfache Unterländer Mitte des war der Schutz gegen die Kälte oft zu Dutzend Generationen im Burgstädtchen Weite Ried- und Sumpflandschaften 13. Jahrhunderts erfahren hat, dass man in schwach. Die Folge: Erfrierungen an Ze- auf der Lägern gewesen sein soll. Köln mit dem Bau einer Kirche begonnen hen und Fingern. Die einseitige Ernährung Von Urs Tremp «Natürlich gab es Lustbarkeiten und Wie viele Leute damals im Unterland hatte, wie die Welt noch keine gesehen (Hauptnahrung: Hafermus) führte zu Festivitäten», sagt Thomas Meier. «Doch lebten, ist schwierig zu rekonstruieren. hat, oder dass er etwas mitbekam von den Mangelkrankheiten. Rheumatische Regensberg. – Fröhlich dudelt das diese waren der schmalen Schicht der Ad- Schriftliche Auszeichnungen gibt es kaum. Gedanken eines Thomas von Aquin (ge- Schmerzen waren die Folge, aber auch Krummhorn. Es lädt zum Tanz. Über dem ligen vorbehalten. Fürs gemeine Volk gabs Immerhin aber ist verbürgt, dass um die storben 1274), darf bezweifelt werden. Blindheit oder Sehschwäche. Der beis- Feuer brutzelt appetitlich ein riesiger einmal im Jahr den Jahrmarkt, und es gab Mitte des 13. Jahrhunderts – im späten sende Rauch in den Häusern, die oftmals Ochse. Wein gibts à discrétion. Je später die kirchlichen Feiertage. Aber das wars Hochmittelalter also – bereits die Siedlun- Sterben gehörte zum Alltag gar keinen Kaminabzug hatten, griff der Abend, umso ausgelassener die Stim- dann.» Meier muss es wissen. Er ist Histo- gen bestanden, aus denen die noch heute Augen und Lunge an. In die medizinische mung. Nur im Gebüsch und unter einer riker, wissenschaftlicher Mitarbeiter an bestehenden Dörfer wurden. Und die Me- Kölner Dom und Scholastik werden die Kunst der Ärzte, die tatsächlich auch für hohen Mauer klampft ein blond gelockter der Universität Zürich und Spezialist für tropole Bülach war bereits ein Städtchen Bauern rund ums Neeracher Ried auch die Landleute ihre Dienste anboten, hatten Jüngling auf seiner Laute und singt eine das Mittelalter (Mediävist). Er ist in Bü- und Marktort. Es gab viel mehr Wald als herzlich wenig interessiert haben. Sie hat- diese allerdings kein grosses Vertrauen. verliebte Weise – auf dass das langhaarige lach aufgewachsen und hat die Verfasser heute (Buchenwälder), das Neeracher ten genügend zu tun mit dem strapaziösen Was Wunder: Die schmerzhaften Tortu- Burgfräulein, das verträumt im Fenster der Kantonsgeschichte beim Kapitel über Ried war wesentlich grösser, und der Glatt Alltag. Eine Missernte und damit Mangel ren und radikalen Behandlungsmethoden liegt, sein «Tandaradei» erhöre, nach die Zeit der Klöster, Ritter und des Klein- entlang dehnten sich längere Riedland- an Nahrung schwebte als dauernde Angst (Quecksilber-Tinkturen bei Syphilis) en- unten eile, sich auf den Pferderücken adels im Kanton Zürich beraten. «Das Mit- schaften aus. Eine einzige Brücke in Glatt- über ihrem Leben. Das Wetter war quasi deten nicht selten tödlich. Gebete und Seg- schwinge und mit dem edlen Barden auf- telalter war zwar nicht, wie es lange darge- brugg führte von West nach Ost und um- der natürliche Feind. Nie konnte man wis- nungen mit Reliquien waren wesentlich breche in eine Zukunft, die trotz der fins- stellt wurde, ein Zeitalter der Finsternis, gekehrt. «Aussenkontakte gab es kaum», sen, wann Hagel, Dürren, Kälteeinbrüche sanfter – auch wenn der Heilungserfolg tern Nacht hell am Himmel leuchtet . . . denn es herrschten vielerorts und über sagt Meier. «Und auch ein begabter, neu- zu verheerenden Hungersnöten führen dieser frommen Therapien meist auch So stellt der Mensch des 21. Jahrhun- längere Zeiten hier zu Lande durchaus zi- gieriger junger Mensch hatte praktisch würden. Dazu kam die Angst vor Seuchen, gleich null war. derts sich gerne das Mittelalter vor. Nicht vilisierte Zustände. Das alltägliche Leben nicht die Möglichkeit, über seine ange- die ganze Landstriche entvölkerten (die mehr – wie noch vor einem Vierteljahr- war für die einfachen Leute aber eine stammte Welt hinauszukommen. Mit viel, verheerendste Pestepidemie grassierte im Bettstatt aus Laubsäcken hundert – als Zeitalter der Finsternis, des ziemliche Plackerei.» viel Glück setzte sich der Pfarrer für einen Unterland im Jahr 1348). Und schliesslich Aberglaubens, der Raubritter und der des- Jüngling ein, dass dieser eine Ausbildung konnte jederzeit ein Krieg durchs Land Die Häuser der kommunen Landbevöl- potischen Herrscher, sondern als eine Kein weiter Horizont machen konnte, um Priester zu werden.» ziehen, der gleichfalls Tod und Verwüs- kerung waren aus Lehm, hatten ein Stroh- Epoche kultivierter Lebensfreude, als Sin- Doch wie und wo sollte intellektuelle tung bringen konnte. dach, waren ganz einfach eingerichtet. nenfest in einer einfachen und überblick- Tatsächlich dürften die meisten Men- Neugier auch geweckt werden? Der Pfar- Sogar ohne diese drei grossen Todbrin- Bretterböden gabs kaum, die Räume hat- baren Welt. schen, die damals im Unterland lebten, rer war zumeist die einzige gebildete Per- ger gehörte das Sterben zum Alltag der ten Erdböden. Geheizt waren nur Küche Das Städtchen Regensberg, das in die- kaum weiter als über ihre unmittelbare son, mit der die einfachen Leute Kontakt Menschen im Mittelalter. Säuglings- und und Wohnraum. Geschlafen wurde auf sem Sommer zum Burgspektakel lädt (24. Umgebung hinausgekommen sein. Will hatten. Doch dieser Pfarrer musste – so Kindersterblichkeit waren hoch. Und die Laubsäcken. Gekleidet waren die Men- bis 28. August), ist keine Ausnahme. Das heissen: Wo man geboren wurde, lebte wünschten sich seine Schäfchen – in erster Hälfte der Frauen starb bei einer Geburt schen in einfache Leinenhosen, -röcke, Hemden und Blusen. Im Winter mussten eine Barchent-Jacke oder ein Barchent- Mantel genügen. Immerhin gabs so etwas wie Modeströmungen auch bei den Bau- Mittelalterliche Spuren im Unterland: Wohnburgen und Pilgerherbegen ersleuten schon im Mittelalter. Jedenfalls hat man festgestellt, dass es im 14. Jahrhun- dert schick wurde, seine Kleider blau zu färben. Blau löste Grau als Modefarbe ab. Dass das Mittelalter trotz diesen wenig komfortabel anmutenden Umständen, die Menschen derart fasziniert, dass sie sich in Mittelaltervereinigungen zusammen- schliessen, sich an Wochenenden zum Wettkampf im Kettenhemd treffen oder zur «Tafeley» laden, erklärt sich der Zür- cher Mediävist Thomas Meier damit, dass «uns diese Epoche gleichzeitig fern und Burgruine Alt-Lägern: Die Burg auf Ruine Pflasterbach, Steinmaur: Im 13. Ruine Freienstein: Die Wohnburg war Ruine Altburg, Regensdorf: Von den nah ist». Will heissen: Wie unsere Sied- dem Grat der Lägern westlich der Hoch- und 14. Jahrhundert soll sich in Sünikon 1254 ein Geschenk Conrads von Tengen Regensbergern um 1040 erbaut. Im lungslandschaft heute aussieht, ist damals wacht wurde Mitte des 13. Jahrhunderts (Steinmaur) eine einfache Wohnburg be- an seine Tochter. 1338 von den Zürchern 15. Jahrhundert vom Textilhändler Ru- in seinen Grundzügen geschaffen worden. gebaut. Sie existierte nur rund 50 Jahre. funden haben. Die freigelegten Über- zerstört, wurde sie wieder aufgebaut. dolf Mötteli erworben und erweitert. Doch wie wir heute darin leben, unter- Die Bewohner, die Ritter von der Lägern, reste dürften indes von der dazugehören- Nach mehreren Besitzerwechseln haben Nach der Enteignung Möttelis durch die scheidet sich fast ein Jahrtausend später verarmten und starben aus. den Pilgerherberge stammen. die Kyburger die Burg 1446 abgebrannt. Stadt Zürich als Steinbruch genutzt. grundlegend. Der heutige und nicht adlige Unterlän- der dürfte dafür ziemlich dankbar sein.

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BEZIRK DIELSDORF Echte Hochzeit soll Burgspektakel krönen Steinmaur beteiligt sich Die Vorbereitungen für das Ende hat einem Schauspieler die Figur des Lü- am Rechenzentrum tolf V. übertragen, der während des Festes Steinmaur. – Die Gemeinde Steinmaur be- August stattfindende Burgspek- an verschiedenen Schauplätzen auftau- teiligt sich mit 30 Aktien im Gesamtwert takel laufen auf Hochtouren. Ein chen und referieren wird. von 30 000 Franken am Aktienkapital des Brautpaar aus dem Unterland Rund 200 Schausteller, Gaukler, Musi- Verwaltungsrechenzentrums St. Gallen. kanten, Wahrsager und Handwerker wer- Dieses ist eine Non-Profit-Organisation in feiert sogar eine richtige mittel- den während der drei Festtage das Städt- Form einer Aktiengesellschaft, die Ge- alterliche Hochzeit. chen bevölkern, dazu kommen etwa gleich meinde- und Kantonsverwaltungen – so viele freiwillige Helfer. Für sie wird der auch jener von Steinmaur – moderne Infor- Verein historische Kostüme mieten. Wie matikanwendungen zur Verfügung stellt. Von Verena Schneider viel Publikum erwartet wird, können die Die jährliche Dividende ist statutarisch auf Organisatoren nicht abschätzen. «Mit maximal fünf Prozent begrenzt, und diese Regensberg. – Zwischendurch sei sie 2000 Besuchern kommen wir finanziell Maximalausschüttung sei in den letzten 20 schon an ihre Grenzen gestossen, sagt Sa- über die Runden, doch mehr als 6000 Per- Jahren stets vorgenommen worden, teilt bine Grossrieder, Präsidentin des Vereins sonen verträgt das Städtchen rein räum- der Gemeinderat Steinmaur mit. (pfr) Burgspektakel. Sie ist die Initiantin des lich nicht», sagt Sabine Grossrieder. Festes, das vom 24. bis 26. August in Re- gensberg stattfinden wird (TA vom 8. No- Eine Hochzeit als Höhepunkt Gefährliche Einmündung vember 2006). wird saniert Die Vorbereitungsarbeiten nehmen die Einer, der sich sofort vom Virus Mittel- Vorstandsmitglieder und die zahlreichen alter anstecken liess, ist Hans-Ulrich War- Steinmaur. – Die Einmündung der Gott- Helfer zeitlich stark in Anspruch, und fast tenweiler aus Oberhasli, Numismatiker hardstrasse/Heugasse in die Hauptstrasse alle haben Familie und gehen ihren Beru- und Inhaber einer renommierten Münz- soll im kommenden März saniert und si- fen nach. Doch die Vorstandssitzung handlung in Zürich. «Ich werde mit dem cherer gestaltet werden. Der Gemeinderat letzte Woche hat Grossrieder wieder Auf- Fallhammer Münzen mit dem Regensber- hat das Projekt genehmigt und die entspre- trieb gegeben. «Das Fest wird eine tolle ger Wappen prägen», sagte er sich, nach- chenden Kredite im Gesamtbetrag von Sache!», ist sie überzeugt. Die Suche nach dem er im TA vom Burgspektakel gelesen 173 000 Franken freigegeben. Neu soll die Sponsoren sei gut angelaufen, bereits hät- hatte, und rief kurzentschlossen Sabine Heugasse rechtwinklig in die Hauptstrasse ten einige Firmen finanzielle oder mate- Grossrieder an. Sofort nach diesem Ge- einmünden. Die Milchgenossenschaft ist rielle Unterstützung zugesagt. Auf den spräch hatte er die zweite Idee. «Ich bereit, in einem Landabtausch die benö- letzten Aufruf hätten sich zahlreiche BILD PD wollte unbedingt an diesem Fest auch tigte Fläche abzutreten. Im Zuge der Sa- Handwerker gemeldet, die an Ständen zei- Auch Fecht-Schaukämpfe wird man am Festwochenende bewundern können. gleich heiraten – dafür musste ich meine nierung der Einmündung werden auch die gen werden, wie ihr Beruf im Mittelalter zukünftige Frau aber erst anfragen. Zum dortigen Wasserleitungen ersetzt und ein ausgeübt wurde. Bäckermeister René Als Mitwirkende im Service für das Rit- Auch mit der Gemeinde muss einiges ge- Glück ist sie wie ich etwas verrückt und Teilstück der Meteorwasserleitung er- Fleischli war einer der Ersten gewesen; er termahl im Höfli-Keller wurden die Re- klärt werden: Am Fest wird Alkohol ausge- sagte spontan zu», erzählt Wartenweiler. stellt. Die Bauzeit soll rund sechs Wochen wird Brot nach mittelalterlichen Rezepten ganbühne Regensdorf und die Näppi- schenkt, und Strom und Wasser braucht es Schade sei einzig, dass er und Maria Dolo- dauern. (pfr) herstellen. Dazu kommen Drechsler, bühne Oberhasli angefragt. «Die Idee ist, ebenfalls. res Hernandez – so heisst die Braut – nicht Schuhmacher, Filzer, Schneider, Papier- dass die Laienschauspieler in mittelalterli- Die bekannte Company of Saynt George gleich vor Ort standesamtlich getraut wer- Keine Umplatzierung schöpfer und weitere Handwerker. «Ein cher Sprache servieren – mal schauen, ob wird mit 40 Mitwirkenden bei der Ober- den dürften. Doch ein Schauspieler wird Schmied fehlt uns noch», erwähnt Sabine sich das realisieren lässt», erklärt Gross- burg ein Heerlager aufschlagen, die die Trauung nach mittelalterlichen Ge- der Asylbewerber Grossrieder, «und toll wäre auch, wenn rieder. Im Gespräch ist der Verein auch Gruppe «Freywild» mittelalterliche bräuchen am Festort nachvollziehen. Vor . – Nachdem der Kanton die sich noch zwei bis drei Vereine als Helfer mit Bauern, die Strohballen und Gerät- Schaukämpfe im Fechten zeigen. entsprechend gewandeten geladenen Gäs- Quote der Asylbewerber von 0,7 auf 0,5 für die Gastwirtschaften melden würden.» schaften zur Verfügung stellen sollen, Nicht zuletzt nimmt auch die Figur des ten, versteht sich. Prozent der Wohnbevölkerung gesenkt etwa für die Absperrung der Mandach- Freiherrn Lütolf V., der einst das Städt- Für das Fest am Abend hat das Braut- hat, müsste Boppelsen nur noch sechs Per- Lokale Institutionen angefragt wiese. Dort werden die Mitglieder des chen Regensberg bauen liess, Gestalt an. paar den Rittersaal gemietet, «und es wird sonen Asyl gewähren. Dennoch können «Comites Feriati» Wettkämpfe in Arm- Dafür besorgt ist Rudolf Boss, der wäh- mit Sicherheit kein Filet Mignon serviert», die neun Asylbewerber zweier Familien Ihre Unterstützung für den gastronomi- brust- und Bogenschiessen austragen. Da- rend kurzer Zeit in der Stiftung Schloss lacht der gut fünfzigjährige Bräutigam. aus Angola in der Gemeinde bleiben – sie schen Service in der Knappenstube bereits für muss die kantonale Fachstelle Natur- Regensberg als Lehrer unterrichtete und Und gesteht, doch etwas nervös zu sein. hätten sich recht gut eingelebt, wie der Ge- zugesagt hat die Landfrauenvereinigung schutz nach einem Augenschein noch den heute im Schloss Burgdorf museumspäda- meinderat mitteilte. (ep) des Bezirks Dielsdorf. oberen Teil der Mandachwiese freigeben. gogische Führungen für Kinder macht. Er www.burgspektakel.ch

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Zürich Marathon 1.April 2007

Willkommen beim schnellsten Marathon der Schweiz und den schönsten 42,195 km von Zürich. Anmeldung und Infos: www.zurichmarathon.ch

Anmeldeschluss: 19. Februar 2007 e x ss.ch

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