Hitler Eine Bilanz.Pdf
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Buch Guido Knopp zeichnet ein umfassendes Porträt jenes Mannes, der für die schreck- lichsten Erfahrungen des 20. Jahrhunderts steht und die Geschichte vieler Völker auf grausame Art geprägt hat. Bei der Suche nach den Wurzeln seiner Schrek- kensherrschaft lenkt der Autor den Blick sowohl auf den Politiker als auch auf den Privatman Adolf Hitler. Das Buch präsentiert die Ergebnisse jahrelanger Re- cherche, die unter Mitarbeit einer Gruppe international angesehener Berater zu- sammengetragen wurden. Guido Knopp fasst das komplexe Thema verständlich und gut lesbar zusammen, so dass es auch geeignet ist, jüngere Leser an die un- vergesslichen Geschehnisse der Vergangenheit heranzuführen. Autor Prof. Dr. Guido Knopp, geboren 1948, war nach dem Geschichststudium Redak- teur der «FAZ» und Auslandschef der «Welt am Sonntag». Seit 1984 leitet er die ZDF-Redaktion Zeitgeschichte und unterrichtet an einer deutschen Hochschule Journalistik. Für seine Fernseh-Dokumentationen, die auch in Buchform erschie- nen, hat er zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u.a. den Jakob-Kaiser-Preis und das Bundesverdienstkreuz. Im Goldmann Verlag ist von Guido Knopp ausserdem erschienen: Hitler – Eine Bilanz (15352) • Hitlers Helfer I (12762) Hitlers Helfer II (15017) • Hitlers Krieger (15045) • Hitlers Kinder (15121) Hitlers Frauen (15212) • Holocaust (15152) • Die SS (15252) Die Saat des Krieges (15037) • Kanzler (15067) • Top-Spione (12725) Unser Jahrhundert (15044) • Vatikan (15007) • Die Gefangenen (15323) Sie wollten Hitler töten (15340) Guido Knopp Hitler – Eine Bilanz In Zusammenarbeit mit Stefan Braubruger, Christian Deick, Rudolf Gültner, Peter Hartl, Jörg Müllner Dokumentation: Sönke Neitzel, Ursula Nellessen, Klaus Sondermann GOLDMANN Umwelthinweis: Alle bedruckten Materialien dieses Taschenbuches sind chlorfrei und umweltschonend. Der Wilhelm Goldmann Verlag, München, ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH. Einmalige Sonderausgabe Juli 2005 Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH © 1995 by Siedler Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH Umschlaggestaltung: Design Team München Umschlagfoto: Visum/Dashuber (1348319) Druck: Clausen & Bosse; Leck Verlagsnummer: 15352 KF • Herstellung: Sebastian Strohmaier Made in Germany ISBN 3-442-15352-2 www.goldmann-verlag.de Eingescannt mit OCR-Software ABBYY Fine Reader Inhalt Keine Angst vor Hitler 7 Der Verführer 31 Guido Knopp/Peter Hartl Der Privatmann 91 Guido Knopp/ Stefan Brauburger Der Diktator 161 Guido Knopp/Christian Deick Der Eroberer 209 Guido Knopp/Rudolf Gültner Der Verbrecher 267 Guido Knopp/Jörg Müllner In Sachen Hitler – 50 wichtige Bücher 317 ausgewählt von Guido Knopp Bildnachweis 320 Keine Angst vor Hitler Wer sich nur schaudernd abwendet, macht es sich zu leicht.... Er mag ein schreckliches historisches Phänomen gewesen sein, aber er war ein wichti- ges historisches Phänomen, und wir können es uns nicht leisten, ihn unbe- achtet zu lassen. Hugh Trevor-Roper, 1961 Es ist Zeit, Bilanz zu ziehen. Über fünf Jahrzehnte nach dem Tode Hitlers ist es nicht mehr nötig, Angst vor ihm zu haben. Hitler ist durchschaut. Er kann uns nicht gefährlich wer- den. Noch nie ist ein Politiker in einem einzigen Jahrzehnt so geliebt und so ver- flucht worden wie er. Noch nie ist einer so total gescheitert. Alles, was er je gewollt hatte, misslang. Alles, was er je erstrebt hatte, verkehrte sich ins Gegenteil. Er wollte der Retter Europas sein. Stattdessen wurde er zum Fol- terknecht des Kontinents und fast zu seinem Henker. Er wollte von Europa aus die Welt beherrschen. Stattdessen wurde das gespaltene Europa 40 Jahre lang zum Mündel zweier fremder Supermächte. Er wollte an der Spree die Welthauptstadt Germania bauen. Stattdessen wurde die zerbombte und ge- teilte Stadt zum Kampfplatz für den Kalten Krieg. Er wollte die kommuni- stische Herrschaft zerstören und ermöglichte es Stalin, sein Imperium bis zur Elbe auszudehnen. Er wollte die Juden Europas vernichten und trug mit dazu bei, dass ein starkes souveränes Israel entstand. Bis zum Fall der Mauer war die zweigeteilte Welt Europas eine späte Rache Adolf Hitlers. Beide deutsche Staaten, seine Erben, mussten an der Naht- stelle der Blöcke atomare Geiseln ihrer Prinzipale sein. Ihr Territorium war das potentielle Schlachtfeld eines nuklearen Holocaust, in dem die Deut- schen sich im Massengrab vereint gefunden hätten. Das ist überwunden. Deutschland ist, ein Glück und eine Gnade der Ge- schichte, neuvereint und frei. Auch frei von Hitler? Nein, wir haben ihn nicht überwunden. Hitlers düsterer Schatten ist noch immer sichtbar. Nach wie vor ist er, ein Österreicher, weltweit der bekann- teste Deutsche – immer noch vor Beckenbauer, Helmut Kohl und Boris Becker. Wir würden uns so gerne von ihm lösen, würden gerne ein «normales» Land sein. Doch wir werden immer wieder gnadenlos auf ihn zurückgeführt. Wir sind noch immer Hitlers Erben, ob wir wollen oder nicht. Wir werden ihn nicht los. 8 Erst heute, nach Jahrzehnten, offenbart sich, dass das eigentliche Menetekel seiner Herrschaft, eigentlicher Sündenfall des zwanzigsten Jahrhunderts, nicht der Krieg mit seinen offenen Schrecken, sondern ein verborgenes Ver- brechen war. Auschwitz – die Erfahrung dessen, was der Mensch dem Men- schen antun kann: Vertilgung seinesgleichen, Massenmord nach Plan – mechanisch, systema- tisch, gründlich. Der Krieg, so furchtbar er auch für die Zeitgenossen war, tritt in der nüchternen historischen Betrachtung fast zurück. Er wirkt mitun- ter wie ein Mantel, unter dessen Hülle sich der Holocaust verstecken und vollziehen konnte. Dieses düstere Erbe Hitlers lastet auf uns Deutschen: Es hat unser Selbst- vertrauen nahezu zerstört. Wie können wir uns trauen, wenn wir ihn gewählt haben? Wie können wir uns trauen, wenn wir ihn umjubelt haben? Wie können wir uns trauen, wenn wir ihm in seinen Krieg gefolgt sind? Wie können wir uns trauen, wenn wir Auschwitz zugelassen haben? Hitlers Erbe: ein ängstlicher Konformismus der Demokratie. Nur wenn er Glück hat, gilt der Aussenseiter als Exzentriker. Hitlers Erbe: eine unerfüllte Sehnsucht, dass Gesellschaft auch Gemein- schaft sein soll. Hitlers Erbe: eine eingeschränkte Fähigkeit, mit Gegenwart und Zukunft unbefangen umzugehen. Es ist, als sähen wir die Gegenwart zunächst im Rückspiegel der Nazizeit, als fühlten wir in uns die innere Verpflichtung, unser Antinazitum tagtäglich beweisen zu müssen – auch wenn es gar nicht nötig ist. Wir scheuen uns, Hochbegabte besonders zu fördern, weil wir fürchten, dies erinnere an Eli- tezüchtung à la Napola. Wir können nicht gelassen über Sterbehilfe disku- tieren, weil uns die Erinnerung an Hitlers mörderische «Euthanasie» zum Schweigen bringt. Wir können uns nicht unbefangen um die Gentechnolo- gie bemühen, weil uns Hitlers Rassenwahn vom Herrenmenschentum im Nacken sitzt. Seit Hitlers Ende definieren wir von vornherein als prinzipiell normal, was unter Hitler andersherum geregelt war. Wir sind die Geiseln unserer Vergangenheit. Wenn wir mit dem deutschen Trauma Hitler fertig- werden wollen, müssen wir uns mit ihm auseinandersetzen. Denn ein Trauma ist er nur geworden, weil wir ihn verdrängen wollen. Es ist Zeit, Bilanz zu ziehen. Einhundertzwanzigtausend Schriften über Hitler gibt es mittlerweile, berufene und unberufene. Sie haben uns mit den letzten Ein- 9 zelheiten seiner Untaten vertraut gemacht. Sie haben uns in die Abgründe seines Wesens geführt. Sie haben uns in die inneren Kammern seiner Seele blicken lassen. Sie haben uns berichtet, dass er Pillen gegen Blähsucht einnahm, wann er Masern hatte, dass er, wenn gerade eine Front zusammenbrach, mehr Ku- chen ass als sonst. Für alle diese Einzelheiten sind wir den Autoren dankbar. Doch je mehr wir über Hitler wissen, desto schwerer ist er zu erklären, desto mehr entzieht er sich. Zwischen dem in 50 Jahren angehäuften Wissen über Hitler und der allgemeinen Kenntnis über ihn liegt eine tiefe Kluft. Das populäre Hitler-Bild zeigt einen Dämon, der von aussen kam. So fiel es leichter, mit ihm umzugehen. Wer kann sich gegen einen Teufel wehren, der sich als der weisse Ritter ausgibt? «Hitler war nicht ganz normal», sagt ein sudetendeutscher Zeitzeuge in einem Gespräch. Wohl wahr, ein Dämon aber war er nicht. Er kam von aussen, doch er fühlte sich als ausgeschlossener Deutscher. Also musste er auch Deutscher werden – und er wurde deutscher als die meisten Deutschen. So sehr deutsch, dass manche Deutsche Deutsch- sein immer noch als Last empfinden. Die Bilanz in Sachen Hitler muss aus Deutschland kommen. Denn obwohl wir ihm in freien Wahlen nie die Mehrheit unserer Stimmen gaben, haben wir ihm doch zur Macht verholfen. Und obwohl er weder für den Krieg noch für den Judenmord je öffentlich die Zustimmung der Deutschen einverlangte und erhielt, haben wir beides zugelassen. Keiner nimmt uns Deutschen die Verantwortung dafür ab, dass wir den Teufel unterschätzt haben und ihn nicht losgeworden sind, bevor es zu Millionen Toten kam. Aber keiner kann die Welt um uns herum von der Verantwortung befreien, diese Unterschät- zung vielfach wiederholt zu haben. Vor 1938 gab man Hitler, was man Wei- mar noch verweigert hatte. Krieg und Holocaust – sie hätten sich vermeiden lassen, wenn man Hitler nicht beschwichtigt, sondern ihm die Faust gezeigt hätte. Dieses Buch will eine Schneise durch den Dschungel unseres Wissens über Hitler schlagen. Es ist keine weitere Biographie. Es erzählt von den fünf Ebenen der Existenz des Adolf Hitler, fünf neuralgische Befindlichkeiten. Hitler als Verführer, als Privatmann,