Gesang in Der Lehrerbildung Im Bayern Des 19. Jahrhunderts
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Gesang in der Lehrerbildung im Bayern des 19. Jahrhunderts Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades an der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg vorgelegt von Martin Fogt 2009 Erstgutachter: Prof. Dr. Rudolf-Dieter Kraemer Zweitgutachter: Prof. Dr. Johannes Hoyer 9.5 Staatliche Lehrerbildungsstätten 9.5.1 Seminar Altdorf a) Quellen − Jahresberichte des kgl. Schullehrer-Seminars Altdorf − Böhm, J.: Erinnerungsblätter zum 60jährigen Bestehen des Schullehrer-Seminars Altdorf, Nürnberg 1884 Merz, G. C. F. und Goetz, C. W.: Mittheilungen über den äußern und innern Zustand des Königl. Bayer. protestantischen Schullehrer-Seminariums zu Altdorf verbunden mit pädagogischen Miscellen. 1. Heft. Altdorf 1828 HSTA München: − MK 22322, „Schullehrerseminar Altdorf. Musikunterricht“ STA Nürnberg: − RA v. Mfr., K. d. I., Tit. XIII, Abg. 1952, Nrn. 571, 572, 573 Abg. 1932, Nrn. 628, 1454, 1985, 1986, 1237 STA Nürnberg/Lichtenau: − RA v. Mfr., K. d. I., Rep. 245/3 Akten des Sem. Schwabach, Nrn. 3, 29, 235, 251, 764 b) Zur Quellenlage Die Jber. haben sich in einer Reihe von 1887/88 bis 1899/1900 erhalten, wovon im Fernleihverkehr die Jgg. 1887/88 und 1889/90 nicht zu bekommen sind. Jg. 1887/88 ist im Akt STA Nürnberg, RA v. Mfr. K. d. I., Tit. XIII, Abg. 1952, Nr. 572 eingebunden, Jg. 1889/90 liegt im Archiv des Anton Bruckner-Gymnasiums Straubing vor. Aus dem Aktenmaterial ergibt sich ein äußerst dürftiges Bild. Die ersten 60 Jahre des Seminars sind aktenmäßig so gut wie nicht dokumentiert. Allgemeines erfährt man vor allem aus den Publikationen von Böhm bzw. Merz und Goetz. Interessant ist eine lückenlose Reihe (1884–1898) von Vermerken, welche die Austrittsprüfung aus dem Seminar betreffen. Weniger aussagekräftig sind jedoch Aktenstücke, welche von 1884 bis 1887 die Aufnahme von Zöglingen an das Seminar beinhalten. Aus den Jahren 1854, 1857, 1863 und 1864 erhält man Informationen über die Leistungen der Schüler, die bei Vorbereitungslehrern für den Besuch des Seminars ausgebildet wurden. Des Weiteren ist eine Statistik überliefert, die darüber Auskunft gibt, wie viele Schüler von 1827 bis 1831 aus den einzelnen Kreisen (Rezat-, Obermain-, Untermain-, Oberdonau- und Unterdonaukreis) das Seminar besuchten. c) Gründung und Schulgeschichte Hier sei auf die Erinnerungsblätter von J. Böhm verwiesen, der die ersten 60 Jahre des Bestehens der Anstalt beschreibt. 755 d) Lehrer und Unterrichtsverteilung 1824 Carl Wilhelm August Weigel Gesang (Näheres nicht bekannt)1 1827/28 Weigel 1. Kurs: fünf Stunden Gesang 2. Kurs: fünf Stunden Gesang2 1869 Johann Helm 1. und 2. Kurs: Zwei Gesangsstunden. Eine gemeinsame Stunde für beide Kurse.3 1887/88 Andreas Reif 1. und 2. Kurs4: jede Gruppe eine Stunde. Zusätzlich für beide Kurse zusammen eine Chorstunde. 1888/89 Reif 1. und 2. Kurs5: jede Gruppe eine Stunde. Zusätzlich für beide Kurse eine Chorstunde. 1889/90 Reif 1. Kurs: zwei Stunden 2. Kurs: vier Stunden Zusätzlich für beide Kurse eine Chorstunde. 1890/91 Reif 1. Kurs: zwei Stunden 2. Kurs: vier Stunden (im Sommer nur zwei) Zusätzlich für beide Kurse eine Chorstunde. 1891/92 Reif 1. und 2. Kurs: jede Gruppe eine Stunde.6 Keine Chorstunde verzeichnet. 1892/93 Reif 1. und 2. Kurs: jede Gruppe eine Stunde.7 Eine gemeinsame Chorstunde. 1893/94 Adolf König 1. und 2. Kurs: jede Gruppe eine Stunde.8 Eine gemeinsame Chorstunde. 1894/95 Karl Wolfrum Beide Kurse bis Ostern: jede Gruppe eine Stunde.9 Eine gemeinsame Chorstunde. 1 Merz/Goetz 1828, S.4. 2 Ebd. S. 64 – 67. Zudem fand am Dienstag und Freitag noch eine „allgemeine Singübung“ statt. Hierbei handelte es sich möglicherweise um Chorstunden. Am Sonntag gab es „Quartett-Musik“, wobei nicht klar ist, ob es sich um Vokalquartette handelt (Merz/Goetz, 1828 S. 70). Für die Zeit vor 1840 erwähnt Eisenlohr (1840, S. 147) „1 St. Singen“ und „2 St. Gesangsübungen“ pro Kurs. 3 STA Nürnberg/Lichtenau, RA v. Mfr., K .d. I., Rep. 245/3, Nr. 235. 4 Der 1. Kurs wurde in zwei, der 2. Kurs in drei Abteilungen unterteilt. 5 Der 1. Kurs war in zwei, der 2. in vier Abteilungen unterteilt. 6 Beide Kurse wurden in je zwei Abteilungen unterteilt. 7 Beide Kurse wurden in je zwei Abteilungen unterteilt. 8 Beide Kurse wurden in je zwei Abteilungen unterteilt. 756 1895/96– Wolfrum 1. und 2. Kurs: je eine Stunde 1897/98 Gesang. Eine gemeinsame Chorstunde. 1898/99, Wolfrum10 1. und 2. Kurs: je zwei Stunden 1899/1900 Gesang. Eine gemeinsame Chorstunde. ab dem Hans Albrecht unterrichtet die Musikfächer 13.12.1899 Gründe, die zu den Änderungen in der Stundenverteilung führten, sind weder den Jber. noch den Akten zu entnehmen. e) Lehrnachweis und Unterrichtsliteratur 1824 Weigel hatte die Gesanglehre in „theoretischer und praktischer Hinsicht“ zu erteilen. Sein zweites Fach ist folgendermaßen beschrieben: „Anweisung, wie der Gesangunterricht in der Volksschule zu erteilen und der Kirchengesang zu verbessern ist, verbunden mit praktischen Übungen, welche die Zöglinge in der Musterschule unter der Anleitung des Lehrers mit den Kindern anstellen.“11 Das kirchlich eingeführte Gesangbuch.12 Sologesang und Gesang 1887/88–1889/90, Treffübungen unter Benützung der Chorübungen von 1892/93 Wüllner. Memorieren von 15 Choralmelodien13 in jedem Kurs. Geistliche Arien von Händel, Bach und Haydn,14 aus der von Zahn und Helm herausgegebenen Sammlung. Einübung versch. Chorgesänge. 1893/94 Übungen zur Tonbildung. Treffübungen nach Wüllner, Chorübungen; Arien aus Zahn und Helm. Geistliche Arien. Einst. Lieder mit Klavierbegleitung. 1894/95–1898/99 Dynamische, Intervall- und Akkord-Übungen. Rhythmische Leseübungen und Taktiermethode nach Wüllner. Transpositionen der Intervallübungen in sämtliche Dur- und Molltonarten. Akkordübungen mit Modulationen.15 Geistliche Arien. Einst. Lieder (1895/96–1898/99 auch zweist.) mit Klavierbegleitung von versch. Meistern. Memorieren von Kirchenliedern und Volksliedern, dazu von 9 Beide Kurse wurden in je zwei Abteilungen unterteilt. 10 Im Schuljahr 1899/1900 erkrankte Wolfrum und seine Musikstunden wurden von Kollegen übernommen und dabei reduziert. 11 Merz/Goetz 1828, S. 58. 12 STA Nürnberg, RA v. Mfr., K. d. I., Tit. XIII, Abg. 1932, Nr. 1454. 13 1892/93: „und einigen Volksliedern“. 14 1892/93: Keine Komponistennamen mehr genannt. 15 „Mehrdeutigkeit, Alteration und vor allem enharmonische Verwechslung“, 1899/1900 nicht mehr so aufgegliedert. 757 1895/96–1899/1900 liturgische Stücke. Zweist. Solfeggien zusätzlich 1899/1900. Lieder, die ab 1887/88 im Gesangsunterricht einstudiert wurden: Bach 1893/94 Beethoven 1887/88–1889/90, 1892/93, 1893/94 Haydn 1887/88,1888/89, 1893/94 Mozart 1887/88,1888/89, 1892/93, 1893/94 Mendelssohn 1887/88–1889/90, 1892/93, 1893/94 Schubert 1887/88–1889/90, 1892/93, 1893/94 Schumann 1887/88–1889/90, 1893/94 Einübung versch. 1888/89, 1889/90 Chorgesänge Choräle/Volkslieder 1893/94 memorieren Chorgesang 1887/88 Dynamische Übungen. Vierst. Choräle aus Zahns Choralbuch. Einige Chöre aus: Kirchengesänge für den Männerchor, gesammelt und hrsg. von Zahn, 2. Hälfte. Vierst. Gesänge aus: Geistliche Männerchöre, gesammelt und hrsg. von Sering. Verschiedene Chöre aus Zahns Liederbuch für Männerchor 1888/89, 1889/90 Dynamische Übungen. Vierst. Choräle aus Zahns Choralbuch. Geistliche Männerchöre, gesammelt und hrsg. von Sering. 16 Eine Anzahl vierst. Kompositionen aus Zahns Liederbuch für Männerchor. 1893/94 Choräle nach Zahns Choralbuch; Chöre aus Zahns Liederbuch für Männerchor. 1894/95–1899/1900 Kirchenlieder nach Zahns Melodienbuch; Chöre aus Zahns Liederbuch für den Männerchor. Volkslieder versch. Nationen (sic) im vierst. Satze; zusätzlich ab 1895/96 Altkirchliche Tonsätze von Palestrina etc. und größere Chorwerke mit und ohne Begleitung. Chorsätze, die ab 1887/88 im Unterricht gesungen wurden: Beschnitt 1887/88 1893/94 Brahms 1887/88 1889/90 Bruch 1888/89 Dregert 1887/88 Eyrich, F. 1888/89 16 Nicht mehr 1892/93. Die Sammlung wird durch die Lützels ersetzt. 758 Faißt, E. 1888/89 Fromm 1889/90 Goldmark 1889/90 Grieg 1889/90, 1893/94 Hauptmann 1887/88, 1892/93 Hirsch, C. 1888/89, 1889/90 Klein, B. 1887/88, 1892/93 Köllner, E. 1888/89, 1892/93 Kremser 1892/93 Maier, Fr. 1887/88 Mendelssohn 1887/88,1888/89, 1892/93 Neßler 1887/88, 1889/90 Rebling, G. 1888/89 Reissiger 1887/88 Rheinberger 1887/88 1889/90, 1892/93 Richter 1887/88 1889/90 Schubert 1888/89 Speidel, W. 1888/89 Tschirch 1889/90 Wagner, R. 1887/88 Weinwurm 1892/93 Zenger, M. 1887/88 Vierst. Volkslieder, 1892/93 hrsg. von Böhme Volkslieder 1893/94 Die Unterrichtsliteratur ergibt sich aus dem vorstehenden Lehrnachweis. Ein zusätzlicher Hinweis findet sich in einem nicht datierten, aber nach 1882 entstandenen und vor dem 14.11.1884 eingebundenen Verzeichnis der Werke, die am Seminar in Gebrauch waren bzw. den Schülern zur Anschaffung empfohlen wurden. Für den Bereich Gesang betrifft dies die Gesangschule von Faißt und Stark, Zahns Choralbuch, Liederbuch und Kirchengesänge, die geistlichen Männerchöre von Sering sowie Zahns Handbuch für Kantoren und Organisten.17 f) Religionsunterricht Im Bereich des Religionsunterrichtes finden sich keine Hinweise zum Gesang. Einem Schreiben des Seminars an die Reg. v. Mfr., K.d.I. vom 20.10.1857 lässt sich allerdings entnehmen, dass zwischen Religions- und Musikunterricht eine enge Verbindung bestand. Was den Religionsunterricht betrifft, sei „das Gesangbuch, welches die vom kgl. Oberkonstistorium zum Memoriren vorgeschriebenen Lieder enthält“, in Gebrauch. Für den Musikunterricht ist „das kirchlich eingeführte Gesangbuch“ erwähnt. Die sonst aufgeführte Literatur betrifft Klavier,