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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Denisia

Jahr/Year: 2018

Band/Volume: 0040

Autor(en)/Author(s): Olbort Alexander

Artikel/Article: Die Rötelseehöhle 385-396 KAP6-1_Rötelseehöhle.qxp_Layout 1 23.07.18 11:37 Seite 385

Die Rötelseehöhle

Alexander Olbort

Lage und Zustieg

Legenden und Mythen ranken sich um die Kleinen Sonnstein. Die Höhle liegt auf geheimnisvolle Rötelseehöhle (Kat.-Nr. einer Seehöhe von 598 m und aus ihr 1618/1), welche am Ostufer des Traunsees entspringt der sogenannte Rötelseebach, in den Westflanken des Rötelsteins verbor- welcher über einige Kaskaden in den gen liegt (Abb. 1). Die Höhle beherbergt fließt. Der einzige Zustieg zur mehrere über Siphons verbundene Seen, Höhle erfolgt nahe der Mündung des welche sich weit in den Berg hinein erstre- Baches in den Traunsee über einen teils cken und eine der faszinierendsten Wasser- gesicherten und steilen Steig, welcher in höhlen Österreichs bilden (Abb. 2). rund 30 min bewältigt werden kann. Tritt- Der 1.287 m hohe Rötelstein befindet sich sicherheit und Schwindelfreiheit sind dafür am Ostufer des Traunsees gegenüber dem obligatorisch.

Namensherkunft

Der Berg, der Bach und die Höhle sind Figur in der bekannten oberösterrei- nach der Mineralfarbe „Rötel“ benannt, chischen Sage „Der Riese Erla und die Nixe welche der teilweise rot gefärbten, westli- Blondchen“ vor, welche die Entstehung der chen Wand des Berges seine äußerliche „Schlafenden Griechin“ beschreibt. Dort Charakteristik verleiht. Geologisch betrach- wird ein Zwergenkönig namens Rötel er- tet handelt es sich bei dem Gestein rund wähnt, welcher dem Riesen Erla hilft, das um die Höhle vor allem um Hierlatzkalk, für seine geliebte Nixe zu er- dessen rote Farbe durch Beimengung ver- richten. Die „Schlafende Griechin“ symbo- schiedener Eisenoxide entsteht, sowie um lisiert im Volksmund den Erlakogel, weil Hauptdolomit. Die Höhle liegt dabei genau dieser – aus der Ferne vom Nord- und an der Grenze dieser beiden Gesteinsarten, Westufer des Traunsees betrachtet – dem Alexander Olbort inmitten einer mächtigen geologischen Profil einer schlafenden Frau mit langem Verein für Höhlenkunde Ebensee Störungszone. „Rötel“ kommt auch als Haar ähnelt (Jebinger, 1967: 89-90). Leystraße 159/16, 1020 Wien [email protected]

Höh(l)enluft und Wissensraum Geschichte der Höhle in Sagen und Mythen Die Gassel-Tropfsteinhöhle im zwischen So interessant die heutige Erforschung die- der am südöstlichen Ufer des Traunsees ge- Alltagskultur, Naturkunde und wissenschaftlicher Forschung ser seit alters her bekannten Wasserhöhle legenen Karbachmühle (um 1981 als Be- (hrsg. v. J. Mattes & D. Kuffner), ist, so spannend ist auch ihre Geschichte. triebsgebäude des Kalksteinbruchs abgeris- Denisia 40, 2018: 385-396. Sie sollte immer in Zusammenhang mit sen) betrachtet werden, weil diese seit jeher

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als Ausgangsort für die meisten Befahrun - Karbach gen der Höhle anzusehen ist (Abb. 3). Traunsee Diese sehr alte Mahlmühle, welche auch 923 eine Backstube besaß, wurde schon seit Großer und 800 Kleiner Sonnstein Rötelstein Gasselkogel langem mit dem Wasser des reißenden 14 11 1037 1237 Karbaches betrieben und gehörte ur - 1 4 800 0 0 1575 0 60 00 sprünglich zum Kloster in Traunkirchen 12 RÖTELSEE- Erlakogel Tennalm (Gielge, 1814: 199; Mittendorfer, 1981: 48). HÖHLE 14 00 1125 Die Mühle lag an der Wasserstraße der

Spitzlstein 00 Salzhandelsroute, welche von Hallstatt 10 Traun über die Traun und den Traunsee bis nach Rindbach 800 Karbertalgraben Linz zur Donau führte. Da das obere Salz - 800 kammergut agrarisch unterversorgt war, Ebensee 0 2 km wurde mit Hilfe der mit Pferden flussauf - wärts gezogenen Salzschiffe Getreide nach

Abb. 1: Lage der Rötelseehöhle . Plan: Johannes Mattes

0 m 600 hm Deixlersee Rauchfang (zweite Halle)

2. Grott e max. Wasse rstand Alter Steg 2. Spren gung min. Wasse rstand –20 m Saugloch Rötelsee 1. Spren gung (Vorhang)

Deixlerhalle (erste r Siphon )

– 40 m LÄNGSSCHNITT

–60 m Rötelsee 2. Grott e Deixlerhalle (erste r Siphon )

9 Rauchfang Saugloch Alter Steg

GRUNDRISS Deixlersee (zweite Halle) N

0 5 2 5 m

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Gmunden und weiter ins Innere Salzkam - lich 1622 dem Jesuitenorden übergeben mergut transportiert (Katzinger, 2002). wurde. Der Sage nach schwamm der Ritter Statt der Karbachmühle soll sich laut einer – den gesamten See querend – des Öfteren Sage an dem Ort einst eine Burg oder ein in den Nächten vom Ostufer bis hin zu sei - Schloss befunden haben. Einer der letzten ner Geliebten am Westufer, welche ihm mit Ritter dieser Burg hatte sich in die Tochter Hilfe einer Lampe am Fenster ihres Zim - eines benachbarten Burgherrn unsäglich mers die notwendige Orientierung gab. verliebt. Dieser brachte seine jungfräuliche Doch in einer stürmischen Nacht erlosch Tochter schließlich zu ihrem Schutz im Be - einmal das so wichtige Licht und der Ritter nediktinerinnenkloster in Traunkirchen als ertrank hilflos im rauen, tiefen See. Als die Nonne unter (Jebinger, 1967: 89). Dieses Geliebte am nächsten Morgen seine ang - erste oberösterreichische Frauenkloster schwemmte Leiche entdeckte, sprang diese wurde um 1020 errichtet, nach zwei Brän - – nach einer von mehreren Varianten dieser den jeweils wieder aufgebaut und bis ca. Sage – von einer Felsspitze in den See und 1573 von Nonnen bewohnt, bis es schließ - fand ebenso den Tod. Der Ort, wo man

UW-Halle Zwergendom

D ritter Siphon Buha-Passage (zw eiter Siphon)

Name nloser Gang

Name nloser Gang Buha-Passage (zw eiter Siphon)

UW-Halle D ritter Siphon

Abb. 2: Grundriss Zwergendom und Längsschnitt der Rötelseehöhle . Plan: Johannes Mattes

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Abb. 3: Die Karbach- mühle, um 1900. Foto: Sammlung Walter Deixler

beide Leichen fand, wird heute noch als nannten „Kraxenmannerl“, einem wel- „Antlaßort“ und die Stelle, wo das Burg- schen (d.h. oberitalienischen) Goldsucher fräulein sich in den Tod stürzte, als „Jung- bzw. Erzgräber, der einmal jährlich die Rö- fernsprung“ bezeichnet (Koch, 1846: 437; telseehöhle aufgesucht haben soll. Diese Ge- Jebinger, 1967: 87-89). Soviel zumindest zur schichte soll sich zu einer Zeit abgespielt Sage und ihrer lyrischen Ausschmückung. haben, als im gegenüberliegenden Traun- In Wirklichkeit soll es sich bei dem Ritter kirchen noch keine Jesuiten, sondern Bene- um einen Sohn des Karbachmüllers und diktinerinnen wohnten und die oben er- bei der Nonne um die adelige Emma von wähnte Karbachburg bereits seit langer Zeit Traun gehandelt haben, welche man die- in eine Mühle umgestaltet worden war. Da sem natürlich nicht überlassen wollte (Pill- das Kloster bis 1573 von den Nonnen be- wein, 1828: 393). Für die Existenz der Kar- wohnt war, muss sich diese Geschichte bachburg gibt es allerdings keine historisch daher auf alle Fälle vor 1573 abgespielt stichhaltigen Belege. haben, sofern es sich nicht um eine reine Literarisch spielt die Karbachmühle im Erdichtung handelt. Es gibt mehrere Fas- Theaterstück „Die Zauberin am Stein“ von sungen dieser Sage, welche geringfügig Franz Nissel (1864) eine bedeutende Rolle, voneinander abweichen. Die folgende Zu- welches 1882 im Wiener Burgtheater urauf- sammenfassung beruht – bis auf den geführt wurde. Dabei wurde eine Sage vom Schlussteil – auf einer Synthesis der Über- Traunsee aus dem 17. Jhdt. verarbeitet, in lieferungen nach Spindler (1844) und der die einstige Besitzerin des „Gasthofes Lechner (1859): am Stein“ bei Traunkirchen aufgrund ihrer Jedes Jahr kam der Kraxentoni mit einem angeblichen magischen Kräfte verbrannt Griesbeil in der Hand und einer Kraxen am wurde. Im Stück wurde die Zauberin be- Rücken zur Karbachmühle, wo er von den zichtigt, aus großer Entfernung die Kar- Müllersleuten immer sehr gastfreundlich bachmühle in Brand gesteckt zu haben. empfangen wurde. Eines Tages jedoch Bei der nun folgenden Sage wird der kon- brachte er seine vier bis fünf Jahre alte Ur- textuelle Zusammenhang zwischen der Rö- enkelin Magdalena mit, welche er seiner telseehöhle und der Karbachmühle ersicht- Enkelin Judith und ihrem verwerflichen lich: Eine Überlieferung, welche erstmals Mann weggenommen hatte, und bat die 1845 vom deutschen Schriftsteller Karl Müllersleute, diese bei sich aufzunehmen, Spindler in einem Erzählband schriftlich weil sie sonst in schlechten Verhältnissen festgehalten wurde, berichtet vom soge- aufwachsen würde. Eines Tages machte sich

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der Toni schließlich zu einer seiner regel - 1856 hat folgende Handlung: Ein regel- mäßigen Tagestouren in die umliegenden mäßig wiederkehrender „Welscher“ ver - Berge auf, von welcher er jedoch nicht traute einem jungen, ärm lichen Holz - mehr zurückkam. Nach vergeblicher Suche schnitzer aus Traunstein sein Geheimnis an wurde er trotz Nichtauffindens seiner und gab diesem genaueste Instruktionen, Leiche für tot erklärt. Der Toni hinterließ in wie er in der Rötelseehöhle Gold finden der Mühle ein Säckchen mit zehn blanken konnte. Wegen der Geschichten von Gno - Goldmünzen. Magdalena wuchs zu einem men und Geistern, welche in der Höhle ihr hübschen Mädchen heran, vergaß ihre ur - Unwesen treiben sollten, wagte dieser zu - sprüngliche Herkunft und wurde Sennerin nächst nicht, die Höhle zu besuchen. Doch auf der Karbach- und Spitzlsteinalm. Den Geldnot und der Drang, eine eigene Fami - Großvater vergaß sie jedoch nicht, suchte lie zu gründen, trieben ihn letztlich einige ihn vergebens und betete oft bei zwei Fels - Jahre nach diesem Gespräch in die Rötelsee - türmchen unter dem Hochkogel. Später er - höhle , welche er mit einigen Säcken Gold - hielt dieser Ort im Volksmund den Namen kies wieder verließ. Beim Goldschmied in „Heilige Magdalena“ und heißt auch heute erfuhr er schließlich, dass sich in noch so. Als Magdalena erwachsen war, seinen Säcken kein Gold befand. Daraufhin heiratete sie schließlich Stanzi, einen der brach der junge Holzschnitzer tödlich zu - beiden Müllersöhne. Aus dieser Ehe gingen sammen (N.N., 1856). wieder zwei Kinder hervor. Vor der Hoch - Eine weitere sehr interessante Erzählung zeit – am Weg zurück von Schörfling am lässt die Geschichte der Rötelseehöhle in Attersee – begegneten sie jedoch einer einem anderen Licht erscheinen: Im italienischen Familie, deren Fuhrwerk „Morgenblatt für gebildete Leser“ – einer feststeckte. Dabei erkannte Magdalena bildungsbürgerlichen Kulturzeitschrift – ist schließlich ihre Mutter Judith und ihren im Jahre 1854 die Geschichte über den so - Vater wieder. Dieser schimpfte dabei über genannten „Löffel-Xaveri“ vom deutschen Toni, welcher sein gesamtes Vermögen, u.a. Schriftsteller Wilhelm Theodor von Chézy feinen Goldkies, Magdalena vermacht hatte publiziert worden. Diese dürfte, den Text - und nicht deren Eltern. Nach einem wilden hinweisen zufolge, ca. um 1560 spielen. Gezänke aller Beteiligten trennten sich ihre Handlungsort ist der Traunsee mit Gmun - Wege. den, Traunkirchen und der Karbachmühle. Im letzten Teil der Überlieferung wollen wir Die Geschichte handelt von der jungen, uns nun den Unterschieden zwischen bei - hübschen Edelfrau Judith, welche mit ihren den Fassungen zuwenden. In der ersten fünf Kindern nach Gmunden reist und im Version ist es der erwachsene Müllerssohn Schloss Ort nächtigt. Mit ihren beiden Stanzi (in der zweiten dessen Sohn), der größeren Kindern Everl und Guidobald und eine Ziege den Rötelstein hinauf verfolgte dem Löffelschnitzer Xaver Mitterhuber – und dabei zufällig die „ Röthelbachhöhle“ ent - alias „Löffel-Xaveri“ – fährt diese schließ - deckte. In einer Ecke auf einem Steinblock lich mit einer sogenannten „Plätten“ zur fand er die Leiche des seit 25 Jahren als ver - Karbachmühle, wo ein katholischer Pries - schollen geltenden Kraxentoni – sitzend ter, der Karbachmüller sowie eine Magd mit und noch in Kleider gehüllt. Neben ihm be - dem Säugling des Löffelschnitzers zustei - fanden sich eine Schaufel und ein eisernes gen. Danach wird noch das kurze Stück mit Sieb. Nach der zweiten Version wurde ein dem schwimmenden Gefährt bis zum Menschenskelett mit einem Amulett in der Rötelseebach zurückgelegt, wo dann Hand gefunden. Magdalena wusste, dass schließlich der gemeinsame Aufstieg zur das Amulett ihrem Großvater gehörte. Seine Rötelseehöhle erfolgt. Alle erreichen mit Gebeine sollen in Traunkirchen begraben einem kleinen Floß innerhalb der Höhle worden sein und die Schaufel und das ei - das hintere Ufer, von wo aus über einen serne Sieb wurden als Andenken an den schmalen Gang ein kleiner Raum erreicht „welschen Goldsucher “ in der Höhle belassen wird, in dem sich ein aus Steinen gebauter (Spindler, 1844; Lechner, 1859). Altar und weitere Utensilien für die fol - Eine weitere Sage von einem unbekannten gende Zeremonie befinden. Der kleine Autor über einen Goldsucher aus dem Jahr Höhlenraum dient als Geheimkapelle, in

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der dann auch unter Kerzenlicht, Weih - beim Schreiben dieser Erzählung von sei - rauch und Gesang die Taufe des Säuglings ner Mutter Helmina von Chézy inspirieren, von Löffel-Xaveri erfolgt. Die Edelfrau Ju - welche in den Jahren 1828 und 1829 zwei dith fungiert dabei als Taufpatin des Kindes. Sommer im ehemaligen Nonnenkloster in Ihre größeren beiden Kinder werden durch Traunkirchen zugebracht hatte (Rally, 1841: diesen Ritus in die Geheimnisse der „ver - 34). In ihrem Reisehandbuch „Norika“ fin - folgten Kirche“ eingeweiht (Chézy, 1854). det sich auch eine Beschreibung der Rötel - Dass die Höhle eine „kleine Gemeinde im seehöhle (Chézy, 1833: 184-187). verschwiegenen Schoße des Röthelsteins“ für Abschließend wollen wir uns noch folgen - römisch-katholische Messopfer während der Geschichte zuwenden: 1781 soll ein der Reformationszeit beherbergt haben Bauer bei der Rötelseehöhle eine Riesenei - könnte, ist ein bislang unbekannter Aspekt dechse mit 1,5 m Länge geschossen haben, (Chézy, 1854: 439). Historische Belege gibt nachdem sich ihm diese mit weit aufge - es für die literarischen Inhalte jedoch keine. sperrtem Rachen genähert hatte. Weiterer - Vermutlich wählte der Autor für wichtige zählt wurde diese Geschichte von dem aus Protagonisten seines Werkes jedoch reale Ebensee stammenden Wundarzt Johann Vorbilder, so z.B. auch für die literarische Wattmann, Vater des renommierten Chirur - Figur der Edelfrau Judith von Hofmann , gen Joseph Wattmann, der als Pionier der Gemahlin des Freiherrn von Hofmann. Bei plastischen Chirurgie und als Leibchirurg dieser dürfte es sich um Judith von Win - von Kaiser Franz I. in die österreichische dischgrätz handeln, welche 1560 Johann Medizingeschichte eingegangen ist. Der zu Friedrich von Hofmann ehelichte. Dieser dieser Zeit lebende Naturforscher und hatte sich – wie auch sein Vater – erwiese - Schriftsteller August Joseph Schultes nahm nermaßen dem Protestantismus zuge - sich in seinem Buch „Reisen durch Ober - wandt (Bastl, 2000: 313). Seine Frau, welche österreich“ dieser Anekdote an und wollte im Text erwähnt, dass ihr Gemahl und ihr darüber mehr erfahren. Darum bat er be - Schwiegervater die „Bekenner der alten Kir - sagten Wattmann, jenen Bauer aufzusu - che“ verfolgen, möchte wohl als Anhänge - chen, der die Eidechse erlegt haben soll, um rin der römisch-katholischen Kirche ihre ihm das angebliche Echsenskelett abzu - Kinder vor dem übergreifenden Protestan - kaufen. Wattmann besuchte daraufhin den tismus bewahren und lässt diese deshalb Bauer, der allerdings angab, das Skelett der an dem geheimen katholischen Ritus in der Echse, nachdem er es fünf Jahre aufbewahrt „Höhlenkapelle“ teilnehmen. Diese Ge - hatte, bereits vor zwölf Jahren bis auf eine schichte fällt in eine Zeit, in der es in Ober - Rippe entsorgt zu haben. Dafür gab er dem österreich im Zuge von Glaubenskonflikten Chirurgen Wattmann aber eine ausführ- zu dramatischen sozialen Veränderungen liche Beschreibung über das Aussehen der gekommen war. Bis zur zweiten Hälfte des Eidechse: 16. Jhdts. war fast ganz Oberösterreich „Es maß 5 Fuß in der Länge, hatte eine eidech - evangelisch geworden. Die Lehre Luthers senförmige Gestalt, einen Kopf gleich einer traf insbesondere unter dem Adel, Stadt - Ziege (ohne Ohren); im Munde viele scharfe bürgertum und dem vermögenden Bauern - spitzige Zähne. Der Leib war in der Dicke un - stand auf Zustimmung, sogar führende Be - gefähr eines dreyjährigen Kindes mit einem amte der Salinenverwaltung schickten ihre starken schweren Schwanz, 4 Füßen, von denen Söhne zum Studium nach Wittenberg. Da - die hinteren etwas länger gewesen sind. Die gegen fand die radikalreformatorische Wie - Farbe der Haut war damals braunschwärzlich, dertäufer-Bewegung vor allem bei kleinen am Bauche etwas weiß gefleckt, auch hatte es Handwerkern und Dienstboten glühende ¾ Zoll lange, aber sehr dünn stehende Haare, Unterstützer. Viele ehemalige Klöster so, daß man leicht zwischen jedem einen Finger waren entweder verlassen oder geschlos - breit nackten Raum annehmen dürfte “ (Schul - sen. Der damalige Chronist aus Steyr, Jakob tes, 1809: 108-109). Zetl, bezeichnete das Land ob der Enns Diese Geschichte wird wohl der Fantasie sogar als „erzlutherisch“ (Zetl, 1878: 18), be - des besagten Bauers zuzuschreiben sein, sonders Gmunden galt als „Brutstätte“ der wobei ihre Verbreitung sicherlich reichlich Reformation. Chézy ließ sich sicherlich Stoff für Spekulationen geliefert hat.

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Forschungsgeschichte

Die erste Erwähnung der Höhle findet sich Dieser Bericht lässt zwei Deutungsmög- im oben erwähnten Werk „Reisen durch lichkeiten zu: Entweder beschreibt hier Oberösterreich“ von Joseph August Schul- Agricola heute nicht mehr bekannte Höh- tes aus dem Jahr 1809. Der Autor diskutiert lenseen im Traunstein, was unwahrschein- am Beispiel der Höhle die Existenz von in- lich ist, oder er berichtet uns von seiner neren „Wasserbehälter[n] in Kalkbergen“, Befahrung der Rötelseehöhle. Vor den Spren- welche für die Entstehung von Bergquellen gungen, welche weiter unten beschrieben verantwortlich sein sollen und nennt dafür werden, war der vordere Bereich der Höhle folgendes Paradebeispiel: „Im Rettelstein am tatsächlich in drei Abschnitte unterteilt, Gmündner See finden Sie in einer Höhle einen welche voneinander durch „Gesteinsvor- kleinen See, wohl 300 Klafter über den hänge“ getrennt waren. Bei Niedrigwasser Gmündner See, in welchem man auf einem dürfte der „zweite See“ schon seit jeher be- Floße fahren kann“ (Schultes, 1809: 101). fahrbar gewesen sein. Es ist außerdem gut Interessant ist auch folgender Bericht des möglich, dass im 17. Jhdt. durch geringere aus Neunburg vorm Wald stammenden Sedimentablagerungen die Höhlensohle Arztes, Alchemisten und Salinenfach- etwas tiefer lag, sodass der „dritte See“ manns Johann Agricola, der in seiner „Chy- ebenso erreichbar war. Auch Agricolas Be- mischen Medicin“ von 1638/39 schreibt: schreibung der Tiefe und Breite der Höhle „In Österreich ob der Enns in dem Traunstein, würde ebenso zutreffen. Die Wahrschein- welches ein wunderlicher Berg ist, am Traunsee lichkeit ist also sehr groß, dass es sich bei gelegen, da hat man vor diesem von wunder- Agricolas Bericht um die erste dokumen- samen Abenteuern gehöret, wie denn in Wahr- tierte Befahrung der Rötelseehöhle handelt. heit noch diese Stunde viel wunderliches Din- Die erste forschungsmäßige Erkundung ges zu sehen. Und sind in diesem Berge drei fand am 1. Juli 1880 durch zehn Mitglieder Seen, welche gewaltig tief sind, aber nicht breit. der Sektion Gmunden des Österrei- Bin über zweene gefahren, über den dritten chischen Touristenklubs unter der Leitung wollt ich mich nicht trauen, weil das Gewölbe des Wiener Höhlenforschers Franz Kraus, darüber sehr niedrig und auch eine große Korrespondent der k.k. Geologischen Menge Ungeziefer darinnen sich hält, sonder- Reichsanstalt, statt. Dabei wurde u.a. die lich von mächtig großen Fledermäusen“ (Agri- Luft- und Wassertemperatur gemessen, cola, 2000: 315). Tiefenlotungen vorgenommen und der See

Abb. 4: Der Rauchfang mit eingekeilten Hölzern. Der baum- stamm auf der linken Seite des Fotos steht im Wasser und dürfte ursprünglich als Steig- baum für den unteren Abschnitt des Rauch- fangs fungiert haben. Foto: Alexander Olbort

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mit einem selbst gebauten Floß erkundet, hohen Wasserstandes und eines deshalb wobei im hinteren Höhlenabschnitt ein unpassierbaren Gesteinsvorhanges ver- 12 m nach oben führender, senkrechter wehrt (N.N., 1880). Schlot – der sogenannte Rauchfang – ent- Bereits 1881 erfolgte der Bau eines gesi- deckt wurde, in dem Hölzer eingekeilt cherten Steiges von der Karbachmühle zur waren, welche als Steigbäume gedeutet Höhle durch die Gmundner Ortsgruppe wurden (Abb. 4). Für Kraus war dies ein des ÖTK. Er wurde teilweise mit Holzstufen eindeutiger Hinweis, dass hier schon früher versehen und die zuvor berüchtigte Platte, Personen nach Gold oder Eisen gesucht eine steile, nur schwer passierbare Fels- haben. Des Weiteren folgerte Kraus bereits wand, wurde durch Sprengungen in einen damals, dass aufgrund der offensichtlichen bequemen Weg verwandelt und mit einem Verbindung des Rötelsees mit dem Rötelsee- Geländer gesichert. Der neue Steig wurde bach und der zu geringen Wassermenge am 30. Juli 1882 mit festlicher Höhlen - des Sees für die Speisung des Baches noch beleuchtung, einem neuen Floß sowie Abb. 5: Ansichtskarte einer bootsfahrt auf zusätzliche Wasserreservoirs vorhanden Festmahl und Tanz in der Karbachmühle dem Rötelsee, 1904. sein müssten. Ein Vordringen in einen im eröffnet. Der Weg sollte neben der Bele- Foto: Archiv des Vereins tagferneren Teil der Höhle befindlichen Be- bung des Tourismus auch weitere For- für Höhlenkunde Ebensee reich war den Teilnehmern aufgrund des schungsaktivitäten erleichtern (N.N., 1882a, c-d) (Abb. 5-6). Am 2. Februar 1882 erreichten der Fach- lehrer Gustav Adolf Gassner und der Alpinist Hans Hernler jun. aufgrund des niedrigen Wasserstandes den zuvor er- wähnten rückwärtigen Höhlenabschnitt, indem sie auf dem Floß am Rücken lie- gend den herunterhängenden Gesteins- vorhang passierten. Sie fanden aber bloß eine „zweite ähnliche, aber etwas kleinere Grotte“ vor und wurden außerdem durch eine zusätzliche Wand an einem weiteren Vordringen gehindert. Eine kopfgroße Öff- nung gewährte ihnen aber immerhin den Blick auf einen im Bergesinneren sich wei- ter ausdehnenden Seespiegel (N.N., 1882b). Am 17. Mai 1882 wagte Hans Hernler einen äußerst kühnen Versuch. Er kletterte unter Zuhilfenahme von zwei Leitern im steil nach oben führenden Rauchfang bis in 19 m Höhe. Dort teilt ein Bergmilchvor- hang den Schlot in zwei Teile. Ein weiteres Vordringen war für ihn damals nicht mög- lich. Der Schlot soll aber weiter nach oben führen und ein größerer Seitenstollen davon abzweigen. Interessant ist auch das Auffinden angebrannter Holzstücke, wel- che ursprünglich als Beleuchtungsmittel gedient haben mochten, sowie die Be- schreibung der bereits oben erwähnten hölzernen, mit Steinen eingekeilten Steig- hilfen: Diese sollen in etwa 15 cm dick und mit einer „steinharten“ Bergmilchschicht überzogen sein. Hernler hinterließ unge- fähr in der Mitte des Schlots eine seiner

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Leitern und einen Zettel mit dem Befah- rungsdatum (Schachinger, 1890). Zu Jahresbeginn 1886 fanden durch die Initiative Hernlers im hinteren Höhlen- bereich zwei Sprengungen statt, mit deren Hilfe man weiter in den Berg vordringen wollte. Die erste Sprengung – unter der Aufsicht des technischen Leiters der Stain- ing er´ schen Kalkwerke in Gmunden, „Un- term Stein“ – erfolgte in der letzten Jänner- woche und dauerte acht Tage. Dabei wurde der Gesteinsvorhang – unter welchem Hernler und Gassner bereits 1882 mit einem Floß in die „zweite Grotte“ vorge- drungen waren – auf einer Länge von 2 bis 3 m weggesprengt. Am 6. Februar drang Hernler erneut in diesen Höhlenteil vor. Die „dritte Grotte“, welche nun wiederum über ein enges Felsfenster beobachtet wer- den konnte, war auch diesmal ohne Spren- gung nicht zu erreichen. Voller Hoffnung, von dort ein Höhlensystem wie die Post- ojnska jama (dt. Adelsberger Grotte) zu ent- decken, wurde nach weiteren vier Tagen der versperrende Fels gesprengt. Die anschlie- ßende Enttäuschung muss gewaltig gewe- sen sein, da die vermeintliche „dritte Grotte“ sich bloß als ein Raum von 2 bis 3 m im Geviert und 2 m Höhe (bezogen auf den ken, um somit in tiefer liegende Höhlen- Abb. 6: Eine Ebenseer damaligen Wasserstand) herausstellte teile zu gelangen. Nach anfänglichem Er- Gesellschaftspartie am (N.N., 1886). folg beendete ein Unwetter dieses anstren- Eingang zur Rötelsee- Am 1. Juni 1887 besuchten Hans Hernler gende Unterfangen; letzten Endes war der höhle, um 1900. und der Gmundner Arzt und Heimatfor- Wasserstand um 1,2 m höher als zuvor Foto: Archiv des Vereins b-Tracht Ebensee scher Ferdinand Krackowizer die Höhle (N.N., 1903). und stellten mit Hilfe kleiner, schwimmen- Nachdem sowohl der Gmundner Alpinist der Holzspäne fest, dass sich der Wasserab- Hans Hernler als auch die Forscher aus fluss des Rötelsees im Bereich der linken Ebensee der Rötelseehöhle kein weiteres Ge- Wand (vom Eingang betrachtet) befinden heimnis mehr entlocken konnten, wurde es muss. Im Uferbereich wurden anschließend für fast 80 Jahre ruhig um die Höhle. Aus- ca. 200 g Anilin vergossen, welches an- nahmen bildeten lediglich einige Besuche schließend an der Quelle des Rötelseeba- des Botanikers Friedrich Morton 1921/27 ches nachgewiesen werden konnte. Dies sowie Kartierungen der Höhle durch die war ein eindeutiger Beweis, dass der Rötel- Nürnberger Höhlenforscher Richard G. und seebach aus dem Wasser der Höhle ge- Walter Spöcker (1927) und ihren Grazer speist wird (Krackowizer, 1887). Kollegen Hermann Bock (1930) (Abb. 7). Am 28. und 29. Februar des Jahres 1903 Die Fortschritte der modernen Tauchtech- versuchte eine Gruppe, bestehend aus acht nik beendeten diese Forschungspause: Der Mann des Bergsteigerbundes Ebensee, mit erste Tauchvorstoß erfolgte im Sommer einer anderen Methode weiter in den Rö- 1982 durch den Ebenseer Walter Deixler, telstein vorzudringen. Unter der Leitung welcher am hintersten Ende der Höhle – von Franz Pergar und Franz Gneißl wurde dort, wo für Hans Hernler 1886 Endstation mit einem Wasserheber – bestehend aus war – den Beginn eines Siphons (Deixler- einem 72 m langen Schlauch – versucht, halle) fand, welchen er in einer Länge von den Wasserspiegel des Rötelsees abzusen- 65 m durchtauchte. Auftauchen konnte er

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2009 nahm der Höhlentaucher Gerhard Wimmer in Kooperation mit der Tauch- schule Traunkirchen unter großem Ma- terialaufwand und mit der Hilfe zahl - reicher Träger die Forschungen in der Rö- telseehöhle wieder auf. Dabei wurde u.a. am Grund der UW-Halle ein steil nach unten führender Wassertunnel entdeckt. 2010 wurde bei weiteren Tauchgängen die Sohle dieses Tunnels in fast 50 m Tiefe erreicht. Zwei daran anschließende Fortsetzungen enden jedoch blind. 2011 wurde auf Initia- tive der Taucher eine Materialseilbahn zur Höhle errichtet, um den enormen Trans- portaufwand zu reduzieren. Bei zahlrei- chen Tauchgängen wurde u.a. hinter dem Zwergendom ein weiterer Gang entdeckt, welcher aber in 27 m Tiefe ausläuft (Fritsch, 2014: 91). Einige weitere kleinere Bereiche wurden noch erkundet, eine namhafte Fortsetzung konnte aber nicht mehr ausfindig gemacht werden. Da man sich keine Hoffnungen auf weitere große Entdeckungen machte, beendete Gerhard Wimmer und sein Team 2011 die For- schungen in der Höhle. Im Rahmen der Vorbereitung auf das 100-jährige Jubiläum der Erforschung der Gassel-Tropfsteinhöhle wurde der Verein für Höhlenkunde Ebensee wieder auf die Rö- telseehöhle aufmerksam: Im August 2017 Abb. 7: befahrung des nun in einem zweiten großen Höhlensee, wurde deshalb von Peter Kollersberger und Rötelsees im Jahr 1930. dem so genannten Deixlersee (Fritsch, 2014: Alexander Olbort der Rauchfang, welcher Foto: Georg Kyrle 89). Somit bestätigte sich die Aussage von einst von Hans Hernler 1882 mit zwei Franz Kraus, welcher bereits 1880 mehrere Leitern erklommen worden war, erneut in Wasserbecken vermutete. Angriff genommen. Dieser konnte dabei Von 1996 bis 1998 erfolgten die Vermessung von Peter Kollersberger im Neoprenanzug und Kartierung der bisher entdeckten Teile und mit moderner Bohrankertechnik der Höhle durch die Ebenseer Vereinsmit- schließlich bis zur Hälfte erklettert werden. glieder Jochen Kern und Hans Buchsteiner In der Mitte des Schlots wurde dabei von der Tauchschule Traunkirchen. Außer- tatsächlich die zurückgelassene Leiter dem fanden Erkundungstauchgänge in der von Hans Hernler vorgefunden. Eine Deixlerhalle und im Deixlersee statt. In weitere Erforschung des Schlots befindet diesem wurde auch ein zweiter Siphon ge- sich bereits in Planung. Außerdem wurde funden (Fritsch, 2014: 90). Im September von Kollersberger der Rötelsee per Tauchge- 2000 gelang der nächste Coup: Kern und rät erkundet. Dabei wurden u.a. alte Kup- Buchsteiner durchtauchten ausgehend vom ferdrähte, welche wahrscheinlich als Zünd- Deixlersee den zweiten Siphon und ent- leiter für die Sprengungen von 1886 fun- deckten dabei einen dritten Höhlensee, die giert haben dürften, aufgefunden sowie vor sogenannte UW-Halle (Unterwasserhalle). dem ersten Siphon eine alte, drei zähnige In dieser wurde nun ein dritter Siphon auf- Eisenharke geborgen. Die Forschungsakti- gespürt, durch welchen ein kleinerer vierter vitäten in der Rötelseehöhle Höhlensee – der Zwergendom – ausfindig dauern also nach fast 150 Jahren noch gemacht wurde (Fritsch, 2014: 90). immer an.

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Raumbeschreibung

Nachdem man das etwa 2 m breite und Steges gemessen, weist dieser bis zur 1,5 m hohe Eingangsportal durchschritten höchsten messbaren Stelle eine vertikale hat, befindet man sich im vorderen, Erstreckung von ca. 16 m auf. Im hinteren großräumigen Teil der Rötelseehöhle . Über Teil dieser Fortsetzung, der aufgrund der Bruchschutt gelangt man nach ca. 25 m im Sprengungen bei mittlerem Wasserstand sanften Abstieg zum spiegelglatten Ufer befahrbar ist, befindet sich noch ein klei - des Rötelsees , welcher sich – je nach Was - nerer Raum. Nach weiteren 4 m endet serstand – zwischen 6 bis 9 m unterhalb schließlich der eigentliche Rötelsee . Denn des Eingangsniveaus befindet. Der See ab hier geht es nun per Tauchgerät weiter, weist eine Gesamtfläche von ca. 150 bis über die vollständig mit Wasser gefüllte 160 m 2 auf. Auch diese ist leicht variabel, Deixlerhalle , welche den ersten Siphon da je nach Wasserstand am nördlichen darstellt, zum zweiten Höhlensee, dem so - Ufer eine lehmige Halde auftauchen kann. genannten Deixlersee . Dieser weist eine Im dortigen Bereich erreicht die Höhlen - Länge von 35 m und eine Breite von 12 m decke bei durchschnittlichem Wasserstand auf. Die Höhe ist mit ca. 15 m ähnlich wie eine Höhe von über 15 m. Bei eben diesem jene des ersten Sees, variiert aber mit dem Pegelstand kann der See eine Tiefe von fast jeweiligen Wasserstand. Über einen weite - 4 m aufweisen. Bei Hochwasser sind Tiefen ren zweiten Siphon taucht man nun in von über 7 m möglich. Während am nörd - nordöstlicher Richtung in den dritten lichen Ufer, wo sich die Lehmhalde befin - Höhlensee, welcher als UW-Halle bezeich - det, die Höhle endet, gibt es auf der nord - net wird und eine Länge von 10 m, eine östlichen Seite eine schmale, ca. 20 m Breite von 4 m sowie eine Höhe von 8 m lange Fortsetzung, welche in manchen aufweist. Über einen dritten Siphon ge - Plänen auch als zweite Grotte bezeichnet langt man von dort in den letzten und wird. Vom Ufer aus führte eine Steganlage vierten Höhlensee, den sogenannten bis ca. zur Hälfte dieser Fortsetzung. Hier Zwergendom . Dieser ist nur einige wenige befinden sich noch die im Gestein veran - Quadratmeter groß und besitzt eine kerten, alten Eisenträger. Über die Errich - durchschnittliche Höhe von 4 m. Vom tung dieses Steges gibt es übrigens keine Zwergendom reicht nun ein Gang bis in Berichte. Es ist aber gut möglich, dass er im eine Tiefe von 27 m, läuft aber blind aus. Zuge der Sprengar beiten im Jahre 1886 ei - Taucht man vom Zwergendom wiederum in gens angefertigt wurde, da der Steg genau die UW-Halle zurück, so befindet sich am dort endet, wo die ersten Sprengungen Boden dieser Halle ein Tunnel, welcher bis durchgeführt wurden. Hier, also in etwa 48 m unter Wasser reicht. Eine nach oben der Hälfte der Fortsetzung, befindet sich führende Fortsetzung endet in etwa 30 m über dem Wasser der sogenannte Rauch - Tiefe. Die Gesamtganglänge der Rötelsee - fang. Von den Eisenträgern des ehemaligen höhle umfasst 391 m.

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