Das Rindbachtal Und Seine Seitentäler Geschichte Ihrer Wirtschaftlichen Nutzung
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KAP2-3_Rindbachtal.qxp_Layout 1 16.07.18 15:53 Seite 65 Das Rindbachtal und seine Seitentäler Geschichte ihrer wirtschaftlichen Nutzung Dietmar Kuffner Abgrenzung und Besitzverhältnisse Die Schreibung „Rindbach“ ist im Grunde kogel], das Vellschloßegg [Schnellerplan] eine „sinnwidrige Wortentstellung“ (Koller, hinunter zum Zwirreck [Zwercheck] und 1954: 56), die sich um 1900 eingebürgert das Rinnbachtal [Rindbachtal] hinaus bis hat, heute aber verbindlich geworden ist. Ebensee. Über Jahrhunderte hindurch hieß es näm - Die Grafschaft umschloss auch Besitzun - lich Rinnbach, ein Name, der einfach nur gen des Klosters Traunkirchen, welches das „rasches Fließen“ ausdrückt, auch in seiner Gebiet am Südufer des Traunsees rechts der sich auf das konjugierte Verb beziehenden Traun bis an den Schönberg besaß. Das ist Form „Rynntbach“ oder „Rinntpach“. Wie heute der südöstliche Teil der Gemeinde in vielen anderen Fällen in der Gegend Ebensee. Links der Traun grenzte die geht die Schreibweise auf eine unzulässige Grafschaft Ort im Süden an die Herrschaft Übertragung des Dialektausdrucks, durch Wildenstein und das Kloster Traunkirchen, die oft schlampige, vielleicht unkompe - und zwar mitten durch das spätere Orts - tente, nicht selten aber selbstherrliche und zentrum von Ebensee, dergestalt, dass überhebliche Recherchearbeit der amtli - manche Häuser laut Vertrag zwei Herr - chen Kartografen zurück. Umsichtige Kar - schaften gemeinsam gehörten. Das führte tenverlage wie Freytag & Berndt versuch - nicht selten zu Unmut, etwa wenn gleich ten hingegen noch bis in die 1950er Jahre zwei Grundherren Abgaben einforderten die alte Schreibweise beizubehalten. oder unterschiedliche Vorschriften ein - Die Geschichte des Rindbachtals mit sei - zuhalten waren und man womöglich nen Seitentälern – wo die Gassel-Tropfstein - gleich doppelt bestraft wurde (Hufnagl, höhle liegt – kann bis ins Mittelalter zurück - 1992). verfolgt werden. Für die Grundherrn, die ab 1100 urkundlich Schon in den ältesten Quellen war das belegt sind, hatte der Besitz einige gravie - Rindbachtal stets Teil der Herrschaft Ort. rende Nachteile, welche die Einkünfte Deren Zentrum war das Schloss Ort, das empfindlich schmälerten. 1340 wurde bei - seit 1939 zur Stadtgemeinde Gmunden ge - spielsweise mit dem Traunkirchner Non - Dietmar Kuffner hört. Was heute als Kulisse für Film oder nenstift über das Fischrecht im Traunsee Verein für Höhlenkunde Ebensee Vermählungszeremonien herhalten muss, gestritten, was aber noch das geringere Reindlmühl 48, 4814 Neukirchen war nach mehreren Umbauten schon seit Übel darstellte. Das Kloster besaß die allei - [email protected] dem 11. Jhdt. für die Ritter von Ort Sitz ge - nigen Waldnutzungsrechte für das Gebiet strenger Landesverwaltung und Aus - links des Rindbachs bis zum Frauenwei - Höh(l)enluft und Wissensraum übungsort der Hohen Gerichtsbarkeit, also ßenbach. Rechts des Rindbachs, also auf Die Gassel-Tropfsteinhöhle Kerker, Folter und Hinrichtung. der Gasselkogelseite, wurde der Wald ge - im Salzkammergut zwischen Östlich des Traunsees verlief die Grenze meinsam mit der Grafschaft Ort genutzt. Alltagskultur, Naturkunde und wissenschaftlicher Forschung vom Laudachsee her kommend über den 1656 wurden die gesamten Waldungen des (hrsg. v. J. Mattes & D. Kuffner), Schrattenstein [dem heutigen Katzenstein], Klosters dem Salzamt Gmunden überge - Denisia 40, 2018: 065-076 den Hochkogel, den Laugsberg [Wasser - ben (Koller, 1970). Das Rindbachtal und seine Seitentäler 65 KAP2-3_Rindbachtal.qxp_Layout 1 16.07.18 15:53 Seite 66 Die Salzproduktion, die laut kaiserlichem Sein Nachfolger Weikart Freiherr von Poll - Dekret für alle Zeiten gesichert sein sollte, heim musste 1592 die Herrschaft der Stadt war vor allem auf Brennholz angewiesen. Gmunden verkaufen, die sie ihrerseits Das Salzoberamt behielt sich daher stets wegen der zu hohen Schulden, welche sie die Waldnutzung für das landesfürstliche sich damit aufgebürdet hatte, schon 1603 Salzwesen vor und beanspruchte auch ein an Kaiser Rudolf II. abtreten musste. Dem Rückkaufsrecht. Da der Großteil der Graf - Kaiser kam das sehr gelegen, da wegen schaft aus Waldflächen bestand und diese des geplanten Salinenbaues in Ebensee der der Aufsicht, der vorbehaltlichen und tat - Erwerb der umfangreichen Waldungen der sächlichen Nutzung durch das Salzoberamt Herrschaft eine dringende Notwendigkeit in Gmunden unterstanden, war ein nur ge - für den Betrieb der Sudpfannen war. 1625 ringer wirtschaftlicher Ertrag für den Eigen - folgte Adam von Herberstorff der Statthal - tümer möglich und man wundert sich ter von Oberösterreich und nach seinem heute nicht über die zahlreichen Besitzer - Tod ging nach zwei weiteren erfolglosen wechsel. Besitzern die Grafschaft schließlich 1689 an Gotthard von Scherffenberg beispielsweise, Kaiser Leopold I., der sie durch Pfleger der die Grafschaft als kaiserliches Lehen (meist adelige Verwaltungsbeamte) bis bereits in dritter Generation innehatte, zur Aufhebung des Untertanenverbandes kämpfte von 1545 an verzweifelt um eine 1848 verwalten ließ (Krackowizer, 1900: Entschädigung für die wirtschaftlichen Ein - 119-121). bußen, die er durch die Holzschlägerungen Heute ist das Gebiet auf nicht weniger für das Salzwesen erlitten hatte. Nach 20 als zehn Gemeinden aufgeteilt. Das Rind - Jahren verbissenen Verhandelns verstarb bachtal mit samt seinen Seitentälern ge- der Mann gramgebeugt. Der Erfolg war hört zur Gemeinde Ebensee. Einziger letztendlich die Auszahlung von 2.000 Gul - Grundbesitzer ist der österreichische Staat den, statt der geforderten 8.000 an seine in Person der Österreichischen Bundes - Witwe (Koller, 1970: 102-103). forste. Waldwirtschaft Mit der Errichtung der Saline in Ebensee teresses stand, so war es seither zum über - 1607 wehte ein anderer Wind, was die wiegenden Teil Brennholz für die Sud - Waldnutzung betraf. Konnten sich davor pfannen, das sogenannte „Hallholz“, wel - die Bewohner wegen des Überflusses ohne ches benötigt wurde. wesentliche Einschränkungen mit Holz Die Akteure der Waldwirtschaft waren die versorgen, wurde jetzt jegliche Verschwen - Holzknechte. Nach Errichtung der Eben - dung von Holz unterbunden und die seer Saline 1607 brauchte man sie in großer Nutzung streng geregelt. Alle Drechsler, Zahl. Sie und auch höher gestellte Fach - Binder, Löffel-, Gabel-, Teller- oder Rechen - kräfte kamen meist aus dem Inneren Salz - macher wurden als „Waldschädlinge“ ver - kammergut, also aus Aussee, Ischl oder unglimpft und mussten zusehen, sich ihr Hallstatt. Aber auch eingesessene Ebenseer Holz anderswo zu besorgen. In der Regel kamen zum Zug wie beispielsweise Wolf war das der Ort Traunkirchen, der bereits Hirnpeckh, der Holzmeister im Rinnbach - außerhalb der Grenzen des historischen tal wurde. Nach seinem Tod 1613 überließ Salzkammerguts lag und in der Folge ein man die „Holzwerkstatt“, wie man damals Zentrum für diese Art der bäuerlichen ein Holzeinschlaggebiet nannte, seiner Handwerkskunst wurde (Koller, 1970). Witwe. In den Amtsakten wurde dieses Ge - Neben der Salzerzeugung wurde die dafür biet, das einen großen Teil des Rinnbachtals notwendige Forstwirtschaft zum bedeu - umfasste und in dem auch die Gassel-Tropf - tendsten Wirtschaftsfaktor im Salzkammer - steinhöhle liegt, von da an „Wolff hürnpeck - gut. War es vor 1600 vor allem Holz für hens hinderlaßener erben werckstatt“ ge - den Schiffbau, das im Mittelpunkt des In - nannt (Feichtinger, 1972a). 66 KULTURRAUM KAP2-3_Rindbachtal.qxp_Layout 1 16.07.18 15:53 Seite 67 Die billigste und am häufigsten praktizierte liche Eindruck des Dröhnens von Wasser und Abb. 1: Karbachklause Art der Holzbringung war die Trift. Dabei Bäumen zwischen den Felsen wiederholt sich im Jahr 1954. Die wurde das Holz durch einen Wasserschwall wohl ein Dutzend Mal, ehe wir den Traunsee Klause war bis zur Fer- talwärts befördert. Notwendig waren dazu erreichen.“ (Noe, 1867: 420-421) tigstellung der Straße (1956) in Betrieb. Stauanlagen, so genannte Klausen, die Die ältesten Klausen im Rindbachtal ent- Foto: Engelbert Koller schlagartig geöffnet wurden und das im standen schon um 1550 im Reitergraben Bachbett liegende Holz talauswärts und am Lochbach. Die Hauptklause befand Abb. 2: Holzriese im schwemmten. Dieses wurde zuvor über sich nahe dem Rindbachursprung in der Raum Ebensee um Holzriesen vom Berg ins Tal befördert (Abb. Gegend des Grünangerls und wurde erst- 1900. 1, 2). mals 1609 erbaut. Sie wurde in der Folge Foto: Sammlung Der bayrische Reiseschriftsteller Heinrich des Öfteren neu errichtet, zum letzten Mal Walter Deixler Noe beschreibt 1867 die Holztrift um Eben- 1821. Heute sind auch die letzten spär - see wie folgt: lichen Reste davon verschwunden. „Die Wucht der Fluth, welche als Wassersturz Auch am Karbach, also direkt am alten Weg aus dem Seebecken tost, soll die Hölzer nach zur Gassel-Tropfsteinhöhle, entstand eine Ebensee hinabreißen. Den ganzen Weg von hier Klause. Im Bericht von der großen Wald - bis zum Gestade des Traunsees hinab, begleitet beschau, die von 1630 bis 1634 im Salz- uns der Geschützdonner einer Schlacht, welche kammergut stattfand und eine Inventur in geringer Entfernung geschlagen zu werden aller Waldbestände zum Ziel hatte, ist diese scheint. Es ist das unaufhörliche Anschlagen Klause kurz erwähnt: „[...] an den Carpach, der Hunderttausende schwerer Scheiter, welche so auf den Rinnbach Zuegeht, von dannen mit während ihrer raschen Flucht gegen die Fels- bereits vor 5 Jahren aldorthin erbauten Clauß, wände des engen Bettes geschmettert werden. welche dazumahl bei 500 fl gestandten