I M N a M E N D E R R E P U B L I
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Postadresse: Erdbergstraße 192 – 196 1030 Wien Tel: +43 1 601 49 – 0 Fax: +43 1 711 23 – 889 15 41 E-Mail: [email protected] www.bvwg.gv.at W252 2135473-1/15E IM NAMEN DER REPUBLI K! Das Bundesverwaltungsgericht hat durch die Richterin Mag.a Elisabeth SCHMUT LL.M. als Einzelrichterin über die Beschwerde von , geboren am , StA. Somalia, gegen Spruchpunkt I. des Bescheides des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl vom 06.07.2016, Zl. , nach Durchführung einer mündlichen Verhandlung, zu Recht erkannt: A) Die Beschwerde wird als unbegründet abgewiesen. B) Die Revision ist gemäß Art. 133 Abs. 4 B-VG nicht zulässig. ENTSCHEIDUNGSGRÜNDE I. Verfahrensgang: 1. Der Beschwerdeführer (BF) stellte am 31.05.2014 als damals noch Minderjähriger in Österreich einen Antrag auf internationalen Schutz und wurde am Folgetag durch Organe des öffentlichen Sicherheitsdienstes erstbefragt. Als Fluchtgrund gab der BF an, er sei im Alter von 13 Jahren von der Al-Shabaab in ein Lager mitgenommen worden, wo er zu kämpfen trainieren habe müssen. Er sei dort öfters krank gewesen, weshalb die Al-Shabaab - 2 - ihn umbringen habe wollen. Einer der Leute dort habe ihn davor gewarnt, weshalb es dem BF gelungen sei aus dem Lager zu flüchten. Seine Tante habe ihm in weiterer Folge dabei geholfen Somalia zu verlassen. Er könne nicht mehr zurückkehren, da die Al-Shabaab ihn töten werde. 2. In der niederschriftlichen Einvernahme vor dem Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (im Folgenden: Bundesamt) am 21.05.2015 gab der BF als Fluchtgrund im Wesentlichen an, seine Tante väterlicherseits habe wollen, dass er Somalia verlasse. Er sei aufgrund seiner Erkrankung nach Äthiopien gebracht worden und in weiterer Folge nach Österreich. Er sei nach Europa gekommen um ein besseres Leben zu führen und um etwas zu lernen. Im Falle einer Rückkehr würde er am Krieg teilnehmen und Menschen töten. 3. Mit dem angefochtenen Bescheid wies das Bundesamt den Antrag des BF auf internationalen Schutz bezüglich der Zuerkennung des Status des Asylberechtigten ab (Spruchpunkt I.) und erkannte ihm den Status des subsidiär Schutzberechtigten zu (Spruchpunkt II.). Ferner wurde ihm die befristete Aufenthaltsberechtigung bis zum 06.07.2017 erteilt (Spruchpunkt III.). 4. Mit Schriftsatz vom 08.08.2016, am selben Tag bei der belangten Behörde eingelangt, erhob das Amt der NÖ Landesregierung als gesetzliche Vertretung des minderjähriger BF fristgerecht Beschwerde gegen Spruchpunkt I. des Bescheides. Begründend wurde zusammengefasst vorgebracht, dass es dem BF aufgrund seiner Traumafolgestörung nicht möglich gewesen sei, die erlebten Geschehnisse erneut bzw. detailgetreu zu schildern. Er gelte aufgrund seiner Zwangsrekrutierung als Deserteur und sei er deshalb bei einer Rückkehr gefährdet, erneut rekrutiert zu werden. Ferner hätte das Bundesamt bei der Beurteilung der Glaubwürdigkeit einen milderen Maßstab aufgrund der Minderjährigkeit des BF anwenden müssen. Neben der Durchführung einer mündlichen Verhandlung wurde beantragt, das Bundesverwaltungsgericht möge dem BF den Status eines Asylberechtigten zuerkennen. 5. Das Bundesverwaltungsgericht führte am 22.06.2020 in Anwesenheit eines Dolmetschers für die somalische Sprache eine Verhandlung durch, in welcher der BF auch nach 25- minütigen Zuwarten jedoch nicht erschien. Da die Verhandlung lediglich der Erörterung der Länderberichte gedient hätte wurden diese dem BF im Anschluss daran mittels Parteiengehör zugestellt. - 3 - II. Das Bundesverwaltungsgericht hat erwogen: 1. Feststellungen: 1.1. Zur Person des BF: Der BF führt den im Spruch geführten Namen und ist am im Spruch genannten Datum geboren. Der BF ist somalischer Staatsbürger und Angehöriger des Clans der Dulbahante, Subclan Reer-Hagar und bekennt sich zum muslimischen Glauben. Der BF ist ledig und kinderlos. Er reiste unter Umgehung der Grenzkontrollen nach Österreich ein und stellte am 31.05.2014 einen Antrag auf internationalen Schutz. Der BF wurde im Dorf , Khatumo State, geboren, besuchte von 2009 bis 2011 die Grundschule in und lebte dann wiederum in . Er wuchs gemeinsam mit seinen Eltern und seinen Geschwistern auf. Der BF war in Somalia nicht erwerbstätig, half jedoch seinem Bruder beim Verkauf von Lebensmitteln. Der Lebensunterhalt der Familie wurde durch die eigenen Tiere gesichert. In Somalia leben noch die Mutter und Schwester des BF. Der Vater des BF, sowie sechs Geschwister sind bereits verstorben. Des Weiteren lebt noch ein Onkel des BF in , zu welchem er jedoch keinen Kontakt hat. Der BF spricht Somalisch als Muttersprache und leidet an Hepatitis B. Darüber hinaus leidet der BF an keinen lebensbedrohlichen Erkrankungen. Der BF ist in Österreich strafrechtlich unbescholten. 1.2. Zu den Fluchtgründen des BF: 1.2.1. Dem BF droht keine asylrelevante Bedrohung und/oder Verfolgung durch eine Zwangsrekrutierung der Al-Shabaab. 1.3. Zur maßgeblichen Situation in Somaliland: 1.3.1. Auszug aus dem Länderinformationsblatt der Staatendokumentation Somalia - Somaliland vom 17.09.2019: Politische Lage - 4 - Die Republik Somaliland hat sich im Mai 1991 für unabhängig erklärt, wurde aber bis dato international nicht anerkannt (BS 2018, S.4; vgl. AA 4.3.2019, S.5f). Die Nachbarn in der Region sowie zunehmend weitere Staaten bemühen sich in Anerkennung der bisherigen Stabilisierungs- und Entwicklungsfortschritte um pragmatische Zusammenarbeit (AA 4.3.2019, S.5f). Obwohl Somaliland kaum internationale Unterstützung erhielt, gilt das Land heute als Vorbildstaat am Horn von Afrika (SZ 13.2.2017; vgl. ECO 13.11.2017). Somaliland hat schrittweise staatliche Strukturen wieder aufgebaut und war auch bei demokratischen Reformen erfolgreich (BS 2018, S.4/23/33; vgl. UNDP 10.12.2017). Das Land verfügt über zahlreiche Zeichen der Eigenständigkeit: Es gibt eine Zivilverwaltung, Streitkräfte, eine eigene Währung (ICG 12.7.2019, S.1), eine Regierung, eine Verfassung und seit Jahren ökonomische Stabilität (DW 30.11.2018). Mit internationaler Hilfe konnten Bezirksverwaltungen und Bezirksräte etabliert werden (BFA 8.2017, S.94). Seit 1997 herrschen Frieden und politische Stabilität (BS 2018, S.32). Die Regierung bekennt sich zu Demokratie und Marktwirtschaft (BS 2018, S.37). Die Bindung bzw. das Commitment Somalilands zum demokratischen System ist groß (BS 2018, S.21f), denn letzteres hat sich aus einer Reihe großer Clankonferenzen entwickelt und ist damit mit einem hohen Maß an Legitimität versehen. Der gesellschaftliche Zusammenhalt zwischen Regierung und Bürgern ist ungewöhnlich stark (ECO 13.11.2017). Die demokratischen Institutionen Somalilands sind relativ stabil, es mangelt aber an Ressourcen und Expertise (BS 2018, S.21f). Trotzdem kämpft das Land mit massiven strukturellen Restriktionen. Der Staatsapparat bleibt schwach und unterfinanziert und das Land ist von einem inakzeptablen Maß an Armut geprägt (BS 2018, S.33). Der Staat ist von Wirtschaftstreibenden abhängig, auf allen Ebenen der Verwaltung kommt es zu Korruption und Clan-Patronage (BS 2018, S.6/21f). Zudem sind staatliche Institutionen bei ihren Entscheidungen an das Einverständnis einflussreicher Clanältester gebunden, wenn sie Spannungen und – in Einzelfällen – Gewalt vorbeugen wollen (BS 2018, S.15). Dabei hat Somaliland aber im Wesentlichen mit Verhandlungen zwischen und mit unterschiedlichen Akteuren gute Erfahrungen gemacht (BS 2018, S.36). Somaliland hat seit der Erklärung der Unabhängigkeit mehrere allgemeine Wahlen durchgeführt (AA 4.3.2019, S.5f; vgl. ICG 12.7.2019, S.1). Diese wurden durch internationale Beobachter regelmäßig als frei und fair beurteilt (BS 2018, S.4f). Es gibt ein Zwei-Kammern-Parlament. Das Ober- bzw. Ältestenhaus (Guurti) besteht aus 86 ernannten, das Unter- bzw. Repräsentantenhaus aus 82 gewählten Mitgliedern (USDOS 13.3.2019, S.24; vgl. FH 5.6.2019a, A2). Parlamentswahlen wurden zuletzt 2005 abgehalten und sind seit Jahren überfällig. Zuletzt wurden die Parlamentswahlen im März 2017 auf April 2019 verschoben (USDOS 13.3.2019, S.24) bzw. sind diese nunmehr für Ende 2019 vorgesehen (AA 4.3.2019, S.6; vgl. AMISOM 15.1.2019b; AA 5.3.2019b). Eine weitere Verschiebung kann nicht ausgeschlossen werden (UNSC 15.5.2019, Abs.9). Die neuerliche Verschiebung der Parlamentswahlen wirft einen Schatten auf das vergleichsweise demokratische Somaliland (AA 4.3.2019, S.4). Das Guurti sollte eigentlich alle sechs Jahre neu mit Ältesten besetzt werden (FH 5.6.2019a, A2), geht aber nunmehr in das dreizehnte Amtsjahr, ohne wiedergewählt worden zu sein (AA 4.3.2019, S.6). Es gibt Vorwürfe, wonach im Oberhaus politische Korruption herrscht (USDOS 13.3.2019, S.24; vgl. BS 2018, S.21). - 5 - Auch die Präsidentschaftswahl hatte sich mehrfach verzögert, bevor sie Mitte November 2017 stattfand (AA 4.3.2019, S.6; vgl. FH 5.6.2019a, A1). Zum Präsidenten gewählt wurde der Kandidat der regierenden Kulmiye-Partei, Muse Bihi Abdi. Seine Angelobung erfolgte im Dezember 2017 (USDOS 13.3.2019, S.24; vgl. AA 4.3.2019, S.6). Die Wahl wurde als weitgehend frei und fair eingeschätzt (AA 5.3.2019b), auch wenn es einige Unregelmäßigkeiten gab; letztere haben den Ausgang der Wahl nicht signifikant beeinflusst (FH 5.6.2019a, A1; vgl. ISS 10.1.2018). Mit der Beschränkung auf drei Parteien soll eine Zersplitterung der Parteienlandschaft entlang von Clans verhindert werden. Lokalwahlen entscheiden darüber, welche drei Parteien für die nächsten Wahlen auf nationaler Ebene zugelassen werden (BS 2018, S.16/22f; vgl. AA 4.3.2019, S.6). Bei den Gemeindewahlen im November 2012 entschied sich die Bevölkerung bei einer Auswahl von sieben Parteien für Kulmiye,