Gericht Entscheidungsdatum Geschäftszahl Spruch Text
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12.10.2018 Gericht BVwG Entscheidungsdatum 12.10.2018 Geschäftszahl W254 2104666-1 Spruch W254 2104666-1/10E W254 2115448-1/8E W254 2153524-1/9E W254 2192540-1/7E W254 2110879-1/13E Schriftliche Ausfertigung des am 12.10.2018 mündlich verkündeten Erkenntnisses: IM NAMEN DER REPUBLIK! I. Das Bundesverwaltungsgericht hat durch die Richterin Dr.in Tatjana CARDONA als Einzelrichterin über die Beschwerden der 1) XXXX , geb. XXXX 2) XXXX , geb. XXXX , 3) XXXX , geb. XXXX , 4) XXXX , geb. XXXX , alle StA. Somalia und vertreten durch die ARGE Rechtsberatung, gegen die Spruchpunkte I. der Bescheide des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl vom 1) 06.03.2015, Zl. XXXX , 2) 27.08.2015 Zl. XXXX , 3) 08.03.2017 Zl. XXXX , 4) 06.03.2018 Zl. XXXX , nach Durchführung einer mündlichen Verhandlung, zu Recht erkannt: A) Die Beschwerden werden als unbegründet abgewiesen. B) Die Revision ist nicht zulässig. II. Das Bundesverwaltungsgericht hat durch die Richterin Dr.in Tatjana CARDONA als Einzelrichterin über die Beschwerde des XXXX , geb. XXXX , StA. Somalia, vertreten durch ARGE Rechtsberatung, gegen Spruchpunkt I. des Bescheides des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl vom 29.06.2015, Zl. XXXX , nach Durchführung einer mündlichen Verhandlung, beschlossen: A) Das Beschwerdeverfahren wird wegen Zurückziehung der Beschwerde eingestellt. B) Die Revision ist nicht zulässig. Text ENTSCHEIDUNGSGRÜNDE: www.ris.bka.gv.at Seite 1 von 17 Bundesverwaltungsgericht 12.10.2018 I. Verfahrensgang: Die Beschwerdeführerin XXXX (BF1) stellte am 04.07.2014 einen Antrag auf internationalen Schutz in Österreich. Bei ihrer Erstbefragung am selben Tag gab sie an, Probleme mit ihrer Familie wegen ihrer traditionellen Ehe zu haben. Am 17.02.2015 wurde sie vom BFA niederschriftlich einvernommen. Zusammengefasst gab sie zu ihren Fluchtgründen befragt an, dass sie aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum Stamm der Ashraf von der Familie des Mannes, in den sie verliebt war und der sie heiraten wollte, bedroht und verletzt wurde. Ihre Mutter hat ihr daraufhin die Flucht aus Somalia ermöglicht, um im Iran zu studieren. Aufgrund von Schwierigkeiten im Studium reiste sie weiter und lernte in der Türkei XXXX kennen. Das BFA wies mit Bescheid vom 06.03.2015 den Antrag auf internationalen Schutz bezüglich der Zuerkennung des Status der Asylberechtigten gemäß § 3 Abs. 1 iVm § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG ab (Spruchpunkt I.) und erkannte ihr gemäß § 8 Abs. 1 AsylG den Status des subsidiär Schutzberechtigten zu (Spruchpunkt II.). Die Beschwerdeführerin erhob dagegen fristgerecht Beschwerde. Am XXXX wurde ihr Sohn XXXX (BF3) geboren, am XXXX ihr Sohn XXXX (BF4) und am XXXX ihr Sohn XXXX (BF5) geboren. XXXX , der BF2 ist der Vater der drei Söhne. BF3, BF4 und BF5 wurde mit Bescheid ebenfalls subsidiärer Schutz im Familienverfahren gewährt. Der Beschwerdeführer XXXX (BF2) stellte am 18.06.2014 einen Antrag auf internationalen Schutz in Österreich. In der Erstbefragung gab er an, dass es in seiner Stadt Konflikte zwischen Al Shabaab und der Regierung gegeben habe. Sein Freund wurde von der AL Shabaab erschossen. In der niederschriftlichen Einvernahme vor dem BFA gab er an, dass er einerseits aufgrund eines Familienstreites verfolgt werde und andererseits aufgrund seiner in Mogadischu angefangenen Ausbildung zum Journalisten. Das BFA wies mit Bescheid vom 29.05.2015 den Antrag auf internationalen Schutz bezüglich der Zuerkennung des Status des Asylberechtigten gemäß § 3 Abs. 1 iVm § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG ab (Spruchpunkt I.) und erkannte ihm gemäß § 8 Abs. 1 AsylG den Status des subsidiär Schutzberechtigten zu (Spruchpunkt II.). Der BF2 erhob gegen Spruchpunkt I. des Bescheides fristgerecht Beschwerde. Das Bundesverwaltungsgericht führte am 12.10.2018 in Anwesenheit einer Dolmetscherin für die Sprache Somalisch eine mündliche Verhandlung durch, in welcher die Verfahren von allen Beschwerdeführern (BF1 bis BF5) gemäß § 39 Abs. 2 AVG auf Grund der Zweckmäßigkeit, Raschheit und Kostenersparnis zur gemeinsamen Verhandlung und Entscheidung verbunden wurden. In dieser Verhandlung zog der BF2, XXXX seine Beschwerde gegen Spruchpunkt I. des Bescheids zurück. Am 23.10.2018 stellten die BF1, BF3, BF4 und BF5 fristgerecht einen Antrag auf Ausfertigung des am 12.10.2018 mündlich verkündeten Erkenntnisses. II. Das Bundesverwaltungsgericht hat erwogen: 1. Feststellungen: Zu BF1: Die BF1 ist somalische Staatsangehörige und führt den Namen XXXX . Sie ist 1993 in XXXX in Nordsomalia geboren. Das im Spruch angegebene Datum des XXXX dient lediglich zur Identifizierung der Person der Beschwerdeführerin. Es konnte nicht festgestellt werden, an welchem Tag in welchem Monat die Beschwerdeführerin geboren wurde; das genaue Datum ist für dieses Verfahren nicht relevant. Sie hat den BF2 in der Türkei kennen gelernt und in Österreich nach islamischer Tradition geheiratet. Die BF3, BF4 und BF5 sind ihre gemeinsamen Kinder. Es kann nicht festgestellt werden, dass BF1 dem Clan der Ashraf angehört. Zu den Fluchtgründen der BF1: Die BF1 war in ihrem Herkunftsstaat Somalia verliebt in einen Mann namens XXXX . Dieser liebte die BF1 ebenfalls und wollte sie heiraten. Seine Familie war jedoch gegen eine Verbindung von BF1 und XXXX . Hr. XXXX berichtete der BF1 von der Ablehnung seiner Familie bezüglich einer Heirat der BF1 und legte BF1 nahe, auf sich aufzupassen. Die Familie des Hr. XXXX bedrohten in Folge die BF1 mit dem Tod und fügten ihr Verletzungen zu. Sie verlangten, dass die BF1 Hr. XXXX in Ruhe lässt. BF1 hat sich am 15.12.2010 von Hr. XXXX getrennt. www.ris.bka.gv.at Seite 2 von 17 Bundesverwaltungsgericht 12.10.2018 Es kann nicht festgestellt werden, dass Hr. XXXX mehr als 4 Jahre später die BF1 in Österreich angerufen hat und sie mit dem Tod bedroht hat. Es kann nicht festgestellt werden, dass der BF1 bei einer Rückkehr in ihren Herkunftsstaat Lebensgefahr oder ein Eingriff in ihre körperliche Integrität durch Hr. XXXX droht. Ebenso kann nicht festgestellt werden, dass die BF1 im Falle der Rückkehr nach Somalia mehr als 7 Jahre nach den geschilderten Ereignissen Lebensgefahr oder ein Eingriff in ihre körperliche Integrität durch die Familie des XXXX oder durch andere Personen drohen würde. Zu BF2: Der BF2 ist somalischer Staatsbürger und führt den Namen XXXX . Er hat in der mündlichen Beschwerdeverhandlung am 12.10.2018 nach Rücksprache mit seiner Rechtsberaterin seine Beschwerde zurückgezogen. Zu BF3, BF4 und BF5: BF3 führt den Namen XXXX und ist am XXXX geboren, BF4 führt den Namen XXXX und ist am XXXX geboren und BF5 führt den Namen XXXX und wurde am XXXX geboren. BF3, BF4 und BF5 sind die leiblichen Kinder von BF1 und BF2. Es wurden für BF3, BF4 und BF5 keine eigenen Fluchtgründe vorgebracht. Zur maßgeblichen Situation in Somalia (nachfolgend sind Auszüge aus dem LIB der Staatendokumentation vom 12.1.2018 mit letzter Aktualisierung vom 2.5.2018 wiedergegeben): Politische Lage Das Gebiet von Somalia ist de facto in drei unterschiedliche administrative Einheiten unterteilt: a) Somaliland, ein 1991 selbstausgerufener unabhängiger Staat, der von der internationalen Gemeinschaft nicht anerkannt wird; b) Puntland, ein 1998 selbstausgerufener autonomer Teilstaat Somalias; c) das Gebiet südlich von Puntland, das Süd-/Zentralsomalia genannt wird (EASO 8.2014). Im Hinblick auf fast alle asylrelevanten Tatsachen ist Somalia in diesen drei Teilen zu betrachten (AA 1.1.2017). Im Jahr 1988 brach in Somalia ein Bürgerkrieg aus, der im Jahr 1991 im Sturz von Diktator Siyad Barre resultierte. Danach folgten Kämpfe zwischen unterschiedlichen Clans, Interventionen der UN sowie mehrere Friedenskonferenzen (EASO 8.2014). Seit Jahrzehnten gibt es keine allgemeinen Wahlen auf kommunaler, regionaler oder zentralstaatlicher Ebene. Politische Ämter wurden seit dem Sturz Siad Barres 1991 entweder erkämpft oder unter Ägide der internationalen Gemeinschaft, hilfsweise unter Einbeziehung nicht demokratisch legitimierter traditioneller Strukturen (v.a. Clan-Strukturen) vergeben (AA 1.1.2017). Im August 2012 endete die Periode der Übergangsregierung (BS 2016). Seit damals gibt es eine politische Entwicklung, die den Beginn einer Befriedung und Stabilisierung sowie eines Wiederaufbaus staatlicher Strukturen markiert. Am 1.8.2012 wurde in Mogadischu eine vorläufige Verfassung angenommen. Seitdem ist die Staatsbildung kontinuierlich vorangeschritten. Das im Dezember 2016 gewählte Parlament stellt dabei auch einen deutlichen demokratischen Fortschritt gegenüber dem 2012 gewählten Parlament dar. Während 2012 135 Clanälteste die Zusammensetzung bestimmten (AA 4.2017a; vgl. UNSC 5.9.2017), waren es 2016 über 14.000 Clan-Repräsentanten (UNHRC 6.9.2017) bzw. 13.000. Während die 54 Mitglieder des Oberhauses von den Parlamenten der Bundesstaaten gewählt wurden, wählten die o.g. Clan-Repräsentanten die 275 auf Clan-Basis ausgewählten Abgeordneten des Unterhauses (UNSC 9.5.2017). Auch wenn es sich um keine allgemeine Wahl gehandelt hat, ist diese Wahl im Vergleich zu vorangegangenen Wahlen ein Fortschritt gewesen (DW 10.2.2017). Allerdings war auch dieser Wahlprozess problematisch, es gibt zahlreiche Vorwürfe von Stimmenkauf und Korruption (SEMG 8.11.2017). Im Februar 2017 wählte das neue Zweikammerparlament Mohamed Abdullahi Mohamed "Farmaajo" zum Präsidenten; im März bestätigte es Hassan Ali Kheyre als Premierminister (AA 4.2017a; vgl. UNSC 5.9.2017, SEMG 8.11.2017). Das Parlament bestätigte am 29.3.2017 dessen 69-köpfiges Kabinett (UNSC 9.5.2017). Die Macht wurde friedlich und reibungslos an die neue Regierung übergeben (WB 18.7.2017). Somalia hat den Zustand