Findbuch Zum Bestand
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Findbuch zum Bestand Persönlicher Archivbestand Ulrike Poppe bearbeitet von Anne-Dorothee Vogel ROBERT-HAVEMANN-GESELLSCHAFT Berlin 2006 Überarbeitete Auflage 2015 Dieses Findbuch ist Ergebnis eines Erschließungsprojektes, das durch die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und den Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR des Landes Berlin finanziert wurde. Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. Schliemannstraße 23 10437 Berlin www.havemann-gesellschaft.de Reproduktion, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. Inhaltsverzeichnis Vorwort I Geschichte und Aufbau des Bestandes II Lebensdaten Ulrike Poppe VIII Hinweise zur Benutzung des Findbuches X Abkürzungsverzeichnis XI Bestandsübersicht 1. Manuskripte/Notizen 1 2. Korrespondenz 2 3. Lebensdokumente 3 4. Thematische Sammlungen/Arbeitsunterlagen 4 4.1. Berufliche Arbeitsunterlagen 4 4.2. Opposition der DDR (bis Sommer 1989) 6 4.3. Bürgerbewegung/Herbst 1989 18 4.4. Weitere Arbeitsunterlagen 26 4.5. Tagungs- und Veranstaltungsunterlagen 30 4.6. Studien/Wissenschaftliche Arbeiten/Aufsätze 30 5. Veröffentlichungen 33 Register Ortsindex 37 Personenindex 37 Sachindex 39 Vorwort I Vorwort Bestandsaufbau und -geschichte Ulrike Poppe war in den 1980er Jahren in allen wichtigen oppositionellen Arbeitsbereichen in Ost- Berlin aktiv und wurde vom MfS mit zahlreichen Zersetzungsmaßnahmen bearbeitet. Nachdem sie 1973 ihr Studium (Lehrerstudium für Kunsterziehung und Geschichte) an der Humboldt-Universität zu Berlin abgebrochen hatte, weil sie erkannte, dass sie in diesem System nicht als Lehrerin arbeiten könne, war sie zunächst in einer geschlossenen Abteilung der Charité als Hilfspflegerin, ab 1976 im Berliner Museum für Deutsche Geschichte tätig. Im Museum für Deutsche Geschichte organisierte sie mit Kollegen kulturelle Veranstaltungen, die, obwohl von Hunderten besucht, bald schon von der Par- teileitung verboten wurden. In dieser Zeit erhielt sie Kontakt zu konspirativ arbeitenden Zirkeln, in de- nen neue Gesellschaftsmodelle diskutiert wurden; produktiver und sympathischer jedoch waren ihr die Zirkel, die sich mit konkreten Themen wie Erziehung, Bildung und Wohnungspolitik beschäftigten. Zusammen mit ihren Mann Gerd organisierte sie in der eigenen Wohnung von 1980 bis 1983 Lesun- gen von kritischen oder auch verfolgten Literaten. Im Jahr 1981 gründete sie mit anderen den ersten unabhängigen Kinderladen in Ost-Berlin, der eine Möglichkeit darstellte, Kinder unabhängig von staat- licher Einflussnahme betreuen zu lassen. Der Kinderladen wurde 1983 auf staatliche Anweisung zer- stört und verboten. Als 1982 ein neues Wehrdienstgesetz verabschiedet wurde, nach dem nun auch Frauen zur Mobilmachung eingezogen werden konnten, gehörte Ulrike Poppe zu den Frauen, die mit einer Eingabe gegen dieses Gesetz protestierten. Aus dieser Initiative heraus entstand im Jahr 1982 die Gruppe „Frauen für den Frieden“, die bis zur Revolution 1989 eine der wichtigsten Oppositions- gruppen außerhalb der Kirchen war. Gemeinsam mit Bärbel Bohley wurde Ulrike Poppe am 12. De- zember 1983 wegen des Verdachts auf landesverräterische Nachrichtenübermittlung vom MfS verhaf- tet. Nach nationalen und internationalen Protesten musste das MfS die beiden Frauen nach sechs Wochen wieder entlassen. Ab 1983 war Ulrike Poppe Vertreterin von Konkret für den Frieden. Ende 1985/Anfang 1986 zählte sie zu den Mitbegründern der Initiative Frieden und Menschenrechte, einer Gruppe, die sich für Demokratie, Freiheit, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit einsetzte. Zudem hielt Ulrike Poppe Kontakte mit der osteuropäischen Opposition sowie mit Politikern und Journalisten aus dem Westen. 1987 bis 1989 war Ulrike Poppe Regionalvertreterin im Fortsetzungsausschuss von Frieden Konkret, 1987 bis 1989 beteiligte sie sich an der Initiative Absage an Praxis und Prinzip der Abgrenzung. Im September 1989 zählte Ulrike Poppe zu den Erstunterzeichnern des Gründungsauf- rufs der Bürgerbewegung Demokratie Jetzt (DJ), wo sie von 1989 bis 1991 Mitglied des Sprecherrates war. Zudem war sie von Dezember 1989 bis März 1990 Vertreterin des DJ am Zentralen Runden Tisch. 1990 war Ulrike Poppe Mitarbeiterin in der Volkskammerfraktion Bündnis 90. Seit 1991 arbeitet Ulrike Poppe als Studienleiterin an der Evangelischen Akademie Berlin-Brandenburg, sie organisiert Veranstaltungen zu Themen wie Zeitgeschichte und Politik. Ulrike Poppe vertraute ihre Unterlagen dem Archiv im Jahr 2002 an. Die Sammlung beinhaltet zahlrei- che Manuskripte, Konspekte, Notizen, Briefe und Arbeitsunterlagen, an denen sich berufliche, persön- Vorwort II liche und politische Lebensstationen von Ulrike Poppe sowie die Entstehung und das Wirken verschie- dener oppositioneller Gruppen und Initiativen nachzeichnen lassen. Das Schriftmaterial ab Herbst 1989 gibt Aufschluss über ihre Tätigkeit bei Demokratie Jetzt, am Zentralen Runden Tisch und in der Volkskammer der DDR. Die ca. 4 lfd. Aktenmeter umfassende Sammlung wurde in Kisten und Kartons an das Archiv überge- ben. Zur Hälfte lagen die Unterlagen in einer erkennbaren Ordnung vor, d. h. es existierten beschriftete Mappen, deren Inhalt nach einer Überprüfung übernommen werden konnten. Die andere Hälfte muss- te inhaltlich geordnet werden. Alle Unterlagen wurden in eine chronologische Ordnung gebracht. Bei den Ordnungsarbeiten wurde das bewährte „freie und flexible Strukturprinzip“1 angewendet, da für die Archivierung von Nachlässen und persönlichen Sammlungen aufgrund des sehr unterschiedlichen Materials keine festen Regeln aufgestellt werden können. Bei diesem Prinzip wird ohne starres Sche- ma vom vorhandenen Material ausgegangen, wobei die private, berufliche und politische Tätigkeit berücksichtigt und der persönlich geprägten, ursprünglichen Ordnung entgegengekommen wird, so- weit diese erkennbar ist und rekonstruiert werden kann. Im Ergebnis entstanden 120 Bände Schriftma- terial (= 3,8 lfd. Aktenmeter). Die persönliche Sammlung von Ulrike Poppe ließ sich nach folgendem Ordnungsschema gliedern: 1. Manuskripte/Notizen 2. Korrespondenz 3. Lebensdokumente 4. Thematische Sammlungen/Arbeitsunterlagen Den Großteil des Bestandes bilden Thematische Materialsammlungen/Arbeitsunterlagen sowie eine größere Sammlung an Veröffentlichungen. Diese beinhaltet zum einen kirchliche Grauschriften, den größeren Teil macht jedoch der in der DDR herausgegebene Samisdat aus. Die Überlieferung an Manuskripten und Korrespondenz umfasst insgesamt acht Bände. In diesen wur- den einige wenige Manuskripte und Briefe, die nicht den Arbeitsunterlagen oder den thematischen Sammlungen zugeordnet waren, gesondert zusammengefasst. Die Manuskriptsammlung, mit insge- samt drei Bänden, erstreckt sich über einen Zeitraum von 1984 bis 1990. Diese beinhaltet Manuskripte von Ulrike Poppe sowie Manuskripte Dritter. Die Korrespondenz umfasst fünf Bände und beläuft sich auf den Zeitraum 1979 bis 1995. Die Korrespondenz gliedert sich in die drei Gruppen: Korrespondenz an Ulrike Poppe, Korrespondenz von Ulrike Poppe und Korrespondenz Dritter. Korrespondenz, die deutlich einer Gruppe oder einem Ereignis zugeordnet war, wurde auch bei dieser belassen. Die Lebensdokumente befinden sich in zwei Bänden und erstrecken sich über den Zeitraum 1978- 1990. Es handelt sich um Dokumente der privaten und beruflichen Lebensführung, u. a. Wohnungsun- terlagen und Arbeitsverträge sowie verschiedene Glückwünsche und Auszeichnungen. 1 Vgl. Eberhard Illner: Probleme der Nachlasserschließung, in: Archivische Erschließung – Methodische Aspekte einer Fachkompetenz. Beiträge des 3. Archivwissenschaftlichen Kolloquiums , Angelika Menne-Haritz (Hg.), Marburg 1999 Vorwort III Das politische Engagement von Ulrike Poppe spiegelt sich vor allem in den unter dem Klassifikations- punkt „Arbeitsunterlagen/Thematische Sammlungen“ zusammengefassten Unterlagen wider. Die erste große Gruppe bilden zuvor „Berufliche Arbeitsunterlagen“. Zu diesen gehören Unterlagen vom Studium für Kunsterziehung und Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, das Ulrike Poppe im Jahr 1971 aufgenommen hatte sowie von ihrer beruflichen Tätigkeit im Museum für Deutsche Geschichte in Berlin. Im Studienmaterial überliefert sind Referate und handschriftliche Aufzeichnungen von und zu verschiedenen Seminaren, wie beispielsweise Aufzeichnungen zum Thema Erziehung im Sozialismus. Aus den beruflichen Unterlagen sind insbesondere Dokumente hervorzuheben, die im Zusammenhang mit einer von Ulrike Poppe im Museum für Deutsche Geschichte organisierten Lesung mit Frank-Wolf Matthies, einen jungen, kritischen Literaten, stehen. Diese Unterlagen dokumentieren eine von Ulrike Poppe am Museum für Deutsche Geschichte organisierte kulturelle Veranstaltungsreihe, die bald schon von der Parteileitung des Museums als eine staatsfeindliche Aktion eingestuft und nach der Lesung von Frank-Wolf Matthies abgesetzt wurde. Die zweite große Gruppe „Opposition der DDR (bis Sommer 1989)“ bilden die während der Tätigkeit von Ulrike Poppe in verschiedenen oppositionellen Gruppen und Initiativen entstandenen Dokumente und Sammlungen. Diese Gruppe umfasst insgesamt 25 Bände. Darunter befinden sich Unterlagen zum Olof-Palme-Friedensmarsch 1987, Aufrufe, Erklärungen, Appelle etc. von verschiedenen Grup- pen, Initiativen und Einzelpersonen aus der DDR-Opposition, Unterlagen von Friedensseminaren und Friedensdekaden, von Frieden konkret, der Sommerakademie des Arbeitskreises Solidarische Kirche, der Gruppe Frauen für den Frieden, dem Kinderladen Husemannstraße 14 in Ost-Berlin, Unterlagen