Förderverein Weltkulturerbe / e.V. Goslars Schicksalsberg Wechselwirkungen zwischen Rammelsberg und Goslar

Jahresgabe 2016/2017 für die Fördervereinsmitglieder Titelbild: Schicksalsberg Gemälde von Monika K. Jain 2015

Diese Jahresgabe wurde herausgegeben im Eigenverlag des Fördervereins. Goslar, Januar 2017

Druck: Papierflieger Clausthal-Zellerfeld Layout: Ulrich Kammer Verfasser: Peter Eichhorn Goslars Schicksalsberg Wechselwirkungen zwischen Rammelsberg und Goslar

Jahresgabe 2016/17 des Fördervereins Weltkulturerbe Rammelsberg e.V.

1 Inhaltsverzeichnis

Vorwort...... 3 1. Ein Aquarell...... 8 2. Schicksalsbegriff und -bezug...... 10 3. Schicksalswendungen im Laufe der Jahrhunderte...... 15 4. Aufstieg Goslars zu einer der größten mittelalterlichen deutschen Städte...... 16 4.1. Bergbaubeginn am Rammelsberg und Entstehung Goslars...... 18 4.2. und Kaisers Lieblingsstadt. Das 11. und 12. Jahrhundert.... 20 4.3. Eine Schatztruhe des Herzogs. Das 12. und 13. Jahrhundert...... 28 4.4. Aufstieg, Glanz und Machtfülle Goslars durch den Rammelsberg. Ende des 15. bis Mitte des 16. Jahrhunderts...... 30 5. Vorläufiges Ende des großen schicksalhaften Einflusses auf Goslar...... 35 5.1. Goslar als unbedeutendes Provinzstädtchen. Das 16. bis 19. Jahrhundert...... 36 5.2. Goslar als Garnisons- und Kurstadt. Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts...... 41 6. Der Schicksalsberg macht sich wieder bemerkbar. Goslar wird erneut namhafter Bergbaustandort...... 43 6.1. Verbesserte Rahmenbedingungen. Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts...... 43 6.2. Betriebswachstum und Übernahme durch die Preussag. Von der Wende zum 20. Jahrhunderts bis zu den 1930er Jahren...... 50 6.3. Das Rammelsbergprojekt und der Zweite Weltkrieg. 1932 bis 1945...... 54 6.4. Große Leistungen im Betrieb aber zurückhaltende Öffentlichkeitsarbeit. Die Zeit nach 1945...... 58 6.4.1. Nachkriegsjahre und Wirtschaftswunder. 1945 bis Mitte der 1960er Jahre...... 60 6.4.2. Umstrukturierung und Ende der Erzförderung. Ende der 1960er Jahre bis 1988...... 70 6.4.3. Betriebsschließung und Museumsaufbau...... 81 7. Erneute positive Schicksalswendung. Goslar wird durch den Rammelsberg Weltkulturerbe...... 84 8. Ihres Schicksals bewusst – Traditionspflege in Goslar...... 88 9. Das Schicksal hat Spuren hinterlassen – Bergbauspuren im Stadtgebiet Goslars...... 90 Danksagung...... 105 Abbildungsverzeichnis...... 105 Quellenverzeichnis...... 107

2 Vorwort unseres Landkreises, hat ein außeror- dentlich erfreuliches Resultat ergeben. Unser Förderverein hat in seiner 2015/2016 überwinterten mindestens mittlerweile 25-jährigen Geschichte zehn Fledermäuse verschiedener Arten eine ganze Reihe von Projekten erfolg- im Stollen (s. Abb. b und c): reich abgeschlossen. Erwähnt seien nur die Restaurierung und Wiederin- • eine Kleine Bartfledermaus, betriebnahme unserer vereinseigenen • fünf Große Bartfledermäuse und Diesellok (s.Abb. a), über die schon • vier Große-Mausohr-Fledermäuse. mehrfach berichtet wurde, und die Wiederaufwältigung des Haus Schu- lenburger Suchorts als Denkmal und Winterquartier für Fledermäuse.

Abbildung b: Großes Mausohr im Haus Schulenburger Suchort. Foto Siegfried Wielert im März 2016

Das ist eine überraschend hohe Zahl, Abbildung a: Vereinseigene Diesellok besonders wenn man bedenkt, wie kurz Ruhrthaler G42 in ihrem derzeitigen die Zeit seit der Wiederöffnung des Domizil, dem Bahnhofsbereich des Mundlochs ist. Schroederstollens bei Döhren. Foto Stefan Dützer 2016 Unser aktuelles Vereinsprojekt hat zum Ziel, unser Museum bei der Eine Stollenbefahrung im April Erfassung und Einschätzung des aktu- 2016 mit Siegfried Wielert, einem der ellen Zustands der untertägigen Gru- beiden Fledermaus-Regionalberater benhohlräume des Rammelsbergs zu

3 einen elektrotechnischen und einen sanitärtechnischen Teil. Die untertä- gigen Bereiche unseres Museums waren damals bewusst ausgespart wor- den. Diese Lücke soll nun geschlossen werden.

Aufbauend auf dem angestrebten Untertagekatalog sollen Projektvor- schläge erarbeitet werden, die im Falle ihrer Realisierung allerdings noch von Fachfirmen detaillierter bearbeitet wer- den müssen. Jeder Projektvorschlag für sich betrifft jeweils nur einen eng umrissenen räumlichen Bereich bezie- hungsweise ein Untertage-Objekt. Alle Projektvorschläge zusammen genom- men sollen die gesamte Grube umfas- Abbildung c: Große Bartfledermaus sen und unserem Museum die Planung im Haus Schulenburger Suchort. Foto der denkmalgerechten Sicherung und Siegfried Wielert im März 2016 musealen Umnutzung aller Unterta- gebereiche ermöglichen. Je nach der Höhe der zur Verfügung stehenden unterstützen. Ergebnis des Projekts finanziellen Mitteln können dann all- soll ein Katalog sein, der einen Über- jährlich von unserem Museum Projekte blick gibt über die vorhandenen Gru- zusammengestellt werden. benhohlräume und die dort unbedingt notwendigen, dringenden oder wün- Zur besseren Überschaubarkeit der schenswerten Sicherungs- und Sanie- Grube werden die erfassten Daten und rungsarbeiten. Außerdem soll dieser Informationen in einem interaktiven Katalog als Planungsunterlage dienen und aktualisierbaren Grubenmodell für die denkmal- und besuchergerechte dargestellt (s. Abb. d: interaktive Gru- Umnutzung der Grubenhohlräume und bendarstellung). Grundlage dafür ist deren Nutzung zu technischen Zwe- das bergamtliche Zulegerisswerk und cken. alle darüber hinaus gehenden bereits verfügbaren risslichen Darstellungen Bereits 1991 war ein Katalog die- sowie Erkenntnisse und Daten, die bei ser Art entstanden, allerdings nur für Befragungen ehemaliger Bergleute und die übertägigen Anlagen. Federführend Befahrungen durch die Fördervereins- war damals das Architekturbüro AFB Arbeitsgruppe gesammelt werden. Kleineberg. Neben dem denkmalpfle- gerisch-museumstechnischen Bausa- Die Arbeitsgruppe setzt sich nicht nierungsteil gab es einen baustatischen, nur aus Fördervereinsmitgliedern,

4 Abbildung d: Ansicht bereits digitalisierter Grubenbereiche. Arbeitsstand 2016 sondern auch aus Ingenieuren aktiver bergämter Clausthal und Freiberg Bergwerke, aus Mitgliedern der Ober- sowie aus ehemaligen Rammelsberger

Abbildung e: Arbeitsgruppe untertage, März 2016. Foto Peter Eichhorn

5 Bergleuten zusammen (s. Abb. e: Foto 2004 Diesellok Ruhrthaler G42 Arbeitsgruppe untertage). unseres Vereins, 2005 Dieselbetriebene gummibereifte Neben der markscheiderischen Erfas- Fahrzeuge, sung und Darstellung sollen folgende 2006 Schächte, Schwerpunkte behandelt werden: 2007 Stollen, 2008 Tagesanlagen, • ehemalige Funktionen der Gruben- 2009 Erzabbauverfahren, hohlräume, 2010 Röderstollen in der Zeit bis zur • Ausbau, Museumsgründung, • Versatz, 2011 Suche und Erkundung, • Abmauerungen und Dämme, 2012 Erzaufbereitung, • Sicherheitseinrichtungen, Flucht- 2013 Goslarer Knappenverein HKV, und Rettungswege, 2014 Fördervereinsprojekt Haus Schu- • Wetterführung und -qualität, lenburger Suchort und • elektrische Anlagen, 2015 Erzabbau im Mittelalter. • Grubenwasserhaltung und -stand, • Fahrwege, Fahrten, Schachtscheider, Das aktuelle Vereinsprojekt ist noch Sicherheitsbühnen, Treppen und nicht so weit gediehen, als dass es sich Geländer, lohnen würde, über die Arbeitsergeb- • ehemaliger Gleisbetrieb und nisse in Form eines Jahresgabenheftes • andere Maschinen und Anlagen. zu berichten. Deshalb ist dieses Jahr ein anderes, schon länger vorgesehenes Mit diesem Fördervereinsvorhaben und nicht minder interessantes The- steht ein für 2107 vorgesehenes Pro- ma gewählt worden. Es geht um das jekt in Zusammenhang, mit dem vor Verhältnis zwischen der Stadt Goslar allem Kinder und Jugendliche ange- und „ihrem“ ehemaligen Erzbergwerk sprochen werden sollen: Mit Hilfe von Rammelsberg. Das Heft soll, wie schon GPS-Geräten, wie sie zum Beispiel bei die Hefte der vergangenen Jahre, dem der Suche nach Geocaches verwendet Selbstverständnis unserer Förderver- werden, sollen die vielen ehemaligen einsmitglieder dienen. Es ist aber auch Schachtansatzpunkte auf dem Plateau als Handreichung für alle diejenigen hinter dem Maltermeister Turm gesucht gedacht, die sich mit der Öffentlich- und visualisiert werden. keitsarbeit Goslars und des Rammels- bergs beschäftigen. Eine jedes Jahr wiederkehrende Auf- gabe unseres Fördervereins ist das Ver- Allgemein wird an der überragenden fassen und Herausgeben eines Heftes, Bedeutung des Rammelsbergs für Gos- das die Mitglieder, Unterstützer und lar und seine Region nicht gezweifelt. Freunde unseres Fördervereins als Jah- Das ist angesichts der im internati- resgabe erhalten. Seit 2004 wurde darin onalen Maßstab beachtlichen Größe jeweils ein spezielles Rammelsberger des Bergwerks und der eher mittlerer Thema behandelt: Größe der Stadt Goslar auch einleuch-

6 tend. Diese These soll aber auf ihre leicht der stark bergbauzentrierten Sicht Stichhaltigkeit geprüft werden, denn vieler Autoren geschuldet ist und sie Zweifel sind durchaus angebracht. Auf deshalb zu falschen oder wenigstens den ersten Blick scheint es im Alt- übertriebenen Meinungen gekommen stadtbereich Goslars neben Hinweis- sind. Möglicherweise haben manche schildern auf unser Museum fast keine die Rolle und Bedeutung des Erzberg- historischen Relikte ihrer Bergbau- werks Rammelsbergs bewusst überhöht geschichte zu geben. Stattdessen las- dargestellt, um damit eine gewünschte sen die dominierenden Gebäude eher Wirkung zu erzielen. Hat nicht bei dem den Schluss zu, dass Goslar viel mehr einen oder anderen das Wunschden- von Tuchhändlern und Bierbrauereien ken zu idealisierenden Darstellungen dominiert war, als vom Rammelsberg geführt, zu Bergbauromantik und Über- und dessen Bergwerk. schätzung des eigenen Metiers?

Eine andere Ursache für die Wahl Auffällig ist, dass bei Beschreibungen des Themas „Schicksalsberg Rammels- des Rammelsberger Bergbaus kaum berg“ ist die Frage, warum im Zusam- andere Gewerbe- und Industriebetriebe menhang mit dem Rammelsberg oft Goslars zu Vergleichen herangezogen übertrieben anmutende und zum Teil werden. Es wird auch nicht die Fra- falsche Superlative verwendet werden. ge gestellt, was aus Goslar ohne den Muss der Rammelsberg immer als das Rammelsberg geworden wäre. In den deutschlandweit, europaweit oder sogar folgenden Kapiteln werden deshalb weltweit Größte, Einzige, Beste, Älte- beispielhaft Entwicklungen von ande- ste oder abstrahierend "Bedeutendste" ren Städte beschrieben, die über keine dargestellt werden? vergleichbaren Bergwerke verfügten, wie zum Beispiel Nordhausen, Qued- In der Literatur ist häufig die Rede linburg und Wernigerode, und trotzdem vom Goslarer Schicksalsberg. Es stellt eine beachtliche Größe erreicht und sich die Frage, ob diese Wertung viel- Bedeutung erlangt haben.

7 1. Ein Aquarell trale Anordnung der Bergkuppe ver- leiht dem Bild Ausgewogenheit und Unser Förderverein hat dieses Jahr Stabilität. Die nicht ins Detail gehende von der Goslarer Künstlerin Moni- Darstellung des Berges ist aufgrund der ka K. Jain das Aquarell „Schicksals- Entfernung zwischen dem Rammels- berg Rammelsberg“ für unser Museum berg und dem fiktiven Standort des erworben (s. Titelbild auf der äußeren Betrachters sinnfällig. Außerdem ist Umschlagseite). Das Bild zeigt eine die äußere Erscheinung dieses Berges sommerliche Impression, wie sie die ohnehin nicht außergewöhnlich, denn Künstlerin beim Blick aus einem der er ist fast vollständig bewaldet. Die Fenster des Goslarer Schuhhofes emp- Kombination von bewusst ungewiss funden hat. Zu sehen sind die umlie- gehaltener Darstellung des Berges und genden Dächer, die Marktkirche und seiner Wahl als Bildtitel verdeutlicht, im Hintergrund der Rammelsberg (s. dass es gerade um die im Berg ver- Abb. 1.a). steckten, eigentlich unsichtbaren Werte geht - um den Rammelsberg als sagen- umwobenen Ort.

Die seitliche Position der beiden Kirchtürme wirkt nicht als destabili- sierende Komponente, sondern eher als Rahmen für den Fokus auf den Ram- melsberg. Die Farbwahl der Wolken, besonders die der nahe der Bergkup- pe angeordneten, setzt einen leichten Akzent, der allerdings zurückhaltend bleibt.

Der Bildvordergrund ist thematisch zurückhaltend gestaltet. Ein Blumen- arrangement zeugt von beschaulicher, aber auch unbekümmerter Normalität des städtischen Lebens, ohne dass es von seinem bedeutsamen, schicksal- Abbildung 1.a: Monika K. Jain beim haften Hintergrund, vom Rammels- Blick aus einem Fenster des Schuhhofs. berg, erdrückt wird. Eher scheint es Foto Peter Eichhorn 2016 beschützt am Fuße dieses Bergs gedei- hen zu können. Die Farbwahl und Die Bildkomposition ist so gehal- die Maltechnik verstärken noch die- ten, dass der Rammelsberg nicht alles sen Eindruck. Fröhliche, sommerliche überragt, aber den fundamentalen Hin- Farben in der scharfe Kontraste auf- tergrund für das städtische Ensemble lösenden Aquarelltechnik vermitteln altehrwürdiger Häuser bildet. Die zen- eine entspannte Atmosphäre zwischen

8 Abbildung 1.b: Monika K. Jain am 14. April 2016 bei der Eröffnung ihrer Ausstel- lung „Stoff, aus dem Träume sind – oder?“ in der Volksbankfiliale Goslar. Foto Alec Pein

Berg, Stadt und privatem Ambiente. Niedersachsen“ unter dem Titel „Die Somit erscheint der Rammelsberg als Schaufenster-Doktorin von Goslar“ positiv wirkendes Schicksal für Goslar. darüber (s. Abb. 1.c). Unter anderem Seine Details bleiben jedoch nebulös, beteiligte sich Monika K. Jain mit was eine gewisse Distanz zur Stadt einem Schaufenster-Vorschlag erfolg- andeutet. reich am regional übergreifenden Ide- enwettbewerb „Erlebnisregion 2020“. Die Goslarer Künstlerin Monika K. Jain ist nicht nur durch ihre Aqua- Monika K. Jain studierte mehrere rell- und Scherenschnittausstellungen Semester Malerei und Grafik an der in Goslar und anderen Städten bekannt Hochschule für Bildende Künste in (s. Abb. 1.b), sondern auch durch ihr Braunschweig und schloss ein Studi- großes Engagement für die 2009 von um der englischen und amerikanischen ihr ins Leben gerufene „Aktion gegen Literatur an den Universitäten Hei- Leerstand“. Dabei werden zeitweise delberg und Chandigarh (Indien) als leer stehende Schaufenster künstlerisch Magister ab. Ihre eigentliche Passion gestaltet und damit das Stadtbild deut- blieb aber immer die bildende Kunst, lich verschönert. 2013 berichtete der vor allem die Aquarell- und Acrylma- NDR in der Fernsehsendung „Hallo lerei. Daneben suchte sie auch nach

9 Abbildung 1.c: „Aktion gegen Leer- stand“ in Goslar. Plakat von Monika K. Abbildung 1.d: Skulptur auf dem Platz Jain vor der Firma Sappi in Alfeld, entwor- fen von Monika K. Jain. neuen künstlerischen Ausdrucksmög- Foto afeldfoto lichkeiten, zum Beispiel in Form von Außenwandbildern und Skulpturen Sagen. Das Gros dieser Werke wurde aus Beton. Herausragend war für sie in einem Jahres- und Geburtstagskalen- der Auftrag, ein Brückentor und einen der veröffentlicht. Brunnen für die Stadt Alfeld zu entwer- fen (s. Abb. 1.d). Der Brunnen befin- 2. Schicksalsbegriff und det sich vor dem Haupteingang der -bezug Firma Sappi und wurde anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Alfelder Unter Schicksal versteht man Papierherstellung enthüllt. Er stellt gewöhnlich alle unabhängigen und eine Papiermühle, einen sogenannten weitgehend von den betroffenen Men- Kollergang, dar. schen unbeeinflussbaren Voraussetzun- gen, Rahmenbedingungen, Ereignisse Die Künstlerin beschäftigt sich und Prozesse, die einen entscheidenden zusätzlich mit der Gestaltung von oder wesentlichen Einfluss auf das Skulpturen aus verschiedenen Materi- betrachtete Subjekt, seinen Zustand und alien. Seit einigen Jahren widmet sie seine Entwicklung haben. Das Subjekt sich der Scherenschnittkunst, haupt- sind in diesem Fall die Stadt Goslar sächlich mit Motiven aus Märchen und und ihre Bürger.

10 bezieht? Gehören nicht alle natürlichen Gegebenheiten, die einen Einfluss auf die Stadtentwicklung haben, zu ihrem Schicksal, nur in unterschiedlichem Maße? Ist der Rammelsberg in der Reihe aller für Goslar bestimmenden Schicksalsfaktoren so bedeutend und so überragend, dass er als Schicksal Goslars schlechthin bezeichnet werden kann?

Für die Klärung dieser Fragen soll eingangs der Begriff Rammelsberg definiert werden. Hier ging es um die in diesem Berg gefundene Erzlager- stätte und das deshalb entstandene Bergwerk. Dazu gehört auch alles, was damit in Zusammenhang stand, besonders die Erz verarbeitenden Hütten- und Weiterverarbeitungsbe- Abbildung 2.a: Cerro Rico von der triebe in der Umgebung der Stadt Stadt Potosi aus gesehen. Foto Peter Goslar. Eichhorn 1999 Vergleichbare Bergwerksstädte mit Was aber bedeutet der Schicksalsbe- Schicksalsbergen, wie in Goslar, gab griff, wenn man ihn auf die Stadt Goslar es in der Welt mehrere, zum Teil auch

Abbildung 2.b: Die Stadt Schwaz, Stadtansicht mit Berg dahinter /Bildarchiv Collektor/

11 Abbildung 2.c: Die Stadt Eisenerz, Stadtansicht mit dem Erzberg. /hofer-reisen.at/ sehr berühmte. Auch dort wurde in treibern geplant, komplett durch einen einem Berg so viel Erz gefunden und Großtagebau abgebaut werden (s. Abb. abgebaut, dass unmittelbar am Fuß 2.a). dieser Berge in kurzer Zeit außerge- wöhnlich reiche und bedeutende Städte Die Stadt Schwaz in Tirol (Öster- entstanden. reich) hat als Schicksalsberg den Fal- kenstein, in dem seit Anfang des 15. Das weltweit berühmtestes Beispiel Jahrhunderts eine außergewöhnlich rei- ist wahrscheinlich die Stadt Potosi in che Silbererzlagerstätte abgebaut wur- Bolivien mit ihrem Schicksalsberg Cer- de (s. Abb. 2.b). Schwaz entwickelte ro Rico (übersetzt: Reicher Berg). Die- sich durch seinen Bergbau innerhalb ser Berg ist durchsetzt von vielen sehr weniger Jahrzehnte zur zweitgrößten reichen Silbererzgängen. Der Erzabbau Stadt des Habsburger Reichs (nach begann dort bereits in vorkolonialer Wien). Berühmte Familiendynastien, Zeit. Potosi entwickelte sich unter der wie die der Fugger, erwarben ihren spanischen Kolonialverwaltung zum Reichtum vor allem durch die Schwa- jahrzehntelang weltgrößten Silberpro- zer Bergbau- und Hüttenbetriebe und duzenten. Der Cerro Rico ist heute ein den Handel mit den dort gewonnenen Wahrzeichen Boliviens und, zusammen erzeugten Metallen. mit der Altstadt von Potosi, UNESCO- Weltkulturerbe. Der Berg darf deshalb Ein anderes berühmtes Beispiel ist nicht, wie zeitweise von Bergwerksbe- die Stadt Eisenerz in der Steiermark

12 Abbildung 2.d: Die Stadt Kupferberg (Medenec, Nordböhmen), Stadtansicht mit dem Erzberg Kupferhübel (Mednik) dahinter. Foto Volkmar Scholz

(Österreich). Ihr Schicksalsberg heißt ohne Umschweife „Erzberg“ (s. Abb. 2.3). In den überliefert gebliebenen Urkunden wurde der Ort erstmalig 1230 als „Aerze“ erwähnt und 1293 als „Im inneren Eisenärzt“. Im 15. Jahr- hundert stammte ungefähr ein Fünftel der europäischen Eisenproduktion aus diesem Bergbaurevier.

Der Schicksalsberg der Stadt Kup- ferberg in Böhmen (heutiger Name: Medenec) hieß Kupferhübel (Mednik, s. Abb. 2.d). Vermutlich wurden dort bereits im 10. Jahrhundert Kupfer- und Silbererze abgebaut. Aus dem Jahr 1449 stammt die erste bekannte urkundliche Erwähnung Kupferbergs. 1588 wurde Abbildung 2.e: Die Stadt Annaberg- die Stadt zur Bergstadt erhoben. 1616 Buchholz, Stadtansicht aus der Burgrui- konnte sie sich von ihrer Herrschaft ne Schreckenberg heraus fotografiert. freikaufen und durfte sich Königlich /dein-erzgebirge.de/ Freie Bergstadt nennen.

13 Der Schicksalsberg der im sächsi- einer der bis zu 153 Gruben, der „Alten schen Erzgebirge gelegene Bergstadt Fundgrube“, sollen allein 14 Tonnen Annaberg-Buchholz heißt Schrecken- Silber gefördert worden sein. berg (s. Abb. 2.e). Die Stadt wurde 1496 als „Neustadt am Schreckenberg“ Jede dieser schicksalhaften Berge wegen der dort 1491 gefundenen rei- hatte seine Besonderheiten. Für den chen Silbererze gegründet und erhielt Rammelsberg war nicht nur sein über- schon zwei Jahre später das Münzprä- aus großer Metallreichtum außerge- gerecht und 1499 den Namen Sankt wöhnlich, sondern auch die intensive Annaberg. Die westliche Flanke des Durchmischung und feine Verwach- Berges ist übersät mit vielen kleinen sung der darin enthaltenen verschiede- Halden. In der ersten Hälfte des 16. nen Metallverbindungen. Sie zu tren- Jahrhunderts entwickelte sich Anna- nen und daraus Metalle in reiner Form berg-Buchholz zur zweitgrößten Stadt herzustellen, war äußerst schwierig Sachsens. und kostenintensiv. Bis in die 1920er Jahre kamen hierfür vor allem pyrome- Die ebenfalls im sächsischen Erz- tallurgische, hüttentechnisch kompli- gebirge gelegene 1471 gegründeten zierte Verfahren zur Anwendung, die Bergstadt Schneeberg hat ihren Namen später auch durch die Nassmetallurgie von ihrem gleichnamigen Schicksals- ergänzt wurden. Von diesen Verfahren berg (s. Abb. 2.f). 1453 gab es dort hing natürlich auch in hohem Maße der bereits ein Bergwerk „uff dem Sneber- wirtschaftliche Erfolg ab. ge“, in dem wohl ursprünglich Zinn-, Eisen- und Kupfererze abgebaut wur- Die Erze ließen sich kaum anderwei- den. Nach reichen Silberfunden traten tig verkaufen, als an darauf speziali- diese Metalle in den Hintergrund. Aus sierte Hütten, denn die Hütten hatten

Abbildung 2.f: Die Stadt Schneeberg (liegt auf dem gleichnamigen Berg). /commons. wikimedia.org/

14 sich durch langfristige Entwicklungen 3. Schicksalswendungen im und Optimierungen auf die Besonder- Laufe der Jahrhunderte heiten der Rammelsberger Erze einge- richtet, bis ein wirtschaftlicher Erfolg Die Existenz des Rammelsberger möglich wurde. Andere Hütten konn- Erzes und die Entwicklung der Mon- ten das nicht ohne weiteres. In und um tanbetriebe waren und sind für Goslar Goslar entstanden deshalb Hütten, die unzweifelhaft von ausschlaggebender fast ausschließlich die Rammelsber- Bedeutung. Sie bildete die Grundlage ger Erze verarbeiteten. Zusammenfas- für eine einmalige montanwirtschaftli- send werden sie als Unterharzer Hütten che und sozio-kulturelle Entwicklung. bezeichnet. Die große Zahl von Denkmalen aus allen Epochen der über tausendjäh- Zeitübergreifend gilt, dass die Kos- rigen Bergbau- und Stadtgeschichte tenanteile an der Metallerzgewinnung verleihen der Stadt, neben ihrer geo- stets in den Unterharzer Hütten größer grafischen Lage, ihre Unverwechsel- waren, als die der Rammelsberger Gru- barkeit und sichtbare Besonderheit. ben. Somit waren die Hüttenbetriebe Dieser Umstand war es auch, den die entscheidend für den wirtschaftlichen UNESCO 1992 durch die Aufnahme Erfolg des Gesamtkomplexes. Der des Rammelsbergs und der Altstadt Bergwerksbetrieb hatte sich bezüglich Goslars in die Liste des Welterbes seiner Fördermenge nach dem Bedarf gewürdigt hat (s. Abb. 3). der Hütten zu richten. Man bezeichne- te deshalb den Rammelsberg auch als eine Hüttengrube.

Der Umfang der Erzgewinnung war nur jeweils so groß, wie die Nach- frage der Verhüttungsbetriebe, und die wiederum richtete sich nach den Versorgungsmöglichkeiten mit Holz(- kohle), dem möglichen Absatz der her- gestellten Metalle, aber auch nach den verfügbaren Arbeitskräften, den recht- lichen Rahmenbedingungen und den Genehmigungen durch die jeweiligen Landesherren beziehungsweise Behör- Abbildung 3: Metallplatte Weltkulturer- den. Bei der Bewertung der Schicksals- be auf dem Goslarer Marktplatz. haftigkeit des Rammelsbergs müssen /wikipedia/ deshalb neben den geologisch-berg- bautechnischen Aspekten auch immer Die Erhaltung, Erforschung und Prä- die der Hüttentechnik und -geschichte sentation des historischen Erbes erfor- sowie der Rechts- und Eigentumsver- dert allerdings auch einen immensen hältnisse berücksichtigt werden. Aufwand. Der Rammelsberg ist heute

15 schon allein deshalb der Schicksals- Zentrum der deutschen Geschichte berg Goslars, weil der Denkmalkom- gemacht und die Begehrlichkeiten plex und das Museum Erzbergwerk von Kaisern, Königen und Regional- Rammelsberg Jahr für Jahr in erheb- fürsten geweckt hat. Letztlich wurden lichem Maße aus dem Stadthaushalt sogar Kriege um den Rammelsberg unterstützt werden müssen. Als Gegen- geführt. Goslar trat dabei zum Teil wert ist der Rang, Teil des Weltkultur- als Akteur auf, als Besitzer und Nutz- erbes zu sein, ein gewichtiger Faktor nießer des Rammelsberg, aber jahr- für die Wertigkeit Goslars als lebens- hundertelang auch als ein weitgehend wertem Wohnort und als Motor für passiver, nicht oder nur wenig an Ent- die Tourismusbranche, die für Goslar, scheidungen über den Rammelsberg seine Wirtschaft und sein Gewerbe seit Beteiligter. anderthalb Jahrhunderten eine große Rolle spielt. Als Ergebnis dieser sehr wechsel- vollen schicksalhaften gemeinsamen Diese Aussagen müssen wohl nicht Geschichte ist in der Goslarer Bevölke- im Detail bewiesen und statistisch rung ein Verhältnis zum Rammelsberg belegt werden. Eher stellt sich schon entstanden, das sowohl durch Verbun- die Frage, wie groß der Einfluss des denheit als auch Distanz gekennzeich- Rammelsbergs, seines Bergwerks und net ist. Die Gründe dafür gehören zwar der angeschlossenen Hütten tatsächlich längst der Vergangenheit an, haben sich auf die Stadt- und Regionalentwick- aber erstaunlicher Weise zum Teil bis lung Goslars war, beziehungsweise wie heute gehalten, auch wenn die Ursa- wichtig die anderen Schicksalsfaktoren chen und die Anlässe heute nur noch im Verhältnis dazu waren und sind. Historikern bekannt sind. Zu diesen Faktoren zählen die nicht- bergbaulichen Goslarer Gewerbe- und 4. Aufstieg Goslars zu einer Industriebetriebe, die Land- und Forst- der größten mittelalterlichen wirtschaft in der Umgebung und deren deutschen Städte Folgebetriebe sowie die staatlichen, kirchlichen und militärischen Einrich- Wenn man die Zeit am Ende des tungen Goslars. Und es gab in den ersten Jahrtausends nach Christus unterschiedlichen Epochen der letzten betrachtet, muss man sich vergegen- tausend Jahre für all diese Schick- wärtigen, dass es damals eigentlich in salsfaktoren große Unterschiede, so Deutschland noch gar keine Städte gab. dass sich ohne historisch gegliederte Nur in den westlichen und südlichen Betrachtung keine übergreifenden Aus- Bereichen, in den ehemals römischen sagen treffen lassen. Provinzen, hatten sich Reste von anti- ken Städten erhalten, aber auch die Es gab Zeiträume, in denen der Ram- waren zum großen Teil verfallen. Köln, melsberg für Goslar von eher unterge- die damals mit Abstand größte Stadt ordneter Bedeutung war, aber auch Deutschlands, hatte nur noch 40.000 Zeiten, in denen er Goslar zu einem Einwohner.

16 In Norddeutschland gab es keine Städte dieser Größe. Nur manche Bischofssitze und Handelsniederlas- sungen hatten schon einen (klein-)städ- tischen Charakter. Außerdem gab es kleine Siedlungen, die sich im Schutz von Burgen gebildet hatten. Der weit- aus größte Teil der Bevölkerung lebte in Dörfern.

Die deutschen Könige und Kaiser Abbildung 4: Modellhafte Rekonstruk- verweilten nur jeweils wenige Tage tion der Goslarer Kaiserpfalz. /HÖL oder Wochen an ein und demselben 1927/ Ort, weil sonst die Versorgung des Hofstaates die jeweilige Infrastruktur es in keiner der aus dieser Zeit überlie- überlastet hätte. Häufig besuchte Orte ferten schriftlichen Quellen erwähnt. waren auf die Unterbringung und Ver- Erst Anfang des 11. Jahrhunderts trat sorgung des Hofstaates eingerichtet, es ins Rampenlicht der deutschen allerdings auch nur für relativ kurze Geschichte. Nicht erwiesen ist bislang, Besuche. Aus heutiger Sicht erreichten ob seine relativ schnelle Entwicklung die Siedlungen an diesen sogenannten ausschließlich durch die Entstehung Pfalzen nur höchstens kleinstädtische des Rammelsberger Bergbau- und Hüt- Ausmaße. tenkomplexes zu erklären ist. Denkbar ist, dass die Kaiserpfalz gerade in Gos- Ein Ort, an dem sich sowohl eine lar errichtet wurde, weil es dort flo- Pfalz befand, als auch Silbermünzen rierende Bergbau- und Hüttenbetriebe geprägt wurden, erreichte damals fast und eine entsprechende Siedlung gab, zwangsläufig die Größe einer Stadt. die den Schutz des Kaisers benötigten Goslar war ein solcher Ort. Hier wur- den außerdem Kupfer und Blei her- Parallelen zur Entwicklung gestellt und das dafür notwendige Erz Goslars abgebaut. Dafür war hier eine Infra- 780 entstand im Süden der heutigen struktur vorhanden und Einrichtungen Altstadt Nordhausens eine karolin- für den militärischen Schutz vor räube- gische Königspfalz als Mittelpunkt rischen und militärischen Übergriffen. des Kronguts Goslar gehörte damit zu den damals 908-912 erbaute Heinrich I. dort größten und bedeutendsten Städten eine Burg Deutschlands. Seine städtische Rechts- 961 Gründung eines Stifts, aus dem ordnung war Vorbild für viele später sich später der Nordhausener Dom entstandene Städte. entwickelte wurde im 10. Jahrhun- Im 10. Jahrhundert war Goslar noch dert Königspfalz weitgehend unbekannt. Jedenfalls wird

17 (Abb. 4). Wahrscheinlich war es aber gang über die (heutige Okerbrü- eher die Existenz der Goslarer Kaiser- cke) und wohl auch auf dem heutigen pfalz und die damit verbundene Ver- Georgenberg. An der Okerfurt handelte sorgungs- und Infrastruktur, die zum es sich um die Sudburg, in der später Aufblühen Goslars geführt haben. Die auch die königliche Verwaltung für Stadt könnte also durchaus auch unab- das Gebiet des nördlichen Harzrandes hängig von den Rammelsberger Gru- untergebracht war. ben und Hütten entstanden sein, wie Nordhausen, das in jener Zeit ebenfalls Über den Beginn des geregelten Kaiserpfalz war und eine ähnliche Ent- Rammelsberger Erzbergbaus gibt es wicklung nahm, obwohl es dort keine nur vage Informationen. Anfangs han- Bergwerke und Hüttenbetriebe oder delte es sich sehr wahrscheinlich nur Vergleichbares gab. um einen sporadisch und mit großen Unterbrechungen betriebenen Bergbau. 4.1. Bergbaubeginn am Unter den Bedingungen häufiger Krie- Rammelsberg und Entstehung ge und unsicherer Handelswege wird Goslars sich keine Erzförderung und Metallpro- duktion größeren Zuschnitts entwickelt Anfang des 10. Jahrhunderts über- haben und folglich auch keine größere fielen ungarische Reiterheere regel- Berg- und Hüttenleutesiedlung. Zwi- mäßig ihre Nachbarn, 899 zum Bei- schen dem Ende der Ungarneinfälle spiel Italien. Sachsen, zu dem damals und dem Bau der Goslarer Kaiserpfalz das Harzer und Vorharzer Gebiet war jedoch ein halbes Jahrhundert Zeit, zählte, war unter anderem 905/6, ausreichend für die Entwicklung von 908, 912, 915, 919 und 926 von florierenden Gruben- und Hüttenbetrie- Ungarneinfällen betroffen. Dem 909 ben mit einer entsprechenden Siedlung. zum König gekrönten Heinrich (I.) /BOR 1931/ von Sachsen gelang 926 bei Werla die Gefangennahme eines wichtigen Die Verhüttung fand damals in ungarischen Fürsten. Das ermöglichte jährlichen Kampagnen statt, weil die die Vereinbarung eines neunjährigen Verhüttungstechnik, insbesondere alle Waffenstillstands. Die in dieser Zeit Verfahrensschritte, bei denen Was- durchgeführte Heeresreform und die ser verwendet wurde, den Betrieb gleichzeitig erbauten Burgen zeigten nur außerhalb der Winterzeit zuließ. Wirkung. 955 endeten die Einfälle /KLA 1996/, /KLA 2003/ Verhüttungs- der Ungarn mit der Schlacht auf dem kampagnen wird es nicht unbedingt Lechfeld, bei der sie entscheidend jedes Jahr gegeben haben, sondern geschlagen wurden. nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmten. In Kriegszeiten oder in Auch im Bereich der heutigen Orts- Zeiten, in denen sich keine Unterneh- lagen Goslars und Okers gab es im 10. mer fanden, die eine Kampagne vor- Jahrhundert bereits militärisch befes- finanzieren wollten, wird der Betrieb tigte Anlagen, zum Beispiel am Über- geruht haben.

18 Der Erzabbau am Rammelsberg war, vieren. Kurzfristige Unterbrechungen, wie in allen Epochen, von der Erznach- zum Beispiel infolge von Zerstörungen frage der Hüttenbetriebe und mittelbar durch militärische Kampfhandlungen, von der Metallnachfrage abhängig und waren dagegen nicht so nachhaltig. Die wenigsten so lange, wie die Erze noch Hütten bestanden damals nur aus rela- im Tagebau gewonnen werden konn- tiv kleinen, einfach und schnell wieder ten, von der Jahreszeit. /ROS 1968/ zu errichtenden Anlagen (s. Abb. 4.1). /HEG 1998/ Nach einer mehrjährigen Unterbre- chung wird es schwer gewesen sein, Der Bergbau- und Hüttenbetrieb den Bergbau- und Hüttenbetrieb wie- musste eine gewisse Mindestgröße der aufzunehmen, denn das Wissen haben, um zu funktionieren. /ASM über die speziellen Techniken musste 2012/ Das lag daran, dass der Aufwand erst wieder mühselig erworben werden. für die Einrichtung eines Hüttenplatzes, Aufzeichnungen wird es kaum gegeben das Anwerben und die Beschäftigung haben. Es muss auch schwierig gewe- hüttenkundiger Fachleute, das Einho- sen sein, gestörte Handels- und Vorfi- len aller dafür notwendigen Genehmi- nanzierungsstrukturen wieder zu akti- gungen und der Schutz vor kriminel-

Abbildung 4.1: Typischer Verhüttungsplatz, wie er vor 1000 Jahren hätte ausgesehen haben können. Rekonstruktionsversuch der Hütte am Huneberg. Arbeitsstelle Mon- tanarchäologie. Goslar /LIN 2006/

19 len Übergriffen nicht beliebig klein Jahrzehnten Betriebsruhe. Der zwi- gehalten werden konnten. Außerdem schenzeitliche Verlust von Fachwissen musste ein kapitalkräftiger Finanzier wog also beim Abbau der Erze nicht gefunden werden, der gewillt war, den so schwer. Bergbau- und Hüttenbetrieb vorzufi- nanzieren, bis aus dem anschließenden 4.2. Kaiserpfalz und Kaisers Metallverkauf Erlöse für die Refinan- Lieblingsstadt. Das 11. und zierung erzielt werden konnten. Die 12. Jahrhundert vor eintausend Jahren noch sehr vagen politischen, juristischen und sicherheit- Die 1005 unter Heinrich II. (s. Abb. lichen Verhältnisse werden sich störend 4.2.a) erbaute und bereits 1009 für eine bemerkbar gemacht und einen über Reichsversammlung genutzte Gosla- Jahrzehnte dauernden kontinuierlichen rer Kaiserpfalz scheint ursprünglich Betrieb kaum ermöglicht haben. auf eine Burg an der Okerfurt oder auf dem Georgenberg zurückzugehen, Er hing auch davon ab, ob eine aus- vielleicht auch auf eine königliche reichende Metallnachfrage bestand. Im Jagdhütte im Bereich der späteren lokalen Bereich wird der Markt dafür Kaiserpfalz. /ROS 2000/ nicht groß genug gewesen sein. Es muss- te also ein überregionaler Metallverkauf Es lässt sich nicht mit Sicherheit ein- organisiert werden. Für damalige Ver- schätzen, ob die Goslarer Kaiserpfalz hältnisse war das ein relativ großes und zerbrechliches Gebilde aus Vorfinanzie- rung, Betrieb, Transport und Verkauf. Erst mit der Festigung der zentralstaat- lichen Gewalt, besonders durch die Bil- dung des deutschen Königtums im 10. Jahrhundert, wurde auch eine gewisse Betriebskontinuität am Rammelsberg möglich. /BAR 2007/, /HIL 1969/

Das Erz ließ sich anfangs noch im Tagebau recht unkompliziert und schnell abbauen. Ein kontinuierlicher Bergbau, wie er später bei der erfor- derlichen aufwendigen Wasserhaltung und Grubeninstandhaltung notwendig wurde, bestand also noch nicht. Im Umkehrschluss bot der noch relativ einfache und unkomplizierte Zugriff auf die Erzlagerstätte die Möglichkeit, den Bergbau schnell in Betrieb zu Abbildung 4.2.a: Heinrich II. nehmen, auch nach vielen Jahren und /wikipedia/

20 auch ohne das Erz des Rammelsbergs schen Rahmenbedingungen waren hier und ohne einen bereits bestehenden ohnehin für eine Ansiedlung günstig. Gruben- und Hüttenbetrieb eingerichtet worden wäre. Die geografische Lage, Der Baugrund im Gebiet der heutigen die Siedlungsbedingungen im Bereich Altstadt Goslars eignet sich gut für die der heutigen Altstadt und die politi- Errichtung von Häusern und weniger

Vereinfachte Liste der deutschen Könige und Kaiser von 919 bis 1137 Ottonische Könige (Sachsen): Heinrich I. (König 919-936) Otto I. („der Große“, 936-973, ab 962 Kaiser) Otto II. (Mitkönig 963, Mitkaiser 967, Alleinherrscher 973-983) Otto III. (983-1002, ab 996 als Kaiser) Heinrich II. (1002-1024, ab 1014 als Kaiser)

Salische Könige: Konrad II. (römisch-deutscher König ab 1024, Kaiser 1027-1039) Heinrich III. (römisch-deutscher Mitkönig ab 1028, König ab 1039, Kaiser 1046-1056) Heinrich IV. (römisch-deutscher König ab 1056, Kaiser 1084-1106) 1125 starb Heinrich V. = Ende des salischen Königtums Lothar von Süpplinburg wird König

Staufische Kaiser: 1137 starb Lothar von Süpplinburg. Wahl des ersten Stauferkönig Konrad III. Er wurde nie zum Kaiser gekrönt, sondern nannte sich nur so wegen Auseinandersetzungen mit den Welfen, die eigentlich Kaiser werden wollten/sollten.

Vereinfachte Liste der Welfische Herzöge von 1070 bis 1235 1070 bis 1180 Herzöge von Bayern 1137 bis 1180 Herzöge von Sachsen ab 1235 Herzöge von Braunschweig-Lüneburg

Übersicht über die wichtigsten Ottonische und Salischen Pfalzen Im Hochmittelalter gab es in Deutschland mehrere Pfalzen, zum Beispiel die Ottonischen Pfalzen in Allstedt, , Dahlum, Derenburg, Grone, Memle- ben, Merseburg, Mühlhausen, Pöhlde, Steele, Tilleda, Wallhausen und Werla, die Salischen Pfalzen in Goslar, Kaiserwerth und Nürnberg und acht Staufische Pfalzen.

21 für den Ackerbau, denn hier haben die Fürstengeschlecht stammende Kaiser Gose und die Schwemmkegel Heinrich II. kinderlos gestorben. Die aus Sand, Kies und Schotter abgelagert. folgenden Kaiser stammten aus einem Außerdem war hier durch die Gose und ostfränkischen (salischen) Adels- den Wintertalbach (spätere Abzucht) geschlecht. Die sächsischen Fürsten kontinuierlich ausreichend Trinkwas- standen ihm teilweise recht feindselig ser hervorragender Qualität verfügbar gegenüber. /WEI 1992/ - ein zur Zeit der Stadtgründung sehr wichtiger Entscheidungsgrund für die Die Kaiser Heinrich II. und Konrad Wahl als Pfalzstandort. Daneben ist die I. hielten sich noch teilweise in der verhältnismäßig geschützte klimatische Kaiserpfalz Werla, aber teilweise auch Lage Goslars günstig. Häufig ist zu schon in der Kaiserpfalz Goslar auf. beobachten, wie aus West oder Südwest Heinrich II. war beispielsweise 1009, kommender Regen von 1015 und 1017 in Goslar. 1019 fand über Hahndorf Richtung Bad in Goslar eine Reichssynode (Treffen abzieht, ohne Goslar zu berühren, und der obersten kirchlichen Würdenträger) dass im Winter die Altstadt Goslars statt. Herausragend waren die Jahre noch frostfrei ist, während die Vororte 1050 und 1056, als Heinrich III. sehr schon mit Raureif überzogen sind. oft in Goslar war. Die von ihm gestif- tete Kirche, die später Goslarer Dom Nicht vergessen werden sollten die genannt wurde, war Simon und Judas militärischen Aspekte. Von den vor ein- geweiht, den Heiligen seines Geburts- tausend Jahren üblichen Gesichtspunk- tags. ten aus gesehen musste Goslar als gut zu verteidigen gelten. Im Süden liegt Sein Sohn und Nachfolger Heinrich der Harz, der von Reiterheeren nicht IV. hielt sich bis zu zum Jahre 1076 überwunden werden konnte. Nach sogar noch öfter hier auf. Insgesamt Nordwesten, Norden und Nordosten sind Belege für 30 Hofhaltungen erhal- gab es Sümpfe und Auen, die für Reiter- ten geblieben. Sie waren für damalige heere ebenfalls erhebliche Hindernisse Verhältnisse recht luxuriös. Das brach- darstellten. Die dazwischen liegenden te starke Impulse für den Goslarer Lücken ließen sich durch undurch- Handel. Unter Heinrich V., Lothar von dringliche Dornenhecken schließen Sachsen und den staufischen Kaisern (später Landwehren genannt). bis Friedrich I. blieb Goslar ein wichti- ger Fürstenversammlungsort, aber der Bei allen Überlegungen über die Schwerpunkt verlagerte sich bereits Gründungsumstände Goslars und sein nach Süddeutschland. schnelles Wachstum am Übergang vom 10. zum 11. Jahrhundert darf allerdings Den sächsischen Fürsten gehörte nicht die Rolle machtpolitischer und Werla und sie hielten an Werla als persönlicher Entscheidungen vergessen Pfalzstandort fest. /BER 1963/ Der werden. Zwischenzeitlich war näm- Ausbau und die Unterhaltung der Gos- lich der letzte aus einem sächsischen larer Kaiserpfalz unter Heinrich III.

22 Abbildung 4.2.b: Otto-Adelheid-Pfennig. /mybeautifulcoins.wordpress.com/ scheint die regionale Bevölkerung zu dieser Zeit Silbermünzen geprägt übermäßig belastet zu haben, was spä- wurden, lagen in der Regel sogar rela- ter zu Spannungen zwischen Kaiser tiv weit von Bergbaurevieren entfernt. Heinrich IV. und dem sächsischen Adel Das Gewicht des jährlich maximal zu führte und letztlich 1073 zu den soge- vermünzenden Silbers betrug höchs- nannten Sachsenkriegen. Warum Hein- tens ein paar Zentner. /JAM 1952/ rich II. aber gerade Goslar als neuen, Der Transport dieser Silbermenge zu ihm möglicherweise sicherer erschei- den Münzstätten stellte also selbst bei nenden Pfalzstandort gewählt hatte, ist weiten Entfernungen kein Problem dar. unklar. Ebenso fraglich erscheint, ob /ZOT 1993/, /BUC 1995/ Wichtiger für hier schon der Einfluss des Rammels- die Wahl dieser Orte wird eine bereits bergs schicksalhaft wirkte. bestehende kompetente, stabile und vertrauenswürdige Verwaltung, eine Als Argument wird oft angeführt, ausreichende Infrastruktur und eine dass in Goslar in dieser Zeit Silber- gute militärische Verteidigungsfähig- münzen geprägt wurden, die sogenann- keit gewesen zu sein. ten Otto-Adelheid-Pfennige (s. Abb. 4.2.b). /BOR 1931/ Das Prägen dieser Die Vermünzung war eigentlich aus- Münzen war aber ganz und gar nicht an schließliches Recht des Kaisers, wurde die räumliche Nähe zur Silbergewin- von den Kaisern im 10. und 11. Jahrhun- nung gebunden, also zu Bergbau- und dert aber auch geistlichen und weltlichen Hüttenstandorten. Die Städte, in denen Fürsten zugestanden. So war im betrach-

23 teten Gebiet im 10. Jahrhundert neben schicksalhaft ins Spiel brachte: Die den königlichen Münzstätten auch Existenz der Berg- und Hüttenleutesied- lung, die später als Bergdorf bezeichnet ab 965 dem Abt von Magdeburg in wurde (heutiger Bereich Energiefor- Gittelde, schungszentrum an der Straße "Am ab 974 dem Bischof von Halberstadt Stollen"). Diese Siedlung konnte den in Osterwieck, Anforderungen, die eine Kaiserpfalz ab 990 dem Stift Gandersheim in stellte, in der von Zeit zu Zeit der kai- Gandersheim, serliche Hofstaat residierte, Reichstage ab 992 dem Stift Halberstadt in Oster- abgehalten wurden und Zusammen- wieck, künfte der höchsten Kirchenvertreter ab 993 dem Marienkloster Nienburg in Mitteleuropas stattfanden, zwar weder Harzgerode und materiell noch ideell genügen. Das ab 994 der Äbtissin von Quedlinburg Bergdorf konnte die Kaiserpfalz auch in Quedlinburg nicht versorgen und schon gar nicht das Münzprägen erlaubt. einen Hofstaat beherbergen. Aber sie /STE 2011/, /BER 1963/ bot doch einiges, was andere potentiel- le Standorte nicht bieten konnten. Wann genau in Goslar mit der Silber- vermünzung begonnen wurde, und ob Das Rammelsberger Erz wurde im das vor der Einrichtung der Kaiserpfalz 10. Jahrhundert nicht vorrangig zur war, ist bislang noch nicht geklärt. Silberherstellung, sondern vor allem Angenommen wird allgemein, dass die zur Herstellung metallischen Kupfers Münzstätten für den Otto-Adelheid- und bestimmt auch Bleis genutzt. Das Pfennig ab 983 im Raum zwischen fand zwar nicht unmittelbar im Berg- und Quedlinburg lagen und dorf statt, sondern in den Wäldern der Rammelsberger Silber schon um 1000 Umgebung, aber das Bergdorf bildete in Köln und Magdeburg vermünzt wur- das Zentrum. Hier muss es Metallhänd- de. Sicher ist nur, dass in Goslar ab ler gegeben haben. Der Kupferhandel dem Jahre 1069 Münzen geprägt wur- mag aus heutiger Sicht marginal gewe- den. /GEY 2001/ sen sein, aber er brachte dem Bergdorf im Vergleich zu anderen Dörfern Wohl- Das wäre deutlich nach der Ein- stand und eine gewisse Weltoffenheit. richtung der Kaiserpfalz. Damit ist Heute würde man das vielleicht als die räumliche Nähe der Erzlagerstätte internationales Flair bezeichnen. Rammelsbergs als Entscheidungskri- terium für die Wahl des neuen Kaiser- Außerdem wohnten im Bergdorf die pfalzstandortes nicht belegbar. Der Berg relativ reichen Gruben- und Hüttenbe- muss also damals noch nicht zwingend sitzer und die Rammelsberger Bergleute als Schicksal Goslars gewirkt haben. mit ihren Familien. Sie waren zum Teil aus weit entfernten Gegenden zugezo- Es gab aber noch einen anderen mög- gen und brachten einen Lebensstil mit, lichen Faktor, der ihn vielleicht doch der dem Bergdorf etwas Besonderes

24 vermittelte. Und nicht zuletzt muss es es damals typisch, sich von benachbar- im Bergdorf eine Verwaltung für den ten Kommunen abzugrenzen. Zu unter- Bergbau und die Hüttenbetriebe gege- schiedlich waren das Bergrecht und das ben haben, die logistisch anspruchs- sonst geltende Recht. volle Aufgaben lösen konnte. Es ist allerdings eine reine Spekulation, ob Unzweifelhaft gab es aber einen das alles Argumente für die Wahl Gos- rasanten Aufstieg Goslars und des lars als Kaiserpfalzstandort gewesen Rammelsberger Bergbaus ab Mitte des waren. Eine schicksalhafte Wirkung 11. Jahrhunderts. 1073 hatte Goslar des Rammelsbergs auf die Gründung bereits Stadtbefestigungsanlagen in der Pfalz kann damit nicht bewiesen Form einer Umwallung mit hölzerner werden. /BIT 1940/ Wand. In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts gab es in Goslar einen Es wäre jedoch falsch, aus der Jahr- lebhaften Marktverkehr, obwohl seine hunderte langen getrennten Verwaltung geografische Lage für eine Handels- von Bergdorf und Goslarer Kaiser- stadt eher ungünstig war. Goslar lag pfalzbezirk zu schließen, dass es keine abseits großer Zentren und die südlich Kausalitäten zwischen Rammelsberg angrenzenden Gebiete im Harz waren Kaiserpfalzgründung gegeben haben siedlungsarm. Wirtschaftliches Zent- kann. Tatsächlich hatten beide außer rum des Reichs blieb das Rheingebiet. ihrer unmittelbaren räumlichen Nähe zueinander scheinbar nicht viel mit- Die Goslarer Münzstätte entwickelte einander zu tun. Es gab separate Kir- sich im Mittelalter zu einer der bedeu- chengemeinden, ein voneinander unab- tendsten Deutschlands mit Vorbildwir- hängiges Gerichtswesen und sogar kung auch für weit entfernt liegende trennende Stadtbefestigungsanlagen. Prägeorte, wie Köln, Andernach oder Die Trennung von Kaiserpfalzberei- . Den Goslarer Münztyp verwen- chen und benachbarten Siedlungen war dete man auch in anderen Münzstätten, aber typisch für Pfalzen. Schließlich wie zum Beispiel in Erfurt, Arnstadt, konnten Pfalzen und die dort zeitwei- Gittelde, Halberstadt, Hildesheim, Hel- se wohnenden Würdenträger unmög- marshausen und Stade. Das Goslarer lich einer kommunalen Gerichtsbarkeit Münzrückseitenbild mit Simon und unterstehen. Die Pfalzbereiche benö- Judas, die beide einen Heiligenschein tigten überdies einen gesonderten mili- tragen, erscheint sogar auf friesischen tärischen und polizeilichen Schutz. Münzen.

Im Falle Goslars war der Pfalzbe- Insgesamt sind heute noch 41 weitere reich übrigens auch gegen die sich Münzstätten für diese Zeit nachweis- ebenfalls in unmittelbarer Nachbar- bar. Goslar gehörte aber mit Duisburg schaft bildende Marktsiedlung, die und Dortmund zu den damals wich- heute den größten Teil der Altstadt tigsten Münzstätten Deutschlands, die Goslars ausmacht, strikt abgegrenzt. königliche Münzen prägten. Trotz der Und auch für Bergleutesiedlungen war verhältnismäßig späten Einrichtung der

25 Münzstätte in Goslar verbreiteten sich war. Grundsätzliche Rechtsfragen die Goslarer Münzen sehr schnell und konnten auch nur dann diskutiert und in großer Zahl, zum Beispiel im gesam- anschließend Entscheidungen für ver- ten Ostseeraum. Mehr als 2000 von bindlich erklärt werden. ihnen wurden in Schweden gefunden. Damit stammt etwa jede fünfte dort Die häufige Anwesenheit des Königs aus dieser Zeit gefundene deutsche beziehungsweise Kaisers in Goslar und Münze aus Goslar. /HAT 1991/ Nach die dabei immer wieder durch ihn dem Tode Heinrichs III. im Jahre 1056 bestätigten Bergbaurechte und -geset- stagnierte die Münzprägung in Sachsen ze, brachte Goslar und seinem Berg- und viele königliche Münzstätten wur- bau- und Hüttenkomplex die notwen- den aufgegeben. Goslar blieb jedoch dige Rechts- und Planungssicherheit. auch unter Heinrich IV. ein Zentrum Beispiel dafür ist die mehrfach wieder- der Münzprägung. /KRA 1961/ holte Bestätigung des Bergwerkseigen- tums und der Bergbauberechtigungen. Anfang des 12. Jahrhunderts war Ansonsten wären die Betriebe und ihre Goslar bereits eine größere Ortschaft Gewinne noch stärker den wechseln- mit Kirchen, Straßen, Plätzen und einer den Begehrlichkeiten regionaler Feu- geschlossenen Siedlung. Zwischen dalherrschaften ausgesetzt, als es ohne- Montanbetrieben und Kaiserpfalz hin schon der Fall war. bestand eine symbiotische Verbindung. Die regelmäßige Anwesenheit des Gerade auch die Hüttenbetriebe Hofstaates und hochrangiger Perso- benötigen, wenn sie eine gewisse Grö- nen brachten eine gewisse militärische ße erreichen sollten, langfristig kons- Sicherheit für die Region und ihre tante Rahmenbedingungen. Bei ihnen Betriebe mit sich. Unter den damali- betrifft das aber eher den planbaren gen unsicheren Verhältnissen bedurften Metallhandel und -absatz, vor allem die Metallhändler, wie bereits erwähnt, für den Aufbau eines kontinuierlich sicherer Handelswege und -rechte. In funktionierenden Versorgungssystems dieser Hinsicht konnte die Anwesen- mit Holzkohle und Holz. Goslars heit des Kaisers und seines Hofstaats Forst war bald nicht mehr in der Lage, helfen. den Holz- und Holzkohlebedarf zu befriedigen. Täglich kamen Dutzende Man denke nur einmal daran, dass es von Pferdefuhrwerke aus benachbar- damals kaum schnelle und verlässliche ten und zum Teil auch weit entfernten Kommunikationsmöglichkeiten über Forsten nach Goslar und zu den Hüt- große Entfernungen gab, die räumli- tenbetrieben in der Umgebung. /DOH chen Distanzen aber trotzdem hunderte 1805/, /WES 1972/ Das musste nicht Kilometer oder sogar mehr betrugen. nur organisiert, sondern auch geneh- Fragen an den Kaiser als allerhöchste migt werden. Schließlich herrschten gesetzgebende und juristische Instanz damals bei weitem nicht die Freihei- konnten eigentlich nur dann gestellt ten, die uns heute selbstverständlich werden, wenn er persönlich anwesend erscheinen.

26 In umgekehrter Richtung wirkte die das Goslarer Handelsrecht übernah- Symbiose, indem Goslar für seine Ent- men oder die Rechte und Gebräuche wicklung Impulse bekam durch den der Goslarer Händlerschaft als Muster Fernhandel mit den Hüttenprodukten, nutzten, zum Beispiel 1134 Quedlin- vor allem Kupfer, wohl auch Blei, burg, 1229 Wernigerode und 1258 Hal- und nach der anfänglichen Abgabe von berstadt. /BIT 1940/ Münzsilber an Münzstätten anderer Städte, später auch durch die Vermün- Im Gegenzug profitierte die Goslarer zung in Goslar. Dazu kam die Ein- Kaiserpfalz durch die zu stattlicher fuhr von Nahrungsmitteln, Baustoffen, Größe gewachsene Stadt, die nun ihrer- Konsum- und Luxusartikeln, anfangs seits in der Lage war, der Kaiserpfalz besonders für die königliche bezie- eine verhältnismäßig gute Infrastruktur hungsweise kaiserliche Hofhaltung. zu bieten. Zusammen mit der außerge- wöhnlichen Größe der Rammelsberger Daneben waren in Goslar auch die Lagerstätte, die deshalb viele Jahrhun- vielen kirchlichen Einrichtungen, zum derte lang ausbeutbar blieb, machte Beispiel Stifte und Klöster, wie St. diese Symbiose Goslar zu einer pros- Simonis et Judae, Petersberg, Geor- perierenden, für damalige Verhältnisse genberg, Riechenberg und Neuwerk, großen Stadt, die nicht ausschließlich für den Einfuhrhandel Goslars wichtig. auf den Bergbau und die Hüttenbetrie- Sie waren vom Kaiser mit Rechten zur be fixiert war, sondern eine große Viel- Steuereinnahme ausgestattet worden gestaltigkeit in Gewerbe sowie Kultur und dadurch recht wohlhabend. Man- aufwies und politischer Kraft entwi- che waren bürgerlich gestiftet worden. ckelte. /GEY 2001/, /ROS 2001/ Alle hatten aber einen großen Bedarf an Luxusartikeln und sie verfügten Auch als der kaiserliche Hof im 12. über erheblichen Grundbesitz und über Jahrhundert seltener nach Goslar kam das Recht zum Einziehen von Natural- und schließlich im 13. Jahrhundert bis abgaben. Die Überschüsse gingen in auf eine Ausnahme gar nicht mehr, den Handel. blieb Goslar eine Stadt von vergleichs- weise erheblicher Größe. Sie hatte eine Dazu kam der Bedarf der Patrizier Urbanität und Zentralität erreicht, die und der wohlhabenderen städtischen eine Weiterentwicklung aus sich heraus Bevölkerung, die ebenfalls als Kon- ermöglichte. Besonders die Händler sumenten ein wichtiger Faktor für den und Gewerbetreibenden bildeten einen Einfuhrhandel wurden. Durch den kon- tragfähigen „Mittelstand“, der Goslar tinuierlichen Handel bildete sich eine weitgehend von krisenhaften Erschei- sesshafte Kaufmannschaft und Goslar nungen der Bergbau- und Hüttenbetrie- wurde zu einer dominierenden Han- be unabhängig machte. delsstadt im Nordharzer Raum. Ledig- lich Magdeburg war in dieser Hinsicht Die deutschen Kaiser hielten sie wichtiger. Deutlich wird die Bedeutung sich nun mehr in südlicheren Teilen Goslars dadurch, dass andere Städte Deutschlands und in Italien auf. Bei-

27 spielsweise war der staufische Kaiser Konrad IV. nur noch selten in Goslar und seine Nachfolger überhaupt nicht mehr. Die Gründe dafür waren über- regionaler politischer Art, aber zum Teil auch den persönlichen Vorlieben der Kaiser geschuldet. /PET 1978/ Das wirkte sich auch auf die Machtver- hältnisse im Raum des heutigen Nie- dersachsens aus, änderte aber nichts daran, dass der Rammelsberg nach wie vor ein bestimmender Schicksalsfaktor für Goslar blieb, nur mit veränderten Akzenten.

4.3. Eine Schatztruhe des Herzogs. Das 12. und 13. Jahrhundert

Kaiser Friedrich I. Barbarossa (s. Abb. 4.3.a) hatte bereits 1152 Heinrich dem Löwen aus dem Braunschweig- Lüneburger Fürstengeschlecht der Welfen (s. Abb. 4.3.b) die Goslarer Abbildung 4.3.a: Kaiser Friedrich I. Reichsvogtei als Lehen gegeben. Zu Barbarossa. /monascensis.de/ dieser Zeit waren beide noch freund- schaftlich verbunden. Das änderte sich jedoch schon bald. 1167 forderte Heinrich der Löwe unter anderem die Übertragung aller bis dahin dem Kaiser zustehenden (Regal-)Rechte über den Rammelsberg. Erst zwanzig Jahre zuvor hatte der Kaiser in der Konstitution von Roncalli festschrei- ben lassen, dass der Bunt- und Edel- metallbergbau und das Münzrecht zum Regal gehört, also königliches Vorrecht sind. Abbildung 4.3.b: Heinrich der Löwe. /monascensis.de/ Die Forderungen Heinrich des Löwen wurden immer nachdrücklicher 1180 zur Zerstörung der Hüttenbetriebe und führten schließlich sogar zu mili- durch Truppen Heinrichs des Löwen. tärischen Auseinandersetzungen und Goslar war durch den Rammelsberg

28 Bergregal: Unveräußerliches staatliches (kaiserliches oder königliches, später auch herzogliches) Recht, für Lagerstätten, heute vergleichbar mit dem Recht der Bundesrepublik und der Bundesländer über die Bodenschätze, vertreten durch die Bergämter und Oberbergämter. Dazu gehörte es • Berg(bau)gesetze zu erlassen, Überwachung der Einhaltung durch Bergvoigt (später Bergamt und Oberbergamt, später Landesbergamt), • das Berg(bau)gerichtswesen zu führen, zum Beispiel den Bergrichter zu benennen, • Bergwerkseigentum (Konzessionen für Lagerstättenteile) zu vergeben, • das Bergwerkseigentum selber zu beanspruchen beziehungsweise finanziell zu nutzen in Form von • Vergabe von Bergwerksbesitz und Erhebung von Zehnt beziehungsweise Steuern oder • in eigener Regie und auf eigene Rechnung betriebenen Bergwerke.

Bergwerkseigentum: Vom Regalherrn erhaltenes Recht auf Nutzung der Lagerstätte. Bergwerkseigentümer betrieben entweder eigene Bergwerke/Gru- ben oder sie betrauten damit Dritte (Bergwerksbesitzer/-betreiber), in der Regel gegen prozentuale Förderabgaben. Am Rammelsberg war das Bergwerkseigen- tum viergeteilt. Jedes dieser Viertel hieß „Schicht“. Jede der vier Schichten hat- te einen Verwalter, der als Bergmeister oder Schichtmeister bezeichnet wurde.

Zankapfel zwischen Kaiser und Fürs- den Löwen und räumte ihm unter ande- ten geworden. /BIT 1940/ rem einige Regalrechte über den Ram- melsberg ein. 1235 folgte die Erhe- In diesem Konflikt versuchte der bung der Welfengüter Braunschweig Kaiser Verbündete zu gewinnen, indem und Lüneburg zum Herzogtum und er Privatpersonen und kirchliche Ein- richtungen mit Eigentum belehnte, das der Krone gehörte. Beispielsweise gab Parallelen zur Entwicklung er 1178 je ein Viertel des Rammels- Goslars bergs an das Goslarer Stift Simon und 1158: Das Domstift Nordhausens Judas, an die Stadt Goslar und an das wird von Kaiser Friedrich Barbaros- Kloster Walkenried. In diesem Zusam- sa durch eine Schenkung gegenüber menhang vergab der Kaiser auch Rech- dem Herzog gestärkt te an der Waldnutzung in der unmittel- 1180: Truppen Heinrich des Löwen baren Umgebung Goslars. zerstören die Stadt Nordhausen wegen Streit mit dem Kaiser Letztlich musste Barbarossa aber 1206: Wiederaufbau Nordhausens doch nachgeben. Er überließ den Kur- mit stärkeren Stadtbefestigungsan- fürsten zum Beispiel einige der Regal- lagen rechte. 1185 begnadigte er Heinrich

29 die Belehnung von Welfenherzog Otto ter von der Gowische das Berggericht dem Kind mit dem Zehnt (Steuer) und und das Recht, den Zehnt einzuzie- der Gerichtshoheit des Rammelsbergs, hen, gegen Bezahlung von 800 Mark also wichtigen Teilen der Regalrechte Silber (entspricht ungefähr 190 kg). für dieses Revier, die damit herzog- Damit verabschiedete sich der Wel- liches Lehensgut wurden. Erst 1356 fische Herzogshaus vorerst aus dem verzichtete der Kaiser übrigens völlig aktiven Bergbau am Rammelsberg und auf das Regalrecht an den Metallen und überließ ihn gegen „schnelles Geld“ übertrug es den Kurfürsten. anderen Akteuren.

Nach dem Ausgleich mit den Welfen 4.4. Aufstieg, Glanz und endete Mitte des 13. Jahrhunderts unter Machtfülle Goslars durch den Friedrich II. auch die Kaiser- bzw. Rammelsberg. Ende des 15. Königspfalzzeit Goslars. Der Herzog bis Mitte des 16. Jahrhunderts hatte nun die Verfügungsrechte über den Rammelsberg und das Bergdorf. Anfang des 13. Jahrhunderts wurden Der kaiserliche Goslarer Kaiserpfalz- Goslar, besonders aber seine Kaufleute bereich unterstand ihm jedoch nach wirtschaftlich und politisch immer stär- wie vor nicht. ker. Das war typisch für viele mitteleu- ropäische Städte jener Zeit. Ab 1267 Der Herzog war auch nicht Eigentü- war Goslar auch Mitglied in der Hanse, mer des gesamten Rammelsbergs son- allerdings wohl eher aus politischen dern nur von einer der vier Schichten, Gründen. und auch nicht der Gruben und Hütten, so dass er keinen direkten Zugriff auf Gleichzeitig mit den Städten strebten den Betriebsgewinn hatte. Eigentümer überall in Deutschland Territorialmäch- (drei der vier Schichten) waren nach te, wie beispielsweise Herzogtümer, wie vor Klöster und Goslarer Patrizier, nach Unabhängigkeit. Sie schwächten die wiederum den Gruben- und Hütten- damit die kaiserliche Zentralgewalt. besitz und damit die Betriebserlaubnis gegen Zahlung von Förderabgaben an Parallelen zur Entwicklung Unternehmer weiter vergeben hatten, Goslars gewöhnlich an Goslarer Bürger. Auch Nordhausen kam im 13. Jahr- hundert zu beachtlichem Wohlstand. Die Braunschweig-Lüneburger Her- Quedlinburg erlebte im 14., 15. und zöge hatten durch den Zehnt eine nicht 16. Jahrhundert einen wirtschaft- unerhebliche Einnahmequelle, wurden lichen Aufschwung, den es vor aber selber nicht unternehmerisch aktiv. allem seinen Gewandschneidern Stattdessen verpachteten sie sogar ihre und Kaufleuten verdankte. Regalrechte, nutzten also den Ram- In anderen Städten, wie zum melsberg als Eigentumsbestandteil, wie Beispiel Halberstadt und Braun- eine ihrer anderen Immobilien. 1296 schweig, war es ähnlich. übergaben sie dem Wolfshagener Rit-

30 Der Kaiser steuerte dagegen, indem er 1291 Hagenau und Landau, einige ohnehin recht selbständige Städ- 1293 Leutkirch und te dem Einfluss der jeweiligen Territo- 1300 Wimpfen. rialherren entzog, indem er ihnen den 42 Städte waren es schon zuvor. Status der unmittelbaren Unterstellung unter die kaiserliche Gewalt zusprach. Den Goslarern war es gelungen, Er räumte ihnen einen verfassungsmä- nach und nach Einfluss auf den Ram- ßigen Status mit Sitz und Stimme auf melsberg und die Hüttenbetriebe zu den Reichstagen ein (Reichsfreiheit), erlangen und schließlich Eigentümer der den Fürstentümern ebenbürtig war. von Bergteilen zu werden. /FRÖ 1919/ Das Ziel des Kaisers war es, dadurch Zusätzlich wurde Goslar seit dem 13. von diesen Städten Unterstützung Jahrhundert durch seinen Bierexport gegen die abtrünnigen Regionalfürsten berühmt. /BRI 1925/ Seit 1323 ist der zu bekommen. Goslarer Schieferabbau und seit 1468 die Goslarer Vitriolherstellung urkund- Eine dieser Städte war Goslar. Es lich belegt. Es gab einflussreiche Gil- gehörte zu den größten Städten Deutsch- den der Tuchhändler, Gewandschnei- lands, war wirtschaftlich außerordent- der und Bäcker. /ENG 1957/ lich kräftig entwickelt und hatte eine für damalige Verhältnisse vorbildliche Die Reichsfreiheit brachte Goslar Stadtverwaltung. Die Goslarer Bürger viel Handlungsspielraum und verhin- hatten ein Interesse daran, nicht mehr derte, dass sich in der Stadt oder in ihrer von den Herrschern der umliegenden unmittelbaren Umgebung ein adliger Territorialherrschaften bedrängt wer- Territorialherr ansiedelte. Geografisch- den zu können, insbesondere von den topografische Möglichkeiten hätten Braunschweig-Lüneburger Herzögen. dafür durchaus bestanden, zum Bei- 1290 bestätigte der Kaiser Goslars spiel auf dem , dem Geor- Reichsfreiheit. genberg oder Kattenberg. Die Stadt blieb nach der 250 Jahre währenden Insgesamt gab es im Laufe der Zeit Kaiserpfalzzeit bürgerlich dominiert in Deutschland 96 Freie und Reichsun- und stolz auf seine Reichsfreiheit. mittelbare Städte. Neben Goslar erlang- ten 16 davon in der Zeit zwischen 1273 Ab dem Ende des 13. Jahrhunderts und 1300 ihre Freiheit: erlangte die bereits erwähnte Wolfs- hagener Familie von der Gowische 1275 Lindau, Mülhausen und Weil, für Goslar und den Rammelsberg eine 1276 und Kaiserslautern, überragende Bedeutung. Unter ande- 1278 Ravensburg, rem kamen aus dieser Familie Goslarer 1280 Schwäbisch Hall, Reichsvögte, Goslarer und Hildeshei- 1281 Biberach, mer Domherren und Goslarer Berg- 1283 Weinsberg, meister. Sie besaß 1296 bis 1356 die 1286 Kaufbeuren und Memmingen, Verfügungsgewalt über das Rammels- 1289 Kempten, berger Berggericht und seinen Zehnten,

31 baute Burgen in Wolfshagen und Wie- die Hoffnung, den Bergbau- und Hüt- delah, gründete in Goslar das Kloster tenkomplex wieder so wirtschaftlich Frankenberg und engagierte sich sogar betreiben zu können, wie zuvor. maßgeblich im Bergbau und Hüttenwe- sen im Erzgebirge. Allein am Beispiel 1359 wurde das Goslarer Bergrecht dieser Familie wird deutlich, wie eng niedergeschrieben (s. Abb. 4.4.a). Die und schicksalhaft die Stadt Goslar mit technischen Probleme konnten jedoch dem Rammelsberg verbunden war. vorerst nicht gelöst werden. Es kam zu weiteren Grubenzusammenbrüchen. Mitte des 14. Jahrhunderts waren die Die Gruben soffen bis zum Ratstiefsten Erze im Rammelsberg soweit abge- Stollen ab. Die Erzförderung muss- baut, wie es unter den damaligen wirt- te eingestellt werden. Das Schicksal schaftlichen Bedingungen und mit den schien für Goslar das Ende des Berg- damals verfügbaren technischen Mit- baus am Rammelsberg vorgesehen zu teln möglich war. In den Rammelsber- haben. ger Gruben stellten sich Probleme ein, die sich nicht mehr beherrschen ließen. Es kam zu Grubenzusammenbrüchen und zum ungewollten Anstieg des Gru- benwasserspiegels. Die Familie von der Gowische zog sich aus dem Gos- larer Bergbau zurück, verpfändete die Berggerichtsbarkeit und den Zehnt und übergab 1356 alles einer kommuna- len Instanz, den Sechsmannen. Damit waren alle Rechte über den scheinbar wertlos gewordenen Rammelsberg auf Abbildung 4.4.a: Goslarer Bergrecht aus den Rat der Stadt Goslar übergegan- dem Jahre 1359, durch finanzielle Hilfe gen. unseres Vereins 1994 fachgerecht restau- riert worden. Foto Goslarsche Zeitung Der Rat hatte sich bereits in der Zeit zuvor für den Rammelsberg enga- Die Stadt gab jedoch ihre Bemü- giert. 1310 schloss er einen Vertrag hungen um eine Wiederinbetriebnahme mit den Bergbau- und Hüttenbetrei- nicht auf. Im Gegenteil, sie beauftragte bern und dem Kloster Walkenried zur immer wieder führende überregional Eigentumsabgrenzung und -definition. agierende Bergbaufachleute mit der Darin ging es auch um ein in dieser Grubensümpfung und Wiederaufnahme Zeit offensichtlich in Bau befindliches des Rammelsberger Grubenbetriebs, verbessertes Wasserhaltungssystem. In zum Beispiel den folgenden fünfzig Jahren nahm der Rat mehrfach Kredite auf, um in 1360 Arnd von Arnheym, die Rammelsberger Gruben investieren 1407 Gabriel von Magdeburg, zu können. Die Stadt verband damit 1418 Michael von Broda,

32 1432 Nicolaus von Rydern und damals tiefsten Grubenbaue gelang erst 1453 Claus von Gotha. über einhundert Jahre später und mit dem in Goslar gewonnenen Kupfer Bis 1470 entsprachen die Erfolge konnte nicht mehr die Marktposition nicht den Erwartungen. Die Erzförde- errungen werden, die Goslar in den rung und damit auch die Metallerzeu- Jahrhunderten zuvor innegehabt hatte. gung blieben noch sehr gering, denn /SCH 1970/ die gesuchten Kupfererze waren in der Zeit zuvor bereits selektiv und bis in In den Jahren 1501 bis 1510 pro- große Teufen abgebaut worden, und duzierten die Unterharzer Hütten nur die Sümpfung der Gruben war mit der durchschnittlich 430 Zentner Kupfer damals zur Verfügung stehenden Pum- pro Jahr (das entsprach ungefähr 21 t). pentechnik ein sehr langwieriges und Dieser Wert verringerte sich in den fol- teures Projekt. genden Jahren sogar noch. 1535 kam die Kupfergewinnung zum Erliegen. 1471 wendete sich das Schicksal für Zum Vergleich: 1501 bis 1506 betrug Goslar und die Rammelsberger Gru- die aus Rammelsberger Erz gewonnene ben- und Hüttenbetriebe. In den mittel- Menge Silber ungefähr 4.000 Mark pro europäischen Hüttenbetrieben war eine Jahr (das entsprach ungefähr 1.000 kg) neue Technik für die Silbergewinnung und 18.000 Zentner Blei pro Jahr (das aus silberhaltigen Kupfererzen einge- entsprach ungefähr 900 t). /BIT 1940/ führt worden und dafür wurde viel Blei benötigt. /SUH 1976/ Bleierz gab es Goslar nahm zwar Ende des 15. im Rammelsberg in großen Mengen und Anfang des 16. Jahrhunderts einen und in mittlerweile wieder zugängli- beachtlichen wirtschaftlichen Auf- chen Grubenbereichen. Nun setzte im schwung, der zu einem wesentlichen Rammelsberg ein rasanter Aufschwung Teil dem umfangreichen Bleiverkauf der Erzförderung ein. Für Betriebser- zu verdanken war. /KRA 2000/ In weiterungen wurde allerdings frisches dieser Zeit hatte auch das städtische Kapital benötigt. Gewerbe, besonders das Bierbrauen und der Bier- und Tuchhandel einen Die Stadt schloss 1478 einen Ver- erhebliches Wachstum zu verzeichnen. trag mit Johann Thurzo, einem der damals größten Magnaten der euro- Gleichzeitig zeichnete sich aber päischen Montanwirtschaft. Ziel war schon das Ende dieser für Goslar so neben der Einwerbung von Investiti- schwungvollen Entwicklungsphase ab. onen die Sümpfung der immer noch Bereits 1477 hatte Herzog Heinrich I. abgesoffenen tiefsten Grubenbereiche („der Ältere“) von Braunschweig-Wol- und die Wiederbelebung der ehemals fenbüttel versucht, die Pfandsumme für sehr lukrativen Kupfergewinnung. den Rammelsberg an die Stadt Goslar Ganz erreichen ließen sich die Ziele zurückzuzahlen. Er wurde allerdings auch mit Hilfe der Thurzogesellschaft von der Stadt dazu gebracht, weitere nicht. Die vollständige Sümpfung der Geldzahlungen anzunehmen und dafür

33 die Rechte bei der Stadt zu belassen. Partei für die katholische Seite. /HÖL /MEI 1928/ In der Folge stellte Herzog 1902/ Heinrich II. („der Jüngere“, s. Abb. 4.4.b) immer höhere Geldforderungen Während der heftigen Auseinander- für seinen Verzicht auf die Bergbau- setzungen mit dem braunschweigischen rechte. 1526/27 war die Geldforderung Herzog war die Stadt bis 1550 schritt- so hoch, dass die Stadt auf die Pfan- weise durch Ankäufe alleinige Eigen- drückgabe einging. tümerin der vier Schichten geworden, wobei es fast ausschließlich Goslarer (privat-)Bürger waren und weniger der Rat der Stadt als juristische Per- son. Damit gehörte Goslar der gesamte Rammelsberg und es konnte die Gru- ben selber betreiben oder verpachten. Nur die Regalrechte hatte sie nach wie vor nur gepachtet.

1527 unterlief der Stadt ein folgen- schwerer Fehler. Im Laufe der Ausei- nandersetzungen mit dem Herzog zer- störte sie aus militärischen Erwägungen kirchliche Gebäude in der unmittelba- ren Umgebung der Stadt. Diese Gebäu- de gehörten ihr nicht. Der Herzog klag- te Goslar deshalb vor dem Kaiser an. Das Gerichtsverfahren dauerte mehrere Abbildung 4.4.b: Herzog Heinrich der Jahre und endete schließlich damit, Jüngere. /wikipedia/ dass der Kaiser 1540 für einige Jahre die Reichsacht über Goslar verhängte. Allerdings bestanden erhebliche Nach Aufhebung der Reichsacht kam Unterschiede in der Ansicht, was zu es zu Übergriffen des Herzogs. Goslar diesen Rechten gehörte und was nicht. trat daraufhin dem Schmalkaldischen Besonders das Vorkaufsrecht für die Bund bei, der 1531 als Verteidigungs- hergestellten Metalle blieb strittig. Die bündnis gegen die Religionspolitik des Meinungsverschiedenheiten eskalier- katholischen Kaisers Kaiser V. gegrün- ten. Es folgten militärische Ausei- det worden war, um von dort Schutz zu nandersetzungen, ein Reichstagsbe- bekommen. /BLU 1969/ schluss, den Bergwerks- und Hütten- betrieb unter Zwangsverwaltung zu Der politische Einfluss Goslars stellen, und ab 1542 die Verwicklung wuchs. Goslar finanzierte den Schmal- dieses Konflikts in die Reformations- kaldischen Bund zum Teil mit. Es wur- kriege. Die Stadt stand auf der Seite de sogar eine eigenständige Münzart der Reformation. Der Herzog nahm aus Goslarer Silber geprägt, der

34 Schmalkaldische Bundestaler. Goslar gewalt über den Rammelsberg und war jedoch kein maßgebliches Mitglied des Metallvorkaufsrechts kam für im Schmalkaldischen Bund. Goslar das Ende der Zeit als Berg- bauakteur. In den folgenden Jahren 1546/47 erlitt der Schmalkaldische flossen keine Gewinne mehr aus den Bund eine entscheidende militärische Rammelsberger Berg- und Hütten- Niederlage und wurde zerschlagen. Der betrieben in die Goslarer Stadtkasse. Herzog nutze diese Situation, um den Der Goslarer Schicksalsberg lag nun, Rat der Stadt 1552 mit militärischen aus städtischer Sicht gesehen, in frem- Mitteln zu zwingen, vertraglich die den Händen. Forderungen des Herzogs zu akzeptie- ren (Riechenberger Vertrag), besonders Goslar versuchte zwar nach dem auch das Vorkaufsrecht für die Metalle. Riechenberger Vertrag noch 250 Jah- Goslar erhob vor dem Reichsgericht re lang, vor Gerichten die verloren Klage gegen den Herzog, aber der rich- gegangenen Rechte zurück zu erlan- terliche Entscheid ließ auf sich warten. gen, musste sich aber schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Infolge dieses Vertrags legte der Her- zwangsläufig wieder auf ihre vom zog die Erz- und Holzpreise neu fest. Bergwerk weitgehend unabhängi- Die Hütten, die alle privaten Eigen- ge Existenzgrundlage beschränken, tümern gehörten, arbeiteten nun defi- auf den städtischen Handel und das zitär und gaben daraufhin nach und Gewerbe. Statt des Bergbaus und Hüt- nach auf. Der Herzog übernahm diese tenwesens wurden nun die Goslarer Hütten und begann in den folgenden Händler und Gewerbetreibenden die Jahren selber leistungsfähige Hüttenbe- wirtschaftliche Basis der Stadt, wie triebe zu bauen. in anderen vergleichbaren Harzer und Vorharzer Städten dieser Zeit auch. Alle Rammelsberger Grubenbesitzer waren nun dem herzoglichen Bergamt Das konnte aber nicht verhindern, weisungsfolgepflichtig. Es drängte die dass Goslar von der zweiten Hälfte Grubeneigentümer in eine passive Rol- des 16. bis Anfang des 19. Jahrhun- le und brachte sie durch Festlegung derts zu einem unbedeutenden Pro- niedriger Erzpreise um den betriebli- vinzstädtchen verkam. Es verlor mit chen Gewinn. Damit endete die Phase, seinen Rechten am Rammelsberg und in der Goslar durch seinen Schicksals- den Unterharzer Hütten nicht nur eine berg groß und mächtig geworden war. seiner wichtigsten Einnahmequellen, sondern auch an Glanz und Aus- 5. Vorläufiges Ende des strahlung. Symptomatisch war auch großen schicksalhaften sein Austritt aus der Hanse im Jahre Einflusses auf Goslar 1566. /BIT 1940/ Seine Einwohner- zahl schrumpfte von 12.000 Anfang Mit der feindlich erzwungenen des 15. Jahrhunderts auf 7.000 bis Rücknahme der höchsten Verfügungs- 8.000 Anfang des 16. Jahrhunderts

35 und schließlich 5.500 um das Jahr zungen mit dem Herzog und des damit 1800. /GEY 2001/ verbundenen 15monatigen kompletten Förderungsausfalls erlittenen hatte,mit Am Schicksal Goslars hatte der 20.000 Gulden an. /BIT 1940/ Rammelsberg nur noch wenig Anteil. Das Erzbergwerk spielte fortan für So, wie die finanziellen Einnahmen Goslar kaum noch eine Rolle. Die für die Stadt, ging auch das Engage- Verbindung zwischen Rammelsberg ment der Stadt und ihrer Bürger für die und Goslar riss allerdings nicht ab. Gruben merklich zurück. Eine Ausnah- Goslar blieb nach wie vor Sitz des me bildete die gemeinsame städtische herzoglichen Berg- und Hüttenamts, und herzogliche Finanzierung eines Warenumschlagplatz für die Ober- Projektes zur Erweiterung des Herz- und Unterharzer Berg- und Hütten- berger Teichs. werke und für die Oberharzer Städte und als Wohnort für die ungefähr Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts zweihundert Bergleute des Rammels- gingen die städtischen und privaten bergs. Die Stadt blieb auch Eigentü- Hüttenbetriebe, wie bereits beschrie- merin von Rammelsberger Gruben, ben, aufgrund des herzoglichen Preis- auch wenn sie daraus keinen unmittel- diktats in Konkurs und mussten aufge- baren Nutzen ziehen konnte. Sie hegte geben werden. Die Stadt behielt dage- die Hoffnung auf spätere günstigere gen ihre Grubenbetriebe, die ihr bis Gerichtsentscheide. dahin gehört hatten. Sie kaufte sogar noch Gruben von ehemaligen Privat- 5.1. Goslar als unbedeutendes personen hinzu, deren Betrieb aufgrund Provinzstädtchen. Das 16. bis des herzoglichen Erz-Preisdiktats defi- 19. Jahrhundert zitär geworden war. Bis zum Dreißig- jährigen Krieg erwarben sowohl der Der Verlust kam für Goslar schritt- Herzog als auch die Stadt Gruben und weise. Zuerst einmal erhielt sie ja die steigerten damit ihren Anteil von 10% Pfandsumme vom Herzog zurück. bzw. 13% auf 42% bzw. 36%. Dem- Das waren fast 25.000 Gulden. Bei entsprechend ging der Anteil privater einem Goldgehalt von 3,5 g pro Gulden Grubeneigentümer auf 22% zurück. waren das 87,5 kg . Diese Summe Kostendeckend konnte die Stadt weder erscheint gewaltig und wird auch von ihre alten noch die hinzugekauften großer Bedeutung für den damaligen Gruben betreiben. Das verhinderte der Stadthaushalt gewesen sein. Vergleicht Herzog durch sein Preisdiktat. Aber die man sie aber mit den Gewinnen der Stadt hoffte weiterhin auf eine für sie Berg- und Hüttenwerke, die in den Jah- günstige richterliche Entscheidung. ren zuvor erwirtschaftet worden waren, dann entsprach sie dem Gewinn von Die Defizite der Grubenbetriebe nur wenigen Monaten. Zum Vergleich: versuchte sie von der Herzoglichen Die Stadt gab den Verlust, den sie Kammer erstattet zu bekommen. Es 1527/28 infolge der Auseinanderset- folgte daraufhin tatsächlich immer wie-

36 der Ausgleichszahlungen, allerdings richtete Bergamt Goslar hatte eigent- nicht in Form von Geld, sondern als lich die Interessen aller Bergwerksei- unentgeltliche Bleilieferungen an die gentümer zu vertreten, also auch die Stadt. Es lässt sich heute allerdings der Stadt. Tatsächlich wurde der Stadt nicht mehr exakt nachvollziehen, ob jedoch fast keine Mitsprachemöglich- der Wert des gelieferten Bleis den keit eingeräumt, auch nicht, wenn es tatsächlichen Verlusten der städtischen um die städtischen Gruben ging. Gruben entsprach. Nach anfangs nur geringem wirt- Der Stadt blieb als gewinnbringender schaftlichen Erfolg der herzoglichen Montanbetrieb die Vitriolhütte. Dort Gruben und schleppender Umsetzung wurden sulfatische Salze aus Kupfer- seiner Wünsche begann sich der Her- rauch hergestellt, einem Abfallprodukt zog persönlich um den Rammelsberg der Gruben, das unter anderem ein und die zugehörigen Hütten zu küm- Gemisch verschiedener Sekundärmine- mern und benutzte das Bergamt als ralien enthielt. Kupferrauch galt nicht Vollstrecker seines Willens. als Erz und Vitriol ist kein Metall. Damit fielen die Kupferrauchförderung Er setzte 1563 Christoph Sander und die Vitriolherstellung nicht unter als Oberverwalter des Rammelsbergs das Regalrecht. ein, der zuvor im Oberharzer Berg- bau gearbeitet hatte. Sander wieder- Von untergeordneter Bedeutung blieb um holte zwei Jahre später Christoph die Ockergewinnung, die ebenfalls in Eschenbach, einen Experten für Was- städtischer Regie weiter betrieben wur- serhaltungsmaschinen zum Rammels- de. Dafür war im 17. Jahrhundert unter- berg. Er führte hier unter anderem halb des Stollenmundlochs vom Tiefen den Krummen Zapfen (Kurbeltrieb) Julius Fortunatusstollen ein Sumpf, ein. Der Sohn und Nachfolger Herzog bestehend aus mehreren Absetzbecken, Heinrich des Jüngeren, Herzog Julius, angelegt worden, in denen sich der veranlasste 1568 die Wiederaufnahme im Stollenwasser enthaltene Ocker- des zwischenzeitlich unterbrochenen schlamm absetzte und gewonnen wer- Vortriebs eines neuen, tieferen Entwäs- den konnte. Der Ockerschlamm fand serungsstollens, des späteren Tiefen vor allem Verwendung als Pigment- Julius Fortunatusstollens (TJF). 1585 stoff für die Farbenherstellung. wurde der Stollen fertiggestellt (s. Abb. 5.1.a und 5.1.b). Außerdem ging nun Verwaltet wurde das Erzbergwerk der Bau des neuen Wasserhaltungs- Rammelsberg seit dem Riechenberger schachts sowie einer 32 m unter dem Vertrag von einem herzoglichen Beam- TJF gelegenen Wassersammelstrecke tenapparat. Aus Sicht Goslars waren weiter. Dadurch konnten zum ersten diese Beamte Vertreter des Gegners Mal seit 250 Jahren wieder die tiefsten im gerade beendeten Schmalkaldischen Baue gesümpft werden. Der Erzabbau Krieg. Die Übernahme wurde als feind- drang nun sogar in größere Teufen vor. lich betrachtet. Das vom Herzog einge- /KRA 1989/

37 Abbildung 5.1.a: Gedenktafel zum 400jährigen Jubiläum des Durchschlags im Tiefen Julius Fortunatusstollen, angebracht durch unseren Förderverein. Foto Peter Eich- horn 2015

Die Rammelsberger Gruben wur- den damit auf einen damals modernen Stand der Technik gebracht und hielten ihr Rang als mittelgroßes Bergwerk. Für die Stadt brachte das aber keine außergewöhnlichen Vorteile.

Zwischen Stadtverwaltung und Berg- amt kam es zwangsläufig zu Interes- senskonflikten. Ein immerwährender Anlass dazu war die Lage des Berg- amtsgebäudes inmitten der Altstadt (in der Zehntstraße) und besonders der Umstand, dass der Stadt jegliche Steu- er-, Aufsichts- oder Verfügungsrechte über dieses Grundstück und Gebäu- de vorenthalten wurden. Das Berg- amtsgrundstück hatte einen Status, wie ihn heute Botschaften fremder Staaten Abbildung 5.1.b: „Stollenlinde“, haben. Akzeptiert wurde das von der gepflanzt anlässlich des Durchschlags (noch) reichsunmittelbaren Stadt nie, im Tiefen Julius Fortunatusstollen. Foto aber ihr fehlten die Möglichkeiten, sich Peter Eichhorn 2016 durchzusetzen. Im Laufe der Jahrhun- derte wurde das Verhältnis zwischen den Mitarbeitern der Stadtverwaltung den herzoglichen Bergbeamten und etwas besser, beispielsweise, wenn es

38 um Bergleute ging, die in der Stadt wurde durch die Kriege jener Zeit in straffällig geworden waren. Sie hätten, Mitleidenschaft gezogen und geriet in streng genommen, vom Berggericht hohe Schulden. abgeurteilt werden müssen, wurden aber oft dem städtischen Gericht zur Die familiäre Entwicklung des Her- Verurteilung überstellt. zogsgeschlechts brachte nach vielen Zwischenstadien eine Erbteilung. Der Es gab aber durchaus auch Bei- Rammelsberg und seine Hütten gehör- spiele für ein erfolgreicheres Auf- ten nun zu 3/7 der Wolfenbüttelschen treten der Stadtverwaltung Goslars (später Braunschweigischen) und zu gegenüber der Bergwerksverwaltung. 4/7 der Celle-Calenberger (später Han- Eins davon betraf die Abzucht. Das noverschen) Linie. Beide Linien einig- Bergwerk nutzte seit dem Mittelalter ten sich darauf, die Gruben und Hütten den Höhenunterschied zwischen dem durch ein gemeinsames Kommunion- Herzberger Teich und dem Ratstiefs- Bergamt zu verwalten. Der Forstbesitz ten Stollen, um Wasserräder anzutrei- blieb in städtischer Hand. Das führte ben. Oberhalb des Rathstiefsten Stol- zu Konflikten mit den Bergbau- und lens war diese Wasserkraftnutzung Hüttenbetrieben, beispielsweise wegen unstrittig. Unterhalb des Ratstiefsten Hüttenrauchschäden. Stollens stand aber mit der Fertigge- stellung des TJF eine Höhendifferenz Im 18. Jahrhundert war der Entwick- von zusätzlich ungefähr 45 m zur lungsstand der Stadt wie eingefroren. Verfügung. Sie hätte noch einmal für Der Grubenbesitz blieb ohne Umver- vier weitere übereinander angeord- teilungen. Die Stadt versuchte immer nete Wasserräder zur Nutzung durch noch, aber letztlich erfolglos, vor das Bergwerk ausgereicht. Dann wäre Gericht ihre alten Rechte wiederzuer- aber das Wasser erst durch das Stol- langen. Ihre Einnahmen, die sie durch lenmundloch vom TJF wieder zuta- den Rammelsberg und die Hüttenbe- ge getreten und das lag unterhalb triebe erzielte, kamen vor allem aus der Stadt. Das Wasser hätte dann den Gewinnen des städtischen Vitriol- nicht mehr den im Stadtgebiet liegen- hofs und den Ausgleichszahlungen, die den Mühlenbetrieben zur Verfügung der Herzog für die defizitär arbeitenden gestanden. Die Stadt Goslar argumen- Gruben gewährte. Der größte Nutzen tierte mit althergebrachten Nutzungs- entstand Goslar indirekt, das heißt rechten der städtischen Mühlen und durch die Löhne der im Rammelsberg verhinderte damit den Bau der zusätz- arbeitenden Bergleute, die gleichzeitig lich geplanten Wasserräder. Bürger Goslars waren, durch Aufträge an Zulieferbetriebe und über den Han- Das 17. Jahrhundert brachte für Gos- del, wobei der Erz- und Metallhandel, lar und den Rammelsberg einschnei- der Holz- und Holzkohlenhandel und dende Veränderungen, die aber am Ver- der Handel mit Betriebsstoffen und hältnis zwischen Stadt und Bergwerk Ausrüstungen in der Hand einer her- wenig änderten. /EIC 1999/ Die Stadt zoglichen Bergwarenhandlung lagen.

39 Diese Handelsgesellschaft wurde übri- nachgeschalteten Hütten ohnehin nicht gens von Goslarer Händlern geleitet. verarbeiten können. Der technische Entwicklungsstand des Grubenbetriebs blieb vom 16. bis Um 1800 hatte Goslar etwa 5500 18. Jahrhundert im Prinzip qualitativ Einwohner. Es gehörte damit zwar unverändert. /HAU 1992/ noch zu den größeren Städten auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsens, Mit Johann Christoph Röder kam in war aber in dieser Hinsicht bereits von der zweiten Hälfte des 18. Jahrhun- Clausthal, das damals ungefähr 7800 derts ein Mann zum Rammelsberg, der Einwohner hatte, überholt worden. den Grubenbetrieb etwas aus seinem Goslar hatte damals zirka 1200 männ- verträumten Zustand riss, aber auch liche Einwohner im erwerbstätigen nur soweit, bis der damals in ande- Alter. Ungefähr die Hälfte davon waren ren Bergbaurevieren übliche techni- Handwerker. Es gab aber auch eine sche Stand erreicht war. Er ließ die große Zahl Nichthandwerker, zum Bei- Förderung von Pferdeantrieb (Förder- spiel Tagelöhner, Fuhrleute, Gesinde, maschinen in Form von Pferdegöpeln Händler und Gastwirte. 224 Personen übertage) umstellen auf Wasserradan- waren im Bergbau und in Steinbrüchen trieb. Anfangs stand das Wasserrad, das beschäftigt, davon 176 Bergleute im allerdings nur die Förderanlagen der Rammelsberg (ohne die Vitriolsiederei beiden wichtigsten Schächte antrieb, gerechnet) und 45 in Schiefergruben. noch übertage. Ab der Wende vom Das Erzbergwerk Rammelsberg war 18. zum 19. Jahrhundert ließ Röder der mit Abstand wichtigste Arbeitge- stattdessen zwei untertage angeord- ber Goslars. Seine Belegschaft wohnte nete Wasserräder bauen, für jeden der übrigens fast ausschließlich in Goslar. beiden Schächte eins. Zwei weitere ebenfalls neue Wasserräder trieben die In dieser Aufstellung sind die Hütten Pumpen der Grubenwasserhaltung an, und ihre Belegschaft nicht enthalten, die im Serenissimorum Schacht instal- weil die Hütten außerhalb der Stadt liert waren. /AHR 1854/ lagen und deren Belegschaften in der Regel in Oker, Astfeld und Langelsheim In diesem Zusammenhang erhielten wohnte. 1830 hatte die Unterharzer beide Schächte einen neuen gemeinsa- Kommunion ungefähr 700 Beschäftigte, men Hängebankstollen, die sogenannte davon etwa 200 Bergleute, ebenso viele Tagesförderstrecke, so dass die Erze Hüttenarbeiter und etwa 300 Fuhrleute nicht mehr bis zum Höhenniveau des /HAU 1832/, /WER 1967/ Maltermeister Turms gehoben werden mussten. Insgesamt und mit Blick auf Anfang des 19. Jahrhunderts war die anderen Bergbaureviere jener Zeit Goslar nach wie vor eine kleine ver- gesehen waren das eigentlich keine armte Provinzstadt. Vom ehemaligen weltbewegenden Neuerungen. Die Erz- Glanz war nichts mehr übrig geblieben. fördermenge wurde moderat angeho- 1805 war ihr sogar die Reichsfreiheit ben. Größere Erzmengen hätten die genommen worden. Sie gehörte nun

40 zum Königreich Hannover. Von Rei- • viele Gewerbetreibende vom Berg- senden, wie Heinrich Heine, wurde werk Aufträge bekamen, sie als klein, eng und dunkel empfun- • ein großer Teil des Transports für den. Ihre Gassen waren schmutzig und die Versorgung des Bergwerks und die fehlende Kanalisation wird dem der Handel mit den Hüttenprodukten Gesamteindruck nicht zuträglich gewe- in Goslar stattfand und sen sein. Nur wenige Straßen waren • sich mitten in Goslar das Bergamt gepflastert und wenn, dann mit einem befand. sehr holprigen Kopfsteinpflaster. Kühe und Ziegen wurden durch die Stadt Die herzogliche Bergbauadministra- getrieben. Den „Dom“ (Stiftskirche) tion setzte 1827 ein deutliches Zeichen der Kaiserpfalz hatten die Goslarer für ihre Präsenz in Goslar. Sie ließ das abgerissen, weil er baufällig und seine herzogliche Bergamt, nachdem das bis Erhaltung zu teuer war. Das große zen- dahin als Bergamt genutzte Gebäude trale Gebäude der Kaiserpfalz („Kai- in der Zehntstraße durch ein Feuer serhaus“) wurde als Viehstall benutzt, zerstört worden war, wiederum in ein war ruinös geworden und drohte ein- Gebäude in Goslar umzuziehen. Es zustürzen. blieb dort übrigens bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts und zog später Der Teil Goslars, der im Bereich um in das Gebäude gegenüber der des ehemaligen Bergdorfs liegt, wur- alten Post. de damals „Am Stollen“ genannt und unterstand der Kommunion-Bergver- Ein zweites Bergamtsgebäude wurde waltung und nicht der Stadtverwaltung. das heutige Ärztehaus an der Ecke Ast- Die letzten noch im städtischen Eigen- felder Straße – Am Heiligen Grab. tum befindlichen Rammelsberger Gru- benteile verkaufte die Stadt 1825 an die 5.2. Goslar als Garnisons- und Kommunion-Verwaltung, also an die Kurstadt. Die zweite Hälfte Landesherrschaft, für 1000 Thaler. Das des 19. Jahrhunderts entsprach ungefähr 5 kg Gold. Bereits 1807 hatte sie den Vitriolhof an die Schaut man in die Ausgaben der Firma Borchers verkauft. Der Qualm Goslarschen Zeitung, die von der Mit- und die unangenehmen Gerüchen des te des 19. Jahrhunderts bis zum Ers- Vitriolhofs trugen aber noch mehr als ten Weltkrieg erschienen sind, dann sechzig Jahre zum schlechten Gesamt- findet man fast keine Beiträge über eindruck der Stadt bei. /DOE 1900/ das Rammelsberger Bergwerk und die Hüttenbetriebe der benachbarten Ort- Der Bezug zwischen der Stadt und schaften, dagegen oft Artikel über ihrem Schicksalsberg beschränkte sich Goslarer Kurgäste und Kureinrichtun- weitgehend darauf, dass gen (s. Abb. 5.2.a). Das wird verständ- lich, wenn man die positive Wirkung • die Bergleute und ihre Familien der Kureinrichtungen und Kurgäste nach wie vor in Goslar wohnten, auf das Stadtbild vergleicht mit der

41 Abbildung 5.2.a: "Kräuterdoktor" Lampe und seine Heilanstalt. /wikimedia/ eher ungünstigen der Bergwerks- und Goslarer Kasernen waren ab 1838 stän- Vitriolhofanlagen. dig 600 Soldaten stationiert und ab 1909 sogar 1000 (s. Abb. 5.2.b). Im Rammels- Viel Beachtung fand auch die seit 1838 berg arbeiteten im selben Zeitraum nur in Goslar stationierte Jäger-Garnison, vor etwa 200 Bergleute. Dazu kommt, dass allem deren Feierlichkeiten und militäri- es sich bei den Goslarer Jägern vor allem schen Paraden. Auch das ist nachvoll- um junge ledige Männer handelte und ziehbar, denn die Jäger-Garnison hatte bei den Rammelsberger Bergleuten zum im Vergleich zum Rammelsberg eine größten Teil um verheiratete Männer viel größere Mannschaftsstärke. In den unterschiedlichen Alters.

Abbildung 5.2.b: Rammelsbergkaserne der Goslarer Jäger 1913. Zeitgenössische Ansichtskarte

42 Abbildung 6.1.a: Kanekuhler Schacht auf einem Gemälde von Riepe aus dem Jahre 1879. Über den Tagesanlagen steht die Rauchwolke der Dampfkraftanlage.

In der Zeitung wurde sehr selten von Garnisonsstadt, aber sein Ruf als Berg- Bergparaden, Berg(dank)festen und der baustandort gewann erheblich. Mög- Bergmannsfastnacht berichtet. Garni- lich geworden war diese Entwicklung son und Kurbetrieb scheinen in der durch deutlich verbesserte Rahmenbe- öffentlichen Wahrnehmung für Goslar dingungen. wichtiger als der Rammelsberg gewesen zu sein. Darüber definierte sich Goslar. 6.1. Verbesserte Rahmenbe- Die durchaus beachtliche Entwicklung, dingungen. Mitte bis Ende des die im Erzbergwerk Rammelsberg Mit- 19. Jahrhunderts te des 19. Jahrhunderts und verstärkt ab den 1860er Jahren begann, fand dage- Bereits 1833 war der Deutsche gen wenig Beachtung. Dabei sollte sie Zollverein gegründet worden. Unter doch für das Schicksal Goslars bald Führung Preußens schlossen sich die eine ganz wesentliche Rolle spielen. meisten deutschen Territorialstaaten zu einer Zollunion zusammen. Das klingt 6. Der Schicksalsberg macht zunächst einmal unspektakulär, hatte sich wieder bemerkbar. aber für die damalige wirtschaftliche Goslar wird erneut ein Entwicklung der beteiligten Länder namhafter Bergbaustandort die Wirkung einer Initialzündung. Der Ländergrenzen überschreitende Handel Im letzten Drittel des 19. Jahrhun- war nun weitgehend zollfrei. Gerade derts setzte eine kräftige Entwicklung Bergbau- und Hüttenbetriebe, für deren des Erzbergwerks Rammelsberg ein. Produkte großräumige Absatzgebiete Damit änderte sich zwar nichts am gebraucht wurden, profitierten. Han- Selbstverständnis Goslars als Kur- und nover und Braunschweig traten dem

43 Zollverein aber nicht bei. Der Absatz Zuschnitts und schnelle Betriebsent- der Harzer Berg- und Hüttenwerke wicklungen mit hohem Kapitalbedarf blieb daher durch vielfältige Handels- schlecht eignete. beschränkungen eingeschnürt. 1866 wurde Hannover, das an der Zusätzlich galten hier noch ein für Seite Österreichs gegen Preußen Krieg damalige Verhältnisse veraltetes Berg- führte, von Preußen besiegt und annek- gesetz und die Gesellschaftsform der tiert. Das brachte für die hiesigen Wirt- bergrechtlichen Gewerkschaft. Die Auf- schaftsbetriebe fast schlagartig die Vor- sicht über die Bergwerke führten noch teile der preußischen Gesetzgebung. immer die Bergämter in der damals Vorerst blieb es für den Rammels- bereits antiquierten Form. Das betraf berg und die Unterharzer Hütten bei sogar kleinste betriebswirtschaftliche der Kommunionverwaltung, nur dass Details. Den Bergwerksbetreibern blieb der Preußische Staat die 4/7-Anteile fast kein Mitspracherecht. Sie durften des Rammelsbergs vom Königreich nur die Ausbeutezahlung empfangen, Hannovers übernahm. Die anderen 3/7 eine Vorform der späteren Dividende blieben vorerst beim Braunschweiger oder den Grubenbetrieb finanzieren, Staat. Die Kommunionverwaltung wenn das Betriebsergebnis defizitär ließ sich jedoch nicht im Sinne einer war (Zubuße). Letzteres konnten sie moderneren Betriebsführung umwan- ablehnen, verloren dann aber ihre deln und wurde deshalb abgewickelt. Eigentumsrechte am Bergwerk. Eine 1874 schlossen die Länder Preußen betriebswirtschaftlich orientierte Berg- und Braunschweig einen Vertrag, der werksentwicklung, schnelle innovative die Bildung eines Staatsbetriebs unter Entscheidungen und das Einwerben preußischer Leitung regelte. Damit großer Kapitalmengen für Investitio- galt für den Rammelsberg das All- nen waren mit diesem Direktionsprin- gemeine Preußische Berggesetz. Das zip nicht möglich. /KRA 1995/ Land Braunschweig erhielt die Rolle eines Minderheits-Eigentümers. /DÜW In Preußen war dieses Problem 1992/ erkannt und 1856 durch das Allge- meine Preußische Berggesetz behoben Goslar wurde, was „sein“ Bergwerk worden, das die Grubeneigentümer zu betraf, aus der provinziellen Rück- unabhängigen Unternehmern machte. ständigkeit gerissen. Weithin sichtbar Zusätzlich gab es in Preußen seit 1843 entstanden 1875 auf dem Plateau hinter ein Aktiengesetz, das eine Finanzierung dem Maltermeister Turm große Tages- großer Betriebe über Aktiengesellschaf- anlagen für den neuen Kanekuhler ten ermöglichte. Im Hannoverschen Schacht. Der dafür neu erbaute hohe und Braunschweiger Gebiet, zu dem rauchende Schornstein des Kesselhau- Goslar und der Rammelsberg gehör- ses war nicht nur von der Ortslage Gos- ten, waren Bergwerkseigentümer noch lars, sondern schon von weitem deut- an das veraltete Kux-System gebun- lich zu sehen (s. Abb. 6.1.a). Er stürzte den, das sich für Bergwerke größeren allerdings bereits 1888 bei einem Sturm

44 Abbildung 6.1.b: Kanekuhler Schacht um 1890. Foto aus der Sammlung Heinrich Stöcker um und wurde in der Folge durch einen Kompressor installiert, der die unter- kleineren ersetzt, der auf halber Höhe tage arbeitenden Bohrmaschinen über der großen Halde oberhalb des Mal- Rohrleitungen mit Druckluft versorgte. termeister Turms stand (s. Abb. 6.1.b). Die Werksleitung ließ sogar Studien Der Neubau des Kanekuhler Schachts zur Optimierung der damals moderns- war verbunden mit einer für den Ram- ten verfügbaren Bohrmaschinen anstel- melsberg neuartigen dampfbetriebenen len. Erzförder- und Wasserhaltungsanlage, die gekoppelt war mit einer Fahrkunst. Für die Öffentlichkeit ebenfalls unsichtbar vollzog sich ein nicht min- In diesem Zusammenhang wurden der wichtiger Wandel auf betriebs- weitere Modernisierungen durchge- wirtschaftlicher Ebene des Erzberg- führt, die für die Öffentlichkeit aller- werks und der angeschlossenen Hütten. dings unsichtbar blieben. Beispielswei- Die Bergwarenhandlung, die frühere se wurde die seit dem Mittelalter einge- “Königlich Hannoversche Berghand- setzte Gewinnungstechnik Feuersetzen lungs-Administration”, wurde zur Jah- endgültig abgelöst durch die damals reswende 1867/68 abgewickelt. Ihre modernste Bohr- und Sprengtechnik. Aufgaben im An- und Verkauf über- Dafür wurde im Dampfmaschinenhaus nahmen die neu gegründeten Staats- des Kanekuhler Schachts ein zentraler werke. Die Betriebswirtschaft wurde

45 in die Hände der Bergwerksdirekti- linie mit Neustadt zu verbinden, schei- on gelegt. Damit endete das Kapitel terten lange Zeit an der Ablehnung der kameralistischen, das heißt streng der Hannoverschen Landesverwaltung, auf die Maximierung der Einnahmen über deren Gebiet die Bahnlinie führen der herzoglichen Kasse orientierten musste. Nur die Zusage, von Vienen- Betriebsführung. /STÖ 2001a/ burg ein Stichgleis zur hannoverschen Kurstadt Goslar zu bauen, brachte das Die wichtigste Grundlage für die Einverständnis. 1837 folgte ein diesbe- nun einsetzende schwunghafte betrieb- züglicher Staatsvertrag. liche Entwicklung war aber das 1859 entdeckte Neue Lager. Dieser separa- 1866 war die Zweigstrecke Vie- te Lagerstättenteil hatte eine ähnliche nenburg-Goslar fertiggestellt und der Größe, wie das bis dahin bekannte Zugbetrieb nach Goslar konnte aufge- und bereits weitgehend abgebaute Alte nommen werden. Als Erfolg gefeierte Lager. Ohne diesen schicksalhaften wurde, dass nun jährlich über tau- Fund hätte der Bergwerksbetrieb weni- send Kur-Patienten nach Goslar kamen ge Jahre später wegen Erzmangels ein- und das vormals ruinöse und gerade gestellt werden müssen. im wilhelminischen Stil rekonstruier- te Kaiserhaus (Kaiserpfalz) und das Die positiven Impulse durch die landschaftlich reizvolle Harzgebiet plötzliche Vergrößerung der nutzba- seine Wirkung als Anziehungspunkt ren Lagerstätte und die Liberalisie- für den Fremdenverkehr besser ent- rung der Rechtslage wurden noch ver- falten konnten. Die für den Hüttenbe- stärkt durch den Anschluss Goslars an trieb in Oker revolutionäre und längst das überregionale Eisenbahnnetz. Bis überfällige Umstellung von Holzkohle dahin hatte die Anlieferung der riesigen auf Steinkohle beziehungsweise Koks Mengen an Brennstoff zu den Hütten, blieb weitgehend unbeachtet. Andere wie Holz und Holzkohle, das betriebs- vergleichbare Hüttenreviere hatten die- wirtschaftliche Ergebnis des Berg- und se Umstellungen bereits lange vorher Hüttenwerkskomplexes negativ beein- vollzogen, in zum Beispiel flusst. seit 1760, in Oberschlesien ab 1805, in Belgien seit 1808 und im Ruhrgebiet Symptomatisch für die Sichtweise seit 1811. der damaligen politischen Entschei- dungsträger war, dass nicht etwa der Goslar blieb vorerst nur ein unbe- Rammelsberg und die Unterharzer deutender Endpunkt der Eisenbahn, bis Hüttenbetriebe das Ziel des Eisenbahn- 1876 die Bahnanschlüsse nach Lan- anschlusses waren, sondern die wegen gelsheim und 1883 nach Goslar-Grau- ihrer Heilquellen bekannte „Neustadt“, hof in Betrieb genommen wurden. Nun das heutige . Initiator in war Goslar ein Durchgangsbahnhof mit Braunschweig war vor allem August entsprechendem Bedeutungszuwachs. Philipp von Amsberg. Seine Pläne, 1912 wurde die Eisenbahnstrecke Oker- Braunschweig durch eine Eisenbahn- Harzburg in Betrieb genommen. Das

46 Das Schicksal Goslars, seine Stär- ken und Entwicklungsmöglichkeiten vor allem auf dem Gebiet des Kur- und Fremdenverkehrswesens zu haben, teil- te es mit vielen anderen Harzer Städten jener Zeit, wie Ilsenburg, Wernigerode, Blankenburg, Thale, Lauterberg, Herz- berg, Osterode, Grund und Braunlage. Für Goslar war der Fremdenverkehr bereits Mitte des 19. Jahrhunderts ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor. 1842 wurde hier ein später berühmt gewor- denes Kräuterkurbad eingerichtet (s. Abb. 5.2.a und 6.1.c). 1862 und 1863 kamen sogar der König Georg V. von Hannover und seine Familie zur Kur nach Goslar.

Interessant ist, dass der Baedeker von 1846 das Bergwerk als Haupt- Abbildung 6.1.c: Tafel zur Erinnerung sehenswürdigkeit Goslars bezeichnet. an die Kurbadgeschichte Goslars Ein ausführlicher Text beschreibt die /kulturinitiative-goslar.de/ Möglichkeiten, die Grube zu befahren und nennt sogar die Preise für Besu- brachte einen kräftig steigenden Durch- cherführungen. gangsverkehr über Ilsenburg, Werni- gerode nach Halberstadt. Nun fuhren Goslars wachsender Ruf als Kurstadt auch die Schnellzüge Berlin-Aachen, bewirkte unter anderem, dass Goslar Berlin-Köln, Dresden-Leipzig-Han- für viele reiche Großstadtbürger, zum nover-Bremen und Leipzig-Köln über Beispiel aus Berlin, zu einem erstre- Goslar. Es folgten Eisenbahnstrecken benswerten Alterswohnsitz wurde. Um in den Oberharz, zum Beispiel 1875 die Altstadt herum, auf den Flächen der Abschnitt von Langelsheim nach der nicht mehr genutzten Verteidi- Lautenthal, 1876 verlängert bis Wil- gungsanlagen, am Steinberg und auf demann, 1877 bis zur Frankenscharrn- dem Georgenberg entstand ein heute hütte südlich von Wildemann und bis noch erhalten gebliebener Villengürtel. zum Bahnhof Clausthal. 1914 wurde Scherzhaft wurde Goslar damals „Pen- Altenau angeschlossen. Das alles rück- sionopolis“ genannt. /HAR 2016/ te Goslar wenigstens verkehrstechnisch ins Rampenlicht. Es erhielt 1893 sogar Die Häuser wurden zum Teil reich einen Lokbahnhof und eine Betriebs- verziert. An manchen dieser Häuser werkstatt für die Waggonausbesserung. erschienen nun sogar wieder bergmän- /BAH 2016/, /MAA 1961/ nische Symbole, wie zum Beispiel im

47 Abbildung 6.1.d: Barbarafigur an einem Abbildung 6.1.e: Schild mit dem Haus im Oberen Triftweg. Foto Peter Schriftzug Glückauf an einem Haus im Eichhorn 2016 Oberen Triftweg. Foto Peter Eichhorn 2016

Abbildung 6.1.f: Erzfund durch das Pferd von Ritter Ramm. Wandbehang im Kai- serzimmer des Hotelrestaurants Achtermann. Foto Peter Eichhorn 2016

48 Parallelen zur Entwicklung Goslars Quedlinburg, ab 1802 preußisch im 19. Jahrhundert Aufschwung durch Gewerbebetriebe und Fa- briken (hier Blumen- und Saatzucht- betriebe) 1834 Zuckerfabrik 1858 Bahnanschluss 1815-1938 Garnisonsstadt Entwicklung Einwohnerzahl im 18. und 19. Jahrhundert wie in Goslar, später dann aber nur höchstens 30.000 und schließlich 25.000

Nordhausen bis 1802 Reichsfreie Stadt, dann preußisch 1803 Verlust des Münzrechts Abbildung 6.1.g: Pension Ritter Ramm 1831 wurde Nordhausen beschrie- in der Bergstraße. Foto Peter Eichhorn ben als „bewahrte Ursprünglichkeit“ 2016 Mitte 19. Jahrhunderts Industriali- sierung und starkes Anwachsen der Oberen Triftweg eine Barbarafigur Stadt, (s. Abb. 6.1.d) und ein paar Häuser vor allem Lebensmittelindustrie und weiter ein Schild mit der Aufschrift später auch Maschinenbau „Glückauf“ (s. Abb. 6.1.e). Im Restau- 1866/1867 Eisenbahnanschluss nach rant des Hotels Der Achtermann wurde Halle und Kassel im „Kaiserzimmer“ ein Wandbehang Bevölkerungsentwicklung: angebracht, auf dem unter anderem die 1802: 8355 Einwohner sagenhafte Entdeckung des Rammels- 1824: 9700 Einwohner berger Erzlagers durch das Pferd von 1840: 12000 Einwohner Ritter Ramm dargestellt wird (s. Abb. 1890: 26847 Einwohner 6.1.f), und nach diesem Ritter Ramm 1910: 32564 Einwohner wurde auch ein Goslarer Hotel (heute Pension) in der Bergstraße benannt (s. Wernigerode in der 2. Hälfte des Abb. 6.1.g). 19. Jahrhunderts Aufschwung der Stadt durch Tourismus und indus- Die Bevölkerung Goslars wuchs nach trielle Entwicklung, unter anderem jahrhundertelanger Stagnation wieder Maschinen- und Werkzeugbau, und das sogar prozentual stärker als die Elektromotoren, pharmazeutische Belegschaft der Berg- und Hüttenwer- Produkte, Schokolade, Schreibwa- ke. 1866 hatte Goslar 8200 Einwohner. ren, Baustoffe. /WER 1967/

49 6.2. Betriebswachstum und Zeit für einen erneuten Modernisie- Übernahme durch die rungsschub. Preussag. Von der Wende zum 20. Jahrhundert bis zu den Daraufhin wurde ein Projekt begon- 1930er Jahren nen, das für die Grube einen neu- en Richtschacht vorsah (fantasieloser In den 1890er Jahren hatte sich Weise auch „Richtschacht“ genannt). bereits gezeigt, dass das im Ram- Es setzte auf Techniken, die für den melsberg neu entdeckte Erzlager viel Rammelsberg völlig neu waren. Der größer war, als anfangs angenommen Schacht war der erste durchgängig worden war. Der Schwerpunkt des senkrechte Rammelsberger Schacht. Grubenbetriebs verlagerte sich zuneh- Er erhielt eine elektrisch angetriebe- mend dorthin. Der zwanzig Jahre ne konische Trommelfördermaschine. zuvor modernisierte und vergrößerte Dazu kamen übertage eine neue, größ- Kanekuhler Schacht lag dadurch nicht tenteils mechanisierte Sieb- und Klau- mehr an optimaler Stelle. Außerdem beanlage und eine neue Kraftzentrale, war seine Förderkapazität mittlerwei- die der zwischenzeitlich stark gewach- le für die gewachsenen Bedürfnisse senen betriebsinternen Nachfrage nach der Hüttenbetriebe zu klein und seine Elektroenergie und Druckluft entsprach Dampfmaschinen unmodern gewor- (s. Abb. 6.2.a). den. Weltweit wurden völlig neue elektrisch betriebene Schachtförder- Auch diese wiederum grundlegende maschinen eingesetzt. Es war also und umfassende Betriebsmodernisie-

Abbildung 6.2.a: Sieb- und Klaubeanlage und Kraftzentrale (Bildmitte). Foto aus der Sammlung Henrich Stöcker

50 rung wirkte sich auf die Stadt Goslar ne Betriebsanlagen von der Stadt aus nur mittelbar aus. Die Belegschaft ver- gesehen etwas abseits. größerte sich, die städtischen Gewer- bebetriebe bekamen mehr Zuliefer- Fabrikbetriebe und -neugründungen aufträge und das Steueraufkommen im unmittelbaren Stadtgebiet waren für vergrößerte sich. Das wurde von der die Stadtbevölkerung viel auffälliger. Goslarer Bevölkerung als nicht so 1870 zog beispielsweise die bis dahin bahnbrechend wahrgenommen, wie es auf dem Gelände der heutigen Haupt- sich betriebsintern darstellte, zumal schule Kaiserpfalz gelegene Vitriolfa- in Goslar zu dieser Zeit, wie überall brik der Gebr. Borchers AG (s. Abb. in Deutschland, ein wirtschaftlicher 6.2.b) nach Oker. Seit 1871 firmierte Aufschwung und damit einhergehend sie dort als „Chemische Fabriken Oker- eine Gründungswelle neuer Fabriken Braunschweig“ und ist übrigens bis zu beobachten war. Das Erzbergwerk heute in Oker am gleichen Ort aktiv. Rammelsberg blieb in der Reihe der Ihr heutiger Name H.C.Starck geht auf anderen Goslarer Betriebe zwar der den Metallindustriellen Hermann C. größte Arbeitgeber, trat aber recht Starck zurück, der 1921 eine Firma zur unspektakulär auf. Überdies lagen sei- Herstellung von Stahlveredlern grün- dete und einen wesentlichen Teil der Borchers AG erwarb.

Eine andere im damaligen Goslar viel beachtete Fabrik war der 1875 gegründete Grauhofbrunnen. Er begann 1877 nahe der Stadt Goslar den Abfüll- betrieb von Mineralwasser und nahm in der Folge eine stürmische Entwick- lung. Diese Fabrik betrieb von Anfang an eine offensive Werbung und Öffent- lichkeitsarbeit und war um 1900 bereits weit über die Landesgrenzen hinaus sehr bekannt (s. Abb. 6.2.c).

1902 wurden im Goslarer Innen- stadtbereich die Greifwerke gegründet. Sie stellten bis zur Mitte der 1980er Jahre Bürobedarfsartikel her. 1906 wurde das Bleiwerk Goslar gegründet, das später mit den Firmen Metallwerk Abbildung 6.2.b: Denkmal für Dorothea Goslar und Apparatebau Goslar zur Borchers in der Dorothea-Borchers- heutigen JL Goslar fusionierte. /BLE Straße in Goslar. Foto Peter Eichhorn 2016/ 1907 ging in Oker die Zinkoxyd- 2016 hütte (auch Zinkoxidhütte genannt) in

51 Nachdem die Kriegs- und Nach- kriegszeit sowie die darauf folgen- de Inflation überstanden waren, wurden die schon vor dem 1. Welt- krieg begonnenen Überlegungen zur Erneuerung des preußischen Staats- bergbaus umgesetzt. Diese Betrie- be waren trotz guter Ausgangsbe- dingungen teilweise unwirtschaftlich geworden. Sie kamen weder mit den für Bergbauprodukte international bestimmten Preisen aus, noch waren sie den privatwirtschaftlich geführten Betrieben gewachsen. Letztere hat- Abbildung 6.2.c: Gemäldemotiv für das ten bessere Finanzierungsmodalitäten erste Werbeplakat des Grauhofbrun- und zahlten ihrem Führungspersonal nens. /Marketing-Club Harz e.V./ höhere Gehälter.

Betrieb, allerdings wenig beachtet von Am 9. Oktober 1923 verabschiedete der Öffentlichkeit. der Preußische Landtag ein Gesetz, durch das die mit Sitz in Berlin als Bis 1910 war die Modernisierung Staatsunternehmen gegründete Preu- des Erzbergwerks Rammelsberg weit- ßische Bergwerks- und Hüttenaktien- gehend abgeschlossen. Im Ersten gesellschaft (Preussag, s. Abb. 6.2.d, Weltkrieg wurden viele Bergleute zum in den ersten Jahrzehnten zum Teil Wehrdienst eingezogen. Ein großer Teil auch Preußag geschrieben) die vormals von ihnen ist gefallen oder in Gefan- staatlichen preußischen Bergwerke, genschaft geraten. Neben dem daraus Hütten, Salinen, Bernsteinwerke und resultierenden Arbeitskräftemangel tra- einige andere verwandte Industrie- und ten Versorgungsengpässe auf sowie ein Handelsbetriebe übertragen bekam. gravierender Pferdemangel. Letzterer Dazu gehörten vor allem machte sich besonders stark bemerk- bar, weil bis dahin das Erz mit Pferde- • Steinkohlenwerke in Hindenburg, fuhrwerken zu den Hütten transportiert Ibbenbüren, Obernkirchen und in worden war. Kriegsgefangene mussten Barsinghausen, eine Schmalspureisenbahnstrecke vom • Eisenerzbergwerke in Bad Oeynhau- Bergwerk zu den Hütten nach Oker sen, Königsberg und Dillenburg, bauen. Auf Goslar hatte die Entwick- • Eisengießereien in Gleiwitz, lung des Erzbergwerks Rammelsberg • Buntmetallerzbergwerke und Hüt- jedoch keinen wesentlichen Einfluss. tenbetriebe im Harz, Es herrschte allgemein Hunger in der • Salinen, Kali- und Salzbergwerke Bevölkerung. Überall fehlten die zum in Staßfurt, Schönebeck, Artern und Krieg eingezogenen Männer. Bleicherode,

52 • Kalksteinbrüche mit Kalk- und ßens. Am 30. Dezember 1924 erfolgte Zementwerken in Rüdersdorf und deshalb die Gründung der Unterhar- • ein Bernsteingewinnungsbetrieb in zer Berg- und Hüttenwerke GmbH Palmnicken. (UHBW) von der 4/7 der Preussag gehörten und 3/7 der neu gegründeten Braunschweig GmbH, einer Gesell- schaft im Besitz des Landes Braun- schweig.

Für den Rammelsberg eröffneten sich dadurch wieder Möglichkeiten zu Investitionen, die seit dem Kriegs- beginn zurückgestellt worden waren. Markante Projekte waren ab Mitte der 1920er Jahre der neu geteufte Berge- schacht, die Auffahrung der Berge- schachtstrecke und der Aufschluss der Schiefermühle als Versatzsteinbruch. Die Hütten in Oker erhielten in die- sem Zusammenhang eine Anbindung an den überregionalen Elektroener- gieversorger Offleben bei Helmstedt, beziehungsweise das dort 1899 gebau- te Braunkohlenkraftwerk. /SCH 2016/, /BOR 1980/ Abbildung 6.2.d: Logo der Preussag bis in die 1950er Jahre /Archiv der Westfä- Die 1927/28 zur Versorgung des lischen Auktionsgesellschaft/ Bergwerks vorgesehene Überlandlei- tung von den Hüttenwerken in Oker Diese Betriebe sollten nun nach über die Bergwiesen oberhalb des heu- betriebswirtschaftlichen und privat- tigen Siemensviertels und der Jägerka- rechtlichen Grundsätzen und damit serne zum Rammelsberg konnte jedoch erfolgreicher geführt werden. Nicht nicht gebaut werden, denn die Stadt aufgenommen wurden die preußischen Goslar stellte sich dagegen. Der Bür- Staatsbetriebe des Ruhrgebiets. Sie bil- germeister argumentierte, die Freilei- deten die ebenfalls neu gegründete tung würde die Ansicht der unmittelba- Hibernia AG. ren Stadtumgebung verschandeln und damit den Fremdenverkehr beeinträch- Der Rammelsberg gehörte seit 1924 tigen. Einbußen der Hotel- und Gast- zur Preussag. Allerdings lag er, zusam- stättenbetriebe seien zu befürchten. Es men mit den Unterharzer Hütten, auf- wurden gerichtliche Schritte gegen die grund der früheren Kommunion-Erb- Preussag angedroht. Darin drückt sich teilung nur zu 4/7 in der Hand Preu- sehr deutlich die Sichtweise der Stadt

53 aus. Der Fremdenverkehr erschien ihr Auch innerhalb der Belegschaft des wichtiger, als optimale Bedingungen Rammelsbergs war das Traditionsbe- für den Bergbau zu schaffen. wusstsein stark gesunken. Die Berg- dankfeste und Bergfeste wurden zwar Man schloss schließlich einen Ver- noch im ein- beziehungsweise zweijäh- gleich. Die Stadt zahlte eine erhebliche rigen Rhythmus weitergeführt. Es gab Entschädigung. Die Preussag verzich- aber kaum noch einen Bergmann, der tete dafür auf den Bau der Freileitung über eine Bergmannstracht (-uniform) und verlegte stattdessen ein Kabel in verfügte, wie es bis zum Ersten Welt- dem gerade fertiggestellten Gelenbee- krieg üblich war. ker Stollen. 6.3. Das Rammelsbergprojekt Übrigens wurde die Stadt Goslar und der 2. Weltkrieg. 1932 bis nicht, wie man aus technischen Grün- 1945 den hätte annehmen können, in diesem Zusammenhang gleich mit an die Über- 1931 erfasste die Weltwirtschafts- landleitung von Helmstedt angeschlos- krise in kurzer Zeit ganz Mitteleuro- sen. 1909 hatte Goslar ein eigenes pa, nachdem sie sich schon im Ende Gleichstromkraftwerk erhalten. Darin Oktober 1929 in New York mit einem liefen ein Dieselmotor, der eigentlich nie zuvor dagewesenen Börsenkrach für U-Boote konzipiert war, und Mitte bemerkbar gemacht hatte. In Deutsch- 1925 ein zweiter Dieselmotor. Erst land ging die Industrieproduktion in 1949 wurde Goslars Stromnetz auf der Folge um über 40% zurück. Wechselstrom umgestellt und 1959 an eine Überlandleitung angeschlossen. Die Unterharzer Berg- und Hütten- /KUL 2016/ werke waren nicht mehr weiter wirt- schaftlich zu betreiben. Zu groß klaffte Für den Zeitraum bis zum Anfang der die Lücke zwischen Einnahmen und 1930er Jahre kann zusammenfassend Ausgaben. Sowohl die UHBW als auch eingeschätzt werden, dass zwischen die Preussag konnten den Verlust von der Stadt Goslar und dem Erzbergwerk ungefähr zwei Millionen Reichsmark Rammelsberg kaum schicksalshafte nicht aufbringen, der für das Jahr 1932 Beziehungen bestanden. Das auf den erwartet wurde. Die staatliche VEBA, die Bergbau bezogene Traditionsbewusst- Vereinigte Elektrizitäts- und Bergwerks- sein der städtischen Bevölkerung war aktiengesellschaft, war zwischenzeitlich soweit gesunken, dass sich ein Goslarer 100%ige Besitzerin der Preussag-Aktien Bürger veranlasst fühlte, am Markt auf geworden, so dass die UHBW ihre Hil- privater Basis und in Eigenregie ein fegesuche dort hin richtete, allerdings Rammelsberger Bergbaumuseum zu erfolglos. Daraufhin wandten sie sich eröffnen, um den Goslarer Einwohnern direkt an die Reichsregierung. und ihren Gästen den Rammelsberg wieder in Erinnerung zu bringen. Es Die Reichsregierung hatte jedoch existierte jedoch nur wenige Jahre. schon vorher jegliche finanziellen

54 Unterstützungen für defizitäre Staats- des Rammelsbergs für Goslar rückte betriebe generell abgelehnt, um die wieder in das Bewusstsein der Bevöl- Reichsfinanzen nicht in eine noch grö- kerung. ßere Schieflage zu bringen, als sie durch die Weltwirtschaftskrise ohnehin Allerdings entdeckte die damals schon geraten waren. Eine Ausnah- noch oppositionelle NSDAP das The- meregelung hätte sofort alle anderen ma Rammelsberg für sich als ideale Antragsteller auf den Plan gerufen, die Möglichkeit, die Reichsregierung in ebenfalls Geld für Staatsbetriebe benö- eine ausweglose Lage zu bringen. Als tigten. Es wäre nicht erklärbar gewe- Opposition fiel es ihr leicht, den Wei- sen, warum gerade der Rammelsberg terbetrieb und einen Defizitausgleich bevorzugt werden sollte. Außerdem von der Reichsregierung zu fordern. Zu hätte sich die SPD-dominierte Reichs- verantworten hatte sie ja die Entschei- regierung unglaubwürdig gemacht, dung dann nicht. musste sie sich doch gegenüber den mitregierenden liberalen Kräften als Für die SPD ließen sich die vielen guter Wirtschafter beweisen. Die von Entlassungen nicht mit ihrem poli- der Reichsregierung um Mitfinanzie- tischen Anspruch vereinbaren, sich rung gebetenen Landesregierungen besonders für die sozialen Belange der wollten oder konnten ebenfalls nicht Arbeiter einzusetzen. Und es war für helfen. Entweder standen sie im geg- die SPD fatal, dass ausgerechnet die nerischen politischen Lager oder sie NSDAP die Forderung nach Weiterbe- hatten selber zu große finanzielle Prob- schäftigung der Unterharzer Berg- und leme zu bewältigen. Hüttenleute so werbewirksam für sich eingesetzt hatte. Die SPD konnte nicht Die UHBW mussten über kurz oder anders, als notgedrungen für den Wei- lang Konkurs anmelden. Die Berg- terbetrieb der UHBW zu entscheiden. werksdirektion des Rammelsbergs sah Die NSDAP feierte sich als Gewinner sich deshalb 1932 gezwungen, beim und schlachtete dieses Thema propa- Bergamt einen Betriebsschließungs- gandistisch aus. Unter anderem brachte plan einzureichen. Sie betonte die sie aber auch Länderregierungen, in Unumgänglichkeit der Entlassung der denen sie stark vertreten war, zu finan- gesamten Belegschaft. Das tat sie mit ziellen Zusagen. Die Schließung des dem ausdrücklichen Ziel, allen Betei- Rammelsbergs war damit 1932 fürs ligten deutlich zu machen, wie ernst es Erste abgewendet. um das Bergwerk stand. Und sie woll- te alle Kräfte mobilisieren, um viel- Mit der Übernahme der Reichsre- leicht doch noch einen Weiterbetrieb gierung änderte die NSDAP 1933 die zu ermöglichen. Ihr Kalkül ging auf. Reichswirtschaftspolitik allgemein Es bildeten sich gewerkschaftliche und in Richtung großzügiger finanziel- kommunale Gruppen, die das Thema ler Unterstützungen für Betriebe mit Betriebsschließung in die Öffentlich- großer Bedeutung für die nationale keit brachten. Die Schicksalshaftigkeit Wirtschaft. Darunter fielen nun auch

55 die UHBW. Für die Deckung dieser zeigeobjekt, das gegenüber der Bevöl- Ausgaben gab es nur die Möglich- kerung und gegenüber dem Ausland keit einer immensen Staatsverschul- präsentabel sein sollte. Die Betriebe dung. Die neue Reichsregierung hoffte erhielten eine weit über das technisch jedoch mit Blick auf die gerade wieder und betriebswirtschaftlich notwendi- gesundende Weltwirtschaft und die für ge Maß hinausgehende aufwändige spätere Jahre geplanten Kriegsgewin- architektonische Gestaltung (s. Abb. ne, diese Schulden wieder ausgleichen 6.3) und eine großzügige technische zu können. Sie unterstützte ausdrück- Ausstattung. Rentabel wurde der Berg- lich Betriebe der Grundstoffindustrie, werks- und Hüttenkomplex Unterharz die eine weitgehende Unabhängigkeit dadurch jedoch nicht. Er musste bis Deutschlands von Rohstoffimporten zum Kriegsende dauerhaft finanziell möglich machen sollten. Letztlich war gestützt werden. das bereits eine wirtschaftsstrategische Vorbereitung des Zweiten Weltkriegs. Der ab 1934 in Goslar angesiedelte Reichsnährstand, eine Einrichtung zur Die staatliche Unterstützung und Regelung der Erzeugung, des Absatzes die damit ermöglichte Modernisierun- und der Preise landwirtschaftlicher Pro- gen der UHBW bekamen den Titel dukte und später eine Art Gliederung Rammelsbergprojekt. Darunter wurden der NSDAP, erklärte Goslar 1936 zur sowohl sofortige Defizitbegleichungen Reichsbauernstadt. Bei aller Unaus- als auch Investitionshilfen in Höhe von gewogenheit dieses nationalsozialisti- mehr als vierzig Millionen Reichsmark, schen „Ehrentitels“, denn Goslar war Förderprämien in Höhe von jährlich ja nie eine vorrangig landwirtschaftlich ungefähr zehn Millionen Reichsmark geprägte Stadt, wird doch deutlich, wie und Preisgarantien verstanden. Aus wenig Goslar als Bergbau- und Indust- dem Rammelsberg und den Hütten in riestandort gesehen wurde beziehungs- Oker und wurde ein Vor- weise in Erscheinung trat.

Abbildung 6.3: Großzügige architektonische Gestaltung der Aufbereitungsgebäude im Rahmen des Rammelsberg-Projekts. Foto Axel Hindemith

56 1935 bezeichnete beispielsweise errichten wollte, und das Jägerbatail- der damalige Goslarer Bürgermeis- lon, das am Bollrich ein Übungsge- ter Droste seine Stadt ausdrücklich lände hatte. Die Blockade war anfangs als Zentrum des Fremdenverkehrs. Er recht erfolgreich. setzte sich deshalb unter anderem für die Erhaltung der schönen Umgebung Ende der 1930er Jahre war der Reichs- der Stadt ein. Gemeinsam mit dem nährstand in das Landwirtschaftsmi- Reichsnährstand und dem Befehlsha- nisterium eingegliedert worden und ber der Goslarer Jägergarnison sperrte hatte damit seine Bedeutung und sei- er sich gegen die Erweiterungsplä- ne Einflussmöglichkeiten weitgehend ne der Unterharzer Bergwerks- und eingebüßt. Seine Goslarer Baupläne Hüttenwerke, besonders gegen eine konnte er nicht mehr weiter verfolgen. Bebauung des Bollrichs, einer Wie- Das Jägerbataillon hatte für seine Feld- senfläche oberhalb der Altstadt. Jegli- übungen Ausgleichsflächen angeboten che Bergwerks- und Industriebauwer- bekommen. Die Allianz gegen den ke sollten von der Stadt aus nicht zu Schlammteichbau war damit deutlich sehen sein. Der Chef des Reichsnähr- geschwächt. Zudem hatte die Preussag stands Walther Darre drohte sogar mit das vorgesehene Volumen des geplan- Aberkennung des Status Reichsbau- ten Schlammteichs soweit vergrößert, ernstadt. Wenn schon Neubauten not- dass es sich rein rechtlich nicht mehr wendig seien, dann sollten sie mög- um ein Wasserrückhaltebecken, son- lichst weit hinten im Wintertal gebaut dern um einen Staudamm handelte. werden, so dass sie nicht von der Stadt Damit war nicht mehr das Landwirt- aus zu sehen sind. schaftsministerium zuständig, sondern das Reichswirtschaftsministerium, und Mitte der 1930er Jahre hatte die das stimmte dem Schlammteichbau zu. Preussag im Rahmen des Rammels- /EIC 2012/ bergprojekts die Erzaufbereitungsanla- ge Rammelsberg gebaut. Das Herzstück Wie überall in Deutschland such- war eine Flotationsanlage, die anders te die NSDAP in der Bevölkerung als bei den bis dahin angewendeten Zustimmung zu der von ihr vorgege- Verfahren eine große Menge feinen benen politischen Linie. Dafür ließ sie Schlamms als unverkäuflichen Rück- unter anderem Volksfeste, Aufmärsche stand hinterließ. Für seine Unterbrin- und Kundgebungen veranstalten. Der gung plante die Preussag, einen großen Rammelsberg und seine Belegschaft Schlammteich am Bollrich anzulegen. sollten dafür auch in der Stadt mehr Die Stadt Goslar verweigerte ihre in Erscheinung treten. Die Belegschaft Zustimmung. Sie argumentierte, ein des Rammelsbergs, nun Gefolgschaft Schlammteich an dieser exponierten genannt, wurde angehalten, möglichst Stelle würde die Stadtansicht nega- komplett in Bergmannstracht teilzu- tiv beeinflussen. Unterstützt wurde die nehmen, zum Beispiel am 1. Mai, der Stadt durch den Reichsnährstand, der 1933 zum Reichsfeiertag „der nationa- am Bollrich seine Verwaltungsgebäude len Arbeit“ gemacht worden war.

57 Die in Goslar stattfindenden Fest- beherrschte zunehmend das Betriebs- umzüge waren in der Regel nicht auf geschehen. Ausländische Zwangsarbei- die Goslarer Betriebe beschränkt. ter und Kriegsgefangene wurden in Bezeichnend war dabei, dass das Erz- großer Zahl unter- und übertage einge- bergwerk Rammelsberg und die Unter- setzt, um die Wehrdienstleistenden zu harzer Hüttenwerke nur ein Betrieb ersetzen. unter anderen blieben und sich eher im Hintergrund hielten. Dazu beigetragen Die Gebäude der Stadt Goslar und hat sicherlich auch, dass die Beleg- des Rammelsbergs blieben während schaft des Rammelsbergs zum größten des 2. Weltkriegs von Zerstörungen fast Teil sozialdemokratisch orientiert war. vollständig verschont. Dieses Schick- Überliefert ist beispielsweise, dass am sal mag mit Hinsicht auf die damals als Bergmannsgruß „Glückauf“ festgehal- „kriegswichtig“ eingeschätzte Bedeu- ten wurde, um nicht mit „Heil Hitler“ tung des Rammelsbergs erstaunlich grüßen zu müssen. Bei den Festumzü- sein, hat aber vor allem damit zu tun, gen marschierten die Bergleute nicht dass es in der weiteren Umgebung etwa, wie eigentlich zu vermuten wäre, Goslars für die alliierten Bomberver- an der Spitze mit, sondern eher im bände wichtigere Ziele gab. Außerdem letzten Drittel. war Goslar als Lazarettstadt deklariert. Und schließlich war die Lage Goslars Ausschließlich auf den Bergbau für ein Bombardement schlecht geeig- und die Hüttenbetriebe zugeschnitte- net. Sowohl die Stadt als besonders ne Veranstaltungen waren selten. Sie auch das Bergwerk ließen sich, weil beschränkten sich auf das jährliche sie relativ dicht am steil ansteigenden Bergdankfest mit Kirchgang, Umzü- Rammelsberg liegen, schlecht anflie- gen und karnevalistischem „Mummen- gen. In dieser Hinsicht scheint der schanz“ und blieben relativ bescheiden. Rammelsberg also die Stadt geschützt Eine außergewöhnliche Veranstaltung zu haben. war die „Fahnenweihe“ 1937 auf dem Marktplatz, bei der eine Hakenkreuz- 6.4. Große Leistungen im fahne eingeweiht wurde. Sie war nun Betrieb, aber zurückhaltende bei Festumzügen neben der histori- Öffentlichkeitsarbeit. Die Zeit schen Knappschaftsfahne mitzuführen. nach 1945

Mit dem Beginn des 2. Weltkrieges Die letzten vier Jahrzehnte bis zum trat der Rammelsberg wieder weniger Ende der Erzförderung waren für das in der Öffentlichkeit in Erscheinung. heutige Verhältnis von Stadt und Berg- Bergmännische Feierlichkeiten wurden werk besonders prägend. Das waren nun nicht mehr begangen. Der Krieg die Jahre höchster jemals erreichter beherrschte mehr und mehr den Alltag. Förderleistung und größter Beleg- Viele Bergleute wurden eingezogen schaftsstärke, aber auch die Jahre, in und gerieten in Kriegsgefangenschaft denen der eine oder andere Goslarer oder fielen sogar. Mangelwirtschaft oder einer seiner Verwandten noch sel-

58 ber im Rammelsberg gearbeitet haben. Bei dem von der Rammelsberger Goslar nahm in den letzten Kriegsmo- Erzaufbereitung an die Hütten gelie- naten und nach dem Krieg sehr viele ferten Material handelte es sich eigent- Ostvertriebene auf. Viele von ihnen, lich nur um Mischprodukte mehrerer nicht zuletzt Preussag-Mitarbeiter aus Metallerzkomponenten. Auch mit Hilfe den ehemaligen Betrieben in der spä- der Flotation konnten die einzelnen teren DDR und in Polen, fanden im Mineralkörner nicht vollständig vonei- Rammelsberg und in den Unterharzer nander getrennt werden. Dafür waren Hütten Arbeit. Schließlich hatte der sie, geologisch bedingt, zu fein ver- Krieg große Lücken in die Belegschaft wachsen. Die Hütten in Oker und Har- gerissen und die Bergleute bekamen lingerode waren auf die Verarbeitung eine deutlich höhere Nahrungsmittel- der Rammelsberger Mischkonzentrate zuweisung als Arbeiter anderer Berufe. zugeschnitten. Sie mussten die vielen Das war damals für viele Neu-Goslarer Nebenbestandteile verschlacken und ein Grund, Bergmann werden zu wol- versuchen, aus den entstandenen Rück- len. ständen die noch darin enthaltenen anderen Metalle und Wertstoffe durch Innerhalb der UBHW bestanden nachfolgende Prozessschritte nutzbar zwischen den einzelnen Betrieben zu machen. Die Schlacken waren also immer noch besonders ausgeprägte nicht immer nur Abfallprodukte, son- enge Verbindungen. Das lag sowohl dern in vielen Zwischenstufen gleich- an den bereits beschriebenen historisch zeitig Vorstoff für nachgeschaltete gewachsenen Verhältnissen, insbeson- Weiterverarbeitungsstufen oder sogar dere am gemeinsamen Eigentümer und selber Handelswaren. an der gemeinsamen Leitungsstruktur, als auch an technisch-organisatorischen Nach dem Zweiten Weltkrieg wur- Notwendigkeiten. de der Rammelsberg besonders von äußeren Einflüssen geprägt. Das waren Es war nach wie vor günstiger, die unter anderem Rammelsberger Erze in den räumlich naheliegenden Hütten zu verarbei- • die Weltmarktpreise für Nichteisen- ten. Schließlich waren ja, wie schon metalle, ermittelt an der Londoner erwähnt, die Hütten gerade in den und New Yorker Börse, umliegenden Ortschaften entstanden. • die international üblichen Hütten- Ein zweiter Grund dafür war, dass die löhne, vom Bergwerk hergestellten Erzkon- • die Währungswechselkurse, anfangs zentrate immer noch kaum von frem- zum Pfund Sterling und später zum den Hütten weiterverarbeitet werden US$, konnten, auch wenn die relativ neue • die Abrechnung mit den konzern- Aufbereitungsanlage Metallkonzentra- internen Hütten (anfangs) und ent- te mit höheren Metallgehalten herstell- sprechend den international üblichen te und die Anlage ständig technisch Standards und Modalitäten (in den verbessert wurde. letzten Jahren der Erzförderung),

59 • die steigenden Kosten für Löhne für Buntmetalle Mitte der 1980er Jahre und Gehälter, Energie, Einhaltung (aus Unterharzer Sicht bis unter die von Sicherheits- und Umweltstan- Herstellungskosten, s. Abb. 6.4). dards und • die Verfügbarkeit von Fachkräften. Als innere Gegebenheiten des Ram- melsbergs machte sich vor allem Waren es in den schweren Nach- bemerkbar, dass das Ende der Erzreser- kriegsjahren bis zur Währungsreform ven absehbar wurde und trotzdem gro- noch Versorgungsprobleme, die dem ße Investitionen für Rationalisierungen Bergwerks- und Hüttenbetrieb schwer und Produktionskostensenkungen not- zusetzten, so kam es kurz darauf wendig wurden. /WES 1973/ infolge des Korea-Kriegs zu plötz- lich steigenden Weltmarktpreisen Für das Verständnis der Bergwerks- für Buntmetalle. Die anschließende entwicklung und das Verhältnis des „Wirtschaftswunderzeit“ brachte vor Rammelsbergs zur Stadt Goslar ist, allem sprunghaft steigende Löhne und wie für jeden Zeitraum, die Kenntnisse Gehälter, aber auch bedeutend bessere der Eigentums- und Besitzverhältnisse technische Möglichkeiten. Der Viet- wichtig. Sie beeinflussten besonders nam-Krieg verteuerte noch einmal die in der Zeit nach dem Zweiten Welt- Weltmarktpreise für Buntmetalle. Die krieg maßgeblich die Werksverwaltung zeitlich folgende Ölkrise (1974) ließ und deren Handlungsspielraum. Das dagegen die Ölpreise stark steigen, wiederum wirkte sich sehr stark auf so dass die Ölbetriebe der Preussag das Verhältnis zwischen Bergwerk und enorme Gewinne erwirtschafteten, und Stadt aus. schließlich fielen die Weltmarktpreise 6.4.1. Nachkriegszeit und Wirtschaftswunder. 1945 bis Ende der 1960er Jahre

In den ersten Jahren nach dem Zwei- ten Weltkrieg änderte sich für die Unter- harzer Berg- und Hüttenwerke GmbH hinsichtlich ihrer Hauptgesellschafte- rin, der Preussag, vorerst nichts. Sie besaß nach wie vor 4/7 der Geschäfts- anteile. Die restlichen 3/7 lagen nun aber in der Hand der Niedersachsen GmbH, eine Rechtsnachfolgerin der Braunschweig GmbH.

Abbildung 6.4: Weltmarktpreise für Die Geschäftsführung der Unterhar- Zink und Blei von 1950 bis 1990. Nach zer Berg- und Hüttenwerke hatte ihren /BRÄ 2016/ Sitz in Goslar in firmeneigenen Gebäu-

60 den in der Straße Am Stollen. Sie wur- dafür, ob die erzhaltigen Gebirgsbe- de von der Gesellschafterversammlung reiche des Rammelsbergs möglichst benannt und war ihr gegenüber rechen- vollständig abgebaut werden sollten, schaftspflichtig. Die Preussag-Haupt- oder zwischen den Abbaukammern verwaltung (nominell noch in Berlin, Sicherheitsfesten stehenbleiben konn- faktisch ab 1947 in Hannover, 1952 ten, die noch gutes Erz enthielten. Es offiziell nach Hannover umgezogen) galt auch zu entscheiden, ob nur gezielt schrieb der Goslarer Geschäftsführung die hochwertigeren Erze abgebaut wer- die abzuführenden Gewinne vor. Das den (Lagererz), oder auch Bereiche mit waren in den 1950er und 1960er Jahren geringeren Erzqualitäten (Banderz). Je mit den damals typischen hohen Welt- vollständiger die Erzreserven abgebaut marktpreisen beträchtliche Beträge. wurden, desto größer waren der Auf- wand und desto geringer der jährliche Die GmbH-Geschäftsführung war Gewinn. Im Gegenzug dazu vergrö- durch ihren rechtlichen Status im ßerten sich aber die Erzreserven die Vergleich zu Betriebsleitungen ande- Betriebsdauer des Bergwerks, was im rer Preussag-Betriebe ziemlich eigen- Sinne der ansonsten strukturschwachen verantwortlich und mit einem rela- Goslarer Region war. tiv großen Handlungsspielraum aus- gestattet. Die leitenden Angestellten Die Entscheidung fiel vor dem der UHBW fühlten sich, neben der Hintergrund hoher Zink- und Blei- Preussag-Hauptverwaltung und dem weltmarktpreise für einen möglichst einschlägigen Gesetzeswerk, in alter vollständigen Abbau der Erze. In die preußischer Beamtentradition einer Abbauplanung wurden nun auch Ban- Art ungeschriebenem Ehrenkodex im derze mit einbezogen, die gegenüber Sinne von redlichem und rechtschaf- den bis dahin ausschließlich gewonne- fendem Handeln verpflichtet. Erwartet nen Lagererzen größere Mengen tauben wurden ein hohes persönliches Enga- Schiefers enthielten. Eigens für deren gement und Entscheidungen nach bes- Aufbereitung wurde eine völlig neue tem Wissen und Gewissen. Das schloss zweite Aufbereitungsanlage errichtet auch die Fürsorgepflicht für die Beleg- und 1953 in Betrieb genommen, die schaft, das Umweltbewusstsein und die Banderzaufbereitung Bollrich. Damit Haltung zur Stadt und zur Region mit verlängerte sich die Betriebsdauer des ein. Das zeigte sich zum Beispiel bei Erzbergwerks Rammelsberg um viele Entscheidungen über die strategische Jahre. Ausrichtung der Betriebe. Mit den jahrelang guten betriebs- Es galt beispielsweise Ende der wirtschaftlichen Ergebnissen war es 1940er Jahre festzulegen, wie hoch der Betriebsleitung auch möglich, für die Konzentratherstellungskosten wer- die Belegschaft und für die Stadt Gos- den durften und welcher betriebliche lar sozio-kulturelle Projekte zu finan- Aufwand in dieser Hinsicht vertretbar zieren. Beispielsweise unterstützte die war. Das wiederum war entscheidend Bergwerksdirektion Goslarer Sportver-

61 eine, die nicht nur Firmenangehöri- Werksleitung allerdings nach und nach gen offen standen (s. Abb. 6.4.1.a). aus der unmittelbaren Veranstalterrolle Die alljährlichen Bergdankfeste und zurück, die dann schrittweise ein eigen- besonders die dabei üblichen Umzüge ständiges Organisations-Team und spä- und Feierlichkeiten, eine Tradition, die ter unser Knappenverein übernahm. übrigens bis heute von unserem Gos- larer Knappenverein (HKV) weiterge- Die Bergwerksdirektion veranstaltete führt wird, organisierten Mitarbeiter bereits ab 1947 wieder Bergfeste, die des Bergwerks im Auftrage und mit sich für die Belegschaft, die Familien finanzieller Unterstützung der Werks- der Bergleute und schließlich auch für leitung. Nach Unstimmigkeiten hin- die Goslarer Bevölkerung zu regelrech- sichtlich des Festablaufs zog sich die ten Volksfesten entwickelten (s. Abb. 6.4.1.b). Unter den Bedingungen der schlechten Versorgung der Bevölke- rung stand anfangs noch das lebensmit- telkartenfreie Essen im Vordergrund. Im Laufe der Jahre waren es dann aber mehr und mehr kulturelle Angebote. Letztlich konnte sich das Bergfest in den 1950er Jahren durchaus mit dem Goslarer Schützenfest messen. /EIC 2014/

Abbildung 6.4.1.a: Heutiges Logo des Die alte Bergmannskirche Klauska- Sportvereins SV Rammelsberg. /Home- pelle an der Stadtmauer drohte Ende page des SV Rammelsberg/ der 1940er Jahre ruinös zu werden.

Abbildung 6.4.1.b: Bergfest 1948 auf dem Plateau hinter dem Maltermeister Turm. Foto Hans Westphal

62 hang ihr Dach neu gedeckt (s. Abb. 6.4.1.c). Die UHBW achteten aber auch auf ihr positives Image, indem sie ein neues und für damalige Verhältnis- se sehr modernes Verwaltungsgebäude errichteten, das „Rammelsberghaus“ am südlichen Stadtrand, direkt an der Straße, die zum Bergwerk führt (s. Abb. 6.4.1.d).

Bis 1959 war die Preussag noch 100% staatlich, das heißt die Preussag- Aktien gehörten vollständig der Bun- desrepublik, gehalten von der bundes- eigenen Holding VEBA. 1959 erfolg- te eine erste Teilprivatisierung. Zum freien Verkauf wurde ein Viertel der Preussag-Aktien angeboten. Die Bun- desregierung verfügte allerdings aus Abbildung 6.4.1.c: Restaurierung der sozialpolitischen Gründen, dass nur Klauskapelle. Foto aus der Sammlung Interessenten mit einem Jahreseinkom- Hans Westphal men von weniger als 16.000 DM Akti- en erwerben durften und zwar höchsten Sie wurde von den UHBW aufwendig vier Aktien. Jede hatte einen Nominal- und denkmalgerecht restauriert. Unter wert von 100 DM und einen Kurswert anderem wurde in diesem Zusammen- von 145 DM (s. Abb. 6.4.1.e).

Abbildung 6.4.1.d: Rammelsberghaus. Foto Peter Eichhorn 2016

63 Abbildung 6.4.1.e: Preussag-Aktie. /wikipedia/

Ähnlich wie ein Jahr später auch formuliert, dass sich für die UHBW beim Verkauf der VW-Aktien fanden dramatische Änderungen ergaben. Zu sich hunderttausende Interessenten für groß war die Zahl der Aktionäre und zu diese „Volksaktien“. In den ersten Jah- unbestimmt das Votum der Aktionärs- ren gab es bis zu 350.000 Preussag- versammlungen. Die gezielte Aktien- Aktionäre. Ihre Zahl sank allerding in ausgabe an geringer Verdienende und den folgenden Jahren auf etwa 100.000. die große Streuung der Aktien verhin- Zusammen mit weiteren Teil-Privati- derte klare Interessensäußerungen hin- sierungsschritten wurden über ¾ aller sichtlich der UHBW. Diese hielten sich Aktien ausgegeben. Nur 22,4% blieben an die Vertretungen des Gesellschafters in der Hand der VEBA. Sie hatte damit Preussag und dessen Führungsebene, nicht einmal mehr eine Sperrminorität. den Vorstand und den Aufsichtsrat. /NDR.de/ Das Verhältnis zwischen Stadt und Die Geschäftsführung der UHBW Bergwerk blieb gut, wenn auch zum hätte sich nun eigentlich nicht mehr der Teil etwas unterkühlt. Es gab weiterhin Bundesrepublik und der Allgemeinheit Bergfeste und Bergdankfeste. Manche verpflichtet fühlen müssen, sondern Bürger und Firmen Goslars zeigten von eher den Wünschen der neuen Aktio- sich aus ihre Verbundenheit zum Ram- näre. Deren Wünsche wurden aber von melsberg, zum Beispiel die Stadtspar- den Aktionärsversammlungen nicht so kasse Goslar, die im Eingangsbereich

64 Abbildung 6.4.1.f: Mosaik in der Sparkassenfiliale Rosentorstraße. Foto Peter Eich- horn 2016 ihres 1965 neu gebauten Gebäudes an am Markt. Im Gegenzug schenkte die der Rosentorstraße ein großes Schiefer- „heimische Wirtschaft“ der Preussag Erz-Mosaik im Treppenhaus anbringen das bereits erwähnte Schieferrelief des ließ (s. Abb. 6.4.1.f). /RUD 1984/ Goslarer Bildhauers Rudolph Nickel, das unterhalb des Rammelsberghauses Aus Sicht der Stadt und ihrer Bevöl- an der Rammelsberger Straße aufge- kerung bildete das 1000jährige Jubilä- stellt wurde (s. Abb. 6.4.1.g). Das Gos- um des Rammelsberger Bergbaus, das larer Stadtmuseum zeigte aus Anlass 1968 gefeiert wurde, den Höhepunkt des Jubiläums eine Sonderausstellung. der von der Werksleitung des Rammels- bergs ausgerichteten Feierlichkeiten. In Auf halber Bergeshöhe ließen die diesem Zusammenhang schenkten die UBHW für die Zeit der Tausendjahr- UHBW der Stadt das Glockenspiel feier ein großes nachts leuchtendes

65 Abbildung 6.4.1.g: Schieferrelief mit Darstellung einer bergmännischen Szene, geschaffen von Rudolph Nickel, Standort vor dem ehemaligen Preussag-Verwal- tungsgebäude Rammelsberger Straße / Clausthaler Straße. Foto der feierlichen Ein- weihung von Hans Westphal, Foto des ursprünglichen Aussehens von Gerhard Bude

66 Ursprünglich war von den UBHW zur eigentlichen 1000-Jahrfeier nur eine Festveranstaltung für geladene Gäste im großen Saal der Kaiserpfalz vorgesehen gewesen, die dann auch am Donnerstag, dem 7. Juni mit 600 Gästen stattfand. Der Betriebsrat setzte sich jedoch erfolgreich für eine Feier mit allen Betriebsangehörigen ein und auch dafür, dass jeder Mitarbeiter ein gebundenes Exemplar der Festschrift erhielt, eine freie Schicht, ein Jubilä- umsgeld, ein freies Essen mit der Fami- lie und eine Gedenkmedaille.

Zusätzlich zu den betrieblichen Fest- vorbereitungen und relativ unabhängig davon wollte unser vier Jahre zuvor gegründeter Knappenverein aus Anlass Abbildung 6.4.1.h: Bergbausymbol am des 1000jährigen Jubiläums ein Berg- Rammelsberg anlässlich des 1000jähri- fest ausrichten. Der dabei um Unter- gen Jubiläums. Foto aus der Sammlung stützung gebetene Bund der Deutschen Hans Westphal Bergmanns-, Hütten- und Knappenver- eine e.V. griff diese Idee auf und veran- Schlägel- und Eisensymbol errich- staltete am 7. bis 9. Juni in Goslar den ten, das weithin sichtbar war (s. Abb. 2. Deutschen Bergmannstag mit mehr 6.4.1.h). Im Speisehaus des Rammels- als 3500 teilnehmenden Bergleuten aus berghauses wurde ein „Postamt“ ein- dem In- und Ausland (s. Abb. 6.4.1.l). gerichtet zur Ausgabe und Abstem- Die meisten Goslarer haben bei den pelung einer Sonderbriefmarke, die Feiern an diesen drei Tage, die übrigens in der Serie „Fortschritt in Technik mit dem Schützenfest zusammenfielen, und Wissenschaft“ mit der Aufschrift nicht nach den Veranstaltern UHBW „1000 Jahre Harzer Bergbau“ von und Knappenverein unterschieden, son- der Bundespost aufgelegt worden war dern alles als eine große 1000-Jahrfeier (s. Abb. 6.4.1.i). Allein dieses Post- des Rammelsbergs empfunden. amt hatte ungefähr 5.000 Besucher. Ebenfalls zu dieser 1000-Jahr-Feier Die Vollbeschäftigung jener Jahre ließ die Preussag eine Gedenkmedail- brachte aber auch Probleme mit sich. le prägen, die nach dem Motiv einer Andere große Arbeitgeber nördlich des Medaille von 1712 gestaltet worden Landkreises Goslar boten bessere Ver- war (s. Abb. 6.4.1.j) und ein Buch mit dienstmöglichkeiten als die UHBW. dem Titel „1000 Jahre Rammelsberg“ Dazu kam die größer gewordene Mobi- (s. Abb. 6.4.1.k). lität der Mitarbeiter. Autos, Mopeds

67 Abbildung 6.4.1.i: Sonderbriefmarke „100 Jahre Harzer Bergbau“. Aus der Samm- lung Hans Westphal und Motorräder waren allgemein gebers nicht mehr entscheidend. Es erschwinglich geworden und ein mög- kam vielfach zu Abwanderungen zu lichst kurzer Weg vom Wohnort zum Betrieben mit höherem Lohnniveau. Arbeitsplatz für die Wahl des Arbeit- Die verfügbaren Arbeitskräfte wurden

68 Abbildung 6.4.1.j: Medaille, geprägt anlässlich der Jubiläumsfeier 1000 Jahre Ram- melsberg. /img.ma-shops.de/

In der Region hatten die UBHW und besonders der Rammelsberg die Rolle als größter Arbeitgeber längst eingebüßt. Sie nahmen sich

Abbildung 6.4.1.l: Zapfenstreich zum 2. Deutschen Bergmannstag in Goslar anlässlich des 1000jährigen Jubiläum des Rammelsberg Erzbergbaus. Foto Abbildung 6.4.1.k: Buch „1000 Jahre Hans Westphal Rammelsberg“. /abebooks.de/ angesichts der benachbarten Großbe- knapp. Die UHBW mussten schließlich triebe, wie beispielsweise der Salz- sogar im Ausland Arbeitskräfte anwer- gitterwerke (1962 81.000 Beschäf- ben, zum Beispiel in Spanien und in tigte) und des ebenfalls in Salzgit- der Türkei. Das Image des Bergmanns- ter errichteten VW-Werks (1969/70 berufs und das der Rammelsberg als Motorenhauptwerk von VW) eher Arbeitgeber litt natürlich darunter. bescheiden aus.

69 6.4.2. Umstrukturierung und der Preussag AG Metall und bildeten Ende der Erzförderung. Ende den Harzer Teil des Unternehmensbe- der 1960er Jahre bis 1988 reichs Metall des Preussag-Konzerns.

Die überaus komplizierten Zusam- Gleichzeitig mit der Ende der 1960er menhänge und Entwicklungen, die Jahre begonnenen innerbetrieblichen gerade in den 1960er bis 1980er Jahren Modernisierung des Konzerns änder- für den Rammelsberg so schwerwie- te die Preussag auch ihren äußeren gend waren und zu großen Umbrüchen Zuschnitt. Sie ging in diesem Zusam- führten, blieben für die Bevölkerung menhang von der ausschließlichen Ori- Goslars und auch für den größten Teil entierung auf das Montanwesen ab. der eigenen Belegschaft schwer durch- Die Preussag AG bestand nun nicht schaubar. Schicksalshafte Wendungen mehr nur aus Erz-, Steinkohle- und und Veränderungen hatten bis auf den anderen Bergwerken und Hüttenbe- Umstand, dass die Erzreserven des trieben, sondern bekam ein breiter Rammelsbergs zu Ende gingen, vor gefächertes Spektrum. Beispielsweise allem Ursachen, die in der internatio- wurden Öl- und Gasfirmen, Betriebe nalen Wirtschaft und Politik zu suchen für die Metallweiterverarbeitung, die waren. Die Weltmetallmärkte, beson- Versorgungsschifffahrt und die Wasser- ders aber die Zink-, Blei- und Kup­ versorgung dazugekauft. Hinzu kamen ferpreise auf der Londoner und New Betriebe der Leichtmetallindustrie, des Yorker Börsen, diktierten immer mehr Feuerlöscherbaus und der Kosmetikar- die Rahmenbedingungen für die Ent- tikelherstellung. Äußeres Zeichen der wicklung der UHBW. Umstrukturierung und Neuorientierung war das 1971 eingeführte neue Firmen- Auch hinsichtlich der Eigentums- logo und die endgültige Änderung der verhältnisse brachten die 1960er Jahre Schreibweise des Namens von Preußag für die Preussag und für die UBHW in Preussag (s. Abb. 6.4.2.a). Die wesentliche Änderungen. 1968 kaufte Erzbergwerke verloren innerhalb der die Preussag, die bis dahin nur 4/7 der Preussag an Bedeutung für das Gesamt- UBHW besaßen, die restlichen 3/7 von unternehmen. Sie wurden defizitär und der Niedersachsen GmbH. Ihr gehörten ihre vorzeitige Schließung somit nicht nun die UHBW fast vollständig, bis auf mehr ausgeschlossen. /STI 2005/ einen kleinen Anteil von weniger als 1%, der der Braunschweiger Staatsbank blieb. Die UBHW GmbH wurde 1971 auf die Preussag AG verschmolzen. Abbildung 6.4.2.a: Preussag-Logo ab Die weitgehende Eigenständigkeit der 1971. /wikipedia/ Rammelsberger Bergbau- und Hütten- verwaltung hörte damit auf. Das Erz- Die Hauptverwaltung konnte nach bergwerk Rammelsberg und die Unter- dieser Umstellung auch direkt auf harzer Hütten unterstanden nun, neben die Überschüsse ihrer Harzer Betriebe anderen Metallaktivitäten, unmittelbar zugreifen und in anderen Werken ein-

70 setzen, zum Beispiel für Investitionen tigen untereinander gepflegten mehr in das Steinkohlenbergwerk Ibben- oder minder lockeren Beziehungen büren. Das war für viele der an die bestand. alten Verhältnisse und Möglichkeiten gewöhnten UBHW-Mitarbeiter eine Ende der 1960er Jahre begannen große Umstellung. sich im internationalen Metallgeschäft die Verhältnisse dramatisch zu ändern. Sogar die bis dahin als untrennbar Die Metallpreise erhöhten sich, beson- betrachtete Einheit von Rammelsberg ders zu Zeiten der ersten Ölkrise, noch und Hütten in Oker und Harlingerode einmal erheblich (s. Abb. 6.4). Überall wurde in den 1960er Jahren hinter- in der Welt wurden die Bergbau- und fragt. Angebote der Duisburger Berze- Hüttenkapazitäten vergrößert, wäh- lius-Hütte hatten ergeben, dass sich renddessen die Nachfrage nicht im die Rammelsberger Erzkonzentrate gleichen Maße wuchs. Fünf wichtige mit den dort eingesetzten modernen Zinkproduzenten planten deshalb, eine Verhüttungstechnologien durchaus der großen europäischen Zinkhütten auch verhütten lassen würden und das zu schließen. Damit sollte eine Kapa- sogar zu deutlich besseren Abnahme- zität von etwa 100.000 bis 200.000 preisen, als sie von den Unterharzer t/a Zink aus dem Markt ausgeschaltet Hütten geboten wurden. Beispielswei- werden. Nun ergab sich aber das Pro- se galten nun die Silbergehalte in den blem, dass zwar alle Beteiligten von Erzkonzentraten, die von der Unter- einer solchen Hüttenschließung profi- harzer Hütten als Verunreinigungen tieren würden, aber nur der betreffen- betrachtet und dementsprechend als de Zinkhüttenbetreiber die sehr hohen Grund für Preisminderungen genom- Schließungskosten (Abfindungen der men worden waren, sogar als zusätz- Belegschaft, Sozialplan, Abriss- und lich Wertstoff und wirkten sich preis- Entsorgungskosten, Behebung von steigernd aus. Daufhin wurden nun Umweltschäden und so weiter) hätte die Lieferverträge geändert und die aufbringen müssen. Mit Zustimmung Rammelsberger Erzkonzentrate nicht der Kartellbehörden wurde ein Kartell mehr im Unterharz verhüttet. gebildet, mit dessen Hilfe die Schlie- ßungskosten angemessen auf alle Der Rammelsberg und seine Hütten Beteiligten aufgeteilt werden sollten. mussten sich aber auch in die Gruppe der international handelnden Buntme- Das wurde dann aber gegenstands- tallhersteller einbringen. Unter den los, als Ende der 1980er Jahre die Rahmenbedingungen der Metallwelt- Buntmetallpreise wieder stiegen. marktpreise und der natürlichen Gege- Letztlich wurden dann aber doch noch benheiten, wie Lagerstätten, Topo- die Zinkhütte Crotone in Süditalien graphien und so weiter, agierte ein und die Bleihütte Cartagena (Südspa- weltweiter Komplex aus Bergwerken nien) mit den zugehörigen Gruben und Hütten, der aus einer Reihe eigen- geschlossen, übrigens, wie ursprüng- ständiger Montanreviere mit vielfäl- lich vorgesehen, mit erheblicher

71 finanzieller Unterstützung durch die Metall in den 1960er Jahren die drei Metaleurop SA. (Erläuterungen zum Unterharzer Hütten Zink-, Zinkoxid- Verhältnis Preussag- Metaleurop s. und Bleihütte zum „Hüttenwerk Harz“ Kap. 6.4.3). zusammen. Sitz und Verwaltung vom „Unternehmensbereich Metall“ der Auch die Situation auf dem Blei- Preussag AG befanden sich in Goslar. metallmarkt verschlechterte sich Ende der 1960er Jahre dramatisch. Die In diesem Zusammenhang stellte Preussag bildete deshalb 1970 ein die Hauptverwaltung die betriebswirt- Joint Venture mit dem großen schwe- schaftliche Führung und Rechnungs- dischen Bergbauunternehmen Boliden legung völlig um. Das hatte heftige AB, das sich mit 50% an der Preussag- Auswirkungen auf den Rammelsberg Bleihütte in Nordenham beteiligte (s. und seine Hütten. Damit verbunden ist Abb. 6.4.2.b). der Name McKinsey (s. Abb. 6.4.2.c).

Abbildung 6.4.2.c: Logo des Consulting- unternehmens McKinsey. /wikipedia/

McKinsey ist eine 1926 in den USA gegründete Consultingfirma, mittler- weile übrigens die weltgrößte. Sie macht Großunternehmen Vorschläge, wie die Leistungsfähigkeit dauerhaft verbessert werden kann. Im Wesentli- chen geht es um die konsequente Ori- Abbildung 6.4.2.b: Logo der Boliden entierung auf Gewinn beziehungswei- AB, Schweden. /wikipedia/ se Gewinnausschüttung für die Aktio- näre. Nicht Gewinn erwirtschaftende In Deutschland stiegen in den 1960er Unternehmensteile werden umstruktu- und 1970er Jahren die Löhne und riert, verschlankt, verkauft oder aufge- Gehälter stark an. Das belastete das löst. Bis dahin übliche Strukturen, wie betriebswirtschaftliche Ergebnis sehr Produktion, Verkauf und Verwaltung, stark. Überleben konnte die Preus- werden abgeschafft und stattdessen sag nur, wenn sie dieser Entwick- relativ unabhängige gewinnorientier- lung Rechnung trug. Die Bergwerke te Sparten mit flachen Hierarchien und Hütten waren gezwungen, ihren gebildet. Jede Sparte vereinigt in sich Betrieb und besonders die Produktion alles, was für die Herstellung und den zu rationalisieren und effektiver zu Verkauf eines Produkts oder einer Pro- gestalten. Beispielsweise fasste die duktgruppe notwendig ist. Die Pro- eigens dafür gegründete Preussag AG duktion wird effektiver gestaltet, das

72 heißt es wird mit weniger Beschäftig- oft schmerzhaft und nicht verständ- ten mehr hergestellt. lich. Er bedeutete in vielen Fällen das Ende des gutväterlichen Umgangs Spartenübergeordnete Tätigkeiten, der Unternehmens- und Betriebsfüh- die keinen direkten Gewinn erwirt- rung mit den Beschäftigten. Sicher schafteten, werden konsequent redu- geglaubte Karrieren wurden plötzlich ziert oder sogar eingestellt. Steuern, in Frage gestellt. Die Konzernzentrale kommunale Abgaben und sozio-kul- in Hannover setzte unter anderem in turelle Aufgaben werden soweit wie Goslar neue, ortsfremde, zum Teil möglich umgangen. McKinsey ist des- vom McKinsey übernommene Fach- halb für viele der Inbegriff des kalt- leute ein. herzigen Unternehmertums, aber auch Ausdruck der konsequenten Durchop- Der bis dahin übliche große timierung von Unternehmen. Zu den Ermessensspielraum der Goslarer Kunden von McKinsey zählten nach Geschäftsführung bei der Unterstüt- eigenen Angaben über zwei Drittel zung betriebsinterner sozio-kultureller der tausend größten amerikanischen Angelegenheiten ging verloren. Die und die Mehrzahl der im DAX vertre- technokratisch-frostige Atmosphäre tenen deutschen Unternehmen. Neben machte sich auch bemerkbar, wenn der Preussag waren das so namhafte es um die Außenwirkung des Unter- Unternehmen, wie die Flick-Tochter nehmens ging, im Falle des Rammels- Dynamit Nobel (heute zur Orica gehö- bergs zum Beispiel gegenüber der rend), SEL (Standard Elektrik Lorenz Stadt und der Region. Vertreter der AG), VW, Veba, Demag, BASF, Sie- Stadtverwaltung sprachen noch viele mens, Karstadt und Hapag-Lloyd, aber Jahre später von der ehemals guten auch die drei deutschen Großbanken, und kooperativen Zusammenarbeit fast alle führenden Versicherungskon- mit der UHBW-Geschäftsführung, die zerne, private und öffentliche Instituti- es seit den 1970er Jahren nicht mehr onen sowie sogar Regierungsstellen. gab. Stattdessen herrschte ein eher unterkühltes distanziertes Verhältnis. Für die Preussag war die Beratung durch McKinsey 1967 auch deshalb Von Seiten der Stadtverwaltung an notwendig geworden, weil sie gegen die Werksdirektion des Rammelsbergs die überall auf der Welt ebenfalls opti- herangetragene Wünsche wurden zwar mierten anderen Wirtschaftsbetriebe höflich und sachlich, aber sehr zurück- bestehen musste. Ohne die Umstel- haltend und scheinbar emotionslos lung auf ein transparentes System der bearbeitet. Zu erwartende Probleme, Kostenerfassung und -steuerung wäre die bei einem Betrieb dieser Grö- über kurz oder lang die Wirtschaftlich- ße nicht ausbleiben konnten, wurden keit verloren gegangen. Mit den alten nicht mit der Stadtverwaltung bespro- Organisations- und Betriebsstrukturen chen, um vorab Lösungen zu finden. ließ sich das nicht realisieren. Die- Der Informationsfluss blieb auf das ser Wandel war für die Betroffenen Mindestmaß beschränkt. Die Stadt-

73 verwaltung empfand diese Haltung ständlichen Werkzeuge wirtschaftlich als reserviert und gleichzeitig überaus geführt werden konnte. Vermutlich lag selbstbewusst. Ihre Mitarbeiter fühl- es an den jahrzehntelang gesammelten ten sich bei Verhandlungen nicht als betriebswirtschaftlichen Erfahrungen gleichberechtigter Partner akzeptiert. sowie den relativ günstigen Bergbau- bedingungen, Lohnkosten und Welt- Diese Außenwirkung hatte natür- marktpreisen. lich ihre Gründe. Einer davon war, dass von der Goslarer Preussagver- Die detaillierte Analyse aller betrieb- waltung im Rammelsberghaus bei lichen Prozesse ermöglichte für den weitem nicht nur der Rammelsberg Rammelsberg und die Unterharzer und die Unterharzer Hütten verwaltet Hütten eine strikte Rationalisierung wurden, sondern beispielsweise auch und Effektivierung der Produktion. Im alle Oberharzer Betriebe der Preussag. Bergwerk wurde die bis dahin aus- Dazu gehörten das Erzbergwerk Bad schließlich eingesetzte gleisgebundene Grund, die Hüttenwerke Nordenham, Fördertechnik ergänzt durch dieselbe- in Clausthal-Zellerfeld die Bleihüt- triebene gummibereifte Fahrzeuge und te und die Schächte Kaiser Wilhem, schließlich im unmittelbaren Abbaube- Ottiliae und Johanneser, in Lautenthal reich völlig darauf umgestellt. Auch im die Silberhütte. Außerdem wurden die Bohr- und Sprengbetrieb, für den Aus- Vertriebsgemeinschaft Harzer Zink- bau und den untertägigen Materialtrans- oxyde, die Bergmetall GmbH Hom- port kamen immer mehr Dieselfahrzeu- burg, ein Druckgusswerk und etwa ge zum Einsatz. Das Abbauverfahren ein Dutzend Großverzinkereien, die und die Gewinnungstechniken wurden weit über die Bundesrepublik ver- grundlegend modernisiert. Dadurch gab streut lagen, vom Rammelsberghaus es vermehrt Einzelarbeitsplätze sowie aus verwaltet. weniger Teamarbeit. Zusammen mit dem vermehrten Einsatz von im Aus- Jegliche betriebswirtschaftlichen land angeworbenen Arbeitern wirkte Vorgänge des Erzbergwerks Rammels- sich das auf das Selbstverständnis der berg und der Unterharzer Hütten muss- Bergleute aus und das war auch in der ten nach der beschriebenen Umstellung Einstellung der Goslarer Bevölkerung buchhalterisch erfasst, Kostenstellen zu „ihrem Rammelsberg“ bemerkbar. zugeordnet und transparent dargestellt werden. Eine Gewinn- und Verlust- Mit McKinsey begann am Rammels- rechnung wurde eingeführt, eine stra- berg eine neue, restriktivere Einstel- tegische Planung (Laufzeit fünf Jahre), lung zur Stadt und Region. Was vorher eine Jahresplanung, ein monatlicher leicht beziehungsweise ohne Vorab- Plan-Ist-Vergleich und vieles andere Information an die Hauptverwaltung mehr. Aus heutiger Sicht ist es kaum in Hannover möglich war, musste nun vorstellbar, wie der Rammelsberger schon bei der Überschreitung relativ Bergwerks- und Hüttenkomplex in der geringfügiger Kosten in der Preussag- Zeit zuvor ohne diese heute selbstver- Metall-Verwaltung angemeldet und

74 Abbildung 6.4.2.d: Knappenvereinsheim in den Tagesanlagen des Winkler Wetter- schachts. Luftbild Peter Eichhorn 2015 nachvollziehbar begründet werden. Knappenverein immer auf die Unter- Streng genommen waren nach wie vor stützung durch die Betriebsleitung des Erze zu fördern und zu Metallen und Erzbergwerks rechnen, wenn es zum anderen verkaufsfähigen Produkten zu Beispiel um Baustoffe für Reparaturen verarbeiten. Die vielen andere Auf- am Knappenheim ging (s. Abb. 6.4.2.d). gaben, die bei konsequent betriebs- Eine andere Ausnahme, die später noch wirtschaftlicher Betrachtungsweise eine große Tragweite bekommen soll- und kurzfristig gesehen als unnötig te, bildeten die Besucherführungen im eingeschätzt werden konnten, wurden Röderstollen. Bereits zu Zeiten des jetzt aber neu bewertet und auf Einspa- aktiven Bergbaus, besonders aber in rungsmöglichkeiten geprüft. Viele wur- den 1970er und 1980er Jahren wurden den, soweit sie keine messbare positive sie für interessierte und bei der Berg- Wirkung auf das betriebswirtschaftli- werksdirektion angemeldete Gruppen che Ergebnis hatten, nicht mehr weiter- ermöglicht, allerdings ohne dass dafür geführt. Betriebsintern bedeutete das geworben wurde. Es gab ungefähr jede zum Beispiel die Einstellung der Lehr- Woche eine entsprechende Anfrage. lingsausbildung, was auch mit Blick Diesen Wünschen wollte man sich auf das geplante Ende der Erzförde- betrieblicherseits nicht verschließen, rung sinnvoll erschien. Die Traditions- solange der dafür notwendige Aufwand pflege musste ebenfalls aus der Reihe verhältnismäßig klein blieb. Die Besu- der betrieblichen Aufgaben gestrichen chergruppen störten jedoch den Pro- werden. Natürlich wirkte sich das auch duktionsbetrieb, so dass sie zunehmend auf das Image des Rammelsbergs aus. in den historischen und nicht mehr benötigten Teil des Bergwerks geführt Es gab aber durchaus auch Aus- wurden, den sogenannten Röderstollen nahmen. Beispielsweise konnte unser (s. Abb. 6.4.2.e).

75 und die alten Wasserradanlagen gesi- chert und zum Teil rekonstruiert wur- den. Vieles organisierte er, ohne eine Kostenstelle zur Verfügung zu haben, das heißt trotz nicht verfügbarer finan- zieller Mittel und ohne dort Bergleute offiziell einsetzen zu dürfen. Dem ent- gegen kamen Erfolge bei Rationalisie- rungs- und Effektivierungsmaßnahmen im Erzgewinnungsbetrieb, wodurch ab und an Bergleute für kleinere Maß- nahmen im Röderstollen verfügbar waren. Abbildung 6.4.2.e: Richard Kauschke, Röderstollenführer der Preussag, vor Durch Heinrich Stöckers Engage- dem Stollenportal. Foto aus der Samm- ment entstand nicht nur ein präsentab- lung Heinrich Stöcker ler Besucherbereich. Er ließ auch Jahr für Jahr Arbeiten zu dessen Erhaltung Damals war noch nicht absehbar, und Wartung durchführen. Das alles dass dieser Grubenbereich später der geschah gegen die erklärte Betriebs- Nukleus unseres Museums werden politik (McKinsey), wurde aber vom sollte. Die regelmäßigen Besucherfüh- damaligen Bergwerksdirektor Dr. rungen hatten das Interesse am histori- Eberhard Klössel wohlwollend gedul- schen Rammelsberg wach gehalten. Es det (s. Abb. 6.4.2.f). Zurückblickend wurde allgemeiner Konsens, dass die ist festzustellen, dass beide damit einen Röderstollenführungen auch nach der sehr wichtigen Beitrag zur Erhaltung Betriebsschließung des Erzbergwerks des heutigen Welterbes Rammelsberg weiterhin stattfinden sollten. Dafür geleistet haben, der entsprechend zu war aber ein neuer Betreiber zu finden, würdigen ist. denn die Preussag erklärte sich nicht dazu bereit. Deshalb sollte ein Muse- Eine Öffentlichkeitsarbeit, wie sie um gegründet werden. Der Gedanke, gegenwärtig in Betrieben und Konzer- auch größere Bereiche des übertägigen nen dieser Größe üblich ist, gab es für Gebäudekomplexes hinzuzunehmen, das Erzbergwerk Rammelsberg und wurde erst später diskutiert. die zugehörigen Hüttenbetriebe nicht. Waren Fragen zu beantworten, die aus Es ist vor allem dem couragierten der Öffentlichkeit an den Bergwerks- Wirken des an der Bergbaugeschich- betrieb gestellt worden waren, dann te interessierten damaligen Fahrstei- übernahm das die Goslarer Preussag- gers und späteren Grubenbetriebsfüh- Verwaltung selber. Die Preussag- rers Heinrich Stöcker zu verdanken, Hauptverwaltung in Hannover hatte dass zusammengestürzte Bereiche des zwar eine Abteilung für Öffentlich- Röderstollens ab 1970 aufgewältigt keitsarbeit. Sie war aber nach eigenen

76 Abbildung 6.4.2.f: Bergwerksdirektor Dr. Eberhard Klössel (links) und Grubenbe- triebsführer Heinrich Stöcker (rechts). Foto aus der Sammlung Heinrich Stöcker

Angaben vor allem damit beschäf- staltungen, an denen die Betriebssport- tigt, die Preussag-Aktionäre und Wirt- gemeinschaft teilnahm und über Berg- schaftsjournalisten mit Informationen dankfeste, beides jedoch nur selten zu versorgen und „Die Schicht“, eine und dann in der Regel ohne Hinweise konzerninterne Zeitschrift für alle Mit- auf Reaktionen in der Öffentlichkeit. arbeiter des Konzerns herauszugeben. Das, was heute die Aufgaben einer Das Selbstverständnis der Preussag, Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit wie sie als Konzern von der Öffentlich- sind, wie Imagepflege und präventive keit wahrgenommen werden wollte, ist Informationsvermittlung an die Bevöl- in einem Artikel aus dem Jahre 1966 kerung der Betriebsstandorte, gehörten formuliert. Unter dem Titel „Guter Ruf damals noch nicht dazu. will gepflegt sein“ schrieb Wilfried Klewin, damals Leiter der Redaktion: In den Artikeln und Beiträgen der In der Zeit zuvor sei darauf geachtet Werkszeitschrift ging es fast nur um worden, als Konzern beziehungsweise betriebsinterne Themen und Einflüsse, Betrieb möglichst wenig in der Öffent- die von außen auf den Konzern wirk- lichkeit in Erscheinung zu treten. Es ten. Berichte über die Wirkung der sei wie mit dem Ansehen einer Dame Preussag nach außen, zum Beispiel der Gesellschaft gewesen. Je weniger auf die Stadt Goslar und seine Bevöl- über sie geredet wurde, desto mehr kerung, blieben beschränkt auf wenige wurde sie gesellschaftlich akzeptiert Artikel, zum Beispiel über Sportveran- und wertgeschätzt.

77 Verbessern ließe sich das Firmen- Diese „Politik des hohen Werkzauns“ Image nach damaligem Verständnis vor verstärkte die Entfremdung zwischen allem durch gute Qualität der Produkte Bergwerk und Bevölkerung, weckte und hohe Arbeitsleistungen und -ergeb- aber auch bei einer Gruppe von Berg- nisse. Dieses zurückhaltende Auftreten bau-, Geologie- und Mineralogiebe- in der Öffentlichkeit gehörte, so wird in geisterten das Interesse, sich trotzdem dem Artikel ausgeführt, 1966 nach wie Informationen zu verschaffen, verbote- vor zur aktuellen Firmenpolitik. Nur nerweise in das Bergwerk einzudringen müsse nun, nach der breiten Streuung und auf eigene Faust zu erkunden. Es der Preussag-Aktien, darauf geachtet gab regelrechte Einbrüche. Von Seiten werden, die Aktionäre und auch poten- des Bergwerks wurde mit noch stabile- tielle Aktienkäufer gut zu informieren. ren Zäunen und besseren Sicherungen Eine weitergehende Öffentlichkeitsar- der Tagesöffnungen der Grube reagiert. beit mit offensiver Informationsver- Verschärft wurde die Situation durch mittlung war damals weder üblich noch Mineraliensucher, die einen lukrativen gewollt. Privathandel mit Mineralien betrieben und nicht vor verschlossenen Türen Es sollten so wenige Informationen zurückschreckten. über betriebliche Zustände, Ereignisse, Prozesse und Ziele in die Öffentlich- Trotz distanziertem Verhältnis zwi- keit gelangen, wie möglich. Einerseits schen Bergwerksdirektion und Stadt- wurde damit verhindert, dass sie gegen verwaltung funktionierte die Zusam- den Betrieb verwendet werden. Ande- menarbeit weitgehend reibungslos. Nur rerseits galten viele dieser Informa- bei ausgeprägt resoluten Charakteren tionen als teuer erworben und ihre der handelnden Personen kam es zu Veröffentlichung als Verschenken von angespannten Situationen. Das städti- Kapital und Entwicklungsvorsprung sche Forstamt beschuldigte das Berg- vor der Konkurrenz. werk zum Beispiel, durch geophysika- lische Messungen (Seismik, angeregt Diese Abschottung war in den mit kleinen Sprengungen an der Erd- 1960er und 1970er Jahren typisch für oberfläche) im städtischen Forstgebiet große Industrie- und Montanbetriebe. am Osthang des Rammelsbergs eine Sie resultierte aus der Erfahrung, dass Borkenkäferplage ausgelöst zu haben. Informationen oft falsch verstanden Diese Behauptung entbehrte zwar jeg- und Berichte über eigentlich positive licher Grundlage und hätte in sach- Begebenheiten und Entwicklungen lichen Gesprächen widerlegt werden ins Negative verdreht wurden. Außer- können. Stattdessen kam es aber bei dem war eine Bürgerbeteiligung bei einer gemeinsamen Besichtigung der Entscheidungen über Großprojekte betroffenen Waldabschnitte zu grotes- der Industrie und Verkehrswirtschaft ken Auseinandersetzungen zwischen noch nicht verbindlich vorgeschrie- Werks- und Forstamtsleitung. Mit den ben, wie es heute in vielen Fällen Worten eines Zeitgenossen aus dem üblich ist. Bergamt Goslar ausgedrückt hieß das:

78 Abbildung 6.4.2.g: Festumzug vom Rammelsberg in die Stadt anlässlich des letzten geförderten Erzes. /blog rammelsberg/

„Man hatte sich gegenseitig gefres- gefahren wurde (s. Abb. 6.4.2.g). Die- sen.“ Andererseits gab es aber durch- ser Förderwagen steht heute am Ram- aus auch positive Kontakte zwischen melsberg in unserem Museum. Stadt und Bergwerk. Dazu beigetragen hat bestimmt auch, dass der Betriebs- Ein zweiter Förderwagen wurde vom ratsvorsitzende des Bergwerks, Otto bulgarischen Künstlers Christo (Chris- Hoffmann, viele Jahre im Stadtrat Sitz to Wladimirow Jawaschew), der im und Stimme hatte, allerdings nicht in Jahr zuvor als Goslarer Kaiserring- seiner betrieblichen Funktion. Er war träger ausgezeichnet worden war, als dort sehr geachtet. Kunstprojekt verpackt. Dieser Förder- wagen stand dann viele Jahre im Gos- Zum Ende der Erzförderung ent- larer Mönchehausmuseum, seit einigen schied sich die Preussag aber doch, Jahren in unserem Museum und ist noch einmal in der Öffentlichkeit in heute als Leihgabe vor den Schlossar- Erscheinung zu treten. Der letzte mit kaden in Braunschweig zu bewundern Erz beladene Förderwagen wurde (s. Abb.6.4.2.h). während eines feierlichen Akts zutage gehoben. Anschließend führte ein feier- Zusätzlich gab die Preussag 1988 licher Umzug vom Rammelsberg in die ein aufwendig gestaltetes Buch her- Stadt. Optischer Mittelpunkt war die- aus über die Betriebsgeschichte des ser Förderwagen, der dafür besonders Rammelsbergs von 1924 bis 1988 mit gestaltet worden war und mit einem einem Abriss der älteren Bergbauge- großen Fahrlader dem Umzug vorweg schichte (s. Abb. 6.4.2.i), sowie eine

79 Abbildung 6.4.2.h: Christos Verpackter Hunt in der Energiezentrale unsers Muse- ums /juergenhennekunstkritik.wordpress.com/ und vor den Schlossarkaden in Braunschweig. /blog rammelsberg/

Erinnerungsmedaille (s. Abb. 6.2.4.j). lar als Schicksalsberg ausgedient zu Der Rammelsberg schien für Gos- haben.

80 Abbildung 6.4.2.i: 1988 erschienenes von Christoph Bartels verfasstes Buch der Preussag. /abebooks.de/, /BAR 1988/

6.4.3. Betriebsschließung und Museumsaufbau

1986 wurde aus dem Hüttenwerk Harz eine eigenständige GmbH mit Dr. Abbildung 6.4.2.j: 1988 von der Preus- Kunibert Hanusch als Geschäftsführer. sag herausgegebene Erinnerungsmedail- Die Schließung der beiden Erzberg- le. /picclick.de/ werke Rammelsberg und (Bad) Grund war ursprünglich für Mitte des Jahres Abb. 6.4.3.a). Hauptaktionäre waren 1988 vorgesehen. die Preussag AG und die Penarroya. 1989 fusionierte die Preussag mit der Für die Preussag begann gleich- Salzgitter AG, die 1962 aus der vor- zeitig eine Phase der Fusionen. Zum maligen Reichswerke AG für Berg- Beispiel bildeten die Hüttenaktivitä- und Hüttenwerke hervorgegangen war. ten der Preussag AG Metall und der Diese Fusion, die übrigens eine der französische Metallhüttengesellschaft größten Deutschlands gewesen war, Penarroya ( and Metallurgi- wurde 1998 mit der Veräußerung der cal Company of Penarroya) 1988 das Salzgitter Stahl AG an des Land Nie- französisch-deutsche Bergwerks- und dersachsen teilweise wieder rückgän- Hüttenunternehmen Metaleurop SA (s. gig gemacht.

81 die Belegschaft und für die Stadt nicht überraschend. Schon Jahrzehnte zuvor war ziemlich genau berechnet worden, dass die Erzvorräte nur bis 1988 rei- chen würden. Die Bergwerksleitung hatte bereits frühzeitig begonnen, die Belegschaftszahl soweit wie möglich sozialverträglich zu verringern und kei- ne jungen Bergleute mehr einzustellen. Abbildung 6.4.3.a: Firmenlogo der Stattdessen wurde die Mechanisierung Metaleurop. Sammlung Ulrich Kammer der untertägigen Arbeiten vorangetrie- ben, so dass die Förderleistung in den Die Preussag übernahm bei der Fusi- letzten Jahren auch mit einem relativ on zur Metraleurop etwas weniger als hohen Durchschnittsalter der Beleg- 50% der Geschäftsanteile. Als Verwal- schaft und mit einer relativ kleinen tungssitz wurde Paris gewählt. Den Mitarbeiterzahl erreicht werden konn- Vorsitzenden stellte die Penarroya. te. Trotzdem waren zum Schluss viele Damit wurde erreicht, dass politische Entlassungen notwendig. Entscheidungen, wie beispielsweise Schließungen großer deutscher Betrie- Die anderen Betriebe in Goslar und in be, nicht von deutschen Aktionärsver- der Umgebung konnten die freigesetz- sammlungen gefällt werden konnten, ten Mitarbeiter nicht alle aufnehmen. sondern dafür in Paris verhandelt wer- Dafür war Goslar zu klein beziehungs- den musste. weise das Erzbergwerk zu groß und die Ausbildungsgänge der Betroffenen Die Fusion der Preussag mit der oft zu verschieden. Im Vorfeld der Salzgitter AG hatte aus Sicht der Preus- Betriebsschließung hatte der Rat der sag den Nachteil, dass die Preussag Stadt Goslar rechtzeitig die Entschei- als kleinerer Metaleurop-Anteilseigner dung getroffen, am nördlichen Stadt- rechnerisch einen geringeren konsoli- rand Goslars die Möglichkeiten für dierten Umsatz hatte, als die Salzgit- die Ansiedlung kleiner und mittelstän- ter AG. Die Preussag kaufte deshalb discher Unternehmen zu schaffen. Es an der Börse Anteile der Metaleu- entstand das Gewerbegebiet Bassgeige. rop zurück, so dass sie mehrheitliche Zurückblickend kann eingeschätzt wer- Anteilseignerin wurde und der Umsatz den, dass diese Entscheidung richtig, die gesamten Metaleurop in die Errech- weitsichtig und erfolgreich war. Es nung der konsolidierten Umsätze der haben dort zwar nicht alle Bergleu- Preussag einging. Die beiden Fusions- te einen neuen Arbeitsplatz gefunden, partner wurden damit bilanztechnisch aber es konnte verhindert werden, dass etwa gleichgestellt. die Arbeitslosenquote für die Stadt und Region unbeherrschbar groß wurde. Der Entschluss, am Rammelsberg Sie liegt beispielsweise unter dem Ver- die Erzförderung einzustellen, kam für gleichswert von Salzgitter.

82 Abbildung 6.4.3.b: Pförtner- und Teeküchengebäude an der südlichen Werkstraße (hinter dem grünen Zaun). Foto Peter Eichhorn 2016

Der Rammelsberg förderte zwar kein unserem Museum weitergenutzt wer- Erz mehr, blieb aber mit recht umfang- den. Dazu gehörten zum Beispiel die reichen Betriebsschließungsmaßnah- Verfüllung des Winkler Wetterschachts men ein mittelgroßer Bergwerksbetrieb und die Abdämmung des Tiefen Julius und damit ein wichtiges Unterneh- Fortunatusstollens. Diese Projekte sind men für die Stadt, allerdings mit stetig abgeschlossen. Langfristig muss aller- abnehmender Belegschaftszahl. dings das aus dem Rammelsberg aus- tretende Wasser in einer speziell dafür Seit der Einstellung der Erzförderung gebauten Anlage so behandelt werden, ist die Preussag AG, (nach Zukäufen in dass es in die Gose/Abzucht eingeleitet der Touristikbranche zum weltgrößten werden kann. Touristikkonzern geworden und 2002 in TUI umbenannt) über ihre Toch- Während der Umfang der Betriebs- tergesellschaft BGG (Bergbau Goslar schließungsprojekte des ehemaligen GmbH) in Goslar mit der Weiterfüh- Erzbergwerks von Jahr zu Jahr gerin- rung ihrer bergbaulichen Verpflich- ger wurde, nahm die Belegschaftszahl tungen beschäftigt. Dazu gehörten unseres 1988 gegründeten Museums Anfangs vor allem die gezielte Flutung zu (s. Abb. 6.4.3.b). Der Museums- und die Verwahrung der Rammelsber- aufbau und die Pflege der nun zum ger Grubenhohlräume, die nicht von Denkmal erklärten Bergwerksanlagen

83 konnte natürlich bei weitem nicht die Das sich allgemein in der Bundesre- Betriebsgröße wie ein förderndes Berg- publik verändernde Umweltbewusst- werk erreichen. Die Belegschaftsstärke sein hatte in den 1980er und besonders wuchs aber auf die stattliche Größe 1990er Jahren einen entscheidenden von immerhin ungefähr vierzig Mitar- Einfluss auf die Meinungsbildung in beitern. (Genauer lässt sich diese Zahl der Bevölkerung gegenüber industri- nicht angeben, da es sich bei den Mitar- ellen Großprojekten. Das war auch beitern zum Teil um Teilzeitbeschäftig- in Goslar zu beobachten. Es ging in te und um Honorarkräfte handelt.) Goslar vor allem um alte, jahrzehntlang brennende Halden, die Verunreinigung Die Goslarer Bürger standen der der Luft und die Schwermetallbelastung Idee, aus den Bergwerksanlagen ein der Flüsse und Bäche, Wiesen und Denkmalkomplex und Museum zu Brachgebiete. /BAU 1977/ Das betraf machen, positiv gegenüber. Das zeig- also kaum das Bergwerk, sondern vor ten schon allein die über 5000 Unter- allem die Hütten. Aber es gab auch schriften, die unser Förderverein 1988 bergbaubedingte Schäden im Goslarer für eine Museumsgründung gesam- Forstgebiet, zum Beispiel die Risse melt hat. Auch von Seiten der Preus- auf der Kuppe des Rammelsbergs und sag wurde diese Idee unterstützt, denn Pingen am nördlichen und östlichen dadurch konnten die Verwahrungs-, Rammelsberg. Diese Probleme waren Abriss- und Rekultivierungskos- aber eher von untergeordneter Bedeu- ten gespart oder wenigstens deutlich tung und beeinflussten die öffentliche gesenkt werden. Ein unmittelbares Meinung kaum. Eher wird heute der Engagement für die Denkmalpflege LKW-Verkehr, der im Zusammenhang oder das Museum kam aber für die mit der Verfüllung der Schiefermühle Preussag aus Gründen ihrer Firmen- wieder deutlich zunahm, kritisch gese- philosophie nicht in Frage. hen. Das beeinträchtigt die sonst posi- tive Grundhaltung der Goslarer Bevöl- In Verträgen zwischen der Stadt Gos- kerung zu ihrem Schicksalsberg, wobei lar, die als Hauptgesellschafterin unser zu beobachten ist, dass doch deutlich Museum juristisch vertrat, und der zwischen Betriebsschließungsmaßnah- Preussag wurden die Übergabemodali- men und Museumsbetrieb unterschie- täten von Grund und Boden, aufstehen- den wird. den Gebäuden und Grube geregelt. Die Übergabe erfolgte in Schritten. 1989 7. Erneut positive Schicksals- erhielt unser Museum die Waschkaue, wendung. Goslar wird durch den Pförtner- und Teeküchenbereich den Rammelsberg Welterbe am südlichen Werkstraßenzugang und den südlichen Teil der Lampenstube, Bereits im 18. und frühen 19. Jahr- 1992 die Aufbereitungsanlage, die hundert hatte es immer wieder Besu- Schlosserei und die Holzwerkstat und cher im Rammelsberg gegeben. Ein 1998 die restlichen Bereiche des ehe- regelrechter Besucherbetrieb entstand maligen Erzbergwerks. damals jedoch noch nicht. Es handelte

84 sich eher um vereinzelte Besuche von ist, und zugleich angemahnt, die Anla- auswärtigen Fachleuten oder hochran- gen zu erhalten. /SLO 1983/ Etwa zeit- gigen Persönlichkeiten, zum Beispiel gleich hatte dieser Gedanke in Goslar Goethe und Jerome Bonaparte, wie es schon soweit Fuß gefasst, dass unser wohl in jedem größeren Bergwerk und Verein im Januar 1985 mit dem aus- Industriebetrieb jener Zeit gang und drücklichen Ziel gegründet wurde, ein gäbe war. Rammelsberger Bergbaumuseum ins Leben zu rufen. Ausdrücklich gefor- Im Laufe des 19. Jahrhunderts kam dert wurde dabei bereits, dass dieses es im Zusammenhang mit dem steigen- Museum nicht auf den Weiterbetrieb den Kurgastaufkommen Goslars häu- der Röderstollenführungen beschränkt figer zu Besuchen im Rammelsberg. bleiben, sondern den Denkmalkomplex Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts Rammelsberg erhalten, erforschen und musste ein gesonderter Umkleideraum öffentlich präsentieren soll. Daneben für Besucherschutzbekleidung und eine sollte es bergbauliche Musealien sam- Kasse für Einnahme von Eintrittsgeld meln, bewahren und ausstellen. und Bezahlung der mit den Besucher- führungen verbundenen Ausgaben ein- Damit begann die Erfolgsgeschich- gerichtet werden. Es wurde sogar ein te unseres Rammelsberger Bergbau- Steiger bestimmt, der die Besucher museum und letztlich der Werdegang führte. /KOC 1837/, /HÄS 1890/, /EIC zum Weltkulturerbe. Die intensive 2010/ Medienarbeit der Goslarschen Zeitung, namentlich durch die Redakteurin Dr. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Ursula Müller, die vielen Werbeveran- es im Zusammenhang von Besuchen staltungen und die auch überregionale von Politikern und höheren Vertretern Lobbyarbeit unserer Vereinsmitglieder der Preussag-Hauptverwaltung Hanno- (wir hatten damals bis zu 350 Mitglie- ver in Goslar üblich, Rammelsberg- der), bewog den Rat der Stadt Goslar, befahrungen als kulturelle Begleitpro- eine Museumsgründung in die Wege zu gramme anzubieten. Das führte zu der leiten und die Finanzierung zu regeln. Idee, den Rammelsberg auch Schü- Auch wenn anfangs noch Diskussionen lergruppen zu zeigen, und schließlich über den Umfang des einzubeziehenden zu der bereits erwähnten Herrichtung Denkmalkomplexes geführt wurden, so des Röderstollensystems für Besucher. war doch damit die grundsätzliche Ent- /EIC 2010/, /DET 2016/ scheidung gefallen.

Professor Rainer Slotta hatte schon Parallel zur Museumsgründung ver- 1983 in seinem fundamentalen Werk folgte Dr. Reinhard Roseneck, Mitar- „Technische Denkmäler in der Bundes- beiter des Niedersächsischen Denk- republik Deutschland, Band 4/1, Der malpflegeinstituts, das Ziel, den Ram- Metallerzbergbau“ geschrieben, dass melsberg in die UNESCO-Liste des der Rammelsberg das herausragende Weltkulturerbes aufnehmen zu lassen. Denkmal des deutschen Erzbergbaus Vorher hätte der Rammelsberg eigent-

85 lich, so schreiben es die Vorschrif- rungsbetrieb, den die Preussag in den ten der UNESCO vor, erst einmal zu beiden Jahrzehnten zuvor im Röder­ einem Denkmal nationaler Bedeutung stollen betrieben hatte. Anfangs bestand erklärt werden müssen. Es gibt aber unser Museum eigentlich nur aus dem in Deutschland aufgrund der födera- Röderstollen mit den beiden mittle- len Kulturpolitik kein Bundeskultus- ren Wasserrädern (Serenissimorum ministerium, das diese Erklärung hätte Kehrrad und oberes Kunstrad). Dazu aussprechen können. In Abstimmung kam der Pförtnerbereich am südlichen mit der Ständigen Konferenz der Kul- Ende der Werkstraße und die Große tusminister der Länder (Kultusmi- Waschkaue, in der nach aufwendiger nisterkonferenz) reichte deshalb das Sanierungs- und Restaurierungsarbei- Land Niedersachsen den Antrag bei der ten ab 1991 wechselnde Ausstellungen UNESCO ein. gezeigt und größere Veranstaltungen durchgeführt wurden. Die UNESCO-Welterbekommission fragte nach, ob nicht vielleicht neben Bis 1996 wurden unter der Geschäfts- den Werksanlagen auch einige der Berg- führung des Verfassers alle wesentlichen leutewohnungen in der Nähe des Berg- Teile unseres heutigen Besucherbereichs werks erhalten geblieben wären, die in von der Preussag übernommen und für den Aufnahmeantrag integriert werden Besucherführungen umgenutzt. Das sind könnten. Das würde die Chancen auf vor allem die Richtschachtstrecke, in Aufnahme in die Liste deutlich vergrö- der eine Besuchergrubenbahn (s. Abb. ßern. Daraufhin wurde der Antrag von 7.b) mit provisorischem Ausstellungsbe- Professor Roseneck unter Einbeziehung reich am Richtschacht installiert wurde der Altstadt Goslars gestellt. In dieser und die beiden anderen Radstuben des Form nahm die UNESCO-Welterbe- Röderstollens mit Rekonstruktion des kommission schließlich 1992 den Ram- Kanekuhler Kehrrades und Treppenturm melsberg mit zugehöriger Altstadt in die im Wetterüberhauen. Die große Schlos- Weltkulturerbeliste auf (s. Abb. 3). sereihalle wurde für große Veranstaltun- gen, wie Konzerte, umgebaut und seit- Nach anfänglicher Skepsis vie- dem regelmäßig dafür verwendet. Die ler Goslarer Bürger, nun von der Erzaufbereitungsgebäude kamen eben- UNESCO eine „Käseglocke über die falls zum Museumseigentum, wurden Stadt gestülpt“ zu bekommen, die jeg- für Besucherführungen angepasst und in liche städtebaulichen Entwicklungen Betrieb genommen. Komplett umgebaut unterbinden würde, herrscht heute fast wurden die Elektro­energieversorgung, durchweg Stolz auf dieses Prädikat und die Heizung, die Sanitäreinrichtungen ein breiter Unterstützungswille für den und viele andere infrastrukturelle Ein- Denkmalkomplex Rammelsberg und richtungen. sein Museum. Ab 1996 wurde unser Museum auf Aufgebaut werden konnte auf die die in Hannover veranstaltete Weltaus- Denkmalpflege und den Besucherfüh- stellung EXPO 2000 vorbereitet, als

86 Abbildung 7: Besuchergrubenbahn in der Richtschachtstrecke. Foto Artur Grube 2002 deren dezentrales Exponat der Ram- umgerüstet wurde, hat bei den Besu- melsberg nominiert worden war. In die- chern nicht die Nachfrage erzeugt, wie sem Zusammenhang wurde der Haupt- vorgesehen. Die Anlage wird heute eingang mit Ehrenhof für Museumsbe- nicht mehr benutzt und steht auch sucher in Betrieb genommen und die nicht mehr zur Verfügung. Ebenfalls Lohnhalle architektonisch angepasst. in Vorbereitung auf die EXPO 2000 Ebenfalls in diesem Zeitraum entstand entstand zusätzlich zu der Gaststätte im ehemaligen Magazingebäude eine im ehemaligen Küchengebäude, eine große Geschichtsausstellung. Der wei- zweite Gaststätte zwischen Lohnhalle ter ausgebaute Besucherrundgang in und Werkstraße. den Erzaufbereitungsgebäuden wird leider nur von einem sehr kleinen Teil Vor fünfzehn Jahren waren die der Museumsbesucher wahrgenommen. Betriebsschließungsmaßnahmen weit- Über 95% unserer Besucher haben den gehend beendet und die restlichen Wunsch, untertägige Bergwerksanlagen unter- und übertägigen Bergwerksan- zu sehen. Für die Besichtigung übertä- lagen konnten einschließlich des Wald- giger Ausstellungen bleibt dann in der stücks bis zur Kuppe des Rammelsbergs Regel nicht genügend Zeit. Die Seil- von unserem Museum übernommen fahrtanlage im Rammelsbergschacht, werden. Dieser Eigentumsübergang die mit viel Aufwand für Besucher stellt für beide Seiten eine vorteilhafte

87 Lösung dar. Unser Museum verfügt schon seit mehreren Generationen in dadurch über einen in seiner Vollstän- Goslar ansässig ist, dann wird man oft digkeit einzigartigen Denkmalkomplex von Vorfahren hören, die Bergmann und die TUI muss nicht, wie eigentlich im Rammelsberg waren. Das ist nicht für Bergwerksschließungen im Bun- verwunderlich, denn allein das Erz- desberggesetz vorgeschriebenen, den bergwerk Rammelsberg hatte in den Ausgangszustand wieder herstellen. 1950er Jahren, also in der heutigen Die übertägigen Gebäude mussten also Großvätergeneration, über 1000 Berg- nicht abgerissen, die Grube nicht kom- leute. Bei ungefähr 20.000 Einwohnern plett verwahrt und das Gelände nicht in der Altstadt war also jeder Zehnte renaturalisiert werden. Bergmann (Frauen arbeiteten damals noch nicht untertage). Vor drei Jahren konnte das Welt- kulturerbe Rammelsberg sogar noch Dazu kamen noch bis zu 3500 Hüt- erweitert werden um die wasserwirt- tenleute in Oker, Harlingerode, Herzog schaftlichen Anlagen des Oberharzer Juliushütte und Langelsheim, also in Bergbaus. Damit hat seine weltweit der Umgebung der Altstadt Goslars, die herausragende Qualität noch einmal allerdings in der Regel nicht im unmit- dazu gewonnen. Unser Museum hat telbaren Altstadtgebiet Goslars wohn- sich in den 25 Jahren seines Beste- ten. Rechnet man nun noch Zuliefer- hens einen international beachteten Ruf und Versorgungsbetriebe hinzu, dann erarbeitet und ist bereits heute Vorbild wird deutlich, wie viele Familien einen für viele andere Denkmalpflege- und mehr oder minder engen Bezug zum Museumsprojekte. Erzbergwerk Rammelsberg hatten.

Die Stadt Goslar definiert sich heute Der wohl deutlichste Ausdruck des nach wie vor als touristisches Ziel, nun Traditionsbewusstseins in Goslar fin- aber mit deutlicher Betonung ihres det sich in der Vereinsarbeit unseres Welterbestatus. In diesem Zusammen- Goslarer Knappenvereins HKV (Harzer hang wird die Bergbaugeschichte der Knappenverein e.V., s. Abb. 8). /EIC Stadt besonders herausgestellt. Der 2014/ Angesichts des mittlerweile in Rammelsberg ist damit wieder einer ganz Deutschland eingestellten Metall­ der wichtigsten Schicksalsfaktoren erzbergbaus und des bald nicht mehr Goslars geworden. existierenden Kohlebergbaus gehen überall auch die Aktivitäten der Berg- 8. Ihres Schicksalsbergs manns- und Knappenvereine zurück. bewusst – Traditionspflege in Goslar ist in der glücklichen Lage, Goslar noch einen vitalen Knappenverein zu haben. Öffentlich in Erscheinung tritt Noch heute gibt es viele persönliche er vor allem durch das alljährlich ver- Beziehungen der Goslarer Bevölkerung anstaltete Bergdankfest und besonders zu ihrem ehemaligen Erzbergwerk. durch den dabei durch die Altstadt Fragt man jemanden, dessen Familie führenden Festumzug.

88 Abbildung 8: Feierlicher Umzug unsers Knappenvereins anlässlich des Bergdankfestes 2002. Foto aus der Sammlung Willi Wägeling

Schaut man sich an, wie wenig Das Traditionsbewusstsein der Gos- Zuschauer an den Straßen stehen, dann larer Bevölkerung und ihr Bewusstsein, fragt man sich, warum sich die Goslarer einen unmittelbar vor der Stadt liegen- Bevölkerung nicht mehr für ihre Berg- den unschätzbar wertvollen Schicksals- werkstradition interessiert. Nun muss es berg zu haben, drückt sich am deutlichs- natürlich zwischen der Zuschauerzahl ten in Form des politischen Willens aus, bei diesem an einem Samstagvormittag die Rammelsberger Denkmale zu erhal- im Winter stattfindenden berufsständi- ten und den Museumsbetrieb zu fördern. schen Umzug und dem Traditionsbe- Der Rat der Stadt Goslar engagiert sich wusstsein der Bevölkerung nicht unbe- Jahr für Jahr in überaus starkem Maße dingt eine zwingende Kausalität geben. für die Finanzierung unseres Rammels- Bestimmt ist auch die Interpretation ver- berger Bergbaumuseums und für das messen, hierin eine skeptisch oder sogar Einwerben weiterer Fördermittel. Das ablehnende Haltung der Bevölkerung ist verbunden mit politischer Überzeu- gegenüber großen Montan- und Indus- gungsarbeit in der Region und darü- triebetrieben zu sehen. Wahrscheinlich ber hinaus. Glücklicherweise kann sie wird sich hier eher der allgemein in sich dabei auf das Verständnis und die Deutschland zu beobachtende Trend Unterstützung von Seiten des Landes zeigen, sich weniger für das öffentliche Niedersachsen und länderübergreifen- Leben zu interessieren und mehr für der Kulturstiftungen verlassen. Dieses private Dinge. Engagement findet weitgehend von der

89 Öffentlichkeit unbeachtet statt, soll aber Rammelsberg selbst Objekt kultureller an dieser Stelle einmal ausdrücklich beziehungsweise künstlerischer Pro- gewürdigt werden. jekte.

Mittlerweile ist der Weltkulturerbe- 9. Das Schicksal hat Spuren Status nicht mehr wegzudenken aus hinterlassen – Bergbauspuren den Selbstdarstellungen der Stadt und im Stadtgebiet Goslars aus der Werbung für Goslar, die Region und ihre Gewerbebetriebe. Er wurde Je nachdem, aus welcher Himmels- von der Goslarer Bevölkerung nicht nur richtung man nach Goslar kommt, fal- akzeptiert, sondern auch verinnerlicht len unterschiedliche Relikte des ehema- und mittlerweile als selbstverständlich ligen Bergbaus und der Hüttenbetriebe betrachtet. auf. Von Osten kommend sind es die großen Hüttenhalden und die ausge- Er bringt eine deutliche Unterstüt- dehnte Hüttenindustrieanlagen im Gos- zung für die Tourismusbranche, dient larer Ortsteil Oker und in Harlingerode er doch vielen Touristen bei der Wahl (s. Abb. 9.a). ihres Reiseziels als Such- und Ent- scheidungskriterium. Auch Gewerbe- Von Norden kommend sieht man triebe, die nicht mit dem Tourismus bereits von weitem am Hang des Ram- zu tun haben, nutzen mittlerweile die melsbergs große unbewachsene Hal- guten Werbemöglichkeiten, die das denflächen und Steinbruchwände (s. Prädikat Welterbe bietet. Und nicht Abb. 9.b). Beim Näherkommen erkennt zuletzt trägt der Rammelsberg dazu man den auf einer Halde stehenden bei, unsere ohnehin schöne Stadt und Maltermeister Turm mit seinen Neben- Region für die hiesige Bevölkerung gebäuden und im Kommunion-Stein- noch lebenswerter zu machen. Das bruch das Naturfreundehaus, beides kulturelle Angebot Goslars wird durch ehemalige Betriebsgebäude des Berg- den Rammelsberg deutlich bereichert. werks. Einerseits finden mittlerweile viele kulturelle Veranstaltungen am Ram- In der Stadt selber befinden sich kei- melsberg statt und andererseits ist der ne Bergwerksanlagen. Sie liegen deut-

Abbildung 9.a: Hüttenhalden und -anlagen in Oker und Harlingerode von der Halde des Kalkwerks aus gesehen. Foto Peter Eichhorn 2016

90 Abbildung 9.b: Halde am Hang des Rammelsbergs, von nördlicher Richtung gesehen. /meereswellen.de/ lich außerhalb, vor allem am westlichen rer Bergbaugeschichte, dann wird man Hang und am Fuß des Rammelsbergs bestimmt auf das Glockenspiel am und sind heute, abgesehen von den Markt hingewiesen (s. Abb. 9.c) und Gebäuden am Bollrich, größtenteils vielleicht auch auf die künstlerische Eigentum unserer Museums-GmbH. Bergbaudarstellung von Rudolph Nickel Von der Altstadt aus sind sie nicht zu vor dem ehemaligen Verwaltungsgebäu- sehen, ebenso wenig wie der Herzberger de der Preussag am unteren Ende der Teich, der dem Erzbergwerk über 400 Rammelsberger Straße s. Abb. 6.4.1.g, Jahre als Wasserrückhaltebecken diente, oder die Apotheke mit dem Namen der Versatzsteinbruch „Schiefermühle“, „Glückauf“ (s. Abb. 9.d). die vielen anderen Teile des ehemali- gen Erzbergwerks, wie Stollenmundlö- Andere offensichtliche Sachzeugen cher, Hohlwege (entstanden durch den des ehemaligen Erzbergwerks Ram- Abtransport der Erze mittels Pferdewa- melsberg gibt es im unmittelbaren Alt- gen) und so weiter. Fährt man bis zum stadtbereich nicht. Das ist übrigens in Maltermeister Turm, dann sieht man vergleichbaren Berg(bau)städten ähn- auch die Tagesanlagen des ehemaligen lich. Dazu gehören beispielsweise Zel- Winkler Wetterschachts, das heutige lerfeld, Wildemann und Altenau. Dieser Knappenheim. Eindruck wird aber oft auch dadurch erzeugt, dass viele Bergbauanlagen und Fragt man in der Altstadt nach offen- -gebäude von Laien nicht als solche sichtlichen Hinweisen auf die Gosla- erkannt werden können. Eine Ausnah-

91 Glockenspiel am/im Giebel des ehemaligen Zehntgebäudes und spä- teren städtischen Kämmereigebäu- des, 1968 der Stadt anlässlich des 1000jährigen Jubiläums des Erz- bergbaus am Rammelsberg durch die Preussag geschenkt. Vier Mal täglich Glockenspiel und Figurenumlauf mit Darstellung von Episoden aus der Geschichte des Rammelsbergs. Eigentlich ist es das zweite Goslarer Glockenspiel. Das erste hatte der Bleiwerksbesitzer Carl Wilhelm Adam der Stadt geschenkt. Es war am 19. Oktober 1930 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung ein- geweiht worden. Dieses Ereignis Abbildung 9.c: Glocken- und Figuren- übertrug sogar der Rundfunk. Die spiel am Giebel des ehemaligen Käm- Glocken wurden allerdings im mereigebäudes am Goslarer Markt, Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. gegenüber vom Rathaus. Foto aus der Seitdem waren immer wieder Ver- Sammlung Hans Westphal suche unternommen worden, ein neues Glockenspiel zu bauen, aber me bilden eigentlich nur Fördergerüste, die gesammelten finanziellen Mittel wie sie seit dem letzten Drittel des 19. reichten lange Zeit nicht aus. Jahrhunderts weltweit üblich wurden. Sie sind zum Sinnbild des Bergbaus ohne herausragende Bergbaudenkma- schlechthin geworden. Beispielsweise le. Überhaupt sind markante, von den stehen Fördergerüste in Clausthal (Kai- Stadtzentren aus gut sichtbare Bergbau- ser-Wilhelm-Schacht) und Bad Grund relikte eher selten. (Achenbachschacht). Sie befinden sich dort ziemlich zentral im Ort und wirken In manchen Bergbaustädten fin- als Wahrzeichen des Bergbaus. det man viele Bergmannsfiguren und Bergmannssymbole, zum Beispiel an Auch außerhalb des Harzes gibt es Denkmalen auf Öffentlichen Plätzen sowohl namhafte Berg(bau)städte mit und Gebäuden, an und in Kirchen berühmter Bergbaugeschichte, in denen und als Wappen über Hauseingängen die Erzbergwerke im unmittelbaren reich ausgestatteter Bürgerhäuser. Das Stadtgebiet lagen, wie beispielsweise in ist immer dann üblich gewesen, wenn Jachymov (St. Joachimsthal, Nordböh- sich die Städte und ihre Einwohner in men, s. Abb. 9.e) und Tsumeb (Namibia, der betreffenden Zeit mit dem Bergbau s. Abb. 9.e), als auch Erzbergbaustädte identifizierten. Beispielsweise wohnten

92 Abbildung 9.d: Glückauf-Apotheke, Bäringer Straße Ecke Bäckerstraße. Foto Peter Eichhorn 2016

Abbildung 9.e: Fördergerüst der Grube Svornost (Eintracht) im Ortskern von Jachy- mov (Tschechien). /carlsbad-convention.cz/

93 Abbildung 9.f: Fördergerüst der ehemaligen Otavi-Grube im Ortskern von Tsumeb (Namibia). Foto Peter Eichhorn 2016

Abbildung 9.g: Details an Häusern in den Ortskernen von Freiberg (rechts) und Jachymov (links). Fotos Volkmar Scholz 2014

94 in Freiberg und Sankt Joachimsthal zur werden Kaiser und Könige dargestellt, Blütezeit des Bergbaus im 16. Jahrhun- aber keine Bergleute. Die Betonung dert neben Familien, die andere Gewer- der unmittelbaren Unterstellung Goslars be und Unternehmen betrieben, viele unter die kaiserliche Macht und die reicher Bürger und Patrizierfamilien, Unabhängigkeit vom Herzog war den die ihren Reichtum dem Bergbau ver- Bauherren offensichtlich wichtiger, als dankten. Hier war man offensichtlich der Bergbau im Rammelsberg. Er galt stolz auf den Bergbau und wollte das zu dieser Zeit nicht mehr als überragen- auch zeigen. Die Gebäude aus dieser der Schicksalsfaktor. Berühmt ist auch Zeit sind zum Teil erhalten geblieben (s. das prachtvolles Siemenssches Haus in Abb. 9.g). der Bergstraße, das die berühmte Gos- larer Fernhändlerfamilie Siemens 1693 In Goslar lagen die Verhältnisse erbauen ließ, wiederum ohne jegliche anders. Bei mehreren verheerenden Verzierungen mit bergbaulichen Sym- Stadtbränden wurden fast alle Häuser bolen. /STÖ 2001b/ der heutigen Altstadt vernichtet. Als die Stadt danach wieder aufgebaut wurde, Auch an den in der Oberstadt nach lag das Bergwerk bereits nicht mehr in dem großen Stadtbrand wiedererrichte- der Hand der Stadt und ihrer Bürger. ten Häuser der einfachen Bergleute und Der weitaus größte Teil der Gebäude im Steiger und an den Häusern der Berg- heutigen Altstadtbereich stammt aus der bauzulieferer sind keine Bergmannsdar- Zeit des späten 16. Jahrhunderts oder stellungen und Bergbausymbole zu fin- danach. Nur sehr wenige entstanden in den. Einerseits wird das Geld für Verzie- der Zeit, als die Goslarer Bürger und die rungen gefehlt haben und andererseits Stadtverwaltung noch maßgeblich am erschien es wohl nicht als erstrebens- Rammelsberger Bergbau beteiligt waren wert, innerhalb einer Bergleutesiedlung und bei diesen wenigen Gebäuden han- zu zeigen, dass hier Bergleute wohn(t)en. delt es sich vor allem um Kirchen, Das war selbstverständlich und Orts- Klöster, kirchliche Stifte und Hospita- fremden, die wahrscheinlich ohnehin le. Wohnhäuser von Bergwerkseigen- nur selten hierher kamen, brauchte man tümern, die auch als solche deutlich das nicht zeigen. erkennbar wären, gibt es dagegen nicht. Oft wurden in anderen Städten Markt- Die stattlichen und schön verzier- brunnen und zentrale Denkmale mit ten Gebäude in der Innenstadt waren Bergmannsfiguren und bergbaulichen von reichen Händlern und Gewerbe- Symbolen ausgestattet, wenn die betref- treibenden erbaut worden, die keinen fende Stadt in der Entstehungszeit stolz unmittelbaren Bergbaubezug hatten. Sie auf ihren Bergbau war. Gewöhnlich waren nicht daran interessiert, an ihren handelte es sich um Auftragswerke der Häusern bergmännische Figuren oder vom Bergbau profitierenden Stadtver- Symbole anzubringen. Typisch ist das waltungen oder der betreffenden Berg- ehemalige Tuchhändlergildehaus (heute werksunternehmen, die damit ihr Image Hotel Kaiserworth). An seiner Fassade bei der städtischen Bevölkerung und

95 Abbildung 9.h: Heldenhafte Bergmannsfiguren in Potosi/Bolivien (Seite 97 links oben), Puerto Natales/Chile (oben) und Almaden/Spanien (unten). Fotos Volkmar Scholz bei Gästen aufwerten wollten. In vie- im 20. Jahrhunderts hatten, stehen auf len Bergbaustädten, die ihre Blütezeit öffentlichen Plätzen heldenhafte Berg-

96 Abbildung 9.i: Wandgemälde im Rat- haus von Chihuahua und in einer Straße von Angangueo (links, beides in Mexiko). Fotos Peter Eichhorn 2012

97 mannsfiguren (s. Abb. 9.h). Sicher kann man geteilter Meinung sein über den künstlerischen Wert und auch darüber, ob die Zielgruppe damit erreicht wurde. In Goslar wurde (nach Meinung des Ver- fasser glücklicherweise) auf monströse Bergbaufiguren dieser Art verzichtet. Auch Gemälde an und in öffentlichen Gebäuden, wie beispielsweise in Chihu- ahua und Angangueo (beide in Mexico) sind in Goslar selten zu finden.

Erst auf den zweiten Blick fällt in Goslar auf, welche Fülle von weiteren Bergbauhinweisen in der Altstadt zu fin- den ist. Würde man an allen Gebäuden, Straßen und Plätzen Goslars, die einen Abbildung 9.j: Gebäudeverzierung am Bergbaubezug haben, ein Hinweisschild Brusttuch. Detail „Erzträger“ (?). Foto anbringen, dann wäre Goslar voll mit Peter Eichhorn 2016 Schildern dieser Art. Es gibt zum Bei- spiel Förderverein veranstalteten 400-Jahr- feier angebracht, • das sogenannte Brusttuch, ein um 1527 • die Ockersümpfe in der Nähe des Brei- von Magister Tilling erbautes reich ten Tors, verziertes Patrizierhaus mit einer Figur, • das Gebäude der ehemaligen Berg- die möglicher Weise einen „Erzträger“ schmiede des Rammelsbergs (s. Abb. darstellt (s. Abb. 9.j) /HEU 2001/ 9.m), • die Klauskapelle, eine im 12. Jahr- • das sogenannte Nachtjackenviertel hundert erbaute kleine Hallenkirche, (Bereich Peterstraße und Umgebung) die den Rammelsberger Bergleuten ab mit vielen Häusern, in denen ab dem 1537 als Andachtsraum diente (s. Abb. 16. Jahrhundert gewöhnlich viele Ram- 9.k), melsberger Bergleute mit ihren Fami- • das Gebäude des heutigen Stadtmuse- lien gewohnt haben (s. Abb. 9.n), ums, vom Gruben- und Hüttenbesitzer • das 1612 vom Münzmeister Schlan- Claus Schutemester 1514 erbaut (s. busch in der Jakobistraße erbaute Haus Abb. 9.l), (s. Abb. 9.o), • die Stollenlinde, die 1585 anlässlich • einige sehr alte Straßennamen, zum des Durchschlags des Tiefen Julius Beispiel Rammelsberger Straße, Am Fortunatusstollens gepflanzt wurde (s. Stollen (s. Abb. 9.p), Zehntstraße, Ket- Abb. 5.1.b), tenstraße, Bulgenstraße, Kupferrauch- • die Gedenktafel am Stollenmundloch straße und Piepemäkerstraße, des Tiefen Julius Fortunatusstollens, • das Ende des 17. Jahrhunderts erbaute 1985 im Rahmen einer von unserem ehemalige Zehntgebäude am Markt,

98 • die Betriebswohnungen entlang der Rammelsberger Straße (s. Abb. 9.r), • die Pension „Ritter Ramm“, dessen Pferd nach einer Sage das Erzlager Rammelsberg entdeckt haben soll (s. Abb. 9.s), • einige bergmännische Sprüche und figürliche Darstellungen am Haus Bergstraße 5b, 1925 ins Holz der Balken geschnitzt vom Goslarer Bildhauer Rudolph Nickel, Auftrags- werk nach Neubau des kurz zuvor abgebrannten Hauses (s. Abb. 9.t), • ein Bergbausymbol aus Schiefer- platten an einem Haus an der Ecke Schilderstraße/Mönchestraße, eine Barbarafigur und ein Schild mit der Aufschrift „Glückauf“, beide Gebäu- de im Oberen Triftweg (s. Abb. 9.u), • einige Grabsteine auf den beiden Goslarer Friedhöfen mit Schlägel- und-Eisen-Symbolen (s. Abb. 9.v), • die Gaststätte „Förderturm“ im ursprünglich als Verwaltungsgebäu- de des Erzbergwerks Rammelsberg gebauten Gebäudes, ab Mitte des 20. Jahrhunderts als Küchengebäude für die Belegschaftsverpflegung umge- nutzt (s. Abb. 9.w), • das Kunstwerk „Hommage au Ram- melsberg“ des Bildhauers Christoph Wilmsen-Wiegmann, bestehend aus zehn im Stadtgebiet verteilt aufge- stellten Erzbrocken, die für je ein Jahrhundert Bergbau stehen, jedes Abbildung 9.k: Klauskapelle, Bergstra- Erzstück mit einem eingearbeiteten ße. Fotos Peter Eichhorn 2016 Handabdruck (s. Abb. 9.x), Stand- orte der 10 Erzbrocken: Werkstraße 1780 abgebrannt, danach wieder aufge- Rammelsberg, Klauskapelle, Fran- baut und Mitte des 20. Jahrhunderts zur kenberger Kirche, Jakobikirche, Stadtkämmerei geworden und heute vor Bahnhof, Mönchehaus, Marktkir- allem bekannt durch das Glockenspiel che, Domvorhalle, Kaiserpfalz und an seinem Giebel (s. Abb. 9.q), Marktplatz

99 Abbildung 9.l: Wappen an den Fenstern des Stadtmuseums. /www.froutes.de/

Abbildung 9.m: Bergschmiede, Bergstra- ße. Foto Peter Eichhorn 2016

Abbildung 9.o: Münzmeisterhaus an Abbildung 9.p: Straßenschild Am Stol- der Ecke Kreuzgasse-Jakobistraße. Foto len. Foto Peter Eichhorn 2016 Peter Eichhorn 2016

100 Abbildung 9.n: Peterstraße mit Bergmannshäusern. /reiseland-niedersachsen.de/

Abbildung 9.q: Stadtkämmereigebäude am Markt. /info@schiefer-erleben/

Abbildung 9.r: Betriebswohnungen ent- lang der Rammelsberger Straße. Foto Viola Sonans

101 Unser Förderverein hat Mitte der 1980er Jahre auf die geringe Präsenz von Bergbau- und Bergbaumuseums- hinweisen reagiert und im Stadtgebiet zehn Förderwagen mit Hinweisschil- dern aufgestellt (s. Abb. 9.y). Für kom- mendes Jahr ist geplant mit Schülern ein Projekt zu starten, um noch mehr Bergbauhinweise im Stadtgebiet zu finden.

Unser Museum hat gemeinsam mit der Tessner-Stiftung ein Berg- mannshaus in der Altstadt Goslars für Besucher hergerichtet, in dem Abbildung 9.s: Pension Ritter Ramm man Alltagsgeschichte aus vier Jahr- in der Bergstraße. Foto Peter Eichhorn hunderten erleben kann. Es wurde 2016 um 1600 errichtet und war seitdem

Abbildung 9.t: Figürliche Darstellungen am Haus Bergstraße 5b, 1925 ins Holz der Balken geschnitzt vom Goslarer Bildhauer Rudolph Nickel. Fotos Peter Eichhorn 2016

102 Ein völlig neues Niveau wurde durch viele Hinweisschilder erreicht, die von unserem Bergbaumuseum an Straßenkreuzungen (s. Abb. 9.z) und sogar an Bundesstraßen und an der Autobahn installiert wurden. Damit ist der Rammelsberg auch für Orts- fremde sehr gut zu finden. Die Schil- der wirken letztlich auch als effektive Besucherwerbung. Gleichzeitig ver- folgt unser Museum seit einigen Jah- Abbildung 9.u: Bergbausymbol aus ren zusammen mit der Stadt Goslar Schieferplatten an einem Haus an der und regionalen Touristikorganisatio- Ecke Schilderstraße-Mönchestraße. Foto nen ein vorbildliches Marketingkon- Peter Eichhorn 2016 zept, das wesentlich dazu beiträgt, dass die jährlichen Besucherzahlen Wohnhaus für Bergleute, Schiefer- unseres Museums die Marke von grubenarbeiter und Handwerker mit 100.000 erreicht haben und stetig ihren Familien. weiter steigen.

Abbildung 9.v: Grabsteine auf den Goslarer Friedhöfen mit Hinweisen auf den Berg- bau. Fotos von Eberhard Riech und Peter Eichhorn

103 Abbildung 9.w: Gaststätte „Förderturm“ im ehemaligen Verwaltungs- und späte- ren Küchengebäude des Erzbergwerks Rammelsberg. Foto Peter Eichhorn 2016

Abbildung 9.y: Förderwagen, von unse- rem Verein 1989 als Hinweis auf den Rammelsberg und unser Museum an der Rammelsberger Straße, am Lindenhof und am Marktplatz aufgestellt. Fotos Hans Westphal

Abbildung 9.x: „Hommage au Ram- Abbildung 9.z: Hinweisschild am Breiten melsberg“ des Bildhauers Christoph Tor. Im Hintergrund die Kaiserfigur am Wilmsen-Wiegmann. Standort an der Riesling-Turm des Breiten Tors. Foto Marktkirche. Foto Peter Eichhorn 2016 Peter Eichhorn 2016

104 2.e: Die Stadt Annaberg-Buchholz, Stadtansicht Danksagung mit dem Schreckenberg dahinter 2.f: Die Stadt Schneeberg, Stadtansicht mit dem Hiermit sei allen gedankt, die bei gleichnamigen Berg dahinter diesem Heft mitgewirkt haben. Ins- 3: Metallplatte Weltkulturerbe auf dem Goslarer besondere möchte ich Herrn Assessor Marktplatz des Bergfachs Ingo Busch, Dr. Diet- rich Bartmann und Oberstudienrat i.R. 4: Modellhafte Rekonstruktion der Goslarer Kaiserpfalz Eberhard Riech danken, die viele wich- tige Hinweise und Korrekturvorschläge 4.1: Typischer Verhüttungsplatz, wie er vor 1000 Jahren hätte ausgesehen haben können gemacht haben, sowie Dr. Ulrich Kam- mer, der wie jedes Jahr das Layout des 4.2.a: Heinrich II. Heftes übernommen hat. 4.2.b: Otto-Adelheid-Pfennig 4.3.a: Kaiser Friedrich I. Barbarossa Abbildungsverzeichnis 4.3.b: Heinrich der Löwe 4.4.a: Goslarer Bergrecht aus dem Jahre 1359, 1a: Vereinseigene Diesellok Ruhrthaler G42 in durch finanzielle Hilfe unseres Vereins 1994 ihrem derzeitigen Domizil, dem Bahnhofsbe- fachgerecht restauriert worden reich des Schroederstollens bei Döhren 4.4.b: Herzog Heinrich der Jüngere b: Großes Mausohr im Haus Schulenburger 5.1.a: Gedenktafel zum 400jährigen Jubiläum Suchortc: Große Bartfledermaus im Haus Schu- des Durchschlags im Tiefen Julius Fortunatus­ lenburger Suchort stollen, angebracht durch unseren Förderverein d: Ansicht bereits digitalisierter Grubenbereiche 5.1.b: „Stollenlinde“, gepflanzt anlässlich des e: Foto Arbeitsgruppe untertage, März 2016 Durchschlags im Tiefen Julius Fortunatuss- tollen 1.a: Monika K. Jain beim Blick aus einem Fens- ter des Schuhhofs 5.2.a: Haus mit Kureinrichtung vom Kräuter- doktor Lampe, gegenüber vom Vititor 1.b: Monika K. Jain am 14. April 2016 bei der Eröffnung ihrer Ausstellung „Stoff, aus dem 5.2.b: Rammelsbergkaserne der Goslarer Jäger Träume sind - oder?“ in der Volksbankfiliale 1913, zeitgenössische Ansichtskarte Goslar Abbildung 8.3.f: Einstellung aus 6.1.a:dem Kanekuhler Schacht auf einem Gemälde 1.c: „Aktion gegenFilm Leerstand“ Metropolis in Goslar.vom Fritz Plakat Lang, von aus Riepe aus dem Jahre 1879 von Monika K. Jain wikipedia 6.1.b: Kanekuhler Schacht. Foto um 1890 1.d: Skulptur auf dem Platz vor der Firma Sappi 6.1.c: Tafel zur Erinnerung an die Kurbadge- in Alfeld, entworfen von Monika K. Jain schichte Goslars 2.a: Cerro Rico von der Stadt Potosi aus gese- 6.1.d: Barbarafigur an einem Haus im Oberen hen Triftweg 2.b: Die Stadt Schwaz, Stadtansicht mit Berg 6.1.e: Schild mit dem Schriftzug Glückauf an dahinter einem Haus im Oberen Triftweg 2.c: Die Stadt Eisenerz, Stadtansicht mit dem 6.1.f: Wandbehang im Kaiserzimmer des Hotel- Erzberg dahinter restaurants Achtermann 2.d: Die Stadt Kupferberg (Medenec, Nordböh- 6.1.g: Pension Ritter Ramm in der Bergstraße men), Stadtansicht mit dem Erzberg Kupferhü- bel (Mednik) dahinter 6.2.a: Sieb- und Klaubeanlage und Kraftzentrale

105 6.2.b: Denkmal für Dorothes Borchers in der 6.4.2.f: Bergwerksdirektor Dr. Eberhard Klössel Borchersstraße in Goslar und Grubenbetriebsführer Heinrich Stöcker 6.2.c: Gemäldevorlage für das ursprüngliche 6.4.2.g: Festumzug vom Rammelsberg in die Werbeplakat Grauhofbrunnen Stadt anlässlich des letzten geförderten Erzes 6.2.d: Logo der Preussag bis Ende der 1950er 6.4.2.h: Christos Verpackter Hunt vor den Jahre Schlossarkaden in Braunschweig 6.3: Großzügige architektonische Gestaltung 6.4.2.i: 1988 erschienenes Buch der Preussag der Aufbereitungsgebäude im Rahmen des Rammelsberg-Projekts 6.4.2.j: 1988 von der Preussag herausgegebene Erinnerungsmedaille 6.4: Weltmarktpreise für Zink und Blei von 1946 bis 1990 6.4.3.a: Firmenlogo der Metaleurop 6.4.1.a: Logo vom Sportverein SV Rammels- 6.4.3.b: Pförtnergebäude am südlichen Ende der berg Werkstraße 6.4.1.b: Bergfest 1948 auf dem Plateau hinter 7: Besuchergrubenbahn dem Maltermeister Turm 8: Bergdankfestumzug Knappenverein 6.4.1.c: Restaurierung der Klauskapelle 9.a: Hüttenhalden und -anlagen in Oker von der 6.4.1.d: Rammelsberghaus Halde des Kalkwerks aus gesehen 6.4.1.e: Preussag-Aktie 9.b: Halde am Hang des Rammelsbergs, aus nördlicher Richtung gesehen 6.4.1.f: Mosaik in der Sparkassenfiliale Rosen- torstraße 9.c: Glocken- und Figurenspiel am Giebel des Goslarer Markts, gegenüber vom Rathaus 6.4.1.g: Schieferrelief mit Darstellung einer bergmännischen Szene, geschaffen von Rudolph 9.d: Glückauf-Apotheke, Bäringer Straße / Nickel, Standort vor dem ehemaligen Preussag- Bäckerstraße, Foto Peter Eichhorn 2016 Verwaltungsgebäude Rammelsberger/ Ecke 9.e: Fördergerüst der Grube Svornost (Eintracht) Clausthaler Straße in Jachymov (Tschechien) vom Ortskern aus 6.4.1.h: Bergbausymbol am Rammelsberg gesehen /wikipedia/ anlässlich des 1000jährigen Jubiläums 9.f: Fördergerüst der ehemaligen Otavi-Grube in 6.4.1.i: Sonderbriefmarke „100 Jahre Harzer Tsumeb (Namibia) vom Ortskern aus gesehen, Bergbau Foto Peter Eichhorn 2016 6.4.1.j: Medaille der UHBW zur 1000jahrfeier 9.g: Häuser in den Ortskernen von Freiberg und 1968 Jachymov, Fotos Volkmar Scholz 2014 6.4.1.k: Buch „1000 Jahre Rammelsberg“ 9.h: Bergmannsfiguren in Potosi/Bolivien, Puer- to Natales/Chile und Almaden/Spanien 6.4.1.l: Großer Zapfenstreich zum 2. Deutschen Bergmannstag vor der Kaiserpfalz in Goslar 9.i: Wandgemälde in Chihuahua und Angan- gueno 6.4.2.a: Neues Preussag-Logo 1971 9.j: Gebäudeverzierung am Brusttuch. Detail 6.4.2.b: Logo der Boliden AB, Schweden „Erzträger“ 6.4.2.c: Logo des Consultingunternehmens 9.k: Klauskapelle, Bergstraße McKinsey 9.l: Stadtmuseum Goslar 6.4.2.d: Knappenvereinsheim 9.m: Bergschmiede, Bergstraße 6.4.2.e: Grubenführer der Preussag vor dem Röderstollenportal 9.n: Peterstraße mit Bergmannshäusern

106 9.o: Haus des Münzmeisters Schlanbusch in der Karl Heinrich Kaufhold und Wilfried Reining- Jakobistraße haus (Hrg.): Stadt und Bergbau. Böhlau 2004 9.p: Straßenschild Am Stollen /BAR 2007/ Bartels, Christoph: Kupfer, Blei und Silber aus dem Goslarer Rammelsberg von 9.q: Kämmereigebäude am Markt den Anfängen bis 1620. Deutsches Bergbaumu- 9.r: Betriebswohnungen entlang der Rammels- seum Bochum 2007 berger Straße /BAU 1977/ Baumann, A., G. Best und R. Kauf- 9.s: Pension Ritter Ramm in der Bergstraße mann: Hohe Schwermetallgehalte in Hochflut- Sedimenten der Oker. In: DGM Heft 21, 1977 9.t: Figürliche Darstellungen am Haus Bergstra- ße 5b, 1925 ins Holz der Balken geschnitzt vom /BER 1963/ Berges, W.: Zur Geschichte des Goslarer Bildhauer Rudolph Nickel Werla-Goslarer Reichsbezirks vom neunten bis zum elften Jahrhundert. In: Deutsche Königs- 9.u: Bergbausymbol aus Schieferplatten an pfalzen. Veröffentlichungen des Max-Planck- einem Haus an der Ecke Schilderstraße/Mön- Instituts für Geschichte, 11, Bd. 1, 1963 chestraße, eine Barbarafigur und ein Schild mit der Aufschrift „Glückauf“, beide Gebäude im /BER 2009/ Berghaus Peter: Die Münzpolitik Oberen Triftweg der deutschen Städte im Mittelalter, aus “Denar Sterling Goldgulden - Ausgewählte Schriften 9.v: Grabsteine auf den Goslarer Friedhöfen mit zur Numismatik“, 2009 Bergbauhinweisen /BIT 1940/ Bitter, Friedrich: Der Handel Gos- 9.w: Gaststätte „Förderturm“ im ehemaligen lars im Mittelalter. Goslar, 1940 Verwaltungs- und späteren Küchengebäude des Erzbergwerks Rammelsberg /BLE 2016/ www.bleiwerk.de 9.x: „Hommage au Rammelsberg“ des Bildhau- /BLU 1969/ Blume, Gundmar: Goslar und ers Christoph Wilmsen-Wiegmann der Schmalkaldische Bund. In: Beiträge zur Geschichte der Stadt Goslar, Hefte 25 und 26, 9.y: Förderwagen im Stadtbild Goslars, aufge- 1969 und 1970 stellt von unserem Förderverein /BOR 1931/ Bornhardt, Wilhelm: Geschichte 9.z: Hinweisschild am Breiten Tor des Rammelsberger Bergbaus von seiner Auf- nahme bis zur Neuzeit. Berlin 1931 Quellenverzeichnis /BOR 1980/ Borek KG/Überlandzentrale Helmstedt AG: 75 Jahre Überland-Zentrale /AHR 1854/ Ahrendt, H.: Beschreibung des 1905-1980. Braunschweig, 1980 Bergbaus am Rammelsberg bei Goslar. In: Berg- /BRÄ 2016/ Bräuninger, Michael: Rohstoff- und Hüttenmännische Zeitung, 13, Freiberg preisrisiken. Hamburgisches Weltwirtschaftsin- 1854 stitut 2016 /ASM 2012/ Asmus, Bastian: Medieval /BRI 1925/ Brinkmann, Hans: Das Brauwesen Smelting in the Harz Montains, Bochum 2012 der kaiserlich freien Reichsstadt Goslar. Goslar /BAH 2016/ https://www.bahn.de/…/eisenbahn- 1925 geschichten/MDB81157-dampflok_bw_goslar. /BUC 1995/ Buck, Heinrich, Adalbert Büttner pdf und Bernd Kluge: Die Münzen der Reichsstadt /BAR 1988/ Bartels, Christoph: Das Erzberg- Goslar 1290-1764. Berlin 1995 werk Rammelsberg. Die Betriebsgeschichte /DET 2016/ Dettmer, Hans-Georg: Die ersten 25 von 1924 bis 1988 mit einem Abriß der älteren Jahre. Goslar 2016 Betriebsgeschichte. Goslar 1988 /DOE 1900/ Doebner, R.: Statistische Nachrich- /BAR 2004/ Bartels, Christoph: Die Stadt Gos- ten über den Zustand Goslars aus den Jahren lar und der Bergbau im Nordwestharz. Von den 1802 und 1803. In: Zeitschrift des Harz-Vereins Anfängen bis zum Riechenberger Vertrag. In: für Geschichte und Altertumskunde, 33, 1900

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