Förderverein Weltkulturerbe / e.V. Erzaufbereitung Rammelsberg Entstehung, Betrieb, Vergleich

Jahresgabe 2012/2013 für die Fördervereinsmitglieder Titelbild: von links nach rechts und von oben nach unten: Aufbereitungsanlagen Bensberg, Deutschland Avon, USA Morenci, USA Eureka, USA Rammelsberg, Deutschland Adolf Helene, Deutschland Bingham, USA American Netty, USA Sunnyside, USA Diese Jahresgabe wurde herausgegeben im Eigenverlag des Fördervereins. Goslar, Dezember 2012

Druck: Papierflieger Clausthal-Zellerfeld Layout: Ulrich Kammer Verfasser: Peter Eichhorn Erzaufbereitung Rammelsberg

Entstehung, Betrieb, Vergleich

Jahresgabe des Fördervereins Rammelsberger Bergbaumuseum Goslar/Harz e.V.

1 Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung...... 4 2 Zusammenfassung...... 5 3 Besonderheiten des Rammelsberger Erzes aus Sicht des Aufbereiters..... 7 4 Allgemeine Aufgaben von Aufbereitungsanlagen...... 10 5 Erzaufbereitungsprozesse...... 13 5.1 Zerkleinern...... 14 5.2 Klassieren...... 18 5.3 Klauben...... 28 5.4 Rinnen-, Herd- und Setzarbeit...... 32 5.5 Flotation...... 39 5.5.1 Erfindungen und Entwicklungen der Flotationsverfahren bis 1925...... 46 5.5.2 Betriebe mit Flotationsanlagen im Ausland bis 1935...... 48 5.5.3 Flotationsversuche und -anlagen in Deutschland, insbesondere im Harz.. 53 5.5.4 Flotationsversuche mit Rammelsberger Erzen im Überblick...... 64 5.5.5 Flotationsversuche mit Rammelsberger Erzen bis zum Ersten Weltkrieg...... 65 5.5.6 Flotationsversuche mit Rammelsberger Erzen vom Ersten Weltkrieg bis 1925...... 68 5.5.7 Flotationsversuche mit Rammelsberger Erzen von 1925 bis 1935...... 71 6 Finanzierung...... 74 7 Standortwahl...... 78 8 Architektonische Gestaltung...... 86 8.1 Beispiele für die Gestaltung anderer Erzaufbereitungen in Deutschland und im Ausland...... 88 8.2 Anspruch und Ziele der Architekten Schupp und Kremmer...... 99 8.3 Vergleich zu anderen Gebäudeentwürfen von Schupp und Kremmer, Zeitumstände...... 100 8.4 Rahmenbedingungen am Rammelsberg...... 107 8.5 Gestaltung der Rammelsberger Aufbereitungsgebäude...... 107 8.6 Auswirkungen der architektonischen Gestaltung auf die Verfahrenstechnik, den Betrieb und die Kosten...... 111 9 Verfahrens- und anlagentechnische Gestaltung...... 113 9.1 Schrägaufzug...... 116 9.2 Hängebank, Rammelsbergschacht und Wagenumlauf...... 118 9.3. Vorbrecheretage...... 122 9.4. Mittelzerkleinerungsgebäude...... 124 9.5. Mühlenetage...... 126 9.6. Reagenzienbühne...... 129

2 9.7. Flotationsetage...... 130 9.8. Pumpenbühne...... 131 9.9. Eindicker- und Filteretage...... 133 9.10. Eindicker außerhalb des zentralen Gebäudekomplexes...... 134 9.11. U-Bahnhof...... 135 9.12. Umspannwerk 2...... 137 10. Produkt-, Verfahrens- und Anlagenänderungen 1936 bis 1988...... 138 10.1. Betriebsbeginn...... 142 10.2. Nachmahlung...... 145 10.3. Umstellung auf Allflotation und Herstellung von kupferreichem Bleikonzentrat 1941 bis 1944...... 147 10.4. Modernisierung der Flotationsmaschinen und neue Maschinenanordnungen 1948 bis 1981...... 150 10.5. Herstellung von Pyritkonzentrat 1936 bis 1959 und 1968 bis 1973..... 152 10.6. Herstellung von Kupferkonzentrat 1961 bis 1988...... 152 10.7. Herstellung von Schwerspatkonzentrat 1939 bis 1988...... 155 10.8. Abtrennung von Bergesand 1942 bis 1959...... 159 10.9. Herstellung von Blasschiefer 1941 bis 1959...... 160 10.10. Erzvorzerkleinerung für die Aufbereitungsanlage Bollrich 1953 bis 1987...... 160 11. Ende des Aufbereitungsbetriebs und Übergabe an unser Museum...... 161 11.1. Teildemontage...... 164 11.2. Denkmalpflege- und Museumskonzept...... 166 11.3. Denkmalpflegerische Sicherung, Sanierung und Umnutzung durch unser Museum...... 168 11.4. Museale Umnutzungsprojekte...... 169 12. Vergleich zu anderen als Denkmal oder Museum genutzten Erzflotationsanlagen...... 171

3 1 Einleitung damit nicht einer größeren Leserschaft zugänglich. Das hiermit vorgelegte Die Rammelsberger Aufbereitungs- Heft gibt in allgemein verständlicher anlage bildet optisch den Mittelpunkt Art einen Überblick, ohne in den betei- des Erzbergwerks Rammelsberg. Zu ligten wissenschaftlichen Einzeldiszi- ihr gehört der größte Teil der Tages- plinen allzu sehr ins Detail zu gehen. anlagen. Ihre markante Form ist zum Der Verfasser möchte das Verständnis Logo unseres Museums und zum Mar- dafür erleichtern, warum diese Anlage kenzeichen des UNESCO-Welterbes in dieser Art und in dieser Zeit entstan- Erzbergwerk Rammelsberg, Altstadt den ist und wie sie sich im Laufe der Goslar und Oberharzer Wasserwirt- Jahrzehnte verändert hat. Es soll auch schaft geworden. gezeigt werden, wer die wichtigsten Akteure waren. Die Erhaltung des Gebäudekom- plexes der Aufbereitung war und ist Ein Schwerpunkt ist auf Fragen der eine sehr große Aufgabe. Sie hat einen architektonischen Gestaltung und der erheblichen Teil der personellen und politischen sowie historischen Rah- finanziellen Kraft unseres Museums menbedingungen gelegt worden und gekostet. Das wird auch weiterhin so ein weiterer darauf, ob die Rammels- bleiben. Seit der Übernahme durch berger Anlage einzigartig ist, was sie unser Museum ist eine Nutzung als auszeichnet, wofür sie typisch ist und begehbares Denkmal, Besucherfüh- was sie so erhaltenswert macht. Dafür rungsbereich und Ausstellungskomplex werden Beispiele für vergleichbare vorgenommen worden. Im mittlerweile Anlagen im Harz, in Deutschland und zwanzigjährigen Museumsbetrieb hat im Ausland gezeigt. sich aber gezeigt, dass die Erzaufberei- tung nicht so häufig besucht wird, wie Es werden sowohl die Entwicklung es wünschenswert wäre. Die Besucher der Anlage in ihrer Planungs-, Betriebs- kommen fast ausschließlich zum Ram- und musealen Umnutzungsphase melsberg, um den Bergbau zu sehen, beschrieben, als auch wirtschafts-, das heißt die untertägigen Anlagen. technik- und sozialgeschichtliche Das hiermit vorgelegte Heft soll zeigen, Aspekte. In der Vorgeschichte der Auf- dass die Aufbereitungsanlage ebenso bereitungsanlage gab es mehrere Tech- attraktiv ist, dass sich ein Besuch lohnt niken und Verfahren, deren Kenntnis und dass der große Aufwand für die für das Verständnis der Rammelsberger Denkmalpflege gerechtfertigt war und Anlage wichtig ist. Deshalb werden sie bleibt. gemeinsam mit Beschreibungen der Vorgängeranlagen dargestellt. Die meisten fachtechnischen Aufsät- ze über die Rammelsberger Erzaufbe- Eine vollständige Dokumentation ist reitung sind für Experten geschrieben. mit dem Heft nicht angestrebt worden. Vielfach sind sie in Fachpublikationen Es hätte sonst einen zu großen Umfang erschienen, schwer zu finden und bekommen. Es handelt sich auch nicht

4 um einen Museumsführer. Zielgruppen chergerechte Anpassung ist in fast allen sind vielmehr unsere Fördervereinsmit- anderen Fällen für die Eigentümer zu glieder und alle an der Aufbereitungs- hoch, soweit es überhaupt noch Eigen- anlage Interessierten. Es wendet sich tümer gibt. besonders an Nicht-Fachleute. Die Besonderheit der Rammelsber- Der Verfasser hofft, mit diesem ger Anlage hat dazu beigetragen, dass Heft eine interessante Jahresgabe für sie 1992 gemeinsam mit dem gesamten die Mitglieder unseres Fördervereins Erzbergwerk Rammelsberg und der Alt- geschrieben zu haben und würde sich stadt Goslar in das UNESCO-Welterbe freuen, wenn es auch über den Kreis aufgenommen worden ist, übrigens als unserer Mitglieder hinaus das Interesse weltweit einzige Erzflotation. für die Aufbereitungsanlage verstärkt und gute Argumente für ihre aufwen- Der Präsentationsstil und die Art dige Erhaltung bietet. der denkmalpflegerisch und muse- umstechnisch notwendigen Eingriffe 2 Zusammenfassung in die Denkmalsubstanz entsprechen höchsten internationalen Standards. Die Sicherung, Sanierung und Das wird beim Vergleich mit repräsen- Umnutzung der Rammelsberger Berg- tativen Beispielen musealer Präsenta- werksanlagen sind durch unser Muse- tionen anderer Aufbereitungsanlagen um bereits weitgehend realisiert wor- deutlich. den. Dazu gehören auch die Schaf- fung von Besichtigungsmöglichkeiten, Die Architektur der Rammelsberger museumstechnischen Installationen Anlage wird häufig als NS-Architektur und Ausstellungen. abgetan, weil sie aus der Zeit um 1935 stammt. Tatsächlich sind hier Stilele- Eine Besonderheit für Anlagen die- mente dieser Zeit verwendet worden. ser Art ist, dass die Rammelsberger Die beiden mit dem Entwurf und der Gebäude, Anlagen und Maschinen in Bauausführung betrauten Architekten ihrer Gesamtheit langfristig und mit Fritz Schupp und Martin Kremmer hohen denkmalpflegerischen Ansprü- haben in den 1930 und 1940er Jahren chen erhalten, für Besucher zugänglich sehr viele Bergwerksanlagen gestaltet, gemacht und durch unser Museum fach- die für die NS-Zeit typisch waren. Die kundig präsentiert werden. Die meisten Rammelsberger Anlage ist dagegen, anderen Flotationsanlagen sind nach wie anhand der anderen Bergwerks- ihrer Außerdienstnahme abgerissen anlagen gezeigt wird, in einem völ- worden. Viele der noch nicht abgeris- lig anderen Stil gehalten. Sie zeich- senen Flotationsanlagen sind baufällig net sich durch eine außerordentlich geworden, oder aus anderen Gründen aufwendige architektonische Gestal- nicht zugänglich, ohne dass Hoffnung tung aus, die auch aus heutiger Sicht auf Änderung besteht. Der finanzielle als sehr gelungen, harmonisch und Aufwand für eine Erhaltung und besu- ansprechend zu betrachten ist. Andere

5 Aufbereitungsanlagen sind dagegen /SCH 1952/, /BUS 1980/, /ROS 1990 in der Regel einfacher gehalten und und 1992/, /ARN 2001/ in dieser Hinsicht anspruchslosere Zweckbauwerke. Dargestellt werden die Vorgeschichte der Rammelsberger Aufbereitungsanla- Aufbereitungstechnisch gesehen ist ge, ihre Vorgänger und die Forschun- die Rammelsberger Flotationsaufbe- gen, die letztlich zum Bau der beiden reitung ein typischer Vertreter für die Flotationsanlagen Rammelsberg und Technik jener Zeit. Sie wurde zu einer Bollrich geführt haben. Im Oberharz Zeit gebaut, als in vielen Bergbaure- und in den meisten anderen Erzberg- vieren der Welt Anlagen dieser Art ent- baurevieren hatte sich eine weltweit standen sind. Heute gibt es davon aber typische Verfahrenstechnik der Aufbe- nur noch sehr wenige. Schon allein aus reitungsanlagen entwickelt, am Ram- diesem Grund ist sie erhaltenswert. melsberg dagegen nicht. Das lag daran, dass die außerordentlich fein verwach- Die Anordnung der Rammelsber- senen Rammelsberger Erze mit den bis ger Aufbereitungsanlage am Hang ist dahin verfügbaren Aufbereitungspro- typisch für Aufbereitungen, wie sie zessen noch nicht wirtschaftlich aufbe- in den 1930er Jahren üblicherweise reitet werden konnten. gebaut wurden. Trotzdem wurde in der Zeit zuvor Auch die am Rammelsberg verwen- schon eine Erzsortierung durchgeführt. deten Aufbereitungsmaschinen waren Sie fand auf den Erzfreilagern, seit typisch für ihre Zeit. 1770 auch in einer Erzwäsche und seit 1913 in einer Sieb- und Klaubeanla- Eine technische Besonderheit der ge statt. Der Aufbereitungserfolg blieb Rammelsberger Anlage ist, dass mit aber vergleichsweise bescheiden. Das ihr bis zu fünf verschiedene Erzkon- änderte sich erst mit der Inbetrieb- zentrate gleichzeitig hergestellt worden nahme der Flotationsanlage im Jahre sind. Bei anderen Flotationsanlagen 1936. war es in der Regel nur ein Konzentrat, bei einigen Anlagen zwei und nur in Von den vor 1950 entstandenen Flo- seltenen Fällen drei oder mehr Kon- tationserzaufbereitungsanlagen sind zentrate. weltweit nur noch sehr wenige erhalten geblieben und es ist absehbar, dass Sowohl die Veröffentlichungen ihre Zahl zukünftig noch kleiner wird. der beiden Architekten Schupp und Das ist einer der wesentliche Gründe Kremmer als auch der Denkmalpfleger dafür, dass die Rammelsberger Anlage beschränken sich weitgehend auf posi- als Denkmal erhalten, gepflegt und tive gestalterische Aspekte der Ram- präsentiert werden muss. Außerdem melsberger Anlage. Eine Kritik an ihrer ist sie ein unverzichtbarer Bestandteil Funktionalität fehlt dagegen fast voll- des Denkmalkomplexes Rammelsberg, ständig und wird hiermit nachgeholt. der sich unter anderem auch dadurch

6 auszeichnet, dass er vollständig im wenig taubem Gestein bestanden. Die Zustand der letzten Betriebsperiode mengenmäßig wichtigsten Wertkom- erhalten geblieben ist und gute Bedin- ponenten waren Bleiglanz, Zinkblende, gungen für eine langfristige Erhaltung Schwefelkies, Kupferkies und Schwer- hat. spat (s. Tab. 3).

Die Rammelsberger Aufbereitung Mengenmäßig untergeordnet aber war noch nicht allzu oft Gegenstand trotzdem wirtschaftlich interessant von Veröffentlichungen allgemeiner waren Silber (ungefähr 150 Gramm Natur. Deshalb sind diejenigen, die Metall pro Tonne Roherz) und Gold sich um diese Anlage verdient gemacht (1 Gramm Metall pro Tonne Roherz) haben, die die Voruntersuchungen und sowie Cadmium. Metallfreie Bestand- Weiterentwicklungen betrieben und teile machten bei den Lagererzen nur letztlich die Umnutzung für den Muse- ungefähr ein Zehntel aus. Dabei han- umsbetrieb ermöglicht haben, bislang delte es sich fast ausschließlich um auch noch nicht in der dafür gebühren- Schiefer. den Weise gewürdigt worden. Auch das soll hiermit nachgeholt werden. Daneben wurden zeitweise auch Banderz, Kniest und Grauerz abge- 3 Besonderheiten des baut. Banderz besteht aus bänder- Rammelsberger Erzes aus artigen Wechsellagerungen von Erz, Sicht des Aufbereiters wie es auch im Lagererz anzutref- fen war, und taubem Schiefer (s. Aus dem Rammelsberg sind vor Abb. 3.a). Zu den Banderzen wurden allem Erze gefördert worden, die fast die Lagerstättenbereiche gerechnet, nur aus metallhaltigen Mineralien und in denen der Mineralgehalt ungefähr

Tabelle 3: Erzarten im Lagererz, nach /KLS 1979/

Anteil am Erzbezeich- überwiegende Bestandteile Lagererz nung (gerundet) Trivialname wissen- chemische chemische schaftlicher Bezeichnung Formel Name 10% Bleierz Bleiglanz Galenit Bleisulfid PbS 30% Zinkerz Zinkblende Sphalerit Zinksulfid ZnS

25% Pyriterz Schwefel- Pyrit Eisensulfid FeS2 kies

5% Kupfererz Kupferkies Chalkopyrit Kupfer- CuFeS2 Eisensulfid

20% Schwerspat Schwerspat Baryt Bariumsulfat BaSO4

7 Als Kniest wird ein teilweise ver- erztes Nebengestein bezeichnet, das geringere Konzentrationen an Metal- len enthält als das Banderz (Reich- kniest < 5%, Armkniest < 3%), dafür aber besonders hart ist. In den letzten sechzig Betriebsjahren hat es deshalb keine Bedeutung erlangt. Kniest wurde immer aber immer wieder versuchs- Abb. 3a: Banderz, Foto von Raymond weise abgebaut. Letzmalig sind noch Faure einmal 1964 Mahlversuche mit Kniest angestellt worden, die aber wiede- die Hälfte von dem des Lagererzes rum keine befriedigenden Ergebnisse ausmachte (> 9% Metallgehalt). Es gebracht haben. /KLS 1984/ wurde erst seit 1953 abgebaut. Eigens für die Banderzaufbereitung war die Grauerz enthält hauptsächlich Anlage Bollrich gebaut worden (s. Schwerspat und in geringen Mengen Kap. 10.6.). auch die Metalle, die für das Rammels- berger Lagererz typisch waren. Es kam Der durchschnittliche Zink-, Kup- in einer gesonderten Erzlinse vor. 1980 fer- und Bleianteil betrug in den ersten ist ein Großversuch zur Grauerzverar- 15 Betriebsjahren der Flotationsauf- beitung durchgeführt und danach der bereitung ungefähr 30% und fiel dann Grauerzabbau begonnen worden. Das aufgrund der zusätzlichen Banderzge- Grauerz wurde in geringeren Mengen winnung auf ungefähr 20% ab (s. Abb. der Lagererzförderung zugesetzt und 3.b). gelangte zusammen damit in die Auf-

Abb. 3.b: Konzentrate 1937-1988, nach /BAR 1988/

8 bereitung. Im Februar 1987 ist der ralen war zu gering und die Korngrö- Grauerzabbau in Voraussicht auf die ße zu klein, als dass sich damit eine Betriebsschließung eingestellt worden. Trennung in unterschiedliche Metall- /KLS 1984/ erzkonzentrate hätte erreichen lassen. Erst die Erfindung der Flotation half Das Rammelsberger Erz zeichnet hier weiter. sich durch drei Besonderheiten aus, die die Aufbereitung erschwerten: Inhomogenität

1. Komplexität, Trotz der massigen Form der Lager- 2. sehr feine Verwachsungen und stätte wiesen die Rammelsberger Erze 3. Inhomogenität. ganz unterschiedliche Qualitäten auf. In ziemlich regelloser Verteilung kamen Komplexität zum Beispiel zinkreichere Erze neben bleireicheren und kupferreicheren vor Das Vorhandensein der unterschied- und es gab auch schwerspat- und pyrit­ lichen Wertkomponenten erforderte reichere. Die Aufbereitungstechno- eine selektive Flotation, das heißt eine logie musste darauf eingestellt sein, stufenweise Trennung. Nicht nur, dass diese Erzsorten in unterschiedlichen jedes Mineral einzeln und nacheinander Mischungsverhältnissen vom Gruben- ausflotiert werden mussten. Die Anwe- betrieb geliefert zu bekommen. senheit von Metallionen bei der Flotati- on eines anderen Minerals beeinflusste Taube Beimengungen im Erz auch den Prozesserfolg. Beispielsweise aktivierten Kupferionen die Flotierbar- Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts keit von Zinkblende. bestand das geförderte Rammelsberger Roherz fast nur aus Lagererz, das rela- Sehr feine Verwachsungen tiv wenig taube Beimengungen (vor allem Schiefer) hatte. Von den Erzen Die unterschiedlichen in den Ram- waren allerdings bis 1908 die Zink- melsberger Erzen enthaltenen Mine- blende und bis 1941 der Schwerspat rale waren außerordentlich eng mit- noch nicht verwertbar. Beide sollten einander verwachsen. Sollten durch möglichst wenig in den Lieferungen an die Zerkleinerung Erzkörnchen her- die Hüttenbetriebe enthalten sein. Pyrit gestellt werden, die im Wesentlichen war nur zeitweise erwünscht und dann nur noch aus einem Mineral bestehen, auch nur, um daraus Schwefelsäure dann durfte die Größe der Körnchen herstellen zu können. Nach dem Ende nur wenige tausendstel Millimeter der Schwefelsäureherstellung, beson- betragen. Das dabei entstandene ders aber seit dem Zweiten Weltkrieg Mahlgut ließ sich dann aber nicht gehörte auch der Pyrit fast immer zu mehr so leicht wie Splitt oder Sand den unerwünschten Erzbestandteilen, sortieren. Der Dichteunterschied zwi- die möglichst ausgehalten werden schen den verschiedenen Metallmine- sollten.

9 Im geförderten Roherz traten ab Mit- nen oder wenigstens ihren Anteil zu te der 1930er Jahre verstärkt Schiefer- verringern, erleichterte die Verhüttung beimengungen auf, als untertage mit und spart dadurch Kosten. Außerdem dem sogenannten Fließbau ein moder- muss dann weniger Material zur Hüt- nes Abbauverfahren eingeführt worden te transportiert werden – ein weiterer war. Das verstärkte sich noch, als ab Kostenfaktor. Anfang der 1950er Jahre neben dem Lagererz auch Banderz mit gewonnen Bis in die 1940er Jahre bestand für wurde. die Rammelsberger Aufbereitung eine zweite Aufgabe darin, die Hütten mit Alle diese Besonderheiten unter- Erzkorngrößen zu beliefern, die für schieden die Rammelsberger Erze den Verhüttungsprozess optimal sind. deutlich von den im Oberharzer Berg- Zu grobstückiges Erz ließ sich schlecht bau gewonnenen Gangerzen, bei denen transportieren. Außerdem bereitete es die Erze aus größeren, nicht so stark hüttentechnische Probleme, weil die verwachsenen Mineralen bestanden. thermisch-chemischen Prozesse zu Deshalb gab es große Unterschiede lange brauchten, um bis zum Kern zwischen der Entwicklung der Ober- vorzudringen. Zu kleinstückiges Erz harzer und Unterharzer (Goslar/Ram- behinderte die Hüttenprozesse eben- melsberger) Erzaufbereitung. /KLS falls, zum Beispiel wenn dadurch nicht 1979/, /SCO 1955/ mehr genügend Gas durch den Röst- haufen oder durch den Ofen strömen 4 Allgemeine Aufgaben von konnte. Aufbereitungsanlagen Bei Bergwerken wie dem Rammels- Unter dem Begriff Aufbereitung berg, die Erze mit unterschiedlichen wird der erste Verarbeitungsschritt Wertmetallen förderten, bestand eine fester mineralischer Rohstoffe zu dritte Aufgabe der Aufbereitung darin, marktfähigen oder technisch verwert- für jeden der belieferten Kunden ein baren Erzeugnissen verstanden. An anderes, möglichst sortenreines Kon- sie werden bestimmte Anforderungen zentrat herzustellen. Im Falle des Ram- hinsichtlich ihrer stofflichen Zusam- melsbergs waren die Kunden, vor allem mensetzung und ihrer physikalischen die Kupfer-, Blei- und Zinkhütten, aber Eigenschaften gestellt. Dabei werden auch Abnehmer, die Schwerspat direkt weder die stoffliche Zusammensetzung verwendeten. noch der Aggregatzustand verändert. Bis 1936 sind die Rammelsberger Aus der Grube kommendes (Roh-) Erze im Wesentlichen nur zerkleinert, Erz ist selten so rein, dass es direkt klassiert und grob nach optischen an weiterverarbeitende Betriebe (s. Gesichtspunkten manuell sortiert wor- Abb. 4.a) verkauft werden kann. Meis- den. Sie kamen vorteilhafter Weise tens sind zu viele nicht verwertbare in Gruppen vor, die unterschiedli- Bestandteile enthalten. Sie zu entfer- che Metallkonzentrationen aufwie-

10 1841 Beginn Schwefelsäureerzeugung in der Frau-Marien-Saigerhütte () 1908 Baubeginn Zinkoxydanlage (Oker), aus der später die Zinkoxydhütte wurde 1936 Baubeginn der Zinkhütte (Harlingerode) 1937 erstes Zink abgegossen worden, Bauarbeiten aber noch bis 1940 1939 Abschluss der Modernisierung der Blei-Kupferhütte (Oker) 1941 Betrieb eingestellt in der Frau-Sophien-Hütte (Langelsheim) 1942 Betrieb eingestellt in der Julius-Hütte (Langelsheim), in beiden Fällen, weil vom Rammelsberg kein grobstückiges Erz mehr geliefert wurde 1962 Einstellung der Kupfer- und Silberproduktion in den Unterharzer Hütten- betrieben, Konzentrate auf dem freien Markt verkauft 1968 Verkauf Rammelsberger Bleikonzentrats an fremde Hütte, in Oker Bad Grunder und Meggener Bleikonzentrate verarbeitet 1970 Einstellung der Blei-Erzverhüttung in Oker 1981 Einstellung der Zink-Erzverhüttung in Harlingerode, Konzentratverkauf an die Metallgesellschaft AG /MEH 2001/ sen. Dadurch war in der Grube und melsberger Erz in dieser unvollständig dann noch einmal auf dem Freilager aufbereiteten, kaum sortierten Form (der Erzhalde) eine grobe Sortierung verarbeiten. Vereinfacht ausgedrückt möglich. Sehr effektiv war sie jedoch schickte die Bleihütte ihre Schlacken, nicht. Die Hütten mussten das Ram- in denen noch die Kupferminerale

Abb. 4.a: Erzlieferungen an die Hütten des Unterharzes, nach /BAR 1988/ * Ab 1970 Kupferkonzentrat an die Hütte der Norddeutschen Affinerie in Ham- burg (NA) und Bleikonzentrat an die Weserhütte in Nordenham (Noha). ** Ab 1981 Zinkkonzentrat an die Berzelius-Hütte in Duisburg (B). *** An den VEB Mansfeld Kombinat.

11 Abb. 4.b: Vereinfachter Hüttenstammbaum, nach /MEH 2001/ enthalten waren, zur Kupferhütte und Betrieb von Hütte, Aufbereitung und umgekehrt (s. Abb. 4.b). Grube nicht mehr rentabel. Nun muss- te ein neues, besser passendes Auf- Es gab viele Versuche, ein besse- bereitungsverfahren gefunden werden. res Sortierverfahren für die Ramme- /GRU 1925 und 1925a/ lesberger Erze zu finden. 1874 ist von der Marien-Saigerhütte Oker bezüg- Dafür bot sich das gerade zur wirt- lich der dort angestellten Versuche ein schaftlichen Anwendungsreife gebrach- Abschlussbericht verfasst worden, der te Flotationsverfahren an. Nachdem zu dem Schluss kommt, dass keine wei- die entsprechenden Flotationsversuche tere mechanische Aufbereitung sinnvoll erfolgreich verlaufen und die Planun- sei. Die Erzanreicherung könne nur hüt- gen, der Bau und die Inbetriebnahme tenmännisch erfolgen. /KLS 1980/ der neuen Aufbereitungsanlage abge- schlossen waren, blieb es in den fol- Die Verhüttung war dadurch zwar genden über fünfzig Jahren bei die- aufwendig und teuer, aber der verhält- sem Verfahren. /KLS 1984/ Es wurde nismäßig hohe Gesamtmetallgehalt im allerdings immer weiter entwickelt Rammelsberger Erz hatte es trotzdem und verbessert. Sowohl die einzelnen lange Zeit ermöglicht, den Gesamtkom- Verfahrensschritte als auch das Zusam- plex der Unterharzer Berg- und Hütten- menspiel zwischen Grube, Aufberei- werke wirtschaftlich zu betreiben. tung und Hütte wurden nach und nach optimiert und den wechselnden Rah- In den 1920er Jahren war jedoch menbedingungen angepasst. Das war absehbar, dass diese Zeit bald vorbei besonders in Zeiten, in denen die Welt- sein würde. Der Erlös aus dem Ver- marktpreise sanken und die Metallkon- kauf der Hüttenprodukte machte den zentrationen im Roherz geringer wur-

12 lich optimaler Kompromiss zwischen maximaler Konzentration und maxi- malem Metallausbringen erreicht wird (s. Abb. 4.c).

Hergestellt wurden deshalb von den Aufbereitungsanlagen Rammelsberg und Bollrich keine reinen Konzentrate, sondern Mischkonzentrate, die neben einem hohen Anteil des eigentlichen Wertminerals auch geringere Anteile der anderen Minerale enthielten. Dem kam entgegen, dass statt der Unter- harzer Hütten ab 1968 die Metallge- sellschaft AG vom Rammelsberg mit Abb. 4.c: Qualität und Ausbringen in Bleikonzentraten beliefert wurde. Sie Abhängigkeit von der Zeit bzw. Zellen- stellte aus dem gelieferten Blei-Zink- zahl, Diagramm nach /KLS 1970/ mischkonzentrat sowohl Zink als auch Blei her und wertete beide (Bleiglanz den, eine betriebliche Notwendigkeit. und Zinkblende) als Wertminerale. Der /KLS 1982/ im Bleikonzentrat enthaltene Zinkan- teil war nun sogar erwünscht und seine Für die Hütten wäre es vorteilhaft aufbereitungstechnische Verminderung gewesen, wenn jedes Konzentrat mög- unnötig. /KLS 1984/ lichst nur jeweils ein Metall enthalten hätte. Beimengungen anderer Metalle 5 Erzaufbereitungsprozesse werteten die Hüttenbetriebe als schäd- lich und zogen dem Bergwerk dafür bei Die Erzaufbereitung sind folgende der Bezahlung der Konzentrate eine je Prozesse und von Bedeutung nach Höhe des Mengenanteils berech- nete Vertragsstrafe ab. Reine Konzen- • Zerkleinern (Vermindern der Korn- trate ließen sich aber auch mit dem größe), Flotationsverfahren nicht herstellen, • Klassieren (Trennen nach der Korn- denn das wäre mit einem unverhält- größe), nismäßig hohen Aufwand verbunden • Sortieren (Trennen nach dem gewesen. Je höher die Konzentration Metallgehalt) und des Wertminerals eingestellt wurde, • Flüssigkeitsabtrennen (Eindicken desto schlechter war das Metallaus- und Filtern). bringen beziehungsweise desto mehr Wertminerale gelangten ungenutzt in Die Hauptaufgabe von Buntmetall- die Abgänge. Deshalb war das Ziel, die Erzaufbereitungsanlagen ist das Sor- Metallgehalte der Konzentrate so ein- tieren, das heißt die Trennung des zustellen, dass ein betriebswirtschaft- Roherzes in ein oder mehrere Metall-

13 erzkonzentrate und in taubes Material wurde dafür ein regelrechtes Aufberei- (Berge). Im Laufe der langen Entwick- tungsgebäude errichtet, die Sieb- und lungsgeschichte sind recht unterschied- Klaubeanlage (vgl. Kap. 5.3.). Zwi- liche Sortierverfahren entstanden, die, schenzeitlich sind vom Ende des 18. soweit sie am Rammelsberg eingesetzt bis zum Ende des 19. Jahrhunderts worden sind, kurz dargestellt werden Rinnen-, Herd- und Setzprozesse für sollen. einen kleinen Teil der Roherze (für den Brandstaub) eingesetzt worden. Im Ausgenutzt werden beim Sortieren dafür erbauten Gebäude (Brandstaub- die unterschiedlichen Eigenschaften wäsche) wurde allerdings auch immer der Minerale. Am Rammelsberg waren von Hand geklaubt (vgl. Kap. 5.4.). das im Wesentlichen: Abgelöst wurde die Klaubearbeit am • die Farbe, die Form, der Glanz und Rammelsberg letztlich erst 1941. Das die Oberflächenstruktur (Handklau- stattdessen eingesetzt Flotationsverfah- bung), ren, das überall in der Welt bereits • die unterschiedliche Dichte der seit den 1920er Jahren großtechnisch Erzkörner, die zu unterschiedlichen eingesetzt wurde, ist seitdem zum welt- Sinkgeschwindigkeiten im Wasser weit wichtigsten Aufbereitungsverfah- führt (Setzverfahren, Rinnenwä- ren weiter entwickelt worden. schen, Herdsortierung) und • die unterschiedlichen Oberflächenei- 5.1 Zerkleinern genschaften der Minerale (Flotati- onsverfahren). Ursprünglich gab es am Rammels- berg nur eine manuelle Zerkleinerung. Andere Möglichkeiten sind die Hal- Sie erfolgte im Wesentlichen bereits in denlaugung, die bakteriologische Lau- der Grube. Anfangs sind die Erzstücke gung, die Sortierung nach der Korn- aufeinander geschlagen worden. Später form oder nach ihrem elastisch-plasti- wurden schwere Hämmer verwendet. schen Verhalten und die Sortierung in Die Nachzerkleinerung geschah mit elektrischen oder magnetischen Fel- Handhämmern beziehungsweise ihren dern. Am Rammelsberg wurden die- Vorläufern, den Fauststeinen. Eine se Prozesse aber, abgesehen von der besondere Form war das thermische Magnetabscheidung zum Aussortieren Zermürben. Dabei sind große, ansons- von Eisenteilen, nicht oder nur sehr ten schwer zu zerkleinernde Erzstücke untergeordnet angewendet. beim untertage ohnehin verwendete Feuersetzen gezielt in die Unterlagen Am Anfang der Aufbereitungsent- der Branntholzstöße eingebaut und wicklung stand am Rammelsberg das dadurch erhitzt worden. Es entstanden manuelle Klauben. Durchgeführt wur- Spannungen, die zum Zerbrechen des de es vor allem auf den Erzhalden, betreffenden Erzstücks führten oder es das heißt im Freien. Es blieb bis 1936 wenigstens so zermürbten, dass es sich das wichtigste Verfahren. Erst 1912 einfacher zerschlagen ließ.

14 Pochwerke, in denen wasserradge- triebe Pochstempel arbeiten, waren für andere Bergbaureviere schon im ausgehenden Mittelalter für die Erzzerkleinerung typisch. Am Ram- melsberg wurde der technologische Schritt zu Zerkleinerungmaschinen erst Anfang des 20. Jahrhunderts vollzogen. Einerseits war die Größe der Erzstücke, wie sie die Gruben lie- ferte, in der Regel für die Verhüttung ausreichend klein. Andererseits war Abb. 5.1.a: Walzenbrecher, Prinzipskiz- eine weitere Sortierung des Roherzes, ze die eine Pochwerkszerkleinerung auf Kies- und Sandgröße erfordert hät- te, nicht vorgesehen beziehungsweise 1. ab 1912 in der Nachzerkleinerung technisch noch nicht möglich. Die der Alten Sieb- und Klaubeanlage wenigen zu großen Stücke wurden bis zur Zerkleinerung der Erzfrakti- ins 20. Jahrhundert hinein manuell on, die aus verschiedenen Erzarten zerkleinert. bestand und anschließend geklaubt werden sollte und Feinerz (Brandstaub und Erzklein 2. seit 1936 in der Mittelzerkleine- von der Halde), das im 18. und 19. rungsebene der Flotationsaufbe- Jahrhundert in der Brandstaubwäsche reitung zur Nachzerkleinerung der weiter aufbereitet wurde, war schon Kupfererze (Nach Einstellung dieser feinstückig genug (Näheres dazu in Aufbereitungslinie 1941 wurde sie Kapitel 5.4). wieder demontiert.) /KRA 1948/

Walzenbrecher, wie sie seit dem Walzenbrecher konnten nicht all- Anfang 19. Jahrhundert international zu große Stücke brechen. Die grobe üblich wurden, dienten der Herstellung Vorzerkleinerung musste deshalb in feiner Erzkorngrößen von Kies- bis der Alten Sieb- und Klaubeanlage des Sandgröße und lösten die bis dahin Rammelsbergs nach wie vor manuell üblichen Pochstempel nach und nach mit schweren Hämmern vorgenommen ab. Beschickt wurden Walzenbrecher werden. Eine Zerkleinerungsmaschine mit Erz von Schottergröße. für gröberes Aufgabegut war bereits 1858 in den USA erfunden worden, der Dieser Brechertyp war bereits im Backenbrecher (s. Abb. 5.1.b). Er wurde Jahre 1800 in England erfunden wor- Ende des 19. Jahrhunderts weltweit für den und wurde seit 1832 auch im Erzaufbereitungsanlagen typisch und Oberharzer Bergbau eingesetzt (s. Abb. blieb es auch bis in die 1960er Jahre. 5.1.a), am Rammelsberg aber nur in Für den Rammelsberg war sein Einsatz zwei Fällen: bis 1936 noch nicht notwendig. Selbst

15 melsberg drei dieser Vor- und Nachbre- cher-Systeme.

Abb. 5.1.b: Backenbrecher, Prinzip- skizze in der Alten Sieb- und Klaubeanlage, in Abb. 5.1.c: Flachkegelbrecher, Prinzip- der bereits genügend elektrische Ener- skizze gie für den Antrieb eines Backenbre- chers vorhanden gewesen wäre, reichte die manuelle Vorzerkleinerung. Backen-, Walzen- und Kegelbrechern ist gemeinsam, dass sie eine Druckkraft Erst mit dem Bau der neuen Aufbe- auf die zu zerkleinernden Erz- und reitung sind am Rammelsberg Backen- Gesteinsstücke übertragen. Im Gegen- brecher eingeführt worden. Sie sind satz hierzu sind bereits Mitte des 19. noch heute an ihrem originalen Stand- Jahrhunderts Brecher entwickelt wor- ort zu besichtigen. den, bei denen die Zerkleinerung vor allem durch eine schlagende Bean- In den Mittelzerkleinerungsstufen spruchung geschieht. Dazu gehören der Erzaufbereitungsanlagen arbeiteten Schlag-Prall-Brecher (s. Abb. 5.1.d, seit Ende des 19. Jahrhunderts überall 1842 in den USA patentiert) und Ham- auf der Welt die schon beschriebenen merbrecher. Bei Schlag-Prallbrechern Walzenbrecher. In den 1930er Jah- wirft ein schnell laufender Rotor mit ren wurden sie aber in zunehmender seinen Schlagleisten das Haufwerk Zahl durch Flachkegelbrecher ersetzt gegen Prallplatten. Bei Hammerbre- (s. Abb. 5.1.c). Sie waren im ersten chern sind bewegliche Hämmer auf Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts von einem Rotor angebracht, die das Hauf- den Gebrüdern Symons in Milwau- werk durch ein grobes Rost schlagen. kee (USA) entwickelt worden, wes- In der Rammelsberger Flotationsaufbe- halb sie auch als Symons-Kegelbrecher reitung gab es seit 1965 einen Schlag- bezeichnet werden. Es gab am Ram- Prall-Brecher. /KLS 1984/

16 Abb. 5.1.e: Kugelmühle, Prinzipskizze

Wird die Drehzahl größer, dann über- schlägt sich das Mahlgut wie bei einer Abb. 5.1.d: Schlag-Prall-Brecher, Prin- Meeresbrandung und es tritt zusätzlich zipskizze eine schlagende Beanspruchung auf. Wichtig war eine widerstandsfähige War eine feinere Zerkleinerung not- Innenpanzerung der Trommeln, um wendig, als es Brecher ermöglichten, die verschleißbedingten Stillstands- dann sind Mühlen eingesetzt worden. zeiten gering zu halten. Deswegen Am Rammelsberg wure das mit Ein- wurden als Mahlkörper Kugeln ver- führung der Flotation notwendig, die wendet, die nicht so hart waren, wie eine Zerkleinerung des Erzes auf unge- die Mühlenpanzerung. Sie bestand fähr 0,04 mm erforderte. Es handelte an den Stirnwänden aus speziellen sich hier um Nasskugelmühlen und bei Panzerplatten. Der Zylindermatel war der Aufbereitung am Bollrich auch um abwechselnd mit Stahl- und Holz- eine Stabmühle und eine Kugelmühle. leisten ausgekleidet. Die Holzplatten nutzten sich relativ schnell ab, so Der Aufbau von Kugel- und Stab- dass Vertiefungen entstanden, in die mühlen ist ähnlich. Ein liegend ange- sich die durch Abrieb verkleinernden ordnetes Rohr dreht sich um die eigene Kugeln und Erzstücke hinein drück- Achse. In das Innere werden das vorge- ten. Dadurch entstand eine langlebige brochene Mahlgut, Wasser und Mahl- Auskleidung. körper (Stahlkugeln beziehungsweise Stahlstäbe, später statt der Kugeln auch In der Rammelsberger Aufbereitung zylindrische Stahlkörper) gegeben. Das gab es neben den vier Hauptmühlen Mahlgut wird in Drehrichtung mitge- (Nummer I, II, III und IV) drei Mühlen nommen bis der Schüttwinkel zu groß für die Nachmahlung (Nummer V, VI wird und rutscht dann wieder abwärts. und VII, vgl. Kap. 9.5). Die Mühlen Die Erzkörner und die Mahlkörper VI und VII wurden nach Betriebsende reiben gegeneinander und an der Trom- demontiert (vgl. Kap. 11.1). Die Müh- mel (s. Abb. 5.1.e). len I – V sind, wenn auch im Detail

17 Zusammengefasst kann eingeschätzt werden, dass die am Rammelsberg ver- wendete Zerkleinerungstechnik, beste- hend aus

1. Backenbrechern als Vorbrecher, 2. Symons-Kegelbrechern als Mittel- zerkleinerungsmaschinen und 3. Kugelmühlen als Feinzerkleine- rungsmaschinen

Das war typisch für Erzaufberei- tungsanlagen der späten 1920er Jahre bis zu den 1950er Jahren (s. Abb. 5.1.f).

5.2 Klassieren

Für das Trennen des Erzes nach Korngrößenklassen gab es unterschied- liche Gründe. Bis Anfang der 1940er Jahre wünschten die Hüttenbetriebe Abb. 5.1.f: Backenbrecher, Symons- Erzlieferungen von bestimmten Korn- Kegelbrecher und Mühlen in der Neuen größen. Neben der Sortierung nach den Aufbereitung Rammelsberg, Prinzip- Erzsorten erfolgte auf der Halde die skizze Klassierung in folgende Größen: verbessert, weitgehend im Original- • grobes Stufferz (kleine Kegelkugel zustand erhalten geblieben. 1963 ist bis großes Gänseei), Mühle II versuchsweise halbseitig mit • kleines Stufferz (kleines Gänseei bis Gummipanzerung ausgekleidet wor- kleine Faust) und den. Nachdem dieser Versuch erfolg- • Bergkern (großes bis kleines Hüh- reich verlaufen war, wurde Mühle nerei). /KLS 1980/ II 1966 komplett mit Gummipanze- rung ausgerüstet. 1967 folgte Mühle Ursprünglich gab es am Rammels- IV (Hersteller der Gummipanzerung: berg nur manuelle Klassiermöglichkei- Krupp). 1973 ist Mühle I mit Nickel- ten. Über- und Unterkorn mussten von stahl ausgekleidet worden. Nennens- Hand aus dem Haufwerk genommen werte Reparaturen waren 1975 der werden. Das geschah bis zum Anfang Wechsel der Zahnkränze und Ritzel des 19. Jahrhunderts auf den Schur- von Mühle I, III und IV und 1977 der ren der Erzhalden, die es an jedem Einbau einer neuen Eintragsstirnwand der vielen Förderschächte gab. Danach in Mühle I. /KLS 1984/ konzentrierte sich diese Arbeit auf die

18 Erzhalde vor der neu angelegten Tages- tungsschritt hieß deshalb Durchwurf. förderstrecke. Durchwürfe blieben vom ausgehenden Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jahr- Spätestens seit dem 17. Jahrhundert hunderts Standard in den Erzaufberei- gab es am Rammelsberg Rechen (Har- tungsanlagen. ken, sogenannte Kralen), mit denen aus kleinkörnigem Haufwerk Erzstü- Unbewegliche Siebe werden heute cke ausgeharkt wurden, die für den nur noch selten verwendet. Ausnahmen Verkauf an die Hütten groß genug bilden Stangenroste vor Vorbrechern, waren. Der Abstand der Zinken betrug die übergroße Haufwerksstücke zurück- bei den Kralen ungefähr einen Zoll halten. Das wurde auch am Rammels- (vgl. Kap. 5.3). berg praktiziert. Hier sind 1962 vor den Backenbrechereinläufen Roste einge- Neben dem manuellen Klassieren baut worden. Sie haben eine Spaltweite gab es auf den Erzhalden und in von sieben Zentimetern. (vgl. Kap. 9.3, der Brandstaubwäsche Siebe für das s. Abb. 5.2.a). /KLS 1984/ Abtrennen noch zu zerkleinernder Erzstücke. Die Siebe wurden im Harz Mitte des 19. Jahrhunderts stan- als Rätter bezeichnet. Sie waren fest den für die Siebtechnik verbesserte stehend und schräg gestellt. Das Sieb- Antriebsmaschinen und widerstands- gut musste mit Schaufeln dagegen fähigere Siebbeläge zur Verfügung. geworfen werden. Dieser Aufberei- Die Entwicklung ging in zwei unter- schiedliche Richtungen. Gebaut wur- den einerseits Trommelsiebe und ande- rerseits Schwingsiebe.

Bei den Trommelsieben war der Siebboden in Form eines großen lie- genden Rohres gestaltet. Es drehte sich um seine leicht abwärts geneigte Achse. Das Siebgut wurde oben in die Trommel gegeben und beweg- te sich durch die Hangabtriebskraft durch die Siebtrommel. Dabei fielen das Kleinkorn durch das Sieb und das Grobkorn am unteren Ende aus der Trommel heraus. Siebtrommeln konn- ten auch mehrstufig aufgebaut sein. Es gab Varianten, bei denen der vordere Teil größere Siebmaschen hatte als der hintere. Auf diese Art konnten Abb. 5.2.a: Stangenrost über dem Ein- mit einer Siebtrommel drei und mehr lauf von Backenbrecher II, Foto 2012 Kornklassen voneinander getrennt

19 werden. Manche Trommelsiebe hat- Ein Beispiel dafür sind Brecher. ten eine leicht konische Form. Eine Größere Stücke, die nicht in das Bre- andere Variante waren teleskopartig chermaul passen, müssen vorher aus ineinander geschobene Trommeln dem Aufgabegut genommen werden, unterschiedlicher Maschenweite (s. um ein Verstopfen der Brecher zu Abb. 5.2.b). Am Rammelsberg gab es vermeiden. Auch zu viel Unterkorn sowohl in der Alten Sieberei als auch behindert den Brechvorgang. Außer- zeitweise in der Flotationsanlage ein dem wird dadurch der Durchsatz ver- Trommelsieb (vgl. Kap. 9.4). ringert. Bei manchen Brechern wird das Unterkorn deshalb ebenfalls aus dem Aufgabegut entfernt. Bei fast allen anderen Aufbereitungsschritten kommt es ebenfalls darauf an, nur einen bestimmten Korngrößenbereich zuzulassen, um optimal weiter aufbe- reiten zu können.

In der Neuen Flotationsaufberei- tung gab es verschiedene Klassieraus- rüstungen. Dazu gehörten neben den schon erwähnten Stangenrosten und dem Trommelsieb in der Grobkorn- klassierung vor allem die Schwing- siebe. Sie sind wie die Durchwürfe nahezu tischförmig und leicht abwärts Abb. 5.2.b: Trommelsieb, Prinzipskizze geneigt angeordnet. Im Unterschied zu den Durchwürfen sind sie beweg- lich. Mit Einführung der Flotationsauf- bereitung änderten sich die Anforde- Bei der ursprünglichen Bauform rungen an die Klassierung grundle- führten die Siebe eine Hin- und Her- gend. Die Wünsche der Hütten standen bewegung aus. Seit Mitte des 20. nun nicht mehr im Vordergrund, denn Jahrhunderts haben sich Bauformen von der Neuen Flotationsaufbereitung mit drehenden Unwuchtgewichten erhielten sie ohnehin nur sehr fein- an den Siebkästen durchgesetzt. Das körnige Konzentrate. Dafür war die Siebgut wird dabei durch Wurfbe- Aufbereitung ein in sich kompliziertes wegungen über den Siebboden trans- System verschiedenster Aufbereitungs- portiert (s. Abb. 5.2.c). Am Ram- schritte geworden. Nun ging es beim melsberg gibt es je ein Schwingsieb Klassieren vor allem darum, jedem ein- unterhalb der Backenbrecherbunker zelnen Aufbereitungsschritt möglichst beziehungsweise vor den Klaubebän- nur die Korngröße zuzuleiten, der opti- dern und Symons-Kegelbrechern (vgl. mal verarbeitet werden konnte. Kap. 9.4).

20 versuchsanlage eingesetzt wurden und deshalb hier nicht weiter beschrieben werden sollen.

Stattdessen gab es am Rammelsberg seit 1936 in der Neuen Aufbereitung

Abb. 5.2.c: Schwingsieb, Prinzipskizze

Für die nasse Klassierung arbeiten Schwingsiebe vor allem bei Korngrö- ßen wirtschaftlich, die gröber als Sand sind. Für die Klassierung von feine- rem Aufbereitungsguts sind Ende des 19. Jahrhunderts Spitzkästen erfunden worden, die aber am Rammelsberg Abb. 5.2.e: Mühle und Rechen-/Schüs- nur versuchsweise in der Flotations- selklassierer, Prinzipskizze

Abb. 5.2.d: Rechen-/Schüsselklassierer, Foto von Thomas Liebisch 2012

21 Schüssel- und Rechenklassierer (s. förmig in Gestalt der Schüsseln gebaut Abb. 5.2.d). Sie wurden zusammen worden. mit den Kugelmühlen im Kreislauf betrieben und hatten die Aufgabe, aus In den Niederlanden ist um 1950 dem gemahlenen Gut die Kornklasse die Hydrozyklontechnik zum Klssie- abzutrennen, die für die nachfolgende ren, Eindicken und Wasserklären ent- Flotation fein genug ist (s. Abb. 5.2.e). wickelt worden. Bereits 1951 ist ein Das abgetrennte Grobgut wurde erneut Zyklonklassierer versuchsweise in der gemahlen. Rammelsberger Zink-Vorkonzentrat- Klassierung zusammen mit Mühle V Streng genommen bildete jeweils ein eingesetzt worden (s. Abb. 5.2.f und Schüssel- und ein Rechenklassierern g). Dabei wurde ein guter Trennerfolg eine zusammen gehörende Maschi- erreicht. ne. Der Feingutaustrag erfolgt an der Überlaufkante der Schüssel. Den Grob- Hydrozyklone bestehen aus einem gutaustrag übernimmt der Rechen. Er oberen zylindrischen Teil, an den sich hatte die Aufgabe, das Grobgut von der unten ein konischer anschließt. Die unteren Austragsöffnung des Schüssel- zu klassierende Trübe wird durch eine klassierers hinauf zur Mühlenbeschi- Aufgabedüse unter Druck tangential ckung zu transportieren. in das Innere des Zyklons gepumpt. An der Außenwand des Zyklons bildet Der eigentliche Klassiervorgang sich eine abwärts führende Umlauf- erfolgte in der Schüssel. Dort hatte strömung mit dem Grobgut. Es wird das Grobkorn Zeit, sich in der Trübe am unteren Konusteil ausgetragen. Das abzusetzen. Es wurde dort von einem Feingut gelangt im Zentrum des Zyk- Krählwerk erfasst und zu der zentral lons nach oben und dort in das obere angeordneten Abflussöffnung gescho- Austragsrohr. /KRA 1954a/ ben. Unter dieser Öffnung wurde es vom Rechen erfasst und abtranspor- tiert. Das Feinkorn blieb in der Trübe und floss am oberen Rand der Schüssel in einen Überlauf und von dort über ein Rohr zu einem Sammelbehälter auf der Flotationsebene (vgl. Kap. 9.5).

Die Bezeichnung Rechenklassierer ist also in diesem Fall irreführend. Er war zwar auch für eine Klassierung geeignet, wenn er am unteren Ende des Rechentrogs eine sehr lange Überlauf- kante gehabt hätte. Dafür stand aber nicht genügend Platz zur Verfügung. Stattdessen ist die Überlaufkante kreis- Abb. 5.2.f: Zyklon, Prinzipskizze

22 Abb. 5.2.g: Zyklon (links an der Leiter) und Mühle V, Foto 2012

Später sind weitere Zyklone ein- dem an dieser Stelle kurz beschrieben gesetzt worden, zum Beispiel 1955 werden. Unterschieden wurde in der in der Zink- und Pyritflotation und Rammelsberger Anlage zwischen den 1971 in der Kupferreinigung und bei Eindickern, den Filtern und einem Zyk- der Herstellung von Bleikonzentrat I. lator. Ihr Nachteil gegenüber den wesent- lich langsamer laufenden Rechen- und Eindicker sind große, runde Behälter, Schüsselklassierern war ein höherer die mit Erztrübe gefüllt wurden. Die Verschleiß durch die größere Strö- fein verteilten Erzpartikel setzten sich mungsgeschwindigkeit. Die vier Schüs- aufgrund ihrer Schwerkraft ab, wurden sel- und Rechenklassierer der Mühlen I dort von einem Krählwerk erfasst und bis IV blieben deshalb erhalten. /KLS zur Mitte geschoben. Dort befindet sich 1984/ ein Abfluss, durch den der eingedickte Schlamm abgepumpt und wieder der Das Abtrennen von festen Bestand- Flotation zugesetzt oder zur Konzen- teilen aus Gasen und Flüssigkeiten, das trattrocknung geleitet werden konnte. Reinigen von Gasen und Flüssigkeiten Am oberen Rand ist eine Überlaufrin- und das Entziehen von Wasser aus ne, in die das überschüssige Wasser feuchten Schlämmen gehört eigentlich läuft. Es wurde, je nachdem, welche nicht zur Klassierung, soll aber trotz- Konzentrate darin enthalten waren, zu

23 ckungsmittel in das zu klärende Wasser gemischt. Die Feststoffpartikel verbin- den sich daraufhin untereinander. Die dadurch entstehenden größeren Partikel sinken ab. Anschließend wird die Trübe in den äußeren Ringraum geleitet. Dort hat sie Zeit zum Sedimentieren.

Ähnlich wie beim Eindicker werden die abgesetzten Feststoffe mit einem Abb. 5.2.h: Eindicker, Prinzipskizze Krählwerk zusammengeschoben. Das Krählwerk wird allerdings nicht über eine zentrale Antriebswelle bewegt, sondern durch eine umlaufende Brü- cke (s. Abb. 5.2.j und k). Das geklärte Wasser erreichte eine Reinheit, die es erlaubte, es in die Umgebung (Vorflut) abzugeben. Abweichend zu Eindickern wird der Schlamm mit Pumpen nach oben abgesaugt. Eine Pumpe hebt den Schlamm in den mittleren Zylinder zurück, um das Material noch einmal zu bearbeiten und eine zweite pumpt Abb. 5.2.i: Eindicker am Schrägaufzug, den fertigen Schlamm aus dem Zykla- Foto 2010 tor heraus und leitet ihn der Weiterver- arbeitung zu. den entsprechenden Flotationsstufen als Prozesswasser zurückgeführt (s. Für den Transport zu den Hütten war Abb. 5.2.h und i). es vorteilhaft, den Wasseranteil der eingedickten Konzentrate noch einmal Mit Eindickern können aber nur zu verringern. Dafür wurden Vakuum- Schwebstoffe aus dem Wasser abge- trommelfilter verwendet (s. Abb. 5.2.l). trennt werden, die selbsttätig im Wasser Sie bestehen aus einer Wanne, in die absinken. Sind sie zu fein, dann bleiben das eingedickte Konzentrat gepumpt sie in der Schwebe. Zur Klärung dieser wurde. Eine Vorrichtung hielt es in Wässer ist 1963/64 auf dem unteren leicht schaukelnder Bewegung, damit Werkhof ein Zyklator gebaut worden. es sich nicht absetzen konnte. In die /KLS 1984/ Wanne taucht eine langsam rotierende Trommel ein, die mit einem derben Zyklatoren ähneln Eindickern, nur Filtertuch bespannt ist. Im Inneren der dass sich in der Mitte ein weiterer Trommel wurde ein starker Unter- Zylinder mit deutlich kleinerem Durch- druck eingestellt und das Konzentrat messer befindet. Darin werden Flo- dadurch angesaugt. Bei der Drehung

24 Abb. 5.2.j: Zyklator, Prinzipskizze

Abb. 5.2.k: Zyklator und externe Eindicker, Luftbild 2010

25 Abb. 5.2.l: Trommelfilter am Rammelsberg, im Hintergrund Marion Schuster, Foto Kristof Schuster 2002 der Trommel gelangte das angesaug- der Trommeloberfläche ab und ließen te Konzentrat aus dem Bad heraus es auf ein Gurtbandförderer rutschen und wurde weitgehend entwässert. Das (s. Abb. 5.2.m). Wasser drang durch das Filtertuch ins Trommelinnere und wurde abgepumpt. Im trockenmechanischen Teil der Abstreifer nahmen das Konzentrat von Aufbereitungsanlage entstand viel staubbelastete Luft. Sie wurde abge- saugt und mit einem Textilschlauchfil- ter (Hersteller Beth) gereinigt. Dieser kastenförmige Filter ist im Treppen- haus zwischen Vorbrecherebene und Mittelzerkleinerungsebene angeord- net. In seinem Inneren hängen Schläu- che, in die die staubbelastete Luft geleitet wurde. Ein Klopfwerk hob die Schläuche nacheinander an und ließ sie danach wieder fallen (s. Abb. 5.2.n und o). Dadurch rutschte der am Tex- tilgewebe haftende Staub nach unten, wurde dort von einer Förderschnecke erfasst und zu den Mühlen transpor- tiert. 1954 kamen Beth-Fliehkraft- Abb. 5.2.m: Trommelfilter, Prinzipskiz- Staubabscheider (Zyklonfilter) dazu, ze die an der Südwand der Mittelzer-

26 kleinerung eingebaut wurden (s. Abb. 5.2.p und q). /KLS 1984/

Abb. 5.2.n: Beth-Schlauchfilter, Prin- zipskizze

Abb. 5.2.p: Beth-Zyklonfilter, Prinzip- skizze

Abb. 5.2.o: Beth-Schlauchfilter, im Hin- Abb. 5.2.q: Beth-Zyklonfilter, davor ste- tergrund Stefan Dützer, Foto 2012 hend Thomas Liebisch, Foto 2012

27 5.3 Klauben ausschließlich in Mischformen vor, so dass die Unterscheidung erschwert Beim Klauben wird das Roherz Stück wurde. Hervorzuheben ist das soge- für Stück auf seine Eigenschaften über- nannte Melierterz, in dem sowohl Kup- prüft. Je nach Ergebnis der Prüfung fer- als auch Bleierz enthalten war. wird das betreffende Stück aussortiert Trotz der Vermischung boten diese oder im Materialstrom belassen. Zu optischen Eigenschaften die Möglich- diesen Eigenschaften gehörte jahr- keit zur Sortierung. /KRA 1951/ hundertelang vor allem der optische Eindruck, unmittelbar wahrgenommen Im 15. Jahrhunderts war die Erzför- durch die Klaubearbeiter. /KRA 1951/ derung aus den Rammelsberger Gru- ben nach und nach eingestellt worden. In den letzten Jahrzehnten kamen Die Halden, auf denen in der Zeit zuvor Ptozesse hinzu, bei denen andere das als unbrauchbar betrachtete Hauf- Eigenschaften für das Klauben genutzt werk abgekippt worden war, wurden in werden, wie beispielsweise die ausge- dieser Zeit noch einmal nach nutzbaren sendete radioaktive Strahlung oder die Mineralen durchsucht. Die bei dieser Reaktion auf UV-Licht. Am Rammels- Klaubearbeit als Abgänge übrig geblie- berg erfolgte die Erzklaubung aller- benen tauben Massen liegen heute auf dings immer ohne besondere Messge- dem Höhenniveau 390 m NN an der räte. Speziell geschulte Klaubearbeiter Straße zum Maltermeister Turm. erkannten anhand von Farbe, metalli- schem Glanz und Oberflächenstruktur, Im 16. Jahrhundert begann die Erz- ob es sich um Bleierze, Kupfererze, förderung wieder, nun aber besonders Blei-Kupfer-Mischerze oder andere spezialisiert auf Bleierze und das darin Erze handelte. Sie waren sogar in der enthaltene Silber. Die Praxis der Hand- Lage, die Erze recht genau nach den klaubung auf den Schachthalden blieb verschieden hohen Kupferkonzentrati- aber die gleiche. /KRA 1948a/ onen zu unterscheiden. 1715 hat Berckelmann diese Aufbe- Die Rammelsberger Lagerstätte setz- reitung etwas näher beschrieben. Die te sich aus unterschiedlichen Mineralen Bergleute hatten bereits untertage das zusammen, wobei nur ein Teil Kupfer- Erz grob vorsortiert. Übertage erfolg- gehalte hatte, die eine Verarbeitung zu te auf den Erzhalden eine genauere Kupfer erlaubten. In reiner Form sind Sortierung. An den Schächten gab es Kupferminerale leicht an ihrer dunkel- einen als Scheider bezeichneten Berg- goldenen Farbe zu erkennen. Sie unter- mann, der bereits auf „der Bahn“ (den scheiden sich dadurch von den hell- Holzschurren, über die das Erz auf goldenen pyritischen Erzen, den grau- die Erzhalden oder auf die Fuhrwerke silbrigen Bleierzen, den bräunlichen rutschte) das zu kleine Erz mit einer Zinkerzen und den matt-grauen, vor- Harke abtrennte. Es wurde in die Erz- rangig Schwerspat enthaltenden Erzen. wäsche gebracht, dort gesäubert und Allerdings kamen diese Erzsorten fast zu den Hütten transportiert. Das aus-

28 Tabelle 5.3: Grubenerz-Klaubeprodukte 1905, alles in t, nach /KLS 1980/

Förderung aus der Grube Bleierz Melierterz Kupferkniest Summe Aufberei- Kupfererz 309 3940 177 4426 tungspro- Melierterz 515 9392 9907 dukte Bleierz 16032 7566 23598 Schwefelerz 1443 1155 2598 Kupfer- 137 4487 4624 kniest* Halden- 7534 8682 16216 klein** Abgang 20 19 16 55 Summe 25853 30891 4680 61424 geklaubte taube Material wurde auf die Die Betriebsberichte enthalten Listen Bergehalde gefahren (vgl. Kap. 5.4.) der Mengen geförderter Erzsorten. Bei- /BER 1715/. spielsweise wurden 1850 5.244 t Blei- erz, 3.058 t Kupfererz, 3.675 t Melier- Im Bergamtsprotokoll vom 15. Juni terz und 448 t Kupferkniest gefördert. / 1722 ist vermerkt, dass für die „bau- KER 1853/ fällig gewordene Erzwäsche vor dem Rammelsberge“ 16 Gulden, 15 Gro- Für das Klauben wurden relativ viele schen und 6 Pfennige vom Gosla- Arbeiter benötigt. Das belastete zwar rer Bergamt bewilligt wurden. /BAC den wirtschaftlichen Betriebserfolg, 1722/ hatte aber auch einen sozialen Aspekt. Mit dem Klauben wurden viele Berg- Die wesentliche Aufbereitung erfolg- leute beschäftigt, die aufgrund von te aber nach wie vor auf den Erz- Verletzungen oder altersbedingt nicht halden an den Schächten. Sie endete mehr in den Gruben arbeiten konnten. Anfang des 19. Jahrhunderts mit den Sie hatten dadurch trotzdem noch ein Röderschen Reformen, in deren Folge Einkommen. Renten gab es für sie die gesamte Erzförderung auf die in bis zum Ende des 19. Jahrhunderts diesem Zusammenhang neu angelegte nicht und einen Gnadenlohn gewähr- Tagesförderstrecke umgestellt wurde. ten die Gruben nur in Ausnahmefäl- Nun gab es statt der vielen Schacht- len. Die Erzwäschen hatten aber auch halden nur noch eine zentrale Erzhal- die Aufgabe der Lehrlingsausbildung. de beziehungsweise Erzklaubung. Sie Dort begannen die angehenden Berg- befand sich vor dem Stollenmundloch leute ihren beruflichen Werdegang als im Bereich des heutigen Museums- Pochjungen und Wäschearbeiter, um haupteingangs. unter der Anleitung erfahrener Auf-

29 bereitungsarbeiter ihren Blick für die lager bestanden jedoch nur ungefähr Erze zu schulen (vgl. Kap. 5.4.). /KRA vier Meter Höhenunterschied, die nicht 1948a/ ausreichten, um dazwischen die vor- gesehenen Siebe, Brecher, Bunker und Trotzdem fehlte es nicht an Versu- Klaubebänder unterzubringen. Deshalb chen, das Klauben effektiver zu gestal- musste eine gesonderte Vertikalförder- ten. Ein Beispiel dafür war der Bau der anlage gebaut werden. /KLS 1984a/ Rammelsberger Sieb- und Klaubeanla- ge in den Jahren 1912/13. Eine wesent- Als technische Lösung dieses Prob- liche Modernisierung stellten die Lese- lems ist der Bau eines kurzen Schach- bänder dar. Das waren Gurtbandförde- tes, des sogenannten Hebeschachts, rer, an deren Seiten die Klaubearbeiter gewählt worden. Er beginnt unterta- standen. Ein weiterer Vorteil war, dass ge von der Tagesförderstrecke. Seine die Klaubearbeiten nun weitgehend Tagesöffnung liegt 18 m höher am witterungsunabhängig wurden. Hang, im Niveau der oberen Sieberei- Etage. Die Erzbelieferung dieser Anla- Die (Alte) Sieb- und Klaubeanlage ge war damit weitgehend vor Witte- war die unmittelbare Vorgängeranlage rungseinflüssen geschützt. /GEI 2001/ der heutigen Rammelsberger Flotati- onsanlage. Sie arbeitete allerdings noch Die Erze kamen in sogenannten ausschließlich trockenmechanisch. Mit Stehaufwagen (Förderwagen mit beid- ihr sollten bei einschichtigem Betrieb seitiger Kippmöglichkeit) aus der Gru- 350 t pro Tag beziehungsweise 100.000 be. Sie hatten ein Volumen von einem t pro Jahr verarbeitet werden können. halben Kubikmeter. Vom Hebeschacht Das war dreimal mehr als bis dahin führte eine kurze Gleisbrücke zur obe- und wäre mit der Handklaubung auf ren Waage- und Entleerungs-Etage. der Erzhalde (dem Erzfreilager auf Die Wagen wurden dort separat nach dem unteren Werkhof) nicht möglich Erzsorten auf sechs fest stehende Roste gewesen. (Siebe) gekippt. Der Rostdurchgang betrug jeweils 150 mm. /KLS 1980/ Die Inbetriebnahme der Sieb- und Klaubeanlage erfolgte am 04. Oktober Das Überkorn ist von Hand in Kup- 1913. Wie ihre Nachfolgerin ist sie an fererz, Bleierz und Melierterz sortiert den Hang des Rammelsbergs gebaut und das Kupfererz und das Bleierz worden, allerdings ungefähr siebzig in getrennte Bunker gestürzt worden. Meter weiter südlich. Eine wichtige Sie reichten bis hinab zur Werkstraße. Rahmenbedingung für die Bauplanung Dort wurde das Erz aus den Bunkern war, dass die Erze weiterhin mit Pferde- in Förderwagen geladen und mit einer fuhrwerken zu den Hütten transportiert Seilzuganlage zum Freilager gezo- werden sollten, denn dafür bestanden gen. Beim Entladevorgang blieben die alte Verträge. Das Erzfreilager sollte Wagen mit dem Seil verbunden. Sie deshalb in Betrieb bleiben. Zwischen wurden also während der Fahrt ent- der Tagesförderstrecke und dem Frei- leert.

30 Abb. 5.3: Alte Sieb- und Klaubeanlage, Prinzipskizze nach /KLS 1984a/

Das Melierterz wurde in einem Wal- hinaus auf die Stege des Freilagers zenbrecher zerkleinert und gelangte gezogen, um dort abgestürzt zu wer- zusammen mit dem Rostdurchgang in den. Von dort erfolgte der Abtransport Bunker und von dort über einen Schub- zu den Hütten mit Pferdefuhrwerken (s. wagenspeiser zu einem Trommelsieb, Abb. 5.3). mit dem vier Korngrößenklassen her- gestellt wurden: Für die geklaubten Blei-Kupfererze und Kupfererze ist 1916 eine gesonder- 0-30 mm (Schlieg), te Seilzugvorrichtung gebaut worden. 30-50 mm (Gräupel), Sie brachte die Förderwagen zu Bun- 50-80 mm (Waschkern) und kern, die sich zwischen der Werkstraße 80-150 mm (Bergkern). und dem unteren Werkhof befanden. Aus ihnen wurden die Erzbahnwagen Bergkern und Waschkern wur- gefüllt, die über die 1916 neu angeleg- den anschließend auf Lesebändern te Schmalspur-Erzbahn mit speziellen geklaubt, wobei besonders Holz- und Waggons und Dampflok zur Hütte nach Eisenteile sowie Schieferstücke aussor- Oker gefahren wurden. tiert werden sollten. Das geklaubte Erz wurde in Förderwagen geladen und mit Trotz der erreichten Leistungsstei- der oben genannten Seilzugvorrichtung gerung waren Klaubeanlagen in den

31 1920er Jahren weltweit in der Regel zu 5.4 Rinnen,- Herd- und teuer und nicht mehr zeitgemäß. Die Setzarbeit meisten wurden in den 1930er Jahren außer Betrieb genommen, die Ram- Rinnen, Herden und Setzvorrich- melsberger Sieb- und Klaubeanlage tungen ist gemeinsam, dass sie den erst 1940. Dichte­unterschied zwischen einem schwereren Erz und einem leichteren Am Rammelsberg wurde die Klau- tauben Material nutzen. Das feine Roh- bung durch die Neue Aufbereitungs- erz wird in Wasser zu einer Trübe auf- anlage abgelöst. Das geschah in zwei geschlemmt. Die Erzkörner bewegen Schritten. 1939 ging die Alte Sieberei sich darin auf anderen Bahnen als das außer Betrieb und die Blei-Zinkerze taube Material. wurden in der Neuen Aufbereitung flotiert. Übrig blieb aber eine Kup- Rinnen oder Schlammgräben, am fererz-Handklaubung, die ebenfalls in Rammelsberg Durchlass genannt, der Neuen Aufbereitung untergebracht waren leicht geneigt angelegt. Die war. Diese letzte Rammelsberger Erz- Erztrübe wurde oben eingeleitet. Am klaubung wurde erst 1941 eingestellt. Boden blieben die schweren Erz­ Fortan wurden alle Erze gemeinsam partikel liegen. Die leichteren tauben flotiert. Ge­steinspartikel wurden vom Wasser weg geschwemmt. /KRA 1951/ Seit 1941 diente das Klauben am Rammelsberg nur noch dem Aussor- Herde waren schon in der Antike tieren von Holz- und Eisenteilen. Sie bekannt. Es handelt sich dabei um traten ab dieser Zeit durch die verstärk- leicht geneigte Tische. An ihrem obe- te Mechanisierung des Grubenbetriebs, ren Ende wird die Erztrübe etwas besonders aber durch den Einsatz des schräg aufgegeben, die dann in leich- neuen Abbauverfahrens, des Fließbaus tem Bogen abwärts fließt. Dabei spült und später durch den Einsatz mechani- das Wasser die tauben Körner weiter scher Lademaschinen, wie Schrapper, hinab als die Erzkörnchen. Auf den Wurfschaufellader und Frontschaufel- Herdflächen bilden sich sogenannte lader, häufiger im Haufwerk auf. Fahnen, parabelförmige Ablagerungen der Erzkörnchen, die separat vom Herd 1954 wurden über den Lesebändern genommen werden können. Die Herde Magnetabscheider eingesetzt, um auch können glatte Holztische sein, Quer- die letzten manuellen Lesearbeiten rippen haben oder mit Textilbahnen weitgehend einzusparen. Zusätzlich bespannt sein. Der Name Kehrherd lei- gab es Eisenspürgeräte, die über den tet sich davon ab, dass die Erzkörnchen Gurtbandförderern installiert worden in gewissen Abständen mit Besen abge- waren und den Klaubearbeiter durch kehrt wurden. Im 19. Jahrhundert sind akustische und visuelle Signale auf ent- Herde weiterentwickelt und optimiert haltene Eisenteile aufmerksam machte. worden, wobei zum Beispiel Schnell- /KLS 1984/ stoßherde und Rundherde entstanden

32 sind. Am Rammelsberg erlangen sie Das beim Klauben als unbrauch- allerdings keine Bedeutung und sollen bare Korngröße anfallenden Feinerz deshalb hier nicht weiter beschrieben bildete einen großen Teil des geför- werden. derten Roherzes. Es gemeinsam mit dem Brandstaub verkaufsfähig aufzu- Unter Setzarbeit wurden Aufberei- bereiten, war das Ziel der Arbeit in der tungsschritte verstanden, bei denen Brandstaubwäsche. ein Korngemisch aus Erz und tau- bem Material von einem pulsierenden Als Brandstaub wurde ein Gemisch Wasserstrom durchflossen wird. Dabei aus feinstückigem Erz, verkohlten setzen sich die schweren Körner unten Holzresten, Asche und Schieferstü- ab. Das Setzen kann von Hand gesche- cken bezeichnet. Es entstand beim hen, indem ein Sieb mit dem Korn- Feuersetzen, dem bis in die 1860er gemisch beladen unter Wasser auf Jahre in den Rammelsberger Gru- und ab beziehungsweise hin und her ben vorrangig angewendeten Abbau- bewegt wird. Bei den 1828 eingeführ- verfahren. Der Brandstaubverkauf ten Setzmaschinen wurde dasselbe an die Hütten erschien Jahrhunder- Prinzip angewendet, nur dass hier ein te lang nicht als lohnend, obwohl Sieb im Wasserbad durch Maschinen- bekannt war, dass der Brandstaub kraft bewegt wurde. Später wurde das ungefähr ein Zehntel des gewon- Wasser rhythmisch durch fest stehen- nen Erzes enthielt. Seine Beimengen de Siebböden gedrückt (Kolbensetz- waren für die Verhüttung ungünstig. maschinen). Außerdem neigte der Brandstaub zur Selbstentzündung. Er war deshalb Zu jeder Erzwäsche gehörte, wie auf gesonderte Halden gebracht oder auch im Falle der Rammelsberger untertage gelassen und zum Planie- Brandstaubwäsche, ein Sumpf. Das ren der Fahrwege und der Weitungs- war ein offener kleiner Teich, in den sohlen verwendet worden. die nicht weiter aufbereitbaren Schläm- me geleitet wurden. Die Schwebstoffe Die Brandstaubwäsche erfolgte mit setzten sich dort ab und das dadurch Hilfe eines kleinen Staus des Wintertal- weitgehend geklärte Wasser konnte in Bachs. Das Erz wurde dort bis zum die Vorflut abgegeben werden. Ende des 18. Jahrhunderts im Freien gewaschen, das heißt von anhaften- Vom wirtschaftlichen Standpunkt den Verunreinigungen befreit (s. Abb. betrachtet lassen sich Rammelsber- 5.4.a). Über eine weitergehende Auf- ger Erze nicht mit Rinnen, Herden bereitung durch diese Erzwäsche ist und Setzvorrichtungen in Kupfer- und nichts bekannt. Bleierze sortieren. Dafür waren die Dichteunterschiede zu gering und der Bereits 1565 hatte Lazarus Ercker Verwachsungsgrad zu innig. Immer von Erzwäschen geschrieben, in denen wieder angestellte Versuche haben das kleinstückiges Erz in einem Durchlass nachdrücklich bewiesen. gewaschen würde. /ERC 1565/

33 Abb. 5.4.a: Erzwäsche im Freien, Tageriss /EGG 1735/

1615 erwähnte auch Löhneyß Erzwä- 1735 ist von Eggers ein Plan von schen „vor dem Berg“. Es wurde Erz in der Übertagesituation des Rammels- zwei Korngrößen hergestellt, Kern und bergs gezeichnet worden. Darauf ist im Klein, wobei die erstere größer als eine Bereich des heutigen Unteren Werk- Haselnuss war und zweite kleiner. Das hofs und des 15m-Eindickers eine kleine Erz wurde von den Hütten bei “Bergwäsche“ zu sehen. Es hat sich der Haufenröstung als untere Schicht nicht um ein Gebäude gehandelt. Gear- eingebaut. /LÖH 1617/ beitet wurde offensichtlich im Freien. /EGG 1735/ 1665 hatte Koch das Verfahren etwas näher erklärt. In der Wäsche „unter“ 1767 hat Cancrinus beschrieben, dem Rammelsberg sei das aussortier- dass der Brandstaub aufbereitet wurde. te Wascherz mit Schaufeln in einem Er würde „unter der Stürze“ in einen Gerenne gerührt worden, bis es sauber „Sumpf gespühlt“, um die brauchba- genug war, um an die Hütten abgege- ren Erzstücke aussortieren zu können. ben werden zu können. /KOC 1665/ /CAN 1767/

34 1768 wurde das erste regelrechte Aufbereitungsgebäude des Rammels- bergs in Betrieb genommen. Es stand zwischen der heutigen Waschkaue und der Rammelsberger Straße und ist auf Veranlassung des damaligen Werkleiters Röder errichtet worden. Aufbereitet wurde hier sowohl Feinerz (Haldenklein) als auch Brandstaub (s. Abb. 5.4.b).

Zusätzlich zu dem Brandstaub, der aus den Gruben heraus gefördert wurde, wurde in der Wäsche noch Brandstaub aus der Haldenrückgewinnung aufbe- reitet. Im Winter musste der Betrieb eingestellt werden, weil das Wasser einfror. Trotzdem ging der Betrieb in den untertägigen Gruben weiter, so dass auch im Winter Brandstaub anfiel. Deshalb wurde ein Schuppen errich- Abb. 5.4.b: Brandstaubwäsche (unteres tet, in dem die im Winter geförderten Gebäude), Ausschnitt aus einem Gemäl- Brandstaubmassen zwischengelagert de von nach Karl Koch, 1837 werden konnten. Er befand sich auf

Abb. 5.4.c: Brandstaubschuppen (großes Gebäude in Bildmitte), Schienenbahn und Brandstaubwäsche (Gebäude rechts unten), nach Melchior Kraus, 1784

35 dem Höhenniveau der Schachthäuser port errichtete Schienenbahn hinab und der alten Halden. Von dort führte zur Brandstaubwäsche (s. Abb. 5.4.c) eine eigens für den Brandstaubtrans- /KER 1853/, /AHR 1853/

Heinrich Ahrend hat in seinem Betriebsbericht den Vorgang der Brandstaubwäsche ausführlich beschrieben. Demzufolge sind die Erze, die noch weiter zu sortieren waren, und der Brandstaub in die Brandstaubwäsche gebracht und dort durch zwei hölzerne Trichter auf eine lange Scheidebank gestürzt worden. War das Erz zu verunreinigt, dann wurde es in der Art behandelt wie auch der Brandstaub.

Für Brandstaub gab es unmittelbar neben dem Gebäude einen weiteren Schuppen, in dem er getrennt nach Blei- und Kupfererzgehalt zwischengelagert wurde. Der erste Aufbereitungsschritt war die Grobklassierung (Durchwurf). Verwendet wurden dafür drei fest stehende, eiserne Siebe mit 18 mm Maschenweite (Rätter). Sie waren auf hölzernen Gestellen montiert und hatten eine Länge von 1,5 m, eine Breite von 0,6 m und eine Neigung von 52°. An jedem Rätter waren zwei Burschen beschäftigt. Der eine transportierte den Brandstaub aus dem Schuppen zum Rätter und der zweite war mit dem Absieben beschäftigt.

Die Kornfraktion, die nicht durch das Sieb gefallen war, nannte man Waschkern. Er war noch verschmutzt und mit Asche vermischt und wurde deshalb gewaschen. Dafür gab es einen leicht schräg stehenden 3 m langen und 1,2 m breiten Herd. Er hatte drei Abschnitte, die Gefälle genannt wurden. Das obere war 30 cm und das untere 15 cm hoch. Oben am Herd wurde mit einer hölzernen Rinne (Gerenne), sauberes Wasser zuge- führt. Am unteren Ende wurde das schmutzige Wasser mit einem Gerenne abgeführt. Das Waschen geschah mit einer Kratze. Die im gewaschenen Gut enthaltenen zu großen Erzstücke wurden vor dem Wäschegebäude mit großen Handhämmern zerkleinert und der Tonschiefer aussortiert. Das Zwischenprodukt bezeichnete man als Kern.

Der Siebdurchgang der Rätter wurde in zwei Rinnen von 30 cm Breite, 30 cm Tiefe und 1,65 m Länge gestürzt und mit Wasser aufgeschlämmt (Durchlässe). Sie waren leicht geneigt. An ihrem unteren Ende staute ein 10 cm hohes Brett das Wasser in der Art eines kleinen Wehrs an. Das überlaufende Wasser wurde in den an der Wäsche vorbei fließenden Bach, die Abzucht, geleitet. Das Material, das sich vor dem Brett abgesetzt hatte, wurde in einen weiteren Durchlass gegeben und dort mit einer Schaufel so lange gerührt, bis alle Kohle- und Aschebestandteile entfernt waren. Danach erfolgte auf einem 4,8 m langen und 1,2 m breiten Klaubetisch (Bühne) die Aussortierung der noch enthaltenen Schiefer- stücke.

Das so erzeugte Zwischenprodukt wurde in vier Setzsiebe gegeben. Jedes hatte einen Durchmesser von 60 cm, eine Bordhöhe von 7,5 cm und zwei Handgriffe. Der Siebbo- den bestand aus geflochtenem Messingdraht mit einer Maschenweite von 6 x 4 mm. An jedem Setzsieb stand ein Bursche, der das Sieb in einem mit Wasser gefüllten Setzfass

36 „recht schnell hin und her“ bewegen musste. Die Setzfässer hatten einen Durchmesser von 1,2 m und eine Höhe von 1,1 m. Sie waren so hinter der Bühne aufgestellt, dass sie halb unter ihr standen und das Material direkt von der Bühne auf die Setzsiebe gezogen werden konnte. Das durch das Setzsieb gefallene Erz nannte man Schlieg. Er wurde bis zum Abtransport zu den Hütten in einer Kiste zwischengelagert. Die im Setzsieb über dem Erz liegenden Schieferstücke mussten von Hand heraus genommen werden. Das Fertigprodukt hieß Gräupel.

Das Brauchwasser für die Brandstaubwäsche stammte aus dem Herzberger Teich. Sein ehemaliger Grundablass (Grundstriegel) war im Laufe der Jahrzehnte undicht geworden. Das dort austretende Wasser reichte sowohl hinsichtlich der Geländehöhe als auch des Volumenstroms für die Brandstaubwäsche aus.

Gewöhnlich wurde die Brandstaubwäsche nur von Anfang April bis Ende November betrieben, weil sie unbeheizt war und bei Frost nicht mit Wasser gearbeitet werden konn- te. Im Winter wurden die älteren Burschen als Förderleute (Reihehelfer) in der Grube beschäftigt. Die jüngeren halfen auf der Erzhalde beim Zerkleinern der Erze.

Die Aufsicht führte ein Wäschesteiger, der dafür wöchentlich 2 Thaler und 8 Groschen erhielt. Das war etwas weniger als der Lohn eines Grubensteigers. Deshalb wurde dem Wäschesteiger die Möglichkeit gegeben, in der Grube Überstunden zu machen. Damit konnte er zusätzlich 16 Groschen pro Woche verdienen. Im Winter arbeitete er als Gedingarbeiter in der Grube mit einem Lohn von wöchentlich 2 Thaler und 18 Groschen. Gewöhnlich arbeiteten sechs Burschen am Durchwurf, zwei waren mit dem Waschen an den Gefällen beschäftigt, zwei bis drei sortierten Schiefer aus und zerschlugen die großen Erzstücke, sechs arbeiteten am Durchlass und vier an den Setzsieben.

Das Mindestalter bei der Einstellung der Burschen betrug 15 Jahre. Die ersten drei Jahre erhielten sie wöchentlich 14 Groschen, danach 16 Groschen. Anschließend wurden sie Set- zer und bekamen 18 Groschen mit einer jährlichen Zulage von zwei Groschen. Mit 17 Jah- ren konnten sie schon aushilfsweise in der Grube eingesetzt werden und danach dauerhaft.

Die Arbeitszeit begann Dienstag bis Freitag um 5 Uhr und endete um 16 Uhr. Mon- tags begann sie erst nach der Betstunde und dauerte acht Stunden. Sonnabends wurden sieben Stunden gearbeitet. Die Wäschearbeiter wurden auch auf der Erzhalde eingesetzt. Sie sortierten dort die Erze. Auf der Erzhalde gab es ebenfalls einen Durchwurf. Außer den Wäschearbeitern wurden zum Sortieren der Erze auf der Erzhalde auch die Arbeiter beschäftigt, die wegen körperlicher Schwäche nicht mehr in der Grube arbeiten konn- ten, aber noch keine Invaliden waren. Sie verrichteten nur sechsstündige Schichten und erhielten vier Groschen pro Schicht. Es gab auch eine Nachmittagsschicht von 12 bis 16 Uhr, die mit 3 Groschen und 6 Pfennig vergütet wurde. Die Klaubearbeiter verrichteten wöchentlich drei achtstündige Schichten. Sie erhielten dafür einen Lohn von vier Gro- schen pro Schicht. /AHR 1853/

37 Die Brandstaubwäsche steuerte zeit- zum Reinigen des im Brandstaubs und weise 10-15% der gesamten Erzlie- zum Trennen des darin enthaltenen ferungen an die Hütten bei. Die alten Feinerzes und Schiefers, danach aber Brandstaubhalden waren jedoch bald nicht mehr. Ihr Betrieb wurde darauf- abgebaut, so dass nur noch der aus dem hin eingestellt. laufenden Grubenbetrieb stammende Brandstaub verarbeitet werden konnte. Tabelle 5.4: Produkte der Brandstaub- Und auch diese Lieferungen verringer- wäsche 1905 in Tonnen, nach /KLS 1980/ ten sich mit der untertage schrittweise eingeführten Bohr- und Sprengarbeit, Haldenklein von die das noch bis 1865 verwendeten Bleierz Melierterz Feuersetzens ablöste. Kupfererzkern 225 Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts Kupfererzschlieg 221 sind in anderen Bergbaurevieren zur Waschkern 2340 2378 Dichtesortierung eine Reihe von Herd- Gräupel 5194 5857 und Setz-Aufbereitungsverfahren ent- Summe 7534 8681 wickelt und betrieben worden. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg führte /GRU 1925/ Die dabei im Oberharzer die Maschinenbauanstalt Humboldt in Revier und darüber hinaus erreichten Köln-Kalk weitere Versuche mit Ram- Erfolge sind am Rammelsberg interes- melsberger Erzen durch. Die erprobten siert verfolgt worden. Die gemeinsame Herd- und Setz-Verfahren erwiesen sich Ober- und Unterharzer Bergbauverwal- aber als nicht wirtschaftlich einsetzbar. tung regte immer wieder Versuche an, Ähnliche Ergebnisse waren zu dieser auch die Rammelsberger Erze auf diese Zeit in Goslar mit einem Schnellstoß- Art aufzubereiten. Ein Versuch wurde herd der Firma Humboldt gemacht zum Beispiel 1874 auf der Okerhütte worden. Der Dichteunterschied zwi- durchgeführt, erbrachte aber nur eine schen den unterschiedlichen Rammels- Metallanreicherung um wenige Pro- berger Erzen war zu gering. Auch die zent. damals gerade in anderen Revieren erfolgreiche Magnetaufbereitung kam Im Jahre 1905, also deutlich nachdem nicht in Frage, denn die Rammelsber- kein Brandstaub mehr von den Gruben ger Erze sind weder magnetisch noch und Halden geliefert wurde, ist eine magnetisierbar. Analyse des angelieferten Feinerzes und der Abgänge der nun Alte Wäsche Anfang des 20. Jahrhunderts sollte genannten ehemaligen Brandstaubwä- aber unbedingt die Roherzförderung sche angestellt worden. Sie ergab, dass erhöht und die Verhüttung durch den praktisch kein Aufbereitungserfolg zu Bau einer Aufbereitungsanlage kos- verzeichnen war. Die Alte Wäsche hat- tengünstiger gestaltet werden. Dafür te, solange wie sie noch Brandstaub kam zu dieser Zeit aus den erwähnten verarbeitet hatte, ihre Berechtigung Gründen nur eine Klaubung in Frage.

38 1908 begannen die Planungen für den Bergwerke und Aufbereitungsbetriebe Bau der Sieb- und Klaubeanlage (vgl. hatten die besseren Lagerstätten(teile) Kap. 5.3). bereits weitgehend abgebaut. Stattdes- sen lieferten die Gruben häufig nur noch Eine andere Form der Sortierung fein verwachsene Erze, zum Teil auch nach Dichteunterschieden ist die Sink- mit deutlich mehr tauben Bestandteilen Schwimmaufbereitung. Dabei wird eine vermengt als bis dahin. Deshalb wur- Flüssigkeit verwendet, deren Dichte de nach neuen Aufbereitungsverfahren kleiner ist als die des auszusortieren- gesucht. Die herkömmliche Rinnen-, den Erzes, aber größer als die des tau- Herd- und Setzarbeit reichte für die ben Materials. Wird das zu sortierende Aufbereitung dieser Erze nicht mehr Material in diese Schweretrübe gege- aus. /GRU 1925a/ ben, dann sinkt das Erz ab und das taube Material schwimmt auf. Beides lässt Ein besonderes Problem stellten Erze sich dann relativ einfach voneinander dar, die sowohl Blei als auch Zink trennen. Dieses Verfahren ist in der Erz- enthielten und bei denen die beiden aufbereitung in Bad Grund, nicht aber Minerale sehr fein miteinander ver- am Rammelsberg verwendet worden. wachsen waren, wie am Rammelsberg. Der Prozess trat lediglich als Neben- Konzentrate, in denen sowohl Blei als effekt in den Kugelmühlen der Ram- auch Zink angereichert war, ließen sich melsberger Anlage auf. Dort schwam- aber kaum noch an die Hütten verkau- men Holz- und Schieferstücke in der fen. Mahltrübe auf. Sie konnten durch einen in Form eines zylindrischen Siebkorbs Die Aufmahlung, die für eine Tren- verlängerten Mühlenaustragszapfen nung ausreicht, muss sehr fein sein. aufgefangen werden. Er war ursprüng- Für diese Korngrößen wären selbst die lich zum Auffangen von zufällig dorthin damals modernsten Herde nicht mehr gelangten Mahlkörpern gedacht. wirtschaftlich einsetzbar gewesen. Bes- tenfalls hätte sich eine Erhöhung der Ein ähnlicher Effekt zeigte sich in der Bleikonzentration durch den Einsatz sogenannten Konditionierzelle auf der weiterer Herde ermöglichen lassen. Reagenzienbühne. Dort hinein wurde Aber dann wäre sehr viel der Metallmi- die Trübe aus den großen Kugelmühlen nerale mit den Abgängen, vor allem mit gepumpt und auch hier konnten mit den allerfeinsten Schlämmen, verloren einem nachgeschalteten Sieb aufge- gegangen. Deshalb musste ein völlig schwommene Fremdkörper aussortiert neues Verfahren gefunden werden. Die werden (vgl. Kap. 9.6). /KLS 1982/ Lösung dieses Problems brachte die Entwicklung des Flotationsverfahrens. 5.5 Flotation Dieses Verfahren hatte sich im ver- Weltweit gab es Anfang des 20. gangenen Jahrhundert in einer überaus Jahrhunderts einen Trend zum Abbau drangvollen Entwicklung zum wich- geringwertiger Rohstoffe, denn die tigsten Erzaufbereitungsverfahren her-

39 ausgebildet. Hinter dieser Entwicklung Berührungsfläche. Alter Autolack kann standen die handfesten wirtschaftli- im Laufe der Zeit diese Eigenschaft chen Interessen der Bunt- und Edel- verlieren. Dann bilden sich die großen metallhersteller, die einerseits die not- Wassertropfen nicht mehr. Ein anders wendigen finanziellen Mittel für die Beispiel ist Blütenstaub, der auf Pfüt- Forschung zur Verfügung gestellt und zen schwimmt. Das geschieht nur, weil andererseits schnelle Erfolge gefordert er wasserabstoßend ist. haben. Entstanden ist eine vielgestal- tige Technologie, die aber im Grunde Im Falle des Flotations-Wasserbades genommen auf einem einfachen Prin- haften die wasserabstoßenden Erzkör- zip beruht, dem Flotationsprinzip. ner an den Luftblasen, um weniger Berührungsfläche mit dem Wasser zu Dabei wird ein Gemisch aus Was- haben. (s. Abb. 5.5.a) ser, fein gemahlenem Erz, kleinen Luftblasen und Reagenzien in einem Gefäß (Flotationszelle) heftig verwir- belt. Nach kurzer Zeit bildet sich an der Oberfläche des Gefäßes Schaum. Darin sammeln sich bestimmte Mine- rale, die sich von den in der Trübe verbleibenden Mineralen durch ihre Oberflächeneigenschaften unterschei- den. Der Schaum wird abgeschöpft und die Trübe abgelassen. Damit erfolgt die Mineraltrennung.

Das Wesentliche an der Flotation besteht darin, nur die Minerale auf- schwimmen zu lassen, die gewünscht werden, und diese dann auch gesondert abzutrennen. Die anderen Minerale sollen möglichst in der Trübe bleiben. Erreicht wird das durch die unter- schiedliche Benetzbarkeit der Minerale Abb. 5.5.a: Luftblasen mit anhängenden mit Wasser. Schlecht benetzbare Parti- Bleiglanzkörnchen, Foto aus /SUT 1955/ kel versuchen, möglichst wenig Berüh- rungsfläche mit Wasser zu haben. Sie stoßen Wasser ab (hydrophob). Das Die Luftblasen steigen auf und neh- ist so ähnlich wie bei einem neu- men die anhaftenden Erzkörner mit en Autolack. Er ist wasserabstoßend. bis zur Wasseroberfläche. Sind die Deshalb bilden sich auf horizontalen Luftblasen stabil genug, dann bil- Lackflächen bei Regen große Wasser- det sich an der Wasseroberfläche der tropfen. Sie haben mit dem Lack wenig gewünschte Schaum. Gut mit Wasser

40 benetzbare Partikel haften dagegen Erst in den letzten Jahren ist ent- nicht an den Luftblasen. Sie sinken deckt worden, welche Mechanismen ab. die Flotation ermöglichen. Eins davon beruht darauf, dass auf der Oberflä- Die meisten Mineralien sind von che der hydrophoben Erzpartikel mik- Natur aus nicht hydrophob. Ihre Was- roskopisch kleine Luftblasen haften. serabstoßungskraft kann aber verän- Zwischen ihnen und der Partikelober- dert werden. Um beim Beispiel des fläche herrschen hohe Bindungskräfte. Autolacks zu bleiben: Ein alter Lack Ihr Durchmesser beträgt weniger als kann gewachst werden. Damit erhöht ein Tausendstel Millimeter. Sie sind man seine Wasser-Abstoßungskraft. also viel kleiner als die Luftblasen, die zur Schaumbildung in die Erztrü- In der Flotationstechnik werden dem be geschlagen werden. Nähern sich Erz-Wasser-Luft-Gemisch Reagenzi- beide einander an, dann gibt es bei en zugesetzt, die diese Wirkungen einem gewissen Abstand eine Verei- haben. Dem Autowachs entsprechen nigung und eine dadurch entstehende die Sammler. Eine gegenteilige Wir- anziehende Kraft. /SCH 2005/ (s. Abb. kung haben die Drücker, zum Bei- 5.5.b). spiel Wasserglas. Zum Cyanid wirkt drückend auf Pyrit. Zusätzlich gibt es Einen für die Dimensionierung der Beleber (Anreger), die der Wirkung Flotation brauchbaren Ansatz bietet die der Drücker entgegen wirken. Eine statistisch-stochastische Beschreibung weitere Reagenziengruppe sorgt dafür, der Flotationskinetik. Betrachtet wird dass der Schaum stabil bleibt. Sie dabei die Abhängigkeit des Flotati- werden Schäumer genannt. Kalk und onsergebnisses von der Flotationszeit. Schwefelsäure werden zugesetzt, um Dabei wird das im Labor oder unter den pH-Wert zu beeinflussen. Das ist Produktionsbedingungen ermittelte für die Flotierbarkeit der verschiede- Metallausbringen betrachtet, das heißt nen Sulfide wichtig. das Verhältnis von Metallinhalt im

Abb. 5.5.b: Anziehungskraft durch Brückenbildung zwischen mikroskopisch kleiner Luftblasen auf der Partikeloberfläche und größeren Luftblasen in der Trübe, Prin- zipskizze

41 Konzentrat zu Metallinhalt im Roherz. Die Kunst des Aufbereiters besteht Es zeigt, wie viel Metall ungenutzt darin, die optimale Zahl von Flotati- bleibt beziehungsweise mit den Flotati- onszellen pro Flotationsstufe bezie- onsabgängen verloren geht. Außerdem hungsweise Flotationsschritt zu fin- wird die Konzentratqualität betrachtet, den. Im Labor wird ermittelt, wie viel das heißt der Metallgehalt in den Kon- Zeit notwendig ist, bis das gewünschte zentraten, beziehungsweise die Rein- Ausbringen erreicht ist, ohne das die heit der Konzentrate. /KLS 1970/ Konzentration zu weit abgesunken ist. Unter Produktionsbedingungen läuft Das Ausbringen und die Qualität die Erztrübe kontinuierlich durch die ändern sich mit der Dauer der Flo- hintereinander geschalteten Flotations- tation. Längeres Flotieren bringt ein zellen. Aus dem Volumenstrom und besseres Ausbringen. Gleichzeitig sinkt dem Zellenvolumen lässt sich die Ver- die Reinheit des Konzentrats, weil weildauer pro Zelle errechnen. Die auch unerwünschte Bestandteile mit im Labor ermittelte Dauer für einen aufschwimmen. Ausbringen und Qua- Flotationsschritt, wie Vorflotation, Rei- lität lassen sich in einem gemeinsamen nigung oder Nachflotation lässt sich Diagramm darstellen (vgl. Abb. 4.c) damit umrechnen in die vorzusehende /KLS 1968/ Zellenanzahl für den betreffenden Flo-

Abb. 5.5.c: MS-Zelle, Ablassseite, heutiger Standort Aufbereitung Antoni in Blei- berg/Kärnten, Foto 2012

42 tationsschritt. Diese Übertragung von render Schaumabstreifer installiert (s. Laborergebnissen auf die tatsächliche Abb. 5.5.d). Flotationsmaschinenanordnung birgt zwar gewisse Unschärfen. Ausführliche Datenermittlung im laufenden Betrieb und Auswertung dieser Daten mit Hilfe der Regressionsanalyse ermöglichten aber, die Planung der Zellenanordnung immer weiter zu verfeinern. Mit dieser Methode kann die Auslegung der Flo- tationsanlage sehr gut optimiert wer- den. /KLS 1970/

Für die Flotation werden Maschinen verwendet, die aus einem oder meh- reren Zellen bestehen. Die Erztrübe wird mit Rührwerken bewegt, die einen Antriebsmotor haben. Dieses Rührwerk saugte Luft an und schlägt sie als fein verteilte Blasen in die Erztrübe. Das geschieht im unteren Zellenbereich. Im oberen Bereich trennen sich die auf- Abb. 5.5.d: MS-Zelle, Schaumabstrei- steigenden Blasen und die absinkenden ferseite, heutiger Standort Aufbereitung Trübebestandteile voneinander (zwei- Antoni in Bleiberg/Kärnten, Foto 2012 Zonen-Prinzip).

Am Rammelsberg wurden anfangs Ab den späten 1940er Jahren sind Maschinen der Firma Minerals Sepa- die MS-Maschinen durch Maschinen ration London (MS) betrieben, die vom Typ Fahrenwald-Denver ersetzt bereits das Zwei-Zonen-Prinzip nutz- worden, gebaut von der Firmer Denver ten. Jede Maschine hatte 16 oder 18 (Colorado, USA) oder von der Firma aus Holz gebaute Zellen. An der Rück- Krupp/Gruson (Magdeburg). Deren seite der Zellen konnten die abgesun- Zellen bestanden aus Stahlblech. Das kenen Trübebestandteile durch eine Rührerprinzip war ähnlich. Der Ablass Öffnung abgelassen und zur nächs- und die Regulierungseinrichtung waren ten Verarbeitungsstufe, zum Beispiel nicht mehr an der Rückwand angeord- zur nächsten Zelle, geleitet werden. net, sondern zwischen den Zellen. Für Für die Regulierung des ablaufenden die Regulierung waren ursprünglich Volumenstroms konnten in der Art Handräder vorgesehen, die aber zu eines Wehrs kleine Bretter von oben in viel Wartung erforderten und deshalb den Ablassbehälter geschoben werden am Rammelsberg wieder durch Holz- (s. Abb. 5.5.s). An der gegenüber lie- bretter der Art wie bei den MS-Zellen genden Zellenseite war oben ein rotie- ersetzt wurden (s. Abb. 5.5.e und f).

43

Abb. 5.5.e: Fahrenwald-Denver-Zelle, Prinzipskizze

44 Abb. 5.5.g: Flotationsmaschine, Schaltschema nach /KLS 1985/

Abb. 5.5.f: Fahrenwald-Denver- Maschine, Prinzipskizze

45 Die Flotationsmaschinen sind so 1886 bekamen sie ein weiteres gebaut, dass die abgesunkenen Erz- Patent. Darin schlugen sie vor, die trübebestandteile zur jeweils benach- Gasbläschen durch das Zusammenfüh- barten nächsten Zelle fließen (s. Abb. ren von Salzsäure und Karbonaten und 5.5.g). Die Schaumprodukte werden so die dabei entstehende Kohlensäure zu geleitet, dass sie von der Vorflotation erzeugen. Die weitreichenden Mög- zur Reinigung gelangen und von dort lichkeiten ihres Patents auf dem Gebiet zur Nachflotation, in der noch einmal der Erzaufbereitung hatten sie aller- möglichst viel Metall herausflotiert dings noch nicht erkannt. /PET 1936/ wird. 1885 ließ sich Carrie Everson die 5.5.1 Erfindungen und Nutzung von Öl, Säuren und Salzen Entwicklungen der Flotations- patentieren. 1898 hatten die Elmore- verfahren bis 1935 Brüder Francis und Alexander bahn- brechende Experimente auf dem Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts Gebiet der Ölflotation durchgeführt. hatte es Erfolg versprechende Flotati- /BUN 1998/ onsversuche gegeben. Allerdings war den Beteiligten nicht von vorn her- 1902 ist in Großbritannien ein Patent ein klar, ob die Schaumflotation, die zur Anwendung des Besselschen Ver- Ölflotation oder die Filmflotation zu fahrens für die Aufbereitung sulfidi- favorisieren war. Beispielsweise hatte scher Erze an A. Fromet erteilt worden. W. Haynes 1869 in Großbritannien ein Er hatte ein Patent weiterentwickelt, Patent für die Ölflation erhalten. Bei das 1901 S. W. Potter in den USA ihr verband sich das Nutzmineral mit erhalten hatte. Darin war der Vorschlag dem Öl und schwamm auf. Dieses Ver- enthalten, Schwefelsäure statt Salzsäu- fahren hat aber den Nachteil, zu viel Öl re zu verwenden, allerdings kein Öl. zu verbrauchen. Das hatte Fromet in seinem Patent nachgeholt. Potter hatte 1901 die ers- In den 1870er Jahren wurde in der te großtechnisch eingesetzte Anlage Dresdener Graphit-Tiegelfabrik Bessel gebaut. Mit ihr wurden insgesamt sechs mit Verfahren zur Reinigung von Gra- Millionen Tonnen Haldenmaterial mit phit experimentiert. Die Eigentümer, 20% Zink auf 42% angereichert. /SUT die Brüder Adolph und August Bessel, 1955/ erhielten 1877 ein Patent, das erstmals die Schaumflotation vorsah. 1 bis 10% Ebenfalls 1902 hatte G. D. Delprat in Graphitstaub sollte in Wasser gemischt, den USA ein Patent bekommen. Darin Öle, Fette oder andere Kohlenwasser- ist nicht die Verwendung von Schwe- stoffe zugegeben und das Ganze aufge- felsäure, sondern von Natriumbisul- kocht werden. An den Dampfbläschen fat vorgesehen. Schließlich sind beide schwammen die Graphitkörner mit auf, Patente zum Potter-Delprat-Verfahren nicht aber die Verunreinigungen. Damit vereinigt und weiter entwickelt wor- war die Schaumflotation erfunden. den. /SUT 1955/

46 1904 erhielt Francis Elmore in Groß- gegeben hatte. Bei diesem Verfahren britannien ein Patent, bei dem Gas- werden die Wertmineralpartikel in eine blasen durch Wasserelektrolyse oder sehr dünne Ölschicht gehüllt und sam- durch einen Vakuumprozess entstehen. meln sich an der Wasseroberfläche von Diese Idee führte jedoch in eine ent- zellenförmigen Behältern, die denen wicklungstechnische Sackgasse. /GRU der späteren Schaumflotation ähnelten, 1925/ aber kleiner waren. Bereits 1905 hatte Bavay in Australien die Amalgamated Er ging zur MS und perfektionier- Zinc (De Bavay's Ltd.) gegründet und te das Verfahren weiter. Seine Versu- erweiterte die Anlagen in Broken Hill. che führten zur Errichtung der ersten /SUT 1955/ wirtschaftlich erfolgreich arbeitenden Flotationsanlage der Welt, gebaut 1905 1910 bekam T. I. Hoover im Auftrage in Broken Hill, Australien (im Westen der MS in Großbritannien ein Patent für von Neu Süd Wales, Erzlagerstätte ver- einen Zweizonen-Apparat, auf dessen gleichbar mit der des Rammelsbergs, Prinzip alle modernen Flotationsappa- aber mit 280 Mio t ungefähr zwölfmal rate funktionieren. Besonders erwäh- größer). Eingesetzt wurde sie für die nenswert ist bei diesem Patent, dass Haldenrückgewinnung. /BUN 1998/ zur Gasbläschenbildung erstmalig Luft verwendet wurde und dass ein Rühr- 1905 ist in Großbritannien an die MS werk die Trübe in Bewegung hielt. Das ein Patent erteilt worden, das von vorn- 1905er und das 1910er Patent bildeten herein so breit angelegt war, dass es weltweit die Basis für die weitere Ent- nahezu alle damals bekannten Details, wicklung der Flotationstechnik. die mit der Schaumflotation zusam- menhängen, erfasst. Es wurde für Jahr- Die MS übernahm die Patentrechte zehnte wegweisend und sicherte der von De Bavay und betrieb ab 1910 in MS das Monopol über die Flotations- South Melbourne eine Versuchsflotati- verfahren. /GRU 1925/ onsanlage. Dort arbeiteten die damals weltweit führenden Metallurgen. Sie In der Folge ist das Elmore-Verfahren führten im Auftrage von Bergwerks- in vielen anderen Anlagen in Australi- unternehmen Flotationsversuche mit en, aber auch in Südafrika, Kanada und verschiedenen Erzen und Haldenma- Großbritannien angewendet worden. terialien durch. Daneben errichtete und Allerdings hatten sie einen entschei- betrieb die MS eigene Flotationsanla- denden Mangel. Sie verbrauchten zu gen auf den Gruben ihrer Kunden. viel Öl. /BUN 1998/ Die bis dahin entwickelten Flotati- 1906 ließ sich der in Belgien gebo- onsverfahren konnten jedoch noch nicht rene Chemiker Auguste De Bavay den Zink- und Bleiminerale voneinander sogenannten Skin- oder Film-Flota- trennen. Erst die Erfindungen von F. J. tionsprozess patentieren, für den es Lyster (Zinc Corporation), T. M. Owen 1892 ein Vorgängerpatent von Nibelius (Junction North) und Leslie Bradford

47 (Broken Hill Proprietary Company, 1925 von C. H. Keller für Xanthoge- BHP) die alle drei unabhängig vonein- nate und ander gemacht worden waren, schufen 1926 von H. L. Sulmann für Aeroflote in dieser Hinsicht Abhilfe. 1912 erhiel- (alle Patente in den USA erteilt). ten Lowry und Greenway in Australien ein Patent zum Drücken von Bleiglanz Nun waren die Sammler- und Schäu- mittels Zugabe von Chromat und L. mereigenschaften unabhängig vonein- Bradford ebenfalls 1912 in Australien ander einstellbar und eine bessere Steu- ein Patent zur Aktivierung von Zink- erung möglich. Mitte der 1920er Jahre blende durch Zugabe von Kupfersulfat. fand überall auf der Welt in erstaunli- Damit ließen sich erstmals Bleiglanz- chem Tempo eine Umstellung auf diese und Zinkblendekonzentrate gesondert synthetischen Reagenzien statt. herstellen. Die sogenannte differenti- elle Flotation war erfunden. 1913 ließ Bis zur Mitte der 1920er Jahre war Owen eine Maschine patentieren, bei die Überführung all dieser Patente der Luft am Boden des Behälters in in die großtechnisch-wirtschaftliche die Trübe eingeschlagen wurde. /SUT Anwendbarkeit abgeschlossen. Zusam- 1955/ mengefasst waren das

1922 erteilte das US-amerikanische • das Aufschlämmen fein gemahlenen Patentamt G. G. Griswold und G. E. Erzes in Wasser, Sheridan, ebenfalls Butte/Montana, • das ständige In-Bewegung-Halten ein Patent, Cyanid und Zinksulfat in der Trübe durch Rührwerke, basischem Medium zum Drücken von • das Untermischen fein verteilter Zinkblende zu verwenden, was 1924 Luftblasen und großtechnisch eingeführt worden ist. • die Verwendung synthetischer was- Dazu kam die Weiterentwicklung, Kalk serlöslicher Sammler und regulie- als Drücker für Pyrit zu verwenden. render Reagenzien. /GLE 1987/ /KRA 1948/ 5.5.2 Betriebe mit Flotations- Zu dieser Zeit ließen sich diese Regler anlagen im Ausland bis 1935 jedoch noch nicht in Kombination mit den damals üblichen Sammlern (Ölen Ende der 1920er Jahre hatten sich oder Ölsäuren) einsetzen. Die Sammler die Anforderungen, die an eine Blei- waren wasserunlöslich und bildeten Zinkerzaufbereitung gestellt wurden, auf den Erzkörnchen eine Schicht, die grundlegend geändert. Einerseits ent- von den Reglern nicht durchdrungen sprachen die allgemein verbreiteten werden konnte. Es folgten daraufhin Erzaufbereitungsverfahren nicht mehr Patente für wasserlösliche synthetische den Anforderungen der Hütten. Ande- Sammler: rerseits hatte sich das Roherzangebot deutlich gewandelt. Das aus den Gru- 1924 von H. L. Sulman und Edser für ben geförderte Roherz ließ sich immer synthetische Salze von Fettsäuren, schwerer aufbereiten. Außerdem rück-

48 ten die Halden der herkömmlichen Es zeigten sich aber schon bald die Aufbereitungsanlagen in den Blick- technischen und wirtschaftlichen Gren- punkt des Interesses. Darin enthalten zen der Flotationstechnik. /GLE 1978/ waren riesige Mengen von Blei- und Zinkmineralen, die bis dahin ungenutzt Die Aufbereitungsforschung und bleiben mussten. Und letztlich ließen -entwicklung fand in dieser Zeit nicht die Metallpreise auf dem Weltmarkt mehr wie zuvor in Mitteleuropa (bis aufgrund der verbesserten Abbau-, dahin vor allem in Österreich-Ungarn), Aufbereitungs- und Verhüttungsver- sondern vorrangig in Großbritannien, fahren nach. Diese Wechselwirkungen Nordamerika und Australien statt. Dort zwangen zur Verbesserung der Wirt- befanden sich nun die größten Berg- schaftlichkeit der Aufbereitungsverfah- werke. Zusätzlich wurde der mitteleu- ren. /PET 1936/ ropäische Bergbau durch den ersten Weltkrieg und die Weltwirtschaftskri- Nachdem sich zur Lösung dieses se stärker zurückgeworfen als der in Problems die Erforschung und Ent- Übersee. wicklung des Flotationsprozesses als viel versprechend erwiesen hatte, ent- Das Bergbaurevier Broken Hill stand eine Reihe von international (BHP) wurde bereits um 1910 weltweit agierenden Firmen, allen voran die führend in der Entwicklung der Flo- MS. Sie beschäftigten sich im Auftrage tationsstechnik. Es gab dort mehrere von Berg- und Hüttenwerken speziell Firmen, die sich damit beschäftigten mit Flotations-Aufbereitungsversuchen und fast jede schlug ihren eigenen Weg und der Entwicklung von Aufberei- ein: tungsverfahren und -maschinen. • Schaumflotation, Anfang des 20. Jahrhunderts sind • Feuchtigkeits-Film-Flotation, weltweit mehr als 500 Flotationspaten- • Angeregte Schaumflotation und te erteilt worden. Es setzte anfänglich • Elmore-Vakkuum-Verfahren. eine Euphorie ein, nun alle Erze aufbe- reiten zu können. Grundsätzlich wur- Die Flotation begann nun überall in den drei Entwicklungslinien verfolgt: der Welt Fuß zu fassen. 1910 baute die MS in San Francisco ein Flotati- 1. das einfache Schwimmverfahren, onslabor. James M. Hyde, ehemaliger wobei nur Wasser verwendet wurde, Mitarbeiter der MS und vertraut mit 2. das Säureschwimmverfahren, wobei den MS-Experimenten in Australien, angesäuertes Wasser, zum Teil mit experimentierte 1911 bei der Basin in Gasblasenbildung, zum Teil in spe- Butte, Montana/USA, mit der Schaum- zifisch schweren Lösungen verwen- flotation (45 t/d) /BUN 1998/ und det wurden und baute 1912 die erste US-amerikanische 3. das Ölschwimmverfahren, wobei Anlage (1.100 t/d). In der Nähe die- Öle und Säuren oder nur Öle ver- ser Anlage entstand kurz darauf eine wendet wurden. zweite, etwa halb so große. Es folgten

49 Tabelle 5.5.2.a: Roherzförderung und onsanlage entstand 1928 in Timber, Konzentratherstellung in den USA Mit- Butte, Montana, USA. Sie arbeitete mit te der 1920er Jahre in Tonnen pro Jahr, Flotationszellen von MS. /KRA 1948/, nach /FUE 2007/ /NEL 2012/

Roherz Konzentrate Die Erfolge der Flotationsaufberei- 1919 24.080.000 2.820.000 tungsanlagen regten in den 1920er und 1930er Jahren viele, vor allem US- 1923 34.290.000 1.930.000 amerikanische Bergbauunternehmen 1926 46.160.000 3.040.000 an, ihre Aufbereitungsanlagen eben- 1960 179.860.000 19.500.000 falls umzustellen. Durch die verhältnis- 1980 404.340.000 71.930.000 mäßig große Zahl der dort betriebenen Blei- und Zinkerzgruben verschob sich aber jahrelange gerichtliche Auseinan- der Schwerpunkt der Flotationsent- dersetzungen mit der MS, wodurch die wicklung von Australien in die USA. Entwicklung gebremst wurde. /FUE Daneben erweiterte sich die Anwen- 2007/ dungsmöglichkeiten der Flotation auf die Aufbereitung von nichtsulfidischen 1914 gab es in den USA schon 42 Erzen, Kohle und Kalisalzen. /BUN Schaumflotationsanlagen. Davon war 1998/ die Anlage der Engels Mine and Mill in Plumas County/Californien die erste Ab Mitte der 1920er Jahre stieg die Allflotation (keine Herd- und Setzar- jährliche Menge des in den USA durch beit mehr). 1918 gelang in der Anlage Flotation aufbereiteten Erzes kräftig (s. Sunnyside Mill (s. Abb. 8.1.d.14), Gru- Tab. 5.5.2.a). be Eureka, San Juan County, Colorado, USA, die Flotation von Blei und Zink Die flotative Kohleaufbereitung war aus einem Komplexerz. /BUN 1998/ zu dieser Zeit fast ausschließlich auf Die erste selektiv arbeitende Flotati- Europa beschränkt. Neben den sulfidi-

Tabelle 5.5.2.b: Metallproduktion aus Erzen in den USA Mitte der 1920er Jahre in tausend Tonnen pro Jahr /PET 1936/

alleinige Schwer- Schwerkraft- und Flo- alleinige Flotations- kraftaufbereitung tationsaufbereitung aufbereitung Kupfer 1 4550 22600 Kupfer-Blei 0 0 175 Blei 9 5090 222 Blei-Zink 92 3710 1380 Zink 62 2500 321 Gold-Silber 4 1 357

50 Abb. 5.5.2.a: Blei-Zinkerzauf- bereitungen in den 1960er Jah- ren, nach /MET 1987/

51 Abb. 5.5.2.b: Blei-Zink-Kupfererzaufbereitungen in den 1960er Jahren, nach /MET 1987/ schen Erzen rückten nach und nach auch Rührwerke und Druckluftzufuhr oder die oxydische Erze, aber auch Nichter- nur Druckluftzufuhr ohne Rührwerk. ze, wie Flussspat, Schwerspat, Phos- Unterdruckanlagen (Elmore-Verfah- phat und so weiter, in den Blickpunkt. ren) waren selten. Allgemein üblich Die verwendeten Flotationsmaschinen waren die aus Kiefernholz gebauten hatten entweder nur Rührwerke, oder MS-Maschinen. In den USA kamen

52 auch schon Fagergren-Maschinen auf, ta, Chile) und 2007 die ersten 300 bei denen die Trübe durch ihre Schwer- m3-Zellen (gebaut von Outotec für die kraft von Zelle zu Zelle weiter fließt. Anlage Macraes, Neuseeland, Durch- Der Einsatz der Fahrenwald-Maschi- satz 6,5 Mio t Roherz pro Jahr). /NEL nen (Denver Sub-A-Gerät, gebaut von 2012/ Für den Rammelsberg kam eine der Denver Equipment Co., Denver, weitere Zellenvergrößerung jedoch Colorado) beschränkte sich noch weit- nicht in Frage. Einerseits sollte der gehend auf die USA. /PET 1936/ Roherzdurchsatz gleich bleiben und andererseits waren viele unterschied- Die staatliche US-amerikanische liche Flotationsschritte notwendig, so Bergbauadministration hatte 1935 dass eine große Anzahl von Zellen allein in den USA 290 Flotationsanla- gebraucht wurde. gen gezählt. Dabei wurden kleine (bis 300.000 t/a), mittlere (300.000 bis 1 Mio. t/a) und große Anlagen unter- schieden. /BUN 1998/

Nach dieser Einteilung zählte die Rammelsberger Anlage mit 180.000 t/a zu den kleinen. Betrachtet man dagegen die Mengen der hergestellten Konzentrate, dann rangierte die Ram- melsberger Anlage aufgrund des hohen Abb. 5.5.2.c: Morency, Foto um 1944 / Metallgehalts im Roherz und der gerin- MIN 2012/ gen Mengen tauber Bestandteile eher im Mittelfeld (s. Abb. 5.5.2.a). 5.5.3 Flotationssversuche und -anlagen in Deutschland, 1944 standen allein in der Morenci- insbesondere im Harz Anlage (USA) 322 Flotationszellen und 200 Eindicker (s. Abb. 5.5.2.b). Die Auch in Deutschland sind seit Anfang Anlage erreichte einen Tagesdurchsatz des 20. Jahrhunderts intensive Flotati- von 25.000 t. Zu dieser Zeit hatte die onsversuche angestellt worden, 1910 größte Denver-Zelle ein Volumen von bis 1914 zum Beispiel mit 110-Kubikfuß-Zelle (2,8 m3). Dieser Typ ist später auch am Rammelsberg • dem Murex-Verfahren, das aus der verwendet worden, wurde hier aber aus reinen Schwimmaufbereitung ent- Gründen der Vereinfachung 3 m3-Zelle standen ist, (mit Öl, Magnetit, und genannt. Die internationale Entwick- Elektromagneten), lung führte in den folgenden Jahren zu • dem Elmore-Verfahren (Schaumbil- einem immer größeren Zellenvolumen. dung durch Unterdruck) und Dieser Trend hat bis heute angehalten. • dem Friedrichssegener Verfahren 1995 wurden die ersten 160 m3-Zellen (nur mit Elektromagneten). /SAL in Betrieb genommen (Chuquicama- 1955/

53 Diese Vorgänger der Schaumflota- kein wirtschaftlicher Betrieb möglich. tion erwiesen sich allerdings als tech- /GRU 1925/ nisch unzulänglich. Sie ermöglichten keinen wirtschaftlichen Betrieb für die Der Erste Weltkrieg unterbrach die Aufbereitung des gesamten geförderten deutschen Forschungen weitgehend. Erzes. Nur die sonst nicht aufbereitba- Auch in der Nachkriegszeit beziehungs- ren feinkörnigen Produkte boten eine weise unter den damals herrschenden Einsatzmöglichkeit. /KRA 1951/ schlechten wirtschaftlichen Bedingun- gen kam es kaum noch zu weiteren Harz deutschen Eigenentwicklungen.

1913 und 1914 wurde beispielswei- Erst Mitte der 1920er Jahre began- se in Grund (Ortsname erst seit 1916 nen in Deutschland wieder verstärkte offiziell Bad Grund) recht erfolgreich Bemühungen, das Flotationsverfahren versucht, mit dem Murexverfahren zu verwenden, anzupassen und wei- Erzschlämme aufzubereiten. Sie fie- terzuentwickeln. Auch in Deutschland len bei der Rundherd-Aufbereitung als war absehbar, dass die Qualitäten der Abgänge an und enthielten Bleiglanz geförderten Roherze auf allen Gruben und Schwerspat. Davon sollte der Blei- schlechter und deshalb die bestehenden glanz gewonnen werden. Er hat gegen- Aufbereitungsanlagen bald nicht mehr über dem Schwerspat die Eigenschaft, ausreichen würden. sich besser mit Öl benetzen zu lassen. In einer Trommel wurde dem Erz- Begonnen wurde anfangs mit eher schlamm eine Magnetit-Ölmischung zaghaften Flotationsversuchen. Dabei zugesetzt. In der Trommel befanden sind nur die Schlämme aufbereitet sich 50 kg Stahlkugeln, die den Vor- worden, die bei den Anlagen, die mit gang intensivieren sollten. Es bildete Herd- und Setzmaschinen arbeiteten, sich aber auch um die Kugeln eine Öl- als Abgänge anfielen. Diese kombi- Haut, die sich negativ auswirkte. Des- nierten Anlagen sind als Verbundanla- halb sind zusätzlich 200 kg Flintgeröll gen bezeichnet worden. Speziell wur- zugesetzt worden, das die Ölhaut von den bei den 1920 bis 1942 entstanden den Kugeln reiben sollte. Verbundaufbereitungen Herdmittelpro- dukte und feinste Schlämme durch Die mit einem Magnetit-Öl-Film Flotationsverfahren nachgenutzt. überzogenen Bleiglanzkörnchen wur- den dann mit Magneten aus dem Dementsprechend war der Anteil der Schlamm heraus gezogen. Die Erfol- Flotationsanlagen an der Gesamtpro- ge waren jedoch nicht zufrieden- duktion anfangs gering. Die bestehen- stellend. Der Bleiglanzgehalt in den den herkömmlichen Anlagen waren Abgängen konnte nur von 12% auf vielfach noch zu neu, als dass sie 4% verringert werden. Außerdem ließ schon verschrottet werden konnten. sich das Magnetit-Öl-Gemisch nur Neuinvestitionen ließen sich auch auf- schwer zurückgewinnen. Damit war grund der allgemeinen wirtschaftlichen

54 Lage schwer ermöglichen. Ein weiterer enthielt 6% Blei, das Konzentrat 60% wesentlicher Widerstand gegen diese und die Abgänge nur 1%. Eine Zink- Umstellung auf das Flotationsverfah- gewinnung erfolgte dort zu dieser Zeit ren kam von den Hütten. Sie waren allerdings noch nicht. /GRU 1924a/ nicht dafür ausgelegt, ausschließlich feine Schlämme zu verarbeiten. Ihre 1923 hatte die Bad Grunder Gru- anlagentechnische Umstellung erfor- be Bergwerkswohlfahrt eine ähnliche derte große Investitionen. Unter den Zentralaufbereitungsanlage erhalten. damaligen wirtschaftlichen Verhältnis- Sie wurde bereits 1924/25 durch eine sen war das nicht immer möglich. Flotationsanlage erweitert. Mit ihrer Im Laufe der Zeit wurde der Anteil Hilfe wurden Teichschlämme der frü- der Flotationsanlagen allerdings immer her im Grunder Tal betriebener Anla- größer und die anfangs gehegten Zwei- gen wieder aufbereitet (s. Abb. 5.5.3.a). fel an der großtechnischen Anwen- /KRA 1951/ dungsreife des Flotationsverfahrens zerschlugen sich. 1937 war dieses Material aufge- braucht und die Aufgabe der Flotati- Zum Beispiel erhielt die Zentralauf- onsanlage eigentlich erfüllt. Während bereitung der Oberharzer Grube Hilfe dieser Jahre hatte die Grube aber immer Gottes in Bad Grund eine pneumatische weniger Erz geliefert, das sich noch mit Gröndal-Flotationsanlage. 1922 wur- der herkömmlichen Anlage zufrieden- den zwei EKOF-(Maschinen Erz- und stellend aufbereiten ließ. Stattdessen Kohle-Flotations GmbH Bochum) mit hatte sich der Anteil fein verwachse- je zwölf Zellen in Betrieb genommen. nen Erzes immer weiter erhöht. Die Zunächst wurden nur feine, dann auch ursprünglich nur als Hilfssystem ver- gröbere Schlämme flotiert. Als Rea- wendete Flotationsanlage musste des- genzien sind Schwefelsäure und Holz- halb einen immer größeren Anteil des teeröl verwendet worden. Das Roherz geförderten Roherzes übernehmen.

Abb. 5.5.3.a: Zentralaufbereitung Hilfe Gottes in Bad Grund, Foto 1924 /KRA Abb. 5.5.3.b: Aufbereitung Lautenthal, 1948/ Foto um 1925 /KRA 1948/

55 1925 ist in der Lautenthaler Aufbe- ein soziales Problem entstanden, denn reitung eine Flotationsanlage mit MS- es hätten in der Aufbereitungsanla- Apparaten erbaut worden, schon mit ge hundert Arbeitskräfte, größtenteils Eindickern statt Spitzkästen und spä- ehemalige Bergleute, die nicht mehr ter auch mit Trommelfiltern statt der untertage eingesetzt werden konnten umständlichen Stauchkästen (Setzma- sowie Jugendliche und Frauen, entlas- schinen) und Sümpfe (s. Abb. 5.5.3.b). sen werden müssen. Das wäre ange- sichts der 1930 im Raum Clausthal und Schließlich wurden in Deutsch- Zellerfeld bereits notwendig geworde- land, wie überall in der Welt, Ende nen Bergwerksschließungen sozialpo- der 1920er Jahre die ersten Aufbe- litisch nicht zu verantworten gewesen. reitungsanlagen komplett auf Flota- Überdies musste die PREUSSAG (die tion umgestellt (Allflotation). Diese Unterharzer Berg- und Hüttenwerke Entwicklung wurde jedoch durch die waren seit 1923 Teil der PREUSSAG) Weltwirtschaftskrise und die in den 1931 ihren gesamten Lautenthaler Gru- folgenden Jahren anhaltende schlechte ben- Aufbereitungs- und Hüttenbetrieb wirtschaftliche Lage aufgehalten. Die schließen. Von ihren Oberharzer Gru- Reichsregierung unternahm ab 1929 ben blieben noch die Grunder Gruben große Anstrengungen, um zu verhin- Bergwerkswohlfahrt und Hilfe Gottes dern, dass die strategisch wichtigen in Betrieb. /KRA 1951/ Blei und Zink herstellenden Betriebe geschlossen werden. Für Investitionen Mitte der 1930er Jahre erholte sich in neue Anlagen reichten die gewährten die Weltwirtschaft wieder und damit finanziellen Hilfen aber nicht. die Entwicklungsbedingungen für das Montanwesen. In Deutschland kam So sollte eigentlich schon Anfang der hinzu, dass die Montanindustrie von 1930er Jahren die Clausthaler Zentral- Seiten der nationalsozialistischen aufbereitung umgestellt werden, aber Wirtschaftsführung aus wehrwirt- die Clausthaler Hütte konnte größere schaftlichen Gründen kräftig unter- Mengen feiner Schlämme nicht rös- stützt wurde. Viele Betriebe, unter ten (s. Abb. 5.5.3.c). Außerdem wäre ihnen auch der Rammelsberg, erhiel- ten hohe Investitionszuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden mussten. Zusätzlich wurden Förderprämien, das heißt Zuschüsse zur Finanzierung des laufenden Betriebs, gewährt. Vieler- orts sind zu dieser Zeit Aufberei- tungsanlagen neu gebaut oder erwei- tert worden, deren Betrieb eigentlich unwirtschaftlich war. Die Suche und Erkundung von Erzlagerstätten war Abb. 5.5.3.c: Zentralaufbereitung in großem Stil wieder aufgenommen Clausthal 1925 /KRA 1948/ worden. Zur Bauzeit der Rammels-

56 berger Flotation (1935) wurden in Ende der 1930er Jahre hatte sich auch Deutschland ungefähr 22.000 t/a Blei- für die Clausthaler Anlage die Situation glanz und 120.000 t/a Zinkblende flo- geändert. Sie war nun soweit verschlis- tiert. /PET 1936/ sen und buchhalterisch abgeschrieben, dass ohnehin eine größere Investiti- Ende 1935 ist in Lautenthal der on notwendig geworden wäre. Außer- Aufbereitungsbetrieb in begrenztem dem herrschte mittlerweile ein großer Umfang wieder aufgenommen worden. Arbeitskräftemangel, so dass die Ein- Hauptsächlich wurde Haldenerz und sparung von Arbeitsplätzen erwünscht daneben nur wenig Grubenerz ver- war. 1939 erfolgte der Beschluss zum arbeitet. Als Aufbereitungsmaschinen Umbau der Clausthaler Zentralauf- blieben die herkömmlichen Herde und bereitung in eine Allflotationsanlage. Setzmaschinen in Betrieb. Zusätzlich 1942 ist der Betrieb der alten Claustha- wurden allerdings Symons-Kegelbre- ler Verbundaufbereitungsanlage einge- cher installiert und in Betrieb genom- stellt worden. /KRA 1951/ men (erstmalig für den Harz). Bundesrepublik 1938 ist neben der abgebrochenen ehemaligen Zentralaufbereitung eine Nach dem zweiten Weltkrieg konn- kleine selektive Flotationsanlage zur ten auf dem Gebiet der westlichen Aufbereitung von Altschlämmen in Besatzungszonen ungefähr zwanzig Betrieb gegangen. Beide Betriebe Flotationsanlagen den Erzaufberei- kamen aber nach wenigen Jahren wie- tungsbetrieb wieder aufnehmen. Die der zum Erliegen, als in Lautenthal die Montamunternehmen, die sich mit letzten Erzreserven abgebaut und in der Gewinnung und Aufbereitung von Clausthal der Teich mit den Aufberei- Blei-Zinkerzen beschäftigt haben, tungsabgängen ausgeräumt war. /KRA waren vor allem die Stollberg-Zink 1948a/ AG, die PREUSSAG AG und die Sachtleben AG. Obwohl sie relativ Ebenfalls 1938 ist in Bad Grund der Anteil der Flotationsanlage der Grube Hilfe Gottes am Gesamtdurchsatz auf 80% vergrößert worden. Ab 1941 sind alle in Bad Grund geförderten Erze flo- tiert worden. /KRA 1948/ Den Umbau leitete Hans Joachim Salau, der bereits den Bau der Rammelsberger Anlage geleitet hatte. Salau ist übrigens nach dem zweiten Weltkrieg wieder zurück nach Goslar gekommen, hatte dort allerdings nicht mehr direkt mit dem Abb. 5.5.3.d: Aufbereitung Ramsbeck, Flotationsbetrieb zu tun, sondern mit Foto aus Homepage Förderverein Sau- der Verwaltung. erländer Besucherbergwerk

57 Abb. 5.5.3.e: Mechernich, Foto aus der Sammlung des Bergbaumuseums Mechernich

Abb. 5.5.3.f: Laurenburg /HAM 1955b/ Abb. 5.5.3.i: Bensberg /ARN 1955b/

Abb. 5.5.3.j: Maubacher Bleiberg /MEH 1955/ Abb. 5.5.3.g: Bad Ems /HAM 1955a/

Abb. 5.5.3.h: Kappel /ARN 1955a/ Abb. 5.5.3.k: Meggen /GÖB 1955b/

58 moderne Betriebsanlagen hatten, • 1931 Ramsbeck, Nievenheim und musste die Hälfte der Betriebe ereits Birkengang. /SZA 1955/ in den 1950er Jahren schließen. Zum Teil waren ihre Lagerstättenvorräte 1931 stellte der Vorstand der Stol- erschöpft. Zum Teil ließen sie sich berger Zink AG sogar den Antrag, den unter den Bedingungen der Globali- Gruben-, Aufbereitungs- und Hütten- sierung und der damit schärfer wer- betrieb vollständig einzustellen. Durch denden Weltmarktsituation nicht mehr diese verzweifelte Aktion wurde die wirtschaftlich betreiben. Reichsregierung auf die dramatische Situation aufmerksam gemacht. Sie Zu den bekanntesten Gruben der erkannte die Notwendigkeit staatlicher Stolberger Zink AG gehörten unter Hilfe. Ab Mitte 1932 glich sie die Dif- anderem die Zechen Herrenberg und ferenz zwischen den Selbstkosten und Diepenlinchen bei Stolberg, Mercur den Verkaufserlösen durch spezielle bei Bad Ems, Holzappel an der Lahn, finanzielle Zuschüsse aus. Dabei blieb Vereinigte Bastenberg und Dörnberg, es auch den folgenden Jahren, dann Ramsbeck, Rosenberg bei Braubach allerdings vor allem im Sinne der nati- und Mühlenbach bei Ehrenbreitstein/ onalsozialistischen Autarkiepolitik. Koblenz. Die Stolberg Zink AG betrieb Flotationsanlagen in Ramsbeck (die Diese staatliche Unterstützung Anlage Willibald), in Mechernich, in ermöglichte Verbesserungen im beste- Laurenburg, in Bad Ems, in Kappel henden Flotationsbetrieb der Zentralen (für die Grube Schauinsland), in Bens- Aufbereitungsanlage in Bad Ems und berg (Anlage Weiß) und in Maubacher die Einrichtung einer Versuchsanstalt Bleiberg. Die PREUSSAG AG betrieb für die Flotation schwierig aufzuberei- neben den beiden Goslarer Flotations- tender Erze. Damit waren die Werke anlagen (Rammelsberg und Bollrich) gerettet. Nach dem Zweiten Weltkrieg zwei in Bad Grund (Anlagen für die nahmen sie die Produktion wieder auf. Gruben Hilfe Gottes und Bergwerks- /HAM 1955a/ Zusätzlich konnte sogar wohlfahrt) und jeweils eine in Laut- eine Aufbereitungsanlage bei Düren enthal und in Clausthal. Außerdem gebaut und in Betrieb genommen liefen zu dieser Zeit Blei-Zinkerz-Flo- werden (Maubacher Bleiberg). /MEH tationsanlagen der Sachtleben AG und 1955/ der Metallgesellschaft (s. Abb. 5.5.3.d bis k). /GRÜ 1955/ Die relativ armen Maubacher Blei- und Zinkerzmassenvorkommen gehör- In der Weltwirtschaftskrise hatten ten zwar schon seit 1901 dieser Gesell- davon bereits folgende Werke geschlos- schaft. Ihr Abbau wurde aber wegen des sen werden müssen: geringen Metallgehalts der Erze erst Anfang der 1950er Jahre wirtschaftlich • 1929 Wiesloch, möglich. Gebaut wurde eine Aufberei- • 1930 Holzappel, Weiss und Rosen- tungsanlage, die für die vielen kleinen berg und Erzgewinnungsbetriebe der Gesell-

59 schaft zentral lag. Die Tagesleistung Ruhrgebiet), eine der bedeutendsten lag bei 2.000 bis 3.000 t. Die Anlage deutschen Blei-Zink-Gruben. Weitere verarbeitete allerdings zum großen Teil mussten ihren Betrieb einschränken (s. ausländische Erze. Sie blieb bis 1969 in Abb. 5.5.3.m und n). /BAR 1988/ Betrieb. /MEH 1955/

Die sinkenden Weltmarktpreise zwangen die Stolberger Zink AG erneut mehrere Werke zu schließen. 1953/54 waren bereits Schauinsland, Holzap- pel und Wiesloch geschlossen wor- den. 1957 folgte Weiss/Bensberg, 1960 Mühlenbach, 1963 Rosenberg (s. Abb. 5.5.3.l) und 1969 Maubach, wobei letz- tere Anlage infolge der Erschöpfung Abb. 5.5.3.m: Aufbereitung Adolf Hele- der Erzvorräte aufgegeben werden ne, Foto 1981 /wikipedia/ musste. Lediglich die Anlage Rams- beck blieb noch bis 1974 in Betrieb. / KLS 1992/

Abb. 5.5.3.n: Aufbereitung Auguste Vic- toria /wikipedia/

Abb. 5.5.3.l: Aufbereitung Rosenberg In den 1960er Jahren hatte sich die um 1920, Foto aus der Sammlung Zahl der westdeutschen Erzaufberei- August Schlusnus tungsanlagen ein weiteres Mal hal- biert. In den 1970erJahren blieben einschließlich des Rammelsbergs nur Die gesamte mitteleuropäische noch drei Betriebe übrig: Meggen und Metallwirtschaft war 1957 bis 1959 von Bad Grund. 1988 waren die Erzre- einer Krise erfasst worden. Zwischen serven des Rammelsbergs erschöpft dem 30. April 1957 und 31. Dezember und auch hier die Betriebseinstellung 1958 mussten in der Bundesrepublik unumgänglich. Der Betrieb hätte aber neun Blei-Zink-Gruben geschlossen auch ohne Erschöpfung der Lagerstätte werden, beispielsweise 1960 die Grube eingestellt werden müssen, denn bei Adolf Helene (im Moselgebiet) und der vorhersehbaren Lohn-, Kosten- und 1962 die Grube Auguste Victoria (im Preisentwicklung wäre 1988 die Renta-

60 Tabelle 5.5.3.a: Anzahl der westdeutschen Blei-Zinkerzbergwerke 1950 bis 1990 / KLS 1992/

Anzahl der Mio t/a Ø Mio t/a und Ø t/d und Betrieb Bergwerke Betrieb 1950 19 2,509 0,132 440 1960 10 2,586 0,259 862 1970 5 2,180 0,436 1.744 1980 3 1,634 0,545 2.178 1990 2 0,989 0,495 1.978

Gebiet Betrieb Produktion Eifel Mechernich bis 1956/57 Tabelle 5.5.3.b: Liste der westdeutschen Eifel Maubach bis 1969 Blei-Zinkerzbergwerke 1953 bis 1992 / Eifel Bendisberg bis 1957 KLS 1992/ Hunsrück Friedrichs- bis 1952 feld Hunsrück Theodor bis 1959 Tabelle 5.5.3.c: Roherzförderung der Ems Rosenberg 1953 - 1963 Bergwerke Grund, Rammelsberg und (1928-1953 Meggen 1980 in Tonnen pro Jahr /KLS Betriebsun- 1992/ terbr.) Ems Gute Hoff- bis 1961 Grund 424.790 nung Rammelsberg 283.024 Ems Holzappel bis 1953 Ems Mühlenbach bis 1960 Meggen 926.018 Ems Merkur bis 1958 Summe 1.633.832 Bensberg Lüderich bis 1978 Bensberg Nikolaus bis 1966 Phönix bilitätsgrenze erreicht worden (s. Tab. Bensberg Weiß bis 1957 5.5.3.a bis d). Ruhr Auguste Vic- bis 1962 toria 1992 mussten mit dem Erzbergwerk Ruhr Christian bis 1958 Meggen und dem Erzbergwerk Grund Levin die letzten beiden deutschen Metall- Sauerland Ramsbeck bis 1974 erzgruben und -aufbereitungsanlagen Sauerland Meggen bis 1992 geschlossen werden. Seitdem gibt es Harz Grund bis 1992 keine fördernden Blei-Zinkerzgruben Harz Rammelsberg bis 1988 Schwarz- Gänsberg bis 1952 mehr in Deutschland. 1993 ist auch wald das einzige nach dem Zweiten Welt- Schwarz- Wiesloch bis 1953 krieg in Österreich betriebene Blei- wald Zinkerzbergwerk geschlossen worden, Schwarz- Schauinsland bis 1954 die Grube Bleiberg (s. Abb. 5.5.3.o). wald (Kappel) /OBE 2012/

61 Tabelle 5.5.3.d: Produktion der Bergwerke Grund und Meggen 1988/89 in Tonnen pro Jahr /KLS 1992/

1988/89 [t/a] Roherz Zinkkonzentrat Bleikonzentrat Pyritkonzentrat Grund 332.980 55.080 11.040 Meggen 656.274 55.203 2.851 313.852 Summe 989.254

Abb. 5.5.3.o: Aufbereitung Antoni in Bleiberg

Abb. 5.5.3.q: Aufbereitung Iglesias, Foto aus /www.weiteferne2.de/sard08/

Abb. 5.5.3.r: Aufbereitung Raibl, Foto 2012

Diese Schließungstendenz war all- gemein in Westeuropa zu beobachten. Abb. 5.5.3.p: Aufbereitung Schneeberg/ Beispielsweise musste das südtiroler Ridnaun-Mareit, Foto aus /www.berg- Blei-Zinkerzbergwerk in Ridnaun- baumuseum.it/de/ridnaun/information/ Mareit schon Ende der 1960er Jahre

62 zu denen in der Bundesrepublik von Weltmarkteinflüssen weitgehend abge- schirmt. Bis 1989 wurden namhafte Uran-, Zinn-, Nickel- und Blei-Zink­ aufbereitungsanlagen betrieben, die zum großen Teil erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden waren. Nach der Öffnung für den Weltmarkt erwiesen sie sich jedoch als nicht konkurrenzfä- hig und mussten geschlossen werden. Abb. 5.5.3.s: Aufbereitung Grube Bei- Die Blei-Zinkerz-Bergwerke der DDR hilfe in Halsbrücke, Foto Jens Pfeifer und ihre Aufbereitungsanlagen hatten 2010 bereits Ende der 1960er Jahre den Betrieb einstellen müssen, denn die geschlossen werden (s. Abb. 5.5.3.p). zur Verfügung stehenden Lagerstät- Die übrig gebliebenen italienischen ten waren schon damals durch einen Blei-Zinkerzbergwerke wurden noch jahrhundertelang betriebenen Abbau einmal modernisiert. Eins davon lag in nicht mehr ergiebig genug. Das betraf Iglesias/Südsardinien, überlebte aber besonders den Bergbau im Großraum nur wenige Jahre (s. Abb. 5.5.3.q). Ein Freiberg (s. Abb. 5.5.3.s). anderes war das ehemals österreichi- sche und ab 1918 italienische Raibl. Es Bis heute sind in Deutschland keine ist Ende 1991 geschlossen worden (s. Erzgruben in Betrieb geblieben. Die Abb. 5.5.3.r). noch arbeitenden Aufbereitungsanla- gen gehören zu benachbarten Berg- In der DDR waren der Erzbergbau werkssparten. Ein Beispiel ist das und die Hüttenbetriebe im Gegensatz Flussspatbergwerk Clara in Wolfach

Abb. 5.5.3.t: Aufbereitung Grube Clara, aus www.clara-mineralien.de

63 (s. Abb. 5.5.3.t). Außerdem ist in den und 1990er Jahren die Verhältnisse der letzten Jahren begonnen worden, ein Montanindustrie deutlich verschlech- Kupferschieferbergwerk in Spremberg/ tert, so dass die Forschung ebenfalls Lausitz einzurichten. Der Betriebsbe- eingeschränkt und schließlich fast völ- ginn der Grube und der zugehörigen lig eingestellt worden ist. In den letz- Erzaufbereitungsanlage wird aber erst ten Jahren hat sich der Schwerpunkt in einigen Jahren erwartet. Die übrig nach China und Indien verlagert (s. gebliebenen deutschen Buntmetall- Abb. 5.5.3.u). Aus deutscher Sicht ist Hüttenbetriebe verarbeiten importierte es heute schwer geworden, überhaupt Erze oder haben sich dem Recycling auf dem Wissensstand von Forschung von buntmetallhaltigem Schrott zuge- und Entwicklung zu bleiben und die wendet, zum Beispiel von Bleiakkumu- internationalen Entwicklungen zu ver- latoren. Das war auch in der Bleihütte folgen. Oker der Fall. Die Aufbereitungsan- lagen für Primärerze befinden sich im Auch zukünftig wird die Metall- Ausland. /KLS 1992/ herstellung aus Erzen unverzichtbar sein, denn es werden immer Metal- Mit dem Niedergang der Bunt- le unwiederbringlich verbraucht, die und Edelmetallerzgewinnung sind in ersetzt werden müssen. Das Recyc- Deutschland auch die Möglichkeiten ling von Metallschrott und metallhal- zur Erforschung und Entwicklung der tigen Abfällen kann nur einen Teil des Erzaufbereitungsverfahren immer mehr Metallbedarfs decken. Zwischen der eingeschränkt worden. Nach und nach Erzförderung der Bergwerke und der sind an allen Hochschulen und Uni- Metallherstellung in den Hütten steht versitäten die einschlägigen Institute die Aufbereitung der Erze, ohne die geschlossen oder wenigstens drastisch eine wirtschaftliche Metallherstellung verkleinert worden. Führend wurden nicht möglich ist. Aufbereitungsanla- nun die US-amerikanischen und russi- gen haben deshalb eine nicht zu unter- schen Forschungseinrichtungen. Aber schätzende Zukunft. auch dort haben sich in den 1980er 5.5.4 Flotationsversuche mit Rammelsberger Erzen im Überblick

Nachdem den Verantwortlichen der Unterharzer Berg- und Hüttenwerke nach der Wende zum 20. Jahrhundert klar geworden war, dass sich trotz der großen Fortschritte, die die her- kömmliche Aufbereitungstechnik welt- Abb. 5.5.3.u: Moderne Aufbereitung in weit gemacht hatte, die Rammelsberger Chifeng, Innere Mongolei, China Erze damit nicht aufbereiten ließen /wikipedia/ und weitere Verbesserungen kaum zu

64 erwarten waren, ist mit Interesse das immer weiter optimiert und den wech- im Ausland aufkommende Flotations- selnden Anforderungen angepasst. verfahren beobachtet worden. /KRA 1948/ 5.5.5 Flotationsversuche mit Rammelsberger Erzen bis zum Daraufhin sind sowohl von den Ersten Weltkrieg Unterharzer Berg- und Hüttenwerken als auch von Laboratorien der Hoch- Die erste Phase begann 1909 mit schulen und Aufbereitungsfirmen über Beauftragungen von Fremdfirmen im zwanzig Jahre lang Aufbereitungsver- In- und Ausland. Das Ziel war, sowohl suche mit Rammelsberger Erzen unter- den Schwerspat als auch den Pyrit aus nommen worden. Anfangs wurde vor dem Roherz abzutrennen. Beide waren allem die kollektive Flotation unter- Ballaststoffe für die Verhüttung und sucht (Herstellung eines Mischkonzen- erhöhten den Energieaufwand. Außer- trats, indem sowohl die Blei- als auch dem griff der Schwerspat die Ofenaus- die Zinkminerale angereichert waren). mauerungen an und macht die Schla- Bald schon folgte die selektive Flota- cke zähflüssig. Der Pyrit hatte einen tion (Herstellung von Blei-, Zink- und für den Verhüttungsprozess ungünstig Pyritkonzentraten). Schließlich waren hohen Schwefelanteil. die Versuche erfolgreich. Sie führten zum Bau der Neuen Aufbereitung. Diese Phase endete mit dem Erste /KRA 1949/ Weltkrieg. Während des Krieges wur- den die Beziehungen zu den damals Zur besseren Übersichtlichkeit über führenden britischen Forschungs- und diese Untersuchungen lässt sich diese Entwicklungsfirmen stark beeinträch- Zeit in vier Phasen einteilen, tigt. Außerdem wurden in dieser Zeit die finanziellen und betrieblichen 1. von 1909 bis zum Ersten Weltkrieg, Möglichkeiten für Forschungen und 2. vom Ersten Weltkrieg bis 1925, Entwicklungen schlechter. 3. von 1925 bis 1936 und 4. von 1936 bis 1988. Die technische und betriebswirt- schaftliche Optimierung des Gesamt- Die letzte (vierte) Phase setzte nach komplexes Bergwerk Rammelsberg Fertigstellung und Inbetriebnahme der – Aufbereitung – Unterharzer Hütten- Flotationsanlage ein. Sie dauerte bis werke wurde zwar Anfang des 20. zur Einstellung des Flotationsbetriebs. Jahrhunderts nach wie vor weiter voran Im Gegensatz zu den vorangegangenen getrieben, hatte jedoch noch nicht die drei Phasen konnten nun die Erfahrun- nachdrückliche Notwendigkeit erreicht, gen aus dem laufenden Betrieb ver- wie es Ende der 1920er und Anfang der wendet werden. Zusätzlich sind neue 1930er Jahre der Fall war. Untersuchungen, sowohl im Labor als auch in der Anlage, unternommen wor- Den Forderungen der Kupferhütte den. Die Anlage wurde in dieser Zeit Oker nach hochwertigeren Kupfer-

65 erzkonzentraten versuchte die Werk- fein gemahlenes Erz mit verdünnter leitung des Rammelsbergs durch eine Schwefelsäure in einem Scheidegefäß konsequente Aufsicht bei der Klau- verwirbelt und erwärmt. Die im Erz bung zu erfüllen sowie durch den Bau enthaltenen Karbonate reagierten mit der Sieb- und Klaubeanlage. Sie ent- der Säure und bildeten Kohlensäu- sprach vorerst noch den Anforderun- reblasen. Das Erz haftete zwar wie gen. Zusammen mit dem weitgehend gewünscht daran. Es schwamm auch auf Kupfererze orientierten Erzabbau auf und bildete einen Schaum. Ins- und der bereits in der Grube erfolgten gesamt verliefen die Versuche jedoch Vorsortierung in kupferreichere und unbefriedigend. /KLS 1983/ Blei-Zinkerze konnte diese Aufberei- tungsanlage die Hütten den Erforder- Anschließend sind bei der Berg- nissen entsprechend versorgen. bau AG Friedrichssegen Versuche zur Aufbereitung Rammelsberger Erze In dieser Zeit erteilten die Unter- unternommen worden, vermutlich harzer Berg- und Hüttenwerke Auf- mit dem Leuschner-Verfahren. Dabei träge an Fremdfirmen, versuchsweise ist gemahlenes Erz mit Öl vermischt Rammelsberger Erze aufzubereiten. und in ein durch Dampf erwärmtes Dem damaligen Stand der Technik schwefelsaures Bad gegeben worden. entsprechend waren das zum Teil hüt- Es bildeten sich wie beim Potter- tentechnische Anreicherungsverfahren Verfahren kleine Kohlensäureblasen. aber auch schon Flotationsverfahren. Die Versuchsergebnisse waren aber Bei Letzteren handelte es sich noch offensichtlich ebenfalls ungünstig. Die um kollektive Flotationsverfahren, bei Korrespondenz endet im Juni 1911. denen nur ein einziges Konzentrat her- /HOL 1912/ gestellt wurde. /KLS 1983/ 1913 hatte die Tellus AG, die dama- 1909 hatte die Firma The Ore Con- lige Vertretung der MS in Frankfurt centrating Company Ltd., London von a.M. erste Versuche mit Rammelber- den Unterharzer Berg- und Hüttenwer- ger Erzen nach den MS-Verfahren ken den Auftrag erhalten, mit Ram- durchgeführt. Es handelte sich vor- melsberger Erzen (Kniest und Melier- erst nur um Vorversuche im kleinen terze) Versuche anzustellen. Ange- Maßstab, aber die Ergebnisse bei der wendet wurde das Elmoreverfahren, Entfernung von Schwerspat aus dem bei dem mit Unterdruck flotiert wurde. Roherz waren bereits gut. Bei diesen Die Versuche sind jedoch ohne Erfolg Versuchen war das zerkleinerte Erz eingestellt worden. /GRU 1925/ auf 300° C angeröstet worden, um die Schwimmeigenschaften des Pyrits zu 1909 hat die sächsisch-böhmischen verschlechtern. Experimentiert wurde Gewerkschaft Klingenthal-Graslitzer mit verschiedenen Schwimmmitteln. Kupferbergbau Versuche angestellt, Die Erwartungen sind allerdings nicht Rammelsberger Erze mit dem Potter- ganz erfüllt worden. Insbesondere Verfahren aufzubereiten. Dabei wurde war die selektive Flotation der ver-

66 schiedenen Minerale nicht geglückt. werden und er die entstehenden Kon- Außerdem blieb es fraglich, ob die- zentrate frei verkaufen dürfe. Dem ses Verfahren unter großtechnischen wurde entsprochen. Seine Versuchs- Bedingungen wirtschaftlich einsetzbar anlage befand sich in der ehemaligen sein würde. Der Ausbruch des Ersten Brandstaubwäsche. Weltkriegs verhinderte vorerst weitere Versuche. /GRU 1925/ Offensichtlich hatte er aber seine Kenntnisse überschätzt beziehungs- Die Versuche, bei der Murex Mag- weise die Schwierigkeiten unter- netic Co. in London, das Murex-Ver- schätzt, die die Rammelsberger Erze fahren für die Aufbereitung Rammels- beim Flotieren bereiten. Es wurden berger Erze anwendbar zu machen, zwar einige Maschinen angeschafft. schlugen ebenfalls fehl. Die Versuche Erfolgreich in Betrieb gegangen ist ergaben aber, dass dieses Verfahren diese Anlage jedoch nicht. mit Rammelsberger Erzen nicht wirt- schaftlich einsetzbar ist. Während des Kriegs und danach sind von der Firma EKOF Versu- Kurz vor dem Krieg sind bei der Fir- che mit Rammelsberger Erz durch- ma Humboldt und in der Lazy-Hütte geführt worden. Dafür wurde eine in Oberschlesien Versuche mit der größere Menge Bleizinkerz von der Magnetabscheidung nach vorgeschal- Firma Beer-Sondheimer mit dem teter Röstung vorgenommen worden, EKOF-Verfahren aufbereitet und auf jeweils mit negativem Ergebnis. der Hütte Nordenhamm verarbeitet. Der Schwerspatanteil soll durch die Eine Episode blieben die Versuche Aufbereitung so gut wie vollständig von Steiger Wolf. Er hatte vor dem entfernt worden sein. Ersten Weltkrieg am Rammelsberg gelernt und die Bergschule in Claust- Parallel zu den Flotationsverfahren hal besucht, dann aber am Rammels- ist versucht worden, die Anreicherung berg keine Anstellung bekommen. Rammelsberger Erze mit hüttenmän- Deshalb war er nach Australien aus- nischen Verfahren, das heißt auf pyro- gewandert. Dort hatte er Erfahrungen metallurgischem Wege zu erreichen. mit der Flotationsaufbereitung gesam- 1911 wurden bei der Societe pour le melt. 1916 war er nach Deutschland Traitment des Minerais in Overpelt/ zurückgekehrt und hatte in der Hüt- Belgien te der Gebr.-Borchers AG in Oker (ab 1920 H.C.Starck) eine Anstellung Versuche mit Bleierz und Melierterz bekommen. Er bot den Unterharzer unternommen. Zum Einsatz kam das Berg- und Hüttenwerken an, eine Flo- Ganelin-Verfahren, blieb allerdings tationsanlage aufzubauen und wollte erfolglos. sie auf eigene Rechnung errichten und betreiben, sofern ihm die Erze Gleichzeitig ist bei derselben Firma unentgeltlich zur Verfügung gestellt versucht worden, den Pape-Prozess

67 anzuwenden. Diese Versuche liefen 5.5.6 Flotationsversuche mit bis 1911/12 und wurden dann ein- Rammelsberger Erzen vom gestellt. Sie sollen gescheitert sein, Ersten Weltkrieg bis 1925 weil Zuschlagstoffe, die erforderlich gewesen wären, nicht zur Verfügung Nach dem Ende des Ersten Welt- standen. kriegs hatte sich die Weltmarktsituation stark verändert. Die sinkenden Metall- 1921/22 wurde dieses Verfahren preise zwangen die Unterharzer Berg- übrigens noch einmal durch die Krupp- und Hüttenwerke betriebstechnisch Gruson-Werke in Magdeburg in Form preiswerter zu produzieren als bisher. des Pape-Baltin-Verfahrens erprobt, Im Grubenbetrieb ließen sich kaum aber ebenfalls erfolglos. noch Einsparungen und Effektivierun- gen erreichen. Auch die bestehende 1912 sind in der Hütte Lautenthal Sieb- und Klaubeanlage und die alther- in einem Retortenofen Versuche mit gebrachten Verhüttungsbetriebe boten dem Bisulfit-Verfahren unternommen keine wesentlichen Verbesserungsmög- worden. Technische Schwierigkeiten lichkeiten. führten 1913 zur Versuchseinstellung. Zur selben Zeit ist in Lautenthal das Deshalb setzte eine zweite Phase Hommel-Verfahren erprobt worden. aufbereitungstechnischer Versuche ein. Es scheiterte wegen des zu hohen Dabei wurde an die Ergebnisse der Kupferanteils im Erz. Die Versuche Versuche aus der Vorkriegszeit ange- sind daraufhin eingestellt worden. knüpft. Allen Beteiligten war nun klar, dass die Unterharzer Berg- und Hüt- Wenig später haben Borchers und tenwerke dringend eine neue Aufberei- Menzel an der TH Aachen ein nicht tungstechnologie benötigten, um gegen näher beschriebenes Verfahren ent- die erstarkte Konkurrenz bestehen und wickelt. Der Bericht bricht allerdings die wirtschaftlich schwere Zeit über- ohne Bewertung und Begründung ab. stehen zu können. Trotz der schwieri- gen finanziellen Verhältnisse wurden In der Zeit des Kriegsausbruchs ausreichend finanzielle Mittel für die unternahm die Firma Siemens und Forschung zur Verfügung gestellt. Halske Versuche mit der Zinkelekt- rolyse, die durch den Krieg erst 1919 Neben den äußeren Rahmenbedin- abgeschlossen werden konnten. Trotz gungen hatte sich auch die betriebsin- befriedigenden Ergebnissen sind die- terne Lage geändert. Die kupferreichen se Versuche nicht fortgesetzt worden. Partien der Lagerstätte waren weitge- Offensichtlich war der Elektroener- hend abgebaut und die Grube konnte gieverbrauch zu hoch für die damals nicht mehr die gewünschte Menge kup- in Goslar verfügbare Elektroenergie- ferreicher Erze fördern. versorgung und eine neue Fernleitung oder ein eigenes Kraftwerk wären zu Mit den Versuchen wurden wiede- teuer gewesen. /KLS 1983/ rum Fremdfirmen beauftragt aber es

68 sind auch Versuche mit betriebsinter- der Maschinenbauanstalt Humboldt und nen Mitteln unternommen worden. der Firma Friedrich Krupp. Favorisiert Noch war nicht absehbar, ob sich die wurden jeweils Rührwerke und Emul- hüttentechnischen Anreicherungsver- sionsschaum. Dagegen ist beim EKOF- fahren oder die Flotationsaufbereitung Verfahren nach Patent Gröndal-Franz durchsetzen würden. Deshalb sind bei- nur mit Druckluft und ohne Rührwerk de parallel untersucht und entwickelt gearbeitet worden. /GRU 1925/ worden. /KLS 1983/ Bereits Ende der Kriegs war der Zu nennen sind Versuche, die sich Anteil der Kupfererze an der Gesamt- wiederum an das Patent der MS anlehn- förderung des Rammelsbergs zurück ten. Von Seiten des Rammelsberg ist gegangen, weil in der Grube die bis zwar eine „unberechtigte Geheimnis- dahin bevorzugten kupferreichen krämerei“ bemängelt worden, aber Lagerstättenbereiche weitgehend abge- ganz unberechtigt scheint die Zurück- baut waren. Die Unterharzer Kupfer- haltung nicht gewesen zu sein. Es kam hütte sollte aber gleichbleibende Kup- zu Patentstreitigkeiten zwischen der fererzmenge erhalten. Es blieben nur MS und einigen deutschen Firmen, die Erzvorräte mit geringeren Kupferge- erst 1925 ausgeräumt werden konnten. halten. Deshalb wurde die Gesamt- förderleistung angehoben. Die Unter- Besonders erfolgreich waren die harzer Bleihütten konnte aber nicht Versuche der Zentraleuropäischen das nun ebenfalls vermehrt anfallende Schwimmaufbereitungsanstalt Berlin, Bleierz verarbeiten. Das überschüssige

Abb. 5.5.6: Brandstaubwäsche, umgebaut zur Aufbereitungsversuchsanstalt, Foto aus der Sammlung Heinrich Stöcker

69 Bleierz sollte an auswärtige Hütten in Vorbereitung war, das die Patentlauf- verkauft werden, unter anderem an zeiten verlängern sollte. Außerdem war die Metallurgische Gesellschaft, die nicht vorhersehbar, ob das Schiechel- es in ihrer Berzelius-Hütte in Bergisch Verfahren patentiert werden würde. Des- Gladbach und in ihrer Metallhütte in halb wurde nun das Gröndal-Verfahren Duisburg verarbeitete. In beiden Hüt- favorisiert. Auf der Unterweser-Hütte ten sind daraufhin eingehende Versu- in Nordenham gab es bereits eine kleine che zur Erzaufbereitung unternommen Anlage, die dieses, zwischenzeitlich von worden. Auf der Berzelius-Hütte waren Dr. Franz weiterentwickelte Verfahren es Versuche mit einem Laugungs- und einsetzte. Dort wurden die Versuche Elektrolyseverfahren. Erklärtes Ziel mit Rammelsberger Erzen fortgesetzt. war, eine Großversuchsanlage einzu- Die Ergebnisse waren befriedigend, richten. insbesondere was das Abtrennen des Schwerspats betraf, und sollten Maßstab Die Fachleute der Duisburger Hütte für die vorgesehenen Versuche mit dem schlugen dagegen vor, ein Wälzverfah- Schiechel-Verfahren werden. ren zu benutzen und damit Zinkoxyd herzustellen. 1920 ging die Versuchsanlage am Rammelsberg in Betrieb, jedoch hin- 1918 bewogen die vielen Erfolg ver- sichtlich der Abtrennung des Schwer- sprechenden Versuche die Unterharzer spats mit unbefriedigendem Ergebnis. Berg- und Hüttenwerke, zusammen mit 1921 wurde die Studiengesellschaft der Metallurgischen Gesellschaft und aufgelöst, auch wegen der einsetzen- der Metallbank eine Erzaufbereitungs- den Inflation. gesellschaft (E.A.V.G.) zu gründen. Die ehemalige Brandstaubwäsche wur- Die Unterharzer Berg- und Hütten- de zu einer Aufbereitungsversuchsan- werke übernahmen die Anlage von stalt umgebaut. Das Gebäude erhielt der Erzaufbereitungsgesellschaft, um ein neues im zentralen Bereich höher dort Versuche mit dem Schlitzberger- gelegtes Dach (s. Abb. 5.5.6.). Ausge- Verfahren durchzuführen. Dieses Ver- stattet wurde es mit „modernen Aufbe- fahren war pikanter Weise von der reitungsgerätschaften“. Ehefrau von Bergrat Schlitzberger zum Patent angemeldet worden. Schlitzber- In der Diskussion war, das Schiechel- ger hatte diesen juristischen Winkelzug Verfahren oder das Gröndal-Verfahren gewählt, weil er als Beamter gegenüber näher zu untersuchen. Die Entschei- den Unterharzer Berg- und Hüttenwer- dung fiel auf das Schiechel-Verfahren. ken keine Forderungen über Zahlungen Die Aufnahme der Versuche verzögerte für die Nutzungsrechte hätte verlangen sich durch Patentprobleme, denn dieses können, schon gar nicht vor Gericht. Verfahren war fast identisch mit dem Diese Konstellation beeinträchtigte Elmore-Verfahren. Der Zeitpunkt, an von Anfang an das Vertrauensverhält- dem das Patent ablaufen sollte, war nis zwischen Schlitzberger und dem nicht mehr sicher, weil ein neues Gesetz Werk. /SCH 1924/ Vorgesehen war

70 eine Durchsatzleistung von 12.000 t werfen und ein Angebot für den Bau Roherz pro Jahr. Die Inflation ver- vorzulegen. 1924 wurde noch einmal zögert den Versuchsbeginn bis 1923. bestätigt, dass die Wirtschaftlichkeit /KLS 1983/ dieses Neubaus gegeben sein würde. 1925 sollte das Projekt beginnen. Die Zwischenzeitlich hatten mehrere vorgesehene Durchsatzleistung betrug Unternehmen und Institute Versuche 100 t Roherz pro Tag. mit der selektiven Flotation angestellt. Die EKOF hatte Oberharzer Gangerz Dazu kam es jedoch nicht. Das Pro- aus dem Erzbergwerk Grund erfolg- jekt wurde ohne offizielle Begründung reich flotiert. Dabei war zuerst ein beendet und in den Akten nicht wei- Blei-Zinkkonzentrat mit dem Franz- ter erwähnt. Interne Vermerke lassen Gröndal-Verfahren kollektiv flotiert vermuten, dass vor allem die über- worden, das dann auf einem Schnell- zogenen Forderungen Schlitzbergers stoßherd in ein Blei- und ein Zink- von mindestens 12.000 Goldmark pro konzentrat getrennt wurde. Die Versu- Jahr ausschlaggebend waren. Das Ver- che, die daraufhin auf diese Art auch trauensverhältnis zu Schlitzberger war mit Rammelsberger Erz durchgeführt offensichtlich nicht mehr gegeben. worden waren, verliefen jedoch nicht Außerdem schien befürchtet worden erfolgreich. Deshalb setzte man am zu sein, dass sein Patent von der EKOF Rammelsberg weiter auf das Schlitz- angefochten werden könnte, denn die berger-Verfahren. Ähnlichkeit war sehr deutlich.

Im Prinzip handelte es sich dabei wie Daneben wären Umwelt-Probleme beim Franz-Gröndal-Verfahren um ein erzeugt worden, denn die Abwässer Flotationsverfahren mit Luft- und Rea- wären sehr stark mit Schwefelsäure genzienzugabe und Herstellung eines belastet worden. Ein weiterer Beweg- Schaumprodukts, aber mit modifizier- grund scheint die neue Entwicklungen ter Düsenanordnung und Reagenzien- bei den hüttenmetallurgischen Auf- zugabe. bereitungsverfahren gewesen zu sein. Besonders das Wälzverfahren machte Der Versuchsbetrieb lief ein Jahr. in Mechernich und in Oberschlesien Die Ergebnisse waren zufriedenstel- gute Fortschritte. Man wollte wohl lend, auch in wirtschaftlicher Hinsicht. abwarten, wie es sich weiter entwickel- Die hergestellten Konzentrate sind an te. /KLS 1983/ die Hütten geliefert worden, um die Weiterverarbeitungsmöglichkeiten zu 5.5.7 Flotationsversuche mit untersuchen. Die Maschinen wurden Rammelsberger Erzen von 1922 verkauft. /BAC 1922/ 1925 bis 1935

1922 erhielt die Firma Humboldt den Das Augenmerk der Unterharzer Auftrag, für den Rammelsberg eine Berg- und Hüttenwerke lag nach 1925 Aufbereitungsanlage dieser Art zu ent- auf der Verbesserung des Gruben- und

71 Emil Kraume Lebenslauf: 1904-05-26 geboren in Kirchhun- dem/Westfalen Vater Kolonialwarenhändler Humanistisches Gymnasium in Emmerich 1925 Reifeprüfung Studium an der TH München Später Studium an der Bergakade- mie Clausthal Bergbau 1931 Diplomabschluss anschließend Arbeit im Aufberei- tungslabor der Bergakademie Clausthal 1932-11-15 bis 1933-02-15 Ingenieur-Praktikant in der Versuchsanstalt der Krupp- Grusonwerke 1933 bis 1945 Betriebsingenieur und Betriebsleiter Aufbereitung am Rammelsberg 1945 bis 1948 Bergwerksdirektor des Erzbergwerks Rammelsberg (alle Angaben von seiner Tochter Margarita Kraume 2012)

Aufbereitungs- und Verhüttungsverfah- ren, die mittlerweile in anderen, vor allem ausländischen Aufbereitungs- anlagen, mit viel Erfolg angewendet wurden, für die Unterharzer Berg- und Abb. 5.5.7: Dr. Emil Kraume, Foto aus Hüttenwerke die einzige Chance zum der Sammlung Margarita Kraume Überleben war.

Hüttenbetriebs. Das Interesse an der Professor Grumbrecht (Bergakade- Verbesserung des Aufbereitungsver- mie Clausthal) hatte bereits 1925 das fahrens ließ vorübergehend etwas nach. Potential des Flotationsverfahrens für Ende der 1920er Jahre und Anfang der den Rammelsberg geahnt. Er konnte 1930er Jahre verschlechterte sich die allerdings noch nicht absehen, ob es Weltmarktsituation dramatisch. Dabei sich durchsetzen würde. Als Alterna- war der PREUSSAG deutlich gewor- tive kam nach wie vor das Wälzver- den, dass die Umorientierung auf neue fahren in Frage. Es war in anderen

72 Erzbergbaurevieren, zum Beispiel in Erfolg der Verhüttung würde sich damit Oberschlesien recht erfolgreich ange- aber erheblich verbessern lassen. wendet worden. /GRU 1925/ Die Firma Krupp Gruson in Mag- Grumbrecht war allerdings der Mei- deburg führte daraufhin Großversu- nung, dass aus der Reihe der Flotati- che mit einer Pilotanlage durch. Sie onsverfahren nur das Ölschwimmver- bestand aus einer Mahlanlage und 24 fahren für den Rammelsberg in Frage Flotationszellen á zwei Liter Volumen. kam. Er beauftragte Emil Kraume, Damit ließen sich erstmalig Aussagen damals Student in Clausthal, mit For- zu den Zwischenprodukten machen, schungen zum Thema Flotation Ram- was in den vorangegangenen Labor- melsberger Erze (s. Abb. 5.5.7). untersuchungen noch nicht möglich gewesen war. /BAC 1932/ Die damals modernsten Flotati- onsverfahren waren durchaus in der Emil Kraume hatte sowohl an der Lage, selektiv mehrere unterschiedli- Bergakademie Clausthal Laborversu- che Konzentrate herzustellen. Für den che mit Rammelsberger Erzen durch- Rammelsberg bedeutete das, dass nun geführt, als auch bei den Versuchen sowohl ein Blei- als auch ein Zink- bei Krupp Gruson in Magdeburg maß- konzentrat erzeugt und dann auch ein geblich mitgewirkt. Darüber verfasste neues Zinkverhüttungsverfahren ein- er eine Doktorarbeit, die er 1933 in geführt werden könnte. Ersteres wurde Clausthal verteidigte. Kraume hatte Inhalt von Kraumes Versuchen. Darü- damit die Grundlagen für den Bau der ber hinaus experimentierte er mit der späteren Neuen Aufbereitungsanlage Flotation eines Kupferkonzentrats und gelegt. /KRA 1935/ eines Pyritkonzentrats. Der Neubau der Aufbereitung und Vorerst bremste die hereinbrechen- der Zinkhütte musste vorerst aufgrund de Weltwirtschaftskrise die weiteren der wirtschaftlichen Probleme aufge- Versuche. Trotz Halbierung der Erz- schoben werden. Die Versuche liefen förderung des Erzbergwerks Rammels- jedoch sowohl an der Bergakademie bergs, Entlassung der Hälfte seiner Clausthal als auch bei Krupp-Gruson Belegschaft und 60% Kurzarbeit für weiter. In beiden Fällen hatte Emil die verbliebene Belegschaft, verbun- Kraume den wesentlichen Teil der wis- den mit 26% Lohnkürzungen, sind die senschaftlichen Arbeiten übernommen. Aufbereitungsversuche aber fortgesetzt /KLS 1983/ worden. An den Versuchen beteiligte sich auch die Humboldt Deutzmotoren Kraumes Clausthaler Labor- AG in Köln-Kalk. Das Ergebnis war, Versuchs­ergebnisse waren so überzeu- dass zwar keine vollständige Trennung gend, dass Krupp-Gruson in Magde- von Blei- und Zinkmineralen möglich burg eine Versuchsanlage in größerem sein würde. Dafür waren die Minerale Maßstab errichtete und schließlich die zu fein verwachsen. Der wirtschaftliche Unterharzer Berg- und Hüttenwerke

73 in ihrer stillgelegten Lautenthaler Auf- Handwerker und zwei Bahnverladern bereitungsanlage eine großtechnische zusammen. Insgesamt waren dort 31 Versuchsanlage bauen ließ. Dort wur- Mann beschäftigt. /BAC 1931/ den in einer zwölfmonatigen Kampa- gne aus 3.891 t Roherz Konzentrate 6. Finanzierung hergestellt. Sie wurden zum Teil in die USA geschickt, um dort die Verhütt- In der Literatur wird oft überbewertet, barkeit mit dem vorgesehenen neu- dass die Unterharzer Berg- und Hütten- en Zinkhüttenverfahren zu testen. Die werke zur Zeit des Nationalsozialismus Ergebnisse waren befriedigend. /KRA vor der eigentlich schon beschlossenen 1948/, /BAC 1934/ und genehmigten Betriebsschließung bewahrt worden waren. Von der damals Die Kosten für die Maschinen, die amtierenden Braunschweigischen Lan- von den Krupp-Grusonwerken Magde- deregierung, die schon vor 1933 von burg nach Lautenthal geliefert worden der NSDAP geführt wurde, sind zwar waren, beliefen sich auf 300.000 RM. tatsächlich die wesentlichen Impulse Dazu gehörten: für den Weiterbetrieb und sogar für die Betriebserweiterung und Moderni- • eine Rohrmühle mit 150 PS Antrieb, sierung gekommen. Das in der öffent- • eine MS-Flotationsmaschine mit 22 lichen Wahrnehmung erfolgreiche Zellen, Rammelsbergprojekt ist auch von der • ein nicht näher beschriebener Klas- NSDAP für propagandistische Argu- sierer, mentationen weidlich ausgenutzt wor- • eine nicht näher beschriebene Zahl den. von „Max-Intosch“-Zellen (wohl Mac Intosh), Betrachtet man aber die Zeit vor 1933 • eine nicht näher beschriebene Filter- und die Begleitumstände, die zu dieser anlage und Entwicklung geführt haben genauer, • eine „alte Humboldt-Flotat.“ mit 18 dann relativiert sich dieses Bild. Auch Zellen von den zur Zeit der Weimarer Repub- lik regierenden Parteien sind immense In diesen Kosten enthalten waren Anstrengungen unternommen worden, Umbaukosten (Klaubetisch, Gerenne, um angeschlagene deutsche Buntme- Trommeln, Röschsetzhaus, Bunker, tallbergwerke und -hüttenbetriebe zu Anschlussgleis, Transporttunnel und retten. Ein Beispiel dafür ist die Stol- Aufzug) und berger Zink AG (vgl. Kap. 5.5.3.).

Transportkosten. Die Belegschaft der Ab 1928 wurde auch das Mecherni- Lautenthaler Versuchsanlage wurde cher Werk vom Staat subventioniert. mit einer Belegschaft von 18 Mann pro Ab 1934 erfolgten die Subventionen im Schicht betrieben. Sie setzte sich unter Förderprämienverfahren. Die gezahl- anderem aus sechs Flotierern, drei Fil- ten Beträge reichten allerdings für die terern und einem Maschinist, einem erforderliche Verbesserung der Anla-

74 gen bei weitem nicht aus. Eine großzü- der drohenden Betriebsschließung und gige Modernisierung der Betriebe war wandten sich mit einer dringenden Bit- jedoch zwingende Voraussetzung für te um Hilfe an die Reichsregierung. eine wesentliche Steigerung der Pro- duktion und der Senkung der Selbst- Eine zur Klärung der Frage von kosten. 1937 übernahm die PREUS- Subventionen für den Zink- und Blei- SAG den Mechernicher Betrieb von bergbau einberufene Kommission ver- der Stolberg Zink AG. Es folgte eine trat jedoch den Sparkurs der sozial- bis Kriegsende reichende intensive demokratischen Reichsregierung, der Modernisierungsphase. eine Subventionierung von Staatsbe- trieben ausschloss. Der Aufsichtsrat In Goslar sah die Entwicklung ähn- der PREUSSAG beschloss daraufhin lich aus. 1930 war der Zinkpreis von Anfang Mai 1932 die Betriebsschlie- 497 auf 336 RM/t gefallen. Er war ßung. Die Belegschaft wurde darü- damit deutlich niedriger, als der Werks- ber in einer eigens dafür einberufenen abgabepreis. 1931 entstand dadurch Versammlung informiert. Eine Kom- ein Verlust von 3,69 Millionen RM. mission unter Leitung des Goslarer Er konnte zwar aus Rücklagen ausge- Oberbürgermeisters Droste sollte die glichen werden. Ein zweites Jahr mit Stilllegungsverhandlungen unter Betei- Verlusten in dieser Höhe hätte aber ligung aller Betroffenen übernehmen. nicht durchgestanden werden können. Die eine der beiden Eigentümerin- Nun hatte die Angelegenheit aber von nen, die Braunschweig GmbH, stellte Anfang an auch einen starken parteipo- daraufhin­ bereits erste Überlegungen litischen Aspekt. Er wurde letztlich zur Betriebsschließung an. entscheidend. Die NSDAP-regierten Länder, allen voran das damalige Land Als 1932 der Zinkpreis nochmals Braunschweig, stimmten Mitte Mai den drastisch gefallen war (auf 172,50 Subventionen doch noch zu, nachdem RM/t) stand die Zahlungsunfähigkeit sie Ausgleichszahlungen in Aussicht kurz bevor. Spätestens bei Fälligkeit gestellt bekommen hatten. Nun konn- der jährlichen Ratenzahlungen für die ten sie offensiv in der Presse gegen die 1929/30 aufgenommen Kredite hätten unsoziale Haltung der Reichsregierung die Werke Konkurs anmelden müs- agitierten und brachten sie damit in sen. Die Gesellschafterversammlung die moralische Zwangslage, ebenfalls beschloss deshalb die Betriebsschlie- zustimmen zu müssen. ßung für den Zeitraum bis spätestens Ende Juni 1932. Dazu kam, dass das Eine Zustimmung zu Subventionen Preußische Ministerium für Handel bedeutete jedoch eine weitere Ver- und Gewerbe und das Braunschweigi- schlechterung der ohnehin desolaten sche Staatsministerium keine weiteren nationalen Haushaltslage und damit finanziellen Unterstützungen gewähren eine weitere Destabilisierung der nur konnten. Sie erkannten aber die natio- mit einer Reichstagsminderheit regie- nale und regionalpolitische Tragweite renden Sozialdemokraten.

75 Regionalpolitisch gesehen war die gleichzeitig, dass sie die betriebswirt- Erhaltung der Werke natürlich außer- schaftliche Notwendigkeit eines Neu- ordentlich wichtig, besonders, weil im baus erkannt hätte. Harz nicht zuletzt durch die Schlie- ßung der meisten Oberharzer Gruben Die Flotationsanlage hatte besonders eine hohe Arbeitslosigkeit herrschte in Bergrat a.D. Paul Ferdinand Hast, und es kaum andere große Arbeitgeber der bereits seit 1932 Erster Geschäfts- gab. führer der Unterharzer Werke und ab Ende 1933 auch der Oberharzer Werke Die Reichsregierung stimmt darauf- geworden war, einen starken Befürwor- hin zu. Der 1932 entstandene Verlust ter. Mitte 1934 kam es in der Berliner der Unterharzer Berg- und Hütten- Reichskanzlei zu einer Besprechung werke von 2,75 Millionen RM konn- zwischen dem „Beauftragten des Füh- te dadurch noch einmal ausgeglichen rers für Wirtschaftsfragen“ Keppler, werden. Die Betriebe waren gerettet. dem Ministerpräsidenten des Landes Eine im Februar 1933 einberufene Braunschweig Klagges, dem Finanz- außerordentliche Gesellschafterver- minister des Landes Braunschweig sammlung bestätigte das, vor allem Alpers und Bergrat Hast. Letzterer angesichts der Zusage der neu gewähl- stellte erneut die Planungen für den ten nationalsozialistischen Reichsre- Bau einer Flotationsanlage und einer gierung, die monatlichen Zuschüsse neuen Zinkhütte vor. weiterhin zu gewähren und sogar von 30.000 auf 50.000 RM zu erhöhen. Im Herbst 1934 stellte die Reichs- /VÖG 2001/ regierung die Unterstützung für die Unterharzer Werke von Darlehn auf Dem war entgegengekommen, dass nicht zurück zu zahlende Förderprä- die Politik der neuen Reichsregierung mien um. Zu verstehen ist das als ausdrücklich die Metallerzeugung Ausgleich der Differenz zwischen im Inland zu einem erstrangiges Ziel tatsächlichen und „garantierten“ Ver- erklärt hatte. Die wichtigsten Gründe kaufserlösen. Mitte 1934 ließ sich für das Projekt waren: Keppler in Goslar von Bergrat Hast die Bau- und Umstellungspläne erläu- • wehrpolitischer Art, tern. Im Mai 1935 besprachen Klagges • Einsparung von Devisen durch ver- und Keppler, welches Hüttenverfah- ringerte Metallimporte und ren in der neuen Zinkhütte verwendet • Bekämpfung der Arbeitslosigkeit werden sollte. Die Entscheidung fiel (die Region galt in dieser Hinsicht auf das US-amerikanische New-Jer- als Notstandsbezirk). sey-Verfahren, denn bei der New Jer- sey Zinc Company in Palmerton/USA Allerdings musste die Gesellschaf- waren auch die Vorversuche mit Ram- terversammlung den für 1933 geplan- melsberger Erz unternommen worden. ten Bau der Neuen Flotationsanla- Damit konnte das Projekt beginnen. ge verschieben. Sie betonte jedoch /VÖG 2001/

76 Abb. 6.a: Flotationsanlage Rammelsberg im Bau, Strosssen geschossen, Foto aus der Sammlung Heinrich Stöcker

Abb. 6.b: Flotationsanlage Rammelsberg im Bau, Rohbau teilweise fertig, Foto aus der Sammlung Heinrich Stöcker

77 mien von 6 Mio. RM gezahlt worden. /BAR 1988/

7 Standortwahl

Allgemein üblich war und ist es, den Standort von Aufbereitungsanla- gen so zu wählen, dass beim Betrieb nur möglichst geringe Transportkosten Abb. 6.c: Einweihung des Rammels- entstehen. Bei Bergwerken und Hüt- bergschachts, Foto aus der Sammlung tenbetrieben, die nur wenige Kilometer Heinrich Stöcker voneinander entfernt liegen, ist es vor- teilhaft, wenn sich die Aufbereitungs- Die PREUSSAG nahm für das Ram- anlage zwischen Bergwerk und Hütte melsbergprojekt ein Darlehn in Höhe befindet. Am besten ist ein Standort von 29 Mio RM auf. Die Bürgschaft dicht am Bergwerk, denn dann sind übernahm das Reich. Am 16. August die zu überwindenden Entfernungen 1935 begannen die Vorarbeiten für für die Roherzförderung gering. Beim den Bau der Aufbereitung (s. Abb. Konzentrattransport ist das anders. Die 6.a und b). Im Oktober 1936 wurden zu transportierenden Konzentrate wie- die Gebäude der Aufbereitung fertig gen wesentlich weniger als das Roherz. gestellt (s. Abb. 6.c und d). Die Transportwege zwischen Aufbe- reitung und Hütten können deshalb 23,25 Mio. RM hatte der Neubau deutlich länger sein. der Zinkhütte kostete, rund 4 Mio. RM die Aufbereitung und 1,75 Mio. RM Die meisten Aufbereitungsgebäude sonstige bauliche Maßnahmen. Als sind deshalb so dicht wie möglich am Ausgleich für negative wirtschaftliche Förderschacht des Bergwerks gebaut Betriebsergebnisse sind pro Jahr Prä- worden. Damit konnte eine gesonderte Zwischenförderung entfallen. Vorteil- haft ist es, wenn die Schachtöffnung innerhalb des Aufbereitungsgebäudes liegt, wie es auch am Rammelsberg der Fall ist.

Bei der Standortwahl für neu zu errich- tende Aufbereitungsanlagen spielt vor allem die Möglichkeit zu großflächigen Deponien der Aufbereitungsrückstände eine Rolle. Letzteres war schon bei den Abb. 6.d: Erste Konzentrate der Flota- mit Dichtesortierung arbeitenden Zent- tionsanlage Rammelsberg, Foto aus der ralaufbereitungen der Fall. Bei den Flo- Sammlung Heinrich Stöcker tationsanlagen war das von noch größe-

78 rer Wichtigkeit, denn Schotter, Splitt und damit aufwendigen Fachwerkkons- und grober Sand lassen sich auf Halden truktionen notwendig waren. Vorteilhaft deponieren, die schlammförmigen Flo- war auch, dass jede Etage mit eigenen tationsabgänge dagegen nicht. Es ist in Fundamenten versehen werden konn- der Regel auch nicht mit wirtschaftlich te. Dadurch wurden keine aufwendigen vertretbarem Aufwand möglich, den Tragwerkskonstruktionen erforderlich. Schlamm zu trocknen, um ihn dann Jede Etage konnte mit Straßen oder platzsparender auf einer Halde unter- Wegen zugänglich gemacht werden, bringen zu können. Außerdem ist auch gegebenenfalls mit einem Schrägauf- die Verhaldung entwässerter Schlämme zug. Das war besonders für den Trans- kompliziert, teuer und kaum platzspa- port schwerer Ersatzteile vorteilhaft. render als bei Absetzteichen. Im Gegensatz zu Brechern laufen Aufbereitungsgebäude in Form meh- Mühlen-, Flotations- und Eindickeran- rerer übereinander angeordneter Etagen lagen in der Regel im Kreislaufbetrieb. waren um 1935 weltweit üblich. Der Das heißt, dass nach dem Durchgang Weg des Erzes konnte dann von oben durch die betreffende Maschine jene nach unten von der Vorzerkleinerung Fraktion aus dem Massenstrom abge- über die Mittelzerkleinerung zur Mahl- trennt wird, die noch einmal bearbeitet anlage führen, ohne dass eine gesonder- werden soll. Eine Übereinander-Anord- te Hebevorrichtung notwendig wird. nung von Mühlen-, Flotations- und Ein- dickeranlagen ist deshalb technisch und Diese Gebäude müssen allerdings sehr betriebswirtschaftlich ungünstig. Diese robust gebaut werden, denn die in ihren Aufbereitungsanlagen(-teile) wurden, oberen Etagen arbeiteten Brecher sind soweit es sich ermöglichen ließ, in eine schwere Maschinen, die zudem heftige Ebene gebaut. Schwingungen erzeugen. Das Roherz muss bei diesen Aufbereitungsanlagen Am 21. Juni 1935 war in Berlin die in die oberste Etage gehoben werden, in grundsätzliche Genehmigung für das der Regel durch lange Gurtbandförderer Rammelsberg-Projekt erteilt worden. oder mit hohen Fördergerüsten/Förder- Bereits am 20. Juni 1935 fassten die türmen (s. Abb. 5.5.3.n und s). Unterharzer Berg- und Hüttenwerke die Anforderungen zusammen, die sie Die Anordnung am Berghang war an ein Gelände für die zu errichtende gegenüber einer in der Ebene nicht Aufbereitungsanlage stellten. Es sollte so aufwendig und erzeugte geringere Kosten. Sie wurde deshalb bevorzugt. • eine mittelsteile Hanglage, Die Rammelsberger Flotationsanlage ist • eine Möglichkeit zur Anlage von damit ein typischer Vertreter der Erzauf- Klärteichen, bereitungsanlagen jener Zeit. • eine Möglichkeit zur Speisung mit Frischwasser und Die Kostenersparnis lag vor allem • eine Möglichkeit für einen Feld- darin, dass keine mehretagigen Gebäude bahnanschluss haben.

79 Abb. 7.a: Dörpketal, Ammental, Gelmketal, Wintertal, Sudmerberg, Lageplan /BAC 1935/

In Frage kamen • der Osthang des Sudmerbergs – er war aber zu weit entfernt und • das Gelände des Bergwerks – dort • das Gelmketal – das war die Vor- bestand aber keine Möglichkeit für zugsvariante, weil sie allen Anforde- das Anlegen von Absetzteichen, rungen entsprach (s. Abb. 7.a). • das Dörpketal – es hatte aber nur die Möglichkeit für Absetzteiche mit 16 Am 20. Mai 1935 hatten die Unter- Jahren Kapazität, harzer Berg- und Hüttenwerke detail- • das Ammental – es hatte aber nur lierte Pläne über die geplante Lage der die Möglichkeit für Absetzteiche mit Flotationsanlage und von drei geplan- 27 Jahren Kapazität, keine Möglich- ten Teichen vorgelegt. Das Erz sollte keit für einen Bahnanschluss und demzufolge von einem noch zu teu- keine für eine ausreichende Frisch- fenden Schacht durch einen kurzen wasserversorgung, Stollen zutage gefördert und von dort

80 Abb. 7.b: Geplante Aufbereitung im Gelmketal, Lageplan /BAC 1935/

über eine Verladestation per Seilschwe- Die Planungen waren 1935 schon bebahn zum Gelmketal transportiert sehr weit fortgeschritten und die Bau- werden. Der vorgesehene Schachtan- anträge eingereicht, als sich ein hefti- satzpunkt lag nord-nordöstlich vom ger Widerstand gegen die Wahl dieses später tatsächlich geteuften Rammels- Standortes formierte. Der Oberbür- bergschacht. /BAC 1935/ germeister der Stadt Goslar Droste begründete seine ablehnende Haltung Das Aufbereitungsgebäude sollte damit, dass die Altstadt Goslars ein Ziel nach diesen Plänen 45 m hoch, 100 m des Fremdenverkehrs sei und durch die lang und 60 m breit werden. Für den Verschandelung ihrer Umgebung gro- Konzentrattransport von der Aufberei- ße Einbußen der Tourismusbranche zu tungsanlage zu den Hütten in Oker war erwarten wären. Als negatives Beispiel eine zweite Seilschwebebahn vorgese- führte er die Aufbereitungsanlage in hen (s. Abb. 7.b). Clausthal an. Außerdem verwies er auf das neue Reichsnaturschutzgesetz, Das Gelmketal hatte auch den Vor- das am 26. Juni 1935 in Kraft trat, und teil, dass es an seinem unteren Ende, darauf, dass die Stadt Goslar erst vor das sich bis an die Ortslagen Goslar wenigen Jahren 25.000 RM bezahlt und Oker erstreckt, relativ flach und habe, um eine Überlandleitung vor weitläufig war. Deshalb wäre der Bau dem Rammelsberg zu vermeiden und der Neuen Aufbereitung einschließ- einen anderen technischen Weg zu fin- lich mehrerer gestaffelt angeordneter den, die Wiesenlandschaft nicht zu Absetzteiche dort optimal gewesen. zerschneiden. /GSA 1935/

81 Abb. 7.c: Reichsnährstandsgebiet, Lageplan /GSA 1935/

Mit diesem Widerstand hatte die den war dafür auch schon ein Gelände. Unterharzer Berg- und Hüttenwer- Und das lag im Gelmketal (s. Abb. 7.c). ke offensichtlich noch gerechnet und /GSA 1935/ auch damit, dass sie ihm mit Hilfe der Landes- und Reichsregierung wirksam Zwar wurde schließlich dann doch begegnen könnte. Schließlich hatten nichts aus den Bauplänen des Reichs- beide Regierungen erhebliche finanzi- nährstands, weil er im NS-Machtge- elle Mittel für den Bau bewilligt. Uner- füge zugunsten des Reichslandwirt- wartet und hartnäckiger war jedoch die schaftsministeriums an Einfluss verlor Intervention des Reichsnährstandes. Er und dann nicht mehr die Kraft für ein war eine nationalsozialistische Orga- Bauprojekt dieser Größe hatte. Aber nisation unter Walther Darré, deren das war 1935 noch nicht absehbar. Dar- Aufgabe die Lenkung der deutschen ré forderte unmissverständlich, dass Landwirtschaft, besonders aber der keine hässlichen Industriebauten das Nahrungsmittelproduktion und -preise Gelmketal und damit die unmittelbare war. Zum Sitz des Reichsnährstan- Umgebung der zukünftigen Reichs- des hatte Darré 1934 die Stadt Gos- nährstandsgebäude verschandeln dür- lar bestimmt, der er 1936 auch den fen. Wenn schon Industrieanlagen in Titel Reichsbauernstadt verlieh. Darré Goslar gebaut werden müssten, dann wollte hier einen stattlichen Gebäu- an anderer Stelle. Und sie sollten weder dekomplex errichten lassen, der den vom Reichsnährstandsgelände noch Ansprüchen einer zentralen Reichs- von der Altstadt Goslars aus zu sehen Verwaltung entsprach. Erworben wor- sein.

82 Die Stadt schloss sich den Argu- • das Clausthaler Oberbergamt, ver- menten des Reichsnährstandes an und treten durch den Berghauptmann, konnte auch die Gemeinderäte und das und in Goslar stationierte Jägerbataillon • die Unterharzer Berg- und Hütten- (Infanterieregiment 17, seit Oktober werken, vertreten durch Bergrat von 1934 unter Führung von Erwin Rom- Scotti, mel), das im Gelmketal einen Übungs- platz unterhielt, gegen das Bauprojekt beteiligt waren. Ergebnis war, dass aufbringen. Die Stadt Goslar hatte der die Unterharzer Berg- und Hüttenwer- Garnison das Gelände für die Errich- ke Gegenvorschläge prüfen sollten. tung der Kasernen geschenkt, um die Garnison am Standort zu behalten, Am 25. Juni 1935 gab es ein Gespräch und ihr auch anderweitig geldwerte zwischen Darré und dem „Architekten Vorteile gewährt. Dazu gehörte unter des Führers“ Speer, der sich anschlie- anderem die Nutzungsmöglichkeit des ßend von der Stadt Goslar die entspre- Gelmketals als Truppenübungsplatzes. chenden Unterlagen schicken ließ. Der Oberbürgermeister erklärte, dass Goslar die verauslagten Kosten der Am 28. Juni 1935 wurde der ehema- PREUSSAG in Rechnung stellen wür- lige Senator Ehelolf mit einem Gutach- de, wenn die Garnison wegen Aufgabe ten beauftragt, das er vier Wochen spä- des Truppenübungsplatzes wegziehen ter übergab. Er führt darin aus: „Wenn sollte. Rommel erklärte seinerseits, dieses Projekt ausgeführt würde, dürfte dass er nur auf das Übungsgelände das einer der größten Unglücksfälle verzichten würde, wenn er ein gleich- sein, die die Stadt je betroffen hat.“ wertiges Gelände erhält. Seinerseits schlug er vor, die Aufbe- reitungsgebäude auf dem bisherigen Die Stadt bot den Unterharzer Berg- Werksgelände zu errichten und eine und Hüttenwerken als Alternativvor- Seilschwebebahn vom Rammelsberg schläge andere Teichstandorte an, zum nach Oker zu bauen. Die Aufberei- Beispiel nordöstlich des Sudmerbergs. tungsabgänge sollten als Versatzmas- Die PREUSSAG wies aber nach, sen nach untertage gebracht werden dass diese Alternativen viel zu hohe und die nicht dafür nutzbaren Massen Betriebskosten nach sich ziehen wür- von Oker mit einer weiteren Seilschwe- den. Es folgten Gespräche und Ver- bebahn zum Gelände am Sudmerberg. handlungen im Reichswirtschaftsmi- Er machte in dem Gutachten auch den nisterium. Alternativvorschlag, vom Schacht eine Seilschwebebahn zum Fuß des Hah- Am 24. Juni 1935 fand eine Bespre- nenbergs zu bauen und dort eine Auf- chung statt, an der bereitungsanlage und Schlammteiche anzulegen. • das Land Braunschweig, vertreten durch den Regierungspräsidenten Am 8. Juli 1935 besichtigten Vertreter und den Ministerpräsidenten, der PREUSSAG und des Reichsnähr-

83 Abb. 7.d: Seilschwebebahn zum Sudmerberg, Lageplan /GSA 1935/ stands (Architekt Wille) das Gelände. bebaut. Eigentlich hätte das Gelände Wille erläuterte die vorgesehenen Bau- als Standort für die neu zu errichtende grenzen einschließlich der geplanten Aufbereitungsanlage ausscheiden müs- Sport- und Parkanlagen. sen. Es bleibe aber keine Wahl.

Am 9. Juli 1935 informieren die Am 6. August 1935 schlugen der Unterharzer Berg- und Hüttenwerke spätere Bauleiter der Aufbereitungs- den Braunschweiger Regierungspräsi- anlage Dr. Salau und ein Sachver- denten, dass für die Unterbringung ständiger für Seilschwebebahnen eine von Aufbereitungsabgängen in Klär- Trasse vor. Die Beladestation der teichen vom Standort Gelmketal abge- Seilschwebebahn sollte am Dammfuß sehen wird. Geplant seien stattdessen des Herzberger Teichs gebaut werden. eine maschinelle Schlammentwässe- Von dort sollte die Seilbahntrasse nach rung und eine Seilschwebebahn in ein Ost-Südosten über den Pass zwischen Nachbartal. Damit sollen sowohl die Rammelsberg und Sydikumberg ver- Aufbereitungsabgänge zum Absetz- laufen, über die Spitze des Giengels- teich transportiert werden als auch die bergs, den Pass zwischen Gelmkeberg Konzentrate zu den Hütten. und Brautstein und schließlich bis ins Okertal zu den Hütten. Dort sollte eine Die Unterharzer Berg- und Hütten- Seilbahn-Winkelstation gebaut werden, werke hatten damit trotz aller damit um die Aufbereitungsabgänge nach verbundenen Nachteile ihre Pläne fal- Nord-Nordosten entlang des Okertals len gelassen, die Aufbereitungsanlage weiter bis zum Absatzteich hinter dem im Gelmketal zu errichten. Sie beton- Sudmerberg transportieren zu können ten, dass es im Bereich der Werksan- (s. Abb. 7.d). /GSA 1935/ lagen keinen Platz für einen Absetz- teich gab. Das Tal der Abzucht war zu Die Unterharzer Berg- und Hütten- eng und außerdem schon größtenteils werke stellten einen entsprechenden

84 Bauantrag für die Aufbereitungsanlage, gepumpt werden. /BAC 1935/, /GSA nicht aber für die Seilschwebebahn- 1935/ anlage. Der Antrag wurde genehmigt und die Bauphase eingeleitet, ohne dass eine ausreichende Möglichkeit zur Unterbringung der Aufbereitungs- abgänge bestand. Lediglich zwei sehr kleine behelfsmäßig angelegte Teiche standen zur Verfügung, einer unmittel- bar westlich der Rammelsberger Straße und einer auf der Halde, die im Norden an die Werkanlagen anschließt (s. Abb. 10.1.1.d). Mit ihnen ging die Anlage in Abb. 7.e: Dammbau mit Bagger, Dampf- Betrieb. /KLS 1984/, /BCA 1935/ lok und Loren, Foto aus der Sammlung Stefan Dützer Anderthalb Jahre später war der Reichsnährstand im Reichslandwirt- Absetzteiche werden nicht wie Was- schaftsministerium aufgegangen. Die serrückhaltebecken und Talsperren in Errichtung von eigenen Gebäuden in einem Schritt gebaut. Ein Grundablass Goslar stand nicht mehr zur Diskussi- verbietet sich durch die während des on. Dazu kam ein geschickter Schach- Betriebs eingeschwemmten Feststoffe. zug der PREUSSAG. Sie vergrößer- Das freie Wasser sollte deshalb immer te das geplante Teichvolumen. Damit oben ablaufen können. Vorteilhaft ist handelte es sich nach den damals gel- eine geringe Höhendifferenz zwischen tenden Bestimmungen nicht mehr um Wasserspiegel und Dammkrone. Des- ein Wasserrückhaltebecken, sondern halb werden die Dämme von Absetz- um eine Talsperre, deren Zulassung in teichen schrittweise erhöht. einen anderen Zuständigkeitsbereich fiel. Das entsprechende Reichsministe- Der Absetzteich Bergedeponie Gelm- rium genehmigte den Bau am 25. Mai ketal war 1938 fertig gestellt. Ab Juli 1937. wurde die Bergetrübe dorthin gepumpt. 1949 hatte sich die Kapazität des Ber- Der Teich wurde nun unverzüglich geteichs auf zwei Jahre verringert und gebaut und in Betrieb genommen (s. der Damm musste um sechs Meter Abb. 7.e). Die Aufbereitungsanlage erhöht werden. Gleichzeitig wurde Rammelsberg war zu dieser Zeit aber der Bachlauf der Gelmke verlegt. Die längst im Bereich der Tagesanlagen nächste Erhöhung des Hauptdamms des Bergwerks fertig gestellt worden, folgte 1961 auf 257 m NN (3. Ausbau- so dass der Standort Gelmketal nicht stufe). 1962 ist auch des Absetzteich- mehr dafür in Frage kam. Die Flota- Zwischendamm um zwei Meter auf tionsabgänge mussten über eine vier 255,4 m NN erhöht worden. 1968 folg- Kilometer lange Rohrleitung von den te eine Erhöhung des Hauptdamms auf am Rammelsberg bis ins Gelmketal 260 m NN. 1971 war die Baggeranlage

85 durch einen Bedienfehler defekt. Sie Mitteleinspülung. Seit 1988 gelangt wurde provisorisch durch eine zwei- nur noch Material aus der Grubenwas- stufige Kreiselpumpe ersetzt. Dieses serneutralisation in den Absetzteich. Provisorium erwies sich aber als dau- /KLS 1984/ erhaft und wurde bis 1988 betrieben. 1972 ist die Bergepumpleitung verlegt 8 Architektonische Gestaltung worden. Sie verlief nun durch den Gelenbeeker Stollen. Gleichzeitig war Architektonisch gesehen ist die die nächste Dammerhöhung vorberei- Gestaltung der Neuen Rammelsberger tet worden und der Bachverlauf wurde Erzaufbereitung ein genialer Entwurf. ein weiteres Mal verlegt. 1973 ist der Die Symmetrieachse, die sich durch Damm auf 265 m NN erhöht worden den gesamten Gebäudekomplex zieht, und 1978 noch einmal auf 270 m NN. ist über die Werkstraße hinweg bis 1979 begann die Verfüllung des oberen zur Verwaltung, zum Magazin, zum Absetzbeckens (auf der Halde unmit- Ehrenhof und zum Pförtner weiter telbar nördlich des Werksgeländes). geführt worden. Diese Komposition 1984 ist der Absetzteich im Gelmketal ist außerordentlich gut gelungen trotz- mit einer Mitteleinspülung versehen dem die Gegebenheiten dafür nicht worden, um ihn gleichmäßig füllen sehr günstig waren. Das Gelände ist und seine Kapazität dadurch besser im Bereich des Ehrenhofs seitlich ausnutzen zu können. 1985 begann die abschüssig. Die Werkstraße verläuft

Abb. 8.a: Axialansicht, Foto 1936 aus der Sammlung Heinrich Stöcker

86 Abb. 8.b: Alte und neue Gebäude, Tageriss von 1935 /BAC 1935/ nicht rechtwinklig zur Gebäude-Sym- metrieachse und nicht geradlinig. Viele alte Gebäude mussten mit einbezogen werden, zum Beispiel die Energiezen- trale und die Werkstätten (s. Abb. 8.a). Besonders erschwerend kam hinzu, dass der Bergwerks- und Aufberei- tungsbetrieb der Alten Sieberei wäh- rend des Baus der Neuen Aufbereitung aufrecht erhalten werden musste. Das Abb. 8.c: Zwischenraum zwischen alter Zechenhaus, die alte Waschkaue und Waschkaue und Neuer Aufbereitung, im das alte Magazin standen sehr dicht Hintergrund der Kühlturm der Energie- an der Neuen Aufbereitung (s. Abb. zentrale, Foto 1935 aus der Sammlung 8.b und c). Heinrich Stöcker

87 Aus der konsequenten Durchset- ein Zeichen dafür, dass die Entschei- zung der architektonischen Vorgaben dungsträger von der Notwendigkeit entstanden zwar verfahrenstechnische einer guten Außenwirkung überzeugt Probleme und Unzulänglichkeiten. Sie und dafür bereit waren, die entspre- waren aber nur von untergeordneter chenden finanziellen Mittel bereitzu- Bedeutung. stellen.

Den Eingangsbereich der Werks- 8.1 Beispiele für die anlagen und die Fassaden haben die Gestaltung anderer Architekten in einer repräsentativen Erzflotationen in Deutschland und gleichzeitig zurückhaltenden und im Ausland Form gehalten. Die verwendeten Stil- elemente entsprechen dem damaligen Die Rammelsberger Anlage lässt sich Zeitgeist. Daraus aber abzuleiten, dass am Besten durch den Vergleich zu es sich um einen typisch nationalso- den hunderten von verfahrenstechnisch zialistischen Repräsentationsbau han- ähnlichen Blei-Zinkerz-Aufbereitungs- delt, wäre falsch. Entscheidungen für anlagen derselben Entstehungszeit ein- eine zeitgemäße und repräsentative schätzen. Industriearchitektur gab es und gibt es auch in demokratisch geführten Län- Zum Teil sind sie der Rammelsberger dern und in liberal und demokratisch Anlage sehr ähnlich. Sie liegen auch orientierten Firmen. Sie sind vielmehr am Hang, sind treppenförmig gestaffelt

Abb. 8.1.a.1: Cavnik, Foto Volkmar Scholz 2012

88 3. Cavnik in Rumänien (Blei, Zink, Kupfer und Gold, s. Abb. 8.1.a.1) 4. Spania Dolina, Slovakei (Kupfer, s. Abb. 8.1.a.2)

Dabei könnten bei den letzten drei durchaus gestalterische Anleihen beim Rammelsberg genommen worden sein.

Bei den Erzaufbereitungen in Bad Grund und am Bollrich sind die glei- chen Stilelemente verwendet worden Abb. 8.1.a.3: Spania Dolina, Foto Volk- (s. Abb. 8.1.b, vgl. Kap. 10.6). Das mar Scholz 2012 ist auch nicht weiter verwunderlich, denn im Falle des Bollrichs war der und haben giebelständige Dächer. Bei- Architekt derselbe. Das Erzbergwerk spiele dafür sind: Grund gehörte wie das Erzbergwerk Rammelsberg zur PREUSSAG und 1. Ramsbeck in Braubach (Blei und hatte sogar denselben Bauleiter Hans Zink) 1928 Joachim Salau. Sonst sind die ver- 2. Sontra (Kupfer) 1939 wendeten Stilelemente bei den ande-

Abb. 8.1.b: Aufbereitungsanlage Grund, Foto von Raymond Faure

89 4. Argo in Idaho Springs, Colorado, USA (s. Abb. 8.1.c. 4) 5. Mayflower in Silverton, Colorado, USA (s. Abb. 8.1.d.8)

Dabei sind die Einzelgebäude bezie- hungsweise Gebäudeteile ebenfalls treppenartig übereinander quer an den Hang gebaut worden. Es handelt aber sich eher um barackenähnliche einge- schossige Gebäuden, jeweils mit fla- chen, traufständigen Pultdächern, die hangabwärts geneigt waren/sind. Bei- spiele dafür sind die Flotationsaufbe- reitungen:

Abb. 8.1.c.1: Creede /MIN 2012/ 1. Bensberg (s. Abb. 5.5.3.i) 2. Schneeberg, Südtirol (s. ren Aufbereitungsanlagen eher selten Abb.5.5.3.p) anzutreffen. 3. Laky, Bulgarien (s. Abb. 8.1.d.1) 4. Carson Hill in Melones, Californien, Sehr viele Anlagen sind wie die USA (s. Abb. 8.1.d.2) Rammelsberger Anlage unter Ausnut- 5. Cripple Creek, Colorado, USA (s. zung der Hanglage gebaut worden, Abb. 8.1.d.3) zum Beispiel: 6. Tomboy bei Telluride, Colorado, USA (s. Abb. 8.1.d.4) 1. Creede, Colorado, USA (s. Abb. 7. American Nettie in Ouray, Colora- 8.1.c.1) do, USA (s. Abb. 8.1.d.5) 2. Herkules in Wallace, Idaho, USA (s. 8. Nacional Mines in Nevada, USA (s. Abb. 8.1.c.2) Abb. 8.1.d.6) 3. Kennecott, Alaska, USA (s. Abb. 9. Homestake, in Lead, South Dakota, 8.1.c.3) USA (s. Abb. 8.1.d.7) 10. The Morning Mine, Idaho, USA (s. Abb. 8.1.d.8) 11. Huanzala, Peru (s. Abb. 8.1.d.9) 12. Morenci, Arizona, USA (s. Abb. 8.1.d.10) 13. Liberty in Telluride, Colorado, USA (s. Abb. 8.1.d.11) 14. Synnyside in Eureka, Colorado, USA (s. Abb. 8.1.d.12) 15. Britannia Beach, British Columbia, Abb. 8.1.c.3: Kennecott /MIN 2012/ Kanada (s. Abb. 8.1.d.13)

90 Abb. 8.1.c.2: Herkules /MIN 2012/

Abb. 8.1.c.4: Argo /MIN 2012/

In den Fällen, bei denen keine aus- den. Dadurch ist zwischen der oberen reichende Hanglage nutzbar war, sind und unteren Etage eine Höhendifferenz die Gebäude oft als von der Seite erreicht worden, die es erlaubte, dass gesehen großes Dreieck gestaltet wor- zwischen den Aufbereitungsschritten

91 Abb. 8.1.d.1: Laky, Foto Holger Lausch 2012

Abb. 8.1.d.2: Carson Hill /MIN 2012/ Abb. 8.1.d.4: Tomboy /MIN 2012/

Abb. 8.1.d.3: Cripple Creek /MIN 2012/ Abb. 8.1.d.5: American Netti /MIN 2012/

92 Abb. 8.1.d.6: Nacional Mines /MIN 2012/ Abb. 8.1.d.7: Homestake /MIN 2012/

Abb. 8.1.d.8: The Morning Mine /MIN 2012/

Abb. 8.1.d.9: Huanzala, Foto 2010, aus chrigiontour.blogspot.com

93 Abb. 8.1.d.10: Morenzi, Foto 2009, aus terragaleria.com

Abb. 8.1.d.12: Britannia Beach Foto aus Abb. 8.1.d.11: Sunnyside /MIN 2012/ aldrichpears.worpress.com

Abb. 8.1.d.13: Bensberg /wikipedia/

94 Abb. 8.1.e.1: Bingham /MIN 2012/

Abb. 8.1.e.5: Lewis Mine /MIN 2012/

Abb. 8.1.e.2: Avon /MIN 2012/

Abb. 8.1.e.6: Golden Prince Mine /MIN 2012/

kein weiterer Aufwärts-Transport not- wendig wurde. Von der obersten Eta- ge folgte eine treppenförmig abwärts angeordnete Anlage. Beispiele dafür sind die Flotationsaufbereitungen: Abb. 8.1.e.3: Anaconda /MIN 2012/ 1. Bingham, Utah, USA (s. Abb. 8.1.e.1) 2. Avon in Gilpin, Colorado, USA (s. Abb. 8.1.e.2) 3. Anaconda in Montana, USA (s. Abb. 8.1.e.3) 4. Eureka und Excelsior in Baker City, Oregon, USA (s. Abb. 8.1.e.4) 5. Lewis Mine in Telluride, Colorado, USA (s. Abb. 8.1.e.5) Abb. 8.1.e.4: Eureka und Excelsior /MIN 6. Golden Prince Mine, Animas Forks, 2012/ Colorado, USA (s. Abb. 8.1.e.6)

95 Abb. 8.1.f.1: Beihilfe, Foto Jens Pfeifer Abb. 8.1.f.4: Bleischarley, Foto aus www. bytom.webd.pl

Abb. 8.1.f.2: Ehrenfriedersdorf, Foto Jens Pfeifer Abb. 8.1.f.5: Kuttna Hora, Foto Volkmar Scholz 2012

ten Gurtbandförderanlagen. Seitlich schlossen abgestufte Gebäudeteile an. Beispiele dafür sind die Flotationsauf- bereitungen:

Abb. 8.1.f.3: Mechernich, Foto aus offi- zin24.de

Moderne Baustoffe und Konstruk- tionen ermöglichten, die Vorbrecher, Nachbrecher und Bunker übereinan- der in turmartigen Brechereigebäuden unterzubringen. Der Transport des Roherzes in die obere Etage erfolgte gewöhnlich mit weit hinauf geführ- Abb. 8.1.f.6: Joplin /MIN 2012/

96 Abb. 8.1.f.8: Eagle-Picher /MIN 2012/

Selten wurden regionaltypische Abb. 8.1.f.7: Perseverance /MIN 2012/ Gestaltungen gewählt, zum Beispiel bei den Flotationsaufbereitungsanlagen 1. Beihilfe in Halsbrücke, Sachsen (s. Abb. 8.1.f.1) 1. Aufbereitungsanlage Bleiberg 2. Ehrenfriedersdorf, Sachsen (s. Abb. Kreuth, Österreich (s. Abb. 8.1.g.1) 8.1.f.2) 2. Aufbereitungsanlage Wölsendorf, 3. Mechernich in der Eifel (s. Abb. Oberpfalz (s. Abb. 8.1.g.2) 8.1.f.3) 3. Aufbereitungsanlage Stulln bei Nab- 4. Bleischarley in Beuthen, Oberschle- burg (s. Abb. 8.1.g.3) sien (s. Abb. 8.1.f.4) 4. Aufbereitungsanlage Laureion, Grie- 5. Kuttna Hora, Tschechien (s. Abb. chenland (s. Abb. 8.1.g.4) 8.1.f.5) 6. Joplin, Missouri, USA (s. Abb. 8.1.f.6) 7. Perseverance in Juneau, Alaska, USA (s. Abb. 8.1.f.7) 8. Eagle-Picher in Kansas, USA (s. Abb. 8.1.f.8) 9. Garpenberg, Boliden, Schweden (s. Abb. 8.1.f.9)

Abb. 8.1.g.1: Bleiberg, Foto 2012

Bei einer anderen Gruppe von Erzauf- bereitungen sind Anleihen aus benach- barten Architektursparten gemacht worden, die zu der entsprechenden Zeit Abb. 8.1.f.9: Garpenberg /wikipedia/ modern waren. Viele sehen aus wie

97 Fabrikgebäude mit beliebiger Nutzung oder wie Schulgebäude, Landschulhei- me und Kasernen, zum Beispiel die Flotationsaufbereitungen

1. Bad Ems (s. Abb. 5.5.3.g) 2. Meggen (s. Abb. 5.5.3.k) 3. Fluorchemie in Karlsruhe (s. Abb. Abb. 8.1.g.2: Wölsendorf, Foto von Ger- 8.1.h) hard Haubold, 1968 4. Anaconda in Butte, Montana, USA (s. Abb. 5.1.e.5)

Häufig fehlt eine erkennbare archi- tektonische Gestaltung. Gerade beim Bau kleinerer Anlagen und bei kleineren Bergwerksunternehmen, die scharf kalkulieren mussten, war ein- fach nicht genügend Geld vorhanden, um einen Architekten mit der Gestal- tung zu beauftragen. In diesen Fällen Abb. 8.1.g.3: Stulln sind die Gebäude nach rein verfahrens- technischen Gesichtspunkten entwor- fen und gebaut worden. Beispiele dafür sind die Flotationsaufbereitungen:

1. Adolf-Helene in Altlay (s. Abb. 5.5.3.m) 2. Maubach in Horm bei Gey (s. Abb. 5.5.3.j) 3. Baja Mare, Zentralflotation, Rumä- Abb. 8.1.g.4: Laureion nien (s. Abb. 8.1.i.1) 4. Montevecchio, Sardinien (s. Abb. 8.1.i.2)

Abb. 8.1.h: Fluorchemie Karlsruhe Abb. 8.1.i.1: Baja Mare, Foto Volkmar /GRÜ 1955/ Scholz 2012

98 nicht geworben werden, wenn die äußere Erscheinung der Firmengebäude nicht für den Anspruch des Unterneh- mens repräsentativ genug ist. Konkur- renten können damit nicht beeindruckt werden. Die Belegschaft und die Ein- wohner der umgebenden Wohngebiete können die Gebäude „nicht leiden“. Die Belegschaft geht widerwillig der Arbeit Abb. 8.1.i.2: Montevicchio, Foto aus nach. Zusammengefasst heißt das, dass flickriver.com aufgrund des äußeren Erscheinungsbil- des subjektive Entscheidungen gegen 8.2 Anspruch und Ziele der das Unternehmen fallen können. Architekten Schupp und Kremmer Seit der Zeit der Industrialisierung ist deshalb immer wieder versucht Eine optimale verfahrenstechnische worden, Sympathie erzeugende, Anordnung von Maschinen und Anla- freundliche Gebäudekomplexe und gen wird gewöhnlich von sich aus Arbeitsplätze zu schaffen. Die Archi- gut aussehen, das heißt optisch als tekten der Rammelsberger Neuen Auf- gelungen erscheinen. Es gibt aber auch bereitung Schupp und Kremmer haben Sehgewohnheiten und Moden, die dem das klar als ihr Ziel formuliert: Iden- zuwider laufen. Dann kann auch ein tifikation mit dem eigenen Arbeitsort, technisch gelungener Entwurf als häss- Freude an der Arbeit, bessere Arbeits- lich empfunden werden. Ein anderer leistungen. Grund kann sein, dass bereits beste- hende alte Anlagen mit einzubeziehen Ihre architektonisch-gestalterischen waren. Häufig entstanden dadurch ver- Mittel waren worren oder verschachtelt anmutende Gebäudeanordnungen. Und dann gibt • Einhaltung menschlicher Größen- es noch die gut gemeinten gestalteri- verhältnisse, Proportionen die nicht schen Entwürfe von Verfahrenstech- „weh tun“, nikern, die sich auf das Gebiet der • eine klare verständliche Gesamtglie- geschmacklichen Gestaltung gewagt, derung, aber dort versagt haben. • ein sauberes Erscheinungsbild, • Licht und Luft am Arbeitsplatz und Dadurch sind oft Industriegebäude zwischen den Gebäuden, entstanden, die beim Betrachter einen • Berücksichtigung sozialer Belange, Widerwillen erzeugen. Industriearchi- • Grünanlagen, tektur wird deshalb oft als generell • gute, direkte Zugänglichkeit mit hässlich bezeichnet. Das bringt für die breiten Wegen, betreffenden Unternehmen Nachteile. • Oberflächen- und Detailgestal- Gegenüber Firmenkunden kann damit tungen, die dem Auge gut tun,

99 • auf keinen Fall aber verbaute, ver- schachtelte und zur Unordnung nei- gende Gebäudeanordnungen. /BUS 1980 und 2002a/

8.3 Vergleich zu anderen Gebäudeentwürfen von Schupp und Kremmer, Zeit- umstände

Mitte der 1930er Jahre gab es in der deutschen Industriearchitektur zwei Strömungen. Die eine wurde vertre- ten durch den Heimatschutzbund, eine Vereinigung von national-konservati- ven Architekten. Sie versuchten eine volkstümliche, naturverbundene und der Umgebung angepasste Architektur durchzusetzen. Nach ihren Vorstellun- gen sollten auch bei der Industriearchi- tektur Stilmittel und Baumaterialien benutzt werden, die für die regionale Baugeschichte typisch waren. Das ließ sich jedoch kaum konsequent durchset- zen, weil es für viele Industrieprojekte keine Entsprechungen in der Geschich- te und in der Region gab. Vor allem waren in den 1930er Jahren die Dimen- sionen der modernen Industriegebäude viel größer geworden als jemals zuvor.

Bis zur Machtergreifung der NSDAP hatte diese Strömung in der Indus- triearchitektur kaum Einfluss und Gewicht gehabt. Danach wurde sie aber zunehmend von den Blut- und Boden-Apologeten zum Beispiel des Abb. 8.3.a.1 bis 3: Drei Ansichten von Reichsnährstandes für sich entdeckt Zeche Zollverein und gefördert. Durchsetzen konnte sich diese Richtung jedoch nicht. dem Expressionismus, dem Kubismus und dem Neoklassizismus entwickelt Demgegenüber war die zweite Stil- und vertrat das selbstbewusste Beherr- richtung progressiver. Sie hatte sich aus schen der Umwelt. Sie wird oft als

100 sozialreformerische Zeit der Weimarer Republik.

Das mit der Gestaltung der Rammels- berger Aufbereitungsgebäude betraute Architekturbüro Schupp und Kremmer gehörte eigentlich der zweiten Richtung an. Es war dafür bekannt, dass es seine Gebäudeentwürfe nicht an die jeweili- ge natürliche Umgebung anpasst. Auch die gestalterische Zurückhaltung, die Verwendung natürlicher Baustoffe oder die Anlehnung an historische Baufor- men waren untypisch für diese beiden Architekten. Ganz im Gegenteil. Sie Abb. 8.3.b: Foto Schupp bevorzugten Mittel und Stilelemente, die auf Repräsentation und Darstellung faschistisch oder nationalsozialistisch von Macht und Wirtschaftskraft ausge- bezeichnet. Das ist nicht unbegrün- richtet waren. det, waren es doch gerade die Gru- benbesitzer und leitenden Angestellten Fritz Schupp hatte sein Architek- der Stahl- und Kohleunternehmen des turstudium in einer Zeit abgeschlos- Ruhrgebiets, die die NSDAP bei ihrem sen, als die Nachwirkungen des Ers- Kampf um die Macht wesentlich unter- ten Weltkriegs noch lähmend auf der stützt haben und die genau diese Archi- deutschen Wirtschaft lasteten (s. Abb. tektur für ihre Betriebe bevorzugten 8.3.b). Bauaufträge waren rar. Priva- (s. Abb. 8.3.a.1 bis 8.3.a.). /BUS 1993 te Kontakte zu einer großbürgerlichen und 2002/ Familie aus dem Ruhrbergbau ver- schafften Schupp seinen ersten kleinen Diese Stilrichtung zeigt ein über- Auftrag, eine Waschkaue einer Koh- aus starkes Geltungsbewusstsein der lezeche. Offensichtlich entsprach die Bauherren. Sowohl der Konkurrenz Kaue den Vorstellungen des Auftrag- als auch der Belegschaft sollte unmiss- gebers, denn es folgten immer grö- verständlich gezeigt werden, wer hier ßere Aufträge. Auf dem Höhepunkt dominiert. Den Hintergrund dafür bil- ihres Schaffens gestalteten Schupp und deten sowohl die bei den deutschen Kremmer komplette Tagesanlagen gro- Großindustriellen jener Zeit verbrei- ßer Zechen. Insgesamt haben sie über teten Gefühle, einer international zu vierzig Bergwerksanlagen entworfen kurz gekommenen Nation anzugehö- (s.Tab. 8.3.a und 8.3.b). /BUS 1980/ ren. Dazu kamen Revanchegelüste für den verlorenen Ersten Weltkrieg und Diese Architektur war nicht nur für nicht zuletzt die Abneigung gegen die dieses eine Architekturbüro typisch, als zu lasch angesehene liberale und sondern allgemein für die Industrie-

101 Tabelle 8.3.a: Beispiele für Bergwerks-Tagesanlagen, die durch das Architekturbüro Schupp und Kremmer entworfen wurden

Grube in 1920-1955 Graf Moltke Gladbeck 1921-1925 Holland Wattenscheid 1922 Schleswig Dortmund-Asseln 1923-1953 Norstern Gelsenkirchen Horst 1927-1932 Zollverein 4/11 Essen-Katernberg 1927-1932 Zollverein 12 Essen-Katernberg 1929-1954 Bonifacius Essen-Kray 1929-1939 Fr. Thyssen Duisburg-Marxloh 1932 Hansa Dortmund-Huckrade 1932-1935 Fritz 1/2 Esse.-Altenessen 1934-1938 Gustav 1/2 Dortmund-Mengede 1934-1935 Hausham Hausham/Oberbayern 1934-1950 Grimberg 3/4 Bergkamen 1934 Hugo Ost Gelsenkirchen-Buer 1936-1939 Rammelsberg Goslar 1937 Minister Stein u.H. Dortmund-Eving 1938 Schlägel und Eisen Herten 1942-1943 Franz Haniel Oberhausen-Sterkrade 1942-1944 Godulla Godulla/Oberschlesien 1944 Osterfeld Oberhausen-Osterfeld 1944 Germania Dortmund-Marten 1948-1952 Grimberg 1/2 Bergkamen 1950 Friedlicher Nachbar Bochum-Linden 1950 Pöttingssiepen Essen-Werden 1952-1961 Hugo Gelsenkirchen-Buer 1953-1963 Pluto Wilhelm Wanne-Eickel 1953 Lohberg Dinslaken 1953 Heinrich Robert Pelkum bei Hamm 1953 Ewald Herten 1954 Haus Aden Lünen 1955-1959 Katharina Essen-Kray 1955-1957 Auguste-Victoria Marl 1955-1960 Carl Funke Essen-Heisingen 1955 Emil Meyrisch Siersdorf bei Alsdorf 1956-1971 Sophia Jacoba Hückelhoven, Kreis Erkelenz 1957-1958 Zollverein 1/2 Essen Katernberg 1958 Prinz Regent Bochum 1958-1960 Victoria Lünen 3/4 Lünen 1960 Dahlhauser Tiefbau Bochum-Dahlhausen 1961-1962 Gneisenau Dortmund-Derne

102 Tabelle 8.3.b: Andere Werke, die durch das Architekturbüro Schupp und Kremmer in der Zeit von 1935 bis 1955 entworfen wurden

1935-1936 Zementfabrik Rüdersdorf bei Berlin 1937-1942 Kraftwerk Horst in Gelsenkirchen-Horst 1938 Volkswagenwerk in Wolfsburg 1938 Bergbaumuseuem in Bochum 1938-1939 Hydrierwerk Gelsenberg in Gelsenkirchen-Horst 1940-1951 Kraftwerk Gustav Knepper in Dortmund Mengede 1950-1951 Kraftwerk Möhne-Stausee im Sauerland 1954-1955 Warmbreitbandstraße in Duisburg-Hamborn architektur der 1920er Jahre. Schupp gerichteten, wie die Gestaltung des und Kremmer wurden jedoch zu einem Ehrenhofes und die streng symmetrisch Synonym für diese Gruppe von Indust- aufstrebende Frontfassade der Aufbe- riearchitekten. reitungsgebäude zeigt.

Schupp und Kremmer sahen sich in Rein zweckdienlich war diese Archi- Goslar mit völlig anderen Forderungen tektur nicht. In dieser Hinsicht kann konfrontiert, als sie es aus dem Ruhr- die vielmehr an Zweck und technischer gebiet gewöhnt waren. Das erfolgrei- Praktikabilität orientierte Gestaltung che Veto des Reichsnährstandes gegen von anderen Erzaufbereitungsgebäu- den geplanten Standort Gelmketal hatte den jener Zeit als Vergleich heran gezo- gezeigt, wie mächtig die Blut- und gen werden, wie sie in Amerika benutzt Bodenideologen waren. Erstaunlich ist, wurde (vgl. Kap. 8.1). dass sich Schupp und Kremmer beim Entwurf der Rammelsberger Anlage Typisch für Entwürfe von Schupp nicht gescheut haben, ihrem Stil so und Kremmer sind die Tagesanlagen grundlegend untreu zu werden und auf des Kohlebergwerks Zollverein 12 (s. die entgegengesetzte Architekturrich- Abb. 8.3.a.1 bis 3). Unwillkürlich fühlt tung umzuschwenken. Sie taten das man sich beim Anblick dieser Gebäude auch nicht zurückhaltend, sondern pos- in einen utopischen Film der 1920er tulierten in Veröffentlichungen offensiv Jahre versetzt (s. Abb. 8.3.c bis f). Hier die Richtigkeit dieser Entscheidung. wird auf die Wirkung tiefer Gebäude- schluchten, strenger Symmetrien und Nicht verhehlen konnten diese beiden schroffer Fassaden mit abweisenden Architekten jedoch ihren Hang zum und kalt erscheinenden Oberflächen Heldenhaften und Pathetischen wie an gesetzt. Hohe, sehr schmale Fenster- der Innenarchitektur von Eingang und bänder und zentral angeordnete, monu- Lohnhalle zu sehen ist, und auch zum mental aufragende Bauwerke, zum Bei- Übersteigerten und auf Wirkung Aus- spiel Schornsteine oder Fördergerüste,

103 Abbildung 8.3.e: Kraftwerk Horst, Ent- wurf Schupp /BUS 1980/

Abbildung 8.3.c: Kokerei Nordstern, Entwurf Schupp /BUS 1980/

Abbildung 8.3.f: Einstellung aus dem Film Metropolis vom Fritz Lang, aus wikipedia

Betrachter wird die eigene Bedeutungs- losigkeit suggeriert.

Dem Vorwurf der nationalsozialis- tischen Ausrichtung der Architektur, wie sie bei der Zeche Zollverein 12 zu sehen ist, widerspricht auch nicht, dass viele dieser Gebäude-Ensembles bereits vor 1933 gebaut worden waren. Die politische Einstellung der Akteure stand schon vor 1933 fest. Erklärter- Abbildung 8.3.d: Betrieb Schlägel und maßen waren sie für eine starke rechts- Eisen, Entwurf Schupp /BUS 1980/ konservative Regierung Deutschlands. Sie sollte sich international durchset- sollten den Betrachter beeindrucken, zen, auch mit militärischen Mitteln. ihn mental in die Knie zwingen. Dem Innenpolitisch sollte sie soziale Unru-

104 Abb. 8.3.g: Zinkhütte Harlingerode, Foto 2012 hen verhindern, kurz gesagt, optima- Goslar entfernt liegt, als dass dort die le Entwicklungsbedingungen für die Stadt Goslar und der Reichsnährstand Großindustrie schaffen. zügelnd einschreiten konnten und woll- ten. Was dort passierte, beeinträchtigte Genau im selben Stil wie die Zeche nicht die touristische Anziehungskraft Zollverein haben die Architekten der Altstadt Goslars. Es gab auch keine Schupp und Kremmer 1936 die nur zu schützende Umgebung. ungefähr zehn Kilometer vom Ram- melsberg entfernte Zinkhütte Harlin- Architektonische Entwürfe im Ram- gerode gehalten. (s. Abb. 8.3.g). Dieser melsberger Stil blieben für Schupp und Gebäudekomplex ist typisch für dieses Kremmer Ausnahmen. Abgesehen vom Architekturbüro und ähnelt den Wer- Rammelsberg haben sie lediglich eine ken im Ruhrgebiet. Auch hier finden kleine Kaue in Bad Grund und eine sich wieder die schroffen Ziegelstein- kleinere Bergwerksanlage in Hausham/ fassaden, die Anordnung der Fenster in Lichtbändern und die großflächigen Gebäudefluchten. Erstaunlich ist, dass die Zinkhütte zur selben Zeit erbaut wurde ist wie die Aufbereitung Ram- melsberg und sogar innerhalb dessel- ben Projektes.

Hier haben Schupp und Kremmer wieder die für sie typische repräsen- tative Architektur angewendet. Sie mussten sich nicht mehr wie am Ram- Abbildung 8.3.h: Haushamm, Detail der melsberg zurückhalten. Das lag dar- Bergwerksanlage von F. Schupp /BUS an, dass Harlingerode zu weit von 2002a/

105 Bayern im Stil des Heimatschutzbun- Werkhof mit Tor und Pförtnerhaus (s. des gehalten. Dort werden sie wohl Abb. 8.3.i und j). ähnliche Gründe dazu bewogen haben wie in Goslar(s. Abb. 8.3.h). Andererseits entspricht die Gestal- tung der Anlage Bollrich eher der sonst 1953 war von Schupp bei der Gestal- für Schupp typischen Architektur. Die tung der Aufbereitungsanlage Bollrich Gebäudeeinteilung ist in Form einzel- versucht worden, zwischen beiden ner zusammengestellter Kuben vor- architektonischen Richtungen zu ver- genommen worden. Die Dächer sind mitteln. Einerseits hielt er am Stil des flacher gehalten, die Fensterbänder Heimatschutzbundes fest, denn sonst großflächiger und die Gesamteindruck hätte er die gestalterischen Grundsätze sachlicher. in Frage gestellt, die er für den Ram- melsberg favorisiert hatte. Die Fassa- Schupp verwendete eine nicht mehr den sind wieder in der oberen Etage mit eine so streng axiale Gebäudestruktur. dunkelbraunen senkrechten Brettern Es finden sich nicht mehr die starken verkleidet und die Etage(n) darunter repräsentativen Tendenzen. Stattdessen mit weißem Putz. Es gibt wieder einen wählte er eine zergliederte, zurück- haltendere Gestaltung. Die Zugehörig- keit zum Rammelsberg zeigte er vor allem durch die Verwendung derselben Fassadenmaterialien, aber auch durch Details, wie bei der Torbögengestal- tung und bei der Beleuchtungsanlage.

Aus heutiger Sicht erscheint erstaun- Abbildung 8.3.i: Bollrich, Entwurfszeich- lich, dass bei der Wahl, welcher Archi- nung von F. Schupp /BUS 2002a/ tekt mit dem Entwurf für die neu zu erbauende Anlage am Bollrich zu beauftragen ist, wieder Schupp den Zuschlag erhalten hat. Sie zeigt aber, wie viel Zustimmung sein Stil auch zu dieser Zeit noch hatte und dass es offensichtlich keine Alternativen gege- ben hat, die besser erschienen.

Aber auch hier scheinen sich die Ver- fahrenstechniker nicht gegen Schupp durchzusetzen vermocht zu haben. Zwar ist am Bollrich die vorteilhaftere horizontale Anordnung für Flotation, Abbildung 8.3.j: Bollrich, Innenhof, Foto Eindicker und Filter gewählt worden. U. Kammer 2008 Die Draufsicht zeigt aber einen erheb-

106 lichen Nachteil dieser Anlage. Schupp • die Zuförderung (den Antransport) hat hier die verfahrenstechnischen der Erze, Gebäude um einen Ehrenhof grup- • die Erzzerkleinerung durch hinter- piert. Diese ringförmige Anordnung einander geschaltete Grob-, Mittel- bewirkte, dass sich die Anlage nur und Feinzerkleinerung, mit einem erheblichen bautechnischen • die Flotation und Eindickung sowie und finanziellen Aufwand hätte erwei- • die Verladung. tern lassen. Eine Erweiterung musste deshalb unterbleiben, obwohl sie in Damit waren räumliche Rahmenbe- Zeiten guten wirtschaftlichen Erfolgs dingungen und Fixpunkte gegeben. durchaus erwünscht gewesen war. Der Aufwand wäre zu groß gewesen. Der Schachtansatzpunkt war von den Bergbau- und Aufbereitungstechnikern 8.4 Rahmenbedingungen am vorgegeben worden. Er lag zu dicht an Rammelsberg der noch einige Jahre weiter zu betrei- benden Alten Sieberei, als dass das Die aufgezwungenen Standortbedin- Schachtfördergerüst zentral über den gungen hatten es sowohl den Architek- neuen Aufbereitungsgebäuden hätte ste- ten als auch den Verfahrenstechnikern hen können – sicher aus Sicht der Archi- schwer gemacht, eine günstige Lösung tekten schade. Es befindet sich des- für die Gebäudegestaltung und -gliede- halb etwas abseits vom zu errichtenden rung zu finden. Sie hatten aber keine Gebäudekomplex. Zwischen Schacht- Wahl und mussten aus den Gegeben- hängebank und Brechern ist deshalb ein heiten das Beste machen. Wagenumlauf eingerichtet worden.

Vor allem wurden die Planungen Die Bauplanung und der Bauablauf erschwert durch wurden besonders dadurch erschwert, dass der Betrieb in den umliegenden • die eingeengte Lage im Tal, Gebäuden während der Bauzeit mög- • die fehlenden Flächen für die lichst ungestört weiter laufen musste. Absetzteiche, Außerdem waren die Betriebsleitung • die Forderung des Reichsnähr- und die Bauleitung organisatorisch standes und der Stadt Goslar, die voneinander getrennt. Gebäude „unsichtbar“ zu machen und 8.5 Gestaltung der Rammels- • die Notwendigkeit, bestehende berger Aufbereitungsgebäude Gebäude (Energiezentrale, Werk- stätten, altes Waschkauengebäude, Die konsequent vertikale Anordnung Sieberei und Zechenhaus) einzube- der Grob- und Mittelzerkleinerung ziehen. hätte eine Gesamtbauhöhe benötigt, die aus der Tagesoberfläche des Ram- Verfahrenstechnisch notwendige Ein- melsbergs zu weit heraus geragt hätte. zelgebäude waren vorzusehen für Die Architekten wählten stattdessen

107 die Form von treppenstufenförmig am den und hat daher auch den Namen Hang angeordneten Gebäudeteilen. U-Bahnhof erhalten. Dieses Höhen- niveau entspricht dem des Transport- Das Vorbrechergebäude nahm gleich- tunnels, der in Richtung der Hütten in zeitig die Förderwagenentleerung und Oker und Harlingerode führt (Gelebee- die Zwischenbunker auf. Der Grundriss ker Stollen). Damit konnten die Kon- des Mittelzerkleinerungsgebäudes steht zentrate mit gleisgebundenen Fahrzeu- zum Teil unter der Vorzerkleinerung, so gen direkt vom U-Bahnhof bis zu den dass das vorgebrochene Erz von allein Hütten transportiert werden (s. Abb. aus den Bunkern in die Mittelzerklei- 10.6.b). nerungsbrecher gelangen konnte. Der gestalterische Entwurf der Ram- Die Mittelzerkleinerung brachten melsberger Aufbereitungsgebäude die Architekten in einem, von oben stellt in vielerlei Hinsicht eine Beson- gesehen, zweiten Gebäude unter. Für derheit dar. Er erscheint völlig anders- eine unmittelbar unter der Mittelzer- artig als die anderen Entwürfe von kleinerung liegende Mahlung war die Schupp und Kremmer. Dieser Gebäu- Hangneigung des Baugeländes nicht dekomplex versteckt sich geradezu. Er steil genug. Besonders die über den liegt im hinteren Teil des Wintertals, Mühlen vorzusehenden Vorratsbunker abgewandt von der Stadt Goslar und benötigten zu viel Bauhöhe. Deshalb ist von dort aus nicht sichtbar. Er mussten schräg aufwärts angeordnete weist auch nicht die sonst für Schupp Gurtbandförderer das Erz wieder auf- und Kremmer typischen kubistischen wärts transportieren. Formen auf. Stattdessen passt sich die Anlage an den Hang an. Nur die Die Mahlung selber befindet sich in strenge Symmetrie der Aufbereitungs- einem dritten Gebäude, das gleichzeitig gebäude und des Ehrenhofs hinter dem die Verfahrensschritte Mahlung, Flota- Haupteingang erinnern noch an die tion und Entwässerung/Trocknung auf- sonst von Schupp und Kremmer ver- nahm. Das Gebäude konnte aber auf wendete Architektur. Das Fördergerüst Grund der Hanglage nicht einetagig des Rammelsbergschachts ist zwar im gestaltet werden. Es folgt der Hang- Stil der von Schupp und Kremmer für neigung in drei versetzt angeordneten Fördergerüste entwickelten Voll-Trä- Etagen. Sowohl seine Fassade als auch ger-Konstruktionen gestaltet worden, der Baugrund ist stufenweise gestaltet hebt sich aber kaum vom Hintergrund worden. Auf der oberen Stufe/Ebene ab. stehen die Mühlen, auf der mittleren die Flotationsmaschinen und auf der Für die Gebäudefassaden sind statt unteren (Höhenniveau der Werkstraße) der sonst von den beiden Architek- die Eindicker und Filter. ten gewählten großen und flächig mit Backstein ausgemauerten Stahlfach- Die Verladung ist unter das Höhen- werke, hohen schmalen Fensterbän- niveau der Werkstraße gelegt wor- dern und roten Backsteinfronten dun-

108 kelbraune Holzverschalungen und zum Klaubeanlage verwendet wurde (s. Teil Natursteinoberflächen verwendet Abb. 8.5.a). worden. Die unteren Gebäudeteile sind fast weiß. Dort ist der unverkleidete Auch die historischen Oberharzer schalungsrohe Beton zu sehen, der Gebäude sahen völlig anders aus als aber von weitem nicht als solcher die Rammelsberger Aufbereitungsge- erkannt werden kann. bäude. Fassadenverbretterungen waren im Harz waagerecht und nicht wie Ein Witterungsschutz der Fassaden bei Schupp und Kremmer senkrecht aus Holzbrettern (Stülpschalung) war angeordnet. Sie waren auch nicht eher für den Oberharz typisch und natürlich belassen beziehungsweise nicht für Goslar und den Unterharz. mit Karbolineum oder dunkelbrauner Wenn hier ein Witterungsschutz ver- Holzlasur gestrichen, sondern hatten wendet wurde, dann aus Schiefer oder einen Farbanstrich. Dieser war nicht Dachziegelsteinen. dunkelbraun, sondern hellgrau (s. Abb. 8.5.b). Die Verwendung von Natur- Regionaltypisch wäre eine offen stein war im gesamten Harz überhaupt sichtbare Fachwerkkonstruktion gewe- nicht typisch, sondern höchstens bei sen, wie sie in Goslar und Umgebung öffentlichen Gebäuden aus dem späten oder in vergleichbaren Städten am Fuß 19. Jahrhundert. Weiße oder sehr hell des Harzes wie Seesen, Langelsheim, gehaltene Erdgeschoßwände waren , Wernigerode, Ilsenburg ebenfalls untypisch. und Nordhausen für Manufakturen oder Fabriken und letztlich auch bei Insgesamt erinnert dieser Baustil der Alten Rammelsberger Sieb- und mit seinen flachen giebelständigen

Abb. 8.5.a: Alte Sieb- und Klaubeanlage, Foto aus der Sammlung Heinrich Stöcker

109 oberbayerisch-bäuerliche Traditionen bei Gebäuden anderer Bestimmungen ist in den 1930er und 1940er Jahren überall in Deutschland zu beobachten gewesen. Sie wurde besonders von der Gruppe der Architekten favorisiert, die der Stilrichtung des Heimatschutz- bunds angehörten und war zum Bei- spiel typisch für HJ-Heime. Abb. 8.5.b: Traditionelle graue Harzer Bretterfassade der Marktkirche Claus­ Mit der Anpassung der Aufberei- thal, Foto aus wikipedia tungsgebäude an die Topographie, mit der Verwendung von Holz und Dächern, den oben dunkelbraunen und Naturstein für die Fassaden und mit unten hellen Fassaden an Oberbayri- der insgesamt zurückhaltenden Gestal- sche Bauernhöfe, nur dass der Maßstab tung mögen Schupp und Kremmer verändert ist (s. Abb. 8.5.c). Mit dieser die Forderungen der Stadt Goslar und Architektur ließen sich große flächige des Reichsnährstandes hinsichtlich der Werkhallen besser überdachen als mit Anpassung an die Umgebung befrie- digt haben. Von einer Anlehnung an Harzer Traditionen kann dagegen nicht die Rede sein. Für Industriegebäude gab es im Harz zwar Vorgänger wie beispielsweise die Erzaufbereitungsan- lagen in Grund, Clausthal, Lautenthal, an denen sich Schupp und Kremmer hätten orientieren können, aber das passte nicht zum Zeitgeschmack. Und den Stil der Harzer Fachwerkwohn- und -landwirtschaftsgebäude wollten Abb. 8.5.c: Bauernhof im Museum Titt- Schupp und Kremmer offensichtlich lingen, Bayern, Foto von der Internetsei- nicht als Vorbild nehmen. te des Museums Wiederum typisch für die Zeit um 1935 war, dass hier eine scheinbare den im Harz üblichen steilen Dächern, Tradition unter Nutzung fremder Sti- die so ausgelegt sind, dass auf ihnen le kreiert wurde. Im Harz ging diese der Schnee abrutschen kann. Übertragung von Traditionen übrigens sogar soweit, dass mangels einheimi- Die Fassadengestaltung der bayeri- scher Traditionen Trachten und Volks- schen Bauernhöfe eignete sich auch musik aus anderen Teilen Deutschlands besser für die großflächigen Aufbe- „importiert“ und als Harzer Tradition reitungsfassaden. Diese Anlehnung an definiert wurden.

110 8.6 Auswirkungen der Im unteren Bereich, in dem die architektonischen Gestaltung Flotation und die Eindicker unterge- auf die Verfahrenstechnik, den bracht sind, war die treppenförmige Betrieb und die Kosten Übereinander-Anordnung der Gebäu- deteile ebenfalls verfahrenstechnisch Schupp und Kremmer haben den hinderlich. Dort wäre eine horizontale gestalterischen Entwurf für den Ram- Anordnung sinnvoll gewesen, um zu melsberg nicht, wie Schupp in sei- vermeiden, dass die Erztrübe in den nen Veröffentlichungen immer wieder dort üblichen Kreisprozessen immer betont hat und wie es in vielen später wieder gehoben werden muss. Die gro- erschienenen Veröffentlichungen wie- ßen Hubhöhen erzeugten einen großen derholt wird, vor allem entsprechend Energiebedarf und Verschleiß an den der Verfahrenstechnik gestaltet. Die Pumpen und somit hohe Betriebskos- technischen Anforderungen sind viel- ten. Außerdem ist der Betrieb durch die fach unberücksichtigt geblieben. verwendete Architektur sehr unüber- sichtlich geworden. Das erhöhte den Ein Beispiel dafür war die Einhaltung Personalbedarf erheblich. der strengen Symmetrie als ordnendes Element bei der Gestaltung des Gebäu- Ein anderes Beispiel ist die Gestal- dekomplexes. Von der Förderwagen- tung der Dächer. Sie sind giebelständig entladung auf der oberen Gebäudeeta- angeordnet und nicht wie in anderen ge bis zur Konzentratfilterung auf der vergleichbaren Aufbereitungsanlagen Etage im Werkstraßenniveau und wei- traufständig (s. Abb. 8.1.d). Das ver- ter über den Ehrenhof bis zum Haupt- stärkte zwar den symmetrischen Ein- eingang ist alles spiegelsymmetrisch druck und war architektonisch genial angelegt worden. Selbst die links und aber für den Reparaturbetrieb unprak- rechts der Symmetrieachse liegenden tisch. Im zentralen Bereich entstand Kugelmühlen mussten sich gegenläufig eine technisch sinnlose große Decken- drehen (zwei links- und zwei rechts- höhe. In den Seitenbereichen reichte läufig), was zur Notwendigkeit einer sie dagegen nicht aus, um die Flo- doppelten Ersatzteilhaltung zwang und tationsrührwerke bei der Demontage die Kosten erheblich erhöhte. senkrecht nach oben aus den Flotati- onszellen heraus heben zu können. Sie Bei der Seitenansicht musste die mussten dabei schräg gestellt werden, Gebäudeanordnung einer geraden Linie was diese Arbeiten erschwerte. Hätten folgen. Das führte dazu, dass im oberen die Dächer in den Seitenflügeln die Bereich der Aufbereitung, in dem die technisch richtige Höhe bekommen, Vor- und Mittelzerkleinerung unterge- dann wären sie im Firstbereich noch bracht worden ist, die Generalneigung höher geworden. Damit hätten die zen- nicht ausreichte und Förderbänder das tralen Dachbereiche aber die Fenster aufzubereitende Material zwischen den der oberhalb folgenden Etage teilweise Nachbrechern und den Mühlenbunkern verdeckt. Das wollten die Architekten wieder aufwärts fördern mussten. jedoch vermeiden.

111 Sie setzten auch durch, dass zwi- ungehobelten Brettern geformt worden, schen dem etwas abseits stehenden um den Anschein gegossener Beton- Fördermaschinenhaus und dem zentral träger zu erwecken. Das rief großes angeordneten Vorbrechergebäude keine Erstaunen hervor, als dort bei Sanie- Gebäude die strenge Symmetrie stör- rungsvorbereitungen in den 1990er ten. Außerdem sollte das Fördergerüst Jahren die Qualität der scheinbaren unbedingt vollständig zu sehen sein. Betonträger untersucht werden sollte. Damit gab es keinen Witterungsschutz für die Hängebank und den größten Ebenfalls ohne technische Begrün- Teil des Wagenumlaufs. Die Einwände, dung ist die überaus große Anzahl von dass die dort arbeitenden Bergleute kei- Fenstern. Es gibt im Bereich vor den nen Schutz vor Frost und Regen hätten Mühlenbunkern sogar funktionslose und auch die Maschinen und Anlagen Fenster. Sie sind aus gestalterischen unnötig unter den Witterungseinflüssen Gründen dem Mauerwerk vorgeblen- leiden würden, ließen die Architekten det worden, um nicht eine allzu große nicht gelten. Fläche „blind“ lassen zu müssen. Der Aufwand für die Fensterwartung und Erst später, als der Frost schwere -reparaturen und der damit verbundene Schäden an der Schachtausmauerung finanzielle Aufwand waren unverhält- verursacht hatte und damit die Sicher- nismäßig hoch. heit des Schachtes in Mitleidenschaft gezogen wurde, und besonders wegen Schließlich war es während des Klagen der Belegschaft über die nicht Bauablaufs zu den bei Projekten die- zu akzeptierenden Arbeitsbedingun- ser Größe und dieses Termindrucks gen, entschloss sich die Werkleitung, typischen Problemen gekommen. eine Einhausung zu bauen. Es wurde gebaut wie geplant, auch wenn offensichtliche Planungsmängel Die Architekten versuchten nach- bestanden. Beispielsweise war durch träglich, durch Nachbesserungen den die Architekten keine Dachentwässe- einheitlichen Stil beizubehalten. Die rung vorgesehen worden. Bei den sehr Fassaden von Schachthalle und Wage- großen Dachflächen fielen aber riesige numlaufgebäude erhielten wie die Wassermengen an, für die weder Dach- anderen Gebäude eine dunkelbraune rinnen, noch Fallleitungen oder eine Verbretterung. Die innen liegenden gezielte Wasserabführung und -entsor- Stahlbetonträger wurden in ihren Win- gung vorgesehen waren. kelbereichen so angepasst, dass der Innenraum eine zum Verlauf der Gleise Nach den ersten heftigen Regenfäl- axialsymmetrische Form bekam. Dafür len wurde der Mangel offenbar, ließ sind mit Drahtgeflecht und Putz drei- sich jedoch nicht auf einfachem Wege eckige Bauelemente in die Trägerzwi- abstellen. Die Architekten hatten näm- ckel eingefügt worden, die allerdings lich ein für die damalige Zeit innovati- keine baustatische Funktion haben. ven Baustoff für die Dachkonstruktion Ihre Oberfläche ist mit Abdrücken von gewählt: große Schaumbetonplatten.

112 Auf diese Platten war die Dachpap- aufgebaut waren. 1935 sind allein in pe aufgeschweißt. In Schaumbeton den USA 290 Flotationsanlagen für konnten aber keine Regenrinnenhal- die Erzaufbereitung gezählt worden. ter geschraubt werden. Bergleute, die Eine derartige Erhebung für die ganze eigens dafür vom Grubenbetrieb abge- Welt ist nicht bekannt. Es könnte aber stellt werden mussten, stemmten kleine zur Bauzeit der Rammelsberger Anlage quadratische Löcher in den Beton und durchaus über doppelt so viele gegeben passten Holzquader ein, in die dann haben. geschraubt werden konnte. Dem internationalen Standard ent- Trotzdem erscheint es unvorstellbar, sprechend sollte sich die Rammelsber- dass dieser komplizierte Gebäudekom- ger Anlage gliedern in Gebäude und plex innerhalb von nur einem Jahr Gebäudeteile für die geplant, entworfen und gebaut wurde. Am 1. Oktober 1936 war nicht nur der • Zuförderung des Roherz zum Auf- Bau vollendet, sondern fand bereits der bereitungsgebäude, Produktionsbeginn statt. Das war vor • Vorzerkleinerung auf die Größe von allem dem Umstand geschuldet, dass Schotter (maximale Kantenlänge insgesamt gesehen das Verhältnis zwi- 100 mm), schen den Beteiligten trotz aller wäh- • Mittelzerkleinerung auf die Größe rend der Bauzeit aufgetretenen Pro- von Splitt (maximale Kantenlänge bleme gut blieb, besonders zwischen 25 mm), den Architekten, dem Bergwerksdirek- • Mahlung auf hohe Feinheit (unter tor Bergrat Hast und dem Leiter des 0,04 mm), Bauprojekts Dr. Salau. Erstaunlich ist • selektive Trennung durch Flotation, aus heutiger Sicht auch, dass trotz dadurch Konzentratherstellung, aller Finanzierungsprobleme bei der • Eindickung, architektonischen Gestaltung nicht auf • Entwässerung/Trocknung, einen sparsameren Einsatz der Mittel • Verladung, einschließlich Abtrans- Wert gelegt wurde. Das wiederum ist port zu den Hütten und ein Zeichen für die Weitsicht und den • Deponie der Flotationsabgänge, guten Geschmack der Beteiligten. oder anders dargestellt in einen 9 Verfahrens- und anlagen- technische Gestaltung • Zuförderteil (Schachthängebank mit Wagenumlauf), Grundsätzlich stand bereits vor den • trockenmechanischen Teil (Grob- eingehenderen Planungen fest, wie der und Mittelzerkleinerung), prinzipielle Aufbau der Maschinen, • nassmechanischen Teil (Kugelmüh- Anlagen und Gebäude aussehen muss. len, Schüssel- und Rechenklassie- Dafür gab es eine große Zahl von rer), Vorbildern im In- und Ausland, die • flotativen Teil (Reagenziendosierer mit geringen Unterschieden alle gleich und Flotationszellen),

113 • entwässernden Teil (Eindicker und Kraume hatte auch ermittelt, wel- Vakuumfilter) und che Konzentratqualitäten und welches • Abtransport- und Entsorgungs- Metallausbringen erreicht werden soll- teil (U-Bahnhof und Pumpe zum ten, um den Unterharzer Bergwerks- Absetzteich) (s. Abb. 9.a) und Hüttenkomplex wirtschaftlich arbeiten lassen zu können. Daraus hatte Kraume hatte durch seine Versuche, Kraume gemeinsam mit den Konstruk- die er im Rahmen seiner Dissertation teuren der Krupp-Grusonwerke eine und danach angestellt hatte, die Grund- betriebswirtschaftlich optimale Anlage lagen für die verfahrenstechnische entworfen. Detailplanung gelegt. Dazu gehörte vor allem, Kraumes Versuche hatten insbeson- dere gezeigt, wie viel Zeit für die • wie weit das Erz aufgemahlen, einzelnen Flotationsschritte vorzuse- • wie viel Erz in der Trübe aufge- hen ist. Den labormäßig ermittelten schlämmt (Trübedichte), Zeitbedarf pro Flotationsschritt hatte • welcher pH-Wert eingestellt und Kraume umgerechnet in die Zahl der • welche chemischen Reagenzien in Flotationszellen. Er hatte auch die welcher Reihenfolge der Erztrübe notwendige Kapazität der Eindicker zugesetzt und Filter berechnet, so dass sich der verfahrenstechnische Gesamtentwurf werden sollten. Daraus ergaben sich der Aufbereitungsanlage von Krupp/ die Anzahl, die Größe und die Reihen- Gruson konstruieren ließ (s. Abb. folge der Maschinen und Anlagen. 9.b).

Abb. 9.a: Schnitt Aufbereitung

114 Abb. 9.b: Verfahrenstechnisches Gesamtschema

Dabei kamen ihm die Erfahrungen beispielsweise die Zusammenschaltung der Firma Krupp-Gruson zugute, die der ursprünglich in vier Systemen par- bei der Konstruktion und beim Bau allel arbeitenden Flotationsmaschinen. derartiger Anlagen schon gewisse Er untersuchte die Vorteile einer Hin- Erfahrungen gemacht hatte (s. Tab. tereinanderschaltung der Maschinen 9). Außerdem konnte er sich bei der mit labortechnischen Mitteln und setzte Planung der Flotationsmaschinen auf diese Idee in den folgenden Jahren in die Erfahrungen und Patente der MS die Praxis um. Bis zu seinem Aus- stützen. Trotzdem bleibt es Kraumes scheiden aus dem Erzbergwerk Ram- Verdienst, der geistige Vater der Ram- melsberg im Jahre 1948 konnte er noch melsberger Flotation gewesen zu sein. einige seiner Ideen verwirklichen.

Kraume hatte aber auch schon die Dazu beigetragen hatte sein gutes Weiterentwicklung der Flotationsanla- Verhältnis zum bis 1945 amtierenden ge nach deren Inbetriebnahme geplant, Bergwerksdirektor Bergrat a. D. Hast

115 Tabelle 9: Beispiel anderer bis 1935 von Krupp-Gruson gebauter Flotationsanlagen /PRE 1935/

Auftraggeber Anzahl der Durch- Aufgabegut Zellen satz [t/h] PREUSSAG/Lautenthal 8 1 Zinkblendeschlamm Glanzenberg I/Westfalen 14 4 Teich-Zinkschlämme Glanzenberg I/Westfalen 28 7 Blei-Zink-Roherz Outokumpu/Finnland 40 10 Kupferkies und Pyrit Savvoff/Sofia/Bulgarien 16 3 Blei- und Zinkerz, Pyrit Phönix/Baja Mare 32 2 Blei-Zink-Roherz mit Pyrit Giesches Erben/Bleyscharley 16 2 Blei-Zinkschlämme Brixlegg/Tirol 11 Fahlerz und Schwerspat? Brad/Rumänien 14 2 pyritisches Gold-Silbererz beziehungsweise zu Hans Hermann Bis zu seinem Ausscheiden im Jahre von Scotti, der Hast während des Zwei- 1982 entwickelte er die Aufbereitungs- ten Weltkriegs einige Jahre vertrat. Hast anlagen Rammelsberg und Bollrich zu leitete in dieser Zeit die PREUSSAG- einem weltweit vorbildlichen System, Betriebe in Jugoslawien. Nach 1945 das danach bis zur Betriebsschließung wurde Kraume selber Direktor des Erz- im Jahre 1988 in nahezu unveränderter bergwerks Rammelsberg. Er konnte in Form sehr erfolgreich weiter lief. /KLS dieser Zeit der Weiterentwicklung der 1982/ Aufbereitungsanlage wichtige Impulse geben. 9.1. Schrägaufzug

Sein Nachfolger Ernst Krause (1948 Die Zugänglichkeit zu den Aufbe- bis 1964, sein Vertreter für Aufberei- reitungsetagen stellte eine wichtige tung wurde Martin Clement) legte den betriebstechnische und gestalterische Schwerpunkt mehr auf die Weiterent- Aufgabe dar. Von 1936 bis 1938 muss- wicklung des Untertagebereichs. 1957 ten die Erze von der Werkstraße hinauf kam Eberhard Klössel zum Rammels- bis in die Wagenumlaufebene gehoben berg, nachdem er bereits seit 1956 werden, denn der Rammelsbergschacht für die LURGI in Bad Grund gearbei- wurde erst am 15.Januar 1938 fertig- tet hatte, und setzte die Forschungen gestellt (s. Abb. 9.1.a). Der Zugang Kraumes fort. Er hat besonders das vom Schrägaufzug zum Wagenumlauf Verhältnis von Metallausbringen und besteht noch heute. Auf diesem Wege Konzentratqualität mit Hilfe statisti- gelangten in den ersten Jahren bis scher Berechnungen optimiert. 1975 zur Fertigstellung des Rammelsberg- bis 1982 wurde er selber Bergwerksdi- schachts die erzgefüllten Förderwagen rektor des Erzbergwerks Rammelsberg. aus der Grube in die Aufbereitung.

116 sich keine Straßen zu den einzelnen Etagen bauen. Deshalb ist der Schräg- aufzug angelegt worden (s. Abb. 9.1.b)

In anderen ähnlichen Aufberei- tungsanlagen sind die Schrägaufzü- ge gewöhnlich innen in die Gebäude integriert worden (s. Abb. 9.1.c), zum Teil zentral. Dadurch ergeben sich drei Abb. 9.1.a: Schrägaufzug, Lageskizze wesentliche Vorteile. Die Entfernungen zwischen Aufzug und den Maschinen Zusätzlich mussten die zum Teil sehr und Anlagen sind kurz. Es werden nicht schweren Einzelteile in die verschie- auf jeder Etage große Tore benötigt. denen Etagen der Aufbereitungsanlage Der Aufzug ist einschließlich seiner gebracht werden. Bei ebenerdig ange- Haltepunkte vor Witterungseinflüssen legten Gebäudehallen wäre das mit geschützt. Nachteilig wirkt sich dabei Fahrzeugen und Hallenkränen möglich aus, dass die Gebäude entsprechend gewesen. Bei vertikal übereinander größer gebaut werden müssen. angeordneten Etagen hätte ein Schwer- lastaufzug gebaut werden müssen. Im Fall der Rammelberger Anlage ließen

Abb. 9.1.c: Schrägaufzug Britannia Beach, Foto von der Internetseite des Museums Britannia Beach, Kanada

Die Architekten haben sich für eine Abb. 9.1.b: Schrägaufzug Rammels- offene Konstruktion ohne Witterungs- berg, Foto U. Kammer 2008 schutz entschieden. Die Witterungs-

117 probleme waren nicht allzu gravierend, 9.2 Hängebank Rammelsberg- so dass der Betrieb weitgehend rei- schacht und Wagenumlauf bungslos verlief. Allerdings musste die hölzerne Plattform des Aufzugswagens Der Schachtansatzpunkt war so gelegt regelmäßig erneuert werden. Nur der worden, dass er sowohl den geomecha- Aufzugshaspel und der Führerstand des nischen als auch den fördertechnischen Haspels haben eine Einhausung erhal- Anforderungen genügte. Er verlief im ten. Bis in die 1960er Jahre durften Liegenden des Erzlagers, so dass die mit dem Schrägaufzug keine Personen abbaubedingten Gebirgsbewegungen mitfahren. Ab 1972 wurde ein klei- keinen Einfluss auf die Standsicherheit ner Gabelstapler angeschafft, der mit des Schachtes hatten. Dadurch wurden dem Schrägaufzug transportiert werden seine Streckenlängen zu den Erzab- konnte. baupunkten der unteren Abbausohlen länger. Aber mit Hinsicht auf die neu Die Bedienung des Haspels weist eingeführte Streckenfördertechnik mit eine Besonderheit auf. Die Werkleitung Dieselloks war das vertretbar (s. Abb. achtete immer darauf, möglichst auch 9.2.a). den durch Arbeitsunfälle geschädigten Belegschaftsmitgliedern Arbeitsmög- Die Lage seiner Öffnung nach über- lichkeiten zu geben. Der Führerstand tage war so gewählt worden, dass sie ist so modifiziert worden, dass er auch sich 42 m über der Werkstraße bezie- von einem einarmigen Führer bedient hungsweise 47 m über dem Niveau des werden konnte. Gelenbeeker Stollens befindet (s. Abb. 9.2.b). Dadurch konnte die Hanglage Architektonisch gesehen zieht die für die zu bauende Aufbereitungsan- Trasse des Aufzugsgleises gewisser- lage genutzt werden. Eine gesonderte maßen einen Trennungsstrich zwischen Aufwärtsförderung vom Schacht zu den Gebäuden der Neuen Aufberei- den Brechereinläufen, wie es bei einer tung und den nördlich anschließenden horizontal angeordneten Aufberei- Gebäuden aus der Zeit vor dem Ersten tungsanlage notwendig gewesen wäre, Weltkrieg. unnötig (vgl. Kap. 8.1., s. Abb. 8.1.f).

Abb. 9.2.a: Schnitt Rammelsberg Schacht und Lagerstätte

118 Fördermaschinenhaus (s. Abb. 9.2.c und d). Im Schacht liefen zwei Förder- körbe, auf denen jeweils zwei Förder- wagen Platz fanden. Eine Skipförde- rung war diskutiert aber letzten Endes nicht realisiert worden. Ihr Vorteil wäre ein geringerer Personalbedarf gewesen. Demgegenüber stand ihre größere Bau- höhe in der untertägigen Beladeanlage und in der übertägigen Entladeanlage. Abb. 9.2.b: Schnitt Rammelsberg Außerdem stand der Schacht zu weit Schacht und Hangsituation entfernt vom Vorbrechergebäude, als dass das Erz ohne Zwischenförder- Das Höhenniveau der obersten Eta- einrichtung von der Skipentladung zu ge des Erzaufbereitungsgebäudes ent- den Brechern hätte gelangen können. spricht der geodätischen Höhe, bei der Die Förderwagen boten dagegen ohne der Schacht seine obere Hängebank Schwierigkeiten die Möglichkeit zur hat. Südlich vom Schacht steht nur das Überwindung des Abstandes.

Abb. 9.2.c: Granbykipphalle, Hängebank und Fördermaschinenhaus, Foto U. Kammer 2008

Abb. 9.2.d: Lageskizze Granbykipphalle, Hängebank und Fördermaschinenhaus

119 Auf der oberen Aufbereitungsetage Die Förderwagen wurden von Hand ist ein Wagenumlauf eingerichtet wor- in den Wipper geschoben, so gedreht, den, auf der die Förderwagen vom dass ihre Muldenöffnung nach unten Schacht zu den Trichtern der Vor- zeigt und damit der Wagen entleert brecher geschoben wurden. Bei den wird. Wagen, die sich damit nicht ent- Förderwagen handelte es sich dem leeren ließen, sollten mit einer Wagen- damaligen Stand der Technik entspre- reinigungsanlage gesäubert werden. chend um Muldenwagen ohne eigene Sie befand sich nördlich des Gebäudes Kippvorrichtung. Ihr Vorteil war ihre im Freien. Sie bewährte sich allerdings kompakte Bauform, ihr Nachteil die nicht. Der zugehörige Bunker setzte Notwendigkeit einer gesonderten Ent- sich schnell zu. Er wurde daraufhin mit ladevorrichtung. Benutzt wurden dafür einer Stahlplatte verschlossen. sogenannte Kreiselwipper, die über den Einlauftrichtern der Vorbrecher standen Anfang der 1950er Jahre hatten diese (s. Abb. 9.2.e). Entladevorrichtungen ihre Verschleiß- grenze erreicht und eine Neuanschaf- fung war billiger als eine Reparatur. Sie wurden durch die weniger aufwen- digen Mönnighoff-Segment-Kipper ersetzt. Der erste Segment-Kipper ist 1952 eingebaut worden.

Aus Gründen der Personaleinsparung ist 1953 eine neue automatische Waage im Wagenumlauf installiert worden, die die Lademenge der vollen Förder- wagen ermittelte (s. Abb. 9.2.f).

Ebenfalls der Personaleinsparung diente die Umstellung von den starren Förderwagen auf selbst entladenden Granbywagen. Es handelte sich dabei um Einseitenmaulkipper, die sich gut für den rauhen Untertage-Betrieb eig- neten. Krause hatte eine modifizier- te Bauform für die Schachtförderung bauen lassen. Die Bauform war höher und schmaler gewählt worden als bei den untertage üblichen Wagen, so dass zwei Wagen mit jeweils einem Kubik- Abb. 9.2.e: Kreiselwipper, Foto aus der meter Fassungsvermögen (entspricht Grube Drei Krohnen und Ehrt, Elbin- ungefähr 2,7 t) auf den Förderkorb gerode passten und damit die Leistungsfähig-

120 Abb. 9.2.f: Waage Wagenumlauf, Foto 2012 keit der Schachtförderanlage optimal auslasteten.

Die Granbywagen liefen dabei an einem seitlich des Gleises angeordne- ten Kippbock vorbei. Ein seitlich an der kastenförmigen Lademulde ange- brachter Arm wurde dabei angehoben und kippte die Lademulde zur Seite, die sich dabei entleerte (s. Abb. 9.2.g). Personal wurde dafür nicht mehr benö- tigt. Die Kraft für das Entladen brachte normalerweise eine Lok auf, die den Abb. 9.2.h: Granby-Wagen auf Ketten- ziehvorrichtung, Foto Stefan Dützer 2010

Wagen zog. Hier wurde stattdessen über den Brechertrichtern jeweils eine Kettenziehvorrichtung gebaut, die sich in Gang setze, wenn der Spurkranz des Granbywagens über einen Schalter fuhr (s. Abb. 9.2.h).

Durch einen leicht geneigten Gleis- verlauf liefen die Granbywagen selbst- tätig vom Schacht zu den Kippböcken Abb. 9.2.g: Granby-Wagen in Kippstel- über den Einlauftrichtern der Backen- lung, Foto Stefan Dützer 2010 brecher. Eine weitere nach den Bre-

121 Abb. 9.3.a: Vorbrecheretage, Lageskizze chereinläufen angeordnete Kettenzug- 9.3 Vorbrecheretage vorrichtung erfasste die leeren Wagen und zog sie eine kurze Steigung hin- Unmittelbar unter der Etage des auf, so dass sie von dort wiederum Wagenumlaufs folgte die Vorbreche- selbsttätig zum Schacht zurück rollen retage (s. Abb. 9.3.a). Vom Betriebs- konnten. Die erste Granbykippstel- beginn bis zur Betriebseinstellung sind le des Wagenumlaufs ging 1961 in dort drei Backenbrecher (Hersteller Betrieb. Ab 1962 gab es im Wage- Krupp, Durchsatzleistung 50 t/h) ver- numlauf nur noch Granbykippstellen. /KLS 1984/

Abb. 9.3.b: Backenbrecher, im Bild Tho- Abb. 9.3.c: Brechermaul und Kettenbe- mas Liebisch, Foto 2012 schicker, Foto 2012

122 Abb. 9.3.d: Kettenbeschicker, Stangenrost und Bypass, Prinzipskizze wendet worden, die noch heute zu dass auch bei zu starker Beschickung besichtigen sind (s. Abb. 9.3.b). ein gleichmäßiger, der Brecherleistung angepasster Volumenstrom entsteht. Backenbrecher können bei plötzlicher Wurden die Kettenantriebe angehalten, übermäßiger Beschickung, wie es beim dann hielten die Ketten die weitere Entleeren von Förderwagen der Fall ist, Erzzufuhr zum Brecher auf. nicht optimal arbeiten. Deshalb wurde vor die Brechereinläufe ein Kettenbe- Die Effektivität von Backenbrechern schicker (Hersteller Ross) gebaut (s. hängt auch davon ab, ob das aufgegebe- Abb. 9.3.c). Die Antriebsgeschwindig- ne Brechgut die vorgesehen Korngröße keit der Ketten war so gewählt worden, hat. Zu große Haufwerkstücke konn-

123 ten sich im Brechermaul verklemmen. ten kleinere Ungleichmäßigkeiten der Sie mussten dann gesondert zerkleinert Erzförderung ausgeglichen werden. / werden. Das geschah mit Druckluft- KLS 1984/ hämmern oder in einem gesonderten Raum mit Sprengstoff. Aus diesen Bunkern ist das Erz mit Schubwagenspeisern abgezogen wor- Zu kleinkörniges Brechgut, das im den. Humboldt-Merz-Siebe trennten Vorbrecher nicht mehr zerkleinert wer- den Förderstrom in eine Kornfraktion, den brauchte, behinderte den Brechvor- die noch weiter zerkleinert werden gang der größeren Haufwerksstücke. musste, und eine Fraktion, die schon Es wurde mit einem vor jedem Brecher das gewünschte Maß von bis zu 25 mm 1962 eingebauten Stangenrost abge- Kornkantenlänge hatte. 1952/53 ist das siebt und durch eine Schurre (bypass) erste der Merz-Siebe im Rahmen des am Brecher vorbei geführt (s. Abb. Umbaus der Mittelzerkleinerungsanla- 5.2.a, vgl. Kap. 5.2., s. Abb. 9.3.d). ge durch ein Krupp-Kreisschwingsieb /KLS 1984/ ersetzt worden. 1955 sind die ande- ren beiden Merz-Siebe ebenfalls durch Auf der Vorbrecheretage befinden Krupp-Kreisschwingsiebe ausgewech- sich bergseitig große Brauchwasservor- selt worden. Die Krupp-Siebe sind bis ratsbehälter. Im nördlichen Bereich des heute erhalten geblieben (s. Abb. 9.4.b, Vorbrechergebäudes sind Büroräume vgl. Kap. 5.2.). /KLS 1984/ und ein Treppenhaus untergebracht. Die abgesiebte gröbere Fraktion wur- 9.4 Mittelzerkleinerungs­ de auf zwei parallel angeordnete Klau- gebäude bebänder gegeben, auf denen ursprüng- lich die Blei-Zinkerze sortiert, später Von den drei Backenbrechern fiel das dann aber nur noch Holz- und Eisenteile vorgebrochene Erz in Zwischenbunker, herausgelesen wurden. Es handelt sich die ein Fassungsvermögen von 300 t dabei um die beiden nördlichen Bän- hatten (s. Abb. 9.4.a). Mit ihnen soll- der. Das südliche gab es ursprünglich

Abb. 9.4.a: Mittelzerkleinerungsgebäude, Raum für Abzüge unter den Zwischenbun- kern und Mühlenbunker, Lageskizze

124 Zwischenetage, die nicht die gesamte Fläche dieses Gebäudeteils einnimmt. Unter der Klaube-Etage befindet sich die eigentliche Mittelzerkleinerungs- Etage mit drei Kegelbrechern.

Die Mittelzerkleinerung der Blei- Zinkerze erfolgte mit Symons-Kegel- brechern, die ursprünglich über den Bunkern gestanden haben. Sie sind 1952/53 zu ihrem heutigen Standort unter den Abwurftrommeln der Klau- bebänder versetzt worden (s. Abb. 9.4.c und 5.1.c). Abb. 9.4.b: Krupp-Kreisschwingsiebe, Foto 2012 Die Kegelbrecher stehen auf einer Stahlträgerkonstruktion, so dass eine noch nicht. Stattdessen standen dort ein ausreichende Höhe unter dem Bre- Trommelsieb, ein Esch-Walzenbrecher cheraustrag für je einen darunter ins- und ein anderes Klaubeband für die tallierten Gurtbandförderer entstanden Melierterzsortierung. ist. Diese Gurtbandförderer bringen das gebrochene Material hinauf zu 1955 sind magnetische Umlenk- den Mühlenbunkern. 1952 hatten die trommeln und Eisenspürgeräte einge- Vorarbeiten für den Umbau Mittelzer- baut worden, um das Aussortieren von kleinerung begonnen. Gleichzeitig ist Eisen- und Stahlteilen zu optimieren. die Melierterzanlage demontiert und Die Klaubebänder stehen auf einer durch ein drittes System, bestehend aus Kreisschwingsieb, Klaubeband und Symons-Kegelbrecher ersetzt worden, so dass drei gleichartige Mit- telzerkleinerungssysteme entstanden sind.

Über den Mühlenbunkern befindet sich ein quer angeordneter horizontaler Gurtbandförderer. Seine Förderrich- tung ließ sich umkehren. Außerdem konnte das Band von Hand hin und her gefahren und damit die vier darun- ter befindlichen Mühlenbunker gezielt beschickt werden. Sie haben ein Fas- sungsvermögen, das so bemessen ist, 9.4.c: Symons-Kegelbrecher, Foto 2012 dass die Mühlen ungefähr einen Tag

125 versorgt werden konnten, ohne dass die lichen Kegelbrecher gestellt worden Grube Erz fördert. (vgl. Kap. 5.1.).

Zwischen den südlichen und nördli- Von den beiden südlichen Klaube- chen Mühlenbunkern führt eine Trep- bändern konnte der Förderstrom wahl- pe von der Mittelzerkleinerungsetage weise zu den nachgeschalteten Kegel- zur Mühlenbühne. Eine andere Treppe brechern geleitet werden oder, wenn führt von der Mittelzerkleinerungseta- zu nasses Erz von der Grube geliefert ge hinauf zur Vorzerkleinerung. In wurde, zum Schlag-Prallbrecher. Er diesem Treppenhaus befindet sich die steht unmittelbar auf dem Betonboden ursprüngliche Staubfilteranlage, um dieses Gebäudes. Direkt daneben führt die die Treppe herum geführt wur- das ehemalige Melierterzrollloch hin- de. Es handelt sich um einen Textil- ab zum U-Bahnhof. Das vom Schlag- schlauchfilter der Firma Beth (s. Abb. Prallbrecher zerkleinerte Material ist 5.2.o, vgl. Kap. 5.2). Der abgeschiede- in der Flotationsanlage Bollrich weiter ne Staub ist mit einem Schneckenför- aufbereitet worden. derer dem Förderstrom wieder zuge- setzt worden. 1954 sind zwei zusätz- 9.5 Mühlenetage liche Beth-Fliehkraft-Stauabscheider (Zyklonfilter) eingebaut worden (s. Unterhalb der Mühlenbunker schließt Abb. 5.2.q). Sie befinden sich an der sich der Gebäudeteil an, in dem die südlichen Wand des Mittelzerkleine- Maschinen und Anlagen der Mahlung rungsgebäudes und hatten Luftabfüh- untergebracht worden sind (s. Abb. rungsrohre durch das Dach hindurch 9.5.a). Er gliedert sich von oben nach ins Freie. unten in

Die Symonskegelbrecher haben die • die Räume unmittelbar senkrecht Eigenschaft, zu „brikettieren“. Das unter den Bunkern mit den Bunker- bedeutet, sass sie verstopfen. wenn abzugsanlagen und den Dosierband- sie zu nasses Erz verarbeiten sollen. waagen für die Mühlenbeschickung, Deshalb ist 1965 zusätzlich ein Schlag- • die eigentliche Mühlenetage mit Prallbrecher zwischen die beiden süd- einer eigenen podestähnlichen Holz-

Abb. 9.5.a: Mühlenetage, Lageskizze

126 Abb. 9.5.b: Draufsicht (Riss) Mühlenbühne mit den Mühlen I bis VII

Abb. 9.5.c: Lageskizze Anbauten für Mühle V und für die Mühlen VI und VII

bühne für den Zugang zu den Müh- Schüssel- und Rechenklassierer (Firma len und Rechenklassieren, Dörr, s. Abb. 9.5.b und c). Sie übernah- • den nördlichen Anbau für die Mühle men die Mahlung des mittelzerkleiner- V und ten Erzes. Das fertig gemahlene Erz ist • den südlichen Anbau für die Mühlen als Trübe vom Überlauf der Schüssel- VI und VII. klassierer durch Schläuche und Rohre zu einem zentralen Behälter geleitet Im oberen Bereich unmittelbar unter worden, der aber bereits eine Etage tie- den Mühlenbunker befinden sich die fer in der Mitte der Flotationsebene an vier großen Kugelmühlen I, II, III und der Ostwand steht. Es handelt sich dabei IV (Firma Krupp) mit jeweils einem um einen Stahlbottich (s. Abb. 9.5.d).

127 1955 ist im Süden der Gebäudeteil an die Mühlenbühne angebaut worden, in dem die sechste und siebente Mühle aufgestellt wurde für die Nachmahlung in der Bleistufe und in der Pyrit-Mittel- produktstufe (s. Abb. 9.5.c).

Die Beschickung der Mühlen I bis IV aus den Bunkern erfolgte ursprüng- lich mit einem Plattenband und einem Kippgefäß.

Der Volumenstrom wurde bemessen, indem mit einer Stoppuhr die Zeit zwischen zwei aufeinander folgenden Gefäßfüllungen gemessen wurde. Für diese Arbeit waren zwei Arbeiter vor- gesehen.

Abb. 9.5.d: Foto Trübesammelbehälter 1964 ist zur Arbeitsrationalisierung nach den Schüsselklassierern, im Bild eine Dosierbandwaage für Mühle III Stefan Dützer, Foto 2012 eingebaut und damit die Mühlenbe- schickung automatisiert worden. 1965 Zwischen Mühle I und Mühle II erhielten auch die übrigen Mühlen der sowie zwischen Mühle III und Müh- Hauptmahlung Dosierbandwaagen (s. le IV befinden sich im Betonfußbo- Abb. 9.5.e). /KLS 1984/ den eingelassene und mit Stahlblechen abgedeckte Auffangbecken, die im Fal- le des Überlaufens der Klassierer oder Mühlen das Wasser beziehungsweise die Trübe sammeln sollten. Sie sind aber nicht benötigt worden.

1942 ist im Norden der Gebäudeteil an die Mühlenbühne angebaut worden, in dem eine fünfte Mühle einschließ- lich eines Rechenklassierers aufgestellt wurde. Seit 1951 ist Mühle V dauerhaft für die Nachmahlung in der Zinkstufe eingesetzt worden. Sie hat 1951 statt des Rechenklassierers den heute noch dort zu besichtigenden Zyklon erhalten Abb. 9.5.e: Astrid Dützer an der Dosier- (s. Abb. 5.2.g). /KRA 1954/ bandwaage, Foto 2012

128 Abb. 9.6.a: Reagenzienbühne, Lageskizze

9.6. Reagenzienbühne mussten die Reagenzien noch umständ- lich in die einzelnen Flotationsmaschi- Im selben Höhenniveau wie die Müh- nen gegeben werden. lenbühne befindet sich die Reagenzi- enbühne (s. Abb. 9.6.a). Dort wurde 1978 wurde eine 3 m³-Zelle als Kon- die Reagenzienzubereitung in großen ditionierungszelle auf die Reagenzi- Stahlblechbehältern vorgenommen. enbühne gestellt. Darin ist die Trübe 1954 wurde die Reagenzienverteilung vorgemischt worden. Sie ist dafür aus zentralisiert, wie es bereits zuvor in der dem Sammelbehälter auf der Flotati- Anlage Bollrich der Fall war. Bis dahin onsebene hinauf gepumpt und dann

Abb. 9.6.b: Becherschöpfwerk-Dosierer, im Bild Stefan Dützer, Foto 2012

129 von der Konditionierzelle in zwei Trü- Flotationsetage standen ursprünglich beverteiler geleitet worden, von denen zehn symmetrisch angeordnete Flotati- die Flotationsmaschinen versorgt wur- onsmaschinen, fünf im nördlichen und den. fünf im südlichen Teil (s. Abb. 10).

Die Stahlblechbehälter waren im Geliefert wurden sie von der Fir- Laufe der Zeit durchgerostet. Sie sind ma Minerals Separation London Ltd., durch glasfaserverstärkte Plastikbehäl- obwohl fast alle anderen Maschi- ter ersetzt worden (s. Abb. 9.6.d). Diese nen von Krupp kamen (s. Abb.5.5.d Behälter haben sich nicht bis heute und 5.5.e, vgl. Kap. 5.5.). Das lag an erhalten. patentrechtlichen Gründen. Die Flota- tionsmaschinen wurden, nachdem sie Der Boden der Reagenzienbühne war mehr als zwanzig Jahre ihren Dienst mit säurefesten Keramikfliesen ausge- getan hatten, Stück für Stück durch die legt. 1974 war der Betonboden der Rea- mittlerweile weiterentwickelten Zellen genzienbühne stark zersetzt und musste vom Typ Fahrenwald-Denver, haupt- teilweise entfernt und neu vergossen sächlich gebaut von Krupp/Rheinhau- werden. /KLS 1984/ Die demontierten sen, ersetzt (vgl. Kap. 10.1.). Becher-Dosiermaschinen befinden sich zurzeit im südlichen Anbau der Müh- 1956 sind zwei zusätzliche Flotati- lenbühne (s. Abb. 9.6.b). onsmaschinen für die Pyritkonzentrat- herstellung dazu gekommen, so dass 9.7 Flotationsetage sich jeweils sechs Maschinen auf jeder Seite befanden. Die neuen Maschinen Unterhalb der Mühlenetage und Rea- standen an der Fensterfront im westli- genzienbühne schließt die Flotations- chen Gebäudeteil. An dieser Anordnung etage an (s. Abb. 9.7.a). Dazwischen ist trotz der Modernisierungen bis zur befindet sich eine zentral angeordnete Betriebsschließung grundsätzlich nichts Holztreppe, an der sich der Behälter geändert worden, obwohl die prozess- für die Sammlung der Trübe aus den technische Hintereinander-Schaltung oft Schüsselklassierern befindet. In der geändert wurde (vgl. Kap. 10.1.3.).

Abb. 9.7.a: Flotationsebene, Lageskizze

130 Abb. 9.7.b: Flotationsmaschinen 1972, Schema der Aufstellung

Die Flotationsmaschinen hat- 3 m³ Inhalt, allerdings nicht in einer ten betriebliche Bezeichnungen, die Reihe angeordnet, sondern in drei par- ursprünglich aus dem hergestellten allelen Reihen á vier Zellen (vgl. Abb. Produkt und der Ziffer des Systems 10.7.f). bestand. Das Produkt konnte ein Kon- zentrat oder ein Zwischenprodukt sein. 9.8 Pumpenbühne Cu stand für Kupfer, Pb für Blei, Zn für Zink, Fe für Pyrit und BaSO4 für In der Flotationsanlage Bollrich war Schwerspat. Ursprünglich gab es vier bereits 1954 eine Bedienungsbühne über Systeme, so dass es im System 1 die den Eindickern eingezogen worden. Maschinen Pb1 und Zn1, im System /KLS 1984/ 1975 hat auch die Rammels- 2 die Maschinen Zn2 und Pb2 und so berger Anlage eine entsprechende Bühne weiter gab. Die ursprünglich nur zwei erhalten, die heutige Pumpenbühne (s. Pyritmaschinen sind mit Fe1 und Fe2 Abb. 9.8.a). Über sie waren die Krähl- bezeichnet worden. In den folgenden werksantriebe der Eindicker besser zu Jahrzehnten wurden viele Änderungen erreichen als zuvor (s. Abb. 9.8.b). Die vorgenommen aber das Prinzip dieser Entscheidung für diesen Neubau war Bezeichnungen beibehalten. aber vor allem deshalb gefallen, weil ein Standort für die Pumpen gebraucht In den 1960er und 1970er Jahren wurde. Sie hatten die Aufgabe, die Erz- sind Einzelzellen mit jeweils drei trübe von den Flotationsmaschinen zu Kubikmeter Inhalt zwischen die Flo- den Eindickern und von den Flotations- tationsmaschinen gestellt worden (vgl. maschinen zu den Zyklonen und von Kap. 10.7., s. Abb. 9.7.b). Sie dienten dort zur nächsten Aufbereitungsstufe zu der Nachreinigung. Die Quermaschine pumpen (s. Abb. 9.8.b). diente als Reservemaschine und für Versuche. Zwischen Flotationszellen und Fuß- boden war kaum genügend Platz, 1969 ist die Flotationsbühne nach besonders bei den später eingeführten Süden erweitert worden, um dort eine größeren Zellen. Es musste deshalb ein weitere Flotationsmaschine aufzustel- anderer Platz für die Pumpen gefun- len. Sie hatte zwölf Zellen mit jeweils den werden. Die Pumpen dicht unter

131 Abb. 9.8.a: Pumpenbühne, Lageskizze die Zellen zu stellen, wäre ungünstig verschleißen. Besser waren gerade gewesen, denn dadurch wären Rohr- Rohre oder Rohrkrümmer mit großen krümmer mit kleinem Biegeradius not- Radien. Das ließ sich aber in der Flota- wendig gewesen. Sie würden einen tionsebene nicht einrichten. unnötig hohen Strömungswiderstand erzeugen und durch den in der Trübe Die Pumpenbühne unterscheidet sich mitgeführten Feststoffanteil zu schnell wesentlich von den anderen Bühnen

Abb. 9.8.b: Plungerpumpe und Krählwerksantrieb auf der Pumpenbühne, Foto 2012

132 und Etagen, die aus Stahlbeton beste- Ursprünglich hatte sie nur die Breite der hen. Als tragende Bauelemente sind Flotationsebene. Der südliche Anbau schwere Stahlträger horizontal in das für die Schwerspateindicker und die bergseitig anstehende Gebirge einge- Überdachung des Bereichs zwischen passt worden. Auf den Stahlträgern dem Schrägaufzug und dem nördlichen liegen Lichtgitterroste als Lauffläche. Eingangstor kamen erst 1943 hinzu (s. Konstruiert und gebaut wurde die Pum- Abb. 9.9.b und c). penbühne durch Mitarbeiter des Berg- werks. Sowohl mit der konstruktiven Zur ursprünglichen Ausstattung Vorbereitung als auch mit der Leitung gehörten Zwischeneindicker und Ein- der Bauausführung hatte Bergwerks- dicker für die Endprodukte Bleierz- direktor Klössel den damaligen Fahr- konzentrat, Zinkerzkonzentrat und steiger Stöcker (später Obersteiger und Pyritkonzentrat. Alle Eindicker waren Grubenbetriebsführer) betraut. mit Transmissionen angetrieben. Sie erhielten in den 1960er Jahren separate Von der Pumpenbühne gibt es einen elektrische Antriebe. Zugang zu den im südlichen Gebäude- teil angeordneten Betriebslaboren und Mit den Zwischeneindickern sind zum südlich anschließenden Anbau für die Mittelprodukte soweit eingedickt die Schwerspatflotation. worden, dass sie in die jeweils nächste Flotationsstufe gegeben werden konn- Heute ist auf Teilen der Pumpene- ten. Mit den anderen sind die Endpro- bene die Ausstellung über die Mine- dukte soweit entwässert worden, dass ralogie/Geologie des Rammelsbergs ihr Wassergehalt anschließend mit den untergebracht. Vakuumtrommelfiltern auf den endgül- tigen Wert verringert werden konnte. 9.9 Eindicker-und Filteretage Ursprünglich gab es acht Vakuum- Auf dem Höhenniveau der Werk- Trommelfilter, alle von der Firma Dorr straße befindet sich die Eindicker-und gebaut. Die beiden nördlichen Filter Filteretage (s. Abb. 9.9.a und 5.2.j). waren ursprünglich für die Entwässe-

Abb. 9.9.a: Eindicker, Lageskizze

133 Abb. 9.9.b: Filteretage, Lageskizze rung des Blei-Konzentrats vorgesehen. Ausrüstung der Anlage. Mit der erzeug- Sie stehen im Norden, haben einen ten Druckluft sind die Filtertücher der gemeinsamen Gurtbandförderer und Vakuumtrommelfilter von Zeit zu Zeit eine zum U-Bahnhof hinab führen- zu Reinigungszwecken abgeblasen de Schurre. Die vier mittleren Filter worden. Die Druckluft wurde auch für dienten der Zink-Konzentrattrocknung die Flotationszellen gebraucht. und hatten ebenfalls einen gemeinsa- men Gurtbandförderer. Er führte zur 9.10 Eindicker außerhalb des mittleren Schurre. Die ursprünglich zentralen Gebäudekomplexes südlichste Schurre und der zugehörige Gurtbandförderer leiteten das Pyrit- Die Architekten Schupp und Krem- konzentrat von den südlichen beiden mer haben bei ihren Planungen nicht Filtern zum U-Bahnhof. alle Eindicker innerhalb des eigentli- chen Aufbereitungsgebäudes unterge- Im hinteren (nordöstlichen) Bereich bracht. Dazu zählten der 12 m-, der 15 der Eindickerebene steht ein Roots- m- und der 20 m-Eindicker (s. Abb. Gebläse. Es gehört zur ursprünglichen 5.2.k).

Abb. 9.9.c: Eindicker und Filter, Riss

134 Der 12 m-Eindicker befindet sich befindet sich auf dem Unteren Werk- zwischen Schrägaufzug und Aufbe- hof und diente der Nachklärung des reitungsgebäude. Er ist heute optisch Wassers, das in die Abzucht abgege- etwas durch das später hinzugekom- ben wurde und den dafür geltenden mene Vordach über dem nördlichen verschärften Reinheitsvorschriften ent- Zugang zum Gebäudekomplex ver- sprechen musste. deckt. Er diente der Eindickung des Zinkkonzentrats. 9.11 U-Bahnhof

Der 15 m-Eindicker befindet sich Der Transportweg der Konzentrate außerhalb des Werksgeländes west- von der Aufbereitungsanlage zu den lich der Rammelsberger Straße. Er Hütten war so angelegt, dass die von diente der Klärung des Wassers, das den Hütten kommenden leeren Züge in die Abzucht abgegeben wurde. vom Gelmketal/Bollrich durch den Zugeleitet bekam er Wasser vom Gelenbeeker Stollen zum Unteren 20 m-Eindicker und Wasser, das bei Werkbahnhof der Werksanlagen am Reinigungsarbeiten anfiel, zum Bei- Rammelsberg fahren können. Dort spiel beim Säubern der Flotationszel- wurden die Wagen abgehängt und len. Dieser Eindicker hat ein eigenes einzeln in den U-Bahnhof gescho- Gebäude erhalten, das durch seine ben, beladen, wieder zurück auf den besondere Gestaltung mit rundem Unteren Werkbahnhof gebracht und Kegeldach auffällt. für den Transport zu den Hütten zu Zügen zusammengestellt. Den Ran- Der 20 m-Eindicker befindet sich auf gierbetrieb übernahm eine kleine der westlichen Seite der Werkstraße. Diesellok. Die Oberleitungsloks, die In ihm wurden die Flotationsabgän- für den Transport zu den Hütten ein- ge soweit eingedickt, dass sie zum gesetzt wurden, hätten aufgrund der Absetzteich ins Gelmketal gepumpt notwendigen stromführenden Ober- werden konnten. Die Pumpen waren leitungen Probleme bei der Durch- in dem Gebäude untergebracht, dass fahrt unter den Verladeeinrichtungen unmittelbar nördlich von diesem Ein- bereitet. dicker steht. Der eigentliche U-Bahnhof besteht Der zentrale Teil des Aufberei- aus drei parallelen Gleisen und befin- tungsgebäudes erhielt 1948 im Süden det sich unter der Filterebene. Die Ver- der Eindicker- und Filterebene einen ladeeinrichtungen unter den Schurren, Anbau, in dem die vier Eindicker die das Material von der Filterebene für die Schwerspatkonzentratherstel- hinunter in den U-Bahnhof leiteten, lung untergebracht wurden (vgl. Kap. waren ursprünglich so gestaltet, dass 10.7.). für jedes der drei Konzentrate (Blei, Zink und Pyrit) ein Verladegleis zur 1963/64 ist als zeitlich letzter Ein- Verfügung stand. Dieser Gebäudeteil dicker der Zyklator gebaut worden. Er ist eine Stahlbetonkonstruktion.

135 cke (vgl. Kap. Mittelzerkleinerung). Sie war vom vorderen Bereich des U-Bahnhofs bergmännisch im gewach- senen Fels aufgefahren worden und hatte im Grundriss zusammen mit der Konzentratverladung ungefähr die Form eines Quadrats (vgl. Abb. 9.a, s. Abb. 9.11).

1938 wurde dieser im betrieblichen Sprachgebrauch auch als Umfahrung bezeichnete Stollen fertig gestellt. Die- se Bezeichnung hat allerdings nichts mit einem Kreisbetrieb im Sinne einer Gleiswendeschleife zu tun. Ein Förder- wagen-Beladeregime dieser Art war niemals geplant.

1941 bis 1951 wurde mit diesem Rollloch der gebrochene Blasschiefer von der Mittelzerkleinerungsebene zur Melierterzstrecke und ab 1953 auf dem gleichen Wege das Banderz verladen. Abb. 9.11: U-Bahnhof, Lageskizze Die ursprüngliche Zufahrt vom Unte- Der Mitarbeiter, der auf der Filte- ren Werkbahnhof zum U-Bahnhof hatte rebene eingesetzt war und der Mit- einen verhältnismäßig engen Kurven- arbeiter im U-Bahnhof standen über radius. Beim Durchfahren dieser Kurve eine akustische Signalanlage in Kon- erzeugten die Förderwagen und die Lok takt. Immer, wenn ein Wagen gefüllt laute Geräusche. Das wurde von den und durch einen leeren ersetzt werden Anwohnern der Rammelsberger Straße musste, wurde die entsprechende Filte- als sehr störend empfunden. Außerdem rung kurz angehalten. Dieses Kommu- war den Verschleiß sowohl an den nikationsweise hatte sich gut bewährt, Schienen als auch an den Rädern zu auch als vier und zeitweise fünf Kon- hoch. Deshalb ist die Zufahrt einige zentrate zu verladen waren. Meter weiter nach Süden verlegt wor- den, so dass der Kurvenradius größer Neben dem eigentlichen U-Bahnhof wurde. gab es die sogenannte Melierterzstre- cke, die zur Verladung von Kupfer- Die Transportwagen wurden im Lau- erzen aus der Klaubung diente. Von fe der Zeit mehrmals modernisiert. der Mittelzerkleinerungsebene führte 1955 sind für den Roherztransport ein Rollloch hinab zur Melierterzstre- zum Bollrich Wagen mit 7,5 m³ Lade-

136 volumen und Sattelbodenentleerung beschafft worden. 1956 folgten für den Erzkonzentrattransport Muldenwagen mit 3 m³ Ladevolumen. 1961 wurden auch die Muldenwagen, die bis dahin für den Schwerspattransport eingesetzt worden waren, durch neue ersetzt. /KLS 1984/

Nach dem Ende des Aufbereitungs- betriebs ist von der PREUSSAG im vorderen Bereich des U-Bahnhofs ein Versuchsstand (Technikum) gebaut und in den 1990er Jahren betrieben worden. Dort sind für andere Berg- werke Pumpversuche für das Pumpen von schlammförmigen Versatzmassen durchgeführt worden. Von dieser Anla- Abb.9.12a: Unteres Stollenmundloch ge sind noch Einbauten erhalten. vom Umspannwerk 2, Foto 2005

9.12 Umspannwerk 2 ter der Elektrozentrale. Durch diesen Zugang sind die schweren und großen Das in den 1920er Jahren gebaute Transformatoren in das Umspannwerk Umspannwerk 1 war nicht groß genug, gebracht worden (s. Abb. 9.12.a). um auch die Neue Aufbereitungsanlage mit versorgen zu können. Deshalb ist Der zweite Stollen diente der Wet- das Umspannwerk 2 errichtet wor- terführung und steigt deshalb vom den. Es befindet sich jedoch nicht wie Umspannwerk nach übertage an. Sein das Umspannwerk 1 übertage, sondern Mundloch befindet sich südlich des unter dem Schrägaufzug und zum Teil unter der Aufbereitungsanlage. Aufge- fahren wurde es im gewachsenen Fels in Form von drei Stollen worden. Diese Räume sind im Grundriss H-förmig.

Der erste Stollen hat sein Mund- loch ungefähr fünf Meter über der Werkstraße und bildet den Zugang von der Oberen Werkstraße, die hin- ter dem Gebäudekomplex Werkstatt- Kesselhaus-Elektrozentrale verläuft. Dieses Mundloch liegt nördlich vom Abb.9.12.b: Oberes Stollenmundloch Schräg­aufzug beziehungsweise hin- vom Umspannwerk 2, Foto 2005

137 Schrägaufzugs auf dem Höhenniveau dukte, zum Beispiel für Schwerspat der Mühlenbühne (s. Abb. 9.12.b). (vgl. Kap. 10.7.) .

Der dritte Stollen diente als Zugang Dazu zu rechnen ist auch die Notwen- von der Aufbereitungsanlage und ist digkeit, möglichst wenig Flotationsab- mit einer Treppe ausgestattet. Sein gänge zu hinterlassen beziehungsweise Mundloch befindet sich auf der Müh- möglichst viel davon einer Weiterver- lenbühne hinter der nördlichen Mühle. wendung zuzuführen. Das betraf vor allem 10 Produkt-, Verfahrens- und Anlagenänderungen 1936 bis • 1936 bis 1959 und 1968 bis 1973 1988 den Pyritkonzentratverkauf (vgl. Kap. 10.5), Die Neue Aufbereitungsanlage ist • 1939 bis 1988 den Schwerspatver- in ihrer gesamten Betriebszeit grund- kauf (vgl. Kap. 10.7.) und sätzlich nach dem Prinzip Vorzerklei- • 1942 bis 1959 die Bergesandver- nerung, Mittelzerkleinerung, Mahlung, bringung nach untertage als Versatz Flotation, Eindickung, Filterung und (vgl. Kap. 10.8.). Verladung betrieben worden. Und es gab Anforderungen anderer Die Erfahrungen und Versuche, die Betriebsteile, in der Aufbereitungsan- im Laufe der Jahre gemacht wor- lage Material zu zerkleinern: den waren, zeigten aber, dass es eine Reihe von Optimierungsmöglichkei- • 1941 bis 1951 Schieferzerkleinerung ten gab. Dazu gehörte vor allem die für den untertägigen Blasversatz Einführung der Nachmahlung (vgl. (vgl. Kap. 10.9.) und Kap. 10.2.). Bald standen aber auch • 1953 bis 1987 Banderzzerkleinerung modernere Techniken, Maschinen und für die Flotationsaufbereitung Boll- Apparate zur Verfügung, zum Beispiel rich (vgl. Kap. 10.10.). neue Flotationsmaschinen (vgl. Kap. 10.4.). All das führte dazu, dass die ver- wendeten Verfahren, Anlagen und Außerdem änderten sich die äußeren Maschinen in vielen Details verändert Rahmenbedingungen, vor allem worden sind. Hergestellt und verkauft wurden im gesamten Betriebszeitraum • die Weltmarktsituation für Bunt- vor allem Blei- und Zinkkonzentrate (s. und Edelmetalle, Tab. 3.b). • die Anforderungen der Hüttenbe- triebe, insbesondere bezüglich der Bereits drei Jahre nach der planmä- Qualität der Kupfererzkonzentrate ßigen und weitgehend komplikations- (vgl. Kap. 10.3. und 10.6.) und freien Startphase begann der Zweite • die Anforderungen der sonstigen Weltkrieg. Nach anfänglicher kurz- Abnehmer der Aufbereitungspro- zeitiger Produktionssteigerung setzte

138 ein Arbeitskräfte- und Materialman- In den ersten beiden Nachkriegs- gel ein, der die Förder- und Pro- jahren konnten die Hütten nicht so duktionsleistung einschränkte. Viele viel Konzentrate abnehmen, wie die Belegschaftsmitglieder waren zum Aufbereitung hätte herstellen können. Kriegsdienst eingezogen worden und Das wirkte sich bremsend aus. Im die als Ersatz eingesetzten Zwangsar- Winter hatten die Hütten Probleme bei beiter brachten nicht die notwendigen der Konzentratentladung. Auch sonst Qualifikationen mit. Zudem gab es herrschten in den Hütten in dieser Zeit ab 1944 große Probleme bei der Rea- ungünstige Betriebsverhältnisse. genzienbeschaffung. Es wurde zwar nach Alternativen gesucht, aber bis 1947 war erstmals seit Inbetrieb- Kriegsende konnte bestenfalls von nahme der Aufbereitung ein Wasser- befriedigenden Ergebnissen der Auf- mangel aufgetreten. Er war sogar so bereitung gesprochen werden. /KRA gravierend, dass deswegen der Betrieb 1948/ in der Aufbereitung und in der Gru- be zeitweise vollkommen eingestellt Der Personal- und Materialmangel werden musste. Zusätzlich herrschte ließ 1945 kaum noch einen geregelten im Februar und August 1947 zeitweise Betrieb zu. Im April 1945 wurde er ein Mangel an Elektroenergie. Deshalb nach dem Einmarsch der Alliierten ein- konnten nur zwei Flotationssysteme gestellt und erst nach sieben Wochen gefahren werden. wieder aufgenommen, übrigens beson- ders unterstützt durch die englische 1947 und 1948 wurde damit begon- Besatzungsmacht. nen, die schon seit Jahren aufgescho-

Abb. 10.a: Diagramm Metallpreise /BAR 1988/

139 benen notwendigen Reparaturen aus- Erze rentabel. Die Banderzvorräte der zuführen. 1949 ist die Aufbereitungs- Lagerstätte Rammelsberg (ungefähr anlage weitgehend wieder hergestellt 1,9 Mio t) rückten deshalb in das Blick- gewesen, so dass alle drei Systeme der feld. /BAR 1988/ Zerkleinerung und Flotation genutzt werden konnten. Die Flotationszellen Über die Gewinnung der Kniest- waren allerdings sehr verschlissen und vorräte (ungefähr 2,3 Mio t) wurde reparaturbedürftig. Ihr schrittweiser ebenfalls nachgedacht. Ihre Qualität Ersatz war zwar beschlossen aber noch war aber zu schlecht. Außerdem wäre nicht durchgeführt worden. Die not- der Aufwand für die Mahlung unver- wendigen Flotationsreagenzien waren hältnismäßig hoch gewesen. Deshalb erst ab 1949 wieder ohne Einschrän- wurde auch bei den damaligen Höchst- kungen lieferbar. preisen der Kniest nicht wirtschaftlich gewinn- und verwertbar. /KRA 1955/ Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sich die Metallpreise deutlich erhöht. 1950 sind am Rammelsberg kleinere Verstärkt wurde der Preisanstieg Versuche angestellt worden, Banderze durch die Nachfrage, die der Korea- aufzubereiten. 1951 folgten erste groß- krieg erzeugte (s. Abb. 10.a). Nun technische Versuche in der Schwer- wurde auch der Abbau geringwertiger spatanlage. Begonnen wurde mit einer

Abb. 10.b: Aufbereitung Bollrich, Absetzteiche und Ortslage Oker, Luftbild 2010

140 kollektiven Flotation und Vorabschei- sogar erneut untersucht, ob sich der dung mittels Sinkscheidung, letztere Kniest wirtschaftlich gewinnen lässt allerdings erfolglos. Es wurde klar, – allerdings wieder mit negativem dass wie bei der Rammelsberger Anla- Ergebnis. ge praktiziert eine selektive Flotation vorzusehen ist. Die Rammelsberger 1966 wurden Versuche durchgeführt, Anlage war jedoch voll ausgelastet und Lagererz und Banderz zu verschneiden ließ sich auch nicht erweitern. Des- und das entstehende Gemisch in den wegen wurde eine völlig neue zweite beiden Flotationsanlagen zu verarbei- Anlage vorgesehen. ten. Dabei stellte sich heraus, dass es für beide Aufbereitungsanlagen Für den Standort war der Bollrich durchaus verträglich war. Das hatte gewählt worden, einerseits wegen sei- weitreichende Auswirkungen auf den ner Lage an der Erzbahntrasse, die Grubenbetrieb. Bis dahin war streng den Bau eines Normalspurgleises darauf geachtet worden, Lagererz und ermöglichte, und andererseits wegen Banderz getrennt zu fördern und zu der Nähe zum vorhandenen Absetz- den entsprechenden Aufbereitungsan- teich im Glemketal (s. Abb. 10.b). lagen zu transportieren. Daraus hatte Dieser Standort entsprach dem bereits sich ein großer logistischer Aufwand 1935 vorgesehenen, der damals jedoch ergeben. Außerdem war mit den vor- nicht durchsetzbar gewesen war. 1951 gesehenen Frontschaufelladern das begann die Projektierung für die Band­ selektive Laden des Haufwerks nur erzaufbereitungsanlage einschließlich eingeschränkt möglich. Nun, da die einer Anschlussbahn nach Oker. exakte Trennung nicht mehr so streng eingehalten werden musste, wurden 1952 war bereits der Baubeginn das Abbauregime und der Einsatz von am Bollrich. Der Normalspurbahnan- Radladern einfacher und der Gruben- schluss ist 1952 fertig gestellt worden. betrieb ließ sich besser rationalisieren. Im Winter 1952/53 und im Frühjahr 1953 erfolgte der Einbau der maschi- 1974 setzte eine erneute Krise auf nellen Anlagen und am 16. Juni 1953 dem Weltmarkt ein. 1977 fielen die der Produktionsbeginn. Preise rapide, besonders die für Zink. Eine der vier noch fördernden Erz- Bis 1964 wurde eine möglichst hohe gruben der Bundesrepublik, die Grube Auslastung der Gruben- und Aufbe- Lüderich bei Bensberg, musste den reitungskapazitäten angestrebt, um Betrieb einstellen. 1978 wurde am den wirtschaftlichen Problemen zu Rammelsberg Kurzarbeit notwendig. begegnen, die durch geringer wer- 1979 erholten sich die Weltmarktpreise dende Metallpreise entstanden waren. wieder, besonders für Blei- und Silber, 1964/65 erholten sich die Metallpreise, aber auch für Zink. Es war jedoch aus auch und vor allem durch den Vietnam- Lagerstätten- und betriebswirtschaft- Krieg. Nun wurde die Roherzförderung lichen Gründen absehbar, dass der etwas zurück genommen. Es wurde Betrieb nur noch neun Jahre aufrecht

141 Abb. 10.1.a: Stark vereinfachter Stammbaum 1936 erhalten werden konnte. Mit Hinblick 440 Mann Belegschaft arbeiteten im auf das Betriebsende sind keine größe- gesamten Bergwerk danach nur noch ren Modernisierungen und Investitio- 302. /KLS 1984/ nen mehr unternommen worden. Pläne, wie beispielsweise die Erneuerung des 10.1 Betriebsbeginn Mahlbetriebs, wurden deshalb nicht mehr realisiert. /BAR 1988/ Die erste Ausbaustufe der Neuen Aufbereitungsanlage ist am 1. Okto- Am 26. Juni 1987 ist der Betrieb der ber 1936 in Betrieb genommen wor- Aufbereitungsanlage Bollrich im Hin- den. Dazu gehörten die beiden nörd- blick auf die für Ende Juni 1988 festge- lichen Vor- und Mittelzerkleinerungs- legte Betriebsschließung des gesamten systeme, die die Blei-Zinkerze für die Bergwerks eingestellt worden. Statt Mühlen und die daran anschließende

Abb. 10.1.b: Aufstellung der Flotationsmaschinen 1937, Schema

142 Flotation vorzerkleinerten. Das dritte Der Betrieb lief fast reibungslos an Zerkleinerungssystem ist erst 1938 – eine für derartige Anlagen außeror- gebaut worden. Es zerkleinerte die dentliche Leistung. Gewöhnlich müs- Kupfererze für die Handklaubung und sen Aufbereitungsanlagen dieser Größe stellte damit eine eigenständige zweite und Kompliziertheit schon kurz nach Aufbereitungsanlage dar. Sie beliefer- der Inbetriebnahme wieder angehalten te die Blei-Kupferhütte in Oker. werden, um größere technische Ver- änderungen vorzunehmen. Das wird Am nördlichen und mittleren Lese- eigentlich immer erwartet, weil sich band wurden die noch im Blei-Zinkerz während des Betriebs neue Erkenntnis- enthaltenen Holz- und Eisenteile her- se ergeben und Erfahrungen gemacht aus sortiert, die in der Grube vor allem werden, die bei der Planung noch nicht durch die mittlerweile einsetzende absehbar waren. Dann müssen mehr Modernisierung der Ladearbeit (Fließ- oder minder aufwendige Nachbesse- bau) in das Haufwerk gelangt waren. rungen oder sogar Modifizierungen Diese Fremdbestandteile hätten sonst durchgeführt werden. die folgenden Aufbereitungsschritte behindern können. Am Rammelsberg war das nicht not- wendig. Nur die optimale Fahrweise Von den Mühlen und den Flotations- der Maschinen mussten noch erprobt maschinen arbeiteten vorerst nur die werden. Beispielsweise neigten die Systeme 1 und 2. Beide Flotations- Schüsselklassierer anfangs zum Ver- systeme bestanden aus jeweils einer sanden. Dabei setzte sich die grobe Flotationsmaschine für die Bleiflota- Kornfraktion ab und konnte nicht mehr tion und einer für die Zinkflotation. in den Mühlenkreislauf zurückgeführt Beiden Systemen nachgeschaltet war werden. Gelöst wurde dieses Problem eine gemeinsame Maschine für die durch einen erhöhten Wassergehalt in Pyritflotation. Alle fünf Maschinen der Trübe. hatte die Firma MS London gelie- fert (s. Abb. 10.1.a, 10.1.b, 5.5.d und Der gelungene Start ist umso beacht- 5.5.e). licher, als es sich beim Rammelsberger Erz um ein ganz und gar nicht einfach Die Blei- und die Zinkmaschinen aufzubereitendes Erz handelte und die bestanden aus jeweils 18 Zellen und Planungs- und Bauzeit äußerst knapp die Pyritmaschine aus 16 Zellen. Das bemessen war. Diese hervorragende lag daran, dass bei den Blei- und Leistung ist vor allem ein Verdienst von Zinkmaschinen jeweils zwei Konditi- onierzellen der eigentlichen Flotation • Emil Kraume, der in seiner Doktor- vorgeschaltet waren. Darin sollte die arbeit die Grundlagen dafür gelegt Erztrübe mit den Reagenzien gemischt und den Bauablauf wissenschaftlich werden aber noch kein Aufschäumen geleitet hatte, erfolgen. Bei der Pyritflotation war • Bergrat Hast, der als Leiter der das nicht vorgesehen. Ober- und Unterharzer Berg- und

143 Hüttenwerke die Gesamtleitung des Im November 1937 folgte die Inbe- Projekt zu verantworten hatte, und triebnahme der Flotationssysteme 3 • Hans Joachim Salau, der die Bau- und 4. Gleichzeitig waren die Maschi- planung und -leitung übernommen nen der ersten beiden Systeme über- hatte. prüft und überholt worden. Der Durch- satz erhöhte sich auf täglich 356 t. Außerdem ist die gute Zusammenar- Mit verarbeitet wurden Gräupel und beit mit den Fachleuten der Konstruk- Schlieg aus der alten Sieb- und Klau- tions- und Bauabteilung von Krupp- beanlage. Bis 1938 arbeiteten alle vier Gruson, die die Anlage konzipiert hat- Mühlen- und Flotationssysteme paral- te, hervorzuheben. lel und voneinander unabhängig, ein- schließlich ihrer Eindicker, Filter und Im Laufe der Jahre sind dann auch Konzentratverladung. anlagentechnische Ergänzungen und Erweiterungen vorgenommen worden. Das gemahlene Erz gelangte jeweils Zum Beispiel war die Kapazität der zuerst in die Bleiflotationsstufe. Dort Eindicker aufgrund der gestiegenen wurde es getrennt in Bleikonzentrat und Anforderungen etwas zu knapp gewor- in ein Mittelprodukt, das der nächsten, den, so dass dort nachgerüstet werden der Zinkflotationsstufe zugeführt wur- musste. /KRA 1949/ Außerdem war der de. Dort wurde Zinkkonzentrat her- Frischwasserbedarf der neuen Anlage gestellt und ein Mittelprodukt für die höher als geplant. Deshalb ist eine Pyritflotationsstufe. In ihr wurde ein Wasserwiederaufbereitung gebaut wor- Pyritkonzentrat abgetrennt. Die Abgän- den. /KLS 1984/ ge aus der Pyritflotation wurden nach wie vor in den kleinen provisorischen 1936 sind von der neuen Anlage Absetzteich gepumpt, der sich auf der bereits 13.000 t Roherz durchgesetzt Halde nördlich der Werkstraße befand worden. In der alten Sieb- und Klau- (s. Abb. 10.1.c) und erst ab 1938 mit beanlage waren es 1936 136.852 t. der Mammut-Baggeranlage in den /KLS 1984/ Absetzteich im Gelmketal.

Abb. 10.1.c: Provisorischer Absetzteich, oben links, Lageskizze /BAC 1935/

144 1939 waren alle Neubauten fertig, waren. Waren diese gröberen Partikel so dass die alte Sieb- und Klaubean- ausflotiert, dann blieben noch die feiner lage im Juli stillgelegt werden konnte. verwachsenen zu flotieren. Sie mussten Allerdings wurde sie kurz darauf mit dafür anschließend noch einmal gemah- Hinsicht auf den Kriegsbeginn und die len werden. Die erste Flotationsstufe daraus resultierenden höheren Leis- wurde deshalb so umgerüstet, dass sie tungsanforderungen kurzzeitig noch ein bereits verkaufsfähiges Konzen- einmal in Betrieb genommen. 1939 trat herstellte und ein Mittelprodukt, wurden in der Flotationsanlage insge- das nachgemahlen und nochmals flo- samt 189.610 t Blei-Zink-Roherz ver- tiert wurde. Drei der ursprünglich vier arbeitet. Die Zink-Eindicker wurden Flotationssysteme arbeiteten weiterhin nun nicht mehr wie bis dahin paral- parallel. Die Flotationsmaschinen des lel, sondern hintereinander geschaltet ehemaligen vierten (südöstlichen) Sys- betrieben. /KLS 1984/ tems 1 übernahmen die Flotation der nachgemahlenen Erze (s. Abb. 10.2.a). Nachdem 1940 das planmäßige Betriebsende der Alten Sieberei gekom- men war, die bis dahin noch parallel zur Neuen Aufbereitung betrieben wurde, entfiel auch die Belieferung der Hütten in Astfeld und Langelsheim mit Blei- Zinkerzen. Diese Hütten konnten nicht wie die neuen beziehungsweise erneu- erten Hütten in Oker und Harlingerode die feinkörnigen Konzentrate, wie sie in der Flotation erzeugt wurden, ver- arbeiten. Ihre Röstverfahren und Öfen benötigten grobstückigeres Erz. Der Betrieb wurde auch dort eingestellt. Abb. 10.2.a: Nachmahlung, Prinzip- 1941 ist mit der Flotationsanlage ein skizze Roherzdurchsatz von 211.369 t erreicht worden. /KLS 1984/ Außerdem hatte sich gezeigt, dass die gröbere Aufmahlung schon mit 10.2 Nachmahlung zwei der vier vorhandenen Kugelmüh- len erreicht werden konnte. Von diesen Kraume hatte schon bei seinen vor Erkenntnissen ausgehend entwickelte 1935 durchgeführten Versuchen fest- Kraume ein neues Schema (s. Abb. gestellt, dass das Maß der Aufmahlung 10.2.b). Zwei Mühlen übernahmen für den Flotationserfolg entscheidend die erste Aufmahlung. Das Erz wurde ist und die Mahlung in stufen erfolgen nun nur noch mit 75% < 0,06 mm muss. Die Blei- und Kupferminera- Korngröße aufgemahlen und dann in le ließen sich besser flotieren, wenn die Bleiflotationsstufe gegeben. Deren sie anfangs nicht allzu fein gemahlen Abgänge gingen nach wie vor in die

145 Abb. 10.2.b: Stark vereinfachter Stammbaum 1938

Zinkstufe, wurden dort jedoch nach der dauerhaft für die Nachmahlung in der ersten Flotation auf 60% < 0,02 mm Zinkstufe eingesetzt worden. nachgemahlen und noch einmal flotiert. Für diese Nachmahlung wurde eine der Der erfolgreiche Betrieb der Mittel- beiden frei gewordenen Mühlen ein- produktnachmahlung in der Zinkflota- gesetzt. Die vierte Mühle diente als tion regte 1949 Versuche an, auch das Reservemühle, wurde schließlich aber Mittelprodukt der Bleiflotation nachzu- doch wieder für den ersten Mahlgang mahlen. Ziel war die Verringerung des eingesetzt. Die Abgänge der Zinkstufe Zinkgehalts. /KLS 1984/ gingen nach wie vor in die Pyritflotati- onsstufe. /KRA 1949/ 1955 ist eine weitere Kugelmühle angeschafft worden. Sie hat die inner- Im Betrieb zeigte sich, dass die Müh- betriebliche Bezeichnung Mühle VI lenkapazität für die hinzugekommene erhalten und wurde ab 1956 für die neu Nachmahlung zu knapp bemessen war. eingeführte Nachmahlung im Blei- und 1948 ist deshalb eine fünfte Kugelmüh- Zinkkreislauf eingesetzt. Aufgestellt le im eigens dafür gebauten nördlichen wurde sie in dem eigens dafür süd- Erweiterungsbau der Mühlenetage lich an die Mühlenbühne angebauten aufgestellt worden. Sie stammte aus Gebäudeteil. 1959 wurde Mühle VII PREUSSAG-Beständen anderer Werke aufgestellt. Sie stand ebenfalls im süd- und hat die innerbetriebliche Bezeich- lichen Anbau. Mit ihr wurde das pyrit- nung Mühle V erhalten. Ab 1948 ist sie reiche Mittelprodukt nachgemahlen.

146 10.3 Umstellung auf schnitt) hinab zum U-Bahnhof und von Allflotation und Herstellung dort per Bahn durch den Gelenbeeker von kupferreichem Stollen zur Blei-Kupfer-Hütte in Oker. Bleikonzentrat 1941 bis 1944 (Der Walzenbrecher und die Siebtrom- mel existieren heute allerdings nicht Die Blei-Kupferhütte in Oker hatte mehr.) bis 1938 ein Erz erhalten, das in der Grube selektiv abgebaut und in der Anfang 1938 war ein erfolgreicher Alten Sieberei von Hand geklaubt wur- Großversuch unternommen worden, de. Das war nun nicht mehr möglich, Melierterz flotativ aufzubereiten. Nun denn der Grubenbetrieb konnte in den war der Augenblick gekommen, diese gesondert geförderten kupferreichen Erkenntnisse auch großtechnisch anzu- Erzen nicht mehr den Kupfergehalt wenden, denn die Klaubung konnte halten, der von der Kupferhütte gefor- nicht mehr die gewünschte Menge kup- dert wurde. Einerseits waren die kup- ferreicher Erze herstellen. ferreichen Bereiche der Lagerstätte, auf die bis dahin zugegriffen worden war, 1940 sind erstmals probehalber kup- weitgehend abgebaut. Andererseits lie- ferhaltige Erze mit den Blei-Zinkerzen ßen sich die Erze beim untertage neu gemeinsam flotiert worden. 1941 ist die eingeführten Abbauverfahren Fließbau gemeinsame Flotation aller geförderten kaum noch selektiv gewinnen. Mit den Erze (Allflotation) in den Regelbetrieb so gelieferten Kupfererzen konnten gegangen. Damit entfiel die gesonderte die Hütten keine zufriedenstellenden Aufbereitung der kupferreichen Erze. Betriebsergebnisse mehr erzielen. Der Roherzdurchsatz betrug 211.369 t.

Trotzdem sollte das Klauben vorerst Nach wie vor wurden die kupfer- beibehalten werden, bis ein brauchba- reicheren Erze zwar noch so gut es res Verfahren für die Kupferflotation ging separat gewonnen und in geson- einsatzbereit war. 1938 wurde in der derte Förderwagen geladen, jetzt aber Neue Aufbereitung die Kupfererzklau- mit dem Ziel, die verschiedenen Erze berei begonnen.1939 sind dort bereits gezielt in der Aufbereitung miteinander 6.147 t Melierterz verarbeitet worden. verschneiden zu können und dadurch eine möglichst gleichbleibende Erz- Die Anlage bestand aus dem süd- qualität zu erreichen. Das Kupfer sam- lichsten der drei Backenbrecher, einem melte sich bei der Flotation im Blei- Walzenbrecher, einer Siebtrommel konzentrat. Die Blei-Kupferhütte in (Siebdurchgang 120, 50 und 25 mm, Oker stellte daraus metallisches Blei /KLS 1984/) und einem Klaubeband. und Kupfer her. Der Walzenbrecher und die Siebtrom- mel befanden sich in der Mittelzerklei- Bis 1941 war der Anteil fein verteil- nerungsetage. Von dort gelangte das ter Kupferminerale in den Blei-Zink- Kupfererz durch einen hohen schmalen erzen gestiegen. Die Flotationsanlage Erzbunker (Erzrolle mit 2 x 5 m Quer- lieferte, nachdem sie auch die kupfer-

147 reicheren Erze mit verarbeiten musste, worden. Dieses Zwischenprodukt wur- Bleikonzentrate mit einer Kupferkon- de in eine zweite Flotationsmaschine zentration von über 2%. Das bereitete gegeben, die ein Bleikonzentrat und der Hütte in Oker Probleme, zumal in ein Kupferkonzentrat herstellte (s. Abb. Oker das Hüttenverfahren umgestellt 10.3.a). werden sollte. Streng genommen handelte es sich Deshalb sind viele Versuche unter- nicht um ein regelrechtes Kupferkon- nommen worden, den Kupfergehalt zentrat, sondern um ein Blei-Kupfer- im Bleikonzentrat zu verringern. Sie Mischkonzentrat. Es erreichte nur führten zu dem Ergebnis, dass es am Kupfergehalte von 5 bis 6% und vorteilhaftesten wäre, zusätzlich zu den hätte sich nicht an andere Kupfer- bis dahin bereits üblichen Blei-, Zink- hütten verkaufen lassen. Dafür hätte und Pyritkonzentraten ein kupferrei- es mindestens 20% Kupfer enthalten ches Bleikonzentrat herzustellen. /KLS müssen. Aber die Hütte in Oker war 1984/, /KRA 1948/ darauf eingestellt, diese gering ange- reicherten Konzentrate zu verarbei- Dafür ist die Schaltung der Flotati- ten. Der Kupfergehalt des Konzent- onsmaschinen völlig umgestellt wor- rats entsprach dem der Melierterze, den. In der Bleistufe sind in einer die bis dahin der Blei-Kupferhütte in ersten Flotationsmaschine sowohl die Oker geliefert wurden. Aus Sicht der Kupfer- als auch die Bleiminerale Aufbereiter war allerdings neu, dass gemeinsam aufschwimmen gelassen dieses Konzentrat aus dem Gemisch

Abb. 10.3.a: Stark vereinfachter Stammbaum ab 1941, hier neu: Kupferkonzentrat

148 aller nunmehr gemeinsam geförder- noch das reguläre Bleikonzentrat, aller- ten Erze durch Flotation extrahiert dings mit etwas erhöhtem Kupferanteil worden war und nicht durch eine (s. Tab. 10). selektive Erzgewinnung im Gruben- betrieb. Nach dem Krieg sind wieder Opti- mierungsversuche begonnen worden. Bis 1943 wurde der Erztrübe Bichro- Beispielsweise ist 1946 bis 1948 auf mat zugesetzt, um ein kupferreiches Wunsch der Hütten ein hoch ange- Konzentrat aufschwimmen zu lassen. reichertes Bleikonzentrat abgetrennt Dieses Verfahren erwies sich aber als (60%) worden. /KLS 1984/ unvorteilhaft, weil viel Zink mit auf- schwamm. Statt des Bichromats wurde 1948 war vorerst das Ende der Her- deshalb mit Cyanid als Reagenz gear- stellung kupferreichen Bleikonzentra- beitet. Es drückte die Kupferminera- ts gekommen. Es wurde eingeschätzt, le. Die Abgänge dieser Flotationsstufe dass die Trennung in kupferreiches bildeten nun das kupferreiche Blei- und kupferarmes Bleikonzentrat keinen konzentrat, das an die Hütte in Oker Vorteil gegenüber der Herstellung eines gegeben wurde. einzigen Bleikonzentrats mit Kupfer- konzentrationen von 2 bis 3% bringt. / Im Verlaufe des Kriegs kam es zu BAR 1988/ deutlich spürbaren Engpässen bei der Versorgung mit Reagenzien. Dazu Trotzdem wurde weiter an der Opti- kam, dass die neu eingeführte Herstel- mierung der Blei-Kupferstufe gearbei- lung eines kupferreichen Bleikonzent- tet. Dazu gehörte vor allem die 1956 rats für die Hütten nicht den erhofften auch hier eingeführte Nachmahlung wirtschaftlichen Erfolg brachte. Sie (s. Abb. 10.3.b) und 1958 (analog zur wurde deshalb 1944 wieder eingestellt. Zinkstufe) Ausrüstung der Blei-Kup- Die Blei-Kupfer-Hütte Oker erhielt nur ferstufe mit zwölf Großraumzellen.

Abb. 10.3.b: Nachmahlung in der Blei-Kupferstufe 1956, Prinzipskizze

149 10.4 Modernisierungen der eben der Veränderung der Maschinen- Flotationsmaschinen und neue anordnung wurden auch Verbesserungen Maschinenanordnungen 1948 an den Maschinen vorgenommen. Bei- bis 1981 spielsweise wurden ab 1954 nach und nach alle Flotationszellen auf gummier- In den Jahren bis 1948 waren die te Rührer umgerüstet, die eine deutlich aus hölzernen Trögen bestehenden MS- höhere Laufzeit hatten als Rührwerke, Zellen zum Teil erneuerungsbedürftig deren Oberfläche ungeschützt war. geworden. Es zeichnete sich ab, dass das Ende der möglichen Nutzungsdauer 1955 wurde das Schaltschema der erreicht war. Nach und nach wurden Zinkflotation noch einmal geändert: sie durch Maschinen der Bauart Den- ver-Unit-Cell (kurz Denver-Zellen) der • Keine Nachklassierung des Vorkon- Denver Equipment Company ersetzt. zentrats mehr. Diese Maschinen waren in den USA • Stattdessen eine zweite Nachreini- bereits in den frühen 1940er Jahren weit gung. verbreitet und hatten sich dort bewährt • Dabei Herstellung eines „Zinkkon- (vgl. Abb. 5.5.d und e). /NEL 2012/ zentrats 1“. • Das Mittelprodukt wurde nun auch Als erste wurde 1950 die MS-Flota- nachgemahlen und nachflotiert. tionsmaschine Pb III durch eine 12-zel- • Dabei fiel ein „Zinkkonzentrat 2“ lige Maschine vom Typ Fahrenwald- an. Denver ersetzt. • Ersatz der Rechenklassierer durch Zyklone. 1951 folgte der Ersatz weiterer MS- Flotationsmaschinen. Eingebaut wur- 1956 wurden zwei neue Maschinen den zwei Denver-Maschinen (6 Zellen für die Zink-Pyritstufe zusätzlich in à 1 m³ und 16 Zellen à 1,4 m³) und eine Betrieb genommen und Versuche mit Wedag-Maschine (18 Zellen à 1,2 m³). einer 3 m³-Großraumflotationszelle erfolgreich abgeschlossen. Nach und 1952 ist einer MS-Maschine der nach sind drei solcher Maschinen als Zinkflotation durch eine 18-zellige Ersatz im Blei-, Zink- und Schwerspat- Krupp-Maschine ersetzt worden. kreislauf aufgestellt worden. Sie hatten jeweils 12 Zellen pro Maschine. 1953 erfolgte eine Erweiterung der Pyritflotation durch Aufstellung einer 1957 wurde die Zinkstufe auf nur zweiten 16-zelligen Maschine. noch zwei Systeme umgestellt, jeweils mit Maschinen mit zwölf 3 m³-Zellen. Ab 1954 wurden die Flotations- Gleichzeitig wurden die letzten MS- zellen, die durch die Umstellung der Zellen ersetzt durch 24 Zellen à 3 m³. Zinkmittelprodukt- und das Pyritstufe frei geworden waren, zusätzlich in den 1958 wurde die gesamte Flotation Reinigungsstufen. von drei auf zwei Systemen umgestellt

150 Abb. 10.4.: Stark vereinfachter Stammbaum 1959 und 1962 die separate Verarbeitung des etik neu gestaltet. Gleichzeitig wurde Zink-Pyritmittelprodukts aufgegeben die Pyritmaschine II komplett ausge- (s. Abb. 10.4). Dadurch konnten 1963 wechselt. die Bleistufe und die Zinkstufe auf vier Reinigungsstufen erweitert werden. 1975 wurde die Zinkmaschine I überholt und eine weitere 3 m³-Zelle Die kontinuierlich anfallenden für Reinigung der Zinkmaschine I in Reparatur- und Erneuerungsarbeiten Betrieb genommen. 1976 erfolgte die erforderten jährliche planmäßige Still- Umgestaltung der Bleiflotation auf nur standszeiten. Sie wurden ab 1965 durch noch ein System. Zusätzlich wurde die Einführung einer dreiwöchigen eine weitere 3 m³-Zelle für Reinigung Betriebsruhe auf einen feststehenden der Bleimaschine I in Betrieb genom- alljährlichen Termin konzentriert und men. damit besser planbar. 1978 wurden die Flotationsmaschi- 1969 wurde eine 3 m³-Zelle für die nen Pb IIa, Zn IIa, und Zinkreinigung Reinigung des Zinkkonzentrats II auf- ausgewechselt. 1979 kam zusätzlich gestellt worden. 1970 wurden zwei eine 3 m³ Zelle für Reinigung der Isotopenmessgeräte für Trübemessung Bleikonzentrate I und II dazu. 1980 in der Blei- und Zinkstufe in Betrieb folgte die Auswechselung der Flota- genommen. Sie befanden sich an einer tionsmaschine Pb III und 1981 der der zentralen Stahlträger-Pfeiler in der Flotationsmaschine Pb I. Damit war Flotationsebene. das Auswechselprogramm beendet. /KLS 1984/ 1974 wurde die Zinkflotation ent- sprechend der neuen Erkenntnisse aus In den letzten sieben Jahren bis zur der Berechnungen der Flotationskin- Betriebsschließung ist die Herstel-

151 lung von Blei- und Zinkkonzentrat im für die anschließende Schwerspatflo- Wesentlichen unverändert weiter gelau- tation. Wäre der Pyrit nicht vor der fen. Die Verbesserung der Sortenrein- Schwerspatflotation heraus genom- heit war zwar weiter betrieben worden, men worden, dann wäre er mit aufge- wurde aber im Falle des Zinkkonzent- schwommen und hätte die Qualität des rats betriebswirtschaftlich unnötig. Das Schwerspatkonzentrats beeinträchtigt. lag daran, dass die Lieferungen an Der anfallende Pyrit ist zusammen mit die Zinkhütte Harlingerode eingestellt den Abgängen der Schwerspatflotation geworden waren. Bis dahin wurde ver- in den Schlammteich gepumpt worden sucht, die Bleigehalte im Zinkkonzen- (vgl. Abb. 10.4). trat möglichst niedrig zu halten. Der neue Abnehmer, die Berzelius-Hütte in Für wenige Jahre ist dann aber doch Duisburg, benutze das Imperial-Smel- noch einmal Pyrit für den Verkauf ting-Verfahren, bei dem beide Metalle hergestellt worden. Die Firma VEB gewonnen werden konnten. Der Bleige- Mansfeld hatte Interesse daran bekun- halt wurde nun nicht mehr wie zuvor als det und war daraufhin 1968 bis 1973 Verunreinigung und Grund für Abzüge beliefert worden. Später stellte sich vom Preis betrachtet, sondern sogar heraus, dass nicht der Pyrit im Mittel- vergütet. In der Rammelsberger Flo- punkt des Interesses gestanden hatte, tationsanlage brauchte deshalb nicht sondern die anderen noch zu ungefähr mehr so streng auf einen geringen Blei- 6% enthaltenen Metalle. Es war aber gehalt geachtet werden. Es war sogar auch dem Mansfelder Betrieb nicht erwünscht, das Metallausbringen auf möglich, einen Nutzen daraus zu zie- Kosten der Reinheit zu erhöhen. hen. Die Lieferungen wurden darauf- hin wieder eingestellt. Sie hatten auch 10.5 Herstellung von Pyrit- dem Erzbergwerk Rammelsberg keinen konzentrat 1936 bis 1959 und finanziellen Nutzen gebracht. Dafür 1968 bis 1973 waren die gezahlten Preise zu niedrig. Aber die Kapazität der Absetzteiche Von Beginn des Flotationsbetriebs an ist dadurch nicht so stark in Anspruch war ein Pyritkonzentrat hergestellt und genommen worden. an die Hütten geliefert worden. Gesprä- che zwischen Mitarbeitern des Berg- Von 1973 bis zum Betriebsende ist werks, der Aufbereitung und der Hüt- das Pyritvorkonzentrat allerdings wie- ten hatten 1959 ergeben, dass die vom der mit den Flotationsabgängen in das Rammelsberg bezogenen Pyritkonzen- Absetzbecken gepumpt worden. /KLS trate nicht verarbeitet, sondern bereits 1984/ seit Jahren verhaldet worden waren. Daraufhin wurde Ende März 1959 die 10.6 Herstellung von Kupfer- Herstellung von Pyritkonzentrat einge- konzentrat 1961 bis 1988 stellt. Herausflotiert werden musste der Pyrit aber trotzdem, denn das war die Eberhard Klössel, der 1956 von der verfahrenstechnische Voraussetzung LURGI in der Aufbereitungsanlage in

152 Abb. 10.6.a: Stark vereinfachter Stammbaum ab 1961, hier neu: Herstellung eines Kupferkonzentrats

Bad Grund eingesetzt worden war, ist Verfahren aber für den großtechnischen 1957 zum Rammelsberg gekommen Einsatz als zu unvorteilhaft empfun- und hat hier unter anderem die Versu- den und deshalb stattdessen Natrium- che zur Herstellung von Kupferkon- bichromat verwendet. Klössels Inno- zentrat wieder aufgenommen. Dabei ist vation war, Schwefeldioxyd direkt in es ihm gelungen, ein Kupferkonzentrat die Trübe zu geben. Das Gas mischte mit ungefähr 20% Kupfergehalt her- sich ohne Komplikationen in der Trü- zustellen. (Zum Vergleich: Internatio- be und ließ sich gut dosieren. Dabei nal verkaufsfähig wären damals schon bildete sich Schweflige Säure, deren Konzentrate von 18% gewesen.) Wirkung der der Schwefelsäure ähnlich war. Anfängliche Bedenken hinsicht- 1960 hat Klössel die Flotationsanlage lich einer möglichen gesundheitlichen so modifiziert, dass mit ihr Kupferkon- Gefährdung der Belegschaft zerschlu- zentrat großtechnisch hergestellt wer- gen sich innerhalb kurzer Zeit. den konnte (s. Abb. 10.6.a). Dabei hat er das SO2-Verfahren verwendet (Bil- Ab 1961 wurden die Abgänge der dung von Schwefliger Säure durch Ein- Kupferflotation der Bleiflotation zuge- leiten von SO2 in die Trübe) und damit schlagen und gleichzeitig die Bleiflota- vor der Bleiflotation ein Kupferprodukt tion durch eine dritte Reinigungsstufe ausgeschwommen. Es ist anschließend erweitert (s. Abb. 10.6.b). Ab 1969 ist in eine Reinigungsstufe gegeben wor- zur Verbesserung des Kupfergehalts den. Erreicht wurde dadurch ein Kup- zusätzlich Bichromat verwendet wor- fergehalt von ungefähr 20%. den. 1972 konnte der Kupfergehalt des Konzentrats durch weitere Verfah- Kraume war zwar auch schon rensoptimierungen auf 21% gesteigert bekannt gewesen, dass sich Schwef- werden. 1978 war die Auswechselung lige Säure als Reagenz einsetzen ließ. der Kupferlotationszellen abgeschlos- Er hatte damit experimentiert, dieses sen. Die Anlage lief in dieser Aus-

153 Abb. 10.6.b: Vereinfachter Stammbaum ab 1972, Abb. aufgeteilt 10.6.b: in Vereinfachter Zinkstufe Kupfer-Bleistufe, und Pyrit-Schwerspatstufe

154 Abb. 10.7.a: Schnitt durch die 1943 gebaute provisorische Schwerspatanlage von Süden gesehen /BAC 1935/ baustufe bis zum Betriebsende. /KLS wurde dafür eine zusätzliche Flotati- 1984/ onsstufe eingerichtet (s. Abb. 10.7.a bis d). 10.7 Herstellung von Schwerspatkonzentrat 1939 Der Bau geschah vorerst nur behelfs- bis 1988 mäßig, weitgehend mit betriebseigenen Kräften und unter Nutzung betriebs- Bis 1939 bestanden die Flotations- eigener Reserven. Die Anlage befand abgänge zu ungefähr einem Drittel aus sich am südlichen Ende der Filtereta- Schwerspat. Das hatte Emil Kraume ge (s. Abb. prov. Schwerspatanlage, bewogen, großmaßstäbliche Versuche Schnittdarstellung und Stammbaum). zur Herstellung eines Schwerspatkon- Dort wurde eine selbst gebaute 16-zel- zentrats zu unternehmen. /KLS 1984/ lige Maschine aufgestellt, ein Eindi- cker und ein Trockner. Das hergestellte Die Nachfrage nach Schwerspat war Konzentrat enthielt 95% Schwerspat. zwar in den frühen 1940er Jahren nicht sehr groß, aber mit dem Verkauf von Die Schwerspatflotation entwickelte Schwerspat bestand die Chance, die sich zwar gut, der Schwerspatverkauf sehr begrenzte Kapazität der Absetz- dagegen nicht. Kriegsbedingt fehlten teiche zu schonen. Kraume hatte schon Waggons für den Versand. Deshalb 1930 in Versuchen mit der Schwerspat- wurde der hergestellte Schwerspat am flotation nachgewiesen, dass er sich Ufer des Schlammteichs aufgehaldet. relativ unkompliziert aus den Ram- Im November 1944 wollten die Unter- melsberger Erzen flotieren lässt. 1943 harzer Berg- und Hüttenwerke von der

155 Abb. 10.7.b: Schnitt durch die 1943 gebaute provisorische Schwerspatanlage von der Werkstraße gesehen /BAC 1935/

Stadt ein Gelände im Gelmketal zur Lagerung von Schwerspat einschließ- lich des Platzes für die Anlage eines Absturzgleises und eines kleinen Filter- hauses kaufen. Im Januar 1945 erklärten sie, dass der Damm vom Absetzteich bereits jetzt erhöht werden müsse, was unter den herrschenden Kriegsbedin- gungen nicht möglich wäre. Deshalb müsse den Abgängen der Schwerspat entzogen und wegen Absatzproblemen am Rande des Absetzteiches aufgehal- det werden. Ende 1945 befanden sich dort schon über 800 t Schwerspat. Das Abkippgleis war gebaut und das Holz- fachwerk für das geplante Filtergebäu- de fertig gestellt. /BAC 2983/

1945 wurde die Schwerspatanlage Abb. 10.7.c: Riss der 1943 erbauten weiter ausgebaut und zusätzlich ein Schwerspatflotationsgebäude, Trockner 6,5 m-Holzeindicker angeschafft. /KLS in der U-Bahnhof-Ebene /BAC 1935/ 1984/

156 Abb. 10.7.d: Riss der 1943 gebauten provisorischen Schwerspatanlage, Eindickere- bene /BAC 1935/

Nach dem Krieg ist die Schwer- Investitionsmittel zur Verfügung. Das spatproduktion vorerst nicht wieder war erst nach der Währungsreform aufgenommen worden. Die Herstel- der Fall. 1948 erfolgte der Abriss der lung von Blei-Kupferkonzentrat, Zink- provisorischen Schwerspatanlage und konzentrat und Pyritkonzentrat konnte Ende 1948 stattdessen der Bau eines dagegen fast ohne Unterbrechung wei- massiven Gebäudes. Darin wurde tergeführt werden. Die provisorische unter anderem ein Trockner (Bauart Schwerspatanlage sollte von Grund Büttner) eingebaut. 1949 ist der Bau auf neu und mit deutlich größerer Leis- Schwerspatanlage durch Einbau eines tungsfähigkeit gebaut werden. Vorerst Filters (Bauart Dorr) abgeschlossen standen dafür nicht die notwendigen worden.

157 1953 stockte der Schwerspatverkauf. 1961 wurde die letzte MS-Maschi- Die Trocknung musste eingestellt wer- ne durch 16-zellige Krupp-Maschi- den. Die Käufer, im Wesentlichen Tief- ne ersetzt. Sie war bis dahin in der bohrunternehmen, die den Schwerspat Schwerspatflotation eingesetzt gewe- als Bohrspülung benutzen, gaben an, sen. 1969 kam dort eine weitere Flo- dass durch den Schwerspat die Bohr- tationsmaschine hinzu. Sie hatte zwölf spülung aufschäumt. Offensichtlich Zellen à 3 m³ und ist in einem eigens waren noch zu viele Flotationsreagen- dafür südlich von der Flotationsebene zien enthalten. Versuche ergaben, dass errichteten Anbau untergebracht wor- das Konzentrat auf über 800°C erhitzt den (vgl. Kap. 9.7., s. Abb. 10.7.f). werden musste, um diese Reagenzien auszutreiben. Das ließ sich am Ram- melsberg nicht realisieren. Deshalb wurde das Konzentrat zur Hütte nach Oker gebracht und dort in einem Dreh- rohrofen entsprechend nachbearbeitet.

In der Zeit bis 1959 hatte sich gezeigt, dass die Schwerspatanlage einschließ- lich ihres Gebäudes nicht mehr den Anforderungen entsprach. Das alte Abb. 10.7.f: Südlicher Erweiterungsbau Gebäude wurde abgerissen und mit auf dem Höhenniveau der Flotations- größeren Abmessungen am gleichen ebene, 1969 erbaut für die neue Schwer- Ort neu gebaut (s. Abb. 10.7.e). Die spatflotationsmaschine /BAC 1958/ Schwerspatanlage ist dabei neu gestal- tet worden, insbesondere durch den Bau einer neuen, zusätzlichen Flotati- Insgesamt arbeiteten nun 46 Zellen onsmaschine (Zellen mit einem Volu- mit 83 m³ in der Schwerspatflotion. men von jeweils 3 m³) und eines Ein- 1972 sind im Schwerspatflotationsge- dickers mit 12 m Durchmesser. Ende bäude noch einmal weitere 3 m³-Zellen 1959 wurde die Schwerspatanlage in für die Schwerspatflotation aufgestellt Betrieb genommen. worden. /KLS 1984/

Abb. 10.7.e: 1959 erbautes Schwerspatflotationshalle /BAC 1958/

158 Seit 1977 wurde die Nachfrage nach Im Erzbergwerk Grund hatte sich das Schwerspat größer. Deshalb ist 1977 gut bewährt. Dort wurde aber mit dem bis 1979 der Abbau des bis dahin nicht Sink-Schwimmverfahren ein völlig abgebauten Lagerstättenteils Grau- anderes Aufbereitungsverfahren einge- erzkörper begonnen worden, der vor setzt, bei dem ein deutlich gröberer allem Schwerspat enthielt. Anfangs Bergesand anfiel. erfolgte die Grauerzaufbereitung in einem gesonderten Verfahrensgang. Am Rammelsberg ist mit Hilfe eines Später (wann?) wurden täglich 30 bis zwei Meter breiten Rechen-Klassierers, 60 t dem Lagererz beigemischt und im der bis dahin zusammen mit der Mühle regulären Betrieb der Rammelsberger V eingesetzt wurde, die Kornfraktion Aufbereitung mit verarbeitet. /BAR >0,075 mm aus den Flotationsabgän- 1988/ gen separiert worden. Der hergestellte Bergesand hatten maximale Korngrö- 1979 erfolgte die Erneuerung der ßen zwischen 0,1 und 0,2 mm. Flotationsmaschinen BaSO4 III und MP I (Mittelprodukt Zink-Stufe). /KLS Obwohl der Bergesand mit einem 1984/ Innenfilter entwässert wurde (s. Abb. 10.3.a und c), bereitete er in der Gru- 1987 hatten die Metall- und Schwer- be große Probleme. Das bestehende spatpreise so stark nachgelassen, dass Rolllochsystem war für Schotter und der Grauerzabbau ab Februar einge- rolliges Material ausgelegt und nicht stellt werden musste. Die Schwer- für feinen Bergesand. Beim Trans- spataufbereitung lief jedoch bis zur port nach untertage wurden Förder- Betriebsstillegung der gesamten wagen eingesetzt. Durch die dabei Anlage weiter und verarbeitete den auftretenden Vibrationen entstand an im Lager- und Banderz enthaltenen der Oberfläche eine Wasserschicht. Schwerspat. /BAR 1988/ Der Feststoffanteil verdichtete sich zu einer klebrig-festen Schicht. Beim 10.8 Abtrennung von Abkippen der Wagen schwappte das Bergesand von 1942 bis 1959 Wasser in die Bergerolllöcher. Der Bodensatz blieb im Förderwagen kle- Eine andere Alternative für die ben. Unterbringung von Flotationsabgängen war, die gröbere Kornfraktionen (Ber- Versuche mit Papierbahnen, die gesand) zurück in die Grube zu bringen vor dem Befüllen in die Förderwagen und dort als Versatz in die ausgeerzten gelegt wurden und die ein Ankleben Hohlräume zu füllen. Damit sollte die verhindern sollten, verliefen ungünstig. Standsicherheit der Grubenhohlräume Beim Abkippen fiel nach dem ersten verbessert, der Aufwand für ander- Wasserschwall der Feststoff mit zu weitig zu beschaffende Versatzmassen großer Wucht in das Rollloch. Beson- gespart und gleichzeitig die Kapazität ders bei leer gezogenen Rolllöchern der Absetzteiche geschont werden. bereitete das große Probleme.

159 Diese Kornfraktion machte aber der vorzerkleinert worden war. Dafür ungefähr 30% der anfallenden Flota- wurden nun die Brecher verwendet, tionsabgänge aus, so dass allein aus die bis dahin die Kupfererze zerkleinert diesem Grund an der Bergesandher- hatten. Der Weg des Schiefers verlief stellung festgehalten wurde. Beispiels- wie zuvor der der Kupfererze durch das weise sind 1943 11.000 t Bergesand Rolloch zum U-Bahnhof, von dort aber in die Grube gekommen. Trotzdem nach untertage. stand 1949 im Absetzbecken nur noch Stauraum für zwei Jahre zur Verfü- 1951 ist eine untertägige Bergebrech- gung. Deswegen wurde die Verwertung anlage in Betrieb gegangen und damit von Bergesand als Versatzmaterial ver- die Brecherkapazität in der Aufberei- stärkt. 1954 wurde der Rechenklassie- tungsanlage wieder für die Erzzerklei- rer durch einen Zyklon ersetzt. /KRA nerung frei geworden. Genutzt wurde 1954a/ sie ab 1953 für die Banderzzerkleine- rung. Die anhaltenden Probleme führten aber dazu, dass diese Nachnutzung der 10.10 Erzvorzerkleinerung für Flotatationsabgänge 1959 beendet wur- die Aufbereitungsanlage de. /BAR 1988/, /KLS 1984/ Bollrich 1953 bis 1987

10.9 Herstellung von Die Vorzerkleinerung der Bander- Blasschiefer 1941 bis 1951 ze erfolgte nicht am Bollrich sondern in der Anlage Rammelsberg mit der 1941 wurde in der Neuen Aufberei- Brecherkapazität, die bis 1951 für die tungsanlage die gesonderte Klaubung Blasschieferzerkleinerung und davor der Kupfererze eingestellt. Damit stand für die Kupfererzzerkleinerung benutzt auch das Vor- und Mittelzerkleine- worden waren. Die maximale Kan- rungssystem (ein Backenbrecher und tenlänge des Brechguts betrug <15 ein Esch-Walzenbrecher) für anderwei- mm. Alle drei Zerkleinerungssysteme tige Nutzungen zur Verfügung. konnten nun nach ein paar Umbaumaß- nahmen je nach Bedarf mit Lagererz Gleichzeitig wurde untertage das oder Banderz beschickt werden. Das Blasversatzverfahren zum Ausfüllen zerkleinerte Banderz gelangte durch und Stabilisieren ausgeerzter Abbau- das Rollloch zum U-Bahnhof und wur- hohlräume eingeführt. Genutzt wurde de von dort durch den Gelenbeeker der Schiefer, der untertage aus berg- Stollen zum Bollrich transportiert. bautechnischen Gründen mit anfiel und /KRA 1955/ übertage in einem gesonderten Stein- bruch (Tagebau Schiefermühle) eigens Hinsichtlich der Feinzerkleinerung für die Versatzschiefergewinnung abge- war aus dem Fehler der Neuen Auf- baut wurde. Die Blasmaschinen, die den bereitung am Rammelsberg gelernt Schiefer in die Abbauhohlräume blasen worden. Die Anlage stand auf einem sollten, benötigten allerdings Schiefer, durchgehenden Höhenniveau und es

160 gab nur noch ein System statt mehre- Alle Flotationsmaschinen bestanden rer kleinerer. Der Personalbedarf war aus Fahrenwald-Denver-Zellen. Die deshalb nur halb so groß wie bei der Konzentrateindickung erfolgte mit Aufbereitungsanlage am Rammels- 6 m-Eindickern und die Filterung/Ent- berg. Das kam daher, weil einerseits wässerung auf den gleichen Vakuum- die Vor- und Mittelzerkleinerung am trommelfiltern wie am Rammelsberg. Rammelsberg für beide Anlagen lief Verladen wurden die Konzentrate aus und andererseits, weil dort die Hang- Bunkern mit einem Greiferkran in Nor- lage zulasten der Übersichtlichkeit und malspurwagen (s. Abb. 10.10). räumlichen Konzentration ging. 11 Ende des Aufbereitungs­ Für die Mahlung gab es am Bollrich betriebs und Übergabe an eine Stabmühle (Durchmesser 1,8 m, unser Museum Länge 2,5 m, 10,5 t Stabfüllung, 80 mm Stabdurchmesser) kombiniert mit In den 1960er Jahren hatte sich abge- einem Rechenklassierer. Sie hatte das zeichnet, dass die Erzförderung spä- Erz von 15 auf 1 mm zu mahlen. Eine testens Ende der 1980er Jahre einge- Kugelmühle (Durchmesser 2,2 m, Län- stellt werden musste. Einerseits wurde ge 3,2 m, 15 t Kugelfüllung, 40 mm berechnet, wie groß die noch vorhande- Kugeldurchmesser) mit Schüsselklas- nen Erzreserven waren beziehungswei- sierer diente der weiteren Mahlung se wie lange sie bei einem bestimmten auf <0,04 mm (galt für 50-55% des jährlichen Fördervolumen und einer Mahlgutes). Eine Spiralpumpe hob bestimmten durch den Grubenbetrieb die Trübe zur Flotation. Die Flotation einzuhaltenden Roherzqualität reichen erfolgte in den gleichen Stufen wie am würden. Andererseits waren sowohl bei Rammelsberg: den Weltmarktpreisen als auch bei der Entwicklung der Herstellungskosten • Blei-Kupfer-Flotation (ab 1974), Tendenzen vorherzusehen. Aus beiden • Zink-Flotation und Betrachtungen resultierte eine Betriebs- • Pyrit-Flotation (bis 1959). schließung für das Jahr 1988. 1987 war der Termin auf Ende Juni 1988 festlegt worden. Am 29. Juni 1988 ist die Auf- bereitung Rammelsberg leer gefahren worden. /KLS 1984/

Einer der Grundsätze der Betriebs- führung des Rammelsbergs war, den Betrieb streng nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten auszurichten. Davon abweichende zusätzliche finanzielle Belastungen wären nicht im Sinne der Abb. 10.10: Umladung von Schmalspur Aktionäre der PREUSSAG AG gewe- auf Normalspur Bollrich /BAR 1988/ sen und hätten die Betriebsdauer ver-

161 kürzt. Die Werkleitung hatte deshalb Einer der Ersten, die den Denkmal- den Umfang der Reparatur-, Werter- wert richtig eingeschätzt und in einer haltungs- und Modernisierungsmaß- Veröffentlichung nachdrücklich betont nahmen in den letzten Betriebsjahren haben, war Rainer Slotta, Direktor des immer weiter zurück genommen und Deutschen Bergbaumuseums Bochum. die baulichen Erhaltungsmaßnahmen /SLO 1975/ so bemessen, dass der Betrieb sicher bis 1988 geführt werden kann, aber Die Museumsvorgeschichte hatte nicht langfristig darüber hinaus. Das aber schon viel früher begonnen. Spä- bewirkte, dass die Gebäude, Anlagen testens seit der Zeit Goethes haben und Maschinen 1988 planmäßig einen sich immer wieder Besuchergruppen hohen Verschleißgrad erreicht hatten. die Betriebsanlagen angesehen. Anfang des 19. Jahrhunderts musste bereits ein Weiter reichende Arbeiten, zum eigenes Zimmer für Besucherschutz- Beispiel zur Erhaltung der Erzauf- kleidung und ein eigener betrieblicher bereitungsanlage als Denkmal und Rechnungsposten für die Abrechnung die Nachnutzung als Museum lagen von Besucherführungen eingerichtet für die PREUSSAG außerhalb der werden. Möglichkeiten. Maßnahmen zur Imagepflege, beispielsweise durch Bereits in den frühen 1920er Jahren die Einrichtung eines firmeneigenen gab es in einem Geschäft auf der Nord- Bergbaumuseums oder die dauerhafte seite des Goslarer Marktplatzes eine aktive Unterstützung eines durch die Ausstellung, die sich Rammelsberger öffentliche Hand getragenen Berg- Bergbaumuseum nannte. Sie hatte baumuseums konnte nicht in Betracht allerdings nicht lange Bestand. Das gezogen werden. Stadtmuseum Goslar hatte dagegen ein sogenanntes „Rammelsbergzim- Es lässt sich heute nicht mehr fest- mer“ eingerichtet, in dem sowohl eine stellen, wer der eigentliche Initiator geologisch-mineralogische Sammlung des Rammelsberger Bergbaumuseums gezeigt wurde als auch eine Ausstel- gewesen war und wem die Erhaltung lung zur Geschichte des Goslarer Berg- der Tagesanlagen und besonders der baus. Aufbereitungsanlage zu verdanken ist. Im Laufe der Zeit waren viele beteiligt Die Initiative, den gesamten Gebäu- – ein Zeichen dafür, dass der Wille zur dekomplex der Rammelsberger Tages- Denkmalerhaltung und zur musealen anlagen zu erhalten, geht auf Albert Präsentation in Goslar und darüber Sudhoff zurück. Er hatte 1981 mit hinaus fest verwurzelt ist. Und der dem ehemaligen Leiter des Bergamts Erfolg hat den Initiatoren schließlich Goslar Bergdirektor a. D. Ernst Mehl, Recht gegeben, dass ihre Ideen trotz dem ehemaligen Rammelsberger anfänglicher Schwierigkeiten und zu Abteilungssteiger Hans Westphal und überwindender gegenteiliger Meinun- Kameraden des Goslarer Knappenver- gen richtig waren und sind. eins begonnen, aktiv für den Erhalt

162 der gesamten Tagesanlagen des Ram- Juni 1988 entschied die Ratsversamm- melsbergs und für ein zu gründendes lung, ein Rammelsberger Bergbaumus- Rammelsberger Bergbaumuseum zu eum zu gründen – eine Entscheidung, werben. Besonders engagierte Unter- für die den damaligen Ratsmitgliedern stützung kam von Anfang an von der großer Dank gebührt. Redakteurin der Goslarschen Zeitung Dr. Ursulla Müller. Auf Initiative Sud- Nun wurde zum Teil recht kontrovers hoffs ist am 27. Januar 1985 schließlich über eine sogenannte Kleine und eine unser Verein gegründet worden, damals sogenannte Große Lösung diskutiert. noch ausschließlich mit dem Ziel, ein Die Kleine hätte nur ein Museumsbe- Rammelsberger Bergbaumuseum ins trieb im Röderstollen und einige weni- Leben zu rufen. ge Besuchergebäude im Bereich der Waschkaue und des südlichen Pfört- Diskutiert wurden verschiedene nergebäudes umfasst. Namentlich die Modelle einer Museumsträgerschaft. Erzaufbereitung sollte nicht mit über- Von Seiten der Bundesregierung konn- nommen werden. te keine dauerhafte Unterstützung kom- men, denn die Kulturpolitik ist in der Die Große Lösung sah vor, das Bundesrepublik Ländersache. Ledig- gesamte Erzbergwerk Rammelsberg lich zeitweise konnten aus Bundes- einschließlich der Erzaufbereitung Denkmalförderprogrammen Zuwen- als Museum zu nutzen, was schließ- dungen erfolgen, über die aber von Fall lich auch realisiert worden ist. Für die zu Fall entschieden werden musste. Erhaltung der Erzaufbereitung hatte Das Land Niedersachsen war nicht im Wesentlichen gesprochen, dass der bereit, ein Rammelsberger Bergbau- Denkmalkomplex sonst um sein Zen- museum als Landesmuseum zu grün- trum beraubt gewesen wäre und dass den. Es stellte aber eine Unterstützung sich dadurch die Möglichkeit ergab, in Aussicht, wenn sich die Stadt Goslar doch noch mit der PREUSSAG Ver- fest engagieren würde. handlungen über eine Unterstützung aufnehmen zu können. Sollte ein Museum entstehen, dann blieb also nur die Möglichkeit eines Die PREUSSAG hätte gemäß Bun- kommunalen Museums oder eines desberggesetz nach Betriebsschluss den eigenständigen Museums mit kräftiger Ausgangszustand der Tagesoberfläche Unterstützung durch die Stadt Goslar. wieder herstellen müssen, wenn kein Unser Verein hatte in dieser Phase über vom Bergamt akzeptierter Nachnutzer 4.000 Unterschriften für eine Muse- gefunden worden wäre. Das hätte den umsgründung gesammelt und damit Abriss aller Gebäude und Rekultivie- das eindeutige Votum der Bevölkerung rungsmaßnahmen erfordert und damit gezeigt. Das hatte den Rat der Stadt einen großen finanziellen Aufwand. davon überzeugt, dass in der Bevölke- Einen entsprechenden Abrissantrag hat- rung Goslars eine breite Zustimmung te die PREUSSAG bereits beim Berg- für eine Museumsgründung besteht. Im amt gestellt. Die vorgesehene Übernah-

163 me durch unser Museum ermöglichte übergeben. Die Aufbereitungsgebäude dagegen, ohne Abriss auszukommen und Anlagen westlich der Werkstraße und damit in erheblichem Umfang werden noch heute von der PREUS- Kosten einzusparen. Außerdem ließ SAG-Nachfolgerin BGG (Bergbau sich auf diese Art das drohende Prob- Goslar GmbH) genutzt und erst dem- lem der Altlastensanierung umgehen. nächst in die volle Verfügungsgewalt Es begannen Gespräche zwischen der unseres Museums übergeben. PREUSSAG und der Stadt Goslar, die eine Übergabe an unsere 1989 gegrün- 11.1 Teildemontage dete Rammelsberger Bergbaumuseum GmbH, deren Hauptgesellschafter die Am 4. Dezember 1992 wurde zwi- Stadt ist, vorbereiteten. schen der PREUSSAG und Stadt Goslar ein Übergabevertrag für die Vereinbart wurde eine schrittweise Gebäude der Aufbereitung, der Ener- Übergabe aller unter- und übertägigen giezentrale, des Kesselhauses und der Anlagen und Gebäude. In einem ersten Schmiede ausgehandelt. Er sah unter Schritt gestattete die PREUSSAG 1990 anderem vor, dass die PREUSSAG dem Museum die Nutzung von Teilen Leistungen übernimmt und damit unser des Röderstollens, der Waschkaue und Museum entlastet . Dazu gehörte vor des Pförtnergebäudes am südlichen allem der Abriss-, Entsorgungs- und Ende der Werkstraße. 1992 kamen wei- Wiederaufbauarbeiten: tere Gebäude hinzu, allerdings mit dem Vorbehalt der bedarfsweisen Weiternut- • Abriss der nach Angaben des Bau- zung durch die PREUSSAG bis zum gutachters nicht mehr zu erhaltenden Ende der Betriebsschließungsmaßnah- Reagenzienbühne, einschließlich men. Dazu gehörten die Aufbereitung, der darauf stehenden Behälter und das Kesselhaus und die Schmiede. Bis Maschinen, 1995 blieben alle Bereiche der Aufbe- • Abriss und die Entsorgung der höl- reitung für Museumsbesucher gesperrt. zernen Laufstege zwischen den Flo- Bautechnische Sicherungs- und Sanie- tationsmaschinen und rungsprojekte konnten aber bereits • Abriss von Teilen der Flotationsma- beginnen. Bis 1997 waren allerdings schinen. noch die obere Etage einschließlich Wagenumlauf, der Hängebank des Letztere Maßnahme sollte den Erhal- Rammelsbergschachtes und Förderma- tungsaufwand für den großen Maschi- schinenhaus, die Pumpen-, Eindicker- nenpark, besonders für die vielen Flota- und Filterebene und der U-Bahnhof tionsmaschinen verringern und gleich- gesperrt. zeitig auf der Flotationsebene Raum für Besuchergruppen schaffen (s. Abb. Diese Bereiche konnten erst 1997 11.1.a). Die Museumsleitung wurde einbezogen werden. Gleichzeitig wur- nicht in die Verhandlungen involviert. den die Schlosserei, die Holzwerkstatt, Ihr Wunsch nach möglichst vollstän- das Holzlager und der Holzlagerplatz diger Erhaltung der Maschinen blieb

164 unberücksichtigt. Später wurden Frag- mente der demontierten und bereits ausgebauten Flotationszellen geborgen und wieder eingebaut.

Die Schwerspat-Flotationsmaschinen aus dem südlichen Anbau der Flotati- onsebene und aus der Schwerspatflo- tationshalle (heute Raum für Sonder- ausstellungen) sind von der PREUS- SAG komplett ausgebaut worden. Die Schwerspatmaschine I (16 Zellen), die Mittelprodukt-Maschine I (Zellen 1 bis 8) und die Traversen und Rührer der Schwerspatvorflotationsmaschine

Abb. 11.1.a: Flotationsmaschine, zum Teil demontiert, Foto Thomas Liebisch 2012

Abb. 11.1.b: Fundamente der ehemaligen Kugelmühlen VI und VII, im Bild Astrid Dützer, Foto 2012

165 hat die Deutsche Barytindustrie in Bad PREUSSAG an unser Museum gewe- Lauterberg übernommen. Die Hälfte sen war. der Schwerspatmaschine II ist nach Bad Grund und die andere Hälfte zum Bauliche Änderungen und Hinzu- Bollrich gebracht worden. Die Kugel- fügungen sollen demzufolge, soweit mühle VI ging an die Firma Heubach sie überhaupt notwendig sind, mög- Harzer Zinkoxyde in Langelsheim und lichst ohne Eingriffe in die Denkmal- die Kugelmühle VII an das Ingenieur- substanz und ohne Beeinträchtigung büro Kelp (s. Abb. 11.1.b). des Gesamteindrucks vorgenommen werden. Durch geschickte innovative 11.2 Denkmalpflege- und Anordnung und Formgebung sollen Museumskonzept sie dem Besucher nicht auffallen. Ein Beispiel dafür ist die Anpassung der IDer Denkmalwert der Rammelsber- bestehenden Geländer an die heute ger Tagesanlagen war in den 1980er für öffentliche Gebäude vorgeschrie- Jahren unbestritten, nicht jedoch, wel- benen Normen. Insbesondere mussten cher Denkmalstatus vorzusehen ist. die Abstände zwischen Handlauf und Reinhard Roseneck, der damals Lan- Knielauf verkleinert werden. Dafür deskonservator im Institut für Denk- sind dünne Stahlseile eingezogen wor- malpflege Braunschweig und damit den und an Geländerecken dünne gebo- zuständig für Goslar war, hat gleich- gene Edelstahlrohre (s. Abb. 11.2.a). lautend mit Slotta den überregiona- len Denkmalwert bestätigt und ging sogar darüber hinaus, indem er einen Antrag auf Aufnahme in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes formulier- te. Diesem Antrag folgte die UNESCO 1992. Darin hatte Roseneck eine denk- malpflegerische Zielstellung erarbeitet, die noch heute von unserem Museum vertreten wird. Ein Museumskonzept folgte 1995 vom Verfasser, der damals Geschäftsführer unseres Museums Abb. 11.2.a: Geländerdetail im Trep- war. Er folgte weitgehend dem Ansatz penhaus zwischen Mittelzerkleinerungs- von Roseneck, wonach in innovativ- und Mühlengebäude, Foto 2012 exemplarischer Weise die Geschichts- vermittlung an dem Ort erfolgen soll, Hinweise und Erläuterungen für die an dem sie auch stattgefunden hat. Besucher sollen nur zurückhaltend Ein weiterer grundlegender Ansatz war gegeben werden und nur an den Stellen, die weitgehende Erhaltung der Anla- an denen sie unbedingt notwendig sind. gen und Maschinen in dem Zustand, Das betrifft zum Beispiel die Flucht- wie er zur Zeit der Betriebsschließung wegbeschilderung. Jegliche zusätzli- beziehungsweise Übergabe von der chen Installationen müssen in einem

166 Abb. 11.2.b: Ausstellung über die Mineralogie und Geologie. Pumpenebene Aufberei- tungsanlage, Foto 2012 einheitlichen Stil gestaltet sein. Das gilt sind neu eingebaute Toiletten, Ausstel- sowohl für den gesamten über- als auch lungsvitrinen in der Pumpenebene und untertägigen Museumsbereich. Rollstuhlfahrerrampen im Bereich der Eindicker. In Fällen, in denen Änderungen und zusätzliche Einbauten nicht unsicht- Abweichend von der authentischen bar gemacht werden können, wird Erhaltung kann an wenigen ausge- deren Gestaltung so gewählt, dass dem suchten Stellen Ausstellungstechnik Besucher der Unterschied zwischen installiert werden, jedoch nur dort, Originaldenkmalsubstanz und hinzu- wo das Verständnis der Besucher für gefügten Bauelementen deutlich wird den Betriebsablauf und die früheren (Zwei-Schichten-Konzept). Dabei wird Arbeitsbedingungen sonst nicht mög- trotzdem eine zurückhaltende Gestal- lich wäre. Das ist besonders der Fall, tung gewählt, gedeckte Farben (vor- wenn die Maschinen nicht mehr in nehmlich matt-anthrazit) und typische Bewegung vorgeführt und wenn kein Baumaterialarten. Dazu gehören bei- Erz, keine schäumende Erztrübe und spielsweise Winkelprofilstahl, Lichtgit- kein Erzkonzentrat gezeigt werden kön- terroste, Stahlrohre und Profilbleche. nen. Dort soll den Besuchern anhand von Ausstellungstechnik zur Vermitt- Ein Beispiel für eine Hinzufügung lung eines besseren Eindrucks geholfen ist der Besucherweg im Wagenumlauf. werden. Dafür werden zum Beispiel Er sorgt für den sicheren Aufenthalt Monitore und Lautsprecher verwen- während der Betriebsvorführung fah- det, die Filmsequenzen aus der Zeit render Förderwagen. Andere Beispiele des ehemaligen Betriebs zeigen. Der

167 äußere Stil der Ausstellungstechnik soll außerordentlich große Aufwand, den allerdings wiederum sehr zurückhal- das Architekturbüro dafür betrieben tend und der Umgebung angepasst sein hat, die hohe Qualität der Dokumenta- (s. Abb. 11.2.b). tion und die hervorragenden gestalteri- schen Arbeiten. Regelrechte museale Ausstellungen werden nur in Räumen gezeigt, in In Zusammenarbeit mit AFB Kleine- denen keine originale Denkmalsub- berg hat ein vom Museum beauftragter stanz mehr erhalten ist und deshalb Baugutachter den Zustand der Wände, der originale Eindruck nicht zerstört Decken, Träger, Fachwerke und Dach- werden kann, zum Beispiel in der konstruktionen eingehend untersucht Schwerspatflotationshalle, die nun für und die notwendigen Sicherungs- und Sonderausstellungen genutzt wird und Sanierungsprojekte geplant. Neben einer in der Pumpenebene, in der heute eine ganzen Reihe von Maßnahmen waren die Dauerausstellung über die Mineralogie aufwendigsten die Sanierung die Fun- und Geologie des Rammelsbergs unter- damente und Außenwände im Bereich gebracht ist. unterhalb des Wagenumlaufs, die Aus- wechselung von Teilen der Dachkons- 11.3 Denkmalpflegerische truktionen und der Ersatz der baufällig Sicherung, Sanierung und gewordenen Reagenzienbühne. Umnutzung durch unser Museum Die Dächer mussten neu gedeckt, Dachöffnungen geschlossen und eini- Bereits seit 1989 hat das Architek- ge der Schaumbetonplatten gewechselt turbüro AFB Kleineberg im Auftrage werden. Die Fenster waren zum großen unseres Museums den baulichen Erhal- Teil zu ersetzen. Die hölzerne Fas- tungszustand der Museumsgebäude, sadenverkleidung war dagegen noch insbesondere auch der Aufbereitungs- weitgehend in Ordnung, musste aber gebäude erfasst und ihre Sicherung, gestrichen werden. Alle Türen und Tore Sanierung und Umnutzung geplant. mussten denkmalgerecht erneuert wer- Zuerst sind die Baulichkeiten und ihr den. Sie waren nicht nur verschlissen, Zustand dokumentiert worden. Das sondern entsprachen auch nicht mehr war zu Betriebszeiten nicht in dem den Sicherheitsanforderungen. Alle Maße erforderlich gewesen, wie für Treppen, Geländer und Podeste sind eine dauerhafte Erhaltung als Denk- soweit instand gesetzt und komplettiert mal und für eine besuchergerechte worden, dass sie den Vorschriften für Umnutzung. Die vielen im Laufe der öffentliche Gebäude mit Besucherbe- Betriebsjahre erfolgten Umbauten und trieb entsprechen und trotzdem nicht baulichen Veränderungen mussten in den ursprünglichen optischen Eindruck eine einheitliche zeichnerische Doku- beeinträchtigen. mentation aufgenommen werden, mit der die zu beauftragenden Fachfirmen Die demontierten Holzlaufroste der arbeiten können. Zu betonen ist der Flotationsebene sind originalgetreu

168 nachgebaut und die ursprünglich vor- zulässig. Die Wasserleitung entlang handenen Öffnungen geschlossen wor- der Rammelsberger Straße musste vom den. Anstelle der demontierten Flotati- Stadtgebiet Goslars bis hinauf zum onszellen sind in denkmalverträglicher Bergwerk erneuert werden, weil sie und didaktischer Form Maschinentei- nicht groß genug dimensioniert war. le wieder montiert worden, so dass Zusätzlich ist an der Rammelsberger Besucherführungen erleichtert und die Straße unmittelbar unter den Werksan- Anschaulichkeit verbessert werden lagen eine Wasserzwischenpumpstati- (vgl. Kap. 9.7.). on gebaut worden. Die Sanitäranlagen mussten erweitert und größtenteils neu Ebenfalls unter Leitung von AFB gebaut werden. Kleineberg hat ein Elektroingenieurbü- ro den Zustand der elektrischen Anla- 11.4 Museale gen eingehend untersucht. Die Trans- Umnutzungsprojekte formatoren waren für eine wesentlich größere Leistung ausgelegt, als für den Neben den technisch und sicher- Museumsbetrieb notwendig. Ihr Weiter- heitlich notwendigen Projekten war betrieb wäre viel teurer gewesen als der eine Anpassung an die Bedürfnisse des Bau einer neuen Anlage. Dabei musste Besucherbetriebs vorzunehmen. Das beachtet werden, dass sowohl die berg- Aufbereitungsgebäude ist in das Besu- bautypische Spannung von 500 V für cherleitsystem des Museums eingebun- die Vorführung von originalen Maschi- den worden. nen als auch die für neu zu installie- rende Elektroanlagen vorgeschriebenen Das Umnutzungskonzept unseres 380/230 V zur Verfügung stehen muss- Museums sieht vor, den gesamten ten. Daneben musste die Beleuchtung Gebäudekomplex der Erzaufberei- aller Räume und die Fluchtwegbe- tungsanlage in den Besucherbereich leuchtung unter Berücksichtigung der zu integrieren. Die Eigenart der Anla- Vorschriften für öffentliche Gebäude ge und besonders ihre nicht immer und den hohen denkmalpflegerischen selbst erklärende Wirkung und ihre Ansprüchen entsprechend erneuert wer- potentiellen Gefahren haben die Muse- den. Jegliche Schalt- und Sicherungs- umsleitung aber dazu bewogen, den anlagen mussten auf Besucherbetrieb Besuchern immer fachkundige Führer umgerüstet werden, möglichst ohne zur Seite zu stellen. Die Führer können Beeinträchtigung der Denkmalsubstanz Teile der Anlage in Bewegung set- und ihres Erscheinungsbilds. zen, zum Beispiel den Wagenumlauf und eine Flotationszelle sowie auf den Ein anders Ingenieurbüro hat sich mit Monitoren Filmsequenzen zeigen, zum der Umstellung der Wasserversorgung Beispiel an den Backenbrechern, an befasst, denn die originale betriebliche den Sieben und in der Flotationsebene. Wassergewinnungsanlage im Kinder- Bis auf den U-Bahnhof können die taler Suchort war für ein öffentliches Besucher heute die gesamte Aufberei- Gebäude mit Besucherbetrieb nicht tung besichtigen.

169 Anfangs konnten die Besucher nur anspruchsvoll macht. Die Wiederinbe- den Bereich von der Werkstraße bis zur triebnahme ist für 2014 geplant. Der Mühlenbühne sehen. Auf der Reagen- größte Teil der Pumpenbühne und der zienbühne wurde ab 2000 eine Son- südliche Teil der Eindickerebene (ehe- derausstellung zur Baugeschichte der malige Schwerspateindicker) wurden Anlage gezeigt. Zu dieser Zeit war auch für den freien Besucherzugang herge- die Seilfahrt (Personenbeförderungsan- richtet. Dort können sich die Besucher lage) im Rammelsbergschacht von der die mineralogisch-geologische Dau- Tagesförderstrecke (Höhenniveau der eraustellung ansehen und die Installati- Werkstraße beziehungsweise der Besu- on "Black Smoker" zum Thema Lager- chergrubenbahn) bis zur Hängebank/ stättenbildung. Der Zugang wurde für Wagenumlauf für Besucher umgerüstet Besucher angepasst ujnd ist auch für worden. Dieses Führungsangebot haben Rollstuhlfahrer geeignet. die Besucher jedoch kaum genutzt. Der Aufwand für den Betrieb war unver- Im selben Gebäudeteil wurden hältnismäßig hoch. Die Anlage ist des- eine Reihe von Eindickern begehbar halb nicht mehr in Betrieb. gemacht. Dort werden regelmäßig Son- derausstellungen gezeigt. Die ehema- Zukünftig wird der Schrägaufzug lige Schwerspatflotationshalle wurde die Aufgabe übernehmen, die Besu- ebenfalls als Raum für Sonderausstel- cher in die obere Aufbereitungsetage lungen umgebaut. Gezeigte Sonder- zu bringen (vgl. Kap. 9.1.). Seine ausstellungen wurden zum Beispiel die Betriebsgenehmigung war schon in Ausstellungen: den letzten Betriebsjahren (bis 1995 im Rahmen der Betriebsschließung • Künstlerinitiative Goslar - Welterbe- gemäß Abschlussbetriebsplan) vom tag 2009 (Eindicker), damals zuständigen Bergamt nur noch • Architektur auf Zeit - 6. Mai bis 5. befristet erteilt worden. Bis dahin galt September 2010 (Eindicker), sie nur noch für den Lastentransport • Kulturlandschaft Harz - 17. Juni bis und nur unter besonderen Bedingun- 3. Oktober 2010 (Schwerspatraum), gen. Danach wurde diese Genehmi- • Hommage an den Harzer Bergbau gung nicht mehr verlängert, zumal der - 7. Oktober 2010 bis 27. Februar Gebäudekomplex aus der Berg(amts) 2011 (Eindicker), aufsicht entlassen wurde. Heute gel- • Auf breiten Schultern. 750 Jahre ten für die Wiederinbetriebnahme des Knappschaft – 5. Mai bis 6. Novem- Schrägaufzugs die gleichen Zulas- ber 2011 (Eindicker und Schwer­ sungsbedingungen wie für jede öffent- spat­raum, s. Abb. 11.5), liche Personenbeförderungsanlage • Harzer Bahnhöfe – 24. November und damit viel strengere Vorschriften 2011 bis 26. Februar 2012 (Schwer- als zuvor. Gleichzeitig soll durch die spatraum) und dementsprechenden Anpassungen der • Hard Work – 26. April bis 28. Okto- Denkmalcharakter nicht beeinträch- ber 2012 (Eindicker und Schwer­ tigt werden, was dieses Projekt sehr spatraum).­

170 geschützte Blei-Zinkerzflotationen gibt es außer am Rammelsberg nur noch in Bad Grund und Freiberg. In bei- den Fällen ist jedoch kein öffentlicher Besucherbereich eingerichtet worden (s. Abb. 8.1.b und 12.a).

In vielen Ländern der Welt können Bergbauunternehmen die Aufberei- tungsanlagen sich selbst überlassen, sobald sie diese nicht mehr benötigen. Abb. 11.5: Ausstellungsvorbereitungen Dadurch sind dort viele nicht mehr zur Sonderausstellung „Auf breiten betriebene Flotationsanlagen erhalten Schultern“, Foto aus der Sammlung geblieben, allerdings in der Regel als unseres Museums Ruinen. Berühmt sind die US-ameri- kanischen Geisterstädte in den Rocky 12 Vergleich zu anderen Mountains, in denen es noch viele alte als Denkmal oder Museum Stollen und Aufbereitungsruinen gibt. genutzten In anderen Ländern gibt es ähnliche Erzflotationsanlagen Altbergbaukomplexe, die aber nicht so bekannt geworden sind (s. Abb. 12.b). Die deutsche Gesetzgebung fordert von den Bergbauunternehmen, dass alle Betriebsgebäude und -anlagen nach deren Nutzungsende abgerissen werden und der Ausgangszustand der Tagesoberfläche wieder hergestellt wird, sobald kein Nachnutzer gefunden wird. Dadurch sind fast alle Flotati- onsanlagen verschwunden. Denkmal-

Abb. 12.b.1: Mazzaron, Murcia, Spani- en, Foto von Christian Brüning 2008

Nur selten gibt es Nachnutzer und nur wenige Anlagen sind in den Rang eines Denkmals erhoben worden. Eher noch als Flotationsanlagen werden Erzwä- schen und Pochwerke zu Denkmalen. Sie sind gewöhnlich wesentlich älter. Abb. 12.a: Flotationsanlage Beihilfe Dementsprechend ist die Akzeptanz als Halsbrücke, Foto Volkmar Scholz historisch wertvolles Gebäude eher zu

171 Abb. 12.b.2: Brassey, Sardinien, Foto /flickrhivemind.net/

Abb. 12.b.3: Iglesias, Sardinien, Innen- Abb. 12.b.5: Rio Tinto, Spanien, Foto ansicht (Außenansicht s. Abb. 5.5.3.q), von Christian Brüning 2008 Foto www.weiteferne2.de/sard08

Abb. 12.b.4: La Union, Murcia, Spani- Abb. 12.b.6: Liberty Mine, USA, Foto en, Foto von Christian Brüning 2008 /www.mindat.org-119642/

172 Abb. 12.b.9: Hercules, USA, Foto /MIN 2012/

erreichen, als bei Flotationsanlagen, die gewöhnlich als zu jung betrachtet wer- den, um schon einen historischen Wert zu haben. Sie sind auch viel kleiner als Flotationsanlagen. Ihr Erhaltungs- Abb. 12.b.7: Eureka & Excelsior, USA, aufwand ist deshalb überschaubarer Foto /MIN 2012/ und einfacher zu finanzieren. Nachnut- zungen führen gewöhnlich dazu, dass die gesamte maschinelle Ausstattung

Abb. 12.b.8: Creede, USA, Foto /MIN 2012/

173 Abb. 12.b.10: Kennecott, USA, Foto aus photovolcaniva.com

Abb. 12.b.11: Raibl, Südtirol, Außenan- sicht, Foto 2012 verschrottet wird und außer der erhalte- nen originalen Bausubstanz kaum noch etwas an die ursprüngliche Funktion erinnert (s. Abb. 12.a und 12.c).

Sehr klein ist die Zahl der Bunt- und Abb. 12.b.12: Raibl, Südtirol, Innenan- Edelmetall-Erzaufbereitungsanlagen, sicht, Foto 2012 aus denen begehbare Denkmale bezie- hungsweise Museen geworden sind. Es nis des Verfassers um eine Anlage in handelt sich nach derzeitiger Kennt- Kanada, zwei in den USA, eine in

174 Italien, eine in Österreich und um den Rammelsberg. Die am ehesten mit der Rammelsberger Anlage vergleichbare museal genutzte Anlage ist die in Bri- tannia Beach in Kanada. Es handelt sich zwar um eine reine Kupfererzflo- tationsanlage. Sie ist aber von ähnlicher Größe und Bauform sowie ebenfalls von Museumsbesuchern zu besichti- gen. Anfang der 1990er Jahre musste Abb. 12.c: Elk Run, Telluride, Colo- der Besucherbetrieb wegen Einsturzge- rado, USA, Foto aus www.luxist. fahr geschlossen werden. Mittlerweile com/2008/01/29/elk-run-mining-com ist die Bauwerkssanierung erfolgreich abgeschlossen und der Besucherbetrieb wieder aufgenommen worden (s. Abb. 12.d und e).

Abb. 12.d: Erzaufbereitungsanlagen Britannia Beach/Kanada 1992, Foto aus www.planetware.com Abb. 12.f: Erzaufbereitungsanlagen Argo/USA um 1950, Foto aus www. route40.net

Abb. 12.e: Erzaufbereitungsanlagen Britannia Beach/Kanada heute, aus Abb. 12.g: Erzaufbereitungsanlagen www.familysdaysout.com Argo/USA heute, Foto Richard Hicks

175 verton/USA ist eine Blei-, Zink- und Kupfererzflotation gewesen, mit der auch Silber und Gold gewonnen wurde. Sie ist im Jahre 2000 als Denkmal von nationaler Bedeutung eingestuft wor- den, allerdings noch nicht zum Muse- um beziehungsweise Besucherbetrieb ausgebaut worden (s. Abb. 12.h).

Mit der Anlage in Schneeberg/Süd- Abb. 12.h:Erzaufbereitungsanlagen tirol wurden wie am Rammelsberg vor Shennandoah-Dives Mill/USA, Foto aus allem Blei-Zink-Erz flotiert. Sie ist wikimedia.org jedoch wesentlich kleiner. Hier ist seit ungefähr zwanzig Jahren ein regulärer Bei der Anlage Argo/USA handelt Besucherbetrieb eingerichtet worden. es sich um eine ehemalige Golderzauf- Allerdings sind erhebliche Eingriffe in bereitung, die von Museumsbesuchern die Bausubstanz erfolgt, besonders um besichtigt werden kann (s. Abb. 12.f in das Gebäude einen neuen, ursprüng- und g). lich nicht vorhandenen Schrägaufzug zu bauen, mit dem Gehbehinderte in Die Anlage Shennandoah-Dives Mill die einzelnen Etagen gelangen können (oder auch Mayflower Mill) in Sil- (s. Abb. 12.i).

Abb. 12.i: Erzaufbereitungsanlagen Schneeberg/Südtirol, Foto aus cestami.eu

176 Abb. 12.j: Erzaufbereitungsanlage Bleiberg/Kärnten, Innenansicht, im Bild Jens Pfeifer, Foto 2012

Die Aufbereitungsanlage in Blei- Zustand erfolgt, sondern nach didak- berg/Österreich, mit der ebenfalls tischen Gesichtspunkten. Sowohl von Blei-Zinkerz-Erze flotiert wurden, ist dem Gebäudekomplex als auch von nach ihrer Betriebsschließung mit dem den Maschinen ist nur ein Teil übrig Ziel erhalten geblieben, Teil der Besu- geblieben. Die Maschinen haben eine cherbereichs vom Bergbaumuseum zu kontrastreich gewählte farbige Gestal- werden. Die Sicherung und Umnut- tung erhalten. Ein Besucherbetrieb ist zung ist abweichend vom Rammels- jedoch nicht zustande gekommen (s. berger Konzept nicht in betriebsnahem Abb. 12.j).

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